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Politik und Gesellschaft – Social error<br />
السياسة والمجتمع – error Social<br />
social<br />
ERROR<br />
Der Film „Her“ erzählt die Liebesgeschichte von Theodore und seinem Betriebssystem Samantha. Eine zarte,<br />
nur hintergründig dystopische Romanze, die eine Ahnung davon vermittelt, was zukünftig an Beziehungen<br />
zwischen Menschen und künstlicher Intelligenz möglich sein könnte.<br />
Etwas bodenständigere Arrangements gibt es bereits<br />
heute in Japan: Pflegeroboter. Sie teilen Tabletten<br />
aus, waschen Haare, heben Bettlägerige<br />
hoch, erleichtern die Kommunikation zwischen Ärzt*Innen<br />
und Patient*innen dort, wo es zu wenig Personal gibt.<br />
Für Abhilfe vor anfänglicher Technickscheu der Pflegebedürftigen<br />
sorgen animierte Gesichter. Der Pflegeroboter<br />
Hospi beispielsweise hat ein freundliches, blaues<br />
Monitorgesicht. Seine kleine Schwester Rimo überzeugt<br />
in Pastellrosa, mit langem Wimpern und strahlendem<br />
Lächeln. Beide sollen Lösung für die Verwebung zweier<br />
Probleme sein. Erstens: Unsere Gesellschaft wird immer<br />
älter. Zweitens: Es gibt nicht genug Personal, um<br />
die ganzen alten Leute zu versorgen. Schuld daran ist<br />
nicht etwa das drastisch verschobene Gefälle zwischen<br />
<strong>Al</strong>t und Jung, sondern vielmehr, dass die Arbeitsbedingungen<br />
im Pflegesektor so prekär sind, dass die Bereitschaft,<br />
in diesem Feld zu arbeiten, immer weiter sinkt.<br />
Verständlicherweise, beachtet man die schlechte Bezahlungen,<br />
die geringe gesellschaftliche Anerkennung.<br />
Der <strong>Al</strong>tenpflege geht es dabei ähnlich wie der Krankenpflege<br />
und auch Hebammen kämpfen für bessere Bezahlung<br />
und fairere Arbeitsbedingungen.<br />
Wie kommt es, dass uns die Bereiche der Gesellschaft<br />
nichts mehr wert zu sein scheinen, in denen Menschen<br />
hilfs-und pflegebedürftig sind? Ein Grund könnte die<br />
gesellschaftliche Verinnerlichung des neoliberalen<br />
Leistungsgedankens sein. Der Philosoph Byung-Chul<br />
Han erklärt ihn ganz einfach: Das marklogische Prinzip<br />
der Optimierung und Gewinnmaximierung betrifft<br />
nicht mehr nur die Wirtschaft, sondern hat längst alle<br />
Bereiche des sozialen Miteinanders erreicht. Wer in diesem<br />
Gefüge bestehen und anerkannt werden will, muss<br />
Leitung bringen. Das lässt sich erkennen an neuen Methoden,<br />
zwischenmenschliche Leistungen zu messen<br />
und sichtbar zu machen. Der Daumen auf Facebook, die<br />
Follower*innen auf Instagram, Plattformen die Fitnesserfolge<br />
feiern und Rankingsysteme auf Datingseiten.<br />
Ein System, das wenig Raum lässt, für die, die nicht<br />
mehr leisten können. Und denen, die sich um ebendiese<br />
kümmern, nur wenig Anerkennung schenkt.<br />
Dass nun Pflegeroboter da aushelfen sollen, wo zwar<br />
immer mehr Menschen gepflegt, aber immer weniger<br />
Menschen arbeiten wollen, halten die Macher*innen<br />
der Roboter für eine logische Konsequenz. Japanische<br />
Firmen wie Panasonic und Toyota erwarten den<br />
Pflegerobotik-Boom in den nächsten Jahrzehnten<br />
und treiben die Entwicklung kräftig voran.<br />
In Europa und Amerika gibt es noch Bedenken, was<br />
die neuen Pflegekräfte angeht. Eine noch stärkere<br />
Entwertung durch Automatisierung des Pflegesektors<br />
wird befürchtet. Auch der Gedanke, dass der Aspekt<br />
der zwischenmenschlichen Nähe innerhalb der<br />
Pflege immer weiter in den Hintergrund rücken könnte,<br />
macht den westlichen Teil der Welt skeptisch.<br />
<strong>Al</strong>les Unsinn, so die Macher*innen der Roboter. Ersetzen<br />
würde ein Pflegeroboter keine vollwertige,<br />
menschliche Arbeitskraft. Er würde ihr lediglich Arbeit<br />
abnehmen. Im Zentrum stünde auch weiterhin<br />
der Kontakt zwischen Patient*in und Pflegekraft.<br />
Ob das auch zukünftig noch der Fall sein wird und<br />
was es für eine Gesellschaft wirklich bedeutet, wenn<br />
die aus dem menschlichen Blickfeld verschwinden,<br />
die altern oder anderweitig Hilfe bedürfen, bleibt abzuwarten.<br />
Vielleicht ist der optimistischere Zukunftsblick<br />
die Freude auf die schönen Stunden im <strong>Al</strong>ter mit<br />
Hopsi oder je nach farblicher Vorliebe, mit Rimo.<br />
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