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Al Ard Magazin Ausgabe 7

Das Arabisch/Deutsche Kulturmagazin

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1.000<br />

Ruhollah Chomeini<br />

Abolhassan Banisadr<br />

Mohammad <strong>Al</strong>i Radschāʾi<br />

<strong>Al</strong>i Chāmene<br />

2.616<br />

709<br />

399<br />

624<br />

Akbar Hāschemī Rafsandschānī<br />

5.000<br />

661<br />

470<br />

115<br />

757<br />

<strong>Al</strong>i Chāmene<br />

>1.500<br />

775<br />

330<br />

139<br />

Mohammad Chātami<br />

47<br />

143<br />

165<br />

140<br />

110<br />

75<br />

139<br />

Mahmud Ahmadinedschad<br />

113<br />

159<br />

94<br />

108<br />

289<br />

177<br />

252<br />

346<br />

335<br />

369<br />

977<br />

120<br />

Hassan Rohani<br />

360<br />

314<br />

120<br />

47 Anzahl der vollstreckten Todesurteile<br />

Regierender Ajatollah<br />

Regierender Staatspräsident<br />

Amtsdauer<br />

22<br />

Politik und Gesellschaft – Iran gestern und morgen<br />

السياسة والمجتمع – إيران اليوم وغدا<br />

السياسة والمجتمع – إيران اليوم وغدا<br />

Politik und Gesellschaft – Iran gestern und morgen<br />

23<br />

I R A N<br />

morgen und gestern<br />

Der Iran steht seit der Revolution im Jahre 1979 und des daraus resultierten, indoktrinierten<br />

Gottesstaats in einem ständig währenden Konflikt/Kampf zwischen Freiheit und Aufrechterhaltung<br />

der eigenen Kultur. So sind die Iranern*Innen seit der Ausrufung der islamischen<br />

Republik Iran durch den Ajatollah Ruhollah Chomeini und der sukzessiven und gewaltsamen<br />

Ausschaltung aller anderen revolutionären Gruppen Opfer eines autoritären Systems,<br />

welches keine Meinungsfreiheit duldet und religiöse Minderheiten, Homosexuelle und politisch<br />

„Andersdenkende“ unterdrückt, verfolgt, bestraft und sogar hinrichtet. Ein Volk, welches<br />

aus der Repression einer konstitutionelle Monarchie entfliehen wollte, muss nun den<br />

Regeln einer Theokratie folgen, welche die Bedürfnisse des Individuums nicht akzeptiert<br />

und nur das Wort Gottes, die Scharia, als rechtmäßiges Gesetz akzeptiert.<br />

KOMMENTAR CHRISTIAN VORNHOLT<br />

GRAFIK CHRISTIAN VORNHOLT<br />

Die antiwestliche Linie des Landes hatte seither<br />

wirtschaftliche Sanktionen zur Folge, und spätestens<br />

die aggressive Außenpolitik mitsamt des<br />

Atomwaffenprogramms des Präsidenten Ahmadinedschad<br />

schädigte den Ruf des Irans nachhaltig.<br />

Der heutige Iran ist durch die antiwestliche Außenpolitik<br />

seit der islamischen Revolution im Jahre 1979 als<br />

Aggressor in den Köpfen der westlichen Gesellschaft<br />

verankert und hatte zudem wirtschaftliche Sanktionen<br />

zur Folge. Blickt man jedoch weiter zurück in der Geschichte,<br />

so sieht man ein jahrtausendealtes Kulturvolk<br />

mit starker persischer Ausrichtung.<br />

Im Jahre 550 v. Chr. wird von dem damaligen König<br />

Kyros II das erste persische Großreich ausgerufen.<br />

Dieses Reich hatte in seinen Hochzeiten eine immense<br />

Größe und ging von Libyen bis an den Indus und vom<br />

Nil bis nach Zentralasien. Dieses Reich wurde dann 333<br />

v.Chr. durch <strong>Al</strong>exander den Großen zerschlagen. Das<br />

darauf folgende Sassanidenreich versuchte vergeblich<br />

wieder zu alter Größe zu kommen und brach 636 n. Chr.<br />

zusammen. Der Iran wurde zum Kalifat, womit die vorislamische<br />

Zeit endete. Im 11. Jahrhundert begannen<br />

die Seldschuken mit der Wiederbelebung der persischen<br />

Kultur und Sprache. Das arabische Gebiet wurde<br />

immer stärker von Nomadenvölkern aus Zentralasien<br />

dominiert.<br />

Im Jahre 1501 krönte sich Esmail I. zum König und erschuf<br />

ein Reich, das in etwa dem Territorium des heutigen<br />

Iran entspricht. Der schiitische Islam wurde zur<br />

Staatsreligion.<br />

Agha Mohammad Khan gründete am Ende des 18.<br />

Jahrhunderts die Dynastie der Qadscharen, da die<br />

Macht im Iran lokal geteilt war. Die damals noch kleine<br />

Stadt Teheran wurde Hauptstadt. Gravierender Wendepunkt<br />

in der iranischen Geschichte, der das Land<br />

bis heute nachhaltig verändert, hat war (und ist) die<br />

Einmischung westlicher Länder, resp. europäischer<br />

Mächte. Nach dem Fund der ersten Ölvorkommen<br />

sicherten sich die Europäer*Innen Rohstoffrechte im<br />

Iran. Der resultierende westliche Einfluss unterdrückte<br />

die landeseigene Politik und führte zu inneren Konflikte<br />

sowie der iranischen Identitätskrise.<br />

Die von der iranischen Verfassung anerkannten Menschenrechte<br />

stimmen zwar rein formell mit denen<br />

westlicher Staaten überein, haben jedoch faktisch<br />

wenig mit der allgemeinen Auslegung ebendieser<br />

gemein. Das im Iran geltende Gesetz der Scharia legitimiert<br />

dabei im Namen Gottes Verstöße gegen die<br />

westliche Auffassung von Menschenrechten.<br />

Der Iran ist, gemessen an der Bevölkerungszahl, neben<br />

China Pakistan und Saudi-Arabien eines der Länder<br />

mit den meisten vollstreckten Hinrichtungen. Das<br />

Gros der Hinrichtungen erfolgt aufgrund von Drogendelikten,<br />

aber auch Mord, „politisches Vergehen”, Moralverstöße,<br />

Gotteslästerung und Prostitution können mit<br />

dem Tode bestraft werden. Auch Minderjährige können<br />

im Iran zum Tode verurteilt werden: Laut der Scharia<br />

sind Jungen ab dem 15. Lebensjahr und Mädchen sogar<br />

schon ab dem neunten Lebensjahr volljährig. Die<br />

häufigste Hinrichtungsart ist das Hängen, aber auch<br />

das Erschießen, Enthaupten und Steinigen ist laut iranischer<br />

Gesetzgebung möglich. Andere Strafmaße sind<br />

das Amputieren von Körperteilen, Prügelstrafen sowie<br />

das Ausstechen der Augen.<br />

Nach der islamischen Revolution im Jahre 1979 wurden<br />

tausende politische Gefangene meistens ohne ein<br />

faires Gerichtsverfahren hingerichtet und auch noch<br />

heute ist ein rechtsstaatlicher Strafprozess nicht gewährleistet.<br />

Die vorliegenden Zahlen werden jährlich von Amnesty<br />

International veröffentlicht und basieren auf den von<br />

158 93<br />

<strong>Al</strong> <strong>Ard</strong> 01/18 <strong>Al</strong> <strong>Ard</strong> 01/18

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