Die Christkindlsingerin mit Deckblatt 1
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Maximilian Schmidt <strong>Die</strong> <strong>Christkindlsingerin</strong><br />
Prinzessin.<br />
Ach, edler, treuer Rittersmann!<br />
Mein’ Not und Treu klag ich Euch an.<br />
Ich wart’ dahier auf Drachengreul,<br />
Er wird mich schlucken in schneller Eil! –<br />
Ritter.<br />
Schad’t nicht, schad’t nicht, seid wohlgemut!<br />
<strong>Die</strong> Sach’, die Sach’ wird b’währt und gut!<br />
Rufet zu mir und betet zu Gott,<br />
Er wird uns helfen aus aller Not.<br />
Prinzessin.<br />
Ach, edler, treuer Rittersheld,<br />
Flieht weit hinweg, flieht weit ins Feld!<br />
Sonst müßt ihr euer ritterliches Leben<br />
Mit mir bis in den Tod aufgeben.<br />
Ritter.<br />
Ich als starker Rittersmann! –<br />
Das grausam Thier macht mir nicht bang.<br />
Mit meinem Degen und Rittershand,<br />
Will ich es räumen aus dem Land.<br />
Prinzessin.<br />
Seht, seht, Ritter und Herr!<br />
Das grausam Tier tritt schon daher! – –<br />
Während dieser Worte rückt der Drache gegen die Bühne vor und stellt sich an, als wolle er<br />
die Prinzessin verschlingen. Doch der kühne Ritter sprengt ihm entgegen und stößt seine<br />
Lanze tief in den Rachen des Ungeheuers. Bei diesem Manöver muß aber derjenige, welcher<br />
die Rolle des Ritters spielt (immer ein junger Bürgerssohn), bedacht sein, die in der<br />
Gaumenhöhle verborgene <strong>mit</strong> Blut gefüllte Blase zu treffen.<br />
Das Volk will Blut sehen, sei es auch nur unschuldiges Ochsenblut, udn wenn der Held des<br />
Tages fehlsticht, überschüttet ihn ein Hagel von Spottreden.<br />
Ist der Lanzenstich glücklich beigebracht, so zieht der Ritter sein Schwert und haut den<br />
Drachen ein paar Mal über den Schädel und macht ihm vollends den Garaus. Nachdem er auf<br />
diese Weise das Scheusal abgethan, sprengt er unter dem Beifall des Volkes zu der Prinzessin<br />
zurück und ruft siegesfroh aus:<br />
Freud! Freud! Ihr königliche Tochter mein!<br />
Jetzt könnt ihr frisch und fröhlich sein!<br />
Dem Drachen hab’ ich geben seinen Rest,<br />
Weil er die Stadt so lang gepreßt.<br />
<strong>Die</strong> Prinzessin dankt <strong>mit</strong> den Worten:<br />
Ach, edler, treuer Rittersheld,<br />
Weil er den Drachen hat angefällt,<br />
Zu seinem Degen und Ritterlanz’<br />
Verehr ich ihm ein schön’s Ehrenkranz.<br />
Hier<strong>mit</strong> steigt sie von der Bühne herab und spricht, indem sie dem Ritter den Kranz um den<br />
Arm bindet, die Schlußverse:<br />
Der Herr Vater und Frau Mutter werden kommen sogleich<br />
Und werden uns geben das halbe Königreich! –<br />
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