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Ausgabe online lesen.... - beim AWO Ortsverein Herborn eV

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53. JAHRGANG HEFT 5 SEPTEMBER/OKTOBER 2008<br />

www.awo.org<br />

G 11394


IN DIESER AUSGABE<br />

4<br />

12<br />

14<br />

Umfragen belegen es: Die Menschen sind politikmüde. Sie verlangen<br />

perspektivische Antworten auf die großen Zukunftsfragen<br />

Arbeit, Demografie, Bildung, soziale Gerechtigkeit. Das auf zwei<br />

Jahre angelegte Diskussionsforum der <strong>AWO</strong> »Was hält die Gesellschaft<br />

zusammen?« will den Zusammenhalt stärken.<br />

Sie haben überall die gleichen Träume.<br />

Bericht über ein deutsch-russisches Projekt<br />

Das ZFF über die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.<br />

27<br />

29<br />

30<br />

39<br />

News<br />

Kinderärzte fordern höhere Qualität in Kinderkrippen<br />

7<br />

<strong>AWO</strong> aktuell<br />

Wettbewerb: <strong>AWO</strong> und Aktion Mensch zeichneten die<br />

Gewinner des Projektes »Gemeinschaft bildet« aus<br />

Ins Bild gesetzt<br />

Mit 15.000 Diensten und Einrichtungen<br />

ist die <strong>AWO</strong> in Deutschland ein bedeutsamer<br />

Anbieter im Sozialmarkt. In dieser<br />

<strong>Ausgabe</strong> stellen wir das »Landhaus<br />

Fernblick« im Sauerland vor.<br />

17<br />

18<br />

20<br />

Titel<br />

Menschen mit Behinderung<br />

Wer kümmert sich um Mutter?<br />

Lernen per Netz. Ein Partnerprojekt der <strong>AWO</strong>.<br />

22<br />

Bildung<br />

Fachpolitik und soziale Dienste. Die <strong>AWO</strong> zeigte einen breiten<br />

Querschnitt ihrer jugendpolitischen Aktivitäten.<br />

24<br />

Ein Bericht vom Dach der Welt:<br />

<strong>AWO</strong> International plant die Eröffnung eines Büros in Nepal.<br />

26<br />

Deutscher Jugendhilfetag<br />

Internationales<br />

Pflegereform<br />

Das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz muss sich in der Praxis<br />

beweisen. Eine <strong>AWO</strong>-Fachtagung informierte.<br />

Fachinformationen<br />

Impressum<br />

Ländermagazin<br />

Wer gerne Pizza isst, kann damit Kindern helfen –<br />

mit der <strong>AWO</strong> Pizza »Amore«.<br />

Rätsel<br />

Titelfotos: awo, plainpicture; pixelio, imagesource, BuAgentur Arbeit, aboutpixel<br />

BLICKPUNKT<br />

Christiane Reckmann<br />

<strong>AWO</strong> Bundesvorstand<br />

Vorsitzende Zukunftsforum<br />

Familie ZFF<br />

Das Phänomen Kinderarmut hat inzwischen seinen festen Platz<br />

in den Medien. Das ist schlecht für die Kinder, die davon betroffen<br />

sind, und es ist schlecht, solange daraus keine konkreten<br />

politischen Maßnahmen resultieren.<br />

Die Bundesregierung hat die Grunddaten und -aussagen<br />

zu Armut und Reichtum durch einen dritten Bericht auf den<br />

Tisch gelegt, der im Herbst im Parlament diskutiert werden<br />

wird. Die SPD hat als Konsequenz einen „Aktionsplan für gleiche<br />

Lebenschancen“ beschlossen, der „10 Maßnahmen gegen<br />

Kinderarmut“ nennt.<br />

Alles was nützt<br />

Das Zukunftsforum Familie ZFF und die <strong>AWO</strong> begrüßen alles,<br />

was dazu beiträgt, dass Kinder unbelastet und gesund aufwachsen<br />

und ihnen gute und gerechte Zukunftschancen eröffnet<br />

werden. Daher sollte man den 10-Punkte-Plan der SPD nicht<br />

zerreden und zum politischen Streitobjekt aufblasen. Mit den<br />

im Plan formulierten Forderungen an Kommunen, Länder und<br />

die Bundesebene ist ein in sich geschlossenes Maßnahmenpaket<br />

aus Infrastruktur- und Geldleistungen geschnürt worden.<br />

Natürlich gibt es in den Überlegungen auch noch Lücken,<br />

Platz für weitergehende Forderungen. Eine Weiterentwicklung<br />

des Plans der SPD durch die Anregungen der <strong>AWO</strong> und des ZFF<br />

sollte von der SPD daher auch als Chance begriffen werden.<br />

„Überforderung“ werden die Finanzpolitiker postwendend<br />

einwenden, doch da muss man kontern: Solange die reichsten<br />

10 Prozent der Gesellschaft 60 Prozent des gesamten privaten<br />

Vermögens ihr Eigen nennen, geht es nicht um eine Neiddebatte,<br />

sondern um „Eigentum, das auch verpflichtet“.<br />

Eine solche Lücke besteht zwischen der Kindergeldzahlung<br />

von 154 Euro und der höchsten steuerlichen Entlastung für hohe<br />

Einkommensbezieher von bis zu 230 Euro. Das kann nicht<br />

so bleiben. Wir wollen als ersten Schritt gegen Kinderarmut<br />

ein allgemeines Kindergeld von mehr als 200 Euro, um diesen<br />

Unterschied auszugleichen.<br />

Perspektivisch fordert das ZFF die Einführung einer armutsfesten<br />

Grundsicherung für alle Kinder. Armut ist zunächst und<br />

vor allem ein Mangel an Einkommen und Ressourcen. Aus diesem<br />

Ressourcenmangel resultieren Bildungs- und Teilhabearmut,<br />

dem durch mehr Qualität in der Kindertagesbetreuung,<br />

Eltern-Kind-Zentren oder Gemeinschaftsschulen zu begegnen<br />

ist. Der SPD-Aktionsplan macht dazu konkrete Vorschläge.<br />

Ein Plan ist eine Aufforderung zum Handeln. Sonst bleibt<br />

es eine Luftnummer. Den Worten müssen Taten folgen auf allen<br />

politischen Ebenen. Der neue Existenzminimumbericht wird im<br />

Herbst zur Nagelprobe, da heißt es »Butter bei die Fische«.<br />

Noch immer geht einem das Herz auf, wenn wieder mal verlautbart<br />

wird „Kinder sind unsere Zukunft“. Bleiben die Taschen<br />

zu, folgt: (Immer mehr) Kinder ohne Zukunft.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

3


4 NEWS<br />

Termine<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

Frühkindliche Betreuung:<br />

Große Unterschiede in den Bundesländern<br />

(idw/bikl) Die frühkindliche Bildung<br />

und Betreuung weist in den 16 Bundesländern<br />

deutliche Unterschiede<br />

auf. Während in Westdeutschland<br />

vor allem die Qualität des Angebotes<br />

– gemessen am Personalschlüssel<br />

– überzeugt, stehen im Osten<br />

wesentlich mehr Betreuungsplätze<br />

zur Verfügung. Dies ist das Ergebnis<br />

einer aktuellen Studie der Bertelsmann<br />

Stiftung, die die frühkindlichen<br />

Bildungssysteme miteinander<br />

vergleicht. Die Untersuchung konzentriert<br />

sich auf die Schwerpunkte<br />

Teilhabe, Qualität und Investitionen.<br />

„Damit hängen die Bildungschancen<br />

für kleine Kinder sehr stark davon<br />

ab, in welchem Bundesland sie<br />

geboren werden“, sagte Vorstandsmitglied<br />

Johannes Meier von der<br />

Bertelsmann Stiftung.<br />

Nahezu alle Bundesländer hätten<br />

ihr Engagement in der frühkindlichen<br />

Bildung deutlich intensiviert,<br />

stellen die Autoren der Studie fest.<br />

Dennoch lasse die Versorgung der<br />

Rechtsextreme Organisationen<br />

versuchen die Unterwanderung<br />

BAGFW will aufklären<br />

Berlin. Rechtsextremistische Aktivitäten treiben die <strong>AWO</strong> und<br />

die anderen Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege<br />

weiterhin um. Gemeinsam mit dem Bundeskanzleramt veranstaltet<br />

daher die BAGFW vom 23. bis 24. Oktober 2008 in<br />

Berlin einen Fachkongress. Die pädagogischen und sozialen<br />

Bestrebungen rechtsextremer Organisationen sollen thematisiert<br />

und transparent gemacht und kommunalpolitische Gegenstrategien<br />

entwickelt werden.<br />

Gleichzeitig wird auf der Internetseite der BAGFW ein Informationsportal<br />

aufgebaut. Dieses wird über einen Sonderbutton<br />

auf der Startseite realisiert Ab sofort können Interessierte<br />

unter www.bagfw.de das vorläufige Programm des Kongresses<br />

einsehen und sich anmelden.<br />

Dreijährigen zu wünschen übrig. In<br />

Niedersachsen und Schleswig-Holstein<br />

liegt die Teilnahmequote der<br />

Dreijährigen bei unter 70 Prozent,<br />

obwohl ein Rechtsanspruch besteht.<br />

Länder wie Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg<br />

erreichen mit Teilhabequoten<br />

von über 90 Prozent<br />

das hohe Niveau der ostdeutschen<br />

Bundesländer. Herausragend bei<br />

den unter Dreijährigen ist Sachsen-<br />

Anhalt: Zehn Prozent der Kinder un-<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

ter einem Jahr besuchen eine Einrichtung,<br />

bei den Einjährigen sind<br />

es 60 Prozent, bei den Zweijährigen<br />

85 Prozent und bei den Dreijährigen<br />

94 Prozent. In Sachsen-Anhalt<br />

besteht von Geburt an ein<br />

Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz.<br />

Ein wichtiges Kriterium für die<br />

Qualität von Kindertageseinrichtungen<br />

ist der Personalschlüssel. Der<br />

Personaleinsatz pro Kind unter drei<br />

Jahren hat im Bundesländervergleich<br />

eine Spannbreite von 1:4,2<br />

bis 1:7,8. In der Spitzengruppe mit<br />

einem Personalschlüssel von unter<br />

1:5 liegen Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz<br />

und das Saarland. Im<br />

Mittelfeld liegen Bremen, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Niedersachen<br />

und Schleswig- Holstein mit einem<br />

Personalschlüssel zwischen 1:5 bis<br />

1:6. Die Schlussgruppe bilden Brandenburg,<br />

Hamburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

und Thüringen mit einem<br />

Personalschlüssel über 1:6.<br />

Wohlfahrtsspitze vollständig versammelt<br />

Nürnberg. Anlässlich<br />

der 10. ConSozial,<br />

die vom 5. - 6. November<br />

2008 im<br />

Messezentrum Nürnberg<br />

stattfindet, diskutieren<br />

die Präsidenten<br />

und Vorsitzenden<br />

aller Spitzenverbände<br />

der Freien Wohlfahrtspflege<br />

bei einer Podiumsdiskussion am 6.11.2008 zum<br />

Thema „Zwischen Wohlfahrt, Wettbewerb und Werten: Wohin<br />

steuert die Sozialwirtschaft im 21. Jahrhundert?“<br />

Mehr Infos: www.consozial.de


Foto: bundesverband deutsche tafel<br />

Reisebeschränkungen für HIV-Infizierte<br />

verstoßen gegen die Menschenrechte<br />

New York/Berlin (ots) - Am Rande<br />

einer dreitägigen AIDS-Konferenz<br />

in New York appellierte die Deutsche<br />

AIDS-Hilfe an die Vereinten<br />

Nationen, Reisebeschränkungen für<br />

HIV-Infizierte endlich aufzuheben.<br />

In mehr als 70 Ländern gelten<br />

Einreisebeschränkungen für Menschen<br />

mit HIV und Aids, 30 Länder<br />

weisen sogar Erkrankte aus. Mit einem<br />

Appell an die Weltgemeinschaft,<br />

die Menschenrechte zu<br />

achten, unterstützte UN-Generalsekretär<br />

Ban Ki Moon anlässlich der<br />

UN-HIV-Konferenz die Forderung.<br />

Die Deutsche AIDS-Hilfe sammelt<br />

Deutscher Tafeltag am 4. Oktober 2008<br />

Tafeltag in Chemnitz<br />

Zum zweiten Mal begehen die Tafeln<br />

am 4. Oktober bundesweit<br />

den Deutschen Tafeltag. Die rd.<br />

800 lokalen Tafeln laden die Bürgerinnen<br />

und Bürger ihrer Städte<br />

und Gemeinden zu Aktionen auf<br />

öffentlichen Plätzen oder in ihre<br />

Räumlichkeiten ein. Mit Benefizaktionen,<br />

aber auch mit so genannten<br />

„Langen Tafeln“ und öffentlichen<br />

Gesprächsrunden wollen<br />

die Tafel-Aktiven darauf aufmerksam<br />

machen, dass in einem wohlhabenden<br />

Land wie Deutschland<br />

echte Not herrscht: 800.000 bedürftige<br />

Menschen werden von<br />

den Tafeln mit gespendeten Lebensmitteln<br />

unterstützt, darunter<br />

200.000 Kinder und Jugendliche.<br />

Der Deutsche Tafeltag steht<br />

aber auch für das bürgerschaftliche<br />

Engagement hierzulande.<br />

Zehntausende ehrenamtliche Helferinnen<br />

und Helfer machen mit<br />

seit 1999 Informationen zu den<br />

weltweiten Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen<br />

durch regelmäßige,<br />

weltweite Befragungen der<br />

diplomatischen Vertretungen.<br />

Schockierend ist, wie viele Länder<br />

Menschen mit HIV an der Einreise<br />

hindern: allen voran China, die<br />

USA und einige arabische Staaten.<br />

Zur Welt-Aids-Konferenz in Mexiko<br />

ist am 1. August 2008 das<br />

Portal www.hivtravel.org gestartet,<br />

das umfassend zum Thema HIV<br />

und Reisen informiert und von der<br />

Deutschen AIDS-Hilfe zusammen<br />

mit anderen NGOs betrieben wird.<br />

Unterstützung tausender Unternehmen<br />

die Arbeit der Tafeln überhaupt<br />

erst möglich.<br />

Mehr Informationen bei:<br />

www.tafel.de<br />

Im Deutschen Bundestag<br />

Bundesregierung will alle Anbieter bei<br />

Kindertagesbetreuung gleichbehandeln<br />

Berlin (hib) Die Bundesregierung will alle Anbieter im Bereich<br />

der Kindertagesbetreuung gleichbehandeln, sofern<br />

sie die rechtlichen und fachlichen Voraussetzungen dafür<br />

erfüllen. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage<br />

der Fraktion Die Linke hervor. Mit der Gleichbehandlung,<br />

so heißt es in der Antwort, werde sichergestellt, dass<br />

sowohl frei-gemeinnützige als auch<br />

privat-gewerbliche Träger denselben<br />

Qualitätsanforderungen unterliegen<br />

und auf diese Weise Eltern<br />

und Kindern ein Höchstmaß an<br />

Wahlfreiheit eingeräumt werde.<br />

Da die derzeitige Quote der Inanspruchnahme<br />

durch unter Dreijährige<br />

in Tageseinrichtungen und in<br />

Kindertagespflege weit von einem Versorgungsniveau entfernt<br />

sei, dass junge Familien in Deutschland bräuchten,<br />

sei eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, Ländern<br />

und Kommunen sowie das Engagement aller nötig.<br />

Weniger Teilnehmer bei Integrationskursen<br />

Berlin (hib) Fast ein Viertel (24,3 Prozent) der im Jahre<br />

2007 neu in die Integrationskurse aufgenommenen Teilnehmer<br />

stammt aus der Türkei (27.832). Das geht aus der<br />

Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der<br />

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hervor. Sechs Prozent<br />

der Teilnehmer (6.810) stammten danach aus der Russischen<br />

Föderation, 3,8 Prozent (4.330) aus Polen und 3,1<br />

Prozent (3.619) aus dem Irak. Insgesamt ist nach Angaben<br />

der Regierung ein Rückgang der Teilnehmerzahl zu<br />

verzeichnen. Waren es im Jahr 2005 noch 130.728 Personen,<br />

sank die Zahl um zehn Prozent auf 117.954 im<br />

Jahr 2006. Im ersten Halbjahr 2007 habe sich die Zahl<br />

der neuen Teilnehmer um weitere fünf Prozent abgeschwächt.<br />

Für 2008 rechnet die Regierung ebenfalls mit<br />

einem fünfprozentigen Rückgang. Seitens des Bundesamtes<br />

für Migration und Flüchtlinge (BAMF) seien Maßnahmen<br />

eingeleitet worden, um die Zahl der Integrationskursteilnehmer<br />

zu erhöhen. Dazu gehörten u. a. die Einbindung<br />

von Migrantenselbstorganisationen.<br />

Der Nachwuchs hilft den Eltern ins Web<br />

(bikl) Kinder weisen ihren Eltern den Weg ins Internet und haben<br />

maßgeblichen Einfluss darauf, wie lange und auf welchen Websites<br />

sich Mama und Papa im Internet tummeln. Dies hat der „Digital<br />

Families 2008“-Report ergeben. Erwachsene mit Nachwuchs<br />

halten sich danach viel öfter im Internet auf als Kinderlose. Knapp<br />

drei Viertel (73 Prozent) der befragten europäischen Eltern gehen<br />

regelmäßig <strong>online</strong>. Bei den kinderlosen Erwachsenen in Europa<br />

sind es dagegen nur 52 Prozent. In Deutschland geben knapp 80 Prozent der befragten Eltern<br />

an, jede Woche im Web zu surfen. Bei Erwachsenen ohne Kinder sind es hingegen nur<br />

60 Prozent. Außerdem sind Eltern technisch besser ausgestattet als Erwachsene ohne Kinder.<br />

82 Prozent der europäischen Eltern besitzen einen PC im Haushalt, bei den kinderlosen<br />

Befragten sind es hingegen nur 62 Prozent.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

5


6 NEWS<br />

Europa<br />

2010: Europäisches Jahr gegen Armut<br />

Das Europäische Parlament hat mit großer Mehrheit beschlossen,<br />

2010 zum „Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut<br />

und sozialer Ausgrenzung“ zu ernennen. Initiativen im Laufe<br />

des Jahres sollen vor allem die „Vererbung von Armut“ bekämpfen,<br />

benachteiligte Regionen unterstützen und die Integration<br />

von Einwanderern fördern.<br />

In der EU sind 78 Millionen Bürger von Armut bedroht, darunter<br />

19 Millionen Kinder. Die EU will 17 Millionen Euro für Veranstaltungen,<br />

Informationskampagnen und Studien im Rahmen<br />

des Europäischen Jahres bereitstellen. Dies wäre der höchste<br />

Betrag, der je für ein solches Jahr zur Verfügung gestellt würde.<br />

Europa 2008 – Wissen, Verstehen, Mitreden<br />

Eine Boschüre, herausgegeben vom Informationsbüro des Europäischen<br />

Parlaments für Deutschland, vermittelt Wissenswertes<br />

zu den europäischen Institutionen und aktuellen Themen, wie<br />

Klimaschutz, Binnenmarkt, Agrarpolitik und Verbraucherschutz.<br />

Besonders anschaulich werden die Informationen durch Bilder,<br />

Grafiken und Comics präsentiert. Eine große Satellitenkarte<br />

von Europa liegt bei. Die Broschüre kann kostenlos im Internet<br />

heruntergeladen oder bestellt werden www.europarl.de/service/bestellliste.jsp<br />

Jeder vierte Euro für Soziales<br />

Die <strong>Ausgabe</strong>n für den Sozialschutz in der EU belaufen sich<br />

nach Angaben von Eurostat im Schnitt auf 27,2 Prozent des<br />

Bruttoinlandsprodukts (BIP). Zu den <strong>Ausgabe</strong>n zählen die eigentlichen<br />

Sozialleistungen, die Verwaltungskosten und die<br />

sonstigen <strong>Ausgabe</strong>n der Sozialschutzsysteme. Mehr als 30 Prozent<br />

des BIP gingen in Schweden, Frankreich und Dänemark in<br />

die Sozialsysteme. Unter 15 Prozent lag der Anteil in Lettland,<br />

Estland und Rumänien. Fast die Hälfte der Leistungen waren Altersruhegelder<br />

oder Leistungen für Hinterbliebene. Auf die Gesundheitsversorgung<br />

entfielen 29 Prozent. Die beiden Finanzierungsquellen<br />

sind Sozialversicherungsbeiträge und Steuern.<br />

In Deutschland entfielen 36 Prozent auf steuerliche Beiträge,<br />

63 Prozent auf Beiträge der Sozialversicherten selbst.<br />

EU-Kommission plant Maßnahmen bei<br />

Organspende und -transplantationen<br />

(eufis-BFS/<strong>AWO</strong>) Die Europäische Kommission plant im Herbst<br />

2008 bei Organspende und -transplantation sowohl eine EU-<br />

Richtlinie zu Qualität und Sicherheit von Organspenden als auch<br />

einen Aktionsplan für eine engere Zusammenarbeit zwischen<br />

den Mitgliedstaaten vorzulegen. Hintergrund der EU-Initiative ist,<br />

dass in Europa ein erheblicher Organmangel herrscht. So stehen<br />

derzeit fast 60.000 Patienten europaweit auf Wartelisten und<br />

täglich sterben 10 Patienten, die auf ein Organ warten. Gleichzeitig<br />

gibt es in der EU beträchtliche Unterschiede bei den Transplantationssystemen<br />

und ihren Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen.<br />

Die Kommission möchte einen Qualitäts- und Sicherheits-<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

rahmen für Organspende und -transplantation festlegen sowie<br />

die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten verbessern.<br />

Die von der Kommission geplanten Maßnahmen stoßen<br />

allerdings auch auf Kritik. Neben befürchtetem zusätzlichem<br />

Verwaltungsaufwand könnten EU-einheitliche Qualitätsstandards<br />

den Organmangel noch verstärken: verstorbene Spender<br />

sind oft ältere Menschen, deren Organe nicht mehr dieselbe<br />

Qualität haben, wie die junger Spender. Dennoch sollten<br />

die Organe zu Transplantationszwecken verwendet werden<br />

können, wenn unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des Empfängers<br />

eine positive Bilanz besteht.<br />

EU will Notrufnummer 112 populärer machen<br />

Die EU-Kommission hat eine Informationskampagne gestartet,<br />

um die gebührenfreie europäische Notrufnummer 112 bekannter<br />

zu machen. Nur 22 Prozent der EU-Bürger kennen die 112.<br />

In vielen EU-Mitgliedstaaten können Anrufe auch auf Englisch<br />

entgegengenommen werden. Einige Länder haben besondere<br />

Regelungen eingeführt, um den Notrufzentralen eine Beantwortung<br />

in weiteren Fremdsprachen zu ermöglichen.<br />

Vielfalt und Individualität.<br />

Der führende Anbieter von professionellen Waschraumhygienelösungen,<br />

cws-boco präsentiert erstmals hochwertige Spendersysteme<br />

in einer Vielzahl ausgewählter Farben und Materialien. Highlight<br />

der neuen Produktlinie »ParadiseLine« sind die Spender der<br />

Kategorie „Individual“.<br />

Die Frontseiten der Handtuch-,<br />

Seifen- und Duftspender<br />

können vollständig<br />

individuell gestaltet<br />

werden. Dadurch werden<br />

sie zu neuartigen Kommunikationsmitteln<br />

und<br />

bieten Platz für die gezielte Ansprache von Besuchern und Mitarbeitern.<br />

Eine <strong>AWO</strong>-Linie wird in der Abbildung vorgestellt.<br />

Nach Ansicht von Andreas Heinze von CWS-boco International fördert<br />

die individuelle Gestaltung der Hygiene-Linie das Ansehen von<br />

Waschräumen als Visitenkarte einer Einrichtung, indem sie ein augenfälliges<br />

und und exklusives Ambiente schafft.<br />

Design und Qualität<br />

Die Elemente verfügen über die bewährte CWS Spendertechnik,<br />

sind aus hochwertigen Materialien gefertigt und bieten zuverlässigen<br />

Hygieneschutz. Die Standard-Komponenten sind mit wechselnden<br />

Frontseiten in den Farben weiß, rot, schwarz und champagner<br />

sowie in Silber-, Holz- und Carbonoptik erhältlich. Schon in kleiner<br />

Auflage lassen sich individuelle und aktionsbezogene Werbebotschaften<br />

anbringen.<br />

Weitere Informationen bei:<br />

HTS Deutschland GmbH & Co. KG,<br />

Tel.: 06103-309-0, www.cws-boco.de


8 <strong>AWO</strong> AKTUELL<br />

Fotos: bagfw Fotos: Aktion Mensch<br />

Mehr zu den<br />

Projekten bei:<br />

www.aktionmensch.dehttp://diegesellschafter.de<br />

Zu Gast bei Bundespräsident<br />

Horst Köhler:<br />

(von li. Ingrid Ziegelhöfer,<br />

Michael Schnell,<br />

Elfriede Biedefeld,<br />

<strong>AWO</strong>-Bundesvorsitzender<br />

Wilhelm Schmidt,<br />

<strong>AWO</strong> Bundesgeschäftsführer<br />

Rainer Brückers.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

Gemeinschaft bildet<br />

Der Wettbewerb für Projekte der Kinder- und Jugendhilfe<br />

Aktion Mensch und <strong>AWO</strong> zeichnen die Gewinner aus<br />

Unter dem Motto »Gemeinschaft<br />

bildet« suchte die Aktion Mensch<br />

gemeinsam mit dem Bundesverband<br />

der Arbeiterwohlfahrt (<strong>AWO</strong>)<br />

im Rahmen der Initiative »dieGesellschafter.de«<br />

nach beispielhaften<br />

Projekten, die gezielt Kinder<br />

und Jugendliche in ihrem Umfeld<br />

ansprechen und ihnen ermöglichen,<br />

ihre Kompetenzen zu entdecken,<br />

zu entwickeln und zu stärken.<br />

Der Wettbewerb wollte die<br />

Bemühungen um Bildungsangebote<br />

für Kinder und Jugendliche<br />

außerhalb von und in der Schule<br />

würdigen. Im Juni 2007 startete<br />

der Wettbewerb und bis zum Jahresende<br />

reichten fast 400 Projekte<br />

ihre Konzepte ein. Alle Wettbewerbsteilnehmer<br />

haben damit eine<br />

große und abwechslungsreiche<br />

Bandbreite der Kinder- und Jugendhilfeprojekte<br />

aufgezeigt.<br />

Markenübergabe an Bundespräsident Köhler<br />

Berlin. Bundesfinanzminister Peer<br />

Steinbrück überreichte Bundespräsident<br />

Horst Köhler die mit einer Bo<br />

105 eingeflogenen neuen Wohlfahrtsmarken.<br />

Die neuen Briefmarken<br />

erscheinen unter dem Titel<br />

„Luftfahrzeuge“ und zeigen die Do<br />

Die Gewinner<br />

Zu Ehren aller, die sich in der Kinder-<br />

und Jugendhilfe engagieren,<br />

hat die Aktion Mensch und der<br />

Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt<br />

die besten eingereichten Projekte<br />

bei der Preisverleihung in Essen,<br />

anläßlich des Deutschen Jugendhilfetages,<br />

ausgezeichnet.<br />

Prämiert wurden zehn Projekte.<br />

Die 10 Gewinnerprojekte<br />

1. Platz dotiert mit 3.000 Euro:<br />

Schuldenprävention mit dem FinanzFührerschein.<br />

Verein Schuldnerhilfe<br />

Essen e.V.<br />

Platz zwei, dotiert mit je 2.000 Euro<br />

teilten sich -<br />

2. Platz: »Wild Food Angels«<br />

Schüler GmbH - vom Kreisverband<br />

der Volkssolidarität Schwerin<br />

NWM e.V.<br />

J Wal, Ju 52, A 380 und Bo 105.<br />

Das Erscheinen der neuen Serie<br />

nahm der Bundespräsident zum<br />

Anlass, die ehrenamtlichen Helferinnen<br />

und Helfer für deren engagierten<br />

Einsatz <strong>beim</strong> Verkauf der<br />

Marken zu würdigen.<br />

2. Platz: Junge Menschen mit Behinderungen<br />

öffnen Türen. Lebensweisen<br />

e.V. in Schortens bei Wilhelmshaven.<br />

Jeweils 1.000 Euro gingen an die<br />

ausgezeichneten Projekte vier bis<br />

zehn:<br />

„Lebenswelt – junge Menschen lernen<br />

soziales Engagement“. Freiwilligen-Agentur<br />

Halle Saalkreis e.V.<br />

„KITRAZZA – die KinderTraumZauberStadt“.<br />

Büro für freie Kultur- und<br />

Jugendarbeit e.V., Dresden<br />

„Grundschulkinder gestalten ihr Leben:<br />

Die Welt in der Schule – die<br />

Schule als Lebenswelt“. Koordinationsstelle<br />

Umweltbildung und Globales<br />

Lernen (KUGL), Gleichen/<br />

Landkreis Göttingen<br />

„Tiefer graben – ein Spielplatz<br />

geht auf Spurensuche“. Naturspielplatz<br />

Siegriedstraße Nürnberg,<br />

Einrichtung der offenen Kinderund<br />

Jugendarbeit. Bürgerinitiative<br />

Südstadt Spielstadt e.V.<br />

„Bis zum Schulabschluss“. Kinderhilfe<br />

für Siebenbürgen e.V., Stapelburg/Harzvorland<br />

„Aktion Sahnehäubchen“. Caritasverband<br />

der Diözese Rottenburg-<br />

Stuttgart e.V. - Region Schwarzwald-Gäu,<br />

Böblingen<br />

„Samstagsschule – Integration<br />

durch Bildung“. Internationaler<br />

Verein für russische Kultur und<br />

Sprache Dialog e.V., Reutlingen<br />

Jedes Jahr verkaufen Mitglieder<br />

der Wohlfahrtsverbände in ihrer<br />

Freizeit das „Porto mit Herz“ und<br />

unterstützen mit dem erzielten Zuschlagserlös<br />

die wichtige soziale<br />

Arbeit der Freien Wohlfahrtspflege.<br />

Seit 1949 haben mehr als 3,9<br />

Milliarden verkaufte Wohlfahrtsmarken<br />

einen rechnerischen Zuschlagserlös<br />

von fast 590 Millionen<br />

Euro erzielt.<br />

Die neue Serie ist bei der Post,<br />

in den Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände<br />

und im Internet unter<br />

www.wohlfahrtsmarken.de erhältlich.


Foto: <strong>AWO</strong><br />

Organisation<br />

<strong>AWO</strong>-Bezirkskonferenz Braunschweig<br />

fordert Maßnahmen gegen Kinderarmut<br />

und Pflegenotstand<br />

Braunschweig. „In Braunschweig leben 24 Prozent aller Kinder<br />

unter 15 Jahren unter der Armutsgrenze, in manchen Stadtteilen<br />

sind das fast 50 Prozent“ stellte die wieder gewählte <strong>AWO</strong>-Bezirksvorsitzende<br />

Gabriele Siebert-Paul auf der <strong>AWO</strong>-Bezirkskonferenz<br />

fest. In einem Leitantrag forderte der <strong>AWO</strong>-Bezirksverband<br />

daher die Bundesregierung<br />

und die Bundestagsfrak-<br />

<strong>AWO</strong>-Bezirksvorsitzende Gabriele<br />

Siebert-Paul und Bezirksgeschäftsführer<br />

Rifat Fersahoglu-Weber legten<br />

auf der Bezirkskonferenz den<br />

Geschäftsbericht vor.<br />

tionen auf, Sofortmaßnahmen<br />

zur Bekämpfung der<br />

Kinderarmut einzuleiten.<br />

Auch mit dem Mindestlohn<br />

beschäftigte sich die Bezirkskonferenz:<br />

Der Vorstand<br />

appellierte an die Gliederungen,<br />

nur noch mit solchen<br />

Unternehmen zusammenzuarbeiten,<br />

die nachweislich<br />

den branchenüblichen Min-<br />

destlohn nach Entsendegesetz zahlen. Außerdem fordert der Verband<br />

für Pflegekräfte einen gesetzlichen, allgemeinen Mindestlohn<br />

in Höhe von 9,52 Euro. <strong>AWO</strong>-Bezirksgeschäftsführer Rifat<br />

Fersahoglu-Weber stellte in seinem Geschäftsbericht für die vergangenen<br />

vier Jahre fest: „Wir haben wirtschaftliche Stabilität geschaffen<br />

trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen.<br />

Wir reinvestieren in unsere Einrichtungen, um qualitativ hochwertige<br />

Dienstleistungen für die Menschen anbieten zu können.“<br />

Die Bezirkskonferenz wählte für die nächsten vier Jahre einen<br />

neuen Vorstand. Vorsitzende: Gabriele Siebert-Paul (Wolfenbüttel);<br />

Stellv. Vorsitzende: Achim Barchmann (Helmstedt),<br />

Cornelia Seiffert (Braunschweig).<br />

Gestärkt in die Zukunft<br />

Bezirkskonferenz Ostwestfalen-Lippe<br />

Bielefeld. Mit Optimismus blickt die <strong>AWO</strong> in Ostwestfalen-Lippe<br />

in die Zukunft. „Die Entwicklung der Jahre 2004 bis 2008“, so<br />

der Vorsitzende Norbert Wellmann, „war positiv“. 14.500 Mitglieder<br />

engagieren sich in 145 <strong>Ortsverein</strong>en und 7 Kreisverbänden;<br />

4.100 Männer und Frauen sind in mehr als 250 Einrichtungen<br />

und Diensten beschäftigt. Der Jahresumsatz beträgt<br />

122 Mio. Euro. Stolz ist die <strong>AWO</strong> auch auf das Erreichen der<br />

Schwerbehindertenquote von 5 Prozent bei den Beschäftigten.<br />

Bezirksgeschäftsführer Wolfgang Stadler und der in seinem<br />

Amt bestätigte Bezirksvorsitzende Norbert Wellmann machten<br />

in ihren Berichten deutlich: Die Arbeitsbereiche „Kinder” und<br />

„Senioren” konnten stabilisiert werden. Neue Arbeitsbereiche<br />

wie der ElternService und die Freiwilligenakademie wurden<br />

konsequent auf- und ausgebaut.<br />

Neues Präsidium und neue Struktur<br />

Die Bezirkskonferenz wählte Norbert Wellmann erneut zum<br />

Vorsitzenden und Wolf-Eberhard Becker, Daniela Brinkmann<br />

sowie Siegfried Gehrke zu Stellvertretern. Eine klare Aufgabenteilung<br />

gibt es zukünftig zwischen dem Präsidium (früher:<br />

Bezirksvorstand), dem Aufsichtsrat (früher: BGB-Vorstand) und<br />

dem geschäftsführenden Vorstand (früher: Geschäftsführung).<br />

Wolfgang Stadler und Klaus Dannhaus wurden zu geschäftsführenden<br />

Vorstandsmitgliedern nach § 26 BGB bestellt.<br />

Margit Weihnert wiedergewählt<br />

Die Vorsitzende des <strong>AWO</strong> Landesverbandes Sachsen, Margit<br />

Weihnert, Mitglied des Sächsischen Landtages, wurde auf der<br />

5. Landeskonferenz mit großer Mehrheit erneut zur Vorsitzenden<br />

gewählt. Sie leitet seit Februar 2004 ehrenamtlich den<br />

<strong>AWO</strong> Landesverband Sachsen.<br />

Die <strong>AWO</strong> hat in Sachsen 7300 Mitglieder. In 618 Einrichtungen<br />

und Diensten sind rd. 6900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

beschäftigt.<br />

Unser Auftrag – Das soziale Bayern<br />

<strong>AWO</strong> Landeskonferenz<br />

Lindau. Der bisherige Vorsitzende der Bayerischen Arbeiterwohlfahrt<br />

Dr. Thomas Beyer ist auf der Landeskonferenz in Lindau<br />

mit der überwältigenden Mehrheit von 96,3 Prozent der<br />

Delegiertenstimmen in seinem Amt bestätigt worden. „Ich sehe<br />

diese Wahl als einen Auftrag<br />

an, mich für die sozialen<br />

Herausforderungen in Bayern<br />

auch weiterhin energisch<br />

einzusetzen. Nur ein sozial<br />

ausgewogenes Bayern kann<br />

auf Dauer die Lebensqualität<br />

seiner Bürgerinnen und Bürger<br />

sichern“, sagte Beyer<br />

nach seiner Wiederwahl.<br />

Im Mittelpunkt der 24.<br />

Landeskonferenz stand ihr<br />

Anspruch, die Sozialpolitik<br />

in Bayern aktiv mitzugestalten<br />

und neue Wege zu mehr<br />

Der neugewählte engere Landesvorstand,<br />

von li.n.re.: Max von<br />

Heckel, Schatzmeister, Stellv.<br />

Landesvorsitzende: Antje Esser,<br />

Herbert Franz, Ute Braun, Landesvorsitzender<br />

Dr. Thomas Beyer.<br />

sozialer Gerechtigkeit aufzuzeigen. „Die Spitzenverbände der<br />

Freien Wohlfahrtspflege, darunter die <strong>AWO</strong>, müssen in die Gestaltung<br />

der Bayerischen Sozialpolitik in echter Partnerschaft<br />

eingebunden werden“, betonte Beyer. „Dabei steht an vorderster<br />

Stelle, die einschneidenden Kürzungen öffentlicher Leistungen<br />

für den sozialen Sektor über die letzten Jahre hinweg zurückzunehmen.“<br />

Die <strong>AWO</strong> in Bayern bekenne sich vor allem dazu, entschlossen<br />

jeder Form sozialer Ausgrenzung zu begegnen. Dieser<br />

Anspruch gelte insbesondere für die wachsende Armut von<br />

Kindern und Familien sowie der Altersarmut. „Die Armut ist ein<br />

sozialer Skandal im Bayern der Gegenwart“, sagte Beyer.<br />

„Der Kampf gegen Armut gehört zu den vordringlichsten Aufgaben<br />

unseres Sozialstaates.“<br />

Als Stellvertreter Beyers wurden Antje Esser, Rechtsanwältin<br />

und <strong>AWO</strong> <strong>Ortsverein</strong>svorsitzende aus Neu-Ulm, Ute Braun, Direktorin<br />

a. D. der Hans-Weinberger-Akademie der <strong>AWO</strong> sowie<br />

Herbert Franz, Ehrenvorsitzender des <strong>AWO</strong> Bezirksverbandes<br />

Unterfranken gewählt.<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

9


10 <strong>AWO</strong> AKTUELL<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

Willy Jost führt <strong>AWO</strong> Hessen-Süd<br />

Die <strong>AWO</strong>-Bezirkskonferenz in Hessen-Süd hat Willy<br />

Jost zum neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt. Er löste<br />

Gert Lütgert ab, der nach zwei Amtsperioden nicht<br />

wieder kandidierte. Der ehemalige Stadtkämmerer<br />

von Gießen und Vorsitzende des dortigen <strong>AWO</strong>-Stadtkreisverbandes<br />

ist seit 2004 Beisitzer im Vorstand des<br />

Wohlfahrtsverbandes.<br />

Jost kündigte an, den eingeschlagenen Weg zur<br />

Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der <strong>AWO</strong><br />

Hessen-Süd fortsetzen; außerdem werde man sich<br />

stärker auf die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements<br />

konzentrieren, denn das Engagement der<br />

Mitglieder vor Ort sei das Fundament der <strong>AWO</strong>.<br />

Holger Kahlbohm ist neuer Vorsitzender<br />

der <strong>AWO</strong> Hamburg<br />

Die Landesdelegiertenkonferenz<br />

der <strong>AWO</strong> Hamburg hat den ehemaligenSPD-Bürgerschaftsabgeordnete<br />

Holger Kahlbohm (63)<br />

zum neuen Vorsitzenden gewählt.<br />

Er tritt die Nachfolge von Wolfgang<br />

Kremson an, der nach 16<br />

Jahren Vorstandsarbeit nicht wie-<br />

Holger Kahlbohm<br />

der kandidierte. Der neue Vorstand<br />

hat sich für die nächsten vier Jahre einiges vorgenommen:<br />

„Wir wollen die <strong>AWO</strong> weiterhin als gleichsam<br />

starkes Unternehmen und attraktiven Mitgliederverband<br />

positionieren – sowohl mit neuen Projekten für die<br />

Unterstützung von Familien als auch mit Angeboten für<br />

Senioren, die ein menschenwürdiges Altern ermöglichen“,<br />

kündigte der neue Vorsitzende an. In Hamburg<br />

hat die <strong>AWO</strong> 4.000 Mitglieder und bietet in mehr als<br />

100 Einrichtungen soziale Dienstleistungen an.<br />

Walter Heckmann weiterhin Vorsitzender<br />

Köln. Die Bezirkskonferenz der<br />

<strong>AWO</strong> Mittelrhein hat erneut Walter<br />

Heckmann zum Vorsitzenden<br />

gewählt. Dem Vorstand der <strong>AWO</strong><br />

Mittelrhein gehört er bereits seit<br />

28 Jahren an, seit 1996 ist er<br />

Vorsitzender. Mit 28.000 Mitgliedern<br />

gehört die <strong>AWO</strong> Mittelrhein Walter Heckmann<br />

zu den stärksten Gliederungen<br />

auf Bundesebene. Das Motto der Konferenz „Aus Tradition<br />

für die Zukunft“ ist nach den Worten Heckmann<br />

Programm und Zielsetzung des neuen Vorstands der<br />

<strong>AWO</strong> Mittelrhein für die nächsten vier Jahre. Er appellierte<br />

an alle, die im Verband Verantwortung tragen, in<br />

ihrem Engagement, neue Mitglieder für die <strong>AWO</strong> zu<br />

gewinnen, nicht nachzulassen. Die bereits im Jahr<br />

2001 begonnene Mitgliederwerbekampagne „Einfach<br />

viel bewegen“ werde deshalb fortgesetzt.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

Organisation<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

„Betreutes Spielzimmer“<br />

des ElternService<br />

Das Herforder Modellprojekt<br />

Herford ist eine mittelgroße Stadt<br />

in Ostwestfalen. Wer sie noch<br />

nicht kennt, sei rasch aufgeklärt:<br />

Einige Mode- und Möbelfirmen<br />

sind hier angesiedelt, das Pils der<br />

Heimatbrauerei schmeckt und<br />

heißt wie die Stadt, das von dem<br />

weltweit bekannten Stararchitekten<br />

Frank Gehry gebaute Kunstmuseum<br />

MartA ist allemal einen Abstecher<br />

wert und Herford ist das<br />

Zuhause des <strong>AWO</strong>-Ehrenvorsitzenden<br />

Manfred Ragati. Ganz frisch<br />

gibt es nun im Kreishaus von Herford<br />

seit wenigen Monaten etwas<br />

bundesweit Besonderes: Das „Betreute<br />

Spielzimmer“.<br />

Silke Vahrson-Hildebrand ist<br />

Gleichstellungsbeauftragte des Kreises<br />

Herford und bringt es auf den<br />

Punkt: „Unsere Beschäftigten haben<br />

seit Oktober 2007 die Sicherheit,<br />

dass ihre Kinder hier gut und liebevoll<br />

betreut werden können, wenn<br />

die Regelbetreuung einmal ausfällt.“<br />

Wenn die Tagesmutter erkrankt,<br />

in der Kita Masernalarm<br />

gegeben wurde und Großeltern<br />

nicht in der Nähe wohnen, können<br />

die Beschäftigten der Kreisverwaltung<br />

auf die qualifizierte Notbetreuung<br />

im „Betreuten Spielzimmer“<br />

vertrauen. Auch die Besucher<br />

der Kreisverwaltung können es in<br />

Anspruch nehmen. Inzwischen<br />

können auch Partnerfirmen in der<br />

Nähe für ihre Beschäftigten Plätze<br />

„buchen“. Organisiert wird die<br />

Mini-Einrichtung in kindgerechten<br />

Räumen mit qualifiziertem Personal<br />

vom ElternService <strong>AWO</strong>.<br />

Das Serviceunternehmen der<br />

<strong>AWO</strong> vermittelt und organisiert<br />

bundesweit für die Beschäftigten<br />

von Partnerfirmen Kinderbetreuung.<br />

Alle Formen und Modelle<br />

sind möglich. Babysitter, Tagesmutter,<br />

Kita-Platz, Mini-Kita, Ferienbetreuung,<br />

Kurzzeitbetreuung bei Betreuungsengpässen,<br />

das Angebotsspektrum<br />

des ElternService <strong>AWO</strong><br />

ist kundenorientiert.<br />

Für den Kreis Herford ist das<br />

„Betreute Spielzimmer“ Prüfstein<br />

für Bürgernähe und als ein Baustein<br />

im Gesamtbild auch ein<br />

Standortfaktor für die Wirtschaft in<br />

der Region. Familienfreundliche<br />

Personalpolitik zahlt sich aus. Silke<br />

Vahrson-Hildebrand: „Die Familienplanung<br />

von Beschäftigten benötigt<br />

verlässliche Rahmenbedingungen<br />

zur Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie“.<br />

Die Idee, die Möglichkeiten<br />

und die Qualität dieser neuen Form<br />

der Kurzzeitbetreuung von Kindern<br />

werden von der Herforder Gleichstellungsbeauftragten<br />

zur Nachahmung<br />

empfohlen und Dagmar Howe,<br />

Fachkoordinatorin in der Bielefelder<br />

Zentrale der ElternService<br />

<strong>AWO</strong> GmbH sagt: „Es gibt bereits<br />

Planungen, das ´Betreute Spielzimmer´<br />

auch an anderen Standorten<br />

in Deutschland gemeinsam mit<br />

Partnerunternehmen umzusetzen.<br />

Es ist ein richtungsweisendes Modellprojekt<br />

für eine bessere Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf.“<br />

Mehr Informationen bei<br />

www.elternservice-awo.de<br />

Der Webauftritt ist neu –<br />

die Adresse bleibt: www.awo.org<br />

Berlin. Der <strong>AWO</strong> Bundesverband hat eine neue<br />

Website. „Nach der Überarbeitung des Erscheinungsbildes<br />

– neues Logo, neue Farben, eigene<br />

Schrift“ – ist der aktuelle Webauftritt nach den<br />

Worten des <strong>AWO</strong>-Bundesgeschäftsführers Rainer<br />

Brückers – „ein weiterer Baustein für ein modernes<br />

Auftreten des Verbandes“.


Foto: <strong>AWO</strong><br />

Neue Einrichtungen – Neue Dienste<br />

<strong>AWO</strong> SANO übernimmt Naturfreundehaus<br />

Oberhof/Thüringen. Die <strong>AWO</strong> SANO Thüringen gGmbH mit<br />

Sitz in Erfurt hat das Naturfreundehaus in Oberhof übernommen.<br />

Oberhof im Thüringer Wald ist Wintersportzentrum und<br />

liegt am „Rennsteig“, dem 140 km langen Wanderweg, der<br />

quer durch Thüringen geht. Das Haus hat 62 Zimmer<br />

(Du/WC/TV) und ist auch auf den Aufenthalt von Urlaubern mit<br />

Mobilitätseinschränkungen eingestellt. Unter dem neuen Namen<br />

„Ferienzentrum Oberhof/Rennsteig“ wird das gemeinnützige<br />

Haus von der <strong>AWO</strong> SANO geführt und insbesondere für Familien,<br />

Schulklassen und Jugendgruppen geöffnet. Mehr Informationen<br />

bei: www.ferienzentrum-oberhof.de<br />

Ein »A« – Erlebnis<br />

Kiel. Im Frühjahr 2009<br />

soll es soweit sein.<br />

Dann bezieht der Landesverband<br />

der <strong>AWO</strong><br />

Schlewig-Holstein sein<br />

neues Verwaltungs-, Tagungs-<br />

und Beratungsgebäude<br />

im Stadtteil<br />

Mettenhof. Das Gebäude<br />

wird auf Säulen errichtet und sieht aus der Vogelperspektive<br />

wie ein großes „A“ aus. In den Obergeschossen werden die<br />

Büroräume des <strong>AWO</strong>-Landesverbandes und der <strong>AWO</strong>-Schleswig-Holstein<br />

GmbH untergebracht, die über Galerien zu erreichen<br />

sind. Das Erdgeschoss ist halbrund und wird neben Beratungs-,<br />

und Gruppenräumen ein großes, nach oben offenes Foyer<br />

bekommen, das als Veranstaltungssaal genutzt werden kann.<br />

Der Entwurf für den Neubau stammt von den Hörn-Campus-<br />

Architekten Schmidt & Bremer aus Eckernförde, für den sich der<br />

Landesvorstand nach einem Wettbewerb entschieden hatte.<br />

Die Gesamtkosten „inklusive Grundstück und Mobilar“ beziffert<br />

Landesgeschäftsführer Volker Andresen auf rd. 4,8 Millionen<br />

Euro. „Wir platzen aus allen Nähten“, sagt Andresen. Durch den<br />

Neubau können nun auch bisher extern untergebrachte Abteilungen,<br />

wie der Familienservice, die Kurberatung, das Landesjugendwerk<br />

und die Migrationsberatung in das künftige Domizil<br />

einziehen. Dadurch werden Synergien genutzt und Kosten eingespart.<br />

Am künftigen Mettenhofer Standort werden etwa 100<br />

<strong>AWO</strong>-MitarbeiterInnen Platz finden.<br />

<strong>AWO</strong> entwickelt »Abschiedskultur«<br />

Berlin. Der <strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />

hat gemeinsam mit dem Deutschen<br />

Hospiz- und PalliativVerband<br />

(DHPV) ein bundesweites Pilotprojekt<br />

zur Entwicklung einer neuen<br />

Abschiedskultur gestartet. Insgesamt<br />

120 Pflegeeinrichtungen werden<br />

an dem Piloten teilnehmen.<br />

Mit diesem Pilotprojekt sollen<br />

Qualitätsstandards einer Hospizund<br />

Palliativkompetenz entwickelt<br />

werden: Standards der palliativen<br />

Pflege, der Sterbebegleitung und<br />

des Abschieds von Verstorbenen.<br />

Diese Standards werden in den beteiligten<br />

Pflegeeinrichtungen erprobt,<br />

um sie anschließend allen<br />

<strong>AWO</strong>-Pflegeeinrichtungen zur Umsetzung<br />

bereitzustellen. Erfahrene<br />

Hospiz- und Palliativfachkräfte beraten<br />

und unterstützen die Pflegeeinrichtungen<br />

und Pflegedienste<br />

bei der Erarbeitung und Erprobung<br />

der Hospiz- und Palliativstandards.<br />

Kindertagesstätten mit „Gesundheits-Zertifikat“<br />

Sachsen-Anhalt. Zwei weitere <strong>AWO</strong><br />

Kindereinrichtungen in Sachsen-Anhalt<br />

sind mit dem Zertifikat „Gesunde<br />

Kita“ ausgezeichnet worden. Die beiden<br />

<strong>AWO</strong> Kitas „Rotkäppchen“ und<br />

„Am Kreuzberg“ in Allstedt erhielten das Zertifikat der Landesvereinigung<br />

für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V. Von den 15<br />

„gesunden Kitas“ in Sachsen-Anhalt, ist jede dritte davon in<br />

<strong>AWO</strong> Trägerschaft. „Wir streben an, dass in absehbarer Zeit<br />

alle <strong>AWO</strong> Kindereinrichtungen in Sachsen-Anhalt fit für das<br />

Zertifikat gemacht werden“, sagt die <strong>AWO</strong>-Landesvorsitzende<br />

Petra Grimm-Benne. Ausgewählte Projekte von <strong>AWO</strong> Kindereinrichtungen<br />

zur gesunden Ernährung hat der <strong>AWO</strong> Landesverband<br />

in einer Broschüre zusammengetragen. Der „Ratgeber<br />

gegen Kinderarmut – Impuls für die Arbeit mit Kindern und<br />

Familien in <strong>AWO</strong> Kindertageseinrichtungen“ kann im Internet<br />

(www.awo-lsa.de) unter Publikationen bestellt werden.<br />

Zwei neue Betriebs-Kitas in Düsseldorf<br />

Gleich zwei neue Betriebskindergärten hat die <strong>AWO</strong> in Düsseldorf<br />

(Bezirk Niederrhein) in Betrieb genommen. Im Stadtteil<br />

Holthausen der Landeshauptstadt von NRW wurde vor einigen<br />

Monaten der Grundstein gelegt für eine zweite betriebliche Kita<br />

des Henkel-Konzerns. Träger der Einrichtung, die „Kleine Löwen“<br />

heißt, ist die <strong>AWO</strong>, die fünf Gruppen mit 75 Kindern betreuen<br />

wird. Die Firma Henkel will damit einen weiteren Beitrag<br />

zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Unternehmen leisten.<br />

Im pädagogischen Konzept wird das spielerische Heranführen<br />

der Kinder an naturwissenschftliche Fragen und Erkenntnisse<br />

nicht fehlen, „denn“, so Unternehmenschef Prof. Dr. Ulrich<br />

Lehner, „vom Wissen der Kinder hängt letztlich auch die Zukunft<br />

des Chemie-Konzerns ab“. Zwei Mio. Euro wurden in die<br />

neue Kita investiert und dass die Wahl des Unternehmens auf<br />

die <strong>AWO</strong> fiel, hat mit der langjährigen guten Zusammenarbeit<br />

zu tun. Die <strong>AWO</strong> Düsseldorf ist seit Jahren bereits Träger der<br />

ersten Henkel-Kita. „Wiesenwichtel“ heißt die weitere neue Betriebskindertagesstätte<br />

der Düsseldorfer <strong>AWO</strong>. Partner ist hier<br />

die Betriebskrankenkasse „Essanelle“, siebtgrößte BKK in<br />

Deutschland. „Mit der <strong>AWO</strong> haben wir einen super Betreiber,<br />

der eine absolut flexible Betreuung garantiert“, sagte BKK-Chef<br />

Jürgen Hahn zur Entscheidung des Unternehmens.<br />

Im Rahmen des Pilotprojektes werden<br />

insgesamt 240 Pflegekräfte zu<br />

sog. "Palliative Care"-Fachkräften<br />

ausgebildet. Auch die Leitungskräfte<br />

werden in "Palliative Care" qualifiziert.<br />

Die Qualifizierungen finden<br />

in enger Kooperation mit dem<br />

Deutschen Hospiz- und PalliativVerband<br />

statt. Deren Vorsitzende Birgit<br />

Weihrauch misst dem Pilotprojekt<br />

der <strong>AWO</strong> eine herausragende Bedeutung<br />

für die Weiterentwicklung<br />

der Hospiz- und Palliativkompetenz<br />

der Altenhilfe- und Pflegeeinrichtungen<br />

in Deutschland bei.<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

11


12 INS BILD GESETZT<br />

Entspannen, sich gut betreut erholen und genießen – das Landhaus<br />

Fernblick im Sauerland ist ganz auf die besonderen Bedürfnisse<br />

dementer Menschen und ihrer pflegenden Angehörigen<br />

spezialisiert. Es bietet den Komfort und den Service eines<br />

Hotels mit Schwimmbad, Sauna, Fitness- und Massagebereich<br />

– alles mit barrierefreiem Zugang. Die großzügigen Räumlichkeiten<br />

in gehobener Ausstattung sind als Doppelzimmer, teilweise<br />

mit getrennten Schlafzimmern oder als Suiten mit zwei<br />

Schlafzimmern und Wohnbereich buchbar.<br />

Draußen bieten Terrassen und ein Sinnesgarten einen herrlichen<br />

Fernblick. Die Innenstadt des heilklimatischen Kurortes<br />

Winterberg ist auch für bewegungseingeschränkte Gäste in<br />

wenigen Minuten fußläufig zu erreichen.<br />

Nach Absprache wird eine tagesstrukturierende Betreuung<br />

durch zusätzlich ausgebildete Pflegefachkräfte angeboten.<br />

Dazu steht ein separater Teil des Landhauses mit großen Gruppenräumen,<br />

Snoezelraum und einem geschütztem Innenhof<br />

zur Verfügung. Eine Kostenbeteiligung durch die Pflegekassen<br />

erfolgt in der Regel im Rahmen der Verhinderungspflege.<br />

Grund- und Behandlungspflege werden zusätzlich auf Wunsch<br />

durch zwei lokale Pflegedienste vor Ort angeboten.<br />

Träger: AW Kur und Erholungs GmbH/Dortmund,<br />

www.aw-kur.de<br />

Ein Unternehmen der <strong>AWO</strong> Bezirk Westliches Westfalen e.V.<br />

Umbauförderung: Stiftung Wohlfahrtspflege NRW<br />

Eröffnung: Oktober 2005<br />

Plätze: 34 unterschiedlich aufgeteilte<br />

Einzel-/Doppelzimmer/Suiten mit insgesamt 65 Betten<br />

Mitarbeiter/innen: 16<br />

Adresse: Landhaus Fernblick<br />

Wernsdorfer Str. 44, 59955 Winterberg<br />

Tel.: 02981-898-0, Fax: 02981-898-299<br />

Email: landhaus-fernblick@aw-kur.de<br />

www.landhaus-fernblick-winterberg.de<br />

Wohlfühlfaktor: Zu jeder Jahreszeit. Zwischen Bergfrühling<br />

und Schneelandschaft – in der malerischen Landschaft des<br />

Sauerlands einfach die Seele baumeln lassen. Ob spazieren<br />

gehen, walken, wandern – hier kann es sofort losgehen: Wanderwege<br />

befinden sich direkt vor dem Haus.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

„Landhaus Fernblick“


in Winterberg<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

13


14 TITEL<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

„Was hält die<br />

Gesellschaft zusammen?“<br />

Prof. Dr. Frank Nullmeier<br />

lehrt seit Oktober<br />

2002 als Professor<br />

für Politikwissenschaft<br />

an der Universität<br />

Bremen. Er ist Leiter<br />

der Abteilung „Theorie<br />

und Verfassung<br />

des Wohlfahrtsstaates“<br />

des Zentrums für Sozialpolitik<br />

und Mitglied<br />

des Sonderforschungsbereichs<br />

„Staatlichkeit<br />

im Wandel“. Nullmeier<br />

ist u. a. Mitherausgeber<br />

des Buches<br />

»Deutschland – eine<br />

gespaltene Gesellschaft«<br />

(2006).<br />

Im Herbst 2007 startete der <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

das Projekt „Was hält die Gesellschaft zusammen?<br />

– Zur Zukunft sozialer Arbeit in<br />

Deutschland“. Die Arbeit endet mit einem Abschlussbericht<br />

am 13. Dezember 2009, dem<br />

90. Geburtstag der <strong>AWO</strong>.<br />

Ziel des Projektes ist es, „Zugehörigkeit zu organisieren“,<br />

sagt <strong>AWO</strong> Bundesgeschäftsführer<br />

Rainer Brückers. Das bedeute „Desintegration in<br />

gesellschaftlichen Systemen zu analysieren und<br />

entsprechend integrative Maßnahmen zu entwickeln.“<br />

In fünf Projektgruppen zu den Themenfeldern<br />

• Altenhilfe<br />

• Arbeitsmarkt<br />

• Bildung und Erziehung<br />

• Behindertenhilfe und<br />

• Migration<br />

sollen Rolle und Funktion sozialer Arbeit für den<br />

Zusammenhalt der Gesellschaft untersucht werden.<br />

Die <strong>AWO</strong> wird die Projektarbeit bis zum<br />

Abschluss transparent gestalten, durch eine eigene<br />

Internet-Plattform, Newsletter, regelmäßige<br />

Presseinformationen und Veranstaltungsreihen im<br />

gesamten Bundesgebiet begleiten.<br />

Im Zuge der internen inhaltlichen Arbeit waren<br />

im Juni 2008 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftller<br />

aus den oben genannten fünf Themenfeldern<br />

zu einer Anhörung nach Berlin eingeladen<br />

worden. Die bisherige Projektarbeit<br />

sollte einer Prüfung durch externen Sachverstand<br />

unterzogen werden.<br />

In weiteren Schritten veranstalten die Teilprojekte<br />

nun Workshops mit Fachleuten aus der<br />

praktischen sozialen Arbeit. Beide – die Kenntnisse<br />

aus Wissenschaft und Praxis – fließen dann<br />

in Überlegungen zusammen, wie künftig die soziale<br />

Arbeit der <strong>AWO</strong> aussehen sollte, um gesellschaftiche<br />

Ausgrenzung zu verhindern und Teilhabe<br />

zu ermöglichen. Diese Überlegungen sollen<br />

in der Folgezeit zur öffentlichen Diskussion gestellt<br />

werden. Das <strong>AWO</strong>magazin wird über die<br />

Arbeit des Projektes weiterhin berichten.<br />

Weiterführende Informationen unter:<br />

www.was-haelt-die-gesellschaft-zusammen.de<br />

Strategien der <strong>AWO</strong> in einer<br />

gespaltenen Gesellschaft<br />

4 Thesen von Frank Nullmeier<br />

These 1<br />

In den letzten Jahren prägen drei Entwicklungen die<br />

Sozialpolitik:<br />

• Ökonomisierung und Vermarktlichung,<br />

• Aufstieg der präventiven Sozialpolitik, die statt mit<br />

Geld und Recht soziale Problemlagen auszugleichen<br />

auf die Änderung des Verhaltens von Personen<br />

zielt und – damit eng verbunden –<br />

• die bildungspolitische Wende in der Sozialpolitik.<br />

Nach dem Konzept investiver Sozialpolitik sollen<br />

sich diese Veränderungen harmonisch ergänzen, in<br />

der Realität sozialer Arbeit aber entstehen durchaus<br />

Widersprüche: So nötigt Ökonomisierung zu einem<br />

distanzierten Verhältnis in der sozialen Dienstleistung,<br />

während das Ziel der Verhaltensänderung nur<br />

bei einem Nahverhältnis bewältigt werden kann. Zudem<br />

rückt eine sich vorrangig als präventiv verstehende<br />

Sozialpolitik traditionelle Felder sozialer Sicherung<br />

stärker in die Richtung sozialer Arbeit und<br />

Hilfe. Mit der Konzentration auf Bildung und Kompetenzen<br />

wird diese aber zugleich in Richtung Erziehungsarbeit<br />

und Bildungspolitik gedrängt.<br />

These 2<br />

Die Befunde einer zunehmenden sozialen Ausgrenzung,<br />

wachsender Armut und Desintegration werden<br />

in der sozialwissenschaftlichen Diskussion zu den<br />

Thesen einer „gespaltenen Gesellschaft“ und eines<br />

„bedrohten Zusammenhalts der Gesellschaft“ gebündelt.<br />

Die Dramatik liegt jedoch eher darin, dass eine<br />

zunehmend gespaltene Gesellschaft gleichwohl politisch<br />

und sozial ‚zusammenhält’, ohne dass sich deutlich<br />

spürbare Änderungsimpulse ergeben. Für die<br />

Wohlfahrtsverbände, insbesondere die <strong>AWO</strong>, heißt<br />

das auf der Seite der Interessenvertretungsfunktion: Eine<br />

politische Selbstorganisation findet kaum statt und<br />

die sozialkulturelle Distanz zwischen <strong>AWO</strong>-Mitglie-


dern und den Betroffenen wächst. Die soziale Spaltung<br />

bedeutet aber auch, dass im Bereich der Dienstleistungserbringung<br />

die Distanz zwischen Mitarbeitern<br />

und Ehrenamtlichen einerseits, Betroffenen andererseits<br />

wächst bei schwindenden Milieubindungen.<br />

These 3<br />

Eine zentrale Problematik wohlfahrtsverbandlichen<br />

Handelns in Zeiten der sozialen Exklusion besteht<br />

darin, möglicherweise selbst Teil des Exklusionsprozesses<br />

zu sein, diesen gerade nicht zu verhindern,<br />

sondern durch soziale Arbeit noch zu befördern. In<br />

dieser Perspektive schafft Sozialarbeit befriedete und<br />

gehegte Zonen der Ausgliederung, die – wenn nicht<br />

materiell und ressourcenbezogen – so doch subjektiv<br />

statt als Integrationsmaßnahme als Element der Ausgrenzung<br />

wirken und interpretiert werden.<br />

These 4<br />

Eine noch abstrakte Konsequenz aus derartigen Überlegungen<br />

könnte lauten: Reintegration der Sozialarbeit<br />

in die Gesellschaft ist Vorbedingung integrationsförderlicher<br />

Sozialarbeit. Statt in der Expansion von<br />

Sonderprogrammen, Förderprojekten und (besonderen)<br />

Einrichtungen ein Ziel der Verbandsarbeit zu sehen,<br />

müsste man sich eher um die Rückverlagerung<br />

der sozialen Arbeit zur Stabilisierung sozialer Netzwerke<br />

und um das Organisieren der unmittelbaren<br />

Teilhabe dort kümmern, wo Teilhabe und Zugehörigkeit<br />

gesellschaftlich erwartet und gewünscht wird.<br />

Zusammenhalt oder<br />

gespaltene Gesellschaft?<br />

Wissenschaftler nehmen Stellung zum Projekt der <strong>AWO</strong><br />

Zur arbeitsmarktpolitischen Entwicklung<br />

in Deutschland<br />

Trotz konjunktureller Erholung auf dem Arbeitsmarkt<br />

und vielfältiger Angebote zur Arbeitsmarktintegration<br />

verfestigt sich die Zahl der Personen, die auf<br />

Dauer nur geringe Chancen auf eine Integration in<br />

den Arbeitsmarkt haben. Zur künftigen Entwicklung<br />

nahmen bei der Berliner Anhörung die beiden Arbeitsmarktwissenschaftler<br />

Prof. Dr. Werner Sesselmeier<br />

und Prof. Dr. Peter Kupka Stellung.<br />

Prof. Dr. Werner Sesselmeier ist seit<br />

November 2004 Professor an der<br />

Universität Koblenz-Landau; zu seinen<br />

Forschungsschwerpunkten gehören die<br />

Arbeitsmarkttheorie und -politik. Sesselmeier<br />

ist federführender Herausgeber<br />

der Zeitschrift „Sozialer Fortschritt“.<br />

„Es sollte so weit wie möglich bereits das Problem<br />

nicht gelingender Übergänge vermieden werden“,<br />

forderte Sesselmeier bei der Anhörung. Bei<br />

den Jüngeren müsse das Ziel vor allem ein gelingender<br />

Übergang von der Schule in das Erwerbs- und<br />

Ausbildungssystem sein. Mit Blick auf die Älteren<br />

sprach sich Sesselmeier für ein integriertes Konzept,<br />

bestehend aus altersgerechten Arbeitsplätzen und<br />

dem Zusammenwirken von Bildungs-, Renten- und Arbeitsmarktpolitik,<br />

aus, um dem künftigen Fachkräftemangel<br />

zu begegnen.<br />

Arbeitsmarktexperte Kupka unterstrich in seiner<br />

Analyse die Problematik ungleich verteilter Bildungschancen<br />

schon im Kinder- und Jugendalter und verwies<br />

auf die besondere Benachteiligung von Migrantinnen<br />

und Migranten. Ein zentrales Problem, dem<br />

sich die <strong>AWO</strong> als Wohlfahrtsverband und als Träger<br />

dringend annehmen solle, sei das insgesamt ineffiziente<br />

Übergangssystem zwischen Schule und Beruf.<br />

Menschen mit Behinderungen<br />

Die Sozialpolitik für Menschen mit Behinderung und<br />

psychisch Kranke hat ihren Weg von der Fürsorge<br />

zur Selbstbestimmung und Teilhabe genommen. Das<br />

ist der Weg, den auch die <strong>AWO</strong> mit ihren Angeboten<br />

konsequent mitgehen will. Die Perspektive der<br />

<strong>AWO</strong> richtet sich auf eine Zukunft mit sozial gerechten<br />

Infrastrukturen von Bildung, Beschäftigung, Wohnen<br />

und gleichberechtigter Mitwirkung ein.<br />

Petra Gromann sprach sich bei der Anhörung für<br />

ein neues Systemmanagement aus, von Einrichtungen<br />

und Diensten, verstanden als strategische Partnerschaften,<br />

die auch über Trägerinteressen hinweg<br />

gehen und einen starken Quartiersbezug haben müssten.<br />

Sie müssten transparent gestaltet werden und<br />

eine systematische Beteiligung der Selbsthilfe einschließen.<br />

Schwartes Kernforderung lautet: „Auf ein eigenes<br />

Leistungsrecht kann nicht verzichtet werden. Das in<br />

der UN-Konvention bekräftigte Recht auf unabhängige<br />

Lebensführung und Teilhabe am Leben in der Gesellschaft<br />

passt nicht zum Nachrang und zum Bedürftigkeitsprinzip,<br />

das die öffentliche Fürsorge bestimmt.<br />

Bildung und Erziehung<br />

Dr. Peter Kupka arbeitet seit 2002 im<br />

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

der Bundesagentur für Arbeit<br />

in Nürnberg und koordiniert dort die<br />

Evaluationsforschung und Forschungsplanung<br />

Kinder und Jugendliche, die aus so genannten bildungsfernen<br />

Schichten kommen, haben zumeist geringere<br />

Berufs- und Einkommenschancen. Diese Zielgruppe<br />

benötigt an den unterschiedlichen Übergängen<br />

Schule-Berufsausbildung, Schule-Jugendberufshilfe,<br />

Schule-Jugendsozialarbeit besondere Förderung<br />

und Unterstützung. Jugendliche ohne Schulabschluss<br />

von heute werden zu perspektivlosen Menschen von<br />

Morgen.<br />

Prof. Dr. Petra Gromann<br />

lehrt an der Hochschule<br />

Fulda u. a. Heil- und<br />

Behindertenpädagogik<br />

und Soziologie<br />

Prof. Norbert Schwarte<br />

lehrt am Zentrum für<br />

Planung und Evaluation<br />

Sozialer Dienste an der<br />

Universität Siegen<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

15


16 TITEL<br />

Prof. Dr. Norbert<br />

Münchmeier war Wissenschaftlicher<br />

Leiter<br />

der Abteilung JugendundJugendhilfeforschung<br />

am Deutschen<br />

Jugendinstitut München<br />

und ist seit 1995 Professor<br />

für Sozialpädagogik<br />

an der Freien<br />

Universität Berlin<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

„Bildung bedeutet Persönlichkeitsentwicklung,<br />

daher kommt es auf Bildung von Anfang an an. Bildung<br />

ist die entscheidende Ressource der alltäglichen<br />

Lebensbewältigung“.<br />

Sie sagt: „Gerechtigkeit kann nicht ohne Einbeziehung<br />

der Eltern in Bildungsprozesse ihrer Kinder<br />

gelingen.<br />

So viel Integration war nie<br />

Prof. Ursula Rabe Kleberg ist Hochschullehrerin<br />

für Erziehungswissenschaft<br />

und Soziologie der Bildung<br />

und Erziehung am Institut für Pädagogik,<br />

Fachbereich Erziehungswissenschaft<br />

der Martin-Luther-Universität<br />

Halle-Wittenberg<br />

Die neuere Geschichte von Gastarbeiterschaft, Zuwanderung<br />

und Einwanderung in Deutschland ist ein halbes<br />

Jahrhundert alt. Eine Zeitspanne, geprägt von Augen<br />

zu, Lichtblicken, Versäumnissen, Ablehnung, Gewaltausbrüchen,<br />

Polemik und Borniertheit. Mit der Globalisierung<br />

zog auch der Schimmer des Wandels herauf.<br />

So viel Integration wie derzeit gab es in diesem<br />

Lande noch nie. Der ,Nationale Integrationsplan’ vom<br />

Sommer 2007 könnte ein Wendepunkt sein, wenn<br />

man ihn lebt und nicht nur richtig buchstabieren kann.<br />

Prof. Dr. Ursula Boos-Nünning ist Professorin<br />

für Erziehungswissenschaft<br />

mit dem Schwerpunkt Interkulturelle<br />

Pädagogik an der Universität Essen.<br />

Sie stellt fest: „Im gegenwärtigen Diskurs herrscht<br />

die Vorstellung, dass Integration über das Beherrschen<br />

der deutschen Sprache herzustellen sei. Dass<br />

Migranten deutsch lernen, ist eine Selbstverständlichkeit,<br />

die niemand bestreitet. Die entscheidende Frage<br />

ist aber die nach dem gesellschaftlichen Stellenwert<br />

der Muttersprachen. Daraus ergibt sich die Frage,<br />

inwieweit die Gesellschaft bereit ist, die gedanklich<br />

an die Muttersprachen gekoppelten subkulturellen<br />

Wertorientierungen für die Entwicklung einer multiethnischen<br />

Gesellschaft zu akzeptieren.“<br />

Dr. Hubertus Schröer ist Geschäftsführer<br />

am Institut für Interkulturelle Qualitätsentwicklung<br />

in München und war<br />

lange Jahre Ausländerbeauftragter der<br />

bayerischen Landeshauptstadt<br />

Schröer sagt: „Hauptthema der Interkulturellen<br />

Öffnung ist die Überwindung der sozialstrukturellen<br />

Benachteiligung von Migranten; dabei geht es nicht<br />

um ethnisch-kulturelle Differenzen“.<br />

Älter werden und alt sein –<br />

demnächst in Deutschland<br />

Die Bevölkerungsvorausberechnung sagt: Im Jahr<br />

2050 wird nur etwa die Hälfte der Bevölkerung im Erwerbsalter,<br />

über 30 Prozent werden 65 oder älter<br />

und rd. 15 Prozent unter 20 Jahre alt sein. Demografischer<br />

Wandel heißt knapp übersetzt: Überalterung<br />

hier und zu wenig Junge da – der Generationenvertrag<br />

gilbt. Der Fünfte Altenbericht einer Sachverständigenkommission<br />

weist jedoch nicht nur auf die demografischen<br />

Risiken hin, sondern stellt auch die<br />

wachsenden Potentiale des Alters in Wirtschaft und<br />

Gesellschaft heraus, die aber sozial ungleich verteilt<br />

sein könnten. Danach werde es »das Alter« und »den<br />

alten Menschen« nicht geben. Will wohl sagen:<br />

Chance oder Risiko.<br />

Prof. Dr. Uwe Fachinger lehrt und<br />

forscht an der Hochschule Vechta am<br />

Institut für Gerontologie - der Wissenschaft<br />

vom Alter und Altern.<br />

„Dass heute Risiken der Altersarmut wieder verstärkt<br />

diskutiert werden, hängt nicht mit der demographischen<br />

Entwicklung zusammen, sondern ist<br />

Ausdruck der Erkenntnis über die langfristigen Wirkungen<br />

der finanz-, wirtschafts- sowie sozialpolitischen<br />

Maßnahmen zur Entlastung des Staatshaushalts<br />

und der Unternehmen. Diese Änderungen haben<br />

mit dazu geführt, dass beispielsweise im Jahr<br />

2006 ein Potential von über 25 Millionen erwerbstätigen<br />

Personen existierte, die keine oder nur eine reduzierte<br />

Absicherung in den sozialen Sicherungssystemen<br />

haben (z. B. geringfügig Beschäftigte, Teilzeittätige,<br />

Solo-Selbständige, unstetig Beschäftigte).“<br />

Prof. Dr. Vjenka Garms-Homolová ist<br />

Professorin für Pflege- und Gesundheitsmanagement<br />

an der Alice Salomon<br />

Fachhochschule in Berlin und<br />

lehrt u.a. pflegerische Versorgung<br />

und ihre Qualität.<br />

„Zentrale Bedarfsgruppen sind Menschen mit Demenz<br />

und/oder Depression und sterbende Menschen<br />

sowie somatisch kranke, oft immobile bzw. bettlägerige<br />

Menschen. Eine neue Priorität muss die Gruppe der<br />

Menschen bekommen, deren Fähigkeiten und Zustand<br />

durch gezielte Förderungsmaßnahmen erhalten und<br />

verbessert werden können. Die Wiederherstellung von<br />

Teilen der Selbstversorgungsfähigkeit, Vermeidung des<br />

fortschreitenden Abbaus und einer progressiven sozialen<br />

Desintegration, Erhaltung von Kompetenzrestbeständen<br />

sind für die Bewältigung des Problems ,steigender<br />

Pflegebedarf’ absolut unverzichtbar.“<br />

Text/Dokumentation/Fotos: Peter Kuleßa


INTERNATIONALE BEHINDERTENHILFE<br />

»Wir haben doch die<br />

gleichen Träume«<br />

Ein deutsch-russisches Projekt zur Stärkung der<br />

Mitbestimmung behinderter Menschen<br />

Hamburg/St. Petersburg. Es berichtet sich leichter als<br />

es vielleicht immer gewesen ist. Aber die Erfahrungen,<br />

die Begegnungen, das Herantasten an Hürden<br />

und die Überwindung derselben und schließlich das<br />

Ergebnis am Ende – das strahlt Zufriedenheit, Erfolg<br />

und Zuversicht aus.<br />

Drei Projektpartner kooperierten ein ganzes Jahr<br />

lang in bemerkenswerter Weise: Das russische staatliche<br />

Behindertenheim „PNI 3“ Peterhof bei Sankt<br />

Petersburg, der gemeinnützige Verein „Perspektivy“<br />

in Sankt Petersburg und die Behindertenhilfe Hamburg<br />

gGmbH, BHH, ein korporatives Mitglied der<br />

<strong>AWO</strong>. Ermöglicht wurde das Projekt durch eine Förderung<br />

der Aktion Mensch.<br />

• Welche Wohnwünsche haben Menschen mit Behinderungen?<br />

• Welche Möglichkeiten gibt es, auf das Leben selbst<br />

aktiv Einfluß zu nehmen?<br />

• Wie können Interessensvertretungen und Heimbeiräte<br />

wirkungsvoll arbeiten?<br />

• Welche Formen der Unterstützung sind gewünscht<br />

bzw. unerwünscht?<br />

Diese Fragen bildeten den inhaltlichen Schwerpunkt<br />

des Projektes.<br />

Ungewöhnlich und wesentliches Merkmal war,<br />

dass sich nicht professionell Tätige untereinander beraten<br />

haben, sondern dass Menschen mit Behinderungen<br />

als „Experten in eigener Sache“ die Projektgruppe<br />

bildeten.<br />

Im Verlauf der Zusammenarbeit lernten Menschen<br />

mit Behinderungen aus Hamburger Wohneinrichtungen<br />

auf der einen Seite und aus dem „Peterhof<br />

- PNI 3’“ auf der russischen Seite die Wohn- und<br />

Lebenssituationen des jeweiligen Partners kennen.<br />

Einwöchige Hospitationsaufenthalte wurden dazu<br />

genutzt, sich aktiv zum Thema „Wohnen“ und „Mitbestimmung“<br />

auszutauschen. Teilnehmer waren auf<br />

jeder Seite fünf Menschen mit Behinderungen, die<br />

als Delegierte der Bewohner bzw. als Heimbeiratsvertreter<br />

fungierten und von professionell Tätigen<br />

unterstützt und begleitet wurden.<br />

Die Teilnehmer übernahmen dabei auch die Rolle<br />

von Multiplikatoren und stellten die Zwischenergebnisse<br />

auf internen Treffen den Bewohnerinnen und<br />

Bewohnern vor und zur Diskussion.<br />

So unterschiedlich auch die Wohnsituation in den<br />

„Hamburger Wohngruppen“ und im „Peterhof“ sind<br />

– mit Erstaunen stellten die Teilnehmer fest, dass die<br />

Wohnwünsche und die eigenen Vorstellungen zur<br />

Mitbestimmung sich sehr ähneln. Menschen mit Behinderungen<br />

waren in diesem deutsch-russischen Projekt<br />

erfolgreich tätig, sich für ihre Interessen und<br />

Rechte selbst aktiv einzusetzen. Unter Beachtung der<br />

besonderen methodischen Erfordernisse, wie Themen<br />

in einfacher Sprache erörtern, Zeit für Zielformulierungen<br />

und Erfahrungen zur Verfügung stellen,<br />

konnten die Projektteilnehmer als Experten und Multiplikatoren<br />

wirken.<br />

Als sichtbarer Beweis für den Erfolg dieser ungewöhnlichen<br />

Kooperation steht ein zweisprachiges Arbeitsbuch.<br />

Auf 54 Seiten werden mit vielen Fotos und<br />

in einfacher Sprache die Ergebnisse des Projektes<br />

dargestellt. Die Dokumentation ist ein „methodisches<br />

Vorbild“ dafür, wie man das Thema „Mitbestimmung“<br />

und „Einflussnahme“ gestalten und kommunizieren<br />

kann.<br />

Und ganz „nebenbei“ wurde durch die Kooperation<br />

der deutsch-russischen Partner auch gezeigt, wie<br />

staatliche Einrichtungen und gemeinnützige Initiativen<br />

erfolgreich zusammenarbeiten können.<br />

Auf den Abschlussveranstaltungen in Sankt Petersburg<br />

und in Hamburg stellten die Heimbeiratsvorsitzenden<br />

und die Bewohnerdelegierten diese Broschüre<br />

anderen Menschen mit Behinderungen, Vertretern<br />

von sozialen Organisationen und Behörden<br />

sowie fachlich Interessierten vor. Ein Teilnehmer<br />

brachte den Erfolg mit dem ganz persönlichen Resümee<br />

zum Ausdruck: „Wir fühlen uns nun stärker,<br />

denn wir haben neue Freunde gewonnen, deren<br />

Träume unseren Träumen so ähnlich sind.“<br />

Volker Caroll<br />

Foto: caroll<br />

„Wohnen konkret“ –<br />

Evgenij Ivanow aus<br />

Petersburg erprobt<br />

seine Wohnwünsche<br />

in Hamburg<br />

Exemplare des<br />

Arbeitsbuches können<br />

bei der Behindertenhilfe<br />

Hamburg zum Preis von<br />

14 Euro (inkl. Versandkosten)<br />

unter info@vfb.net<br />

bestellt werden.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

17


18 BERUF & PFLEGE<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

Wer kümmert sich<br />

um Mutter?<br />

Frau W. ist eine lebensfrohe alte Dame, die immer<br />

noch gerne singt. Doch ihre Kräfte schwinden<br />

zusehends, kein Wunder bei gut 89 Lebensjahren.<br />

Auf ihre Angehörigen kommen immer mehr<br />

Aufgaben zu: <strong>beim</strong> Waschen und Anziehen Helfen,<br />

Essen kochen, Füttern und nicht zuletzt ihr einfach<br />

Gesellschaft leisten, mit ihr reden und ihr zuhören.<br />

Obwohl sich die Familie die Aufgaben aufteilt, wird<br />

die Pflege der alten Dame zunehmend zur Belastung<br />

für alle Beteiligten, doch vom Alten- oder Pflegeheim<br />

und auch vom Sterben will Frau W. nichts wissen.<br />

Vor diesem oder einem ähnlichen Szenario, wie<br />

es im Film „Das Fest der Alten“ von Christa Pfafferott<br />

geschildert wird, werden immer mehr Familien in<br />

Deutschland stehen. Die Pflege der alten Mutter, des<br />

Schwiegervaters oder des Partners muss übernommen<br />

oder zumindest über größere räumliche Distanzen<br />

hinweg organisiert werden. Die Hauptschwierigkeit<br />

besteht darin, eine Lösung zu finden, die den<br />

Wünschen und Bedürfnissen aller Beteiligten – der<br />

zu pflegenden Person, aber auch der Pflege- bzw.<br />

Bezugspersonen – gerecht wird.<br />

Die vollstationäre Pflege aller Pflegebedürftigen ist<br />

angesichts der zu erwartenden steigenden Zahlen<br />

sehr kostenintensiv. Es müssen also Lösungen gefunden<br />

werden, die die ambulante Pflege von Menschen<br />

ermöglichen, ohne die Angehörigen zu überfordern.<br />

Aktuell werden mehr als zwei Drittel aller Pflegebedürftigen<br />

zuhause von ihren Angehörigen gepflegt.<br />

Diese Angehörigen sind wiederum zu gut drei Vierteln<br />

Frauen: Töchter, Schwiegertöchter, Nichten, aber<br />

auch Freundinnen oder Nachbarinnen. Für die Politik<br />

stellt sich die dringliche Frage, welche Unterstützung<br />

pflegende Menschen brauchen, um diese Aufgabe<br />

überhaupt wahrnehmen zu können – und zwar ohne<br />

Selbstaufgabe und Aufopferung. Denn vielfach ist die<br />

Pflegebedürftigkeit eine Phase, die über einen langen<br />

Zeitraum bewältigt werden muss: Im Durchschnitt dauert<br />

sie gut acht Jahre.<br />

Zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf<br />

Die Bundesregierung hat versucht, mit dem Anfang<br />

Juli dieses Jahres in Kraft getretenen Pflegezeitgesetz<br />

(als Teil des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes)<br />

eine erste Antwort auf diese Herausforderungen<br />

zu geben. Künftig können Beschäftigte eine kurzfristige<br />

zehntägige Freistellung in Anspruch nehmen, um<br />

plötzlich auftretenden Pflegebedarf, z.B. nach einem<br />

Schlaganfall, zu organisieren und kurzzeitig die Pflege<br />

selbst zu übernehmen. Zudem besteht – allerdings<br />

nur in Betrieben mit mehr als 15 Beschäftigten – künftig<br />

die Möglichkeit, bis zu sechs Monate lang eine<br />

Pflegezeit in Anspruch zu nehmen, um sich selbst um<br />

einen pflegebedürftigen Angehörigen zu kümmern.<br />

Der sozialversicherungsrechtliche Schutz der pflegenden<br />

Person in dieser Zeit ist gegeben, anders als ursprünglich<br />

vorgesehen handelt es sich aber bei beidem<br />

um eine unbezahlte Freistellung. Die SPD konnte<br />

sich mit der Forderung, zumindest die kurzzeitige<br />

Freistellung über einen Lohnersatz abzusichern,<br />

gegenüber dem Koalitionspartner nicht durchsetzen.<br />

Im Fall eines kranken Kindes hat jeder Elternteil<br />

Anspruch auf zehn (von den Krankenkassen) bezahlte<br />

Krankentage pro Jahr. Und das Bundeselterngeld<br />

und -elternzeitgesetz (BEEG) sieht eine Lohnersatzleistung<br />

von 67 Prozent für Eltern vor, die sich nach der<br />

Geburt ein Jahr lang um ihr Kind kümmern möchten.<br />

Demgegenüber bleiben die Regelungen zur Pflegezeit<br />

weit zurück. Die Familienpflege soll zwar gestärkt<br />

werden, aber kosten darf sie nichts. Dies war<br />

auch einer der Hautkritikpunkte des ZFF an dem Gesetzentwurf.<br />

Das ZFF hält es nach wie vor für unabdingbar,<br />

dass berufliche Auszeiten mit einem adäquaten<br />

Lohnersatz einhergehen. Denn sonst drohen<br />

sie zu einer Falle vor allem für Frauen zu werden.<br />

Angesichts der faktisch notwendigen langen Pflegezeiten<br />

ist zudem zu fragen, ob ein kompletter Berufsausstieg<br />

überhaupt die Lösung sein kann. Aus ZFF-<br />

Sicht sind bessere Rechtsansprüche auf existenzsichernde<br />

Teilzeitarbeit notwendig, die die teilweise<br />

Übernahme von Pflegeverantwortung bei gleichzeiti-


ger Unterstützung durch bezahlbare ambulante Pflegedienste<br />

ermöglicht.<br />

Hinsichtlich der besseren Vereinbarkeit von Beruf<br />

und (Teil-)Pflege sind auch die Unternehmen gefordert.<br />

Wie eine Studie der prognos AG im Auftrag<br />

der Hertie-Stiftung aufzeigt, haben diese das Problem<br />

aber mehrheitlich überhaupt noch nicht erkannt.<br />

Von Unternehmensseite wurde massive Kritik<br />

an den vorgesehenen Freistellungsmöglichkeiten geübt.<br />

Eine gesetzliche Regelung von Pflegezeiten sei<br />

unnötig, es gebe genügend individuelle Lösungsmöglichkeiten<br />

innerhalb der einzelnen Unternehmen. Nur<br />

jedes siebte Unternehmen bietet seinen Mitarbeitern/-innen<br />

allerdings tatsächlich die Möglichkeit,<br />

über Maßnahmen wie Beratungs- und Vermittlungsangebote,<br />

flexible Arbeitszeiten oder Heimarbeit<br />

auch ihrer Pflegeverantwortung gerecht zu werden.<br />

Aufklärung und qualifizierte Beratung, wie sie zum<br />

Beispiel der Seniorenservice <strong>AWO</strong> den Unternehmen<br />

anbietet, sind notwendig. Neben individuellen<br />

Erleichterungen geht es aber auch um Strukturen.<br />

Nach einer Erhebung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen<br />

Instituts der Hans-Böckler-Stiftung<br />

wünschen sich Pflegende vor allem niedrigere Arbeitszeitstandards<br />

und flexible Arbeitszeiten. Die<br />

zeitpolitische Umgestaltung der Arbeitswelt zugunsten<br />

von Fürsorgeaufgaben ist somit eine dringende,<br />

noch ausstehende gesellschaftliche Aufgabe.<br />

Die Frage, wer denn nun Mutter pflegt, darf nicht<br />

über eine bloße Privatisierung zulasten der Frauen<br />

gelöst werden. Das ZFF steht zum Grundsatz „ambulant<br />

vor stationär“ und auch zum Ja zur Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Pflege, aber unter der Bedingung,<br />

dass ausreichend professionelle Unterstützung durch<br />

ambulante Pflegedienste oder Angebote der Tagespflege<br />

geschaffen wird. Denn alles kann – und soll –<br />

die Familie unter den heutigen Lebensbedingungen<br />

nicht (mehr) auffangen.<br />

Bettina Rainer<br />

Die Menschen in Deutschland leben länger und<br />

immer mehr von ihnen erreichen das Stadium des<br />

Hochbetagtseins jenseits der 80. In dieser Phase<br />

steigt die Wahrscheinlichkeit der Pflegebedürftigkeit<br />

eklatant an. Statt bei aktuell knapp 2 Mio.<br />

Pflegebedürftigen wird sich im Jahr 2020 bereits<br />

bei über 3 Mio. Menschen die Frage stellen, wer<br />

sich um sie kümmert und sie pflegt. Anfang Juli<br />

2008 ist das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz in<br />

Kraft getreten, mit dem erstmals die Möglichkeit einer<br />

kurzfristigen zehntägigen Auszeit für die Organisation<br />

der Pflege sowie einer halbjährigen<br />

Pflegeauszeit geschaffen wurde. Diese Pflegezeiten<br />

sind allerdings unbezahlt. Das Zukunftsforum<br />

Familie ZFF, der familienpolitische Fachverband<br />

der <strong>AWO</strong>, hat diesen Schwachpunkt vehement<br />

kritisiert. Es steht zu befürchten, dass es unter diesen<br />

unattraktiven Bedingungen wieder überwiegend<br />

Frauen sein werden, die temporär oder gar<br />

dauerhaft aus ihrem Beruf aussteigen, um ihre<br />

oder die Angehörigen ihres Partners zu pflegen.<br />

Aus der Sicht des ZFF sind bei der Vereinbarkeit<br />

von Pflege und Beruf noch längst nicht alle Fragen<br />

geklärt: Welche unterstützenden Rahmenbedingungen<br />

sind nötig, um die anstrengende Pflege eines<br />

anderen Menschen überhaupt leistbar zu machen?<br />

Was muss sich in Unternehmen verändern,<br />

um eine bessere Vereinbarkeit zu ermöglichen?<br />

Wie kann verhindert werden, dass nach der Kindererziehung<br />

nun auch noch die Pflegeverantwortung<br />

zur beruflichen Falle für Frauen wird? Und<br />

wie können Männer verstärkt zur Übernahme von<br />

Pflegeaufgaben motiviert werden?<br />

Das ZFF wurde auf Initiative der <strong>AWO</strong> als<br />

familienpolitischer Fachverband gegründet. Neben<br />

Gliederungen der <strong>AWO</strong> sind im ZFF die<br />

Bundesvereinigung der Mütterzentren, der Progressive<br />

Eltern- und Erzieherverband PEVNW<br />

und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Elterninitiativkindergärten<br />

organisiert.<br />

Mehr Informationen zum Thema Pflege & Beruf bei:<br />

www.seniorenservice-awo.de<br />

prognos-Studie „Eltern pflegen“,<br />

Download unter http://www.prognos.com/<br />

fileadmin/pdf/1173954587.pdf<br />

WSI-Diskussionspapier „Jenseits von Zeitnot und Karriereverzicht<br />

– Wege aus dem Arbeitszeitdilemma.<br />

Arbeitszeiten von Müttern, Vätern und Pflegenden“,<br />

Download unter<br />

http://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_diskp_158.pdf<br />

Dokumentation der Veranstaltung „Die Pflegereform –<br />

Chance oder Falle für Frauen?“,<br />

Download unter http://www.frauenrat.de<br />

DGB-Broschüre „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege –<br />

ein Handlungsfeld für Betriebsräte“, Donload unter<br />

https://www.dgb-bestellservice.de/besys_dgb/pdf/<br />

DGB301001.pdf<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

19


20 BILDUNG<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

Elektronisch lernen<br />

Die Entwicklung neuer Technologien hat der Vermittlung von Wissen<br />

neue Kanäle geöffnet. Im Rahmen eines bundesweiten Projekts soll<br />

eine Infrastruktur entstehen, um auch in der Altenpflege Fort- und<br />

Weiterbildung per eLearning zu etablieren<br />

Der deutsche Pflegesektor<br />

stellt eine Wachstumsbranche<br />

dar, die in den nächsten<br />

40 Jahren mit enormen Zuwachszahlen<br />

rechnen kann. Das Institut<br />

der deutschen Wirtschaft (IW) in<br />

Köln geht davon aus, dass bis<br />

2050 weitere 1,45 Millionen Pflegeheimplätze<br />

benötigt werden,<br />

was sich auch spürbar auf die Beschäftigtenzahl<br />

auswirken wird.<br />

Elektronische Medien<br />

Diese demographische Entwicklung<br />

stellt die Altenpflege vor große<br />

Herausforderungen. Dabei<br />

spielen insbesondere die Finanzierung<br />

der Pflege, die Rekrutierung<br />

von geeigneten Beschäftigten und<br />

die Qualitätssicherung der erbrachten<br />

Leistungen eine immer<br />

wichtigere Rolle. In diesem Zusammenhang<br />

kann der Einsatz<br />

neuer Technologien in der Alten-<br />

Mehr Informationen<br />

zum Projekt bei:<br />

<strong>AWO</strong>-Bundesverband e.V.<br />

Olaf Christen<br />

Blücherstr. 62-64<br />

10961 Berlin<br />

Tel.: 0 30 - 26 30 90<br />

E-Mail: olaf.christen@awo.org<br />

Internet: www.awo.org<br />

oder bei:<br />

info<br />

<strong>AWO</strong>-Bildungszentrum Preetz<br />

Peggy Sass<br />

Hinter dem Kirchhof 10<br />

24211 Preetz<br />

Tel.: 0 43 42 - 8 86 06<br />

E-Mail: peggy.sass@awo-sh.de<br />

Internet: www.awo-bz-sh.de<br />

Der Einsatz elektronischer Medien eröffnet vielfältige Möglichkeiten für neue<br />

Formen des Lernens und für die Vermittlung von Wissen<br />

pflege ein notwendiger Schritt<br />

sein, um diesen Herausforderungen<br />

aktiv zu begegnen.<br />

Beim EDV-Einsatz in der Altenpflege<br />

lassen sich zwei Bereiche<br />

unterscheiden:<br />

• der Bereich des Arbeitens (etwadurch<br />

eine vielseitige computergestützte<br />

Anwendung, wie z.B.<br />

Dienstplan-, Pflegeplanungs- und<br />

Dokumentationsprogramme, die<br />

in den Einrichtungen Arbeitsabläufe<br />

und Arbeitsprozesse unterstützen)<br />

und<br />

• der Bereich des Lernens (z.B.<br />

durch die Benutzung von Lernsoftware<br />

oder durch die Bereitstellung<br />

von Lerninhalten über<br />

eine internetbasierte Lernplattform,<br />

um das lebensbegleitende<br />

Lernen der Mitarbeiter in der<br />

Altenpflege arbeitsplatznah zu<br />

unterstützen).<br />

Der Einsatz elektronischer Medien<br />

eröffnet heute vielfältige Mög-<br />

lichkeiten der Wissensvermittlung<br />

und des Lernens, die insbesondere<br />

für Unternehmen und Einrichtungen<br />

in der Altenhilfe neue Perspektiven<br />

schaffen. Doch bisher verfügen<br />

weder die Aus-, Fort- und<br />

Weiterbildungseinrichtungen noch<br />

die Pflegeeinrichtungen in der Altenhilfe<br />

über eine ausreichende Infrastruktur,<br />

um neue Lehr- und Lernformen<br />

über das Internet umfassend<br />

nutzen zu können.<br />

Übergreifendes Netzwerk<br />

Hier setzt das Projekt „eLearning-<br />

Infrastruktur in der Altenpflege“<br />

an. In einem trägerübergreifenden<br />

Netzwerk wird eine zentrale eLearning-Infrastruktur<br />

mittels einer<br />

„open source“ Kommunikationsund<br />

Lernplattform aufgebaut –<br />

„open source“ bedeutet soviel wie<br />

„offene Quelle“ –, auf der das<br />

Lehrpersonal in den Bildungs- und<br />

die Ausbilder in den Altenpflegeeinrichtungen<br />

geschult werden.<br />

FOTO: WERNER KRÜPER


Anschließend soll bereits entwickelter<br />

eContent (digitaler Inhalt) für<br />

die Bereiche „Altenpflegeausbildung“<br />

und „Altenpflegeweiterbildung“<br />

erprobt werden. Zur Umsetzung<br />

dieses ambitionierten Projektes<br />

haben sich unterschiedliche<br />

Partner aus dem Sektor der Altenpflege<br />

unter der Federführung des<br />

<strong>AWO</strong>-Bundesverbandes zusammengefunden.<br />

Während der Projektlaufzeit<br />

sollen bundesweit 90 Tele-Tutoren/<br />

Kursautoren und zehn Administratoren<br />

aus Aus-, Fort- und Weiterbildungseinrichtungen<br />

in der Altenpflege<br />

für den Einsatz der Lernplattform<br />

ILIAS mit Mitteln des Förderprogramms<br />

„Neue Medien in<br />

der Bildung“ qualifiziert werden.<br />

Die Schulungen werden von der<br />

Qualitus GmbH in Köln durchgeführt.<br />

Für die o.g. Qualifizierungen<br />

konnten drei Arbeitsgemeinschaften<br />

für Fachschulen der Altenpflege<br />

gewonnen werden: in Schleswig-Holstein<br />

die Schulleiterkonferenz<br />

des Forums Pflegegesellschaft,<br />

in Baden-Württemberg die<br />

Konferenz der Fachschulen für Altenpflege<br />

und in Berlin der „Arbeitskreis<br />

Ausbildungsstätten für<br />

Altenpflege“ (AAA). Die teilnehmenden<br />

Einrichtungen erhalten auf<br />

dem projekteigenen Server einen<br />

separaten, geschützten Zugang für<br />

die Entwicklung und Erprobung eigener<br />

eLearning-Lehr- und Lernszenarien.<br />

Für die Erprobung von bereits<br />

entwickeltem Inhalt konnten<br />

die Vincentz Network GmbH &<br />

Co. KG in Hannover und die Kommunikation<br />

& Wirtschaft GmbH in<br />

Oldenburg gewonnen werden, die<br />

beide eLearning-Material für den<br />

Bereich Altenpflege anbieten.<br />

Vielfältiger Nutzen<br />

Mit dem Projekt werden die folgenden<br />

Ziele verfolgt:<br />

• attraktivere Unterrichtsgestaltung<br />

durch den Einsatz von eLearning<br />

in der Altenpflegeausbildung;<br />

• neue Formen der Zusammenarbeit<br />

in der Sozialwirtschaft: trägerinterne<br />

und trägerübergreifende<br />

Netzwerkarbeit;<br />

• mit Hilfe einer internetbasierten<br />

Lernplattform können die <strong>online</strong><br />

verfügbaren Lehr- und Lernmate-<br />

rialien kontinuierlich und schnell<br />

aktualisiert werden und dienen<br />

somit dem individuellen lebensbegleitenden<br />

Lernen der Beschäftigten;<br />

• Kostenerparnisse für die Träger<br />

der Einrichtungen und deren Mitarbeiter;<br />

• Imageverbesserung des Sektors<br />

und Rekrutierung neuer Personengruppen<br />

aufgrund des Einsatzes<br />

neuer Medien.<br />

Die Fortführung des Projektes<br />

nach der Förderzeit wird durch die<br />

Gründung einer Non profit-Organisation<br />

(z.B. „Verein zur Förderung<br />

des eLearning in der Altenpflege“)<br />

gesichert. Als Mitglieder<br />

sollen zunächst die an dem Projekt<br />

beteiligten Bildungseinrichtungen<br />

aufgenommen werden, um die<br />

eLearning-Infrastruktur aufrecht zu<br />

erhalten und Einführungsschulungen<br />

für alte und neue Partner anbieten<br />

zu können. Dabei wird von<br />

ca. 350 Euro Mitgliedsbeitrag pro<br />

Jahr und Einrichtung ausgegangen.<br />

Der Verein steht auch neuen<br />

Einrichtungen offen.<br />

Darüber hinaus können dem<br />

Verein auch Anbieter von digitalem<br />

Inhalt beitreten und ihre Produkte<br />

im Rahmen eines Lizenzmodells<br />

vertreiben. Neben den o.g.<br />

Arbeitsgemeinschaften der Fachschulen<br />

für Altenpflege stehen die<br />

Schulungen auch Fachschulen in<br />

anderen Bundesländern offen.<br />

Andreas Bartels und<br />

Norbert Bromberger<br />

Quelle: altenpflege/vincentz-verlag<br />

Die <strong>AWO</strong> sucht im<br />

Rahmen des Projektes<br />

noch Tele-Tutoren.<br />

Interessierte können sich<br />

an Andreas Bartels <strong>beim</strong><br />

<strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />

(andreas.bartes@awo.org)<br />

wenden.<br />

Um digitalen Lernstoff einsetzen zu können, ist<br />

der Aufbau einer eLearning-Infrastruktur nötig<br />

internet<br />

Nähere Informationen zu den Projektbeteiligten<br />

im World Wide Web unter:<br />

www.qualitus.de<br />

Schulungspartner Qualitus GmbH<br />

www.ilias.de<br />

Lernplattform ILIAS<br />

www.kas-bw.de<br />

Konferenz der Fachschulen für Altenpflege<br />

in Baden-Württemberg<br />

www.aaa-deutschland.de<br />

Arbeitskreis Ausbildungsstätten für Altenpflege<br />

www.vincentz.net<br />

Vincentz Network GmbH & Co. KG<br />

www.lernen.kuw.de<br />

Kommunikation & Wirtschaft GmbH<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

FOTO: WERNER KRÜPER<br />

21


22 JUGENDHILFETAG<br />

Wörtlich zu nehmen: Die <strong>AWO</strong> stand<br />

<strong>beim</strong> diesjährigen Deutschen Jugendhilfetag<br />

mit einem 300-qm-Stand im Mittelpunkt;<br />

u. a. zu sehen: die „Präventionskette“<br />

der <strong>AWO</strong> LAG NRW.<br />

Die zentrale Fachveranstaltung<br />

der <strong>AWO</strong> stand<br />

unter dem Thema: „Bildung<br />

und Förderung ohne<br />

Armutszeugnis“. Teilnehmer<br />

der Diskussion waren<br />

v.l.n.r.: Konrad Hummel<br />

(Sozialdezernent Augsburg),<br />

Marlene Rupprecht<br />

MdB, Moderator Paul<br />

Saatkamp (<strong>AWO</strong> Niederrhein),<br />

Klaus Schäfer<br />

(MAGS NRW), Gerda<br />

Holz (ISS), Gerwin Stöcken<br />

(<strong>AWO</strong> Bundesvorstand)<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

Prominenter Besuch am <strong>AWO</strong>-Stand. Der Bundespräsident<br />

Horst Köhler mit seiner Frau Eva Luise, Familienministerin<br />

Ursula von der Leyen und <strong>AWO</strong> Bundesvorsitzender<br />

Wilhelm Schmidt im Gespräch.<br />

„Gemeinsam<br />

Chancen schaffen“<br />

<strong>AWO</strong> auf dem 13. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag<br />

Essen. Auf Europas größtem von der AGJ (Arbeitsgemeinschaft<br />

für Kinder- und Jugendhilfe) veranstalteten<br />

Fachkongress der Jugendhilfe mit ca. 40.000 Besucherinnen<br />

und Teilnehmern hat sich die Arbeiterwohlfahrt<br />

eindrucksvoll präsentiert. Unter dem Leitmotiv der<br />

<strong>AWO</strong> „Gemeinsam Chancen schaffen“ stellten an einem<br />

gemeinsamen 300 qm großen Messestand der<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband, die Landesarbeitsgemeinschaft<br />

der <strong>AWO</strong> aus NRW sowie weitere <strong>AWO</strong>-Träger ihre<br />

innovativen Angebote und Projekte vor.<br />

Auf allein 120 qm zeigte die LAG aus NRW die<br />

aus 16 „Stationen“ bestehende „Präventionskette – von<br />

der Geburt bis zum Berufsleben“, an der sich viele<br />

<strong>AWO</strong>-Einrichtungen und Dienste aus NRW beteiligten.<br />

Der Messestand bot darüber hinaus Platz für die Aufführung<br />

von Kindermusicals und Diskussionsrunden zu<br />

fachpolitischen Themen. Für die hohe Resonanz am<br />

Stand sorgte zusätzlich der Kaffeeausschank oder die<br />

Gelegenheit, eine leckere Suppe und Frikadelle zu ergattern.<br />

Neben der Fachmesse, auf der insgesamt ca.<br />

300 Austeller vertreten waren, fand der große Fachkongreß<br />

statt. Unter dem Gesamtmotto des Jugendhilfetages<br />

"Gerechtes Aufwachsen ermöglichen" wurde in<br />

ca. 230 Fachveranstaltungen eine breite Palette jugendhilferelevanter<br />

Themen in Fachforen, Workshops<br />

und Projektpräsentationen diskutiert. Die <strong>AWO</strong> war<br />

auch hier mit 14 Fachveranstaltungen stark vertreten.<br />

Fotos: <strong>AWO</strong><br />

Kinder aus der <strong>AWO</strong> „Kita am Jahnplatz“<br />

in Essen unterhielten die Besucher mit<br />

dem Musical ‘Frederick’.<br />

Das vom Bundesverband und der LAG der <strong>AWO</strong><br />

NRW gemeinsam veranstaltete zentrale Fachforum mit<br />

dem Titel "Bildung und Förderung ohne Armutszeugnis"<br />

fand, wie die anderen Veranstaltungen auch, eine<br />

gute Resonanz. Das Thema "Armut von Kindern" stand<br />

eindeutig im politischen Mittelpunkt des Jugendhilfetages.<br />

So wäre dem Jugendhilfetag zu wünschen gewesen,<br />

dass neben den vielen Fachkräften aus der Kinderund<br />

Jugendhilfe, die hier viele Anregungen erhalten<br />

konnten, mehr Vertreterinnen und Vertreter aus Politik<br />

und Verwaltung aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik<br />

den Weg nach Essen gefunden hätten, um<br />

sich über Konzepte zur Armutsbekämpfung zu informieren,<br />

aber auch einen Eindruck von der konzeptionellen<br />

Vielfalt und der innovativen Phantasie der Jugendhilfe<br />

zu erhalten.<br />

Für die <strong>AWO</strong> ist ein Fazit auch, dass ein gemeinsamer<br />

Messeauftritt von Bundesverband und Trägern<br />

und Einrichtungen der <strong>AWO</strong> zwar viel Vorbereitung<br />

bedeutet, aber im Effekt allen Beteiligten neue und kreative<br />

Möglichkeiten bietet, sich in der Fachöffentlichkeit<br />

zu präsentieren.<br />

Klaus Theißen<br />

Gemeinsam präsentierten und<br />

informierten am Stand:<br />

<strong>AWO</strong> LAG NRW mit 16 Gliederungen, <strong>AWO</strong> Bez.<br />

Hessen-Süd/ Jugendhilfeverbund Rhein-Main, <strong>AWO</strong><br />

Unterbezirk Ennepe-Ruhr, <strong>AWO</strong> LV Mecklemburg-Vorpommern/<br />

KV Schwerin, <strong>AWO</strong> Weser-Ems/ Therapeutische<br />

Einrichtung Werscherberg, Der Sommerberg/Rösrath,<br />

Mobile Familienbildung MOFA, <strong>AWO</strong><br />

Stormarn, Jugendmigrationsdienste KV Stuttgart, KV<br />

Nürnberg , Unterbezirk Hochsauerlandkreis/ Soest/<br />

Lippstadt, <strong>AWO</strong> Bundesakademie.


24 INTERNATIONALES<br />

Eileen Gehrke auf<br />

Dienstreise in der<br />

ländlichen<br />

Projektregion.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

Neuanfang in<br />

Viele Male war Eileen Gehrke in den letzten Jahren in Nepal und doch<br />

war dieses Mal wieder alles anders. Von einem Neuanfang in Nepal.<br />

Abenteuerlich waren die Reisen nach Nepal in<br />

den letzten Jahren immer, erinnert sich Eileen<br />

Gehrke, Referentin für Entwicklungszusammenarbeit<br />

mit Indien und Nepal. Während des Bürgerkriegs<br />

mussten Dienstreisen aus Sicherheitsgründen<br />

häufig verschoben oder ganz abgesagt werden.<br />

Im Berliner Aktionsbüro von <strong>AWO</strong> International wurde<br />

oft diskutiert, ob die Projekte während der Unruhen<br />

fortgeführt werden konnten: Wie sollte man die<br />

Arbeit und die Lage vor Ort einschätzen, wenn Auslandsreisen<br />

nicht möglich waren? Und wie wollte<br />

man den Erfolg der Projekte garantieren?<br />

Auch nach dem Waffenstillstand im Frühling<br />

2006 waren Reisen in das Projektgebiet schwer<br />

planbar: Würde das rationierte Benzin reichen, um<br />

die abgelegenen, ländlichen Gebiete besuchen zu<br />

können? Würde ein Streik – ein so genannnter<br />

„Bandh“ – ausgerufen, der das Land für Tage lahm<br />

legte? Würde die Referentin ohne Probleme zurück<br />

nach Kathmandu kommen, um den Flughafen pünktlich<br />

zu erreichen oder würden die auf Sicht operierenden<br />

Inlandsflüge wegen Bodennebel auf unbestimmte<br />

Zeit verschoben werden?<br />

Noch im Februar 2008 waren wegen eines Generalstreiks<br />

die Zufahrtstraßen nach Kathmandu gesperrt<br />

und Benzin und Nahrungsmittel in der Hauptstadt<br />

knapp. Wie immer gegen Ende der Trockenzeit<br />

gab es häufige und lang andauernde Stromausfälle,<br />

da Nepal den größten Teil seiner Stromzufuhr aus<br />

Wasserkraft gewinnt. Für die Referentin bedeutete<br />

das, viele Wege zu Fuß zurückzulegen und harte<br />

Verhandlungen mit den wenigen noch übrig gebliebenen<br />

Taxifahrern zu führen. In der ländlichen Projektregion<br />

passte sie ihren Rhythmus dem Sonnenaufund<br />

-untergang an. „Die Menschen in Nepal haben<br />

sich auf die unsichere Situation eingestellt und eine<br />

große Flexibilität entwickelt“, erklärt Eileen Gehrke.<br />

„Ohne diese Flexibilität ist man auch auf Dienstreisen<br />

verloren. Es hat wenig Sinn, die Reise bis in das<br />

letzte Detail bereits von Deutschland aus zu planen –<br />

am Ende kommt doch alles ganz anders.“<br />

So wie im April 2008. Plötzlich stand Nepal am<br />

Wendepunkt seiner Geschichte und erlebte die ersten<br />

freien Wahlen seit neun Jahren. Als Eileen Gehrke<br />

im Juli nach Nepal zurückkehrte, hatte die frisch<br />

gewählte verfassungsgebende Versammlung 238<br />

Fotos: <strong>AWO</strong> International


Jahre Monarchie beendet und die Republik ausgerufen.<br />

König Gyanendra Shah hatte seinen Thron verlassen<br />

und der Palast war bereits zum Museum geworden.<br />

Statt der großen und etablierten Parteien<br />

stand nun die Maoistische Partei Nepals an der Spitze<br />

des Landes und vor der Herausforderung, viele<br />

Probleme lösen zu müssen.<br />

Nepal ist eins der ärmsten Länder der Welt. Über<br />

acht Millionen Menschen leben in Armut. Besonders<br />

Frauen, Angehörige niedriger Kasten, ländliche Arme<br />

und ethnische Minderheiten waren bisher von gesellschaftlichen<br />

und wirtschaftlichen Entwicklungen ausgeschlossen.<br />

Da vor allem die bisher benachteiligten<br />

Bevölkerungsgruppen die Maoisten wählten, haben<br />

sie nun große Erwartungen an die neue Regierung,<br />

die mit dem Versprechen angetreten ist, die Situation<br />

im Land deutlich zu verbessern. Auch wenn die Wahlen<br />

vom April ein wichtiger Schritt für politische Stabilität<br />

sind, steht Nepal weiterhin vor großen Problemen:<br />

Politische Streitigkeiten verzögern die Regierungsbildung,<br />

ethnische und territoriale Konflikte belasten<br />

das Land. „Da <strong>AWO</strong> International plant, im<br />

nächsten Jahr ein Auslandsbüro in Nepal zu eröffnen,<br />

werden wir die politischen Entwicklungen natürlich<br />

genau beobachten“, meint Eileen Gehrke. Bis dahin<br />

gibt es noch viel zu tun – auch für <strong>AWO</strong> International.<br />

Die ersten Schritte für die Eröffnung des Büros hat<br />

die Referentin bereits vorbereitet: Sie hat verschiedene<br />

deutsche Organisationen vor Ort besucht, um von<br />

ihren Erfahrungen zu lernen und das Vorhaben bei<br />

nepalesischen Ministerien und der deutschen Botschaft<br />

vorgestellt. Sie ist optimistisch, dass <strong>AWO</strong> International<br />

das Büro in Kathmandu schon bald eröffnen<br />

wird. Durch die zentrale Anlauf- und Koordinations-<br />

1996 ging die maoistische „Nepal Communist<br />

Party“ in den Untergrund und kämpfte seitdem<br />

gegen die undemokratischen Strukturen<br />

und den König des Landes. Das parlamentarische<br />

Mehrparteiensystem hatte es nicht geschafft,<br />

politische, soziale und wirtschaftliche<br />

Veränderungen herbeizuführen, Armut, Korruption<br />

und Diskriminierung zu bekämpfen.<br />

2005 löste König Gyanendra das Parlament<br />

auf und erklärte sich zum alleinigen Herrscher<br />

und zum Oberbefehlshaber der Armee.<br />

2006 konnte der diktatorisch herrschende<br />

König durch Demonstrationen von hunderttausenden<br />

Nepa<strong>lesen</strong> weitgehend entmachtet werden.<br />

Im November 2006 einigten sich Maoisten<br />

und Demokraten auf eine Übergangsregierung.<br />

Im April 2008 gab es in Nepal die ersten<br />

freien und demokratischen Wahlen seit neun Jahren,<br />

im Mai trat das gewählte Parlament zu einer<br />

ersten Sitzung zusammen und erklärte Nepal zur<br />

Republik, damit endeten 240 Jahre Monarchie.<br />

Am 21. Juli 2008 wurde Ram Baran Yadav<br />

(Kongresspartei) zum ersten Präsidenten Nepals<br />

gewählt.<br />

stelle vor Ort können der Austausch und die Kooperation<br />

mit den südasiatischen Partnern intensiviert und<br />

Projekte besser gesteuert werden. Durch die verstärkte<br />

Präsenz in Asien wird <strong>AWO</strong> International die Projektarbeit<br />

zudem auf weitere Länder ausweiten können.<br />

Eileen Gehrke freut sich besonders auf die kürzeren<br />

Kommunikationswege, die auch die Qualität<br />

der Projekte noch verbessern werden. „Vieles lässt<br />

sich einfach effektiver und direkter persönlich besprechen<br />

und lösen. Es ist für mich sehr wichtig, zu beobachten,<br />

in welchem Kontext unsere Projekte in Nepal<br />

stehen, welche anderen Organisationen noch vor Ort<br />

und möglicherweise zu ähnlichen Themen arbeiten.“<br />

Derzeit arbeitet <strong>AWO</strong> International mit zwei nepalesischen<br />

Partnerorganisationen an der Bekämpfung<br />

der ländlichen Armut. Unweit der Hauptstadt<br />

Kathmandu organisiert die Organisation „Friends of<br />

Sankhu“ Dorfentwicklungsprogramme und bindet<br />

insbesondere Frauen in die Projektplanung ein.<br />

„Friends of Sankhu“ unterstützt verschiedene Frauengruppen<br />

dabei, ihre Ideen zur Entwicklung der Dörfer<br />

eigenständig umzusetzen. So werden – über die<br />

direkte finanzielle und technische Unterstützung hinaus<br />

– die soziale Rolle und das gesellschaftliche Ansehen<br />

der Frauen nachhaltig verbessert.<br />

Die Partnerorganisation „Sahamati“ arbeitet mit<br />

Jugendlichen im südlichen Bergland von Nepal, wo<br />

die Bildungs-, Beschäftigungs- und Gesundheitssituation<br />

schlecht ist. Viele junge Menschen verlassen daher<br />

ihre Dörfer. Da der hohe Bevölkerungsanteil junger<br />

Menschen eine Chance für Nepal darstellt, investieren<br />

<strong>AWO</strong> International und Sahamati in die Ausbildung<br />

und Gesundheit der Jugendlichen, wovon<br />

langfristig die gesamte Region profitieren wird. Die<br />

Jugendlichen organisieren sich in Jugendgruppen<br />

und entwickeln gemeinsam Ideen, wie sie ihre Existenz<br />

vor Ort sichern können. Dazu gehören zum<br />

Beispiel Schulungen in neuen landwirtschaftlichen<br />

Anbaumethoden. Gleichzeitig bemüht sich Sahamati,<br />

mehr Kinder einzuschulen und Schulabbrecher<br />

aufzufangen. Langfristig sollen sich die Jugendgruppen<br />

so vernetzen, dass sich die Jugendlichen gemeinsam<br />

für ihr Recht auf Bildung und Entwicklung<br />

einsetzen können.<br />

Saskia Thiel<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.awointernational.de<br />

Wegen fehlender Perspektiven<br />

verlassen viele junge<br />

NepalesInnen ihre Dörfer.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

25


26 PFLEGE<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

Viele Verbesserungen und<br />

Akzente, die sich erst in der<br />

Praxis beweisen müssen<br />

Pflege-Weiterentwicklungsgesetz<br />

Eine Informationsveranstaltung des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes<br />

Berlin. Seit dem 1. Juli ist das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz<br />

in Kraft. Die Pflegereform hat eine Reihe<br />

von Erleichterungen und Verbesserungen für pflegebedürftige<br />

Menschen, ihre Familien und für die Pflegekräfte<br />

zum Inhalt. Das Gesetz bringt mehr finanzielle<br />

Unterstützung, mehr Hilfe für Menschen, die Pflege leisten,<br />

mit sich und soll für mehr Transparenz und Qualität<br />

in der Pflege sorgen. Das Gesetz betritt in vielen<br />

Bereichen Neuland und wie das denn so ist, gibt es<br />

Unwägbarkeiten, Fragen und Probleme, die sich erst<br />

in der Praxis zeigen. In der Vorbereitung auf das Inkrafttreten<br />

der Reform hatte deshalb der Bundesverband<br />

zu einer Informationsveranstaltung nach Berlin<br />

geladen. Das Interesse war so groß, dass man kurzfristig<br />

in die Heilig-Kreuz-Kirche umziehen musste.<br />

Boris Velter vom Bundesministerium für Gesundheit<br />

erläuterte einleitend die Intentionen des Gesetzgebers,<br />

dem es mit der Reform darum gehe, die ambulante<br />

Versorgung zu stärken und die Versorgung dementiell<br />

erkrankter Menschen zu verbessern. Darüber hinaus<br />

sei es hinsichtlich der Finanzierung das Ziel des Ministeriums<br />

gewesen, die Integration der privaten in die<br />

gesetzliche Pflegeversicherung und damit die Entwicklung<br />

zu einer echten Bürgerpflegeversicherung voran<br />

zu bringen. Markus Plantholz, Fachanwalt aus Hamburg,<br />

zeigte die Möglichkeiten eines Gesamtversorgungsvertrages<br />

und die Probleme bei der Definition<br />

des externen Vergleiches und der ortsüblichen Vergütung<br />

auf. „Wir fischen im Trüben“, sagte Plantholz. Es<br />

bleibe leider unklar, was eine ortsübliche Vergütung ist<br />

und welche Kriterien hierbei zugrunde gelegt werden.<br />

Auch <strong>beim</strong> externen Vergleich könnten immer nur die<br />

Preise und die Leistungen miteinander verglichen werden,<br />

die Kosten blieben unberücksichtigt. Die zum Ver-<br />

Die Pflegereform bringt<br />

Leistungsverbesserungen<br />

für Pflegebedürftige und<br />

Pflegende Fotos: <strong>AWO</strong><br />

gleich notwendigen Kriterien blieben außerdem offen,<br />

entsprechend werde die Anwendung des externen<br />

Vergleichs zufällig und beliebig.<br />

Peter Olijnyk, Geschäftsführer der <strong>AWO</strong> Müritz, referierte<br />

über die neuen Möglichkeiten im Bereich der<br />

Tagespflege. Insgesamt bringe hier das PfWG eine Erhöhung<br />

des Gesamtanspruches auf das 1,5fache des<br />

bisherigen Betrages. Es böten sich dadurch vielfältige<br />

Kombinationsmöglichkeiten aus Tagespflege, ambulanter<br />

Pflege und Geldleistung, so dass auf die verschiedenen<br />

Bedarfe individueller reagiert werden könne.<br />

Außerdem werde zukünftig mehr Hilfe in Anspruch genommen<br />

werden, so dass Olijnyk den konsequenten<br />

Ausbau von Tagespflegeeinrichtungen befürwortete.<br />

Anke Buhl vom Landesverband Schleswig-Holstein<br />

vertrat die Auffassung, dass bei den Themen Pflegestützpunkte<br />

und Pflegeberatung „die Luft erstmal raus<br />

ist“. Trotzdem seien Pflegestützpunkte und Pflegeberatung<br />

als Impulse für eine notwendige Quartiersorientierung<br />

in der Altenhilfe zu verstehen. Diese Impulse<br />

gelte es nun für die <strong>AWO</strong> zu nutzen. Dabei sollten<br />

zentrale Anlaufstellen geschaffen und der Quartiersbezug<br />

gestärkt werden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

für die Erstberatung geschult sowie die pflegebegleitende<br />

Beratung ausgebaut werden.<br />

Jürgen Brockmeyer von der <strong>AWO</strong> Berlin wog die<br />

Chancen und die Schwierigkeiten, die sich für stationäre<br />

Einrichtungen mit der Anstellung eines Heimarztes<br />

ergeben, gegeneinander ab und Olaf Christen<br />

vom <strong>AWO</strong>-Bundesverband erläuterte die Perspektiven<br />

für ambulante und stationäre Einrichtungen, die sich<br />

aus der Verbesserung der Betreuung dementiell erkrankter<br />

Menschen ergeben. Im ambulanten Bereich<br />

seien die Beträge deutlich nach oben angepasst worden<br />

und im stationären Bereich gäbe es erstmals die<br />

Möglichkeit der Refinanzierung spezieller Betreuungskräfte.<br />

Abschließend ging Claus Bölicke auf die Konzeption<br />

der <strong>AWO</strong> zur Veröffentlichung der Prüfergebnisse<br />

von Pflegeeinrichtungen ein und Ullrich Wittenius<br />

– beide vom <strong>AWO</strong>-Bundesverband – gab Antworten<br />

zur internen und externen Qualitätssicherung im Rahmen<br />

des PfWG. Die zahlreichen Fachgespräche am<br />

Rande der Fachveranstaltung machten überdeutlich,<br />

dass die Pflegereform viele neue Akzente setzt, aber<br />

auch mit einer ganzen Reihe von Umsetzungsproblemen<br />

zu kämpfen haben wird. - chr -


■ A LTENHILFE<br />

Altenhilfe<br />

Gemeinsam für ein besseres<br />

Leben mit Demenz<br />

Zwei Jahre lang hat die Robert Bosch<br />

Stiftung Aktivitäten zur Bewältigung der<br />

Demenzerkrankung unter dem Motto<br />

„Gemeinsam für ein besseres Leben mit<br />

Demenz“ gefördert. Aus dieser Initiative<br />

ist der Verein „Aktion Demenz – Gemeinsam<br />

für ein besseres Leben mit Demenz“<br />

entstanden.<br />

Der auch weiterhin von der Robert<br />

Bosch Stiftung geförderte Verein will die<br />

Lebensbedingungen für Menschen mit<br />

Demenz durch zivilgesellschaftlichen Dialog<br />

verbessern. Im Mittelpunkt steht dabei<br />

die Kommune als Lebensraum, der<br />

das alltägliche Miteinander von Menschen<br />

mit und ohne Demenz ermöglicht.<br />

An verschiedenen Orten haben sich bereits<br />

engagierte Bürger, Kommunalpolitiker<br />

und Initiativen mit lokalen Aktivitäten<br />

auf den Weg zur Schaffung einer demenzfreundlichen<br />

Kommune gemacht.<br />

In den zurückliegenden anderthalb<br />

Jahren ist es gelungen, an mehreren Orten<br />

in der Republik Aktivitäten für demenzfreundliche<br />

Kommunen zu initiieren,<br />

z.B. in Gießen, Ostfildern, Arnsberg<br />

und Tarmstedt oder auch in Berlin-<br />

Reinickendorf und Marienfelde.<br />

Der Verein „Aktion Demenz“ veranstaltet<br />

am 20. und 21.11.2008 eine Tagung<br />

in Esslingen. Die Veranstaltung<br />

richtet sich nicht nur an Fachleute, sondern<br />

auch an Betroffene, Interessierte<br />

sowie gesellschaftlich engagierte Personen,<br />

Gruppen und Vereine.<br />

Aktuelle Informationen zur Veranstaltung<br />

und den weiteren Aktivitäten gibt<br />

es auf den Internetseiten www.aktion-demenz.de<br />

oder <strong>beim</strong> <strong>AWO</strong>-Bundesverband,<br />

Claus.Boelicke@awo.org<br />

Altersvorsorge<br />

Was junge Menschen über die<br />

gesetzliche Rentenversicherung<br />

wissen sollten<br />

Berlin - Das Thema Rentenversicherung<br />

sollte vor allem junge Leute interessieren,<br />

FACHINFORMATIONEN<br />

die ihre Altersvorsorge besser planen<br />

müssen als die heutige Rentnergeneration.<br />

Berufsanfänger interessieren sich jedoch<br />

meist für alles andere, nur nicht für<br />

die spätere Rente. Um das zu ändern, hat<br />

die Deutsche Rentenversicherung vor Monaten<br />

die Initiative „Rentenblicker“ gestartet.<br />

Damit soll jungen Leuten der Einstieg<br />

in das Thema Altersvorsorge erleichtert<br />

werden.<br />

Die Internetseite www.rentenblicker.de<br />

ist wie ein Haus aufgebaut. Darin leben<br />

ein Zivildienstleistender, ein Berufsstarter,<br />

eine Schülerin, ein Arbeitssuchender<br />

und ein junges Paar. Sie schildern anhand<br />

ihrer persönlichen Lebenssituation<br />

die für sie wichtigsten Leistungen der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung. Die Seite<br />

gibt einen Überblick über das Serviceangebot<br />

der Deutschen Rentenversicherung,<br />

und es können Fragen direkt an<br />

die Rentenversicherung gestellt werden.<br />

Die Antwort kommt dann per E-Mail.<br />

Mehr bei www.rentenblicker.de<br />

■ A RMUT<br />

Die EU-Staaten sind<br />

nur wenig erfolgreich<br />

Armut und Einkommen<br />

Düsseldorf. - Die EU und viele ihrer Mitgliedsstaaten<br />

sind bei der Armutsbekämpfung<br />

nur „wenig erfolgreich“. Zu<br />

diesem Schluss kommt Prof. Dr. Ute<br />

Klammer von der Universität Duisburg-<br />

Essen. Die europäischen Sozialstaaten<br />

würden mit „einer ungleicher werdenden<br />

Verteilung der Erwerbseinkommen“<br />

konfrontiert, deren Ausgleich sie „zunehmend<br />

überfordert“, schreibt die Expertin<br />

für Sozialpolitik in den WSI-Mitteilungen*.<br />

Ein zentraler Ansatzpunkt<br />

bei der Bekämpfung von Armut und sozialer<br />

Ausgrenzung sei daher eine „Verbesserung<br />

der Primärverteilung“, also<br />

Reformen, die sicherstellen, dass Erwerbseinkommen<br />

existenzsichernd sind.<br />

Das gilt nach Analyse der Wissenschaftlerin<br />

insbesondere für Deutschland.<br />

Die Bundesrepublik liege bei der<br />

Armutsquote im EU-Mittelfeld. Die Armutsquote<br />

in der Bundesrepublik sei seit<br />

den 90er Jahren angestiegen, während<br />

sie im EU-Durchschnitt zwischen 1996<br />

und 2005 stagnierte. Je nach Datenquelle<br />

wurden in der Bundesrepublik zuletzt<br />

Armutsquoten zwischen 15 und gut<br />

17 Prozent gemessen. Als Ursache für<br />

das wachsende Armutsrisiko, nennt die<br />

Wissenschaftlerin u.a.:<br />

Arbeitslosigkeit/Arbeitslosengeld<br />

Langzeitarbeitslose im ALG II würden immer<br />

häufiger vom Leistungsbezug ausgeschlossen,<br />

weil die Einkommen weiterer<br />

Mitglieder der häuslichen Bedarfsgemeinschaft<br />

stärker angerechnet werden. Auch<br />

die Zahl der „Aufstocker“, die trotz Arbeit<br />

auf ALG II angewiesen sind, habe eine<br />

„in ihren Ausmaßen nicht vorausgeahnte<br />

Entwicklung“ genommen, schreibt die<br />

Wissenschaftlerin und verweist auf die<br />

Statistiken der Bundesagentur für Arbeit.<br />

Armut im Alter<br />

Die Expertin warnt vor einer „absehbaren<br />

Rückkehr der Altersarmut“, ganz besonders<br />

in Ostdeutschland. Ursache für<br />

das deutlich wachsende Armutsrisiko<br />

seien Veränderungen in vielen Erwerbsbiographien,<br />

die längere Phasen von<br />

Arbeitslosigkeit oder niedrige Verdienste<br />

aufweisen, in Kombination mit den<br />

Reformen der vergangenen Jahre. Diese<br />

lassen in den kommenden 30 Jahren<br />

auch für kontinuierlich beschäftigte<br />

Durchschnittsverdiener das Rentenniveau<br />

sinken – von heute 63 Prozent des<br />

Nettoeinkommens auf rund 43 Prozent.<br />

Kinderarmut<br />

Die Wissenschaftlerin konstatiert eine<br />

„bemerkenswerte Renaissance der Familienpolitik.<br />

Trotzdem „ist es bisher nicht<br />

gelungen, das Problem der Kinderarmut<br />

in den Griff zu bekommen“ , schreibt<br />

Ute Klammer. Die Wissenschaftlerin hält<br />

Reformen bei der sozialen Sicherung für<br />

sinnvoll. Dazu zähle u. a. eine Grundsicherung<br />

für Kinder und eine allgemeine<br />

Versicherungspflicht in der Gesetzlichen<br />

Rentenversicherung, die von einer Mindestsicherung<br />

für Beschäftige mit besonders<br />

schwieriger Erwerbsbiographie<br />

flankiert werden sollte.<br />

Mehr Infos: Ute Klammer: Armut und<br />

Verteilung in Deutschland und Europa, in:<br />

*WSI Mitteilungen 3/2008. Wirtschaftsund<br />

Sozialwissenschaftliches Institut in der<br />

Hans Böckler-Stiftung, www.boeckler.de<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

27


28 FACHINFORMATIONEN<br />

■ B ILDUNG<br />

Internet-Datenbank<br />

Bildungsangebote für Senioren<br />

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen<br />

BAGSO hat die<br />

Veranstaltungs-Datenbank »www.wissensdurstig.de«<br />

ins Internet gestellt. Hier<br />

können sich Seniorinnen und Senioren<br />

schnell und unkompliziert über Bildungsangebote<br />

vor Ort, regional wie auch<br />

bundesweit informieren. Eingestellt werden<br />

können alle Arten von Veranstaltungen,<br />

die ältere Menschen und Hauptund<br />

Ehrenamtliche in der Seniorenarbeit<br />

interessieren: Hinweise auf Tagungen,<br />

Kurse, Vorträge, Sportgruppen, E-Learning-Angebote,<br />

berufliche Weiterbildungsangebote,<br />

Reisen und vieles mehr.<br />

Alle <strong>AWO</strong>-Gliederungen können hier<br />

kostenlos ihre Angebote einstellen.<br />

Die Erstanmeldung ist einfach und<br />

wird auf der Homepage genau beschrieben.<br />

Sobald man von der BAGSO<br />

das Passwort erhalten habt, kann man<br />

Veranstaltungen einstellen. Die Einstellung<br />

ist ebenfalls unkompliziert und<br />

selbsterklärend. Dieses Portal ist ein neues<br />

Serviceangebot für die Mitglieder der<br />

BAGSO und andere Organisationen,<br />

die ihre Veranstaltungen für Senioren<br />

über ihre bisherigen Netzwerke und<br />

Presse-/Medienverteiler hinaus bekannt<br />

machen wollen. Mehr Informationen<br />

bei: www.wissensdurstig.de.<br />

■ FAMILIE<br />

Familie<br />

Serviceportal „Familien-Wegweiser“<br />

des BMFSFJ<br />

Von A, wie Adoption bis Z, wie Zuzahlungen<br />

in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

bietet das <strong>online</strong>-Portal alles an<br />

Informationen, was Eltern wissen wollen<br />

und sollten. Mit dem Familien-Wegweiser.de<br />

bündelt das Bundesministerium für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugendliche<br />

(BMFSFJ) bundesweit alle regionalen<br />

Angebote zur Kinderbetreuung in einer<br />

Datenbank. Das Serviceportal Familien-<br />

Wegweiser soll als Datenbank im Internet<br />

bundesweit bei der Suche nach Kinderbetreuungsangeboten<br />

helfen.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

Wer unter www.familien-wegweiser.de<br />

auf die Rubrik „Familie regional“<br />

klickt und dort seine Postleitzahl eingibt,<br />

erhält alle notwendigen Informationen<br />

zu den Kinderbetreuungsmöglichkeiten<br />

im Umfeld des jeweilig zuständigen Jugendamtes.<br />

Mit diesem Angebot werden alle regionalen<br />

<strong>online</strong>-Informationen in einer<br />

bundesweiten Datenbank gebündelt.<br />

Insgesamt soll das Portal werdenden<br />

Eltern und Familien entsprechend ihrer<br />

individuellen Lebenssituation umfangreiche<br />

Informationen zu den Bereichen Förderung<br />

und Finanzierung, Lebenswelt,<br />

Betreuung und Erziehung, Recht, Gesundheit<br />

sowie Hilfe und Beratung zugänglich<br />

machen.<br />

■ M ENSCHEN MIT<br />

B EHINDERUNGEN<br />

Aktion Mensch bietet Unterrichtsmaterial<br />

zum Thema Behinderung an<br />

Miteinander leben,<br />

voneinander lernen<br />

Bonn - Jeder Mensch ist einzigartig, jeder<br />

Mensch verschieden. Deshalb ist es normal,<br />

verschieden zu sein. Wo beginnt eine<br />

Behinderung? Und wer ist behindert?<br />

Das kostenlose Unterrichtsmaterial<br />

„Ich, du und die anderen“ vermittelt In-<br />

formationen, um das Thema Behinderung<br />

im Schulunterricht aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven zu betrachten. In der<br />

Publikation kommen Menschen mit ganz<br />

unterschiedlichen Erfahrungen zu Wort.<br />

„Ich, du und die anderen“ richtet<br />

sich an Schülerinnen und Schüler aller<br />

Schulformen – mit spezieller Vorbereitung<br />

auch ab der Grundschule. Das Heft<br />

eignet sich für den Einsatz in Fächern<br />

wie Religion, Ethik, Philosophie, Geschichte,<br />

Politik, Biologie und Sozialkunde.<br />

Auf 16 Seiten werden vielfältige Informationen<br />

mit Bildern, Recherche-Anregungen<br />

und Links. Folien, Kopiervorlagen<br />

und ein Poster mit dem Finger- und<br />

dem Tastalphabet angeboten.<br />

Die Hefte sind kostenlos und können<br />

per Fax oder im Internet bestellt werden:<br />

Fax: 0228-20 92-333 - Stichwort „Anders<br />

sein“. Internet: www.respect.de/<br />

unterricht<br />

■ P FLEGE<br />

Pflege<br />

Wohlfahrtsverbände wollen<br />

Transparenz bei der Veröffentlichung<br />

von Prüfergebnissen<br />

zur Pflegequalität<br />

Berlin. Die Spitzenverbände der Freien<br />

Wohlfahrtspflege wollen Transparenz<br />

über die zur Verfügung stehenden Prüfergebnisse<br />

zur Pflegequalität herstellen.<br />

Die im Juli begonnenen Vertragsverhandlungen<br />

zum Pflegeweiterentwicklungsgesetz<br />

werden derzeit konstruktiv<br />

geführt. Der enge Zeitrahmen – Ende<br />

September soll ein Ergebnis vorliegen –<br />

wird von den Spitzenverbänden als Ansporn<br />

betrachtet. Mit einem Eckpunktepapier<br />

wollen die Spitzenverbände der<br />

Freien Wohlfahrtspflege die Vertragsverhandlungen<br />

beschleunigen.<br />

Grundlage für die Verbände in den<br />

Vertragsverhandlungen ist u. a., dass es<br />

zurzeit kein valides und objektives Erhebungsverfahren<br />

und Bewertungsinstrument<br />

zur Ergebnis- und Lebensqualität in<br />

der Pflege gibt. Deshalb ist auch von<br />

den Bundesministerien für Gesundheit,<br />

BMG, und Familie & Senioren, BMFSFJ,<br />

ein entsprechendes Projektvorhaben auf-


gelegt worden. In den laufenden Verhandlungen<br />

soll deshalb auch über<br />

Übergangsformen mit einer Revisionsklausel<br />

gesprochen werden.<br />

Weitere Eckpunkte sind für die<br />

Spitzenverbände:<br />

• Die Stichproben müssen repräsentativ<br />

sein und dürfen keine Negativselektion<br />

darstellen; die isolierte und alleinige Darstellung<br />

der MDK-Prüfergebnisse ist nicht<br />

akzeptabel. Dem MDK-Prüfergebnis müssen<br />

mindestens, da wo verfügbar, vergleichsweise<br />

Ergebnisse aus Zertifizierungen<br />

und anderen Prüfverfahren im<br />

Sinne vollständiger Transparenz zur Seite<br />

gestellt werden.<br />

• Die Strukturdaten der jeweiligen Einrichtung<br />

sind hoch relevant für die Gewährleistung<br />

von Lebensqualität und die<br />

Auswahlentscheidung der Nutzer und<br />

ihrer Angehörigen. Deshalb darf sich<br />

die Leistungsbeschreibung nicht auf die<br />

Daten beschränken, die durch den MDK<br />

und insbesondere durch die Landesverbände<br />

der Pflegekassen zur Verfügung<br />

gestellt werden können.<br />

■ PARTNER<br />

Tipps von unserem Partner ACE<br />

Erntesaison –<br />

Schmutz auf der Straße<br />

Mit der im Spätsommer beginnenden<br />

Ernte, kurven mehr landwirtschaftliche<br />

Fahrzeuge als sonst üblich auf den Straßen.<br />

Der ACE Auto Club Europa mahnt<br />

deshalb zu besonderer Vorsicht und<br />

Rücksicht. Traktoren mit Hänger sind mit<br />

ihrer Erntelast häufig außergewöhnlich<br />

langsam unterwegs, biegen aber erfahrungsgemäß<br />

gerne häufig unverhofft ab.<br />

Nach der Straßenverkehrsordnung<br />

(StVO) darf die landwirtschaftliche Ladung<br />

über 4 Meter hoch getürmt sein.<br />

Für alle Beteiligten wird dadurch die<br />

Übersicht beeinträchtigt. Kommen die<br />

Erntefahrzeuge direkt aus Feld, Wald<br />

• Die Zufriedenheitsbefragung bildet<br />

wesentliche Aspekte der Lebensqualität<br />

ab, die als neue Anforderung an die<br />

Qualitätsbeurteilung gestellt wird. Die<br />

besondere Bedeutung der Zufriedenheitsbefragung<br />

liegt auch in dem anderen<br />

Zugang, der damit zur Ergebnisdimension<br />

vorgenommen wird. Dies eröffnet<br />

eine Differenzierung von „Fremdbewertung“<br />

zu subjektiver „Selbstbewertung“.<br />

• Nach Auffassung der Verbände sollten<br />

nach derzeitigem Stand fünf Kategorien<br />

für die stationäre Altenhilfe zur<br />

Bewertung der Lebensqualität in der<br />

Pflege gelten:<br />

– Alltagsgestaltung und soziale Angebote<br />

– Pflege und medizinische Versorgung<br />

– Versorgung verwirrter Bewohner/innen<br />

– Speise- und Getränkeversorgung<br />

– Hauswirtschaft und Hygiene<br />

oder Wiese, hinterlassen sie mitunter eine<br />

dicke und lehmige Schmutzspur auf<br />

der Fahrbahn. Motorradfahrer sind dadurch<br />

extrem gefährdet, denn der<br />

schmierige Belag macht die Fahrbahn<br />

schnell zur Rutschbahn. Deshalb, so der<br />

ACE weiter, schreibt die Straßenverkehrsordnung<br />

auch vor, dass Straßen nicht beschmutzt<br />

werden dürfen. Der „Schmutzverursacher“<br />

muss unverzüglich mit<br />

Schippe und Besen die Straße reinigen.<br />

Zeitumstellung geht vielen<br />

auf den Zeiger<br />

Die jährliche Umstellung von Sommerauf<br />

Winterzeit wird am 26.10.2008 um<br />

3.00 Uhr erfolgen. Es könnte aber möglicherweise<br />

die vorerst Letzte sein. Wie<br />

der ACE Auto Club Europa berichtet, diskutiert<br />

die EU-Kommission immer wieder,<br />

ob die seit 1980 europaweit praktizierte<br />

Umstellung der Uhren tatsächlich<br />

sinnvoll ist. Schließlich hätten sich die<br />

mit der Regelung verknüpften Erwartungen<br />

nicht erfüllt, mittels besserer Nutzung<br />

von Tageslicht Energie zu sparen.<br />

Zwar könne während der Sommerzeit<br />

der abendliche Energieaufwand für<br />

elektrisches Licht gedrosselt werden,<br />

doch morgens steige der Energiever-<br />

Impressum<br />

Herausgeber: <strong>AWO</strong>-Bundesverband e.V.,<br />

Blücherstr. 62/63, 10961 Berlin,<br />

Tel. 030/26309-0, Fax 030/26309-32599<br />

E-Mail: info@awo.org, www.awo.org<br />

Redaktion <strong>AWO</strong>magazin:<br />

Tel. 030/26309-222,<br />

Fax 030/26309-32222<br />

E-Mail: awomagazin@awo.org<br />

Redaktion: Joachim F. Kendelbacher<br />

(v. i. S. d. P.), Peter Kuleßa. Länderredaktionen:<br />

Sascha Braun (Berlin), Sabine Ivert-Klinke<br />

(Schleswig-Holstein), Beate Rink-Pohl (Bremen),<br />

Martina Bartling (Niedersachsen),<br />

Klaus Neubauer, Erwin Tälkers (Nordrhein-<br />

Westfalen), Sigrid Wieder (Hessen), Arnd<br />

von Boehmer, Ute Eisenacher (Baden-Württemberg),<br />

Roland Märker (Saarland).<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung<br />

der Redaktion. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte und Fotos kann keine<br />

Haftung übernommen werden. Die Redaktion<br />

behält sich vor, Leserzuschriften zu kürzen.<br />

Das <strong>AWO</strong>magazin erscheint nach Drucklegung<br />

mit zeitlichem Abstand <strong>online</strong> unter<br />

www.awo.org. Redaktionelle Beiträge im<br />

<strong>AWO</strong>magazin, die <strong>online</strong> gestellt sind, werden<br />

nicht gesondert honoriert.<br />

Layout: Monika Penno, Bonn.<br />

Anzeigen: NetworkMedia GmbH, Stresemannstraße<br />

30, 10963 Berlin, Michael Blum,<br />

Claudia Härtig; Tel.: 030/ 25594-160, Fax:<br />

-190; eMail: haertig@nwmd.de. Es gilt Anzeigenpreisliste<br />

Nr. 27 vom 01.01.2008.<br />

Anzeigenschluss 6 Wochen vor dem 1. des<br />

Erscheinungsmonats.<br />

Druck: L. N. Schaffrath, Geldern<br />

Jahresabonnement: Das <strong>AWO</strong>-Magazin<br />

erscheint zweimonatlich und kostet 6 Euro<br />

(zzgl. 7% MwSt.) Adressenänderungen an<br />

den <strong>AWO</strong>-Bundesverband senden. Abbestellungen:<br />

3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres.<br />

brauch für Heizanlagen umso mehr.<br />

Unterm Strich verursacht die Zeitumstellung<br />

einen höheren Energieverbrauch,<br />

betont der ACE unter Berufung auf Angaben<br />

des Bundesumweltamtes. Dass<br />

die Uhren Sonntagnacht um drei Uhr<br />

um eine Stunde auf Winterzeit zurückgestellt<br />

werden, führt auch unter Verkehrsteilnehmern<br />

zu Diskussionen. In einem<br />

vom ACE eingerichteten Forum<br />

sprach sich jetzt eine deutliche Mehrheit<br />

für die dauerhafte Beibehaltung der<br />

Sommerzeit aus, berichtete der Club.<br />

„Die permanente Zeitumstellung geht<br />

offenbar vielen auf den Zeiger“.<br />

Fotos: ACE<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

29


30 LÄNDERMAGAZIN<br />

Reinhard Jahn von der<br />

Voksbankstiftung (li.) und<br />

Förster Dirk Strauch<br />

pflanzen einen Wildkirschbaum.<br />

Dahinter<br />

Schulleiter Meik<br />

Neumann und Schüler<br />

mit Gießkannen.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

Klassenzimmer im Wald<br />

<strong>AWO</strong> eröffnet Neue Waldschule Querum<br />

Braunschweig. Direkt hinter dem Förderzentrum Lotte<br />

Lemke befindet sich im Querumer Forst ein Waldstück,<br />

das die Schüler jetzt offiziell als Lebens- und<br />

Lernraum nutzen dürfen. „Wir wollen hier mit den<br />

Kindern forschen, bauen, erzählen, gestalten, genießen<br />

und natürlich auch spielen“, erläutert Schulleiter<br />

Meik Neumann.<br />

„Neue Waldschule Querum“ lautet der Titel des<br />

Projekts. Er soll an die ehemalige Waldschule Querum<br />

erinnern und anknüpfen, die es Ende der Zwanzigerjahre<br />

auf dem heutigen <strong>AWO</strong>-Kampus schon<br />

einmal gegeben hat. Ziele der »Neuen Waldschule«<br />

sind das ganzheitliche und sinnvolle Erleben und Erforschen<br />

des heimischen Ökosystems Wald, die Stärkung<br />

der eigenen Wahrnehmungsfähigkeit und die<br />

Förderung des sozialen Lernens.<br />

„Es ist doch herrlich, dass die Kinder hier die Natur<br />

aus erster Hand erleben dürfen, statt sie lediglich<br />

aus der Konserve, wie Fernsehen oder Computer,<br />

kennenzulernen“, freut sich Dirk Bitterberg, Leiter des<br />

Familien brauchen Hilfe<br />

Familiendrehbuch<br />

Immer mehr Familien fällt es schwer, die Anforderungen<br />

von Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.<br />

Als besonders schwierig empfinden viele die Situation<br />

nach der Geburt des ersten Kindes, wenn<br />

sich das Familienleben von Grund auf verändert und<br />

die neue Herausforderung zur Überforderung zu<br />

werden droht.<br />

Mit ihrem neuen „Familiendrehbuch zeigt die<br />

<strong>AWO</strong> in NRW, auf welche Hilfen Eltern in dieser Situation<br />

zurückgreifen können und was für Kinder und<br />

Eltern in dieser entscheidenden Entwicklungsphase<br />

besonders wichtig ist.<br />

Geschäftsfeldes Familie & Soziale Dienste <strong>beim</strong><br />

<strong>AWO</strong>-Bezirksverband Braunschweig.<br />

Das bestätigt auch Förster Dirk Strauch vom Forstamt<br />

Wolfenbüttel, das die Nutzung genehmigt hatte:<br />

„Die Kinder entfernen sich immer mehr von der Natur.<br />

Aber hier können sie den Wald erleben mit all seinen<br />

Geheimnissen und Geräuschen, hier können sie riechen,<br />

tasten, schmecken und auch mal über eine Wurzel<br />

stolpern.“ Zu den Geheimnissen des einen halben<br />

Hektar großen Waldstücks gehören auch Wildschweine<br />

und Rehe. „Die könnt ihr dann auch bald von einem<br />

Hochsitz aus beobachten, den wir euch hier noch<br />

bauen werden“, kündigt Förster Strauch an. „Ihr habt<br />

hier jetzt ein Klassenzimmer im Wald.“<br />

In den Unterricht des Förderzentrums Lotte Lemke<br />

wird die Waldschule im Rahmen von Projektarbeiten<br />

eingebunden. Dazu gehört im Schulgebäude auch<br />

eine Waldstube mit verschiedenen Büchern und Materialien<br />

zum Thema Wald und Natur. In diesen mit<br />

einigen Tischen und Stühlen ausgestatteten Gruppenraum<br />

können sich die Schüler zum Schmökern zurückziehen.<br />

Hier gibt es auch diverse Materialien,<br />

wie Schrauben, Bänder oder Haken, die man zum<br />

Bauen und Forschen im Wald gebrauchen kann.<br />

Gemeinsam mit Reinhard Jahn, dem Vorstandsvorsitzenden<br />

der Stiftung der Voksbank Braunschweig-Wolfsburg,<br />

die das Projekt finanziell unterstützt<br />

hat, pflanzt Förster Strauch einen Wildkirschbaum<br />

ein - unterstützt von den Schülern, die anschließend<br />

eine Menge Wasser heranschleppen, damit<br />

der Baum auch anwächst.<br />

„Ihr müsst euch natürlich auch weiterhin um den<br />

Baum kümmern und ihn kräftig gießen“, ermahnt der<br />

Förster die jungen Waldforscher zum Abschluss.<br />

„Am besten geht das mit Baumpatenschaften!“<br />

Damit Kinder ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen<br />

und ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten<br />

voll entfalten können, brauchen Kinder Zuwendung,<br />

Bindung und Anregung. Und das von Geburt an. Damit<br />

Eltern diesen Anforderungen gerecht werden können,<br />

brauchen sie Sicherheit und Orientierung im Erziehungshandeln.<br />

Die Angebote der Familienbildung<br />

helfen dabei.<br />

Das Familiendrehbuch der <strong>AWO</strong> in NRW liefert<br />

Eltern und Erziehern eine Vielzahl wertvoller Tipps<br />

und Anregungen und informiert, wo man Unterstützung<br />

und Begleitung findet. Erhältlich ist es in vielen<br />

<strong>AWO</strong> Geschäftsstellen und Kindertageseinrichtungen<br />

der <strong>AWO</strong> in NRW.<br />

Weitere Informationen bei:<br />

Klaus Neubauer,<br />

Email: klaus.neubauer@awo-niederrhein.de


Preis für <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum<br />

Dortmund. Das Preisgeld, immerhin 5.000 Euro, ist<br />

beachtlich. Gar nicht hoch genug einzuschätzen aber<br />

ist der ideelle Wert: Das „Minna-Sattler-Seniorenzentrum“<br />

der <strong>AWO</strong> Westliches Westfalen in Dortmund<br />

wurde mit dem „Altenpflegepreis 2008“ ausgezeichnet.<br />

Dieser Preis wird alljährlich von dem bundesweit<br />

erscheinenden Fachmagazin „Altenpflege“ verliehen.<br />

Das Seniorenzentrum wurde ausgezeichnet „wegen<br />

des vorbildlichen und nachahmenswerten Engagements<br />

für gehörlose alte Menschen“.<br />

Innovation und Spezialisierung sind Denkrichtungen,<br />

die die Verantwortlichen in Dortmund-Brünninghausen<br />

schon seit Jahren beschreiten. So war der Leiter<br />

der Einrichtung, Hans van Dormalen, auch ganz<br />

Ohr, als das „Zentrum für Gehörlosenkultur“ anrief.<br />

Zahlreiche Einrichtungen waren angesprochen, aber<br />

erst in Dortmund hörte man zu – und dachte nach.<br />

Viele der rund 650 gehörlosen Menschen in Dortmund<br />

sind alt und pflegebedürftig. Sie finden aber in<br />

der Stadt und im Umland kein Haus, in dem sie entsprechend<br />

ihren Wünschen und Bedürfnissen den Lebensabend<br />

verbringen können.<br />

In der Bundesrepublik gibt es 80.000 Gehörlose,<br />

aber gerade mal drei Alten- und Pflegeheime für diese<br />

Zielgruppe, wie der Leitende Redakteur der Zeitschrift<br />

„Altenpflege“, Holger Jenrich, in seiner Laudatio<br />

anlässlich der Preisverleihung feststellte.<br />

Vor der Bewerbung hatten sich die Mitarbeiter<br />

des Minna-Sattler-Seniorenzentrums mit der Lebenswelt<br />

der Gehörlosen vertraut gemacht. Sie beschäftigten<br />

sich mit der Gebärdensprache und der Kunst<br />

des Lippen<strong>lesen</strong>s, wälzten Fachliteratur, besuchten<br />

Podiumsdiskussionen, knüpften Kontakte zu Gehörlosen,<br />

deren Angehörigen und Interessenvertretern.<br />

Und ermittelten, welche Änderungen in technischer,<br />

personeller und pflegerischer Hinsicht denn nötig<br />

wären. Nach der Grundsatzentscheidung, eine Infrastruktur<br />

für gehörlose alte Menschen aufzubauen,<br />

ging dann alles rasend schnell. Innerhalb von Tagen<br />

zog ein gehörloses Ehepaar ein: 79 und 86 Jahre<br />

alt, sie durch einen Schlaganfall zusätzlich gehandicapt,<br />

er merklich an Demenz erkrankt.<br />

„Weil wir noch nicht richtig vorbereitet waren,<br />

haben wir anfangs improvisiert,“ räumt Hans van<br />

Dormalen ein. Hände und Füße, Papier und Bleistift<br />

waren die wichtigsten Hilfsmittel zur Kommunikation.<br />

Bald waren Mitarbeiter gefunden, die Gebärdensprache<br />

beherrschten. Einer Krankenschwester folgte<br />

eine Ergotherapeutin sowie eine selbst hörgeschädigte<br />

junge Frau in der Ausbildung zur Altenpflegerin.<br />

Mitarbeiterinnen, wie Altenpflegerin Claudia<br />

Hennecke, waren von der Kommunikation in der Gebärdensprache<br />

so beeindruckt, dass sie sich in Kursen<br />

weiterbildeten.<br />

Mittlerweile leben im Minna-Sattler-Seniorenzentrum<br />

vier gehörlose Bewohner. Sie sind in die Wohnbereiche<br />

integriert, denn eine gesonderte Abteilung<br />

gibt es ganz bewusst nicht. „Wir setzen auf Integration,“<br />

so van Dormalen und Sozialarbeiterin Heike<br />

Hagemann ergänzt: „Wir schaffen Situationen, in<br />

denen Hörende und Gehörlose gemeinsam Zeit verbringen<br />

können“. Zur Integration trug bei, dass das<br />

Personal des Zentrums geschult wurde, sich mit gehörlosen<br />

Menschen auch ohne Kenntnisse der Gebärdensprache<br />

zu verständigen. Um den gehörlosen<br />

Bewohnern das Weiterführen ihrer gewohnten sozialen<br />

Kontakte zu ermöglichen, bringt sie ein Fahrdienst<br />

regelmäßig zu Treffen in die Gehörlosen-Altenstube<br />

oder zu Vorführungen eines Gehörlosen-<br />

Theaters.<br />

Natürlich mussten die Appartements der gehörlosen<br />

Bewohner adäquat ausgerüstet werden: statt eines<br />

Telefons ein Faxgerät – statt eines Türgongs eine<br />

Blitzklingel und geweckt werden die Bewohner von<br />

einem Lichtwecker.<br />

Die Dortmunder Einrichtung will keine Spezialabteilung<br />

für Gehörlose werden, dennoch rechnet Hans<br />

van Dormalen damit, dass in der nahen Zukunft zehn<br />

bis zwanzig alte Menschen mit dieser speziellen Behinderung<br />

im Minna-Sattler-Seniorenzentrum einziehen<br />

werden.<br />

„Das Minna-Sattler-Seniorenzentrum hat binnen<br />

kurzer Zeit viel für eine bessere Versorgung gehörloser<br />

alter Menschen getan“, lobte denn auch „Altenpflege“-Redakteur<br />

Jenrich.<br />

Fotos: <strong>AWO</strong><br />

Pflegefachkraft Claudia<br />

Hennecke „im Gespräch“<br />

mit einer Bewohnerin.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

31


32 LÄNDERMAGAZIN<br />

Fotos: Rolf Iltz<br />

Schulleiterin Susanne<br />

Mika, Ceynep Seker<br />

und Fatima Amyres<br />

bei der täglichen<br />

Essensvorbereitung<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

Hunger essen Konzentration auf<br />

Viele Kinder sitzen mit knurrendem Magen im Klassenzimmer<br />

– das Geld der Eltern reicht nicht für eine<br />

gesunde Mahlzeit. In Dortmund hilft „Tischlein-deck-<br />

Dich“, ein Projekt der <strong>AWO</strong> Dortmund, schnell und<br />

wirkungsvoll mit Spenden, Beratung und Elternbildung.<br />

Von Kinderarmut, von einer vielleicht jetzt schon<br />

verlorenen Generation, von Ernährungsproblemen,<br />

von Schulmittelfreiheit, allgemeiner staatlicher Schulspeisung,<br />

von Kindergartengebührenbefreiung (vgl.<br />

Gebühren in NRW auf den Aktuell-Seiten in dieser<br />

<strong>Ausgabe</strong>) ist irgendwo täglich die Rede, die Zahl der<br />

Studien und Untersuchungen zur Benachteilung von<br />

Kindern hat inflationäre Ausmaße angenommen und<br />

doch: so richtig viel passiert eigentlich nichts. Die<br />

Zahl der Tafeln wächst, Bürgerinitiativen oder Stiftungen,<br />

wie die der <strong>AWO</strong> in Sachsen-Anhalt, engagieren<br />

sich für sozial benachteiligte Familien.<br />

Selbst ist die Frau, das sagte sich deshalb auch<br />

die engagierte Grundschulleiterin Christiane Mika<br />

aus der Dortmunder Nordstadt und nahm spontan<br />

das Angebot von <strong>AWO</strong> Sozialarbeiter Arnold Pankratow<br />

auf, an ihrer Schule ein regelmäßiges gesundes<br />

Frühstück mit Eltern und einem türkischen Gemüseeinzelhändler<br />

zu organisieren. Mittlerweile gehen<br />

wöchentlich in der Nordstadt-Grundschule 600 Portionen<br />

„Tischlein-deck-Dich“ in die einzelnen Schulklassen.<br />

Schulleiterin, das Kollegium, die Eltern, der<br />

Förderverein und die Schulpflegschaft sind vom<br />

<strong>AWO</strong>-Angebot begeistert. Zumindest an dieser Schule<br />

konnte aufgrund des durch Spenden der <strong>AWO</strong>-<br />

<strong>Ortsverein</strong>e finanzierten unkonventionellen Angebotes<br />

die Versorgungssituation der Kinder kontinuierlich<br />

verbessert werden.<br />

In Dortmund lebt jedes vierte Kind in Armut. 2,28<br />

Euro gibt es nach Hartz IV für die tägliche Ernährung<br />

eines Schulkindes. Die regelmäßige, kindgerechte<br />

Ernährung ist – an Schulen in sogenannten sozialdefizitären<br />

Stadtteilen – nicht gewährleistet. Hier setzt<br />

das <strong>AWO</strong>-Projekt „Tischlein-deck-Dich“ als schnelle<br />

Direkthilfe an.<br />

Nach umfangreichen Vorarbeiten und kleineren<br />

Pilotprojekten, u.a. im <strong>AWO</strong>-Familienzentrum in<br />

Dortmund-Hörde, in der Jugendfreizeitstätte Dortmund-Derne,<br />

im Stadtteil Asseln – vorbildlich mit dem<br />

dortigen <strong>Ortsverein</strong> im tiefen Dortmunder Osten organisiert<br />

– aber auch im Rahmen des Kooperationsprojektes<br />

mit dem Familienprojekt und dem Familienbüro<br />

der Stadt Dortmund im Stadtteil Brackel, wurde<br />

„Tischlein deck dich“ mittlerweile zu einem stadtteilübergreifenden<br />

Projekt. Und an der Vincke-Nordstadt-Grundschule<br />

zu einem richtigen Renner.<br />

Von Montag bis Donnerstag schnippeln und<br />

schneiden 8-10 Mütter regelmäßig leckere Portionen<br />

für die ganze Schule. Arnold Pankratow als Koordinator<br />

von „Tischlein-deck-Dich“ organisiert, motiviert<br />

die Eltern und hält regelmäßigen Kontakt zur Schulleitung<br />

und zum Kollegium. Gemeinsam mit allen Beteiligten<br />

sorgt er für einen Frühstücks-Service innerhalb<br />

der Schule. Die Kinder bringen ihr Frühstück auf<br />

liebevoll gestalteten Tabletts selber in die Klassen.<br />

Das machen sie gern und mit einer Extraportion<br />

Stolz. „Die Kids wissen aber auch, dass sie 25 Cent<br />

pro Tag für die Mahlzeit bezahlen müssen. Das haben<br />

wir extra so eingerichtet“ , sagt Pankratow, „wir<br />

legen großen Wert auf Verbindlichkeit. Der Anerkennungsbetrag<br />

wird von uns deshalb eingesammelt,<br />

damit der Bedürftigkeitscharakter der Aktion wegfällt“.<br />

Die Kinder haben so das Gefühl, dass gesunde<br />

Nahrung etwas wertvolles ist und dass sie für eine<br />

Leistung bezahlen.<br />

Schwere Kost<br />

In Deutschland leben rund 1,76 Mio. Kinder von<br />

Hartz IV-Leistungen. Zum 1. Juli 2008 wurde der<br />

Regelsatz für Hartz IV und Sozialhilfeempfänger<br />

erhöht, für Alleinstehende von 347 auf 351 Euro.<br />

Partner, die 90 Prozent des Satzes bekommen,<br />

erhalten 316 statt bislang 312 Euro. Kinder<br />

ab 18 Jahren 281 statt 278 Euro und Kinder<br />

unter 15 Jahren 211 statt 208 Euro. Auf der anderen<br />

Seite stiegen seit 2005 die Preise für Nahrungsmittel<br />

um 12 Prozent, von Energiepreisen<br />

gar nicht zu reden. Laut Statistik benötigt ein 14-<br />

Jähriger 5,85 Euro pro Tag für gesunde Ernährung.<br />

Zur Verfügung stehen 2,72 Euro.


Fotos: Alexander Kröger<br />

Heinz Feuerborn sorgt organisatorisch dafür,<br />

dass der Tisch gedeckt bleibt.<br />

Die Aktion „Tischlein-deck-dich“ stößt<br />

bei den <strong>AWO</strong>-Gliederungen auf große<br />

Resonanz. Damit das auch so bleibt, hat<br />

Arnold Pankratow noch einmal 3000<br />

farbenfrohe und poppig gestaltete Flyer<br />

drucken lassen und sie auch an Firmen<br />

und Privatpersonen verteilt. Die Ergebnisse<br />

der Haus- und Straßensammlung<br />

des <strong>AWO</strong> Unterbezirks gehen in diesem<br />

Jahr vollständig an das Projekt. „Tisch-<br />

„Kajüte“ im neuen Glanz<br />

lein deck dich“ ist im Übrigen Chefsache.<br />

Der stellv. <strong>AWO</strong>-Geschäftsführer<br />

Heinz Feuerborn kümmert sich um die<br />

Projektbedingungen und die Landtagsabgeordnete<br />

Gerda Kieninger, Vorsitzende<br />

des Unterbezirks, engagiert sich<br />

regelmäßig bei zahlreichen Aktionen.<br />

Die beiden Mütter Ceynep Seker<br />

und Fatima Amyres haben ihre Söhne in<br />

der ersten und dritten Klasse der Vincke-<br />

Grundschule. Der Elternarbeit standen<br />

sie bisher immer etwas abwartend<br />

gegenüber. Seit dem es das Projekt<br />

„Tischlein-deck-Dich“ in der Nordstadt-<br />

Grundschule gibt, kommen sie täglich<br />

und bereiten mit anderen Müttern das<br />

Essen für die gesamte Schule vor. Anschließend<br />

sind sie noch im Elterncafé<br />

aktiv. „Nie hat er dieses schwarze Brot<br />

gegessen“, sagt Mutter Seker über ihren<br />

Sohn, „jetzt ist er es gerne.“<br />

Rolf Iltz<br />

Weitere Informationen<br />

zum Projekt bei:<br />

www.tischlein-deck-dichdortmund.de<br />

Schulklassen, Gruppen und Familien können Langeoog genießen<br />

Die traditionsreiche „Kajüte“ auf Langeoog<br />

erstrahlt im neuen Glanz. Die ersten<br />

Schulklassen, Gruppen und Familien<br />

genossen bereits ihren Aufenthalt in<br />

dem frisch renovierten <strong>AWO</strong>-Haus. In<br />

nur sechs Monaten Bauzeit erhielt die<br />

„Kajüte“ u. a. neue Brandschutztechnik,<br />

Fassadendämmung sowie Elektro-, Heizungs-<br />

und Sanitäranlagen. Die Zimmer<br />

bekamen eine neue Struktur und Inneneinrichtung.<br />

Statt Mehrbettzimmer mit<br />

sanitären Gemeinschaftsräumen gibt es<br />

nun sogenannte Familienappartements;<br />

sie haben eine variable Zahl von Betten<br />

und ihren eigenen Sanitärbereich. Insgesamt<br />

bietet die Kajüte Platz für 120<br />

Gäste. Außerdem gibt es eine 70 Quadratmeter<br />

große Ferienwohnung für bis<br />

zu sechs Personen; sie hat drei Schlafzimmer,<br />

ein Wohnzimmer mit Essbe-<br />

Die „Kajüte“ liegt inmitten der Dünen.<br />

Bei jedem Wetter lohnt sich ein Strandspaziergang,<br />

nicht nur für Kinder.<br />

reich und Küchenzeile, sowie Kinderbetten,<br />

TV, Bad, Dusche/WC, Waschmaschine<br />

und Wäschetrockner.<br />

Rund 1,3 Millionen Euro investierte<br />

der <strong>AWO</strong>-Kreisverband Herford in die<br />

Modernisierung seiner „Kajüte“. Bereits<br />

seit Mitte der 1980er Jahre pachtete<br />

der Kreisverband die Immobilie; 2006<br />

verkaufte der Alteigentümer sie an die<br />

<strong>AWO</strong>. Zum Ankauf und für die neue<br />

Einrichtung gab die Lotterie „Glücksspirale“<br />

einen Zuschuss von insgesamt<br />

450.000 Euro.<br />

Die „Kajüte“ liegt unmittelbar am<br />

Strand; der Fußweg zur Dorfmitte beträgt<br />

rund 15 Minuten. Weitere Informationen<br />

und Auskünfte zu freien Terminen<br />

bei <strong>AWO</strong>-Mitarbeiterin Ulrike Sundermann,<br />

Telefon (05224) 91234-13.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

33


34 LÄNDERMAGAZIN<br />

In diesem Sommer schied<br />

Dr. Roland Märker, seit<br />

mehr als 25 Jahren Geschäftsführer<br />

der <strong>AWO</strong><br />

Saarland, aus dem aktiven<br />

Berufsleben aus. Zu<br />

seinem Abschied auf der<br />

Bundesgeschäftsführerkonferenz<br />

spendierte er die<br />

<strong>AWO</strong> Kinderfonds Pizza<br />

„Amore Mozzarella“ -<br />

v.l.n.r. Steffi Schünemann-<br />

Burgatzki, Geschäftsführerin<br />

der <strong>AWO</strong> Gemeinschaftsstiftung,<br />

Rainer<br />

Brückers, <strong>AWO</strong>-Bundesgeschäftsführer,<br />

Roland<br />

Märker, <strong>AWO</strong> Saarland.<br />

<strong>AWO</strong> Bundesgeschäftsführer<br />

Rainer Brückers (li.)<br />

bezeichnet die Partnerschaft<br />

mit dem Wirtschaftsunternehmen<br />

als<br />

bundesweit einmalig. Auf<br />

der Landespressekonferenz<br />

in Magdeburg stellte<br />

er gemeinsam mit Sachsen-Anhalts<br />

<strong>AWO</strong> Landesvorsitzender<br />

Petra Grimm-<br />

Benne und HASA Geschäftsführer<br />

Andreas<br />

Czayka das Projekt vor.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

Die Pizza Amore für den guten Zweck<br />

«Molto Buono« – Richtig Lecker<br />

Schulpatenschaften, Trinkbrunnen und Kinderferienfreizeiten<br />

– vor einem Jahr wurde in Sachsen-Anhalt<br />

der <strong>AWO</strong> Kinderfonds gegründet, um Projekte zu Bildung,<br />

Ernährung und Elternarbeit im Land zu fördern.<br />

Durch eine Kooperation zwischen <strong>AWO</strong> und<br />

dem Pizza-Hersteller HASA sollen Aktionen gegen<br />

Kinderarmut nun bundesweit unterstützt werden. Mit<br />

der „<strong>AWO</strong> Pizza“, die ab September im Handel ist,<br />

soll bis zu eine halbe Million Euro zugunsten von Kinderhilfsprojekten<br />

zusammenkommen. Jeweils zehn<br />

Cent werden vom bundesweiten Verkauf der herzförmigen<br />

vegetarischen Tiefkühlpizza „Amore“ in den<br />

Kinderfonds fließen. Der Kinderfonds wiederum stellt<br />

sicher, dass die Erlöse entsprechend dem anteiligen<br />

Verkauf der Pizza pro Bundesland jeweils über die<br />

regionalen <strong>AWO</strong> Verbände Projekten gegen Kinderarmut<br />

zu Gute kommen.<br />

Der <strong>AWO</strong> Kinderfonds fördert Projekte gegen<br />

Kinderarmut. Enger Kontakt besteht zu Schulen, Kindertagesstätten<br />

und Beratungsstellen. Neben der Soforthilfe<br />

für bedürftige Familien setzt sich die <strong>AWO</strong><br />

als Verband auf politischer Ebene dafür ein, die Bedingungen<br />

nachhaltig zu verbessern.<br />

„Der Bedarf an Unterstützung ist enorm“, bilanzierte<br />

Sachsen-Anhalts <strong>AWO</strong> Landesvorsitzende Petra<br />

Grimm-Benne. Im ersten Jahr wurden rund<br />

25000 Euro an Projekte gegen Kinderarmut ausgezahlt.<br />

Es wurden unter anderem Ferienfreizeiten organisiert,<br />

Lernmaterialen angeschafft und die Errichtung<br />

von Trinkbrunnen in Schulen unterstützt. Mehr<br />

als 1.500 Mädchen und Jungen aus Sachsen-Anhalt<br />

hat der <strong>AWO</strong> Kinderfonds damit erreicht. An die<br />

Projekte des <strong>AWO</strong> Kinderfonds werden Spenden sowie<br />

die jährlichen Zinserträge der Zustiftungen ausgezahlt.<br />

Damit diese dauerhaft gesichert und noch<br />

neue hinzukommen können, werden weiterhin starke<br />

Finanzpartner benötigt. Sachsen-Anhalts <strong>AWO</strong> Vor-<br />

Fotos: <strong>AWO</strong><br />

sitzende dankte in dem Zusammenhang den Geschäftsführenden<br />

Gesellschaftern der HASA GmbH<br />

aus Burg, Andreas Czayka und Holger Pitsch.<br />

„Wir engagieren uns in der Region für Kinder<br />

und Jugendliche. Den <strong>AWO</strong> Kinderfonds haben wir<br />

bereits in der Startphase unterstützt und werden es<br />

mit Freude auch weiterhin tun“, sagte Geschäftsführer<br />

Andreas Czayka. „Wir wollen von September bis<br />

Dezember insgesamt 5 Millionen Pizzen absetzen<br />

und damit die <strong>AWO</strong> mit 500.000 Euro unterstützen.<br />

Wir hoffen, dass die Handelsketten in Deutschland<br />

mitgehen und unsere Aktion unterstützen“, ergänzte<br />

sein Partner Holger Pitsch.<br />

„Das ist eine bundesweit einmalige Partnerschaft<br />

mit einem Wirtschaftsunternehmen“, freute sich <strong>AWO</strong><br />

Bundesgeschäftsführer Rainer Brückers, als in diesem<br />

Sommer in Magdeburg die Kooperation besiegelt<br />

wurde. Der Einsatz gegen Kinderarmut sei bei der<br />

<strong>AWO</strong> seit langem Schwerpunktthema, nicht nur landes-<br />

sondern auch bundesweit. Kinderarmut in<br />

Deutschland dürfe nicht länger hingenommen werden.<br />

„Wenn je nach Datengrundlage zwischen 12<br />

und 16 Prozent der Kinder im Alter bis 15 Jahren in<br />

Deutschland armutsgefährdet sind, ist das unerträglich.<br />

Das Engagement der HASA GmbH hilft uns,<br />

hier bundesweit ein Zeichen zu setzen. Der <strong>AWO</strong><br />

Kinderfonds leistet praktische Soforthilfe. Als Verband<br />

stellen wir zudem politische Forderungen auf,<br />

um an den Bedingungen etwas zu ändern. Wir fordern<br />

auf politischer Ebene beispielsweise den kostenfreien<br />

Zugang von allen Kindern zu Bildung, bessere<br />

und zielgenaue Leistungen für Familien und Arbeit,<br />

die sich materiell lohnt und nicht zum Armutsrisiko<br />

wird“, so Brückers. c. paech -<br />

Infos zum <strong>AWO</strong> Kinderfonds bei:<br />

www.awo-kinderfonds.de.<br />

Die laufenden Projekte des <strong>AWO</strong> Kinderfonds:<br />

Projekt: Patenschaften für Grundschulen<br />

Der <strong>AWO</strong> Kinderfonds übernimmt Patenschaften für<br />

Grundschulen und fördert Projekte zu Bildung, Toleranz,<br />

Elternarbeit und Ernährung.<br />

Projekt: Fit für die Schule<br />

Der <strong>AWO</strong> Kinderfonds unterstützt Familien mit Schultüten,<br />

Schulmappen, Sportbekleidung und den benötigten<br />

Arbeitsmaterialien.<br />

Projekt: „10 Cent“<br />

Ab September 2008 gibt es die „Pizza Amore“ zugunsten<br />

des <strong>AWO</strong> Kinderfonds. Die Herzpizza, exclusiv<br />

aus dem Hause HASA, wurde ausgesucht, um<br />

bundesweit eine einmalige Aktion zu starten.<br />

Projekt: Frische Früchte für freche Früchtchen<br />

Der <strong>AWO</strong> Kinderfonds ermöglicht an Schulen einen<br />

kostenlosen Obsttag pro Woche für alle Kinder.<br />

Projekt Ferienfreizeiten<br />

Der <strong>AWO</strong> Kinderfonds unterstützt Ferienfahrten für<br />

Kinder aus belasteten Familien.


Kindergesundheit<br />

Präventionspreis 2008<br />

300 Kindertagesstätten hatten sich um<br />

den Präventionspreis beworben,<br />

sechs erhielten eine Auszeichnung.<br />

Die Bundesregierung hat diesen Wettbewerb ausgelobt.<br />

Der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte »Deutsche<br />

Präventionspreis« wurde bereits zum fünften Mal<br />

ausgeschrieben. Träger des Präventionspreises sind<br />

das Bundesministerium für Gesundheit, die Manfred<br />

Lautenschläger Stiftung und die Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung. Ziel ist es, bundesweit Kita-<br />

Konzepte zu finden, die eine gesunde Entwicklung von<br />

Kindern fördern. „Allen Kindern ein gesundes Aufwachsen<br />

zu ermöglichen, ist eine zentrale Herausforderung<br />

für unsere Gesellschaft. Man kann etwas tun<br />

gegen ungleiche Entwicklungschancen bei Kindern“,<br />

sagte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt bei<br />

der Preisverleihung in Berlin. Das zeigten die prämierten<br />

Projekte: Mit dabei zwei Kitas der <strong>AWO</strong> aus Aachen<br />

und aus Rostock. Dass die Bundesgesundheitsministerin<br />

besondere Freude bei der Übergabe der Preise<br />

empfand, wird nicht verwundern, denn die Aachener<br />

<strong>AWO</strong>-Kita stammt schließlich aus ihrer Heimatstadt. In<br />

der Kategorie „Beispielhafte Einzelinitiativen“ wurde<br />

20.000 <strong>lesen</strong> die »Alternative«<br />

Zeitschrift von und für Senioren feierte 20-jähriges Jubiläum<br />

Kiel. Computer und Internetanschluss sind für die Senioren<br />

von der Zeitschrift „Alternative“ eine große Arbeitserleichterung.<br />

Kein Schimmer von Angst vor moderner<br />

Technik. Seit 20 Jahren gibt es das vierteljährlich<br />

erscheinende Heft in Kiel. „Früher haben wir alle<br />

auf einer Schreibmaschine getippt. Da hatte jeder<br />

Text ein anderes Schriftbild. Dann wurde ausgeschnitten<br />

und zusammengeklebt“, erinnert sich Annelies<br />

Witthöft.<br />

Die 84-Jährige ist seit Beginn dabei. Ein Forschritt<br />

sei es gewesen, als Hildegard Hahn dazu kam. Sie<br />

tippte alle Beiträge in einheitlicher Schrift ab. Heute<br />

freuen sich die Redaktionsmitglieder, dass ihre Zeitschrift<br />

(nicht nur) für Senioren endlich in Farbe erscheint.<br />

„Eine gute Aufmachung und Farbe sind wichtig,<br />

sonst greifen die Leute nicht zu“, bekräftigt Peter<br />

Lindemann im <strong>AWO</strong>-Bürgertreff an der Fockstraße.<br />

Offensichtlich wird das Blatt gern ge<strong>lesen</strong>. Wurden<br />

anfangs 1.500 Exemplare jeder <strong>Ausgabe</strong> gedruckt,<br />

beträgt die Auflage heute 7.000 Stück. Neben<br />

aktuellen Terminen aus der Landeshauptstadt bietet<br />

jede <strong>Ausgabe</strong> ein Schwerpunktthema, eine Mekkerecke<br />

mit kurzen Beiträgen zum Schmunzeln und<br />

Ärgern, oft Reiseberichte, eine Rätselseite, Buchtipps<br />

und eine Seite auf Platt. „Wir hatten auch schon ein-<br />

die „<strong>AWO</strong> Kindertagesstätte und Familienzentrum“<br />

»Mittendrin« in Aachen ausgezeichnet. „Das ist ein<br />

großartiger Erfolg für die Präventionsarbeit in Aachen“<br />

sagt Nassim Navvabi, Leiterin des Familienzentrums.<br />

Die Kita will in Fragen der Gesundheitsförderung bilden,<br />

beraten und unterstützen und die aktive Beteiligung<br />

der Eltern an allen Aktionen ist gefragt. So wird<br />

z.B. unter ihrer Mithilfe ein tägliches vollwertiges Frühstück<br />

für die Kinder angeboten. Die Einrichtung setzt<br />

aktuell das AOK Projekt „Tigerkids-Kindergarten aktiv“<br />

mit den Schwerpunkten Bewegung und gesunde Ernährung<br />

um. In der Kategorie „Ehrenpreisträger“ erhielt<br />

das »Kinderhaus am Warnowpark« der <strong>AWO</strong> Rostock<br />

den mit 10.000 Euro dotierten Präventionspreis 2008.<br />

Die Einrichtung wurde u. a. für die intensive Elternarbeit,<br />

die regelmäßige Gesundheitssprechstunde und<br />

die ganztägige Betreuung für Kinder aus belasteten Familien<br />

gewürdigt. Das Kinderhaus befindet sich in einem<br />

schwierigen sozialen Umfeld und gibt Kindern<br />

und ihren Eltern Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten<br />

und bietet so Hilfe zur Selbsthilfe an.<br />

Nicole Manske, Leiterin des „Kinderhaus am Warnowpark“<br />

erklärt den ganzheitlichen Ansatz: „Wir sehen<br />

das Kind als selbständige Person, die Akteur ihrer<br />

eigenen Entwicklung ist. Voraussetzung für ein selbständiges<br />

Lernen ist die Schaffung einer vorbereiteten Umgebung,<br />

die unsere Kinder zum Lernen, Leben und Experimentieren<br />

einlädt“. Dass dieser Ansatz auch im Alltag<br />

gelebt wird, davon konnte das Kinderhaus die Jury<br />

überzeugen.<br />

mal Loki Schmidt im Interview“, berichtet Karl-Heinz<br />

Rasmus. Bekannte Namen im Blatt erregen Aufmerksamkeit,<br />

wissen die Readktionsmitglieder.<br />

In den nächsten <strong>Ausgabe</strong>n soll es um Themen gehen,<br />

wie die Vorbereitung auf den Ruhestand, Höflichkeit,<br />

bewusster Leben oder das Älterwerden der<br />

Eltern. Am Herzen liegt den Reaktionsmitgliedern<br />

auch das Miteinander der Generationen. Die Arbeitsgruppe<br />

sucht gerade neue Interessenten, die regelmäßig<br />

mitarbeiten möchten. Die Mitglieder sind zwischen<br />

60 bis über 80 Jahre alt. „Nachwuchs“ könnten<br />

sie schon brauchen, da sind sie sich einig.<br />

Jeden Dienstagvormittag trifft sich das Alternative-<br />

Team im <strong>AWO</strong>-Bürgertreff. „Wir machen alles ehrenamtlich.<br />

Es muss auch Spaß machen“, betont Lindemann.<br />

Finanziert wird die Zeitschrift von der Stadt<br />

Kiel. Trotzdem habe die Redaktion in ihrer Arbeit<br />

freie Hand. Einzige Bedingung sei die Veröffentlichung<br />

des Terminkalenders für Kiel. Herausgeber ist<br />

die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände.<br />

Redaktionssitz ist der <strong>AWO</strong>-Bürgertreff Fockstraße.<br />

Verteilt wird die Zeitschrift in Apotheken, Arztpraxen,<br />

Büchereien, Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände<br />

und der Stadt. Zum Jubiläum gratulierte Kiels<br />

Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz. -siv-<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

Auszeichnung für die Kita<br />

aus Rostock: Manfred<br />

Lautenschläger von der<br />

gleichnamigen Stiftung,<br />

Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt, Christina<br />

Fiedler, (Abteilungsltg.<br />

Kindertagesstätten, Nicole<br />

Manske, Leiterin der Kita,<br />

Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin<br />

der Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung<br />

- v.l.n.r.<br />

Foto: siv<br />

Einen Augenblick Sonne<br />

tanken die Mitglieder des<br />

Redaktionsteams der Zeitschrift<br />

„Alternative“. Zum<br />

Redaktionsstamm gehören<br />

Karl-Heinz Rasmus<br />

(hinten, von li.), Gerhard<br />

Rudolph und Peter Lindemann<br />

sowie Annelies<br />

Witthöft und Edith Albrecht.<br />

Als Neuzugänge interessieren<br />

sich für die Mitarbeit<br />

an der Zeitschrift<br />

Armin Entling (hinten re.)<br />

und Barbara Lahme).<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

35


36 LÄNDERMAGAZIN<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

Udo Engelhardt ist<br />

Initiator des Handbuchs<br />

„für den schmalen<br />

Geldbeutel“.<br />

Nähere Informationen<br />

per Email:<br />

johanna.hohmann.<br />

baumann@bvhannover.awo.de<br />

Tel.: (0511) 4952-248<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

Handbuch für den schmalen Geldbeutel<br />

<strong>AWO</strong> in Konstanz gibt einen Ratgeber für Menschen mit wenig Geld heraus<br />

Der Kreisverband Konstanz hat seit Jahren einen<br />

Schwerpunkt in der Arbeit mit langzeitarbeitslosen<br />

Menschen. Auch von daher sind Anfragen von Menschen<br />

mit wenig Geld an der Tagesordnung. Eine Antwort<br />

darauf war, dass die <strong>AWO</strong> den<br />

Aufbau der Singener Tafel e.V. maßgeblich<br />

gefördert hat. Auch im „reichen“<br />

Baden-Württemberg müssen immer<br />

mehr Menschen mit weniger Geld<br />

auskommen. Jetzt wurde vom Kreisverband<br />

Konstanz eine weitere Hilfestellung<br />

für bedürftige Menschen entwikkelt.<br />

Das »Handbuch für den schmalen<br />

Geldbeutel«.<br />

Mit einer Startauflage von 3000<br />

Stück wurde es erstmals im Januar<br />

2008 herausgegeben. In dem 80-seitigen<br />

Ratgeber stehen Informationen<br />

über die wichtigsten öffentlichen Sozialleistungen,<br />

Antworten auf die häufigsten Fragen von armen<br />

Menschen und jungen Familien, Beratungsstellen,<br />

Selbsthilfe, berufliche Qualifizierung, Möglichkeiten<br />

von Gebührenbefreiung, günstigen Einkaufsmöglichkeiten<br />

und jede Menge anderer Spartipps.<br />

Tauschbörsen, kostenlose Spielideen, Kinderrechte<br />

„Alle Kinder braucht das Land“<br />

Große Kita –Themenwoche der <strong>AWO</strong> Niedersachsen<br />

Hannover. Die <strong>AWO</strong> Kindertagesstätten in ganz<br />

Niedersachsen stellen ihre Projekte rund um das Thema<br />

Prävention von Kinderarmut vor. In der Woche<br />

vor dem Weltkindertag vom 15. bis 20. September<br />

öffnen die Kitas von Göttingen bis Stade, von Braunschweig<br />

bis Osnabrück ihre Türen und zeigen vielfältige,<br />

kreative und bewährte Ideen und Ansatzpunkte<br />

für eine gleichberechtigte Teilhabe aller Kinder am<br />

gesellschaftlichen Leben und Lernen. Jedes sechste<br />

niedersächsische Kind ist arm, in manchen Regionen<br />

sogar jedes dritte. Diese Kinder sind auf Leistungen<br />

nach Hartz IV angewiesen. Und diese Zahlen enthalten<br />

noch nicht die vielen Kinder aus Familien, die<br />

sich in einer prekären wirtschaftlichen Situation befinden<br />

und an der Armutsgrenze leben.<br />

Armut ist mehr als materielle Armut: neben einem<br />

Mangel an gesunder Ernährung, Kleidung oder Wohnen,<br />

können Mängel in der kulturellen Versorgung<br />

(Bildung, sprachliche Entwicklung), in der sozialen Situation<br />

(Kontakte und soziale Kompetenzen) sowie<br />

psychische und physische Einschränkungen (Gesundheitszustand,<br />

körperliche Entwicklung) dazu kommen.<br />

Aktuell wird an der zweiten <strong>Ausgabe</strong> des Handbuches<br />

gearbeitet, unter Federführung des <strong>AWO</strong>-Projektes<br />

„ Abba“ für behinderte und benachteiligte arbeitslose<br />

Menschen. Menschen mit wenig Geld erhalten<br />

das Handbuch umsonst. „Die Nachfrage<br />

nach dem Handbuch steigt seit Monaten<br />

ständig.“, sagt Udo Engelhardt als Projektleiter.<br />

„Inzwischen liegt das Buch auf<br />

fast allen Schreibtischen von Mitarbeitern<br />

des Landratsamtes und des Job-Centers<br />

und erste überregionale Anfragen nach<br />

dem Handbuch liegen auch schon vor.<br />

Ob die Informationen, Adresslisten<br />

und Empfehlungen in dem Handbuch tatsächlich<br />

eine Hilfe für Menschen mit wenig<br />

Geld sind, hat den Initiator Udo Engelhardt<br />

immer wieder beschäftigt. Inzwischen<br />

ist er sicher, dass mit dieser Broschüre<br />

den Menschen auch Wissen vermittelt wird.<br />

Der KV Konstanz bietet allen <strong>AWO</strong>-Gliederungen<br />

an, bei Interesse das Handbuch zuzusenden. Anfragen<br />

dazu bitte an info@awo-konstanz.de richten. Inhaltliche<br />

Fragen können direkt an Udo Engelhardt,<br />

alo@awo-konstanz.de gestellt werden.<br />

Genau hier setzen die verschiedenen Projekte<br />

der Themenwoche „Gegen Armut“ der <strong>AWO</strong><br />

Niedersachsen an. Erfolgreiche Arbeit gegen Kinderarmut<br />

ist möglich und besonders auf lokaler und<br />

kommunaler Ebene wichtig.<br />

In der Themenwoche „Alle Kinder braucht das<br />

Land – Gegen Armut“ der niedersächsischen <strong>AWO</strong><br />

Kitas gibt es Veranstaltungen aus den unterschiedlichsten<br />

Bereichen: gemeinsames Frühstück mit allen<br />

Kindern, Spiele-Nachmittage mit den Eltern, Bewegungsangebote,<br />

Tauschbörsen von Büchern, Spielzeug<br />

oder Kleidung zum kostenlosen Einkaufen, Informationsveranstaltungen<br />

zum Umgang mit Geld,<br />

Vorlesestunden, kostenlose Theatervorstellungen,<br />

Kunstprojekte oder spezielle Vater-Kind-Angebote.<br />

Mit Blick auf den Weltkindertag am 20. September<br />

wollen die <strong>AWO</strong> Kitas auch auf die Rechte der Kinder<br />

auf Bildung und Partizipation aufmerksam machen.<br />

Schirmherr Axel Plaue, Vorsitzender der <strong>AWO</strong><br />

Niedersachsen-LAG, eröffnet die Themenwoche am<br />

12. September 2008.


Stadt in<br />

Tansania<br />

Idee,<br />

Gedanke<br />

Ring<br />

um<br />

Almosen<br />

Bittender<br />

falscher<br />

Weg<br />

amerik.<br />

Schriftsteller<br />

†<br />

Verdruss<br />

Republik<br />

in Westafrika<br />

Abk.:<br />

OrientierungslaufausgelernterHandwerker<br />

Med.:<br />

zum<br />

Munde<br />

gehörig 3<br />

zu<br />

keiner<br />

Zeit<br />

Schleppnetzfahrzeug<br />

(Mark) 2<br />

niederdt.:<br />

kleine<br />

Mücke<br />

Amtstracht<br />

Abk.:<br />

Samstag<br />

RÄTSEL<br />

8<br />

Religionsgemeinschaft<br />

Überschrift<br />

flacher<br />

Strandsee<br />

Stadt an<br />

der Maas<br />

(Frankreich)<br />

Wunschbilder<br />

ugs.:<br />

schießen<br />

Lebensabend<br />

Steigerung<br />

von<br />

gut<br />

Scherz,<br />

Spaß<br />

Kfz-Z.<br />

Libanon<br />

Weltmeer<br />

Volk<br />

an der<br />

Ostsee<br />

Rhein-<br />

Zufluss<br />

in der<br />

Schweiz<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

1<br />

Tierlippe<br />

gift.<br />

Chemikalie<br />

5<br />

anderer<br />

Name<br />

der<br />

Viper<br />

Weise,<br />

Gewohnheit<br />

Halbedelstein<br />

6<br />

besondere<br />

Form des<br />

Sauerstoffs<br />

7<br />

4<br />

Saiteninstrument<br />

Zeichen<br />

für<br />

Tellur<br />

gemeinschaftsunfähig<br />

skand.<br />

Münze<br />

engl.<br />

Männerkurzname<br />

auseinanderbringen,<br />

lösen<br />

®<br />

s1312.1-100<br />

Rätseln Sie mit!<br />

Das richtige Lösungswort senden Sie bitte an den<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

Redaktion <strong>AWO</strong>magazin<br />

Postfach 41 01 63, 53023 Bonn<br />

…mit ein bißchen Glück können Sie einen<br />

unserer 10 Überraschungspreise gewinnen<br />

Einsendeschluss ist der 30. September 2008.<br />

Alle richtigen Einsendungen nehmen an der<br />

Verlosung teil. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

MitarbeiterInnen des Bundesverbandes sind<br />

von der Teilnahme ausgeschlossen.<br />

Wenn Sie ihre Postkarte mit einer Wohlfahrtsmarke<br />

frankieren, nehmen Sie am Ende des<br />

Jahres an einer Sonderauslosung teil.<br />

Die Lösung aus 4/2008 war:<br />

CAP MARKT<br />

Unter allen richtigen Einsendungen<br />

haben wir auch diesmal<br />

«Fair gehandelten Kaffee»<br />

verlost. Genießen Sie Tasse für Tasse.<br />

Gewonnen haben: Bachmann, Susanne<br />

(Braunschweig), Hohmeier, Kurt (Mainz),<br />

Joachimsen, Inge (Flensburg), Meinhardt, Mathilde<br />

(Karlsruhe), Neukirch, Helmut (Dortmund), Oll,<br />

Erika (Gummersbach), Scharringhausen, Heinz<br />

(Nienburg), Schmidt, Greta und Joachim<br />

(Nastätten/Ts.), Voermann, Jan (Ladenburg),<br />

Zimmermann, Thea (Harrislee).<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />

39

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