Stadtmagazin CLP Ausgabe 21
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„Höchste Eisenbahn“: Kurator<br />
Reiß hat sich zu einem Experten<br />
für die Mobilitätsgeschichte<br />
Nordwestdeutschlands entwickelt.<br />
Was er zusammengetragen<br />
hat, ist in einer Sonderausstellung<br />
im Museumsdorf Cloppenburg<br />
zu sehen.<br />
langen, kräftezehrenden Fußweg ins Ruhrgebiet liefern.<br />
„Oldenburg wurde damit zum Hauptversorger des Ruhrgebiets.<br />
Die Schweine als Restefresser waren eine lukrative<br />
Einnahmequelle.“ Und weil die Briten alsbald ihre Grenzen<br />
für deutsches Rindfleisch schlossen, rettete die Gleisverbindung<br />
nach Heppens – heute Wilhelmshaven – auch den<br />
Marschbauern das Geschäft.<br />
Text: Martin Wein<br />
Kurator Reiß hat sich in den vergangenen sechs Jahren<br />
in Cloppenburg zu einem Experten für die Mobilitätsgeschichte<br />
Nordwestdeutschlands entwickelt. Geboren wurde<br />
er 1963 aber in Schlüchtern zwischen Fulda und Frankfurt<br />
am Main. In Bamberg, Hamburg sowie Bonn studierte er<br />
Geschichte und Kunstgeschichte, anschließend war er für<br />
die Schlossverwaltung Rheinland-Pfalz vor allem auf den<br />
Höhenburgen im Rheintal tätig. Weil die Fahrerei zwischen<br />
Berg und Tal für die beiden berufstätigen Eltern mit ihren<br />
drei Kindern zu lästig wurde, zog die Familie schließlich ins<br />
norddeutsche Flachland nach Wildeshausen.<br />
Für größere Einkäufe nutzt Reiß noch heute gerne die<br />
stündliche Bahnverbindung der Nordwestbahn nach Bremen.<br />
Den Einsatz einiger couragierter Bürger für deren Erhalt<br />
in den 1980er-Jahren hat er deshalb gleich auch in der<br />
Ausstellung dokumentiert. „Sonst wäre das die längste Streckenstilllegung<br />
in Deutschland geworden“, erklärt er.<br />
Das agrarisch geprägte und mit Straßen und Kanälen noch<br />
kaum erschlossene Großherzogtum Oldenburg war im 19.<br />
Jahrhundert mit den erheblichen Kosten für den Eisenbahnbau<br />
eigentlich vollkommen überfordert, resümiert Reiß. Vor<br />
allem die Bremer ließen sich den Gleisanschluss zwischen<br />
Delmenhorst und Bremen auf ihrem Land teuer bezahlen.<br />
Und aus Mangel an Kies<br />
konnten nur Spezialloks<br />
über das Gleisbett aus<br />
Sand rollen. Trotzdem<br />
habe der Nordwesten<br />
erheblich profitiert. Während<br />
die Marschbewohner<br />
ihre Rinder lange<br />
lukrativ per Schiff nach<br />
England verkaufen konnten,<br />
hatten die Menschen<br />
auf der sandigen Geest<br />
vorher nur eine Bedarfswirtschaft<br />
betrieben, die<br />
vorrangig der Selbstversorgung<br />
diente und<br />
sogar kleiner war als die<br />
Nachbarn von der Küste.<br />
Erst mit dem ersten<br />
Zug 1867 konnten sie<br />
ihre Mastschweine ohne<br />
Höchste Eisenbahn – 150 Jahre Zugverkehr in Oldenburg<br />
Lioba Meyer/Florian Nikolaus Reiß<br />
322 S., zahlr. Farb- u. Schwarzweißabbildungen<br />
Cloppenburg, 2017, Verlag Museumsdorf Cloppenburg<br />
Materialien & Studien zur Volkskultur und Alltagsgeschichte<br />
Niedersachsens, Bd. 47<br />
ISBN: 978-3-938061-37-4<br />
Preis: 24,80<br />
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