Stadtmagazin CLP Ausgabe 21
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
eportage<br />
Der Paramenten-Verein Cloppenburg<br />
Der Paramentenverein Cloppenburg kann auf eine lange<br />
Tradition zurückblicken.<br />
Paramente sind die im Kirchenraum<br />
und in der Liturgie verwendeten,<br />
oft reichverzierten und<br />
aufwändig gearbeiteten Textilien. Früher<br />
gab es in fast jeder Gemeinde eine<br />
Gruppe von Frauen mit Liebe zu Nähund<br />
Stickarbeiten, die dafür sorgten,<br />
dass sich die Kirchentextilien immer<br />
im einwandfreien Zustand befanden.<br />
In den vergangenen Jahrzehnten ließ<br />
das Interesse an dieser ehrenamtlichen<br />
Tätigkeit aber stark nach.<br />
Aber noch immer treffen sich jeden<br />
ersten Dienstag im Monat vier<br />
Cloppenburgerinnen und führen die<br />
Arbeit des Paramentenvereins fort.<br />
Früher trafen sich Waltraud Körner,<br />
Wilma Schröer und Margret Lücking<br />
im Pfarrheim St. Andreas. Seit einiger<br />
Zeit wird das Pfarrheim allerdings als<br />
Übergangsheim für die Kindergärten<br />
genutzt. Zunächst waren hier Kinder<br />
des St. Andreas-Kindergartens und<br />
jetzt vorrübergehend Gruppen des<br />
St. Augustinus-Kindergartens untergebracht.<br />
Aus diesem Grund treffen<br />
sich die Vereinsmitglieder in der Alten<br />
Kaplanei. Bei einer Tasse Kaffee wird<br />
fleißig gehäkelt und gestrickt – aktuell<br />
jedoch zumeist für den privaten Gebrauch,<br />
denn notwendige Arbeit an<br />
den Paramenten der Kirchengemeinde<br />
fallen leider nicht mehr so häufig<br />
an.<br />
„Wir schauen jedes Mal nach, ob der<br />
Küster uns Textilien hingelegt hat, die<br />
ausgebessert oder verändert werden<br />
müssen. Aber meistens ist leider nichts<br />
für uns da“, bedauern die vier Cloppenburgerinnen.<br />
So freuten sie sich,<br />
als sie vor einiger Zeit für die Kapelle<br />
des Krankenhauses neue Stolen anfertigen<br />
konnten. Ansonsten beschränkt<br />
sich ihre Arbeit zumeist auf die Reparatur<br />
beschädigter Messdienergewänder<br />
oder Flickarbeiten an den Altartüchern<br />
und Decken.<br />
„Das Interesse der jüngeren Generation<br />
ist einfach nicht mehr da“, bedauert<br />
die 78jährige Ursula Elsen, die<br />
bereits seit 1974 Mitglied beim Paramentenverein<br />
ist, und sich noch gut<br />
an lebhaftere Zeiten erinnert. Damals<br />
wurden von einigen Vereinsmitgliedern<br />
noch Spitzen geklöppelt oder<br />
aufwändige Occhi-Spitzen per Hand<br />
gefertigt.<br />
Das vor wenigen Jahrzehnten noch<br />
ganz anders. Peter Sieve schildert<br />
in seinem Beitrag „Während es im<br />
übrigen Deutschland licht und hell<br />
ist, bleibt das Münsterland schwarz,<br />
mittelalterlich düster – Katholische<br />
Frauen in der NS-Zeit im Spiegel einer<br />
Vereinschronik aus Cloppenburg“ im<br />
Jahrbuch Oldenburger Münsterland<br />
2016 die zahlreichen Aktivitäten des<br />
Paramentenvereins in den 1930iger<br />
und 1940iger Jahren und dienten diesem<br />
Artikel als wichtige Quelle. Den<br />
Verein gab es allerdings schon vor<br />
dem ersten Weltkrieg. Dafür wertete<br />
er die handgeschriebene Chronik des<br />
Paramentenvereins aus. Autorin ist die<br />
Lehrerin Paula Deeken, die nicht nur<br />
die Aktivitäten der Vereinsmitglieder<br />
festhält, sondern auch durchaus kritische<br />
Anmerkungen über die NS-Regierung<br />
niederschreibt. Sie wurde<br />
daher auch 1937 nach Peheim strafversetzt<br />
und konnte erst 1946 an ihre<br />
alte Volksschule in Cloppenburg zurückkehren.<br />
56 Das <strong>Stadtmagazin</strong> für Cloppenburg & umzu | Reportage