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Partikel- und Schüttgutmechanik - Lehrstuhl Mechanische ...

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3 Einführung in die <strong>Partikel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schüttgutmechanik</strong> 13<br />

3.1 <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> <strong>Partikel</strong>haftkräfte in Schüttgütern 14<br />

3.1.1 Molekulare Wechselwirkungen <strong>und</strong> <strong>Partikel</strong>haftkräfte 14<br />

3.1.2 Übersicht über wesentliche <strong>Partikel</strong>haftkräfte in Schüttgütern14<br />

3.1.3 Mechanik eines weichen adhäsiven <strong>Partikel</strong>kontaktes 18<br />

3.1.3.1 Normalkraft-Weg-Beziehungen 18<br />

3.1.3.2 Tangentialkraft-Weg-Beziehungen 19<br />

3.1.3.3 Rollmoment-Rollwinkel-Beziehungen 19<br />

3.1.3.4 Torsionsmoment-Drehwinkel-Beziehungen 19<br />

3.1.3.5 Vergleich der charakt. Haft- <strong>und</strong> Reibungsgrenzen 19<br />

3.1.3.6 Hysterese-, Ablöse- & Reibungsarbeit des lastabhängigen<br />

<strong>Partikel</strong>kontaktes 20<br />

3.1.3.7 Weicher adhäsiver <strong>Partikel</strong>kontakt in Wasser 20<br />

3.1.3.8 Festkörperbrückenbindungen im <strong>Partikel</strong>kontakt 20<br />

3.1.4 Messung der Kontaktkräfte 20<br />

3.1.5 Modelle bimodaler kubischer <strong>Partikel</strong>packungen 21<br />

3.1.6 Mikro-Makro-Übergang in einer bewegten <strong>Partikel</strong>packung21<br />

3.1.7 Einführung in die Diskrete-Elemente-Methode (DEM) 21<br />

3.2 Kontinuumsmechanische Gr<strong>und</strong>lagen des Fließverhaltens vorverdichteter<br />

<strong>Partikel</strong>packungen 22<br />

3.2.1 Zweiachsiger Spannungszustand 22<br />

3.2.2 Kontinuumsmechanische Fließkriterien (Bruchhypothesen) 27<br />

3.2.3 <strong>Partikel</strong>mechanisch begründete Fließkriterien 32<br />

3.2.4 <strong>Partikel</strong>mechanische Pulvereigenschaften & Fließkennwerte36<br />

3.2.5 Kompressionsfunktionen, Schüttgut- <strong>und</strong> Packungsdichte 43<br />

3.3 Messung der Fließeigenschaften von Schüttgütern 49<br />

3.3.1 Übersicht der Meßgeräte 49<br />

3.3.2 Meßmethodik eines direkten Scherversuches 50<br />

3.3.3 Numerische Versuchsauswertung 53<br />

3.3.4 Anscherarbeit 53<br />

3.4 Fließkennwerte kohäsiver Schüttgüter <strong>und</strong> deren Beeinflussung 53<br />

3.4.1 Wesentliche Fließkennwerte kohäsiver Pulver 53<br />

3.4.2 Übersicht des mechanischen Verhaltens kohäsiver Pulver 54<br />

3.4.3 Tabelle mit „Datenblatt Schüttgutkennwerte“ 55<br />

3.5 Durchströmungs-, Fluidisier- <strong>und</strong> Entlüftungsverhalten 56<br />

3.5.1 Durchströmungsverhalten von <strong>Partikel</strong>schichten 56<br />

3.5.2 Durchströmung von Wirbelschichten 63<br />

3.5.3 Entlüftungsverhalten 74<br />

3.6 Feldgleichungen des ebenen Spannungszustandes 86<br />

Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />

Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

12


3 Einführung in die <strong>Partikel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schüttgutmechanik</strong><br />

• Gliederung Folie F 3.1<br />

• Übersicht über die Eigenschaftsfunktionen, Prozess- <strong>und</strong> Handha-<br />

bungsprobleme kohäsiver Pulver: Folie F 3.2<br />

• Multiskalige Modellierung der Dynamik einer <strong>Partikel</strong>packung:<br />

− Flüssigkeit<br />

• zur Beschreibung des Fließverhaltens Angabe der<br />

− Festkörper<br />

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Folie F 3.3<br />

Viskosität = f (Temperatur, Zusammensetzung) meist ausreichend<br />

∗ horizontale Oberfläche<br />

p<br />

∗ keine Zugfestigkeit<br />

∗ iso- oder hydrostatischer<br />

Druck:<br />

pv h l<br />

= p = ρ ⋅ g ⋅ H ( 3.1)<br />

Bild 3.1: Flüssigkeitsdrücke = f(H)<br />

• zur Beschreibung des Festigkeitsverhaltens, gewöhnlich Druck- u.<br />

Zugfestigkeit, <strong>und</strong> des elastischen Deformationsverhaltens, E-Modul<br />

notwendig<br />

∗ beliebige Oberfläche möglich<br />

∗ = m ⋅ g / A ( 3.2)<br />

p v<br />

∗ ohne Deformation ph = 0<br />

∗ hohe Zugfestigkeit<br />

− Schüttgut<br />

H<br />

pw<br />

H<br />

α<br />

pv<br />

Bild 3.2: Festkörperdrücke<br />

Bild 3.3: Schüttgutdrücke = f(H)<br />

• charakteristische Höhenverteilung des Vertikaldruckes pv, des Horizontaldruckes<br />

ph <strong>und</strong> des Wandreibungsdruckes pw (Wandschubspannung),<br />

daher<br />

∗ kegelförmig aufgeschüttete Oberfläche möglich, sog Schüttkegel<br />

∗ geringe aber vorhandene Zugfestigkeit (siehe Abschn. Haftkräfte)<br />

ph<br />

pv<br />

ph<br />

H<br />

H<br />

pv ph<br />

pw ph pv<br />

p<br />

13


• Zur Beschreibung des Fließverhaltens eine Anzahl von Kennwerten<br />

= f (<strong>Partikel</strong>größe, Feuchte, Lagerzeit ...) notwendig<br />

• sog. "4. Aggregatzustand" mit Übergänge zum Verhalten von Fest-<br />

körpern bei Zeitverfestigungen bzw. Flüssigkeiten bei Flüssigkeits-<br />

sättigung oder Wirbelschichtfluidisierung<br />

• komplizierteste Fall zur Formulierung ihrer mechanischen Eigen-<br />

schaften wie Fließkriterien bzw. Fließhypothesen<br />

3.1 <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> <strong>Partikel</strong>haftkräfte in Schüttgütern<br />

3.1.1 Molekulare Wechselwirkungen <strong>und</strong> <strong>Partikel</strong>haftkräfte<br />

• Wechselwirkungspotentiale zw. Atomen <strong>und</strong> Molekülen, Folie F 3.4<br />

• Wechselwirkungspotentiale zw. Atomen <strong>und</strong> Molekülen, Folie F 3.5<br />

• Wechselwirkungspotentiale eines polaren Molekülpaares, Folie F 3.6<br />

• Geschwindigkeitsabhängiges Fließen monodisperser kugelförmiger Mo-<br />

leküle: Folie F 3.7<br />

• Wechselwirkungsenergie zwischen Atomen, Ionen <strong>und</strong> Molekülen im<br />

Vakuum: Folie F 3.8<br />

• Wechselwirkungskräfte <strong>und</strong> –potentiale zwischen glatten, steifen Mo-<br />

dellkörpern: Folie F 3.9<br />

3.1.2 Übersicht über wesentliche <strong>Partikel</strong>haftkräfte in Schüttgütern<br />

• <strong>Partikel</strong>haftung <strong>und</strong> Mikroprozesse der <strong>Partikel</strong>bindung zwischen unver-<br />

festigten <strong>Partikel</strong>kontakten: siehe F 3.10<br />

• Van-der-Waals-Haftkräfte zwischen steifen <strong>Partikel</strong>n mit weichen<br />

Kontakten: siehe F 3.11<br />

• Flüssigkeitsbrücken zwischen steifen <strong>Partikel</strong>n: siehe F 3.12<br />

• Festkörperbrücken zwischen steifen <strong>Partikel</strong>n: siehe F 3.13<br />

• Vergleich der Haftkräfte zwischen steifen <strong>Partikel</strong>n: siehe F 3.14<br />

1) Van-der-Waals-Kräfte<br />

• verursacht durch elektrische Dipolmomente von Atomen <strong>und</strong> Molekülen,<br />

siehe auch MVT_e_6.doc - Adhäsionsarbeit ff.<br />

• geringe Richtweite, nur im unmittelbaren Kontaktbereich wirksam<br />

• bei sehr trockenen Pulvern wirksam, werden durch Adsorptionsschichten<br />

beeinflußt, plastischer Repulsionskoeffizient κp:<br />

pVdW<br />

CH<br />

κ p = =<br />

3<br />

p 6 ⋅ π ⋅ a ⋅ p<br />

( 3.3)<br />

f<br />

0<br />

f<br />

CH = 3...45⋅10 -20 J HAMAKER-Konstante<br />

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14


a ≈ a0 = 0,3...0,4 nm Gleichgewichtsabstand (≈ Durchmesser eines<br />

p ≈ 3⋅<br />

σ<br />

Wassermoleküls)<br />

mikroplastischer Fließdruck (σf makroskopische Fließ-<br />

f<br />

f<br />

grenze bei Zugbeanspruchung) entspricht einer mikro-<br />

skopischen Materialhärte, pf ≈500 MPa für Kalkstein, pf<br />

≈ 20 GPa Tonerde (Kor<strong>und</strong>)<br />

Isostatische (dreiachsige) Zugfestigkeit der unverfestigten <strong>Partikel</strong>kon-<br />

takte für Van-der-Waals-Kräfte<br />

1−<br />

ε<br />

F<br />

0 H0<br />

σ 0 = ⋅<br />

mit ( 3.4)<br />

2<br />

ε0<br />

d<br />

( ) ⎥ CH,<br />

sfs⋅<br />

d r ⎡ d / d ⎤<br />

r<br />

F H0<br />

= ⋅ ⎢1<br />

+<br />

( 3.5)<br />

2<br />

2<br />

12⋅<br />

a 0 ⎣ 1+<br />

d r /( 2 ⋅ a 0)<br />

⎦<br />

dr ≈ 0,1 µm mittlere Rauhigkeitsabmessung<br />

d <strong>Partikel</strong>größe<br />

ε0<br />

aus Gl.( 3.121) mit der Schüttdichte ρb,0 einer locke-<br />

ren Aufschüttung<br />

• Haftkraft = (1+κ)⋅Haftkraft im unverfestigten Zustand + κ⋅verfestigende<br />

(äußere) Normalkraft, siehe Gl.( 3.72)<br />

• elastisch-plastischer Kontaktverfestigungskoeffizient oder Haftkraftanstieg:<br />

κ = ϕ / tanϕ<br />

−1<br />

tan st i<br />

• einaxiale Druckfestigkeit σ c= a1⋅σ1 + σc,<br />

o<br />

• minimale Trichteröffnungsweite, siehe auch Schüttec_4.doc - bmin:<br />

( m + 1)<br />

σc,<br />

osin2(<br />

ϕW<br />

+ Θ)<br />

bmin<br />

=<br />

ρ ⋅g<br />

( 1−<br />

a ⋅ff<br />

)<br />

b<br />

2) Flüssigkeitsbrückenbindungen<br />

1<br />

• Feuchtigkeitsverteilung <strong>und</strong> Wasserbindung in <strong>Partikel</strong>packungen, siehe<br />

Folie F 3.15<br />

• Adsorptionsschichtbereich,<br />

� Feuchtigkeitsbindung im Adsorptionsschichtbereich, s. Folie F 3.16<br />

� Dreiachsige Zugfestigkeit unverfestigter <strong>Partikel</strong>kontakte<br />

1−<br />

ε σ ⎛<br />

Z,<br />

A ⋅ π⋅<br />

a 0<br />

⋅ ⎜<br />

XW<br />

σ0<br />

=<br />

ε<br />

⎜<br />

0 d ⎝ XW<br />

, m<br />

a ⎞<br />

− ⎟<br />

2a<br />

⎟<br />

0 ⎠<br />

( 3.6)<br />

d <strong>Partikel</strong>größe<br />

X = m / m Wassergehalt bezogen auf trockenes Gut, für Pulver<br />

W<br />

W<br />

s<br />

ist Xw ≈ 0,1 ... 0,4 % sehr gering<br />

σZ,A ≈ 10 MPa Zugfestigkeit einander "durchdringender" Wasseradsorptionsschichten<br />

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15


M W ⋅ AS,<br />

m<br />

X W,<br />

m =<br />

A W ⋅ N A<br />

16<br />

Wassergehalt für ideale Monoschichtbelegung<br />

der Oberflächen der <strong>Partikel</strong>n<br />

NA=6,024 . 10 23 mol -1 AVOGADRO-Zahl<br />

AW=0,126 nm 2 Platzbedarf eines Wassermoleküls<br />

Mw= 18 kg/kmol Molmasse des Wassers<br />

AS,m<br />

massebezogene Oberfläche des Schüttgutes<br />

� Einaxiale Druckfestigkeit direkt abgeschätzt:<br />

0,<br />

75<br />

8,<br />

88⋅<br />

( 1−<br />

ε)<br />

⋅σ<br />

lg ⋅sin<br />

ϕi<br />

⎛ ρ ⎞ s<br />

σ c =<br />

X<br />

0,<br />

75<br />

W<br />

d ( 1 sin i ) ⎜ ⋅ ⎟<br />

ε ⋅ ⋅ − ϕ ⎝ ρl<br />

⎠<br />

( 3.7)<br />

σlg =72 . 10 -3 J/m 2 Grenzflächenspannung des adsorbierten Was-<br />

•<br />

sers<br />

ab etwa einer relativen Luftfeuchte ϕ = pD/pDS = 0,8 (Dampfdruck/Sattdampfdruck)<br />

tritt Kapillarkondensation an den <strong>Partikel</strong>kontakten ein.<br />

Das entspricht etwa Xw = 0.3 bis 0,8 % je nach spezifischer Oberfläche<br />

eines Pulvers, siehe Bild F 3.16;<br />

• Brückenbereich<br />

� voll ausgebildete Flüssigkeitsbrücken<br />

8,<br />

25⋅<br />

( 1−<br />

ε)(<br />

2 − ε)<br />

⋅σ<br />

lg ⋅sin<br />

ϕi<br />

σ c =<br />

ε ε ⋅ d ⋅ 1−<br />

sin ϕ<br />

ρs<br />

XW<br />

ρ<br />

( 3.8)<br />

( )<br />

i<br />

� gewöhnlich für Sättigungsgrad (Flüssigkeitshohlraumanteil)<br />

ρs<br />

( 1−<br />

ε)<br />

⋅ X W<br />

S = < 0,<br />

3<br />

( 3.9)<br />

ρ ⋅ε<br />

l<br />

� Berücksichtigung innerer Feuchte kapillarporöser <strong>Partikel</strong><br />

� innere Feuchte in den Kapillaren <strong>und</strong> Mikroporen der <strong>Partikel</strong><br />

� Kapillarkondensation beschreibbar mit der Kelvin-Gl. bei ϑ = 20° C<br />

4<br />

p ⎡ ⎤ ⎛<br />

⎞<br />

D M W ⋅ pK<br />

7,<br />

389 ⋅10<br />

= ϕ = exp⎢−<br />

⎥ ≈ exp ⎜<br />

⎜−<br />

⋅ pK<br />

⎟<br />

pS<br />

⎣ ρW<br />

⋅ R ⋅ T ⎦ ⎝ bar ⎠<br />

( 3.10)<br />

M W = 18kg<br />

kmol Molmasse des Wassers<br />

ρ W<br />

3<br />

= 10 kg<br />

3<br />

m<br />

Dichte des Kondensates (Wasser)<br />

J<br />

R = 8,<br />

3145<br />

mol ⋅ K<br />

allg. Gaskonstante<br />

3) Festkörperbrücken<br />

Festkörperbrücken sind außerordentlich problematisch für die Handhabung<br />

der Schüttgüter ⇒ praktische Beispiele der Bildung der Festkörperbrücken:<br />

• KCl 99 Kristallisationsbrücken d = 100 - 600 µm, siehe F 3.17<br />

• Sinterbrücken für PVC-U, siehe F 3.18<br />

• Sinter- u. Kristallisationsbrücken einer Naßasche (Schlacke), s. F 3.19<br />

• Spannungsübertragung in den <strong>Partikel</strong>kontakten, F 3.20<br />

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l


a) Kristallisationsbrücken<br />

• durch Austrocknung von Flüssigkeitsbrücken bestehend aus gesättigten<br />

Lösungen löslicher Inhaltsstoffe des Schüttgutmaterials<br />

• für leichtlösliche Schüttgüter als Zeitverfestigungen, F 3.21<br />

⎡ t ⎤<br />

σ ct = σDs<br />

⋅ ( 1−<br />

ε)<br />

⋅ YS<br />

⋅ ( X W0<br />

− X WE ) ⎢1<br />

− exp( − ) ⎥ ( 3.11)<br />

⎣ t 63 ⎦<br />

σDs Druckfestigkeit des kristallisierenden Feststoffes (= 30<br />

MPa für Sylvinit)<br />

YS =msl/mw Sättigungslöslichkeit (= 0,341 bei 20°C für Sylvinit)<br />

msl Masse gelöster Stoff<br />

mw Masse Wasser<br />

XW0 Anfangsfeuchte<br />

XWE End- bzw. Gleichgewichtsfeuchte<br />

t Lagerzeit<br />

t63 Stofftransportwiderstand des Wassers im Schüttgut<br />

• wenn t = t63 sind 63 % von der Endfestigkeit erreicht t63 = f (spez. Oberfläche,<br />

Porosität, Temperatur, Diffusionsweg ...)<br />

⇒ berechenbar für diffusionsgesteuerten Stofftransport, F 3.21<br />

b) Brücken durch chemische Reaktionen<br />

• Einbau von Wasser in das Kristallgitter, = Hydration bei hydraulischen<br />

Bindemitteln (Zement, Gips, Aschen), Bild F 3.22<br />

• Wassergehalte meist im Adsorptionsschichtbereich XWA ≈ 0,1 ... 0,4 %<br />

falls nicht aus Umweltgründen Wasser zugegeben (Staubbindung)<br />

Ms<br />

⋅ X WA k W ⋅ t<br />

σ ct = σDs<br />

⋅(<br />

1−<br />

ε)<br />

⋅ ⋅<br />

M ⋅ϑ<br />

k ⋅ t + 1<br />

( 3.12)<br />

W<br />

W<br />

W<br />

σDs ≈ 35 MPa Druckfestigkeit eines Betonmörtels B 35 aus Portlandzement<br />

(PZ 1/35)<br />

Mw= 18 kg/kmol Molmasse des Wassers<br />

Ms ≈ 5400 kg/kmol Molmasse des hydratisierten Feststoffes<br />

νw ≈ 64 stöchiometrischer Faktor einer Beispielreaktion des<br />

Stoffes + ϑ ⋅ H O ⇔ hs zu hydratisiertem Gut<br />

s W 2<br />

kw ≈ 97 d -1 Geschwindigkeitskonstante der Reaktion (hier z.B. Zement)<br />

⎛ EA<br />

⎞<br />

k W = k W∞<br />

( Am<br />

) ⋅exp⎜−<br />

⎟<br />

⎝ R ⋅T<br />

⎠<br />

( 3.13)<br />

EA Aktivierungsenergie<br />

kw∞ Konstante für T → ∞<br />

⇒ alles gültig σct ↔ σDs für spröde Materialien<br />

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17


c) Brücken durch Sintervorgänge<br />

• für weiche, plastische, bzw. viskos bis viskoplastisch-fließende Materia-<br />

lien z. B. Plastpulver, Futter- u. Nahrungsmittel, ab einer Temperatur<br />

von etwa<br />

T = (0,75 ... 0,9)⋅Tm ( 3.14)<br />

der Schmelztemperatur möglich, F 3.23<br />

• Der innerer Reibungswinkel der Zeitverfestigung ϕit ist physikalisch<br />

sinnvoll über eine Beziehung mit dem stationären Reibungswinkel ϕst<br />

verknüpft, siehe auch Gl.( 3.104):<br />

( 1+<br />

κ + κ ) ⋅ tan ϕ = const.<br />

≠ f ( t)<br />

tan st =<br />

t<br />

it<br />

ϕ ( 3.15)<br />

Damit folgt für den Anstiegswinkel des linearen Zeitfließortes, Gl.(3.81)<br />

im Abschnitt 3.2.4:<br />

tan ϕi<br />

tan ϕ it =<br />

2 ⋅σ<br />

Zs ⋅ tan ϕi<br />

⋅ t<br />

1+<br />

5⋅<br />

η T ⋅ tan ϕ<br />

( 3.16)<br />

s<br />

( ) st<br />

σ 10MPa...<br />

Zugfestigkeit des Feststoffes<br />

Zs =<br />

10 Pa s<br />

13<br />

η > ⋅<br />

Feststoffviskosität<br />

s<br />

mit der Temperaturabhängigkeit der Festoffviskosität:<br />

( ) ⎟⎟<br />

⎛ E γ�<br />

⎞<br />

η = η ⋅ ⎜<br />

s s,<br />

min exp<br />

⎝ R T − Tr<br />

⎠<br />

E sog. "Aktivierungsenergie"<br />

γ�<br />

200 K < Tr < 400 K Temperaturparameter<br />

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( 3.17)<br />

R = 8315 J/(kmol K) allgemeine Gaskonstante<br />

1−<br />

ε F 1<br />

t<br />

0 H0,<br />

t − ε π ⋅ σ 0 Zs ⋅ σsg<br />

⋅<br />

σ 0t<br />

= ⋅ = ⋅<br />

2<br />

ε d ε 5 ⋅ η ⋅ d<br />

( 3.18)<br />

σsg<br />

0<br />

0<br />

s<br />

spezifisch freie Grenzflächenenergie (Grenzflächenspannung<br />

fest-gasförmig) ≈ 0,1 ... 1 J/m²<br />

3.1.3 Mechanik eines weichen adhäsiven <strong>Partikel</strong>kontaktes<br />

• <strong>Partikel</strong>kontaktdeformation in Normalrichtung ohne Haftung, s. F 3.24<br />

• Mikromechanik der <strong>Partikel</strong>kontaktkräfte, Drehmomente <strong>und</strong> ihre je-<br />

weiligen Kraft - Weg <strong>und</strong> Drehmoment - Winkel Beziehungen, s. F 3.25<br />

→ Nächste 25 Folien: Zusätzliche Bilder der Gr<strong>und</strong>lagen der Kontaktmechanik<br />

adhäsiver feiner (d < 100 µm), ultrafeiner (d < 10 µm) bis<br />

nanaoskaliger <strong>Partikel</strong> (d < 0,1 µm)<br />

3.1.3.1 Normalkraft-Weg-Beziehungen<br />

18


• Übersicht über die Stoffmodelle der <strong>Partikel</strong>kontaktdeformation (Stau-<br />

chung) von Kugeln in Normalrichtung ohne <strong>und</strong> mit Haftung,<br />

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siehe Folie F 3.26<br />

• Übersicht über die Stoffmodelle der <strong>Partikel</strong>kontaktdeformation (Stau-<br />

chung) von Kugeln in Normalrichtung ohne <strong>und</strong> mit Haftung ff,<br />

siehe Folie F 3.27<br />

• Übersicht über Stoffmodelle der Kontaktreibung glatter Kugeln in Tan-<br />

gentialrichtung ohne <strong>und</strong> mit Haftung, siehe Folie F 3.28<br />

• Charakteristische <strong>Partikel</strong>kontaktdeformation von Titandioxid<br />

Sauterdurchmesser dST = 200 nm, Feuchte XW = 0,4 %, siehe Folie F 3.29<br />

• Kontaktdeformationsarten glatter Kugeln <strong>und</strong> deren räumliche Span-<br />

nungsverteilungen, s. F 3.30<br />

• Normalkraft-Weg-Modelle der charakteristischen<br />

<strong>Partikel</strong>kontaktdeformationen, s. F 3.31<br />

• Viskoelastische - viskoplastische <strong>Partikel</strong>kontaktdeformation für Titandi-<br />

oxid d50 = 610 nm, Feuchte XW = 0.4 %, Einwirkzeit t = 24 h, s. F 3.32<br />

• Charakteristische <strong>Partikel</strong>kontaktdeformation für Titandioxid d50 = 610<br />

nm, Feuchte XW = 0.4 %, s. F 3.33<br />

• Plastische Kontaktdeformation <strong>und</strong> Haftung/Rückprall bei zentraler<br />

Stoßbeanspruchung, s. F 3.34<br />

• <strong>Partikel</strong>kontaktkräfte <strong>und</strong> Haftkraftverstärkung für TiO2-Pulver, s. F 3.35<br />

• Haftkraft - <strong>Partikel</strong>größe - Diagramm für TiO2 – Pulver, Parameter:<br />

Normalkraft, s. F 3.36<br />

3.1.3.2 Tangentialkraft-Weg-Beziehungen<br />

• Charakteristische <strong>Partikel</strong>kontaktverschiebung zweier TiO2-<strong>Partikel</strong>, <strong>Partikel</strong>größe<br />

dST = 200 nm, Feuchte XW = 0,4 %, s. F 3.37<br />

• Kontaktdeformationsarten glatter Kugeln <strong>und</strong> deren räumliche Spannungsverteilungen,<br />

s. F 3.38<br />

3.1.3.3 Rollmoment-Rollwinkel-Beziehungen<br />

• Charakteristischer Rollwiderstand zweier TiO2-<strong>Partikel</strong>, <strong>Partikel</strong>größe<br />

dST = 200 nm, Feuchte XW = 0,4 %, s. F 3.39<br />

3.1.3.4 Torsionsmoment-Drehwinkel-Beziehungen<br />

• Charakteristische <strong>Partikel</strong>kontakttorsion zweier TiO2 – <strong>Partikel</strong>, <strong>Partikel</strong>größe<br />

dST = 200 nm, Feuchte XW = 0,4 %, s. F 3.40<br />

3.1.3.5 Vergleich der charakt. Haft- <strong>und</strong> Reibungsgrenzen<br />

• Vergleich der lastabhängigen Haftgrenze FH <strong>und</strong> der elastisch-plastischen<br />

Reibungsgrenzen der Tangentialkraft FT,CH, des Rollmomentes MR,CH u.<br />

19


des Torsionsmomentes Mto,CH eines charakteristischen TiO2 - <strong>Partikel</strong>-<br />

kontaktes, <strong>Partikel</strong>größe dST = 200 nn, Feuchte XW = 0,4 %, s. F 3.41<br />

3.1.3.6 Hysterese-, Ablöse- & Reibungsarbeit des lastabhängigen <strong>Partikel</strong>-<br />

kontaktes<br />

• Elastische Hysteresearbeit, Ablöse- <strong>und</strong> Reibungsarbeit für die lastab-<br />

hängige <strong>Partikel</strong>haftung, s. F 3.42<br />

• Vergleich der lastabhängigen maximalen Arbeit der elastischen Hysterese<br />

der Deformation in Normalrichtung Wm,diss, der tangentialen<br />

Mikroschlupfes Wm,T,max, der Rollreibung Wm,R,max <strong>und</strong> des Torsionsmo-<br />

mentes Wm,to,max eines TiO2 - <strong>Partikel</strong>kontaktes, <strong>Partikel</strong>größe dST = 200<br />

nm, Feuchte XW = 0,4 %, s. F 3.43<br />

• Vergleich der lastabhängigen maximalen Ablöse- <strong>und</strong> Reibungsarbeit der<br />

Kompression <strong>und</strong> Ablösung in Normalrichtung Wm,N,A, der Gleitens<br />

Wm,T,C, der Rollreibung Wm,R,C <strong>und</strong> des Torsionsmomentes Wm,to,C eines<br />

TiO2 - <strong>Partikel</strong>kontaktes, dST = 200 nm, Feuchte XW = 0,4 %, s. F 3.44<br />

• Vergleich der chakteristischen Aktivierungsenergie (max. Kompressions-<br />

<strong>und</strong> Reibungsarbeit) für Kompression <strong>und</strong> Ablösung, Gleiten, Rollen <strong>und</strong><br />

Torsion eines TiO2 - <strong>Partikel</strong>kontaktes, dST = 200 nm, XW = 0,4 %,<br />

3.1.3.7 Weicher adhäsiver <strong>Partikel</strong>kontakt in Wasser<br />

• Beanspruchung <strong>und</strong> Fließen von <strong>Partikel</strong>dispersionen, s. F 3.46<br />

• <strong>Partikel</strong>wechselwirkungen in Luft <strong>und</strong> Wasser, s. F 3.47<br />

• <strong>Partikel</strong>wechselwirkungen in Luft <strong>und</strong> Wasser ff, s. F 3.48<br />

3.1.3.8 Festkörperbrückenbindungen im <strong>Partikel</strong>kontakt<br />

• Bindungskräfte einer Festkörperbrücke, s. F 3.49<br />

• Bindungskräfte einer Festkörperbrücke ff, s. F 3.50<br />

→ Details siehe auch:<br />

Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />

Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

s. F 3.45<br />

Tomas, J., Adhesion of ultrafine particles - a micromechanical approach,<br />

Chemical Engineering Science 62 (2007), 1997-2010, doi:<br />

10.1016/j.ces.2006.12.055<br />

..\..\..\Forschung\FLIESSEN\Adhäsion\CES\Tomas_CES_2006_revised.doc<br />

..\..\..\Forschung\FLIESSEN\Adhäsion\CES\Offprint_Tomas_CES_7149.pdf<br />

3.1.4 Messung der Kontaktkräfte<br />

• Messung der Haftkraft zwischen <strong>Partikel</strong> <strong>und</strong> Oberfläche, s. F 3.51<br />

20


• Messung der Haftkraft - Weg - Funktion mittels Rasterkraftmikroskop<br />

(AFM) nach BUTT, s. F 3.52<br />

• Messung Intermolekularer Kräfte <strong>und</strong> Oberflächenkräfte, s. F 3.53<br />

3.1.5 Modelle bimodaler kubischer <strong>Partikel</strong>packungen<br />

• Packungszustand monodisperser Kugeln, s. F 3.54<br />

• Einbettung des Grobkorns im Feinkorn kubischer Packungen bimodaler<br />

Kugeln, s. F 3.55<br />

3.1.6 Mikro-Makro-Übergang in einer bewegten <strong>Partikel</strong>packung<br />

• Mikro-Makro-Übergang, Kraft- <strong>und</strong> Spannungsübertragung in einer gescherten<br />

<strong>Partikel</strong>packung nach MOLERUS <strong>und</strong> TOMAS, s. F 3.56<br />

• Mikro-Makro-Übergang, Kraft- <strong>und</strong> Spannungsübertragung in einer gescherten<br />

<strong>Partikel</strong>packung nach TOMAS, Forts., s. F 3.57<br />

3.1.7 Einführung in die Diskrete-Elemente-Methode (DEM)<br />

Weitere 10 Zusatzbilder zur DEM:<br />

• <strong>Partikel</strong>kontaktdynamik <strong>und</strong> Simulation der Dynamik einer <strong>Partikel</strong>packung<br />

mittels Diskrete-Elemente-Methode (DEM), s. F 3.58<br />

• Der <strong>Partikel</strong>kontakt als mechanisches Schwingelement,<br />

Freie, ungedämpfte Schwingung, s. F 3.59<br />

• Der <strong>Partikel</strong>kontakt als mechanisches Schwingelement, Forts.,<br />

Freie, gedämpfte Schwingung s. F 3.60<br />

• Der <strong>Partikel</strong>kontakt als mechanisches Schwingelement, Forts.,<br />

Erzwungene, gedämpfte Schwingung s. F 3.61<br />

• Der <strong>Partikel</strong>kontakt als mechanisches Schwingelement, Forts.,<br />

Verschaltung mechanischer Federelemente s. F 3.62<br />

• Diskrete-Elemente Methode - Bewegungsgleichungen, s. F 3.63<br />

• Diskrete-Elemente Methode - Kraft-Weg-Gesetze des <strong>Partikel</strong>kontaktes,<br />

s. F 3.64<br />

• Diskrete-Elemente Methode - Numerischer Algorithmus, s. F 3.65<br />

• Diskrete-Elemente Methode - Numerische Lösungsmethode, s. F 3.66<br />

• Diskrete-Elemente Methode - Eingabedaten (mechanische Stoffwerte),<br />

Prozess- <strong>und</strong> Zielfunktionen sowie Ausgabedaten, s. F 3.67<br />

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21


3.2 Kontinuumsmechanische Gr<strong>und</strong>lagen des Fließverhaltens vorver-<br />

dichteter <strong>Partikel</strong>packungen<br />

3.2.1 Zweiachsiger Spannungszustand<br />

• „Vorverdichtet“ bedeutet hier allg.: die mechanische Eigenschaften der<br />

<strong>Partikel</strong>packungen hängen unmittelbar von der Beanspruchungsvorgeschichte,<br />

d.h. von Betrag <strong>und</strong> Richtung der eingeprägten Kräfte <strong>und</strong> der<br />

Beanspruchungsgeschwindigkeiten ab<br />

• Kräftegleichgewicht an einem Schüttgut-Volumenelement, s. F 3.68<br />

• Vorzeichendefinition<br />

• Druckspannungen positiv, Zugspannungen negativ,<br />

• Verdichtung positiv, Ausdehnung = negative Volumenänderung,<br />

• positives Auftragen von Winkeln im mathematisch positiven<br />

Drehsinn, d.h. entgegen dem Uhrzeigersinn,<br />

• Eine Schubspannung τ xy bedeutet:<br />

- 1. Index: x - Richtung der Flächennormalen,<br />

- 2. Index: y - Kraftrichtung,<br />

- treten paarweise auf, betragsmäßig gleich: xy = τyx<br />

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Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

τ , xy yx<br />

22<br />

τ = −τ<br />

,<br />

- <strong>und</strong> sind → momentenfrei!<br />

• positive Richtung einer Schubspannung,<br />

- wenn diese mit der Richtung der im mathematisch positiven Sinne<br />

um 90° gedrehten, im Volumenelement nach innen zeigenden<br />

Normalen der Schnittfläche übereinstimmt, oder<br />

- wenn beide Richtungen, sowohl die Flächennormalenrichtung als<br />

auch die Spannungsrichtung positiv sind,<br />

- wenn beide Richtungen, sowohl die Flächennormalenrichtung als<br />

auch die Spannungsrichtung negativ sind,<br />

• Im allgemeinen dreiachsiger Spannungszustand eines Volumenelements:<br />

dV = dx ⋅ dy ⋅ dz<br />

( 3.19)<br />

y<br />

z<br />

x<br />

dx<br />

dz<br />

dy<br />

Bild 3.4: Abmessungen eines inkrementellen<br />

Volumenelements<br />

• aber nur zweiachsiger, d.h. ebener Spannungszustand betrachtet:<br />

• lineares Fortschreiten der Spannungen nach einer Taylor-Reihe,<br />

•<br />

2<br />

df<br />

( ) ( )<br />

( x)<br />

1 d f ( x)<br />

2<br />

f x + ∆x,<br />

y = f x + ⋅ ∆x<br />

+ ⋅ ∆x<br />

+ ...<br />

2<br />

dx 2!<br />

dx<br />

( 3.20)<br />

• z.B. in x-Richtung mit Abbruch nach der ersten Ableitung:


σx<br />

dy<br />

dz<br />

δσ<br />

x<br />

σ σ<br />

x x x δx<br />

dx<br />

+ = + ∆σ<br />

Bild 3.5: Horizontalspannungen am Volumenelement<br />

→ Kräftegleichgewicht ∑ F →= 0<br />

∂σx<br />

0=<br />

σx⋅dy⋅dz−σx⋅dy⋅dz−<br />

dxdydz<br />

∂x<br />

<strong>und</strong> komplett, siehe F 3.68<br />

∂τyx<br />

0=<br />

σx⋅dy⋅dz+<br />

τyx⋅dx⋅dz−(<br />

τyx+<br />

dy<br />

∂y<br />

) dxdz<br />

−σ<br />

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x<br />

∂σ<br />

dydz−<br />

∂x<br />

x<br />

dxdydz<br />

∂τyx<br />

∂σx<br />

0 = +<br />

( 3.21)<br />

∂y<br />

∂x<br />

∂τxy<br />

∑ F↓=<br />

0=<br />

σy<br />

⋅dxdz+<br />

τxy⋅dydz−(<br />

τxy+<br />

dx)<br />

dydz<br />

∂x<br />

∂σy<br />

− ( σy+<br />

dy)<br />

dxdz+<br />

ρb⋅g⋅dy⋅dz⋅dx<br />

∂y<br />

∂σy<br />

∂τxy<br />

ρ b⋅g<br />

= +<br />

( 3.22)<br />

∂y<br />

∂x<br />

→ 2 Gleichungen aber 3 Unbekannte, d.h. gesucht wird eine weitere Gl.,<br />

d.h. Fließkriterium bzw. "Stoffgesetz", siehe Gl.( 3.61)<br />

� zusätzlich: rotationssymmetrischer Spannungszustand, Draufsicht:<br />

ψ<br />

y<br />

σψ<br />

+ ∆σ<br />

σx<br />

dψ<br />

xdψ<br />

x<br />

dx<br />

σ<br />

x x<br />

dψ σψ<br />

x<br />

x<br />

σψ dψ<br />

Bild 3.6: Kreissegment eines axialsymmetrischen Schüttgutelements<br />

σ ⋅xdψ⋅dy+<br />

σ dxdψdy−(<br />

σ<br />

x<br />

ψ<br />

x<br />

+ ∆σ<br />

x<br />

)( x+<br />

dx)<br />

dψdy=<br />

0<br />

∂σx<br />

∂σx<br />

≈ 0 sehr klein<br />

σx<br />

⋅x+<br />

σψ<br />

dx−σ<br />

x x−σ<br />

xdx−<br />

dx⋅x−<br />

dx⋅<br />

dx=<br />

0<br />

∂x<br />

∂x<br />

σx<br />

−σψ<br />

∂σx<br />

0 = +<br />

x ∂x<br />

23<br />

( 3.23)<br />

Berücksichtigung in der allg. Gleichung siehe F 3.68 mittels Faktor m = 1<br />

σx<br />

−σψ<br />

für den Term: m ⋅ , siehe Trichterdimensionierung Schüttec_4.doc -<br />

x<br />

Trichterformfaktor_m im Abschnitt 4.<br />

Bogenlänge:<br />

π ⋅ d = 360°<br />

π ⋅ r = 180°<br />

dψ ⋅ r = dψ<br />

⋅ x<br />

∑<br />

F →= 0


→ <strong>Mechanische</strong> Gr<strong>und</strong>modelle für elastisches, plastisches <strong>und</strong><br />

viskoses Stoffverhalten, siehe F 3.69<br />

Zweiachsige Spannungszustände am Mohrschen Spannungskreis<br />

• Suche eines Fließkriteriums in der Weise, das die Unabhängigkeit von<br />

einem willkürlich gewählten Koordinatensystem garantiert ist<br />

• d.h. für ein Schüttgutprisma der Länge dz, siehe F 3.70<br />

Bild 3.7: zweiachsigerSpannungszustand<br />

am homogenenSchüttgutprisma<br />

dy<br />

τxy<br />

σx<br />

α<br />

- Druckspannungen <strong>und</strong> damit Kompression sind positiv definiert,<br />

- Schubspannungsrichtung ist positiv, wenn sowohl der<br />

Flächennormalenvektor als auch die Achsenrichtung positiv (vom Nullpunkt<br />

wegzeigen) oder beide negativ sind.<br />

- α-Winkel ist positiv, wenn er entgegen dem Uhrzeigersinn aufgetragen<br />

wird,<br />

Kräftegleichgewichte<br />

• in σα-Richtung: ∑ F σ = 0 α<br />

σα ⋅ds<br />

⋅dz<br />

− σx<br />

cos α ⋅dy<br />

⋅dz<br />

− σy<br />

sin αdxdz<br />

− τxy<br />

sin αdydz<br />

− τyx<br />

cos α dxdz = 0<br />

dy = ds ⋅ cos α<br />

außerdem sind:<br />

<strong>und</strong> τ xy = τyx<br />

dx = ds ⋅ sin α<br />

2<br />

2<br />

σα⋅ds−σx ⋅dscos<br />

α−σysin<br />

αds−τxysincosαds−<br />

τxy<br />

cosα⋅sinαds=<br />

0 mit<br />

2sinα⋅<br />

cosα<br />

= sin2α<br />

2 1<br />

cos α = ( 1+<br />

cos2α)<br />

2<br />

2<br />

2<br />

σα = σx<br />

cos α+<br />

σysin<br />

α+<br />

2τxysinαcosα<br />

σx<br />

σx<br />

2<br />

= + cos2α+<br />

σy<br />

( 1−cos<br />

α)<br />

+ τxysin2α<br />

2 2<br />

σ σ<br />

σ σ<br />

x x<br />

y y<br />

= + cos2α+<br />

σy<br />

− − cos 2α+<br />

τxysin2α<br />

2 2<br />

2 2<br />

σx<br />

+ σ y σx<br />

−σ<br />

y<br />

σα = + cos2α+<br />

τxysin2α<br />

( 3.24)<br />

2 2<br />

Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />

σα<br />

σy<br />

τα<br />

ds<br />

dx<br />

τyx<br />

Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

σxcosα<br />

dz<br />

α<br />

σy<br />

σx<br />

α<br />

24<br />

σysinα<br />

α


∑ τ α<br />

Kräftegleichgewicht in τα-Richtung: F = 0<br />

0 = τ<br />

0=<br />

τ<br />

α<br />

α<br />

⋅ ds ⋅ dz + σ<br />

dxdz cos α −τ<br />

⋅ ds + σ dssin<br />

α cos α − σ dssin<br />

α cos α − τ<br />

x<br />

dydzsin<br />

α − σ<br />

x<br />

2<br />

2<br />

− cos α + sin α = − cos 2α<br />

σ σ<br />

x<br />

y<br />

τα = − sin 2α<br />

+ sin 2α<br />

+ τxy<br />

cos 2α<br />

2 2<br />

σx<br />

− σy<br />

τα = − sin 2α<br />

+ τxy<br />

cos 2α<br />

2<br />

Hauptspannungen:<br />

y<br />

y<br />

Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />

xy<br />

Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

cos αdydz<br />

+ τ<br />

xy<br />

cos<br />

2<br />

yx<br />

αds<br />

+ τ<br />

xy<br />

sin αdxdz<br />

sin<br />

2<br />

αds<br />

25<br />

( 3.25)<br />

• gesucht der Winkel, bei dem σ α maximal bzw. minimal wird, d.h. aus<br />

Gl. ( 3.24)<br />

dσ<br />

σ<br />

= 0 = −2<br />

dα<br />

− σ<br />

α x y<br />

sin 2α<br />

+ 2τxy<br />

cos 2α<br />

= 2τα<br />

2<br />

( 3.24)<br />

gemäß Gl. ( 3.25) verschwindet somit die Schubspannung τ α = 0<br />

Der Winkel αo ist dann:<br />

2τxy<br />

tan 2α<br />

o =<br />

σ −σ<br />

π<br />

= tan 2(<br />

αo<br />

+ )<br />

2<br />

( 3.26)<br />

x<br />

y<br />

wegen der Periodizität der Tangensfunktion in π<br />

• Es gibt 2 Flächen, die aufeinander senkrecht stehen, bei denen τα = 0<br />

verschwindet. Die Normalspannungen auf diese Flächen werden größ-<br />

te <strong>und</strong> kleinste Hauptspannung genannt. D.h.<br />

σx<br />

+ σy<br />

σx<br />

σ1<br />

= +<br />

2<br />

− σy<br />

cos 2αo<br />

+ τxy<br />

sin 2αo<br />

2<br />

σ2<br />

σx<br />

=<br />

+ σy<br />

σx<br />

−<br />

2<br />

− σy<br />

cos 2αo<br />

− τxy<br />

sin 2αo<br />

2<br />

⎛ σx<br />

⎜<br />

⎜σ<br />

α −<br />

⎝<br />

2<br />

+ σy<br />

⎞ ⎛ σx<br />

− σy<br />

⎞<br />

= cos 2 xy sin 2<br />

2 ⎟<br />

⎜<br />

α + τ α<br />

2<br />

⎟<br />

⎠ ⎝<br />

⎠<br />

⎛ σ<br />

⎜<br />

⎝<br />

x<br />

− σ<br />

2<br />

⎛ σ<br />

+ ⎜<br />

⎜−<br />

⎝<br />

x<br />

y<br />

τ<br />

2<br />

α<br />

− σ<br />

2<br />

⎛ σ<br />

= ⎜<br />

⎜−<br />

⎝<br />

⎞<br />

cos 2α<br />

⎟<br />

⎠<br />

y<br />

2<br />

x<br />

⎞<br />

sin 2α<br />

⎟<br />

⎠<br />

2<br />

2<br />

wobei 1 = sin α + cos α gilt.<br />

⎛ σx<br />

+ σy<br />

⎞ 2<br />

⎜σ<br />

α − ⎟ + τα<br />

=<br />

⎝ 2 ⎠<br />

2<br />

− σ<br />

2<br />

y<br />

⎛ σx<br />

− σ<br />

+ 2 ⎜<br />

⎝ 2<br />

2<br />

⎛ σx<br />

− σ<br />

⎜<br />

⎝ 2<br />

sin 2α<br />

+ τ<br />

y<br />

⎛ σx<br />

− σ<br />

− 2 ⎜<br />

⎝ 2<br />

y<br />

2<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

+ τ<br />

2<br />

xy<br />

xy<br />

2<br />

⎞<br />

cos 2α<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟ cos 2α<br />

⋅ τ<br />

⎠<br />

y<br />

cos<br />

xy<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟sin<br />

2ατ<br />

⎠<br />

2<br />

2α<br />

2<br />

sin 2α<br />

+ τ<br />

xy<br />

2<br />

xy<br />

cos 2α<br />

+ τ<br />

sin<br />

2<br />

xy<br />

2<br />

cos<br />

2α<br />

2<br />

2α<br />

( 3.27)<br />

Dies ist nun die allgemeine Gleichung des Mohrkreises. Für das Ver-<br />

schwinden der Schubspannung τxy = 0 gilt ebenfalls


* π<br />

α = α0<br />

±<br />

( 3.28)<br />

4<br />

<strong>und</strong> somit auch die folgenden Gleichungen, F 3.70<br />

2<br />

⎛ σ1<br />

+ σ2<br />

⎞ 2 σ1<br />

− σ2<br />

⎜σ<br />

− ⎟ + τ =<br />

oder ( 3.29)<br />

⎝ 2 ⎠ 2<br />

2 2 2<br />

( − σM<br />

) + τ = σR<br />

σ mit der ( 3.30)<br />

Radiusspannung<br />

<strong>und</strong> der Mittelpunktsspannung<br />

σ1<br />

+ σ2<br />

σ1−σ<br />

2<br />

σ = + cos2α<br />

2 2<br />

σ1<br />

−σ2<br />

τ = − sin2α<br />

2<br />

σ1−σ<br />

2<br />

τ max = − für sin2α=<br />

1<br />

2<br />

1 π<br />

d.<br />

h.<br />

α = arcsin(<br />

1)<br />

⋅ =<br />

2 4<br />

σ1<br />

− σ2<br />

σ R =<br />

2<br />

( 3.31)<br />

σ1<br />

+ σ2<br />

σ M =<br />

2<br />

( 3.32)<br />

Bild 3.8: zweiachsige Hauptspannungen am Schüttgutprisma<br />

Die Richtungen der Hauptspannungen lassen sich durch eine Dreiecks-<br />

beziehung im Kreis (Satz des Thales) ermitteln, F 3.71.<br />

Übung<br />

bei gegebenen Hauptspannungen σ1, σ2 <strong>und</strong> Gleitwinkel α<br />

gesucht: σx = ?, σy = ?, τxy = ?<br />

Bild 3.9: Grafische Darstellungen<br />

der Spannungen im zweiachsigen<br />

Spannungszustand mit einem sog.<br />

MOHR-Kreis<br />

Bild 3.10: zweiachsiger Spannungszustand<br />

Der Winkel α wird entgegen dem Uhrzeigersinn abgetragen<br />

Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />

Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

τ<br />

σy<br />

σ1<br />

τyx σR<br />

σM<br />

σx<br />

2α<br />

τxy<br />

α<br />

σx<br />

σ<br />

τ<br />

σ2<br />

σ2 - Richtung<br />

τxy<br />

τ = 0<br />

α<br />

σy<br />

σ1<br />

σ<br />

σ1<br />

τyx<br />

26


⇒ Berücksichtigung des Vorzeichens (-) in der Gl.( 3.35) durch Auftragen<br />

im Uhrzeigersinn<br />

σ1<br />

+ σ2<br />

σ1<br />

− σ2<br />

σx = + ⋅ cos 2α<br />

2 2<br />

( 3.33)<br />

σ1<br />

+ σ2<br />

σ1<br />

− σ2<br />

σy = − ⋅ cos 2α<br />

2 2<br />

( 3.34)<br />

σ1<br />

− σ2<br />

τxy = − ⋅ sin 2α<br />

2<br />

( 3.35)<br />

oder auch mit den Mittelpunkts- <strong>und</strong> Radiusspannungen:<br />

σx = σM<br />

+ σR<br />

⋅ cos 2α<br />

( 3.36)<br />

σy = σM<br />

− σR<br />

⋅ cos 2α<br />

( 3.37)<br />

τxy = −σR<br />

⋅ sin 2α<br />

( 3.38)<br />

→ Richtungsabhängige (anisotrope) aktive <strong>und</strong> passive Rankinesche<br />

Grenzspannungszustände, siehe F 3.72<br />

3.2.2 Kontinuumsmechanische Fließkriterien (Bruchhypothesen)<br />

• Formulierung sog. Bruchhypothesen für mehrachsige Spannungszustände,<br />

d.h. Fließkriterien, die dann das Materialverhalten charakterisieren<br />

sollen (Rückführung auf einachsige Beanspruchungsstände)<br />

• Übersicht über die Entwicklung der Fließkriterien <strong>und</strong> Bruchhypothesen,<br />

siehe Folie F 3.73<br />

• Vergleichsspannungshypothesen bei mehrachsigen Spannungszuständen<br />

• in Bauteilen meist mehrachsige Spannungszustände<br />

(1) Hauptspannungshypothese<br />

• maximale Hauptnormalspannung für den Bruch verantwortlich<br />

σ V = σ1<br />

wenn σ 1 > σ2<br />

> σ3<br />

• für duktiles (dehnbares, zähes) Material σv zu klein, d.h. unsicher, angenommen<br />

(2) Hauptdehnungshypothese<br />

• Bruch tritt bei der größten Dehnung ε = ∆l/l0<br />

/ F = σ<br />

ein, N o A<br />

l − l0<br />

ε y = ε = > 0 ( 3.39)<br />

l<br />

0<br />

Verdichtung ist positiv (+) vereinbart <strong>und</strong><br />

d0 d<br />

Dehnung ist negativ (-) vereinbart<br />

d0<br />

− d ∆d<br />

Querdehnung: ε x = εq<br />

= = < 0<br />

d d<br />

Bild 3.11: Deformationen eines<br />

zylindrischen Volumenelementes<br />

( 3.40)<br />

0<br />

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0<br />

y<br />

∆l<br />

x<br />

σ<br />

27<br />

l 0


Es ist = −ν<br />

⋅ε<br />

ε q mit ν - Querdehnungszahl (bzw. Querkontraktions-<br />

zahl = 0,3 für Metalle), siehe Hookesche Gesetz:<br />

1<br />

ε = ⋅ σ bzw. σ = E ⋅ ε<br />

E<br />

( 3.41)<br />

E = Elastizitätsmodul (Steifigkeit oder Deformationswiderstand)<br />

E = 210 kN/mm² (GPa) für Stahl <strong>und</strong> E = 70 kN/mm² für Aluminium<br />

Verschiebung für γ


* 1 2 2<br />

1 2<br />

WF = ( σx<br />

+ σy<br />

−2σ<br />

xσ<br />

y ) + τxy<br />

( 3.49)<br />

2E<br />

2G<br />

→ Die Formänderung bei einem isostatischen Druck- oder Spannungszu-<br />

stand führt zu keinem Bruch! D.h. für eine mittlere Spannung<br />

1<br />

σ m = ( σx<br />

+ σy<br />

+ σz<br />

)<br />

3<br />

( 3.50)<br />

→ <strong>und</strong> einer gesamten Volumenänderung<br />

dV<br />

e= = ε x + ε y+<br />

ε z<br />

V<br />

( 3.51)<br />

0<br />

→ entsteht eine Volumenänderungsarbeit<br />

* 1 1−2ν<br />

2<br />

Wv = σm⋅<br />

e = ( σx<br />

+ σy<br />

+ σz<br />

)<br />

2 6E<br />

( 3.52)<br />

W<br />

die „wirksame“ Gestaltänderungsarbeit ist folglich<br />

*<br />

G<br />

2<br />

* * 1 ⎡<br />

= W<br />

⎛ ⎞<br />

F −WV<br />

= ⎢⎜σ<br />

− σ ⎟ +<br />

12G<br />

⎣⎝<br />

x y ⎠<br />

→ für den einachsigen Druck ist<br />

W<br />

*<br />

G(<br />

1)<br />

2<br />

+<br />

( σ − σ )<br />

2 2 2 2 ⎤<br />

( σy<br />

−σz<br />

) + 6 ⋅ ( τxy<br />

+ τxz<br />

+ τyz<br />

) ⎥⎦<br />

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x<br />

z<br />

2<br />

( 3.53)<br />

2σV<br />

= ( 3.54)<br />

12G<br />

→ <strong>und</strong> bei gleicher Gestaltänderungsarbeit WG(1) * = WG* des allgemeinen<br />

σ<br />

V<br />

dreiachsigen Spannungszustandes folgt für die Vergleichsspannung<br />

=<br />

1 ⎡<br />

⋅<br />

2<br />

⎢<br />

⎣<br />

2<br />

2<br />

2 2 2 2 ⎤<br />

( σx<br />

−σ<br />

y ) + ( σx<br />

−σz<br />

) + ( σy<br />

−σz<br />

) + 6 ⋅ ( τxy+<br />

τxz<br />

+ τyz<br />

) ⎥⎦<br />

(4) Hypothese von Huber-Mises-Hencky<br />

( 3.55)<br />

• Bruch tritt nach Erreichen der gleichen maximalen Gestaltänderungs-<br />

arbeit ein wie bei einem einachsigen Spannungszustand, siehe entspre-<br />

chend Hypothese (3)<br />

• Nutzung im Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau!<br />

• Vergleichsnormalspannung σ V ≤ σzul. d.h.<br />

2 2 2 2 ⎤<br />

( σ −σ<br />

) + σ + σ + 6τxy<br />

≤σ<br />

zul<br />

1 ⎡<br />

σ V = σ1=<br />

⋅ x y x y<br />

2<br />

⎢<br />

⎥<br />

( 3.56)<br />

⎣<br />

⎦<br />

Für eine große Anzahl von Stoffen reicht diese kontinuumsmechanische<br />

Bruchhypothese nicht mehr aus, da das Versagen des Werkstoffes schon<br />

durch geringere Schubspannungen τzul < σzul verursacht wird. Der Zu-<br />

sammenhang einer Schubspannung als Funktion der Normalspannung τ =<br />

f(σ) (hier werden Druckspannungen positiv dargestellt) wird für ein gege-<br />

29


enes Material durch die Einhüllende aller MOHR-Kreise dargestellt, die<br />

den Bruchzustand charakterisieren:<br />

(5) Schubspannungshypothese von Tresca<br />

• Bruch durch maximale Schubspannung τmax, siehe Folie F 3.73<br />

• beispielsweise: Bruch schon nach halber Größe der Druck- bzw. Zug-<br />

festigkeit bei einaxialer Belastung<br />

• Bruch- oder Scherfläche um den sog. Gleitwinkel von α = π/4 = 45°<br />

zur Richtung der beiden Hauptspannungen geneigt,<br />

σy<br />

σc<br />

τ max=<br />

=<br />

2 2<br />

• Vergleichsspannung V 2 τmax<br />

⋅ = σ<br />

• Für die Vergleichsspannung gilt:<br />

V<br />

max<br />

2 2<br />

[ ( σx<br />

−σy<br />

) + 4τxy<br />

] ≤ zul<br />

σ = 2τ =<br />

σ ( 3.57)<br />

Bild 3.14: Scherbruch bei einachsiger Belastung<br />

• Beschreibung des plastischen Fließens von zähen oder duktilen Werkstoffen,<br />

z.B. Metallen<br />

→ ungeeignet für:<br />

• spröde Werkstoffe, da σZug


⇒ Spannungszustände, die durch MOHR-Kreise gekennzeichnet sind,<br />

die die Umhüllende schneiden, können nicht existieren, weil das<br />

Fließen schon bei niedrigeren Spannungen eingetreten wäre. Andererseits<br />

charakterisieren MOHR-Kreise innerhalb der Umhüllenden<br />

Spannungszustände, die noch kein Fließen, sondern nur elastische<br />

Deformation herbeiführen.<br />

• Aufgabenstellung in der Bodenmechanik ist gewöhnlich die Gewährleistung<br />

der Stabilität, d.h. man muß im elast. Beanspruchungsbereich<br />

bleiben, daher ist Kenntnis der "ungefähren" Lage der Fließgrenze<br />

ausreichend.<br />

• Durch einfache Geradengleichung beschreibbar:<br />

τ = ϕ ⋅ σ + τ = tanϕ<br />

⋅ ( σ + σ )<br />

( 3.60)<br />

tan i c i<br />

Z<br />

oder auch: im obigen Bild 3.15 liest man die Dreiecksbeziehung ab:<br />

σ1<br />

− σ2<br />

σ R = = sin ϕi<br />

⋅ ( σM<br />

2<br />

+ σZ<br />

) mit σ M<br />

σ1<br />

+ σ2<br />

=<br />

2<br />

( 3.61)<br />

oder in σ1 - σ2 - Koordinaten<br />

1+<br />

sinϕ<br />

2 ⋅ sinϕ<br />

i<br />

i<br />

σ 1 = ⋅ σ2<br />

+ ⋅ σZ<br />

( 3.62)<br />

1−<br />

sinϕi<br />

1−<br />

sinϕi<br />

Kennwerte, F 3.73:<br />

ϕi Reibungswinkel bzw. µi = tanϕi Reibungskoeffizient<br />

σZ Zugfestigkeit (dreiachsig!)<br />

τc Kohäsion, svw. Scherwiderstand bei einer äußeren Normalspannung<br />

σ = 0; beachte jedoch das Wirken einer zusätzlichen<br />

inneren Druckspannung -σZ aufgr<strong>und</strong> der <strong>Partikel</strong>haftung!<br />

τ c = tanϕi ⋅ σZ<br />

( 3.63)<br />

→ nicht geeignet: für fließende Schüttgüter bei geringen Spannungen σ<br />

< 100 kPa<br />

(7) Fließkriterium nach Jenike<br />

• Spannungen fließender kohäsiver Schüttgüter oft unter 100 kPa,<br />

siehe Folie F 3.73<br />

• "modifizierter" Coulomb-Körper mit zumindest 3 Erweiterungen<br />

1. Unterscheidung in stationäres (zeitinvariantes) <strong>und</strong> beginnendes<br />

Fließen notwendig!<br />

⇒ stationäres kohäsionslosen Fließens von Schüttgütern, d.h.<br />

effektiver Fließort F 3.76:<br />

σR<br />

σ1<br />

− σ2<br />

= = sin ϕe<br />

( 3.64)<br />

σ σ + σ<br />

ϕe<br />

M<br />

1<br />

2<br />

effektiver (oder wirksamer innerer) Reibungswinkel<br />

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31


⇒ folgt notwendiger Weise aus der Aufgabenstellung in der<br />

<strong>Schüttgutmechanik</strong> das Fließen erzwingen zu müssen<br />

⇒ eine Grenzspannungsfunktion für stationäres Fließen<br />

2. Grenzspannungsfunktionen hängen von der Verdichtung, d.h.<br />

Schüttgutdichte bzw. Porosität ab<br />

3. Grenzspannungsfunktionen haben jeweils einen Endpunkt =ˆ Zustand<br />

des „kohäsionslosen“ stationären Fließens, svw. effektives<br />

stationäres Fließen ⇒ liefert den sog. effektiven Fließort<br />

<strong>und</strong> zusätzlich nach Schwedes:<br />

4. Grenzspannungsfunktionen haben im Bereich kleiner Druckspannungen<br />

einen gekrümmten Verlauf<br />

⇒ aber: Grenzspannungsfunktion von Gesteinen auch oftmals gekrümmt;<br />

Grenzspannungsfunktion = Ort an dem plastisches<br />

Fließen bzw. der Bruch eintritt = Fließort = yield locus<br />

⇒ bis hierher Aussagen der Kontinuumsmechanik!<br />

3.2.3 <strong>Partikel</strong>mechanisch begründete Fließkriterien<br />

(8) Fließkriterium nach Molerus<br />

⇒ hier so benannt nach MOLERUS (1978), siehe Folie F 3.73<br />

� Erstmalige Einführung partikelmechanischer Haftkraftmodelle<br />

zur physikalisch begründeten Erklärung bisher nur kontinuumsmechanisch<br />

zugänglicher Stoffgesetze.<br />

� Grenzspannungsfunktion ist von der Wirkung der Haftkräfte zwischen<br />

den <strong>Partikel</strong>n abhängig<br />

� Nur irreversible, rein plastische <strong>Partikel</strong>kontaktdeformation Apl<br />

betrachtet (- Vorzeichen = Haftung, + Repulsion):<br />

∑ F = 0 = −FH<br />

0 − pVdW<br />

⋅ A pl − FN<br />

+ pf<br />

⋅ A pl<br />

( 3.65)<br />

� Diese mittleren mikroskopischen Kontaktkräfte FT <strong>und</strong> FN <strong>und</strong> die<br />

resultierenden Spannungen im Kontinuum τ <strong>und</strong> σ lassen sich unter<br />

bestimmten Voraussetzungen analytisch ineinander umrechnen<br />

(1-ε Packungsdichte):<br />

1−<br />

ε FT<br />

, FN<br />

τ , σ = ⋅<br />

( 3.66)<br />

2<br />

ε d<br />

Mit zumindest 4 Erweiterungen bei σ < 100 kPa, F 3.73:<br />

1. stationäres Fließen kohäsiver Schüttgüter ist "kohäsiv"<br />

⇒ "stationärer Fließort" als Coulomb-Gerade<br />

σ R,<br />

st = f ( σM,<br />

st )<br />

( 3.67)<br />

τ = f σ . ( 3.68)<br />

( )<br />

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32


2. Lage der Grenzspannungsfunktionen wird von der Vorverfestigung<br />

<strong>und</strong> davon abhängiges Wirken der Haftkräfte in den<br />

<strong>Partikel</strong>kontakten beeinflußt<br />

⇒ Übergang von der Kontinuummechanik zur <strong>Partikel</strong>mechanik<br />

⇒ Haftkraftzuwachs als ein lineares "Verfestigungsgesetz"<br />

F = F + κ ⋅ F<br />

( 3.69)<br />

H<br />

H0<br />

p<br />

N<br />

FH0 Haftkraft in den unverfestigten Kontakten<br />

FN "äußere" eingeprägte Normalkraft in den <strong>Partikel</strong>kontakten<br />

3. Physikalischer Zusammenhang zwischen dem stationären ϕst <strong>und</strong><br />

dem inneren ϕi Reibungswinkel:<br />

tan st<br />

p<br />

i<br />

ϕ = ( 1+<br />

κ ) ⋅ tan ϕ = const.<br />

( 3.70)<br />

4. Schar von Grenzspannungsfunktionen läßt sich nur mit 3 physikalisch<br />

begründeten Fließkennwerten plus dem Einfluß eines charakteristischen<br />

mittleren Druckes beschreiben:<br />

(1) ϕi - innere Festkörperreibung (Gleitreibung) versagender <strong>Partikel</strong>kontakte<br />

(2) ϕst - stationäre <strong>Partikel</strong>reibung, Zunahme der Reibung infolge<br />

verfestigende äußere Kräfte, abgeleitet aus κp Gl.( 3.69)<br />

(3) σ0 - dreiachsige Zugfestigkeit des unverfestigten Schüttgutes,<br />

abgeleitet aus FH0 Gl.( 3.69)<br />

(4) σM,st Einfluß der mechanischen Beanspruchungsvorgeschichte,<br />

svw. mittlerer Vorverfestigungsdruck, im Schüttgutkontinuum;<br />

unmittelbarer Zusammenhang zur Schüttgutdichte ρb =<br />

f(σM,st) Gl.( 3.121).<br />

(9) Einführung eines neuen elastisch-plastischen <strong>und</strong> viskoplastischen<br />

Fließkriteriums nach Tomas (1987/99):<br />

NEU!: Wesentliche Erweiterung bisheriger partikel- <strong>und</strong><br />

kontinuumsmechanischer Bruchhypothesen durch Einführung neuer,<br />

physikalisch begründeter Modelle der<br />

� Momentanfließorte, stationären Fließorte <strong>und</strong> Verfestigungsorte<br />

für elastisch-plastische Kontaktdeformationen <strong>und</strong> reibungsbehaftetem<br />

Kontaktgleiten mit lastabhängiger Haftkraft sowie der<br />

� Zeitfließorte mit viskoplastischer Kontaktdeformation (Anfang<br />

1987 siehe Diss. B 1991, CET 2003):<br />

� Rein elastische Abplattungen unter der Einwirkung äußerer Kräfte<br />

sind für die Haftkraftverstärkung verhältnismäßig bedeutungslos, da<br />

diese Verformungen nach Wegfall der äußeren Kräfte völlig verschwinden.<br />

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33


� Wesentlich für die Haftkraftverstärkung ist deshalb eine kombinierte<br />

elastisch-plastische Verformung des <strong>Partikel</strong>kontaktbereiches zu<br />

einem kleinen Platte-Platte-Kontakt aufgr<strong>und</strong> des Einwirkens der<br />

Haftkraft FH0 (siehe Gl.( 3.5)) selbst <strong>und</strong> einer zusätzlichen äußeren<br />

Normalkraft FN. Mit dem Kräftegleichgewicht des weichen Kontak-<br />

tes zweier steifer <strong>Partikel</strong>n<br />

( Ael<br />

+ A pl ) + FN<br />

− FW<br />

, el − pf<br />

A pl<br />

∑ F = 0 = FH<br />

0 + pVdW<br />

⋅<br />

⋅ ( 3.71)<br />

folgt für die gesamte Haftkraft FH nach einigen Umrechnungen (sie-<br />

he ../../../Forschung/FLIESSEN/B_Theorie_FliessKW/Schüttec_-<br />

3_Kontakt_Theorie.doc#FHA_ges):<br />

folgt für die gesamte Haftkraft FH nach einigen Umrechnungen1 :<br />

κA<br />

FH =<br />

κ − κ<br />

⋅ FH<br />

0 +<br />

κ<br />

κp<br />

− κ<br />

⋅ FN<br />

= ( 1+<br />

κ)<br />

⋅ FH<br />

0 + κ ⋅ FN<br />

( 3.72)<br />

H<br />

A<br />

H0<br />

p<br />

A<br />

( F F )<br />

H0<br />

N<br />

p<br />

F = F + κ ⋅ +<br />

( 3.73)<br />

für Details siehe auch ..\..\Forschung\FLIESSEN\Berichte\Schüttec-<br />

_3_Sem_0.doc – Haftkraftgesneu,<br />

� Der elastisch-plastische Kontaktverfestigungskoeffizient κ<br />

κ =<br />

κ<br />

κp<br />

− κ<br />

( 3.74)<br />

A<br />

p<br />

enthält sowohl den charakteristischen dimensionslosen Kennwert ei-<br />

nes elastisch-plastischen Kontaktflächenverhältnisses κA (wobei<br />

AK = Ael + Apl)<br />

2 1 A pl<br />

κ A = + ⋅<br />

3 3 A + A<br />

( 3.75)<br />

el<br />

pl<br />

� als auch den plastischen Repulsionskoeffizienten κp als Verhältnis<br />

des attraktiven VAN-DER-WAALS-Kohäsionsdruckes zur re-<br />

pulsiven plastischen Steifigkeit des Platte-Platte-Kontaktes eines<br />

<strong>Partikel</strong>paares:<br />

pVdW<br />

C<br />

κp<br />

= =<br />

p 6 ⋅ π ⋅ a<br />

f<br />

H<br />

3<br />

F=<br />

0<br />

⋅ p<br />

f<br />

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Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

( 3.76)<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

1 Diesem einfachen Modell liegen Versuche auf einer Zentrifuge mit einer engen <strong>Partikel</strong>größenklasse<br />

(Kalkstein, mittlere <strong>Partikel</strong>größe dmi = 60 µm, pf ≈ 500 MPa, CH,svs = 15⋅10 -20<br />

J) zugr<strong>und</strong>e. Die <strong>Partikel</strong> wurden auf ein poliertes Stahlplättchen so aufgebracht, daß die<br />

Zentrifugalkraft zunächst als Anpreßkraft FN <strong>und</strong> anschließend nach Wenden als Abreißkraft<br />

FH wirkt. Bemerkenswert ist die lineare Zunahme der Haftkraft mit einer äußeren<br />

Normalkraft FN, die auf eine Verformung sehr kleiner Rauhigkeitserhebungen im nm-<br />

Bereich zurückzuführen ist. Bei stärkerer Anpressung werden auch größere Bereiche der<br />

Kontaktzone plastisch verformt. In diesem Fall ist die Zunahme der Haftkraft manchmal<br />

kleiner als im Anfangsteil.<br />

34


pf ≈ 3⋅σF<br />

plastischer Fließdruck (≈ 3⋅Fließgrenze für Zugbe-<br />

anspruchung), Oberflächenmikrohärte bzw.<br />

<strong>Partikel</strong>kontaktsteifigkeit<br />

� Grenzspannungsfunktion ist von der Summe der elastischen Ael, ir-<br />

∑<br />

reversibel plastischen Apl <strong>und</strong> zeitabhängigen viskoplastischen<br />

(svw. viskosen) Avis <strong>Partikel</strong>kontaktdeformationen abhängig:<br />

H0<br />

VdW<br />

( Ael<br />

+ A pl + A vis ) − FN<br />

+ FW<br />

, el + pf<br />

⋅ A pl + ηs<br />

/ t A vis<br />

F = 0 = −F<br />

− p ⋅<br />

⋅<br />

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( 3.77)<br />

� Gegenüber Gl.( 3.69) Einführung einer neuen erweiterten Haftkraft-<br />

gleichung zur Beschreibung der viskoplastischen <strong>Partikel</strong>kontakt-<br />

verfestigung infolge eingeprägter Normalkräfte FH0 <strong>und</strong> FN bei σ <<br />

100 kPa:<br />

H,<br />

ges<br />

H<br />

Ht<br />

( 1+<br />

κ + κt<br />

) ⋅ FH<br />

0 + ( κ + κt<br />

) FN<br />

F = F + F =<br />

⋅ . ( 3.78)<br />

� Einführung einer zusätzlichen viskosen Kontaktrepulsion bzw.<br />

Kontaktverfestigung κt bei σ < 100 kPa (σa ≡ pVdW Kontaktfestig-<br />

keit, siehe auch siehe auch Gl.( 3.16):<br />

κ<br />

t<br />

σa<br />

=<br />

η ⋅ ε�<br />

V<br />

V<br />

pVdW<br />

≈ ⋅ t<br />

η ( T)<br />

s<br />

ηV Volumenviskosität (viskoplastische Steifigkeit),<br />

ε� Kontaktdeformationsgeschwindigkeitsgradient,<br />

V<br />

( 3.79)<br />

� Damit gilt für den Zusammenhang zwischen stationärer <strong>und</strong> instatio-<br />

närer innerer Reibung, siehe auch analoge Gl.( 3.104):<br />

tan st<br />

t<br />

it<br />

ϕ = ( 1+<br />

κ + κ ) ⋅ tan ϕ ≠ f ( t)<br />

= const.<br />

( 3.80)<br />

� Umgerechnet auf einen Reibungswinkel (hier Anstiegswinkel des<br />

Zeitfließortes) ist:<br />

tan ϕi<br />

tan ϕ it =<br />

(3.81)<br />

tan ϕi<br />

⋅ pVdW<br />

⋅ t<br />

1+<br />

tan ϕ ⋅ η<br />

st<br />

s<br />

( T)<br />

� Zusätzlich zu den 3 Kennwerten ϕi, ϕst, σ0 in der Gl.( 3.85), 2 neue<br />

physikalisch begründete Fließkennwerte:<br />

(1) ϕit innere Festkörperreibung versagender <strong>Partikel</strong>kontakte<br />

<strong>und</strong><br />

σ = κ ⋅ σ dreiachsige Zugfestigkeit des Schüttgutes.<br />

(2) 0t<br />

t 0<br />

35


3.2.4 <strong>Partikel</strong>mechanische Pulvereigenschaften & Fließkennwerte<br />

• Zweiachsige Spannungszustände in einer gescherten <strong>Partikel</strong>packung,<br />

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Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

siehe Folie F 3.74<br />

• Zweiachsige Spannungszustände in einer gescherten <strong>Partikel</strong>packung,ff<br />

siehe Folie F 3.75<br />

• Grenzspannungsfunktionen bei Schüttgütern sind keine Materialkonstan-<br />

ten sondern Funktionen, <strong>und</strong> zwar = f(Zeit, Material, <strong>Partikel</strong>größe,<br />

Feuchte, Temperatur usw. ...), siehe Folie F 3.76.<br />

• Typische Fließorte <strong>und</strong> Fließkennwerte für: siehe Folie F 3.77<br />

• Grenzspannungsfunktionen für beginnende Verfestigung, Fließen, kohäsives<br />

stationäres Fließen <strong>und</strong> Zeitverfestigung, siehe Folie F 3.78<br />

� Stationärer Fließort<br />

• Gewöhnlich als Gerade approximiert mit den Kennwerten:<br />

∗ ϕst stationärer innerer Reibungswinkel<br />

∗ σ0 dreiachsige Zugfestigkeit unverfestigter <strong>Partikel</strong>kontakte<br />

• Einhüllende aller Mohrkreise des stationären Fließens als kohäsives<br />

stationäres Fließen<br />

• weitestgehend unabhängig von der Vorverfestigung im Spannungsbereich<br />

1 ... 100 kPa<br />

� Erheblich einfachere Gleichung (als bei MOLERUS) für den stationärer<br />

Fließort, siehe F 3.76, erhalten. Mit dem linearen Stoffgesetz<br />

der lastabhängigen Haftkraft FH(FN), Gl.( 3.72),<br />

H<br />

( 1+<br />

κ)<br />

⋅ FH<br />

0 + κ FN<br />

F = ⋅ , ( 3.72)<br />

der Grenzbedingung der Tangentialkraft im adhäsiven<br />

<strong>Partikel</strong>kontakt (Coulomb-Reibung)<br />

T,<br />

C,<br />

H<br />

i<br />

( 1+<br />

κ)<br />

⋅(<br />

F F )<br />

F = µ ⋅ + , ( 3.82)<br />

H0<br />

N<br />

sowie mit einem näherungsweise konstantem elastisch-plastischen<br />

Kontaktverfestigungskoeffizienten κ ≈ const., siehe Gl.( 3.74), <strong>und</strong><br />

mit dem Mikro-Makro-Übergang der Kontaktkräfte in Spannungen,<br />

Gl.( 3.66), folgt eine bequeme lineare Gleichung des stationären<br />

Fließortes (Index st für stationäres Fließen)<br />

i<br />

( 1+<br />

κ)<br />

⋅ ( σ + σ ) = tan ϕ ⋅ ( σ + )<br />

τ = tan ϕ ⋅<br />

σ<br />

0<br />

<strong>und</strong> als Radius-Mittelpunkt-Funktion σR,st = f(σM,st):<br />

( σ + )<br />

R, st = sin ϕst<br />

⋅ M,<br />

st σ0<br />

st<br />

0<br />

( 3.83)<br />

σ (3.84)<br />

� Momentanfließort für beginnendes Fließen nach elastisch-plastischer<br />

<strong>Partikel</strong>kontaktverfestigung, Gl.( 3.71) <strong>und</strong> F 3.78:<br />

36


Fließort =ˆ individueller Fließort = Momentanfließort (yield locus):<br />

meist als Geradengl.( 3.60) approximiert mit den Kennwerten:<br />

∗ ϕi<br />

∗ τc Kohäsion<br />

∗ σZ<br />

∗ σc<br />

∗ σ1<br />

stationärem Fließen<br />

innerer Reibungswinkel<br />

Zugfestigkeit (dreiachsig)<br />

einaxiale Druckfestigkeit<br />

größte Hauptspannung beim Verfestigen, d.h. beim<br />

⎡ ⎛ sin ϕ ⎞<br />

⎤<br />

st<br />

sin ϕst<br />

= sin ϕ ⎢ ⎜<br />

⎟<br />

i ⋅ σM<br />

+ −1<br />

⋅ σM,<br />

st + ⋅ σ ⎥ ( 3.85)<br />

⎣ ⎝ sin ϕi<br />

⎠ sin ϕi<br />

⎦<br />

σR 0<br />

oder vereinfacht mit der Gl.(3.84) des stationären Fließortes:<br />

σ R = sin ϕi<br />

⋅(<br />

σM<br />

− σM<br />

, st ) + σR<br />

, st<br />

( 3.86)<br />

Der Fließort hat einen positiven Anstieg (+ Vorzeichen vor σM bzw.<br />

σ), beginnt links im Punkt der isostatischen Zugfestigkeit σZ <strong>und</strong> en-<br />

det rechts im Mohrkreis des stationären Fließens σM = σM,st:<br />

σ<br />

⎛ sinϕ<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎞<br />

1⎟<br />

⋅ σ<br />

⎠<br />

sinϕ<br />

+<br />

R,<br />

st<br />

st<br />

st<br />

σ Z = − σM,<br />

st = − M,<br />

st<br />

0 ( 3.87)<br />

sinϕ<br />

i sinϕ<br />

i<br />

sinϕ<br />

i<br />

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Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

⋅ σ<br />

Dementsprechend ist im τ = f(σ) – Diagramm, F 3.78:<br />

⎡ ⎛ sin ϕ ⎞<br />

⎤<br />

st<br />

sin ϕst<br />

= tan ϕ ⎢ ⎜<br />

⎟<br />

i ⋅ σ + −1<br />

⋅ σM,<br />

st + ⋅ σ ⎥ ( 3.88)<br />

⎣ ⎝ sin ϕi<br />

⎠ sin ϕi<br />

⎦<br />

τ 0<br />

⎡ σR<br />

, st ⎤<br />

= tan ϕi<br />

⋅ ⎢σ<br />

+ − σM,<br />

⎥ . ( 3.89)<br />

⎣ sin ϕi<br />

⎦<br />

τ st<br />

� Verfestigungsort beinhaltet alle Spannungszustände, die zu einer<br />

Vorverfestigung - also Vorverdichtung <strong>und</strong> Konsolidierung - eines<br />

kohäsiven Schüttgutes führen, F 3.78:<br />

R<br />

i<br />

( − σM<br />

+ σiso<br />

) = sinϕ<br />

i ⋅ ( − σM<br />

+ σM,<br />

st ) + R,<br />

st<br />

σ = sinϕ ⋅<br />

σ ( 3.90)<br />

⎡ ⎛ sinϕ<br />

⎞<br />

⎤<br />

st<br />

sinϕst<br />

= sin ϕi<br />

⋅ ⎢−<br />

σM<br />

+ ⎜ + 1⎟<br />

⋅ σM,<br />

st + ⋅ σ ⎥ ( 3.91)<br />

⎣ ⎝ sinϕ<br />

i ⎠ sinϕ<br />

i ⎦<br />

σR 0<br />

Dieser Verfestigungsort hat einen negativen Anstieg (- Vorzeichen<br />

vor σM bzw. σ), beginnt links im Mohrkreis des stationären Fließens<br />

σM = σM,st <strong>und</strong> endet rechts im Punkt des isostatischen Druckes σiso:<br />

σ<br />

⎛ sinϕ<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎞<br />

1⎟<br />

⋅ σ<br />

⎠<br />

sinϕ<br />

+<br />

⋅ σ<br />

R,<br />

st<br />

st<br />

st<br />

σ iso = + σM,<br />

st = + M,<br />

st<br />

0 ( 3.92)<br />

sinϕ<br />

i sinϕ<br />

i<br />

sinϕ<br />

i<br />

Die Funktion τ = f(σ) ist, F 3.78:<br />

37


⎡ ⎛ sinϕ<br />

⎞<br />

⎤<br />

st<br />

sinϕst<br />

= tan ϕi<br />

⋅ ⎢−<br />

σ + ⎜ + 1⎟<br />

⋅ σM,<br />

st + ⋅ σ ⎥ ( 3.93)<br />

⎣ ⎝ sinϕ<br />

i ⎠ sinϕ<br />

i ⎦<br />

τ 0<br />

⎡ σR<br />

, st ⎤<br />

= tan ϕi<br />

⋅ ⎢−<br />

σ + + σM,<br />

⎥ . ( 3.94)<br />

⎣ sinϕ<br />

i ⎦<br />

τ st<br />

Mikroskopische Ursache dieser typischen makroskopischen Schütt-<br />

gutverfestigung sind die sich entwickelnden elastisch-plastischen<br />

<strong>Partikel</strong>kontaktverfestigungen gemäß Gl.( 3.71).<br />

� Zeitfließort, d.h. beginnendes Fließen nach zusätzlicher viskoplas-<br />

tischer Kontaktverfestigung, Gln. ( 3.77) <strong>und</strong> ( 3.78):<br />

∗ ϕit innerer Reibungswinkel<br />

∗ τct Kohäsion<br />

∗ σZt Zugfestigkeit<br />

∗ σct einaxiale Druckfestigkeit<br />

• charakterisiert zeitabhängige Verfestigung, wenn stationäres Fließen<br />

die Beanspruchungsvorgeschichte war<br />

• Verfestigungsspannung σ1 folgt damit aus Momentanfließort bzw. sta-<br />

tionärem Fließort, d.h. konstanter Druck während der Zeitverfestigung<br />

⎡ σR<br />

, st<br />

σRt = sin ϕit<br />

⋅ ⎢σMt<br />

+<br />

⎣ sin ϕit<br />

⎤<br />

− σM,<br />

st ⎥<br />

⎦<br />

( 3.95)<br />

<strong>und</strong> im τ = f(σ) – Diagramm ist, siehe Folie F 3.78:<br />

⎡ σR<br />

, st<br />

τt = tan ϕit<br />

⋅ ⎢σt<br />

+<br />

⎣ sin ϕit<br />

⎤<br />

− σM,<br />

st ⎥ .<br />

⎦<br />

( 3.96)<br />

Der Verlauf o.g. Grenzspannungsfunktionen hängt folglich ab von<br />

• den granulometrischen Eigenschaften,<br />

• den Bedingungen <strong>und</strong> Stoffgesetzen der Kontaktverfestigung oder<br />

Haftkraftverstärkung der <strong>Partikel</strong> im Schüttgut <strong>und</strong> vor allem<br />

• von den Vorverfestigungsspannung σM,st sowie<br />

• von der Packungsdichte (Porosität).<br />

effektiver (oder wirksamer stationärer) Fließort (effective yield locus)<br />

• Tangente an Mohrkreise des stationären Fließens mit dem Kennwert:<br />

• ϕe effektiver - wirksamer - innerer Reibungswinkel<br />

• charakterisiert des kohäsionslose stationäre Fließen als eine vereinfachte<br />

wirksame Rechengröße<br />

• notwendig zur einfachen Berechnung der Silodrücke<br />

• folgt für σZ = 0 aus Gl.( 3.62)<br />

σR<br />

, st σ1−<br />

σ2<br />

sinϕ<br />

e = =<br />

( 3.97)<br />

σ σ + σ<br />

M,<br />

st<br />

1<br />

2<br />

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38


• Seine Abhängig von der Mittelpunktsspannung σM,st lässt sich durch<br />

Einsetzen der Gl.(3.84) des stationären Fließorte in Gl.( 3.97) zeigen:<br />

( σ + σ )<br />

sinϕ<br />

⎛ ⎞<br />

st ⋅ M,<br />

st 0<br />

σ<br />

= ϕ ⋅ ⎜ 0<br />

sin ϕ =<br />

⎟<br />

e<br />

sin st ⎜<br />

1 +<br />

σ<br />

⎟<br />

( 3.98)<br />

M,<br />

st<br />

⎝ σM,<br />

st ⎠<br />

• Daraus gewinnt man mit Hilfe der Gl.( 3.127)<br />

Übung<br />

σ + σ<br />

1 0<br />

σ M,<br />

st + σ0<br />

=<br />

( 3.127)<br />

1 + sinϕst<br />

⎛ σ1<br />

+ σ0<br />

⎞ ⎛ σ1<br />

+ σ0<br />

⎞<br />

⎜<br />

⎟ ⎜<br />

⎟<br />

⎜ 1+<br />

sinϕst<br />

⎟ ⎜ 1+<br />

sinϕst<br />

sin ϕ<br />

= ϕ ⋅<br />

⎟<br />

e = sinϕst<br />

⋅<br />

sin st<br />

⎜ σ1<br />

+ σ0<br />

⎟ ⎜ σ1<br />

+ σ0<br />

− σ0<br />

− σ0<br />

⋅sinϕst<br />

⎟<br />

⎜ − σ0<br />

⎟ ⎜<br />

⎟<br />

⎝ 1+<br />

sinϕst<br />

⎠ ⎝ 1+<br />

sinϕst<br />

⎠<br />

die Abhängigkeit des effektiven Reibungswinkels ϕe von der größten<br />

Hauptspannung σ1, siehe auch F 3.79:<br />

⎛ σ ⎞<br />

1 + σ0<br />

sin ϕ ⎜<br />

⎟<br />

e = sin ϕst<br />

⋅<br />

( 3.99)<br />

⎝ σ1<br />

− σ0<br />

⋅ sin ϕst<br />

⎠<br />

Herleitung der Gleichungen für<br />

a) einaxiale Druckfestigkeit σ = ( σ bzw.<br />

τ , ϕ ) = ?<br />

c f Z<br />

c i<br />

Z 1 = f ( σZ<br />

bzw.<br />

τc<br />

, ϕi<br />

)<br />

b) einaxiale Zugfestigkeit σ<br />

= ?<br />

c) Tangentialpunkt σTa des σc-Kreises<br />

Zu a) einaxialer Spannungszustand, d.h. σ2 = 0 in Gl. ( 3.62)<br />

2sinϕi<br />

2 cosϕi<br />

σ c = σ1=<br />

⋅ σZ<br />

=<br />

1−<br />

sinϕ<br />

1−<br />

sinϕ<br />

τc<br />

( 3.100)<br />

i<br />

Zu b) Zugbereich, d.h. negative σ σ 1 = 0 <strong>und</strong> σ2<br />

= σZ1<br />

2sinϕ<br />

i<br />

2 cosϕ<br />

i<br />

i<br />

σ Z1<br />

= σ2<br />

= − σZ<br />

= − σZ<br />

( 3.101)<br />

1+<br />

sinϕi<br />

1+<br />

sinϕi<br />

Zu c) Tangentialpunkt σTa des σc-Kreises, siehe Bild 3.16:<br />

Dreieckswinkel: sin ϕ i<br />

σM<br />

− σTa<br />

=<br />

σ<br />

σ<br />

Ta<br />

= σ<br />

M<br />

− σ<br />

R<br />

⋅sin<br />

ϕ<br />

i<br />

Für die einaxiale Druckfestigkeit ist σ2 = 0 damit σR = σM = σc/2:<br />

σc<br />

σc<br />

σc<br />

σ Ta = − ⋅ sin ϕi<br />

= ⋅ ( 1−<br />

sin ϕi<br />

)<br />

2 2 2<br />

Nach Einsetzen von Gl.( 3.100) für σc folgt:<br />

2 ⋅ τc<br />

⋅ cos ϕi<br />

σ Ta =<br />

2 ⋅ 1−<br />

sin ϕ<br />

⋅ 1−<br />

sin ϕi<br />

= τc<br />

⋅ cos ϕ<br />

( 3.102)<br />

( ) ( ) i<br />

i<br />

Die Strecke von τc (auf der τ-Achse) entlang des Fließortes um den<br />

Betrag τc verlängert ergibt den Tangentialpunkt σTa des σc-Kreises.<br />

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Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

R<br />

39


Von hier das Lot auf den Fließort gezogen ergibt den Mohr-<br />

Kreismittelpunkt σM auf der σ-Achse.<br />

Bild 3.16: Spannungen<br />

<strong>und</strong> Fließkennwerte<br />

am linearen<br />

Fließort<br />

(kinematischer) Wandfließort (wall yield locus)<br />

• charakterisiert das stationäre Reibungsverhalten eines Schüttgutelementes<br />

an einer festen Wand<br />

• oft als Gerade approximiert mit den Kennwerten:<br />

∗ ϕw (kinematischer) Wandreibungswinkel<br />

∗ τa Adhäsion, falls vorhanden<br />

∗ σZ,W Zugfestigkeit, falls vorhanden<br />

• ansonsten ϕ W = arctan τW<br />

/ σW<br />

( 3.103)<br />

• abhängig von der Wandrauhigkeit, siehe auch F 3.79.<br />

Zusammenhänge zwischen den Reibungswinkeln in <strong>Partikel</strong>packungen<br />

⇒ aus den Haftkraftbetrachtungen, siehe Abschnitt 3.1, folgen auch mathematisch-physikalische<br />

Zusammenhänge zwischen den Reibungswinkeln<br />

von Schüttgütern; Beispielsweise gelten folgende Abhängigkeiten der<br />

Reibungswinkel untereinander, siehe Bild F 3.79:<br />

• stationärer Reibungswinkel, allgemein gültige Definitionsgleichung<br />

( 1+<br />

κ)<br />

⋅ tan ϕ = const.<br />

ϕ =<br />

( 3.104)<br />

tan st<br />

i<br />

•<br />

• κ = 0 ... 2 = f (HAMAKER-Konstante, Kontaktabstände, <strong>Partikel</strong>größe<br />

1/d, Feuchte XW, ...), siehe auch Gl.( 3.3)<br />

innerer Reibungswinkel einer Zeitverfestigung ϕit für viskoplastisch<br />

fließende Materialien (Sinterbrücken), s. Zeitfließort Gl.( 3.16)<br />

• effektiver innerer Reibungswinkel ϕe, siehe Gl.( 3.99) oben<br />

Bild 3.17 einaxiale<br />

stationärer Fließort<br />

Druckfestigkeit beim τ<br />

kohäsiven<br />

ren Fließen<br />

stationä-<br />

ϕst<br />

σ<br />

σ 0<br />

ϕi<br />

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Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

τ<br />

σZ σ2= 0 σ1<br />

σZ,1<br />

τc<br />

σTa<br />

σR<br />

σM<br />

σ<br />

c,<br />

st<br />

Fließort<br />

σ<br />

2 ⋅ sin ϕst<br />

⋅ σ<br />

=<br />

1−<br />

sin ϕ<br />

st<br />

40<br />

0


• kinematischer Wandreibungswinkel ϕW<br />

⎪⎧<br />

*<br />

*<br />

tan ϕ ⎛ ⎞ ⎡ ⎛ ⎞⎤⎪⎫<br />

W tan ϕ<br />

h<br />

W<br />

r,<br />

W<br />

tan ϕW<br />

= tan ϕe<br />

⋅ ⎨ + ⎜<br />

⎜1−<br />

⎟<br />

⎟⋅<br />

⎢1<br />

− exp ⎜<br />

⎜−<br />

kr<br />

⋅ ⎟<br />

⎟⎥⎬<br />

( 3.105)<br />

⎪⎩<br />

tan ϕe<br />

⎝ tan ϕe<br />

⎠ ⎣ ⎝ d50<br />

⎠⎦⎪⎭<br />

*<br />

tan ϕ W Wandreibungsbeiwert für eine glatte Wand, F 3.79<br />

hr,W/d50<br />

bezog. Wandrauhigkeit<br />

hr,W mittlere Wandrauhtiefe<br />

kr Anpassungsfaktor<br />

Fließfunktion (nach Jenike, flow function)<br />

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Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

Bild 3.18: Wandrauhigkeiten<br />

• zur Charakterisierung der Fließfähigkeit von Schüttgütern<br />

ffc = σ1/σc bzw. ffct = σ1/σct ( 3.106)<br />

• für kohäsionsloses Gut ist τc = 0 ⇒ σc = 0 ⇒ ffc = ∞<br />

• bei verhärtetem Gut ist während einer Lagerzeit t in Ruhe σct > σ1,<br />

d.h., das Gut zeigt zunehmend Festkörpereigenschaften<br />

• Verfestigungsfunktion von TiO2-Pulver, d50 = 0.61µm, Xw= 0.4%,<br />

Temperatur θ = 20 °C, siehe Folie F 3.80<br />

• Tabelle 3.1: Charakterisierung der Fließfähigkeit von Schüttgütern<br />

Werte Bewertung Beispiele<br />

10 ≤ ffc freifließend, rieselfähig trockener Sand<br />

4 ≤ ffc < 10 leichtfließend feuchter Sand<br />

2 ≤ ffc < 4 kohäsiv trockene Pulver<br />

1 ≤ ffc < 2 sehr kohäsiv, feuchte Pulver<br />

ffc < 1 nicht fließend, verhärtet ffc,t mit<br />

Festkörpereigenschaften<br />

Verfestigungs- oder Druckfestigkeitsfunktion<br />

gealterter Zement<br />

• ist im Sinne einer charakteristischen Konsolidierungsfunktion des<br />

Schüttgutes zu interpretieren. Aus den linearisierten Fließorten, Gln.(<br />

3.60) <strong>und</strong> (3.84) sowie Bilder F 3.76 folgt wiederum eine in den<br />

Spannungen lineare Funktion σc (σ1): siehe Folie F 3.81<br />

σ c =<br />

2 ⋅ ( sin ϕst<br />

− sin ϕi<br />

)<br />

1+<br />

sin ϕ ⋅ 1−<br />

sin ϕ<br />

2 ⋅ sin ϕst<br />

⋅ ( 1+<br />

sin ϕi<br />

)<br />

⋅ σ1<br />

+<br />

1+<br />

sin ϕ ⋅ 1−<br />

sin ϕ<br />

⋅ σ ( 3.107)<br />

( ) ( )<br />

st<br />

i<br />

( ) ( ) 0<br />

• Diese Druckfestigkeitsfunktion ( 3.107) läßt sich vereinfacht als Geradengleichung<br />

des Types schreiben:<br />

σ c= a1⋅ σ1+<br />

σc,<br />

0<br />

( 3.108)<br />

• Die Druckfestigkeit des stationären Fließortes folgt mit ϕi ≡ ϕst aus der<br />

Gl.(3.84):<br />

st<br />

i<br />

41<br />

hr,W


2 ⋅ sin ϕ<br />

st<br />

σ c,<br />

st = ⋅ σ0<br />

( 3.109)<br />

1−<br />

sin ϕst<br />

⇒ Übung zur Überprüfung dieser Beziehung:<br />

Für ffc = 1 <strong>und</strong> σ 1 / ffc<br />

= σ1=<br />

σc,<br />

st folgen σ c, st = a1⋅ σc,<br />

st + σc,<br />

0 sowie<br />

σc,<br />

0<br />

σ c,<br />

st = <strong>und</strong> Gl.( 3.107) eingesetzt<br />

1− a1<br />

( )<br />

( ) ( )<br />

( )<br />

( ) ( ) ⎥ 2⋅<br />

1+<br />

sin ϕi<br />

⋅ sin ϕst⋅<br />

σ0<br />

σc,<br />

st =<br />

⎡ 2⋅<br />

sin ϕ − ϕ ⎤<br />

st sin i<br />

1+<br />

sin ϕst<br />

⋅ 1−sin<br />

ϕi<br />

⋅ ⎢1<br />

−<br />

⎣ 1+<br />

sin ϕst<br />

⋅ 1−sin<br />

ϕi<br />

⎦<br />

2⋅<br />

( 1+<br />

sin ϕi<br />

) ⋅ sin ϕst⋅<br />

σ0<br />

σc,<br />

st =<br />

⎡<br />

( ) ( )<br />

( 1+<br />

sin ϕ ) ⋅ ( − ϕ ) − ⋅ ( ϕ − ϕ ) ⎤<br />

st 1 sin i 2 sin st sin i<br />

1+<br />

sin ϕst<br />

⋅ 1−<br />

sin ϕi<br />

⋅ ⎢<br />

⎥<br />

⎣ ( 1+<br />

sin ϕst<br />

) ⋅ ( 1−sin<br />

ϕi<br />

) ⎦<br />

2⋅<br />

( 1+<br />

sin ϕi<br />

) ⋅ sin ϕst⋅<br />

σ0<br />

σ c,<br />

st =<br />

1+<br />

sin ϕ −2⋅<br />

sin ϕ −sin<br />

ϕ + 2⋅<br />

sin ϕ −sin<br />

ϕ ⋅ sin ϕ<br />

st<br />

st<br />

st i st i<br />

2⋅<br />

( 1+<br />

sin ϕi<br />

) ⋅ sin ϕst⋅<br />

σ0<br />

σ c,<br />

st =<br />

= 1+<br />

sin ϕi−sin<br />

ϕst⋅<br />

( 1+<br />

sin ϕi<br />

)<br />

( 1+<br />

sin ϕi<br />

) ⋅ ( 1−sin<br />

ϕst<br />

)<br />

= ( 1+<br />

sin ϕ ) ⋅(<br />

1−sin<br />

ϕ )<br />

2⋅<br />

sin ϕ ⋅ σ<br />

i<br />

Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />

Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

i<br />

1−sin<br />

ϕ + sin ϕ −sin<br />

⋅sin<br />

ϕ<br />

st 0<br />

σ c,<br />

st =<br />

q.e.d. ( 3.109)<br />

1−sin<br />

ϕst<br />

• Für Zeitverfestigungen folgt aus dem linearisierten Zeitfließort, Gl.(<br />

ct<br />

3.95), ebenfalls eine in den Spannungen lineare Funktion σct(σ1):<br />

2 ⋅ ( sin ϕst<br />

− sin ϕit<br />

)<br />

( 1+<br />

sin ϕ ) ⋅ ( 1−<br />

sin ϕ )<br />

st<br />

it<br />

1<br />

i<br />

2 ⋅ sin ϕst<br />

⋅ ( 1+<br />

sin ϕit<br />

)<br />

⋅ σ0<br />

t<br />

( 1+<br />

sin ϕ ) ⋅ ( 1−<br />

sin ϕ )<br />

σ =<br />

⋅ σ +<br />

( 3.110)<br />

Böschungswinkel<br />

• Für kohäsionsloses Schüttgut gilt ϕ i ≈ϕe<br />

≈ϕst<br />

≈ϕB<br />

als Böschungswinkel<br />

⇒ ϕ ≠ϕ<br />

≠ϕ<br />

⇒ gewöhnlich abhängig von der Meßmethode<br />

• B1<br />

B2<br />

B3<br />

ϕB1<br />

Aufschütten<br />

eines Kegels<br />

ϕB2<br />

Auslaufen aus einem Behälter<br />

mit horizontalen Boden<br />

st<br />

st<br />

st<br />

it<br />

i<br />

ϕB3<br />

42<br />

Rotation eines zylindri-<br />

schen Behälters<br />

Bild 3.19: Auftreten statischer oder dynamischer Böschungswinkel<br />

• bei kohäsivem Schüttgut ist ϕB ≈ ϕe in grober Näherung bei einer gleiten-<br />

den Böschung; ansonsten nur für kohäsionslose Schüttgüter reproduzier-<br />

bar meßbar!


3.2.5 Kompressionsfunktionen, Schüttgut- <strong>und</strong> Packungsdichte<br />

• Lückenvolumenanteil:<br />

VLücke<br />

V − Vs<br />

ε = = = 1−<br />

ϕs<br />

V V<br />

ρb<br />

= 1−<br />

ρ<br />

( 3.111)<br />

ϕs Feststoffvolumenanteil<br />

• Schüttgutdichte ρb = m/V<br />

⇒ bei sehr lockerer Lagerung Schüttdichte ρb,0<br />

• Feststoffdichte ρs<br />

• Einaxiale Verdichtung eines kompressiblen Schüttgutes, siehe F 3.82<br />

Die Kompressibilität bei Schüttgütern entspricht der Druckabhängigkeit<br />

der Packungsdichte <strong>und</strong> wird beeinflußt von folgenden Mikrovorgängen:<br />

(1) Umlagerung steifer <strong>Partikel</strong>n mit steifen Kontakten zu einer dichteren<br />

Zufallspackung,<br />

(2) Deformation weicher Kontakte von harten (mineralischen) <strong>Partikel</strong>n<br />

<strong>und</strong><br />

(3) Deformation weicher <strong>Partikel</strong>n (z.B. Biozellen),<br />

(4) <strong>Partikel</strong>zerkleinerung.<br />

Die oben beschriebenen empirischen Funktionen lassen sich auch aus einer<br />

physikalisch begründeten Beschreibung des Deformations- bzw. Kompressionsverhaltens<br />

gewinnen:<br />

∆l<br />

1<br />

1) analog HOOKschem-Gesetz für Festkörper = ε = ⋅ ∆σ<br />

bzw.<br />

l0<br />

E<br />

∆x<br />

1<br />

= γ = ⋅ ∆τ<br />

mit E = 2(<br />

1+<br />

ν)<br />

⋅ G<br />

( 3.112)<br />

y G<br />

0<br />

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Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

s<br />

2) bei Flüssigkeiten <strong>und</strong> auch Festkörpern gilt für dreiachsigem Druck:<br />

dV<br />

V0<br />

dp<br />

= κ =<br />

( 3.113)<br />

K<br />

κ Kompressibilität (hier dimensionslos definiert! - im Unterschied<br />

zu κ =1/K siehe HÜTTE S. B 191)<br />

K Kompressionsmodul, = Kompressionswiderstand oder Steifigkeit,<br />

im isotropen Fall gilt<br />

( 1−2ν)<br />

K<br />

E = 3⋅<br />

⋅<br />

( 3.114)<br />

/ ε ε − = ν Querdehnungs- o. POISSON-Zahl,<br />

quer<br />

axial<br />

für inkompressible, volumenerhaltende Stoffe ist maximal<br />

ν = 0,5 <strong>und</strong> für ν = 0 ist K ≅ E/3<br />

3) für Gase bei adiabatischer (isentroper) Zustandsänderung (= kein Wärmeaustausch<br />

mit der Umgebung, S = const., gültig insbesondere für<br />

schnelle Druckänderungen z.B. infolge Schallwellen):<br />

43


p⋅<br />

V<br />

κad<br />

κad<br />

=<br />

const.<br />

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( 3.115)<br />

Isentropen- oder Adiabatenexponent (κad = 5/3 ≈ 1,66 für ein-<br />

atomige bzw. κad = 7/5 = 1,4 für zweiatomige Gase)<br />

Damit folgt (- Vorzeichen für Verdichtung kann entfallen):<br />

dV κ 1 const.<br />

ad −<br />

κad<br />

V = − − 2<br />

dp<br />

p<br />

dV<br />

dp<br />

bzw.<br />

1 const.<br />

V 1 V<br />

= =<br />

( 3.116)<br />

κ ad κ pV<br />

p κ p<br />

ad<br />

dV<br />

V<br />

ad<br />

1 1 dp<br />

≡ κ = ⋅ dp ≡ D.h.<br />

κ p K<br />

ad<br />

RT<br />

K = κad<br />

p = κad⋅<br />

( 3.117)<br />

V<br />

m<br />

Ein hoher Adiabatenexponent bedeutet eine geringe Kompressibili-<br />

tät, d.h. die höchste Kompressibilität tritt beim idealen Gas κad = 1<br />

auf.<br />

4) Kompression eines Schüttgutes<br />

Analog zur adiabaten Gaskompressibilität Gl.( 3.116) ist:<br />

dV 1 V d(<br />

V / m)<br />

1<br />

− = bzw. − =<br />

dp κad<br />

p<br />

dp κad<br />

V / m<br />

p<br />

Für die linke Seite ist:<br />

d(<br />

1/<br />

ρb<br />

) dρb<br />

− = − 2<br />

dp − ρb<br />

⋅ dp<br />

eingesetzt folgt:<br />

dρb<br />

1<br />

= n ⋅<br />

2<br />

ρb<br />

⋅ dp ρb<br />

⋅ p<br />

oder<br />

dρb ρb<br />

= n ⋅<br />

dp p<br />

n ≡ 1/<br />

κ wurde eine gutabhängige Konstante – hier der sog.<br />

Mit ad<br />

Kompressibilitätsindex – eingeführt. Wenn man zusätzlich die Van-<br />

der-Waals-Gleichung von Gasen, die nahe des Kondensationspunktes<br />

gilt, beachtet (Vm molares Volumen),<br />

2<br />

( a / V ) ⋅(<br />

V − b)<br />

= R ⋅T<br />

+ ( 3.118)<br />

p VdW m m<br />

lässt sich nun der Schüttgutdruck durch die mittlere Verfestigungsnormalspannung<br />

plus Haftspannung ausdrücken p = σM,<br />

st + σ0<br />

:<br />

dρ<br />

ρ<br />

b<br />

b<br />

= n ⋅<br />

dp<br />

p<br />

dσ<br />

= n ⋅<br />

σ + σ<br />

0<br />

M,<br />

st<br />

M,<br />

st<br />

( 3.119)<br />

• Diese Differentialgleichung einer inkrementellen „Verdichtungsge-<br />

schwindigkeit“ wird auch als Kompressionsrate bezeichnet, s. F 3.83:<br />

dρ<br />

dσ<br />

b = n<br />

M,<br />

st<br />

⋅<br />

σ<br />

0<br />

ρb<br />

+ σ<br />

M,<br />

st<br />

Mit der Randbedingung ρb = ρb,0 wenn σM,st = 0 ist:<br />

( 3.120)<br />

44


ρ<br />

b<br />

∫<br />

dρ<br />

ρ<br />

b<br />

= n ⋅<br />

σ<br />

M , st<br />

ρb<br />

, 0 b<br />

0 0 M,<br />

st<br />

∫<br />

σ<br />

dσ<br />

n<br />

M,<br />

st<br />

b b,<br />

0 1 ⎟<br />

0<br />

⎟<br />

⎛ σ ⎞<br />

= ρ ⋅ ⎜ +<br />

σ<br />

M,<br />

st<br />

+ σ<br />

ρb<br />

d.h. ln = n ⋅ [ ln(<br />

σ + σ ) − ln σ ]<br />

Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />

ρ<br />

b,<br />

0<br />

Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

0<br />

M,<br />

st<br />

ρ ( 3.121)<br />

⎝ ⎠<br />

Eine sehr hohe Kompressibilität - analog einem idealen Gas - wäre<br />

folglich bei n = 1 zu beobachten, wobei hier der Kompressions-<br />

widerstand oder die Steifigkeit der Packung am niedrigsten ist. Bei in-<br />

kompressiblen Gut wäre die Steifigkeit unendlich.<br />

Bild 3.20: Darstellung<br />

der<br />

Kompressionsfunktion<br />

nach<br />

Gl.( 3.121)<br />

Schüttgutdichte<br />

ρb<br />

σ0<br />

ρb,0<br />

Der Exponent n lässt sich als Kompressibilitätsindex physikalisch<br />

sinnvoll interpretieren. Kohäsive Pulver haben bei geringen Verfestigungsspannungen<br />

σ1 < 100 kPa meist Werte um n ≈ 0,1 (siehe Tabelle<br />

3.2):<br />

Tabelle 3.2: Charakterisierung der Kompressibilität von Schüttgütern<br />

n = 1/<br />

κ = 3/5 = 0,6; 5/7 = 0,71)<br />

(Vergleiche ad<br />

Kompressibilitätsindex Bewertung Beispiele<br />

0 ≤ n < 0,01 inkompressibel trockener Sand<br />

0,01 ≤ n < 0,05 wenig kompressibel feuchter Sand<br />

0,05 ≤ n < 0,1 kompressibel kohäsive Pulver<br />

0,1 ≤ n < 1 sehr kompressibel sehr kohäsive Pulver<br />

Für kohäsive Schüttgüter ist nun die Verwendung dieser<br />

dreiparametrigen Funktion Gl.( 3.121) ratsam:<br />

� mit zusätzlicher Berücksichtigung eines meßbaren Ordinatenab-<br />

= ρ ,<br />

schnittes, für σM,st = 0 ist b b,<br />

0 ρ<br />

0<br />

n = 1 ideal kompressibel<br />

0 < n < 1 kompressibel<br />

n = 0 inkompressibel<br />

mittlere Verfestigungsspannung σM,st<br />

� <strong>und</strong> einem Abzissenabschnitt im negativen Zugspannungsbereich,<br />

für b 0 = ρ ist σM,st = - σ0.<br />

Für den Zusammenhang zwischen dem mittleren Druck σM,st <strong>und</strong> der<br />

Normalspannung beim Anscheren σAn gemäß der Gl.( 3.122) ist die<br />

Verdichtungsfunktion:<br />

0<br />

45


σM<br />

, st 1 ⎛ σ ⎞ An<br />

1 + =<br />

⋅<br />

⎜<br />

⎜1+<br />

⎟<br />

( 3.122)<br />

σ0<br />

1−<br />

sin ϕi<br />

⋅sin<br />

ϕst<br />

⎝ σ0<br />

⎠<br />

ρ<br />

ρ<br />

b 1<br />

b,<br />

0<br />

⎛ 1<br />

=<br />

⎜<br />

⎝1−<br />

sin ϕi<br />

⋅sin<br />

ϕ<br />

st<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

⎛<br />

⋅<br />

⎜<br />

⎝<br />

σ<br />

+<br />

σ<br />

Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />

An<br />

Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

0<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

( 3.123)<br />

Diese Verdichtungs- oder Kompressionsfunktion, Gl.( 3.121), lässt<br />

sich auch durch Ersetzen von σM,st mittels der größten Hauptspan-<br />

nung σ1 berechnen:<br />

Die größte Hauptspannung σ1 ist am MOHR-Kreis des stationären<br />

Fließens:<br />

σ1<br />

− σ2<br />

σ1<br />

+ σ2<br />

σ 1 = + = σR<br />

, st<br />

2 2<br />

+ σM,<br />

st<br />

(3.124)<br />

Ersetzen der Radiusspannung σR,st mit Hilfe der Gl.(3.84) des statio-<br />

nären Fließortes<br />

σ R, st = sin ϕst<br />

⋅(<br />

σM<br />

, st + σ0<br />

)<br />

(3.84)<br />

<strong>und</strong> es folgt Umrechnung σ1 = f(σM,st):<br />

( σ + σ ) + st<br />

1 = sin ϕst<br />

⋅ M,<br />

st 0 σM,<br />

σ (3.125)<br />

1<br />

M,<br />

st<br />

( 1+ sin ϕst<br />

) + sin ϕst<br />

⋅σ<br />

0<br />

σ = σ ⋅<br />

(3.126)<br />

Addieren von σ0 auf beiden Seiten der Gleichung liefert:<br />

σ + σ = σ ⋅ 1+ sinϕ<br />

+ sinϕ<br />

⋅ σ + σ = σ ⋅ 1+<br />

sinϕ<br />

+ σ ⋅ 1+<br />

sinϕ<br />

1<br />

1<br />

0<br />

σ + σ<br />

0<br />

=<br />

M,<br />

st ( st ) st 0 0 M,<br />

st ( st ) 0 ( st )<br />

( 1 + sinϕ<br />

) ⋅ ( σ + σ )<br />

st<br />

σ + σ<br />

M,<br />

st<br />

0<br />

1 0<br />

σ M,<br />

st + σ0<br />

=<br />

( 3.127)<br />

1+ sin ϕst<br />

Einsetzen von Gl.( 3.127) in Gl.( 3.121) liefert die Verdichtungsfunk-<br />

tion als Funktion ρb = f(σ1), wie sie für die Trichterauslegung be-<br />

nutzt wird:<br />

ρ<br />

ρ<br />

b 1 0<br />

=<br />

=<br />

⋅ 1<br />

b,<br />

0<br />

ρ<br />

ρ<br />

b,<br />

0<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

( 1+<br />

sin ϕ )<br />

n<br />

σ + σ ⎞<br />

⎟<br />

st ⋅σ<br />

0 ⎠<br />

⎛ 1<br />

⎜<br />

⎝1+<br />

sin ϕ<br />

b =<br />

1<br />

st<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

⎛<br />

⋅<br />

⎜<br />

⎝<br />

σ<br />

+<br />

σ<br />

⎛ 1<br />

⎜<br />

⎝1+<br />

sin ϕ<br />

1<br />

0<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

st<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

σ<br />

+<br />

σ<br />

1<br />

0<br />

n<br />

⎟ ⎞<br />

⎠<br />

( 3.128)<br />

Dies kann man auch mit einer modifizierten Schüttgutdichte der lo-<br />

ckeren unverfestigten Packung ρb,0* ausdrücken:<br />

n<br />

* ⎛ 1 ⎞<br />

ρ b,<br />

0 = ρb,<br />

0 ⋅ ⎜<br />

1 sin ⎟<br />

(3.129)<br />

⎝ + ϕst<br />

⎠<br />

n<br />

*<br />

1<br />

b b,<br />

0 1 ⎟<br />

0<br />

⎟<br />

⎛ σ ⎞<br />

= ρ ⋅ ⎜ +<br />

σ<br />

ρ . ( 3.130)<br />

⎝ ⎠<br />

46


Für den Zusammenhang zwischen dem mittleren Druck σM,st <strong>und</strong> dem<br />

isostatischen Druck σiso gemäß der Gl. (3.131) ist die Kompressions-<br />

funktion:<br />

sin ϕ ⋅σ<br />

+ sin ϕ ⋅σ<br />

sin ϕ ⋅<br />

Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />

Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

( σ + σ )<br />

i iso<br />

i 0<br />

i iso 0<br />

σ M,<br />

st + σ0<br />

=<br />

=<br />

(3.131)<br />

sin ϕst<br />

+ sin ϕi<br />

sin ϕst<br />

+ sin ϕi<br />

ρ<br />

ρ<br />

sin ϕi<br />

⋅(<br />

σiso<br />

+ σ0<br />

)<br />

( sin ϕ + sin ϕ ) ⋅σ<br />

b i 1<br />

b,<br />

0<br />

ρ<br />

ρ<br />

⎛<br />

=<br />

⎜<br />

⎝<br />

st<br />

b i 1<br />

b,<br />

0<br />

⎛ sin ϕ ⎞<br />

=<br />

⎜<br />

sin st sin ⎟<br />

⎝ ϕ + ϕi<br />

⎠<br />

i<br />

n<br />

0<br />

⎛<br />

⋅<br />

⎜<br />

⎝<br />

kohäsionsloses Schüttgut:<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

⎛ sin ϕ ⎞<br />

=<br />

⎜<br />

sin st sin ⎟<br />

⎝ ϕ + ϕi<br />

⎠<br />

σ<br />

+<br />

σ<br />

iso<br />

0<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

n<br />

⎛<br />

⋅<br />

⎜<br />

⎝<br />

σ<br />

+<br />

σ<br />

iso<br />

0<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

( 3.132)<br />

Für ein kohäsionsloses Schüttgut σ0 = 0 liefert diese Herleitung nun<br />

auch die physikalische Plausibilität einer ursprünglich empirisch aufgestellten<br />

Gleichung Gl.( 3.133). Mit den Randbedingungen ρb = 0<br />

wenn σ1 = 0 <strong>und</strong> ρb = ρs/2 wenn σ1 = σ1/50 folgt:<br />

ρb<br />

σ1<br />

dρb<br />

dσ1<br />

ρb<br />

σ1<br />

∫ = n ⋅<br />

ρ ∫ d.h. ln = n ⋅ ln<br />

σ<br />

ρ / 2 σ<br />

ρs<br />

/ 2 b σ1<br />

/ 50 1<br />

s<br />

1/<br />

50<br />

n<br />

1 ⎛ ⎞<br />

1<br />

1 ⎜<br />

σ<br />

− ε = ⋅ ⎟<br />

2 ⎜ σ ⎟<br />

1,<br />

50<br />

( 3.133)<br />

⎝ ⎠<br />

− wird nahezu die kubische Packung erreicht:<br />

1 − ε = π = 0,<br />

5236<br />

6<br />

σ1 = σ1,50, wenn 1 ε = 0,<br />

5<br />

• spezifische Kompressionsarbeit eines kohäsiven Schüttgutes<br />

Die Arbeit beim Verdichten ist entlang des Stempelweges s oder bezüg-<br />

lich einer Volumenverminderung – dV: siehe Folie F 3.84<br />

W = F(<br />

s)<br />

ds = − p dV<br />

( 3.134)<br />

∫<br />

∫<br />

<strong>und</strong> massebezogen kann man schreiben mit ( ) 2<br />

d 1/<br />

ρ = −dρ<br />

/ ρ :<br />

dV<br />

1 p(<br />

ρ)<br />

m = −∫<br />

p(<br />

V)<br />

= −∫<br />

p(<br />

V)<br />

d = ∫ dρ<br />

m<br />

ρ ρ<br />

( 3.135)<br />

W 2<br />

Zweckmäßig sollte Wm = f(p) ausgedrückt werde. Für das Schüttgut sei<br />

mit der Kompressionsrate nach Gl.( 3.120):<br />

ρb<br />

dρ<br />

b = n ⋅ ⋅ dp<br />

p<br />

p(<br />

ρb<br />

)<br />

W m,<br />

b = ∫ dρ<br />

2 b<br />

ρb<br />

p(<br />

ρb<br />

) ρb<br />

dp<br />

= ∫ n ⋅ ⋅ dp = n ⋅<br />

2<br />

ρ ∫<br />

b p ρb<br />

( 3.136)<br />

dp<br />

W m,<br />

b = n ⋅∫<br />

ρ<br />

( 3.137)<br />

b<br />

Mit der Gl.( 3.121) der Schüttgutdichte ist also:<br />

W<br />

m,<br />

b<br />

σM<br />

, st<br />

= n ⋅ ∫<br />

0<br />

1<br />

ρ<br />

b,<br />

0<br />

⎛ σ<br />

⋅ ⎜<br />

⎝<br />

0<br />

+ σ<br />

σ<br />

0<br />

M,<br />

st<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

−n<br />

dσ<br />

M,<br />

st<br />

( 3.138)<br />

47


wobei<br />

W<br />

m,<br />

b<br />

z<br />

σ<br />

+ σ<br />

0 M, st<br />

= <strong>und</strong> d M,<br />

st = σ0<br />

⋅ dz<br />

σ0<br />

σM<br />

, st<br />

= n ⋅ ∫<br />

0<br />

σ<br />

ρ<br />

0<br />

b,<br />

0<br />

⋅<br />

( z)<br />

−n<br />

σ mit n ≠ 1:<br />

n σ<br />

dz = ⋅<br />

1−<br />

n ρ<br />

1−n<br />

Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />

b,<br />

0<br />

Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

0<br />

⎛ σ<br />

⋅ ⎜<br />

⎝<br />

0<br />

+ σ<br />

σ<br />

0<br />

M,<br />

st<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

1−n<br />

σM<br />

, st<br />

0<br />

1−n<br />

n σ0<br />

Wm,<br />

b = ⋅<br />

1−<br />

n ρb,<br />

0<br />

⎛ σ0<br />

+ σM,<br />

st ⎞<br />

⋅ ⎜<br />

⎟<br />

⎝ σ0<br />

⎠<br />

n σ0<br />

− ⋅<br />

1−<br />

n ρb,<br />

0<br />

⎛ σ ⎞ 0 ⋅ ⎜<br />

⎟<br />

⎝ σ0<br />

⎠<br />

1−n<br />

n σ ⎡⎛<br />

σ + σ ⎞ ⎤<br />

0 0 M,<br />

st<br />

W ⋅ ⋅ ⎢<br />

⎜<br />

⎟<br />

m , b =<br />

−1⎥<br />

1−<br />

n ρb,<br />

0 ⎢⎣<br />

⎝ σ0<br />

⎠ ⎥⎦<br />

( 3.139)<br />

Vereinfacht lässt sich auch näherungsweise mit 1 – n ≈ 1 schreiben:<br />

1<br />

σ ⎡⎛<br />

σM,<br />

st ⎞ ⎤ σ<br />

0<br />

M,<br />

st<br />

Wm,<br />

b ≈ n ⋅ ⋅ ⎢<br />

⎜<br />

⎜1+<br />

⎟ −1⎥<br />

= n ⋅<br />

ρb,<br />

0 ⎢ 0 ⎥ ρb,<br />

0<br />

⎣⎝<br />

σ ⎠ ⎦<br />

( 3.140)<br />

• spezifische Kompressionsarbeit eines kohäsionslosen Schüttgutes<br />

dp<br />

W m,<br />

b = n ⋅∫<br />

ρ<br />

( 3.137)<br />

b<br />

Mit der Gl.( 3.133) der Schüttgutdichte ist also:<br />

σ<br />

−n<br />

1<br />

2 ⎛ σ ⎞ 1<br />

Wm,<br />

b = n ⋅ ∫ ⋅ ⎜<br />

⎟<br />

ρ 0 s ⎝ σ1/<br />

50 ⎠<br />

dσ1<br />

σ1<br />

wobei z =<br />

σ<br />

<strong>und</strong> dσ 1 = σ1/<br />

50 ⋅ dz mit n ≠ 1:<br />

W<br />

W<br />

m,<br />

b<br />

m,<br />

b<br />

1/50<br />

σ1<br />

σ<br />

= 2n<br />

⋅ ∫ ρ<br />

0<br />

2 ⋅ n<br />

1−<br />

n<br />

1/<br />

50<br />

s<br />

σ<br />

ρ<br />

⋅<br />

( z)<br />

−n<br />

2 ⋅ n σ<br />

dz = ⋅<br />

1−<br />

n ρ<br />

1/<br />

50<br />

1−n<br />

1/<br />

50<br />

s<br />

⎛ σ<br />

⋅ ⎜<br />

⎝ σ<br />

1<br />

1/<br />

50<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

1−n<br />

σ1<br />

0<br />

( 3.141)<br />

1/<br />

50 1<br />

= ⋅ ⋅<br />

( 3.142)<br />

s<br />

⎛ σ<br />

⎜<br />

⎝ σ<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Vereinfacht lässt sich auch näherungsweise mit 1 – n ≈ 1 schreiben:<br />

σ ⎛ 1/<br />

50 σ ⎞ 1 σ1<br />

Wm,<br />

b ≈ 2 ⋅ n ⋅ ⋅ ⎜<br />

⎟ = 2 ⋅ n ⋅<br />

ρs<br />

⎝ σ1/<br />

50 ⎠ ρs<br />

( 3.143)<br />

Beispiele für Fließparameter von Schüttgütern<br />

a) trockenes kohäsionsloses Gut ϕ i = ϕe<br />

= ϕst<br />

, siehe Bild F 3.77<br />

b) allgemeiner Fall eines kohäsiven Gutes<br />

- Anzahl von genannten Kennwerten zur Beschreibung des Fließverhal-<br />

tens notwendig<br />

c) nasses plastisches Gut, im allgemeinen gilt:<br />

n<br />

τ = τo<br />

+ ηP<br />

⋅ γ�<br />

( 3.144)<br />

ηP Plastizität<br />

du<br />

dy<br />

48


γ� = du / dy Schergeschwindigkeitsgradient, siehe Folie F 3.69<br />

n < 1 strukturviskoses Verhalten<br />

n = 1 linear viskoplastisches Verhalten<br />

n > 1 dilatantes Verhalten<br />

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Bild 3.21: Fließkurven<br />

mit Festkörperreibungsanteil:<br />

τ= tanϕ ⋅ ( σ+<br />

σ ) + η<br />

n<br />

⋅ γ�<br />

( 3.145)<br />

i<br />

Z<br />

P<br />

mit Term für <strong>Partikel</strong>kollisionen<br />

τ= tanϕ ( σ + σ ) + η<br />

n<br />

⋅ γ�<br />

+ a<br />

2 2<br />

⋅ρ<br />

⋅d<br />

⋅γ�<br />

( 3.146)<br />

i<br />

d <strong>Partikel</strong>größe,<br />

aK<br />

τ<br />

Z<br />

Materialparameter<br />

P<br />

3.3 Messung der Fließeigenschaften von Schüttgütern<br />

3.3.1 Übersicht der Meßgeräte<br />

K<br />

b<br />

• Schnelltests zur Quantifizierung der <strong>Mechanische</strong>n Eigenschaften kohä-<br />

siver Pulver, siehe Folie F 3.85<br />

• Schergeräte zur Messung der Fließeigenschaften kohäsiver Schüttgüter,<br />

1) Direktschergeräte<br />

Translationsscherzelle (Jenike-Scherzelle), siehe F 3.87<br />

siehe Folie F 3.86<br />

⇒ direkte Messung der Scher- <strong>und</strong> Normalspannungen, siehe F 3.88<br />

⇒ geeignet zur Messung aller genannten Fließkennwerte<br />

⇒ Wandreibungsmessung mit Anordnung b)<br />

⇒ Zeitverfestigungsmessung mit Anordnung a) <strong>und</strong> einem Zellensatz<br />

⇒ nachteilig: verhältnismäßig hoher zeitlicher Meßaufwand von etwa<br />

3 ... 5 Tagen<br />

n>1<br />

n=1<br />

n


⇒ nachteilig: ungeeignet für Messung Zeitverfestigungen<br />

direkte Schergeräte meist für Drücke σ = 1 ... 50 kPa ausgelegt<br />

2) indirekte Schergeräte<br />

f) Triaxialgerät<br />

⇒ üblicher in der Bodenmechanik, für σ > 50 kPa<br />

⇒ direkte Messung der Hauptspannungen, F 3.88<br />

⇒ nachteilig: aufwendige Probenpräsentation<br />

dazu gehört auch sog. Biaxialbox<br />

3) einachsiger Druckfestigkeitstest<br />

⇒ Ergänzung der Schergeräte für höhere Festigkeitsbereiche, F 3.89<br />

⇒ direkte Messung der Druckfestigkeit insbesondere bei Zeitverfesti-<br />

gungen τt > 50 kPa<br />

⇒ Vergleich der mittels Scherzelle <strong>und</strong> einaxialen Druckfestigkeits-<br />

test gemessenen Druckfestigkeiten, F 3.89<br />

3.3.2 Meßmethodik eines direkten Scherversuches<br />

Fließen von Schüttgütern unterteilt in:<br />

• sog. beginnendes (instationäres) Fließen, siehe Folie F 3.90<br />

• überverfestigte Proben<br />

• Fließen unter Auflockerung ρb↓, ε↑, Dilatanz<br />

• FS erreicht ein Peak<br />

• sog. stationäres Fließen,<br />

• kritisch verfestigte Probe (durch geeignete Vorverfestigunglasten<br />

<strong>und</strong> Einbringen von Scherspannungen durch Drehschwingungen<br />

des Deckels erreichbar)<br />

• Fließen unter Volumenkonstanz, dV = 0, ρb = const., ε = const.<br />

• FS = const.<br />

• elastische Deformation,<br />

• unterverfestigte Proben<br />

siehe Folie F 3.91<br />

•<br />

• allmählicher Übergang zum plastischen Fließen mit ständiger Verdichtung,<br />

ρb↑, ε↓<br />

• Anstieg von FS bis zum Erreichen des stationären Fließens, F 3.92<br />

Ausmessen eines Fließortes, Erläuterung der beiden Diagramme, F<br />

3.93, F 3.94, FS = f(s)<br />

→ Anscheren bis zum konstanten Scherkraft-FS-Verlauf bei<br />

σ An = FN , An A , liefert τ An = FS, An A<br />

→ Abscheren unter verminderter Normallast σ Ab = FN , Ab A , liefert<br />

τ A als Maximalwert (Peak)<br />

Ab = FS , Ab<br />

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50


→ Mittelung der Anscherwerte einschl. Berechnung des<br />

Fehlerintervalles (Vertrauensbereich bei 95 %iger statistischer Sicherheit),<br />

τ An<br />

( 3.147)<br />

= τAn⋅<br />

( 1± ∆τAn<br />

/ τAn<br />

)<br />

→ wobei der Fehlerbereich (hier Konfidenzintervall der Normalverteilung)<br />

aus der Standardabweichung der mehrfach gemessenen (n ≈ 8<br />

... 12) Anscherwerte abgeschätzt wird:<br />

∆ τ ≈1,<br />

96⋅<br />

s<br />

( 3.148)<br />

An τAn<br />

→ Ausgleich der Abweichungen der gewöhnlich doppelt gemessenen<br />

Abscherwerte τAb,gem infolge Schwankungen der Anscher- <strong>und</strong><br />

Schüttgutdichtewerte durch einfache Meßwertekorrektur mit<br />

Anschermittelwert:<br />

τ = τ ⋅ τ / τ<br />

( 3.149)<br />

Ab , korr<br />

Ab,<br />

gem<br />

An<br />

An,<br />

gem<br />

→ Gültigkeit der Meßpunkte beachten; Meßpunkte nur gültig, wenn<br />

rechts des Tagentialpunktes des σc -Kreises gelegen<br />

→ Ermittlung der gefüllten Zellenmasse zur Berechnung der Schüttgutdichte<br />

ρ = m − m V<br />

( 3.150)<br />

b<br />

( Zelle ) Zelle<br />

• Gewinnung des σ1-Kreises<br />

• punkteweises Auftragen der Einzelmeßwerte <strong>und</strong> Verbinden durch eine<br />

dünne Gerade, siehe Folie F 3.92<br />

• Suche des Mittelpunktes des σ1 -Kreises dergestalt, daß Kreis durch<br />

den Anscherpunkt A geht <strong>und</strong> die gewonnene Gerade tangiert (<strong>und</strong><br />

nicht schneidet!), Ablesen σ1 <strong>und</strong> σ2<br />

•<br />

• Zeichnen einer Tangente an den σ1-Kreis durch den Ursprung mit ϕe<br />

als Anstieg<br />

Ausmessen des Anstieges ϕi - des Fließortes<br />

• Suche des Mittelpunktes des σc-kreises dergestalt, daß der Kreis durch<br />

den Ursprung geht ( σ2 = 0!) <strong>und</strong> den Fließort tangiert, liefert σc, Berechnung<br />

ffc<br />

• Wiederholung für alle gemessenen Fließorte<br />

• Ermittlung der Kennwerte des stationären Fließortes, siehe F 3.81<br />

• Berechnung der Radiusspannung σ R,<br />

st = ( σ1<br />

− σ2<br />

) / 2 <strong>und</strong> Mittelpunktsspannung<br />

σ = ( σ + σ ) / 2 der Mohr-Kreise für stationäres<br />

M,<br />

st<br />

1<br />

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2<br />

Fließen<br />

• Einzeichnen in einem σR,st - σM,st - Diagramm <strong>und</strong> Verbinden zu einer<br />

Geraden<br />

• Ermittlung von ϕst aus dem Anstieg α <strong>und</strong> σ0 aus dem negativen<br />

Abzissenabschnitt<br />

ϕ st = arcsin(tan α)<br />

( 3.151) <strong>und</strong> 0 Z σ = σ ( 3.152)<br />

51


• Messung der Wandreibung<br />

• kinematische bzw. stationäre Wandreibung, siehe Folie F 3.94<br />

τW<br />

τa<br />

σZW<br />

WFO<br />

ϕW*<br />

σW<br />

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52<br />

Bild 3.22: kine-<br />

matischeWand- reibung<br />

→ damit Simulation des Abgleitens von Schüttgutschichten entlang<br />

der Wand, z. B. im Silotrichter bei abnehmendem Druck<br />

⇒ Gleitreibung simuliert<br />

• instationäre Wandreibung<br />

→ Versuchsmethodik wie beim Versuch zur Messung der inneren<br />

Reibung mit Anscheren <strong>und</strong> Abscheren, z. B.<br />

→ auch als Zeitverfestigungsversuch auf der Wandprobe machbar<br />

liefert in den meisten Fällen eine Adhäsion τa bzw. die Zugfestigkeit<br />

σzw beim Auftragen in einem separaten τ - σ -Diagramm:<br />

τ<br />

FS<br />

bzw.<br />

τ<br />

FS<br />

bzw.<br />

τ<br />

WFO<br />

ϕW<br />

Bild 3.23: instationäre<br />

Wandreibung<br />

Bild 3.24:<br />

Wandfließort<br />

<strong>und</strong><br />

Mohrkrei<br />

s<br />

aber man beachte: Wandreibungswinkel ϕw wird immer aus dem aktuellen<br />

Verhältnis τW/σW gebildet, siehe Bild 3.24.<br />

τ<br />

σ2<br />

Verminderung von σ während<br />

des Schervorganges<br />

unabh. von ρb!<br />

σ = const σ ↓<br />

s<br />

τW<br />

σW<br />

W<br />

ϕ W = arctan ( 3.153)<br />

σW<br />

s<br />

σ1<br />

σ<br />

Bild 3.25: Wandfließort mit Adhäsion


• Wandfließort ist meist eine Gerade bei Stahl u. Metallen<br />

• Wandfließort ist eine Kurve bei Plastbeschichtungen<br />

Messung von Zeitverfestigungen<br />

• Anscheren wie beim Fließort, welcher die größte Hauptspannung σ1<br />

beim Verfestigen (Beanspruchungsvorgeschichte ist immer statio-<br />

näres Fließen!) liefert, F 3.93,<br />

• Aufbewahren der Proben unter der Last σt = σ1 ! eine gewisse Zeit (z.<br />

B. Wochenende) unter den simulierten Umgebungsbedingungen hin-<br />

sichtlich Temperatur, Feuchte usw., F 3.94<br />

• Abscheren unter einer gewissen Normallast σ, die durchaus σ > σAn<br />

sein kann ⇒ hängt von der Art, der sich einstellenden Festkörperbrü-<br />

cken ab,<br />

3.3.3 Numerische Versuchsauswertung<br />

• Auswahl numerischer Berechnungsgleichungen, siehe Folie F 3.81<br />

• lineare Regression der Fließorte mit allen Abscherpunkten τab,i, ohne<br />

Anscherpunkte τAn,i<br />

• Berechnung der einaxialen Druckfestigkeit σc<br />

Überprüfung der Gültigkeit der Meßpunkte, d.h. σ i > τc<br />

⋅cosϕ<br />

i<br />

→ ansonsten Meßwert verwerfen u. nochmals lineare Regression,<br />

• Berechnung der größten Hauptspannung beim Verfestigen σ1<br />

• Ermittlung des effektiven Reibungswinkels ϕe<br />

• Berechnung der kleinsten Hauptspannung σ2<br />

• Berechnung der Radius- <strong>und</strong> Mittelpunktsspannungen σR, σM<br />

• lineare Regression des stationären Fließortes<br />

• Ermittlung des stationären Reibungswinkels ϕst<br />

• Ermittlung der isostatischen Zugfestigkeit σ0 der unverfestigten Kon-<br />

takte<br />

• Berechnung der Schüttgutdichte der lockeren Packung ρb,0 <strong>und</strong> des<br />

Kompressibilitätsindexes n in den Funktionen ρb = f(σ1)<br />

→ gehört zum Kennwertediagramm<br />

3.3.4 Anscherarbeit<br />

• Kompressions- <strong>und</strong> Anscherarbeit, siehe Folie F 3.95<br />

3.4 Fließkennwerte kohäsiver Schüttgüter <strong>und</strong> deren Beeinflussung<br />

3.4.1 Wesentliche Fließkennwerte kohäsiver Pulver<br />

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ab,<br />

53


• Auftragung der wichtigsten Fließkennwerte als Funktion der Verfesti-<br />

gungshauptspannung σ1, F 3.96<br />

→ stellen Material"gesetze" bzw. Stoffgesetze dar, d.h. invariant ge-<br />

genüber gewählter Meßtechnik, -methodik <strong>und</strong> Koordinatensyste-<br />

me<br />

→ sind aber Funktionen, <strong>und</strong> zwar von<br />

• Feuchte • <strong>Partikel</strong>größenverteilung<br />

• Lagerzeit • chem.-min. Zusammensetzung<br />

• Temperatur usw.<br />

→ dies sind sozusagen Einflußparameter der Kurven im Bild F 3.96<br />

→ hier wichtigste Kurve: σc = f(σ1)<br />

Druckfestigkeitskennlinien bzw. Verfestigungsfunktion<br />

→ typische Materialeigenschaftsfunktion – hier Geraden, s. Bild F 3.81 -<br />

für die Verfestigung eines Schüttgutes infolge einer Verfestigungsspan-<br />

nung σ1, siehe Folie F 3.97<br />

→ Damit korrespondiert physikalisch begründet eine analoge lineare Funk-<br />

tion der Verfestigung von <strong>Partikel</strong>kontakten, siehe F 3.98<br />

→ typische Kurvenverläufe für ein klassifizierbares Schüttgutverhalten →<br />

vergleiche auch mit ffc-Werten (siehe F 3.80), siehe Folie F 3.99<br />

a) trocken kohäsionslos σc = 0 ⇒ trockener, rieselfähiger Sand<br />

b) trockene, mineralische Pulver, feinkörnig, ⇒ oft Geraden<br />

c) feuchte, kohäsive, inkompressible (d.h. meist mineralische) Schüttgü-<br />

ter, verhältnismäßig grob, ⇒ meist flache Kurven (z. B. Glassand)<br />

d) feuchte, kohäsive, feine (gering kompressible) Schüttgüter bzw. Pulver<br />

⇒ meist Geraden, z. B. Filterkuchen, Abfälle<br />

e) feuchte, kohäsive, sehr kompressible Güter,<br />

⇒ d.h. mit viel innerer Porosität, z. B. Rohbraunkohle (Verhalten wie<br />

ein "Schwamm" oder "Ton")<br />

f) trockene fasrige Güter, erst σc = 0, dann steiler Anstieg,<br />

⇒ formschlüssige Bindungen, "Verhakungen", "Verfilzung"<br />

⇒ vergleiche mit e) ohne Feuchte, z.B. Abfallstoffe, Holzspäne u.ä.<br />

g) hohe Zeitverfestigungen durch Festkörperbrücken, Übergang zum<br />

Festkörperverhalten<br />

• Kristallisation, Anfrierungen<br />

• chemische Reaktionen<br />

• Erstarren hochviskoser Inhaltsstoffe mit Bindemittelwirkung<br />

• Sinterbrücken<br />

3.4.2 Übersicht des mechanischen Verhaltens kohäsiver Pulver<br />

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54


• Nachgiebiges <strong>und</strong> Steifes <strong>Partikel</strong>kontakt- u. Pulververhalten, s. F 3.100<br />

→ Physikalisch begründete Charakterisierung der mechanischen Eigen-<br />

schaften, feinkörniger, kohäsiver <strong>und</strong> kompressibler Pulver!<br />

Aber auch:<br />

3.4.3 Tabelle mit „Datenblatt Schüttgutkennwerte“<br />

• Übersicht wesentlicher Eigenschaftskenngrößen von Feststoffpartikeln<br />

hinsichtlich Lager- <strong>und</strong> Förderverhaltens, F 3.101<br />

• oft nur verbal klassifizierbar, z.B. mit Zwischenwerten:<br />

Tabelle 3.3: Schüttgutklassifizierung <strong>und</strong> Bewertung<br />

laufende Nummer 1 2 3 4 5 6<br />

obere Klassengrenze 0 0,5 1 1,5 2 2,5<br />

verbale Bewertung nicht sehr gering gering mittel stark sehr stark<br />

• Zusammenstellung der 14 Eigenschaftsgruppen (hier ≈ 100 Kennwerte)<br />

sowohl nach praktischen als auch nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten<br />

sinnvoll<br />

• noch nicht vollständig, zukünftig erweiterbar !<br />

Übungsbeispiel<br />

• feines Kalzitpulver, SF 2, 3, 4, 5<br />

• Vergleich mit jeweiligen Werten der Studenten<br />

• σ0 = 0,5 kPa<br />

• ϕst = 44°<br />

• σc- Gerade, (ff-Werte, s. 4.)<br />

• ϕi meist degressiv oder schwach steigend<br />

→ Fließorte werden mit zunehmendem Druck steiler, Reibung steigt<br />

mit zunehmender Abplattung der <strong>Partikel</strong>kontakte bei trockenen<br />

Gütern<br />

→ bei feuchten Gütern sinkt manchmal ϕi mit steigendem Druck, d.h.<br />

Auspressen von Wasser aus der inneren Porosität bildet sog. "Gleitfilme"<br />

• ϕe → abfallend, physikalisch begründet! siehe F 3.81 <strong>und</strong> Gl.( 3.99),<br />

• ρb meist Potenzansatz nach Gl.( 3.121) oder ( 3.128).<br />

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55


3.5 Durchströmungs-, Fluidisier- <strong>und</strong> Entlüftungsverhalten<br />

3.5.1 Durchströmungsverhalten von <strong>Partikel</strong>schichten<br />

Die Strömung eines Fluids durch eine <strong>Partikel</strong>schicht spielt bei vielen Pro-<br />

zessen eine wichtige Rolle. Beispiele dafür sind:<br />

- Wirbelschichtprozesse,<br />

- die mechanische Flüssigkeitsabtrennung durch Filtrieren,<br />

- Trennungen mittels Hochdruck-Flüssigchromatographie (HPLC),<br />

- die Sedimentation im Bereich der Zonensedimentation,<br />

- das pneumatische Mischen, Homogenisieren,<br />

- die pneumatische Förderung <strong>und</strong><br />

- Reaktionen in Festbettreaktoren, Schacht-, Hoch- <strong>und</strong> Drehrohröfen.<br />

Dabei sind die <strong>Partikel</strong>schichten sowohl hinsichtlich ihrer Auflockerung als<br />

auch ihres Bewegungszustandes voneinander abzugrenzen.<br />

Man spricht von einer ruhenden Schüttschicht (Festbett), wenn die einzelnen<br />

<strong>Partikel</strong>n mehr oder weniger in Form einer Zufallsanordnung aufeinanderliegen<br />

<strong>und</strong> die Schicht sich nicht bewegt. Die äußere Porosität ε einer<br />

solchen Schicht hängt vor allem von<br />

� der Anordnung der <strong>Partikel</strong>n zueinander in der Packung,<br />

� dem Mischungszustand,<br />

� den <strong>Partikel</strong>kontaktdeformationen,<br />

� den Wechselwirkungskräften zwischen den <strong>Partikel</strong>n sowie auch von<br />

� der <strong>Partikel</strong>größen- <strong>und</strong> <strong>Partikel</strong>formverteilung ab.<br />

Sie liegt bei vielen Schüttgütern um den Wert ε = 0,4 ... 0,5 MVT_e_1.doc -<br />

Schüttgutporositäten.<br />

In einer bewegten Schüttschicht befinden sich die <strong>Partikel</strong>n im wesentlichen<br />

noch im Kontakt, aber die Schicht bewegt sich als Ganzes durch den<br />

Prozeßraum. Derartige Verhältnisse liegen z.B. in Schacht- <strong>und</strong> Hochöfen<br />

vor.<br />

Läßt man durch eine auf einem fluiddurchlässigen Boden lagernde<br />

<strong>Partikel</strong>schicht ein Gas oder eine Flüssigkeit aufströmen, so wird die Schicht<br />

beim Überschreiten einer unteren Grenzgeschwindigkeit fluidisiert (Lockerungspunkt),<br />

d.h. die <strong>Partikel</strong>n werden durch den Fluidstrom in Schwebe<br />

gehalten (∆p Druckverlust der <strong>Partikel</strong>schicht, FG,B Bett- oder Schichtgewicht,<br />

siehe auch Gl.( 3.195)):<br />

∆p<br />

F<br />

G<br />

, B<br />

/ A<br />

≈<br />

ρ<br />

b<br />

∆p<br />

⋅ g ⋅ h<br />

b<br />

≈ 1<br />

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( 3.154)<br />

sie werden infolge Zunahme der <strong>Partikel</strong>abstände - damit der Porosität, siehe<br />

Abschnitt 1.3 MVT_e_1.doc - a_phis - relativ zueinander beweglich <strong>und</strong><br />

führen insbesondere in Gas-Feststoffsystemen zunehmend durchmischende<br />

56


Bewegungen aus. Derartige <strong>Partikel</strong>schichten werden als Wirbelschichten<br />

(fluidized bed, Fließbett) bezeichnet. Der Schichtcharakter ist im Wirbel-<br />

schichtbereich noch gewährleistet. Die Porosität der Wirbelschichten körniger<br />

Stoffe umfaßt theoretisch den Bereich zwischen der Porosität am Lockerungspunkt<br />

εL <strong>und</strong> ε = 1, d.h. der <strong>Partikel</strong>schwebegeschwindigkeit. Übersteigt<br />

schließlich die Aufstromgeschwindigkeit die Schwebegeschwindigkeit<br />

der <strong>Partikel</strong>n, so werden diese von der Strömung transportiert – siehe Anwendung<br />

beim pneumatischen Transport.<br />

Es ist dann eine instationäre Wirbelschicht (Förderzustand der pneumatische<br />

Fließförderung oder Dichtstromförderung) entstanden. Voraussetzung<br />

für eine kontinuierliche, störungsfreie Fließförderung ist eine homogene<br />

Wirbelschicht im Einspeiser. Kanal- oder Blasenbildung führen zu einem<br />

unstetigen Förderstrom. Für die Beschreibung der Dichtstromförderung sind<br />

Kenngrößen des Schüttgutverhaltens notwendig. Dafür werden häufig das<br />

Entlüftungs- oder Gashaltevermögen <strong>und</strong> die Gasdurchlässigkeit einer<br />

Schüttung verwendet. Beide sind miteinander gekoppelt. Eine hohe Gasdurchlässigkeit<br />

bedingt ein geringes Gashaltevermögen <strong>und</strong> umgekehrt.<br />

Ein weiterer für die Verfahrenstechnik charakteristischer Zustand, der in<br />

diesem Zusammenhang zu nennen ist, sind die Rieselschichten. Hierbei<br />

bewegen sich die <strong>Partikel</strong>n aufgelockert unter Schwerkrafteinfluß durch ein<br />

ruhendes oder mit geringer Geschwindigkeit entgegenströmendes Gas.<br />

Beim Durchströmen einer <strong>Partikel</strong>schicht ist ein Fluid einem Widerstand<br />

ausgesetzt, <strong>und</strong> somit tritt ein Druckverlust ∆p ein, Bild F 3.102.<br />

Am einfachsten läßt sich dieser bei laminarer Durchströmung von Pulverschichten<br />

beschreiben, hier Re < 10, DARCY, CARMAN <strong>und</strong> KOZENY<br />

pb<br />

k pb<br />

V�<br />

∆ ∆<br />

= A ⋅ u = k b ⋅ A ⋅ = ⋅ A ⋅<br />

( 3.155)<br />

h η h<br />

b<br />

wenn für die Permeabilität einer <strong>Partikel</strong>schüttung<br />

b<br />

k b = k / η<br />

( 3.156)<br />

<strong>und</strong> nach CARMAN <strong>und</strong> KOZENY (Faktor 180 ⇒ für monodisperse Kugeln)<br />

gilt:<br />

k<br />

b<br />

3 2<br />

ε ⋅ dST<br />

= ( 3.157)<br />

180 ⋅ η ⋅<br />

( ) 2<br />

1−<br />

ε<br />

Diese CARMAN-KOZENY-Gleichung ( 3.157) läßt sich übrigens auch unter<br />

Mithilfe der Poren-EULER-Zahl Euε als laminarer Spezialfall der<br />

ERGUN-Gleichung Gl.( 3.190) aufschreiben:<br />

( 1−<br />

ε)<br />

3<br />

∆p<br />

dST<br />

ε<br />

Eu ε = ⋅ ⋅ = ( 180 ... 150)<br />

⋅<br />

( 3.158)<br />

2<br />

ρ ⋅ u h 1−<br />

ε<br />

Re<br />

f<br />

b<br />

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57


Da der Strömungsraum ein vielgestaltiges Porensystem darstellt, dessen<br />

innere Geometrie – svw. Porengrößen- <strong>und</strong> Porenformverteilung - durch<br />

- die <strong>Partikel</strong>größen- <strong>und</strong><br />

- <strong>Partikel</strong>formverteilung sowie<br />

- den Packungszustand (Porosität, Art der Packung)<br />

bestimmt ist, handelt es sich um ein sehr kompliziert zu beschreibendes<br />

Strömungsphänomen. Für dessen Modellierung sind erhebliche Vereinfachungen<br />

unerläßlich, siehe Tabellen F 3.103, a, b, c. Die dafür existierenden<br />

Modelle lassen sich vom physikalischen Gr<strong>und</strong>ansatz in zwei Hauptgruppen<br />

gliedern:<br />

1. Entweder man geht davon aus, daß es sich um eine Strömung durch ein<br />

Kontinuum („festes Dispersionsmittel“) mit inneren Kanälen („disperse<br />

Phase“) handelt, für deren Gestalt entsprechende Annahmen zu treffen<br />

sind (im einfachsten Fall parallele zylindrische Kanäle Gl.( 3.177)), oder<br />

2. man geht so vor, daß sich der Gesamtwiderstand einer <strong>Partikel</strong>schicht als<br />

Summe der Einzelkorn-Umströmungswiderstände darstellen läßt.<br />

Um wesentliche Zusammenhänge zu verdeutlichen, soll im folgenden ein<br />

kontinuumsmechanischer Modellansatz vorgestellt werden, der zur ersten<br />

oben genannten Hauptgruppe der Porendurchströmung zu zählen ist. Die<br />

<strong>Partikel</strong>schicht soll eine vollständige Zufallspackung darstellen, deren Querschnitt<br />

sich über die durchströmte Länge L oder Höhe ∆hb nicht ändert. Das<br />

Fluid wird unter den vorliegenden Druckabfällen als inkompressibel <strong>und</strong><br />

weiterhin mit NEWTONschen Fließeigenschaften vorausgesetzt. Im Bild F<br />

3.102 ist das zugr<strong>und</strong>egelegte Modell dargestellt. Bezüglich des Anströmprofils<br />

<strong>und</strong> somit auch der Strömungsverhältnisse im Inneren können vor<br />

allem bei gröberen Körnungen in Randnähe Geschwindigkeitsmaxima auftreten<br />

(sog. Randgängigkeit), die eine Folge dort vorhandener größerer<br />

Porositäten ε → 1 <strong>und</strong> Porengrößen sind.<br />

Für den Druckverlust bei der Durchströmung eines Rohres gilt<br />

2<br />

FW<br />

U Rohr⋅<br />

L ρf<br />

⋅u<br />

∆ pRohr<br />

= = λ Rohr⋅<br />

⋅<br />

( 3.159)<br />

A 4⋅<br />

A 2<br />

Rohr<br />

Rohr<br />

D = 2⋅R Rohrdurchmesser<br />

L Rohrlänge<br />

= u / 2 mittlere Geschwindigkeit, wenn umax Maximalge-<br />

u max<br />

schwindigkeit im quadratischem Strömungsprofil:<br />

2 ⎛ r ⎞<br />

u r = u(<br />

r)<br />

= u max⋅<br />

⎜<br />

⎜1−<br />

⎟<br />

( 3.160)<br />

2<br />

⎝ R ⎠<br />

2<br />

L ρf<br />

⋅u<br />

∆ pRohr<br />

= λ Rohr⋅<br />

⋅<br />

( 3.161)<br />

D 2<br />

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58


<strong>und</strong> mit dem Druckverlustbeiwert (= cW Widerstandsbeiwert) einer<br />

- laminare (reibungsbehafteten) Rohrströmung Re < 2320 (HAGEN-<br />

POISEUILLE):<br />

64<br />

λ Rohr = f (Re) =<br />

Re<br />

<strong>und</strong> ( 3.162)<br />

- turbulente Rohrströmung<br />

# hydraulisch glatt 2320 < Re < 10 5 , laminare Grenzschicht der Dicke δG<br />

(BLASIUS)<br />

0,<br />

3164<br />

λ Rohr =<br />

( 3.163)<br />

1/<br />

4<br />

Re<br />

# hydraulisch glatt 10 5 < Re< 3⋅10 6 , turbulente Grenzschicht (PRANDTL)<br />

λ<br />

1<br />

Rohr<br />

= 2,<br />

0⋅<br />

lg<br />

( Re⋅<br />

λ ) − 0,<br />

8<br />

Rohr<br />

# Übergangangsgebiet rauh, dr ≈ δG (COLEBROOK)<br />

λ<br />

1<br />

Rohr<br />

⎛ d r 2,<br />

51<br />

= −2,<br />

0⋅<br />

lg⎜<br />

+<br />

⎜<br />

⎝<br />

3,<br />

715⋅<br />

D Re⋅<br />

λ<br />

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Rohr<br />

⎞<br />

⎟ −<br />

⎟<br />

⎠<br />

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0,<br />

8<br />

dr mittlere Rauhigkeitsabmessung der Rohrwand<br />

# vollkommen rauh, dr >> δG, ⎟ D ⎛ D ⎞<br />

Re > 400⋅<br />

⋅ lg ⎜<br />

⎜3,<br />

715 ⋅<br />

d r ⎝ d r ⎠<br />

( 3.164)<br />

( 3.165)<br />

0,<br />

25<br />

λ Rohr =<br />

( 3.166)<br />

2<br />

⎛ 3,<br />

715⋅<br />

D ⎞<br />

⎜lg<br />

⎟<br />

⎝ d r ⎠<br />

Mit Gl.( 3.162) gilt für den Druckverlust der reibungsbehafteten Rohr-<br />

strömung nach HAGEN-POISEUILLE<br />

L<br />

∆ pRohr = 32⋅<br />

⋅ η⋅<br />

u<br />

( 3.167)<br />

2<br />

D<br />

Die radiale Schubspannungsverteilung ist in diesem Falle übrigens linear,<br />

d.h., in der Mittelachse r = 0 sind u = umax <strong>und</strong> τ = 0 sowie an der Rohrwand<br />

sind r = R = D/2, u = 0 <strong>und</strong> τ = τmax:<br />

du u max τ ( r)<br />

= −η<br />

⋅ = 8 ⋅ η⋅<br />

⋅ r<br />

( 3.168)<br />

2<br />

dr D<br />

Für die laminare Durchströmung einer Schüttung wird die HAGEN-<br />

POISEUILLE-Gleichung ( 3.167) mit einer mittleren Porendurchströmungsgeschwindigkeit<br />

u ε = u / ε <strong>und</strong> einem charakteristischen Porendurchmesser<br />

dε ≡ dh ≡ mittlerer hydraulischer Durchmesser gebildet:<br />

59


∆<br />

h b η ⋅ u<br />

b = 32 ⋅ ⋅<br />

( 3.169)<br />

d ε<br />

p 2<br />

ε<br />

u ε mittlere Strömungsgeschwindigkeit in den Poren<br />

dε<br />

charakteristische Abmessung des durchströmten Porensystems<br />

Nicht so sehr die Porosität sondern die Größe der Poren (Kanäle) bestim-<br />

men demnach die Durchströmbarkeit.<br />

Allgemein soll nun für den Druckgradienten dp/dhb<br />

Druckabfall ∆p/hb einer Schüttung geschrieben werden:<br />

= ≈ = = f ε<br />

dh b h b L<br />

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f<br />

60<br />

bzw. bezogenen<br />

dp ∆p<br />

∆p<br />

gradp ( u ε , d , ε,<br />

η,<br />

ρ )<br />

( 3.170)<br />

Dazu ist zunächst zu bemerken, daß das Konzept des hydraulischen<br />

Druchmessers aus dem Bereich der Rohrdurchströmung entlehnt ist, weitgehende<br />

Voraussetzungen enthält, d.h.<br />

- gerade Kanäle,<br />

- Konstanz der Wandschubspannungen an jedem Punkt der Wandoberfläche,<br />

- Gleichgewicht zwischen Druckabfall <strong>und</strong> Wandschubspannung<br />

<strong>und</strong> schon deshalb eine sehr weitreichende Vereinfachung darstellt. Hierzu<br />

kommt noch, daß durch einen (gegebenenfalls auch anders definierten) mittleren<br />

Porendurchmesser <strong>und</strong> die Porosität ε die innere Geometrie des Porensystems<br />

in bezug auf das komplizierte Strömungsphänomen nicht ausreichend<br />

widergespiegelt wird, da eine Porengrößenverteilung vorliegt. Allerdings<br />

liegen zur Berücksichtigung dieser Problematik bisher nur erste, für<br />

begrenzte Bereiche zutreffende Modellansätze.<br />

Zwischen der mittleren Strömungsgeschwindigkeit u ε in den Poren <strong>und</strong> der<br />

Anströmgeschwindigkeit u der <strong>Partikel</strong>schicht (Leerrohrgeschwindigkeit)<br />

besteht der Zusammenhang<br />

u = u / ε , ( 3.171)<br />

ε<br />

da sowohl die Volumenstrombilanz<br />

u ε ⋅ A Lücke = u ⋅ A<br />

( 3.172)<br />

als auch für ideale Zufallspackungen die Gleichheit von Flächen- <strong>und</strong> Volumenporosität<br />

gelten:<br />

ε = / V = A / A<br />

( 3.173)<br />

VLücke Lücke<br />

Der hydraulische Durchmesser dh der idealisierten Strömungskanäle der<br />

Schüttung läßt sich wie folgt definieren (s. MVT_e_1.doc -<br />

hydraulischerDurchmesser):<br />

d<br />

4⋅<br />

A<br />

4πd<br />

4⋅<br />

A<br />

4⋅<br />

V<br />

h = durchströmt<br />

=<br />

Ubenetzt<br />

2<br />

4πd<br />

≡ durchströmt<br />

U benetzt⋅<br />

l<br />

= f<br />

AS<br />

( 3.174)<br />

⋅ l


<strong>und</strong> unter Berücksichtigung des Hohlraumvolumens bei gegebener Porosität<br />

Vε = Vf<br />

= A ⋅ l = ε⋅<br />

Vges<br />

= ε⋅<br />

( VP<br />

+ V )<br />

Vf ⋅ ( 1−<br />

ε)<br />

= ε⋅<br />

VP<br />

Vf f<br />

ε<br />

f = V ⋅<br />

( 3.175)<br />

1−ε<br />

V P<br />

<strong>und</strong> Oberfläche AS = U⋅l der Kapillaren der Länge l folgt eine einfache Proportionalität<br />

zwischen dem hydraulischen Durchmesser dh <strong>und</strong> dem SAU-<br />

TER-Durchmesser dST einer Körnung:<br />

d<br />

4 ⋅ ε ⋅ V<br />

4 ⋅ ε<br />

P<br />

h = =<br />

( 3.176)<br />

( 1−ε)<br />

⋅ AS<br />

( 1−ε)<br />

⋅ AS,<br />

V<br />

<strong>und</strong> da d ST=<br />

6 / AS,<br />

V ist auch der Zusammenhang zwischen einer <strong>Partikel</strong>größen-<br />

<strong>und</strong> Porengrößenverteilung herstellbar dh ≡ dε.<br />

2 ⋅ ε ⋅ dST<br />

dh<br />

= dε<br />

=<br />

( 3.177)<br />

3⋅<br />

( 1−ε)<br />

so läßt sich für Gl.( 3.170) schreiben:<br />

∆p<br />

= f<br />

h<br />

b<br />

( u,<br />

d , ε,<br />

η,<br />

ρ )<br />

ST<br />

f<br />

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( 3.178)<br />

Wenn man von den bei der <strong>Partikel</strong>umströmung kurz erörterten Sachverhalten<br />

ausgeht (s. Abschn. 4.1.1 MVT_e_4.doc - Widerstandsbeiwert_kaskas),<br />

so darf angenommen werden, daß sich allgemein der Strömungswiderstand<br />

aus zwei Anteilen zusammensetzt:<br />

a) einem Zähigkeitsanteil (∆p ∼ η⋅u), der sich auch mit Hilfe des Durchströmungsgesetzes<br />

von Darcy (ggf. mit -Zeichen für Abnahme, Bild F<br />

3.102)<br />

∆p<br />

= = k ⋅ η⋅<br />

u<br />

( 3.179)<br />

h<br />

gradp Darcy<br />

b<br />

k Darcy = 1/<br />

k Durchflußwiderstand, reziproke Permeabilität siehe<br />

auch Gl.( 3.156)<br />

oder in einer verfahrenstechnisch üblichen Schreibweise ⇒ Stoffluß =<br />

Durchgangskoeffizient⋅Durchgangsquerschnitt⋅treibendes Potential (oder<br />

= Triebkraft)<br />

V<br />

u k b gradp<br />

A<br />

⋅ =<br />

�<br />

≡ ( 3.180)<br />

kb Permeabilität<br />

beschreiben läßt, <strong>und</strong><br />

b) einem Trägheitsanteil (∆p ∼ ρf ⋅u 2 ) infolge des Staudruckes der Strömung<br />

(kinetische Energie), oder in einer verfahrenstechnisch üblichen<br />

Schreibweise mit der EULER-Zahl (= Druckkraft/Trägheitskraft):<br />

61


∆p<br />

= 2<br />

ρ ⋅ u<br />

= f ( h b,<br />

u,<br />

dST<br />

, ε,<br />

η,<br />

ρ )<br />

62<br />

( 3.181)<br />

Eu f<br />

f<br />

Im Vergleich zur <strong>Partikel</strong>umströmung werden wegen der häufigen <strong>und</strong><br />

starken Umlenkungen des Fluidstromes im Inneren einer <strong>Partikel</strong>schicht<br />

Trägheitswirkungen schon weit vor dem Einsetzen der eigentlichen Turbulenz<br />

dominieren.<br />

Aus dem Vorstehenden folgt der Ansatz /3.40./:<br />

∆p<br />

= k<br />

h<br />

b<br />

* *<br />

lam<br />

⋅ η ⋅ u + k<br />

* *<br />

turb<br />

⋅ ρ<br />

f<br />

⋅ u<br />

Mit der EULER-Zahl nach Gl.( 3.181) ist auch:<br />

f<br />

f<br />

2<br />

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( 3.182)<br />

∆p<br />

* * η<br />

* *<br />

Eu = = k 2 lam ⋅ ⋅ h b + k turb ⋅ h b<br />

( 3.183)<br />

ρ ⋅ u ρ ⋅ u<br />

Die Abhängigkeit von der letzten noch dimensionsbehafteten Größe dST läßt<br />

sich auch mit Hilfe einer einfachen Dimensionsanalyse gewinnen, wenn<br />

man die Gr<strong>und</strong>einheiten L Länge, M Masse <strong>und</strong> T Zeit einsetzt:<br />

3 2<br />

3<br />

⎡⎛<br />

M ⋅ L ⎞ L ⋅ T ⎤ ⎡⎛<br />

M ⋅ L ⋅ T ⎞ L ⋅ T ⋅ L⎤<br />

1 1<br />

= ⎢⎜<br />

⋅ + [ L]<br />

⋅<br />

2 2 ⎟ ⋅ 2<br />

2 2<br />

T L M L<br />

⎥ = ⎢⎜<br />

⎟ ⋅<br />

T L M L<br />

⎥<br />

( 3.184)<br />

⎣⎝<br />

⋅ ⎠ ⋅ ⎦ ⎣⎝<br />

⋅ ⎠ ⋅ ⎦ L L<br />

Eu 2<br />

∆p<br />

η ⋅ h<br />

Eu ⋅<br />

*<br />

b * b<br />

= = k lam ⋅ + k<br />

2<br />

2 turb<br />

( 3.185)<br />

ρf<br />

⋅ u ρf<br />

⋅ u ⋅ dST<br />

dST<br />

Somit verbleibt noch die Quantifizierung der Abhängigkeit von ε, die Ge-<br />

genstand vieler Untersuchungen war, die vor allem eine Abhängigkeit von<br />

Re der Durchströmung ergaben (s. z.B. /3.36/ bis /3.44/). Aufgr<strong>und</strong> des<br />

komplexen Strömungsphänomens existiert auch dafür noch keine allgemein<br />

anerkannte Formulierung. Im Bereich überwiegender<br />

- Zähigkeitswirkung geht man vorwiegend davon aus, daß der Durchströmungswiderstand<br />

proportional (1-ε) 2 /ε 3 ist,<br />

- im Bereich vorherrschender Trägheitswirkung dagegen ∼ (1 - ε)/ε 3 .<br />

Somit folgt aus Gl.( 3.185):<br />

2 ( 1−<br />

ε)<br />

η ⋅ h ( 1−<br />

ε)<br />

Eu ⋅<br />

b<br />

b<br />

= k lam ⋅ ⋅ + k<br />

3<br />

2 turb ⋅<br />

( 3.186)<br />

3<br />

ε ρf<br />

⋅ u ⋅ dST<br />

ε dST<br />

Der erste Term dieser Gleichung ist offensichtlich bei vorwiegender Zähigkeitswirkung<br />

wesentlich, der zweite dagegen bei dominierenden Trägheitskräften.<br />

Gl.( 3.186) läßt sich nun durch Einführen einer modifizierten Poren-<br />

EULER-Zahl Euε(Re) ≡ cW(Re) - manchmal auch analog der Rohrdurchströmung<br />

Widerstandszahl λ(Re) genannt - wie folgt umstellen:<br />

∆p<br />

dST<br />

1−<br />

ε<br />

Eu ε = ⋅ ⋅<br />

( 3.187)<br />

2<br />

3<br />

ρ ⋅ u h ε<br />

f<br />

b<br />

h<br />

h


wobei mit der REYNOLDS-Zahl<br />

Re f<br />

= u ⋅ dST<br />

⋅ ρ / η<br />

( 3.188)<br />

für Gl.( 3.186) gilt:<br />

( 1−<br />

ε)<br />

∆p<br />

d ε<br />

Eu +<br />

ε =<br />

ρf<br />

ST ⋅ 2<br />

⋅ u h b<br />

3<br />

⋅ = k lam ⋅<br />

1−<br />

ε Re<br />

k turb<br />

( 3.189)<br />

Die Quantifizierung ergab für Brechgut mit enger <strong>Partikel</strong>größenverteilung<br />

nach ERGUN /3.40./:<br />

( 1−<br />

ε)<br />

3<br />

∆p<br />

dST<br />

ε<br />

Eu ε = ⋅ ⋅ = 150 ⋅ + 1,<br />

75<br />

2<br />

( 3.190)<br />

ρ ⋅ u h 1−<br />

ε Re<br />

f<br />

b<br />

Diese Form des Widerstandsgesetzes der Durchströmung wird verbreitet für<br />

gröberes Gut (etwa d > 1 mm) genutzt, obwohl dabei die der Ableitung<br />

zugr<strong>und</strong>eliegenden weitreichenden Vereinfachungen nicht übersehen wer-<br />

den dürfen, die die quantitativen Modellaussagen erheblich einschränken<br />

können.<br />

Für feinere Schüttgüter werden damit u.U. zu hohe Druckverluste berechnet.<br />

Deshalb findet sich in der Fachliteratur eine Reihe mehr oder weniger davon<br />

abweichender Formulierungen des Widerstandsgesetzes der Durchströmung,<br />

die vorwiegend für eingeschränkte Re-Bereiche gelten: F 3.103, a, b, c<br />

Da sich dreitermige Ausdrücke für die Erfassung des Einzelteilchen-<br />

Widerstandes im gesamten verfahrenstechnisch interessierenden Re-Bereich<br />

als sehr leistungsfähig erwiesen haben, s. auch Gl.( 3.213), so sind in neuerer<br />

Zeit auch entsprechende dreitermige Modellansätze für die Durchströmung<br />

bekannt geworden, die für ε → 1 in die Gleichungen der Umströmung<br />

von Einzelteilchen übergehen (s. z.B. /3.35.//3.37./), Tabelle Bild F<br />

3.103.c.10<br />

3.5.2 Durchströmung von Wirbelschichten<br />

Bei der Durchströmung einer feinkörnigen Schüttung, die auf einem fluiddurchlässigen<br />

Boden (Anströmboden) in einem schachtartig ausgebildeten<br />

Apparat lagert, setzen unmittelbar vor dem Übergang in den fluidisierten<br />

Zustand zunächst gewisse beschränkte Umordnungen ein, d.h. einzelne <strong>Partikel</strong>n<br />

verändern ihre Lage, andere können vibrieren oder bewegen sich innerhalb<br />

begrenzter Gebiete. Schließlich vollzieht sich mit weiterer Geschwindigkeitssteigerung<br />

der Übergang in das Gebiet, in dem die von der<br />

Strömung auf die Schicht ausgeübten Kräfte den statischen Druck der Schüttung<br />

auf das gesamte Volumen hinweg überwinden. Die Porosität ist dann<br />

so groß geworden, daß die einzelnen <strong>Partikel</strong>n gegenseitig vollständig beweglich<br />

werden, Wirbelschicht, Fließbett, Bild F 3.104. Dieser für den<br />

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63


Übergang charakteristische Punkt wird als Lockerungspunkt (Wirbel-<br />

punkt) <strong>und</strong> die entsprechende Fluidgeschwindigkeit als Lockerungsge-<br />

schwindigkeit uL bezeichnet. Allerdings ergibt sich nur für enge <strong>Partikel</strong>k-<br />

lassen ein scharf definierter Lockerungspunkt, bei Vorliegen breiterer Parti-<br />

kelgrößenverteilungen ein Lockerungsbereich.<br />

Hier wird der Fließverhalten eines Schüttgutes mit bevorzugter<br />

COULOMB-Reibung zwischen den <strong>Partikel</strong>kontakten (Ausbildung eines<br />

sog. Schüttkegels) verlassen, siehe Abschnitt 3.2.2. Der <strong>Partikel</strong>gerüstdruck<br />

σ (effektive Normalspannung σ´) strebt durch den zunehmenden Poren-<br />

fluiddruck p ≡ ∆p, siehe Gln. ( 3.192) <strong>und</strong> ( 3.234), gegen Null (Aufheben<br />

der <strong>Partikel</strong>kontakte) <strong>und</strong> das Fließverhalten dieses Fließbettes kommt dem<br />

eines viskosen reibungsarmen Fluides nahe („Abfließen“ oder Schüttke-<br />

gelzusammenbruch).<br />

σ = σ − = σ − ∆p<br />

→ 0<br />

( 3.191)<br />

ges<br />

p ges<br />

σges gesamter übertragbarer Druck<br />

Mit einer Flüssigkeit als Fluid entsteht nach Überschreiten des Lockerungs-<br />

punktes immer eine entsprechend der Fluidgeschwindigkeit sich weiter aus-<br />

dehnende homogene Wirbelschicht, in der Gleichgewicht zwischen den auf<br />

sie wirkenden Strömungskräften <strong>und</strong> dem um den Auftrieb verminderten<br />

Gewicht der Schicht besteht, Bild F 3.104 /3.45.//3.46./.<br />

( F<br />

G,<br />

b<br />

∆p<br />

− F<br />

A<br />

)<br />

/ A<br />

≈ 1<br />

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( 3.192)<br />

Dieser Zustand ist dadurch gekennzeichnet, daß die <strong>Partikel</strong> über das gesamte<br />

Schichtvolumen weitgehend statistisch homogen verteilt sind.<br />

Gas-Feststoff- Systeme verhalten sich im allgemeinen anders. Oberhalb des<br />

Lockerungspunktes treten gutabhängig in geringerem oder größerem Abstand<br />

von diesem Instabilitäten auf. So bilden sich meist sog. Blasen, d.h.<br />

mehr oder weniger feststoffarme Gebiete, die nach oben aufsteigen <strong>und</strong> sich<br />

durch Koaleszenz vergrößern. Die Mindest-Fluidgeschwindigkeit, bei der<br />

Blasenbildung eintritt, liegt für nicht bzw. schwach kohäsives Schüttgut<br />

(d.h. geringe Haftkräfte zwischen den <strong>Partikel</strong>n, sog. Gruppe B - Verhalten<br />

nach Geldart, Bild F 3.105) um so näher bei der Lockerungsgeschwindigkeit,<br />

je gröber die <strong>Partikel</strong> sind /3.47.//3.48/.<br />

Mit wachsender Fluidgeschwindigkeit wird die Durchbewegung in der Wirbelschicht<br />

immer heftiger. Allerdings expandiert diese im Vergleich zu<br />

Flüssigkeits-Feststoff-Systemen nicht viel über das Ausmaß hinaus, das bereits<br />

am Wirbelpunkt erreicht ist, Bild F 3.104.<br />

64


Im instabilen Übergangsbereich zur instationären Wirbelschicht können<br />

bei genügend schlanken <strong>und</strong> hohen Wirbelschichtapparaten <strong>und</strong> nicht fein-<br />

körnigem Gut Blasen auftreten, die sich über den gesamten Schichtquer-<br />

schnitt erstrecken, Bild F 3.105. Dann ergeben sich stoßartige Auf- <strong>und</strong> Ab-<br />

bewegungen (stoßende Wirbelschicht, slugging).<br />

Weitere Inhomogenitäten können dadurch bedingt sein, daß das eintretende<br />

Gas vom Anströmboden ungenügend verteilt wird, so daß dieses die Schicht<br />

nur in begrenzten Bereichen durchbricht (durchbrochene Wirbelschicht,<br />

channeling). Wirbelschichten, der zuletzt geschilderten Art werden als inhomogene<br />

Wirbelschichten bezeichnet. In ihnen ist der Feststoff ungleichmäßig<br />

verteilt, <strong>und</strong> die Porosität unterliegt starken örtlichen <strong>und</strong> zeitlichen<br />

Schwankungen.<br />

Besondere Schwierigkeiten hinsichtlich des Fluidisierens bereitet kohäsives<br />

bis sehr kohäsives, feinstkörniges Schüttgut (sog. Gruppe C der GEL-<br />

DART-Klassifizierung F 3.105. Auf Gr<strong>und</strong> ihrer Feinheit ist der Durchströmungswiderstand<br />

sehr hoch bei sehr geringer Gasdurchströmungsgeschwindigkeit,<br />

siehe Gl.( 3.169). Infolge der hohen <strong>Partikel</strong>haftkräfte ist die Strömungswiderstandskraft<br />

nicht in der Lage die einzelnen <strong>Partikel</strong>kontakte abzulösen.<br />

Es bleibt das schlecht durchströmbare Kontinuum weitstgehend<br />

erhalten <strong>und</strong> nach Gasdurchbruch bilden sich größere Strömungskanäle mit<br />

hoher Gasgeschwindigkeit. Das Gas „sucht“ sich folglich den Weg des geringsten<br />

Strömungswiderstandes, Bild F 3.105.<br />

Sämtliche bisher behandelten Wirbelschichtzustände kann man, wenn von<br />

den Instabilitäten abgesehen wird, als stationäre Wirbelschichten bezeichnen.<br />

Hierbei ist die obere Schichtbegrenzung gegenüber dem darüber befindlichen<br />

Fluidraum noch deutlich ausgeprägt. Allerdings werden dabei<br />

einzelne <strong>Partikel</strong>n schon nach oben herausgeschleudert <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

auch mit der Fluidströmung abgeführt. Ob letztere vom Fluidstrom abtransportiert<br />

werden oder nicht, hängt letztlich vom Verhältnis der Schwebegeschwindigkeit<br />

der einzelnen <strong>Partikel</strong>n zur Fluidgeschwindigkeit ab. Solange<br />

die erstere größer als die letztere ist, werden die ausgestoßenen Einzelkörner<br />

wieder zurückfallen. Bei breiterer <strong>Partikel</strong>größenverteilung kann<br />

dieser Umstand für Klassierprozesse ausgenutzt werden, wenn der abzutrennende<br />

Feinkornanteil gering ist (klassierende Wirbelschicht).<br />

Wird die Schwebegeschwindigkeit aller <strong>Partikel</strong>n überschritten, so verschwindet<br />

die obere Schichtgrenze <strong>und</strong> das gesamte Gut wandert stark aufgelockert<br />

mit dem Fluidstrom (instationäre Wirbelschicht). Führt man bei<br />

sehr hohen Apparategrößen den ausgetragenen Feststoff wieder über eine<br />

Bypass-Leitung in die Wirbelschicht zurück, so erhält man eine sog. zirkulierende<br />

Wirbelschicht.<br />

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65


Für weitere Betrachtungen über die Bildung von Wirbelschichten eignen<br />

sich Diagramme, in denen der auf das Bettgewicht normierte Druckabfall als<br />

Funktion der Leerrohr-Fluidgeschwindigkeit dargestellt ist. Dies ist im Bild<br />

F 3.104 in Form der Abhängigkeit<br />

∆p<br />

⋅ A<br />

= f ( u)<br />

( 3.193)<br />

m ⋅ g<br />

s<br />

<strong>und</strong> gemäß Kretschmer zusätzlich mit der Wirbelschichtdichte<br />

ms<br />

ρ WS =<br />

A ⋅ h<br />

= f ( u)<br />

( 3.194)<br />

WS<br />

in einem linearen Diagramm geschehen – darüber hinaus ist auch noch eine<br />

Darstellung log ∆ p = f (log u)<br />

üblich.<br />

Beide Kennlinien des dimensionslosen Druckverlustes <strong>und</strong> der Wirbelschichtdichte<br />

enthalten charakteristische Punkte, die die Eigenschaften des<br />

Schüttgutes hinsichtlich erwünschter homogener Fluidisierung beschreiben:<br />

(1) Ruhende Schüttung mit der Schüttgutdichte ρb ≈ ρb,0.<br />

(2) Durchströmte Schüttung; Es erfolgt eine Umorientierung der <strong>Partikel</strong>n,<br />

wodurch sich die Schüttgutdichte auf ρb,max = ρWS,max erhöhen kann.<br />

(3) Lockerungspunkt mit der Leerrohrgeschwindigkeit uL <strong>und</strong> der Wirbelschichtdichte<br />

ρWS,L oder Porosität εL; Schwerkraft der Schüttung <strong>und</strong><br />

Strömungswiderstand befinden sich im Gleichgewicht.<br />

(4) Punkt des freien Fließens mit der Leerrohrgeschwindigkeit u * ; Hier<br />

liegt ein optimales Fluidisierungverhalten hinsichtlich verminderter Blasen-<br />

<strong>und</strong> Kanalbildung vor.<br />

(5) Zwischen Pkt. (5) <strong>und</strong> Pkt. (6) bleiben Wirbelschichtdichte <strong>und</strong> Druckverlust<br />

konstant. Es beginnt die Entmischung der Wirbelschicht.<br />

Der Wert des dimensionslosen Druckverlustes ist ein orientierendes Maß<br />

des Fluidisierungsgrades einer Wirbelschicht. Er gibt etwa den Gewichtsanteil<br />

der an der Wirbelschicht beteiligten Schüttgutmasse wieder.<br />

Bei kohäsiven Pulvern kann der dimensionslose Druckverlust etwas größer<br />

als 1 sein (hier im Bild F 3.104 nicht eingezeichnet, siehe Gln.( 3.154) <strong>und</strong> (<br />

3.192)), da die Haftkräfte FH zwischen den <strong>Partikel</strong>n <strong>und</strong> eine Wandreibungskraft<br />

FWR überw<strong>und</strong>en werden müssen:<br />

∆ = F − F + F + F / A = 1−<br />

ε ⋅ ρ − ρ ⋅ g ⋅ h + F + F /<br />

( ) ( ) ( ) ( ) A<br />

p G A WR H<br />

s f b WR H<br />

( 3.195)<br />

Unmittelbar im Anschluß zwischen (3) <strong>und</strong> (4) würde der dimensionslose<br />

Druckverlust auf den Wert von etwa 1 abfallen. Von jetzt ab befinden sich<br />

die von der Strömung auf die <strong>Partikel</strong>schicht ausgeübten Kräfte mit dem um<br />

den Auftrieb verminderten Gewicht im Gleichgewicht. Der Verlauf der<br />

Druckverlustkurve ist bei Verminderung der Fluidgeschwindigkeit durch<br />

eine Hysterese gekennzeichnet. Dies bedeutet, daß die Wirbelschicht in eine<br />

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66


uhende Schüttschicht mit der Wirbelschichtdichte ρWS,L oder Porosität εL<br />

übergeht; für grobe Abschätzungen siehe auch Gl.( 3.200).<br />

Der Neigungswinkel β der Wirbelschichtdichte-Kurve charakterisiert die<br />

Intensität der Fluidisierung. Ein großer Winkel, also steiler Abfall der<br />

Dichte-Kurve sowie hohe Expansionszahl κE Gl.( 3.197), kennzeichnen eine<br />

hohe Fluidisierungsintensität <strong>und</strong> eine hohe Wirbelschichthomogenität (re-<br />

ziproke FROUDE-Zahl, svw. Haftkraftmerkmal).<br />

2<br />

1 ε ⋅ dε<br />

⋅ g<br />

Ho = =<br />

( 3.196)<br />

Fr u<br />

2<br />

L<br />

Ein kleiner Wert für β bedeutet eine geringe Wirbelschichthomogenität<br />

infolge Kanal- oder Blasenbildung.<br />

Eine quantitative Beurteilung des Fluidisierungs- <strong>und</strong> Förderverhaltens<br />

feinkörniger Schüttgüter ist mit den nachfolgend erläuterten Kennzahlen<br />

möglich, die aus den charakteristischen Leerrohrgeschwindigkeiten <strong>und</strong><br />

Wirbelschichtdichten gebildet wurden. Die Expansionszahl κE kann als<br />

Druckverlustverhältnis interpretiert werden <strong>und</strong> ist<br />

2<br />

⎛ u L ⎞<br />

κ E = ⎜ ≤ 1 * ⎟<br />

( 3.197)<br />

⎝ u ⎠<br />

u* Wirbelgasgeschwindigkeit beim „freien“ Fließen ohne nennenswerte<br />

Änderung der Wirbelschichtdichte Bild F 3.104<br />

Bei geringen Haftkräften ist uL ≈ u* <strong>und</strong> damit κE ≈ 1. Treten Haftkräfte auf,<br />

muß u* > uL sein <strong>und</strong> die Wirbelschicht expandiert κE < 1 durch Porositäts-<br />

zunahme mitels Ausbildung feiner Strömungskanäle.<br />

Vergrößern sich diese infolge Überwindung größerer Haftkräfte, kann ebenfalls<br />

κ ≈ 1 sein. Allerdings liegen hier vergleichsweise höhere Lockerungsgeschwindigkeiten<br />

uL (svw. Strukturmerkmal) vor. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wird<br />

die Expansionszahl κE nach Gl.( 3.197) mit der Lockerungsgeschwindigkeit<br />

uL multipliziert. Um jedoch eine bessere Unterscheidungsmöglichkeit zu<br />

erhalten, wird in der Durchströmbarkeitszahl σD deren Quadrat verwendet:<br />

2 4 ∗2<br />

σ D = κE<br />

⋅ u L = u L / u<br />

( 3.198)<br />

Große σD bedeuten praktisch gute Durchströmbarkeit; kleine einen großen<br />

Druckanstieg bei der Festbettdurchströmung. σD spiegelt den spezifischen<br />

Energieeintrag (Dispergierwirkung) in ein Schüttgut wider. Eine leichte<br />

Durchströmbarkeit hat ihre Ursachen entweder in groben <strong>Partikel</strong>n oder in<br />

einer Kanalbildung auf Gr<strong>und</strong> der wirkenden Haftkräfte. Je geringer die<br />

Leerrohrgeschwindigkeit am Lockerungspunkt uL ist, desto feiner hat sich<br />

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67


Struktur der Durchströmungskanäle ausgebildet. Die Wirbelschichthomoge-<br />

nität wird besser <strong>und</strong> die Haftkräfte sind niedrig.<br />

Ein hohes Gashaltevermögen des Schüttgutes drückt sich ebenfalls in einer<br />

geringen Expansionszahl κE <strong>und</strong> leichte Durchströmbarkeit σD aus, siehe<br />

Abschnitt 3.5.3.<br />

Die Breite der <strong>Partikel</strong>größenverteilung des Wirbelgutes wird analog<br />

d95/d50 durch das Verhältnis des gewogenen Mittels der Masseverteilung<br />

(Index 3; das 3. Moment bewertet bevorzugt Grobes) zum SAUTER-Durchmessers<br />

dST = d-1,3 (bewertet bevorzugt Feines) berücksichtigt:<br />

d<br />

d<br />

1/<br />

3<br />

d ⎛ o<br />

⎞<br />

N<br />

1/<br />

3<br />

⎜ 3<br />

d q ( d)<br />

d(<br />

d)<br />

⎟ ⎛ 3 ⎞<br />

1/<br />

3<br />

3<br />

d<br />

( M ) ⎜ ∫ ⋅<br />

⎟ ⎜∑<br />

m,<br />

i ⋅ µ 3,<br />

i ⎟<br />

3,<br />

3 3,<br />

3 ⎝ du<br />

⎠ ⎝ i=<br />

1<br />

= =<br />

=<br />

⎠<br />

−1<br />

−1<br />

1<br />

( M ) d<br />

N<br />

−<br />

ST<br />

o<br />

−1,<br />

3 ⎛<br />

⎞ ⎛<br />

1<br />

1 ⎞<br />

⎜ −<br />

−<br />

d ⋅ q ( d)<br />

d(<br />

d)<br />

⎟ ⎜ d<br />

3<br />

m,<br />

i ⋅ µ 3,<br />

i ⎟<br />

⎜ ∫<br />

∑<br />

⎟ ⎝ i=<br />

1 ⎠<br />

du<br />

⎝<br />

dm,i mittlerer Klassendurchmesser<br />

µ Masseanteil der i-ten Klasse<br />

3,<br />

i<br />

⎠<br />

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≥ 1<br />

( 3.199)<br />

i <strong>Partikel</strong>größenklasse<br />

Der Vergleich der Durchströmbarkeitszahl σD mit dem SAUTER-Durchmesser<br />

dST <strong>und</strong> dem <strong>Partikel</strong>größenverhältnis d3,3/dST liefert eindeutige Aussagen<br />

zwischen haftkraft- <strong>und</strong> partikelgrößenbedingter Durchströmbarkeit.<br />

1) Eine geringe Durchströmbarkeit σD bei geringem SAUTER-Durchmesser<br />

dST <strong>und</strong> großer Verteilungsbreite d3,3/dST bringt den Effekt der<br />

Einlagerung von feinen <strong>Partikel</strong>n in die Porenräume des Grobkorngerüstes<br />

zum Ausdruck.<br />

2) Eine geringe Durchströmbarkeit σD bei mittlerem SAUTER-<br />

Durchmesser dST <strong>und</strong> geringer Verteilungsbreite d3,3/dST zeigt relativ geringe<br />

Haftkräfte <strong>und</strong> die Ausbildung feiner Poren (Kanäle) an.<br />

3) Bei großer Durchströmbarkeit σD, großem SAUTER-Durchmesser dST<br />

<strong>und</strong> großer Verteilungsbreite d3,3/dST liegt immer ein grobes Schüttgut<br />

vor.<br />

Der mögliche Arbeitsbereich wird außerdem durch das Verhältnis der Wirbelschichtdichten<br />

ρWS/ρWS,max abgegrenzt.<br />

Der Punkt der maximalen Schüttgut- bzw. Wirbelschichtdichte (2) <strong>und</strong> der<br />

Punkt des freien Fließens (4) begrenzen den möglichen Arbeitsbereich einer<br />

pneumatischen Fließ- oder Dichtstromförderung, innerhalb dessen<br />

eine homogene Fluidisierung <strong>und</strong> Fließförderung möglich ist, siehe Bilder F<br />

3.104 <strong>und</strong> F 3.106 nach Kretschmer:<br />

1) ausreichende Feinheit der <strong>Partikel</strong>n: dST ≤ 60 µ m<br />

2) ausreichend breite <strong>Partikel</strong>größenverteilung: d3 , 3 dST<br />

> 3<br />

3) große Expansionszahl: 0, 18 E 1 ≤ κ ≤<br />

68


4) kleine Durchströmbarkeitszahl:<br />

σ D<br />

2 2<br />

≤ 0,<br />

3 cm / s<br />

5) ausreichender Dichtebereich: ρ ρ ≥ 0,<br />

60<br />

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WS<br />

WS,<br />

max<br />

Liegt die Leerrohrgeschwindigkeit am Pkt. (4) bei u* < 2 cm/s, dann ist das<br />

Schüttgut stetig förderbar, wobei der Förderrohrdurchmesser D > 10 mm<br />

sein muß. Bei 2 cm/s < u* < 3,5 cm/s muß D > 25 mm sein <strong>und</strong> für u* > 3,5<br />

cm/s müssen Homogenisierungshilfen eingesetzt werden. Eine Fließförderung<br />

ist nicht mehr möglich. Dann kann nur noch eine Pfropfenförderung<br />

realisiert werden.<br />

Die für den Übergang in den Wirbelschichtzustand kennzeichnende PorositätεL<br />

läßt sich für viele Systeme angenähert durch nachfolgende Beziehungen<br />

bestimmen /3.50/:<br />

1 1−<br />

ε L ≈14<br />

oder ≈ 11<br />

( 3.200)<br />

3<br />

2 3<br />

ψ ⋅ε<br />

ψ ⋅ε<br />

A<br />

L<br />

A<br />

L<br />

Der Übergang in den fluidisierten Zustand am Lockerungspunkt ist durch<br />

das folgende Kräftegleichgewicht bestimmt:<br />

( 1−<br />

ε )<br />

Eu ⋅ ρ ⋅ u ⋅ h ⋅<br />

∆ p =<br />

⋅<br />

f<br />

2<br />

L L<br />

3<br />

dST<br />

⋅ εL<br />

L =<br />

h<br />

( FG<br />

− FA<br />

) / A = ( 1−<br />

εL<br />

) ⋅ ( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅ g L<br />

hL Schichthöhe am Wirbelpunkt ( 3.201)<br />

εL Porosität am Wirbelpunkt, F 3.104<br />

Daraus erhält man unter Berücksichtigung der ERGUN-Gl.( 3.190) für die<br />

Lockerungsgeschwindigkeit uL:<br />

1−<br />

ε<br />

= 42,<br />

9 ⋅<br />

d<br />

η ⎡<br />

⋅ ⋅ ⎢ 1+<br />

3,<br />

1⋅10<br />

ρf<br />

⎣⎢<br />

ε<br />

( ρ − ρ )<br />

⋅ ρ<br />

η<br />

u L<br />

L<br />

ST<br />

3<br />

−4<br />

L ⋅<br />

2 ( 1−<br />

εL<br />

)<br />

⋅ s f f<br />

2<br />

⋅ d<br />

3<br />

ST<br />

⋅ g ⎤<br />

−1⎥<br />

⎥⎦<br />

( 3.202)<br />

oder für den Bereich, in dem die Zähigkeitskräfte für den Durchströmungs-<br />

widerstand überwiegen:<br />

( ρ − ρ )<br />

3<br />

2<br />

1 εL<br />

s f ⋅ dST<br />

⋅ g<br />

u L = ⋅ ⋅<br />

für ReL < 20 ( 3.203)<br />

150 1−<br />

ε η<br />

L<br />

oder für den Bereich, in dem die Trägheitskräfte vorherrschen:<br />

u<br />

1<br />

( ρ − ρ )<br />

⋅ d<br />

⋅ g<br />

3 s f ST<br />

L = ⋅ εL<br />

⋅<br />

für ReL > 1000 ( 3.204)<br />

1,<br />

75 ρf<br />

Theoretisch erstreckt sich der Wirbelschichtbereich von der Lockerungsge-<br />

schwindigkeit uL bis zur Schwebegeschwindigkeit der Einzelpartikeln, die<br />

dem Betrage nach mit der stationären Sinkgeschwindigkeit entweder im<br />

STOKES-Bereich der laminaren <strong>Partikel</strong>umströmung Re < 1 Gl.(4.44)<br />

MVT_e_4.doc - Sinkgeschwindigkeit_STOKES<br />

69


( ρ − ρ )<br />

2<br />

s f ⋅ d ⋅ g<br />

u L ≈ vs<br />

=<br />

( 3.205)<br />

18 ⋅ η<br />

oder im NEWTON-Bereich 10 3 < Re < Rec = 2⋅10 5 der turbulenten <strong>Partikel</strong>-<br />

umströmung Gl.(4.45) MVT_e_4.doc - Sinkgeschwindigkeit_NEWTON<br />

u<br />

v<br />

3<br />

( ρ − ρ )<br />

⋅ d ⋅ g<br />

s f<br />

L ≈ s = ⋅<br />

( 3.206)<br />

ρf<br />

weitestgehend übereinstimmt.<br />

Das Ende der Druckverlustkurve der Schicht im Bild F 3.104 trifft theore-<br />

tisch auf die des leeren Rohres bzw. Schachtes ⇒ s. Druckverlust der Flug-<br />

förderung in pneumatischen Senkrecht-Fördereinrichtungen.<br />

Davon ausgehend soll nun das Durchströmungsproblem einer<br />

<strong>Partikel</strong>schüttung gemäß der 2. Modellvorstellung Abschnitt 3.5.1 als<br />

Umströmung aller <strong>Partikel</strong>n in einem Wirbel- oder Festbett behandelt<br />

werden (O. MOLERUS: Principles of Flow in Disperse Systems, Chapman<br />

& Hall 1993, p. 10). NP gleichgroße kugelförmige <strong>Partikel</strong>n haben daher<br />

einen Druckverlust ∆p, der sich aus des Widerstandskraft der Einzelpartikeln<br />

FW,P, siehe Gl.(4.10) MVT_e_4.doc - cW wie folgt zusammensetzt:<br />

∆ p ⋅ A = N ⋅<br />

( 3.207)<br />

P FW<br />

, P<br />

Die <strong>Partikel</strong>anzahl im Festbett der Höhe hb ist mit dem Feststoffvolumenanteil<br />

(1-ε)<br />

V A ⋅ h b<br />

N P = ( 1−<br />

ε)<br />

⋅ = ( 1−<br />

ε)<br />

⋅<br />

( 3.208)<br />

3<br />

V π / 6 ⋅ d<br />

P<br />

Es wird eine Festbett-EULER-Zahl EuB abweichend von Gl.( 3.187) als dimensionslose<br />

Druckverlust-Kennzahl mit dem<br />

<strong>Partikel</strong>umströmungswiderstand FW,P <strong>und</strong> der charakteristischen Porenströmungsgeschwindigkeit<br />

uε als <strong>Partikel</strong>anströmungsgeschwindigkeit nach Gl.(<br />

3.171) definiert:<br />

FW<br />

, P / A P<br />

cW<br />

≡ Eu B =<br />

( 3.209)<br />

2<br />

ρ / 2 ⋅ u<br />

f<br />

ε<br />

Mit den Gln.( 3.207) <strong>und</strong> ( 3.208) folgt<br />

( ) ( ) 2<br />

3<br />

2 ⋅ FW<br />

, P<br />

2 ⋅ ∆p<br />

⋅ π / 6 ⋅ d<br />

Eu B =<br />

= 2<br />

2<br />

A P ⋅ N P ⋅ ρf<br />

⋅ u ε π / 4 ⋅ d ⋅ 1−<br />

ε ⋅ h b ⋅ ρf<br />

⋅ u / ε<br />

2<br />

4 ∆p<br />

d ε<br />

Eu B = ⋅ ⋅ ⋅<br />

( 3.210)<br />

2<br />

3 ρ ⋅ u h 1−<br />

ε<br />

f<br />

b<br />

Mit dem Druckverlust am Lockerungspunkt Gl.( 3.201) ergibt sich die<br />

EULER-Zahl für die Wirbelschicht,<br />

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70


4 ρ − ρ d ⋅ g<br />

Eu ε<br />

s f<br />

2<br />

WS = ⋅ ⋅ ⋅ , ( 3.211)<br />

2<br />

3 ρf<br />

u<br />

wobei als charakteristische <strong>Partikel</strong>größe d entsprechend den obigen Mo-<br />

dellannahmen der SAUTER-Durchmesser dST oberflächengleichwertiger<br />

Kugeln eingesetzt werden sollte. Man beachte die Plausibilität dieser Wirbelschicht-EULER-Zahl,<br />

d.h., der Grenzwert für ε→1 muß lim Eu WS = cW<br />

<strong>und</strong> auch<br />

4<br />

( 1−<br />

ε)<br />

⋅ h<br />

⋅ F<br />

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2 ⋅ F<br />

ε →1<br />

lim Eu WS<br />

ε→1<br />

= ⋅<br />

3 ρf<br />

2<br />

WS W,<br />

P<br />

W,<br />

P<br />

⋅ ⋅ =<br />

=<br />

2<br />

3<br />

2<br />

2<br />

⋅ u ⋅ π / 6 ⋅ d h WS 1−<br />

ε ρf<br />

⋅ u ⋅ π / 4 ⋅ d<br />

ergeben. Gl.( 3.211) umgestellt liefert die Anströmgeschwindigkeit u<br />

u<br />

4⋅<br />

( ρ − ρ )<br />

f<br />

⋅ ε ⋅d<br />

⋅ Eu<br />

WS<br />

d<br />

2<br />

= s f<br />

ST<br />

( 3.212)<br />

3⋅<br />

ρ<br />

⋅g<br />

Für die allgemeine Durchströmungsbedingung Re < 10 4 wurde von MOLE-<br />

RUS (..., p. 27) für kugelförmige <strong>Partikel</strong> experimentell gef<strong>und</strong>en<br />

ε<br />

2<br />

1,<br />

5<br />

24 ⎪⎧<br />

⎡d<br />

1 ⎛ d ⎞ ⎤⎪⎫<br />

4 ⎪⎧<br />

⎛ d ⎞ ⎪⎫<br />

d 0,<br />

907<br />

Eu WS = ⋅ ⎨1<br />

+ 0,<br />

341⋅<br />

⎢ + ⋅⎜<br />

⎟ ⎥⎬<br />

+ ⋅ ⎨1<br />

+ 0,<br />

07 ⋅⎜<br />

⎟ ⎬ + 0,<br />

4 + ⋅ 0,<br />

1<br />

Re ⎪⎩ ⎢⎣<br />

a 2 ⎝ a ⎠ ⎥⎦<br />

⎪⎭<br />

Re ⎪⎩ ⎝ a ⎠ ⎪⎭<br />

a Re<br />

mit dem ( 3.213)<br />

⇒ 24 ⋅ { ... } Re<br />

ersten laminaren Widerstandsterm,<br />

⇒ 4<br />

Re<br />

Übergangsterm <strong>und</strong> dem<br />

⇒ 0,4 + ... Widerstandsterm für turbulente Durchströmung,<br />

die der <strong>Partikel</strong>umströmung, siehe Abschnitt Gl.(4.14) MVT_e_4.doc - Wi-<br />

derstandsbeiwert_kaskas, entsprechen. Der laminare Umströmungswider-<br />

stand von glatten Kugeln setzt sich übrigens aus 2/3 viskosem Reibungswi-<br />

derstand <strong>und</strong> 1/3 Druckwiderstand zusammen:<br />

2<br />

⎪⎧<br />

⎡2<br />

d 1 ⎛ d ⎞ ⎤⎪⎫<br />

Eu ⋅ Re = 24⋅<br />

⎨1<br />

+ k exp, lam ⋅ ⎢ ⋅ + ⋅⎜<br />

⎟ ⎥⎬<br />

für Re


Mit einem einfachen Würfelzellenmodell erhält man entsprechend Abschnitt<br />

1.3 Gl.(1.102) MVT_e_1.doc - a_phis für das <strong>Partikel</strong>größen-Abstands-<br />

verhältnis im allgemeinen Fall:<br />

Zur Verdeutlichung soll folgendes einfaches Würfelzellenmodell dienen:<br />

l = d + 2 ⋅ a / 2<br />

Vs<br />

π ⋅ d<br />

ϕ s = =<br />

V 6 ⋅ l<br />

3<br />

3<br />

π ⋅ d<br />

=<br />

6 ⋅<br />

3<br />

( ) 3<br />

d + a<br />

Mit einem relativen <strong>Partikel</strong>abstand ka analog einer KNUDSEN-Zahl<br />

k a = a / d<br />

( 3.215)<br />

<strong>und</strong> einer dem kubischen Packungsmodell monodisperser Kugeln entspre-<br />

chenden maximalen Packungsdichte ϕs,max = π/6 = 0,5326 erhält man<br />

ϕ<br />

( ) 3<br />

s,<br />

max<br />

ϕ s =<br />

bzw. ( 3.216)<br />

1+ k a<br />

ϕs,<br />

max<br />

= −1<br />

oder ( 3.217)<br />

ϕ<br />

k 3<br />

a<br />

d<br />

a<br />

=<br />

1<br />

k<br />

a<br />

s<br />

⎡<br />

= ⎢<br />

⎢⎣<br />

3<br />

ϕ<br />

s,<br />

max<br />

ϕ<br />

s<br />

⎤<br />

−1⎥<br />

⎥⎦<br />

−1<br />

=<br />

3<br />

3<br />

1−<br />

ε<br />

3 ( 1−<br />

ε)<br />

−<br />

max<br />

1−<br />

ε<br />

Für die Wirbelschichtdurchströmung hat MOLERUS<br />

( 1−<br />

ε)<br />

= 0,<br />

9<br />

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( 3.218)<br />

3 ϕ 3<br />

s , max =<br />

max d.h. (1-ε)max = 0,729 ( 3.219)<br />

gewählt, so daß in Gl. ( 3.213) einzusetzen ist:<br />

⎛ d ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ a ⎠<br />

0,<br />

9<br />

=<br />

0,<br />

9<br />

3<br />

1−<br />

ε<br />

−<br />

3<br />

1−<br />

ε<br />

( 3.220)<br />

Diese Beziehung ( 3.213) läßt sich auch für den Druckverlust von mehr oder<br />

weniger gesättigten Suspensionen verwenden, wobei hier aber die REY-<br />

NOLDS-Zahl mit der Relativgeschwindigkeit zwischen Fluid <strong>und</strong> den Parti-<br />

keln gebildet wird:<br />

Re = u − v ⋅ d ⋅ρ<br />

/ η = u − v ⋅ d / ν<br />

( 3.221)<br />

Tr<br />

ST<br />

l<br />

l<br />

ST<br />

Außerdem sollen hier auch die Gleichungen für die Durchströmung eines<br />

Festbettes angegeben werden:<br />

2<br />

1,<br />

5<br />

24 ⎪<br />

⎧ ⎡d<br />

1 d ⎪<br />

⎫<br />

⎛ ⎞ ⎤ 4 ⎪⎧<br />

⎛ d ⎞ ⎪⎫<br />

⎛ d ⎞ 0,<br />

891<br />

Eu B = ⋅ ⎨1<br />

+ 0,<br />

692⋅<br />

⎢ + ⋅⎜<br />

⎟ ⎥ ⎬ + ⋅⎨1<br />

+ 0,<br />

12⋅<br />

⎜ ⎟ ⎬ + 0,<br />

4 + ⎜ ⎟ ⋅ 0,<br />

1<br />

Re ⎪⎩<br />

⎢⎣<br />

a 2 ⎝ a ⎠ ⎥⎦<br />

Re ⎪⎩ ⎝ a ⎠<br />

0,<br />

95 ⎪⎭<br />

0,<br />

95 ⎪⎭ ⎝ a ⎠0,<br />

95 Re<br />

( 3.222)<br />

Die maximale Packungsdichte wird angenommen mit<br />

( 1−<br />

ε)<br />

= 0,<br />

95<br />

3 ϕ 3<br />

s , max =<br />

max d.h. (1-ε)max = 0,8574 ( 3.223)<br />

l<br />

72


Eu<br />

B<br />

⎛ d ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ a ⎠<br />

0,<br />

95<br />

=<br />

3<br />

0,<br />

95<br />

1−<br />

ε<br />

−<br />

3<br />

1−<br />

ε<br />

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( 3.224)<br />

Für stärkere Abweichungen von der Kugelform erhöht sich der Widerstand:<br />

⎪<br />

⎧<br />

2<br />

24<br />

⎡d<br />

1 ⎛ d ⎞ ⎤<br />

= ⋅ ⎨1<br />

+ 0,<br />

685⋅<br />

⎢ + ⋅<br />

2<br />

⎜ ⎟ ⎥<br />

k ⋅ Re ⎪⎩<br />

⎢⎣<br />

a 2 ⎝ a ⎠ ⎥⎦<br />

⎪<br />

⎫<br />

⎬ +<br />

⎪⎭<br />

k<br />

4 ⎪⎧<br />

⎛ d ⎞<br />

⋅ ⎨1<br />

+ 0,<br />

289⋅<br />

⎜ ⎟<br />

⋅ Re ⎪⎩ ⎝ a ⎠<br />

⎪⎫<br />

⎬ +<br />

⎪⎭<br />

73<br />

⎧ ⎛ d ⎞<br />

⋅ ⎨0,<br />

4 + 0,<br />

514⋅<br />

⎜ ⎟<br />

⎩ ⎝ a ⎠<br />

1,<br />

5<br />

ψ<br />

0,<br />

95 ψ<br />

0,<br />

95 ψ<br />

0,<br />

95<br />

kψ<br />

1,<br />

5<br />

1<br />

k<br />

( 3.225)<br />

<strong>Partikel</strong>formfaktor nach Gl.(4.47) MVT_e_4.doc - Formkorrektur<br />

Vor allem Wirbelschichten mit Gasen als Fluid werden wegen ihrer mannigfaltigen<br />

Vorteile heute in der Verfahrenstechnik verbreitet angewendet:<br />

- Bei mechanischen Prozessen nutzt man ihre intensive Mischwirkung<br />

<strong>und</strong> z.T. auch ihre Klassierwirkung aus,<br />

- bei thermischen Prozessen vor allem den intensiven Wärme- <strong>und</strong> Stoffübergang<br />

beim Wärmeübertragen, beim Trocknen, bei der Adsorption,<br />

- Schließlich haben sie umfangreiche Bedeutung für die Reaktionstechnik<br />

(katalytische Gas-Feststoff-Reaktionen) wobei die intensive Durchmischung<br />

gleichmäßige Temperaturen über das Volumen hinweg gewährleistet.<br />

- Der fluidisierte Zustand kann auch hinsichtlich der Prozeßsteuerung vorteilhaft<br />

sein (leichterer Feststofftransport durch den Prozeßraum, Förderung<br />

<strong>und</strong> Automatisierbarkeit).<br />

⎫<br />

⎬<br />


3.5.3 Entlüftungsverhalten<br />

Wird ein Schüttgut von Luft durchströmt, kann es beim Erreichen des Wir-<br />

belpunktes fluidisiert werden. Das Fließverhalten einer solchen Wirbel-<br />

schicht läßt sich nahezu wie das eines viskosen Fluids (NEWTONsche Flüssigkeit)<br />

beschreiben. Der umgekehrte Prozeß von einer Fluidisation zum<br />

Erreichen des Fließverhaltens einer Schüttung (COULOMB-Reibung) stellt<br />

die Entlüftung dar.<br />

Eine Ausnahme stellen dabei sehr kohäsive Schüttgüter dar, die sich hinsichtlich<br />

ihres Fluidisationsverhaltens in die Gruppe C der Einteilung nach<br />

Geldart /20/ F 3.105 einordnen würden, da diese Materialien extrem schwierig<br />

zu fluidisieren sind. In erster Linie bilden sich bei Schüttgütern der<br />

Gruppe C Kanäle, durch die die Luft entweicht, <strong>und</strong> eine Fluidisierung tritt<br />

nicht ein.<br />

In dem betrachteten Fall, daß ein Austraggerät aus einem Einfülltrichter in<br />

eine pneumatische Förderanlage dosieren soll, gibt es an zwei Stellen die<br />

Möglichkeiten, eine Fluidisierung des Schüttgutes zu erreichen.<br />

1. Eine Variante ist, daß Luft durch das Schüttgut im Austraggerät strömt<br />

<strong>und</strong> es versucht zu fluidisieren. Da aber die Ausdehnung des Materials<br />

Voraussetzung dafür ist, ist eine Fluidisierung des Materials in diesem<br />

Fall nicht denkbar. Durch die räumliche Begrenzung des Schüttgutes im<br />

Austraggerätekanal kann die Porosität durch die Luftdurchströmung nicht<br />

verändert werden.<br />

2. Die zweite Möglichkeit resultiert aus der pneumatischen Befüllung eines<br />

Vorratsbunkers. Von dort kann bei zu geringer Verweilzeit (z.B. Kernfluß,<br />

d.h. Kurzschlußströmung) fluidisiertes Material in den Einfülltrichter<br />

des Dosierers gelangen.<br />

3. Außerdem kann allein durch die Strömung beim Befüllen des Einfülltrichters<br />

aus dem Vorratsbunker das Material so mit Luft angereichert<br />

werden, daß es zu einer Fluidisierung kommt.<br />

Da auf Gr<strong>und</strong> der fehlenden Wandreibung von fluidisiertem Material das<br />

Förderprinzip der Austraggeräte unwirksam ist, muß die minimale Verweilzeit<br />

im Trichter abgeschätzt werden können, die das Schüttgut zum Entlüften<br />

benötigt. Im Einfülltrichter muß durch richtige Wahl des minimalen<br />

Füllstandes gewährleistet sein, solange "altes", bereits entlüftetes Schüttgut<br />

ausgetragen wird, bis sich das darüber befindliche Material entlüftet hat.<br />

Die ersten umfangreichen Betrachtungen zum Entlüftungsverhalten wurden<br />

von Johanson <strong>und</strong> Jenike /21/ durchgeführt. Aus einer Gleichgewichtsbetrachtung<br />

an einer Schüttgutscheibe der Dicke dz ergibt sich aus der Kontinuitätsgleichung<br />

für die Gasströmung, daß die zeitliche Änderung der gespeicherten<br />

Luftmenge im Volumenelement genauso groß wie die Änderung<br />

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74


des Massestromes der Luft durch das Volumenelement sein muß, vgl. Bild<br />

3.28:<br />

a) Kontinuitätsgleichung der Gasströmung<br />

Gasströmung aus dem Volumenelement<br />

�<br />

= m�<br />

+ dm�<br />

= ρ ⋅ A ⋅ u ⋅ d ρ ⋅ A ⋅ u<br />

Bild 3.27: Gasströmung durch das Volumenelement<br />

b) Kräftegleichgewicht<br />

Bild 3.28: Kräftebilanzierung an einer Schüttgutscheibe<br />

( dm )<br />

∂<br />

∂t<br />

� � −<br />

f = mf<br />

, 2 − mf<br />

, 1 = dmf<br />

�<br />

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( 3.226)<br />

Setzt man die Größen ein, die im Bild 3.28 aufgeführt werden, ergibt sich:<br />

∂<br />

∂<br />

( ρ ⋅ ε ⋅ A ⋅ dz)<br />

∂t<br />

( ρ ⋅ A u)<br />

f = −d<br />

f ⋅<br />

( ρ ⋅ ε)<br />

∂(<br />

ρ ) ∂(<br />

ε)<br />

∂(<br />

ρ ⋅ u)<br />

f<br />

∂t<br />

mf , 1 f , 2 f f<br />

f<br />

= ε<br />

f<br />

∂t<br />

+ ρ<br />

f<br />

⋅<br />

∂t<br />

= −<br />

f<br />

∂z<br />

( 3.227)<br />

( 3.228)<br />

Setzt man nun die Gültigkeit des idealen Gasgesetzes bei einer konstanten<br />

Temperatur voraus, so sind der Porengasdruck p <strong>und</strong> die Dichte der Luft ρf<br />

einander proportional. Außerdem kann die Änderung der Porosität ∂ ε durch<br />

die Änderung der Schüttgutdichte beschrieben b ρ ∂ werden. Unter diesen<br />

Voraussetzungen ergibt sich:<br />

( u ⋅ p)<br />

∂p<br />

p ∂ρb<br />

d<br />

ε ⋅ − ⋅ + = 0<br />

( 3.229)<br />

∂t<br />

ρ ∂t<br />

dz<br />

b<br />

dm<br />

dm<br />

b<br />

f<br />

�<br />

= ρb<br />

⋅ A ⋅ dz<br />

= ρ ⋅ ε ⋅ A ⋅ dz<br />

mf , 2 f<br />

f<br />

= ρ<br />

( σ + d σ)<br />

+ ( p + dp)<br />

τ<br />

dmb / A = ρ b ⋅ g ⋅ dz<br />

τ<br />

σ +<br />

p<br />

⋅ A ⋅ u<br />

dz<br />

( )<br />

z<br />

τ = tan ϕW<br />

⋅ λ ⋅ σ<br />

75


Die Gl.( 3.229) enthält drei voneinander abhängige Variablen p, ρ b <strong>und</strong> u<br />

die miteinander durch weitere Gleichungen verknüpft werden müssen.<br />

� Für laminare Durchströmung kann die Geschwindigkeit u, z.B. mit Gl.(<br />

3.155), durch den Druckverlust dp / dz beschrieben werden.<br />

� Weiterhin kann die Schüttgutdichte in Abhängigkeit von der Verfestigungsspannung<br />

dargestellt werden, z.B. Gl.( 3.133).<br />

Das Kräftegleichgewicht der betrachteten Schüttgutscheibe ergibt den Gesamtdruck<br />

als Summe aus Normalspannung des Schüttgutes (svw. Vertikaldruck)<br />

σ, Fluiddruck p, Reibungswiderstand der <strong>Partikel</strong>schicht an der<br />

Wand <strong>und</strong> Schüttgutgewicht, siehe Bild 3.28:<br />

µ W λ<br />

σ + dp − ⋅ σ ⋅ dz + ρ ⋅ g ⋅ dz = 0<br />

( 3.230)<br />

A / U<br />

d b<br />

Das Horizontaldruckverhältnis λ (Druckanisotropiekoeffizient), siehe Schüttec_4.doc<br />

- Horizontaldruckverh_Wandreib, wird in der Rechnung vereinfachend<br />

als konstant angenommen.<br />

Johanson <strong>und</strong> Jenike /21/ lösen die beiden Gleichungen mit Hilfe der Differenzen-Methode.<br />

Es ist unschwer zu erkennen, daß das einen relativ hohen<br />

Rechenaufwand erfordert, da für jede konkrete Anwendung die Differentialgleichungen<br />

erneut gelöst werden müssen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der aufwendigen Berechnung versuchen mehrere Autoren /22/,<br />

/23/, /24/ unter bestimmten Voraussetzungen einfachere Lösungen zu finden.<br />

Kirby /24/ entwickelte ein Modell der Porenluftdruckänderung, das die<br />

Entlüftung während des pneumatischen Befüllvorganges bei Vernachlässigung<br />

der Wandreibung beschreibt.<br />

∂ ∂ ⎡ ∂p<br />

⎤ d∆σ<br />

= C * +<br />

t z * ⎢<br />

⋅<br />

∂ ∂ ⎣ ∂z<br />

* ⎥<br />

⎦ dt<br />

p ges<br />

Die Koordinate ist hier auf den reinen Feststoff bezogen:<br />

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( 3.231)<br />

∂ z* = ( 1−<br />

ε)<br />

⋅ ∂z<br />

( 3.232)<br />

Er setzt konstante Permeabilität (konstante Durchströmungsbedingungen)<br />

<strong>und</strong> lineare Kompressibilität (siehe Gl.( 3.246)) voraus. Damit kann ein<br />

Verfestigungkoeffizient C* (siehe auch Gl.( 3.245)) aus der eckigen Klammer<br />

herausgezogen werden.<br />

2 ( 1−<br />

ε)<br />

CV<br />

C* = ⋅<br />

( 3.233)<br />

d∆σges = d∆ (σ+p) ist ein Gesamtdruckinkrement mit den Anteilen<br />

<strong>Partikel</strong>gerüstdruck σ <strong>und</strong> Porengasdruck p während des Befüllens, wobei<br />

für den zeitlichen Zuwachs des <strong>Partikel</strong>gerüstdruckes σ auch gilt:<br />

∂σ<br />

∂σ<br />

=<br />

∂t<br />

∂t<br />

ges<br />

∂p<br />

−<br />

∂t<br />

( 3.234)<br />

76


Bild 3.29: Spannungsverteilung über die<br />

Tiefe<br />

Dieser wird in der Bodenmechanik gemäß<br />

TERZAGHI auch als effektive, d.h. wirk- p σ<br />

same (svw. tragende!), Spannung σ´ ≡ σ<br />

σges<br />

bezeichnet, da er den Scherwiderstand Z = 1<br />

durch <strong>Partikel</strong>haftung <strong>und</strong> –reibung<br />

(COULOMB-Reibung) erzeugt. Während der Befüllung liegt das Schüttgut<br />

fluidisiert vor, d.h. der Porendruck p = σges entspricht dem Gesamtdruck<br />

<strong>und</strong> somit ist der <strong>Partikel</strong>gerüstdruck σ = 0. Durch Porengasströmung nimmt<br />

p ab <strong>und</strong> das <strong>Partikel</strong>gerüst beginnt zu tragen, d.h. σ steigt. Nach abgeschlossener<br />

Entgasung <strong>und</strong> Übergang in den Schüttgutzustand ist p ≈ 0 <strong>und</strong><br />

somit wird σges ≈ σ.<br />

Die obige partielle Differentialgleichung ( 3.231) wird für normierte, feststoff-bezogene<br />

Größen,<br />

Höhe: Z = z * / H * mit ( 3.235)<br />

H* = ( 1−<br />

ε)<br />

⋅ H<br />

( 3.236)<br />

Zeit:<br />

Porengasdruck:<br />

* 2<br />

vs<br />

⋅ t<br />

T = ( 3.237)<br />

C *<br />

vs* = dz*/dt Befüllgeschwindigkeit ≈ const.<br />

p<br />

P = ( 3.238)<br />

ρ ⋅ g ⋅ H *<br />

s<br />

mittels Differenzenmethode für die Randbedingungen<br />

(1) einseitig, d.h. Oberteil durchlässig, <strong>und</strong>urchlässiger Boden,<br />

(2) beidseitig, d.h. Boden <strong>und</strong> Oberteil durchlässig<br />

numerisch gelöst /24/.<br />

Der Porenluftdruck am Ende der Befüllung ist dann geringer als bei isostatischen<br />

Verhältnissen. Die weitere Entlüftung muß dann nach /21/, /22/, /23/<br />

oder /25/ mit dem verringerten Porenluftdruck als Startbedingung berechnet<br />

werden.<br />

Murfitt <strong>und</strong> Bransby /22/ vernachlässigen als Vereinfachung den Einfluß der<br />

Wandreibung <strong>und</strong> des Befüllvorganges sowie die Abnahme der Füllhöhe H<br />

während der Entlüftung (gilt für sehr schnelles Befüllen <strong>und</strong> geringe Abnahme<br />

der Füllhöhe H (geringe Setzung während der Entlüftung) <strong>und</strong> setzen<br />

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0<br />

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P = 1<br />

77


isostatische Verhältnisse voraus, pv = ρ b ⋅g⋅z. Die obige Differentialglei-<br />

chung ( 3.231) wird wie folgt vereinfacht angewandt:<br />

∂p<br />

= C<br />

∂t<br />

CV<br />

V<br />

2<br />

∂ p<br />

⋅ 2<br />

∂z<br />

Koeffizient der Verfestigung in m 2 /s, siehe Gl.( 3.245)<br />

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( 3.239)<br />

Für eine anfänglich lineare Porendruckverteilung in die Tiefe z der<br />

<strong>Partikel</strong>schichten<br />

( z,<br />

t 0)<br />

= p ⋅ z / H<br />

p t 0<br />

pt=0<br />

= = <strong>und</strong> ( 3.240)<br />

Druckkonstante, Bezugswert des Porenluftdruckes<br />

( z 0,<br />

t)<br />

0<br />

p = =<br />

( 3.241)<br />

fanden Murfitt <strong>und</strong> Bransby /22/ als Lösung mit Hilfe der Fourierreihenentwicklung<br />

für einseitige Randdurchlässigkeit (1):<br />

⋅ ⎛ ⋅ π ⎞ ⎛ ⋅ π ⋅ ⎞ ⎛ ⎞<br />

= ∑ ⋅ ⎜ ⎟ ⋅ ⎜ ⎟ ⋅ ⎜<br />

⎜−<br />

⋅ ⎟<br />

⋅ π ⎝ ⎠ ⎝ ⋅ ⎠ ⎝ ⎠<br />

∞ 8 pt<br />

= 0 i i z<br />

2 t<br />

p sin sin exp i<br />

( 3.242)<br />

2 2<br />

i=<br />

1 i<br />

2 2 H<br />

t 37<br />

<strong>und</strong> für beidseitige Randpermeabilität (2)<br />

( ) ⎟ ⋅<br />

⎛ ⋅ π ⋅ ⎞ ⎛ ⎞<br />

= ∑ − ⋅ ⋅ π ⋅ ⎜ ⎟ ⋅ ⎜<br />

⎜−<br />

⋅<br />

⋅ π<br />

⎝ ⋅ ⎠ ⎝ ⎠<br />

∞ 4 pt<br />

= 0<br />

i z<br />

2 t<br />

p cos i sin exp i<br />

( 3.243)<br />

i=<br />

1 i<br />

2 H<br />

t 37<br />

mit dem Kinetik- bzw. Zeitparameter t37<br />

t<br />

37<br />

2<br />

4 ⋅ H<br />

= 2<br />

( 3.244)<br />

π ⋅ C<br />

V<br />

<strong>und</strong> dem Koeffizienten der Verfestigung:<br />

C<br />

kb<br />

k<br />

b<br />

V = ( 3.245)<br />

k V + ε / ( pü<br />

+ p0<br />

)<br />

Permeabilität des Schüttgutes nach Darcy<br />

Da es immer wieder verschiedene Darstellungen des Gesetzes nach Darcy<br />

gibt, sei noch einmal auf die hier verwendete Schreibweise verwiesen:<br />

∆p<br />

u = k ⋅<br />

( 3.155)<br />

b<br />

h b<br />

Der Zeitparameter t 37 ist dabei eine Bezugsgröße für beide e-Funktionen (<br />

3.242) <strong>und</strong> ( 3.243), da in dem Fall i = 1 <strong>und</strong> t = t 37 der Exponent (- t / t 37 )<br />

in den Gln.( 3.242) <strong>und</strong> ( 3.243) den Wert -1 annimmt. Das bedeutet, daß<br />

der Porenüberdruck pü wegen exp(-1) = 0,37 durch den Entlüftungsvorgang<br />

auf 37 % des Anfangswertes gefallen ist.<br />

In Gl.( 3.245) ist k V die Volumenkompressibilität des Schüttgutes,<br />

78


k V = dε / dσ ( 3.246)<br />

hier nur mit dem <strong>Partikel</strong>gerüstdruck σ (svw. wirksame Spannung) gebildet.<br />

σ = σges - (pü + p0) ( 3.247)<br />

pü Überdruck in den Poren gegenüber dem Normaldruck p0<br />

Oftmals bleibt der Gesamtdruck während der Entlüftung konstant. Es ändern<br />

sich nur seine jeweiligen Anteile <strong>Partikel</strong>gerüstdruck σ <strong>und</strong> Porengasdruck<br />

p, siehe<br />

Bild 3.29. Wird nun die Berechnung für den Porendruck am Boden des<br />

Bunkers (z = 0) entsprechend Gln. ( 3.242) <strong>und</strong> ( 3.243) nach i = 1 abgebro-<br />

chen, erhält man eine Abschätzung der Zeit t50, in der sich das Schüttgut um<br />

50 % abgesetzt hat <strong>und</strong> unter den genannten Bedingungen (geringe Änderung<br />

der Füllhöhe H <strong>und</strong> damit der Porosität ε) analog der Porenüberdruck<br />

auf die Hälfte verringert hat /25/:<br />

t = ln 2 ⋅ t<br />

( 3.248)<br />

50<br />

37<br />

Die hier angegebenen Gln.( 3.242), ( 3.243) <strong>und</strong> ( 3.248) gelten nur für den<br />

Fall, daß der Vertikaldruck im Bunker keine Veränderung mit der Zeit erfährt<br />

pv ≠ f(t). Diese Bedingung einer nur geringen Änderung des Vertikaldruckes<br />

ist bei Bunkern mit geringer Füllhöhe annähernd gegeben. Außerdem<br />

kann t50 nur ermittelt werden, wenn die Füllhöhe H <strong>und</strong> der Verfestigungskoeffizient<br />

CV als Konstanten behandelt werden, was wiederum<br />

nur bei geringen Füllhöhen <strong>und</strong> damit geringen Vertikaldrücken eingehalten<br />

werden kann.<br />

Zur praktischen Anwendung dieser Gleichung ( 3.244) muß in einem Laborversuch<br />

der Verfestigungskoeffizient CV ermittelt werden, indem in einem<br />

Zylinder eine Absetzkurve des fluidisierten Schüttgutes als Funktion der<br />

Zeit aufgenommen wird. Eine andere Möglichkeit besteht darin, in einer<br />

Wirbelschichtapparatur nach Abschalten der Luftzufuhr das Absetzverhalten<br />

in Abhängigkeit von der Zeit zu bestimmen. Aus dieser Kurve kann dann t50<br />

<strong>und</strong> daraus mit Gl.( 3.245) der Verfestigungskoeffizient CV ermittelt werden.<br />

Mit dem einmal ermittelten Wert CV für ein Schüttgut ist dann für jede<br />

Füllhöhe in einem Bunker die Zeit t50 oder mit Gl.( 3.244) jede andere Zeit<br />

berechenbar (mit den obengenannten Einschränkungen).<br />

In einem Beispiel wird als Schüttgut gemahlene Kreide (d50 = 65 µm, dST =<br />

45 µm, do = 3,18 mm) verwendet. Die berechnete Entlüftungszeit t50 = 14,6<br />

min für einen Bunker mit der Füllhöhe H = 2,74 m stimmt sehr gut mit dem<br />

experimentell ermittelten Wert von 15 min für diese Höhe überein (CV = 25<br />

cm²/s aus Laborversuch) /22/.<br />

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Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

79


Eine Nährungslösung, die unter ähnlichen Voraussetzungen wie die Glei-<br />

chungen von Murfitt <strong>und</strong> Bransby gilt, geben Tardos u.a. /23/ an ( i = 1 ):<br />

pü<br />

p<br />

( t,<br />

z)<br />

ü,<br />

max<br />

⎛ π ⋅ z ⎞ ⎛ t<br />

= cos⎜<br />

⎟ ⋅ exp ⎜<br />

⎜−<br />

⎝ 2 ⋅ H ⎠ ⎝ t 37<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Dabei wird für den Zeitparameter folgende Gleichung angegeben:<br />

t<br />

37<br />

0<br />

b<br />

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Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />

( 3.249)<br />

2<br />

4 ⋅ H ⋅ ε<br />

= ( 3.250)<br />

2<br />

π ⋅ p ⋅ k<br />

Für die Gültigkeit müssen die folgenden Voraussetzungen gelten:<br />

� eine nahezu konstante Porosität ε ≈ konst., gilt für feine, kohäsive<br />

Schüttgüter mit geringer Permeabilität,<br />

� kein merklicher Wandeinfluß, d.h. p v ≈ ρ b ⋅g⋅z,<br />

� Permeabilität k b = konstant,<br />

� geringer Porenüberdruck pü


Für einen typischen Fall wird eine Beispielrechnung durchgeführt, wobei<br />

jetzt die Füllhöhe H als Variable in die Rechnung eingeht <strong>und</strong> als Bezugsfüllhöhe<br />

die Höhe nach Abschluß der Entlüftung Hc verwendet wird:<br />

- Bunkerabmessungen: D = 5 m; Hc = 10 m<br />

- Schüttguteigenschaften: d ST = 50 µm; ε0 = 0,6; ρ s = 2040 kg/m³;<br />

µW = 0,5; λ = 0,3<br />

Am Boden des Bunkers wurden die Zeiten t50 = 16,7 min <strong>und</strong> t10 = 58 min<br />

berechnet. Allerdings muß man sich den Entlüftungsvorgang bestehend aus<br />

zwei Teilprozessen, die sich überlagern, vorstellen. Das Absetzen des<br />

Schüttgutes (Verringerung der Porosität) erfolgt nur in einem relativ kurzen<br />

Zeitabschnitt am Anfang des Entlüftungsvorganges. Im Beispiel ist dieser<br />

Teilprozeß nach ca. 10 min abgeschlossen. Die weitere Entlüftung erfolgt<br />

dann analog zum Durchströmungsvorgang in Kornschichten bei konstanter<br />

Füllhöhe Hc . Zu diesem Zeitpunkt liegt das Schüttgut bereits nicht mehr<br />

fluidisiert vor! Dieses Ergebnis deutet darauf hin, daß die Zeit t50 als Verweilzeit<br />

in einem Bunker ausreichend ist, um der Gefahr, fluidisiertes<br />

Schüttgut zu fördern, vorzubeugen.<br />

Weiterhin wird eine umfassende Variation der einzelnen Einflußgrößen<br />

durchgeführt /25/. Dabei ergeben sich für die Zeit t50-Werte, die verallgemeinert<br />

werden können, da die Streubreite nicht zu groß ist:<br />

t<br />

50<br />

H<br />

/<br />

2<br />

η⋅<br />

Hc<br />

≈ 270<br />

für ( 3.252)<br />

d ⋅ p<br />

2<br />

ST<br />

0<br />

ρs<br />

⋅ g ⋅ Hc<br />

= > 0,<br />

75<br />

( 3.253)<br />

p<br />

0<br />

Für sehr geringe dimensionslose Füllhöhen H´ < 0,75 werden die Zeiten t 50<br />

länger <strong>und</strong> streuen stärker:<br />

t<br />

50<br />

2<br />

η⋅<br />

Hc<br />

≈ ( 270...<br />

720)<br />

⋅<br />

( 3.254)<br />

d ⋅ p<br />

2<br />

ST<br />

0<br />

Allgemein kann festgestellt werden, daß sich mit Abnahme der Wandreibung<br />

die Entlüftungszeit verlängert, da der Vertikaldruck im Material dann<br />

sehr groß wird (isostatischer Fall) <strong>und</strong> sich damit das Material stark verdichtet.<br />

Als Ergebnis der starken Verdichtung muß einerseits mehr Luft verdrängt<br />

werden, da das Porenvolumen sehr gering ist, <strong>und</strong> andererseits nimmt<br />

die Permeabilität mit steigender Verdichtung ab, so daß der Entlüftungsvorgang<br />

insgesamt durch beide Faktoren verlängert wird <strong>und</strong> t37<br />

steigt.<br />

Weiterhin nimmt die Entlüftungszeit zu, wenn es sich um ein stark kompressibles<br />

<strong>und</strong> gut fluidisierbares Schüttgut handelt oder die Porosität des<br />

Schüttgutes gering ist, ε0 ≈ ε(σ = 0) < 0,55. In beiden Fällen kommt es im<br />

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81


Endzustand des Entlüftungsvorganges zu einer starken Verdichtung, so daß<br />

das im vorhergehenden Abschnitt Gesagte genauso zutrifft.<br />

Zum Abschluß dieses Kapitels sollen noch die verschiedenen Möglichkeiten,<br />

die Entlüftungszeit zu berechnen, für zwei ausgewählte Schüttgüter <strong>und</strong><br />

drei Füllhöhen miteinander verglichen werden. Da die Einfülltrichter von<br />

Dosiergeräten nicht zu große Bauhöhen aufweisen, wurden die beiden Füllhöhen<br />

mit H = 1 m bzw. 2 m festgelegt. Die üblichen Nachfüllhöhen in einem<br />

Einfülltrichter bei Betrieb sind dagegen noch geringer, um die<br />

Dosierschwankungen zu minimieren. Es wurde deshalb zusätzlich die Entlüftungszeit<br />

für eine nachgefüllte Schüttschicht der Höhe H = 0,2 m berechnet.<br />

Bei diesen geringen Füllhöhen kann auch davon ausgegangen werden,<br />

daß die auftretenden Vertikaldrücke <strong>und</strong> damit die Abnahme der Füllhöhe<br />

nicht zu groß sein werden, so daß die Gültigkeit aller aufgeführten<br />

Gleichungen gegeben ist.<br />

Als Schüttgüter wurden die Flugasche (dST = 43 µm, ε = 0,65) <strong>und</strong> das<br />

Polypropylenpulver (dST = 193 µm, ε = 0,6) ausgewählt, da die Unterschiede<br />

zwischen diesen beiden Materialien in Hinsicht auf das Entlüftungsverhalten<br />

am größten sein dürften. Die Ergebnisse einer Beispielrechnung enthält<br />

Tab. 3.5.<br />

Tabelle 3.4: Übersicht über die mittleren Entlüftungszeiten (Verweilzeiten)<br />

Gl.( 3.248) /22/:<br />

Flugasche<br />

PP-Pulver<br />

Gl.( 3.251) /23/:<br />

Flugasche<br />

PP-Pulver<br />

Gl.( 3.254) /25/:<br />

Flugasche<br />

PP-Pulver<br />

dST in<br />

µm<br />

43<br />

193<br />

43<br />

193<br />

43<br />

193<br />

t50 in s<br />

H = 0,2m<br />

4,5<br />

0,3<br />

0,06<br />

0<br />

2,8<br />

0,1<br />

t50 in s<br />

H = 1 m<br />

112<br />

6,5<br />

1,4 (4,7)<br />

0,1 (0,4)<br />

70<br />

3,5<br />

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t50 in s<br />

H = 2 m<br />

448<br />

24<br />

5,7 (19)<br />

0,4 (1,5)<br />

280<br />

14<br />

82<br />

Bemerkungen<br />

CV = 25 cm²/s<br />

CV = 460 cm²/s<br />

Klammerwerte für t10 kb = 1,28 . 10 -6 m ² /Pa⋅s<br />

kb = 1,54 . 10 -5 m ² /Pa⋅s<br />

H = Hc H ´ < 0,52<br />

H ´ < 0,18<br />

Für die Berechnung wurden folgende Annahmen getroffen:<br />

- Da der Koeffizient CV der Verfestigung, siehe Gl.( 3.245), nur für eine<br />

gemahlene Kreide (dST = 45 µm, C = 25 cm²/s) angegeben wird, muß<br />

eine Umrechnung in Abhängigkeit von der Korngröße erfolgen.<br />

Es gilt: CV ~ kb Ersetzt man nun kb durch die Permeabilität nach Carman <strong>und</strong> Kozeny<br />

siehe Gl.( 3.157), ergibt sich:


( ) 2<br />

3 2<br />

ε ⋅ dST<br />

k b =<br />

180 ⋅ η ⋅ 1−<br />

ε<br />

( 3.157)<br />

Daraus folgt: CV ~ d ²<br />

ST<br />

Da die verwendete Flugasche einen fast gleichen Sauterdurchmesser wie<br />

die Kreide besitzt, wurde CV = 25 cm²/s angenommen. Für das<br />

Polypropylenpulver ergab sich nach der Umrechnung auf dST = 193 µm<br />

der Wert CV = 460 cm²/s.<br />

- Die für die Gl.( 3.244) benötigten Werte kb wurden nach obiger Gleichung<br />

berechnet <strong>und</strong> sind in Tab. 3.4 angegeben.<br />

- Da für alle Werte H / ≤ 0,52, gilt Gl.( 3.254). Es wurde mit dem größten<br />

Wert gerechnet, so daß sich die längsten Zeiten t50 ergeben:<br />

2<br />

η ⋅ Hc<br />

t 50 ≈ 720<br />

( 3.254)<br />

2<br />

dST<br />

⋅ p0<br />

Außerdem wurde Hc = H angenommen, was bei geringen Füllhöhenänderungen<br />

keinen großen Fehler ergibt.<br />

Bei allen Gleichungen ergeben sich folgende Proportionalitäten:<br />

t 50 ∼ H² <strong>und</strong> t 50 ∼ 1 / d ST ² ( 3.255)<br />

Diese Abhängigkeiten gelten natürlich nur unter der Voraussetzung, daß<br />

sich die Schüttguteigenschaften (Porosität, Kompressibilität <strong>und</strong> Permeabilität)<br />

nicht ändern. Bei einer Maßstabsübertragung von einem Modellsilo auf<br />

ein Großsilo erscheint das fraglich.<br />

Die Modelle von Murfitt Gl.( 3.248) <strong>und</strong> Rathbone Gl.( 3.254) liefern ähnliche<br />

Ergebnisse, währenddessen Gl.( 3.251) um den Faktor 100 kürzere Zeiten<br />

ergibt. Eine mögliche Ursache kann darin bestehen, daß für die geringen<br />

Überdrücke (für den isostatischen Fall pü,max < 20 kPa) die angegebene<br />

Gleichung nicht mehr die volle Gültigkeit besitzt.<br />

Abschließend kann festgestellt werden, daß mit den Gln.( 3.248) <strong>und</strong> (<br />

3.252)<br />

eine Berechnung der Zeit t50 erfolgen kann, die angibt, nach welcher<br />

Zeit der Überdruck in den Poren am Boden des Bunkers auf die Hälfte gesunken<br />

ist. Da der Entlüftungsvorgang aus zwei Teilprozessen besteht (siehe/25/),<br />

die sich überlagern, kann man davon ausgehen, daß das Absetzen<br />

des Schüttgutes (Verringerung der Porosität) nur in einem relativ kurzen<br />

Zeitabschnitt am Anfang des Entlüftungsvorganges erfolgt. Danach besteht<br />

nicht mehr die Gefahr, daß das Material fluidisiert vorliegt. Anhand der Beispielrechnung<br />

in /25/ ergab sich, daß sich zur Zeit t50 das Schüttgut bereits<br />

abgesetzt hat <strong>und</strong> sich nicht mehr im fluidisierten Zustand befindet, so daß<br />

diese Zeit als minimale Verweilzeit im Einfülltrichter eingehalten werden<br />

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83


muß. Voraussetzung dafür ist, daß der Einfülltrichter als Massenflußtrichter<br />

ausgelegt wurde, da Pfropfenströmung notwendig ist.<br />

Literaturverzeichnis<br />

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<strong>und</strong> Korngrößenverteilung im Widerstandsgesetz der Porenströmung<br />

Diss., Universität Karlsruhe, 1970<br />

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Kugelschüttungen im laminaren <strong>und</strong> Übergangsbereich<br />

Chemie-Ingenieur-Technik 49 (1977) 8, S. 675<br />

/3/ Gatzky, D.: Modifizierte Schneckenförderer zum Dosieren <strong>und</strong> Entnehmen<br />

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mit Vollblattwendeln, Diss., RWTH Aachen, 1987<br />

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für Schüttgüter, Diss., Universität Erlangen-Nürnberg, 1988<br />

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in Hinblick auf die Förderung in Extrudern, Diss.,<br />

RWTH Aachen, 1971<br />

/9/ Autorenkollektiv: Verarbeitungstechnik (Lehrbuchreihe Verfahrenstechnik),<br />

Deutscher Verlag für Gr<strong>und</strong>stoffindustrie, 1978<br />

/10/ Geisler, D.: Untersuchungen zum Schüttgutaustrag aus einem Bunker<br />

mittels Schneckenförderer Diss., TU Dresden, 1971<br />

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von Schüttgütern mit Schneckendosiergeräten<br />

Aufbereitungstechnik 25 (1984) 12, S. 705-717<br />

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Amer. Inst. Min.,Metallurg., Petrol. Engrs., 241 (1968), S. 389-404<br />

/13/ Tomas, J.: Untersuchungen zum Fließverhalten von feuchten <strong>und</strong><br />

leichtlöslichen Schüttgütern, Freiberger Forschungshefte A 677,<br />

1983<br />

/14/ Kawakita, K.; Lüdde, K.H.: Some Considerations on Powder Compression<br />

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/15/ Motzkus, V.: Belastungen von Siloböden <strong>und</strong> Auslauftrichtern durch<br />

körnige Schüttgüter, Diss., TU Braunschweig, 1974<br />

/16/ Menges,G.; Hegele, R.; Langecker, G.: Theorie der Förderung im<br />

Einschneckenextruder, Plastverarbeiter, 23 (1972) 7, S. 455-460<br />

/17/ Schneider, K.: Der Fördervorgang in der Einzugszone eines Extruders,<br />

Diss., RWTH Aachen, 1968<br />

/18/ Fischer, P.: Auslegung von Einschneckenextrudern auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

verfahrenstechnischer Kenndaten (Modelltheorie), Diss.,<br />

RWTH Aachen, 1976<br />

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<strong>und</strong> Dosiersystems für Kohlestaubdruckvergasungen<br />

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84


85<br />

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Channels Caused by Gas Escape, Journal of Applied Mechanics,<br />

39(1972)12, S. 863-868<br />

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Powder Technology, 27(1980), S. 149-162<br />

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Porous Media - Application to Deaeration of Hoppers<br />

Powder Technology, 41(1985), S. 135-146<br />

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Theory including Filling, Powder Technology, 44(1985), S. 69-75<br />

/25/ Rathbone, T.; Nedderman, R.M.: The Deaeration of Fine Powders<br />

Powder Technology, 51(1987), S. 115-124<br />

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3.6 Feldgleichungen des ebenen Spannungszustandes<br />

Aus dem Bild 3.31 entnimmt man:<br />

σ = σ + σ ⋅ cos 2ψ<br />

σ = σ −σ<br />

⋅ cos 2ψ<br />

τ<br />

x<br />

y<br />

xy<br />

= σ<br />

M<br />

M<br />

R<br />

R<br />

R<br />

⋅ sin 2ψ<br />

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( 3.256)<br />

<strong>und</strong> mit dem „Stoffgesetz“ des Fließortes mit Kohäsion:<br />

σ R = sin ϕi⋅<br />

( σM<br />

+ σZ<br />

)<br />

( 3.61)<br />

σZ<br />

τ<br />

τc<br />

τxy < 0<br />

τxy<br />

ϕi<br />

ϕi<br />

Fließort<br />

σy<br />

σR<br />

σM<br />

2ψ<br />

Bild 3.31: Spannungszustand im beginnend fließenden Schüttgut<br />

eingesetzt folgt:<br />

σ = σ + σ ⋅ 1+<br />

sin ϕ ⋅ cos 2ψ<br />

−σ<br />

σ<br />

τ<br />

x<br />

y<br />

xy<br />

=<br />

=<br />

( M Z ) ( i )<br />

( σM<br />

+ σZ<br />

) ⋅ ( 1−sin<br />

ϕi⋅<br />

cos 2ψ)<br />

( σ + σ ) ⋅ sin ϕ ⋅ sin 2ψ<br />

M<br />

Z<br />

eingesetzt in die Gln.( 3.21)<br />

i<br />

−σ<br />

Z<br />

Z<br />

+ σ<br />

+ σ<br />

Z<br />

σx<br />

Z<br />

−σ<br />

−σ<br />

<strong>und</strong> ( 3.22) mit den 3 Unbekannten σx, σy <strong>und</strong> τxy<br />

x − Richtung :<br />

∂σ ∂τ x xy<br />

+ = 0<br />

∂x<br />

∂y<br />

( 3.21)<br />

y − Richtung :<br />

∂σy<br />

∂τxy<br />

+ = ρb⋅g<br />

∂y<br />

∂x<br />

( 3.22)<br />

folgen aus diesen wiederum zwei gekoppelte partielle Differentialgleichungen,<br />

die sich hinsichtlich der beiden gesuchten Funktionen [ ] ( x,<br />

y)<br />

+ σ<br />

sowohl linear als auch nichtlinear bezüglich ψ( x,<br />

y)<br />

verhalten:<br />

∂( σ M + σ Z )<br />

( + ϕ i ⋅ ψ) ⋅<br />

( )<br />

∂<br />

∂( σ M + σ Z )<br />

ϕ ⋅ ψ ⋅<br />

( )<br />

( ϕ ψ) ( + )<br />

( + )<br />

Z<br />

Z<br />

σ1<br />

σ<br />

M Z σ<br />

1 sin cos2 − 2 σ + σ ⋅ sin ϕ ⋅ sin 2ψ<br />

⋅ +<br />

∂ψ<br />

M Z i<br />

x ∂x<br />

sin sin 2 + 2 σ + σ ⋅ sin ϕ ⋅ cos2ψ<br />

⋅ = 0<br />

∂<br />

∂ψ<br />

i<br />

M Z i<br />

y ∂y<br />

∂ σ σ<br />

1 − sin ⋅ cos2 ⋅<br />

+ 2 ( σ + σ ) ⋅ sin ϕ ⋅ sin 2ψ<br />

⋅ +<br />

∂<br />

∂ψ<br />

M Z<br />

i<br />

M Z i<br />

y ∂y<br />

∂ σ σ<br />

sin ϕ ⋅ sin 2ψ ⋅<br />

+ 2 ( σ + σ ) ⋅ sin ϕ ⋅ cos2ψ<br />

⋅ =<br />

∂<br />

∂ψ<br />

M Z<br />

i<br />

ρ<br />

x ∂x<br />

M Z i b<br />

⋅g<br />

( 3.257)<br />

86


Mittels Nutzung der Additionstheoreme für die Winkelfunktionen<br />

sin( α±<br />

β)<br />

= sin α⋅<br />

cosβ<br />

± cos α⋅<br />

sin β<br />

cos( α±<br />

β = cos α⋅<br />

cosβ<br />

� sin α⋅<br />

sin β<br />

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( 3.258)<br />

<strong>und</strong> einer geeigneten Transformation mit einer dimensionslosen Spannung S<br />

S<br />

1<br />

2 tan ϕ<br />

M Z<br />

= ⋅ ln , ( 3.259)<br />

i<br />

σ<br />

σ<br />

M,<br />

0<br />

+ σ<br />

+ σ<br />

Z,<br />

0<br />

wobei für einen Rand, auf dem [ M + σZ<br />

] ( x,<br />

y)<br />

= σM,<br />

0+<br />

σZ,<br />

0<br />

87<br />

σ ist, auch gilt ln(1)<br />

= 0 = S, lassen sich diese beiden Differentialgleichungen in eine für die Lö-<br />

sung günstige Form bringen (s. MOLERUS 1985):<br />

⎛ ϕi π⎞<br />

exp( − 2 tan ϕi ⋅S) ⋅ sin⎜ψ<br />

+ − ⎟<br />

⎛ ϕ π⎞ ∂(S + ψ)<br />

∂(S + ψ)<br />

⎝ ⎠<br />

i<br />

2 4 ρb<br />

g<br />

tan⎜<br />

ψ − + ⎟ ⋅ + = −<br />

⋅<br />

⎝ 2 4⎠<br />

∂x<br />

∂y<br />

⎛ ϕi π⎞<br />

σ + σ<br />

2 sin ϕi ⋅ cos⎜<br />

ψ − + ⎟<br />

⎝ 2 4⎠<br />

M, 0 Z,<br />

0<br />

⎛ ϕi π⎞<br />

exp( − 2 tan ϕi ⋅S) ⋅ sin⎜ψ<br />

− + ⎟<br />

⎛ ϕ π⎞ ∂(S − ψ)<br />

∂(S − ψ)<br />

⎝ ⎠<br />

i<br />

2 4 ρb<br />

g<br />

tan⎜<br />

ψ + − ⎟ ⋅ + = −<br />

⋅<br />

⎝ 2 4⎠<br />

∂x<br />

∂y<br />

⎛ ϕi π⎞<br />

σ + σ<br />

2 sin ϕi<br />

⋅ ⎜ψ<br />

+ − ⎟<br />

⎝ 2 4⎠<br />

Diese ist vom Typ<br />

M, 0 Z,<br />

0<br />

cos<br />

( 3.260)<br />

∂u<br />

∂u<br />

a ⋅ + b ⋅ = c<br />

( 3.261)<br />

∂x<br />

∂y<br />

mit a(x, y, u), b(x, y, u) sowie c(x, y, u) <strong>und</strong> läßt sich mit Hilfe der<br />

Charakteristikenmethode lösen, siehe JENIKE (1961) <strong>und</strong> MOLERUS<br />

S.111 (1985).<br />

In Zylinderkoordinaten lauten die Gleichungen für das ebene Spannungsfeld,<br />

siehe auch vereinfacht ( 3.262):<br />

∂σr<br />

1 ∂τrθ<br />

σr<br />

−σθ<br />

r − Richtung : + ⋅ + + ρb⋅g<br />

⋅ cos θ = 0<br />

∂r<br />

r ∂θ r<br />

∂τrθ<br />

1 ∂σθ<br />

τrθ<br />

θ − Richtung : + ⋅ + 2 ⋅ − ρb⋅g<br />

⋅ sin θ = 0<br />

∂r<br />

r ∂θ r<br />

( 3.262)<br />

• Die z-Richtung aus der Zeichenebene heraus = Schlitzlängenkoordinate<br />

wird hier nicht betrachtet.<br />

• Der differentielle Spannungszuwachs lautet z.B. in x-Richtung:<br />

dx<br />

x ⋅<br />

∂σ<br />

∆ σ =<br />

( 3.263)<br />

∂<br />

• Dabei ist dr ⋅ sin dθ<br />

≈ dr⋅<br />

dθ<br />

für kleine θ.<br />

• Die Terme dr⋅ dθ<br />

≈ 0 werden vernachlässigt.


Zusätzlich lassen sich auch die Gleichungen für das axialsymmetrische<br />

Spannungsfeld in Kugelkoordinaten aufschreiben. Dabei muß neben dem<br />

vertikalen Drehwinkel θ auch noch der Drehwinkel β in horizontaler Ebene<br />

berücksichtigt werden, siehe MOLERUS S.121 (1985).<br />

Für beide Spannungsfelder läßt sich deshalb gemeinsam formulieren:<br />

∂σr<br />

1 ∂τrθ<br />

1<br />

r − Richtung : ´ + ⋅ + ⋅<br />

∂r<br />

r ∂θ r<br />

∂τrθ<br />

1 ∂σθ<br />

1<br />

θ − Richtung : + ⋅ + ⋅<br />

∂r<br />

r ∂θ r<br />

[ σ − σ + m ⋅ ( σ − σ ) ]<br />

r<br />

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r<br />

+ ρ ⋅g<br />

⋅ cos θ = 0<br />

88<br />

[ m⋅<br />

( σ − σ ) ⋅ cot θ + ( m + 2)<br />

⋅ τ ] − ρ ⋅g⋅<br />

sin θ = 0<br />

θ<br />

θ<br />

β<br />

β<br />

b<br />

rθ<br />

b<br />

( 3.264)<br />

wobei für die geometrischen Formfaktoren des Spannungsfeldes bzw. des<br />

Trichters zu schreiben ist:<br />

m = 0 ebenes Spannungsfeld <strong>und</strong><br />

m = 1 axialsymmetrisches Spannungsfeld.<br />

σθ + ∆σθ<br />

τθ + ∆τθ<br />

r sindθ ≈ r dθ<br />

ρb g<br />

τθ<br />

dr σθ<br />

r<br />

(r + dr) dθ<br />

σr + ∆σr<br />

dθ<br />

τrθ + ∆τrθ<br />

θ<br />

σr<br />

τ<br />

rθ<br />

Bild 3.32: Ebener Spannungszustand im fließenden Schüttgut in Zylinderkoordinaten<br />

τrθ<br />

τrθ dθ<br />

∂τ rθ<br />

+ ⋅<br />

dθ<br />

∂θ<br />

dθ<br />

σ<br />

σθ<br />

θ<br />

∂σ θ<br />

+ ⋅ d θ<br />

∂θ<br />

τrθ<br />

σθ dθ<br />

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