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Nur in der Ausgabe für Mitglieder<br />

von Physio Austria enthalten:<br />

12 Seiten Berufspolitik, Tipps und<br />

Services für PhysiotherapeutInnen<br />

Zeitschrift von Physio Austria, dem Bundesverband<br />

der PhysiotherapeutInnen Österreichs<br />

Nr. 3 · Juni 20<strong>11</strong><br />

<strong>inform</strong><br />

Hüfte und<br />

Physiotherapie<br />

Neue sowie laufend verfeinerte<br />

Diagnosemöglichkeiten und<br />

Behandlungsverfahren stellen im<br />

Bereich der Hüfterkrankungen neue<br />

Herausforderungen an ÄrztInnen<br />

wie PhysiotherapeutInnen dar.<br />

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Impressum<br />

Medieninhaber, Herausgeber<br />

und Redaktion<br />

Physio Austria, Bundesverband der<br />

PhysiotherapeutInnen Österreichs<br />

linke Wienzeile 8/28, A-1060 Wien<br />

Tel. (01) 587 99 51-0, Fax DW-30<br />

www.<strong>physioaustria</strong>.at<br />

ZVR 5<strong>11</strong>125857<br />

Geschäftsführung:<br />

Mag. Stefan Moritz, MSc,<br />

stefan.moritz@<strong>physioaustria</strong>.at<br />

Ressort Berufspolitik:<br />

Mag. Nicole Muzar, PT,<br />

nicole.muzar@<strong>physioaustria</strong>.at<br />

Ressort Berufspolitik-Medizinrecht:<br />

Mag. Agnes görny,<br />

agnes.goerny@<strong>physioaustria</strong>.at<br />

Ressort Bildung:<br />

Mag. Eva Eisl, Elisabeth Wilfinger,<br />

bildungsreferat@<strong>physioaustria</strong>.at<br />

Ressort Administration:<br />

Petra Ritzal, info@<strong>physioaustria</strong>.at,<br />

Eva Maierhofer, office@<strong>physioaustria</strong>.at<br />

Bibliothek: Donnerstag 15.00–18.00 h<br />

bibliothek@<strong>physioaustria</strong>.at<br />

Öffentlichkeitsarbeit:<br />

Constance Schlegl, PT<br />

Telefon: (0699) 1587 99 59<br />

oeffentlichkeitsarbeit@<strong>physioaustria</strong>.at<br />

Koordinatorin f. d. extramuralen Bereich:<br />

Ute Eberl, MSc, PT<br />

Telefon: (0699) 12587326<br />

ute.eberl@<strong>physioaustria</strong>.at<br />

Redaktionsschluss: Beiträge, Inserate<br />

und bezahlte Anzeigen für das mit<br />

Monats beginn er scheinende <strong>inform</strong><br />

müssen bis spätestens 5. des Vormonats<br />

im Verbandsbüro eingelangt<br />

sein. Ist dieser Tag ein Samstag, Sonnoder<br />

Feiertag, so gilt der nächste darauf<br />

folgende Werktag.<br />

Weitere MitarbeiterInnen<br />

dieser Ausgabe:<br />

Mag. Regina Aistleithner<br />

Alexander Baillou, PT<br />

oA Dr. Christian Barbunopulos<br />

günter Ernst<br />

Dr. Christoph gebhart<br />

Valid Hanuna, PT<br />

Markus Hörl<br />

Julia Kerschbaumer<br />

Dr. Nikolaus Pongracz<br />

Univ.Prof. Dr. Klaus Schatz<br />

oA Dr. Walter Michael Strobl MBA<br />

Chefredakteur: otto Havelka<br />

(RHIZoM PR), Telefon (02230) 2791,<br />

Fax DW-27, E-Mail havelka@rhizom.at<br />

Gestaltung: Markus Hörl,<br />

Julia Kerschbaumer, www.designpraxis.at<br />

Mitarbeit: Andrea Reynolds<br />

Fotos: Helmut Wallner /<br />

© Physio Austria, ausgenommen:<br />

wo gesondert angegeben<br />

Farbkorrektur und Retusche:<br />

Helmut Wallner<br />

Druck: Remaprint Druck- und<br />

Verlagsgesellschaft m.b.H, <strong>11</strong>60 Wien<br />

Bezugspreise: Einzelheft: 6 Euro;<br />

Abo (5 Ausgaben/Jahr): 28 Euro<br />

(Inland), 48 Euro (Ausland).<br />

Storno: schriftlich 2 Monate vor<br />

Ablauf des Abos.<br />

Editorial<br />

Gesundheitsziele<br />

Im November vergangenen Jahres hat der Hauptverband der Sozialversicherungen<br />

einen „Masterplan gesundheit“ auf den Tisch gelegt und darin die Kernforderungen der<br />

Sozial versicherung für eine grundlegende Reform des gesundheitssystems formuliert<br />

(siehe auch Interview Seite 26).<br />

Ende Mai dieses Jahres hat nun in Zusammenarbeit des Hauptverbandes und des<br />

gesundheitsministeriums eine „Österreichische gesundheitskonferenz“ statt gefunden.<br />

Ihre Aufgabe ist es, verbindliche nationale gesundheitsziele zu definieren. Dieser<br />

etwas schwammige Begriff wird von der deutschen gesellschaft für Versicherungswissenschaft<br />

und -gestaltung so definiert: „Sie fokussieren auf die Verbesserung<br />

der gesundheit in definierten Bereichen oder für bestimmte gruppen, aber auch<br />

auf verbesserte Strukturen, die Einfluss auf die gesundheit der Bevölkerung und die<br />

Krankenversorgung haben. (…) gesundheitsziele integrieren verschiedene gesundheitspolitische<br />

Aspekte – z.B. solche zur Prävention oder Versorgung – und gehen mit ihrem<br />

politisch koordinierenden Anspruch über diese hinaus. Erarbeitet werden gesundheitsziele<br />

im breiten Konsens von Politik, Kostenträgern, leistungserbringern, Selbsthilfe-<br />

und Patient(inn)enorganisationen, Wissenschaft und Forschung.“<br />

In Österreich liest sich der „breite Konsens“ so: Ein rund 30-köpfiges Kernteam<br />

aus VertreterInnen der Krankenkassen, Bundesländer, Politik oder auch dem ASKÖ<br />

( Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich) darf sich nun bis Juni<br />

2012 um bundesweite gesundheitsziele bemühen. gesundheitsberufe sind lediglich<br />

durch die Ärztekammer, ApothekerInnen und die Pflege vertreten.<br />

Es ist schon befremdend, wenn die drittgrößte gruppe der gesundheitsberufe – die<br />

gehobenen medizinisch-technischen Dienste (MTD) mit ihren sieben gesetzlich<br />

verankerten Berufsgruppen – bei so grundlegenden Fragen des gesundheitswesens<br />

„vergessen“ werden.<br />

Während Volkskrankheiten wie „Rückenschmerzen“, „Übergewicht“, „Haltungsschäden“<br />

oder „Bewegungsmangel“ in schöner Regelmäßigkeit zu landesweiten gesundheits-<br />

und gesellschaftsproblemen erklärt werden, legt man offensichtlich wenig Wert<br />

auf das Knowhow und die Erfahrung jener, die sich tagaus tagein mit diesen Patient-<br />

Innen beschäftigen.<br />

Wie heißt es doch im „Masterplan gesundheit“: „Die Rolle nichtärztlicher gesundheitsberufe<br />

muss in qualitativer und quantitativer Hinsicht verstärkt werden“.<br />

– Physio Austria wird gemeinsam mit den anderen MTD-Berufsverbänden alles daran<br />

setzen, dass dies kein leeres lippenbekenntnis bleibt.<br />

Silvia Mériaux-Kratochvila, M.Ed., PT<br />

Präsidentin<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 3


Inhalt<br />

Hüfte und<br />

Physiotherapie<br />

Schwerpunktthema<br />

Hüftleiden von Jung bis Alt<br />

Die Top 10 der Hüfterkrankungen 6<br />

Hüftgelenk-Instabilität bei neuromuskulären Erkrankungen<br />

Therapeutische Aufgabe ist auch die Förderung des Selbstvertrauens<br />

8<br />

Sportorthopädische Hüftprobleme<br />

Das Impingement und Sport <strong>11</strong><br />

Das Femoroazetabuläre Impingement (FAI)<br />

Einklemmen in der Hüfte? 13<br />

Nicht jeder Leistenschmerz ist ein FAI. 15<br />

Hüft Arthroskopie<br />

Nach einem Tag fast schmerzfrei nach Hause gehen 16<br />

Rehabilitation nach Hüftarthroskopie<br />

Neue Heraus forderung für PhysiotherapeutInnen 17<br />

Hüfttotalendoprothese und Rehabilitation<br />

Schon vor der Operation zum/r PhysiotherapeutIn 19<br />

Hüfttotalendoprothese<br />

Die richtige Wahl von Zeitpunkt und Methode 20<br />

literatur<br />

Bücher zum Schwerpunkt thema in der Physio Austria­<br />

Bibliothek 21<br />

Diplomarbeiten zum Schwerpunktthema 21<br />

Kongresse rund um die Hüfte<br />

2. Update Hüftarthroskopie 22<br />

Fokus Meeting Hüfte 22<br />

PT extramural<br />

Physiotherapie extramural<br />

Ein Haus voll TherapeutInnen 23<br />

Wissenschaft & Forschung<br />

Forschungsstrategie für gesundheitsberufe – ein Update<br />

Unterstützung für eine Karriere als ForscherIn 25<br />

Gesundheitspolitik<br />

ExpertInnen im gespräch<br />

Die Kranken versicherung ist kein Anrecht auf Krankheit,<br />

sondern auf Gesundheit 27<br />

Stellungnahmen zu gesetzesentwürfen<br />

Von PatientInnendaten bis zur physiotherapeutischen Aufsicht 30<br />

MTD­Austria<br />

Registrierung<br />

Pattstellung beim Thema „Registrierung“ 32<br />

Personalia<br />

Neue Gesichter bei MTD­Austria 32<br />

Bildung<br />

Fachtagung Palliative Care<br />

Lebensqualität am Lebensende 34<br />

Physio Austria<br />

General versammlung 20<strong>11</strong> 36<br />

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Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 4


Die durch MBTs erzeugte Instabilität kann helfen,<br />

das Balancetraining zu unterstützen<br />

Seit mehr als 15 Jahren ist es unsere Philosophie, Sie dabei zu<br />

unterstützen, die natürliche Balance Ihrer Patienten zu verbessern.<br />

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Die wichtigsten veröffentlichten Studien über MBT:<br />

Landry S., Nigg B., Tecante K., 2010. Standing in an unstable shoe increases postural sway and muscle activity of selected smaller extrinsic foot muscles.<br />

Gait & Posture 32, 215–219 Ramstrand N., Thuesen A.H., Nielsen D.B., Rusaw D., 2010. Effects of an unstable shoe construction on balance in women aged<br />

over 50 years. Clinical Biomechanics 25, 455–460<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 5<br />

BEZAHlTE ANZEIgE


Die häufigsten Hüfterkrankungen im<br />

Säuglings- und Kleinkindalter<br />

• Hüftdysplasie (= verminderte Überdachung<br />

des Hüftgelenks)<br />

Hat eine hohe Inzidenz in Nordamerika<br />

und Europa (bis fünf Prozent)<br />

Risikofaktoren: Mädchen, positive<br />

Familienanamnese, Erstgeborene,<br />

Beckenendlage.<br />

Ist die Domäne der Hüftsonographie<br />

nach graf (Screeningverfahren im<br />

Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung<br />

in der ersten und sechsten<br />

postpartalen Woche).<br />

Hüftdysplasie wird in verschiedene<br />

Schweregrade eingeteilt, nach denen<br />

die Therapie festgelegt wird.<br />

Ein operatives Vorgehen ist in den seltensten<br />

Fällen indiziert, eine Ausreifung<br />

kann über eine Zügel-, oder Spreizhosenbehandlung<br />

ambulant durchgeführt<br />

werden. Bei frühzeitiger Therapie<br />

besteht eine sehr gute Prognose.<br />

• Coxitis fugax (= Hüftschnupfen)<br />

Ist häufigste Hüfterkrankung im Wachstumsalter.<br />

Sie kommt zwischen dem<br />

ersten und achten lebensjahr vor, oft<br />

Schwerpunktthema Hüftleiden von Jung bis Alt<br />

im Rahmen von Infekten des gastrointestinaltrakts<br />

und der oberen luftwege.<br />

Die Diagnose erfolgt über die Ultraschalluntersuchung<br />

und zeigt typischer<br />

Weise eine Synovialitis mit intraartikulärem<br />

Erguss.<br />

Die Kinder zeigen ein Schmerzhinken<br />

und eine eingeschränkte Beweglichkeit,<br />

machen aber in der Regel keinen<br />

kranken Eindruck. Insgesamt handelt<br />

es sich um eine selbstlimitierende<br />

Erkrankung, die im Durchschnitt nach<br />

fünf Tagen ausheilt. Es besteht eine<br />

exzellente Prognose, bei Schmerzen ist<br />

eine Paracetamol-gabe möglich.<br />

Vorsicht: Bei Fieber und reduziertem<br />

Allgemeinzustand an eine septische<br />

Coxitis denken (parenterale Antibiotika<br />

und eventuell septische Spülung).<br />

Die häufigsten Hüfterkrankungen im<br />

Kindesalter<br />

• Morbus Perthes (= Hüftkopfnekrose<br />

des Kindes)<br />

Ist eine schubweise in Stadien verlaufende<br />

Nekrose und Reparatur des<br />

Hüftkopfes mit unklarer genese (Durchblutung,<br />

genetik, Ernährung …)<br />

Die Top 10<br />

Dr. Christian Barbunopulos, Facharzt für<br />

Orthopädie und orthopädische Chirurgie in<br />

Wien, hat für das „<strong>inform</strong>“ eine Übersicht der<br />

häufigsten Hüfterkrankung vom Säuglings-<br />

bis zum Erwachsen enalter zusammengestellt.<br />

Inzidenz: 1:7000, das Verhältnis Buben<br />

zu Mädchen liegt bei 5:1.<br />

Altersgipfel liegt im vierten bis siebten<br />

lebensjahr mit Einschränkung der Abduktion<br />

und ausstrahlenden Schmerzen<br />

bis in das Kniegelenk.<br />

Als Frühzeichen ist eine radiologische<br />

Verbreiterung des Hüftgelenkspaltes zu<br />

erkennen. Ein Beginn nach dem sechsten<br />

lebensjahr geht mit einer eindeutigen<br />

schlechteren Prognose einher. Ziel<br />

der Behandlung ist es, die PatientInnen<br />

herauszufiltern, die einen ungünstigen<br />

Verlauf nehmen, um frühzeitig<br />

chirurgisch intervenieren zu können.<br />

(z.B.: DVo – derotierende - varisierende<br />

osteotomie). In den meisten Fällen ist<br />

bei frühzeitigem Beginn eine Entlastung<br />

und physiotherapeutische Behandlung<br />

zum Erhalt der Beweglichkeit ausreichend.<br />

Das Risiko einer späteren Arthrose<br />

hängt vom Stadium der Ausheilung<br />

ab. Stadium V - inkongruenter flacher<br />

Hüftkopf hat eine 100-prozentige Arthroserate.<br />

• Epiphysiolysis capitis femoris<br />

(= Wachstumsfugenlösung des<br />

Hüftkopfes)<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 6


Schwerpunktthema Hüftleiden von Jung bis Alt<br />

der Hüfterkrankungen<br />

Kommt oft im Rahmen des frühpubertären<br />

Wachstumsschubes nach inadäquatem<br />

Trauma hauptsächlich bei Burschen<br />

vor. Es kommt dabei initial zu 20<br />

Prozent beidseits zu einem Abrutschen<br />

des Hüftkopfes. Dabei verbleibt der<br />

Hüftkopf in der Pfanne und es erfolgt<br />

eine relative Bewegung des Schenkelhalses<br />

nach laterokranial.<br />

Anzeichen sind plötzlich (akuta) oder<br />

langsam (lenta) zunehmende Schmerzen<br />

mit positivem Drehmannzeichen<br />

(eine Hüftbeugung führt zwangsweise<br />

zur Außenrotation).<br />

Die Diagnose erfolgt durch ein Beckenübersichtsröntgen<br />

und der lauensteinaufnahme<br />

beidseits.<br />

Je nach Abrutschwinkel erfolgt eine in<br />

situ Fixierung, in vielen Fällen prophylaktisch<br />

beidseits oder bei ausgedehnteren<br />

Fällen eine Reposition mit<br />

nachfolgender Verschraubung.<br />

Bei nicht sachgemäß durchgeführter<br />

Therapie steigt die gefahr einer Hüftkopfnekrose<br />

mit schlechtem outcome.<br />

Die häufigsten Hüfterkrankungen im<br />

Erwachsenalter<br />

• Osteonekrose des Hüftkopfes<br />

(= avaskuläre Knochennekrose)<br />

betrifft 15 Prozent aller implantierten<br />

Hüfttotalendoprothesen aufgrund einer<br />

osteonekrose.<br />

Der Altersgipfel liegt zwischen dem 20.<br />

und 50. lebensjahr.<br />

Kortisoneinnahme, Alkohol, SHF<br />

(Schenkelhalsfraktur), etc. steigern das<br />

Risiko erheblich. Nicht immer ist jedoch<br />

eine eindeutige Ursache zu erheben.<br />

Die Diagnose erfolgt durch Röntgenaufnahmen,<br />

im Frühstadium sollte auch<br />

ein MRT und eine Knochenszintigraphie<br />

durchgeführt werden.<br />

Die Klinik zeigt einen ausgeprägten<br />

leistenschmerz mit deutlicher,<br />

schmerzbedingter Einschränkung der<br />

Beweglichkeit.<br />

Therapeutisch ist eine Anbohrung<br />

des Hüftkopfes an den nekrotischen<br />

Stellen zur Entlastung des Druckes<br />

und Verbesserung der Durchblutung<br />

angezeigt. Kommt es zu einem Einbruch<br />

des subchondralen Knochens, ist in den<br />

meisten Fällen eine endoprothetische<br />

Versorgung unumgänglich.<br />

• Arthrose<br />

wird unterteilt in eine primäre (idiopathisch)<br />

und sekundäre Arthrose<br />

(Hüftdysplasie, M. Perthes, FAI).<br />

Übergewicht geht nicht zwangsweise<br />

mit einer erhöhten Arthroserate einher,<br />

jedoch führt es zu einer Beschleunigung<br />

der Abnützung bei vorbestehender<br />

Knorpelschädigung. Eine verminderte<br />

Anteversion des Schenkelhalses sowie<br />

eine erhöhte Retroversion begünstigen<br />

ebenfalls die Entstehung der Arthrose.<br />

Typische Klinik ist der Anlaufschmerz<br />

und das positive Kapselmuster (Innenrotationsschmerz),<br />

ein verkürzte<br />

Standphase und bei länger bestehender<br />

Arthrose auch ein Insuffizienzhinken.<br />

Im Röntgen zeigen sich ein reduzierter<br />

gelenkspalt, subchondrale Sklerosierung<br />

und osteophytäre Anlagerungen.<br />

Die konservative Therapie beinhaltet<br />

eine gewichtsreduktion, Kräftigung der<br />

Abduktoren, Modifikation des lebenswandels,<br />

eine Schuhzurichtung mit<br />

schockabsorbierenden Sohlen und eine<br />

gehhilfe auf der kontralateralen Seite<br />

(der gehstock sollte bis zum kranialen<br />

Anteil des Trochanter major reichen).<br />

Intraartikuläre Hyaluronsäureapplikation,<br />

sowie orale Knorpelnährstoffe mit<br />

Chondroitinsulfat und glukosamine sind<br />

bis zu einem gewissen grad der Arthrose<br />

angezeigt. Fortgeschritten Arthrose<br />

ist die Hauptindikation für die operative<br />

Therapie.<br />

Je jünger und aktiver der/die PatientIn<br />

ist, desto eher sind alternative Behandlungsverfahren<br />

(Hüftarthroskopie,<br />

Umstellungsosteotomie, oberflächenersatz,<br />

Kurzschaftprothesen) in Erwägung<br />

zu ziehen.<br />

Bei der Versorgung mit einer Hüfttotalendoprothese<br />

ist eine zementierte<br />

oder zementfreie Verankerung möglich,<br />

Schraubpfannen oder Pressfitpfannen<br />

stehen in verschiedensten Modellen<br />

und größen zur Verfügung.<br />

• Coxa saltans (= Hüftschnappen)<br />

Man unterscheidet ein äußeres und<br />

inneres Hüftschnappen.<br />

Die coxa saltans externa entsteht durch<br />

ein wiederholtes Reiben der Tensorfaszie<br />

am Trochanter major, dass die<br />

PatientInnen als ein typisches Hüftschnappen<br />

bei Adduktion und Flexion<br />

der Hüfte empfinden. Eine Bursitis<br />

trochanterica zeigt sich dabei nicht, wie<br />

meistens fälschlicherweise angenommen.<br />

Vielmehr kommt es zu einer<br />

Ansatztendinopathie des M. gluteus<br />

medius. Das Vorkommen ist bei einer<br />

Coxa vara und einem prominenten<br />

Trochantermassiv sowie bei verkürztem<br />

Tractus iliotibialis vermehrt. gelegentlich<br />

zeigt sich dieses klinische Erscheinungsbild<br />

postoperativ nach Hüftendoprothesen<br />

mit vermehrtem offset.<br />

(= Entfernung vom Hüftkopf-Zentrum<br />

zum Schaftaxialen).<br />

Die coxa saltans interna ist seltener, dabei<br />

kommt es zu einem Schnappen der<br />

Iliopsoassehne über die Eminetia auf<br />

der Ventralseite der knöchernen Hüftpfanne.<br />

Eine arthroskopische Durchtrennung<br />

der Sehne nach frustraner<br />

konservativer Therapie ist möglich und<br />

führt zur sofortigen Schmerzlinderung.<br />

• FAI (=Femoroazetabuläres Impingement)<br />

führt zu labrumdegeneration bzw. Ruptur<br />

mit Knorpelablösung und in weiterer<br />

Folge zur Arthrose.<br />

Als Ursache ist unter anderem eine in<br />

Fehlstellung verheilte Schenkelhalsfraktur,<br />

ein in der Vergangenheit erfolgter<br />

Abrutsch des Hüftkopfes sowie der<br />

Mb. Perthes.<br />

Man unterscheidet ein CAM-Impingement,<br />

bei dem die Ursache im Bereich<br />

des Schenkelhalses liegt (Pistolengriffdeformität),<br />

von einem Pincer-Impingement,<br />

bei dem eine erhöhte Retroversion<br />

des knöchernen Pfannenrandes als<br />

Ursache für ein vorzeitiges Anschlagen<br />

vorliegt.<br />

Die ausnahmslos operative Therapie ist<br />

die Domäne der Hüftarthroskopie.<br />

Häufige Hüftverletzungen<br />

Meistens handelt es sich um Apophysenverletzungen<br />

bei jungen SportlerInnen, oft<br />

im Bereich der Adduktoren oder des M.<br />

rectus femoris bei FußballerInnen, aber<br />

auch beim Schambein am Ansatz des M.<br />

adduktor magnus als typische Cheerleaderverletzung<br />

beim Spagat.<br />

Eine hintere Subluxation nach Sturz auf<br />

das gebeugte Knie und adduziertem oberschenkel<br />

muss mittels Röntgen und MRT<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Je nach Beschwerdebild geht die Bandbreite<br />

der Therapie von lokaler Schmerztherapie<br />

bis zur kompletten Entlastung mit<br />

zwei Unterarm-Stützkrücken für mehrere<br />

Wochen.<br />

oA Dr. Christian Barbunopulos<br />

www.barbunopulos.at<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 7


Schwerpunktthema Hüftgelenk-Instabilität bei neuromuskulären Erkrankungen<br />

Therapeutische Aufgabe<br />

ist auch die Förderung des<br />

Selbstvertrauens<br />

Voraussetzungen für die normale Entwicklung und Funktion der Hüftgelenke sind physiologische<br />

neuromotorische und biomechanische Verhältnisse. Bei neuromuskulären Erkrankungen,<br />

wie Cerbralparesen, Schädelhirntraumen, Querschnittläsionen, MMC (Myelomeningocele),<br />

hereditären Neuropathien, AMC (Arthogryposis Multiplex Congenita), spinalen und primären<br />

Muskelerkrankungen, führen Veränderungen der Muskelaktivität und der statischen Belastung<br />

zu verschiedenen Krankheitsbildern mit Hüftgelenksinstabilität und Bewegungseinschränkung.<br />

Je nach Schwere der Grunderkrankung,<br />

Zeitpunkt des Auftretens<br />

und Art der Vorbeugung<br />

und Behandlung treten in der Folge<br />

meist progrediente Funktionsstörungen<br />

durch Hüftschmerzen,<br />

Subluxationen, Luxationen, Arthrosen,<br />

Störungen des gangablaufs und<br />

der gewichtsübernahme, Schwierigkeiten<br />

bei der Sitz- und lagerungsversorgung<br />

oder Probleme bei der Körperpflege auf.<br />

Änderungen der Funktion spiegeln sich in<br />

Änderungen der Form des Hüftgelenkes<br />

wider.<br />

Als Prognosekriterien für die Entwicklung<br />

des Hüftgelenks können das Ausmaß der<br />

neurologischen Schädigung, die aktive<br />

und passive Beweglichkeit des Hüftgelenks,<br />

die Einwirkung der Schwerkraft<br />

auf das Hüftgelenk und das Stadium der<br />

radiologischen Dezentrierung bei Beginn<br />

der Behandlung gewertet werden.<br />

Bei unbehandelten Kindern ist ab einem<br />

Migrationsindex von 50 Prozent mit<br />

einer vollständigen luxation zu rechnen<br />

(Reimers 1981). Diese sind bereits im<br />

Kleinkindalter möglich, der erste luxationsgipfel<br />

liegt etwa im 7. lebensjahr, ein<br />

zweiter gipfel im Alter von 14 – 17 Jahren<br />

nach der Pubertät. Die Häufigkeit wird je<br />

nach PatientInnenauswahl zwischen 60<br />

Prozent bei Tetraparesen (Erken 1994)<br />

und vier Prozent bei überwiegend gehfähigen<br />

(Tachdijan 1956) angegeben. Bei<br />

der Mehrzahl (80-90 Prozent) der PatientInnen<br />

mit luxation handelt es sich um<br />

spastische Tetraparesen. literatur (Brunner,<br />

Knelles, Root, Carstens, u.a.) und<br />

eigene Erfahrungen (Krebs 2008) zeigen,<br />

dass bei der Mehrzahl der jugendlichen<br />

und erwachsenen Cerebralparese-PatientInnen<br />

mit einer Hüftluxation Schmerzen<br />

und bei Hüftinstabilität Funktionsstörungen<br />

auftreten.<br />

Kinder mit Cerebralparesen bedürfen<br />

eines Screening-Programms. Die Kontrollfrequenz<br />

ist von der Schwere des<br />

motorischen Defizits abhängig. Dobson<br />

und Mitarbeiter (2002) empfehlen eine<br />

routinemäßige klinisch-radiologische<br />

Beobachtung des Hüftgelenkes im Alter<br />

von 18 Monaten und bei Kindern mit<br />

beidseitiger Cerebralparese anschließend<br />

alle 6 bis 12 Monate. Wir empfehlen im<br />

Alter bis 8 Jahre eine ambulante klinischradiologische<br />

Kontrolluntersuchung<br />

jährlich, bei Verdacht auf eine progrediente<br />

Subluxation alle 6 Monate, nach dem<br />

8. lebensjahr alle 12 Monate bis zum<br />

Wachstumsabschluss.<br />

Um die Hüftgelenke langfristig schmerzfrei<br />

und belastungsstabil erhalten zu<br />

können, ist es notwendig mittels gezielt<br />

indizierter therapeutischer, orthopädietechnischer,<br />

medikamentöser und<br />

chirurgischer Maßnahmen eine anhaltende<br />

Balancierung der Muskelkräfte im<br />

Bereich der gelenke zu erreichen und<br />

eine Dezentrierung mit allmählicher luxation<br />

der Hüftgelenke zu verhindern. Jeder<br />

Behandlungsplan besteht immer in einer<br />

Integration konservativer und chirurgischer<br />

Maßnahmen im Rahmen eines gesamtbehandlungsprogramms.<br />

Vor jedem<br />

Therapieschritt soll ein klar definiertes<br />

Therapieziel im gemeinsam betreuenden<br />

Team – bestehend aus dem/r PatientIn<br />

mit Eltern, BetreuerIn, TherapeutIn, KinderorthopädIn<br />

und NeuropädiaterIn, bei<br />

Bedarf orthopädietechnikerIn, orthopädieschuhmacherIn,<br />

lehrerIn, PsychologIn,<br />

SozialarbeiterIn – festgesetzt werden<br />

(Murri 1997).<br />

Primäres Ziel der Therapie ist, die fehlenden<br />

Voraussetzungen für die physiologische<br />

Entwicklung der Hüftgelenke soweit<br />

wie möglich zu ersetzen: Die fehlende<br />

selektive Steuerung einzelner Muskeln,<br />

die gestörten sensorischen Afferenzen,<br />

die verminderte Muskelkraft, die gestörte<br />

Koordination, die fehlende Balance<br />

zwischen antagonistisch arbeitenden<br />

Muskelgruppen und die verminderte<br />

Einwirkung der Schwerkraft.<br />

Regelmäßige Stehtherapie und neurophysiologische<br />

Behandlungen können durch<br />

QUEllE: DR. WAlTER STRoBl, MBA<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 8


Prinzipien der<br />

Rekonstruktion des<br />

Hüftgelenks bei<br />

neurogener Luxation<br />

1. Balancierung der Muskelkräfte durch<br />

M. add. longus- und gracilis-Tenotomie,<br />

z-förmige Rectus femoris- und Semitendinosus-Sehnen-Verlängerung,<br />

intramuskuläre<br />

Iliopsoas- und Semimembranosus-Verlängerung,<br />

Kapsulotomie und Vorbereitung<br />

für die offene Reposition mit Spalten des<br />

ligamentum transversum<br />

2. Präparation des proximalen Femurs, Verkürzungs-<br />

und Varisierungsosteotomie mit<br />

Entfernung eines corticospongiösen Keiles<br />

3. Derotierung und Plattenosteo synthese,<br />

Reposition des Femurkopfs, bogenförmige<br />

periacetabuläre osteotomie<br />

4. Distalisierung des Acetabulums und Einschlagen<br />

des adaptierten Keils, straffe Naht<br />

der gelenkskapsel<br />

Schwerpunktthema Hüftgelenk-Instabilität bei neuromuskulären Erkrankungen<br />

eine Förderung der sensomotorischen<br />

Entwicklung, des Bewegungsumfangs,<br />

der Muskelkraft und Koordination die<br />

muskuläre Balance für das Hüftgelenk<br />

verbessern. Das Dehnen überaktiver und<br />

zur Verkürzung neigender zweigelenkiger<br />

Muskeln (Iliopsoas, Rectus femoris,<br />

Ischiocrurale Muskulatur, gastrocnemius)<br />

hilft, Spastik zu reduzieren und rasche<br />

Verkürzungen z.B. während Wachstums-<br />

oder Inaktivitätsphasen zu verhindern.<br />

McPhail (1995) und lee (2008) beobachteten,<br />

dass isometrisches Krafttraining<br />

einen nachhaltigen Effekt auf die<br />

Muskulatur mit verbesserter gehfähigkeit<br />

ausübt.<br />

Durch das Einüben von Bewegungen können<br />

Koordinationsfunktionen verbessert<br />

werden.<br />

Bei Schwerstbehinderten stehen Körperpositionswechsel,<br />

lagerung und das<br />

Erhalten einer passiven gelenksbeweglichkeit<br />

im Vordergrund.<br />

Therapeutische Aufgabe ist auch die<br />

Förderung des Selbstvertrauens, der<br />

Motivation und sozialen Kommunikationsfähigkeit,<br />

z.B. Ausdruck durch Bewegung<br />

und Körpersprache. Die Therapie<br />

sollte so früh wie möglich beginnen, da<br />

aufgrund einer teilweisen Plastizität des<br />

gehirns Kompensationsmöglichkeiten der<br />

gestörten Motorik bestehen. Unterstützend<br />

tonusreduzierend wirken physikalische<br />

Maßnahmen wie Massagen, Bäder,<br />

Spezielle physiotherapeutische,<br />

manuelle Therapietechniken kommen<br />

auch bei der Behandlung von Kindern<br />

zum Einsatz.<br />

Mobilisationen und spezielle manuelle<br />

Therapietechniken.<br />

orthesen unterstützen den sensomotorischen<br />

Entwicklungsprozess im Alltag,<br />

indem eine weitgehend orthograde Belastung<br />

der Hüftgelenke ohne pathologische<br />

Muskelaktivität beim aktiven gehen wie<br />

beim passiven Stehen erreicht wird. Bei<br />

nicht gehfähigen PatientInnen helfen sie,<br />

lagerungs- und Positionierungsschäden<br />

zu verhindern. Pountney (2009) und<br />

Picciolini (2009) konnten zeigen, dass in<br />

der Prävention einer neurogenen Hüftluxation<br />

die symmetrische lagerung der<br />

Hüftgelenke einen wichtigen Stellenwert<br />

einnimmt. Thom (1991) und Strobl (2002)<br />

wiesen dabei auf die richtige Sitzversorgung<br />

in Hüftabduktion mit Beckenstabilisierung<br />

hin.<br />

Reicht – wie bei vielen schwereren<br />

neuromuskulären Krankheitsbildern<br />

– eine konservative Behandlung nicht<br />

aus, können zusätzliche Injektionen mit<br />

dem Neurotoxin Botulinumtoxin A und/<br />

oder Mehretagen-Weichteiloperationen<br />

in vielen, aber nicht in allen Fällen eine<br />

Hüftluxation verhindern. Rezente Studien<br />

zeigen, dass Botulinunmtoxin Injektionen<br />

den Tonus sehr effizient reduzieren können<br />

und somit helfen den oP-Zeitpunkt<br />

zu verschieben. Die fibrotische Veränderung<br />

der Muskulatur und Entwicklung von<br />

Kontrakturen kann jedoch nicht verhindert<br />

werden. »<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 9


Die Wirksamkeit einer Kombinationsbehandlung<br />

der progredienten Hüftluxationen<br />

mit Injektionen und Weichteiloperationen<br />

wurde beschrieben (Khot 2008).<br />

Die richtige Kombination muskel-, aponeurotischer<br />

und sehnen-verlängernder<br />

Eingriffe meist an M. rectus femoris, M.<br />

iliopsoas, M. glutaeus medius M. adductor<br />

longus und gracilis, M. semimembranosus<br />

und semitendinosus, in einer<br />

Sitzung auf mehreren Etagen ermöglicht<br />

eine annähernd physiologische muskuläre<br />

Balance zwischen Agonisten und<br />

Antagonisten, um eine Zentrierung des<br />

Hüftkopfes in der Pfanne zu erreichen<br />

und statomotorische Funktionen wie<br />

Aufrichtung, Stehen und gangbild zu verbessern.<br />

Die therapeutisch-orthetische<br />

Weiterbehandlung ist für den Erfolg entscheidend.<br />

Cornell (1997) berichtet, dass<br />

nach Weichteil-operationen bei einem Migrationsindex<br />

über 40 Prozent luxationen<br />

in 70 Prozent der PatientInnen auftreten,<br />

bei unter 40 Prozent nur in 17 Prozent<br />

der Fälle. Manolikakis (1994) und Senst<br />

Universitätslehrgang<br />

für<br />

Neuroorthopädie<br />

– Disability<br />

Management<br />

zum 1. Master of Science (5 Semester)<br />

oder 2. Akademischen Experten<br />

(3 Semester)<br />

Berufsbegleitend – pro Semester 2x5-Tage-<br />

Blöcke von Mi–So<br />

ab 19. Okt. 20<strong>11</strong><br />

Donau-Uni Krems, orthopädisches Spital<br />

Wien-Speising,<br />

Kinderklinik Aschau, Univ.klinik Basel, Paraplegikerzentrum<br />

Nottwil<br />

Info: http://www.donau-uni.ac.at/de/studium/neuroorthopaedie/<br />

Schwerpunktthema Hüftgelenk-Instabilität bei neuromuskulären Erkrankungen<br />

(1995) berichten neben der Prävention<br />

einer Hüftluxation über eine Förderung<br />

der statomotorischen Entwicklung.<br />

Die intertrochantäre oder suprakondyläre<br />

derotierende Femurosteotomie korrigiert<br />

als Zusatzverfahren zu Weichteiloperationen<br />

eine exzessive Femurantetorsion mit<br />

Hüftinnenrotation und hilft, bei gehfähigen<br />

PatientInnen mit Cerebralparese<br />

ab dem Schulalter eine gangstörung zu<br />

verbessern. langfristige Ergebnisse sind<br />

in Kombination mit Weichteiloperationen<br />

sehr gut (ounpuu 2002). große Vorteile<br />

bietet die Verwendung winkelstabiler osteosynthesen<br />

mit früher vollbelastender<br />

Mobilisierung der PatientInnen.<br />

Wenn eine Hüfte trotz Weichteiloperation<br />

luxiert, kann durch eine kombinierte<br />

Knochen-Weichteil-operation in fast allen<br />

Fällen eine schmerzfreie und stabile<br />

Hüfte erreicht werden. Die komplexe<br />

Rekonstruktion des Hüftgelenks mit<br />

Mehretagen-Weichteil-operationen,<br />

Femurosteotomie, Beckenosteotomie mit<br />

Pfannendachplastik und eventuell offener<br />

Reposition ermöglicht gehfähigen PatientInnen<br />

mit Instabilität bei subluxiertem<br />

Hüftgelenk eine gangbildverbesserung<br />

durch gelenkstabilität oder Nichtgehfähigen<br />

mit Schmerzen bei luxiertem<br />

Hüftgelenk das Erreichen einer schmerzfreien<br />

Belastungsstabilität für Transfers.<br />

Die peri- und postoperative Pflege und<br />

Therapie sind für das Ergebnis entscheidend.<br />

Der gesamtaufwand ist sehr groß,<br />

die langfristigen Ergebnisse spezialisierter<br />

Zentren sind sehr gut. outcome-Studien<br />

zu komplexen hüftrekonstruktiven<br />

operationen zeigen eine durchwegs gute<br />

Bewertung der radiologischen, funktionellen<br />

und auch subjektiven Parameter<br />

(Root 1995, Brunner 1994, Strobl 2004,<br />

Krebs 2008). Wichtig für eine erfolgreiche<br />

operationsplanung ist die Berücksichtigung<br />

des psychosozialen Umfelds<br />

des/r PatientIn. Eine genaue Aufklärung<br />

über die zu erwartende psychische und<br />

zeitliche Belastung für PatientInnen und<br />

Eltern oder BetreuerInnen durch die<br />

postoperativ nötige intensivere pflegerische<br />

Betreuung und die schrittweise und<br />

gelegentlich noch schmerzhafte Mobilisierung<br />

des Hüftgelenks und Beins ist erforderlich.<br />

Spezialisierte Zentren stimmen<br />

international überein, dass die palliative<br />

Rekonstruktion der Hüftkopfresektion mit<br />

meist unvorhersehbaren Folgen vorgezogen<br />

werden sollte.<br />

FoTo: DR. WAlTER STRoBl, MBA<br />

OA Dr. Walter Michael Strobl MBA<br />

leiter des Arbeitskreises für Neuroorthopädie<br />

der Österreichischen gesellschaft<br />

für orthopädie und orthopädische<br />

Chirurgie<br />

Abteilung für orthopädie des Kindes- und<br />

Jugendalters<br />

orthopädisches Spital Wien-Speising<br />

Die Implantation einer Hüfttotalendoprothese<br />

ist bei gehfähigen PatientInnen mit<br />

Cerebralparese bei schmerzhaften, arthrotischen,<br />

auch (sub-)luxierten Hüftgelenken<br />

indiziert. Die Komplikationsrate ist<br />

bei muskulärer Stabilität nicht wesentlich<br />

erhöht (Weber 1999).<br />

Bei spinalen läsionen und MMC sind<br />

Hüftluxationen in der Regel nicht<br />

schmerzhaft, das gehen ist durch Kontrakturen<br />

und den Ausfall von Muskelkraft<br />

funktionell mehr beeinträchtigt als durch<br />

beidseitig luxierte Hüftgelenke (Swaroop<br />

2009). Eine Indikation zur Hüftreposition<br />

und -rekonstruktion, eventuell mit Muskeltransfer<br />

nach Sharrard oder Mustard<br />

besteht nur bei funktionell störender<br />

unilateraler luxation, z. B. bei Beckenschiefstand<br />

und sekundärer Skoliose.<br />

Bei allen neurogenen Hüftluxationen<br />

sollten die orthetischen und operativen<br />

Möglichkeiten einer Verbesserung der<br />

lebensqualität immer im Team mit den<br />

betreuenden Personen und behandelnden<br />

ÄrztInnen anderer Fachrichtungen gegen<br />

das Risiko einer kurz- oder längerfristigen<br />

Verschlechterung abgewogen werden. Die<br />

Entscheidung zur Indikation ist oft auch<br />

für SpezialistInnen in jedem Einzelfall<br />

schwierig. Immer gilt der grundsatz: Primum<br />

non nocere (lat.: zuerst einmal nicht<br />

schaden).<br />

Detaillierte literaturangaben zu diesem<br />

Beitrag finden Sie auf der Website von<br />

Physio Austria.<br />

oA Dr. Walter Michael Strobl, MBA<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 10


Schwerpunktthema Sportorthopädische Hüftprobleme<br />

Das Impingement und Sport<br />

Die Sensitivität der SportorthopädInnen bezüglich sportorthopädischer<br />

Hüftprobleme hat sich seit Beginn des neuen Jahrtausends wesentlich<br />

geändert. Waren es bis Ende der 90er Jahre neben den eher seltenen<br />

schwerwiegenden Lehrbuchdiagnosen wie Mb. Perthes, Epiphysiolyse,<br />

Dysplasie, Hüftkopfödem/-nekrose oder Coxarthrose noch hauptsächlich<br />

unspezifische Diagnosen wie Adduktorenzerrung, Synovitis<br />

(„Gelenksschnupfen“) oder „Entzündung“, so erlangte mit Anfang des<br />

letzten Jahrzehnts das sogenannte „Impingement“ einen immer bedeutenderen<br />

Stellenwert.<br />

Mit zunehmender Anzahl von Publikationen<br />

in der internationalen Literatur<br />

erlebt die differenzierte Diagnostik<br />

des Hüftgelenks insbesondere bei<br />

SportlerInnen eine Renaissance.<br />

Immer mehr richtet sich das Augenmerk<br />

auf dieses Impingement mit den bekannten<br />

Begleitpathologien wie labrumläsion,<br />

Knorpeldefekt oder freie gelenkskörper,<br />

was auch dazu geführt hat, in der Diagnostik<br />

spezifisch vorzugehen. Heute gehört es<br />

z.B. zum Standard in der Abklärung von<br />

Hüftschmerzen bei jungen SportlerInnen<br />

neben Klinik und Übersichtsröntgen vor<br />

allem spezielle Röntgenbilder (sogenannte<br />

“Dunn View“) aber auch MR-Arthrographien<br />

anfertigen zu lassen (MRI mit Kontrastmittel<br />

im Hüftgelenk), um die einzelnen Strukturen<br />

des gelenks, insbesondere das labrum, so<br />

exakt wie möglich darzustellen.<br />

Die häufigsten Hüftprobleme in der<br />

Sport orthopädie sind mit über 50 Prozent<br />

Anteil Symptome die unter den Begriff<br />

„femoroacetabuläres Impingement“ fallen.<br />

SportlerInnen mit derartigen Problemen<br />

kommen häufig aus Sportarten mit starker<br />

Stop and go-Belastung bzw. intensiver<br />

Sprungtätigkeit (Basketball, Volleyball,<br />

Handball) oder Sportarten mit häufigen<br />

Richtungs-, bzw. lastwechseln (Fußball,<br />

Schifahren etc.).<br />

Immer öfter sieht man auch langläuferInnen<br />

(„skating“) oder leichtathletInnen (Hürdenlauf,<br />

Weit-, Hochsprung etc.). Meistens ist es<br />

die Kombination aus jahrelangem Springen<br />

auf hartem Hallenboden oder auch Tartan,<br />

die zu Einklemmungen („Impingement“) oder<br />

Abnützung (Früharthrose bzw. Arthrose) bei<br />

den noch relativ jungen PatientInnen führt.<br />

61 Prozent dieser SportlerInnen mit<br />

„Impingement“ haben darüber hinaus auch<br />

noch eine sogenannte labrumläsion, was die<br />

Behandlung nicht gerade einfacher macht.<br />

Das „labrum“ an der Hüfte ist am ehesten<br />

mit dem Meniskus am Knie zu vergleichen,<br />

und ähnlich wie am Knie hat das labrum<br />

an der Hüfte auch eine sehr wesentliche<br />

biomechanische Bedeutung. Nicht unbedingt<br />

im Sinne der Dämpfung, aber sehr wohl als<br />

Stabilisator und „Dichtungsring der Hüfte“,<br />

der verhindert, dass die gelenksflüssigkeit<br />

verloren geht und dem „Heißlaufen“ des gelenks<br />

und damit der vorzeitigen Abnützung<br />

Vorschub leisten kann. Bei eingerissenem<br />

oder verschlissenem labrum kommt es zur<br />

vorzeitigen Arthrose der Hüfte. Das labrum<br />

ist wesentlich zur Verhinderung der Knorpeldegeneration<br />

(Arthrose).<br />

Ein kaputtes labrum soll daher unbedingt<br />

repariert und vor allem nach Möglichkeit<br />

erhalten bleiben.<br />

Bei klinisch eindeutig verifiziertem Impingement<br />

mit diagnostiziertem labrumdefekt<br />

kommt nach erfolgloser konservativer<br />

Therapie nur die chirurgische Sanierung, im<br />

besten Fall Rekonstruktion des labrums in<br />

Frage.<br />

Hiefür bieten sich drei sehr unterschiedliche<br />

chirurgische Verfahren an.<br />

Eine Möglichkeit eines sportartspezifischen,<br />

koordinativen<br />

Skills für Basketball.<br />

1. offene Chirurgie mit großem Schnitt<br />

und luxation des Hüftkopfes<br />

2. Arthroskopie mit labrumrekonstruktion<br />

unter Verwendung von sogenannten<br />

„Fadenankern“<br />

3. „Mini-open Technik“, d.h. zunächst<br />

Arthroskopie zur genauen lokalisation<br />

des zugrunde liegenden Risses, anschließend<br />

offene Rekonstruktion mit<br />

Zugang von vorne (gefahr für den N.<br />

cutaneus femoris lat.) ohne luxation<br />

des Hüftgelenks<br />

In groß angelegten retrospektiven Studien<br />

konnte gezeigt werden, dass alle drei Methoden<br />

effektiv sind was Schmerzreduktion<br />

und Funktionsverbesserung betrifft. Alle drei<br />

Methoden sind relativ sicher. offene operationen<br />

mit luxation und „mini open“-Eingriffe<br />

haben jedoch mehr schwerwiegende<br />

Komplikationen (bis zu 20 Prozent) wie z.B.<br />

Pseudarthrosen (nicht verheilende Trochanterosteotomie),<br />

periartikuläre Verknöcherungen,<br />

Verwachsungen durch den großen<br />

Schnitt und die längere Immobilisierung oder<br />

Nervenverletzungen im Rahmen des chirurgischen<br />

Zugangs (vor allem beim “vorderen<br />

Zugang“ im Rahmen von „mini-open“). »<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> <strong>11</strong><br />

FoTo: PETER KRAPPEl


Schwere Komplikationen werden bei der<br />

Arthroskopie in der literatur mit bis zu 5<br />

Prozent angegeben, diese sind auch zumeist<br />

wesentlich weniger einschneidend und oft<br />

reversibel (z.B. temporäre Schädigung des<br />

N. pudendus durch die Traktion am Bein mit<br />

vorübergehenden gefühlsstörungen).<br />

Der wesentlichste Vorteil der arthroskopischen<br />

Hüftgelenkschirurgie ist sicher<br />

die Möglichkeit der frühzeitigen und relativ<br />

aggressiven Mobilisation postoperativ. Nach<br />

dekomprimierenden Eingriffen (reines Impingement<br />

ohne labrumchirurgie) erhalten<br />

die PatientInnen zwei Unterarmstützkrücken<br />

und sollten zwei Wochen lang im 4-Punktegang<br />

mobilisiert werden, isometrischer<br />

Muskelaufbau ist sofort erlaubt. Nach<br />

arthroskopischen labrumrekonstruktionen<br />

werden drei Wochen 3-Punktegang, dann<br />

drei Wochen 4-Punktegang empfohlen und<br />

die PatientInnen dürfen keine endlagigen<br />

Rotationen in der Hüfte machen.<br />

Abschließend muss eindringlich darauf<br />

hingewiesen werden, dass vor allem die<br />

arthroskopische labrumrekonstruktion<br />

eine technisch sehr schwierige operation<br />

ist, die eine sehr flache lernkurve aufweist<br />

und daher nur erfahrenen operateurInnen<br />

vorbehalten bleiben sollte.<br />

Ist ein entsprechendes oP-Ergebnis arthroskopisch<br />

nicht zu erzielen, ist es auch heutzutage<br />

noch sinnvoller ein seriöses Ergebnis<br />

(z.B. stabile Refixation des labrums) im Rahmen<br />

einer offenen operation anzustreben.<br />

Ausflug in die Sportphysiotherapie:<br />

Die Rehabilitation verletzter oder operierter<br />

SportlerInnen gestaltet sich in den grundzügen<br />

ähnlich wie bei weniger sportlichen<br />

PatientInnen. Die orientierung an den Wundheilungsphasen<br />

der einzelnen verletzten<br />

Schwerpunktthema Sportorthopädische Hüftprobleme<br />

Eishockey ist eine typische Sportart mit<br />

häufiger großer Hüftbewegung (S90 +<br />

Innenrotation + Adduktion) und kann daher<br />

häufig zu einem Hüftimpingement führen.<br />

gewebestrukturen ist bei beiden gruppen<br />

wichtig. Unterschiedlich sind allerdings die<br />

Ausgangssituation (Trainingszustand, Koordination,<br />

Kraft, Ausdauer, etc) und vor allem<br />

die Ziele (volle Sportbelastbarkeit inklusive<br />

High Impact Belastbarkeit in möglichst<br />

kurzer Zeit).<br />

Daher wird üblicherweise bei leistungssportlerInnen<br />

direkt postoperativ etwas<br />

aggressiver vorgegangen als bei „normalen“<br />

PatientInnen. SportlerInnen, speziell AusdauersportlerInnen,<br />

haben außerdem etwas<br />

kürzere Regenerationszeiten der einzelnen<br />

gewebe, was ein schnelleres Vorgehen<br />

zusätzlich rechtfertigt.<br />

Bei den oben beschriebenen Hüfterkrankungen<br />

bzw. -verletzungen und den daraus resultierenden<br />

Rehabilitationsmaßnahmen muss<br />

leider häufig zusätzlich auf einen geschädigten<br />

hyalinen Knorpel Rücksicht genommen<br />

werden. Es gilt, die Turnover-Zeit der Synovialflüssigkeit<br />

abzuwarten (rund zehn Tage) um<br />

den eventuell schon vorgeschädigten Knorpel<br />

in einer Situation von schlechter Schmierung<br />

und Ernährung nicht übermäßig zu belasten.<br />

Die einzelnen Phasen der Rehabilitation<br />

sind individuell auf den/die jeweilige/n<br />

SportlerIn und dessen/deren Sportart abzustimmen.<br />

So werden koordinative Skills und<br />

Maximalkrafttraining bei RadrennsportlerInnen<br />

weniger intensiv ausfallen als beispielsweise<br />

bei BasketballspielerInnen.<br />

Der (Wieder-)Aufbau der einzelnen<br />

sportmotorischen grundlagen bedarf einiges<br />

an Wissen und Erfahrung auf dem gebiet<br />

der Sportphysiotherapie, sowie Kenntnis<br />

und Analysefähigkeit der belastendsten<br />

Tätigkeiten während der Sportausübung (z.B.<br />

Sprung/landung, Sprint-Schlüsseldistanzen,<br />

gegnerkontakt ja/nein, etc.).<br />

Aufbauend auf diese grundlagen wird ein<br />

individuell abgestimmtes und Sportart-<br />

FoTo: PATRICK JURICEK, SABRES VIENNA<br />

Alexander Baillou, PT<br />

Ausbildung an der Akademie für Physiotherapie<br />

am AKH Wien, Diplom 2001<br />

2001–2007: Evangelisches Krankenhaus<br />

Wien Währing, orthopädie/Unfallchirurgie,<br />

zusätzlich freiberuflich tätig<br />

Mittlerweile drei eigene Praxen in Wien<br />

Fortbildungen: u.a. ESP Sportphysiotherapie,<br />

Manuelle Therapie nach Maitland<br />

Autor sportphysiotherapeutischer Artikel<br />

in Sportmagazinen<br />

Regelmäßiger Vortragender PFA Fitness-<br />

und gesundheitstrainerausbildung<br />

Vortragender auf Kongressen (ASHA,<br />

goTS) zum Thema Rehabilitation nach<br />

Hüftarthroskopie<br />

Mitglied der ASHA (Österreichische gesellschaft<br />

für Hüftarthroskopie)<br />

Mitglied der goTS (gesellschaft für orthopädisch-traumatologische<br />

Sportmedizin)<br />

spezifisches Rehabilitationsprogramm erstellt,<br />

durchgeführt, evaluiert und angepasst.<br />

Zumeist beinhaltet dieses zu Beginn viele koordinative<br />

Skills in verschiedenen, erlaubten<br />

Ausgangspositionen und Belastungen, später<br />

Krafttraining (z.B. nach dem KraftRehabilitationsSystem<br />

KRS).<br />

Speziell nach Cam- oder Pincerresection, welche<br />

unter anderem ein größeres Bewegungsausmaß<br />

des Hüftgelenks zum Ziel haben, sind<br />

neben den aktiven Übungen gerade in den<br />

ersten Wochen passive Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der Mobilität besonders wichtig.<br />

Nach Erreichen der ersten gesteckten<br />

Koordinations-, Mobilitäts- und Kraftziele wird<br />

ein Transfer gemacht um die erworbenen<br />

Fähigkeiten Sportart-spezifisch umzusetzen.<br />

Vielseitig zielorientierte Kraft, Plyometrisches<br />

Training und gegebenenfalls Übungen um<br />

den ursprünglichen Verletzungsmechanismus<br />

zu verhindern („Train the trauma“) werden<br />

aufgebaut.<br />

Univ.Prof.Dr. Klaus Schatz,<br />

leiter der Sportorthopädie an der<br />

Universitäts klinik für orthopädie, Wien<br />

Vizepräsident der ASHA<br />

Alexander Baillou, PT<br />

FoTo: AlExANDER BAIlloU, PT<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 12


FoTo: AlExANDER BAIlloU, PT<br />

Der Begriff Femoroazetabuläres<br />

Impingement beschreibt ein<br />

Einklemmen des Labrum Acetabulare<br />

zwischen Schenkelhals<br />

und Pfannenrand. Zumeist liegt eine<br />

pathologische (angeborene?) Knochenform<br />

des Schenkelhalses („CAM-Typ“) oder der<br />

Pfanne („PINCER“-Typ) zugrunde, wobei<br />

die häufigste Form eine Kombination aus<br />

beiden Typen ist (siehe Abb. 1).<br />

In beiden Fällen kann es entweder<br />

durch ein großes Trauma oder durch<br />

immer wieder kehrende kleine Traumata zu<br />

einer Verletzung des labrum Acetabulare<br />

kommen. Der Faserknorpel des labrums<br />

ist in der sogenannten Transition Zone mit<br />

dem hyalinen Knorpel des Acetabulums<br />

verwachsen. (siehe Abb. 2, Seite 14).<br />

Vor allem bei häufigem Einklemmen des<br />

labrums (über Jahre) wird der hyaline<br />

Knorpel des ventralen Pfannendachs<br />

mitgeschädigt. Er löst sich vom Knochen<br />

und verliert damit einen großen Teil der<br />

Druckaufnahmefähigkeit. So kann es bei<br />

vermeintlich normal intensiven Belastun-<br />

Schwerpunktthema Das Femoroazetabuläre Impingement (FAI)<br />

Einklemmen<br />

in der Hüfte?<br />

Seit einigen Jahren ist das Femoroazetabuläre Impingement (FAI) bei<br />

FachärztInnen und PhysiotherapeutInnen bekannt. Um es als solches zu<br />

erkennen und richtig behandeln zu können, ist es notwendig, sich genauer<br />

mit Theorie und Praxis dieses Krankheitsbildes auseinanderzusetzen …<br />

gen zu beschleunigter Abnützung und<br />

damit zur Früharthrose kommen.<br />

Das Femoroazetabuläre Impingement bzw.<br />

die jeweiligen Fehlformen von Schenkelhals/Kopf<br />

und Pfanne sind nicht selten.<br />

Schmerzen und Einschränkungen werden<br />

allerdings nicht bei allen spürbar. Das FAI<br />

wird oft nur bei Menschen, welche Tätigkeiten<br />

mit großen Hüftgelenksbewegungen<br />

und -belastungen in ihrem Alltag auszuführen<br />

haben, symptomatisch. Es besteht eine<br />

gewisse statistische Häufung bei jungen,<br />

sportlichen Männern.<br />

Um einen Verdacht auf ein FAI äußern<br />

zu können, muss man wenigstens ein paar<br />

mögliche Hinweise auf einem Röntgenbild<br />

erkennen können. Häufig gibt es schon ein<br />

a/p-Röntgen (Beckenübersicht) auf welchem<br />

PhysiotherapeutInnen Anhaltspunkte<br />

für ein FAI finden können.<br />

Im oben stehenden Röntgenbild sind<br />

klinisch relevante Befunde markiert.<br />

Dies ist ein sehr deutliches Bild einer<br />

kombinierten CAM/PINCER-Deformität. »<br />

QUEllE: ASHA.AT<br />

Abb. 1<br />

Normal<br />

Cam<br />

Pincer<br />

Der vordere Impingementtest:<br />

S90+Innenrotation+Adduktion.<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 13


Der hintere Impingementtest:<br />

Extension + Abduktion + Aussenrotation.<br />

Hüftgelenkskapsel<br />

Knochen<br />

Hüftpfanne<br />

oft sind die Bilder nicht so eindeutig! FachärztInnen<br />

veranlassen bei Verdacht auf FAI<br />

zumeist weitere Röntgenbilder (axial, Dunn<br />

View) und gegebenenfalls ein Arthro-MRT<br />

zur Beurteilung von labrum und Knorpel.<br />

Physische Untersuchung/Tests:<br />

Positiver vorderer und/oder hinterer FAI-<br />

Tests als Provokationstests sind bei entsprechender<br />

Anamnese und Hinweisen am<br />

Röntgen ausreichend um die Hypothese<br />

Schwerpunktthema Das Femoroazetabuläre Impingement (FAI)<br />

Labrum<br />

zona calzificata<br />

Transition zone<br />

Hyaliner Gelenksknorpel<br />

Abb. 2: Der Faserknorpel des Labrums<br />

ist in der sogenannten Transition Zone mit<br />

dem hyalinen Knorpel des Acetabulums<br />

verwachsen<br />

FoTo: AlExANDER BAIlloU, PT<br />

QUEllE: ASHA.AT<br />

FoTo: ASHA<br />

Abb. 3: 1. CAM-Form des Kopf/Schenkelhals-Übergangs; 2. Tiefe, den Kopf relativ weit überdachende<br />

Pfanne; 3. Subchondrale Sklerosierungen am Pfannendach, Labrumossifikationen<br />

und Randanbauten<br />

Hüftimpingement zu untermauern.<br />

grundsätzlich gilt bei Verdacht auf Hüftimpingement:<br />

1. Reduktion der belastenden/schmerzenden<br />

Tätigkeiten<br />

2. Fachärztliche Diagnostik<br />

Punkt 1 ist einfach: Tu nicht mehr was Dir<br />

weh tut bzw. tu es anders!<br />

Bei Punkt 2 wird es erfahrungsgemäß<br />

manchmal schon heikler. Das Thema Hüftimpingement<br />

ist immer noch sehr neu und<br />

unter den ärztlichen Diagnosen noch ein<br />

Exot. Es liegt aber unbedingt auch in der<br />

Verantwortung der PhysiotherapeutInnen,<br />

den PatientInnen hier zu helfen. Spätestens<br />

nach der ersten Probebehandlung, die<br />

nicht wunschgemäße Reaktionen nach sich<br />

zieht, sollte die Hypothese FAI verfolgt werden,<br />

um möglichen weiteren Schädigungen<br />

vorzubeugen.<br />

liegt den Beschwerden ein Femoroazetabuläres<br />

Impingement zugrunde, ist es<br />

Aufgabe der PhysiotherapeutInnen, die<br />

PatientInnen zuerst über diese Mechanismen<br />

aufzuklären und einen verständlichen<br />

Zusammenhang zu den Schmerz<br />

bringenden Aktivitäten herzustellen. In<br />

Kooperation mit dem/der ÄrztIn sind auch<br />

Anpassungen der ADls in Erwägung zu<br />

ziehen, wie z.B. weniger intensive Sportausübung,<br />

andere Sportarten, Techniken<br />

zur schmerzfreien Durchführung gewisser<br />

Tätigkeiten (Socken/Schuhe anziehen,<br />

Sitzen, geschlechtsverkehr usw.). guten<br />

Erfolg bei der Bekämpfung der Symptome<br />

bringen Weichteiltechniken zur Reduktion<br />

der Schmerzen, die als Folge der pathologischen<br />

Mechanik des Hüftgelenks zusätzlich<br />

auftreten. Auch die Prävention von<br />

Folgeschäden an anderen Strukturen und<br />

gelenken (ISg, lWS, Knie, etc) ist sinn- und<br />

wertvoll.<br />

Aber Vorsicht! Mobilisationsversuche des<br />

gelenks mit dem Ziel, das Bewegungsausmaß<br />

zu vergrößern, können nur scheitern,<br />

da dieser Beweglichkeitseinschränkung ein<br />

knöcherner Konflikt zugrunde liegt – und<br />

der lässt sich nun einmal physiotherapeutisch<br />

nicht beseitigen. Im gegenteil:<br />

Ein Mobilisieren vor allem in Flexion kann<br />

durch das Anschlagen des Schenkelhalses<br />

am labrum Acetabulare sogar zur weiteren<br />

Verschlechterung der Symptome, ja sogar<br />

zu größeren strukturellen Verletzungen des<br />

labrums und des gelenkknorpels führen.<br />

HANDS oFF von schmerzhaften Therapiemaßnahmen!<br />

Sollte sich nach einer gewissen Zeit jedoch<br />

kein Erfolg durch die beschriebenen<br />

Maßnahmen (Reduktion der Belastung und<br />

Vermeidung der schmerzenden Bewegungen,<br />

Symptombehandlung) einstellen,<br />

muss der/die PhysiotherapeutIn die grenzen<br />

des konservativ Machbaren rechtzeitig<br />

erkennen und akzeptieren. Eine neuerliche<br />

Rücksprache mit dem/der FachärztIn ist<br />

ratsam und eine möglicherweise notwendige<br />

chirurgische Intervention in Erwägung<br />

zu ziehen.<br />

Zusammenfassung:<br />

Das Femoroazetabuläre Impingement<br />

(CAM/PINCER) ist ein knöcherner Konflikt,<br />

der zur Zerstörung des labrum Acetabulare<br />

und des hyalinen gelenkknorpels führen<br />

kann. Häufig treten Beschwerden als stechende<br />

Schmerzen in leiste und gesäß bei<br />

großen gelenksbewegungen vor allem in<br />

Flexion auf. Kausal ist ein Hüftimpingement<br />

nur chirurgisch zu behandeln. Schmerzhafte<br />

Mobilisationstechniken sind zu<br />

unterlassen. Symptombehandlungen und<br />

Anpassungen der Alltags- und Sportaktivitäten<br />

sind hilfreich und ratsam. Das Wissen<br />

über die Pathomechanik und die Kenntnis<br />

der klinischen Bilder sind entscheidend.<br />

Alexander Baillou, PT<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 14


FoTo: AlExANDER BAIlloU, PT<br />

FoTo: AlExANDER BAIlloU, PT<br />

2 Typische<br />

Beispiele für FAI<br />

Profibasketballer, 21 Jahre alt. Unklare<br />

leistenschmerzen beidseits, manchmal<br />

stechend während des Sports, nahezu<br />

immer dumpfer Schmerz nach dem Sport.<br />

Seit wenigen Wochen zunehmend auch<br />

gesäßschmerz. Radiologischer Befund: „unauffällig“.<br />

Die bisher besuchten orthopäden<br />

haben Massagen, Moor und Ultraschall<br />

empfohlen. Kurzfristige Beschwerdelinderung,<br />

aber spätestens beim nächsten Training<br />

wieder Beschwerden. Die angeratenen<br />

Stretchingübungen hat der Patient schon<br />

vor Jahren reduziert bzw. komplett unterlassen,<br />

da sie die Beschwerden subjektiv<br />

verstärkt hatten.<br />

Sekretärin, 40 Jahre alt, kein Sport. Radiologisch:<br />

„incipiente Coxarthrose beidseits,<br />

sonst unauffälliger Befund“. Anamnestisch<br />

stechender Schmerz in der leiste und am<br />

Trochanter Major bei großen Hüftbewegungen<br />

(z.B. Socken/Schuhe anziehen, beim<br />

geschlechtsverkehr). Probierte Yoga auf Anraten<br />

einer Freundin, danach wochen langer<br />

dumpfer Dauerschmerz, auch nachts.<br />

Beides sind klassische klinische Bilder, bei<br />

denen der/die FachärztIn/PhysiotherapeutIn<br />

den Verdacht auf ein Hüftimpingement<br />

haben sollte. Anamnestisch fällt erstens die<br />

Häufigkeit der Beschwerden bei Aktivitäten<br />

mit großem Bewegungsumfang (Basketball,<br />

Stretching, Schuhe anziehen, geschlechtsverkehr),<br />

sowie zweitens die typische lokalisation<br />

und Art der Beschwerden (stechende<br />

leiste, Trochanter, gesäß) auf. Eine typische<br />

Handhaltung des/r PatientIn ist das „C-Sign“<br />

(siehe Abbildungen) bei der Frage nach<br />

der lokalisation der Schmerzen. Daumen<br />

und Zeigefinger beschreiben dabei ein „C“.<br />

Weiters auffällig ist das relativ junge Alter der<br />

PatientInnen.<br />

Schwerpunktthema Das Femoroazetabuläre Impingement (FAI)<br />

Differentialdiagnostik:<br />

Bei SportlerInnen muss an eine<br />

muskuläre Ursache (Distorsio,<br />

Faserriss bis Coxa saltans interna –<br />

Psoassehne) gedacht werden.<br />

Auch Schleimbeutelentzündungen<br />

( bursitis trochanterica- coxa saltans<br />

externa) im Hüftbereich können<br />

Schmerzen verursachen.<br />

Bei subluxierenden Sportarten ( Tänzer,<br />

Hürdenlauf, etc.) und slow velocity<br />

traumata ist mit ligamentun teres<br />

Verletzungen zu rechnen.<br />

High velocity traumata (Ski, Kampfsport)<br />

können labrum bis Knorpel/ Knochenabscherungen<br />

verursachen.<br />

gynäkologische Ursachen (cystitis<br />

adenxitis) sollten bei Sportlerinnen und<br />

Prostatitis (bei Radfahrer) differenzialdiagnostisch<br />

berücksichtigt werden, leistenhernien<br />

und spondylogene Ursachen bei<br />

Hebetraumata.<br />

Alle entzündlichen (reaktiv – herdgeschehen-<br />

abdominell, immunologisch, pCP, …)<br />

Erkrankungen müssen ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Im Team sind wir viel stärker<br />

Dr. Christoph Gebhart, Präsident der<br />

Österreichischen Gesellschaft für Hüftarthroskopie<br />

Oberarzt der Orthopädischen Abteilung<br />

des Landesklinikums St. Pölten<br />

Konsiliarfacharzt des Institutes für<br />

sportmedizinische Beratung des<br />

Olympiastützpunktes Südstadt IMSB<br />

Mitglied der internationalen Gesellschaft<br />

für Hüftarthroskopie ISHA<br />

Nicht jeder Leistenschmerz<br />

ist ein FAI.<br />

Eine/n PatientIn mit diagnostiziertem FAI<br />

können bewegungstherapeutische Übungen<br />

und physiotherapeutisches Training<br />

ohne kausale Therapie schädigen. Das ist<br />

unbefriedigend und kontraproduktiv. Der/<br />

Die PhysiotherapeutIn kann durch sein/<br />

ihr Wissen über die Pathomechanik eines<br />

FAIs und durch seine/ihre Kenntnis der<br />

dazugehörenden klinischen Bilder dem/der<br />

PatientIn enorm helfen.<br />

SIE können den Stein ins Rollen bringen, SIE<br />

bewahren dadurch womöglich PatientInnen<br />

vor einer notwendigen Totalendoprothese.<br />

Inzwischen erzählen mir viele PatientInnen,<br />

dass sie ihr/e PhysiotherapeutIn zum ersten<br />

Mal auf ihr Hüftimpingement hingewiesen<br />

hat. Häufig mit bereits genauer klinischer Information<br />

und umfangreichen Wissen durch<br />

ihre/n PhysiotherapeutIn ausgestattet.<br />

Für diese ambitionierten beeindruckenden<br />

leistungen gebührt den PhysiotherapeutInnen<br />

außerordentlicher Dank.<br />

Im Interesse unserer PatientInnen müssen<br />

wir ÄrztInnen die Zusammenarbeit mit<br />

den PhysiotherapeutenInnen intensivieren.<br />

Insbesondere um das Fortschreiten<br />

von Arthrosen bei FAI zu verhindern. Im<br />

Falle einer Hüftarthroskopie kann das optimale<br />

operationsergebnis nur in Kombination<br />

mit gezielter physiotherapeutischer<br />

Nachbehandlung erreicht werden.<br />

Die PhysiotherapeutInnen sehen die<br />

PatientInnen oft über längere Zeiträume in<br />

ihren Praxen. Sie legen lang und oft ihre<br />

Hände an und machen sich ihr physiotherapeutisches<br />

Bild. Teilen Sie dieses<br />

Wissen mit „Ihren“ ÄrztInnen.<br />

Seriöse orthopädInnen suchen die Kooperation<br />

mit kompetenten PhysiotherapeutInnen,<br />

weil sie im Team viel stärker sind<br />

– was den PatientInnen zugute kommt.<br />

Eine Kooperationsplattform für die Hüftarthroskopie<br />

bietet die österreichische<br />

gesellschaft für Hüftarthroskopie.<br />

Zur Teilnahme lade ich Sie als ASHA-<br />

Präsident herzlichst ein. Details und<br />

literatur unter www.asha.at<br />

Dr. Christoph gebhart<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 15<br />

FoTo: DR. CHRISToPH gEBHART


c<br />

QUEllE: ASHA.AT<br />

Nach einem Tag fast schmerzfrei<br />

nach Hause gehen<br />

A<br />

A r<br />

r<br />

α<br />

hc<br />

Die Gelenkspiegelung des Hüftgelenks hat in den<br />

letzten Jahren als minimalinvasive, gelenkserhaltende<br />

Operationsmethode stark an Bedeutung gewonnen.<br />

nc<br />

Berechnungen zufolge wurden in<br />

Österreich im Jahr 2010 mindestens<br />

350 Hüftarthroskopien durchgeführt,<br />

Tendenz stark steigend.<br />

Aufgrund der schwierigen Technik und der<br />

daraus resultierenden flachen lernkurve,<br />

findet sie derzeit hauptsächlich an spezialisierten<br />

Kliniken statt.<br />

Der Zugang zum Hüftgelenk, dem am<br />

tiefsten gelegenen großgelenk, ist besonders<br />

schwer. Es muss ein Weichteilmantel<br />

von mindestens 10 cm durchdrungen<br />

werden. Anders als beim Kniegelenk<br />

ist die gelenkskapsel sehr dick und<br />

schwer dehnbar, der gelenksspalt sehr<br />

schmal. Die operation erfolgt entweder<br />

in Vollnarkose oder mit Kreuzstich. Die<br />

Instrumente sind der Anatomie des gelenkes<br />

angepasst und manuell steuerbar.<br />

Sie lassen sich teilweise im gelenk biegen<br />

und ermöglichen dadurch eine besonders<br />

schonende Anwendung.<br />

Über 2–4 Einstiche von nur ca. 10 mm<br />

Ausmaß werden 5 mm dünne und bis zu<br />

18 cm lange Kanülen und Spezialinstrumente<br />

in das gelenk eingebracht. Die<br />

konkav oder konvex ausgeformten Shaver<br />

Schwerpunktthema Hüft Arthroskopie<br />

nc<br />

α<br />

A<br />

A r<br />

r<br />

α<br />

hc<br />

Alphawinkel nach Nötzli als eine diagnostische Möglichkeit der CAM-Deformität: bei MR<br />

Schnitten um den Schenkelhals wird der Winkel zwischen Schenkelhals und dem Punkt,<br />

an dem der Knochen die Kreisform des Hüftkopfes verlässt, bestimmt.<br />

hc<br />

passen sich der Anatomie des gelenkes<br />

an. Dadurch können vernarbte Kapselanteile,<br />

Verknöcherungen, lose Knorpel und<br />

entzündete gelenksschleimhäute entfernt<br />

werden. Mit einer biegbaren Hochvoltelektrode<br />

werden verbliebene Knorpelschichten<br />

geglättet und Knochendefekte<br />

versiegelt.<br />

Beim Femoroazetabulären Impingement<br />

(FAI) werden die überstehenden<br />

Abb. 1<br />

nc<br />

α<br />

hc<br />

FoTo: DR.CHRISToPH gEBHART<br />

Knochenanteile abgefräst. Dadurch wird<br />

die Kugelform des oberschenkelkopfes<br />

wiederhergestellt (alpha Winkel verbessert).<br />

Danach wird das einklemmungsfreie<br />

Durchbewegen des gelenkes unter Video-<br />

Kontrolle dokumentiert.<br />

Mit der Hüftarthroskopie erhält man über<br />

die Videokamera nahezu in das gesamte<br />

gelenk Einblick. Es können Schäden<br />

festgestellt werden, die manchmal im<br />

Röntgen nicht erkennbar sind und gleich<br />

behandelt werden. Die meisten PatientInnen<br />

können nach einer Hüftarthroskopie<br />

bereits am ersten postoperativen Tag fast<br />

schmerzfrei nach Hause gehen.<br />

Mit der bisherigen (offenen Chirurgischen<br />

luxation) Technik war das alles ohne<br />

einen größeren Schnitt und in der Folge<br />

einer längeren Immobilität nicht möglich.<br />

Indikationen<br />

Von Seiten der Indikationen ist das Hüft-<br />

Impingement (FAI CAM + Pincer ) eine<br />

klare Indikationsstellung für eine Hüftgelenksspiegelung<br />

(Hüftarthroskopie).<br />

In der Sportmedizin steigt mit der genauen<br />

Arthro MRT Diagnostik die Anzahl der<br />

diagnostizierten labrum, Knorpel- (Abb. 1)<br />

und ligamentum teres läsionen (foveales<br />

Abb. 2<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 16<br />

FoTo: DR.CHRISToPH gEBHART


Abb. 3<br />

impingement) welche hüftarthroskopisch<br />

behandelbar sind.<br />

Besonders im leistungssport mit raschem<br />

Rehab-Anspruch hat sich die geringe<br />

Invasivität arthroskopischer Verfahren<br />

durchgesetzt.<br />

Synovitis, Synovektomie und arthroskopische<br />

Enchondromentferung (Abb. 2) sind<br />

als Ursprungsdomäne geblieben. Bursitiden<br />

(trochanterica) und coxa saltans (externa<br />

et interna) sind hüftarthroskopisch<br />

behandelbar.<br />

Die Arthroskopische Revision bei unklaren<br />

Endoprothesen Problemen ist gut<br />

durchführbar. (Abb. 3) Man muss jedoch<br />

berücksichtigen, dass die wenigsten<br />

endoprothetischen Komplikationen rein<br />

arthroskopisch behoben werden können.<br />

A<br />

Dr. Christoph gebhart r<br />

α<br />

hc<br />

nc<br />

FoTo: DR.CHRISToPH gEBHART<br />

Schwerpunktthema Hüft Arthroskopie • Rehabilitation nach Hüftarthroskopie<br />

FoTo: PETER KRAPPEl<br />

Neue<br />

Heraus forderung für<br />

PhysiotherapeutInnen<br />

Die Hüftarthroskopie ist eine sehr schonende Variante, Hüftgelenksprobleme<br />

zu lindern oder zu beseitigen. Dennoch bedarf es einer genauen,<br />

spezifischen Rehabilitation, um die PatientInnen sicher und zügig zu einer<br />

hohen Lebensqualität zurückführen zu können.<br />

Recherchen des Wiener Physiotherapeuten,<br />

Alexander Baillou,<br />

nach Rehabilitationschemen nach<br />

Hüftarthroskopie (HASK) brachten<br />

verblüffend unterschiedliche<br />

Ergebnisse. Teilbelastungsdauern<br />

variierten um fünf Wochen, Sportbelastbarkeit<br />

um bis zu drei Monate.<br />

Nach Diskussionen mit KollegInnen und<br />

ChirurgInnen in der Österreichischen<br />

gesellschaft für Hüftarthroskopie (ASHA)<br />

schrieb Baillou einige Empfehlungen und<br />

in einer Art Reha-Schema zusammen.<br />

Im „<strong>inform</strong>“ stellt er sein Reha-Programm<br />

vor, an welchem sich seine Teammitglieder<br />

und ein Teil der ASHA-ChirurgInnen<br />

orientieren aber auch regelmäßig<br />

individuelle Anpassungen vornehmen und<br />

diskutieren. So entwickelt sich die noch<br />

relativ neue Rehabilitation nach HASK<br />

ständig weiter. »<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 17


FoTo: DR. CHRISToPH gEBHART<br />

Die Grundsätze:<br />

Eine gelenkserhaltende operation<br />

verlangt nach einer gelenkserhaltenden<br />

Rehabilitation.<br />

Die chirurgisch gesetzten Maßnahmen<br />

sind genau zu kennen.<br />

Kenntnis der präoperativen Pathomechanik<br />

ist Voraussetzung.<br />

Wundheilungsphysiologie und –phasen<br />

sind zu kennen, Abweichungen zu erkennen<br />

und Anpassungen vorzunehmen.<br />

Rehabilitation nach HASK ist individuell,<br />

spezifisch und progressiv zu gestalten.<br />

Es hat sich in der Praxis bewährt, die/<br />

den PatientIn schon zu einem präoperativen<br />

Termin zu bestellen. Ein eigener physiotherapeutischer<br />

Befund ist von Vorteil,<br />

weiters können organisatorische Dinge<br />

erledigt, dem/r PatientIn der Umgang mit<br />

Krücken beigebracht und ein Ausblick auf<br />

die nächsten Wochen gegeben werden.<br />

Nach der operation ist der Informationsfluss<br />

zwischen operateurIn und<br />

PhysiotherapeutIn besonders wichtig, um<br />

Details über die gesetzten chirurgischen<br />

Maßnahmen zu erhalten. Die gängigsten<br />

chirurgischen Maßnahmen sind:<br />

Reha­Schiene FAST TRACK<br />

• Cam Resection<br />

• Pincer Resection<br />

• Synovektomie<br />

• labrum Trimming<br />

• Knorpel Shaving<br />

Reha­Schiene SLOW TRACK<br />

Wie Fast Track plus:<br />

• labrumrefixation<br />

• Microfracturing<br />

• große Cam/Pincer Resection<br />

Abb. 1 Labrumrefixation<br />

Schwerpunktthema Rehabilitation nach Hüftarthroskopie<br />

Die Reha-Schiene Fast Track umfasst die<br />

derzeit häufigsten operationsvorgänge. Sie<br />

sind verhältnismäßig rasch zu rehabilitieren.<br />

Schon in der Frühphase nach der<br />

oP sind passive (zum Beispiel manuelle<br />

Therapie im schmerzfreien Bereich) und<br />

gering intensive aktive Bewegungen<br />

erlaubt und gewünscht. Eine Teilbelastung<br />

für cirka zwei Wochen mit etwa halbem<br />

Körpergewicht hat sich bewährt, einerseits<br />

aus gründen von Schmerz und gangbild,<br />

andererseits unter Rücksichtnahme auf<br />

die Turnoverzeit der Synovialflüssigkeit<br />

von cirka zehn Tagen, um den schlecht<br />

geschmierten und unterernährten hyalinen<br />

Knorpel zu schonen. Nach rund zwei<br />

Wochen wird, je nach Schmerzzustand<br />

und gangbild, langsam die Belastung des<br />

operierten Beines aufgebaut (z.B. 3. Woche<br />

4P-gang, 4. Woche Krücken nur noch bei<br />

Bedarf). Unterwassertherapie hat sich als<br />

hilfreich erwiesen, um das gangbild nach<br />

der Zeit mit Krücken möglichst hinkfrei zu<br />

gestalten.<br />

Ergometertraining mit geringem Führungswiderstand<br />

und geringer Trittfrequenz<br />

Eine gelenkserhaltende<br />

Operation verlangt nach<br />

gelenkserhaltender<br />

Rehabilitation.<br />

(60 RPM) sollte, unter Rücksichtnahme auf<br />

Bewegungsausmaß und Schmerz, möglichst<br />

früh begonnen werden. Ein Aufbautraining<br />

mittels koordinativer und kräftigender<br />

Übungen ist im schmerzfreien Bereich<br />

(Schmerz tritt bei zumeist höhergradiger<br />

Flexion und manchmal bei Rotationen auf)<br />

nach ca. 3–4 Wochen nach der operation<br />

notwendig. Je weiter die Reha voranschreitet,<br />

desto individueller ist sie zu gestalten.<br />

Auch die volle Sportbelastbarkeit hängt<br />

stark von dem Bild des hyalinen gelenkknorpels<br />

während der operation ab.<br />

Die Reha-Schiene Slow Track ergibt<br />

sich aus entweder sehr umfangreichen<br />

Resektionen am Knochen, bzw. vor allem<br />

durch labrumrefixation (relativ häufig, siehe<br />

Abb.1) und Micro fracturing als Knorpelprocedure<br />

(relativ selten). Ein genähtes labrum<br />

braucht Zeit bis es stabil angewachsen<br />

ist, es sollte in dieser Zeit nicht in seiner<br />

Heilung gestört werden (4–6 Wochen Flexions-<br />

und Rotationseinschränkung, längere<br />

Teilbelastungszeit mit Krücken und streng<br />

schmerzfreie aktive und passive Bewegungen).<br />

Nach Microfracturing steht vor allem<br />

die längere und strengere Teilbelastungszeit<br />

und der häufige, gering intensive, langsam<br />

steigernde, passive Bewegungsreiz (Manuelle<br />

Therapie, CPM) im Vordergrund.<br />

Die Entscheidung ob Fast Track oder Slow<br />

Track ist von der/dem ChirurgIn mit den<br />

intraoperativen Befunden und gesetzten<br />

Maßnahmen zu treffen. Der/Die PhysiotherapeutIn<br />

sollte Abweichungen der Wundheilung<br />

während der Rehabilitationsphasen<br />

erkennen und gegebenenfalls Anpassungen<br />

vornehmen. Individuelle Anpassung während<br />

des gesamten Reha-Verlaufs unter<br />

Berücksichtigung der präoperativ erhobenen<br />

Befunde und gesetzten Ziele erhöht<br />

die Chance auf raschen Erfolg und letzten<br />

Endes die Patientenzufriedenheit.<br />

Alexander Baillou, PT<br />

Vorankündigung:<br />

Am 30. September 20<strong>11</strong> findet in Wien<br />

in Kooperation mit dem landesverband<br />

Wien von Physio Austria und der Österreichischen<br />

gesellschaft für Hüftarthroskopie<br />

ein Workshop „FAI und HASK“ statt.<br />

Infos unter wien@<strong>physioaustria</strong>.at und<br />

www.asha.at<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 18


Zur prä-operativen Befundung bei<br />

Physio therapeutInnen gehören vor<br />

allem:<br />

• Schmerzanamnese<br />

• gangbild (gehhilfe?)<br />

• länge der (schmerzfrei) möglichen<br />

gehstrecke<br />

• ADls (activities of daily living ):<br />

Analyse Bewegungsabläufe bzw.<br />

Ausweichbewegungen<br />

• RoM (Range of Movement) aktiv und<br />

passiv<br />

• Funktionstest der relevanten Muskelgruppen<br />

• Zusatzerkrankungen (Herz-Kreislaufsystem,<br />

Knie, lWS/ISg, Beinachse, kontralaterales<br />

Bein, Schultergürtel, etc.)<br />

Ein weiterer Vorteil eines prä-operativen<br />

Termins bei einem/r PhysiotherapeutIn ist<br />

die Möglichkeit zur Vorbereitung auf die<br />

Rehabilitation: Krückenhandling, gangschulung<br />

mit Krücken, Information und Ausblick<br />

auf Art und Dauer der Rehabilitation, Vorsichtsmaßnahmen,<br />

Zielbestimmung.<br />

Die individuell angepasste Rehabilitation<br />

orientiert sich an diesen prä-operativen<br />

Befunden: Am ersten postoperativen Tag<br />

beginnt nach Rücksprache mit dem/r<br />

behandelnden ÄrztIn die Mobilisation mit<br />

Kreislaufgymnastik, ersten reaktivierenden<br />

Übungen der Muskulatur und, wenn erlaubt,<br />

den ersten Schritte mit dem neuen gelenk.<br />

ob Vollbelastung oder Teilbelastung,<br />

gehstreckenlänge und 3- oder 4-Punktgang<br />

hängt stark von der Art der operation ab<br />

(konventionell/minimalinvasiv?), sowie vom<br />

Allgemeinzustand des/r PatientIn und den<br />

prä-operativ erhobenen Parametern.<br />

In den nächsten Tagen steigern sich<br />

Häufigkeit und länge der zurückgelegten<br />

gehstrecken unter Rücksichtnahme auf verabreichte<br />

Analgetika, welche die Schmerzgrenze<br />

als limitierenden Faktor verwaschen<br />

bzw. ausschalten. Weiters werden die<br />

bewegungstherapeutischen Übungen<br />

erweitert, mit Schwerpunkt glutealmuskulatur,<br />

oberschenkelmuskulatur, sowie<br />

mobilisierende Übungen für angrenzende<br />

gelenke und Strukturen (lWS/Knie etc).<br />

Schwerpunktthema Hüfttotalendoprothese und Rehabilitation<br />

Schon vor der<br />

Operation zum/r<br />

PhysiotherapeutIn<br />

Die Rehabilitation nach einer Hüfttotalendoprothesen-Operation orientiert sich,<br />

wie nach den meisten anderen Operationen, an den Bedürfnissen und Zielen des<br />

Patienten, sowie an den chirurgisch gesetzten Maßnahmen. Relevante Befunde<br />

und Parameter sollten schon vor der Operation auch durch den/die PhysiotherapeutIn<br />

erhoben werden können.<br />

Je nach Erfolg der ersten Tage beginnt<br />

bald das ADl-Training. Aufgrund der häufig<br />

limitierten Bewegungsfreiheiten in Flexion/<br />

Adduktion/Rotationen stehen in dieser<br />

Phase Techniken zum Anziehen der Socken<br />

und Schuhe, Aufstehen und Niedersetzen<br />

bei niedrigen Sitzhöhen, lagewechsel im<br />

liegen (Seitlage, Bauchlage), Aufstehen<br />

vom Boden, Ein- und Aussteigen ins/vom<br />

Auto usw., jeweils unter Rücksichtnahme<br />

auf die Vorsichtsmaßnahmen, im Vordergrund.<br />

ohne die Schulung dieser Bewegungsabläufe<br />

sollte kein/e PatientIn nach<br />

Hause entlassen werden. lymphdrainagen<br />

und physikalische Anwendungen können<br />

als Assistenzmaßnahmen den Heilungsverlauf<br />

positiv beeinflussen.<br />

Eine zementfrei implantierte Totalendoprothese<br />

ist üblicherweise so fest im<br />

Knochen verankert, dass eigentlich keine<br />

gefahr einer Schaftsprengung oder lockerung<br />

besteht. Trotzdem sind Informationen<br />

über Verlauf und etwaige Abweichungen<br />

(Knochendichte, Körpergewicht, intraoperative<br />

Komplikationen, etc.) von ärztlicher<br />

Seite vonnöten, bevor die ersten Schritte<br />

ohne Krücken gewagt werden können. Es<br />

empfiehlt sich jedenfalls, die ersten Tage<br />

der Entzündungsphase abzuwarten, da<br />

Weichteilverletzungen in unterschiedlicher<br />

Ausprägung vorliegen, auf welche Rücksicht<br />

genommen werden sollte. Selbst bei der<br />

minimalinvasiven operationstechnik hat<br />

sich nach anfänglicher Euphorie über die<br />

frühzeitig mögliche Mobilisierung ohne gehhilfen,<br />

inzwischen eine vernünftig individuell<br />

abgestimmte schrittweise Reduktion der<br />

gehhilfen etabliert.<br />

Das gehen mit einer Krücke auf der kontralateralen<br />

Seite ist einerseits problematisch,<br />

da dadurch der Hinkmechanismus gefördert<br />

werden kann, andererseits für die Absolvierung<br />

der ADls von Vorteil, da eine Hand<br />

zum Hantieren frei ist. Auch hier sind Für<br />

und Wider individuell abzuwägen und eine<br />

optimale lösung mit wechselndem gebrauch<br />

von zwei, einer oder keiner Krücke zu finden.<br />

Vor Entlassung aus dem Krankenhaus<br />

ist mit dem/r operateurIn zu beraten, ob<br />

und in welcher Form eine physiotherapeu-<br />

Prä-operative Physiotherapie hilft,<br />

um für den/die PatientIn ein<br />

optimales Behandlungsergebnis<br />

zu erzielen.<br />

tische Nachbehandlung ambulant oder per<br />

Hausbesuch erforderlich ist. Aufenthalte<br />

in Rehabilitationszentren haben den<br />

Vorteil einer intensiven Betreuung. Bei<br />

vielen PatientInnen besteht allerdings aus<br />

unterschiedlichen gründen der Wunsch<br />

nach einer ambulanten Rehabilitation am<br />

Wohnort (Sozialanamnese).<br />

Je länger der operationstermin zurückliegt,<br />

desto individueller gestaltet sich auch<br />

die Rehabilitation. Häufig steht die Arbeit<br />

an Hinkmechanismen im Vordergrund, die<br />

teilweise noch aus präoperativen Schmerzen<br />

und Bewegungseinschränkungen<br />

resultieren. Stabilisierende/ koordinative/<br />

propriozeptive/ sensomotorische Übungen<br />

in verschiedenen Ausgangspositionen,<br />

sowie Kräftigungsübungen der hüftstabilisierenden<br />

Muskulatur helfen, die reduzierte<br />

funktionelle Stabilität zu verbessern und die<br />

gefahr einer luxation zu minimieren.<br />

Bei sportlichen PatientInnen empfiehlt<br />

sich auch bei Hüftprothesen ein sportphysiotherapeutischer<br />

Aufbau von Koordination,<br />

Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit, um das<br />

gelenk auch bei höheren Anforderungen<br />

vor übermäßigem Verschleiß zu schützen.<br />

Alexander Baillou, PT<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 19


Die Hauptindikation für eine solche<br />

Operation stellt eine fortgeschrittene<br />

Arthrose mit ihren Hauptsymptomen<br />

Schmerz und Beweglichkeitseinschränkung.<br />

In ausführlichen<br />

gesprächen mit den PatientInnen muss<br />

vor allem die lebensqualität bzw. der<br />

leidensdruck beurteilt werden. Menschen<br />

bewerten die Einschränkungen durch<br />

eine Hüftarthrose unterschiedlich, daher<br />

besteht auch die Notwendigkeit einer<br />

genauen Schmerz- und Alltagsanam nese.<br />

Bei PatientInnen mit Hüftarthrose ist vorerst<br />

eine genaue klinische Untersuchung<br />

mit Beurteilung von gangbild, Beinlängendifferenzen,<br />

Beweglichkeit vor allem in der<br />

Hüftrotation und evtl. Quadricepsatrophie<br />

wichtig. Manchmal geben die PatientInnen<br />

lediglich Schmerzen im Kniegelenk<br />

und/oder in der lendenwirbelsäule (lWS)<br />

an. Dies erklärt sich durch die typische<br />

Schmerzausstrahlung bei Hüftproblemen<br />

in Knie und lWS. leider müssen PatientInnen<br />

manchmal unnötig lange Schmerzen<br />

ertragen, da diese differentialdiagnostische<br />

Möglichkeit oft vergessen wird.<br />

Dann wird bildgebend mittels Röntgen<br />

das Stadium der Coxarthrose verifiziert.<br />

Es zeigen sich deutliche gelenksspaltverschmälerungen,<br />

subchondrale Sklerosierungen<br />

und teilweise ossifikationen an<br />

Schwerpunktthema Hüfttotalendoprothese<br />

Die richtige Wahl<br />

von Zeitpunkt und<br />

Methode<br />

In den letzten Jahren hat sich auch auf dem Gebiet der Hüftendoprothetik<br />

sowohl bezüglich der implantierten Materialien, als auch bei<br />

den Operationsmethoden einiges getan. An der orthopädischen Abteilung<br />

im Evangelischen Krankenhaus Wien, werden jährlich mehr als<br />

400 PatientInnen mit fortge schrittener Coxarthrose mittels Implantation<br />

eines Gleit flächenersatzes geholfen.<br />

den gelenksrändern. Im fortgeschrittenen<br />

Stadium sieht man Arthrosezysten im<br />

Kopf- und Pfannenbereich bis hin zu<br />

Kopfdeformierungen. Zumeist kommen<br />

die PatientInnen schon wegen starker<br />

Schmerzen in die ordinationen. Hier<br />

wird versucht, das „aktivierte Stadium“,<br />

also den entzündlichen Reizzustand des<br />

gelenks, mittels Medikamenten und<br />

Injektionen zu dämpfen. Physiotherapie<br />

hat bei leichten und mittelgradigen<br />

Arthrosen sehr oft einen beeindruckenden<br />

Erfolg. Sind jedoch die Ergebnisse all<br />

dieser Maßnahmen für die PatientInnen<br />

nicht zufriedenstellend – die Rede ist von<br />

persistierenden, therapieresistenten Beschwerden<br />

– ist die operation und der Ersatz<br />

der gelenkflächen als die vielversprechendste<br />

Maßnahme anzusehen, um den<br />

Betroffenen wieder ein beschwerdefreies<br />

leben zu ermöglichen. Zusatzfaktoren wie<br />

gewicht und Zusatzerkrankungen spielen<br />

ebenfalls eine Rolle. PatientInnen mit<br />

starkem Übergewicht und/oder internen<br />

Erkrankungen wie Diabetes, Herzerkrankungen<br />

usw. wird geraten, immer auch<br />

einen Facharzt für interne Medizin in die<br />

Entscheidungsfindung einzubeziehen.<br />

Österreichweit werden jährlich cirka<br />

17.000 Hüftgelenke mit Prothesen versorgt,<br />

davon rund 4.000 nach Schenkelhalsfrakturen.<br />

Die Zahl der Wechseloperationen<br />

nimmt in den letzten Jahren<br />

stark zu: Waren es im Jahr 2000 noch<br />

rund 2.000 pro Jahr, wurden im Jahr 2010<br />

schon doppelt so viele dieser operationen<br />

durchgeführt. Das hängt vor allem mit der<br />

rasanten Verbesserung der Endoprothetik<br />

in den 80er und 90er Jahren zusammen,<br />

aber ganz besonders mit dem zunehmenden<br />

Anteil an älteren Menschen lag<br />

die lebensdauer der Prothesen 1990 bei<br />

durchschnittlich 10-15 Jahre, so liegt sie<br />

nun oft schon bei 20 Jahren und mehr.<br />

Routinierte operateurInnen greifen in den<br />

meisten Fällen einer „normalen“ Coxarthrose<br />

inzwischen zur minimalinvasiven<br />

Technik. Sie erfordert allerdings schon<br />

einiges an geschick und Erfahrung. Das<br />

Team des Evangelischen Krankenhauses<br />

rund um Prim. Pflüger bildet unter<br />

anderem auch HüftchirurgInnen in der<br />

minimalinvasiven Technik aus. Weniger<br />

routinierten operateurInnen wird dort<br />

geraten, eher die konventionellen Techniken<br />

anzuwenden, um die Risiken und die<br />

Dauer der operation zu minimieren.<br />

Die minimalinvasive Methode hat auch<br />

andere grenzen: Wechseloperationen<br />

oder kompliziertere Eingriffe erfordern<br />

eine bessere Übersicht des operationsgebietes,<br />

was wiederum oft ein umfangreicheres<br />

Freipräparieren und damit auch<br />

größere Wundflächen zur Folge hat.<br />

Freilich hat die minimalinvasive<br />

Technik gerade in der Rehabilitation<br />

enorme Vorteile. In vielen gesprächen mit<br />

PhysiotherapeutInnen hat sich gezeigt,<br />

dass die PatientInnen vor allem in den<br />

ersten Wochen deutlich schneller und<br />

schmerzfreier zu mobilisieren und in<br />

ihren Alltag zu reintegrieren sind! Das<br />

liegt wohl hauptsächlich daran, dass<br />

während der minimalinvasiven operation<br />

die Weichteile stark geschont werden. Die<br />

stabilisierende Muskulatur wie glutaeus<br />

Medius und Minimus wird nicht mehr<br />

durchschnitten bzw. abgelöst, sondern<br />

nur zu Seite gedrängt und nur geringfügig<br />

verletzt! Hierdurch lassen sich postoperative<br />

Schmerzen und Funktionsdefizite der<br />

für das hinkfreie gangbild so wichtigen<br />

Abduktoren sehr gering halten. Trotzdem<br />

bleibt eine hochwertige physiotherapeutische<br />

Nachbehandlung und Rehabilitation<br />

ein wichtiger Teil des Weges zur Patientenzufriedenheit<br />

und lebensqualität.<br />

Dr. Nikolaus Pongracz<br />

www.drpongracz.com<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 20


Gehstörungen,<br />

Stürze, Hüftfrakturen<br />

M. Runge, 1998<br />

umfassende<br />

weiterbildung für<br />

physiotherapeuten<br />

MASTERSTUDIUM<br />

ORTHOPÄDISCHE PHYSIOTHERAPIE<br />

Sechssemestriger Weiterbildungs-Masterstudiengang<br />

im Bereich der Manuellen Therapie<br />

Offi ziell akkreditiert seit 10. März 2008<br />

Beginn immer im Oktober des jeweiligen Jahres<br />

Schwerpunktthema Literatur<br />

Bücher zum Schwerpunkt thema<br />

in der Physio Austria-Bibliothek<br />

Ziel des Studienganges und -inhalte<br />

Das präventive und konservative Management von Schmerz<br />

und anderen Symptomen der neuro-muskulären-skelettalen<br />

Dysfunktion der Wirbelsäule und Extremitäten.<br />

Der Erwerb überfachlicher Kompetenzen in Management<br />

und pädagogischen Qualitäten.<br />

Die Vermittlung und der Erwerb von wissenschaftlichen<br />

Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Erfahrungen.<br />

weitere Informationen über das Masterstudium und über<br />

weitere Physiotherapie-Weiterbildungen am EURAK-Ausbildungszentrum<br />

für Physiotherapie der UMIT erhalten Sie<br />

unter physio@umit.at, Telefon +43 (0)508648-3700 oder<br />

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UMIT<br />

the health & life sciences university<br />

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Gut leben mit<br />

dem neuen<br />

Hüftgelenk<br />

H. Hermichen, 2001<br />

Künstlicher Gelenkersatz<br />

– Hüfte Knie<br />

Schulter<br />

J. Jerosch, J. Heisel, 2001<br />

Diplomarbeiten zum<br />

Schwerpunktthema<br />

• Aquajogging bei Hüft- und Knietotalendoprothesen, Elisabeth<br />

Schönbauer, Nicole Staudinger, Steyr 2005<br />

• Beeinflussung der Schusshaltung beim Nachwuchsfußballer<br />

durch Kräftigung der Hüftabduktoren am Standbein, georg<br />

Riegler, Steyr 2005<br />

• Beinflussbarkeit einer Dezentrierung im Hüftgelenk über<br />

Verbesserung der Statik durch Fußmuskeltraining, Claudia<br />

Häuserer, Steyr 2002<br />

• Die Hüfttotalendoprothese am TerapiMaster®!, Sabine Spitzer,<br />

Klagenfurt 2004<br />

• Die Sicherung des Hüftgelenks in der mittleren Standbeinphase<br />

aus der Sicht der FBl Klein- Vogelbach und Spiraldynamik,<br />

Sabine Hlobil, Salzburg 2002<br />

• Hüftdysplasie – Haltungs- und Beweglichkeitsauffälligkeiten<br />

im Erwachsenenalter nach Spreizhosenbehandlung, Nicole<br />

Schrenk, AKH Wien 2005<br />

• Hüftgelenkswirksame Kräfte bei physiotherapeutischen Übungen<br />

in der Teilbelastung, Barbara Christa, Innsbruck 2006<br />

• Hüfttotalendoprothesenimplantation durch minimalinvasive<br />

operationsverfahren, Caroline Mériaux, AKH Wien 2006<br />

• MAgNETFElDTHERAPIE – Auswirkungen von pulsierenden<br />

elektromagnetischen Feldern auf die frühe postoperative Regeneration<br />

nach Totalendoprothese der Hüfte, Kerstin gruber,<br />

Stolzalpe 2003<br />

• Patienten nach Versorgung mit einer Hüfttotalendoprothese,<br />

Yvonne grübel, KFJ Wien 2004<br />

• Wandern, Walking und laufen nach Implantation eines künstlichen<br />

Hüftgelenks, Claudia Pfeffer, KFJ Wien 2002<br />

• Die Bedeutung der Physiotherapie bei Implantation einer Hüfttotalendoprothese,<br />

Martina Foidl, Innsbruck1998<br />

• Manuelle lymphdrainage nach Hüfttotalendoprothesenoperationen,<br />

Eva langender, Wolfgang Mayer, Andrea Nöbauer,<br />

Renate Preiser, Alexandra Wald, Steyr 2003<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 21


Schwerpunktthema Kongresse rund um die Hüfte<br />

2. Update Hüftarthroskopie<br />

Am 6. und 7. Mai fand in Bad<br />

Aussee der zweite Hüftarthroskopie-Kongress<br />

in Österreich statt.<br />

Nationale und internationale größen<br />

der Hüftarthroskopie aus verschiedenen<br />

Fachrichtungen haben ein dichtes<br />

Programm an hochwertigen Vorträgen<br />

zum Besten gegeben. So wurde von der<br />

Anatomie über die Bildgebung bis hin<br />

zu operationstechniken, Indikationen,<br />

Komplikationen gelehrt und diskutiert.<br />

Sportphysiotherapeut Alexander Baillou<br />

war nicht nur beim Vortragsblock Nachbehandlung/Rehabilitation/Sport<br />

als<br />

Vortragender eingeladen, sondern durfte<br />

sich auch den Co-Vorsitz mit Prim. Dr.<br />

günter Sinz, (Krankenhaus der Barmherzigen<br />

Brüder, Eisenstadt) teilen.<br />

Ingrid Göschl<br />

selbstständige Bilanzbuchhalterin<br />

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Ich bin spezialisiert auf Physiotherape u -<br />

t Innen, PsychotherapeutInnen und KMU<br />

und freue ich mich über Ihre Kontaktaufnahme.<br />

Die Österreichische Gesellschaft<br />

für Hüftarthroskopie<br />

Veranstaltet wurde der Kongress von der<br />

Österreichischen gesellschaft für Hüftarthroskopie<br />

(Austrian Society for Hip<br />

Arthroscopy, ASHA). In Anlehnung an die<br />

2008 gegründete internationale gesellschaft<br />

für Hüftarthroskopie (ISHA) haben<br />

sich hier österreichische ExpertInnen<br />

zusammengefunden, um einen internationalen<br />

Erfahrungsaustausch zu ermöglichen.<br />

Um das Spektrum des hüftarthroskopischen<br />

Wissens möglichst umfassend<br />

abzudecken beinhaltet die ASHA sowohl<br />

ärztliche Mitglieder unterschiedlicher<br />

Fraktionen (orthopädInnen, Unfallchirurg-<br />

Innen, RadiologInnen, …) wie auch zum<br />

Beispiel PhysiotherapeutInnen.<br />

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oberste Prämisse ist ein seriöses<br />

freundschaftlich offenes gesprächsklima<br />

zu gewährleisten. Die ASHA bietet mit<br />

einem jährlichen Kongress, speziellen<br />

Fortbildungsveranstaltungen und Kursen<br />

eine Plattform für alle Interessenten der<br />

Hüftarthroskopie<br />

Alexander Baillou, PT<br />

Fokus Meeting<br />

Hüfte<br />

Von 9.–<strong>11</strong>. Juni findet in Zürich<br />

das Internationale Fokus Meeting<br />

Hüfte statt.<br />

Top-Themen sind Knorpelschäden im<br />

Hüftgelenk, akut/chronische leistenschmerzen<br />

– ist es wirklich das<br />

Hüftgelenk?<br />

• Femoro Acetabulum Impingement<br />

• Das dysplastische Hüftgelenk bei<br />

jungen SportlerInnen<br />

• Nicht-operative Therapie-optionen für<br />

Hüft-Störungen<br />

• Der Wert von Präventionsprogramme<br />

Veranstaltet wird dieser Kongress von<br />

der International Cartilage Repair Society<br />

(ICRS) in Zusammenarbeit mit dem<br />

Internationalen Fußballverband FIFA.<br />

Österreich ist durch Univ.Prof. Dr. Stefan<br />

Nehrer vertreten. Er ist Facharzt für<br />

orthopädie und orthopädische Chirurgie,<br />

leiter des Zentrums für Regenerative<br />

Medizin an der Donau-Universität Krems<br />

und Vizerektor für Forschung und<br />

Technologie der Donau-Universität Krems.<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 22


FoTo: HAVElKA<br />

Seit Freitag, dem 29. April wimmelt es<br />

in der Zehnergasse 3 in Wiener Neustadt<br />

nur so von TherapeutInnen. Der Physiotherapeut<br />

Michael Janistyn will mit<br />

seiner Praxis „TeamTherapie“ neue<br />

Wege im „Therapieangebot für Prävention<br />

und Rehabilitation“ beschreiten.<br />

Der Hauptverband der Sozialversicherungen<br />

hat es in seinem Masterplan<br />

Gesundheit festgeschrieben<br />

(siehe auch Interview Seite 27 ): „Integrierte<br />

Versorgung bedarf eines neuen ganzheitlichen<br />

Zugangs der sich an den Bedürfnissen<br />

der Patientinnen und Patienten orientiert.<br />

lediglich gruppenpraxen gleicher Fachrichtungen<br />

sind gesundheitspolitisch zu wenig.“<br />

„TeamTherapie“ ist ein ehrgeiziger<br />

Versuch, diese Forderung zur gelebten Praxis<br />

werden zu lassen. Unter diesem Namen<br />

bieten im ersten Stock des Ärztehauses<br />

ProSana fünf PhysiotherapeutInnen, drei<br />

Heilmasseure, zwei Ergotherapeutinnen,<br />

eine logopädin, eine Ernährungsberaterin<br />

sowie je ein Facharzt für orthopädie bzw. für<br />

Unfall- und Sportchirurgie ihre Dienste an.<br />

Dieses ansehnliche Team, darunter auch<br />

die Physiotherapeutin und Präsidentin von<br />

MTD-Austria, Mag. gabriele Jaksch, hat<br />

Janistyn in nur drei Monaten zusammengetrommelt.<br />

„Die Alternative war so gut, dass<br />

alle sofort Ja gesagt haben“, so Jaksch.<br />

Rein organisatorisch ist „TeamTherapie“<br />

eine Ansammlung von derzeit 14 eigenständigen<br />

Ärzten und TherapeutInnen. Dem<br />

entsprechend ist das Haustor mit ebenso<br />

PT extramural Physiotherapie extramural<br />

Ein Haus voll<br />

TherapeutInnen<br />

vielen Namensschildern zugepflastert.<br />

Michael Janistyn ist der Hauptmieter im<br />

1. Stock des „ProSana“-Hauses sowie eines<br />

weiteren Therapieraumes am Domplatz,<br />

der ausschließlich für Sportphysiotherapie<br />

verwendet wird, und hat mit seinen<br />

Team-KollegInnen Untermietverträge für<br />

die Praxisräumlichkeiten abgeschlossen.<br />

Andere Konstruktionen wie etwa eine<br />

gruppenpraxis oder gesmbH sind rechtlich<br />

derzeit nicht möglich.<br />

Rein fachlich geben sich Teammitglieder<br />

weit weniger distanziert. Rund einmal pro<br />

Monat gibt es ein gemeinsames Teammeeting,<br />

bei dem über Behandlungsfragen<br />

ebenso diskutiert wird wie gegebenenfalls<br />

über die Anschaffung und Finanzierung<br />

eines neuen Therapiegerätes.<br />

Für PatientInnen, die nicht nur einen<br />

Arzt- oder Therapiebesuch absolvieren, werden<br />

die Termine so fixiert, dass sie ihre Behandlungen<br />

möglichst in einem Aufwaschen<br />

erledigen können. „Und die KollegInnen<br />

können gleich unmittelbar miteinander über<br />

aktuelle Entwicklungen und Maßnahmen in<br />

der Betreuung der betreffenden PatientInnen<br />

kommunizieren“, so Janistyn.<br />

Der angehende Master für orthopädische<br />

Physiotherapie und begeisterte<br />

Sportler hat noch weitere Expansionspläne.<br />

Er kann sich gut vorstellen, „TeamTherapie“<br />

noch um ein psychotherapeutisches Angebot<br />

zu erweitern.<br />

Und ab kommenden Herbst, wenn das<br />

von einem Apotheker ins leben gerufene<br />

„ProSana“-Ärztehaus mit gut einem halben<br />

Dutzend Facharzt-ordinationen offiziell<br />

Das Therapie-Team „TeamTherapie“ hat in nur<br />

drei Monaten zusammengefunden<br />

Michael Janistyn, PT<br />

2003–2006: Ausbildung Physiotherapie<br />

an der Akademie im Kaiser Franz Josef<br />

Spital in Wien<br />

2007–2010 Weiterbildung im KPM-Konzept<br />

im Klagenfurt und München<br />

(KPM – klinisches Patientenmanagement<br />

– Behandlung nach ganzheitlichem Aspekt<br />

(Manuelle Therapie, viscerale osteopathie,<br />

komplementäre Medizin, Ernährung<br />

und Stoffwechsel)<br />

ab 2007 Physiotherapeut im lKH Hochegg<br />

(Neurologie und Pulmologie)<br />

seit Herbst 2008 freiberufliche Tätigkeit<br />

seit März 2010 lehrende Tätigkeit an der<br />

FH Wr. Neustadt für Ergotherapie und<br />

logopädie<br />

eröffnet wird, sollen noch mehr PatientInnen<br />

in die Zehnergasse strömen. – ganz im<br />

Sinne der Forderung des Hauptverbandes<br />

nach „neuen Versorgungsstrukturen zur<br />

Verbesserung der Patientenorientierung“.<br />

otto Havelka<br />

FoTo: HAVElKA<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 23


Dank des Touchscreens ist das<br />

Gerät auf logische und einfache<br />

Weise zu bedienen.<br />

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Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 24<br />

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Wissenschaft & Forschung Forschungsstrategie für Gesundheitsberufe – ein Update<br />

Unterstützung für<br />

eine Karriere als<br />

ForscherIn<br />

Die Gesundheit Österreich GmbH, die Planungs- und Forschungsgesellschaft<br />

des Bundes in Gesundheitsangelegenheiten, erarbeitet im Auftrag<br />

des Bundesministeriums für Gesundheit eine Forschungsstrategie für die<br />

Berufe der Gesundheits- und Krankenpflege, Hebammen sowie der gehobenen<br />

medizinisch-technischen Dienste (MTD).<br />

BEZAHlTE ANZEIgE<br />

Seit die Ausbildungen zu MTD statt<br />

an Akademien im Rahmen von<br />

Bachelorstudiengängen an Fachhochschulen<br />

stattfinden, rückt das<br />

Thema Forschung verstärkt in das<br />

Bewusstsein. Die Notwendigkeit zur Beantwortung<br />

wesentlicher gesundheitsrelevanter<br />

Fragestellungen, einschließlich der<br />

Frage nach der Wirksamkeit von Maßnahmen,<br />

und die Berufspflicht zur Berücksichtigung<br />

wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />

stellen wachsende Anforderungen im<br />

Hinblick auf die Forschung an MTD.<br />

Um diesen Anforderungen begegnen zu<br />

können, sind Maßnahmen auf der Ebene<br />

der Berufsangehörigen, von forschenden<br />

organisationen wie Fachhochschulen,<br />

Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen<br />

sowie der Politik erforderlich.<br />

gesundheitsberufe wie die MTD kennen<br />

aufgrund ihrer praktischen Tätigkeit mit<br />

PatientInnen bzw. KlientInnen deren<br />

Bedürfnisse. Dieses Wissen gilt es auch<br />

für die Forschung nutzbar zu machen.<br />

Deswegen kommt den Einrichtungen,<br />

in denen MTD praktisch tätig sind, wie<br />

Krankenhäusern, Pflegeheimen etc. eine<br />

große Bedeutung in der Zusammenarbeit<br />

für Forschung zu.<br />

Die wesentlichste Voraussetzung für<br />

die Etablierung von Forschung ist die<br />

Qualifikation. Mit dem Bachelorabschluss<br />

wurde der erste Schritt des sogenannten<br />

Bologna-Prozesses eingeleitet. Die<br />

darauf aufbauenden Stufen sehen einen<br />

Master- und einen Doktorats- bzw. PhD-<br />

Abschluss vor. Wenngleich die Aneignung<br />

von Forschungskompetenzen stufenweise<br />

erfolgt, beginnt eine Forschungskarriere<br />

mit einem Doktorats- bzw. PhD-Studium.<br />

Die Forschungsstrategie dient dabei<br />

der Unterstützung, an Forschung interessierten<br />

MTD-Angehörigen Forschungskarrieren<br />

zu ermöglichen. gleichzeitig muss<br />

die Forschungsstrategie die erforderlichen<br />

Rahmenbedingungen berücksichtigen wie<br />

Kooperationen mit bestehenden Forschungseinrichtungen,<br />

die Etablierung von<br />

Forschungsgruppen und insbesondere die<br />

Möglichkeit, einen Zugang zu Forschungsförderungen<br />

zu eröffnen.<br />

Österreich hat mit seiner am 8. März 20<strong>11</strong><br />

im Ministerrat beschlossenen und an alle<br />

gesellschafts- und Politikbereiche adressierten<br />

Nationalen Forschungsstrategie<br />

das Bekenntnis abgegeben, im internationalen<br />

Vergleich in die Reihe der „Innovation<br />

leader“ vorzustoßen. Die Forschungsstrategie<br />

für die gesundheitsberufe wird<br />

dieses Ziel unterstützen und im Einklang<br />

mit der Nationalen Strategie stehen.<br />

Die Forschungsstrategie für gesundheitsberufe<br />

wird im November 20<strong>11</strong><br />

vorgestellt werden. Dazu werden alle<br />

interessierten Personen aus den gesundheitsberufen,<br />

VertreterInnen von<br />

Forschungseinrichtungen, Einrichtungen<br />

der Berufspraxis, Forschungsförderung,<br />

Interessenvertretungen und der Politik<br />

eingeladen.<br />

Nähere Informationen und die Einladung<br />

dazu ergehen im Juni 20<strong>11</strong>.<br />

Mag. Regina Aistleithner<br />

gesundheit Österreich gmbH<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 25


Dr. Schelling über …<br />

… Evidence based:<br />

wichtig und jedenfalls besser als Eminence<br />

based<br />

… 15a-Vereinbarung:<br />

sollte durch eine dauerhafte lösung abgelöst<br />

werden<br />

… Physiotherapie:<br />

von großer und steigender Bedeutung<br />

… Interdisziplinärer Erfahrungsaustausch:<br />

unverzichtbar<br />

… ELGA:<br />

ein wesentlicher Fortschritt trotz vermuteter<br />

Kinderkrankheiten<br />

… Gesundheitspolitik in Österreich:<br />

kommt endlich in Bewegung<br />

… Spitalsreform:<br />

vordringlich, um den finanziellen Kollaps zu<br />

verhindern<br />

Gesundheitspolitik ExpertInnen im Gespräch<br />

StichworteSchlag<br />

worteReizworte<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 26<br />

FoTo: HAUPTVERBAND DER SoZIAlVERSICHERUNgSTRÄgER


Gesundheitspolitik ExpertInnen im Gespräch<br />

Die Krankenversicherung<br />

ist kein<br />

Anrecht auf Krankheit,<br />

sondern auf Gesundheit<br />

Interview mit dem Vorsitzenden des Hauptverbandes der österreichischen<br />

Sozialversicherungsträger, Dr. Hans Jörg Schelling<br />

<strong>inform</strong>: Herr Dr. Schelling, die Diskussionen über die künftige<br />

Finanzierung des gesundheitssystems scheinen endlos zu sein. Der<br />

Hauptverband hat dazu einen „Masterplan gesundheit“ vorgelegt. Ist er<br />

die lösung zur Sanierung der Krankenkassen?<br />

Schelling: Was die Krankenkassen betrifft, wurde 2009 ein Konsolidierungsplan<br />

beschlossen, dem zufolge bis 2013 1,7 Milliarden<br />

Euro eingespart werden. Der Masterplan gesundheit dagegen ist kein<br />

Sanierungskonzept, sondern beschäftigt sich mit den grundsatzfragen<br />

des gesundheitswesens. Bei der österreichischen Sozialversicherung<br />

sind 8,3 Millionen Österreicher und Österreicherinnen versichert, die<br />

jährlich 13 Milliarden Euro Beiträge leisten. Damit werden drei Viertel<br />

der öffentlichen gesundheitsausgaben bestritten. Als Hauptzahler in<br />

dem System wollen wir alle Beteiligten im gesundheitswesen an einen<br />

Tisch bringen und eine Reformdiskussion entwickeln. Da geht es zuerst<br />

um gesundheit, und die Finanzierung kommt zum Schluss.<br />

<strong>inform</strong>: Im Masterplan sind neun Kernforderungen des Hauptverbandes<br />

festgeschrieben. ganz weit vorne steht „Ausbau von<br />

Prävention und gesundheitsförderung“. Diese Forderung hört<br />

man seit Jahrzehnten von allen möglichen Seiten. Aber dann ist<br />

nie geld dafür da.<br />

Schelling: Beim Thema Prävention reden wir immer nur von<br />

den Kosten. Das Kernproblem ist aber, das System effizienter zu<br />

machen. Nicht mehr geld ausgeben, sondern umschichten. Und<br />

es muss gelingen, die Individuen einzubeziehen. Es nützt nichts,<br />

wenn das gesetz das Tragen von Schutzhelmen im Baubereich<br />

vorschreibt, die Betriebe die Helme anschaffen, das Arbeitsinspektorat<br />

das kontrolliert, aber der einzelne den Helm nicht<br />

aufsetzt. Dann sind alle Maßnahmen davor umsonst.<br />

<strong>inform</strong>: Und wie soll sich das ändern?<br />

Schelling: Im Herbst wird es eine Konferenz zum Thema<br />

gesundheitsförderung geben. Da werden wir darüber diskutieren.<br />

Wir müssen einen Paradigmenwechsel von Krankheit zu<br />

gesundheit schaffen. Die Krankenversicherung ist kein Anrecht<br />

auf Krankheit, sondern auf gesundheit. In dieses Denkmuster<br />

müssen wir kommen, um die Effizienz zu steigern. Viele Dinge<br />

sind eine Frage der Übung – das wissen Physiotherapeuten am<br />

besten. Wenn der Patient zu Hause seine Übungen nicht macht,<br />

ist nicht der Therapeut die Ursache sondern der betreffende<br />

FoTo: HAUPTVERBAND DER SoZIAlVERSICHERUNgSTRÄgER<br />

Mensch. In Deutschland hat eine Krankenkasse Mundhygiene<br />

auf Kassenkosten angeboten. Der Erfolg: Die bisher auf eigene<br />

Kosten zur Mundhygiene gegangen sind, konsumieren sie jetzt auf<br />

Kassenkosten. Und die, die es brauchen, gehen auch jetzt nicht<br />

hin.<br />

<strong>inform</strong>: Eine andere Kernforderung im Masterplan lautet<br />

„Neue Versorgungsstrukturen zur Verbesserung der Patientenorientierung“<br />

…<br />

Hauptverband-Vorsitzender Dr. Schelling beim Apothekenbesuch:<br />

Nicht-ärztliche Gesundheitsberufe sollen besser<br />

eingebunden werden.<br />

Schelling: Die Prognosen lauten, dass es in Österreich schon<br />

2020 mehr über 65-Jährige als unter 19-Jährige geben wird. Unter<br />

diesem Blickwinkel muss man den Bedarf an gesundheitsleistungen<br />

erheben und für Versorgungssicherheit sorgen. Wir müssen<br />

von einer Einrichtungsorientierung zu einer Versorgungsorientierung<br />

kommen. Fachzentren alleine werden zu wenig sein. Eine<br />

integrierte Versorgung braucht interdisziplinäre Einrichtungen. »<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Dezember 2010 27


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BEZAHlTE ANZEIgE<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 28


Der Hauptverband fordert<br />

neue Versorgungsstrukturen:<br />

„Eine<br />

integrierte Versorgung<br />

braucht interdisziplinäre<br />

Einrichtungen“<br />

(Dr. Schelling)<br />

<strong>inform</strong>: Im Masterplan steht dazu – fast revolutionär – dass<br />

nichtärztliche gesundheitsberufe künftig „entsprechend ihrer<br />

Qualifikation auch Aufgaben wahrnehmen sollen, die derzeit ausschließlich<br />

Ärztinnen und Ärzten vorbehalten sind“ …<br />

Schelling: Einige Mediziner haben uns deswegen gleich<br />

Kurpfuscherei vorgeworfen. – Aber wir haben in Österreich sehr<br />

gut ausgebildete gesundheitsberufe, die derzeit oft nicht in die<br />

Versorgung eingebunden sind. 80 Prozent der gesundheitskosten<br />

entfallen auf chronisch Kranke. Disease Management Programme<br />

haben sich da sehr bewährt. Das verlangt bessere Vernetzung<br />

und Abstimmung. Die Zusammenarbeit zum Beispiel zwischen<br />

Ärzten, Physiotherapeuten, Diätologen usw. muss anders sein als<br />

bisher.<br />

<strong>inform</strong>: Eine integrierte Versorgung verlangt aber auch eine<br />

andere Finanzierung …<br />

Schelling: Wir haben dazu schon ein paar Ideen, aber jetzt<br />

führen wir einmal einen Dialog mit den Stakeholdern. (Anm. der<br />

Red.: Am 20. Mai fand die 1. österreichische gesundheitskonferenz<br />

statt, das Interview wurde aufgrund des Redaktionsschlusses<br />

aber schon Ende April geführt.)<br />

<strong>inform</strong>: Aber grundsätzlich wird am Solidaritätsprinzip nicht<br />

gerüttelt, oder?<br />

Schelling: gesundheitsversorgung ist Daseinsvorsorge, die vom<br />

Staat geregelt wird. Die Menschen müssen sich darauf verlassen<br />

können, dass sie abgesichert sind. Es kann auch einen freien<br />

Markt geben, aber der braucht Spielregeln, um die Versorgungssicherheit<br />

zu garantieren. Eines ist sicher: Mit weniger geld geht<br />

es nicht. Aber wir brauchen Kosteneffizienz. Die gesundheitsausgaben<br />

sollen in etwa mit dem Bruttoinlandsprodukt mitwachsen.<br />

Derzeit haben wir aber zwei Prozent Plus beim BIP und vier<br />

Prozent mehr Ausgaben.<br />

<strong>inform</strong>: Das klingt nach leistungskürzungen …<br />

Gesundheitspolitik ExpertInnen im Gespräch<br />

Schelling: Wir müssen einmal den Bedarf an leistungen erheben<br />

und dann eine entsprechende Versorgung sicherstellen. Wir<br />

führen derzeit eine leistungsprüfung durch und die zeigt, dass<br />

FoTo: HAUPTVERBAND DER SoZIAlVERSICHERUNgSTRÄgER<br />

in den Bereichen Kinder und Zahn etwas passieren muss. Diese<br />

Bereiche sind unterversorgt.<br />

Wir müssen auch die derzeitigen Finanzströme im gesundheitswesen<br />

hinterfragen. Die Steuerung und Planung eines gesundheitssystems<br />

für acht Millionen Menschen muss schlank sein. Da<br />

ist alles besser als das, was wir jetzt haben. Ein Beispiel: Es gibt<br />

eine EU-Richtlinie zur freien Patientenmobilität. Nur zwischen<br />

Wien und Niederösterreich hat man davon anscheinend noch<br />

nichts gehört. Die Patienten interessiert nicht, wem das Krankenhaus<br />

gehört. Dieses Schrebergartendenken muss weg.<br />

Ins. Inform Dem_DUK 03.<strong>11</strong>:: <strong>inform</strong>: 25.03.20<strong>11</strong> Bei einer 10:28 einheitlichen, Uhr Seite bundesweiten 1 Struktur würde<br />

es dann auch in allen Bundesländern PhysiotherapeutInnen mit<br />

Kassenverträgen geben?<br />

Schelling: Das ist noch zu früh, das zu sagen. Zuerst kommt die<br />

Bedarfserhebung, dann kommen die Versorgungssicherheit und<br />

die Qualitätssicherung. Darauf aufbauend werden die passenden<br />

Strukturen geschaffen. Der letzte Punkt ist dann die organisation.<br />

ob das Rahmenverträge, Einzelverträge oder sonst etwas wird,<br />

ist noch ganz offen. Bei einer Veränderung des Systems brauchen<br />

wir darüber nicht mehr nachdenken.<br />

otto Havelka<br />

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Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 29


Gesundheitspolitik Stellungnahmen zu Gesetzesentwürfen<br />

Von PatientInnendaten bis<br />

zur physiotherapeutischen<br />

Aufsicht<br />

In der ersten Jahreshälfte hat Physio Austria zu einigen Gesetzesentwürfen Stellungnahmen eingebracht.<br />

„<strong>inform</strong>“ gibt einen kurzen Einblick in die Stellungnahmen zum Thema ELGA (Elektronische<br />

Gesundheitsakte), Ethikkommissionen im Rahmen von Krankenanstalten sowie zum MAB-Gesetz<br />

( Bundesgesetz über medizinische Assistenzberufe). Anzumerken ist, dass zu Redaktionsschluss noch<br />

keine Entscheidungen des Nationalrates vorlagen.<br />

Elektronische Gesundheitsakte-<br />

Gesetz (ELGA-G)<br />

Hintergrund für diesen Gesetzesentwurf<br />

ist, dass AnbieterInnen von gesundheitsdiensten<br />

heute bei der Neuaufnahme<br />

oder Weiterbehandlung von PatientInnen<br />

keinen orts- und zeitunabhängigen Zugang<br />

zu den bei den unterschiedlichsten<br />

gesundheitsdienste-AnbieterInnen bereits<br />

vorliegenden gesundheitsdaten haben. Eine<br />

Situation, die auch in der Physiotherapie<br />

bekannt ist und auf die physiotherapeutische<br />

Behandlung Einfluss hat.<br />

Durch diese aktuell nicht vorhandenen<br />

Einsichtmöglichkeiten können Informationslücken<br />

im Behandlungsprozess der<br />

PatientInnen entstehen „und das öffentlich<br />

solidarisch finanzierte gesundheitssystem<br />

kann eine optimale Prozess- und Ergebnisqualität<br />

nicht sicherstellen“, so die Erläuterungen<br />

zum gesetzesentwurf.<br />

Mit Hilfe des ElgA-gesetzes soll nun die<br />

Rechtsgrundlage geschaffen werden,<br />

moderne Kommunikationstechnologien<br />

zu nützen, um die gesundheitsdaten der<br />

PatientInnen dem behandelnden gesund-<br />

heitspersonal orts- und zeitunabhängig zur<br />

Verfügung stellen zu können. Besonderes<br />

Augenmerk soll dabei auf die Bereiche Datenschutz<br />

und PatientInnen gelegt werden.<br />

Teilnahme und Umfang des zulässigen Datenzugriffs<br />

können von PatientInnen selbst<br />

bestimmt und festgelegt werden.<br />

Derzeit werden elektronische gesundheitsdaten<br />

durch PhysiotherapeutInnen<br />

insbesondere in der Zusammenarbeit<br />

zwischen gesundheitsberufen sowohl<br />

innerhalb des niedergelassenen Bereiches<br />

– wie z.B. ärztliche Anordnung und sonstige<br />

BEZAHlTE ANZEIgE


BEZAHlTE ANZEIgE<br />

Kommunikation mit Angehörigen anderer<br />

gesundheitsberufe – als auch z.B. zwischen<br />

Krankenanstalten und dem niedergelassenen<br />

Bereich verwendet. Zudem kann die gesetzlich<br />

erforderliche Dokumentation nicht<br />

nur im Rahmen von Einrichtungen, sondern<br />

auch von freiberuflich tätigen PhysiotherapeutInnen<br />

mittels EDV erfasst werden und<br />

unter Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen<br />

anderen Auskunftsberechtigten auf<br />

elektronischem Weg zur Verfügung gestellt<br />

werden.<br />

Aus diesem grund hat Physio Austria die Berücksichtigung<br />

von PhysiotherapeutInnen im<br />

Rahmen des ElgA-gesetzes, insbesondere<br />

als ElgA-gesundheitsdienste-AnbieterInnen<br />

eingefordert und erneut darauf hingewiesen,<br />

dass die Einführung einer Registrierung<br />

der gehobenen medizinisch-technischen<br />

Dienste (MTD) als Teil des „Health Professional<br />

Register“ dringend erforderlich ist. Ein<br />

solches Register für alle MTD ist ab sofort<br />

durch MTD-Austria in Zusammenarbeit mit<br />

den einzelnen Berufsverbänden der MTD, so<br />

auch Physio Austria, unter Einhaltung aller<br />

gesetzlichen Bestimmungen möglich.<br />

Novellierung des Bundesgesetzes<br />

über Krankenanstalten und Kuranstalten<br />

(KAKuG-Novelle)<br />

Physio Austria hat den gesetzesentwurf<br />

zum Anlass genommen, um zum wiederholten<br />

Male die Berücksichtigung von PhysiotherapeutInnen<br />

in den Ethikkommissionen<br />

einzufordern.<br />

Im Zuge einer Novelle des gesetzes im<br />

Jahr 2009 wurden die Aufgaben der Ethik-<br />

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Gesundheitspolitik Stellungnahmen zu Gesetzesentwürfen<br />

kommissionen, unter anderem aufgrund<br />

der Akademisierung der gehobenen<br />

medizinisch-technischen Dienste erweitert.<br />

Eine entsprechende fachliche Erweiterung<br />

der Kommissionsmitglieder wurde allerdings<br />

verabsäumt.<br />

Aus diesem grund hat Physio Austria erneut<br />

darauf hingewiesen, dass die Beurteilung<br />

von Forschungsprojekten oder neuen<br />

Behandlungskonzepten und -methoden<br />

auch unter Mitwirkung jener Berufsgruppen<br />

zu erfolgen hat, in deren Bereich der zu<br />

prüfende gegenstand fällt. Eine Vertretung<br />

„nur“ durch ÄrztInnen, gesundheits- und<br />

Krankenpflegepersonen sowie PharmazeutInnen<br />

in den Ethikkommissionen ist dafür<br />

inhaltlich nicht ausreichend.<br />

MAB-Gesetz (Bundesgesetz über<br />

medizinische Assistenzberufe)<br />

Eine umfangreiche Stellungnahme wurde<br />

von Physio Austria zum Entwurf des MABgesetzes<br />

abgegeben. Mit diesem soll die<br />

50 Jahre alte gesetzliche Regelung des<br />

medizinisch-technischen Fachdienstes<br />

(MTF) und anderer im MTF-SHD-gesetz<br />

geregelter Berufe novelliert und den aktuellen<br />

Entwicklungen im gesundheitswesen<br />

angepasst werden.<br />

grundsätzlich werden die Tätigkeitsbereiche<br />

dieser Berufsgruppen nun genauer<br />

definiert und auch ausgeweitet. Damit<br />

verbunden wird auch die Möglichkeit der<br />

Aufsicht durch Angehörige der gehobenen<br />

medizinisch-technischen Dienste (MTD)<br />

neben der ärztlichen Aufsicht.<br />

Physio Austria begrüßt grundsätzlich<br />

die Novellierung der aus 1961 stammenden<br />

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Regelungen, die auch die interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit fördert, hat aber zu einzelnen<br />

Punkten wesentliche Korrekturvorschläge<br />

bzw. -forderungen eingebracht.<br />

So wird etwa angeregt, dass alle Tätigkeitsbereiche<br />

konkret (und nicht beispielhaft)<br />

aufgelistet werden und damit keine weiteren<br />

Tätigkeitsbereiche hineininterpretiert werden<br />

können, was sonst wieder zu Rechtsunsicherheiten<br />

führen würde.<br />

MTF-Angehörige können nun RehabilitationsassistentInnen<br />

werden und grundtechniken<br />

der Mobilisation unter ärztlicher oder<br />

physiotherapeutischer Aufsicht durchführen.<br />

Wobei die Tätigkeiten in der Mobilisation<br />

durch RehabilitationsassistentInnen, die<br />

Hilfestellung von PatientInnen und KlientInnen<br />

bei der Benützung von gehhilfen und<br />

das gehtraining umfasst. Die Aufnahme des<br />

im gesetzesentwurf angedachten „Muskeltrainings“<br />

lehnt Physio Austria dezidiert ab.<br />

Ebenfalls abgelehnt wird , dass die Mobilisation<br />

durch RehabilitationsassistentInnen<br />

auch auf Anordnung und unter Aufsicht des<br />

gehobenen Pflegedienstes möglich sein soll.<br />

Dagegen sollen PhysiotherapeutInnen sehr<br />

wohl die Möglichkeit haben, solche Maßnahmen<br />

selbst anzuordnen.<br />

Neben der Neuausrichtung des<br />

medizinisch-technischen Fachdienstes wird<br />

im MAB-gesetz nun auch erstmalig der<br />

Einsatz von SportwissenschafterInnen im<br />

Rahmen der Krankenbehandlung – konkret<br />

der „medizinischen Trainingstherapie“ –<br />

gesetzlich geregelt.<br />

In dem Zusammenhang sieht der gesetzesentwurf<br />

die Möglichkeit der Übertragung<br />

der medizinischen Trainingstherapie durch<br />

PhysiotherapeutInnen auf SportwissenschafterInnen<br />

vor.<br />

Wobei Physio Austria generell fordert, dass<br />

sich die Tätigkeitsbereiche der SportwissenschafterInnen<br />

grundsätzlich auf bereits<br />

stabilisierte gesundheitszustände beschränken<br />

und keine Tätigkeiten in der Akutphase<br />

einer Erkrankung umfassen dürfen.<br />

Physio Austria lehnt es daher ab, dass<br />

SportwissenschafterInnen in Akutabteilungen<br />

sowie in der Neurologie oder Psychiatrie<br />

eingesetzt werden können.<br />

Ebenfalls abgelehnt wird, dass künftige<br />

ordinationsassistentInnen „einfache therapeutische<br />

Maßnahmen“ durchführen sollen.<br />

Dies entbehrt nach Ansicht von Physio<br />

Austria jeder fachlichen grundlage.<br />

Mag. Nicole Muzar, PT<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 31


MTD-Austria Registrierung · Personalia<br />

Pattstellung beim<br />

Thema „Registrierung“<br />

Im Dachverband der gehobenen medizinisch-technischen Dienste,<br />

MTD-Austria, wird derzeit emsig am 2. Österreichischen MTD-Bericht<br />

gearbeitet, der in Kürze präsentiert werden soll.<br />

Ein zentrales Thema im MTD-<br />

Bericht bildet die seit Jahren<br />

anstehende, gesetzlich verpflichtende<br />

Registrierung der MTD-<br />

Berufsangehörigen. Die Führung einer<br />

solchen liste und damit die Verwaltung<br />

der Berufsberechtigungen hätten einige<br />

Interessensverbände wie die Wirtschaftskammer<br />

oder die Arbeiterkammer gern in<br />

ihren Händen. Eine weitere Variante wäre,<br />

dass die Registrierung bei der staatlichen<br />

gesundheit Österreich gmbH erfolgt. Die<br />

sieben Berufsverbände von MTD-Austria<br />

wollen die Registrierung freilich – analog<br />

zu den ÄrztInnen – selbst durchführen.<br />

Zum Einen haben sie schon jetzt mit ihren<br />

Mitgliedern den überwiegenden Teil der<br />

Berufsangehörigen erfasst, zum Anderen<br />

werden sie so oder so die entscheidende<br />

fachliche Instanz für die Beurteilung von<br />

Berufsberechtigungen sein.<br />

Darüber hinaus haben die MTD-Berufsverbände<br />

auch bereits ein gemeinsames<br />

Konzept für verpflichtende Weiterbildung<br />

erstellt.<br />

laut Regierungsabkommen soll eine<br />

Entscheidung (= Beschluss eines entsprechenden<br />

gesetzes) noch in dieser<br />

legislaturperiode erfolgen. laut MTD-<br />

Austria-Präsidentin, Mag. gabriele Jaksch,<br />

gibt es „derzeit eine Pattstellung“. Eine<br />

Entscheidung noch 20<strong>11</strong> sei eher unwahrscheinlich.<br />

MTD-Austria will die „Wartezeit“ für<br />

intensive Informationsarbeit nützen: In<br />

den kommenden Wochen und Monaten<br />

sollen gezielt gesundheitslandesrätInnen<br />

und andere EntscheidungsträgerInnen in<br />

der gesundheitspolitik über das Thema<br />

„Registrierung“ <strong>inform</strong>iert werden.<br />

otto Havelka<br />

Neue Gesichter bei MTD­Austria<br />

Mag. Binder (39) studierte Jus und<br />

Betriebswirtschaftslehre (BWl) und war in<br />

den Bereichen Informationstechnologie,<br />

Behindertenbetreuung, Versicherungen<br />

und zuletzt im Bundeskanzleramt tätig.<br />

Nach Erwerb des Controller-Diploms<br />

für Non-Profit-organisationen war er<br />

vorwiegend mit Finanz- und Personalcontrolling,<br />

Projekt- und Qualitätsmanagement<br />

befasst. Nebenberuflich unterrichtet er<br />

Wirtschaftswissenschaften und BWl an<br />

der Sigmund-Freud-Universität Wien und<br />

FoTo: MTD-AUSTRIA<br />

Seit Anfang Februar dieses Jahres hat<br />

MTD-Austria einen neuen Geschäftsführer.<br />

Nachdem sich der bisherige Geschäfts führer,<br />

Mag. Dominik Bischof für ein Jahr in die<br />

Bildungs karenz verabschiedete, übernahm<br />

Mag. Jost-Alexander Binder interimistisch<br />

diese Funktion.<br />

ist ehrenamtlicher Rechnungsprüfer beim<br />

Institut für Kulturpsychologie und empirische<br />

Sozialforschung (ikus).<br />

Seine Freizeit verbringt Mag. Binder<br />

am liebsten im Kreise seiner Familie und<br />

mit sportlichen Aktivitäten, u.a. auch<br />

‚Kampfsport’. Er geht hoch motiviert in<br />

seinen neuen Job: „Wir werden die Position<br />

des Dachverbands im Interesse und<br />

unter Berücksichtigung der Prioritäten<br />

aller Berufsverbände als Speerspitze der<br />

MTD Österreichs im gesundheitswesen<br />

immer wieder neu ausrichten und dabei<br />

auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen<br />

Stabilität und Dynamik achten – das empfiehlt<br />

sich bei jedem ‚Kampfsport’“.<br />

Neue Finanzreferentin<br />

Neue Finanzreferentin im Vorstand von<br />

MTD-Austria ist die Radiologietechnologin<br />

Petra Toifl. Die Niederösterreicherin<br />

ist Mutter eines 10-jährigen Sohnes,<br />

ausgebildete Managerin für gesundheits-<br />

und Krankenhauswesen und arbeitet als<br />

Radiologietechnologin am Zentralröntgeninstitut<br />

des SMZ-Süd in Wien.<br />

otto Havelka<br />

FoTo: MTD-AUSTRIA<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 32


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Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 33


Am 6. und 7. Mai 20<strong>11</strong><br />

fand in der Alten<br />

Universität in Graz die<br />

erste Fachtagung von<br />

Physio Austria zum<br />

Thema „Physiotherapie<br />

in End of Life Care“<br />

statt. Veranstaltet<br />

wurde diese vom Steirischen<br />

Landesverband<br />

sowie von der Physio<br />

Austria-Fachgruppe<br />

„Palliative Care und<br />

Hospizwesen“.<br />

Bildung Fachtagung Palliative Care<br />

Ute Eberl, MSc, PT<br />

bei der Eröffnung der<br />

Fachtagung.<br />

Der Physiotherapie kommt in der<br />

modernen Palliativ-Betreuung eine<br />

zentrale Bedeutung zu. Die meisten<br />

PatientInnen, die sterbend krank sind, leiden<br />

vorrangig an körperlichen Einschränkungen<br />

und am Verlust von Aktivitäten<br />

des täglichen lebens. Der Verlust an<br />

Selbstständigkeit bedeutet zumeist auch<br />

einen Verlust an menschlicher Würde.<br />

Physiotherapie spielt eine wesentliche<br />

Rolle zur Erhaltung der lebensqualität<br />

der Betroffenen. Die palliative Physiotherapie<br />

ist nicht durch die Behandlung<br />

und Betreuung der Betroffenen sondern<br />

VertrerInnen des Landes Steiermark und der Stadt<br />

Graz bei der Eröffnung der Fachtagung:<br />

Univ.-Prof. DI Dr. Bernhard Hofmann-Wellenhof,<br />

LTAbg. Barbara Riener, Mag. a Kristina Edlinger-<br />

Ploder, Landesrätin für Wissenschaft & Forschung,<br />

Gesundheit und Pflegemanagement (v.l.n.r.),<br />

Bild Mitte: Silvia Mériaux-Kratochvila, M.Ed.,<br />

Präsidentin von Physio Austria.<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 34


auch durch die Begleitung deren (oftmals<br />

pflegenden) Angehörigen von großem<br />

Wert. So landesrätin Mag. Kristina Edlinger-Ploder<br />

in ihrem Eröffnungsstatement<br />

über die Arbeit von PhysiotherapeutInnen<br />

in der Palliative Care.<br />

Eine entsprechende Betreuung ist<br />

allerdings meist nur in Palliativstationen<br />

und in einschlägigen Hospiz-Einrichtungen<br />

gegeben. Außerhalb dieser Einrichtungen<br />

werden aber viele PatientInnen (z.B. in der<br />

geriatrie) offiziell nicht als Palliativ-PatientInnen<br />

geführt. Dort ist eine deutliche,<br />

nicht nur physiotherapeutische Unterversorgung<br />

festzustellen. In Österreich<br />

ist die Physiotherapie leider noch immer<br />

kein fixer Teil des mobilen Palliativteams,<br />

sodass PatientInnen für einen großteil der<br />

Kosten selbst aufkommen müssen.<br />

In einer abschließenden Podiumsdiskussion<br />

wurde deutlich, wie wichtig in diesem<br />

Bereich die Arbeit in einem interdisziplinären<br />

Team ist, sei es im intra- oder extramuralen<br />

Setting. gerade im extramuralen<br />

Bereich ist die Miteinbeziehung und oftmals<br />

auch Mitbetreuung der Angehörigen<br />

auch Aufgabe der PhysiotherapeutIn.<br />

Die Arbeit mit den Händen, im Sinne des<br />

„Berührens“ ist von unschätzbarem Wert<br />

in der terminalen Phase des lebens, so<br />

landtagsabgeordnete Alexia Schrempf-<br />

Bildung Fachtagung Palliative Care<br />

getzinger, die stellvertretend für landeshauptmann<br />

Mag. Franz Voves, der zum<br />

Abendempfang geladen hatte, anwesend<br />

war, über die Arbeit von Physiotherapeut-<br />

Innen im palliativen Bereich.<br />

Die Steiermark hat was die Regelversorgung<br />

im Bereich Palliative Care betrifft<br />

eine Vorreiterrolle in Österreich. Eine an<br />

der FH Joanneum durchgeführte Studie<br />

zeigt, dass die mobile Versorgung im extramuralen<br />

Bereich nicht teurer kommt als<br />

der Aufenthalt in einem Hospiz, sondern<br />

sogar ein wenig darunter liegt.<br />

Die Vorträge zur Fachtagung stehen<br />

auf der Tagungshomepage<br />

http://fachtagung20<strong>11</strong>.<strong>physioaustria</strong>.at/<br />

zum download bereit.<br />

Constance Schlegl, PT<br />

Neuer Fachfolder<br />

„Palliative<br />

Physiotherapie“<br />

Im Rahmen der Fachtagung „lebensqualität<br />

am lebensende“ wurde auch der<br />

neue Physio Austria-Fachfolder „Palliative<br />

Physiotherapie“ präsentiert.<br />

Das 16-seitige Heft bietet ausführliche<br />

Informationen über physiothera peutische<br />

leistungen im Bereich Palliatve Care<br />

und richtet sich vorrangig an betroffene<br />

Patient Innen sowie deren Angehörige.<br />

Der Fachfolder kann ab sofort bei Physio<br />

Austria bestellt werden (Tel. (01)58799510,<br />

office@<strong>physioaustria</strong>.at) und kostet bei<br />

Abnahme ab 100 Stück 0,20 Euro pro<br />

Stück, bis 100 Stück 0,25 Euro pro Stück.<br />

Brachten bei der Podiumsdiksussion die Anliegen an die verantwortlichen Kostenträger und<br />

die Politk ein: Prof. Dr. Herbert Watzke, Präsident der österreichischen Palliativgesellschaft;<br />

Dr. Johann Neger, Leiter der Palliativstation des KH der Elisabethinen Graz; DGKS Judith Von<br />

Musil, MPH, Leiterin der Fachstelle Pflege und Betreuung der Seniorenzentren der Volkshilfe<br />

Steiermark; Rainer Simader, Leiter der FG Palliative Care und Hospizwesen von Physio Austria.<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 35<br />

FoToS: T. EBERl/© PHYSIo AUSTRIA


Physio Austria Generalversammlung 20<strong>11</strong><br />

Silvia Mériaux Kratochvila, M.Ed.,<br />

PT als Präsidentin von Physio Austria<br />

repräsentiert sie den Berufsverband<br />

an vorderster Front. Bei der<br />

Generalversammlung gab sie einen<br />

Überblick über die laufenden Aktivitäten<br />

auf berufspolitischer Ebene.<br />

Die Mitglieder von Physio Austria tragen<br />

die Aktivitäten des Berufsverbands. In der<br />

heutigen Zeit ist es – vor dem Hintergrund<br />

des wirtschaftlich motivierten Sparkurses<br />

der Kostenträger – wesentlich, Schulter an<br />

Schulter innerhalb des Berufsstandes der<br />

PhysiotherpeutInnen aufzutreten um den<br />

wachsenden Anforderungen auf dem Feld der<br />

Berufspolitik gewachsen zu sein. Dabeisein<br />

heisst Mitbestimmen.<br />

General versammlung 20<strong>11</strong><br />

Mag. Stefan Moritz, MSc, leitet als<br />

Geschäftsführer von Physio Austria<br />

das Verbandsbüro in Wien.<br />

Gerhard Eder, MSc, PT<br />

wurde in seiner Funktion als<br />

Finanz referent ein stimmig<br />

für weitere drei Jahre<br />

gewählt.<br />

Beate Salchinger, MMSc, PT im<br />

Physio Austria Präsidium zuständig<br />

für die Belange der freiberuflich<br />

tätigen PhysiotherapeutInnen.<br />

Mag. Stefan Szauer, einer der Wirtschaftsprüfer<br />

von Physio Austria wurde einstimmig<br />

durch die Generalversammlung<br />

in seiner Funktion wiedergewählt.<br />

Physio Austria <strong>inform</strong> Juni 20<strong>11</strong> 36<br />

FoToS: T. EBERl/© PHYSIo AUSTRIA

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