Stadtmagazin CLP Ausgabe 21

05.07.2018 Aufrufe

eportage Die Liebe zum Norden brennt weiter Benediktiner wären gerne in Damme geblieben „Schwarzach, … da muss ich hin“ prangt es in großen Lettern auf einem Schild am Ortseingang der unterfränkischen Gemeinde. Das bedeutendste Bauwerk dieses kleinen Ortes ist die Missionsbenediktinerabtei Münsterschwarzach. Ihr Konvent zählt ca. neunzig Brüder, unter ihnen auch die sieben, die bis kurz vor Weihnachten 2016 den kleinen Konvent des Priorats in Damme gebildet hatten. Der Spruch auf dem Schwarzacher Ortsschild habe für sie nicht gegolten, sind sich der damalige Prior und Leiter des Dammer Gästehauses, Br. Stephan Veith OSB, und sein Stellvertreter, Br. Isaak Grünberger OSB einig. Sie wären gerne in Damme geblieben. Als der Abt ihn vor fünf Jahren gebeten habe, nach Damme zu gehen, hätten die Pläne ganz anders ausgesehen, sagt Br. Stephan. „Eigentlich sollten wir das klösterliche Gesicht stärken. Wir waren für viele das Gästehaus mit angeschlossenem Kloster. Dabei sollten wir ein Kloster mit angeschlossenem Gästehaus sein.“ Dafür war sogar ein Kirchenneubau geplant worden. Dass der Konvent im Mutterkloster im letzten Jahr überraschend eine andere Entscheidung getroffen und die Dammer Brüder zurück gerufen habe, mussten sie akzeptieren. Br. Stephans Fachkompetenz war im Oldenburger Land geschätzt. Er war Mitglied im Ordensrat des Bistums Münster, im Aufsichtsrat der Sr. Euthymia-Stiftung, im Stiftungsrat des CSW (Caritas Sozialwerk St. Elisabeth) und im Aufsichtsrat der DKM (Darlehnskasse Münster). Diese Abschiede haben ihn emotional sehr berührt. In Münsterschwarzach ist der gelernte Steuerberater als stellvertretender Cellerar für die wirtschaftlichen Belange der Abtei zuständig. Er kümmert sich vor allem um das Personalwesen, über dreihundert Menschen arbeiten im Kloster und dem angeschlossenen Gymnasium. Nebenbei baut er die Begleitung von Menschen und die Ansprache der Tagesbesucher aus. „Da sind viele dabei, die sonst mit Kirche nichts am Hut haben.“ „Mir ist es sehr schwergefallen, aus dem Oldenburger Land wegzugehen“, gibt Br. Isaak zu. Häuser könne man zurücklassen, „aber es waren Menschen, die wir zurück lassen mussten“ - im Dammer Krankenhaus, wo er als Seelsorger tätig war, oder bei den Maltesern, deren Landesseelsorger er mit Leib und Seele war. Auch die Mitarbeit in der Berufungskommission des Bischöflich Münsterschen Offizialates habe ihm viel Spaß gemacht. Dennoch sei er beim Abschlussgottesdienst im Dezember überrascht gewesen, wie viele Menschen sich von ihnen verabschieden wollten. Und dann kamen sie zwei Tage vor Weihnachten in Münster- 78 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage

schwarzach an. „Ich bin menschlich reich beschenkt zurückgekehrt, das nimmt mir niemand. Emotional war ich damals aber am Boden. Ich kam gar nicht hinterher, das alles zu verarbeiten.“ Sechzehn Jahre sei er von Münsterschwarzach weg gewesen, vieles sei ihm fremd vorgekommen. „Ich bin immer noch in der Orientierungsphase.“ Seine jetzigen Aufgaben liegen außerhalb der Abtei. Mit einer halben Stelle ist er Seelsorger am Kreiskrankenaus im nahen Kitzingen, dort arbeitet er auch im Ethikrat mit. Mit einer weiteren halben Stelle ist er Pfarrer in der Großpfarrei Wiesentheid-Großlangheim. Weihbischof Heinrich Timmerevers in Garrel im Juni 2016 habe er fast alle Menschen gekannt. Die Schönheit der Dammer Berge vermisst er sehr. Und entgegen anderslautender Vorwarnungen habe er die Menschen im Oldenburger Land als humorvoll, freundlich und nicht kühl erlebt. Er schätzt ihre Konkretheit und Direktheit. „Anders als bei uns in Franken wurde nicht viel rumgeredet, sondern schnell entschieden.“ Mehrfach hätten sie in den letzten Monaten Besuch aus dem Norden bekommen, über soziale Netzwerke halten sie enge Kontakte mit ihrem alten Wirkungskreis. Immer wieder werde ihnen signalisiert, dass Das Alter ist ein Aussichtsturm Kolping-Bildungswoche für bewegte Menschen ab 60 Vom 23. bis 27. Oktober lädt das Kopingwerk Land Oldenburg Menschen ab 60 zu einer Bildungswoche in das St. Antoniushaus nach Vechta ein. Hierbei geht es um die Herausforderungen des Lebens, die man gestärkt durch den Glauben gemeistert hat. Die Woche findet unmittelbar vor Allerseelen und Allerheiligen statt. In dieser Zeit erinnert man sich an liebe Menschen, mit denen man sein Leben teilen durfte. Diese Tage erinnern aber auch an die eigene Vergänglichkeit. © Offizialat/Johannes Hörnemann Die Benediktiner Br. Isaak Grünberger und Br. Stephan Veith würden gerne ins Oldenburger Land zurückkommen. Enge Bindungen an das Oldenburger Land Was sie mit dem Oldenburger Land verbinden? „Viel“, sagt Br. Isaak. Er sei er oft in Oldenburg gewesen, habe im Forum St. Peter mitgearbeitet. „Eine wunderschöne Stadt, ich liebe sie.“ Mehrfach hat er Wilhelmshaven und die Küste besucht. Er habe in diesen Jahren ein Stück Deutschland kennengelernt, was im vorher völlig fremd gewesen sei. „Große Liebe, große Freiheit“, lacht er. Kirchlich gesehen sei das Oldenburger Land sehr fortschrittlich. In Franken fühle er sich um Jahre zurückgeworfen, vor allem hinsichtlich der Pfarreiumgestaltungen. Besonders lobt Br. Isaak die Ökumene im Norden: „Völlig unkompliziert und offen. Ganz anders als hier.“ Br. Stephan fand die Situation sehr familiär. „Man kannte sich, auch im Offizialat.“ Bei der Verabschiedung von sie dort oben fehlen würden. „Es fast manchmal fast ein Stück Trauerarbeit“, gesteht Br. Stephan ein. Ihre Verbindungen zum Oldenburger Land wollen die beiden Benediktiner nicht abreißen lassen. Br. Isaak nimmt dort sogar noch im November eine Taufe vor. Für Wangerooge hat ihn Pfarrer Egbert Schlotmann angefragt als Urlaubsvertretung. Leider keine Zeit. Ob es in einigen Jahren wieder Missionsbenediktiner im Oldenburger Land gibt? „Sofort gern“, lacht Br. Isaak. „So etwas wie Damme können wir aber wohl nicht mehr stemmen“, macht Br. Stephan klar. „Aber vielleicht sind anderswo kleinere und erst einmal befristete Formen der Gastfreundschaft möglich.“ Machen würden sie es sofort. Doch erst sei ein Auftrag durch den Abt nötig. Text: Ludger Heuer Weihbischof Wilfried Theising Auf dem Programm stehen Vorträge zur Vitalität & Energie im Alter, zu Augustinus, Lichtblicken im Leben, zur Kraft der Liebe und der Besuch der Klosterkirche in Mühlen. Über Ökumene und das Reformationsjubiläum spricht Weihbischof Wilfried Theising, der anschließend auch eine Messe mit den Teilnehmern feiert. Die Abschlussmesse zelebriert am Freitag Landespräses Stefan Jasper-Bruns. Die Kosten betragen pro Person 170 Euro inkl. Übernachtung und Vollverpflegung, Heimschläfer zahlen 95 Euro. Anmeldung bis zum 9. Oktober unter Tel. 04441 872-273 oder Kolpingwerk@bmo-vechta.de. Die Teilnehmerzahl ist auf zwanzig begrenzt. Wer teilnehmen möchten und den Beitrag nicht aufbringen kann, melde sich bitte beim Veranstalter. Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage 79

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Die Liebe zum Norden brennt weiter<br />

Benediktiner wären gerne in Damme geblieben<br />

„Schwarzach, … da muss ich hin“<br />

prangt es in großen Lettern auf einem<br />

Schild am Ortseingang der unterfränkischen<br />

Gemeinde. Das bedeutendste<br />

Bauwerk dieses kleinen Ortes ist die<br />

Missionsbenediktinerabtei Münsterschwarzach.<br />

Ihr Konvent zählt ca.<br />

neunzig Brüder, unter ihnen auch die<br />

sieben, die bis kurz vor Weihnachten<br />

2016 den kleinen Konvent des Priorats<br />

in Damme gebildet hatten. Der<br />

Spruch auf dem Schwarzacher Ortsschild<br />

habe für sie nicht gegolten, sind<br />

sich der damalige Prior und Leiter des<br />

Dammer Gästehauses, Br. Stephan<br />

Veith OSB, und sein Stellvertreter, Br.<br />

Isaak Grünberger OSB einig. Sie wären<br />

gerne in Damme geblieben.<br />

Als der Abt ihn vor fünf Jahren gebeten<br />

habe, nach Damme zu gehen, hätten<br />

die Pläne ganz anders ausgesehen,<br />

sagt Br. Stephan. „Eigentlich sollten<br />

wir das klösterliche Gesicht stärken.<br />

Wir waren für viele das Gästehaus mit<br />

angeschlossenem Kloster. Dabei sollten<br />

wir ein Kloster mit angeschlossenem<br />

Gästehaus sein.“ Dafür war sogar<br />

ein Kirchenneubau geplant worden.<br />

Dass der Konvent im Mutterkloster im<br />

letzten Jahr überraschend eine andere<br />

Entscheidung getroffen und die<br />

Dammer Brüder zurück gerufen habe,<br />

mussten sie akzeptieren.<br />

Br. Stephans Fachkompetenz war<br />

im Oldenburger Land geschätzt. Er<br />

war Mitglied im Ordensrat des Bistums<br />

Münster, im Aufsichtsrat der Sr.<br />

Euthymia-Stiftung, im Stiftungsrat des<br />

CSW (Caritas Sozialwerk St. Elisabeth)<br />

und im Aufsichtsrat der DKM (Darlehnskasse<br />

Münster). Diese Abschiede<br />

haben ihn emotional sehr berührt. In<br />

Münsterschwarzach ist der gelernte<br />

Steuerberater als stellvertretender<br />

Cellerar für die wirtschaftlichen Belange<br />

der Abtei zuständig. Er kümmert<br />

sich vor allem um das Personalwesen,<br />

über dreihundert Menschen arbeiten<br />

im Kloster und dem angeschlossenen<br />

Gymnasium. Nebenbei baut er die<br />

Begleitung von Menschen und die Ansprache<br />

der Tagesbesucher aus. „Da<br />

sind viele dabei, die sonst mit Kirche<br />

nichts am Hut haben.“<br />

„Mir ist es sehr schwergefallen, aus<br />

dem Oldenburger Land wegzugehen“,<br />

gibt Br. Isaak zu. Häuser könne<br />

man zurücklassen, „aber es waren<br />

Menschen, die wir zurück lassen<br />

mussten“ - im Dammer Krankenhaus,<br />

wo er als Seelsorger tätig war, oder<br />

bei den Maltesern, deren Landesseelsorger<br />

er mit Leib und Seele war.<br />

Auch die Mitarbeit in der Berufungskommission<br />

des Bischöflich Münsterschen<br />

Offizialates habe ihm viel<br />

Spaß gemacht. Dennoch sei er beim<br />

Abschlussgottesdienst im Dezember<br />

überrascht gewesen, wie viele<br />

Menschen sich von ihnen verabschieden<br />

wollten. Und dann kamen sie zwei<br />

Tage vor Weihnachten in Münster-<br />

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