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IV - CCA Monatsblatt

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Leute<br />

Weihnachtsgeld einforderte. Den zweiten Bloqueo erlebten wir dann in<br />

Peru kurz vor Cusco. Dort protestierte man gegen das neue peruanische<br />

Wassergesetz und die Privatisierung von Trinkwasser. Aus Bolivien<br />

kommend kam einem das irgendwie bekannt vor. Später habe ich dann<br />

aber auch in Bolivien Bekanntschaft mit Bloqueos machen müssen,<br />

die zum Ende unseres Aufenthalts erheblich zugenommen hatten.<br />

Als meine Schwester aus Deutschland zu Besuch war, hat sie gleich<br />

drei Straßenblockaden erlebt. Zwei davon in der Chiquitanía auf der<br />

Rückfahrt von den Barockfestspielen. Zuerst ließ man uns nach einer<br />

abenteuerlichen Fahrt durch das Mennonitengebiet nicht auf die Straße<br />

von Puerto Suarez nach Santa Cruz, weil man mit dem Bürgermeister des<br />

Dorfes nicht zufrieden war, und als wir dann endlich eine alternative Route<br />

gefunden hatten, war auch die Brücke nach Santa Cruz gesperrt wegen<br />

Protesten gegen die Regierungspolitik (ob die der Gobernación oder der<br />

Nationalregierung kann ich gar nicht mehr sagen). Wir mussten dann über<br />

die japanische Kolonie ausweichen und erreichten Santa Cruz schließlich<br />

spätnachts mit der Fähre. Das Flugzeug nach La Paz hatten wir allerdings<br />

verpasst. Den dritten Bloqueo gab es dann am nächsten Wochenende in<br />

El Alto bei einem Ausflug an den Titicaca-See. Einige Alteños meinten,<br />

die Stadtverwaltung habe zu wenig für die kommunale Infrastruktur getan.<br />

Nach drei Straßenblockaden in nur zwei Wochen hatte meine Schwester<br />

vor allem ein spanisches Wort gelernt: Bloqueo.<br />

Zurück in Deutschland dachten wir, so etwas kann dort nicht passieren.<br />

Aber falsch gedacht. Unser Sohn Diego war erst wenige Wochen wieder<br />

in der Schule, als plötzlich ein Streik im öffentlichen Nahverkehr alles<br />

lahmlegte und er nur über Umwege und verspätet zur Schule kam. Hier<br />

ging es um Gehaltserhöhungen im öffentlichen Dienst. Wenn man die<br />

immer größer werdenden Einkommensunterschiede in einer Stadt wie<br />

Frankfurt betrachtet, ist sicher gerechtfertigt, wenn die Straßenbahnfahrer<br />

auch etwas vom Kuchen der Finanzmetropole abbekommen wollen.<br />

Und dann Blockupy, auch das eine interessante, aus Bolivien kommend<br />

jedoch keine neue Erfahrung. Sind die Unterschiede zu Bolivien gar nicht<br />

so groß, gibt es sogar Parallelen? Die Occupy-Bewegung entstand in den<br />

USA und machte von sich reden, als sie die mächtige Wall Street besetzte<br />

und Banker und Börsianer ganz schön ins Schwitzen brachte. Die Proteste<br />

gegen die Auswüchse der Finanzspekulation und die größer werdende<br />

Kluft zwischen einem einfachen Arbeitnehmer und Investmentbankern<br />

mit Bonizahlungen in unmoralischer Höhe hatten auch Europa erfasst und<br />

Wohin mit dem Müll?<br />

108<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 4/2012

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