pedaliéro XXL 2018 Magazin für Geländeradsport
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IRAN Der Iran besteht größtenteils aus hohem Gebirge und<br />
trockenen, wüstenartigen Becken. Das muslimische Land<br />
grenzt im Norden an das Kaspische Meer und im Süden an<br />
den Persischen Golf. Teheran liegt auf 1.500 Metern über dem<br />
Meer. Der Iran hat etwa 81 Millionen Einwohner und ist rund<br />
sechsmal so groß wie Deutschland.<br />
VISUM Am besten im Vorfeld beim Konsulat beantragen<br />
oder direkt bei der Einreise.<br />
WÄHRUNG Iranischer Rial, Umrechnung: 100.000 Rial<br />
sind etwa 2,50 Euro. Am besten bei Einreise am Flughafen<br />
tauschen, dort gibt es den besten Wechselkurs <strong>für</strong> Euro oder<br />
Dollar. Wichtig: Das Geld <strong>für</strong> die Reise in bar mitbringen, aufgrund<br />
des Embargos kann man im Iran kein Cash beziehen,<br />
auch Kreditkarten funktionieren nicht.<br />
Zuerst ein Tee: Warten auf das<br />
Vorstellungs gespräch als Palastwache.<br />
Wir brechen auf zum Gipfel, die Hunde bleiben unsere Begleiter.<br />
Die letzten Meter müssen wir Bike-Bergsteigen. Hier oben sind<br />
keine Bäume mehr, es ist karg. Ein paar Hütten stehen am Fuße des<br />
Gipfels. Oben angekommen, pfeift uns der Wind um die Ohren.<br />
Eine Gipfelhütte bietet uns Schutz – und eine spektakuläre Aussicht<br />
auf den 5.600 Meter hohen Damãwand. Er ist der höchste Berg des<br />
Orients und schimmert schneeweiß in der Mittagshitze. Wir freuen<br />
uns auf die Abfahrt. Etwas Trialtechnik verlangt das erste Stück mit<br />
verblockten Steinpassagen und ein paar Spitzkehren, danach wird<br />
es flowig und schnell auf alten Schafspfaden. Immer wieder tauchen<br />
Optionen zum Überholen auf. Andrew macht aus seiner Vergangenheit<br />
als erfolgreicher Downhill-Weltcupper kein Geheimnis und<br />
baut Sprünge ein, wo es nur geht. Für mich ist sein Hinterrad wie ein<br />
Videospiel, ich muss stets reagieren auf die plötzlich vor meinem<br />
Vorderrad erscheinenden Steinblöcke. Später im Wald wird es noch<br />
mal spannend, denn die dem Herbst zum Opfer gefallenen Blätter<br />
am Boden machen die Spurwahl schwierig, und stellenweise ist es<br />
unter der Laubschicht verdammt glitschig. Hassan hatte schon angekündigt:<br />
„Singletrack very beauty!” Und dabei nicht zu viel versprochen.<br />
Noch ewig können wir die Kurven im Wald genießen, die wir<br />
am Morgen hochschieben mussten.<br />
EINE GIPFELHÜTTE BIETET UNS<br />
SCHUTZ – UND EINE SPEKTAKULÄRE<br />
AUSSICHT AUF DEN 5.600 METER<br />
HOHEN DAMÃWAND.<br />
ANREISE Direktflüge ab Deutschland: z. B. ab Frankfurt<br />
nach Teheran, Reisedauer 4,5 Stunden, Preis um die 450 Euro.<br />
HAUPTSTADT Teheran, fast 9 Millionen Einwohner<br />
GEBIRGE Das Elburs-Gebirge zieht sich durch den nordwestlichen<br />
Landesteil und bildet die südliche Grenze des Kaspischen<br />
Meeres. Mit einer Länge von rund 600 Kilometern und<br />
einer Breite von 60 bis 130 Kilometern bietet es einige Gipfel,<br />
die über 4.000 Meter liegen. Der Damãwand (5.671 Meter) ist<br />
vulkanischen Ursprungs und der höchste Berg des Orients.<br />
UNSERE ROUTE Teheran – Dizin – Alimestan – Boshar –<br />
Kaschan – Qazvin – Teheran<br />
UNSER TEAM Hassan Sadoghi: Team-Manager des iranischen<br />
MTB-Teams, Guide, zukünftiger Bikeshop-Besitzer<br />
Martin Bissig: Fotograf und Filmer aus der Schweiz Andrew<br />
Neethling: Ex-Downhill-Worldcup-Pro aus Südafrika, Shop-<br />
Besitzer und Trailchaser Holger Meyer: Autor aus Garmisch (D),<br />
Fahrtechnik-Coach, Guide und Trailchaser<br />
Abends kommen wir am Kaspischen Meer an. Am Strand treffen<br />
wir auf Hassans Bike-Freunde. Als Nationalcoach scheint er das<br />
ganze Land wie seine Westentasche zu kennen – zumindest weiß er,<br />
wo die besten Trainingsreviere liegen. Am Lagerfeuer besprechen<br />
wir den Plan <strong>für</strong> den nächsten Tag. Da Alkohol im Iran strengstens<br />
verboten ist, trinken wir mal wieder Tee statt Bier.<br />
Der Begriff „Kaspisches Meer“ ist eigentlich ein Trugschluss;<br />
unabhängig davon müssen wir natürlich überprüfen, ob der größte<br />
Binnensee der Welt tatsächlich Salzgehalt hat: Gar nicht mal so kalt<br />
und in Anbetracht der Tatsache, dass die Duschsituation noch unklar<br />
ist, fühlt sich das ganz gut an. Wir lassen uns am Feuer trocknen.<br />
Don’t bogart that joint, my friend! Die<br />
Wasserpfeife, im Iran „Ghalyun“ genannt,<br />
ist fester Bestandteil der Kultur.<br />
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