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Pferde leistungs - Horses.ch

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Sonderheft<br />

Edition spéciale<br />

<strong>Pferde</strong>haltung<br />

Oktober 2006<br />

Inhalt<br />

Leistungsgere<strong>ch</strong>te Fütterung 2<br />

Artgere<strong>ch</strong>te Haltung 4<br />

Fütterungsbedingte Störungen 6<br />

«Innere» Werte sind massgebend 10<br />

Rentabilität von Pensionspferden 12<br />

Nutztier oder Freizeitpferd? 14<br />

Titelbild: Kathrin Belloni-Heppler


UFA-Revue Spezial<br />

<strong>Pferde</strong> sind ursprüngli<strong>ch</strong> Steppentiere,<br />

die mit einem kargen Futterangebot<br />

zure<strong>ch</strong>t kommen mussten. Die<br />

Futtersu<strong>ch</strong>e über weite Strecken während<br />

bis zu 18 Stunden am Tag war die<br />

Regel. Entspre<strong>ch</strong>end ist der Verdauungstrakt<br />

des <strong>Pferde</strong>s an diese Bedingungen<br />

adaptiert. <strong>Pferde</strong> haben einen<br />

kleinen Magen und grosse und lange<br />

Därme, in denen rohfaserrei<strong>ch</strong>es Futter<br />

verwertet werden kann. Heute ist Futter<br />

im Überfluss vorhanden. Das Verhalten<br />

und der Verdauungstrakt sind aber immer<br />

no<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>. Deshalb ist es wi<strong>ch</strong>tig,<br />

die Fütterungsgrundsätze zu kennen und<br />

einzuhalten. (Kasten).<br />

Tabelle 1: Nährstoffbedarf eines 600 kg s<strong>ch</strong>weren <strong>Pferde</strong>s<br />

Bedarf bei: Lei<strong>ch</strong>ter Mittlerer Grosser<br />

Belastung Belastung Belastung<br />

Verdauli<strong>ch</strong>es<br />

Protein<br />

365–455 g 455–545 g 545–725 g<br />

Verdauli<strong>ch</strong>e<br />

Energie<br />

73–91 MJ 91–109 MJ 109–145 MJ<br />

Calcium 31 g 32 g 34 g<br />

Phosphor 18 g 18 g 19 g<br />

Natrium<strong>ch</strong>lorid (Salz)<br />

Quelle: Meyer, 2002<br />

27 g 43 g 85 g<br />

Abbildung 1:<br />

Zu<strong>ch</strong>tstuten mit<br />

Fohlen haben<br />

einen erhöhten<br />

Nährstoffbedarf.<br />

<strong>Pferde</strong> <strong>leistungs</strong>gere<strong>ch</strong>t<br />

füttern<br />

Liliane Kurzen,<br />

Hypona-Beratungsdienst, 3052 Zollikofen<br />

Nährstoffbedarf hängt von Leistung<br />

ab Der Nährstoffbedarf des <strong>Pferde</strong>s<br />

setzt si<strong>ch</strong> zusammen aus dem Erhaltungsbedarf<br />

und dem Leistungsbedarf.<br />

Der Erhaltungsbedarf hängt vom Körpergewi<strong>ch</strong>t<br />

ab. Der Leistungsbedarf<br />

deckt den zusätzli<strong>ch</strong>en Bedarf für Muskelarbeit,<br />

Wa<strong>ch</strong>stum oder Mil<strong>ch</strong>leistung<br />

der Stute. Tabelle 1 zeigt den Nährstoffbedarf<br />

eines 600 kg s<strong>ch</strong>weren <strong>Pferde</strong>s.<br />

Bei grosser Belastung steigen besonders<br />

der Bedarf an verdauli<strong>ch</strong>er Energie,<br />

Protein und Salz. Der Kalzium- und Phosphorbedarf<br />

bleibt hingegen au<strong>ch</strong> bei<br />

grosser Belastung weitgehend konstant.<br />

Das Verhältnis Kalzium zu Phosphor in<br />

der Gesamtration sollte 2:1 betragen.<br />

Raufutter s<strong>ch</strong>wankt im Gehalt <strong>Pferde</strong><br />

brau<strong>ch</strong>en ausrei<strong>ch</strong>end Rohfaser in Form<br />

von Weidegras, Heu oder Stroh. Als<br />

Faustregel gilt mindestens 0.5 kg Rohfaser<br />

pro 100 kg Körpergewi<strong>ch</strong>t je <strong>Pferde</strong><br />

und Tag. Bei mangelnder Rohfaserfütterung<br />

kann es zu Verdauungsproblemen<br />

und Störungen des <strong>Pferde</strong>s kommen.<br />

Weidegang ist für die Gesundheit des<br />

<strong>Pferde</strong>s wertvoll. Zudem wird kontinuier-<br />

<strong>Pferde</strong> werden heute<br />

primär als Sport- und<br />

Freizeitpferde genutzt.<br />

Die Zeit für die Fütterung<br />

ist knapp. Umso mehr<br />

gilt es, die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />

Fütterungsgrundsätze<br />

einzuhalten, um <strong>Pferde</strong><br />

<strong>leistungs</strong>gere<strong>ch</strong>t und<br />

gesund zu füttern.<br />

li<strong>ch</strong> Futter aufgenommen, was die Verdauung<br />

weniger belastet. Die Kehrseite<br />

sind die stark s<strong>ch</strong>wankenden Nährstoffgehalte<br />

des Weidegrases. Junges Frühlingsgras<br />

vor dem Rispens<strong>ch</strong>ieben hat<br />

beispielsweise dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> 178 g<br />

verdauli<strong>ch</strong>es Protein, 12 MJ verdauli<strong>ch</strong>e<br />

Energie und 188 g Rohfaser je kg Trockensubstanz.<br />

Der glei<strong>ch</strong>e Bestand hat<br />

am Ende der Blüte nur no<strong>ch</strong> 109 g verdauli<strong>ch</strong>es<br />

Protein, 8 MJ verdauli<strong>ch</strong>e<br />

Energie, dafür aber bereits 315 g Rohfaser<br />

je kg Trockensubstanz.<br />

Ergänzungsfutter hat hohe Verdauli<strong>ch</strong>keit<br />

Beim Ergänzungsfutter sind<br />

die Gehalte bekannt. Damit kann die tägli<strong>ch</strong>e<br />

Ration gezielt ergänzt werden (Beispiel<br />

siehe Tabelle 2). Die einzelne Gabe<br />

sollte 0.5 kg pro 100 kg Körpergewi<strong>ch</strong>t<br />

ni<strong>ch</strong>t übersteigen. Im Beispiel von Tabelle<br />

2 sollte also ni<strong>ch</strong>t mehr als 3 kg Ergänzungsfutter<br />

aufs Mal verfüttert werden.<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> können <strong>Pferde</strong> au<strong>ch</strong><br />

mit Einzelkomponenten gefüttert werden.<br />

Ergänzungsfutter sind aufgrund der<br />

thermis<strong>ch</strong>en Behandlung aber besser<br />

verdauli<strong>ch</strong>. Während ganze Gerste nur eine<br />

Verdauli<strong>ch</strong>keit von 22 % aufweist, ist<br />

ges<strong>ch</strong>rotete Gerste bereits zu 76 % und<br />

flockierte Gerste zu 96 % verdauli<strong>ch</strong>. Bei<br />

Hafer ist der Effekt etwas geringer, aber<br />

au<strong>ch</strong> hier liegt die Verdauli<strong>ch</strong>keit von<br />

ganzem Hafer (82 %) tiefer als von flockiertem<br />

Hafer (98 %). Ergänzungsfutter<br />

sind zusätzli<strong>ch</strong> ausrei<strong>ch</strong>end vitaminiert<br />

und mineralisiert.<br />

2 <strong>Pferde</strong>haltung 10/06


Spezialitäten gezielt einsetzen <strong>Pferde</strong>halter<br />

verlangen immer mehr na<strong>ch</strong><br />

speziellen Produkten. Tabelle 3 gibt ei-<br />

nen Überblick. Gezielt eingesetzt, ergänzen<br />

Spezialprodukte das Menu des<br />

<strong>Pferde</strong>s sinnvoll. ■<br />

Tabelle 2: Rationenplan für Sport- und Arbeitspferde mit Ergänzungsfutter<br />

(600 kg LG)<br />

Heu von mittlerer HYPONA 785 HYPONA 788/888<br />

Qualität<br />

kg/Tier/Tag kg/Tier/Tag kg/Tier/Tag<br />

Lei<strong>ch</strong>te Belastung 6.5–8 – 2.5–3.5<br />

Mittlere Belastung 5.5–7 – 4–5<br />

Hohe Belastung 5.5–7 4–5 –<br />

Eine detaillierte Fütterungsempfehlung findet si<strong>ch</strong> auf www.hypona.<strong>ch</strong><br />

Tabelle 3: Spezialitäten in der <strong>Pferde</strong>fütterung<br />

Produkt Inhalt Wirkung Einsatz<br />

Mash Leinsamen, Hafer- S<strong>ch</strong>leimbildung Na<strong>ch</strong> grossen<br />

flocken, Salz im Darm Anstrengungen<br />

Mineralsalz Mineralstoffe und Glei<strong>ch</strong>t ungünstiges Zu reinen Heu/Hafer-<br />

(z.B. Hypona 895) Vitamine Calcium/Phospor- rationen, bei grosser<br />

verhältnis in der Belastung, beim<br />

Ration aus Fellwe<strong>ch</strong>sel, etc.<br />

Belohnungswürfel Diverse Belohnung für Beim Ausritt, na<strong>ch</strong><br />

das Pferd Anstrengungen etc.<br />

Strukturiertes Apfeltrester, Unterstützt Bei Rekonvaleszenz,<br />

Ergänzungsfutter Leinsaat, Verdauung zur Erholung, zum<br />

(z.B. Hypona 791<br />

Wellness)<br />

Johannisbrot etc. Verwöhnen<br />

Hufpulver Biotin und Zink Verbessert Elasti- Für starke Hufe<br />

(z.B. Hypona zität der Hornzellen<br />

Hoof-Plus) am Hufrand<br />

Knoblau<strong>ch</strong>pulver Knoblau<strong>ch</strong> und Stärkt Organismus, Im Sommer,<br />

(z.B. Hypona<br />

Aglio-Plus)<br />

Kräuter hält Insekten fern zur Erholung<br />

Salzlecksteine, Salz Deckt Natriumbedarf, Zur Ergänzung der<br />

Himalaya-Salz (Natrium<strong>ch</strong>lorid) reguliert Flüssigkeits- normalen Ration, bei<br />

haushalt starkem S<strong>ch</strong>witzen<br />

Beta-Carotinfutter Beta-Carotin Ersetzt fehlendes Für Zu<strong>ch</strong>tstuten mit<br />

(z.B. UFA 996 Beta-Carotin im s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>er Brunst<br />

Cyclo) Grundfutter oder bei Frühaborten<br />

Die 10 wi<strong>ch</strong>tigsten Fütterungsgrundsätze<br />

<strong>Pferde</strong>haltung<br />

Abbildung 2:<br />

Weidegang<br />

stärkt die<br />

Widerstandskraft<br />

der <strong>Pferde</strong>.<br />

Kontinuierli<strong>ch</strong>e Futteraufnahme<br />

Der Verdauungstrakt des <strong>Pferde</strong>s ist auf viele, aber kleinere Futterportionen<br />

ausgeri<strong>ch</strong>tet. Anzustreben sind mindestens drei Fütterungen<br />

pro Tag.<br />

Ausrei<strong>ch</strong>end Rohfaser<br />

Die grossen und langen Därme des <strong>Pferde</strong>s brau<strong>ch</strong>en mindestens<br />

0.5 kg Rohfaser pro 100 kg Körpergewi<strong>ch</strong>t je Pferd und Tag (Heu,<br />

Stroh, Heulage, Gras etc.).<br />

Leistungsgere<strong>ch</strong>t Füttern<br />

Die Nährstoffversorgung des <strong>Pferde</strong>s muss an den Erhaltungsbedarf<br />

(Grundumsatz ohne Leistung) und den Leistungsbedarf (Nährstoffumsatz<br />

bei der tägli<strong>ch</strong>en Arbeit) angepasst sein.<br />

Genügend Futtervolumen<br />

Unabhängig vom Nährstoffbedarf muss genügend Futtervolumen<br />

verabrei<strong>ch</strong>t werden um das Sättigungsgefühl zu errei<strong>ch</strong>en. Der<br />

Ri<strong>ch</strong>twert liegt zwis<strong>ch</strong>en 1.5 bis 2.0 kg Futter pro 100 kg Körpergewi<strong>ch</strong>t<br />

je Pferd und Tag.<br />

Eiweissübers<strong>ch</strong>üsse vermeiden<br />

Das Energie/Eiweiss-Verhältnis sollte 5:1 betragen. Futtermittel wie<br />

junges Weidegras, Klee oder Grassilage enthalten viel Eiweiss.<br />

Deutli<strong>ch</strong>es Anzei<strong>ch</strong>en einer Eiweissüberfütterung ist wei<strong>ch</strong>er, stark<br />

rie<strong>ch</strong>ender Kot.<br />

Futterhygiene bea<strong>ch</strong>ten<br />

Gefrorenes, stark vers<strong>ch</strong>mutztes oder gar vers<strong>ch</strong>immeltes Futter<br />

darf den <strong>Pferde</strong>n auf keinen Fall angeboten werden. Sonst sind Koliken<br />

zu befür<strong>ch</strong>ten.<br />

Wasserqualität prüfen<br />

<strong>Pferde</strong> müssen permanent Zugang zu sauberem und fris<strong>ch</strong>em Trinkwasser<br />

haben. Au<strong>ch</strong> bei Selbsttränken müssen Funktion und Sauberkeit<br />

tägli<strong>ch</strong> überprüft werden.<br />

Futter kühl und trocken lagern<br />

Extrem lange Lagerzeiten können Qualitätseinbussen zur Folge haben.<br />

Der Lagerraum sollte kühl und trocken und gut ges<strong>ch</strong>ützt vor<br />

Ungeziefer und Nagern sein.<br />

Entwurmen und Zahnpflege ni<strong>ch</strong>t vergessen<br />

Regelmässiges Entwurmen gemäss Empfehlung des Tierarztes und<br />

ein- bis zweimal jährli<strong>ch</strong> eine Zahnkontrolle sind unerlässli<strong>ch</strong>e Bestandteile<br />

einer erfolgrei<strong>ch</strong>en <strong>Pferde</strong>haltung.<br />

Beim Füttern <strong>Pferde</strong> beoba<strong>ch</strong>ten<br />

Oftmals ergeben si<strong>ch</strong> beim Beoba<strong>ch</strong>ten während der Fresszeit wertvolle<br />

Hinweise auf das Wohlbefinden oder mögli<strong>ch</strong>e Erkrankungen<br />

und Fütterungsprobleme.<br />

<strong>Pferde</strong>haltung 10/06 3


UFA-Revue Spezial<br />

<strong>Pferde</strong> tiergere<strong>ch</strong>t halten<br />

Abbildung 1:<br />

Gruppenhaltung<br />

von Sportpferden<br />

im Nationalgestüt<br />

Aven<strong>ch</strong>es.<br />

Iris Ba<strong>ch</strong>mann, Beratungsstelle Pferd, S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es Nationalgestüt,<br />

1580 Aven<strong>ch</strong>es<br />

In wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Studien wird<br />

auf Probleme in der <strong>Pferde</strong>haltung<br />

hingewiesen. Au<strong>ch</strong> wenn während<br />

den letzten 10 Jahren Verbesserungen<br />

erfolgt sind, werden <strong>Pferde</strong> trotz stark<br />

veränderter und nur no<strong>ch</strong> geringer Nutzung<br />

oft traditionell gehalten (Einzelboxen,<br />

Anbindehaltung). Die tiefe<br />

Lebenserwartung, die Häufigkeit von<br />

<strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en Bes<strong>ch</strong>werden und ni<strong>ch</strong>t therapierbaren<br />

S<strong>ch</strong>äden sowie das Auftreten<br />

von Verhaltensstörungen lassen den<br />

S<strong>ch</strong>luss zu, dass den Ansprü<strong>ch</strong>en von<br />

<strong>Pferde</strong>n an eine tiergere<strong>ch</strong>te Haltung oft<br />

ni<strong>ch</strong>t entspro<strong>ch</strong>en wird.<br />

Boxenhaltung tiergere<strong>ch</strong>t optimieren<br />

Eine optimal gestaltete Boxenhaltung sowie<br />

eine gut geführte Gruppenhaltung<br />

genügen den Ansprü<strong>ch</strong>en (Kasten). Die<br />

Ents<strong>ch</strong>eidung, in wel<strong>ch</strong>er Haltungsform<br />

ein Pferd aufgestallt wird, liegt beim Besitzer.<br />

Er als Betreuungsperson spielt eine<br />

ents<strong>ch</strong>eidende Rolle für das Ausmass<br />

des Wohlbefindens. Es ist wi<strong>ch</strong>tig, dass<br />

er vom gewählten System überzeugt ist.<br />

Eine Boxe sollte mindestens die empfohlenen<br />

Mindestmasse aufweisen und<br />

idealerweise über einen permanent zugängli<strong>ch</strong>en<br />

Auslauf verfügen. So hat das<br />

Pferd die Wahlmögli<strong>ch</strong>keit, si<strong>ch</strong> im Innenoder<br />

im Aussenberei<strong>ch</strong> aufzuhalten. Der<br />

Kontakt zur Umwelt ist wi<strong>ch</strong>tig. Wenn<br />

kein Paddock vorgelagert werden kann,<br />

soll wenigstens eine Öffnung gegen aussen<br />

vorhanden sein (Aussenboxe) und<br />

das Pferd tägli<strong>ch</strong> mehrere Stunden freie<br />

Bewegung auf Weide oder Allwetterplatz<br />

erhalten. Stets geöffnete Fenster oder<br />

Tore sind Voraussetzung für gute stallklimatis<strong>ch</strong>e<br />

Bedingungen und genügende<br />

Li<strong>ch</strong>tverhältnisse.<br />

Ein Pferd hat ein grosses Bedürfnis<br />

na<strong>ch</strong> Sozialkontakt zu Artgenossen. In einer<br />

Boxenhaltung ist Körperkontakt<br />

mögli<strong>ch</strong>, wenn die Trennwände ni<strong>ch</strong>t bis<br />

oben ges<strong>ch</strong>lossen sind. Optimal sind Boxentrennwände,<br />

wel<strong>ch</strong>e auf der halben<br />

Länge nur brustho<strong>ch</strong> und unvergittert,<br />

auf der anderen Länge aber bis obenhin<br />

ges<strong>ch</strong>lossen angebra<strong>ch</strong>t werden. So<br />

kann si<strong>ch</strong> ein Pferd au<strong>ch</strong> vor seinem<br />

Na<strong>ch</strong>bartier zurückziehen. Bei Boxen mit<br />

vorgelagertem Paddock kann der Zaun<br />

zum Na<strong>ch</strong>barpferd so gestaltet werden,<br />

dass im Aussenberei<strong>ch</strong> Körperkontaktund<br />

im Innenberei<strong>ch</strong> Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

bestehen.<br />

Bei unverträgli<strong>ch</strong>en <strong>Pferde</strong>n sollte darauf<br />

gea<strong>ch</strong>tet werden, dass sie ni<strong>ch</strong>t ne-<br />

Eine Haltungsumgebung<br />

ist dann tiergere<strong>ch</strong>t, wenn<br />

Körperfunktionen und<br />

Verhalten der Tiere ni<strong>ch</strong>t<br />

gestört werden und die<br />

Anpassungsfähigkeit ni<strong>ch</strong>t<br />

überfordert wird. Für<br />

<strong>Pferde</strong> bestehen in der<br />

Gesetzgebung kaum<br />

weitere Detailbestimmungen.<br />

Dies soll si<strong>ch</strong> mittels<br />

der revidierten Tiers<strong>ch</strong>utzverordnung,<br />

die si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />

bis November in Vernehmlassung<br />

befindet, ändern.<br />

beneinander aufgestallt werden. Sowohl<br />

das ranghöhere wie au<strong>ch</strong> das rangtiefere<br />

Pferd könnten sonst <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong> unter<br />

sozialem Stress leiden. «Spielsa<strong>ch</strong>en»<br />

zur Unterhaltung und Bes<strong>ch</strong>äftigungsmögli<strong>ch</strong>keit<br />

werden auf dem Markt in allen<br />

Ausführungen angeboten. Über längere<br />

Zeit ist alles interessant, was<br />

beknabbert werden kann (z.B. fris<strong>ch</strong>e ungiftige<br />

Äste und ni<strong>ch</strong>t unbedingt ein teurer<br />

Plastic-Spielball).<br />

Gruppenhaltung bedingt Fa<strong>ch</strong>kenntnisse<br />

Zur Erfüllung der natürli<strong>ch</strong>en Ansprü<strong>ch</strong>e<br />

und Befriedigung der Bedürfnisse<br />

ist die Gruppenhaltung am besten<br />

geeignet. Gut geplant und betreut ist sie<br />

4 <strong>Pferde</strong>haltung 10/06


grundsätzli<strong>ch</strong> für alle Rassen und Nutzungsri<strong>ch</strong>tungen<br />

mögli<strong>ch</strong>. Sie eignet<br />

si<strong>ch</strong> am besten für <strong>Pferde</strong>gruppen, die<br />

über lange Zeit in ihrer Zusammensetzung<br />

stabil bleiben.<br />

Die Gruppenhaltung setzt wesentli<strong>ch</strong><br />

mehr Fa<strong>ch</strong>kenntnis und Zeit für die Tierbeoba<strong>ch</strong>tung<br />

voraus. Ohne das Einhalten<br />

bestimmter Voraussetzungen, bauli<strong>ch</strong>en<br />

Anordnungen und Managementpraktiken<br />

ist ein reibungsloses Funktionieren ni<strong>ch</strong>t<br />

gewährleistet. Eine s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t geführte<br />

Gruppenhaltung kann zu erhebli<strong>ch</strong>en Problemen<br />

führen: Chronis<strong>ch</strong>er sozialer<br />

Stress, keine Erholungsphasen, ungenügende<br />

Bedarfsdeckung dur<strong>ch</strong> Futterneid<br />

und ernste S<strong>ch</strong>äden dur<strong>ch</strong> Verletzungen.<br />

In sol<strong>ch</strong>en Fällen kann ni<strong>ch</strong>t mehr von einer<br />

tiergere<strong>ch</strong>ten <strong>Pferde</strong>haltung gespro<strong>ch</strong>en<br />

werden.<br />

Idealer Mehrraum-Gruppenlaufstall<br />

Es gibt vers<strong>ch</strong>iedene Formen der Gruppenhaltung<br />

von <strong>Pferde</strong>n. Ein Mehrraum-<br />

Gruppenlaufstall setzt si<strong>ch</strong> aus gedecktem<br />

Innenberei<strong>ch</strong> (Liegeberei<strong>ch</strong>),<br />

Aussenberei<strong>ch</strong> und Fütterungsberei<strong>ch</strong><br />

zusammen. Damit dieses System funktioniert,<br />

brau<strong>ch</strong>t es genügend Flä<strong>ch</strong>e und<br />

vor allem eine gute Einteilung der Berei<strong>ch</strong>e.<br />

Es muss stets gewährleistet werden,<br />

dass si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> rangtiefe <strong>Pferde</strong> entspannen<br />

und Konflikten mit Ranghöheren<br />

auswei<strong>ch</strong>en können sowie Zugang zu allen<br />

Berei<strong>ch</strong>en haben. Errei<strong>ch</strong>t wird dies<br />

dur<strong>ch</strong> zwei Zugänge in den Innenberei<strong>ch</strong><br />

und dur<strong>ch</strong> die Vermeidung von Sackgassen<br />

oder Engpässen. Trennwände zur<br />

Strukturierung der Anlage müssen so<br />

ho<strong>ch</strong>gezogen sein, dass si<strong>ch</strong> die <strong>Pferde</strong><br />

dahinter ni<strong>ch</strong>t sehen können.<br />

Bei den meisten Gruppen ist eine individuelle<br />

Fütterung dur<strong>ch</strong> Anbinden,<br />

Fressstände oder Computer-Abruffütterung<br />

notwendig. Einerseits weil die Tiere<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Futteransprü<strong>ch</strong>e haben<br />

und andererseits weil ranghohe <strong>Pferde</strong><br />

die anderen kaum in Ruhe fressen lassen.<br />

In jeder Gruppenanlage muss die<br />

Mögli<strong>ch</strong>keit bestehen, kranke oder neu<br />

zu integrierende <strong>Pferde</strong> abzutrennen. Eine<br />

Notfall- oder Krankenboxe sollte also<br />

vorhanden oder einfa<strong>ch</strong> einzuri<strong>ch</strong>ten<br />

sein.<br />

Kälte bedeutet für die <strong>Pferde</strong> in einem<br />

Mehrraum-Gruppenlaufstall kein Problem.<br />

Zugluft kann in warmen Ställen auftreten,<br />

ni<strong>ch</strong>t aber in offenen Ställen mit<br />

Aussenklima. <strong>Pferde</strong> im Offenstall entwickeln<br />

ein sehr di<strong>ch</strong>tes Winterfell, das bei<br />

intensivem Training sofort nass ges<strong>ch</strong>witzt<br />

wird und nur langsam trocknet.<br />

Dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>eren und Eindecken der <strong>Pferde</strong><br />

kann diesem Problem jedo<strong>ch</strong> Abhilfe<br />

ges<strong>ch</strong>affen werden.<br />

Vorsi<strong>ch</strong>t bei Gruppenintegration Eine<br />

<strong>Pferde</strong>gruppe ist ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> das Zusammensein<br />

von mehreren si<strong>ch</strong> unbekannten<br />

Tieren auf einer begrenzten Flä<strong>ch</strong>e.<br />

Eine Gruppe besteht dann, wenn die<br />

<strong>Pferde</strong> Zeit haben, si<strong>ch</strong> kennen zu lernen,<br />

eine Rangordnung festzulegen und<br />

über einen längeren Zeitraum zusammenleben.<br />

Anspru<strong>ch</strong>svoll ist die vorsi<strong>ch</strong>tige<br />

Integration neuer <strong>Pferde</strong> in die Gruppe.<br />

Zuerst wird das neue Pferd einzeln,<br />

aber mit Kontaktmögli<strong>ch</strong>keit zur Gruppe<br />

gehalten. Ans<strong>ch</strong>liessend wird es mit einem<br />

verträgli<strong>ch</strong>en Mitglied der bestehenden<br />

Gruppe zusammengelassen, bis<br />

es dann stundenweise mit der ganzen<br />

Gruppe läuft. Das neue Pferd soll bereits<br />

vorher die Mögli<strong>ch</strong>keit haben, die ganze<br />

Anlage ohne Beisein der anderen <strong>Pferde</strong><br />

kennen zu lernen. Es gibt kaum Empfehlungen,<br />

wie lange eine Integration dauern<br />

muss. Je na<strong>ch</strong> Pferd und je na<strong>ch</strong><br />

Gruppe kann dies zwis<strong>ch</strong>en einigen Tagen<br />

und einigen Monaten dauern.<br />

Es kann und muss ni<strong>ch</strong>t verlangt werden,<br />

bei <strong>Pferde</strong>n in Gruppenhaltung auf<br />

den Hufbes<strong>ch</strong>lag zu verzi<strong>ch</strong>ten, au<strong>ch</strong><br />

wenn die Folgen eines Huftrittes mit Eisen<br />

natürli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>werwiegender sind als<br />

jene eines Tritts unbes<strong>ch</strong>lagener Hufe. In<br />

einer funktionierenden Gruppenhaltung<br />

ist das Risiko ernster S<strong>ch</strong>lagverletzungen<br />

klein.<br />

Anders sieht die Situation bei der Integration<br />

eines fremden <strong>Pferde</strong>s in eine<br />

bestehende Gruppe aus. Jeder <strong>Pferde</strong>halter<br />

muss selber abwägen, ob er für<br />

diese Zeit zumindest die hinteren Eisen<br />

der <strong>Pferde</strong> entfernen will. ■<br />

<strong>Pferde</strong>haltung<br />

Abbildung 2:<br />

<strong>Pferde</strong>gere<strong>ch</strong>te<br />

Boxenhaltung.<br />

(Fotos I. Ba<strong>ch</strong>mann)<br />

Voraussetzung für tiergere<strong>ch</strong>te <strong>Pferde</strong>haltung:<br />

• Si<strong>ch</strong>tkontakt zu Artgenossen, besser no<strong>ch</strong> Körperkontakt und<br />

Rückzugsmögli<strong>ch</strong>keit.<br />

• Mögli<strong>ch</strong>st viel Bewegung, der Grossteil davon als selbstbestimmte<br />

Bewegung im Freien (Auslauf/Weidegang).<br />

• Stallluft hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Temperatur, Luftfeu<strong>ch</strong>tigkeit, S<strong>ch</strong>adgas- und<br />

Staubkonzentration der Qualität der Aussenluft entspre<strong>ch</strong>end.<br />

• Natürli<strong>ch</strong>es Tagesli<strong>ch</strong>t: Beleu<strong>ch</strong>tungsstärke im Tierberei<strong>ch</strong> tagsüber<br />

mindestens 15 Lux.<br />

• Den Mindestflä<strong>ch</strong>en entspre<strong>ch</strong>ende, dem Wärme- und Si<strong>ch</strong>erheitsbedürfnis<br />

genügende, trockene und saubere Liegeberei<strong>ch</strong>e.<br />

• Teilnahme am Umweltges<strong>ch</strong>ehen, Bes<strong>ch</strong>äftigungsmögli<strong>ch</strong>keit.<br />

• Den physiologis<strong>ch</strong>en und ethologis<strong>ch</strong>en Bedürfnissen der Tiere<br />

entspre<strong>ch</strong>ende Ernährung: Häufige Aufnahme kleinerer Mengen<br />

rei<strong>ch</strong> strukturierten Raufutters und fris<strong>ch</strong>en Wassers.<br />

Weiterführende Literatur:<br />

http://www.bvet.admin.<strong>ch</strong>/tiers<strong>ch</strong>utz/00230/index.html?lang=de<br />

<strong>Pferde</strong>haltung 10/06 5


UFA-Revue Spezial<br />

Fütterungsbedingte<br />

Störungen<br />

Für die erfolgrei<strong>ch</strong>e Betreuung eines<br />

Tiers ist es unerlässli<strong>ch</strong>, si<strong>ch</strong> mit<br />

dessen Natur zu befassen. Bezügli<strong>ch</strong><br />

der <strong>Pferde</strong>fütterung ist daran zu denken,<br />

dass das Perd erst vor etwa 6000<br />

Jahren domestiziert wurde und es zuvor<br />

vermutli<strong>ch</strong> nur darum ni<strong>ch</strong>t ausgerottet<br />

wurde, weil es wegen des Nahrungsbedarfs<br />

nie ein Konkurrent des Rinds war.<br />

Es ist unter den Pflanzenfressern am<br />

besten angepasst für die Verwertung<br />

von Futter mit geringstem Eiweiss- und<br />

grösstem Rohfasergehalt. Zudem kann<br />

das Pferd ohne stundenlange Ruhepausen<br />

fürs Fermentieren Zellulose abbauen,<br />

weil es als Flu<strong>ch</strong>ttier ja unvermittelt<br />

losrennen können musste.<br />

Natürli<strong>ch</strong>e Futteraufnahme bea<strong>ch</strong>ten<br />

Diese Voraussetzungen sind beim<br />

Füttern immer zu bea<strong>ch</strong>ten: Einerseits<br />

brau<strong>ch</strong>t das Pferd viel Rohfasern und anderseits<br />

häufige kleinere Mahlzeiten. Sein<br />

Verdauungstrakt ist auf diese Art und Weise<br />

der Futteraufnahme angelegt. Die Motilität<br />

des Darms für die Dur<strong>ch</strong>mis<strong>ch</strong>ung<br />

und Fortbewegung des Inhalts wird beispielsweise<br />

gesteuert dur<strong>ch</strong> Rezeptoren<br />

in der Darmwand. Die dafür erforderli<strong>ch</strong>e<br />

Dehnung kann nur dur<strong>ch</strong> ein gewisses Volumen<br />

errei<strong>ch</strong>t werden, wozu in erster Linie<br />

die Struktur des Raufutters dient. Daneben<br />

haben <strong>Pferde</strong> einen relativ kleinen<br />

Magen, und die meisten Teile des Magen-<br />

Darm-Traktes produzieren S<strong>ch</strong>leim, um<br />

si<strong>ch</strong> vor Selbstverdauung zu s<strong>ch</strong>ützen<br />

und das Gleiten des Inhalts zu erlei<strong>ch</strong>tern.<br />

Diese Voraussetzungen fordern aber<br />

ni<strong>ch</strong>t nur eine mindestens dreimalige<br />

Verabrei<strong>ch</strong>ung eines relativ gehaltarmen<br />

und voluminösen Futters. Überdies muss<br />

auf die ri<strong>ch</strong>tige Reihenfolge bei der Fütterung<br />

gea<strong>ch</strong>tet werden:<br />

1. Zuerst Raufutter und Tränken<br />

(wenn keine Selbsttränke da ist)<br />

Hanspeter Meier,<br />

<strong>Pferde</strong>klinik der Universität Bern, 3012 Bern<br />

2. Kurzfutter, etwa 3 ⁄4 Stunden später.<br />

Dur<strong>ch</strong> die Gabe von Raufutter an erster<br />

Stelle wird das Hungergefühl abges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t<br />

und die <strong>Pferde</strong> fressen das<br />

Kurzfutter na<strong>ch</strong>her ruhiger und langsamer.<br />

Sie kauen dadur<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> besser und<br />

dur<strong>ch</strong> die Aufnahme der trockenen Rohfasern<br />

wird die Produktion von Spei<strong>ch</strong>el<br />

angeregt. Dieser wei<strong>ch</strong>t das Futter auf<br />

und beeinflusst den Säuregrad im Verdauungstrakt<br />

günstig; zudem wird die<br />

Produktion von S<strong>ch</strong>leim angeregt.<br />

Kolik kann tödli<strong>ch</strong> enden Die häufigsten<br />

Koliken, die in direktem Zusammenhang<br />

mit der Fütterung stehen, sind<br />

Ans<strong>ch</strong>oppungen und Fehlgärungen, die<br />

alleine oder vergesells<strong>ch</strong>aftet vorkommen<br />

können. Für gewöhnli<strong>ch</strong> können sol<strong>ch</strong>e<br />

Probleme erfolgrei<strong>ch</strong> behandelt werden,<br />

aber man<strong>ch</strong>mal führen sie au<strong>ch</strong> zu<br />

lebensbedrohli<strong>ch</strong>en Situationen (Verlagerungen,<br />

Knickungen, Verdrehungen<br />

des Darms).<br />

Zu Verstopfungen (Ans<strong>ch</strong>oppungen,<br />

Obstipationen) kann es aus diversen<br />

Koliken, Magen- und<br />

Darmges<strong>ch</strong>würe und<br />

Hufrehe gehören zu den<br />

häufigsten Leiden beim<br />

Pferd. Sie stehen in<br />

engem Zusammenhang<br />

mit der Fütterung, sind in<br />

der Regel aufwändig zu<br />

therapieren und können<br />

oft ni<strong>ch</strong>t mit Erfolg<br />

behandelt werden. Eine<br />

Vorbeuge drängt si<strong>ch</strong> auf,<br />

ist aber nur mögli<strong>ch</strong>,<br />

wenn man mit dem Wesen<br />

dieser Krankheiten und<br />

der Fütterung vertraut ist.<br />

Abbildung 1:<br />

Röntgenbild einer <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en<br />

Hufrehe: Normalerweise liegen<br />

die Konturen des Hufbeins<br />

parallel zum Horns<strong>ch</strong>uh. Bei<br />

einer Hufreh löst si<strong>ch</strong> das<br />

Hufbein von der Zehenwand und<br />

rotiert na<strong>ch</strong> unten zur Sohle hin.<br />

Sol<strong>ch</strong> ein Pferd ist für den Rest<br />

seines Lebens beeinträ<strong>ch</strong>tigt und<br />

brau<strong>ch</strong>t Spezialbes<strong>ch</strong>läge.<br />

(Bilder: <strong>Pferde</strong>klinik Uni Bern)<br />

6 <strong>Pferde</strong>haltung 10/06


Gründen kommen. Mangel an Bewegung,<br />

Wasser und Struktur des Futters<br />

sind die häufigsten Ursa<strong>ch</strong>en; S<strong>ch</strong>ädigungen<br />

des Darmtrakts dur<strong>ch</strong> Würmer<br />

(v.a. Strongyliden) kommen au<strong>ch</strong> vor.<br />

Wenn zu wenig Rohfasern da sind,<br />

wel<strong>ch</strong>e die Darmbewegung anregen sollten,<br />

wird der Nahrungsbrei zu langsam<br />

fortbewegt – was sowohl zu Ans<strong>ch</strong>oppungen<br />

wie au<strong>ch</strong> zu Fehlgärungen führt.<br />

Letztere haben eine verstärkte Bildung<br />

von Gas und somit s<strong>ch</strong>merzhafte Blähungen<br />

zur Folge. Fehlgärungen und Blähungen<br />

(Meteorismus) können jedo<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> primär auftreten und zu Kolik führen.<br />

Bekannt dafür sind abrupte Futterwe<strong>ch</strong>sel,<br />

weil dadur<strong>ch</strong> das Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t<br />

der Darmbakterien gestört wird, und anderseits<br />

die Aufnahme von jungem Gras.<br />

Dieses ist gärfreudig und hat überdies einen<br />

tiefen Gehalt an Kalzium, das für die<br />

Muskeltätigkeit unentbehrli<strong>ch</strong> ist. Heu<br />

hingegen ist rei<strong>ch</strong> an Kalzium – und somit<br />

füttert man dem Pferd selbst im Frühling<br />

zuerst Heu, bevor es auf die Weide<br />

geht und dort den Heisshunger mit wenig<br />

strukturiertem Gras stillt.<br />

Verglei<strong>ch</strong>bare Probleme kennt man<br />

beim Sportpferd, das viel Energie<br />

brau<strong>ch</strong>t, ihm wegen der etwas umständli<strong>ch</strong>en<br />

Fütterung von Raufutter mit grossem<br />

Platzbedarf (besonders auf Transporten)<br />

dann aber zu wenig Rohfasern<br />

verabrei<strong>ch</strong>t werden. Das Kraftfutter wird<br />

mangels Stimulierung der Darmwand<br />

ni<strong>ch</strong>t ras<strong>ch</strong> genug weiter befördert und<br />

au<strong>ch</strong> da kommt es neben Ans<strong>ch</strong>oppungen<br />

zu Fehlgärungen, die zu Drehungen<br />

des Darms und s<strong>ch</strong>limmstenfalls zum<br />

Tod führen können.<br />

Hufrehe hat viele Ursa<strong>ch</strong>en Die Hufrehe<br />

kann viele Ursa<strong>ch</strong>en haben, darunter<br />

häufig au<strong>ch</strong> Fütterungsfehler. Das genaue<br />

Krankheitsges<strong>ch</strong>ehen ist na<strong>ch</strong> wie<br />

vor unklar und der Verlauf ist für gewöhnli<strong>ch</strong><br />

ungünstig. Sowohl bei Fütterungsfehlern<br />

und andern Ursa<strong>ch</strong>en nimmt<br />

man an, dass dur<strong>ch</strong> Bakterien Giftstoffe<br />

produziert werden, wel<strong>ch</strong>e die Dur<strong>ch</strong>blutung<br />

in der Huflederhaut beeinträ<strong>ch</strong>tigen.<br />

Dadur<strong>ch</strong> entstehen ho<strong>ch</strong>gradige S<strong>ch</strong>merzen<br />

in den Hufwänden, vorwiegend in der<br />

Zehenwand der Vorderhufe. Die betroffenen<br />

<strong>Pferde</strong> stellen die warmen Hufe vor<br />

und fussen auf den Tra<strong>ch</strong>ten. Sie sind<br />

stark lahm und haben Wendes<strong>ch</strong>merz.<br />

S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> löst si<strong>ch</strong> das Hufbein von sei-<br />

ner Aufhängung im Huf, rotiert na<strong>ch</strong> unten<br />

oder senkt si<strong>ch</strong> sogar ganz ab. Im<br />

günstigeren Fall hat man dann ein <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong><br />

lahmes Pferd, das wegen Störungen<br />

im Hornwa<strong>ch</strong>stum in Zukunft Spezialbes<strong>ch</strong>läge<br />

brau<strong>ch</strong>t, aber es muss ni<strong>ch</strong>t<br />

selten au<strong>ch</strong> euthanasiert werden.<br />

Eine ursä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Therapie ist ni<strong>ch</strong>t<br />

mögli<strong>ch</strong> und beim Auftreten von Symptomen<br />

ist das Ges<strong>ch</strong>ehen bereits (zu)<br />

weit fortges<strong>ch</strong>ritten. Au<strong>ch</strong> hier muss unbedingt<br />

vorgebeugt werden und man<br />

muss si<strong>ch</strong> bewusst sein, dass vor allem<br />

die Überfütterung mit Kohlenhydraten im<br />

Kraftfutter und im jungen Gras (Fruktane)<br />

sehr gefährli<strong>ch</strong> ist. Es ist darauf zu a<strong>ch</strong>ten,<br />

die <strong>Pferde</strong> ni<strong>ch</strong>t zu überfüttern, insbesondere<br />

ni<strong>ch</strong>t mit Gerste, und dass<br />

die <strong>Pferde</strong> keinen Zugang zur Futterkammer<br />

haben.<br />

Daneben kann au<strong>ch</strong> hier ein Futterwe<strong>ch</strong>sel<br />

Ursa<strong>ch</strong>e sein, wiederum wegen<br />

einer Störung des bakteriellen Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>ts<br />

im Darm. Bei Weidegang müssen<br />

die <strong>Pferde</strong> langsam -– über 8 bis 10 Tage<br />

– ans Gras gewöhnt werden, je na<strong>ch</strong><br />

Bewu<strong>ch</strong>s oder S<strong>ch</strong>nitt von stündigem bis<br />

tägigem Weidegang.<br />

Magen- und Darmges<strong>ch</strong>würe nehmen<br />

zu Ulzera (Ges<strong>ch</strong>würe) gehören<br />

heute zu den häufigsten Problemen im<br />

Verdauungstrakt des <strong>Pferde</strong>s. Die rapportierten<br />

Frequenzen von etwa 30 bis<br />

zu 90% sind ers<strong>ch</strong>reckend ho<strong>ch</strong>, und als<br />

wi<strong>ch</strong>tigste Ursa<strong>ch</strong>en gelten neben<br />

Stress au<strong>ch</strong> Fütterungsfehler. Bezügli<strong>ch</strong><br />

der Fütterung bestehen die glei<strong>ch</strong>en<br />

Mängel wie bei den Ursa<strong>ch</strong>en für Koliken,<br />

indem in erster Linie zu wenig struktu-<br />

riertes Futter verabrei<strong>ch</strong>t und die Reihenfolge<br />

bei der Fütterung ni<strong>ch</strong>t bea<strong>ch</strong>tet<br />

wird. Wenn man zuerst Raufutter gibt,<br />

dann wird sowohl Spei<strong>ch</strong>el wie S<strong>ch</strong>leim<br />

gebildet. Der basis<strong>ch</strong>e Spei<strong>ch</strong>el puffert<br />

und neutralisiert übers<strong>ch</strong>üssige Säure,<br />

und der S<strong>ch</strong>leim s<strong>ch</strong>ützt die Wände von<br />

Magen und Darm vor Selbstverdauung.<br />

Falls man aber zuerst Kraftfutter verabrei<strong>ch</strong>t,<br />

so übersäuert der Mageninhalt<br />

und die S<strong>ch</strong>leimhaut wird angegriffen.<br />

Stress verleitet zu hastigem Fressen mit<br />

zu geringer S<strong>ch</strong>leim- und Spei<strong>ch</strong>elproduktion<br />

und daraus resultierender Übersäuerung.<br />

Wegen der Häufung von Ulzera bei<br />

<strong>Pferde</strong>n im Training wird vermutet, dass<br />

bei der Arbeit Mageninhalt «aufgewirbelt»<br />

und er dur<strong>ch</strong> Druck na<strong>ch</strong> oben gepresst<br />

wird. Diese Erklärungsversu<strong>ch</strong>e<br />

werden aber ni<strong>ch</strong>t von allen als überzeugend<br />

era<strong>ch</strong>tet und das Fasten von <strong>Pferde</strong>n<br />

vor einer Anstrengung hat ja au<strong>ch</strong><br />

zur Folge, dass si<strong>ch</strong> Magensäure ansammeln<br />

kann und die Aufwirbelung in einem<br />

leeren Magen besser mögli<strong>ch</strong> ist.<br />

Au<strong>ch</strong> da spielen vers<strong>ch</strong>iedene Faktoren<br />

eine Rolle, Fütterungsfehler sind<br />

aber am wi<strong>ch</strong>tigsten. Es muss darum<br />

dringend daran erinnert werden, dass<br />

mehrere kleine Mahlzeiten nötig sind.<br />

Wenn die Ration beispielsweise nur auf<br />

zwei Gaben aufgeteilt wird, dann kommt<br />

es zu einer übermässigen Füllung des<br />

Magens. Dies hat zur Folge, dass der<br />

Spiegel der Magensäure na<strong>ch</strong> oben über<br />

den Berei<strong>ch</strong> der Drüsens<strong>ch</strong>leimhaut<br />

steigt und die unges<strong>ch</strong>ützte S<strong>ch</strong>leimhaut<br />

s<strong>ch</strong>ädigt; des Weitern verzögern grosse<br />

Mengen die Magenentleerung. ■<br />

<strong>Pferde</strong>haltung<br />

Abbildung 2:<br />

Drehung des Dickdarms<br />

(Torsio coli)<br />

bei einem Fohlen.<br />

Links sieht man den<br />

rosafarbenen, gasgefüllten<br />

Blinddarm<br />

und re<strong>ch</strong>ts den<br />

dunkelroten abgestorbenen<br />

Dickdarm.<br />

<strong>Pferde</strong>haltung 10/06 7


UFA-Revue Spezial<br />

«Innere» Werte ents<strong>ch</strong>eiden<br />

Abbildung 1:<br />

Im Fohlen sind die<br />

Eigens<strong>ch</strong>aften von<br />

Stute und Hengst<br />

vereint.<br />

Stefan Rieder, S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule für Landwirts<strong>ch</strong>aft, 3052 Zollikofen<br />

Pierre-André Poncet, S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>es Nationalgestüt, 1580 Aven<strong>ch</strong>es<br />

Grössere Konkurrenz zwis<strong>ch</strong>en den<br />

Rassenorganisationen und freiere<br />

Märkte sind die Konsequenz eines liberaleren<br />

Umfelds. Au<strong>ch</strong> das Umfeld der<br />

bäuerli<strong>ch</strong> geprägten <strong>Pferde</strong>zu<strong>ch</strong>t in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz hat si<strong>ch</strong> in den letzten Jahren<br />

verändert. Der <strong>Pferde</strong>sportler ist eine<br />

junge Reiterin (von den brevetierten Reitern<br />

sind 90 % Frauen und 10 % Männer,<br />

rund 70 % der Frauen sind jünger als 20<br />

Jahre). Dies hat letztli<strong>ch</strong> Einfluss auf die<br />

Ansprü<strong>ch</strong>e der Kunden. Breite Bevölkerungss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

betreiben eine Vielzahl<br />

von Aktivitäten mit <strong>Pferde</strong>n. Damit entstehen<br />

neue Reitweisen, Trainingsmethoden,<br />

Sportarten und eben Rassen,<br />

die si<strong>ch</strong> für spezifis<strong>ch</strong>e Nutzungen besonders<br />

eignen. Diese Entwicklung lässt<br />

si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> mit Zahlen darstellen. Die Zahl<br />

der Equiden (<strong>Pferde</strong>artige: Pferd, Esel,<br />

Halbesel, Zebras und Hybriden) in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz hat in den letzten 20 Jahren um<br />

Tabelle: Struktur eines Zu<strong>ch</strong>tprogramms<br />

mehr als 44 % zugenommen. Dabei haben<br />

die «klassis<strong>ch</strong>en» <strong>Pferde</strong>rassen einen<br />

Anstieg von rund 36 % erzielt,<br />

«neuere» Rassen wie Ponys, Kleinpferde<br />

Prozess Bes<strong>ch</strong>reibung<br />

Zu<strong>ch</strong>tziel Leistungsniveau vers<strong>ch</strong>iedenster Merkmale, wel<strong>ch</strong>es in einer<br />

<strong>Pferde</strong>population in den kommenden Generationen errei<strong>ch</strong>t<br />

werden mö<strong>ch</strong>te<br />

Herdebu<strong>ch</strong> Erfassung der <strong>Pferde</strong> einer Population mit Identität und<br />

Abstammung<br />

Leistungen Erfassung der Leistungen von <strong>Pferde</strong>n aus der Population<br />

(Phänotypen vers<strong>ch</strong>iedenster Merkmale; z.B. Exterieur,<br />

Leistungsprüfungen)<br />

Zu<strong>ch</strong>twerts<strong>ch</strong>ätzung / S<strong>ch</strong>ätzung des genetis<strong>ch</strong>en Wertes der <strong>Pferde</strong> für vers<strong>ch</strong>ie-<br />

Genotypisierung denste Merkmale (z.B. Exterieur, Feldtest) aufgrund der<br />

erfassten Leistungen und der Verwandts<strong>ch</strong>aftsbeziehungen.<br />

In Zukunft zusätzli<strong>ch</strong> Bestimmung einzelner Gene mit bekannter<br />

Wirkung<br />

Selektion Rangierung und Wahl der besten männli<strong>ch</strong>en und weibli<strong>ch</strong>en<br />

Zu<strong>ch</strong>ttiere<br />

Anpaarung Paarung der besten Zu<strong>ch</strong>ttiere zur Erzeugung der nä<strong>ch</strong>sten<br />

Generation<br />

Zu<strong>ch</strong>tforts<strong>ch</strong>ritt Differenz zwis<strong>ch</strong>en dem Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt des Zu<strong>ch</strong>twertes der<br />

Eltern und des Zu<strong>ch</strong>twertes der Folgegeneration. Allenfalls<br />

gezielte Förderung / Minderung einzelner Gene dur<strong>ch</strong><br />

Information aus Gentests<br />

Nutzung des Weiterzu<strong>ch</strong>t mit den besten Tieren<br />

Zu<strong>ch</strong>tforts<strong>ch</strong>ritts<br />

Die S<strong>ch</strong>weizer <strong>Pferde</strong>zu<strong>ch</strong>t<br />

war in den letzten<br />

Jahren geprägt von<br />

Veränderungen. Die einst<br />

ges<strong>ch</strong>ützten Zu<strong>ch</strong>torganisationen<br />

wurden<br />

dur<strong>ch</strong> die revidierte Tierzu<strong>ch</strong>tverordnung<br />

im Jahre<br />

1998 auf eigene Füsse<br />

gestellt. Neben den<br />

ursprüngli<strong>ch</strong> wenigen<br />

staatli<strong>ch</strong> anerkannten<br />

Rassen – Freiberger,<br />

S<strong>ch</strong>weizer Sportpferd und<br />

Haflinger – sind heute<br />

rund 23 anerkannte<br />

<strong>Pferde</strong>zu<strong>ch</strong>torganisationen<br />

aktiv.<br />

und Esel ihren Anteil aber mehr als verdoppelt<br />

(Anstieg von rund 89 %).<br />

<strong>Pferde</strong>zu<strong>ch</strong>t ist ein kontinuierli<strong>ch</strong>er,<br />

langsamer Prozess, der na<strong>ch</strong> einer definierten<br />

Struktur (Tabelle) abläuft. Einfluss<br />

auf den Zu<strong>ch</strong>tforts<strong>ch</strong>ritt haben die<br />

Erbli<strong>ch</strong>keit des entspre<strong>ch</strong>enden Merkmals<br />

und sein Vorkommen in der Population,<br />

die Anzahl Elterntiere, die für die<br />

Zeugung der nä<strong>ch</strong>sten Generation nötig<br />

sind, sowie deren dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>es Alter.<br />

Die von Zu<strong>ch</strong>torganisationen geführten<br />

Herdebü<strong>ch</strong>er mit Informationen über<br />

Abstammung sowie zu den Beoba<strong>ch</strong>tungen<br />

für diverse Leistungsmerkmale (z.B.<br />

lineare Bes<strong>ch</strong>reibung, Feldtest, Farben)<br />

dienen als Grundlage für die S<strong>ch</strong>ätzung<br />

von Populationsparametern und für die<br />

Zu<strong>ch</strong>twerts<strong>ch</strong>ätzung.<br />

Ents<strong>ch</strong>eidend ist der genetis<strong>ch</strong>e<br />

Wert Im Zentrum der zü<strong>ch</strong>teris<strong>ch</strong>en Aktivität<br />

steht ni<strong>ch</strong>t das äussere Ers<strong>ch</strong>einungsbild<br />

eines <strong>Pferde</strong>s oder seine individuelle<br />

Leistungsfähigkeit (Phänotyp),<br />

sondern das Potenzial, die für den Zü<strong>ch</strong>ter<br />

relevanten Eigens<strong>ch</strong>aften an seine<br />

Na<strong>ch</strong>kommen weiterzugeben. Das gene-<br />

10 <strong>Pferde</strong>haltung 10/06


Grafik: Überdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>er (links) und unterdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>er (re<strong>ch</strong>ts) Vererber weisser Abzei<strong>ch</strong>en<br />

(Populationsmittel beim Indexwert 100, Standardabwei<strong>ch</strong>ung 20)<br />

20 40 60 80 100 120 140 160 180 87/446<br />

tis<strong>ch</strong>e Potenzial ist meistens äusserli<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t erkennbar. Die Zu<strong>ch</strong>twerts<strong>ch</strong>ätzung<br />

erlaubt es aber mit statistis<strong>ch</strong>en Modellen,<br />

den genetis<strong>ch</strong>en Wert eines <strong>Pferde</strong>s<br />

zu s<strong>ch</strong>ätzen. In diese S<strong>ch</strong>ätzungen fliessen<br />

Abstammungsdaten und Informationen<br />

von eigenen Leistungen und sol<strong>ch</strong>er<br />

verwandter <strong>Pferde</strong> ein. Der Phänotyp ist<br />

dur<strong>ch</strong> Genetik und Umwelt geprägt. Systematis<strong>ch</strong>e<br />

Umwelteinflüsse wie Haltung,<br />

Betrieb, Experte, Reiter, Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t des<br />

<strong>Pferde</strong>s, Ort und Jahr der Prüfung können<br />

im Auswertungsmodell berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />

und damit die Genetik des <strong>Pferde</strong>s von<br />

diesen Einflüssen weitgehend getrennt<br />

werden. Dies erlaubt eine Annäherung an<br />

das wahre, letztli<strong>ch</strong> aber unbekannte genetis<strong>ch</strong>e<br />

Leistungsvermögen (Genotyp)<br />

eines Zu<strong>ch</strong>ttiers. Aufgrund der Zu<strong>ch</strong>twerte<br />

lassen si<strong>ch</strong> Elterntiere rangieren und<br />

na<strong>ch</strong> den Präferenzen der Zü<strong>ch</strong>ter gezielter<br />

anpaaren. Die Rangierung erlaubt<br />

eine Aussage über die genetis<strong>ch</strong>e Qualität<br />

eines Zu<strong>ch</strong>tpferdes für eine bestimmte<br />

Eigens<strong>ch</strong>aft im Verglei<strong>ch</strong> zu anderen<br />

Tieren der Population. Jedo<strong>ch</strong> ist Folgendes<br />

zu bea<strong>ch</strong>ten: Zu<strong>ch</strong>twerte für Merkmale<br />

einer Rasse lassen si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mit jenen<br />

einer anderen Rasse verglei<strong>ch</strong>en, da<br />

diese Zu<strong>ch</strong>twerte ja auf einer jeweils anderen<br />

Datengrundlage beruhen.<br />

Zu<strong>ch</strong>twerts<strong>ch</strong>ätzung in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

Seit dem Jahre 2004 bere<strong>ch</strong>net die «Arbeitsgruppe<br />

<strong>Pferde</strong>genetik CH», bestehend<br />

aus Mitarbeitern der SHL Zollikofen<br />

und des S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Nationalgestüts<br />

Aven<strong>ch</strong>es, Zu<strong>ch</strong>twerte. Dies ges<strong>ch</strong>ieht<br />

in Zusammenarbeit mit dem<br />

Zu<strong>ch</strong>tverband CH-Sportpferd sowie seit<br />

2006 au<strong>ch</strong> mit dem Freiberger-Zu<strong>ch</strong>t-<br />

Index Total 170<br />

Kopf<br />

Vorne<br />

Hinten<br />

179<br />

(88.3 %)<br />

173<br />

(81.7 %)<br />

143<br />

(84.2 %)<br />

verband. Ausgewertet werden beim CH-<br />

Sportpferd Merkmale der linearen Bes<strong>ch</strong>reibung<br />

(Exterieur) sowie der Grundgangarten<br />

(S<strong>ch</strong>ritt, Trab, Galopp) und<br />

des Springens (Feldtest, Promotion, Freispringen).<br />

Beim Freiberger stehen Zu<strong>ch</strong>twerte<br />

für Merkmale der linearen Bes<strong>ch</strong>reibung<br />

sowie des Feldtests zur<br />

Verfügung. Als Besonderheit für diese<br />

Rasse darf der Zu<strong>ch</strong>twert für die Vererbung<br />

weisser Abzei<strong>ch</strong>en erwähnt werden.<br />

Weisse Abzei<strong>ch</strong>en gelten als ni<strong>ch</strong>trassetypis<strong>ch</strong>.<br />

Die Rangierung von<br />

Elterntieren na<strong>ch</strong> ihrem Vermögen, viel<br />

oder wenig Weiss in den Na<strong>ch</strong>kommen<br />

zu hinterlassen, erlaubt es in Zukunft,<br />

dieses Merkmal in der Population besser<br />

zu kontrollieren. Der Freiberger ist vermutli<strong>ch</strong><br />

die erste <strong>Pferde</strong>rasse weltweit,<br />

die einen Zu<strong>ch</strong>twert für ein Farbmerkmal<br />

ausweisen kann (Grafik).<br />

Relativer Wert ist ents<strong>ch</strong>eidend<br />

Zu<strong>ch</strong>twerte können in absoluten Werten<br />

(cm, Note, kg, Sekunden) oder in relativen<br />

Werten (Mittelwert der Population für<br />

das Merkmal wird z.B. 100 gesetzt) angegeben<br />

werden. Die relative Position eines<br />

Einzeltiers im Verglei<strong>ch</strong> zum Populationsmittel<br />

sagt mehr als ein absoluter<br />

Wert. Da wird nämli<strong>ch</strong> ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, wo ein<br />

Zu<strong>ch</strong>tpferd im Verglei<strong>ch</strong> zu den anderen<br />

steht. Diese Rangierung dient, wie erwähnt,<br />

letztli<strong>ch</strong> dem Selektions- oder<br />

dem Paarungsents<strong>ch</strong>eid. Weiter können<br />

Einzelzu<strong>ch</strong>twerte gruppiert als Index publiziert<br />

werden (z.B. Gesamtzu<strong>ch</strong>twerte<br />

Promotion, Grundgangarten, Abzei<strong>ch</strong>en).<br />

Dies erlaubt dem Zü<strong>ch</strong>ter eine<br />

Rangierung und Selektion von Elterntieren<br />

auf Basis von Merkmalsgruppen und<br />

20 40 60 80 100 120 140 160 180 60/197<br />

Index Total 71<br />

ni<strong>ch</strong>t nur von Einzelmerkmalen.<br />

Zu<strong>ch</strong>twert als wi<strong>ch</strong>tiges Hilfsmittel<br />

Insgesamt sind Zu<strong>ch</strong>twerte wertvolle Managementinstrumente<br />

und bieten dem<br />

Zü<strong>ch</strong>ter eine objektivere Information zu<br />

seinen Tieren als phänotypis<strong>ch</strong>e Beoba<strong>ch</strong>tungen.<br />

Mit den statistis<strong>ch</strong>en Modellen<br />

ergeben si<strong>ch</strong> Zu<strong>ch</strong>twerte für alle Tiere<br />

der Population. So erhalten <strong>Pferde</strong><br />

über die Verwandtenleistung au<strong>ch</strong> für<br />

Merkmale einen Zu<strong>ch</strong>twert, die ni<strong>ch</strong>t an<br />

den Tieren selber beoba<strong>ch</strong>tet wurden.<br />

Gentests Neben der quantitativen Auswertung<br />

von Eigens<strong>ch</strong>aften aus Daten<br />

der Feldprüfungen, Stationstests oder<br />

aus Wettkämpfen liegen für die Zü<strong>ch</strong>ter<br />

zunehmend au<strong>ch</strong> Informationen aus der<br />

direkten Erfors<strong>ch</strong>ung des Erbguts vor.<br />

So sind direkte Gentests für bestimmte<br />

Fellfarbvarianten wie Fu<strong>ch</strong>s, Braun,<br />

S<strong>ch</strong>warz, Tobiano-S<strong>ch</strong>eckung, Palomino,<br />

Buckskin und Cremello verfügbar. Au<strong>ch</strong><br />

für einige Erbkrankheiten gibt es bereits<br />

direkte Gentests. Daneben lassen si<strong>ch</strong><br />

genetis<strong>ch</strong> bedingte Fru<strong>ch</strong>tbarkeitsstörungen,<br />

verursa<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong> Veränderungen<br />

an den Chromosomen, im Labor<br />

feststellen. International laufen Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

im Berei<strong>ch</strong> der genetis<strong>ch</strong>en<br />

Ursa<strong>ch</strong>en von Muskelerkrankungen,<br />

Wa<strong>ch</strong>stumsstörungen des Skeletts,<br />

Atemwegserkrankungen und Allergien.<br />

Weltweit nimmt die Information aus dem<br />

Erbgut laufend zu. Die vollständige Entzifferung<br />

des genetis<strong>ch</strong>en Codes beim<br />

Pferd ist im Gang. Es ist zu hoffen, dass<br />

diese Information bald allen Zü<strong>ch</strong>tern zu<br />

Gute kommt und in laufende Zu<strong>ch</strong>tprogramme<br />

eingebaut werden kann. ■<br />

<strong>Pferde</strong>haltung<br />

<strong>Pferde</strong>haltung 10/06 11<br />

Kopf<br />

Vorne<br />

Hinten<br />

72<br />

(87.3 %)<br />

72<br />

80 %)<br />

76<br />

(82.7 %)


UFA-Revue Spezial<br />

In der bäuerli<strong>ch</strong>en <strong>Pferde</strong>haltung ist<br />

die Pensionspferdehaltung eine in<br />

den meisten Fällen si<strong>ch</strong>ere und no<strong>ch</strong><br />

rentable Produktionsform. Die Haltung<br />

von Mutterstuten, die Jungpferdeaufzu<strong>ch</strong>t<br />

und die Produktion von <strong>Pferde</strong>fleis<strong>ch</strong><br />

oder Stutenmil<strong>ch</strong> haben als landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Betriebszweige hingegen<br />

an Bedeutung verloren, sind in der Regel<br />

wenig rentabel oder sehr arbeitsaufwändig.<br />

Do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> mit der Pensionspferdehaltung<br />

lässt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr so locker<br />

Geld verdienen, wie in den vergangenen<br />

Jahren.<br />

Aufwand und Ertrag Pensionspferdehaltung<br />

ist die Haltung fremder <strong>Pferde</strong> im<br />

Betrieb gegen ein Entgelt. Sie ist damit<br />

eine Dienstleistung im ländli<strong>ch</strong>en Raum,<br />

wel<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> die Ansprü<strong>ch</strong>e der Kunden,<br />

die Betriebsgrösse, die Haltungsform,<br />

das Angebot für Reiter und Pferd und die<br />

Übernahme von Dienstleistungen wie<br />

Festlegung Pensionspreis: Wi<strong>ch</strong>tige Kriterien<br />

• Grundsätzli<strong>ch</strong>e Eignung von Betrieb, Gebäuden, Auslauf und<br />

Weide für die Pensionspferdehaltung.<br />

• Attraktive ländli<strong>ch</strong>e Gegend (genug Weideflä<strong>ch</strong>en, abwe<strong>ch</strong>slungsei<strong>ch</strong>es<br />

Ausreitgelände).<br />

• Verkehrsgünstige Lage (PW und öffentli<strong>ch</strong>er Verkehr).<br />

• Gutes Einzugsgebiet im Umkreis von max. 30 Autominuten.<br />

• Zahl und Art weiterer Pensionsanbieter (mit verglei<strong>ch</strong>barem<br />

Konzept) in der Nähe.<br />

• Betriebseigene Infrastruktur, Service- und Dienst<strong>leistungs</strong>angebot.<br />

• Aufbau eines eigenen Betriebskonzeptes: si<strong>ch</strong> ein «Image»<br />

s<strong>ch</strong>affen.<br />

• Ausgewählte Zielgruppen anspre<strong>ch</strong>en (z. B. Western-, Freizeitreiter).<br />

• Betriebsleiter und Betreuungspersonal garantieren: Know-how,<br />

soziale Kompetenz, Kundenfreundli<strong>ch</strong>keit, Dur<strong>ch</strong>setzungsvermögen<br />

im Betrieb.<br />

Wann lohnen si<strong>ch</strong><br />

Pensionspferde?<br />

Marc Boessinger,<br />

Agridea, 8315 Lindau<br />

das Füttern, Misten und Einstreuen beeinflusst<br />

wird.<br />

Die Pensionspferdehaltung ist facettenrei<strong>ch</strong><br />

und wird stark dur<strong>ch</strong> den Betriebsleiter<br />

bzw. seinem Flair im Umgang<br />

mit Kunden, seiner unternehmeris<strong>ch</strong>en<br />

Kreativität und seinem Know-how in der<br />

Haltung von <strong>Pferde</strong>n geprägt.<br />

In der Pensionspferdehaltung wird<br />

zwis<strong>ch</strong>en Halb- und Vollpension unters<strong>ch</strong>ieden.<br />

Während in der Halbpension<br />

der Stall, das Futter und die Einstreu zu<br />

Verfügung gestellt werden und der Landwirt<br />

die Fütterung, das Einstreuen und<br />

das Entmisten übernimmt, enthält die<br />

Vollpension zusätzli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> das Putzen<br />

des <strong>Pferde</strong>s und die Pflege des Sattelzeuges.<br />

Die Kosten für alle übrigen Tätigkeiten,<br />

wie Hufbes<strong>ch</strong>lag, Tierarzt,<br />

Tierversi<strong>ch</strong>erung gehen direkt zu Lasten<br />

des Tierbesitzers.<br />

Mit dem Entgelt, wel<strong>ch</strong>es für die Volloder<br />

Halbpension eingenommen wird,<br />

Der landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Betrieb ist zwar dafür<br />

prädestiniert, einer wa<strong>ch</strong>senden<br />

Zahl von Reitern<br />

und <strong>Pferde</strong>n die notwendige<br />

Infrastruktur zu bieten,<br />

kommt aber zunehmend<br />

an die arbeitswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

und unternehmeris<strong>ch</strong>en<br />

Grenzen seiner<br />

Mögli<strong>ch</strong>keiten, um daraus<br />

ein gewinnbringendes<br />

Betriebseinkommen zu<br />

realisieren.<br />

müssen die Kosten für Futter, Mineralstoffe<br />

und Einstreu sowie die Kosten für<br />

den Lohnanspru<strong>ch</strong>, die Gebäude und weitere<br />

Ansprü<strong>ch</strong>e abgedeckt sein. Die Bere<strong>ch</strong>nung<br />

der Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit in der<br />

Pensionspferdehaltung gestaltet si<strong>ch</strong><br />

demna<strong>ch</strong> am besten als Vollkostenre<strong>ch</strong>nung.<br />

Gemäss dem in der Tabelle dargestellten<br />

Bere<strong>ch</strong>nungsbeispiel, belaufen<br />

si<strong>ch</strong> die aktuellen Kosten für einen Pensionspferdeplatz<br />

in der Vollpension auf<br />

12 <strong>Pferde</strong>haltung 10/06


und 1176 Franken pro Monat und in der<br />

Halbpension auf rund 809 Franken pro<br />

Monat.<br />

In der vorliegenden Kalkulation zeigt<br />

si<strong>ch</strong>, dass die Futter- und die Personalkosten<br />

den grössten Teil der monatli<strong>ch</strong>en<br />

Kosten ausma<strong>ch</strong>en. Bei Halbpensionspreisen<br />

von 800 Franken je Pferd und<br />

Monat würde also fast ein vollkostendeckendes<br />

Ergebnis bzw. eine Entlohnung<br />

der eingesetzten Arbeit von 30 Franken<br />

pro Stunde erzielt.<br />

Gemäss dem jährli<strong>ch</strong> publizierten<br />

Preiskatalog der Agridea-Lindau und den<br />

Empfehlungen des s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Bauernverbandes,<br />

belaufen si<strong>ch</strong> die Kosten<br />

für den <strong>Pferde</strong>platz pro Monat sogar auf<br />

1462 Franken für die Vollpension bzw.<br />

888 Franken für die Halbpension. Damit<br />

ist der Produktionszweig Pensionspferdehaltung<br />

sehr rentabel.<br />

Au<strong>ch</strong> in der Deckungsbeitragsbere<strong>ch</strong>nung<br />

(Agridea, 2005) wird für die<br />

gesamtbetriebli<strong>ch</strong>e Planung ein Deckungsbeitrag<br />

je Pensionspferd von<br />

6695 F./Jahr verans<strong>ch</strong>lagt; inklusive den<br />

aktuellen RAUS- und Raufutterbeiträgen<br />

resultiert gar ein Deckungsbeitrag von<br />

7451 Fr./Jahr je Pensionspferd.<br />

Und die Praxis? In der Praxis zeigt<br />

si<strong>ch</strong>, dass diese Erlöse für die <strong>Pferde</strong>pension<br />

nur selten erzielt werden. Vielerorts<br />

liegen sie wesentli<strong>ch</strong> tiefer oder<br />

können mangels Stallplatzauslastung so<br />

ni<strong>ch</strong>t errei<strong>ch</strong>t werden. Bis vor wenigen<br />

Tabelle: Pensionskosten je <strong>Pferde</strong>platz<br />

Jahren führten <strong>Pferde</strong>pensionen no<strong>ch</strong><br />

Wartelisten für interessierte Pensionäre.<br />

In der Zwis<strong>ch</strong>enzeit hat si<strong>ch</strong> das Angebot<br />

an <strong>Pferde</strong>plätzen stark ausgeweitet<br />

und die <strong>Pferde</strong>boxen füllen si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr so lei<strong>ch</strong>t. Der Markt ist man<strong>ch</strong>erorts<br />

gesättigt und die Konkurrenz lockt<br />

mit tiefen Pensionspreisen.<br />

Voraussetzung einer hohen Rentabilität<br />

ist die optimale Auslastung der vorhandenen<br />

Stallplätze. So verteilen si<strong>ch</strong><br />

Stallplatzkosten auf mehr Tiere. Es lassen<br />

si<strong>ch</strong> Arbeitsabläufe optimieren und<br />

Arbeitszeit einsparen.<br />

Vorhandene Stallplätze sollten deshalb<br />

so weit wie mögli<strong>ch</strong> ausgelastet<br />

werden. Es ist besser, dem Kunden einen<br />

Zusatznutzen s<strong>ch</strong>mackhaft zu ma<strong>ch</strong>en,<br />

als eine Preissenkung in Aussi<strong>ch</strong>t<br />

zu stellen.<br />

Werden Stallplätze mit eigenen <strong>Pferde</strong>n<br />

belegt, sollten dafür verglei<strong>ch</strong>bare<br />

Erlöse, z. B. dur<strong>ch</strong> Verleih oder Tierverkäufe<br />

erzielt werden, was in der Regel<br />

s<strong>ch</strong>wierig zu realisieren ist. Bei der Festsetzung<br />

des Pensionspreises sind zudem<br />

das Struktur- und Serviceangebot<br />

umliegender Pensionsanbieter zu berücksi<strong>ch</strong>tigen<br />

und mit dem eigenen Angebot<br />

zu verglei<strong>ch</strong>en.<br />

Zeit und Geduld Der Arbeitszeitbedarf<br />

in der Pensionspferdehaltung wird<br />

oft unters<strong>ch</strong>ätzt. Dieser s<strong>ch</strong>wankt in Abhängigkeit<br />

der bauli<strong>ch</strong>en Voraussetzun-<br />

gen und den übernommenen Dienstleistungen<br />

gegenüber den Kunden. Oftmals<br />

fällt wesentli<strong>ch</strong> mehr Arbeit an als erwartet<br />

wurde. Eine angemessene Entlohnung<br />

der eigenen Arbeitszeit sollte in<br />

der Bere<strong>ch</strong>nung des Pensionspreises berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />

werden. Die für den Pensionspferdebetrieb<br />

wi<strong>ch</strong>tige Kundenbetreuung<br />

(Gesprä<strong>ch</strong>e, Rats<strong>ch</strong>läge,<br />

Erfahrungsaustaus<strong>ch</strong> etc.) ist jedo<strong>ch</strong> in<br />

der Kalkulation des Arbeitszeitbedarfs<br />

grundsätzli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t enthalten und bindet<br />

oftmals zusätzli<strong>ch</strong>e 10 bis 20 % der im<br />

Betrieb eingesetzten Arbeitskapazität.<br />

Die Kunden erwarten Qualifikation<br />

und Fa<strong>ch</strong>kenntnisse, die das Wohl ihres<br />

<strong>Pferde</strong>s garantieren. Wi<strong>ch</strong>tig ist aber<br />

au<strong>ch</strong> die soziale Kompetenz des Pensionsgebers,<br />

weil Freundli<strong>ch</strong>keit, Toleranz<br />

und Geduld au<strong>ch</strong> in s<strong>ch</strong>wierigen Situationen<br />

erwartet werden.<br />

Fazit Betriebe, die mit Pensionspferdehaltung<br />

eine Einkommensalternative<br />

aufbauen, haben oft unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Zielsetzungen.<br />

Die Spannweite rei<strong>ch</strong>t von der<br />

sinnvollen Nutzung vorhandener<br />

Gebäudesubstanz über die Verwirkli<strong>ch</strong>ung<br />

einer Idee bis hin zur Erwirts<strong>ch</strong>aftung<br />

eines lohnenden Einkommensbeitrages.<br />

Soll die Pensionspferdehaltung<br />

langfristig erfolgrei<strong>ch</strong> betrieben werden,<br />

muss der Pensionspreis alle anfallenden<br />

Kosten decken. ■<br />

<strong>Pferde</strong>haltung<br />

Futterkosten: kg/Tag kg/Monat Preis/dt Vollpension Halbpension<br />

Fr. Fr. / Monat Fr./Monat<br />

Heu 6.5 198 35.– 69.– 69.–<br />

Hafer, gequets<strong>ch</strong>t 3.5 107 51.– 55.– 55.–<br />

Stroh 9.0 275 18.– 50.– 50.–<br />

Mineralsalz 0.05 1.53 267.– 4.10 4.10<br />

Tränke-Wasser 70 Liter 2135 Liter 1.50/m 3 3.20 3.20<br />

Total Futterkosten 181.30 181.30<br />

Arbeitskosten Std./Tag Std./Monat Fr. / Stunde 1<br />

Vollpension 0.90 27.45 30.00 823.50<br />

Halbpension 0.50 15.25 30.00 457.50<br />

Total Futter- und Arbeitskosten 1004.80 638.80<br />

Total Gebäudekosten Laufbox 2 145.– 145.–<br />

Weitere Kosten<br />

Strom, Ents<strong>ch</strong>ädigung für Auslauf, sonst. Versi<strong>ch</strong>erung, Bu<strong>ch</strong>führung 25.– 25.–<br />

Total Pensionskosten<br />

1 na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>weiz. Bauernverband SBV, inkl. 20% Betriebsleiterzus<strong>ch</strong>lag<br />

2 na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>weiz. Bauernverband SBV, Gebäudekosten (mit Futterlagerraum)<br />

1175.80 808.80<br />

Abbildung:<br />

Erfolgrei<strong>ch</strong>e<br />

Pensionspferdehaltung<br />

bedarf<br />

einem Konzept und<br />

viel Know-how.<br />

<strong>Pferde</strong>haltung 10/06 13


UFA-Revue Spezial<br />

Was gilt?<br />

Nutztier<br />

oder Freizeitpferd?<br />

Im Gegensatz zu Damhirs<strong>ch</strong>en, Bisons<br />

oder Alpakas sind <strong>Pferde</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

unter allen Umständen landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Nutztiere. Der Zweck von<br />

Nutztieren ist die Produktion verwertbarer<br />

Erzeugnisse. Bauten und Anlagen für<br />

deren Haltung sind in der Landwirts<strong>ch</strong>aftszone<br />

auf einem Landwirts<strong>ch</strong>aftsbetrieb<br />

zonenkonform, sofern eine Betriebsnotwendigkeit<br />

na<strong>ch</strong>gewiesen ist,<br />

bodenabhängig produziert wird und der<br />

Betrieb voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> längerfristig bestehen<br />

kann. <strong>Pferde</strong> gelten nur als landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Nutztiere, wenn sie als<br />

Arbeitstiere, als Fleis<strong>ch</strong>lieferanten oder<br />

für die Stutenmil<strong>ch</strong>produktion gehalten<br />

werden. Baugesu<strong>ch</strong>e werden analog Gesu<strong>ch</strong>en<br />

für z. B. Stallerweiterungen für<br />

Mil<strong>ch</strong>viehhaltung oder für zusätzli<strong>ch</strong>en<br />

Remiseraum beurteilt.<br />

Daneben werden <strong>Pferde</strong> aber au<strong>ch</strong><br />

zur Zu<strong>ch</strong>t, als Pensionspferde und zu<br />

Hobbyzwecken gehalten. Während ein<br />

Fohlen später als Reitpferd bei grosszügiger<br />

Auslegung no<strong>ch</strong> als verwertbares<br />

Erzeugnis aus der Nutztierhaltung gelten<br />

kann, erfüllen Pensionspferde und als<br />

Hobby gehaltene <strong>Pferde</strong> den eigentli<strong>ch</strong>en<br />

Zweck der Landwirts<strong>ch</strong>aftszone,<br />

nämli<strong>ch</strong> die langfristige Si<strong>ch</strong>erung der<br />

Ernährungsbasis des Landes, die Erhaltung<br />

der Lands<strong>ch</strong>aft und des Erholungsraums<br />

oder den ökologis<strong>ch</strong>en Ausglei<strong>ch</strong><br />

kaum no<strong>ch</strong>. Emotional sind aber <strong>Pferde</strong><br />

und Landwirts<strong>ch</strong>aft immer no<strong>ch</strong> verbun-<br />

Zugegeben, es ist eine langwierige Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und ein langer<br />

Weg zu einem erfolgrei<strong>ch</strong>en Betriebszweig <strong>Pferde</strong>zu<strong>ch</strong>t oder Pensionspferdehaltung.<br />

Auf alle Fälle stehen die kantonalen Amtsstellen<br />

für Auskünfte zur Verfügung, insbesondere, wenn der Kauf<br />

einer Liegens<strong>ch</strong>aft in der Landwirts<strong>ch</strong>aftszone ansteht, weil man<br />

si<strong>ch</strong> den Traum von eigenen <strong>Pferde</strong>n erfüllen mö<strong>ch</strong>te. Nutzen Sie<br />

diese Mögli<strong>ch</strong>keit.<br />

Alfred Frey und Urs Mühlethaler,<br />

Abteilung Landwirts<strong>ch</strong>aft, 5004 Aarau<br />

den, obwohl die meisten <strong>Pferde</strong> längst<br />

als Freizeit- und Sportpartner gehalten<br />

werden.<br />

Vom ethologis<strong>ch</strong>en Standpunkt ist anzustreben,<br />

dass <strong>Pferde</strong> weiden können.<br />

Es stellt si<strong>ch</strong> das Problem, bere<strong>ch</strong>tigte<br />

Ansprü<strong>ch</strong>e eines Teils der Bevölkerung<br />

na<strong>ch</strong> pferdegere<strong>ch</strong>ter<br />

Haltung mit den ebenso bere<strong>ch</strong>tigten<br />

Ansprü<strong>ch</strong>en<br />

der Raumplanung na<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>onendem Umgang<br />

mit der Ressource Boden in<br />

Einklang zu bringen, ist do<strong>ch</strong> die heutige<br />

<strong>Pferde</strong>nutzung untrennbar mit flä<strong>ch</strong>enfressenden<br />

und auffälligen Infrastrukturbauten<br />

wie Reitplätzen und<br />

Reithallen verbunden. Grundsätzli<strong>ch</strong> gehören<br />

Reitplätze und Reithallen in die<br />

Bauzone. In der Bauzone sind kantonales<br />

und kommunales Re<strong>ch</strong>t massgebend,<br />

nämli<strong>ch</strong> die kantonalen Baugesetze<br />

und die Bau- und Nutzungsordnungen<br />

der Gemeinden. Aus raumplaneris<strong>ch</strong>er<br />

Si<strong>ch</strong>t hat si<strong>ch</strong> der Kanton<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr zu Bauvorhaben in<br />

der Bauzone zu äussern.<br />

Die Raumplanungsgesetzgebung<br />

sieht nun aber einige wenige Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />

für <strong>Pferde</strong>zu<strong>ch</strong>t, Pensionspferdehaltung<br />

und Hobbypferdehaltung in der<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aftszone vor. Die Raumplanungsgesetzgebung<br />

ist eidgenössis<strong>ch</strong>es<br />

Re<strong>ch</strong>t und regelt, wo wel<strong>ch</strong>e Bauten<br />

und Anlagen für wel<strong>ch</strong>e Art der<br />

<strong>Pferde</strong>haltung erstellt werden dürfen<br />

und wel<strong>ch</strong>e <strong>Pferde</strong>haltung als landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

gilt und wel<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t.<br />

Da die Beantwortung dieser Fragen<br />

den kantonalen Bewilligungsbehörden<br />

immer wieder S<strong>ch</strong>wierigkeiten<br />

bereitete, hat das Bundesamt<br />

für Raumentwicklung<br />

2003 zusammen mit einer<br />

repräsentativ zusammen-<br />

Reitplätze und Reithallen<br />

sind keine landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Bauten und gehören<br />

in die Bauzone. Das<br />

Raumplanungsgesetz<br />

sieht nun aber einige<br />

wenige Mögli<strong>ch</strong>keiten vor<br />

für <strong>Pferde</strong>zu<strong>ch</strong>t, Pensionsund<br />

Hobbypferdehaltung<br />

in der Landwirts<strong>ch</strong>aftszone.<br />

Damit wird geregelt,<br />

wel<strong>ch</strong>e <strong>Pferde</strong>haltung als<br />

landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> gilt und<br />

wel<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t.<br />

14 <strong>Pferde</strong>haltung 10/06


gesetzten Arbeitsgruppe die Wegleitung<br />

«Pferd und Raumplanung» erarbeitet. Es<br />

entstand damit ein äusserst nützli<strong>ch</strong>es<br />

Instrument, das dank öfters anzutreffender<br />

Begriffe wie «überwiegend», «in der<br />

Regel», «ausrei<strong>ch</strong>end» oder «unter Umständen»<br />

den kantonalen Behörden genügend<br />

Interpretationsspielraum lässt.<br />

Die na<strong>ch</strong>folgenden Ausführungen beziehen<br />

si<strong>ch</strong> auf die Beurteilung von Bauprojekten<br />

zur <strong>Pferde</strong>haltung in der Landwirts<strong>ch</strong>aftszone<br />

gemäss der momentan<br />

gültigen Praxis im Kanton Aargau.<br />

<strong>Pferde</strong>zu<strong>ch</strong>t<br />

Unter den Begriff der landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Pferde</strong>zu<strong>ch</strong>t fallen:<br />

• Zu<strong>ch</strong>t: Haltung von Zu<strong>ch</strong>tstuten (gegebenenfalls<br />

Zu<strong>ch</strong>thengsten) und Aufzu<strong>ch</strong>t<br />

eigener oder zugekaufter Fohlen.<br />

• Aufzu<strong>ch</strong>t: Aufzu<strong>ch</strong>t von fremden Fohlen,<br />

die beim Aufzu<strong>ch</strong>tbetrieb in Pension<br />

gegeben werden.<br />

Die Zu<strong>ch</strong>t bzw. Aufzu<strong>ch</strong>t kann au<strong>ch</strong><br />

die reiterli<strong>ch</strong>e bzw. fahreris<strong>ch</strong>e<br />

Grundausbildung<br />

der Jungpferde<br />

bis zur<br />

Stufe «angeritten»<br />

und/oder<br />

«eingefahren» resp.<br />

bis zum verkaufsfähigen<br />

Produkt umfassen, z. B. bis<br />

zum Feldtest. Will ein Landwirts<strong>ch</strong>aftsbetrieb<br />

in die <strong>Pferde</strong>zu<strong>ch</strong>t<br />

einsteigen, so hat er in<br />

einem Betriebskonzept darzulegen, wie<br />

si<strong>ch</strong> der neue Betriebszweig in den bestehenden<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aftsbetrieb integriert.<br />

Voraussetzungen<br />

• Die Zu<strong>ch</strong>t erfolgt auf einem Landwirts<strong>ch</strong>aftsbetrieb.<br />

Die entspre<strong>ch</strong>ende<br />

Beurteilung erfolgt auf Grund der jähr-<br />

Abbildung 1:<br />

Das Raumplanungsgesetz<br />

lässt Pferd und Reiter<br />

einige Kapriolen s<strong>ch</strong>lagen,<br />

wenn es um Bewilligungen<br />

geht. (agrarfoto.com)<br />

li<strong>ch</strong>en Betriebserhebungsblätter.<br />

• Der Landwirts<strong>ch</strong>aftsbetrieb verfügt<br />

über eine ausrei<strong>ch</strong>ende Futterbasis<br />

für sämtli<strong>ch</strong>e Tiere auf dem Betrieb.<br />

Ausrei<strong>ch</strong>end = 100 % des TS- Bedarfs<br />

der <strong>Pferde</strong> und >_70% für die übrigen<br />

Tiere.<br />

• Die Zu<strong>ch</strong>t hat mit anerkannten Zu<strong>ch</strong>ttieren<br />

zu erfolgen.<br />

• Die Aufzu<strong>ch</strong>t resp. Grundausbildung<br />

von fremden <strong>Pferde</strong>n ist vertragli<strong>ch</strong><br />

zu regeln.<br />

• Der Betrieb kann aktuell oder künftig<br />

marktgere<strong>ch</strong>te Na<strong>ch</strong>zu<strong>ch</strong>tprodukte,<br />

z. B. 6 Fohlen innerhalb von fünf Jahren<br />

na<strong>ch</strong> Stallbezug, und entspre<strong>ch</strong>ende<br />

Erlöse vorweisen.<br />

• Der Betriebsleiter bzw. die Betriebsleiterin<br />

verfügt über ausrei<strong>ch</strong>ende<br />

Fa<strong>ch</strong>kenntnisse in der <strong>Pferde</strong>zu<strong>ch</strong>t.<br />

Bewilligungsfähige Bauten und Anlagen:<br />

• Stallungen eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> Auslauf<br />

• Futter- und Einstreulager<br />

• Mistlager<br />

• Platz für die <strong>Pferde</strong>pflege (Putzen,<br />

Was<strong>ch</strong>en, Bes<strong>ch</strong>lagen)<br />

• Weidezäune<br />

• Sattel- und Ges<strong>ch</strong>irrkammer<br />

• Ausbildungsplatz: max. 800 m 2 mit<br />

einseitig deutli<strong>ch</strong>em Untermass<br />

gegenüber den minimalen Turniermassen<br />

20 x 40 m. Zudem kann die<br />

Überda<strong>ch</strong>ung des halben Ausbildungsplatzes<br />

zugestanden werden<br />

(max. 400 m 2 ).<br />

• Unter Umständen eine Führanlage,<br />

sofern der Betrieb regelmässig<br />

mehrere Jungpferde glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

ausbildet.<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Pensionspferdehaltung<br />

Bei der landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en <strong>Pferde</strong>pension<br />

stellt ein Landwirts<strong>ch</strong>aftsbetrieb<br />

gegen Entgelt seine Stallungen für fremde<br />

<strong>Pferde</strong> (Freizeitpferde, rekonvaleszente<br />

<strong>Pferde</strong>, Gnadenbrotpferde) zur<br />

Verfügung.<br />

Voraussetzungen:<br />

• Die <strong>Pferde</strong>pension erfolgt auf einem<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aftsbetrieb, der au<strong>ch</strong> ohne<br />

Pensionspferde die gesetzli<strong>ch</strong>en<br />

Anforderungen an ein landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es<br />

Gewerbe erfüllt.<br />

• Der Landwirts<strong>ch</strong>aftsbetrieb verfügt<br />

über eine ausrei<strong>ch</strong>ende Futterbasis<br />

für sämtli<strong>ch</strong>e Tiere auf dem Betrieb.<br />

Ausrei<strong>ch</strong>end = 100 % des TS-Bedarfs<br />

der <strong>Pferde</strong> und >70% für die übrigen<br />

Tiere.<br />

• Der zusätzli<strong>ch</strong>e Arbeitsaufwand für<br />

die Pensionspferde ist mit dem bisherigen<br />

Personalbestand zu bewältigen.<br />

• Die Pensionspferde sind, wenn immer<br />

mögli<strong>ch</strong>, in bestehenden Bauten unterzubringen.<br />

Neubauten<br />

sind nur gestattet, wenn<br />

keine Altbauten vorhanden<br />

sind, die für die Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr benötigt werden<br />

und die dur<strong>ch</strong> bauli<strong>ch</strong>e Massnahmen<br />

ni<strong>ch</strong>t für die <strong>Pferde</strong>haltung<br />

nutzbar gema<strong>ch</strong>t werden könnten.<br />

• In der Umgebung müssen genügend<br />

Ausreitmögli<strong>ch</strong>keiten vorhanden sein.<br />

• Der Landwirts<strong>ch</strong>aftsbetrieb muss verkehrste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />

ausrei<strong>ch</strong>end ers<strong>ch</strong>lossen<br />

sein.<br />

• Bei grösseren Bauvorhaben oder Betriebsumstellungen<br />

hat der Bewirts<strong>ch</strong>after<br />

ein Betriebskonzept vorzulegen.<br />

• Für die Haltung von Pensionspferden<br />

sind Verträge abzus<strong>ch</strong>liessen und mit<br />

Kopien zu belegen.<br />

Bewilligbare Bauten und Anlagen:<br />

Zonenkonform und damit bewilligungsfähig<br />

sind nur jene Bauten und Anlagen,<br />

die der Unterbringung, Fütterung oder<br />

dem Auslauf der Pensionspferde dienen.<br />

Dazu gehören:<br />

• Stallungen eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> Auslauf<br />

• Futter- und Einstreulager<br />

• Mistlager<br />

• Weidezäune<br />

Hobbypferdehaltung<br />

<strong>Pferde</strong>haltung<br />

Abbildung 2:<br />

In der Landwirts<strong>ch</strong>aftszone<br />

ist<br />

grundsätzli<strong>ch</strong><br />

kein Platz für<br />

ausgefallene<br />

Hobbys im Berei<strong>ch</strong><br />

Reitsport.<br />

(agrarfoto.com)<br />

Hobbypferdehaltung ist in der Landwirts<strong>ch</strong>aftszone ni<strong>ch</strong>t zonenkonform.<br />

Ausnahmen können bewilligt werden, es sind dies maximal<br />

4 Grosspferde oder 6 Kleinpferde oder entspre<strong>ch</strong>ende Kombinationen.<br />

Die entspre<strong>ch</strong>enden Baugesu<strong>ch</strong>e auf einem<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aftsbetrieb werden na<strong>ch</strong> Art. 24 a, b oder d RPG beurteilt,<br />

sol<strong>ch</strong>e auf einer ni<strong>ch</strong>t landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, zonenfremden<br />

Liegens<strong>ch</strong>aft na<strong>ch</strong> Art. 24 c oder d RPG. Bewilligbar sind Stall,<br />

Futterlager, Ausläufe, Weide und Mistlager, sofern die Bedingungen<br />

der erwähnten Gesetzesartikel eingehalten werden. Weitere<br />

Bauten und Anlagen wie Reitplätze oder Führanlagen sind ni<strong>ch</strong>t bewilligbar.<br />

<strong>Pferde</strong>haltung 10/06 15


UFA-Revue-Spezial<br />

«Pferd und<br />

Raumplanung»<br />

heisst die erwähnte<br />

Wegleitung. Download<br />

von der Homepage<br />

des Bundesamt<br />

für Raumentwicklung<br />

oder Bestellung bei:<br />

Bundesamt für<br />

Bauten und Logistik<br />

BBL, Vertrieb Zivile<br />

Drucksa<strong>ch</strong>en,<br />

Fellerstrasse 21,<br />

3003 Bern,<br />

✆ 031 325 50 50<br />

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Ni<strong>ch</strong>t zonenkonform und damit ni<strong>ch</strong>t<br />

bewilligungsfähig sind demgegenüber all<br />

jene Bauten und Anlagen, die dem Reiten<br />

der <strong>Pferde</strong> dienen:<br />

• Aussenanlagen aller Art (Reithallen,<br />

Reitplätze, Springgärten, Rundbahnen,<br />

Führanlagen). Werden mindestens<br />

8 Pensionspferde gehalten, kann<br />

ein Reitplatz analog dem Ausbildungsplatz<br />

für <strong>Pferde</strong>zu<strong>ch</strong>t als standortgebunden<br />

zugestanden werden.<br />

• Einri<strong>ch</strong>tungen für die Reiter (Umkleideräume,<br />

Sattelkammern, Reiterstübli,<br />

Parkplätze usw.)<br />

Ni<strong>ch</strong>tlandwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Nebenbetrieb<br />

Unter gewissen Umständen<br />

besteht die Mögli<strong>ch</strong>keit, unter dem Titel<br />

eines ni<strong>ch</strong>tlandwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Nebenbetriebes<br />

na<strong>ch</strong> Art. 24 b Raumplanungsgesetz<br />

(RPG) und Art. 40 Raumplanungsverordnung<br />

(RPV) auf einem<br />

landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Gewerbe in ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr benötigten Bauten für den Pensionspferdebetrieb<br />

Sattelkammern, Um-<br />

dem Pferd zuliebe<br />

• HYPONA Zu<strong>ch</strong>tstuten- und Fohlenfutter<br />

• HYPONA-Alleinfutter<br />

• HYPONA-Ergänzungsfutter<br />

• HYPONA-Spezialitäten<br />

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kleidemögli<strong>ch</strong>keiten oder Reiterstübli<br />

einzuri<strong>ch</strong>ten.<br />

Grundbu<strong>ch</strong>anmerkungen Sowohl bei<br />

<strong>Pferde</strong>zu<strong>ch</strong>t als au<strong>ch</strong> bei Pensionspferdehaltung<br />

sind im Grundbu<strong>ch</strong> zwingend<br />

diejenigen Bedingungen anmerken zu<br />

lassen (Art. 44 Abs. 1 b RPV), unter denen<br />

die Baubewilligung ungültig wird und<br />

die entspre<strong>ch</strong>enden Infrastrukturen unbenutzbar<br />

gema<strong>ch</strong>t werden müssen.<br />

Abbildung 3:<br />

Hobbypferdehaltung ist in der<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aftszone ni<strong>ch</strong>t zonenkonform.<br />

Ausnahmen gibt es aber.<br />

HYP 05.16.06<br />

Fortsetzung von<br />

Seite 32<br />

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Eigengewi<strong>ch</strong>t max.<br />

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Spezialzone Es ist vorauszusehen,<br />

dass über kurz oder lang nur no<strong>ch</strong> derjenige<br />

Pensionsstall konkurrenzfähig<br />

ist, der seiner Kunds<strong>ch</strong>aft einen vollständigen<br />

Service anbieten kann. Dazu<br />

gehören Reitplätze, Reithallen, Sattelkammern,<br />

Reiterstübli, Parkplätze, Umkleideräume,<br />

sanitäre Anlagen usw. Aus<br />

raumplaneris<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t sind diese Bauten<br />

und Anlagen in der Landwirts<strong>ch</strong>aftszone<br />

ni<strong>ch</strong>t bewilligbar. Gemäss<br />

Art. 18 RPG ist die S<strong>ch</strong>affung von Spezialzonen<br />

mögli<strong>ch</strong>, deren Nutzung und<br />

Vors<strong>ch</strong>riften massges<strong>ch</strong>neidert werden<br />

können, zum Beispiel als <strong>Pferde</strong>haltungszone,<br />

wie sie im Kanton Aargau<br />

bereits in einigen Gemeinden existieren.<br />

Sol<strong>ch</strong>e Spezialzonen na<strong>ch</strong> Art. 18<br />

RPG können im Rahmen von Nutzungsplanungsänderungen<br />

ausges<strong>ch</strong>ieden<br />

werden.<br />

Von kantonaler Seite wird Wert darauf<br />

gelegt, dass sol<strong>ch</strong>e Spezialzonen<br />

unmittelbar an die Bauzone grenzen.<br />

Erster Anspre<strong>ch</strong>partner dafür ist die Gemeindebehörde.<br />

■<br />

2000 kg,<br />

✆ 052 680 18 58,<br />

Fax 052 680 29 58<br />

Gummiförderband,<br />

2-10 m,<br />

✆ 078 910 87 39<br />

zu vers<strong>ch</strong>enken<br />

Hühnerhaus, 4 x 3 m,<br />

Pultda<strong>ch</strong>, Elementbau,<br />

au<strong>ch</strong> andere Nutzung<br />

mögli<strong>ch</strong>,<br />

✆ 052 376 11 52<br />

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16 <strong>Pferde</strong>haltung 10/06

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