Partikel- und Schüttgutmechanik - Lehrstuhl Mechanische ...
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3 Einführung in die <strong>Partikel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schüttgutmechanik</strong> 13<br />
3.1 <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> <strong>Partikel</strong>haftkräfte in Schüttgütern 14<br />
3.1.1 Molekulare Wechselwirkungen <strong>und</strong> <strong>Partikel</strong>haftkräfte 14<br />
3.1.2 Übersicht über wesentliche <strong>Partikel</strong>haftkräfte in Schüttgütern14<br />
3.1.3 Mechanik eines weichen adhäsiven <strong>Partikel</strong>kontaktes 18<br />
3.1.3.1 Normalkraft-Weg-Beziehungen 18<br />
3.1.3.2 Tangentialkraft-Weg-Beziehungen 19<br />
3.1.3.3 Rollmoment-Rollwinkel-Beziehungen 19<br />
3.1.3.4 Torsionsmoment-Drehwinkel-Beziehungen 19<br />
3.1.3.5 Vergleich der charakt. Haft- <strong>und</strong> Reibungsgrenzen 19<br />
3.1.3.6 Hysterese-, Ablöse- & Reibungsarbeit des lastabhängigen<br />
<strong>Partikel</strong>kontaktes 20<br />
3.1.3.7 Weicher adhäsiver <strong>Partikel</strong>kontakt in Wasser 20<br />
3.1.3.8 Festkörperbrückenbindungen im <strong>Partikel</strong>kontakt 20<br />
3.1.4 Messung der Kontaktkräfte 20<br />
3.1.5 Modelle bimodaler kubischer <strong>Partikel</strong>packungen 21<br />
3.1.6 Mikro-Makro-Übergang in einer bewegten <strong>Partikel</strong>packung21<br />
3.1.7 Einführung in die Diskrete-Elemente-Methode (DEM) 21<br />
3.2 Kontinuumsmechanische Gr<strong>und</strong>lagen des Fließverhaltens vorverdichteter<br />
<strong>Partikel</strong>packungen 22<br />
3.2.1 Zweiachsiger Spannungszustand 22<br />
3.2.2 Kontinuumsmechanische Fließkriterien (Bruchhypothesen) 27<br />
3.2.3 <strong>Partikel</strong>mechanisch begründete Fließkriterien 32<br />
3.2.4 <strong>Partikel</strong>mechanische Pulvereigenschaften & Fließkennwerte36<br />
3.2.5 Kompressionsfunktionen, Schüttgut- <strong>und</strong> Packungsdichte 43<br />
3.3 Messung der Fließeigenschaften von Schüttgütern 49<br />
3.3.1 Übersicht der Meßgeräte 49<br />
3.3.2 Meßmethodik eines direkten Scherversuches 50<br />
3.3.3 Numerische Versuchsauswertung 53<br />
3.3.4 Anscherarbeit 53<br />
3.4 Fließkennwerte kohäsiver Schüttgüter <strong>und</strong> deren Beeinflussung 53<br />
3.4.1 Wesentliche Fließkennwerte kohäsiver Pulver 53<br />
3.4.2 Übersicht des mechanischen Verhaltens kohäsiver Pulver 54<br />
3.4.3 Tabelle mit „Datenblatt Schüttgutkennwerte“ 55<br />
3.5 Durchströmungs-, Fluidisier- <strong>und</strong> Entlüftungsverhalten 56<br />
3.5.1 Durchströmungsverhalten von <strong>Partikel</strong>schichten 56<br />
3.5.2 Durchströmung von Wirbelschichten 63<br />
3.5.3 Entlüftungsverhalten 74<br />
3.6 Feldgleichungen des ebenen Spannungszustandes 86<br />
Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />
Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
12
3 Einführung in die <strong>Partikel</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schüttgutmechanik</strong><br />
• Gliederung Folie F 3.1<br />
• Übersicht über die Eigenschaftsfunktionen, Prozess- <strong>und</strong> Handha-<br />
bungsprobleme kohäsiver Pulver: Folie F 3.2<br />
• Multiskalige Modellierung der Dynamik einer <strong>Partikel</strong>packung:<br />
− Flüssigkeit<br />
• zur Beschreibung des Fließverhaltens Angabe der<br />
− Festkörper<br />
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Folie F 3.3<br />
Viskosität = f (Temperatur, Zusammensetzung) meist ausreichend<br />
∗ horizontale Oberfläche<br />
p<br />
∗ keine Zugfestigkeit<br />
∗ iso- oder hydrostatischer<br />
Druck:<br />
pv h l<br />
= p = ρ ⋅ g ⋅ H ( 3.1)<br />
Bild 3.1: Flüssigkeitsdrücke = f(H)<br />
• zur Beschreibung des Festigkeitsverhaltens, gewöhnlich Druck- u.<br />
Zugfestigkeit, <strong>und</strong> des elastischen Deformationsverhaltens, E-Modul<br />
notwendig<br />
∗ beliebige Oberfläche möglich<br />
∗ = m ⋅ g / A ( 3.2)<br />
p v<br />
∗ ohne Deformation ph = 0<br />
∗ hohe Zugfestigkeit<br />
− Schüttgut<br />
H<br />
pw<br />
H<br />
α<br />
pv<br />
Bild 3.2: Festkörperdrücke<br />
Bild 3.3: Schüttgutdrücke = f(H)<br />
• charakteristische Höhenverteilung des Vertikaldruckes pv, des Horizontaldruckes<br />
ph <strong>und</strong> des Wandreibungsdruckes pw (Wandschubspannung),<br />
daher<br />
∗ kegelförmig aufgeschüttete Oberfläche möglich, sog Schüttkegel<br />
∗ geringe aber vorhandene Zugfestigkeit (siehe Abschn. Haftkräfte)<br />
ph<br />
pv<br />
ph<br />
H<br />
H<br />
pv ph<br />
pw ph pv<br />
p<br />
13
• Zur Beschreibung des Fließverhaltens eine Anzahl von Kennwerten<br />
= f (<strong>Partikel</strong>größe, Feuchte, Lagerzeit ...) notwendig<br />
• sog. "4. Aggregatzustand" mit Übergänge zum Verhalten von Fest-<br />
körpern bei Zeitverfestigungen bzw. Flüssigkeiten bei Flüssigkeits-<br />
sättigung oder Wirbelschichtfluidisierung<br />
• komplizierteste Fall zur Formulierung ihrer mechanischen Eigen-<br />
schaften wie Fließkriterien bzw. Fließhypothesen<br />
3.1 <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> <strong>Partikel</strong>haftkräfte in Schüttgütern<br />
3.1.1 Molekulare Wechselwirkungen <strong>und</strong> <strong>Partikel</strong>haftkräfte<br />
• Wechselwirkungspotentiale zw. Atomen <strong>und</strong> Molekülen, Folie F 3.4<br />
• Wechselwirkungspotentiale zw. Atomen <strong>und</strong> Molekülen, Folie F 3.5<br />
• Wechselwirkungspotentiale eines polaren Molekülpaares, Folie F 3.6<br />
• Geschwindigkeitsabhängiges Fließen monodisperser kugelförmiger Mo-<br />
leküle: Folie F 3.7<br />
• Wechselwirkungsenergie zwischen Atomen, Ionen <strong>und</strong> Molekülen im<br />
Vakuum: Folie F 3.8<br />
• Wechselwirkungskräfte <strong>und</strong> –potentiale zwischen glatten, steifen Mo-<br />
dellkörpern: Folie F 3.9<br />
3.1.2 Übersicht über wesentliche <strong>Partikel</strong>haftkräfte in Schüttgütern<br />
• <strong>Partikel</strong>haftung <strong>und</strong> Mikroprozesse der <strong>Partikel</strong>bindung zwischen unver-<br />
festigten <strong>Partikel</strong>kontakten: siehe F 3.10<br />
• Van-der-Waals-Haftkräfte zwischen steifen <strong>Partikel</strong>n mit weichen<br />
Kontakten: siehe F 3.11<br />
• Flüssigkeitsbrücken zwischen steifen <strong>Partikel</strong>n: siehe F 3.12<br />
• Festkörperbrücken zwischen steifen <strong>Partikel</strong>n: siehe F 3.13<br />
• Vergleich der Haftkräfte zwischen steifen <strong>Partikel</strong>n: siehe F 3.14<br />
1) Van-der-Waals-Kräfte<br />
• verursacht durch elektrische Dipolmomente von Atomen <strong>und</strong> Molekülen,<br />
siehe auch MVT_e_6.doc - Adhäsionsarbeit ff.<br />
• geringe Richtweite, nur im unmittelbaren Kontaktbereich wirksam<br />
• bei sehr trockenen Pulvern wirksam, werden durch Adsorptionsschichten<br />
beeinflußt, plastischer Repulsionskoeffizient κp:<br />
pVdW<br />
CH<br />
κ p = =<br />
3<br />
p 6 ⋅ π ⋅ a ⋅ p<br />
( 3.3)<br />
f<br />
0<br />
f<br />
CH = 3...45⋅10 -20 J HAMAKER-Konstante<br />
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14
a ≈ a0 = 0,3...0,4 nm Gleichgewichtsabstand (≈ Durchmesser eines<br />
p ≈ 3⋅<br />
σ<br />
Wassermoleküls)<br />
mikroplastischer Fließdruck (σf makroskopische Fließ-<br />
f<br />
f<br />
grenze bei Zugbeanspruchung) entspricht einer mikro-<br />
skopischen Materialhärte, pf ≈500 MPa für Kalkstein, pf<br />
≈ 20 GPa Tonerde (Kor<strong>und</strong>)<br />
Isostatische (dreiachsige) Zugfestigkeit der unverfestigten <strong>Partikel</strong>kon-<br />
takte für Van-der-Waals-Kräfte<br />
1−<br />
ε<br />
F<br />
0 H0<br />
σ 0 = ⋅<br />
mit ( 3.4)<br />
2<br />
ε0<br />
d<br />
( ) ⎥ CH,<br />
sfs⋅<br />
d r ⎡ d / d ⎤<br />
r<br />
F H0<br />
= ⋅ ⎢1<br />
+<br />
( 3.5)<br />
2<br />
2<br />
12⋅<br />
a 0 ⎣ 1+<br />
d r /( 2 ⋅ a 0)<br />
⎦<br />
dr ≈ 0,1 µm mittlere Rauhigkeitsabmessung<br />
d <strong>Partikel</strong>größe<br />
ε0<br />
aus Gl.( 3.121) mit der Schüttdichte ρb,0 einer locke-<br />
ren Aufschüttung<br />
• Haftkraft = (1+κ)⋅Haftkraft im unverfestigten Zustand + κ⋅verfestigende<br />
(äußere) Normalkraft, siehe Gl.( 3.72)<br />
• elastisch-plastischer Kontaktverfestigungskoeffizient oder Haftkraftanstieg:<br />
κ = ϕ / tanϕ<br />
−1<br />
tan st i<br />
• einaxiale Druckfestigkeit σ c= a1⋅σ1 + σc,<br />
o<br />
• minimale Trichteröffnungsweite, siehe auch Schüttec_4.doc - bmin:<br />
( m + 1)<br />
σc,<br />
osin2(<br />
ϕW<br />
+ Θ)<br />
bmin<br />
=<br />
ρ ⋅g<br />
( 1−<br />
a ⋅ff<br />
)<br />
b<br />
2) Flüssigkeitsbrückenbindungen<br />
1<br />
• Feuchtigkeitsverteilung <strong>und</strong> Wasserbindung in <strong>Partikel</strong>packungen, siehe<br />
Folie F 3.15<br />
• Adsorptionsschichtbereich,<br />
� Feuchtigkeitsbindung im Adsorptionsschichtbereich, s. Folie F 3.16<br />
� Dreiachsige Zugfestigkeit unverfestigter <strong>Partikel</strong>kontakte<br />
1−<br />
ε σ ⎛<br />
Z,<br />
A ⋅ π⋅<br />
a 0<br />
⋅ ⎜<br />
XW<br />
σ0<br />
=<br />
ε<br />
⎜<br />
0 d ⎝ XW<br />
, m<br />
a ⎞<br />
− ⎟<br />
2a<br />
⎟<br />
0 ⎠<br />
( 3.6)<br />
d <strong>Partikel</strong>größe<br />
X = m / m Wassergehalt bezogen auf trockenes Gut, für Pulver<br />
W<br />
W<br />
s<br />
ist Xw ≈ 0,1 ... 0,4 % sehr gering<br />
σZ,A ≈ 10 MPa Zugfestigkeit einander "durchdringender" Wasseradsorptionsschichten<br />
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15
M W ⋅ AS,<br />
m<br />
X W,<br />
m =<br />
A W ⋅ N A<br />
16<br />
Wassergehalt für ideale Monoschichtbelegung<br />
der Oberflächen der <strong>Partikel</strong>n<br />
NA=6,024 . 10 23 mol -1 AVOGADRO-Zahl<br />
AW=0,126 nm 2 Platzbedarf eines Wassermoleküls<br />
Mw= 18 kg/kmol Molmasse des Wassers<br />
AS,m<br />
massebezogene Oberfläche des Schüttgutes<br />
� Einaxiale Druckfestigkeit direkt abgeschätzt:<br />
0,<br />
75<br />
8,<br />
88⋅<br />
( 1−<br />
ε)<br />
⋅σ<br />
lg ⋅sin<br />
ϕi<br />
⎛ ρ ⎞ s<br />
σ c =<br />
X<br />
0,<br />
75<br />
W<br />
d ( 1 sin i ) ⎜ ⋅ ⎟<br />
ε ⋅ ⋅ − ϕ ⎝ ρl<br />
⎠<br />
( 3.7)<br />
σlg =72 . 10 -3 J/m 2 Grenzflächenspannung des adsorbierten Was-<br />
•<br />
sers<br />
ab etwa einer relativen Luftfeuchte ϕ = pD/pDS = 0,8 (Dampfdruck/Sattdampfdruck)<br />
tritt Kapillarkondensation an den <strong>Partikel</strong>kontakten ein.<br />
Das entspricht etwa Xw = 0.3 bis 0,8 % je nach spezifischer Oberfläche<br />
eines Pulvers, siehe Bild F 3.16;<br />
• Brückenbereich<br />
� voll ausgebildete Flüssigkeitsbrücken<br />
8,<br />
25⋅<br />
( 1−<br />
ε)(<br />
2 − ε)<br />
⋅σ<br />
lg ⋅sin<br />
ϕi<br />
σ c =<br />
ε ε ⋅ d ⋅ 1−<br />
sin ϕ<br />
ρs<br />
XW<br />
ρ<br />
( 3.8)<br />
( )<br />
i<br />
� gewöhnlich für Sättigungsgrad (Flüssigkeitshohlraumanteil)<br />
ρs<br />
( 1−<br />
ε)<br />
⋅ X W<br />
S = < 0,<br />
3<br />
( 3.9)<br />
ρ ⋅ε<br />
l<br />
� Berücksichtigung innerer Feuchte kapillarporöser <strong>Partikel</strong><br />
� innere Feuchte in den Kapillaren <strong>und</strong> Mikroporen der <strong>Partikel</strong><br />
� Kapillarkondensation beschreibbar mit der Kelvin-Gl. bei ϑ = 20° C<br />
4<br />
p ⎡ ⎤ ⎛<br />
⎞<br />
D M W ⋅ pK<br />
7,<br />
389 ⋅10<br />
= ϕ = exp⎢−<br />
⎥ ≈ exp ⎜<br />
⎜−<br />
⋅ pK<br />
⎟<br />
pS<br />
⎣ ρW<br />
⋅ R ⋅ T ⎦ ⎝ bar ⎠<br />
( 3.10)<br />
M W = 18kg<br />
kmol Molmasse des Wassers<br />
ρ W<br />
3<br />
= 10 kg<br />
3<br />
m<br />
Dichte des Kondensates (Wasser)<br />
J<br />
R = 8,<br />
3145<br />
mol ⋅ K<br />
allg. Gaskonstante<br />
3) Festkörperbrücken<br />
Festkörperbrücken sind außerordentlich problematisch für die Handhabung<br />
der Schüttgüter ⇒ praktische Beispiele der Bildung der Festkörperbrücken:<br />
• KCl 99 Kristallisationsbrücken d = 100 - 600 µm, siehe F 3.17<br />
• Sinterbrücken für PVC-U, siehe F 3.18<br />
• Sinter- u. Kristallisationsbrücken einer Naßasche (Schlacke), s. F 3.19<br />
• Spannungsübertragung in den <strong>Partikel</strong>kontakten, F 3.20<br />
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l
a) Kristallisationsbrücken<br />
• durch Austrocknung von Flüssigkeitsbrücken bestehend aus gesättigten<br />
Lösungen löslicher Inhaltsstoffe des Schüttgutmaterials<br />
• für leichtlösliche Schüttgüter als Zeitverfestigungen, F 3.21<br />
⎡ t ⎤<br />
σ ct = σDs<br />
⋅ ( 1−<br />
ε)<br />
⋅ YS<br />
⋅ ( X W0<br />
− X WE ) ⎢1<br />
− exp( − ) ⎥ ( 3.11)<br />
⎣ t 63 ⎦<br />
σDs Druckfestigkeit des kristallisierenden Feststoffes (= 30<br />
MPa für Sylvinit)<br />
YS =msl/mw Sättigungslöslichkeit (= 0,341 bei 20°C für Sylvinit)<br />
msl Masse gelöster Stoff<br />
mw Masse Wasser<br />
XW0 Anfangsfeuchte<br />
XWE End- bzw. Gleichgewichtsfeuchte<br />
t Lagerzeit<br />
t63 Stofftransportwiderstand des Wassers im Schüttgut<br />
• wenn t = t63 sind 63 % von der Endfestigkeit erreicht t63 = f (spez. Oberfläche,<br />
Porosität, Temperatur, Diffusionsweg ...)<br />
⇒ berechenbar für diffusionsgesteuerten Stofftransport, F 3.21<br />
b) Brücken durch chemische Reaktionen<br />
• Einbau von Wasser in das Kristallgitter, = Hydration bei hydraulischen<br />
Bindemitteln (Zement, Gips, Aschen), Bild F 3.22<br />
• Wassergehalte meist im Adsorptionsschichtbereich XWA ≈ 0,1 ... 0,4 %<br />
falls nicht aus Umweltgründen Wasser zugegeben (Staubbindung)<br />
Ms<br />
⋅ X WA k W ⋅ t<br />
σ ct = σDs<br />
⋅(<br />
1−<br />
ε)<br />
⋅ ⋅<br />
M ⋅ϑ<br />
k ⋅ t + 1<br />
( 3.12)<br />
W<br />
W<br />
W<br />
σDs ≈ 35 MPa Druckfestigkeit eines Betonmörtels B 35 aus Portlandzement<br />
(PZ 1/35)<br />
Mw= 18 kg/kmol Molmasse des Wassers<br />
Ms ≈ 5400 kg/kmol Molmasse des hydratisierten Feststoffes<br />
νw ≈ 64 stöchiometrischer Faktor einer Beispielreaktion des<br />
Stoffes + ϑ ⋅ H O ⇔ hs zu hydratisiertem Gut<br />
s W 2<br />
kw ≈ 97 d -1 Geschwindigkeitskonstante der Reaktion (hier z.B. Zement)<br />
⎛ EA<br />
⎞<br />
k W = k W∞<br />
( Am<br />
) ⋅exp⎜−<br />
⎟<br />
⎝ R ⋅T<br />
⎠<br />
( 3.13)<br />
EA Aktivierungsenergie<br />
kw∞ Konstante für T → ∞<br />
⇒ alles gültig σct ↔ σDs für spröde Materialien<br />
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17
c) Brücken durch Sintervorgänge<br />
• für weiche, plastische, bzw. viskos bis viskoplastisch-fließende Materia-<br />
lien z. B. Plastpulver, Futter- u. Nahrungsmittel, ab einer Temperatur<br />
von etwa<br />
T = (0,75 ... 0,9)⋅Tm ( 3.14)<br />
der Schmelztemperatur möglich, F 3.23<br />
• Der innerer Reibungswinkel der Zeitverfestigung ϕit ist physikalisch<br />
sinnvoll über eine Beziehung mit dem stationären Reibungswinkel ϕst<br />
verknüpft, siehe auch Gl.( 3.104):<br />
( 1+<br />
κ + κ ) ⋅ tan ϕ = const.<br />
≠ f ( t)<br />
tan st =<br />
t<br />
it<br />
ϕ ( 3.15)<br />
Damit folgt für den Anstiegswinkel des linearen Zeitfließortes, Gl.(3.81)<br />
im Abschnitt 3.2.4:<br />
tan ϕi<br />
tan ϕ it =<br />
2 ⋅σ<br />
Zs ⋅ tan ϕi<br />
⋅ t<br />
1+<br />
5⋅<br />
η T ⋅ tan ϕ<br />
( 3.16)<br />
s<br />
( ) st<br />
σ 10MPa...<br />
Zugfestigkeit des Feststoffes<br />
Zs =<br />
10 Pa s<br />
13<br />
η > ⋅<br />
Feststoffviskosität<br />
s<br />
mit der Temperaturabhängigkeit der Festoffviskosität:<br />
( ) ⎟⎟<br />
⎛ E γ�<br />
⎞<br />
η = η ⋅ ⎜<br />
s s,<br />
min exp<br />
⎝ R T − Tr<br />
⎠<br />
E sog. "Aktivierungsenergie"<br />
γ�<br />
200 K < Tr < 400 K Temperaturparameter<br />
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( 3.17)<br />
R = 8315 J/(kmol K) allgemeine Gaskonstante<br />
1−<br />
ε F 1<br />
t<br />
0 H0,<br />
t − ε π ⋅ σ 0 Zs ⋅ σsg<br />
⋅<br />
σ 0t<br />
= ⋅ = ⋅<br />
2<br />
ε d ε 5 ⋅ η ⋅ d<br />
( 3.18)<br />
σsg<br />
0<br />
0<br />
s<br />
spezifisch freie Grenzflächenenergie (Grenzflächenspannung<br />
fest-gasförmig) ≈ 0,1 ... 1 J/m²<br />
3.1.3 Mechanik eines weichen adhäsiven <strong>Partikel</strong>kontaktes<br />
• <strong>Partikel</strong>kontaktdeformation in Normalrichtung ohne Haftung, s. F 3.24<br />
• Mikromechanik der <strong>Partikel</strong>kontaktkräfte, Drehmomente <strong>und</strong> ihre je-<br />
weiligen Kraft - Weg <strong>und</strong> Drehmoment - Winkel Beziehungen, s. F 3.25<br />
→ Nächste 25 Folien: Zusätzliche Bilder der Gr<strong>und</strong>lagen der Kontaktmechanik<br />
adhäsiver feiner (d < 100 µm), ultrafeiner (d < 10 µm) bis<br />
nanaoskaliger <strong>Partikel</strong> (d < 0,1 µm)<br />
3.1.3.1 Normalkraft-Weg-Beziehungen<br />
18
• Übersicht über die Stoffmodelle der <strong>Partikel</strong>kontaktdeformation (Stau-<br />
chung) von Kugeln in Normalrichtung ohne <strong>und</strong> mit Haftung,<br />
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siehe Folie F 3.26<br />
• Übersicht über die Stoffmodelle der <strong>Partikel</strong>kontaktdeformation (Stau-<br />
chung) von Kugeln in Normalrichtung ohne <strong>und</strong> mit Haftung ff,<br />
siehe Folie F 3.27<br />
• Übersicht über Stoffmodelle der Kontaktreibung glatter Kugeln in Tan-<br />
gentialrichtung ohne <strong>und</strong> mit Haftung, siehe Folie F 3.28<br />
• Charakteristische <strong>Partikel</strong>kontaktdeformation von Titandioxid<br />
Sauterdurchmesser dST = 200 nm, Feuchte XW = 0,4 %, siehe Folie F 3.29<br />
• Kontaktdeformationsarten glatter Kugeln <strong>und</strong> deren räumliche Span-<br />
nungsverteilungen, s. F 3.30<br />
• Normalkraft-Weg-Modelle der charakteristischen<br />
<strong>Partikel</strong>kontaktdeformationen, s. F 3.31<br />
• Viskoelastische - viskoplastische <strong>Partikel</strong>kontaktdeformation für Titandi-<br />
oxid d50 = 610 nm, Feuchte XW = 0.4 %, Einwirkzeit t = 24 h, s. F 3.32<br />
• Charakteristische <strong>Partikel</strong>kontaktdeformation für Titandioxid d50 = 610<br />
nm, Feuchte XW = 0.4 %, s. F 3.33<br />
• Plastische Kontaktdeformation <strong>und</strong> Haftung/Rückprall bei zentraler<br />
Stoßbeanspruchung, s. F 3.34<br />
• <strong>Partikel</strong>kontaktkräfte <strong>und</strong> Haftkraftverstärkung für TiO2-Pulver, s. F 3.35<br />
• Haftkraft - <strong>Partikel</strong>größe - Diagramm für TiO2 – Pulver, Parameter:<br />
Normalkraft, s. F 3.36<br />
3.1.3.2 Tangentialkraft-Weg-Beziehungen<br />
• Charakteristische <strong>Partikel</strong>kontaktverschiebung zweier TiO2-<strong>Partikel</strong>, <strong>Partikel</strong>größe<br />
dST = 200 nm, Feuchte XW = 0,4 %, s. F 3.37<br />
• Kontaktdeformationsarten glatter Kugeln <strong>und</strong> deren räumliche Spannungsverteilungen,<br />
s. F 3.38<br />
3.1.3.3 Rollmoment-Rollwinkel-Beziehungen<br />
• Charakteristischer Rollwiderstand zweier TiO2-<strong>Partikel</strong>, <strong>Partikel</strong>größe<br />
dST = 200 nm, Feuchte XW = 0,4 %, s. F 3.39<br />
3.1.3.4 Torsionsmoment-Drehwinkel-Beziehungen<br />
• Charakteristische <strong>Partikel</strong>kontakttorsion zweier TiO2 – <strong>Partikel</strong>, <strong>Partikel</strong>größe<br />
dST = 200 nm, Feuchte XW = 0,4 %, s. F 3.40<br />
3.1.3.5 Vergleich der charakt. Haft- <strong>und</strong> Reibungsgrenzen<br />
• Vergleich der lastabhängigen Haftgrenze FH <strong>und</strong> der elastisch-plastischen<br />
Reibungsgrenzen der Tangentialkraft FT,CH, des Rollmomentes MR,CH u.<br />
19
des Torsionsmomentes Mto,CH eines charakteristischen TiO2 - <strong>Partikel</strong>-<br />
kontaktes, <strong>Partikel</strong>größe dST = 200 nn, Feuchte XW = 0,4 %, s. F 3.41<br />
3.1.3.6 Hysterese-, Ablöse- & Reibungsarbeit des lastabhängigen <strong>Partikel</strong>-<br />
kontaktes<br />
• Elastische Hysteresearbeit, Ablöse- <strong>und</strong> Reibungsarbeit für die lastab-<br />
hängige <strong>Partikel</strong>haftung, s. F 3.42<br />
• Vergleich der lastabhängigen maximalen Arbeit der elastischen Hysterese<br />
der Deformation in Normalrichtung Wm,diss, der tangentialen<br />
Mikroschlupfes Wm,T,max, der Rollreibung Wm,R,max <strong>und</strong> des Torsionsmo-<br />
mentes Wm,to,max eines TiO2 - <strong>Partikel</strong>kontaktes, <strong>Partikel</strong>größe dST = 200<br />
nm, Feuchte XW = 0,4 %, s. F 3.43<br />
• Vergleich der lastabhängigen maximalen Ablöse- <strong>und</strong> Reibungsarbeit der<br />
Kompression <strong>und</strong> Ablösung in Normalrichtung Wm,N,A, der Gleitens<br />
Wm,T,C, der Rollreibung Wm,R,C <strong>und</strong> des Torsionsmomentes Wm,to,C eines<br />
TiO2 - <strong>Partikel</strong>kontaktes, dST = 200 nm, Feuchte XW = 0,4 %, s. F 3.44<br />
• Vergleich der chakteristischen Aktivierungsenergie (max. Kompressions-<br />
<strong>und</strong> Reibungsarbeit) für Kompression <strong>und</strong> Ablösung, Gleiten, Rollen <strong>und</strong><br />
Torsion eines TiO2 - <strong>Partikel</strong>kontaktes, dST = 200 nm, XW = 0,4 %,<br />
3.1.3.7 Weicher adhäsiver <strong>Partikel</strong>kontakt in Wasser<br />
• Beanspruchung <strong>und</strong> Fließen von <strong>Partikel</strong>dispersionen, s. F 3.46<br />
• <strong>Partikel</strong>wechselwirkungen in Luft <strong>und</strong> Wasser, s. F 3.47<br />
• <strong>Partikel</strong>wechselwirkungen in Luft <strong>und</strong> Wasser ff, s. F 3.48<br />
3.1.3.8 Festkörperbrückenbindungen im <strong>Partikel</strong>kontakt<br />
• Bindungskräfte einer Festkörperbrücke, s. F 3.49<br />
• Bindungskräfte einer Festkörperbrücke ff, s. F 3.50<br />
→ Details siehe auch:<br />
Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />
Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
s. F 3.45<br />
Tomas, J., Adhesion of ultrafine particles - a micromechanical approach,<br />
Chemical Engineering Science 62 (2007), 1997-2010, doi:<br />
10.1016/j.ces.2006.12.055<br />
..\..\..\Forschung\FLIESSEN\Adhäsion\CES\Tomas_CES_2006_revised.doc<br />
..\..\..\Forschung\FLIESSEN\Adhäsion\CES\Offprint_Tomas_CES_7149.pdf<br />
3.1.4 Messung der Kontaktkräfte<br />
• Messung der Haftkraft zwischen <strong>Partikel</strong> <strong>und</strong> Oberfläche, s. F 3.51<br />
20
• Messung der Haftkraft - Weg - Funktion mittels Rasterkraftmikroskop<br />
(AFM) nach BUTT, s. F 3.52<br />
• Messung Intermolekularer Kräfte <strong>und</strong> Oberflächenkräfte, s. F 3.53<br />
3.1.5 Modelle bimodaler kubischer <strong>Partikel</strong>packungen<br />
• Packungszustand monodisperser Kugeln, s. F 3.54<br />
• Einbettung des Grobkorns im Feinkorn kubischer Packungen bimodaler<br />
Kugeln, s. F 3.55<br />
3.1.6 Mikro-Makro-Übergang in einer bewegten <strong>Partikel</strong>packung<br />
• Mikro-Makro-Übergang, Kraft- <strong>und</strong> Spannungsübertragung in einer gescherten<br />
<strong>Partikel</strong>packung nach MOLERUS <strong>und</strong> TOMAS, s. F 3.56<br />
• Mikro-Makro-Übergang, Kraft- <strong>und</strong> Spannungsübertragung in einer gescherten<br />
<strong>Partikel</strong>packung nach TOMAS, Forts., s. F 3.57<br />
3.1.7 Einführung in die Diskrete-Elemente-Methode (DEM)<br />
Weitere 10 Zusatzbilder zur DEM:<br />
• <strong>Partikel</strong>kontaktdynamik <strong>und</strong> Simulation der Dynamik einer <strong>Partikel</strong>packung<br />
mittels Diskrete-Elemente-Methode (DEM), s. F 3.58<br />
• Der <strong>Partikel</strong>kontakt als mechanisches Schwingelement,<br />
Freie, ungedämpfte Schwingung, s. F 3.59<br />
• Der <strong>Partikel</strong>kontakt als mechanisches Schwingelement, Forts.,<br />
Freie, gedämpfte Schwingung s. F 3.60<br />
• Der <strong>Partikel</strong>kontakt als mechanisches Schwingelement, Forts.,<br />
Erzwungene, gedämpfte Schwingung s. F 3.61<br />
• Der <strong>Partikel</strong>kontakt als mechanisches Schwingelement, Forts.,<br />
Verschaltung mechanischer Federelemente s. F 3.62<br />
• Diskrete-Elemente Methode - Bewegungsgleichungen, s. F 3.63<br />
• Diskrete-Elemente Methode - Kraft-Weg-Gesetze des <strong>Partikel</strong>kontaktes,<br />
s. F 3.64<br />
• Diskrete-Elemente Methode - Numerischer Algorithmus, s. F 3.65<br />
• Diskrete-Elemente Methode - Numerische Lösungsmethode, s. F 3.66<br />
• Diskrete-Elemente Methode - Eingabedaten (mechanische Stoffwerte),<br />
Prozess- <strong>und</strong> Zielfunktionen sowie Ausgabedaten, s. F 3.67<br />
Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />
Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
21
3.2 Kontinuumsmechanische Gr<strong>und</strong>lagen des Fließverhaltens vorver-<br />
dichteter <strong>Partikel</strong>packungen<br />
3.2.1 Zweiachsiger Spannungszustand<br />
• „Vorverdichtet“ bedeutet hier allg.: die mechanische Eigenschaften der<br />
<strong>Partikel</strong>packungen hängen unmittelbar von der Beanspruchungsvorgeschichte,<br />
d.h. von Betrag <strong>und</strong> Richtung der eingeprägten Kräfte <strong>und</strong> der<br />
Beanspruchungsgeschwindigkeiten ab<br />
• Kräftegleichgewicht an einem Schüttgut-Volumenelement, s. F 3.68<br />
• Vorzeichendefinition<br />
• Druckspannungen positiv, Zugspannungen negativ,<br />
• Verdichtung positiv, Ausdehnung = negative Volumenänderung,<br />
• positives Auftragen von Winkeln im mathematisch positiven<br />
Drehsinn, d.h. entgegen dem Uhrzeigersinn,<br />
• Eine Schubspannung τ xy bedeutet:<br />
- 1. Index: x - Richtung der Flächennormalen,<br />
- 2. Index: y - Kraftrichtung,<br />
- treten paarweise auf, betragsmäßig gleich: xy = τyx<br />
Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />
Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
τ , xy yx<br />
22<br />
τ = −τ<br />
,<br />
- <strong>und</strong> sind → momentenfrei!<br />
• positive Richtung einer Schubspannung,<br />
- wenn diese mit der Richtung der im mathematisch positiven Sinne<br />
um 90° gedrehten, im Volumenelement nach innen zeigenden<br />
Normalen der Schnittfläche übereinstimmt, oder<br />
- wenn beide Richtungen, sowohl die Flächennormalenrichtung als<br />
auch die Spannungsrichtung positiv sind,<br />
- wenn beide Richtungen, sowohl die Flächennormalenrichtung als<br />
auch die Spannungsrichtung negativ sind,<br />
• Im allgemeinen dreiachsiger Spannungszustand eines Volumenelements:<br />
dV = dx ⋅ dy ⋅ dz<br />
( 3.19)<br />
y<br />
z<br />
x<br />
dx<br />
dz<br />
dy<br />
Bild 3.4: Abmessungen eines inkrementellen<br />
Volumenelements<br />
• aber nur zweiachsiger, d.h. ebener Spannungszustand betrachtet:<br />
• lineares Fortschreiten der Spannungen nach einer Taylor-Reihe,<br />
•<br />
2<br />
df<br />
( ) ( )<br />
( x)<br />
1 d f ( x)<br />
2<br />
f x + ∆x,<br />
y = f x + ⋅ ∆x<br />
+ ⋅ ∆x<br />
+ ...<br />
2<br />
dx 2!<br />
dx<br />
( 3.20)<br />
• z.B. in x-Richtung mit Abbruch nach der ersten Ableitung:
σx<br />
dy<br />
dz<br />
δσ<br />
x<br />
σ σ<br />
x x x δx<br />
dx<br />
+ = + ∆σ<br />
Bild 3.5: Horizontalspannungen am Volumenelement<br />
→ Kräftegleichgewicht ∑ F →= 0<br />
∂σx<br />
0=<br />
σx⋅dy⋅dz−σx⋅dy⋅dz−<br />
dxdydz<br />
∂x<br />
<strong>und</strong> komplett, siehe F 3.68<br />
∂τyx<br />
0=<br />
σx⋅dy⋅dz+<br />
τyx⋅dx⋅dz−(<br />
τyx+<br />
dy<br />
∂y<br />
) dxdz<br />
−σ<br />
Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />
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x<br />
∂σ<br />
dydz−<br />
∂x<br />
x<br />
dxdydz<br />
∂τyx<br />
∂σx<br />
0 = +<br />
( 3.21)<br />
∂y<br />
∂x<br />
∂τxy<br />
∑ F↓=<br />
0=<br />
σy<br />
⋅dxdz+<br />
τxy⋅dydz−(<br />
τxy+<br />
dx)<br />
dydz<br />
∂x<br />
∂σy<br />
− ( σy+<br />
dy)<br />
dxdz+<br />
ρb⋅g⋅dy⋅dz⋅dx<br />
∂y<br />
∂σy<br />
∂τxy<br />
ρ b⋅g<br />
= +<br />
( 3.22)<br />
∂y<br />
∂x<br />
→ 2 Gleichungen aber 3 Unbekannte, d.h. gesucht wird eine weitere Gl.,<br />
d.h. Fließkriterium bzw. "Stoffgesetz", siehe Gl.( 3.61)<br />
� zusätzlich: rotationssymmetrischer Spannungszustand, Draufsicht:<br />
ψ<br />
y<br />
σψ<br />
+ ∆σ<br />
σx<br />
dψ<br />
xdψ<br />
x<br />
dx<br />
σ<br />
x x<br />
dψ σψ<br />
x<br />
x<br />
σψ dψ<br />
Bild 3.6: Kreissegment eines axialsymmetrischen Schüttgutelements<br />
σ ⋅xdψ⋅dy+<br />
σ dxdψdy−(<br />
σ<br />
x<br />
ψ<br />
x<br />
+ ∆σ<br />
x<br />
)( x+<br />
dx)<br />
dψdy=<br />
0<br />
∂σx<br />
∂σx<br />
≈ 0 sehr klein<br />
σx<br />
⋅x+<br />
σψ<br />
dx−σ<br />
x x−σ<br />
xdx−<br />
dx⋅x−<br />
dx⋅<br />
dx=<br />
0<br />
∂x<br />
∂x<br />
σx<br />
−σψ<br />
∂σx<br />
0 = +<br />
x ∂x<br />
23<br />
( 3.23)<br />
Berücksichtigung in der allg. Gleichung siehe F 3.68 mittels Faktor m = 1<br />
σx<br />
−σψ<br />
für den Term: m ⋅ , siehe Trichterdimensionierung Schüttec_4.doc -<br />
x<br />
Trichterformfaktor_m im Abschnitt 4.<br />
Bogenlänge:<br />
π ⋅ d = 360°<br />
π ⋅ r = 180°<br />
dψ ⋅ r = dψ<br />
⋅ x<br />
∑<br />
F →= 0
→ <strong>Mechanische</strong> Gr<strong>und</strong>modelle für elastisches, plastisches <strong>und</strong><br />
viskoses Stoffverhalten, siehe F 3.69<br />
Zweiachsige Spannungszustände am Mohrschen Spannungskreis<br />
• Suche eines Fließkriteriums in der Weise, das die Unabhängigkeit von<br />
einem willkürlich gewählten Koordinatensystem garantiert ist<br />
• d.h. für ein Schüttgutprisma der Länge dz, siehe F 3.70<br />
Bild 3.7: zweiachsigerSpannungszustand<br />
am homogenenSchüttgutprisma<br />
dy<br />
τxy<br />
σx<br />
α<br />
- Druckspannungen <strong>und</strong> damit Kompression sind positiv definiert,<br />
- Schubspannungsrichtung ist positiv, wenn sowohl der<br />
Flächennormalenvektor als auch die Achsenrichtung positiv (vom Nullpunkt<br />
wegzeigen) oder beide negativ sind.<br />
- α-Winkel ist positiv, wenn er entgegen dem Uhrzeigersinn aufgetragen<br />
wird,<br />
Kräftegleichgewichte<br />
• in σα-Richtung: ∑ F σ = 0 α<br />
σα ⋅ds<br />
⋅dz<br />
− σx<br />
cos α ⋅dy<br />
⋅dz<br />
− σy<br />
sin αdxdz<br />
− τxy<br />
sin αdydz<br />
− τyx<br />
cos α dxdz = 0<br />
dy = ds ⋅ cos α<br />
außerdem sind:<br />
<strong>und</strong> τ xy = τyx<br />
dx = ds ⋅ sin α<br />
2<br />
2<br />
σα⋅ds−σx ⋅dscos<br />
α−σysin<br />
αds−τxysincosαds−<br />
τxy<br />
cosα⋅sinαds=<br />
0 mit<br />
2sinα⋅<br />
cosα<br />
= sin2α<br />
2 1<br />
cos α = ( 1+<br />
cos2α)<br />
2<br />
2<br />
2<br />
σα = σx<br />
cos α+<br />
σysin<br />
α+<br />
2τxysinαcosα<br />
σx<br />
σx<br />
2<br />
= + cos2α+<br />
σy<br />
( 1−cos<br />
α)<br />
+ τxysin2α<br />
2 2<br />
σ σ<br />
σ σ<br />
x x<br />
y y<br />
= + cos2α+<br />
σy<br />
− − cos 2α+<br />
τxysin2α<br />
2 2<br />
2 2<br />
σx<br />
+ σ y σx<br />
−σ<br />
y<br />
σα = + cos2α+<br />
τxysin2α<br />
( 3.24)<br />
2 2<br />
Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />
σα<br />
σy<br />
τα<br />
ds<br />
dx<br />
τyx<br />
Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
σxcosα<br />
dz<br />
α<br />
σy<br />
σx<br />
α<br />
24<br />
σysinα<br />
α
∑ τ α<br />
Kräftegleichgewicht in τα-Richtung: F = 0<br />
0 = τ<br />
0=<br />
τ<br />
α<br />
α<br />
⋅ ds ⋅ dz + σ<br />
dxdz cos α −τ<br />
⋅ ds + σ dssin<br />
α cos α − σ dssin<br />
α cos α − τ<br />
x<br />
dydzsin<br />
α − σ<br />
x<br />
2<br />
2<br />
− cos α + sin α = − cos 2α<br />
σ σ<br />
x<br />
y<br />
τα = − sin 2α<br />
+ sin 2α<br />
+ τxy<br />
cos 2α<br />
2 2<br />
σx<br />
− σy<br />
τα = − sin 2α<br />
+ τxy<br />
cos 2α<br />
2<br />
Hauptspannungen:<br />
y<br />
y<br />
Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />
xy<br />
Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
cos αdydz<br />
+ τ<br />
xy<br />
cos<br />
2<br />
yx<br />
αds<br />
+ τ<br />
xy<br />
sin αdxdz<br />
sin<br />
2<br />
αds<br />
25<br />
( 3.25)<br />
• gesucht der Winkel, bei dem σ α maximal bzw. minimal wird, d.h. aus<br />
Gl. ( 3.24)<br />
dσ<br />
σ<br />
= 0 = −2<br />
dα<br />
− σ<br />
α x y<br />
sin 2α<br />
+ 2τxy<br />
cos 2α<br />
= 2τα<br />
2<br />
( 3.24)<br />
gemäß Gl. ( 3.25) verschwindet somit die Schubspannung τ α = 0<br />
Der Winkel αo ist dann:<br />
2τxy<br />
tan 2α<br />
o =<br />
σ −σ<br />
π<br />
= tan 2(<br />
αo<br />
+ )<br />
2<br />
( 3.26)<br />
x<br />
y<br />
wegen der Periodizität der Tangensfunktion in π<br />
• Es gibt 2 Flächen, die aufeinander senkrecht stehen, bei denen τα = 0<br />
verschwindet. Die Normalspannungen auf diese Flächen werden größ-<br />
te <strong>und</strong> kleinste Hauptspannung genannt. D.h.<br />
σx<br />
+ σy<br />
σx<br />
σ1<br />
= +<br />
2<br />
− σy<br />
cos 2αo<br />
+ τxy<br />
sin 2αo<br />
2<br />
σ2<br />
σx<br />
=<br />
+ σy<br />
σx<br />
−<br />
2<br />
− σy<br />
cos 2αo<br />
− τxy<br />
sin 2αo<br />
2<br />
⎛ σx<br />
⎜<br />
⎜σ<br />
α −<br />
⎝<br />
2<br />
+ σy<br />
⎞ ⎛ σx<br />
− σy<br />
⎞<br />
= cos 2 xy sin 2<br />
2 ⎟<br />
⎜<br />
α + τ α<br />
2<br />
⎟<br />
⎠ ⎝<br />
⎠<br />
⎛ σ<br />
⎜<br />
⎝<br />
x<br />
− σ<br />
2<br />
⎛ σ<br />
+ ⎜<br />
⎜−<br />
⎝<br />
x<br />
y<br />
τ<br />
2<br />
α<br />
− σ<br />
2<br />
⎛ σ<br />
= ⎜<br />
⎜−<br />
⎝<br />
⎞<br />
cos 2α<br />
⎟<br />
⎠<br />
y<br />
2<br />
x<br />
⎞<br />
sin 2α<br />
⎟<br />
⎠<br />
2<br />
2<br />
wobei 1 = sin α + cos α gilt.<br />
⎛ σx<br />
+ σy<br />
⎞ 2<br />
⎜σ<br />
α − ⎟ + τα<br />
=<br />
⎝ 2 ⎠<br />
2<br />
− σ<br />
2<br />
y<br />
⎛ σx<br />
− σ<br />
+ 2 ⎜<br />
⎝ 2<br />
2<br />
⎛ σx<br />
− σ<br />
⎜<br />
⎝ 2<br />
sin 2α<br />
+ τ<br />
y<br />
⎛ σx<br />
− σ<br />
− 2 ⎜<br />
⎝ 2<br />
y<br />
2<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
+ τ<br />
2<br />
xy<br />
xy<br />
2<br />
⎞<br />
cos 2α<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎞<br />
⎟ cos 2α<br />
⋅ τ<br />
⎠<br />
y<br />
cos<br />
xy<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟sin<br />
2ατ<br />
⎠<br />
2<br />
2α<br />
2<br />
sin 2α<br />
+ τ<br />
xy<br />
2<br />
xy<br />
cos 2α<br />
+ τ<br />
sin<br />
2<br />
xy<br />
2<br />
cos<br />
2α<br />
2<br />
2α<br />
( 3.27)<br />
Dies ist nun die allgemeine Gleichung des Mohrkreises. Für das Ver-<br />
schwinden der Schubspannung τxy = 0 gilt ebenfalls
* π<br />
α = α0<br />
±<br />
( 3.28)<br />
4<br />
<strong>und</strong> somit auch die folgenden Gleichungen, F 3.70<br />
2<br />
⎛ σ1<br />
+ σ2<br />
⎞ 2 σ1<br />
− σ2<br />
⎜σ<br />
− ⎟ + τ =<br />
oder ( 3.29)<br />
⎝ 2 ⎠ 2<br />
2 2 2<br />
( − σM<br />
) + τ = σR<br />
σ mit der ( 3.30)<br />
Radiusspannung<br />
<strong>und</strong> der Mittelpunktsspannung<br />
σ1<br />
+ σ2<br />
σ1−σ<br />
2<br />
σ = + cos2α<br />
2 2<br />
σ1<br />
−σ2<br />
τ = − sin2α<br />
2<br />
σ1−σ<br />
2<br />
τ max = − für sin2α=<br />
1<br />
2<br />
1 π<br />
d.<br />
h.<br />
α = arcsin(<br />
1)<br />
⋅ =<br />
2 4<br />
σ1<br />
− σ2<br />
σ R =<br />
2<br />
( 3.31)<br />
σ1<br />
+ σ2<br />
σ M =<br />
2<br />
( 3.32)<br />
Bild 3.8: zweiachsige Hauptspannungen am Schüttgutprisma<br />
Die Richtungen der Hauptspannungen lassen sich durch eine Dreiecks-<br />
beziehung im Kreis (Satz des Thales) ermitteln, F 3.71.<br />
Übung<br />
bei gegebenen Hauptspannungen σ1, σ2 <strong>und</strong> Gleitwinkel α<br />
gesucht: σx = ?, σy = ?, τxy = ?<br />
Bild 3.9: Grafische Darstellungen<br />
der Spannungen im zweiachsigen<br />
Spannungszustand mit einem sog.<br />
MOHR-Kreis<br />
Bild 3.10: zweiachsiger Spannungszustand<br />
Der Winkel α wird entgegen dem Uhrzeigersinn abgetragen<br />
Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />
Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
τ<br />
σy<br />
σ1<br />
τyx σR<br />
σM<br />
σx<br />
2α<br />
τxy<br />
α<br />
σx<br />
σ<br />
τ<br />
σ2<br />
σ2 - Richtung<br />
τxy<br />
τ = 0<br />
α<br />
σy<br />
σ1<br />
σ<br />
σ1<br />
τyx<br />
26
⇒ Berücksichtigung des Vorzeichens (-) in der Gl.( 3.35) durch Auftragen<br />
im Uhrzeigersinn<br />
σ1<br />
+ σ2<br />
σ1<br />
− σ2<br />
σx = + ⋅ cos 2α<br />
2 2<br />
( 3.33)<br />
σ1<br />
+ σ2<br />
σ1<br />
− σ2<br />
σy = − ⋅ cos 2α<br />
2 2<br />
( 3.34)<br />
σ1<br />
− σ2<br />
τxy = − ⋅ sin 2α<br />
2<br />
( 3.35)<br />
oder auch mit den Mittelpunkts- <strong>und</strong> Radiusspannungen:<br />
σx = σM<br />
+ σR<br />
⋅ cos 2α<br />
( 3.36)<br />
σy = σM<br />
− σR<br />
⋅ cos 2α<br />
( 3.37)<br />
τxy = −σR<br />
⋅ sin 2α<br />
( 3.38)<br />
→ Richtungsabhängige (anisotrope) aktive <strong>und</strong> passive Rankinesche<br />
Grenzspannungszustände, siehe F 3.72<br />
3.2.2 Kontinuumsmechanische Fließkriterien (Bruchhypothesen)<br />
• Formulierung sog. Bruchhypothesen für mehrachsige Spannungszustände,<br />
d.h. Fließkriterien, die dann das Materialverhalten charakterisieren<br />
sollen (Rückführung auf einachsige Beanspruchungsstände)<br />
• Übersicht über die Entwicklung der Fließkriterien <strong>und</strong> Bruchhypothesen,<br />
siehe Folie F 3.73<br />
• Vergleichsspannungshypothesen bei mehrachsigen Spannungszuständen<br />
• in Bauteilen meist mehrachsige Spannungszustände<br />
(1) Hauptspannungshypothese<br />
• maximale Hauptnormalspannung für den Bruch verantwortlich<br />
σ V = σ1<br />
wenn σ 1 > σ2<br />
> σ3<br />
• für duktiles (dehnbares, zähes) Material σv zu klein, d.h. unsicher, angenommen<br />
(2) Hauptdehnungshypothese<br />
• Bruch tritt bei der größten Dehnung ε = ∆l/l0<br />
/ F = σ<br />
ein, N o A<br />
l − l0<br />
ε y = ε = > 0 ( 3.39)<br />
l<br />
0<br />
Verdichtung ist positiv (+) vereinbart <strong>und</strong><br />
d0 d<br />
Dehnung ist negativ (-) vereinbart<br />
d0<br />
− d ∆d<br />
Querdehnung: ε x = εq<br />
= = < 0<br />
d d<br />
Bild 3.11: Deformationen eines<br />
zylindrischen Volumenelementes<br />
( 3.40)<br />
0<br />
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0<br />
y<br />
∆l<br />
x<br />
σ<br />
27<br />
l 0
Es ist = −ν<br />
⋅ε<br />
ε q mit ν - Querdehnungszahl (bzw. Querkontraktions-<br />
zahl = 0,3 für Metalle), siehe Hookesche Gesetz:<br />
1<br />
ε = ⋅ σ bzw. σ = E ⋅ ε<br />
E<br />
( 3.41)<br />
E = Elastizitätsmodul (Steifigkeit oder Deformationswiderstand)<br />
E = 210 kN/mm² (GPa) für Stahl <strong>und</strong> E = 70 kN/mm² für Aluminium<br />
Verschiebung für γ
* 1 2 2<br />
1 2<br />
WF = ( σx<br />
+ σy<br />
−2σ<br />
xσ<br />
y ) + τxy<br />
( 3.49)<br />
2E<br />
2G<br />
→ Die Formänderung bei einem isostatischen Druck- oder Spannungszu-<br />
stand führt zu keinem Bruch! D.h. für eine mittlere Spannung<br />
1<br />
σ m = ( σx<br />
+ σy<br />
+ σz<br />
)<br />
3<br />
( 3.50)<br />
→ <strong>und</strong> einer gesamten Volumenänderung<br />
dV<br />
e= = ε x + ε y+<br />
ε z<br />
V<br />
( 3.51)<br />
0<br />
→ entsteht eine Volumenänderungsarbeit<br />
* 1 1−2ν<br />
2<br />
Wv = σm⋅<br />
e = ( σx<br />
+ σy<br />
+ σz<br />
)<br />
2 6E<br />
( 3.52)<br />
W<br />
die „wirksame“ Gestaltänderungsarbeit ist folglich<br />
*<br />
G<br />
2<br />
* * 1 ⎡<br />
= W<br />
⎛ ⎞<br />
F −WV<br />
= ⎢⎜σ<br />
− σ ⎟ +<br />
12G<br />
⎣⎝<br />
x y ⎠<br />
→ für den einachsigen Druck ist<br />
W<br />
*<br />
G(<br />
1)<br />
2<br />
+<br />
( σ − σ )<br />
2 2 2 2 ⎤<br />
( σy<br />
−σz<br />
) + 6 ⋅ ( τxy<br />
+ τxz<br />
+ τyz<br />
) ⎥⎦<br />
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x<br />
z<br />
2<br />
( 3.53)<br />
2σV<br />
= ( 3.54)<br />
12G<br />
→ <strong>und</strong> bei gleicher Gestaltänderungsarbeit WG(1) * = WG* des allgemeinen<br />
σ<br />
V<br />
dreiachsigen Spannungszustandes folgt für die Vergleichsspannung<br />
=<br />
1 ⎡<br />
⋅<br />
2<br />
⎢<br />
⎣<br />
2<br />
2<br />
2 2 2 2 ⎤<br />
( σx<br />
−σ<br />
y ) + ( σx<br />
−σz<br />
) + ( σy<br />
−σz<br />
) + 6 ⋅ ( τxy+<br />
τxz<br />
+ τyz<br />
) ⎥⎦<br />
(4) Hypothese von Huber-Mises-Hencky<br />
( 3.55)<br />
• Bruch tritt nach Erreichen der gleichen maximalen Gestaltänderungs-<br />
arbeit ein wie bei einem einachsigen Spannungszustand, siehe entspre-<br />
chend Hypothese (3)<br />
• Nutzung im Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau!<br />
• Vergleichsnormalspannung σ V ≤ σzul. d.h.<br />
2 2 2 2 ⎤<br />
( σ −σ<br />
) + σ + σ + 6τxy<br />
≤σ<br />
zul<br />
1 ⎡<br />
σ V = σ1=<br />
⋅ x y x y<br />
2<br />
⎢<br />
⎥<br />
( 3.56)<br />
⎣<br />
⎦<br />
Für eine große Anzahl von Stoffen reicht diese kontinuumsmechanische<br />
Bruchhypothese nicht mehr aus, da das Versagen des Werkstoffes schon<br />
durch geringere Schubspannungen τzul < σzul verursacht wird. Der Zu-<br />
sammenhang einer Schubspannung als Funktion der Normalspannung τ =<br />
f(σ) (hier werden Druckspannungen positiv dargestellt) wird für ein gege-<br />
29
enes Material durch die Einhüllende aller MOHR-Kreise dargestellt, die<br />
den Bruchzustand charakterisieren:<br />
(5) Schubspannungshypothese von Tresca<br />
• Bruch durch maximale Schubspannung τmax, siehe Folie F 3.73<br />
• beispielsweise: Bruch schon nach halber Größe der Druck- bzw. Zug-<br />
festigkeit bei einaxialer Belastung<br />
• Bruch- oder Scherfläche um den sog. Gleitwinkel von α = π/4 = 45°<br />
zur Richtung der beiden Hauptspannungen geneigt,<br />
σy<br />
σc<br />
τ max=<br />
=<br />
2 2<br />
• Vergleichsspannung V 2 τmax<br />
⋅ = σ<br />
• Für die Vergleichsspannung gilt:<br />
V<br />
max<br />
2 2<br />
[ ( σx<br />
−σy<br />
) + 4τxy<br />
] ≤ zul<br />
σ = 2τ =<br />
σ ( 3.57)<br />
Bild 3.14: Scherbruch bei einachsiger Belastung<br />
• Beschreibung des plastischen Fließens von zähen oder duktilen Werkstoffen,<br />
z.B. Metallen<br />
→ ungeeignet für:<br />
• spröde Werkstoffe, da σZug
⇒ Spannungszustände, die durch MOHR-Kreise gekennzeichnet sind,<br />
die die Umhüllende schneiden, können nicht existieren, weil das<br />
Fließen schon bei niedrigeren Spannungen eingetreten wäre. Andererseits<br />
charakterisieren MOHR-Kreise innerhalb der Umhüllenden<br />
Spannungszustände, die noch kein Fließen, sondern nur elastische<br />
Deformation herbeiführen.<br />
• Aufgabenstellung in der Bodenmechanik ist gewöhnlich die Gewährleistung<br />
der Stabilität, d.h. man muß im elast. Beanspruchungsbereich<br />
bleiben, daher ist Kenntnis der "ungefähren" Lage der Fließgrenze<br />
ausreichend.<br />
• Durch einfache Geradengleichung beschreibbar:<br />
τ = ϕ ⋅ σ + τ = tanϕ<br />
⋅ ( σ + σ )<br />
( 3.60)<br />
tan i c i<br />
Z<br />
oder auch: im obigen Bild 3.15 liest man die Dreiecksbeziehung ab:<br />
σ1<br />
− σ2<br />
σ R = = sin ϕi<br />
⋅ ( σM<br />
2<br />
+ σZ<br />
) mit σ M<br />
σ1<br />
+ σ2<br />
=<br />
2<br />
( 3.61)<br />
oder in σ1 - σ2 - Koordinaten<br />
1+<br />
sinϕ<br />
2 ⋅ sinϕ<br />
i<br />
i<br />
σ 1 = ⋅ σ2<br />
+ ⋅ σZ<br />
( 3.62)<br />
1−<br />
sinϕi<br />
1−<br />
sinϕi<br />
Kennwerte, F 3.73:<br />
ϕi Reibungswinkel bzw. µi = tanϕi Reibungskoeffizient<br />
σZ Zugfestigkeit (dreiachsig!)<br />
τc Kohäsion, svw. Scherwiderstand bei einer äußeren Normalspannung<br />
σ = 0; beachte jedoch das Wirken einer zusätzlichen<br />
inneren Druckspannung -σZ aufgr<strong>und</strong> der <strong>Partikel</strong>haftung!<br />
τ c = tanϕi ⋅ σZ<br />
( 3.63)<br />
→ nicht geeignet: für fließende Schüttgüter bei geringen Spannungen σ<br />
< 100 kPa<br />
(7) Fließkriterium nach Jenike<br />
• Spannungen fließender kohäsiver Schüttgüter oft unter 100 kPa,<br />
siehe Folie F 3.73<br />
• "modifizierter" Coulomb-Körper mit zumindest 3 Erweiterungen<br />
1. Unterscheidung in stationäres (zeitinvariantes) <strong>und</strong> beginnendes<br />
Fließen notwendig!<br />
⇒ stationäres kohäsionslosen Fließens von Schüttgütern, d.h.<br />
effektiver Fließort F 3.76:<br />
σR<br />
σ1<br />
− σ2<br />
= = sin ϕe<br />
( 3.64)<br />
σ σ + σ<br />
ϕe<br />
M<br />
1<br />
2<br />
effektiver (oder wirksamer innerer) Reibungswinkel<br />
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31
⇒ folgt notwendiger Weise aus der Aufgabenstellung in der<br />
<strong>Schüttgutmechanik</strong> das Fließen erzwingen zu müssen<br />
⇒ eine Grenzspannungsfunktion für stationäres Fließen<br />
2. Grenzspannungsfunktionen hängen von der Verdichtung, d.h.<br />
Schüttgutdichte bzw. Porosität ab<br />
3. Grenzspannungsfunktionen haben jeweils einen Endpunkt =ˆ Zustand<br />
des „kohäsionslosen“ stationären Fließens, svw. effektives<br />
stationäres Fließen ⇒ liefert den sog. effektiven Fließort<br />
<strong>und</strong> zusätzlich nach Schwedes:<br />
4. Grenzspannungsfunktionen haben im Bereich kleiner Druckspannungen<br />
einen gekrümmten Verlauf<br />
⇒ aber: Grenzspannungsfunktion von Gesteinen auch oftmals gekrümmt;<br />
Grenzspannungsfunktion = Ort an dem plastisches<br />
Fließen bzw. der Bruch eintritt = Fließort = yield locus<br />
⇒ bis hierher Aussagen der Kontinuumsmechanik!<br />
3.2.3 <strong>Partikel</strong>mechanisch begründete Fließkriterien<br />
(8) Fließkriterium nach Molerus<br />
⇒ hier so benannt nach MOLERUS (1978), siehe Folie F 3.73<br />
� Erstmalige Einführung partikelmechanischer Haftkraftmodelle<br />
zur physikalisch begründeten Erklärung bisher nur kontinuumsmechanisch<br />
zugänglicher Stoffgesetze.<br />
� Grenzspannungsfunktion ist von der Wirkung der Haftkräfte zwischen<br />
den <strong>Partikel</strong>n abhängig<br />
� Nur irreversible, rein plastische <strong>Partikel</strong>kontaktdeformation Apl<br />
betrachtet (- Vorzeichen = Haftung, + Repulsion):<br />
∑ F = 0 = −FH<br />
0 − pVdW<br />
⋅ A pl − FN<br />
+ pf<br />
⋅ A pl<br />
( 3.65)<br />
� Diese mittleren mikroskopischen Kontaktkräfte FT <strong>und</strong> FN <strong>und</strong> die<br />
resultierenden Spannungen im Kontinuum τ <strong>und</strong> σ lassen sich unter<br />
bestimmten Voraussetzungen analytisch ineinander umrechnen<br />
(1-ε Packungsdichte):<br />
1−<br />
ε FT<br />
, FN<br />
τ , σ = ⋅<br />
( 3.66)<br />
2<br />
ε d<br />
Mit zumindest 4 Erweiterungen bei σ < 100 kPa, F 3.73:<br />
1. stationäres Fließen kohäsiver Schüttgüter ist "kohäsiv"<br />
⇒ "stationärer Fließort" als Coulomb-Gerade<br />
σ R,<br />
st = f ( σM,<br />
st )<br />
( 3.67)<br />
τ = f σ . ( 3.68)<br />
( )<br />
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32
2. Lage der Grenzspannungsfunktionen wird von der Vorverfestigung<br />
<strong>und</strong> davon abhängiges Wirken der Haftkräfte in den<br />
<strong>Partikel</strong>kontakten beeinflußt<br />
⇒ Übergang von der Kontinuummechanik zur <strong>Partikel</strong>mechanik<br />
⇒ Haftkraftzuwachs als ein lineares "Verfestigungsgesetz"<br />
F = F + κ ⋅ F<br />
( 3.69)<br />
H<br />
H0<br />
p<br />
N<br />
FH0 Haftkraft in den unverfestigten Kontakten<br />
FN "äußere" eingeprägte Normalkraft in den <strong>Partikel</strong>kontakten<br />
3. Physikalischer Zusammenhang zwischen dem stationären ϕst <strong>und</strong><br />
dem inneren ϕi Reibungswinkel:<br />
tan st<br />
p<br />
i<br />
ϕ = ( 1+<br />
κ ) ⋅ tan ϕ = const.<br />
( 3.70)<br />
4. Schar von Grenzspannungsfunktionen läßt sich nur mit 3 physikalisch<br />
begründeten Fließkennwerten plus dem Einfluß eines charakteristischen<br />
mittleren Druckes beschreiben:<br />
(1) ϕi - innere Festkörperreibung (Gleitreibung) versagender <strong>Partikel</strong>kontakte<br />
(2) ϕst - stationäre <strong>Partikel</strong>reibung, Zunahme der Reibung infolge<br />
verfestigende äußere Kräfte, abgeleitet aus κp Gl.( 3.69)<br />
(3) σ0 - dreiachsige Zugfestigkeit des unverfestigten Schüttgutes,<br />
abgeleitet aus FH0 Gl.( 3.69)<br />
(4) σM,st Einfluß der mechanischen Beanspruchungsvorgeschichte,<br />
svw. mittlerer Vorverfestigungsdruck, im Schüttgutkontinuum;<br />
unmittelbarer Zusammenhang zur Schüttgutdichte ρb =<br />
f(σM,st) Gl.( 3.121).<br />
(9) Einführung eines neuen elastisch-plastischen <strong>und</strong> viskoplastischen<br />
Fließkriteriums nach Tomas (1987/99):<br />
NEU!: Wesentliche Erweiterung bisheriger partikel- <strong>und</strong><br />
kontinuumsmechanischer Bruchhypothesen durch Einführung neuer,<br />
physikalisch begründeter Modelle der<br />
� Momentanfließorte, stationären Fließorte <strong>und</strong> Verfestigungsorte<br />
für elastisch-plastische Kontaktdeformationen <strong>und</strong> reibungsbehaftetem<br />
Kontaktgleiten mit lastabhängiger Haftkraft sowie der<br />
� Zeitfließorte mit viskoplastischer Kontaktdeformation (Anfang<br />
1987 siehe Diss. B 1991, CET 2003):<br />
� Rein elastische Abplattungen unter der Einwirkung äußerer Kräfte<br />
sind für die Haftkraftverstärkung verhältnismäßig bedeutungslos, da<br />
diese Verformungen nach Wegfall der äußeren Kräfte völlig verschwinden.<br />
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Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
33
� Wesentlich für die Haftkraftverstärkung ist deshalb eine kombinierte<br />
elastisch-plastische Verformung des <strong>Partikel</strong>kontaktbereiches zu<br />
einem kleinen Platte-Platte-Kontakt aufgr<strong>und</strong> des Einwirkens der<br />
Haftkraft FH0 (siehe Gl.( 3.5)) selbst <strong>und</strong> einer zusätzlichen äußeren<br />
Normalkraft FN. Mit dem Kräftegleichgewicht des weichen Kontak-<br />
tes zweier steifer <strong>Partikel</strong>n<br />
( Ael<br />
+ A pl ) + FN<br />
− FW<br />
, el − pf<br />
A pl<br />
∑ F = 0 = FH<br />
0 + pVdW<br />
⋅<br />
⋅ ( 3.71)<br />
folgt für die gesamte Haftkraft FH nach einigen Umrechnungen (sie-<br />
he ../../../Forschung/FLIESSEN/B_Theorie_FliessKW/Schüttec_-<br />
3_Kontakt_Theorie.doc#FHA_ges):<br />
folgt für die gesamte Haftkraft FH nach einigen Umrechnungen1 :<br />
κA<br />
FH =<br />
κ − κ<br />
⋅ FH<br />
0 +<br />
κ<br />
κp<br />
− κ<br />
⋅ FN<br />
= ( 1+<br />
κ)<br />
⋅ FH<br />
0 + κ ⋅ FN<br />
( 3.72)<br />
H<br />
A<br />
H0<br />
p<br />
A<br />
( F F )<br />
H0<br />
N<br />
p<br />
F = F + κ ⋅ +<br />
( 3.73)<br />
für Details siehe auch ..\..\Forschung\FLIESSEN\Berichte\Schüttec-<br />
_3_Sem_0.doc – Haftkraftgesneu,<br />
� Der elastisch-plastische Kontaktverfestigungskoeffizient κ<br />
κ =<br />
κ<br />
κp<br />
− κ<br />
( 3.74)<br />
A<br />
p<br />
enthält sowohl den charakteristischen dimensionslosen Kennwert ei-<br />
nes elastisch-plastischen Kontaktflächenverhältnisses κA (wobei<br />
AK = Ael + Apl)<br />
2 1 A pl<br />
κ A = + ⋅<br />
3 3 A + A<br />
( 3.75)<br />
el<br />
pl<br />
� als auch den plastischen Repulsionskoeffizienten κp als Verhältnis<br />
des attraktiven VAN-DER-WAALS-Kohäsionsdruckes zur re-<br />
pulsiven plastischen Steifigkeit des Platte-Platte-Kontaktes eines<br />
<strong>Partikel</strong>paares:<br />
pVdW<br />
C<br />
κp<br />
= =<br />
p 6 ⋅ π ⋅ a<br />
f<br />
H<br />
3<br />
F=<br />
0<br />
⋅ p<br />
f<br />
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Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
( 3.76)<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
1 Diesem einfachen Modell liegen Versuche auf einer Zentrifuge mit einer engen <strong>Partikel</strong>größenklasse<br />
(Kalkstein, mittlere <strong>Partikel</strong>größe dmi = 60 µm, pf ≈ 500 MPa, CH,svs = 15⋅10 -20<br />
J) zugr<strong>und</strong>e. Die <strong>Partikel</strong> wurden auf ein poliertes Stahlplättchen so aufgebracht, daß die<br />
Zentrifugalkraft zunächst als Anpreßkraft FN <strong>und</strong> anschließend nach Wenden als Abreißkraft<br />
FH wirkt. Bemerkenswert ist die lineare Zunahme der Haftkraft mit einer äußeren<br />
Normalkraft FN, die auf eine Verformung sehr kleiner Rauhigkeitserhebungen im nm-<br />
Bereich zurückzuführen ist. Bei stärkerer Anpressung werden auch größere Bereiche der<br />
Kontaktzone plastisch verformt. In diesem Fall ist die Zunahme der Haftkraft manchmal<br />
kleiner als im Anfangsteil.<br />
34
pf ≈ 3⋅σF<br />
plastischer Fließdruck (≈ 3⋅Fließgrenze für Zugbe-<br />
anspruchung), Oberflächenmikrohärte bzw.<br />
<strong>Partikel</strong>kontaktsteifigkeit<br />
� Grenzspannungsfunktion ist von der Summe der elastischen Ael, ir-<br />
∑<br />
reversibel plastischen Apl <strong>und</strong> zeitabhängigen viskoplastischen<br />
(svw. viskosen) Avis <strong>Partikel</strong>kontaktdeformationen abhängig:<br />
H0<br />
VdW<br />
( Ael<br />
+ A pl + A vis ) − FN<br />
+ FW<br />
, el + pf<br />
⋅ A pl + ηs<br />
/ t A vis<br />
F = 0 = −F<br />
− p ⋅<br />
⋅<br />
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Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
( 3.77)<br />
� Gegenüber Gl.( 3.69) Einführung einer neuen erweiterten Haftkraft-<br />
gleichung zur Beschreibung der viskoplastischen <strong>Partikel</strong>kontakt-<br />
verfestigung infolge eingeprägter Normalkräfte FH0 <strong>und</strong> FN bei σ <<br />
100 kPa:<br />
H,<br />
ges<br />
H<br />
Ht<br />
( 1+<br />
κ + κt<br />
) ⋅ FH<br />
0 + ( κ + κt<br />
) FN<br />
F = F + F =<br />
⋅ . ( 3.78)<br />
� Einführung einer zusätzlichen viskosen Kontaktrepulsion bzw.<br />
Kontaktverfestigung κt bei σ < 100 kPa (σa ≡ pVdW Kontaktfestig-<br />
keit, siehe auch siehe auch Gl.( 3.16):<br />
κ<br />
t<br />
σa<br />
=<br />
η ⋅ ε�<br />
V<br />
V<br />
pVdW<br />
≈ ⋅ t<br />
η ( T)<br />
s<br />
ηV Volumenviskosität (viskoplastische Steifigkeit),<br />
ε� Kontaktdeformationsgeschwindigkeitsgradient,<br />
V<br />
( 3.79)<br />
� Damit gilt für den Zusammenhang zwischen stationärer <strong>und</strong> instatio-<br />
närer innerer Reibung, siehe auch analoge Gl.( 3.104):<br />
tan st<br />
t<br />
it<br />
ϕ = ( 1+<br />
κ + κ ) ⋅ tan ϕ ≠ f ( t)<br />
= const.<br />
( 3.80)<br />
� Umgerechnet auf einen Reibungswinkel (hier Anstiegswinkel des<br />
Zeitfließortes) ist:<br />
tan ϕi<br />
tan ϕ it =<br />
(3.81)<br />
tan ϕi<br />
⋅ pVdW<br />
⋅ t<br />
1+<br />
tan ϕ ⋅ η<br />
st<br />
s<br />
( T)<br />
� Zusätzlich zu den 3 Kennwerten ϕi, ϕst, σ0 in der Gl.( 3.85), 2 neue<br />
physikalisch begründete Fließkennwerte:<br />
(1) ϕit innere Festkörperreibung versagender <strong>Partikel</strong>kontakte<br />
<strong>und</strong><br />
σ = κ ⋅ σ dreiachsige Zugfestigkeit des Schüttgutes.<br />
(2) 0t<br />
t 0<br />
35
3.2.4 <strong>Partikel</strong>mechanische Pulvereigenschaften & Fließkennwerte<br />
• Zweiachsige Spannungszustände in einer gescherten <strong>Partikel</strong>packung,<br />
Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />
Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
siehe Folie F 3.74<br />
• Zweiachsige Spannungszustände in einer gescherten <strong>Partikel</strong>packung,ff<br />
siehe Folie F 3.75<br />
• Grenzspannungsfunktionen bei Schüttgütern sind keine Materialkonstan-<br />
ten sondern Funktionen, <strong>und</strong> zwar = f(Zeit, Material, <strong>Partikel</strong>größe,<br />
Feuchte, Temperatur usw. ...), siehe Folie F 3.76.<br />
• Typische Fließorte <strong>und</strong> Fließkennwerte für: siehe Folie F 3.77<br />
• Grenzspannungsfunktionen für beginnende Verfestigung, Fließen, kohäsives<br />
stationäres Fließen <strong>und</strong> Zeitverfestigung, siehe Folie F 3.78<br />
� Stationärer Fließort<br />
• Gewöhnlich als Gerade approximiert mit den Kennwerten:<br />
∗ ϕst stationärer innerer Reibungswinkel<br />
∗ σ0 dreiachsige Zugfestigkeit unverfestigter <strong>Partikel</strong>kontakte<br />
• Einhüllende aller Mohrkreise des stationären Fließens als kohäsives<br />
stationäres Fließen<br />
• weitestgehend unabhängig von der Vorverfestigung im Spannungsbereich<br />
1 ... 100 kPa<br />
� Erheblich einfachere Gleichung (als bei MOLERUS) für den stationärer<br />
Fließort, siehe F 3.76, erhalten. Mit dem linearen Stoffgesetz<br />
der lastabhängigen Haftkraft FH(FN), Gl.( 3.72),<br />
H<br />
( 1+<br />
κ)<br />
⋅ FH<br />
0 + κ FN<br />
F = ⋅ , ( 3.72)<br />
der Grenzbedingung der Tangentialkraft im adhäsiven<br />
<strong>Partikel</strong>kontakt (Coulomb-Reibung)<br />
T,<br />
C,<br />
H<br />
i<br />
( 1+<br />
κ)<br />
⋅(<br />
F F )<br />
F = µ ⋅ + , ( 3.82)<br />
H0<br />
N<br />
sowie mit einem näherungsweise konstantem elastisch-plastischen<br />
Kontaktverfestigungskoeffizienten κ ≈ const., siehe Gl.( 3.74), <strong>und</strong><br />
mit dem Mikro-Makro-Übergang der Kontaktkräfte in Spannungen,<br />
Gl.( 3.66), folgt eine bequeme lineare Gleichung des stationären<br />
Fließortes (Index st für stationäres Fließen)<br />
i<br />
( 1+<br />
κ)<br />
⋅ ( σ + σ ) = tan ϕ ⋅ ( σ + )<br />
τ = tan ϕ ⋅<br />
σ<br />
0<br />
<strong>und</strong> als Radius-Mittelpunkt-Funktion σR,st = f(σM,st):<br />
( σ + )<br />
R, st = sin ϕst<br />
⋅ M,<br />
st σ0<br />
st<br />
0<br />
( 3.83)<br />
σ (3.84)<br />
� Momentanfließort für beginnendes Fließen nach elastisch-plastischer<br />
<strong>Partikel</strong>kontaktverfestigung, Gl.( 3.71) <strong>und</strong> F 3.78:<br />
36
Fließort =ˆ individueller Fließort = Momentanfließort (yield locus):<br />
meist als Geradengl.( 3.60) approximiert mit den Kennwerten:<br />
∗ ϕi<br />
∗ τc Kohäsion<br />
∗ σZ<br />
∗ σc<br />
∗ σ1<br />
stationärem Fließen<br />
innerer Reibungswinkel<br />
Zugfestigkeit (dreiachsig)<br />
einaxiale Druckfestigkeit<br />
größte Hauptspannung beim Verfestigen, d.h. beim<br />
⎡ ⎛ sin ϕ ⎞<br />
⎤<br />
st<br />
sin ϕst<br />
= sin ϕ ⎢ ⎜<br />
⎟<br />
i ⋅ σM<br />
+ −1<br />
⋅ σM,<br />
st + ⋅ σ ⎥ ( 3.85)<br />
⎣ ⎝ sin ϕi<br />
⎠ sin ϕi<br />
⎦<br />
σR 0<br />
oder vereinfacht mit der Gl.(3.84) des stationären Fließortes:<br />
σ R = sin ϕi<br />
⋅(<br />
σM<br />
− σM<br />
, st ) + σR<br />
, st<br />
( 3.86)<br />
Der Fließort hat einen positiven Anstieg (+ Vorzeichen vor σM bzw.<br />
σ), beginnt links im Punkt der isostatischen Zugfestigkeit σZ <strong>und</strong> en-<br />
det rechts im Mohrkreis des stationären Fließens σM = σM,st:<br />
σ<br />
⎛ sinϕ<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎞<br />
1⎟<br />
⋅ σ<br />
⎠<br />
sinϕ<br />
+<br />
R,<br />
st<br />
st<br />
st<br />
σ Z = − σM,<br />
st = − M,<br />
st<br />
0 ( 3.87)<br />
sinϕ<br />
i sinϕ<br />
i<br />
sinϕ<br />
i<br />
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⋅ σ<br />
Dementsprechend ist im τ = f(σ) – Diagramm, F 3.78:<br />
⎡ ⎛ sin ϕ ⎞<br />
⎤<br />
st<br />
sin ϕst<br />
= tan ϕ ⎢ ⎜<br />
⎟<br />
i ⋅ σ + −1<br />
⋅ σM,<br />
st + ⋅ σ ⎥ ( 3.88)<br />
⎣ ⎝ sin ϕi<br />
⎠ sin ϕi<br />
⎦<br />
τ 0<br />
⎡ σR<br />
, st ⎤<br />
= tan ϕi<br />
⋅ ⎢σ<br />
+ − σM,<br />
⎥ . ( 3.89)<br />
⎣ sin ϕi<br />
⎦<br />
τ st<br />
� Verfestigungsort beinhaltet alle Spannungszustände, die zu einer<br />
Vorverfestigung - also Vorverdichtung <strong>und</strong> Konsolidierung - eines<br />
kohäsiven Schüttgutes führen, F 3.78:<br />
R<br />
i<br />
( − σM<br />
+ σiso<br />
) = sinϕ<br />
i ⋅ ( − σM<br />
+ σM,<br />
st ) + R,<br />
st<br />
σ = sinϕ ⋅<br />
σ ( 3.90)<br />
⎡ ⎛ sinϕ<br />
⎞<br />
⎤<br />
st<br />
sinϕst<br />
= sin ϕi<br />
⋅ ⎢−<br />
σM<br />
+ ⎜ + 1⎟<br />
⋅ σM,<br />
st + ⋅ σ ⎥ ( 3.91)<br />
⎣ ⎝ sinϕ<br />
i ⎠ sinϕ<br />
i ⎦<br />
σR 0<br />
Dieser Verfestigungsort hat einen negativen Anstieg (- Vorzeichen<br />
vor σM bzw. σ), beginnt links im Mohrkreis des stationären Fließens<br />
σM = σM,st <strong>und</strong> endet rechts im Punkt des isostatischen Druckes σiso:<br />
σ<br />
⎛ sinϕ<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎞<br />
1⎟<br />
⋅ σ<br />
⎠<br />
sinϕ<br />
+<br />
⋅ σ<br />
R,<br />
st<br />
st<br />
st<br />
σ iso = + σM,<br />
st = + M,<br />
st<br />
0 ( 3.92)<br />
sinϕ<br />
i sinϕ<br />
i<br />
sinϕ<br />
i<br />
Die Funktion τ = f(σ) ist, F 3.78:<br />
37
⎡ ⎛ sinϕ<br />
⎞<br />
⎤<br />
st<br />
sinϕst<br />
= tan ϕi<br />
⋅ ⎢−<br />
σ + ⎜ + 1⎟<br />
⋅ σM,<br />
st + ⋅ σ ⎥ ( 3.93)<br />
⎣ ⎝ sinϕ<br />
i ⎠ sinϕ<br />
i ⎦<br />
τ 0<br />
⎡ σR<br />
, st ⎤<br />
= tan ϕi<br />
⋅ ⎢−<br />
σ + + σM,<br />
⎥ . ( 3.94)<br />
⎣ sinϕ<br />
i ⎦<br />
τ st<br />
Mikroskopische Ursache dieser typischen makroskopischen Schütt-<br />
gutverfestigung sind die sich entwickelnden elastisch-plastischen<br />
<strong>Partikel</strong>kontaktverfestigungen gemäß Gl.( 3.71).<br />
� Zeitfließort, d.h. beginnendes Fließen nach zusätzlicher viskoplas-<br />
tischer Kontaktverfestigung, Gln. ( 3.77) <strong>und</strong> ( 3.78):<br />
∗ ϕit innerer Reibungswinkel<br />
∗ τct Kohäsion<br />
∗ σZt Zugfestigkeit<br />
∗ σct einaxiale Druckfestigkeit<br />
• charakterisiert zeitabhängige Verfestigung, wenn stationäres Fließen<br />
die Beanspruchungsvorgeschichte war<br />
• Verfestigungsspannung σ1 folgt damit aus Momentanfließort bzw. sta-<br />
tionärem Fließort, d.h. konstanter Druck während der Zeitverfestigung<br />
⎡ σR<br />
, st<br />
σRt = sin ϕit<br />
⋅ ⎢σMt<br />
+<br />
⎣ sin ϕit<br />
⎤<br />
− σM,<br />
st ⎥<br />
⎦<br />
( 3.95)<br />
<strong>und</strong> im τ = f(σ) – Diagramm ist, siehe Folie F 3.78:<br />
⎡ σR<br />
, st<br />
τt = tan ϕit<br />
⋅ ⎢σt<br />
+<br />
⎣ sin ϕit<br />
⎤<br />
− σM,<br />
st ⎥ .<br />
⎦<br />
( 3.96)<br />
Der Verlauf o.g. Grenzspannungsfunktionen hängt folglich ab von<br />
• den granulometrischen Eigenschaften,<br />
• den Bedingungen <strong>und</strong> Stoffgesetzen der Kontaktverfestigung oder<br />
Haftkraftverstärkung der <strong>Partikel</strong> im Schüttgut <strong>und</strong> vor allem<br />
• von den Vorverfestigungsspannung σM,st sowie<br />
• von der Packungsdichte (Porosität).<br />
effektiver (oder wirksamer stationärer) Fließort (effective yield locus)<br />
• Tangente an Mohrkreise des stationären Fließens mit dem Kennwert:<br />
• ϕe effektiver - wirksamer - innerer Reibungswinkel<br />
• charakterisiert des kohäsionslose stationäre Fließen als eine vereinfachte<br />
wirksame Rechengröße<br />
• notwendig zur einfachen Berechnung der Silodrücke<br />
• folgt für σZ = 0 aus Gl.( 3.62)<br />
σR<br />
, st σ1−<br />
σ2<br />
sinϕ<br />
e = =<br />
( 3.97)<br />
σ σ + σ<br />
M,<br />
st<br />
1<br />
2<br />
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38
• Seine Abhängig von der Mittelpunktsspannung σM,st lässt sich durch<br />
Einsetzen der Gl.(3.84) des stationären Fließorte in Gl.( 3.97) zeigen:<br />
( σ + σ )<br />
sinϕ<br />
⎛ ⎞<br />
st ⋅ M,<br />
st 0<br />
σ<br />
= ϕ ⋅ ⎜ 0<br />
sin ϕ =<br />
⎟<br />
e<br />
sin st ⎜<br />
1 +<br />
σ<br />
⎟<br />
( 3.98)<br />
M,<br />
st<br />
⎝ σM,<br />
st ⎠<br />
• Daraus gewinnt man mit Hilfe der Gl.( 3.127)<br />
Übung<br />
σ + σ<br />
1 0<br />
σ M,<br />
st + σ0<br />
=<br />
( 3.127)<br />
1 + sinϕst<br />
⎛ σ1<br />
+ σ0<br />
⎞ ⎛ σ1<br />
+ σ0<br />
⎞<br />
⎜<br />
⎟ ⎜<br />
⎟<br />
⎜ 1+<br />
sinϕst<br />
⎟ ⎜ 1+<br />
sinϕst<br />
sin ϕ<br />
= ϕ ⋅<br />
⎟<br />
e = sinϕst<br />
⋅<br />
sin st<br />
⎜ σ1<br />
+ σ0<br />
⎟ ⎜ σ1<br />
+ σ0<br />
− σ0<br />
− σ0<br />
⋅sinϕst<br />
⎟<br />
⎜ − σ0<br />
⎟ ⎜<br />
⎟<br />
⎝ 1+<br />
sinϕst<br />
⎠ ⎝ 1+<br />
sinϕst<br />
⎠<br />
die Abhängigkeit des effektiven Reibungswinkels ϕe von der größten<br />
Hauptspannung σ1, siehe auch F 3.79:<br />
⎛ σ ⎞<br />
1 + σ0<br />
sin ϕ ⎜<br />
⎟<br />
e = sin ϕst<br />
⋅<br />
( 3.99)<br />
⎝ σ1<br />
− σ0<br />
⋅ sin ϕst<br />
⎠<br />
Herleitung der Gleichungen für<br />
a) einaxiale Druckfestigkeit σ = ( σ bzw.<br />
τ , ϕ ) = ?<br />
c f Z<br />
c i<br />
Z 1 = f ( σZ<br />
bzw.<br />
τc<br />
, ϕi<br />
)<br />
b) einaxiale Zugfestigkeit σ<br />
= ?<br />
c) Tangentialpunkt σTa des σc-Kreises<br />
Zu a) einaxialer Spannungszustand, d.h. σ2 = 0 in Gl. ( 3.62)<br />
2sinϕi<br />
2 cosϕi<br />
σ c = σ1=<br />
⋅ σZ<br />
=<br />
1−<br />
sinϕ<br />
1−<br />
sinϕ<br />
τc<br />
( 3.100)<br />
i<br />
Zu b) Zugbereich, d.h. negative σ σ 1 = 0 <strong>und</strong> σ2<br />
= σZ1<br />
2sinϕ<br />
i<br />
2 cosϕ<br />
i<br />
i<br />
σ Z1<br />
= σ2<br />
= − σZ<br />
= − σZ<br />
( 3.101)<br />
1+<br />
sinϕi<br />
1+<br />
sinϕi<br />
Zu c) Tangentialpunkt σTa des σc-Kreises, siehe Bild 3.16:<br />
Dreieckswinkel: sin ϕ i<br />
σM<br />
− σTa<br />
=<br />
σ<br />
σ<br />
Ta<br />
= σ<br />
M<br />
− σ<br />
R<br />
⋅sin<br />
ϕ<br />
i<br />
Für die einaxiale Druckfestigkeit ist σ2 = 0 damit σR = σM = σc/2:<br />
σc<br />
σc<br />
σc<br />
σ Ta = − ⋅ sin ϕi<br />
= ⋅ ( 1−<br />
sin ϕi<br />
)<br />
2 2 2<br />
Nach Einsetzen von Gl.( 3.100) für σc folgt:<br />
2 ⋅ τc<br />
⋅ cos ϕi<br />
σ Ta =<br />
2 ⋅ 1−<br />
sin ϕ<br />
⋅ 1−<br />
sin ϕi<br />
= τc<br />
⋅ cos ϕ<br />
( 3.102)<br />
( ) ( ) i<br />
i<br />
Die Strecke von τc (auf der τ-Achse) entlang des Fließortes um den<br />
Betrag τc verlängert ergibt den Tangentialpunkt σTa des σc-Kreises.<br />
Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />
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R<br />
39
Von hier das Lot auf den Fließort gezogen ergibt den Mohr-<br />
Kreismittelpunkt σM auf der σ-Achse.<br />
Bild 3.16: Spannungen<br />
<strong>und</strong> Fließkennwerte<br />
am linearen<br />
Fließort<br />
(kinematischer) Wandfließort (wall yield locus)<br />
• charakterisiert das stationäre Reibungsverhalten eines Schüttgutelementes<br />
an einer festen Wand<br />
• oft als Gerade approximiert mit den Kennwerten:<br />
∗ ϕw (kinematischer) Wandreibungswinkel<br />
∗ τa Adhäsion, falls vorhanden<br />
∗ σZ,W Zugfestigkeit, falls vorhanden<br />
• ansonsten ϕ W = arctan τW<br />
/ σW<br />
( 3.103)<br />
• abhängig von der Wandrauhigkeit, siehe auch F 3.79.<br />
Zusammenhänge zwischen den Reibungswinkeln in <strong>Partikel</strong>packungen<br />
⇒ aus den Haftkraftbetrachtungen, siehe Abschnitt 3.1, folgen auch mathematisch-physikalische<br />
Zusammenhänge zwischen den Reibungswinkeln<br />
von Schüttgütern; Beispielsweise gelten folgende Abhängigkeiten der<br />
Reibungswinkel untereinander, siehe Bild F 3.79:<br />
• stationärer Reibungswinkel, allgemein gültige Definitionsgleichung<br />
( 1+<br />
κ)<br />
⋅ tan ϕ = const.<br />
ϕ =<br />
( 3.104)<br />
tan st<br />
i<br />
•<br />
• κ = 0 ... 2 = f (HAMAKER-Konstante, Kontaktabstände, <strong>Partikel</strong>größe<br />
1/d, Feuchte XW, ...), siehe auch Gl.( 3.3)<br />
innerer Reibungswinkel einer Zeitverfestigung ϕit für viskoplastisch<br />
fließende Materialien (Sinterbrücken), s. Zeitfließort Gl.( 3.16)<br />
• effektiver innerer Reibungswinkel ϕe, siehe Gl.( 3.99) oben<br />
Bild 3.17 einaxiale<br />
stationärer Fließort<br />
Druckfestigkeit beim τ<br />
kohäsiven<br />
ren Fließen<br />
stationä-<br />
ϕst<br />
σ<br />
σ 0<br />
ϕi<br />
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Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
τ<br />
σZ σ2= 0 σ1<br />
σZ,1<br />
τc<br />
σTa<br />
σR<br />
σM<br />
σ<br />
c,<br />
st<br />
Fließort<br />
σ<br />
2 ⋅ sin ϕst<br />
⋅ σ<br />
=<br />
1−<br />
sin ϕ<br />
st<br />
40<br />
0
• kinematischer Wandreibungswinkel ϕW<br />
⎪⎧<br />
*<br />
*<br />
tan ϕ ⎛ ⎞ ⎡ ⎛ ⎞⎤⎪⎫<br />
W tan ϕ<br />
h<br />
W<br />
r,<br />
W<br />
tan ϕW<br />
= tan ϕe<br />
⋅ ⎨ + ⎜<br />
⎜1−<br />
⎟<br />
⎟⋅<br />
⎢1<br />
− exp ⎜<br />
⎜−<br />
kr<br />
⋅ ⎟<br />
⎟⎥⎬<br />
( 3.105)<br />
⎪⎩<br />
tan ϕe<br />
⎝ tan ϕe<br />
⎠ ⎣ ⎝ d50<br />
⎠⎦⎪⎭<br />
*<br />
tan ϕ W Wandreibungsbeiwert für eine glatte Wand, F 3.79<br />
hr,W/d50<br />
bezog. Wandrauhigkeit<br />
hr,W mittlere Wandrauhtiefe<br />
kr Anpassungsfaktor<br />
Fließfunktion (nach Jenike, flow function)<br />
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Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
Bild 3.18: Wandrauhigkeiten<br />
• zur Charakterisierung der Fließfähigkeit von Schüttgütern<br />
ffc = σ1/σc bzw. ffct = σ1/σct ( 3.106)<br />
• für kohäsionsloses Gut ist τc = 0 ⇒ σc = 0 ⇒ ffc = ∞<br />
• bei verhärtetem Gut ist während einer Lagerzeit t in Ruhe σct > σ1,<br />
d.h., das Gut zeigt zunehmend Festkörpereigenschaften<br />
• Verfestigungsfunktion von TiO2-Pulver, d50 = 0.61µm, Xw= 0.4%,<br />
Temperatur θ = 20 °C, siehe Folie F 3.80<br />
• Tabelle 3.1: Charakterisierung der Fließfähigkeit von Schüttgütern<br />
Werte Bewertung Beispiele<br />
10 ≤ ffc freifließend, rieselfähig trockener Sand<br />
4 ≤ ffc < 10 leichtfließend feuchter Sand<br />
2 ≤ ffc < 4 kohäsiv trockene Pulver<br />
1 ≤ ffc < 2 sehr kohäsiv, feuchte Pulver<br />
ffc < 1 nicht fließend, verhärtet ffc,t mit<br />
Festkörpereigenschaften<br />
Verfestigungs- oder Druckfestigkeitsfunktion<br />
gealterter Zement<br />
• ist im Sinne einer charakteristischen Konsolidierungsfunktion des<br />
Schüttgutes zu interpretieren. Aus den linearisierten Fließorten, Gln.(<br />
3.60) <strong>und</strong> (3.84) sowie Bilder F 3.76 folgt wiederum eine in den<br />
Spannungen lineare Funktion σc (σ1): siehe Folie F 3.81<br />
σ c =<br />
2 ⋅ ( sin ϕst<br />
− sin ϕi<br />
)<br />
1+<br />
sin ϕ ⋅ 1−<br />
sin ϕ<br />
2 ⋅ sin ϕst<br />
⋅ ( 1+<br />
sin ϕi<br />
)<br />
⋅ σ1<br />
+<br />
1+<br />
sin ϕ ⋅ 1−<br />
sin ϕ<br />
⋅ σ ( 3.107)<br />
( ) ( )<br />
st<br />
i<br />
( ) ( ) 0<br />
• Diese Druckfestigkeitsfunktion ( 3.107) läßt sich vereinfacht als Geradengleichung<br />
des Types schreiben:<br />
σ c= a1⋅ σ1+<br />
σc,<br />
0<br />
( 3.108)<br />
• Die Druckfestigkeit des stationären Fließortes folgt mit ϕi ≡ ϕst aus der<br />
Gl.(3.84):<br />
st<br />
i<br />
41<br />
hr,W
2 ⋅ sin ϕ<br />
st<br />
σ c,<br />
st = ⋅ σ0<br />
( 3.109)<br />
1−<br />
sin ϕst<br />
⇒ Übung zur Überprüfung dieser Beziehung:<br />
Für ffc = 1 <strong>und</strong> σ 1 / ffc<br />
= σ1=<br />
σc,<br />
st folgen σ c, st = a1⋅ σc,<br />
st + σc,<br />
0 sowie<br />
σc,<br />
0<br />
σ c,<br />
st = <strong>und</strong> Gl.( 3.107) eingesetzt<br />
1− a1<br />
( )<br />
( ) ( )<br />
( )<br />
( ) ( ) ⎥ 2⋅<br />
1+<br />
sin ϕi<br />
⋅ sin ϕst⋅<br />
σ0<br />
σc,<br />
st =<br />
⎡ 2⋅<br />
sin ϕ − ϕ ⎤<br />
st sin i<br />
1+<br />
sin ϕst<br />
⋅ 1−sin<br />
ϕi<br />
⋅ ⎢1<br />
−<br />
⎣ 1+<br />
sin ϕst<br />
⋅ 1−sin<br />
ϕi<br />
⎦<br />
2⋅<br />
( 1+<br />
sin ϕi<br />
) ⋅ sin ϕst⋅<br />
σ0<br />
σc,<br />
st =<br />
⎡<br />
( ) ( )<br />
( 1+<br />
sin ϕ ) ⋅ ( − ϕ ) − ⋅ ( ϕ − ϕ ) ⎤<br />
st 1 sin i 2 sin st sin i<br />
1+<br />
sin ϕst<br />
⋅ 1−<br />
sin ϕi<br />
⋅ ⎢<br />
⎥<br />
⎣ ( 1+<br />
sin ϕst<br />
) ⋅ ( 1−sin<br />
ϕi<br />
) ⎦<br />
2⋅<br />
( 1+<br />
sin ϕi<br />
) ⋅ sin ϕst⋅<br />
σ0<br />
σ c,<br />
st =<br />
1+<br />
sin ϕ −2⋅<br />
sin ϕ −sin<br />
ϕ + 2⋅<br />
sin ϕ −sin<br />
ϕ ⋅ sin ϕ<br />
st<br />
st<br />
st i st i<br />
2⋅<br />
( 1+<br />
sin ϕi<br />
) ⋅ sin ϕst⋅<br />
σ0<br />
σ c,<br />
st =<br />
= 1+<br />
sin ϕi−sin<br />
ϕst⋅<br />
( 1+<br />
sin ϕi<br />
)<br />
( 1+<br />
sin ϕi<br />
) ⋅ ( 1−sin<br />
ϕst<br />
)<br />
= ( 1+<br />
sin ϕ ) ⋅(<br />
1−sin<br />
ϕ )<br />
2⋅<br />
sin ϕ ⋅ σ<br />
i<br />
Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />
Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
i<br />
1−sin<br />
ϕ + sin ϕ −sin<br />
⋅sin<br />
ϕ<br />
st 0<br />
σ c,<br />
st =<br />
q.e.d. ( 3.109)<br />
1−sin<br />
ϕst<br />
• Für Zeitverfestigungen folgt aus dem linearisierten Zeitfließort, Gl.(<br />
ct<br />
3.95), ebenfalls eine in den Spannungen lineare Funktion σct(σ1):<br />
2 ⋅ ( sin ϕst<br />
− sin ϕit<br />
)<br />
( 1+<br />
sin ϕ ) ⋅ ( 1−<br />
sin ϕ )<br />
st<br />
it<br />
1<br />
i<br />
2 ⋅ sin ϕst<br />
⋅ ( 1+<br />
sin ϕit<br />
)<br />
⋅ σ0<br />
t<br />
( 1+<br />
sin ϕ ) ⋅ ( 1−<br />
sin ϕ )<br />
σ =<br />
⋅ σ +<br />
( 3.110)<br />
Böschungswinkel<br />
• Für kohäsionsloses Schüttgut gilt ϕ i ≈ϕe<br />
≈ϕst<br />
≈ϕB<br />
als Böschungswinkel<br />
⇒ ϕ ≠ϕ<br />
≠ϕ<br />
⇒ gewöhnlich abhängig von der Meßmethode<br />
• B1<br />
B2<br />
B3<br />
ϕB1<br />
Aufschütten<br />
eines Kegels<br />
ϕB2<br />
Auslaufen aus einem Behälter<br />
mit horizontalen Boden<br />
st<br />
st<br />
st<br />
it<br />
i<br />
ϕB3<br />
42<br />
Rotation eines zylindri-<br />
schen Behälters<br />
Bild 3.19: Auftreten statischer oder dynamischer Böschungswinkel<br />
• bei kohäsivem Schüttgut ist ϕB ≈ ϕe in grober Näherung bei einer gleiten-<br />
den Böschung; ansonsten nur für kohäsionslose Schüttgüter reproduzier-<br />
bar meßbar!
3.2.5 Kompressionsfunktionen, Schüttgut- <strong>und</strong> Packungsdichte<br />
• Lückenvolumenanteil:<br />
VLücke<br />
V − Vs<br />
ε = = = 1−<br />
ϕs<br />
V V<br />
ρb<br />
= 1−<br />
ρ<br />
( 3.111)<br />
ϕs Feststoffvolumenanteil<br />
• Schüttgutdichte ρb = m/V<br />
⇒ bei sehr lockerer Lagerung Schüttdichte ρb,0<br />
• Feststoffdichte ρs<br />
• Einaxiale Verdichtung eines kompressiblen Schüttgutes, siehe F 3.82<br />
Die Kompressibilität bei Schüttgütern entspricht der Druckabhängigkeit<br />
der Packungsdichte <strong>und</strong> wird beeinflußt von folgenden Mikrovorgängen:<br />
(1) Umlagerung steifer <strong>Partikel</strong>n mit steifen Kontakten zu einer dichteren<br />
Zufallspackung,<br />
(2) Deformation weicher Kontakte von harten (mineralischen) <strong>Partikel</strong>n<br />
<strong>und</strong><br />
(3) Deformation weicher <strong>Partikel</strong>n (z.B. Biozellen),<br />
(4) <strong>Partikel</strong>zerkleinerung.<br />
Die oben beschriebenen empirischen Funktionen lassen sich auch aus einer<br />
physikalisch begründeten Beschreibung des Deformations- bzw. Kompressionsverhaltens<br />
gewinnen:<br />
∆l<br />
1<br />
1) analog HOOKschem-Gesetz für Festkörper = ε = ⋅ ∆σ<br />
bzw.<br />
l0<br />
E<br />
∆x<br />
1<br />
= γ = ⋅ ∆τ<br />
mit E = 2(<br />
1+<br />
ν)<br />
⋅ G<br />
( 3.112)<br />
y G<br />
0<br />
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s<br />
2) bei Flüssigkeiten <strong>und</strong> auch Festkörpern gilt für dreiachsigem Druck:<br />
dV<br />
V0<br />
dp<br />
= κ =<br />
( 3.113)<br />
K<br />
κ Kompressibilität (hier dimensionslos definiert! - im Unterschied<br />
zu κ =1/K siehe HÜTTE S. B 191)<br />
K Kompressionsmodul, = Kompressionswiderstand oder Steifigkeit,<br />
im isotropen Fall gilt<br />
( 1−2ν)<br />
K<br />
E = 3⋅<br />
⋅<br />
( 3.114)<br />
/ ε ε − = ν Querdehnungs- o. POISSON-Zahl,<br />
quer<br />
axial<br />
für inkompressible, volumenerhaltende Stoffe ist maximal<br />
ν = 0,5 <strong>und</strong> für ν = 0 ist K ≅ E/3<br />
3) für Gase bei adiabatischer (isentroper) Zustandsänderung (= kein Wärmeaustausch<br />
mit der Umgebung, S = const., gültig insbesondere für<br />
schnelle Druckänderungen z.B. infolge Schallwellen):<br />
43
p⋅<br />
V<br />
κad<br />
κad<br />
=<br />
const.<br />
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( 3.115)<br />
Isentropen- oder Adiabatenexponent (κad = 5/3 ≈ 1,66 für ein-<br />
atomige bzw. κad = 7/5 = 1,4 für zweiatomige Gase)<br />
Damit folgt (- Vorzeichen für Verdichtung kann entfallen):<br />
dV κ 1 const.<br />
ad −<br />
κad<br />
V = − − 2<br />
dp<br />
p<br />
dV<br />
dp<br />
bzw.<br />
1 const.<br />
V 1 V<br />
= =<br />
( 3.116)<br />
κ ad κ pV<br />
p κ p<br />
ad<br />
dV<br />
V<br />
ad<br />
1 1 dp<br />
≡ κ = ⋅ dp ≡ D.h.<br />
κ p K<br />
ad<br />
RT<br />
K = κad<br />
p = κad⋅<br />
( 3.117)<br />
V<br />
m<br />
Ein hoher Adiabatenexponent bedeutet eine geringe Kompressibili-<br />
tät, d.h. die höchste Kompressibilität tritt beim idealen Gas κad = 1<br />
auf.<br />
4) Kompression eines Schüttgutes<br />
Analog zur adiabaten Gaskompressibilität Gl.( 3.116) ist:<br />
dV 1 V d(<br />
V / m)<br />
1<br />
− = bzw. − =<br />
dp κad<br />
p<br />
dp κad<br />
V / m<br />
p<br />
Für die linke Seite ist:<br />
d(<br />
1/<br />
ρb<br />
) dρb<br />
− = − 2<br />
dp − ρb<br />
⋅ dp<br />
eingesetzt folgt:<br />
dρb<br />
1<br />
= n ⋅<br />
2<br />
ρb<br />
⋅ dp ρb<br />
⋅ p<br />
oder<br />
dρb ρb<br />
= n ⋅<br />
dp p<br />
n ≡ 1/<br />
κ wurde eine gutabhängige Konstante – hier der sog.<br />
Mit ad<br />
Kompressibilitätsindex – eingeführt. Wenn man zusätzlich die Van-<br />
der-Waals-Gleichung von Gasen, die nahe des Kondensationspunktes<br />
gilt, beachtet (Vm molares Volumen),<br />
2<br />
( a / V ) ⋅(<br />
V − b)<br />
= R ⋅T<br />
+ ( 3.118)<br />
p VdW m m<br />
lässt sich nun der Schüttgutdruck durch die mittlere Verfestigungsnormalspannung<br />
plus Haftspannung ausdrücken p = σM,<br />
st + σ0<br />
:<br />
dρ<br />
ρ<br />
b<br />
b<br />
= n ⋅<br />
dp<br />
p<br />
dσ<br />
= n ⋅<br />
σ + σ<br />
0<br />
M,<br />
st<br />
M,<br />
st<br />
( 3.119)<br />
• Diese Differentialgleichung einer inkrementellen „Verdichtungsge-<br />
schwindigkeit“ wird auch als Kompressionsrate bezeichnet, s. F 3.83:<br />
dρ<br />
dσ<br />
b = n<br />
M,<br />
st<br />
⋅<br />
σ<br />
0<br />
ρb<br />
+ σ<br />
M,<br />
st<br />
Mit der Randbedingung ρb = ρb,0 wenn σM,st = 0 ist:<br />
( 3.120)<br />
44
ρ<br />
b<br />
∫<br />
dρ<br />
ρ<br />
b<br />
= n ⋅<br />
σ<br />
M , st<br />
ρb<br />
, 0 b<br />
0 0 M,<br />
st<br />
∫<br />
σ<br />
dσ<br />
n<br />
M,<br />
st<br />
b b,<br />
0 1 ⎟<br />
0<br />
⎟<br />
⎛ σ ⎞<br />
= ρ ⋅ ⎜ +<br />
σ<br />
M,<br />
st<br />
+ σ<br />
ρb<br />
d.h. ln = n ⋅ [ ln(<br />
σ + σ ) − ln σ ]<br />
Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />
ρ<br />
b,<br />
0<br />
Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
0<br />
M,<br />
st<br />
ρ ( 3.121)<br />
⎝ ⎠<br />
Eine sehr hohe Kompressibilität - analog einem idealen Gas - wäre<br />
folglich bei n = 1 zu beobachten, wobei hier der Kompressions-<br />
widerstand oder die Steifigkeit der Packung am niedrigsten ist. Bei in-<br />
kompressiblen Gut wäre die Steifigkeit unendlich.<br />
Bild 3.20: Darstellung<br />
der<br />
Kompressionsfunktion<br />
nach<br />
Gl.( 3.121)<br />
Schüttgutdichte<br />
ρb<br />
σ0<br />
ρb,0<br />
Der Exponent n lässt sich als Kompressibilitätsindex physikalisch<br />
sinnvoll interpretieren. Kohäsive Pulver haben bei geringen Verfestigungsspannungen<br />
σ1 < 100 kPa meist Werte um n ≈ 0,1 (siehe Tabelle<br />
3.2):<br />
Tabelle 3.2: Charakterisierung der Kompressibilität von Schüttgütern<br />
n = 1/<br />
κ = 3/5 = 0,6; 5/7 = 0,71)<br />
(Vergleiche ad<br />
Kompressibilitätsindex Bewertung Beispiele<br />
0 ≤ n < 0,01 inkompressibel trockener Sand<br />
0,01 ≤ n < 0,05 wenig kompressibel feuchter Sand<br />
0,05 ≤ n < 0,1 kompressibel kohäsive Pulver<br />
0,1 ≤ n < 1 sehr kompressibel sehr kohäsive Pulver<br />
Für kohäsive Schüttgüter ist nun die Verwendung dieser<br />
dreiparametrigen Funktion Gl.( 3.121) ratsam:<br />
� mit zusätzlicher Berücksichtigung eines meßbaren Ordinatenab-<br />
= ρ ,<br />
schnittes, für σM,st = 0 ist b b,<br />
0 ρ<br />
0<br />
n = 1 ideal kompressibel<br />
0 < n < 1 kompressibel<br />
n = 0 inkompressibel<br />
mittlere Verfestigungsspannung σM,st<br />
� <strong>und</strong> einem Abzissenabschnitt im negativen Zugspannungsbereich,<br />
für b 0 = ρ ist σM,st = - σ0.<br />
Für den Zusammenhang zwischen dem mittleren Druck σM,st <strong>und</strong> der<br />
Normalspannung beim Anscheren σAn gemäß der Gl.( 3.122) ist die<br />
Verdichtungsfunktion:<br />
0<br />
45
σM<br />
, st 1 ⎛ σ ⎞ An<br />
1 + =<br />
⋅<br />
⎜<br />
⎜1+<br />
⎟<br />
( 3.122)<br />
σ0<br />
1−<br />
sin ϕi<br />
⋅sin<br />
ϕst<br />
⎝ σ0<br />
⎠<br />
ρ<br />
ρ<br />
b 1<br />
b,<br />
0<br />
⎛ 1<br />
=<br />
⎜<br />
⎝1−<br />
sin ϕi<br />
⋅sin<br />
ϕ<br />
st<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
n<br />
⎛<br />
⋅<br />
⎜<br />
⎝<br />
σ<br />
+<br />
σ<br />
Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />
An<br />
Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
n<br />
( 3.123)<br />
Diese Verdichtungs- oder Kompressionsfunktion, Gl.( 3.121), lässt<br />
sich auch durch Ersetzen von σM,st mittels der größten Hauptspan-<br />
nung σ1 berechnen:<br />
Die größte Hauptspannung σ1 ist am MOHR-Kreis des stationären<br />
Fließens:<br />
σ1<br />
− σ2<br />
σ1<br />
+ σ2<br />
σ 1 = + = σR<br />
, st<br />
2 2<br />
+ σM,<br />
st<br />
(3.124)<br />
Ersetzen der Radiusspannung σR,st mit Hilfe der Gl.(3.84) des statio-<br />
nären Fließortes<br />
σ R, st = sin ϕst<br />
⋅(<br />
σM<br />
, st + σ0<br />
)<br />
(3.84)<br />
<strong>und</strong> es folgt Umrechnung σ1 = f(σM,st):<br />
( σ + σ ) + st<br />
1 = sin ϕst<br />
⋅ M,<br />
st 0 σM,<br />
σ (3.125)<br />
1<br />
M,<br />
st<br />
( 1+ sin ϕst<br />
) + sin ϕst<br />
⋅σ<br />
0<br />
σ = σ ⋅<br />
(3.126)<br />
Addieren von σ0 auf beiden Seiten der Gleichung liefert:<br />
σ + σ = σ ⋅ 1+ sinϕ<br />
+ sinϕ<br />
⋅ σ + σ = σ ⋅ 1+<br />
sinϕ<br />
+ σ ⋅ 1+<br />
sinϕ<br />
1<br />
1<br />
0<br />
σ + σ<br />
0<br />
=<br />
M,<br />
st ( st ) st 0 0 M,<br />
st ( st ) 0 ( st )<br />
( 1 + sinϕ<br />
) ⋅ ( σ + σ )<br />
st<br />
σ + σ<br />
M,<br />
st<br />
0<br />
1 0<br />
σ M,<br />
st + σ0<br />
=<br />
( 3.127)<br />
1+ sin ϕst<br />
Einsetzen von Gl.( 3.127) in Gl.( 3.121) liefert die Verdichtungsfunk-<br />
tion als Funktion ρb = f(σ1), wie sie für die Trichterauslegung be-<br />
nutzt wird:<br />
ρ<br />
ρ<br />
b 1 0<br />
=<br />
=<br />
⋅ 1<br />
b,<br />
0<br />
ρ<br />
ρ<br />
b,<br />
0<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
( 1+<br />
sin ϕ )<br />
n<br />
σ + σ ⎞<br />
⎟<br />
st ⋅σ<br />
0 ⎠<br />
⎛ 1<br />
⎜<br />
⎝1+<br />
sin ϕ<br />
b =<br />
1<br />
st<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
n<br />
⎛<br />
⋅<br />
⎜<br />
⎝<br />
σ<br />
+<br />
σ<br />
⎛ 1<br />
⎜<br />
⎝1+<br />
sin ϕ<br />
1<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
n<br />
st<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
n<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
σ<br />
+<br />
σ<br />
1<br />
0<br />
n<br />
⎟ ⎞<br />
⎠<br />
( 3.128)<br />
Dies kann man auch mit einer modifizierten Schüttgutdichte der lo-<br />
ckeren unverfestigten Packung ρb,0* ausdrücken:<br />
n<br />
* ⎛ 1 ⎞<br />
ρ b,<br />
0 = ρb,<br />
0 ⋅ ⎜<br />
1 sin ⎟<br />
(3.129)<br />
⎝ + ϕst<br />
⎠<br />
n<br />
*<br />
1<br />
b b,<br />
0 1 ⎟<br />
0<br />
⎟<br />
⎛ σ ⎞<br />
= ρ ⋅ ⎜ +<br />
σ<br />
ρ . ( 3.130)<br />
⎝ ⎠<br />
46
Für den Zusammenhang zwischen dem mittleren Druck σM,st <strong>und</strong> dem<br />
isostatischen Druck σiso gemäß der Gl. (3.131) ist die Kompressions-<br />
funktion:<br />
sin ϕ ⋅σ<br />
+ sin ϕ ⋅σ<br />
sin ϕ ⋅<br />
Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />
Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
( σ + σ )<br />
i iso<br />
i 0<br />
i iso 0<br />
σ M,<br />
st + σ0<br />
=<br />
=<br />
(3.131)<br />
sin ϕst<br />
+ sin ϕi<br />
sin ϕst<br />
+ sin ϕi<br />
ρ<br />
ρ<br />
sin ϕi<br />
⋅(<br />
σiso<br />
+ σ0<br />
)<br />
( sin ϕ + sin ϕ ) ⋅σ<br />
b i 1<br />
b,<br />
0<br />
ρ<br />
ρ<br />
⎛<br />
=<br />
⎜<br />
⎝<br />
st<br />
b i 1<br />
b,<br />
0<br />
⎛ sin ϕ ⎞<br />
=<br />
⎜<br />
sin st sin ⎟<br />
⎝ ϕ + ϕi<br />
⎠<br />
i<br />
n<br />
0<br />
⎛<br />
⋅<br />
⎜<br />
⎝<br />
kohäsionsloses Schüttgut:<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
n<br />
⎛ sin ϕ ⎞<br />
=<br />
⎜<br />
sin st sin ⎟<br />
⎝ ϕ + ϕi<br />
⎠<br />
σ<br />
+<br />
σ<br />
iso<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
n<br />
n<br />
⎛<br />
⋅<br />
⎜<br />
⎝<br />
σ<br />
+<br />
σ<br />
iso<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
n<br />
( 3.132)<br />
Für ein kohäsionsloses Schüttgut σ0 = 0 liefert diese Herleitung nun<br />
auch die physikalische Plausibilität einer ursprünglich empirisch aufgestellten<br />
Gleichung Gl.( 3.133). Mit den Randbedingungen ρb = 0<br />
wenn σ1 = 0 <strong>und</strong> ρb = ρs/2 wenn σ1 = σ1/50 folgt:<br />
ρb<br />
σ1<br />
dρb<br />
dσ1<br />
ρb<br />
σ1<br />
∫ = n ⋅<br />
ρ ∫ d.h. ln = n ⋅ ln<br />
σ<br />
ρ / 2 σ<br />
ρs<br />
/ 2 b σ1<br />
/ 50 1<br />
s<br />
1/<br />
50<br />
n<br />
1 ⎛ ⎞<br />
1<br />
1 ⎜<br />
σ<br />
− ε = ⋅ ⎟<br />
2 ⎜ σ ⎟<br />
1,<br />
50<br />
( 3.133)<br />
⎝ ⎠<br />
− wird nahezu die kubische Packung erreicht:<br />
1 − ε = π = 0,<br />
5236<br />
6<br />
σ1 = σ1,50, wenn 1 ε = 0,<br />
5<br />
• spezifische Kompressionsarbeit eines kohäsiven Schüttgutes<br />
Die Arbeit beim Verdichten ist entlang des Stempelweges s oder bezüg-<br />
lich einer Volumenverminderung – dV: siehe Folie F 3.84<br />
W = F(<br />
s)<br />
ds = − p dV<br />
( 3.134)<br />
∫<br />
∫<br />
<strong>und</strong> massebezogen kann man schreiben mit ( ) 2<br />
d 1/<br />
ρ = −dρ<br />
/ ρ :<br />
dV<br />
1 p(<br />
ρ)<br />
m = −∫<br />
p(<br />
V)<br />
= −∫<br />
p(<br />
V)<br />
d = ∫ dρ<br />
m<br />
ρ ρ<br />
( 3.135)<br />
W 2<br />
Zweckmäßig sollte Wm = f(p) ausgedrückt werde. Für das Schüttgut sei<br />
mit der Kompressionsrate nach Gl.( 3.120):<br />
ρb<br />
dρ<br />
b = n ⋅ ⋅ dp<br />
p<br />
p(<br />
ρb<br />
)<br />
W m,<br />
b = ∫ dρ<br />
2 b<br />
ρb<br />
p(<br />
ρb<br />
) ρb<br />
dp<br />
= ∫ n ⋅ ⋅ dp = n ⋅<br />
2<br />
ρ ∫<br />
b p ρb<br />
( 3.136)<br />
dp<br />
W m,<br />
b = n ⋅∫<br />
ρ<br />
( 3.137)<br />
b<br />
Mit der Gl.( 3.121) der Schüttgutdichte ist also:<br />
W<br />
m,<br />
b<br />
σM<br />
, st<br />
= n ⋅ ∫<br />
0<br />
1<br />
ρ<br />
b,<br />
0<br />
⎛ σ<br />
⋅ ⎜<br />
⎝<br />
0<br />
+ σ<br />
σ<br />
0<br />
M,<br />
st<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
−n<br />
dσ<br />
M,<br />
st<br />
( 3.138)<br />
47
wobei<br />
W<br />
m,<br />
b<br />
z<br />
σ<br />
+ σ<br />
0 M, st<br />
= <strong>und</strong> d M,<br />
st = σ0<br />
⋅ dz<br />
σ0<br />
σM<br />
, st<br />
= n ⋅ ∫<br />
0<br />
σ<br />
ρ<br />
0<br />
b,<br />
0<br />
⋅<br />
( z)<br />
−n<br />
σ mit n ≠ 1:<br />
n σ<br />
dz = ⋅<br />
1−<br />
n ρ<br />
1−n<br />
Schüttec_3 VO <strong>Partikel</strong>mechanik <strong>und</strong> Schüttguttechnik, Kontakt- <strong>und</strong> Kontinuumsmechanik<br />
b,<br />
0<br />
Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
0<br />
⎛ σ<br />
⋅ ⎜<br />
⎝<br />
0<br />
+ σ<br />
σ<br />
0<br />
M,<br />
st<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
1−n<br />
σM<br />
, st<br />
0<br />
1−n<br />
n σ0<br />
Wm,<br />
b = ⋅<br />
1−<br />
n ρb,<br />
0<br />
⎛ σ0<br />
+ σM,<br />
st ⎞<br />
⋅ ⎜<br />
⎟<br />
⎝ σ0<br />
⎠<br />
n σ0<br />
− ⋅<br />
1−<br />
n ρb,<br />
0<br />
⎛ σ ⎞ 0 ⋅ ⎜<br />
⎟<br />
⎝ σ0<br />
⎠<br />
1−n<br />
n σ ⎡⎛<br />
σ + σ ⎞ ⎤<br />
0 0 M,<br />
st<br />
W ⋅ ⋅ ⎢<br />
⎜<br />
⎟<br />
m , b =<br />
−1⎥<br />
1−<br />
n ρb,<br />
0 ⎢⎣<br />
⎝ σ0<br />
⎠ ⎥⎦<br />
( 3.139)<br />
Vereinfacht lässt sich auch näherungsweise mit 1 – n ≈ 1 schreiben:<br />
1<br />
σ ⎡⎛<br />
σM,<br />
st ⎞ ⎤ σ<br />
0<br />
M,<br />
st<br />
Wm,<br />
b ≈ n ⋅ ⋅ ⎢<br />
⎜<br />
⎜1+<br />
⎟ −1⎥<br />
= n ⋅<br />
ρb,<br />
0 ⎢ 0 ⎥ ρb,<br />
0<br />
⎣⎝<br />
σ ⎠ ⎦<br />
( 3.140)<br />
• spezifische Kompressionsarbeit eines kohäsionslosen Schüttgutes<br />
dp<br />
W m,<br />
b = n ⋅∫<br />
ρ<br />
( 3.137)<br />
b<br />
Mit der Gl.( 3.133) der Schüttgutdichte ist also:<br />
σ<br />
−n<br />
1<br />
2 ⎛ σ ⎞ 1<br />
Wm,<br />
b = n ⋅ ∫ ⋅ ⎜<br />
⎟<br />
ρ 0 s ⎝ σ1/<br />
50 ⎠<br />
dσ1<br />
σ1<br />
wobei z =<br />
σ<br />
<strong>und</strong> dσ 1 = σ1/<br />
50 ⋅ dz mit n ≠ 1:<br />
W<br />
W<br />
m,<br />
b<br />
m,<br />
b<br />
1/50<br />
σ1<br />
σ<br />
= 2n<br />
⋅ ∫ ρ<br />
0<br />
2 ⋅ n<br />
1−<br />
n<br />
1/<br />
50<br />
s<br />
σ<br />
ρ<br />
⋅<br />
( z)<br />
−n<br />
2 ⋅ n σ<br />
dz = ⋅<br />
1−<br />
n ρ<br />
1/<br />
50<br />
1−n<br />
1/<br />
50<br />
s<br />
⎛ σ<br />
⋅ ⎜<br />
⎝ σ<br />
1<br />
1/<br />
50<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
1−n<br />
σ1<br />
0<br />
( 3.141)<br />
1/<br />
50 1<br />
= ⋅ ⋅<br />
( 3.142)<br />
s<br />
⎛ σ<br />
⎜<br />
⎝ σ<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
Vereinfacht lässt sich auch näherungsweise mit 1 – n ≈ 1 schreiben:<br />
σ ⎛ 1/<br />
50 σ ⎞ 1 σ1<br />
Wm,<br />
b ≈ 2 ⋅ n ⋅ ⋅ ⎜<br />
⎟ = 2 ⋅ n ⋅<br />
ρs<br />
⎝ σ1/<br />
50 ⎠ ρs<br />
( 3.143)<br />
Beispiele für Fließparameter von Schüttgütern<br />
a) trockenes kohäsionsloses Gut ϕ i = ϕe<br />
= ϕst<br />
, siehe Bild F 3.77<br />
b) allgemeiner Fall eines kohäsiven Gutes<br />
- Anzahl von genannten Kennwerten zur Beschreibung des Fließverhal-<br />
tens notwendig<br />
c) nasses plastisches Gut, im allgemeinen gilt:<br />
n<br />
τ = τo<br />
+ ηP<br />
⋅ γ�<br />
( 3.144)<br />
ηP Plastizität<br />
du<br />
dy<br />
48
γ� = du / dy Schergeschwindigkeitsgradient, siehe Folie F 3.69<br />
n < 1 strukturviskoses Verhalten<br />
n = 1 linear viskoplastisches Verhalten<br />
n > 1 dilatantes Verhalten<br />
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Bild 3.21: Fließkurven<br />
mit Festkörperreibungsanteil:<br />
τ= tanϕ ⋅ ( σ+<br />
σ ) + η<br />
n<br />
⋅ γ�<br />
( 3.145)<br />
i<br />
Z<br />
P<br />
mit Term für <strong>Partikel</strong>kollisionen<br />
τ= tanϕ ( σ + σ ) + η<br />
n<br />
⋅ γ�<br />
+ a<br />
2 2<br />
⋅ρ<br />
⋅d<br />
⋅γ�<br />
( 3.146)<br />
i<br />
d <strong>Partikel</strong>größe,<br />
aK<br />
τ<br />
Z<br />
Materialparameter<br />
P<br />
3.3 Messung der Fließeigenschaften von Schüttgütern<br />
3.3.1 Übersicht der Meßgeräte<br />
K<br />
b<br />
• Schnelltests zur Quantifizierung der <strong>Mechanische</strong>n Eigenschaften kohä-<br />
siver Pulver, siehe Folie F 3.85<br />
• Schergeräte zur Messung der Fließeigenschaften kohäsiver Schüttgüter,<br />
1) Direktschergeräte<br />
Translationsscherzelle (Jenike-Scherzelle), siehe F 3.87<br />
siehe Folie F 3.86<br />
⇒ direkte Messung der Scher- <strong>und</strong> Normalspannungen, siehe F 3.88<br />
⇒ geeignet zur Messung aller genannten Fließkennwerte<br />
⇒ Wandreibungsmessung mit Anordnung b)<br />
⇒ Zeitverfestigungsmessung mit Anordnung a) <strong>und</strong> einem Zellensatz<br />
⇒ nachteilig: verhältnismäßig hoher zeitlicher Meßaufwand von etwa<br />
3 ... 5 Tagen<br />
n>1<br />
n=1<br />
n
⇒ nachteilig: ungeeignet für Messung Zeitverfestigungen<br />
direkte Schergeräte meist für Drücke σ = 1 ... 50 kPa ausgelegt<br />
2) indirekte Schergeräte<br />
f) Triaxialgerät<br />
⇒ üblicher in der Bodenmechanik, für σ > 50 kPa<br />
⇒ direkte Messung der Hauptspannungen, F 3.88<br />
⇒ nachteilig: aufwendige Probenpräsentation<br />
dazu gehört auch sog. Biaxialbox<br />
3) einachsiger Druckfestigkeitstest<br />
⇒ Ergänzung der Schergeräte für höhere Festigkeitsbereiche, F 3.89<br />
⇒ direkte Messung der Druckfestigkeit insbesondere bei Zeitverfesti-<br />
gungen τt > 50 kPa<br />
⇒ Vergleich der mittels Scherzelle <strong>und</strong> einaxialen Druckfestigkeits-<br />
test gemessenen Druckfestigkeiten, F 3.89<br />
3.3.2 Meßmethodik eines direkten Scherversuches<br />
Fließen von Schüttgütern unterteilt in:<br />
• sog. beginnendes (instationäres) Fließen, siehe Folie F 3.90<br />
• überverfestigte Proben<br />
• Fließen unter Auflockerung ρb↓, ε↑, Dilatanz<br />
• FS erreicht ein Peak<br />
• sog. stationäres Fließen,<br />
• kritisch verfestigte Probe (durch geeignete Vorverfestigunglasten<br />
<strong>und</strong> Einbringen von Scherspannungen durch Drehschwingungen<br />
des Deckels erreichbar)<br />
• Fließen unter Volumenkonstanz, dV = 0, ρb = const., ε = const.<br />
• FS = const.<br />
• elastische Deformation,<br />
• unterverfestigte Proben<br />
siehe Folie F 3.91<br />
•<br />
• allmählicher Übergang zum plastischen Fließen mit ständiger Verdichtung,<br />
ρb↑, ε↓<br />
• Anstieg von FS bis zum Erreichen des stationären Fließens, F 3.92<br />
Ausmessen eines Fließortes, Erläuterung der beiden Diagramme, F<br />
3.93, F 3.94, FS = f(s)<br />
→ Anscheren bis zum konstanten Scherkraft-FS-Verlauf bei<br />
σ An = FN , An A , liefert τ An = FS, An A<br />
→ Abscheren unter verminderter Normallast σ Ab = FN , Ab A , liefert<br />
τ A als Maximalwert (Peak)<br />
Ab = FS , Ab<br />
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50
→ Mittelung der Anscherwerte einschl. Berechnung des<br />
Fehlerintervalles (Vertrauensbereich bei 95 %iger statistischer Sicherheit),<br />
τ An<br />
( 3.147)<br />
= τAn⋅<br />
( 1± ∆τAn<br />
/ τAn<br />
)<br />
→ wobei der Fehlerbereich (hier Konfidenzintervall der Normalverteilung)<br />
aus der Standardabweichung der mehrfach gemessenen (n ≈ 8<br />
... 12) Anscherwerte abgeschätzt wird:<br />
∆ τ ≈1,<br />
96⋅<br />
s<br />
( 3.148)<br />
An τAn<br />
→ Ausgleich der Abweichungen der gewöhnlich doppelt gemessenen<br />
Abscherwerte τAb,gem infolge Schwankungen der Anscher- <strong>und</strong><br />
Schüttgutdichtewerte durch einfache Meßwertekorrektur mit<br />
Anschermittelwert:<br />
τ = τ ⋅ τ / τ<br />
( 3.149)<br />
Ab , korr<br />
Ab,<br />
gem<br />
An<br />
An,<br />
gem<br />
→ Gültigkeit der Meßpunkte beachten; Meßpunkte nur gültig, wenn<br />
rechts des Tagentialpunktes des σc -Kreises gelegen<br />
→ Ermittlung der gefüllten Zellenmasse zur Berechnung der Schüttgutdichte<br />
ρ = m − m V<br />
( 3.150)<br />
b<br />
( Zelle ) Zelle<br />
• Gewinnung des σ1-Kreises<br />
• punkteweises Auftragen der Einzelmeßwerte <strong>und</strong> Verbinden durch eine<br />
dünne Gerade, siehe Folie F 3.92<br />
• Suche des Mittelpunktes des σ1 -Kreises dergestalt, daß Kreis durch<br />
den Anscherpunkt A geht <strong>und</strong> die gewonnene Gerade tangiert (<strong>und</strong><br />
nicht schneidet!), Ablesen σ1 <strong>und</strong> σ2<br />
•<br />
• Zeichnen einer Tangente an den σ1-Kreis durch den Ursprung mit ϕe<br />
als Anstieg<br />
Ausmessen des Anstieges ϕi - des Fließortes<br />
• Suche des Mittelpunktes des σc-kreises dergestalt, daß der Kreis durch<br />
den Ursprung geht ( σ2 = 0!) <strong>und</strong> den Fließort tangiert, liefert σc, Berechnung<br />
ffc<br />
• Wiederholung für alle gemessenen Fließorte<br />
• Ermittlung der Kennwerte des stationären Fließortes, siehe F 3.81<br />
• Berechnung der Radiusspannung σ R,<br />
st = ( σ1<br />
− σ2<br />
) / 2 <strong>und</strong> Mittelpunktsspannung<br />
σ = ( σ + σ ) / 2 der Mohr-Kreise für stationäres<br />
M,<br />
st<br />
1<br />
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2<br />
Fließen<br />
• Einzeichnen in einem σR,st - σM,st - Diagramm <strong>und</strong> Verbinden zu einer<br />
Geraden<br />
• Ermittlung von ϕst aus dem Anstieg α <strong>und</strong> σ0 aus dem negativen<br />
Abzissenabschnitt<br />
ϕ st = arcsin(tan α)<br />
( 3.151) <strong>und</strong> 0 Z σ = σ ( 3.152)<br />
51
• Messung der Wandreibung<br />
• kinematische bzw. stationäre Wandreibung, siehe Folie F 3.94<br />
τW<br />
τa<br />
σZW<br />
WFO<br />
ϕW*<br />
σW<br />
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52<br />
Bild 3.22: kine-<br />
matischeWand- reibung<br />
→ damit Simulation des Abgleitens von Schüttgutschichten entlang<br />
der Wand, z. B. im Silotrichter bei abnehmendem Druck<br />
⇒ Gleitreibung simuliert<br />
• instationäre Wandreibung<br />
→ Versuchsmethodik wie beim Versuch zur Messung der inneren<br />
Reibung mit Anscheren <strong>und</strong> Abscheren, z. B.<br />
→ auch als Zeitverfestigungsversuch auf der Wandprobe machbar<br />
liefert in den meisten Fällen eine Adhäsion τa bzw. die Zugfestigkeit<br />
σzw beim Auftragen in einem separaten τ - σ -Diagramm:<br />
τ<br />
FS<br />
bzw.<br />
τ<br />
FS<br />
bzw.<br />
τ<br />
WFO<br />
ϕW<br />
Bild 3.23: instationäre<br />
Wandreibung<br />
Bild 3.24:<br />
Wandfließort<br />
<strong>und</strong><br />
Mohrkrei<br />
s<br />
aber man beachte: Wandreibungswinkel ϕw wird immer aus dem aktuellen<br />
Verhältnis τW/σW gebildet, siehe Bild 3.24.<br />
τ<br />
σ2<br />
Verminderung von σ während<br />
des Schervorganges<br />
unabh. von ρb!<br />
σ = const σ ↓<br />
s<br />
τW<br />
σW<br />
W<br />
ϕ W = arctan ( 3.153)<br />
σW<br />
s<br />
σ1<br />
σ<br />
Bild 3.25: Wandfließort mit Adhäsion
• Wandfließort ist meist eine Gerade bei Stahl u. Metallen<br />
• Wandfließort ist eine Kurve bei Plastbeschichtungen<br />
Messung von Zeitverfestigungen<br />
• Anscheren wie beim Fließort, welcher die größte Hauptspannung σ1<br />
beim Verfestigen (Beanspruchungsvorgeschichte ist immer statio-<br />
näres Fließen!) liefert, F 3.93,<br />
• Aufbewahren der Proben unter der Last σt = σ1 ! eine gewisse Zeit (z.<br />
B. Wochenende) unter den simulierten Umgebungsbedingungen hin-<br />
sichtlich Temperatur, Feuchte usw., F 3.94<br />
• Abscheren unter einer gewissen Normallast σ, die durchaus σ > σAn<br />
sein kann ⇒ hängt von der Art, der sich einstellenden Festkörperbrü-<br />
cken ab,<br />
3.3.3 Numerische Versuchsauswertung<br />
• Auswahl numerischer Berechnungsgleichungen, siehe Folie F 3.81<br />
• lineare Regression der Fließorte mit allen Abscherpunkten τab,i, ohne<br />
Anscherpunkte τAn,i<br />
• Berechnung der einaxialen Druckfestigkeit σc<br />
Überprüfung der Gültigkeit der Meßpunkte, d.h. σ i > τc<br />
⋅cosϕ<br />
i<br />
→ ansonsten Meßwert verwerfen u. nochmals lineare Regression,<br />
• Berechnung der größten Hauptspannung beim Verfestigen σ1<br />
• Ermittlung des effektiven Reibungswinkels ϕe<br />
• Berechnung der kleinsten Hauptspannung σ2<br />
• Berechnung der Radius- <strong>und</strong> Mittelpunktsspannungen σR, σM<br />
• lineare Regression des stationären Fließortes<br />
• Ermittlung des stationären Reibungswinkels ϕst<br />
• Ermittlung der isostatischen Zugfestigkeit σ0 der unverfestigten Kon-<br />
takte<br />
• Berechnung der Schüttgutdichte der lockeren Packung ρb,0 <strong>und</strong> des<br />
Kompressibilitätsindexes n in den Funktionen ρb = f(σ1)<br />
→ gehört zum Kennwertediagramm<br />
3.3.4 Anscherarbeit<br />
• Kompressions- <strong>und</strong> Anscherarbeit, siehe Folie F 3.95<br />
3.4 Fließkennwerte kohäsiver Schüttgüter <strong>und</strong> deren Beeinflussung<br />
3.4.1 Wesentliche Fließkennwerte kohäsiver Pulver<br />
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ab,<br />
53
• Auftragung der wichtigsten Fließkennwerte als Funktion der Verfesti-<br />
gungshauptspannung σ1, F 3.96<br />
→ stellen Material"gesetze" bzw. Stoffgesetze dar, d.h. invariant ge-<br />
genüber gewählter Meßtechnik, -methodik <strong>und</strong> Koordinatensyste-<br />
me<br />
→ sind aber Funktionen, <strong>und</strong> zwar von<br />
• Feuchte • <strong>Partikel</strong>größenverteilung<br />
• Lagerzeit • chem.-min. Zusammensetzung<br />
• Temperatur usw.<br />
→ dies sind sozusagen Einflußparameter der Kurven im Bild F 3.96<br />
→ hier wichtigste Kurve: σc = f(σ1)<br />
Druckfestigkeitskennlinien bzw. Verfestigungsfunktion<br />
→ typische Materialeigenschaftsfunktion – hier Geraden, s. Bild F 3.81 -<br />
für die Verfestigung eines Schüttgutes infolge einer Verfestigungsspan-<br />
nung σ1, siehe Folie F 3.97<br />
→ Damit korrespondiert physikalisch begründet eine analoge lineare Funk-<br />
tion der Verfestigung von <strong>Partikel</strong>kontakten, siehe F 3.98<br />
→ typische Kurvenverläufe für ein klassifizierbares Schüttgutverhalten →<br />
vergleiche auch mit ffc-Werten (siehe F 3.80), siehe Folie F 3.99<br />
a) trocken kohäsionslos σc = 0 ⇒ trockener, rieselfähiger Sand<br />
b) trockene, mineralische Pulver, feinkörnig, ⇒ oft Geraden<br />
c) feuchte, kohäsive, inkompressible (d.h. meist mineralische) Schüttgü-<br />
ter, verhältnismäßig grob, ⇒ meist flache Kurven (z. B. Glassand)<br />
d) feuchte, kohäsive, feine (gering kompressible) Schüttgüter bzw. Pulver<br />
⇒ meist Geraden, z. B. Filterkuchen, Abfälle<br />
e) feuchte, kohäsive, sehr kompressible Güter,<br />
⇒ d.h. mit viel innerer Porosität, z. B. Rohbraunkohle (Verhalten wie<br />
ein "Schwamm" oder "Ton")<br />
f) trockene fasrige Güter, erst σc = 0, dann steiler Anstieg,<br />
⇒ formschlüssige Bindungen, "Verhakungen", "Verfilzung"<br />
⇒ vergleiche mit e) ohne Feuchte, z.B. Abfallstoffe, Holzspäne u.ä.<br />
g) hohe Zeitverfestigungen durch Festkörperbrücken, Übergang zum<br />
Festkörperverhalten<br />
• Kristallisation, Anfrierungen<br />
• chemische Reaktionen<br />
• Erstarren hochviskoser Inhaltsstoffe mit Bindemittelwirkung<br />
• Sinterbrücken<br />
3.4.2 Übersicht des mechanischen Verhaltens kohäsiver Pulver<br />
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54
• Nachgiebiges <strong>und</strong> Steifes <strong>Partikel</strong>kontakt- u. Pulververhalten, s. F 3.100<br />
→ Physikalisch begründete Charakterisierung der mechanischen Eigen-<br />
schaften, feinkörniger, kohäsiver <strong>und</strong> kompressibler Pulver!<br />
Aber auch:<br />
3.4.3 Tabelle mit „Datenblatt Schüttgutkennwerte“<br />
• Übersicht wesentlicher Eigenschaftskenngrößen von Feststoffpartikeln<br />
hinsichtlich Lager- <strong>und</strong> Förderverhaltens, F 3.101<br />
• oft nur verbal klassifizierbar, z.B. mit Zwischenwerten:<br />
Tabelle 3.3: Schüttgutklassifizierung <strong>und</strong> Bewertung<br />
laufende Nummer 1 2 3 4 5 6<br />
obere Klassengrenze 0 0,5 1 1,5 2 2,5<br />
verbale Bewertung nicht sehr gering gering mittel stark sehr stark<br />
• Zusammenstellung der 14 Eigenschaftsgruppen (hier ≈ 100 Kennwerte)<br />
sowohl nach praktischen als auch nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten<br />
sinnvoll<br />
• noch nicht vollständig, zukünftig erweiterbar !<br />
Übungsbeispiel<br />
• feines Kalzitpulver, SF 2, 3, 4, 5<br />
• Vergleich mit jeweiligen Werten der Studenten<br />
• σ0 = 0,5 kPa<br />
• ϕst = 44°<br />
• σc- Gerade, (ff-Werte, s. 4.)<br />
• ϕi meist degressiv oder schwach steigend<br />
→ Fließorte werden mit zunehmendem Druck steiler, Reibung steigt<br />
mit zunehmender Abplattung der <strong>Partikel</strong>kontakte bei trockenen<br />
Gütern<br />
→ bei feuchten Gütern sinkt manchmal ϕi mit steigendem Druck, d.h.<br />
Auspressen von Wasser aus der inneren Porosität bildet sog. "Gleitfilme"<br />
• ϕe → abfallend, physikalisch begründet! siehe F 3.81 <strong>und</strong> Gl.( 3.99),<br />
• ρb meist Potenzansatz nach Gl.( 3.121) oder ( 3.128).<br />
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55
3.5 Durchströmungs-, Fluidisier- <strong>und</strong> Entlüftungsverhalten<br />
3.5.1 Durchströmungsverhalten von <strong>Partikel</strong>schichten<br />
Die Strömung eines Fluids durch eine <strong>Partikel</strong>schicht spielt bei vielen Pro-<br />
zessen eine wichtige Rolle. Beispiele dafür sind:<br />
- Wirbelschichtprozesse,<br />
- die mechanische Flüssigkeitsabtrennung durch Filtrieren,<br />
- Trennungen mittels Hochdruck-Flüssigchromatographie (HPLC),<br />
- die Sedimentation im Bereich der Zonensedimentation,<br />
- das pneumatische Mischen, Homogenisieren,<br />
- die pneumatische Förderung <strong>und</strong><br />
- Reaktionen in Festbettreaktoren, Schacht-, Hoch- <strong>und</strong> Drehrohröfen.<br />
Dabei sind die <strong>Partikel</strong>schichten sowohl hinsichtlich ihrer Auflockerung als<br />
auch ihres Bewegungszustandes voneinander abzugrenzen.<br />
Man spricht von einer ruhenden Schüttschicht (Festbett), wenn die einzelnen<br />
<strong>Partikel</strong>n mehr oder weniger in Form einer Zufallsanordnung aufeinanderliegen<br />
<strong>und</strong> die Schicht sich nicht bewegt. Die äußere Porosität ε einer<br />
solchen Schicht hängt vor allem von<br />
� der Anordnung der <strong>Partikel</strong>n zueinander in der Packung,<br />
� dem Mischungszustand,<br />
� den <strong>Partikel</strong>kontaktdeformationen,<br />
� den Wechselwirkungskräften zwischen den <strong>Partikel</strong>n sowie auch von<br />
� der <strong>Partikel</strong>größen- <strong>und</strong> <strong>Partikel</strong>formverteilung ab.<br />
Sie liegt bei vielen Schüttgütern um den Wert ε = 0,4 ... 0,5 MVT_e_1.doc -<br />
Schüttgutporositäten.<br />
In einer bewegten Schüttschicht befinden sich die <strong>Partikel</strong>n im wesentlichen<br />
noch im Kontakt, aber die Schicht bewegt sich als Ganzes durch den<br />
Prozeßraum. Derartige Verhältnisse liegen z.B. in Schacht- <strong>und</strong> Hochöfen<br />
vor.<br />
Läßt man durch eine auf einem fluiddurchlässigen Boden lagernde<br />
<strong>Partikel</strong>schicht ein Gas oder eine Flüssigkeit aufströmen, so wird die Schicht<br />
beim Überschreiten einer unteren Grenzgeschwindigkeit fluidisiert (Lockerungspunkt),<br />
d.h. die <strong>Partikel</strong>n werden durch den Fluidstrom in Schwebe<br />
gehalten (∆p Druckverlust der <strong>Partikel</strong>schicht, FG,B Bett- oder Schichtgewicht,<br />
siehe auch Gl.( 3.195)):<br />
∆p<br />
F<br />
G<br />
, B<br />
/ A<br />
≈<br />
ρ<br />
b<br />
∆p<br />
⋅ g ⋅ h<br />
b<br />
≈ 1<br />
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( 3.154)<br />
sie werden infolge Zunahme der <strong>Partikel</strong>abstände - damit der Porosität, siehe<br />
Abschnitt 1.3 MVT_e_1.doc - a_phis - relativ zueinander beweglich <strong>und</strong><br />
führen insbesondere in Gas-Feststoffsystemen zunehmend durchmischende<br />
56
Bewegungen aus. Derartige <strong>Partikel</strong>schichten werden als Wirbelschichten<br />
(fluidized bed, Fließbett) bezeichnet. Der Schichtcharakter ist im Wirbel-<br />
schichtbereich noch gewährleistet. Die Porosität der Wirbelschichten körniger<br />
Stoffe umfaßt theoretisch den Bereich zwischen der Porosität am Lockerungspunkt<br />
εL <strong>und</strong> ε = 1, d.h. der <strong>Partikel</strong>schwebegeschwindigkeit. Übersteigt<br />
schließlich die Aufstromgeschwindigkeit die Schwebegeschwindigkeit<br />
der <strong>Partikel</strong>n, so werden diese von der Strömung transportiert – siehe Anwendung<br />
beim pneumatischen Transport.<br />
Es ist dann eine instationäre Wirbelschicht (Förderzustand der pneumatische<br />
Fließförderung oder Dichtstromförderung) entstanden. Voraussetzung<br />
für eine kontinuierliche, störungsfreie Fließförderung ist eine homogene<br />
Wirbelschicht im Einspeiser. Kanal- oder Blasenbildung führen zu einem<br />
unstetigen Förderstrom. Für die Beschreibung der Dichtstromförderung sind<br />
Kenngrößen des Schüttgutverhaltens notwendig. Dafür werden häufig das<br />
Entlüftungs- oder Gashaltevermögen <strong>und</strong> die Gasdurchlässigkeit einer<br />
Schüttung verwendet. Beide sind miteinander gekoppelt. Eine hohe Gasdurchlässigkeit<br />
bedingt ein geringes Gashaltevermögen <strong>und</strong> umgekehrt.<br />
Ein weiterer für die Verfahrenstechnik charakteristischer Zustand, der in<br />
diesem Zusammenhang zu nennen ist, sind die Rieselschichten. Hierbei<br />
bewegen sich die <strong>Partikel</strong>n aufgelockert unter Schwerkrafteinfluß durch ein<br />
ruhendes oder mit geringer Geschwindigkeit entgegenströmendes Gas.<br />
Beim Durchströmen einer <strong>Partikel</strong>schicht ist ein Fluid einem Widerstand<br />
ausgesetzt, <strong>und</strong> somit tritt ein Druckverlust ∆p ein, Bild F 3.102.<br />
Am einfachsten läßt sich dieser bei laminarer Durchströmung von Pulverschichten<br />
beschreiben, hier Re < 10, DARCY, CARMAN <strong>und</strong> KOZENY<br />
pb<br />
k pb<br />
V�<br />
∆ ∆<br />
= A ⋅ u = k b ⋅ A ⋅ = ⋅ A ⋅<br />
( 3.155)<br />
h η h<br />
b<br />
wenn für die Permeabilität einer <strong>Partikel</strong>schüttung<br />
b<br />
k b = k / η<br />
( 3.156)<br />
<strong>und</strong> nach CARMAN <strong>und</strong> KOZENY (Faktor 180 ⇒ für monodisperse Kugeln)<br />
gilt:<br />
k<br />
b<br />
3 2<br />
ε ⋅ dST<br />
= ( 3.157)<br />
180 ⋅ η ⋅<br />
( ) 2<br />
1−<br />
ε<br />
Diese CARMAN-KOZENY-Gleichung ( 3.157) läßt sich übrigens auch unter<br />
Mithilfe der Poren-EULER-Zahl Euε als laminarer Spezialfall der<br />
ERGUN-Gleichung Gl.( 3.190) aufschreiben:<br />
( 1−<br />
ε)<br />
3<br />
∆p<br />
dST<br />
ε<br />
Eu ε = ⋅ ⋅ = ( 180 ... 150)<br />
⋅<br />
( 3.158)<br />
2<br />
ρ ⋅ u h 1−<br />
ε<br />
Re<br />
f<br />
b<br />
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57
Da der Strömungsraum ein vielgestaltiges Porensystem darstellt, dessen<br />
innere Geometrie – svw. Porengrößen- <strong>und</strong> Porenformverteilung - durch<br />
- die <strong>Partikel</strong>größen- <strong>und</strong><br />
- <strong>Partikel</strong>formverteilung sowie<br />
- den Packungszustand (Porosität, Art der Packung)<br />
bestimmt ist, handelt es sich um ein sehr kompliziert zu beschreibendes<br />
Strömungsphänomen. Für dessen Modellierung sind erhebliche Vereinfachungen<br />
unerläßlich, siehe Tabellen F 3.103, a, b, c. Die dafür existierenden<br />
Modelle lassen sich vom physikalischen Gr<strong>und</strong>ansatz in zwei Hauptgruppen<br />
gliedern:<br />
1. Entweder man geht davon aus, daß es sich um eine Strömung durch ein<br />
Kontinuum („festes Dispersionsmittel“) mit inneren Kanälen („disperse<br />
Phase“) handelt, für deren Gestalt entsprechende Annahmen zu treffen<br />
sind (im einfachsten Fall parallele zylindrische Kanäle Gl.( 3.177)), oder<br />
2. man geht so vor, daß sich der Gesamtwiderstand einer <strong>Partikel</strong>schicht als<br />
Summe der Einzelkorn-Umströmungswiderstände darstellen läßt.<br />
Um wesentliche Zusammenhänge zu verdeutlichen, soll im folgenden ein<br />
kontinuumsmechanischer Modellansatz vorgestellt werden, der zur ersten<br />
oben genannten Hauptgruppe der Porendurchströmung zu zählen ist. Die<br />
<strong>Partikel</strong>schicht soll eine vollständige Zufallspackung darstellen, deren Querschnitt<br />
sich über die durchströmte Länge L oder Höhe ∆hb nicht ändert. Das<br />
Fluid wird unter den vorliegenden Druckabfällen als inkompressibel <strong>und</strong><br />
weiterhin mit NEWTONschen Fließeigenschaften vorausgesetzt. Im Bild F<br />
3.102 ist das zugr<strong>und</strong>egelegte Modell dargestellt. Bezüglich des Anströmprofils<br />
<strong>und</strong> somit auch der Strömungsverhältnisse im Inneren können vor<br />
allem bei gröberen Körnungen in Randnähe Geschwindigkeitsmaxima auftreten<br />
(sog. Randgängigkeit), die eine Folge dort vorhandener größerer<br />
Porositäten ε → 1 <strong>und</strong> Porengrößen sind.<br />
Für den Druckverlust bei der Durchströmung eines Rohres gilt<br />
2<br />
FW<br />
U Rohr⋅<br />
L ρf<br />
⋅u<br />
∆ pRohr<br />
= = λ Rohr⋅<br />
⋅<br />
( 3.159)<br />
A 4⋅<br />
A 2<br />
Rohr<br />
Rohr<br />
D = 2⋅R Rohrdurchmesser<br />
L Rohrlänge<br />
= u / 2 mittlere Geschwindigkeit, wenn umax Maximalge-<br />
u max<br />
schwindigkeit im quadratischem Strömungsprofil:<br />
2 ⎛ r ⎞<br />
u r = u(<br />
r)<br />
= u max⋅<br />
⎜<br />
⎜1−<br />
⎟<br />
( 3.160)<br />
2<br />
⎝ R ⎠<br />
2<br />
L ρf<br />
⋅u<br />
∆ pRohr<br />
= λ Rohr⋅<br />
⋅<br />
( 3.161)<br />
D 2<br />
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58
<strong>und</strong> mit dem Druckverlustbeiwert (= cW Widerstandsbeiwert) einer<br />
- laminare (reibungsbehafteten) Rohrströmung Re < 2320 (HAGEN-<br />
POISEUILLE):<br />
64<br />
λ Rohr = f (Re) =<br />
Re<br />
<strong>und</strong> ( 3.162)<br />
- turbulente Rohrströmung<br />
# hydraulisch glatt 2320 < Re < 10 5 , laminare Grenzschicht der Dicke δG<br />
(BLASIUS)<br />
0,<br />
3164<br />
λ Rohr =<br />
( 3.163)<br />
1/<br />
4<br />
Re<br />
# hydraulisch glatt 10 5 < Re< 3⋅10 6 , turbulente Grenzschicht (PRANDTL)<br />
λ<br />
1<br />
Rohr<br />
= 2,<br />
0⋅<br />
lg<br />
( Re⋅<br />
λ ) − 0,<br />
8<br />
Rohr<br />
# Übergangangsgebiet rauh, dr ≈ δG (COLEBROOK)<br />
λ<br />
1<br />
Rohr<br />
⎛ d r 2,<br />
51<br />
= −2,<br />
0⋅<br />
lg⎜<br />
+<br />
⎜<br />
⎝<br />
3,<br />
715⋅<br />
D Re⋅<br />
λ<br />
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Rohr<br />
⎞<br />
⎟ −<br />
⎟<br />
⎠<br />
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0,<br />
8<br />
dr mittlere Rauhigkeitsabmessung der Rohrwand<br />
# vollkommen rauh, dr >> δG, ⎟ D ⎛ D ⎞<br />
Re > 400⋅<br />
⋅ lg ⎜<br />
⎜3,<br />
715 ⋅<br />
d r ⎝ d r ⎠<br />
( 3.164)<br />
( 3.165)<br />
0,<br />
25<br />
λ Rohr =<br />
( 3.166)<br />
2<br />
⎛ 3,<br />
715⋅<br />
D ⎞<br />
⎜lg<br />
⎟<br />
⎝ d r ⎠<br />
Mit Gl.( 3.162) gilt für den Druckverlust der reibungsbehafteten Rohr-<br />
strömung nach HAGEN-POISEUILLE<br />
L<br />
∆ pRohr = 32⋅<br />
⋅ η⋅<br />
u<br />
( 3.167)<br />
2<br />
D<br />
Die radiale Schubspannungsverteilung ist in diesem Falle übrigens linear,<br />
d.h., in der Mittelachse r = 0 sind u = umax <strong>und</strong> τ = 0 sowie an der Rohrwand<br />
sind r = R = D/2, u = 0 <strong>und</strong> τ = τmax:<br />
du u max τ ( r)<br />
= −η<br />
⋅ = 8 ⋅ η⋅<br />
⋅ r<br />
( 3.168)<br />
2<br />
dr D<br />
Für die laminare Durchströmung einer Schüttung wird die HAGEN-<br />
POISEUILLE-Gleichung ( 3.167) mit einer mittleren Porendurchströmungsgeschwindigkeit<br />
u ε = u / ε <strong>und</strong> einem charakteristischen Porendurchmesser<br />
dε ≡ dh ≡ mittlerer hydraulischer Durchmesser gebildet:<br />
59
∆<br />
h b η ⋅ u<br />
b = 32 ⋅ ⋅<br />
( 3.169)<br />
d ε<br />
p 2<br />
ε<br />
u ε mittlere Strömungsgeschwindigkeit in den Poren<br />
dε<br />
charakteristische Abmessung des durchströmten Porensystems<br />
Nicht so sehr die Porosität sondern die Größe der Poren (Kanäle) bestim-<br />
men demnach die Durchströmbarkeit.<br />
Allgemein soll nun für den Druckgradienten dp/dhb<br />
Druckabfall ∆p/hb einer Schüttung geschrieben werden:<br />
= ≈ = = f ε<br />
dh b h b L<br />
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f<br />
60<br />
bzw. bezogenen<br />
dp ∆p<br />
∆p<br />
gradp ( u ε , d , ε,<br />
η,<br />
ρ )<br />
( 3.170)<br />
Dazu ist zunächst zu bemerken, daß das Konzept des hydraulischen<br />
Druchmessers aus dem Bereich der Rohrdurchströmung entlehnt ist, weitgehende<br />
Voraussetzungen enthält, d.h.<br />
- gerade Kanäle,<br />
- Konstanz der Wandschubspannungen an jedem Punkt der Wandoberfläche,<br />
- Gleichgewicht zwischen Druckabfall <strong>und</strong> Wandschubspannung<br />
<strong>und</strong> schon deshalb eine sehr weitreichende Vereinfachung darstellt. Hierzu<br />
kommt noch, daß durch einen (gegebenenfalls auch anders definierten) mittleren<br />
Porendurchmesser <strong>und</strong> die Porosität ε die innere Geometrie des Porensystems<br />
in bezug auf das komplizierte Strömungsphänomen nicht ausreichend<br />
widergespiegelt wird, da eine Porengrößenverteilung vorliegt. Allerdings<br />
liegen zur Berücksichtigung dieser Problematik bisher nur erste, für<br />
begrenzte Bereiche zutreffende Modellansätze.<br />
Zwischen der mittleren Strömungsgeschwindigkeit u ε in den Poren <strong>und</strong> der<br />
Anströmgeschwindigkeit u der <strong>Partikel</strong>schicht (Leerrohrgeschwindigkeit)<br />
besteht der Zusammenhang<br />
u = u / ε , ( 3.171)<br />
ε<br />
da sowohl die Volumenstrombilanz<br />
u ε ⋅ A Lücke = u ⋅ A<br />
( 3.172)<br />
als auch für ideale Zufallspackungen die Gleichheit von Flächen- <strong>und</strong> Volumenporosität<br />
gelten:<br />
ε = / V = A / A<br />
( 3.173)<br />
VLücke Lücke<br />
Der hydraulische Durchmesser dh der idealisierten Strömungskanäle der<br />
Schüttung läßt sich wie folgt definieren (s. MVT_e_1.doc -<br />
hydraulischerDurchmesser):<br />
d<br />
4⋅<br />
A<br />
4πd<br />
4⋅<br />
A<br />
4⋅<br />
V<br />
h = durchströmt<br />
=<br />
Ubenetzt<br />
2<br />
4πd<br />
≡ durchströmt<br />
U benetzt⋅<br />
l<br />
= f<br />
AS<br />
( 3.174)<br />
⋅ l
<strong>und</strong> unter Berücksichtigung des Hohlraumvolumens bei gegebener Porosität<br />
Vε = Vf<br />
= A ⋅ l = ε⋅<br />
Vges<br />
= ε⋅<br />
( VP<br />
+ V )<br />
Vf ⋅ ( 1−<br />
ε)<br />
= ε⋅<br />
VP<br />
Vf f<br />
ε<br />
f = V ⋅<br />
( 3.175)<br />
1−ε<br />
V P<br />
<strong>und</strong> Oberfläche AS = U⋅l der Kapillaren der Länge l folgt eine einfache Proportionalität<br />
zwischen dem hydraulischen Durchmesser dh <strong>und</strong> dem SAU-<br />
TER-Durchmesser dST einer Körnung:<br />
d<br />
4 ⋅ ε ⋅ V<br />
4 ⋅ ε<br />
P<br />
h = =<br />
( 3.176)<br />
( 1−ε)<br />
⋅ AS<br />
( 1−ε)<br />
⋅ AS,<br />
V<br />
<strong>und</strong> da d ST=<br />
6 / AS,<br />
V ist auch der Zusammenhang zwischen einer <strong>Partikel</strong>größen-<br />
<strong>und</strong> Porengrößenverteilung herstellbar dh ≡ dε.<br />
2 ⋅ ε ⋅ dST<br />
dh<br />
= dε<br />
=<br />
( 3.177)<br />
3⋅<br />
( 1−ε)<br />
so läßt sich für Gl.( 3.170) schreiben:<br />
∆p<br />
= f<br />
h<br />
b<br />
( u,<br />
d , ε,<br />
η,<br />
ρ )<br />
ST<br />
f<br />
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( 3.178)<br />
Wenn man von den bei der <strong>Partikel</strong>umströmung kurz erörterten Sachverhalten<br />
ausgeht (s. Abschn. 4.1.1 MVT_e_4.doc - Widerstandsbeiwert_kaskas),<br />
so darf angenommen werden, daß sich allgemein der Strömungswiderstand<br />
aus zwei Anteilen zusammensetzt:<br />
a) einem Zähigkeitsanteil (∆p ∼ η⋅u), der sich auch mit Hilfe des Durchströmungsgesetzes<br />
von Darcy (ggf. mit -Zeichen für Abnahme, Bild F<br />
3.102)<br />
∆p<br />
= = k ⋅ η⋅<br />
u<br />
( 3.179)<br />
h<br />
gradp Darcy<br />
b<br />
k Darcy = 1/<br />
k Durchflußwiderstand, reziproke Permeabilität siehe<br />
auch Gl.( 3.156)<br />
oder in einer verfahrenstechnisch üblichen Schreibweise ⇒ Stoffluß =<br />
Durchgangskoeffizient⋅Durchgangsquerschnitt⋅treibendes Potential (oder<br />
= Triebkraft)<br />
V<br />
u k b gradp<br />
A<br />
⋅ =<br />
�<br />
≡ ( 3.180)<br />
kb Permeabilität<br />
beschreiben läßt, <strong>und</strong><br />
b) einem Trägheitsanteil (∆p ∼ ρf ⋅u 2 ) infolge des Staudruckes der Strömung<br />
(kinetische Energie), oder in einer verfahrenstechnisch üblichen<br />
Schreibweise mit der EULER-Zahl (= Druckkraft/Trägheitskraft):<br />
61
∆p<br />
= 2<br />
ρ ⋅ u<br />
= f ( h b,<br />
u,<br />
dST<br />
, ε,<br />
η,<br />
ρ )<br />
62<br />
( 3.181)<br />
Eu f<br />
f<br />
Im Vergleich zur <strong>Partikel</strong>umströmung werden wegen der häufigen <strong>und</strong><br />
starken Umlenkungen des Fluidstromes im Inneren einer <strong>Partikel</strong>schicht<br />
Trägheitswirkungen schon weit vor dem Einsetzen der eigentlichen Turbulenz<br />
dominieren.<br />
Aus dem Vorstehenden folgt der Ansatz /3.40./:<br />
∆p<br />
= k<br />
h<br />
b<br />
* *<br />
lam<br />
⋅ η ⋅ u + k<br />
* *<br />
turb<br />
⋅ ρ<br />
f<br />
⋅ u<br />
Mit der EULER-Zahl nach Gl.( 3.181) ist auch:<br />
f<br />
f<br />
2<br />
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( 3.182)<br />
∆p<br />
* * η<br />
* *<br />
Eu = = k 2 lam ⋅ ⋅ h b + k turb ⋅ h b<br />
( 3.183)<br />
ρ ⋅ u ρ ⋅ u<br />
Die Abhängigkeit von der letzten noch dimensionsbehafteten Größe dST läßt<br />
sich auch mit Hilfe einer einfachen Dimensionsanalyse gewinnen, wenn<br />
man die Gr<strong>und</strong>einheiten L Länge, M Masse <strong>und</strong> T Zeit einsetzt:<br />
3 2<br />
3<br />
⎡⎛<br />
M ⋅ L ⎞ L ⋅ T ⎤ ⎡⎛<br />
M ⋅ L ⋅ T ⎞ L ⋅ T ⋅ L⎤<br />
1 1<br />
= ⎢⎜<br />
⋅ + [ L]<br />
⋅<br />
2 2 ⎟ ⋅ 2<br />
2 2<br />
T L M L<br />
⎥ = ⎢⎜<br />
⎟ ⋅<br />
T L M L<br />
⎥<br />
( 3.184)<br />
⎣⎝<br />
⋅ ⎠ ⋅ ⎦ ⎣⎝<br />
⋅ ⎠ ⋅ ⎦ L L<br />
Eu 2<br />
∆p<br />
η ⋅ h<br />
Eu ⋅<br />
*<br />
b * b<br />
= = k lam ⋅ + k<br />
2<br />
2 turb<br />
( 3.185)<br />
ρf<br />
⋅ u ρf<br />
⋅ u ⋅ dST<br />
dST<br />
Somit verbleibt noch die Quantifizierung der Abhängigkeit von ε, die Ge-<br />
genstand vieler Untersuchungen war, die vor allem eine Abhängigkeit von<br />
Re der Durchströmung ergaben (s. z.B. /3.36/ bis /3.44/). Aufgr<strong>und</strong> des<br />
komplexen Strömungsphänomens existiert auch dafür noch keine allgemein<br />
anerkannte Formulierung. Im Bereich überwiegender<br />
- Zähigkeitswirkung geht man vorwiegend davon aus, daß der Durchströmungswiderstand<br />
proportional (1-ε) 2 /ε 3 ist,<br />
- im Bereich vorherrschender Trägheitswirkung dagegen ∼ (1 - ε)/ε 3 .<br />
Somit folgt aus Gl.( 3.185):<br />
2 ( 1−<br />
ε)<br />
η ⋅ h ( 1−<br />
ε)<br />
Eu ⋅<br />
b<br />
b<br />
= k lam ⋅ ⋅ + k<br />
3<br />
2 turb ⋅<br />
( 3.186)<br />
3<br />
ε ρf<br />
⋅ u ⋅ dST<br />
ε dST<br />
Der erste Term dieser Gleichung ist offensichtlich bei vorwiegender Zähigkeitswirkung<br />
wesentlich, der zweite dagegen bei dominierenden Trägheitskräften.<br />
Gl.( 3.186) läßt sich nun durch Einführen einer modifizierten Poren-<br />
EULER-Zahl Euε(Re) ≡ cW(Re) - manchmal auch analog der Rohrdurchströmung<br />
Widerstandszahl λ(Re) genannt - wie folgt umstellen:<br />
∆p<br />
dST<br />
1−<br />
ε<br />
Eu ε = ⋅ ⋅<br />
( 3.187)<br />
2<br />
3<br />
ρ ⋅ u h ε<br />
f<br />
b<br />
h<br />
h
wobei mit der REYNOLDS-Zahl<br />
Re f<br />
= u ⋅ dST<br />
⋅ ρ / η<br />
( 3.188)<br />
für Gl.( 3.186) gilt:<br />
( 1−<br />
ε)<br />
∆p<br />
d ε<br />
Eu +<br />
ε =<br />
ρf<br />
ST ⋅ 2<br />
⋅ u h b<br />
3<br />
⋅ = k lam ⋅<br />
1−<br />
ε Re<br />
k turb<br />
( 3.189)<br />
Die Quantifizierung ergab für Brechgut mit enger <strong>Partikel</strong>größenverteilung<br />
nach ERGUN /3.40./:<br />
( 1−<br />
ε)<br />
3<br />
∆p<br />
dST<br />
ε<br />
Eu ε = ⋅ ⋅ = 150 ⋅ + 1,<br />
75<br />
2<br />
( 3.190)<br />
ρ ⋅ u h 1−<br />
ε Re<br />
f<br />
b<br />
Diese Form des Widerstandsgesetzes der Durchströmung wird verbreitet für<br />
gröberes Gut (etwa d > 1 mm) genutzt, obwohl dabei die der Ableitung<br />
zugr<strong>und</strong>eliegenden weitreichenden Vereinfachungen nicht übersehen wer-<br />
den dürfen, die die quantitativen Modellaussagen erheblich einschränken<br />
können.<br />
Für feinere Schüttgüter werden damit u.U. zu hohe Druckverluste berechnet.<br />
Deshalb findet sich in der Fachliteratur eine Reihe mehr oder weniger davon<br />
abweichender Formulierungen des Widerstandsgesetzes der Durchströmung,<br />
die vorwiegend für eingeschränkte Re-Bereiche gelten: F 3.103, a, b, c<br />
Da sich dreitermige Ausdrücke für die Erfassung des Einzelteilchen-<br />
Widerstandes im gesamten verfahrenstechnisch interessierenden Re-Bereich<br />
als sehr leistungsfähig erwiesen haben, s. auch Gl.( 3.213), so sind in neuerer<br />
Zeit auch entsprechende dreitermige Modellansätze für die Durchströmung<br />
bekannt geworden, die für ε → 1 in die Gleichungen der Umströmung<br />
von Einzelteilchen übergehen (s. z.B. /3.35.//3.37./), Tabelle Bild F<br />
3.103.c.10<br />
3.5.2 Durchströmung von Wirbelschichten<br />
Bei der Durchströmung einer feinkörnigen Schüttung, die auf einem fluiddurchlässigen<br />
Boden (Anströmboden) in einem schachtartig ausgebildeten<br />
Apparat lagert, setzen unmittelbar vor dem Übergang in den fluidisierten<br />
Zustand zunächst gewisse beschränkte Umordnungen ein, d.h. einzelne <strong>Partikel</strong>n<br />
verändern ihre Lage, andere können vibrieren oder bewegen sich innerhalb<br />
begrenzter Gebiete. Schließlich vollzieht sich mit weiterer Geschwindigkeitssteigerung<br />
der Übergang in das Gebiet, in dem die von der<br />
Strömung auf die Schicht ausgeübten Kräfte den statischen Druck der Schüttung<br />
auf das gesamte Volumen hinweg überwinden. Die Porosität ist dann<br />
so groß geworden, daß die einzelnen <strong>Partikel</strong>n gegenseitig vollständig beweglich<br />
werden, Wirbelschicht, Fließbett, Bild F 3.104. Dieser für den<br />
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Prof. Dr. Jürgen Tomas, 16.04.2012<br />
63
Übergang charakteristische Punkt wird als Lockerungspunkt (Wirbel-<br />
punkt) <strong>und</strong> die entsprechende Fluidgeschwindigkeit als Lockerungsge-<br />
schwindigkeit uL bezeichnet. Allerdings ergibt sich nur für enge <strong>Partikel</strong>k-<br />
lassen ein scharf definierter Lockerungspunkt, bei Vorliegen breiterer Parti-<br />
kelgrößenverteilungen ein Lockerungsbereich.<br />
Hier wird der Fließverhalten eines Schüttgutes mit bevorzugter<br />
COULOMB-Reibung zwischen den <strong>Partikel</strong>kontakten (Ausbildung eines<br />
sog. Schüttkegels) verlassen, siehe Abschnitt 3.2.2. Der <strong>Partikel</strong>gerüstdruck<br />
σ (effektive Normalspannung σ´) strebt durch den zunehmenden Poren-<br />
fluiddruck p ≡ ∆p, siehe Gln. ( 3.192) <strong>und</strong> ( 3.234), gegen Null (Aufheben<br />
der <strong>Partikel</strong>kontakte) <strong>und</strong> das Fließverhalten dieses Fließbettes kommt dem<br />
eines viskosen reibungsarmen Fluides nahe („Abfließen“ oder Schüttke-<br />
gelzusammenbruch).<br />
σ = σ − = σ − ∆p<br />
→ 0<br />
( 3.191)<br />
ges<br />
p ges<br />
σges gesamter übertragbarer Druck<br />
Mit einer Flüssigkeit als Fluid entsteht nach Überschreiten des Lockerungs-<br />
punktes immer eine entsprechend der Fluidgeschwindigkeit sich weiter aus-<br />
dehnende homogene Wirbelschicht, in der Gleichgewicht zwischen den auf<br />
sie wirkenden Strömungskräften <strong>und</strong> dem um den Auftrieb verminderten<br />
Gewicht der Schicht besteht, Bild F 3.104 /3.45.//3.46./.<br />
( F<br />
G,<br />
b<br />
∆p<br />
− F<br />
A<br />
)<br />
/ A<br />
≈ 1<br />
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( 3.192)<br />
Dieser Zustand ist dadurch gekennzeichnet, daß die <strong>Partikel</strong> über das gesamte<br />
Schichtvolumen weitgehend statistisch homogen verteilt sind.<br />
Gas-Feststoff- Systeme verhalten sich im allgemeinen anders. Oberhalb des<br />
Lockerungspunktes treten gutabhängig in geringerem oder größerem Abstand<br />
von diesem Instabilitäten auf. So bilden sich meist sog. Blasen, d.h.<br />
mehr oder weniger feststoffarme Gebiete, die nach oben aufsteigen <strong>und</strong> sich<br />
durch Koaleszenz vergrößern. Die Mindest-Fluidgeschwindigkeit, bei der<br />
Blasenbildung eintritt, liegt für nicht bzw. schwach kohäsives Schüttgut<br />
(d.h. geringe Haftkräfte zwischen den <strong>Partikel</strong>n, sog. Gruppe B - Verhalten<br />
nach Geldart, Bild F 3.105) um so näher bei der Lockerungsgeschwindigkeit,<br />
je gröber die <strong>Partikel</strong> sind /3.47.//3.48/.<br />
Mit wachsender Fluidgeschwindigkeit wird die Durchbewegung in der Wirbelschicht<br />
immer heftiger. Allerdings expandiert diese im Vergleich zu<br />
Flüssigkeits-Feststoff-Systemen nicht viel über das Ausmaß hinaus, das bereits<br />
am Wirbelpunkt erreicht ist, Bild F 3.104.<br />
64
Im instabilen Übergangsbereich zur instationären Wirbelschicht können<br />
bei genügend schlanken <strong>und</strong> hohen Wirbelschichtapparaten <strong>und</strong> nicht fein-<br />
körnigem Gut Blasen auftreten, die sich über den gesamten Schichtquer-<br />
schnitt erstrecken, Bild F 3.105. Dann ergeben sich stoßartige Auf- <strong>und</strong> Ab-<br />
bewegungen (stoßende Wirbelschicht, slugging).<br />
Weitere Inhomogenitäten können dadurch bedingt sein, daß das eintretende<br />
Gas vom Anströmboden ungenügend verteilt wird, so daß dieses die Schicht<br />
nur in begrenzten Bereichen durchbricht (durchbrochene Wirbelschicht,<br />
channeling). Wirbelschichten, der zuletzt geschilderten Art werden als inhomogene<br />
Wirbelschichten bezeichnet. In ihnen ist der Feststoff ungleichmäßig<br />
verteilt, <strong>und</strong> die Porosität unterliegt starken örtlichen <strong>und</strong> zeitlichen<br />
Schwankungen.<br />
Besondere Schwierigkeiten hinsichtlich des Fluidisierens bereitet kohäsives<br />
bis sehr kohäsives, feinstkörniges Schüttgut (sog. Gruppe C der GEL-<br />
DART-Klassifizierung F 3.105. Auf Gr<strong>und</strong> ihrer Feinheit ist der Durchströmungswiderstand<br />
sehr hoch bei sehr geringer Gasdurchströmungsgeschwindigkeit,<br />
siehe Gl.( 3.169). Infolge der hohen <strong>Partikel</strong>haftkräfte ist die Strömungswiderstandskraft<br />
nicht in der Lage die einzelnen <strong>Partikel</strong>kontakte abzulösen.<br />
Es bleibt das schlecht durchströmbare Kontinuum weitstgehend<br />
erhalten <strong>und</strong> nach Gasdurchbruch bilden sich größere Strömungskanäle mit<br />
hoher Gasgeschwindigkeit. Das Gas „sucht“ sich folglich den Weg des geringsten<br />
Strömungswiderstandes, Bild F 3.105.<br />
Sämtliche bisher behandelten Wirbelschichtzustände kann man, wenn von<br />
den Instabilitäten abgesehen wird, als stationäre Wirbelschichten bezeichnen.<br />
Hierbei ist die obere Schichtbegrenzung gegenüber dem darüber befindlichen<br />
Fluidraum noch deutlich ausgeprägt. Allerdings werden dabei<br />
einzelne <strong>Partikel</strong>n schon nach oben herausgeschleudert <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />
auch mit der Fluidströmung abgeführt. Ob letztere vom Fluidstrom abtransportiert<br />
werden oder nicht, hängt letztlich vom Verhältnis der Schwebegeschwindigkeit<br />
der einzelnen <strong>Partikel</strong>n zur Fluidgeschwindigkeit ab. Solange<br />
die erstere größer als die letztere ist, werden die ausgestoßenen Einzelkörner<br />
wieder zurückfallen. Bei breiterer <strong>Partikel</strong>größenverteilung kann<br />
dieser Umstand für Klassierprozesse ausgenutzt werden, wenn der abzutrennende<br />
Feinkornanteil gering ist (klassierende Wirbelschicht).<br />
Wird die Schwebegeschwindigkeit aller <strong>Partikel</strong>n überschritten, so verschwindet<br />
die obere Schichtgrenze <strong>und</strong> das gesamte Gut wandert stark aufgelockert<br />
mit dem Fluidstrom (instationäre Wirbelschicht). Führt man bei<br />
sehr hohen Apparategrößen den ausgetragenen Feststoff wieder über eine<br />
Bypass-Leitung in die Wirbelschicht zurück, so erhält man eine sog. zirkulierende<br />
Wirbelschicht.<br />
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65
Für weitere Betrachtungen über die Bildung von Wirbelschichten eignen<br />
sich Diagramme, in denen der auf das Bettgewicht normierte Druckabfall als<br />
Funktion der Leerrohr-Fluidgeschwindigkeit dargestellt ist. Dies ist im Bild<br />
F 3.104 in Form der Abhängigkeit<br />
∆p<br />
⋅ A<br />
= f ( u)<br />
( 3.193)<br />
m ⋅ g<br />
s<br />
<strong>und</strong> gemäß Kretschmer zusätzlich mit der Wirbelschichtdichte<br />
ms<br />
ρ WS =<br />
A ⋅ h<br />
= f ( u)<br />
( 3.194)<br />
WS<br />
in einem linearen Diagramm geschehen – darüber hinaus ist auch noch eine<br />
Darstellung log ∆ p = f (log u)<br />
üblich.<br />
Beide Kennlinien des dimensionslosen Druckverlustes <strong>und</strong> der Wirbelschichtdichte<br />
enthalten charakteristische Punkte, die die Eigenschaften des<br />
Schüttgutes hinsichtlich erwünschter homogener Fluidisierung beschreiben:<br />
(1) Ruhende Schüttung mit der Schüttgutdichte ρb ≈ ρb,0.<br />
(2) Durchströmte Schüttung; Es erfolgt eine Umorientierung der <strong>Partikel</strong>n,<br />
wodurch sich die Schüttgutdichte auf ρb,max = ρWS,max erhöhen kann.<br />
(3) Lockerungspunkt mit der Leerrohrgeschwindigkeit uL <strong>und</strong> der Wirbelschichtdichte<br />
ρWS,L oder Porosität εL; Schwerkraft der Schüttung <strong>und</strong><br />
Strömungswiderstand befinden sich im Gleichgewicht.<br />
(4) Punkt des freien Fließens mit der Leerrohrgeschwindigkeit u * ; Hier<br />
liegt ein optimales Fluidisierungverhalten hinsichtlich verminderter Blasen-<br />
<strong>und</strong> Kanalbildung vor.<br />
(5) Zwischen Pkt. (5) <strong>und</strong> Pkt. (6) bleiben Wirbelschichtdichte <strong>und</strong> Druckverlust<br />
konstant. Es beginnt die Entmischung der Wirbelschicht.<br />
Der Wert des dimensionslosen Druckverlustes ist ein orientierendes Maß<br />
des Fluidisierungsgrades einer Wirbelschicht. Er gibt etwa den Gewichtsanteil<br />
der an der Wirbelschicht beteiligten Schüttgutmasse wieder.<br />
Bei kohäsiven Pulvern kann der dimensionslose Druckverlust etwas größer<br />
als 1 sein (hier im Bild F 3.104 nicht eingezeichnet, siehe Gln.( 3.154) <strong>und</strong> (<br />
3.192)), da die Haftkräfte FH zwischen den <strong>Partikel</strong>n <strong>und</strong> eine Wandreibungskraft<br />
FWR überw<strong>und</strong>en werden müssen:<br />
∆ = F − F + F + F / A = 1−<br />
ε ⋅ ρ − ρ ⋅ g ⋅ h + F + F /<br />
( ) ( ) ( ) ( ) A<br />
p G A WR H<br />
s f b WR H<br />
( 3.195)<br />
Unmittelbar im Anschluß zwischen (3) <strong>und</strong> (4) würde der dimensionslose<br />
Druckverlust auf den Wert von etwa 1 abfallen. Von jetzt ab befinden sich<br />
die von der Strömung auf die <strong>Partikel</strong>schicht ausgeübten Kräfte mit dem um<br />
den Auftrieb verminderten Gewicht im Gleichgewicht. Der Verlauf der<br />
Druckverlustkurve ist bei Verminderung der Fluidgeschwindigkeit durch<br />
eine Hysterese gekennzeichnet. Dies bedeutet, daß die Wirbelschicht in eine<br />
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66
uhende Schüttschicht mit der Wirbelschichtdichte ρWS,L oder Porosität εL<br />
übergeht; für grobe Abschätzungen siehe auch Gl.( 3.200).<br />
Der Neigungswinkel β der Wirbelschichtdichte-Kurve charakterisiert die<br />
Intensität der Fluidisierung. Ein großer Winkel, also steiler Abfall der<br />
Dichte-Kurve sowie hohe Expansionszahl κE Gl.( 3.197), kennzeichnen eine<br />
hohe Fluidisierungsintensität <strong>und</strong> eine hohe Wirbelschichthomogenität (re-<br />
ziproke FROUDE-Zahl, svw. Haftkraftmerkmal).<br />
2<br />
1 ε ⋅ dε<br />
⋅ g<br />
Ho = =<br />
( 3.196)<br />
Fr u<br />
2<br />
L<br />
Ein kleiner Wert für β bedeutet eine geringe Wirbelschichthomogenität<br />
infolge Kanal- oder Blasenbildung.<br />
Eine quantitative Beurteilung des Fluidisierungs- <strong>und</strong> Förderverhaltens<br />
feinkörniger Schüttgüter ist mit den nachfolgend erläuterten Kennzahlen<br />
möglich, die aus den charakteristischen Leerrohrgeschwindigkeiten <strong>und</strong><br />
Wirbelschichtdichten gebildet wurden. Die Expansionszahl κE kann als<br />
Druckverlustverhältnis interpretiert werden <strong>und</strong> ist<br />
2<br />
⎛ u L ⎞<br />
κ E = ⎜ ≤ 1 * ⎟<br />
( 3.197)<br />
⎝ u ⎠<br />
u* Wirbelgasgeschwindigkeit beim „freien“ Fließen ohne nennenswerte<br />
Änderung der Wirbelschichtdichte Bild F 3.104<br />
Bei geringen Haftkräften ist uL ≈ u* <strong>und</strong> damit κE ≈ 1. Treten Haftkräfte auf,<br />
muß u* > uL sein <strong>und</strong> die Wirbelschicht expandiert κE < 1 durch Porositäts-<br />
zunahme mitels Ausbildung feiner Strömungskanäle.<br />
Vergrößern sich diese infolge Überwindung größerer Haftkräfte, kann ebenfalls<br />
κ ≈ 1 sein. Allerdings liegen hier vergleichsweise höhere Lockerungsgeschwindigkeiten<br />
uL (svw. Strukturmerkmal) vor. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wird<br />
die Expansionszahl κE nach Gl.( 3.197) mit der Lockerungsgeschwindigkeit<br />
uL multipliziert. Um jedoch eine bessere Unterscheidungsmöglichkeit zu<br />
erhalten, wird in der Durchströmbarkeitszahl σD deren Quadrat verwendet:<br />
2 4 ∗2<br />
σ D = κE<br />
⋅ u L = u L / u<br />
( 3.198)<br />
Große σD bedeuten praktisch gute Durchströmbarkeit; kleine einen großen<br />
Druckanstieg bei der Festbettdurchströmung. σD spiegelt den spezifischen<br />
Energieeintrag (Dispergierwirkung) in ein Schüttgut wider. Eine leichte<br />
Durchströmbarkeit hat ihre Ursachen entweder in groben <strong>Partikel</strong>n oder in<br />
einer Kanalbildung auf Gr<strong>und</strong> der wirkenden Haftkräfte. Je geringer die<br />
Leerrohrgeschwindigkeit am Lockerungspunkt uL ist, desto feiner hat sich<br />
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67
Struktur der Durchströmungskanäle ausgebildet. Die Wirbelschichthomoge-<br />
nität wird besser <strong>und</strong> die Haftkräfte sind niedrig.<br />
Ein hohes Gashaltevermögen des Schüttgutes drückt sich ebenfalls in einer<br />
geringen Expansionszahl κE <strong>und</strong> leichte Durchströmbarkeit σD aus, siehe<br />
Abschnitt 3.5.3.<br />
Die Breite der <strong>Partikel</strong>größenverteilung des Wirbelgutes wird analog<br />
d95/d50 durch das Verhältnis des gewogenen Mittels der Masseverteilung<br />
(Index 3; das 3. Moment bewertet bevorzugt Grobes) zum SAUTER-Durchmessers<br />
dST = d-1,3 (bewertet bevorzugt Feines) berücksichtigt:<br />
d<br />
d<br />
1/<br />
3<br />
d ⎛ o<br />
⎞<br />
N<br />
1/<br />
3<br />
⎜ 3<br />
d q ( d)<br />
d(<br />
d)<br />
⎟ ⎛ 3 ⎞<br />
1/<br />
3<br />
3<br />
d<br />
( M ) ⎜ ∫ ⋅<br />
⎟ ⎜∑<br />
m,<br />
i ⋅ µ 3,<br />
i ⎟<br />
3,<br />
3 3,<br />
3 ⎝ du<br />
⎠ ⎝ i=<br />
1<br />
= =<br />
=<br />
⎠<br />
−1<br />
−1<br />
1<br />
( M ) d<br />
N<br />
−<br />
ST<br />
o<br />
−1,<br />
3 ⎛<br />
⎞ ⎛<br />
1<br />
1 ⎞<br />
⎜ −<br />
−<br />
d ⋅ q ( d)<br />
d(<br />
d)<br />
⎟ ⎜ d<br />
3<br />
m,<br />
i ⋅ µ 3,<br />
i ⎟<br />
⎜ ∫<br />
∑<br />
⎟ ⎝ i=<br />
1 ⎠<br />
du<br />
⎝<br />
dm,i mittlerer Klassendurchmesser<br />
µ Masseanteil der i-ten Klasse<br />
3,<br />
i<br />
⎠<br />
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≥ 1<br />
( 3.199)<br />
i <strong>Partikel</strong>größenklasse<br />
Der Vergleich der Durchströmbarkeitszahl σD mit dem SAUTER-Durchmesser<br />
dST <strong>und</strong> dem <strong>Partikel</strong>größenverhältnis d3,3/dST liefert eindeutige Aussagen<br />
zwischen haftkraft- <strong>und</strong> partikelgrößenbedingter Durchströmbarkeit.<br />
1) Eine geringe Durchströmbarkeit σD bei geringem SAUTER-Durchmesser<br />
dST <strong>und</strong> großer Verteilungsbreite d3,3/dST bringt den Effekt der<br />
Einlagerung von feinen <strong>Partikel</strong>n in die Porenräume des Grobkorngerüstes<br />
zum Ausdruck.<br />
2) Eine geringe Durchströmbarkeit σD bei mittlerem SAUTER-<br />
Durchmesser dST <strong>und</strong> geringer Verteilungsbreite d3,3/dST zeigt relativ geringe<br />
Haftkräfte <strong>und</strong> die Ausbildung feiner Poren (Kanäle) an.<br />
3) Bei großer Durchströmbarkeit σD, großem SAUTER-Durchmesser dST<br />
<strong>und</strong> großer Verteilungsbreite d3,3/dST liegt immer ein grobes Schüttgut<br />
vor.<br />
Der mögliche Arbeitsbereich wird außerdem durch das Verhältnis der Wirbelschichtdichten<br />
ρWS/ρWS,max abgegrenzt.<br />
Der Punkt der maximalen Schüttgut- bzw. Wirbelschichtdichte (2) <strong>und</strong> der<br />
Punkt des freien Fließens (4) begrenzen den möglichen Arbeitsbereich einer<br />
pneumatischen Fließ- oder Dichtstromförderung, innerhalb dessen<br />
eine homogene Fluidisierung <strong>und</strong> Fließförderung möglich ist, siehe Bilder F<br />
3.104 <strong>und</strong> F 3.106 nach Kretschmer:<br />
1) ausreichende Feinheit der <strong>Partikel</strong>n: dST ≤ 60 µ m<br />
2) ausreichend breite <strong>Partikel</strong>größenverteilung: d3 , 3 dST<br />
> 3<br />
3) große Expansionszahl: 0, 18 E 1 ≤ κ ≤<br />
68
4) kleine Durchströmbarkeitszahl:<br />
σ D<br />
2 2<br />
≤ 0,<br />
3 cm / s<br />
5) ausreichender Dichtebereich: ρ ρ ≥ 0,<br />
60<br />
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WS<br />
WS,<br />
max<br />
Liegt die Leerrohrgeschwindigkeit am Pkt. (4) bei u* < 2 cm/s, dann ist das<br />
Schüttgut stetig förderbar, wobei der Förderrohrdurchmesser D > 10 mm<br />
sein muß. Bei 2 cm/s < u* < 3,5 cm/s muß D > 25 mm sein <strong>und</strong> für u* > 3,5<br />
cm/s müssen Homogenisierungshilfen eingesetzt werden. Eine Fließförderung<br />
ist nicht mehr möglich. Dann kann nur noch eine Pfropfenförderung<br />
realisiert werden.<br />
Die für den Übergang in den Wirbelschichtzustand kennzeichnende PorositätεL<br />
läßt sich für viele Systeme angenähert durch nachfolgende Beziehungen<br />
bestimmen /3.50/:<br />
1 1−<br />
ε L ≈14<br />
oder ≈ 11<br />
( 3.200)<br />
3<br />
2 3<br />
ψ ⋅ε<br />
ψ ⋅ε<br />
A<br />
L<br />
A<br />
L<br />
Der Übergang in den fluidisierten Zustand am Lockerungspunkt ist durch<br />
das folgende Kräftegleichgewicht bestimmt:<br />
( 1−<br />
ε )<br />
Eu ⋅ ρ ⋅ u ⋅ h ⋅<br />
∆ p =<br />
⋅<br />
f<br />
2<br />
L L<br />
3<br />
dST<br />
⋅ εL<br />
L =<br />
h<br />
( FG<br />
− FA<br />
) / A = ( 1−<br />
εL<br />
) ⋅ ( ρs<br />
− ρf<br />
) ⋅ g L<br />
hL Schichthöhe am Wirbelpunkt ( 3.201)<br />
εL Porosität am Wirbelpunkt, F 3.104<br />
Daraus erhält man unter Berücksichtigung der ERGUN-Gl.( 3.190) für die<br />
Lockerungsgeschwindigkeit uL:<br />
1−<br />
ε<br />
= 42,<br />
9 ⋅<br />
d<br />
η ⎡<br />
⋅ ⋅ ⎢ 1+<br />
3,<br />
1⋅10<br />
ρf<br />
⎣⎢<br />
ε<br />
( ρ − ρ )<br />
⋅ ρ<br />
η<br />
u L<br />
L<br />
ST<br />
3<br />
−4<br />
L ⋅<br />
2 ( 1−<br />
εL<br />
)<br />
⋅ s f f<br />
2<br />
⋅ d<br />
3<br />
ST<br />
⋅ g ⎤<br />
−1⎥<br />
⎥⎦<br />
( 3.202)<br />
oder für den Bereich, in dem die Zähigkeitskräfte für den Durchströmungs-<br />
widerstand überwiegen:<br />
( ρ − ρ )<br />
3<br />
2<br />
1 εL<br />
s f ⋅ dST<br />
⋅ g<br />
u L = ⋅ ⋅<br />
für ReL < 20 ( 3.203)<br />
150 1−<br />
ε η<br />
L<br />
oder für den Bereich, in dem die Trägheitskräfte vorherrschen:<br />
u<br />
1<br />
( ρ − ρ )<br />
⋅ d<br />
⋅ g<br />
3 s f ST<br />
L = ⋅ εL<br />
⋅<br />
für ReL > 1000 ( 3.204)<br />
1,<br />
75 ρf<br />
Theoretisch erstreckt sich der Wirbelschichtbereich von der Lockerungsge-<br />
schwindigkeit uL bis zur Schwebegeschwindigkeit der Einzelpartikeln, die<br />
dem Betrage nach mit der stationären Sinkgeschwindigkeit entweder im<br />
STOKES-Bereich der laminaren <strong>Partikel</strong>umströmung Re < 1 Gl.(4.44)<br />
MVT_e_4.doc - Sinkgeschwindigkeit_STOKES<br />
69
( ρ − ρ )<br />
2<br />
s f ⋅ d ⋅ g<br />
u L ≈ vs<br />
=<br />
( 3.205)<br />
18 ⋅ η<br />
oder im NEWTON-Bereich 10 3 < Re < Rec = 2⋅10 5 der turbulenten <strong>Partikel</strong>-<br />
umströmung Gl.(4.45) MVT_e_4.doc - Sinkgeschwindigkeit_NEWTON<br />
u<br />
v<br />
3<br />
( ρ − ρ )<br />
⋅ d ⋅ g<br />
s f<br />
L ≈ s = ⋅<br />
( 3.206)<br />
ρf<br />
weitestgehend übereinstimmt.<br />
Das Ende der Druckverlustkurve der Schicht im Bild F 3.104 trifft theore-<br />
tisch auf die des leeren Rohres bzw. Schachtes ⇒ s. Druckverlust der Flug-<br />
förderung in pneumatischen Senkrecht-Fördereinrichtungen.<br />
Davon ausgehend soll nun das Durchströmungsproblem einer<br />
<strong>Partikel</strong>schüttung gemäß der 2. Modellvorstellung Abschnitt 3.5.1 als<br />
Umströmung aller <strong>Partikel</strong>n in einem Wirbel- oder Festbett behandelt<br />
werden (O. MOLERUS: Principles of Flow in Disperse Systems, Chapman<br />
& Hall 1993, p. 10). NP gleichgroße kugelförmige <strong>Partikel</strong>n haben daher<br />
einen Druckverlust ∆p, der sich aus des Widerstandskraft der Einzelpartikeln<br />
FW,P, siehe Gl.(4.10) MVT_e_4.doc - cW wie folgt zusammensetzt:<br />
∆ p ⋅ A = N ⋅<br />
( 3.207)<br />
P FW<br />
, P<br />
Die <strong>Partikel</strong>anzahl im Festbett der Höhe hb ist mit dem Feststoffvolumenanteil<br />
(1-ε)<br />
V A ⋅ h b<br />
N P = ( 1−<br />
ε)<br />
⋅ = ( 1−<br />
ε)<br />
⋅<br />
( 3.208)<br />
3<br />
V π / 6 ⋅ d<br />
P<br />
Es wird eine Festbett-EULER-Zahl EuB abweichend von Gl.( 3.187) als dimensionslose<br />
Druckverlust-Kennzahl mit dem<br />
<strong>Partikel</strong>umströmungswiderstand FW,P <strong>und</strong> der charakteristischen Porenströmungsgeschwindigkeit<br />
uε als <strong>Partikel</strong>anströmungsgeschwindigkeit nach Gl.(<br />
3.171) definiert:<br />
FW<br />
, P / A P<br />
cW<br />
≡ Eu B =<br />
( 3.209)<br />
2<br />
ρ / 2 ⋅ u<br />
f<br />
ε<br />
Mit den Gln.( 3.207) <strong>und</strong> ( 3.208) folgt<br />
( ) ( ) 2<br />
3<br />
2 ⋅ FW<br />
, P<br />
2 ⋅ ∆p<br />
⋅ π / 6 ⋅ d<br />
Eu B =<br />
= 2<br />
2<br />
A P ⋅ N P ⋅ ρf<br />
⋅ u ε π / 4 ⋅ d ⋅ 1−<br />
ε ⋅ h b ⋅ ρf<br />
⋅ u / ε<br />
2<br />
4 ∆p<br />
d ε<br />
Eu B = ⋅ ⋅ ⋅<br />
( 3.210)<br />
2<br />
3 ρ ⋅ u h 1−<br />
ε<br />
f<br />
b<br />
Mit dem Druckverlust am Lockerungspunkt Gl.( 3.201) ergibt sich die<br />
EULER-Zahl für die Wirbelschicht,<br />
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70
4 ρ − ρ d ⋅ g<br />
Eu ε<br />
s f<br />
2<br />
WS = ⋅ ⋅ ⋅ , ( 3.211)<br />
2<br />
3 ρf<br />
u<br />
wobei als charakteristische <strong>Partikel</strong>größe d entsprechend den obigen Mo-<br />
dellannahmen der SAUTER-Durchmesser dST oberflächengleichwertiger<br />
Kugeln eingesetzt werden sollte. Man beachte die Plausibilität dieser Wirbelschicht-EULER-Zahl,<br />
d.h., der Grenzwert für ε→1 muß lim Eu WS = cW<br />
<strong>und</strong> auch<br />
4<br />
( 1−<br />
ε)<br />
⋅ h<br />
⋅ F<br />
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2 ⋅ F<br />
ε →1<br />
lim Eu WS<br />
ε→1<br />
= ⋅<br />
3 ρf<br />
2<br />
WS W,<br />
P<br />
W,<br />
P<br />
⋅ ⋅ =<br />
=<br />
2<br />
3<br />
2<br />
2<br />
⋅ u ⋅ π / 6 ⋅ d h WS 1−<br />
ε ρf<br />
⋅ u ⋅ π / 4 ⋅ d<br />
ergeben. Gl.( 3.211) umgestellt liefert die Anströmgeschwindigkeit u<br />
u<br />
4⋅<br />
( ρ − ρ )<br />
f<br />
⋅ ε ⋅d<br />
⋅ Eu<br />
WS<br />
d<br />
2<br />
= s f<br />
ST<br />
( 3.212)<br />
3⋅<br />
ρ<br />
⋅g<br />
Für die allgemeine Durchströmungsbedingung Re < 10 4 wurde von MOLE-<br />
RUS (..., p. 27) für kugelförmige <strong>Partikel</strong> experimentell gef<strong>und</strong>en<br />
ε<br />
2<br />
1,<br />
5<br />
24 ⎪⎧<br />
⎡d<br />
1 ⎛ d ⎞ ⎤⎪⎫<br />
4 ⎪⎧<br />
⎛ d ⎞ ⎪⎫<br />
d 0,<br />
907<br />
Eu WS = ⋅ ⎨1<br />
+ 0,<br />
341⋅<br />
⎢ + ⋅⎜<br />
⎟ ⎥⎬<br />
+ ⋅ ⎨1<br />
+ 0,<br />
07 ⋅⎜<br />
⎟ ⎬ + 0,<br />
4 + ⋅ 0,<br />
1<br />
Re ⎪⎩ ⎢⎣<br />
a 2 ⎝ a ⎠ ⎥⎦<br />
⎪⎭<br />
Re ⎪⎩ ⎝ a ⎠ ⎪⎭<br />
a Re<br />
mit dem ( 3.213)<br />
⇒ 24 ⋅ { ... } Re<br />
ersten laminaren Widerstandsterm,<br />
⇒ 4<br />
Re<br />
Übergangsterm <strong>und</strong> dem<br />
⇒ 0,4 + ... Widerstandsterm für turbulente Durchströmung,<br />
die der <strong>Partikel</strong>umströmung, siehe Abschnitt Gl.(4.14) MVT_e_4.doc - Wi-<br />
derstandsbeiwert_kaskas, entsprechen. Der laminare Umströmungswider-<br />
stand von glatten Kugeln setzt sich übrigens aus 2/3 viskosem Reibungswi-<br />
derstand <strong>und</strong> 1/3 Druckwiderstand zusammen:<br />
2<br />
⎪⎧<br />
⎡2<br />
d 1 ⎛ d ⎞ ⎤⎪⎫<br />
Eu ⋅ Re = 24⋅<br />
⎨1<br />
+ k exp, lam ⋅ ⎢ ⋅ + ⋅⎜<br />
⎟ ⎥⎬<br />
für Re
Mit einem einfachen Würfelzellenmodell erhält man entsprechend Abschnitt<br />
1.3 Gl.(1.102) MVT_e_1.doc - a_phis für das <strong>Partikel</strong>größen-Abstands-<br />
verhältnis im allgemeinen Fall:<br />
Zur Verdeutlichung soll folgendes einfaches Würfelzellenmodell dienen:<br />
l = d + 2 ⋅ a / 2<br />
Vs<br />
π ⋅ d<br />
ϕ s = =<br />
V 6 ⋅ l<br />
3<br />
3<br />
π ⋅ d<br />
=<br />
6 ⋅<br />
3<br />
( ) 3<br />
d + a<br />
Mit einem relativen <strong>Partikel</strong>abstand ka analog einer KNUDSEN-Zahl<br />
k a = a / d<br />
( 3.215)<br />
<strong>und</strong> einer dem kubischen Packungsmodell monodisperser Kugeln entspre-<br />
chenden maximalen Packungsdichte ϕs,max = π/6 = 0,5326 erhält man<br />
ϕ<br />
( ) 3<br />
s,<br />
max<br />
ϕ s =<br />
bzw. ( 3.216)<br />
1+ k a<br />
ϕs,<br />
max<br />
= −1<br />
oder ( 3.217)<br />
ϕ<br />
k 3<br />
a<br />
d<br />
a<br />
=<br />
1<br />
k<br />
a<br />
s<br />
⎡<br />
= ⎢<br />
⎢⎣<br />
3<br />
ϕ<br />
s,<br />
max<br />
ϕ<br />
s<br />
⎤<br />
−1⎥<br />
⎥⎦<br />
−1<br />
=<br />
3<br />
3<br />
1−<br />
ε<br />
3 ( 1−<br />
ε)<br />
−<br />
max<br />
1−<br />
ε<br />
Für die Wirbelschichtdurchströmung hat MOLERUS<br />
( 1−<br />
ε)<br />
= 0,<br />
9<br />
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( 3.218)<br />
3 ϕ 3<br />
s , max =<br />
max d.h. (1-ε)max = 0,729 ( 3.219)<br />
gewählt, so daß in Gl. ( 3.213) einzusetzen ist:<br />
⎛ d ⎞<br />
⎜ ⎟<br />
⎝ a ⎠<br />
0,<br />
9<br />
=<br />
0,<br />
9<br />
3<br />
1−<br />
ε<br />
−<br />
3<br />
1−<br />
ε<br />
( 3.220)<br />
Diese Beziehung ( 3.213) läßt sich auch für den Druckverlust von mehr oder<br />
weniger gesättigten Suspensionen verwenden, wobei hier aber die REY-<br />
NOLDS-Zahl mit der Relativgeschwindigkeit zwischen Fluid <strong>und</strong> den Parti-<br />
keln gebildet wird:<br />
Re = u − v ⋅ d ⋅ρ<br />
/ η = u − v ⋅ d / ν<br />
( 3.221)<br />
Tr<br />
ST<br />
l<br />
l<br />
ST<br />
Außerdem sollen hier auch die Gleichungen für die Durchströmung eines<br />
Festbettes angegeben werden:<br />
2<br />
1,<br />
5<br />
24 ⎪<br />
⎧ ⎡d<br />
1 d ⎪<br />
⎫<br />
⎛ ⎞ ⎤ 4 ⎪⎧<br />
⎛ d ⎞ ⎪⎫<br />
⎛ d ⎞ 0,<br />
891<br />
Eu B = ⋅ ⎨1<br />
+ 0,<br />
692⋅<br />
⎢ + ⋅⎜<br />
⎟ ⎥ ⎬ + ⋅⎨1<br />
+ 0,<br />
12⋅<br />
⎜ ⎟ ⎬ + 0,<br />
4 + ⎜ ⎟ ⋅ 0,<br />
1<br />
Re ⎪⎩<br />
⎢⎣<br />
a 2 ⎝ a ⎠ ⎥⎦<br />
Re ⎪⎩ ⎝ a ⎠<br />
0,<br />
95 ⎪⎭<br />
0,<br />
95 ⎪⎭ ⎝ a ⎠0,<br />
95 Re<br />
( 3.222)<br />
Die maximale Packungsdichte wird angenommen mit<br />
( 1−<br />
ε)<br />
= 0,<br />
95<br />
3 ϕ 3<br />
s , max =<br />
max d.h. (1-ε)max = 0,8574 ( 3.223)<br />
l<br />
72
Eu<br />
B<br />
⎛ d ⎞<br />
⎜ ⎟<br />
⎝ a ⎠<br />
0,<br />
95<br />
=<br />
3<br />
0,<br />
95<br />
1−<br />
ε<br />
−<br />
3<br />
1−<br />
ε<br />
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( 3.224)<br />
Für stärkere Abweichungen von der Kugelform erhöht sich der Widerstand:<br />
⎪<br />
⎧<br />
2<br />
24<br />
⎡d<br />
1 ⎛ d ⎞ ⎤<br />
= ⋅ ⎨1<br />
+ 0,<br />
685⋅<br />
⎢ + ⋅<br />
2<br />
⎜ ⎟ ⎥<br />
k ⋅ Re ⎪⎩<br />
⎢⎣<br />
a 2 ⎝ a ⎠ ⎥⎦<br />
⎪<br />
⎫<br />
⎬ +<br />
⎪⎭<br />
k<br />
4 ⎪⎧<br />
⎛ d ⎞<br />
⋅ ⎨1<br />
+ 0,<br />
289⋅<br />
⎜ ⎟<br />
⋅ Re ⎪⎩ ⎝ a ⎠<br />
⎪⎫<br />
⎬ +<br />
⎪⎭<br />
73<br />
⎧ ⎛ d ⎞<br />
⋅ ⎨0,<br />
4 + 0,<br />
514⋅<br />
⎜ ⎟<br />
⎩ ⎝ a ⎠<br />
1,<br />
5<br />
ψ<br />
0,<br />
95 ψ<br />
0,<br />
95 ψ<br />
0,<br />
95<br />
kψ<br />
1,<br />
5<br />
1<br />
k<br />
( 3.225)<br />
<strong>Partikel</strong>formfaktor nach Gl.(4.47) MVT_e_4.doc - Formkorrektur<br />
Vor allem Wirbelschichten mit Gasen als Fluid werden wegen ihrer mannigfaltigen<br />
Vorteile heute in der Verfahrenstechnik verbreitet angewendet:<br />
- Bei mechanischen Prozessen nutzt man ihre intensive Mischwirkung<br />
<strong>und</strong> z.T. auch ihre Klassierwirkung aus,<br />
- bei thermischen Prozessen vor allem den intensiven Wärme- <strong>und</strong> Stoffübergang<br />
beim Wärmeübertragen, beim Trocknen, bei der Adsorption,<br />
- Schließlich haben sie umfangreiche Bedeutung für die Reaktionstechnik<br />
(katalytische Gas-Feststoff-Reaktionen) wobei die intensive Durchmischung<br />
gleichmäßige Temperaturen über das Volumen hinweg gewährleistet.<br />
- Der fluidisierte Zustand kann auch hinsichtlich der Prozeßsteuerung vorteilhaft<br />
sein (leichterer Feststofftransport durch den Prozeßraum, Förderung<br />
<strong>und</strong> Automatisierbarkeit).<br />
⎫<br />
⎬<br />
⎭
3.5.3 Entlüftungsverhalten<br />
Wird ein Schüttgut von Luft durchströmt, kann es beim Erreichen des Wir-<br />
belpunktes fluidisiert werden. Das Fließverhalten einer solchen Wirbel-<br />
schicht läßt sich nahezu wie das eines viskosen Fluids (NEWTONsche Flüssigkeit)<br />
beschreiben. Der umgekehrte Prozeß von einer Fluidisation zum<br />
Erreichen des Fließverhaltens einer Schüttung (COULOMB-Reibung) stellt<br />
die Entlüftung dar.<br />
Eine Ausnahme stellen dabei sehr kohäsive Schüttgüter dar, die sich hinsichtlich<br />
ihres Fluidisationsverhaltens in die Gruppe C der Einteilung nach<br />
Geldart /20/ F 3.105 einordnen würden, da diese Materialien extrem schwierig<br />
zu fluidisieren sind. In erster Linie bilden sich bei Schüttgütern der<br />
Gruppe C Kanäle, durch die die Luft entweicht, <strong>und</strong> eine Fluidisierung tritt<br />
nicht ein.<br />
In dem betrachteten Fall, daß ein Austraggerät aus einem Einfülltrichter in<br />
eine pneumatische Förderanlage dosieren soll, gibt es an zwei Stellen die<br />
Möglichkeiten, eine Fluidisierung des Schüttgutes zu erreichen.<br />
1. Eine Variante ist, daß Luft durch das Schüttgut im Austraggerät strömt<br />
<strong>und</strong> es versucht zu fluidisieren. Da aber die Ausdehnung des Materials<br />
Voraussetzung dafür ist, ist eine Fluidisierung des Materials in diesem<br />
Fall nicht denkbar. Durch die räumliche Begrenzung des Schüttgutes im<br />
Austraggerätekanal kann die Porosität durch die Luftdurchströmung nicht<br />
verändert werden.<br />
2. Die zweite Möglichkeit resultiert aus der pneumatischen Befüllung eines<br />
Vorratsbunkers. Von dort kann bei zu geringer Verweilzeit (z.B. Kernfluß,<br />
d.h. Kurzschlußströmung) fluidisiertes Material in den Einfülltrichter<br />
des Dosierers gelangen.<br />
3. Außerdem kann allein durch die Strömung beim Befüllen des Einfülltrichters<br />
aus dem Vorratsbunker das Material so mit Luft angereichert<br />
werden, daß es zu einer Fluidisierung kommt.<br />
Da auf Gr<strong>und</strong> der fehlenden Wandreibung von fluidisiertem Material das<br />
Förderprinzip der Austraggeräte unwirksam ist, muß die minimale Verweilzeit<br />
im Trichter abgeschätzt werden können, die das Schüttgut zum Entlüften<br />
benötigt. Im Einfülltrichter muß durch richtige Wahl des minimalen<br />
Füllstandes gewährleistet sein, solange "altes", bereits entlüftetes Schüttgut<br />
ausgetragen wird, bis sich das darüber befindliche Material entlüftet hat.<br />
Die ersten umfangreichen Betrachtungen zum Entlüftungsverhalten wurden<br />
von Johanson <strong>und</strong> Jenike /21/ durchgeführt. Aus einer Gleichgewichtsbetrachtung<br />
an einer Schüttgutscheibe der Dicke dz ergibt sich aus der Kontinuitätsgleichung<br />
für die Gasströmung, daß die zeitliche Änderung der gespeicherten<br />
Luftmenge im Volumenelement genauso groß wie die Änderung<br />
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74
des Massestromes der Luft durch das Volumenelement sein muß, vgl. Bild<br />
3.28:<br />
a) Kontinuitätsgleichung der Gasströmung<br />
Gasströmung aus dem Volumenelement<br />
�<br />
= m�<br />
+ dm�<br />
= ρ ⋅ A ⋅ u ⋅ d ρ ⋅ A ⋅ u<br />
Bild 3.27: Gasströmung durch das Volumenelement<br />
b) Kräftegleichgewicht<br />
Bild 3.28: Kräftebilanzierung an einer Schüttgutscheibe<br />
( dm )<br />
∂<br />
∂t<br />
� � −<br />
f = mf<br />
, 2 − mf<br />
, 1 = dmf<br />
�<br />
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( 3.226)<br />
Setzt man die Größen ein, die im Bild 3.28 aufgeführt werden, ergibt sich:<br />
∂<br />
∂<br />
( ρ ⋅ ε ⋅ A ⋅ dz)<br />
∂t<br />
( ρ ⋅ A u)<br />
f = −d<br />
f ⋅<br />
( ρ ⋅ ε)<br />
∂(<br />
ρ ) ∂(<br />
ε)<br />
∂(<br />
ρ ⋅ u)<br />
f<br />
∂t<br />
mf , 1 f , 2 f f<br />
f<br />
= ε<br />
f<br />
∂t<br />
+ ρ<br />
f<br />
⋅<br />
∂t<br />
= −<br />
f<br />
∂z<br />
( 3.227)<br />
( 3.228)<br />
Setzt man nun die Gültigkeit des idealen Gasgesetzes bei einer konstanten<br />
Temperatur voraus, so sind der Porengasdruck p <strong>und</strong> die Dichte der Luft ρf<br />
einander proportional. Außerdem kann die Änderung der Porosität ∂ ε durch<br />
die Änderung der Schüttgutdichte beschrieben b ρ ∂ werden. Unter diesen<br />
Voraussetzungen ergibt sich:<br />
( u ⋅ p)<br />
∂p<br />
p ∂ρb<br />
d<br />
ε ⋅ − ⋅ + = 0<br />
( 3.229)<br />
∂t<br />
ρ ∂t<br />
dz<br />
b<br />
dm<br />
dm<br />
b<br />
f<br />
�<br />
= ρb<br />
⋅ A ⋅ dz<br />
= ρ ⋅ ε ⋅ A ⋅ dz<br />
mf , 2 f<br />
f<br />
= ρ<br />
( σ + d σ)<br />
+ ( p + dp)<br />
τ<br />
dmb / A = ρ b ⋅ g ⋅ dz<br />
τ<br />
σ +<br />
p<br />
⋅ A ⋅ u<br />
dz<br />
( )<br />
z<br />
τ = tan ϕW<br />
⋅ λ ⋅ σ<br />
75
Die Gl.( 3.229) enthält drei voneinander abhängige Variablen p, ρ b <strong>und</strong> u<br />
die miteinander durch weitere Gleichungen verknüpft werden müssen.<br />
� Für laminare Durchströmung kann die Geschwindigkeit u, z.B. mit Gl.(<br />
3.155), durch den Druckverlust dp / dz beschrieben werden.<br />
� Weiterhin kann die Schüttgutdichte in Abhängigkeit von der Verfestigungsspannung<br />
dargestellt werden, z.B. Gl.( 3.133).<br />
Das Kräftegleichgewicht der betrachteten Schüttgutscheibe ergibt den Gesamtdruck<br />
als Summe aus Normalspannung des Schüttgutes (svw. Vertikaldruck)<br />
σ, Fluiddruck p, Reibungswiderstand der <strong>Partikel</strong>schicht an der<br />
Wand <strong>und</strong> Schüttgutgewicht, siehe Bild 3.28:<br />
µ W λ<br />
σ + dp − ⋅ σ ⋅ dz + ρ ⋅ g ⋅ dz = 0<br />
( 3.230)<br />
A / U<br />
d b<br />
Das Horizontaldruckverhältnis λ (Druckanisotropiekoeffizient), siehe Schüttec_4.doc<br />
- Horizontaldruckverh_Wandreib, wird in der Rechnung vereinfachend<br />
als konstant angenommen.<br />
Johanson <strong>und</strong> Jenike /21/ lösen die beiden Gleichungen mit Hilfe der Differenzen-Methode.<br />
Es ist unschwer zu erkennen, daß das einen relativ hohen<br />
Rechenaufwand erfordert, da für jede konkrete Anwendung die Differentialgleichungen<br />
erneut gelöst werden müssen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der aufwendigen Berechnung versuchen mehrere Autoren /22/,<br />
/23/, /24/ unter bestimmten Voraussetzungen einfachere Lösungen zu finden.<br />
Kirby /24/ entwickelte ein Modell der Porenluftdruckänderung, das die<br />
Entlüftung während des pneumatischen Befüllvorganges bei Vernachlässigung<br />
der Wandreibung beschreibt.<br />
∂ ∂ ⎡ ∂p<br />
⎤ d∆σ<br />
= C * +<br />
t z * ⎢<br />
⋅<br />
∂ ∂ ⎣ ∂z<br />
* ⎥<br />
⎦ dt<br />
p ges<br />
Die Koordinate ist hier auf den reinen Feststoff bezogen:<br />
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( 3.231)<br />
∂ z* = ( 1−<br />
ε)<br />
⋅ ∂z<br />
( 3.232)<br />
Er setzt konstante Permeabilität (konstante Durchströmungsbedingungen)<br />
<strong>und</strong> lineare Kompressibilität (siehe Gl.( 3.246)) voraus. Damit kann ein<br />
Verfestigungkoeffizient C* (siehe auch Gl.( 3.245)) aus der eckigen Klammer<br />
herausgezogen werden.<br />
2 ( 1−<br />
ε)<br />
CV<br />
C* = ⋅<br />
( 3.233)<br />
d∆σges = d∆ (σ+p) ist ein Gesamtdruckinkrement mit den Anteilen<br />
<strong>Partikel</strong>gerüstdruck σ <strong>und</strong> Porengasdruck p während des Befüllens, wobei<br />
für den zeitlichen Zuwachs des <strong>Partikel</strong>gerüstdruckes σ auch gilt:<br />
∂σ<br />
∂σ<br />
=<br />
∂t<br />
∂t<br />
ges<br />
∂p<br />
−<br />
∂t<br />
( 3.234)<br />
76
Bild 3.29: Spannungsverteilung über die<br />
Tiefe<br />
Dieser wird in der Bodenmechanik gemäß<br />
TERZAGHI auch als effektive, d.h. wirk- p σ<br />
same (svw. tragende!), Spannung σ´ ≡ σ<br />
σges<br />
bezeichnet, da er den Scherwiderstand Z = 1<br />
durch <strong>Partikel</strong>haftung <strong>und</strong> –reibung<br />
(COULOMB-Reibung) erzeugt. Während der Befüllung liegt das Schüttgut<br />
fluidisiert vor, d.h. der Porendruck p = σges entspricht dem Gesamtdruck<br />
<strong>und</strong> somit ist der <strong>Partikel</strong>gerüstdruck σ = 0. Durch Porengasströmung nimmt<br />
p ab <strong>und</strong> das <strong>Partikel</strong>gerüst beginnt zu tragen, d.h. σ steigt. Nach abgeschlossener<br />
Entgasung <strong>und</strong> Übergang in den Schüttgutzustand ist p ≈ 0 <strong>und</strong><br />
somit wird σges ≈ σ.<br />
Die obige partielle Differentialgleichung ( 3.231) wird für normierte, feststoff-bezogene<br />
Größen,<br />
Höhe: Z = z * / H * mit ( 3.235)<br />
H* = ( 1−<br />
ε)<br />
⋅ H<br />
( 3.236)<br />
Zeit:<br />
Porengasdruck:<br />
* 2<br />
vs<br />
⋅ t<br />
T = ( 3.237)<br />
C *<br />
vs* = dz*/dt Befüllgeschwindigkeit ≈ const.<br />
p<br />
P = ( 3.238)<br />
ρ ⋅ g ⋅ H *<br />
s<br />
mittels Differenzenmethode für die Randbedingungen<br />
(1) einseitig, d.h. Oberteil durchlässig, <strong>und</strong>urchlässiger Boden,<br />
(2) beidseitig, d.h. Boden <strong>und</strong> Oberteil durchlässig<br />
numerisch gelöst /24/.<br />
Der Porenluftdruck am Ende der Befüllung ist dann geringer als bei isostatischen<br />
Verhältnissen. Die weitere Entlüftung muß dann nach /21/, /22/, /23/<br />
oder /25/ mit dem verringerten Porenluftdruck als Startbedingung berechnet<br />
werden.<br />
Murfitt <strong>und</strong> Bransby /22/ vernachlässigen als Vereinfachung den Einfluß der<br />
Wandreibung <strong>und</strong> des Befüllvorganges sowie die Abnahme der Füllhöhe H<br />
während der Entlüftung (gilt für sehr schnelles Befüllen <strong>und</strong> geringe Abnahme<br />
der Füllhöhe H (geringe Setzung während der Entlüftung) <strong>und</strong> setzen<br />
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0<br />
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P = 1<br />
77
isostatische Verhältnisse voraus, pv = ρ b ⋅g⋅z. Die obige Differentialglei-<br />
chung ( 3.231) wird wie folgt vereinfacht angewandt:<br />
∂p<br />
= C<br />
∂t<br />
CV<br />
V<br />
2<br />
∂ p<br />
⋅ 2<br />
∂z<br />
Koeffizient der Verfestigung in m 2 /s, siehe Gl.( 3.245)<br />
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( 3.239)<br />
Für eine anfänglich lineare Porendruckverteilung in die Tiefe z der<br />
<strong>Partikel</strong>schichten<br />
( z,<br />
t 0)<br />
= p ⋅ z / H<br />
p t 0<br />
pt=0<br />
= = <strong>und</strong> ( 3.240)<br />
Druckkonstante, Bezugswert des Porenluftdruckes<br />
( z 0,<br />
t)<br />
0<br />
p = =<br />
( 3.241)<br />
fanden Murfitt <strong>und</strong> Bransby /22/ als Lösung mit Hilfe der Fourierreihenentwicklung<br />
für einseitige Randdurchlässigkeit (1):<br />
⋅ ⎛ ⋅ π ⎞ ⎛ ⋅ π ⋅ ⎞ ⎛ ⎞<br />
= ∑ ⋅ ⎜ ⎟ ⋅ ⎜ ⎟ ⋅ ⎜<br />
⎜−<br />
⋅ ⎟<br />
⋅ π ⎝ ⎠ ⎝ ⋅ ⎠ ⎝ ⎠<br />
∞ 8 pt<br />
= 0 i i z<br />
2 t<br />
p sin sin exp i<br />
( 3.242)<br />
2 2<br />
i=<br />
1 i<br />
2 2 H<br />
t 37<br />
<strong>und</strong> für beidseitige Randpermeabilität (2)<br />
( ) ⎟ ⋅<br />
⎛ ⋅ π ⋅ ⎞ ⎛ ⎞<br />
= ∑ − ⋅ ⋅ π ⋅ ⎜ ⎟ ⋅ ⎜<br />
⎜−<br />
⋅<br />
⋅ π<br />
⎝ ⋅ ⎠ ⎝ ⎠<br />
∞ 4 pt<br />
= 0<br />
i z<br />
2 t<br />
p cos i sin exp i<br />
( 3.243)<br />
i=<br />
1 i<br />
2 H<br />
t 37<br />
mit dem Kinetik- bzw. Zeitparameter t37<br />
t<br />
37<br />
2<br />
4 ⋅ H<br />
= 2<br />
( 3.244)<br />
π ⋅ C<br />
V<br />
<strong>und</strong> dem Koeffizienten der Verfestigung:<br />
C<br />
kb<br />
k<br />
b<br />
V = ( 3.245)<br />
k V + ε / ( pü<br />
+ p0<br />
)<br />
Permeabilität des Schüttgutes nach Darcy<br />
Da es immer wieder verschiedene Darstellungen des Gesetzes nach Darcy<br />
gibt, sei noch einmal auf die hier verwendete Schreibweise verwiesen:<br />
∆p<br />
u = k ⋅<br />
( 3.155)<br />
b<br />
h b<br />
Der Zeitparameter t 37 ist dabei eine Bezugsgröße für beide e-Funktionen (<br />
3.242) <strong>und</strong> ( 3.243), da in dem Fall i = 1 <strong>und</strong> t = t 37 der Exponent (- t / t 37 )<br />
in den Gln.( 3.242) <strong>und</strong> ( 3.243) den Wert -1 annimmt. Das bedeutet, daß<br />
der Porenüberdruck pü wegen exp(-1) = 0,37 durch den Entlüftungsvorgang<br />
auf 37 % des Anfangswertes gefallen ist.<br />
In Gl.( 3.245) ist k V die Volumenkompressibilität des Schüttgutes,<br />
78
k V = dε / dσ ( 3.246)<br />
hier nur mit dem <strong>Partikel</strong>gerüstdruck σ (svw. wirksame Spannung) gebildet.<br />
σ = σges - (pü + p0) ( 3.247)<br />
pü Überdruck in den Poren gegenüber dem Normaldruck p0<br />
Oftmals bleibt der Gesamtdruck während der Entlüftung konstant. Es ändern<br />
sich nur seine jeweiligen Anteile <strong>Partikel</strong>gerüstdruck σ <strong>und</strong> Porengasdruck<br />
p, siehe<br />
Bild 3.29. Wird nun die Berechnung für den Porendruck am Boden des<br />
Bunkers (z = 0) entsprechend Gln. ( 3.242) <strong>und</strong> ( 3.243) nach i = 1 abgebro-<br />
chen, erhält man eine Abschätzung der Zeit t50, in der sich das Schüttgut um<br />
50 % abgesetzt hat <strong>und</strong> unter den genannten Bedingungen (geringe Änderung<br />
der Füllhöhe H <strong>und</strong> damit der Porosität ε) analog der Porenüberdruck<br />
auf die Hälfte verringert hat /25/:<br />
t = ln 2 ⋅ t<br />
( 3.248)<br />
50<br />
37<br />
Die hier angegebenen Gln.( 3.242), ( 3.243) <strong>und</strong> ( 3.248) gelten nur für den<br />
Fall, daß der Vertikaldruck im Bunker keine Veränderung mit der Zeit erfährt<br />
pv ≠ f(t). Diese Bedingung einer nur geringen Änderung des Vertikaldruckes<br />
ist bei Bunkern mit geringer Füllhöhe annähernd gegeben. Außerdem<br />
kann t50 nur ermittelt werden, wenn die Füllhöhe H <strong>und</strong> der Verfestigungskoeffizient<br />
CV als Konstanten behandelt werden, was wiederum<br />
nur bei geringen Füllhöhen <strong>und</strong> damit geringen Vertikaldrücken eingehalten<br />
werden kann.<br />
Zur praktischen Anwendung dieser Gleichung ( 3.244) muß in einem Laborversuch<br />
der Verfestigungskoeffizient CV ermittelt werden, indem in einem<br />
Zylinder eine Absetzkurve des fluidisierten Schüttgutes als Funktion der<br />
Zeit aufgenommen wird. Eine andere Möglichkeit besteht darin, in einer<br />
Wirbelschichtapparatur nach Abschalten der Luftzufuhr das Absetzverhalten<br />
in Abhängigkeit von der Zeit zu bestimmen. Aus dieser Kurve kann dann t50<br />
<strong>und</strong> daraus mit Gl.( 3.245) der Verfestigungskoeffizient CV ermittelt werden.<br />
Mit dem einmal ermittelten Wert CV für ein Schüttgut ist dann für jede<br />
Füllhöhe in einem Bunker die Zeit t50 oder mit Gl.( 3.244) jede andere Zeit<br />
berechenbar (mit den obengenannten Einschränkungen).<br />
In einem Beispiel wird als Schüttgut gemahlene Kreide (d50 = 65 µm, dST =<br />
45 µm, do = 3,18 mm) verwendet. Die berechnete Entlüftungszeit t50 = 14,6<br />
min für einen Bunker mit der Füllhöhe H = 2,74 m stimmt sehr gut mit dem<br />
experimentell ermittelten Wert von 15 min für diese Höhe überein (CV = 25<br />
cm²/s aus Laborversuch) /22/.<br />
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79
Eine Nährungslösung, die unter ähnlichen Voraussetzungen wie die Glei-<br />
chungen von Murfitt <strong>und</strong> Bransby gilt, geben Tardos u.a. /23/ an ( i = 1 ):<br />
pü<br />
p<br />
( t,<br />
z)<br />
ü,<br />
max<br />
⎛ π ⋅ z ⎞ ⎛ t<br />
= cos⎜<br />
⎟ ⋅ exp ⎜<br />
⎜−<br />
⎝ 2 ⋅ H ⎠ ⎝ t 37<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
Dabei wird für den Zeitparameter folgende Gleichung angegeben:<br />
t<br />
37<br />
0<br />
b<br />
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( 3.249)<br />
2<br />
4 ⋅ H ⋅ ε<br />
= ( 3.250)<br />
2<br />
π ⋅ p ⋅ k<br />
Für die Gültigkeit müssen die folgenden Voraussetzungen gelten:<br />
� eine nahezu konstante Porosität ε ≈ konst., gilt für feine, kohäsive<br />
Schüttgüter mit geringer Permeabilität,<br />
� kein merklicher Wandeinfluß, d.h. p v ≈ ρ b ⋅g⋅z,<br />
� Permeabilität k b = konstant,<br />
� geringer Porenüberdruck pü
Für einen typischen Fall wird eine Beispielrechnung durchgeführt, wobei<br />
jetzt die Füllhöhe H als Variable in die Rechnung eingeht <strong>und</strong> als Bezugsfüllhöhe<br />
die Höhe nach Abschluß der Entlüftung Hc verwendet wird:<br />
- Bunkerabmessungen: D = 5 m; Hc = 10 m<br />
- Schüttguteigenschaften: d ST = 50 µm; ε0 = 0,6; ρ s = 2040 kg/m³;<br />
µW = 0,5; λ = 0,3<br />
Am Boden des Bunkers wurden die Zeiten t50 = 16,7 min <strong>und</strong> t10 = 58 min<br />
berechnet. Allerdings muß man sich den Entlüftungsvorgang bestehend aus<br />
zwei Teilprozessen, die sich überlagern, vorstellen. Das Absetzen des<br />
Schüttgutes (Verringerung der Porosität) erfolgt nur in einem relativ kurzen<br />
Zeitabschnitt am Anfang des Entlüftungsvorganges. Im Beispiel ist dieser<br />
Teilprozeß nach ca. 10 min abgeschlossen. Die weitere Entlüftung erfolgt<br />
dann analog zum Durchströmungsvorgang in Kornschichten bei konstanter<br />
Füllhöhe Hc . Zu diesem Zeitpunkt liegt das Schüttgut bereits nicht mehr<br />
fluidisiert vor! Dieses Ergebnis deutet darauf hin, daß die Zeit t50 als Verweilzeit<br />
in einem Bunker ausreichend ist, um der Gefahr, fluidisiertes<br />
Schüttgut zu fördern, vorzubeugen.<br />
Weiterhin wird eine umfassende Variation der einzelnen Einflußgrößen<br />
durchgeführt /25/. Dabei ergeben sich für die Zeit t50-Werte, die verallgemeinert<br />
werden können, da die Streubreite nicht zu groß ist:<br />
t<br />
50<br />
H<br />
/<br />
2<br />
η⋅<br />
Hc<br />
≈ 270<br />
für ( 3.252)<br />
d ⋅ p<br />
2<br />
ST<br />
0<br />
ρs<br />
⋅ g ⋅ Hc<br />
= > 0,<br />
75<br />
( 3.253)<br />
p<br />
0<br />
Für sehr geringe dimensionslose Füllhöhen H´ < 0,75 werden die Zeiten t 50<br />
länger <strong>und</strong> streuen stärker:<br />
t<br />
50<br />
2<br />
η⋅<br />
Hc<br />
≈ ( 270...<br />
720)<br />
⋅<br />
( 3.254)<br />
d ⋅ p<br />
2<br />
ST<br />
0<br />
Allgemein kann festgestellt werden, daß sich mit Abnahme der Wandreibung<br />
die Entlüftungszeit verlängert, da der Vertikaldruck im Material dann<br />
sehr groß wird (isostatischer Fall) <strong>und</strong> sich damit das Material stark verdichtet.<br />
Als Ergebnis der starken Verdichtung muß einerseits mehr Luft verdrängt<br />
werden, da das Porenvolumen sehr gering ist, <strong>und</strong> andererseits nimmt<br />
die Permeabilität mit steigender Verdichtung ab, so daß der Entlüftungsvorgang<br />
insgesamt durch beide Faktoren verlängert wird <strong>und</strong> t37<br />
steigt.<br />
Weiterhin nimmt die Entlüftungszeit zu, wenn es sich um ein stark kompressibles<br />
<strong>und</strong> gut fluidisierbares Schüttgut handelt oder die Porosität des<br />
Schüttgutes gering ist, ε0 ≈ ε(σ = 0) < 0,55. In beiden Fällen kommt es im<br />
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81
Endzustand des Entlüftungsvorganges zu einer starken Verdichtung, so daß<br />
das im vorhergehenden Abschnitt Gesagte genauso zutrifft.<br />
Zum Abschluß dieses Kapitels sollen noch die verschiedenen Möglichkeiten,<br />
die Entlüftungszeit zu berechnen, für zwei ausgewählte Schüttgüter <strong>und</strong><br />
drei Füllhöhen miteinander verglichen werden. Da die Einfülltrichter von<br />
Dosiergeräten nicht zu große Bauhöhen aufweisen, wurden die beiden Füllhöhen<br />
mit H = 1 m bzw. 2 m festgelegt. Die üblichen Nachfüllhöhen in einem<br />
Einfülltrichter bei Betrieb sind dagegen noch geringer, um die<br />
Dosierschwankungen zu minimieren. Es wurde deshalb zusätzlich die Entlüftungszeit<br />
für eine nachgefüllte Schüttschicht der Höhe H = 0,2 m berechnet.<br />
Bei diesen geringen Füllhöhen kann auch davon ausgegangen werden,<br />
daß die auftretenden Vertikaldrücke <strong>und</strong> damit die Abnahme der Füllhöhe<br />
nicht zu groß sein werden, so daß die Gültigkeit aller aufgeführten<br />
Gleichungen gegeben ist.<br />
Als Schüttgüter wurden die Flugasche (dST = 43 µm, ε = 0,65) <strong>und</strong> das<br />
Polypropylenpulver (dST = 193 µm, ε = 0,6) ausgewählt, da die Unterschiede<br />
zwischen diesen beiden Materialien in Hinsicht auf das Entlüftungsverhalten<br />
am größten sein dürften. Die Ergebnisse einer Beispielrechnung enthält<br />
Tab. 3.5.<br />
Tabelle 3.4: Übersicht über die mittleren Entlüftungszeiten (Verweilzeiten)<br />
Gl.( 3.248) /22/:<br />
Flugasche<br />
PP-Pulver<br />
Gl.( 3.251) /23/:<br />
Flugasche<br />
PP-Pulver<br />
Gl.( 3.254) /25/:<br />
Flugasche<br />
PP-Pulver<br />
dST in<br />
µm<br />
43<br />
193<br />
43<br />
193<br />
43<br />
193<br />
t50 in s<br />
H = 0,2m<br />
4,5<br />
0,3<br />
0,06<br />
0<br />
2,8<br />
0,1<br />
t50 in s<br />
H = 1 m<br />
112<br />
6,5<br />
1,4 (4,7)<br />
0,1 (0,4)<br />
70<br />
3,5<br />
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t50 in s<br />
H = 2 m<br />
448<br />
24<br />
5,7 (19)<br />
0,4 (1,5)<br />
280<br />
14<br />
82<br />
Bemerkungen<br />
CV = 25 cm²/s<br />
CV = 460 cm²/s<br />
Klammerwerte für t10 kb = 1,28 . 10 -6 m ² /Pa⋅s<br />
kb = 1,54 . 10 -5 m ² /Pa⋅s<br />
H = Hc H ´ < 0,52<br />
H ´ < 0,18<br />
Für die Berechnung wurden folgende Annahmen getroffen:<br />
- Da der Koeffizient CV der Verfestigung, siehe Gl.( 3.245), nur für eine<br />
gemahlene Kreide (dST = 45 µm, C = 25 cm²/s) angegeben wird, muß<br />
eine Umrechnung in Abhängigkeit von der Korngröße erfolgen.<br />
Es gilt: CV ~ kb Ersetzt man nun kb durch die Permeabilität nach Carman <strong>und</strong> Kozeny<br />
siehe Gl.( 3.157), ergibt sich:
( ) 2<br />
3 2<br />
ε ⋅ dST<br />
k b =<br />
180 ⋅ η ⋅ 1−<br />
ε<br />
( 3.157)<br />
Daraus folgt: CV ~ d ²<br />
ST<br />
Da die verwendete Flugasche einen fast gleichen Sauterdurchmesser wie<br />
die Kreide besitzt, wurde CV = 25 cm²/s angenommen. Für das<br />
Polypropylenpulver ergab sich nach der Umrechnung auf dST = 193 µm<br />
der Wert CV = 460 cm²/s.<br />
- Die für die Gl.( 3.244) benötigten Werte kb wurden nach obiger Gleichung<br />
berechnet <strong>und</strong> sind in Tab. 3.4 angegeben.<br />
- Da für alle Werte H / ≤ 0,52, gilt Gl.( 3.254). Es wurde mit dem größten<br />
Wert gerechnet, so daß sich die längsten Zeiten t50 ergeben:<br />
2<br />
η ⋅ Hc<br />
t 50 ≈ 720<br />
( 3.254)<br />
2<br />
dST<br />
⋅ p0<br />
Außerdem wurde Hc = H angenommen, was bei geringen Füllhöhenänderungen<br />
keinen großen Fehler ergibt.<br />
Bei allen Gleichungen ergeben sich folgende Proportionalitäten:<br />
t 50 ∼ H² <strong>und</strong> t 50 ∼ 1 / d ST ² ( 3.255)<br />
Diese Abhängigkeiten gelten natürlich nur unter der Voraussetzung, daß<br />
sich die Schüttguteigenschaften (Porosität, Kompressibilität <strong>und</strong> Permeabilität)<br />
nicht ändern. Bei einer Maßstabsübertragung von einem Modellsilo auf<br />
ein Großsilo erscheint das fraglich.<br />
Die Modelle von Murfitt Gl.( 3.248) <strong>und</strong> Rathbone Gl.( 3.254) liefern ähnliche<br />
Ergebnisse, währenddessen Gl.( 3.251) um den Faktor 100 kürzere Zeiten<br />
ergibt. Eine mögliche Ursache kann darin bestehen, daß für die geringen<br />
Überdrücke (für den isostatischen Fall pü,max < 20 kPa) die angegebene<br />
Gleichung nicht mehr die volle Gültigkeit besitzt.<br />
Abschließend kann festgestellt werden, daß mit den Gln.( 3.248) <strong>und</strong> (<br />
3.252)<br />
eine Berechnung der Zeit t50 erfolgen kann, die angibt, nach welcher<br />
Zeit der Überdruck in den Poren am Boden des Bunkers auf die Hälfte gesunken<br />
ist. Da der Entlüftungsvorgang aus zwei Teilprozessen besteht (siehe/25/),<br />
die sich überlagern, kann man davon ausgehen, daß das Absetzen<br />
des Schüttgutes (Verringerung der Porosität) nur in einem relativ kurzen<br />
Zeitabschnitt am Anfang des Entlüftungsvorganges erfolgt. Danach besteht<br />
nicht mehr die Gefahr, daß das Material fluidisiert vorliegt. Anhand der Beispielrechnung<br />
in /25/ ergab sich, daß sich zur Zeit t50 das Schüttgut bereits<br />
abgesetzt hat <strong>und</strong> sich nicht mehr im fluidisierten Zustand befindet, so daß<br />
diese Zeit als minimale Verweilzeit im Einfülltrichter eingehalten werden<br />
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83
muß. Voraussetzung dafür ist, daß der Einfülltrichter als Massenflußtrichter<br />
ausgelegt wurde, da Pfropfenströmung notwendig ist.<br />
Literaturverzeichnis<br />
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<strong>und</strong> Korngrößenverteilung im Widerstandsgesetz der Porenströmung<br />
Diss., Universität Karlsruhe, 1970<br />
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Kugelschüttungen im laminaren <strong>und</strong> Übergangsbereich<br />
Chemie-Ingenieur-Technik 49 (1977) 8, S. 675<br />
/3/ Gatzky, D.: Modifizierte Schneckenförderer zum Dosieren <strong>und</strong> Entnehmen<br />
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Agrartechnik 31 (1981) 8, S. 359-362<br />
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mit Vollblattwendeln, Diss., RWTH Aachen, 1987<br />
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Reliable Flow of Paticulate Solids, Bergen (Norwegen), 1985<br />
/6/ Fritsch, D.: Zum Verhalten volumetrischer Schneckendosiergeräte<br />
für Schüttgüter, Diss., Universität Erlangen-Nürnberg, 1988<br />
/7/ Salzer, G.: Schüttgutförderer, Krausskopf-Verlag, 1968<br />
/8/ Goldacker, E.: Untersuchung zur inneren Reibung von Pulvern, insbesondere<br />
in Hinblick auf die Förderung in Extrudern, Diss.,<br />
RWTH Aachen, 1971<br />
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Deutscher Verlag für Gr<strong>und</strong>stoffindustrie, 1978<br />
/10/ Geisler, D.: Untersuchungen zum Schüttgutaustrag aus einem Bunker<br />
mittels Schneckenförderer Diss., TU Dresden, 1971<br />
/11/ Vetter, G.; Gericke, H.; Fritsch, D.: Zur kontinuierlichen Dosierung<br />
von Schüttgütern mit Schneckendosiergeräten<br />
Aufbereitungstechnik 25 (1984) 12, S. 705-717<br />
/12/ Colijn, H.; Caroll, P.J.: Design Criteria for Bin Feeders, Trans.<br />
Amer. Inst. Min.,Metallurg., Petrol. Engrs., 241 (1968), S. 389-404<br />
/13/ Tomas, J.: Untersuchungen zum Fließverhalten von feuchten <strong>und</strong><br />
leichtlöslichen Schüttgütern, Freiberger Forschungshefte A 677,<br />
1983<br />
/14/ Kawakita, K.; Lüdde, K.H.: Some Considerations on Powder Compression<br />
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/15/ Motzkus, V.: Belastungen von Siloböden <strong>und</strong> Auslauftrichtern durch<br />
körnige Schüttgüter, Diss., TU Braunschweig, 1974<br />
/16/ Menges,G.; Hegele, R.; Langecker, G.: Theorie der Förderung im<br />
Einschneckenextruder, Plastverarbeiter, 23 (1972) 7, S. 455-460<br />
/17/ Schneider, K.: Der Fördervorgang in der Einzugszone eines Extruders,<br />
Diss., RWTH Aachen, 1968<br />
/18/ Fischer, P.: Auslegung von Einschneckenextrudern auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />
verfahrenstechnischer Kenndaten (Modelltheorie), Diss.,<br />
RWTH Aachen, 1976<br />
/19/ Pontow, B.; Strecker, J.; Wiedemann, W.: Entwicklung eines Eintrag-<br />
<strong>und</strong> Dosiersystems für Kohlestaubdruckvergasungen<br />
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S. 285-292<br />
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84
85<br />
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Channels Caused by Gas Escape, Journal of Applied Mechanics,<br />
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/22/ Murfitt, P.G.; Bransby, P.L.: Deaeration of Powders in Hoppers<br />
Powder Technology, 27(1980), S. 149-162<br />
/23/ Tardos, G.I. u.a.: Unsteady Flow of Compressible Gas through Consolidated<br />
Porous Media - Application to Deaeration of Hoppers<br />
Powder Technology, 41(1985), S. 135-146<br />
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Theory including Filling, Powder Technology, 44(1985), S. 69-75<br />
/25/ Rathbone, T.; Nedderman, R.M.: The Deaeration of Fine Powders<br />
Powder Technology, 51(1987), S. 115-124<br />
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3.6 Feldgleichungen des ebenen Spannungszustandes<br />
Aus dem Bild 3.31 entnimmt man:<br />
σ = σ + σ ⋅ cos 2ψ<br />
σ = σ −σ<br />
⋅ cos 2ψ<br />
τ<br />
x<br />
y<br />
xy<br />
= σ<br />
M<br />
M<br />
R<br />
R<br />
R<br />
⋅ sin 2ψ<br />
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( 3.256)<br />
<strong>und</strong> mit dem „Stoffgesetz“ des Fließortes mit Kohäsion:<br />
σ R = sin ϕi⋅<br />
( σM<br />
+ σZ<br />
)<br />
( 3.61)<br />
σZ<br />
τ<br />
τc<br />
τxy < 0<br />
τxy<br />
ϕi<br />
ϕi<br />
Fließort<br />
σy<br />
σR<br />
σM<br />
2ψ<br />
Bild 3.31: Spannungszustand im beginnend fließenden Schüttgut<br />
eingesetzt folgt:<br />
σ = σ + σ ⋅ 1+<br />
sin ϕ ⋅ cos 2ψ<br />
−σ<br />
σ<br />
τ<br />
x<br />
y<br />
xy<br />
=<br />
=<br />
( M Z ) ( i )<br />
( σM<br />
+ σZ<br />
) ⋅ ( 1−sin<br />
ϕi⋅<br />
cos 2ψ)<br />
( σ + σ ) ⋅ sin ϕ ⋅ sin 2ψ<br />
M<br />
Z<br />
eingesetzt in die Gln.( 3.21)<br />
i<br />
−σ<br />
Z<br />
Z<br />
+ σ<br />
+ σ<br />
Z<br />
σx<br />
Z<br />
−σ<br />
−σ<br />
<strong>und</strong> ( 3.22) mit den 3 Unbekannten σx, σy <strong>und</strong> τxy<br />
x − Richtung :<br />
∂σ ∂τ x xy<br />
+ = 0<br />
∂x<br />
∂y<br />
( 3.21)<br />
y − Richtung :<br />
∂σy<br />
∂τxy<br />
+ = ρb⋅g<br />
∂y<br />
∂x<br />
( 3.22)<br />
folgen aus diesen wiederum zwei gekoppelte partielle Differentialgleichungen,<br />
die sich hinsichtlich der beiden gesuchten Funktionen [ ] ( x,<br />
y)<br />
+ σ<br />
sowohl linear als auch nichtlinear bezüglich ψ( x,<br />
y)<br />
verhalten:<br />
∂( σ M + σ Z )<br />
( + ϕ i ⋅ ψ) ⋅<br />
( )<br />
∂<br />
∂( σ M + σ Z )<br />
ϕ ⋅ ψ ⋅<br />
( )<br />
( ϕ ψ) ( + )<br />
( + )<br />
Z<br />
Z<br />
σ1<br />
σ<br />
M Z σ<br />
1 sin cos2 − 2 σ + σ ⋅ sin ϕ ⋅ sin 2ψ<br />
⋅ +<br />
∂ψ<br />
M Z i<br />
x ∂x<br />
sin sin 2 + 2 σ + σ ⋅ sin ϕ ⋅ cos2ψ<br />
⋅ = 0<br />
∂<br />
∂ψ<br />
i<br />
M Z i<br />
y ∂y<br />
∂ σ σ<br />
1 − sin ⋅ cos2 ⋅<br />
+ 2 ( σ + σ ) ⋅ sin ϕ ⋅ sin 2ψ<br />
⋅ +<br />
∂<br />
∂ψ<br />
M Z<br />
i<br />
M Z i<br />
y ∂y<br />
∂ σ σ<br />
sin ϕ ⋅ sin 2ψ ⋅<br />
+ 2 ( σ + σ ) ⋅ sin ϕ ⋅ cos2ψ<br />
⋅ =<br />
∂<br />
∂ψ<br />
M Z<br />
i<br />
ρ<br />
x ∂x<br />
M Z i b<br />
⋅g<br />
( 3.257)<br />
86
Mittels Nutzung der Additionstheoreme für die Winkelfunktionen<br />
sin( α±<br />
β)<br />
= sin α⋅<br />
cosβ<br />
± cos α⋅<br />
sin β<br />
cos( α±<br />
β = cos α⋅<br />
cosβ<br />
� sin α⋅<br />
sin β<br />
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( 3.258)<br />
<strong>und</strong> einer geeigneten Transformation mit einer dimensionslosen Spannung S<br />
S<br />
1<br />
2 tan ϕ<br />
M Z<br />
= ⋅ ln , ( 3.259)<br />
i<br />
σ<br />
σ<br />
M,<br />
0<br />
+ σ<br />
+ σ<br />
Z,<br />
0<br />
wobei für einen Rand, auf dem [ M + σZ<br />
] ( x,<br />
y)<br />
= σM,<br />
0+<br />
σZ,<br />
0<br />
87<br />
σ ist, auch gilt ln(1)<br />
= 0 = S, lassen sich diese beiden Differentialgleichungen in eine für die Lö-<br />
sung günstige Form bringen (s. MOLERUS 1985):<br />
⎛ ϕi π⎞<br />
exp( − 2 tan ϕi ⋅S) ⋅ sin⎜ψ<br />
+ − ⎟<br />
⎛ ϕ π⎞ ∂(S + ψ)<br />
∂(S + ψ)<br />
⎝ ⎠<br />
i<br />
2 4 ρb<br />
g<br />
tan⎜<br />
ψ − + ⎟ ⋅ + = −<br />
⋅<br />
⎝ 2 4⎠<br />
∂x<br />
∂y<br />
⎛ ϕi π⎞<br />
σ + σ<br />
2 sin ϕi ⋅ cos⎜<br />
ψ − + ⎟<br />
⎝ 2 4⎠<br />
M, 0 Z,<br />
0<br />
⎛ ϕi π⎞<br />
exp( − 2 tan ϕi ⋅S) ⋅ sin⎜ψ<br />
− + ⎟<br />
⎛ ϕ π⎞ ∂(S − ψ)<br />
∂(S − ψ)<br />
⎝ ⎠<br />
i<br />
2 4 ρb<br />
g<br />
tan⎜<br />
ψ + − ⎟ ⋅ + = −<br />
⋅<br />
⎝ 2 4⎠<br />
∂x<br />
∂y<br />
⎛ ϕi π⎞<br />
σ + σ<br />
2 sin ϕi<br />
⋅ ⎜ψ<br />
+ − ⎟<br />
⎝ 2 4⎠<br />
Diese ist vom Typ<br />
M, 0 Z,<br />
0<br />
cos<br />
( 3.260)<br />
∂u<br />
∂u<br />
a ⋅ + b ⋅ = c<br />
( 3.261)<br />
∂x<br />
∂y<br />
mit a(x, y, u), b(x, y, u) sowie c(x, y, u) <strong>und</strong> läßt sich mit Hilfe der<br />
Charakteristikenmethode lösen, siehe JENIKE (1961) <strong>und</strong> MOLERUS<br />
S.111 (1985).<br />
In Zylinderkoordinaten lauten die Gleichungen für das ebene Spannungsfeld,<br />
siehe auch vereinfacht ( 3.262):<br />
∂σr<br />
1 ∂τrθ<br />
σr<br />
−σθ<br />
r − Richtung : + ⋅ + + ρb⋅g<br />
⋅ cos θ = 0<br />
∂r<br />
r ∂θ r<br />
∂τrθ<br />
1 ∂σθ<br />
τrθ<br />
θ − Richtung : + ⋅ + 2 ⋅ − ρb⋅g<br />
⋅ sin θ = 0<br />
∂r<br />
r ∂θ r<br />
( 3.262)<br />
• Die z-Richtung aus der Zeichenebene heraus = Schlitzlängenkoordinate<br />
wird hier nicht betrachtet.<br />
• Der differentielle Spannungszuwachs lautet z.B. in x-Richtung:<br />
dx<br />
x ⋅<br />
∂σ<br />
∆ σ =<br />
( 3.263)<br />
∂<br />
• Dabei ist dr ⋅ sin dθ<br />
≈ dr⋅<br />
dθ<br />
für kleine θ.<br />
• Die Terme dr⋅ dθ<br />
≈ 0 werden vernachlässigt.
Zusätzlich lassen sich auch die Gleichungen für das axialsymmetrische<br />
Spannungsfeld in Kugelkoordinaten aufschreiben. Dabei muß neben dem<br />
vertikalen Drehwinkel θ auch noch der Drehwinkel β in horizontaler Ebene<br />
berücksichtigt werden, siehe MOLERUS S.121 (1985).<br />
Für beide Spannungsfelder läßt sich deshalb gemeinsam formulieren:<br />
∂σr<br />
1 ∂τrθ<br />
1<br />
r − Richtung : ´ + ⋅ + ⋅<br />
∂r<br />
r ∂θ r<br />
∂τrθ<br />
1 ∂σθ<br />
1<br />
θ − Richtung : + ⋅ + ⋅<br />
∂r<br />
r ∂θ r<br />
[ σ − σ + m ⋅ ( σ − σ ) ]<br />
r<br />
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r<br />
+ ρ ⋅g<br />
⋅ cos θ = 0<br />
88<br />
[ m⋅<br />
( σ − σ ) ⋅ cot θ + ( m + 2)<br />
⋅ τ ] − ρ ⋅g⋅<br />
sin θ = 0<br />
θ<br />
θ<br />
β<br />
β<br />
b<br />
rθ<br />
b<br />
( 3.264)<br />
wobei für die geometrischen Formfaktoren des Spannungsfeldes bzw. des<br />
Trichters zu schreiben ist:<br />
m = 0 ebenes Spannungsfeld <strong>und</strong><br />
m = 1 axialsymmetrisches Spannungsfeld.<br />
σθ + ∆σθ<br />
τθ + ∆τθ<br />
r sindθ ≈ r dθ<br />
ρb g<br />
τθ<br />
dr σθ<br />
r<br />
(r + dr) dθ<br />
σr + ∆σr<br />
dθ<br />
τrθ + ∆τrθ<br />
θ<br />
σr<br />
τ<br />
rθ<br />
Bild 3.32: Ebener Spannungszustand im fließenden Schüttgut in Zylinderkoordinaten<br />
τrθ<br />
τrθ dθ<br />
∂τ rθ<br />
+ ⋅<br />
dθ<br />
∂θ<br />
dθ<br />
σ<br />
σθ<br />
θ<br />
∂σ θ<br />
+ ⋅ d θ<br />
∂θ<br />
τrθ<br />
σθ dθ<br />
dθ