05.07.2018 Aufrufe

Stadtmagazin CLP Ausgabe 21

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„Höchste Eisenbahn“: Kurator<br />

Reiß hat sich zu einem Experten<br />

für die Mobilitätsgeschichte<br />

Nordwestdeutschlands entwickelt.<br />

Was er zusammengetragen<br />

hat, ist in einer Sonderausstellung<br />

im Museumsdorf Cloppenburg<br />

zu sehen.<br />

langen, kräftezehrenden Fußweg ins Ruhrgebiet liefern.<br />

„Oldenburg wurde damit zum Hauptversorger des Ruhrgebiets.<br />

Die Schweine als Restefresser waren eine lukrative<br />

Einnahmequelle.“ Und weil die Briten alsbald ihre Grenzen<br />

für deutsches Rindfleisch schlossen, rettete die Gleisverbindung<br />

nach Heppens – heute Wilhelmshaven – auch den<br />

Marschbauern das Geschäft.<br />

Text: Martin Wein<br />

Kurator Reiß hat sich in den vergangenen sechs Jahren<br />

in Cloppenburg zu einem Experten für die Mobilitätsgeschichte<br />

Nordwestdeutschlands entwickelt. Geboren wurde<br />

er 1963 aber in Schlüchtern zwischen Fulda und Frankfurt<br />

am Main. In Bamberg, Hamburg sowie Bonn studierte er<br />

Geschichte und Kunstgeschichte, anschließend war er für<br />

die Schlossverwaltung Rheinland-Pfalz vor allem auf den<br />

Höhenburgen im Rheintal tätig. Weil die Fahrerei zwischen<br />

Berg und Tal für die beiden berufstätigen Eltern mit ihren<br />

drei Kindern zu lästig wurde, zog die Familie schließlich ins<br />

norddeutsche Flachland nach Wildeshausen.<br />

Für größere Einkäufe nutzt Reiß noch heute gerne die<br />

stündliche Bahnverbindung der Nordwestbahn nach Bremen.<br />

Den Einsatz einiger couragierter Bürger für deren Erhalt<br />

in den 1980er-Jahren hat er deshalb gleich auch in der<br />

Ausstellung dokumentiert. „Sonst wäre das die längste Streckenstilllegung<br />

in Deutschland geworden“, erklärt er.<br />

Das agrarisch geprägte und mit Straßen und Kanälen noch<br />

kaum erschlossene Großherzogtum Oldenburg war im 19.<br />

Jahrhundert mit den erheblichen Kosten für den Eisenbahnbau<br />

eigentlich vollkommen überfordert, resümiert Reiß. Vor<br />

allem die Bremer ließen sich den Gleisanschluss zwischen<br />

Delmenhorst und Bremen auf ihrem Land teuer bezahlen.<br />

Und aus Mangel an Kies<br />

konnten nur Spezialloks<br />

über das Gleisbett aus<br />

Sand rollen. Trotzdem<br />

habe der Nordwesten<br />

erheblich profitiert. Während<br />

die Marschbewohner<br />

ihre Rinder lange<br />

lukrativ per Schiff nach<br />

England verkaufen konnten,<br />

hatten die Menschen<br />

auf der sandigen Geest<br />

vorher nur eine Bedarfswirtschaft<br />

betrieben, die<br />

vorrangig der Selbstversorgung<br />

diente und<br />

sogar kleiner war als die<br />

Nachbarn von der Küste.<br />

Erst mit dem ersten<br />

Zug 1867 konnten sie<br />

ihre Mastschweine ohne<br />

Höchste Eisenbahn – 150 Jahre Zugverkehr in Oldenburg<br />

Lioba Meyer/Florian Nikolaus Reiß<br />

322 S., zahlr. Farb- u. Schwarzweißabbildungen<br />

Cloppenburg, 2017, Verlag Museumsdorf Cloppenburg<br />

Materialien & Studien zur Volkskultur und Alltagsgeschichte<br />

Niedersachsens, Bd. 47<br />

ISBN: 978-3-938061-37-4<br />

Preis: 24,80<br />

Das <strong>Stadtmagazin</strong> für Cloppenburg & umzu | Geschichte<br />

65

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!