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ثقافة yes– Kultur – Porno yes Porno<br />
ثقافة yes– Kultur – Porno yes Porno<br />
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Drehst du auch Mainstream-Pornos, oder nur<br />
Art oder Indie Pornos, kleinere Produktionen?<br />
P: Hauptsächlich Indie Pornos, aber ich finde die<br />
Unterscheidung unproduktiv, weil sie Pornografie<br />
aufzuteilen scheint in guten und schlechten<br />
Porno. Weil sie sagt: das ist jetzt besser, aber das<br />
da, das ist immer noch böse. Genau gegen dieses<br />
Stigma müssen wir ankämpfen.<br />
Die Dokumentation „Hot Girls Wanted“ kennst<br />
du wahrscheinlich, wahrscheinlich wirst du<br />
öfter auf sie hingewiesen. Sie erzählt die Geschichte<br />
von jungen Frauen, die in der Porno-Industrie<br />
anfangen, relativ optimitsisch, offen,<br />
neugierig. Nach einiger Zeit kommt dann die Ernüchterung,<br />
sie haben ihre Selbstbestimmtheit<br />
verloren, werden zu Dingen gedrängt, die sie<br />
nicht machen wollen. Wie reagierst du auf diese<br />
impliziten Anklagen an die Porno-Industrie?<br />
P: Natürlich ist das ein Thema, über das geredet<br />
werden muss, versteh mich nicht falsch. Aber<br />
ausbeuterische Strukturen gibt es in jeder Industrie.<br />
Ich finde nicht, das die Porno-Branche da<br />
schlimmer ist als andere. Schau dir die Modeindustrie<br />
an. Auch sie ist sexistisch, frauenfeindlich,<br />
gewaltvoll. Guck dir Hollywood an: genormte Körper,<br />
harte Standards. Da ist es schon erstaunlich,<br />
wenn eine Bridget Jones ein bisschen Bauchfett<br />
Pornografie gibt es seit der Vor-Antike. Mindestens. Der Gedanke, dass Porno feministisch, selbstermächtigend<br />
und politisch sein kann, ist allerdings noch relativ neu. Paulita Pappel (30) ist Pornodarstellerin,<br />
Filmemacherin und Sexpositivity-Aufklärerin. Sie erklärt, warum es beim Sex vor der<br />
Kamera um mehr geht als um Lust – und warum es sehr befreiend sein kann, mit einem ganzen<br />
Kinosaal von Menschen einen Porno zu gucken.<br />
Paulita<br />
Pappel<br />
INTERVIEW ANGIE VOLK<br />
FOTO ROBERT WILDE, GRAFIK KOLJA MARTENS<br />
Wir haben ungefähr das gleiche <strong>Al</strong>ter, dementsprechend<br />
vermutlich ungefähr anfänglich die<br />
gleiche Porno-Vergangenheit. Pornos waren früher<br />
für mich: Privatfernsehen nach Mitternacht,<br />
toupierte Haare und pralle Brüste. Später verwackelte<br />
Clips aus dem Internet, mit dem Modem<br />
runtergeladen. Und dann irgendwann gab<br />
es YouPorn, also die volle Porno-Überschwemmung.<br />
An welchem Punkt hast du gesagt: das interessiert<br />
mich, das finde ich spannend, das will<br />
ich auch machen?<br />
P: Ich bin erzogen worden als Feministin, allerdings<br />
als Zweite-Welle-Feministin. Dementsprechend<br />
habe ich lange gedacht: Pornografie und<br />
jede andere Form der Sexarbeit ist ein Werkzeug<br />
des Patriarchats, um Frauen auszubeuten. Ich<br />
dachte: Niemals im Leben würde eine Frau freiwillig<br />
ihren Körper verkaufen! Und trotzdem empfand<br />
ich gleichzeitig insgeheim eine krasse Faszination<br />
für Porngraphie – ohne überhaupt erstmal viele<br />
Pornos gesehen zu haben. Lange dachte ich, etwas<br />
stimmt nicht mit mir, hatte große Konflikte.<br />
Trotzdem konnte ich nicht von dem Thema lassen,<br />
habe mich informiert, was gibt es eigentlich<br />
alles? Was ich da gefunden habe, fand ich shady,<br />
diese Pornografie hat sich nicht sicher und richtig<br />
angefühlt. Bis ich nach Berlin gekommen bin und<br />
feministische Frauen gefunden habe, die selber<br />
Pornos machen. Für mich war das der erste Kontakt<br />
mit dem Dritte-Welle-Feminismus, sexpositiven<br />
Feminismus sozusagen. Das war eine echte<br />
Erleichterung, eine Befreiung! Die Erkenntnis:<br />
okay, nichts ist falsch mit mir. Man kann Feministin<br />
sein und Pornos machen. Pornos per se<br />
sind nichts Schlimmes. Die Idee, dass eine Frau<br />
Sexualität nur passiv erlebt, als Token für Liebe,<br />
für Beziehung, für Sicherheit oder sonst etwas<br />
hergibt, ist ja im Grunde genommen ein total<br />
patriarchischer Gedanke. Die Entscheidung<br />
hingegen, mich als Subjekt handelnd als Objekt<br />
vor die Kamera zu stellen, das ist für mich total<br />
Selbstermächtigung.<br />
Ab da hast du angefangen Pornos zu machen?<br />
P: Genau. Ich habe angefangen Pornos zu machen<br />
mit einer Gruppe von Leuten, die politisch<br />
100prozentig dahinter standen. Ich wollte andere<br />
Körper, andere Sexualitäten, anderes Begehren<br />
darstellen und anbieten, weil ich selber so lange<br />
danach suchen musste.<br />
Dann ist mir aufgefallen: Hey, man kann damit<br />
ja auch Geld verdienen! Was ja für eine Frau gar<br />
nicht so schlecht ist. <strong>Al</strong>so habe ich angefangen<br />
mit ethisch vertretbaren Firmen auch kommerziell<br />
zu arbeiten – mit Produktionsfirmen wie<br />
Abby Winters, Erika Lust. Dabei hatte ich immer<br />
das große Privileg, mir sehr genau aussuchen zu<br />
können, mit wem und wann und wie ich arbeite<br />
und war anfangs nicht finanziell davon abhängig.<br />
Das hat mir unglaublich viel Spaß gemacht.<br />
ist 30,<br />
Pornodarstellerin,<br />
Filmemacherin und<br />
Sexpositivity-Aufklärerin<br />
هي ممثلة أفالم إباحية وتبلغ<br />
من العمر الثالثين عاما<br />
<strong>Al</strong> <strong>Ard</strong> 01/18<br />
<strong>Al</strong> <strong>Ard</strong> 01/18