Ausgabe online lesen.... - beim AWO Ortsverein Herborn eV
Ausgabe online lesen.... - beim AWO Ortsverein Herborn eV
Ausgabe online lesen.... - beim AWO Ortsverein Herborn eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
53. JAHRGANG HEFT 5 SEPTEMBER/OKTOBER 2008<br />
www.awo.org<br />
G 11394
IN DIESER AUSGABE<br />
4<br />
12<br />
14<br />
Umfragen belegen es: Die Menschen sind politikmüde. Sie verlangen<br />
perspektivische Antworten auf die großen Zukunftsfragen<br />
Arbeit, Demografie, Bildung, soziale Gerechtigkeit. Das auf zwei<br />
Jahre angelegte Diskussionsforum der <strong>AWO</strong> »Was hält die Gesellschaft<br />
zusammen?« will den Zusammenhalt stärken.<br />
Sie haben überall die gleichen Träume.<br />
Bericht über ein deutsch-russisches Projekt<br />
Das ZFF über die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.<br />
27<br />
29<br />
30<br />
39<br />
News<br />
Kinderärzte fordern höhere Qualität in Kinderkrippen<br />
7<br />
<strong>AWO</strong> aktuell<br />
Wettbewerb: <strong>AWO</strong> und Aktion Mensch zeichneten die<br />
Gewinner des Projektes »Gemeinschaft bildet« aus<br />
Ins Bild gesetzt<br />
Mit 15.000 Diensten und Einrichtungen<br />
ist die <strong>AWO</strong> in Deutschland ein bedeutsamer<br />
Anbieter im Sozialmarkt. In dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong> stellen wir das »Landhaus<br />
Fernblick« im Sauerland vor.<br />
17<br />
18<br />
20<br />
Titel<br />
Menschen mit Behinderung<br />
Wer kümmert sich um Mutter?<br />
Lernen per Netz. Ein Partnerprojekt der <strong>AWO</strong>.<br />
22<br />
Bildung<br />
Fachpolitik und soziale Dienste. Die <strong>AWO</strong> zeigte einen breiten<br />
Querschnitt ihrer jugendpolitischen Aktivitäten.<br />
24<br />
Ein Bericht vom Dach der Welt:<br />
<strong>AWO</strong> International plant die Eröffnung eines Büros in Nepal.<br />
26<br />
Deutscher Jugendhilfetag<br />
Internationales<br />
Pflegereform<br />
Das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz muss sich in der Praxis<br />
beweisen. Eine <strong>AWO</strong>-Fachtagung informierte.<br />
Fachinformationen<br />
Impressum<br />
Ländermagazin<br />
Wer gerne Pizza isst, kann damit Kindern helfen –<br />
mit der <strong>AWO</strong> Pizza »Amore«.<br />
Rätsel<br />
Titelfotos: awo, plainpicture; pixelio, imagesource, BuAgentur Arbeit, aboutpixel<br />
BLICKPUNKT<br />
Christiane Reckmann<br />
<strong>AWO</strong> Bundesvorstand<br />
Vorsitzende Zukunftsforum<br />
Familie ZFF<br />
Das Phänomen Kinderarmut hat inzwischen seinen festen Platz<br />
in den Medien. Das ist schlecht für die Kinder, die davon betroffen<br />
sind, und es ist schlecht, solange daraus keine konkreten<br />
politischen Maßnahmen resultieren.<br />
Die Bundesregierung hat die Grunddaten und -aussagen<br />
zu Armut und Reichtum durch einen dritten Bericht auf den<br />
Tisch gelegt, der im Herbst im Parlament diskutiert werden<br />
wird. Die SPD hat als Konsequenz einen „Aktionsplan für gleiche<br />
Lebenschancen“ beschlossen, der „10 Maßnahmen gegen<br />
Kinderarmut“ nennt.<br />
Alles was nützt<br />
Das Zukunftsforum Familie ZFF und die <strong>AWO</strong> begrüßen alles,<br />
was dazu beiträgt, dass Kinder unbelastet und gesund aufwachsen<br />
und ihnen gute und gerechte Zukunftschancen eröffnet<br />
werden. Daher sollte man den 10-Punkte-Plan der SPD nicht<br />
zerreden und zum politischen Streitobjekt aufblasen. Mit den<br />
im Plan formulierten Forderungen an Kommunen, Länder und<br />
die Bundesebene ist ein in sich geschlossenes Maßnahmenpaket<br />
aus Infrastruktur- und Geldleistungen geschnürt worden.<br />
Natürlich gibt es in den Überlegungen auch noch Lücken,<br />
Platz für weitergehende Forderungen. Eine Weiterentwicklung<br />
des Plans der SPD durch die Anregungen der <strong>AWO</strong> und des ZFF<br />
sollte von der SPD daher auch als Chance begriffen werden.<br />
„Überforderung“ werden die Finanzpolitiker postwendend<br />
einwenden, doch da muss man kontern: Solange die reichsten<br />
10 Prozent der Gesellschaft 60 Prozent des gesamten privaten<br />
Vermögens ihr Eigen nennen, geht es nicht um eine Neiddebatte,<br />
sondern um „Eigentum, das auch verpflichtet“.<br />
Eine solche Lücke besteht zwischen der Kindergeldzahlung<br />
von 154 Euro und der höchsten steuerlichen Entlastung für hohe<br />
Einkommensbezieher von bis zu 230 Euro. Das kann nicht<br />
so bleiben. Wir wollen als ersten Schritt gegen Kinderarmut<br />
ein allgemeines Kindergeld von mehr als 200 Euro, um diesen<br />
Unterschied auszugleichen.<br />
Perspektivisch fordert das ZFF die Einführung einer armutsfesten<br />
Grundsicherung für alle Kinder. Armut ist zunächst und<br />
vor allem ein Mangel an Einkommen und Ressourcen. Aus diesem<br />
Ressourcenmangel resultieren Bildungs- und Teilhabearmut,<br />
dem durch mehr Qualität in der Kindertagesbetreuung,<br />
Eltern-Kind-Zentren oder Gemeinschaftsschulen zu begegnen<br />
ist. Der SPD-Aktionsplan macht dazu konkrete Vorschläge.<br />
Ein Plan ist eine Aufforderung zum Handeln. Sonst bleibt<br />
es eine Luftnummer. Den Worten müssen Taten folgen auf allen<br />
politischen Ebenen. Der neue Existenzminimumbericht wird im<br />
Herbst zur Nagelprobe, da heißt es »Butter bei die Fische«.<br />
Noch immer geht einem das Herz auf, wenn wieder mal verlautbart<br />
wird „Kinder sind unsere Zukunft“. Bleiben die Taschen<br />
zu, folgt: (Immer mehr) Kinder ohne Zukunft.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
3
4 NEWS<br />
Termine<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
Frühkindliche Betreuung:<br />
Große Unterschiede in den Bundesländern<br />
(idw/bikl) Die frühkindliche Bildung<br />
und Betreuung weist in den 16 Bundesländern<br />
deutliche Unterschiede<br />
auf. Während in Westdeutschland<br />
vor allem die Qualität des Angebotes<br />
– gemessen am Personalschlüssel<br />
– überzeugt, stehen im Osten<br />
wesentlich mehr Betreuungsplätze<br />
zur Verfügung. Dies ist das Ergebnis<br />
einer aktuellen Studie der Bertelsmann<br />
Stiftung, die die frühkindlichen<br />
Bildungssysteme miteinander<br />
vergleicht. Die Untersuchung konzentriert<br />
sich auf die Schwerpunkte<br />
Teilhabe, Qualität und Investitionen.<br />
„Damit hängen die Bildungschancen<br />
für kleine Kinder sehr stark davon<br />
ab, in welchem Bundesland sie<br />
geboren werden“, sagte Vorstandsmitglied<br />
Johannes Meier von der<br />
Bertelsmann Stiftung.<br />
Nahezu alle Bundesländer hätten<br />
ihr Engagement in der frühkindlichen<br />
Bildung deutlich intensiviert,<br />
stellen die Autoren der Studie fest.<br />
Dennoch lasse die Versorgung der<br />
Rechtsextreme Organisationen<br />
versuchen die Unterwanderung<br />
BAGFW will aufklären<br />
Berlin. Rechtsextremistische Aktivitäten treiben die <strong>AWO</strong> und<br />
die anderen Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege<br />
weiterhin um. Gemeinsam mit dem Bundeskanzleramt veranstaltet<br />
daher die BAGFW vom 23. bis 24. Oktober 2008 in<br />
Berlin einen Fachkongress. Die pädagogischen und sozialen<br />
Bestrebungen rechtsextremer Organisationen sollen thematisiert<br />
und transparent gemacht und kommunalpolitische Gegenstrategien<br />
entwickelt werden.<br />
Gleichzeitig wird auf der Internetseite der BAGFW ein Informationsportal<br />
aufgebaut. Dieses wird über einen Sonderbutton<br />
auf der Startseite realisiert Ab sofort können Interessierte<br />
unter www.bagfw.de das vorläufige Programm des Kongresses<br />
einsehen und sich anmelden.<br />
Dreijährigen zu wünschen übrig. In<br />
Niedersachsen und Schleswig-Holstein<br />
liegt die Teilnahmequote der<br />
Dreijährigen bei unter 70 Prozent,<br />
obwohl ein Rechtsanspruch besteht.<br />
Länder wie Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg<br />
erreichen mit Teilhabequoten<br />
von über 90 Prozent<br />
das hohe Niveau der ostdeutschen<br />
Bundesländer. Herausragend bei<br />
den unter Dreijährigen ist Sachsen-<br />
Anhalt: Zehn Prozent der Kinder un-<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
ter einem Jahr besuchen eine Einrichtung,<br />
bei den Einjährigen sind<br />
es 60 Prozent, bei den Zweijährigen<br />
85 Prozent und bei den Dreijährigen<br />
94 Prozent. In Sachsen-Anhalt<br />
besteht von Geburt an ein<br />
Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz.<br />
Ein wichtiges Kriterium für die<br />
Qualität von Kindertageseinrichtungen<br />
ist der Personalschlüssel. Der<br />
Personaleinsatz pro Kind unter drei<br />
Jahren hat im Bundesländervergleich<br />
eine Spannbreite von 1:4,2<br />
bis 1:7,8. In der Spitzengruppe mit<br />
einem Personalschlüssel von unter<br />
1:5 liegen Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz<br />
und das Saarland. Im<br />
Mittelfeld liegen Bremen, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Niedersachen<br />
und Schleswig- Holstein mit einem<br />
Personalschlüssel zwischen 1:5 bis<br />
1:6. Die Schlussgruppe bilden Brandenburg,<br />
Hamburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />
und Thüringen mit einem<br />
Personalschlüssel über 1:6.<br />
Wohlfahrtsspitze vollständig versammelt<br />
Nürnberg. Anlässlich<br />
der 10. ConSozial,<br />
die vom 5. - 6. November<br />
2008 im<br />
Messezentrum Nürnberg<br />
stattfindet, diskutieren<br />
die Präsidenten<br />
und Vorsitzenden<br />
aller Spitzenverbände<br />
der Freien Wohlfahrtspflege<br />
bei einer Podiumsdiskussion am 6.11.2008 zum<br />
Thema „Zwischen Wohlfahrt, Wettbewerb und Werten: Wohin<br />
steuert die Sozialwirtschaft im 21. Jahrhundert?“<br />
Mehr Infos: www.consozial.de
Foto: bundesverband deutsche tafel<br />
Reisebeschränkungen für HIV-Infizierte<br />
verstoßen gegen die Menschenrechte<br />
New York/Berlin (ots) - Am Rande<br />
einer dreitägigen AIDS-Konferenz<br />
in New York appellierte die Deutsche<br />
AIDS-Hilfe an die Vereinten<br />
Nationen, Reisebeschränkungen für<br />
HIV-Infizierte endlich aufzuheben.<br />
In mehr als 70 Ländern gelten<br />
Einreisebeschränkungen für Menschen<br />
mit HIV und Aids, 30 Länder<br />
weisen sogar Erkrankte aus. Mit einem<br />
Appell an die Weltgemeinschaft,<br />
die Menschenrechte zu<br />
achten, unterstützte UN-Generalsekretär<br />
Ban Ki Moon anlässlich der<br />
UN-HIV-Konferenz die Forderung.<br />
Die Deutsche AIDS-Hilfe sammelt<br />
Deutscher Tafeltag am 4. Oktober 2008<br />
Tafeltag in Chemnitz<br />
Zum zweiten Mal begehen die Tafeln<br />
am 4. Oktober bundesweit<br />
den Deutschen Tafeltag. Die rd.<br />
800 lokalen Tafeln laden die Bürgerinnen<br />
und Bürger ihrer Städte<br />
und Gemeinden zu Aktionen auf<br />
öffentlichen Plätzen oder in ihre<br />
Räumlichkeiten ein. Mit Benefizaktionen,<br />
aber auch mit so genannten<br />
„Langen Tafeln“ und öffentlichen<br />
Gesprächsrunden wollen<br />
die Tafel-Aktiven darauf aufmerksam<br />
machen, dass in einem wohlhabenden<br />
Land wie Deutschland<br />
echte Not herrscht: 800.000 bedürftige<br />
Menschen werden von<br />
den Tafeln mit gespendeten Lebensmitteln<br />
unterstützt, darunter<br />
200.000 Kinder und Jugendliche.<br />
Der Deutsche Tafeltag steht<br />
aber auch für das bürgerschaftliche<br />
Engagement hierzulande.<br />
Zehntausende ehrenamtliche Helferinnen<br />
und Helfer machen mit<br />
seit 1999 Informationen zu den<br />
weltweiten Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen<br />
durch regelmäßige,<br />
weltweite Befragungen der<br />
diplomatischen Vertretungen.<br />
Schockierend ist, wie viele Länder<br />
Menschen mit HIV an der Einreise<br />
hindern: allen voran China, die<br />
USA und einige arabische Staaten.<br />
Zur Welt-Aids-Konferenz in Mexiko<br />
ist am 1. August 2008 das<br />
Portal www.hivtravel.org gestartet,<br />
das umfassend zum Thema HIV<br />
und Reisen informiert und von der<br />
Deutschen AIDS-Hilfe zusammen<br />
mit anderen NGOs betrieben wird.<br />
Unterstützung tausender Unternehmen<br />
die Arbeit der Tafeln überhaupt<br />
erst möglich.<br />
Mehr Informationen bei:<br />
www.tafel.de<br />
Im Deutschen Bundestag<br />
Bundesregierung will alle Anbieter bei<br />
Kindertagesbetreuung gleichbehandeln<br />
Berlin (hib) Die Bundesregierung will alle Anbieter im Bereich<br />
der Kindertagesbetreuung gleichbehandeln, sofern<br />
sie die rechtlichen und fachlichen Voraussetzungen dafür<br />
erfüllen. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage<br />
der Fraktion Die Linke hervor. Mit der Gleichbehandlung,<br />
so heißt es in der Antwort, werde sichergestellt, dass<br />
sowohl frei-gemeinnützige als auch<br />
privat-gewerbliche Träger denselben<br />
Qualitätsanforderungen unterliegen<br />
und auf diese Weise Eltern<br />
und Kindern ein Höchstmaß an<br />
Wahlfreiheit eingeräumt werde.<br />
Da die derzeitige Quote der Inanspruchnahme<br />
durch unter Dreijährige<br />
in Tageseinrichtungen und in<br />
Kindertagespflege weit von einem Versorgungsniveau entfernt<br />
sei, dass junge Familien in Deutschland bräuchten,<br />
sei eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, Ländern<br />
und Kommunen sowie das Engagement aller nötig.<br />
Weniger Teilnehmer bei Integrationskursen<br />
Berlin (hib) Fast ein Viertel (24,3 Prozent) der im Jahre<br />
2007 neu in die Integrationskurse aufgenommenen Teilnehmer<br />
stammt aus der Türkei (27.832). Das geht aus der<br />
Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der<br />
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hervor. Sechs Prozent<br />
der Teilnehmer (6.810) stammten danach aus der Russischen<br />
Föderation, 3,8 Prozent (4.330) aus Polen und 3,1<br />
Prozent (3.619) aus dem Irak. Insgesamt ist nach Angaben<br />
der Regierung ein Rückgang der Teilnehmerzahl zu<br />
verzeichnen. Waren es im Jahr 2005 noch 130.728 Personen,<br />
sank die Zahl um zehn Prozent auf 117.954 im<br />
Jahr 2006. Im ersten Halbjahr 2007 habe sich die Zahl<br />
der neuen Teilnehmer um weitere fünf Prozent abgeschwächt.<br />
Für 2008 rechnet die Regierung ebenfalls mit<br />
einem fünfprozentigen Rückgang. Seitens des Bundesamtes<br />
für Migration und Flüchtlinge (BAMF) seien Maßnahmen<br />
eingeleitet worden, um die Zahl der Integrationskursteilnehmer<br />
zu erhöhen. Dazu gehörten u. a. die Einbindung<br />
von Migrantenselbstorganisationen.<br />
Der Nachwuchs hilft den Eltern ins Web<br />
(bikl) Kinder weisen ihren Eltern den Weg ins Internet und haben<br />
maßgeblichen Einfluss darauf, wie lange und auf welchen Websites<br />
sich Mama und Papa im Internet tummeln. Dies hat der „Digital<br />
Families 2008“-Report ergeben. Erwachsene mit Nachwuchs<br />
halten sich danach viel öfter im Internet auf als Kinderlose. Knapp<br />
drei Viertel (73 Prozent) der befragten europäischen Eltern gehen<br />
regelmäßig <strong>online</strong>. Bei den kinderlosen Erwachsenen in Europa<br />
sind es dagegen nur 52 Prozent. In Deutschland geben knapp 80 Prozent der befragten Eltern<br />
an, jede Woche im Web zu surfen. Bei Erwachsenen ohne Kinder sind es hingegen nur<br />
60 Prozent. Außerdem sind Eltern technisch besser ausgestattet als Erwachsene ohne Kinder.<br />
82 Prozent der europäischen Eltern besitzen einen PC im Haushalt, bei den kinderlosen<br />
Befragten sind es hingegen nur 62 Prozent.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
5
6 NEWS<br />
Europa<br />
2010: Europäisches Jahr gegen Armut<br />
Das Europäische Parlament hat mit großer Mehrheit beschlossen,<br />
2010 zum „Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut<br />
und sozialer Ausgrenzung“ zu ernennen. Initiativen im Laufe<br />
des Jahres sollen vor allem die „Vererbung von Armut“ bekämpfen,<br />
benachteiligte Regionen unterstützen und die Integration<br />
von Einwanderern fördern.<br />
In der EU sind 78 Millionen Bürger von Armut bedroht, darunter<br />
19 Millionen Kinder. Die EU will 17 Millionen Euro für Veranstaltungen,<br />
Informationskampagnen und Studien im Rahmen<br />
des Europäischen Jahres bereitstellen. Dies wäre der höchste<br />
Betrag, der je für ein solches Jahr zur Verfügung gestellt würde.<br />
Europa 2008 – Wissen, Verstehen, Mitreden<br />
Eine Boschüre, herausgegeben vom Informationsbüro des Europäischen<br />
Parlaments für Deutschland, vermittelt Wissenswertes<br />
zu den europäischen Institutionen und aktuellen Themen, wie<br />
Klimaschutz, Binnenmarkt, Agrarpolitik und Verbraucherschutz.<br />
Besonders anschaulich werden die Informationen durch Bilder,<br />
Grafiken und Comics präsentiert. Eine große Satellitenkarte<br />
von Europa liegt bei. Die Broschüre kann kostenlos im Internet<br />
heruntergeladen oder bestellt werden www.europarl.de/service/bestellliste.jsp<br />
Jeder vierte Euro für Soziales<br />
Die <strong>Ausgabe</strong>n für den Sozialschutz in der EU belaufen sich<br />
nach Angaben von Eurostat im Schnitt auf 27,2 Prozent des<br />
Bruttoinlandsprodukts (BIP). Zu den <strong>Ausgabe</strong>n zählen die eigentlichen<br />
Sozialleistungen, die Verwaltungskosten und die<br />
sonstigen <strong>Ausgabe</strong>n der Sozialschutzsysteme. Mehr als 30 Prozent<br />
des BIP gingen in Schweden, Frankreich und Dänemark in<br />
die Sozialsysteme. Unter 15 Prozent lag der Anteil in Lettland,<br />
Estland und Rumänien. Fast die Hälfte der Leistungen waren Altersruhegelder<br />
oder Leistungen für Hinterbliebene. Auf die Gesundheitsversorgung<br />
entfielen 29 Prozent. Die beiden Finanzierungsquellen<br />
sind Sozialversicherungsbeiträge und Steuern.<br />
In Deutschland entfielen 36 Prozent auf steuerliche Beiträge,<br />
63 Prozent auf Beiträge der Sozialversicherten selbst.<br />
EU-Kommission plant Maßnahmen bei<br />
Organspende und -transplantationen<br />
(eufis-BFS/<strong>AWO</strong>) Die Europäische Kommission plant im Herbst<br />
2008 bei Organspende und -transplantation sowohl eine EU-<br />
Richtlinie zu Qualität und Sicherheit von Organspenden als auch<br />
einen Aktionsplan für eine engere Zusammenarbeit zwischen<br />
den Mitgliedstaaten vorzulegen. Hintergrund der EU-Initiative ist,<br />
dass in Europa ein erheblicher Organmangel herrscht. So stehen<br />
derzeit fast 60.000 Patienten europaweit auf Wartelisten und<br />
täglich sterben 10 Patienten, die auf ein Organ warten. Gleichzeitig<br />
gibt es in der EU beträchtliche Unterschiede bei den Transplantationssystemen<br />
und ihren Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen.<br />
Die Kommission möchte einen Qualitäts- und Sicherheits-<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
rahmen für Organspende und -transplantation festlegen sowie<br />
die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten verbessern.<br />
Die von der Kommission geplanten Maßnahmen stoßen<br />
allerdings auch auf Kritik. Neben befürchtetem zusätzlichem<br />
Verwaltungsaufwand könnten EU-einheitliche Qualitätsstandards<br />
den Organmangel noch verstärken: verstorbene Spender<br />
sind oft ältere Menschen, deren Organe nicht mehr dieselbe<br />
Qualität haben, wie die junger Spender. Dennoch sollten<br />
die Organe zu Transplantationszwecken verwendet werden<br />
können, wenn unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des Empfängers<br />
eine positive Bilanz besteht.<br />
EU will Notrufnummer 112 populärer machen<br />
Die EU-Kommission hat eine Informationskampagne gestartet,<br />
um die gebührenfreie europäische Notrufnummer 112 bekannter<br />
zu machen. Nur 22 Prozent der EU-Bürger kennen die 112.<br />
In vielen EU-Mitgliedstaaten können Anrufe auch auf Englisch<br />
entgegengenommen werden. Einige Länder haben besondere<br />
Regelungen eingeführt, um den Notrufzentralen eine Beantwortung<br />
in weiteren Fremdsprachen zu ermöglichen.<br />
Vielfalt und Individualität.<br />
Der führende Anbieter von professionellen Waschraumhygienelösungen,<br />
cws-boco präsentiert erstmals hochwertige Spendersysteme<br />
in einer Vielzahl ausgewählter Farben und Materialien. Highlight<br />
der neuen Produktlinie »ParadiseLine« sind die Spender der<br />
Kategorie „Individual“.<br />
Die Frontseiten der Handtuch-,<br />
Seifen- und Duftspender<br />
können vollständig<br />
individuell gestaltet<br />
werden. Dadurch werden<br />
sie zu neuartigen Kommunikationsmitteln<br />
und<br />
bieten Platz für die gezielte Ansprache von Besuchern und Mitarbeitern.<br />
Eine <strong>AWO</strong>-Linie wird in der Abbildung vorgestellt.<br />
Nach Ansicht von Andreas Heinze von CWS-boco International fördert<br />
die individuelle Gestaltung der Hygiene-Linie das Ansehen von<br />
Waschräumen als Visitenkarte einer Einrichtung, indem sie ein augenfälliges<br />
und und exklusives Ambiente schafft.<br />
Design und Qualität<br />
Die Elemente verfügen über die bewährte CWS Spendertechnik,<br />
sind aus hochwertigen Materialien gefertigt und bieten zuverlässigen<br />
Hygieneschutz. Die Standard-Komponenten sind mit wechselnden<br />
Frontseiten in den Farben weiß, rot, schwarz und champagner<br />
sowie in Silber-, Holz- und Carbonoptik erhältlich. Schon in kleiner<br />
Auflage lassen sich individuelle und aktionsbezogene Werbebotschaften<br />
anbringen.<br />
Weitere Informationen bei:<br />
HTS Deutschland GmbH & Co. KG,<br />
Tel.: 06103-309-0, www.cws-boco.de
8 <strong>AWO</strong> AKTUELL<br />
Fotos: bagfw Fotos: Aktion Mensch<br />
Mehr zu den<br />
Projekten bei:<br />
www.aktionmensch.dehttp://diegesellschafter.de<br />
Zu Gast bei Bundespräsident<br />
Horst Köhler:<br />
(von li. Ingrid Ziegelhöfer,<br />
Michael Schnell,<br />
Elfriede Biedefeld,<br />
<strong>AWO</strong>-Bundesvorsitzender<br />
Wilhelm Schmidt,<br />
<strong>AWO</strong> Bundesgeschäftsführer<br />
Rainer Brückers.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
Gemeinschaft bildet<br />
Der Wettbewerb für Projekte der Kinder- und Jugendhilfe<br />
Aktion Mensch und <strong>AWO</strong> zeichnen die Gewinner aus<br />
Unter dem Motto »Gemeinschaft<br />
bildet« suchte die Aktion Mensch<br />
gemeinsam mit dem Bundesverband<br />
der Arbeiterwohlfahrt (<strong>AWO</strong>)<br />
im Rahmen der Initiative »dieGesellschafter.de«<br />
nach beispielhaften<br />
Projekten, die gezielt Kinder<br />
und Jugendliche in ihrem Umfeld<br />
ansprechen und ihnen ermöglichen,<br />
ihre Kompetenzen zu entdecken,<br />
zu entwickeln und zu stärken.<br />
Der Wettbewerb wollte die<br />
Bemühungen um Bildungsangebote<br />
für Kinder und Jugendliche<br />
außerhalb von und in der Schule<br />
würdigen. Im Juni 2007 startete<br />
der Wettbewerb und bis zum Jahresende<br />
reichten fast 400 Projekte<br />
ihre Konzepte ein. Alle Wettbewerbsteilnehmer<br />
haben damit eine<br />
große und abwechslungsreiche<br />
Bandbreite der Kinder- und Jugendhilfeprojekte<br />
aufgezeigt.<br />
Markenübergabe an Bundespräsident Köhler<br />
Berlin. Bundesfinanzminister Peer<br />
Steinbrück überreichte Bundespräsident<br />
Horst Köhler die mit einer Bo<br />
105 eingeflogenen neuen Wohlfahrtsmarken.<br />
Die neuen Briefmarken<br />
erscheinen unter dem Titel<br />
„Luftfahrzeuge“ und zeigen die Do<br />
Die Gewinner<br />
Zu Ehren aller, die sich in der Kinder-<br />
und Jugendhilfe engagieren,<br />
hat die Aktion Mensch und der<br />
Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt<br />
die besten eingereichten Projekte<br />
bei der Preisverleihung in Essen,<br />
anläßlich des Deutschen Jugendhilfetages,<br />
ausgezeichnet.<br />
Prämiert wurden zehn Projekte.<br />
Die 10 Gewinnerprojekte<br />
1. Platz dotiert mit 3.000 Euro:<br />
Schuldenprävention mit dem FinanzFührerschein.<br />
Verein Schuldnerhilfe<br />
Essen e.V.<br />
Platz zwei, dotiert mit je 2.000 Euro<br />
teilten sich -<br />
2. Platz: »Wild Food Angels«<br />
Schüler GmbH - vom Kreisverband<br />
der Volkssolidarität Schwerin<br />
NWM e.V.<br />
J Wal, Ju 52, A 380 und Bo 105.<br />
Das Erscheinen der neuen Serie<br />
nahm der Bundespräsident zum<br />
Anlass, die ehrenamtlichen Helferinnen<br />
und Helfer für deren engagierten<br />
Einsatz <strong>beim</strong> Verkauf der<br />
Marken zu würdigen.<br />
2. Platz: Junge Menschen mit Behinderungen<br />
öffnen Türen. Lebensweisen<br />
e.V. in Schortens bei Wilhelmshaven.<br />
Jeweils 1.000 Euro gingen an die<br />
ausgezeichneten Projekte vier bis<br />
zehn:<br />
„Lebenswelt – junge Menschen lernen<br />
soziales Engagement“. Freiwilligen-Agentur<br />
Halle Saalkreis e.V.<br />
„KITRAZZA – die KinderTraumZauberStadt“.<br />
Büro für freie Kultur- und<br />
Jugendarbeit e.V., Dresden<br />
„Grundschulkinder gestalten ihr Leben:<br />
Die Welt in der Schule – die<br />
Schule als Lebenswelt“. Koordinationsstelle<br />
Umweltbildung und Globales<br />
Lernen (KUGL), Gleichen/<br />
Landkreis Göttingen<br />
„Tiefer graben – ein Spielplatz<br />
geht auf Spurensuche“. Naturspielplatz<br />
Siegriedstraße Nürnberg,<br />
Einrichtung der offenen Kinderund<br />
Jugendarbeit. Bürgerinitiative<br />
Südstadt Spielstadt e.V.<br />
„Bis zum Schulabschluss“. Kinderhilfe<br />
für Siebenbürgen e.V., Stapelburg/Harzvorland<br />
„Aktion Sahnehäubchen“. Caritasverband<br />
der Diözese Rottenburg-<br />
Stuttgart e.V. - Region Schwarzwald-Gäu,<br />
Böblingen<br />
„Samstagsschule – Integration<br />
durch Bildung“. Internationaler<br />
Verein für russische Kultur und<br />
Sprache Dialog e.V., Reutlingen<br />
Jedes Jahr verkaufen Mitglieder<br />
der Wohlfahrtsverbände in ihrer<br />
Freizeit das „Porto mit Herz“ und<br />
unterstützen mit dem erzielten Zuschlagserlös<br />
die wichtige soziale<br />
Arbeit der Freien Wohlfahrtspflege.<br />
Seit 1949 haben mehr als 3,9<br />
Milliarden verkaufte Wohlfahrtsmarken<br />
einen rechnerischen Zuschlagserlös<br />
von fast 590 Millionen<br />
Euro erzielt.<br />
Die neue Serie ist bei der Post,<br />
in den Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände<br />
und im Internet unter<br />
www.wohlfahrtsmarken.de erhältlich.
Foto: <strong>AWO</strong><br />
Organisation<br />
<strong>AWO</strong>-Bezirkskonferenz Braunschweig<br />
fordert Maßnahmen gegen Kinderarmut<br />
und Pflegenotstand<br />
Braunschweig. „In Braunschweig leben 24 Prozent aller Kinder<br />
unter 15 Jahren unter der Armutsgrenze, in manchen Stadtteilen<br />
sind das fast 50 Prozent“ stellte die wieder gewählte <strong>AWO</strong>-Bezirksvorsitzende<br />
Gabriele Siebert-Paul auf der <strong>AWO</strong>-Bezirkskonferenz<br />
fest. In einem Leitantrag forderte der <strong>AWO</strong>-Bezirksverband<br />
daher die Bundesregierung<br />
und die Bundestagsfrak-<br />
<strong>AWO</strong>-Bezirksvorsitzende Gabriele<br />
Siebert-Paul und Bezirksgeschäftsführer<br />
Rifat Fersahoglu-Weber legten<br />
auf der Bezirkskonferenz den<br />
Geschäftsbericht vor.<br />
tionen auf, Sofortmaßnahmen<br />
zur Bekämpfung der<br />
Kinderarmut einzuleiten.<br />
Auch mit dem Mindestlohn<br />
beschäftigte sich die Bezirkskonferenz:<br />
Der Vorstand<br />
appellierte an die Gliederungen,<br />
nur noch mit solchen<br />
Unternehmen zusammenzuarbeiten,<br />
die nachweislich<br />
den branchenüblichen Min-<br />
destlohn nach Entsendegesetz zahlen. Außerdem fordert der Verband<br />
für Pflegekräfte einen gesetzlichen, allgemeinen Mindestlohn<br />
in Höhe von 9,52 Euro. <strong>AWO</strong>-Bezirksgeschäftsführer Rifat<br />
Fersahoglu-Weber stellte in seinem Geschäftsbericht für die vergangenen<br />
vier Jahre fest: „Wir haben wirtschaftliche Stabilität geschaffen<br />
trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen.<br />
Wir reinvestieren in unsere Einrichtungen, um qualitativ hochwertige<br />
Dienstleistungen für die Menschen anbieten zu können.“<br />
Die Bezirkskonferenz wählte für die nächsten vier Jahre einen<br />
neuen Vorstand. Vorsitzende: Gabriele Siebert-Paul (Wolfenbüttel);<br />
Stellv. Vorsitzende: Achim Barchmann (Helmstedt),<br />
Cornelia Seiffert (Braunschweig).<br />
Gestärkt in die Zukunft<br />
Bezirkskonferenz Ostwestfalen-Lippe<br />
Bielefeld. Mit Optimismus blickt die <strong>AWO</strong> in Ostwestfalen-Lippe<br />
in die Zukunft. „Die Entwicklung der Jahre 2004 bis 2008“, so<br />
der Vorsitzende Norbert Wellmann, „war positiv“. 14.500 Mitglieder<br />
engagieren sich in 145 <strong>Ortsverein</strong>en und 7 Kreisverbänden;<br />
4.100 Männer und Frauen sind in mehr als 250 Einrichtungen<br />
und Diensten beschäftigt. Der Jahresumsatz beträgt<br />
122 Mio. Euro. Stolz ist die <strong>AWO</strong> auch auf das Erreichen der<br />
Schwerbehindertenquote von 5 Prozent bei den Beschäftigten.<br />
Bezirksgeschäftsführer Wolfgang Stadler und der in seinem<br />
Amt bestätigte Bezirksvorsitzende Norbert Wellmann machten<br />
in ihren Berichten deutlich: Die Arbeitsbereiche „Kinder” und<br />
„Senioren” konnten stabilisiert werden. Neue Arbeitsbereiche<br />
wie der ElternService und die Freiwilligenakademie wurden<br />
konsequent auf- und ausgebaut.<br />
Neues Präsidium und neue Struktur<br />
Die Bezirkskonferenz wählte Norbert Wellmann erneut zum<br />
Vorsitzenden und Wolf-Eberhard Becker, Daniela Brinkmann<br />
sowie Siegfried Gehrke zu Stellvertretern. Eine klare Aufgabenteilung<br />
gibt es zukünftig zwischen dem Präsidium (früher:<br />
Bezirksvorstand), dem Aufsichtsrat (früher: BGB-Vorstand) und<br />
dem geschäftsführenden Vorstand (früher: Geschäftsführung).<br />
Wolfgang Stadler und Klaus Dannhaus wurden zu geschäftsführenden<br />
Vorstandsmitgliedern nach § 26 BGB bestellt.<br />
Margit Weihnert wiedergewählt<br />
Die Vorsitzende des <strong>AWO</strong> Landesverbandes Sachsen, Margit<br />
Weihnert, Mitglied des Sächsischen Landtages, wurde auf der<br />
5. Landeskonferenz mit großer Mehrheit erneut zur Vorsitzenden<br />
gewählt. Sie leitet seit Februar 2004 ehrenamtlich den<br />
<strong>AWO</strong> Landesverband Sachsen.<br />
Die <strong>AWO</strong> hat in Sachsen 7300 Mitglieder. In 618 Einrichtungen<br />
und Diensten sind rd. 6900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
beschäftigt.<br />
Unser Auftrag – Das soziale Bayern<br />
<strong>AWO</strong> Landeskonferenz<br />
Lindau. Der bisherige Vorsitzende der Bayerischen Arbeiterwohlfahrt<br />
Dr. Thomas Beyer ist auf der Landeskonferenz in Lindau<br />
mit der überwältigenden Mehrheit von 96,3 Prozent der<br />
Delegiertenstimmen in seinem Amt bestätigt worden. „Ich sehe<br />
diese Wahl als einen Auftrag<br />
an, mich für die sozialen<br />
Herausforderungen in Bayern<br />
auch weiterhin energisch<br />
einzusetzen. Nur ein sozial<br />
ausgewogenes Bayern kann<br />
auf Dauer die Lebensqualität<br />
seiner Bürgerinnen und Bürger<br />
sichern“, sagte Beyer<br />
nach seiner Wiederwahl.<br />
Im Mittelpunkt der 24.<br />
Landeskonferenz stand ihr<br />
Anspruch, die Sozialpolitik<br />
in Bayern aktiv mitzugestalten<br />
und neue Wege zu mehr<br />
Der neugewählte engere Landesvorstand,<br />
von li.n.re.: Max von<br />
Heckel, Schatzmeister, Stellv.<br />
Landesvorsitzende: Antje Esser,<br />
Herbert Franz, Ute Braun, Landesvorsitzender<br />
Dr. Thomas Beyer.<br />
sozialer Gerechtigkeit aufzuzeigen. „Die Spitzenverbände der<br />
Freien Wohlfahrtspflege, darunter die <strong>AWO</strong>, müssen in die Gestaltung<br />
der Bayerischen Sozialpolitik in echter Partnerschaft<br />
eingebunden werden“, betonte Beyer. „Dabei steht an vorderster<br />
Stelle, die einschneidenden Kürzungen öffentlicher Leistungen<br />
für den sozialen Sektor über die letzten Jahre hinweg zurückzunehmen.“<br />
Die <strong>AWO</strong> in Bayern bekenne sich vor allem dazu, entschlossen<br />
jeder Form sozialer Ausgrenzung zu begegnen. Dieser<br />
Anspruch gelte insbesondere für die wachsende Armut von<br />
Kindern und Familien sowie der Altersarmut. „Die Armut ist ein<br />
sozialer Skandal im Bayern der Gegenwart“, sagte Beyer.<br />
„Der Kampf gegen Armut gehört zu den vordringlichsten Aufgaben<br />
unseres Sozialstaates.“<br />
Als Stellvertreter Beyers wurden Antje Esser, Rechtsanwältin<br />
und <strong>AWO</strong> <strong>Ortsverein</strong>svorsitzende aus Neu-Ulm, Ute Braun, Direktorin<br />
a. D. der Hans-Weinberger-Akademie der <strong>AWO</strong> sowie<br />
Herbert Franz, Ehrenvorsitzender des <strong>AWO</strong> Bezirksverbandes<br />
Unterfranken gewählt.<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
9
10 <strong>AWO</strong> AKTUELL<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
Willy Jost führt <strong>AWO</strong> Hessen-Süd<br />
Die <strong>AWO</strong>-Bezirkskonferenz in Hessen-Süd hat Willy<br />
Jost zum neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt. Er löste<br />
Gert Lütgert ab, der nach zwei Amtsperioden nicht<br />
wieder kandidierte. Der ehemalige Stadtkämmerer<br />
von Gießen und Vorsitzende des dortigen <strong>AWO</strong>-Stadtkreisverbandes<br />
ist seit 2004 Beisitzer im Vorstand des<br />
Wohlfahrtsverbandes.<br />
Jost kündigte an, den eingeschlagenen Weg zur<br />
Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der <strong>AWO</strong><br />
Hessen-Süd fortsetzen; außerdem werde man sich<br />
stärker auf die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements<br />
konzentrieren, denn das Engagement der<br />
Mitglieder vor Ort sei das Fundament der <strong>AWO</strong>.<br />
Holger Kahlbohm ist neuer Vorsitzender<br />
der <strong>AWO</strong> Hamburg<br />
Die Landesdelegiertenkonferenz<br />
der <strong>AWO</strong> Hamburg hat den ehemaligenSPD-Bürgerschaftsabgeordnete<br />
Holger Kahlbohm (63)<br />
zum neuen Vorsitzenden gewählt.<br />
Er tritt die Nachfolge von Wolfgang<br />
Kremson an, der nach 16<br />
Jahren Vorstandsarbeit nicht wie-<br />
Holger Kahlbohm<br />
der kandidierte. Der neue Vorstand<br />
hat sich für die nächsten vier Jahre einiges vorgenommen:<br />
„Wir wollen die <strong>AWO</strong> weiterhin als gleichsam<br />
starkes Unternehmen und attraktiven Mitgliederverband<br />
positionieren – sowohl mit neuen Projekten für die<br />
Unterstützung von Familien als auch mit Angeboten für<br />
Senioren, die ein menschenwürdiges Altern ermöglichen“,<br />
kündigte der neue Vorsitzende an. In Hamburg<br />
hat die <strong>AWO</strong> 4.000 Mitglieder und bietet in mehr als<br />
100 Einrichtungen soziale Dienstleistungen an.<br />
Walter Heckmann weiterhin Vorsitzender<br />
Köln. Die Bezirkskonferenz der<br />
<strong>AWO</strong> Mittelrhein hat erneut Walter<br />
Heckmann zum Vorsitzenden<br />
gewählt. Dem Vorstand der <strong>AWO</strong><br />
Mittelrhein gehört er bereits seit<br />
28 Jahren an, seit 1996 ist er<br />
Vorsitzender. Mit 28.000 Mitgliedern<br />
gehört die <strong>AWO</strong> Mittelrhein Walter Heckmann<br />
zu den stärksten Gliederungen<br />
auf Bundesebene. Das Motto der Konferenz „Aus Tradition<br />
für die Zukunft“ ist nach den Worten Heckmann<br />
Programm und Zielsetzung des neuen Vorstands der<br />
<strong>AWO</strong> Mittelrhein für die nächsten vier Jahre. Er appellierte<br />
an alle, die im Verband Verantwortung tragen, in<br />
ihrem Engagement, neue Mitglieder für die <strong>AWO</strong> zu<br />
gewinnen, nicht nachzulassen. Die bereits im Jahr<br />
2001 begonnene Mitgliederwerbekampagne „Einfach<br />
viel bewegen“ werde deshalb fortgesetzt.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
Organisation<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
„Betreutes Spielzimmer“<br />
des ElternService<br />
Das Herforder Modellprojekt<br />
Herford ist eine mittelgroße Stadt<br />
in Ostwestfalen. Wer sie noch<br />
nicht kennt, sei rasch aufgeklärt:<br />
Einige Mode- und Möbelfirmen<br />
sind hier angesiedelt, das Pils der<br />
Heimatbrauerei schmeckt und<br />
heißt wie die Stadt, das von dem<br />
weltweit bekannten Stararchitekten<br />
Frank Gehry gebaute Kunstmuseum<br />
MartA ist allemal einen Abstecher<br />
wert und Herford ist das<br />
Zuhause des <strong>AWO</strong>-Ehrenvorsitzenden<br />
Manfred Ragati. Ganz frisch<br />
gibt es nun im Kreishaus von Herford<br />
seit wenigen Monaten etwas<br />
bundesweit Besonderes: Das „Betreute<br />
Spielzimmer“.<br />
Silke Vahrson-Hildebrand ist<br />
Gleichstellungsbeauftragte des Kreises<br />
Herford und bringt es auf den<br />
Punkt: „Unsere Beschäftigten haben<br />
seit Oktober 2007 die Sicherheit,<br />
dass ihre Kinder hier gut und liebevoll<br />
betreut werden können, wenn<br />
die Regelbetreuung einmal ausfällt.“<br />
Wenn die Tagesmutter erkrankt,<br />
in der Kita Masernalarm<br />
gegeben wurde und Großeltern<br />
nicht in der Nähe wohnen, können<br />
die Beschäftigten der Kreisverwaltung<br />
auf die qualifizierte Notbetreuung<br />
im „Betreuten Spielzimmer“<br />
vertrauen. Auch die Besucher<br />
der Kreisverwaltung können es in<br />
Anspruch nehmen. Inzwischen<br />
können auch Partnerfirmen in der<br />
Nähe für ihre Beschäftigten Plätze<br />
„buchen“. Organisiert wird die<br />
Mini-Einrichtung in kindgerechten<br />
Räumen mit qualifiziertem Personal<br />
vom ElternService <strong>AWO</strong>.<br />
Das Serviceunternehmen der<br />
<strong>AWO</strong> vermittelt und organisiert<br />
bundesweit für die Beschäftigten<br />
von Partnerfirmen Kinderbetreuung.<br />
Alle Formen und Modelle<br />
sind möglich. Babysitter, Tagesmutter,<br />
Kita-Platz, Mini-Kita, Ferienbetreuung,<br />
Kurzzeitbetreuung bei Betreuungsengpässen,<br />
das Angebotsspektrum<br />
des ElternService <strong>AWO</strong><br />
ist kundenorientiert.<br />
Für den Kreis Herford ist das<br />
„Betreute Spielzimmer“ Prüfstein<br />
für Bürgernähe und als ein Baustein<br />
im Gesamtbild auch ein<br />
Standortfaktor für die Wirtschaft in<br />
der Region. Familienfreundliche<br />
Personalpolitik zahlt sich aus. Silke<br />
Vahrson-Hildebrand: „Die Familienplanung<br />
von Beschäftigten benötigt<br />
verlässliche Rahmenbedingungen<br />
zur Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie“.<br />
Die Idee, die Möglichkeiten<br />
und die Qualität dieser neuen Form<br />
der Kurzzeitbetreuung von Kindern<br />
werden von der Herforder Gleichstellungsbeauftragten<br />
zur Nachahmung<br />
empfohlen und Dagmar Howe,<br />
Fachkoordinatorin in der Bielefelder<br />
Zentrale der ElternService<br />
<strong>AWO</strong> GmbH sagt: „Es gibt bereits<br />
Planungen, das ´Betreute Spielzimmer´<br />
auch an anderen Standorten<br />
in Deutschland gemeinsam mit<br />
Partnerunternehmen umzusetzen.<br />
Es ist ein richtungsweisendes Modellprojekt<br />
für eine bessere Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf.“<br />
Mehr Informationen bei<br />
www.elternservice-awo.de<br />
Der Webauftritt ist neu –<br />
die Adresse bleibt: www.awo.org<br />
Berlin. Der <strong>AWO</strong> Bundesverband hat eine neue<br />
Website. „Nach der Überarbeitung des Erscheinungsbildes<br />
– neues Logo, neue Farben, eigene<br />
Schrift“ – ist der aktuelle Webauftritt nach den<br />
Worten des <strong>AWO</strong>-Bundesgeschäftsführers Rainer<br />
Brückers – „ein weiterer Baustein für ein modernes<br />
Auftreten des Verbandes“.
Foto: <strong>AWO</strong><br />
Neue Einrichtungen – Neue Dienste<br />
<strong>AWO</strong> SANO übernimmt Naturfreundehaus<br />
Oberhof/Thüringen. Die <strong>AWO</strong> SANO Thüringen gGmbH mit<br />
Sitz in Erfurt hat das Naturfreundehaus in Oberhof übernommen.<br />
Oberhof im Thüringer Wald ist Wintersportzentrum und<br />
liegt am „Rennsteig“, dem 140 km langen Wanderweg, der<br />
quer durch Thüringen geht. Das Haus hat 62 Zimmer<br />
(Du/WC/TV) und ist auch auf den Aufenthalt von Urlaubern mit<br />
Mobilitätseinschränkungen eingestellt. Unter dem neuen Namen<br />
„Ferienzentrum Oberhof/Rennsteig“ wird das gemeinnützige<br />
Haus von der <strong>AWO</strong> SANO geführt und insbesondere für Familien,<br />
Schulklassen und Jugendgruppen geöffnet. Mehr Informationen<br />
bei: www.ferienzentrum-oberhof.de<br />
Ein »A« – Erlebnis<br />
Kiel. Im Frühjahr 2009<br />
soll es soweit sein.<br />
Dann bezieht der Landesverband<br />
der <strong>AWO</strong><br />
Schlewig-Holstein sein<br />
neues Verwaltungs-, Tagungs-<br />
und Beratungsgebäude<br />
im Stadtteil<br />
Mettenhof. Das Gebäude<br />
wird auf Säulen errichtet und sieht aus der Vogelperspektive<br />
wie ein großes „A“ aus. In den Obergeschossen werden die<br />
Büroräume des <strong>AWO</strong>-Landesverbandes und der <strong>AWO</strong>-Schleswig-Holstein<br />
GmbH untergebracht, die über Galerien zu erreichen<br />
sind. Das Erdgeschoss ist halbrund und wird neben Beratungs-,<br />
und Gruppenräumen ein großes, nach oben offenes Foyer<br />
bekommen, das als Veranstaltungssaal genutzt werden kann.<br />
Der Entwurf für den Neubau stammt von den Hörn-Campus-<br />
Architekten Schmidt & Bremer aus Eckernförde, für den sich der<br />
Landesvorstand nach einem Wettbewerb entschieden hatte.<br />
Die Gesamtkosten „inklusive Grundstück und Mobilar“ beziffert<br />
Landesgeschäftsführer Volker Andresen auf rd. 4,8 Millionen<br />
Euro. „Wir platzen aus allen Nähten“, sagt Andresen. Durch den<br />
Neubau können nun auch bisher extern untergebrachte Abteilungen,<br />
wie der Familienservice, die Kurberatung, das Landesjugendwerk<br />
und die Migrationsberatung in das künftige Domizil<br />
einziehen. Dadurch werden Synergien genutzt und Kosten eingespart.<br />
Am künftigen Mettenhofer Standort werden etwa 100<br />
<strong>AWO</strong>-MitarbeiterInnen Platz finden.<br />
<strong>AWO</strong> entwickelt »Abschiedskultur«<br />
Berlin. Der <strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />
hat gemeinsam mit dem Deutschen<br />
Hospiz- und PalliativVerband<br />
(DHPV) ein bundesweites Pilotprojekt<br />
zur Entwicklung einer neuen<br />
Abschiedskultur gestartet. Insgesamt<br />
120 Pflegeeinrichtungen werden<br />
an dem Piloten teilnehmen.<br />
Mit diesem Pilotprojekt sollen<br />
Qualitätsstandards einer Hospizund<br />
Palliativkompetenz entwickelt<br />
werden: Standards der palliativen<br />
Pflege, der Sterbebegleitung und<br />
des Abschieds von Verstorbenen.<br />
Diese Standards werden in den beteiligten<br />
Pflegeeinrichtungen erprobt,<br />
um sie anschließend allen<br />
<strong>AWO</strong>-Pflegeeinrichtungen zur Umsetzung<br />
bereitzustellen. Erfahrene<br />
Hospiz- und Palliativfachkräfte beraten<br />
und unterstützen die Pflegeeinrichtungen<br />
und Pflegedienste<br />
bei der Erarbeitung und Erprobung<br />
der Hospiz- und Palliativstandards.<br />
Kindertagesstätten mit „Gesundheits-Zertifikat“<br />
Sachsen-Anhalt. Zwei weitere <strong>AWO</strong><br />
Kindereinrichtungen in Sachsen-Anhalt<br />
sind mit dem Zertifikat „Gesunde<br />
Kita“ ausgezeichnet worden. Die beiden<br />
<strong>AWO</strong> Kitas „Rotkäppchen“ und<br />
„Am Kreuzberg“ in Allstedt erhielten das Zertifikat der Landesvereinigung<br />
für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V. Von den 15<br />
„gesunden Kitas“ in Sachsen-Anhalt, ist jede dritte davon in<br />
<strong>AWO</strong> Trägerschaft. „Wir streben an, dass in absehbarer Zeit<br />
alle <strong>AWO</strong> Kindereinrichtungen in Sachsen-Anhalt fit für das<br />
Zertifikat gemacht werden“, sagt die <strong>AWO</strong>-Landesvorsitzende<br />
Petra Grimm-Benne. Ausgewählte Projekte von <strong>AWO</strong> Kindereinrichtungen<br />
zur gesunden Ernährung hat der <strong>AWO</strong> Landesverband<br />
in einer Broschüre zusammengetragen. Der „Ratgeber<br />
gegen Kinderarmut – Impuls für die Arbeit mit Kindern und<br />
Familien in <strong>AWO</strong> Kindertageseinrichtungen“ kann im Internet<br />
(www.awo-lsa.de) unter Publikationen bestellt werden.<br />
Zwei neue Betriebs-Kitas in Düsseldorf<br />
Gleich zwei neue Betriebskindergärten hat die <strong>AWO</strong> in Düsseldorf<br />
(Bezirk Niederrhein) in Betrieb genommen. Im Stadtteil<br />
Holthausen der Landeshauptstadt von NRW wurde vor einigen<br />
Monaten der Grundstein gelegt für eine zweite betriebliche Kita<br />
des Henkel-Konzerns. Träger der Einrichtung, die „Kleine Löwen“<br />
heißt, ist die <strong>AWO</strong>, die fünf Gruppen mit 75 Kindern betreuen<br />
wird. Die Firma Henkel will damit einen weiteren Beitrag<br />
zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Unternehmen leisten.<br />
Im pädagogischen Konzept wird das spielerische Heranführen<br />
der Kinder an naturwissenschftliche Fragen und Erkenntnisse<br />
nicht fehlen, „denn“, so Unternehmenschef Prof. Dr. Ulrich<br />
Lehner, „vom Wissen der Kinder hängt letztlich auch die Zukunft<br />
des Chemie-Konzerns ab“. Zwei Mio. Euro wurden in die<br />
neue Kita investiert und dass die Wahl des Unternehmens auf<br />
die <strong>AWO</strong> fiel, hat mit der langjährigen guten Zusammenarbeit<br />
zu tun. Die <strong>AWO</strong> Düsseldorf ist seit Jahren bereits Träger der<br />
ersten Henkel-Kita. „Wiesenwichtel“ heißt die weitere neue Betriebskindertagesstätte<br />
der Düsseldorfer <strong>AWO</strong>. Partner ist hier<br />
die Betriebskrankenkasse „Essanelle“, siebtgrößte BKK in<br />
Deutschland. „Mit der <strong>AWO</strong> haben wir einen super Betreiber,<br />
der eine absolut flexible Betreuung garantiert“, sagte BKK-Chef<br />
Jürgen Hahn zur Entscheidung des Unternehmens.<br />
Im Rahmen des Pilotprojektes werden<br />
insgesamt 240 Pflegekräfte zu<br />
sog. "Palliative Care"-Fachkräften<br />
ausgebildet. Auch die Leitungskräfte<br />
werden in "Palliative Care" qualifiziert.<br />
Die Qualifizierungen finden<br />
in enger Kooperation mit dem<br />
Deutschen Hospiz- und PalliativVerband<br />
statt. Deren Vorsitzende Birgit<br />
Weihrauch misst dem Pilotprojekt<br />
der <strong>AWO</strong> eine herausragende Bedeutung<br />
für die Weiterentwicklung<br />
der Hospiz- und Palliativkompetenz<br />
der Altenhilfe- und Pflegeeinrichtungen<br />
in Deutschland bei.<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
11
12 INS BILD GESETZT<br />
Entspannen, sich gut betreut erholen und genießen – das Landhaus<br />
Fernblick im Sauerland ist ganz auf die besonderen Bedürfnisse<br />
dementer Menschen und ihrer pflegenden Angehörigen<br />
spezialisiert. Es bietet den Komfort und den Service eines<br />
Hotels mit Schwimmbad, Sauna, Fitness- und Massagebereich<br />
– alles mit barrierefreiem Zugang. Die großzügigen Räumlichkeiten<br />
in gehobener Ausstattung sind als Doppelzimmer, teilweise<br />
mit getrennten Schlafzimmern oder als Suiten mit zwei<br />
Schlafzimmern und Wohnbereich buchbar.<br />
Draußen bieten Terrassen und ein Sinnesgarten einen herrlichen<br />
Fernblick. Die Innenstadt des heilklimatischen Kurortes<br />
Winterberg ist auch für bewegungseingeschränkte Gäste in<br />
wenigen Minuten fußläufig zu erreichen.<br />
Nach Absprache wird eine tagesstrukturierende Betreuung<br />
durch zusätzlich ausgebildete Pflegefachkräfte angeboten.<br />
Dazu steht ein separater Teil des Landhauses mit großen Gruppenräumen,<br />
Snoezelraum und einem geschütztem Innenhof<br />
zur Verfügung. Eine Kostenbeteiligung durch die Pflegekassen<br />
erfolgt in der Regel im Rahmen der Verhinderungspflege.<br />
Grund- und Behandlungspflege werden zusätzlich auf Wunsch<br />
durch zwei lokale Pflegedienste vor Ort angeboten.<br />
Träger: AW Kur und Erholungs GmbH/Dortmund,<br />
www.aw-kur.de<br />
Ein Unternehmen der <strong>AWO</strong> Bezirk Westliches Westfalen e.V.<br />
Umbauförderung: Stiftung Wohlfahrtspflege NRW<br />
Eröffnung: Oktober 2005<br />
Plätze: 34 unterschiedlich aufgeteilte<br />
Einzel-/Doppelzimmer/Suiten mit insgesamt 65 Betten<br />
Mitarbeiter/innen: 16<br />
Adresse: Landhaus Fernblick<br />
Wernsdorfer Str. 44, 59955 Winterberg<br />
Tel.: 02981-898-0, Fax: 02981-898-299<br />
Email: landhaus-fernblick@aw-kur.de<br />
www.landhaus-fernblick-winterberg.de<br />
Wohlfühlfaktor: Zu jeder Jahreszeit. Zwischen Bergfrühling<br />
und Schneelandschaft – in der malerischen Landschaft des<br />
Sauerlands einfach die Seele baumeln lassen. Ob spazieren<br />
gehen, walken, wandern – hier kann es sofort losgehen: Wanderwege<br />
befinden sich direkt vor dem Haus.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
„Landhaus Fernblick“
in Winterberg<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
13
14 TITEL<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
„Was hält die<br />
Gesellschaft zusammen?“<br />
Prof. Dr. Frank Nullmeier<br />
lehrt seit Oktober<br />
2002 als Professor<br />
für Politikwissenschaft<br />
an der Universität<br />
Bremen. Er ist Leiter<br />
der Abteilung „Theorie<br />
und Verfassung<br />
des Wohlfahrtsstaates“<br />
des Zentrums für Sozialpolitik<br />
und Mitglied<br />
des Sonderforschungsbereichs<br />
„Staatlichkeit<br />
im Wandel“. Nullmeier<br />
ist u. a. Mitherausgeber<br />
des Buches<br />
»Deutschland – eine<br />
gespaltene Gesellschaft«<br />
(2006).<br />
Im Herbst 2007 startete der <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />
das Projekt „Was hält die Gesellschaft zusammen?<br />
– Zur Zukunft sozialer Arbeit in<br />
Deutschland“. Die Arbeit endet mit einem Abschlussbericht<br />
am 13. Dezember 2009, dem<br />
90. Geburtstag der <strong>AWO</strong>.<br />
Ziel des Projektes ist es, „Zugehörigkeit zu organisieren“,<br />
sagt <strong>AWO</strong> Bundesgeschäftsführer<br />
Rainer Brückers. Das bedeute „Desintegration in<br />
gesellschaftlichen Systemen zu analysieren und<br />
entsprechend integrative Maßnahmen zu entwickeln.“<br />
In fünf Projektgruppen zu den Themenfeldern<br />
• Altenhilfe<br />
• Arbeitsmarkt<br />
• Bildung und Erziehung<br />
• Behindertenhilfe und<br />
• Migration<br />
sollen Rolle und Funktion sozialer Arbeit für den<br />
Zusammenhalt der Gesellschaft untersucht werden.<br />
Die <strong>AWO</strong> wird die Projektarbeit bis zum<br />
Abschluss transparent gestalten, durch eine eigene<br />
Internet-Plattform, Newsletter, regelmäßige<br />
Presseinformationen und Veranstaltungsreihen im<br />
gesamten Bundesgebiet begleiten.<br />
Im Zuge der internen inhaltlichen Arbeit waren<br />
im Juni 2008 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftller<br />
aus den oben genannten fünf Themenfeldern<br />
zu einer Anhörung nach Berlin eingeladen<br />
worden. Die bisherige Projektarbeit<br />
sollte einer Prüfung durch externen Sachverstand<br />
unterzogen werden.<br />
In weiteren Schritten veranstalten die Teilprojekte<br />
nun Workshops mit Fachleuten aus der<br />
praktischen sozialen Arbeit. Beide – die Kenntnisse<br />
aus Wissenschaft und Praxis – fließen dann<br />
in Überlegungen zusammen, wie künftig die soziale<br />
Arbeit der <strong>AWO</strong> aussehen sollte, um gesellschaftiche<br />
Ausgrenzung zu verhindern und Teilhabe<br />
zu ermöglichen. Diese Überlegungen sollen<br />
in der Folgezeit zur öffentlichen Diskussion gestellt<br />
werden. Das <strong>AWO</strong>magazin wird über die<br />
Arbeit des Projektes weiterhin berichten.<br />
Weiterführende Informationen unter:<br />
www.was-haelt-die-gesellschaft-zusammen.de<br />
Strategien der <strong>AWO</strong> in einer<br />
gespaltenen Gesellschaft<br />
4 Thesen von Frank Nullmeier<br />
These 1<br />
In den letzten Jahren prägen drei Entwicklungen die<br />
Sozialpolitik:<br />
• Ökonomisierung und Vermarktlichung,<br />
• Aufstieg der präventiven Sozialpolitik, die statt mit<br />
Geld und Recht soziale Problemlagen auszugleichen<br />
auf die Änderung des Verhaltens von Personen<br />
zielt und – damit eng verbunden –<br />
• die bildungspolitische Wende in der Sozialpolitik.<br />
Nach dem Konzept investiver Sozialpolitik sollen<br />
sich diese Veränderungen harmonisch ergänzen, in<br />
der Realität sozialer Arbeit aber entstehen durchaus<br />
Widersprüche: So nötigt Ökonomisierung zu einem<br />
distanzierten Verhältnis in der sozialen Dienstleistung,<br />
während das Ziel der Verhaltensänderung nur<br />
bei einem Nahverhältnis bewältigt werden kann. Zudem<br />
rückt eine sich vorrangig als präventiv verstehende<br />
Sozialpolitik traditionelle Felder sozialer Sicherung<br />
stärker in die Richtung sozialer Arbeit und<br />
Hilfe. Mit der Konzentration auf Bildung und Kompetenzen<br />
wird diese aber zugleich in Richtung Erziehungsarbeit<br />
und Bildungspolitik gedrängt.<br />
These 2<br />
Die Befunde einer zunehmenden sozialen Ausgrenzung,<br />
wachsender Armut und Desintegration werden<br />
in der sozialwissenschaftlichen Diskussion zu den<br />
Thesen einer „gespaltenen Gesellschaft“ und eines<br />
„bedrohten Zusammenhalts der Gesellschaft“ gebündelt.<br />
Die Dramatik liegt jedoch eher darin, dass eine<br />
zunehmend gespaltene Gesellschaft gleichwohl politisch<br />
und sozial ‚zusammenhält’, ohne dass sich deutlich<br />
spürbare Änderungsimpulse ergeben. Für die<br />
Wohlfahrtsverbände, insbesondere die <strong>AWO</strong>, heißt<br />
das auf der Seite der Interessenvertretungsfunktion: Eine<br />
politische Selbstorganisation findet kaum statt und<br />
die sozialkulturelle Distanz zwischen <strong>AWO</strong>-Mitglie-
dern und den Betroffenen wächst. Die soziale Spaltung<br />
bedeutet aber auch, dass im Bereich der Dienstleistungserbringung<br />
die Distanz zwischen Mitarbeitern<br />
und Ehrenamtlichen einerseits, Betroffenen andererseits<br />
wächst bei schwindenden Milieubindungen.<br />
These 3<br />
Eine zentrale Problematik wohlfahrtsverbandlichen<br />
Handelns in Zeiten der sozialen Exklusion besteht<br />
darin, möglicherweise selbst Teil des Exklusionsprozesses<br />
zu sein, diesen gerade nicht zu verhindern,<br />
sondern durch soziale Arbeit noch zu befördern. In<br />
dieser Perspektive schafft Sozialarbeit befriedete und<br />
gehegte Zonen der Ausgliederung, die – wenn nicht<br />
materiell und ressourcenbezogen – so doch subjektiv<br />
statt als Integrationsmaßnahme als Element der Ausgrenzung<br />
wirken und interpretiert werden.<br />
These 4<br />
Eine noch abstrakte Konsequenz aus derartigen Überlegungen<br />
könnte lauten: Reintegration der Sozialarbeit<br />
in die Gesellschaft ist Vorbedingung integrationsförderlicher<br />
Sozialarbeit. Statt in der Expansion von<br />
Sonderprogrammen, Förderprojekten und (besonderen)<br />
Einrichtungen ein Ziel der Verbandsarbeit zu sehen,<br />
müsste man sich eher um die Rückverlagerung<br />
der sozialen Arbeit zur Stabilisierung sozialer Netzwerke<br />
und um das Organisieren der unmittelbaren<br />
Teilhabe dort kümmern, wo Teilhabe und Zugehörigkeit<br />
gesellschaftlich erwartet und gewünscht wird.<br />
Zusammenhalt oder<br />
gespaltene Gesellschaft?<br />
Wissenschaftler nehmen Stellung zum Projekt der <strong>AWO</strong><br />
Zur arbeitsmarktpolitischen Entwicklung<br />
in Deutschland<br />
Trotz konjunktureller Erholung auf dem Arbeitsmarkt<br />
und vielfältiger Angebote zur Arbeitsmarktintegration<br />
verfestigt sich die Zahl der Personen, die auf<br />
Dauer nur geringe Chancen auf eine Integration in<br />
den Arbeitsmarkt haben. Zur künftigen Entwicklung<br />
nahmen bei der Berliner Anhörung die beiden Arbeitsmarktwissenschaftler<br />
Prof. Dr. Werner Sesselmeier<br />
und Prof. Dr. Peter Kupka Stellung.<br />
Prof. Dr. Werner Sesselmeier ist seit<br />
November 2004 Professor an der<br />
Universität Koblenz-Landau; zu seinen<br />
Forschungsschwerpunkten gehören die<br />
Arbeitsmarkttheorie und -politik. Sesselmeier<br />
ist federführender Herausgeber<br />
der Zeitschrift „Sozialer Fortschritt“.<br />
„Es sollte so weit wie möglich bereits das Problem<br />
nicht gelingender Übergänge vermieden werden“,<br />
forderte Sesselmeier bei der Anhörung. Bei<br />
den Jüngeren müsse das Ziel vor allem ein gelingender<br />
Übergang von der Schule in das Erwerbs- und<br />
Ausbildungssystem sein. Mit Blick auf die Älteren<br />
sprach sich Sesselmeier für ein integriertes Konzept,<br />
bestehend aus altersgerechten Arbeitsplätzen und<br />
dem Zusammenwirken von Bildungs-, Renten- und Arbeitsmarktpolitik,<br />
aus, um dem künftigen Fachkräftemangel<br />
zu begegnen.<br />
Arbeitsmarktexperte Kupka unterstrich in seiner<br />
Analyse die Problematik ungleich verteilter Bildungschancen<br />
schon im Kinder- und Jugendalter und verwies<br />
auf die besondere Benachteiligung von Migrantinnen<br />
und Migranten. Ein zentrales Problem, dem<br />
sich die <strong>AWO</strong> als Wohlfahrtsverband und als Träger<br />
dringend annehmen solle, sei das insgesamt ineffiziente<br />
Übergangssystem zwischen Schule und Beruf.<br />
Menschen mit Behinderungen<br />
Die Sozialpolitik für Menschen mit Behinderung und<br />
psychisch Kranke hat ihren Weg von der Fürsorge<br />
zur Selbstbestimmung und Teilhabe genommen. Das<br />
ist der Weg, den auch die <strong>AWO</strong> mit ihren Angeboten<br />
konsequent mitgehen will. Die Perspektive der<br />
<strong>AWO</strong> richtet sich auf eine Zukunft mit sozial gerechten<br />
Infrastrukturen von Bildung, Beschäftigung, Wohnen<br />
und gleichberechtigter Mitwirkung ein.<br />
Petra Gromann sprach sich bei der Anhörung für<br />
ein neues Systemmanagement aus, von Einrichtungen<br />
und Diensten, verstanden als strategische Partnerschaften,<br />
die auch über Trägerinteressen hinweg<br />
gehen und einen starken Quartiersbezug haben müssten.<br />
Sie müssten transparent gestaltet werden und<br />
eine systematische Beteiligung der Selbsthilfe einschließen.<br />
Schwartes Kernforderung lautet: „Auf ein eigenes<br />
Leistungsrecht kann nicht verzichtet werden. Das in<br />
der UN-Konvention bekräftigte Recht auf unabhängige<br />
Lebensführung und Teilhabe am Leben in der Gesellschaft<br />
passt nicht zum Nachrang und zum Bedürftigkeitsprinzip,<br />
das die öffentliche Fürsorge bestimmt.<br />
Bildung und Erziehung<br />
Dr. Peter Kupka arbeitet seit 2002 im<br />
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
der Bundesagentur für Arbeit<br />
in Nürnberg und koordiniert dort die<br />
Evaluationsforschung und Forschungsplanung<br />
Kinder und Jugendliche, die aus so genannten bildungsfernen<br />
Schichten kommen, haben zumeist geringere<br />
Berufs- und Einkommenschancen. Diese Zielgruppe<br />
benötigt an den unterschiedlichen Übergängen<br />
Schule-Berufsausbildung, Schule-Jugendberufshilfe,<br />
Schule-Jugendsozialarbeit besondere Förderung<br />
und Unterstützung. Jugendliche ohne Schulabschluss<br />
von heute werden zu perspektivlosen Menschen von<br />
Morgen.<br />
Prof. Dr. Petra Gromann<br />
lehrt an der Hochschule<br />
Fulda u. a. Heil- und<br />
Behindertenpädagogik<br />
und Soziologie<br />
Prof. Norbert Schwarte<br />
lehrt am Zentrum für<br />
Planung und Evaluation<br />
Sozialer Dienste an der<br />
Universität Siegen<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
15
16 TITEL<br />
Prof. Dr. Norbert<br />
Münchmeier war Wissenschaftlicher<br />
Leiter<br />
der Abteilung JugendundJugendhilfeforschung<br />
am Deutschen<br />
Jugendinstitut München<br />
und ist seit 1995 Professor<br />
für Sozialpädagogik<br />
an der Freien<br />
Universität Berlin<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
„Bildung bedeutet Persönlichkeitsentwicklung,<br />
daher kommt es auf Bildung von Anfang an an. Bildung<br />
ist die entscheidende Ressource der alltäglichen<br />
Lebensbewältigung“.<br />
Sie sagt: „Gerechtigkeit kann nicht ohne Einbeziehung<br />
der Eltern in Bildungsprozesse ihrer Kinder<br />
gelingen.<br />
So viel Integration war nie<br />
Prof. Ursula Rabe Kleberg ist Hochschullehrerin<br />
für Erziehungswissenschaft<br />
und Soziologie der Bildung<br />
und Erziehung am Institut für Pädagogik,<br />
Fachbereich Erziehungswissenschaft<br />
der Martin-Luther-Universität<br />
Halle-Wittenberg<br />
Die neuere Geschichte von Gastarbeiterschaft, Zuwanderung<br />
und Einwanderung in Deutschland ist ein halbes<br />
Jahrhundert alt. Eine Zeitspanne, geprägt von Augen<br />
zu, Lichtblicken, Versäumnissen, Ablehnung, Gewaltausbrüchen,<br />
Polemik und Borniertheit. Mit der Globalisierung<br />
zog auch der Schimmer des Wandels herauf.<br />
So viel Integration wie derzeit gab es in diesem<br />
Lande noch nie. Der ,Nationale Integrationsplan’ vom<br />
Sommer 2007 könnte ein Wendepunkt sein, wenn<br />
man ihn lebt und nicht nur richtig buchstabieren kann.<br />
Prof. Dr. Ursula Boos-Nünning ist Professorin<br />
für Erziehungswissenschaft<br />
mit dem Schwerpunkt Interkulturelle<br />
Pädagogik an der Universität Essen.<br />
Sie stellt fest: „Im gegenwärtigen Diskurs herrscht<br />
die Vorstellung, dass Integration über das Beherrschen<br />
der deutschen Sprache herzustellen sei. Dass<br />
Migranten deutsch lernen, ist eine Selbstverständlichkeit,<br />
die niemand bestreitet. Die entscheidende Frage<br />
ist aber die nach dem gesellschaftlichen Stellenwert<br />
der Muttersprachen. Daraus ergibt sich die Frage,<br />
inwieweit die Gesellschaft bereit ist, die gedanklich<br />
an die Muttersprachen gekoppelten subkulturellen<br />
Wertorientierungen für die Entwicklung einer multiethnischen<br />
Gesellschaft zu akzeptieren.“<br />
Dr. Hubertus Schröer ist Geschäftsführer<br />
am Institut für Interkulturelle Qualitätsentwicklung<br />
in München und war<br />
lange Jahre Ausländerbeauftragter der<br />
bayerischen Landeshauptstadt<br />
Schröer sagt: „Hauptthema der Interkulturellen<br />
Öffnung ist die Überwindung der sozialstrukturellen<br />
Benachteiligung von Migranten; dabei geht es nicht<br />
um ethnisch-kulturelle Differenzen“.<br />
Älter werden und alt sein –<br />
demnächst in Deutschland<br />
Die Bevölkerungsvorausberechnung sagt: Im Jahr<br />
2050 wird nur etwa die Hälfte der Bevölkerung im Erwerbsalter,<br />
über 30 Prozent werden 65 oder älter<br />
und rd. 15 Prozent unter 20 Jahre alt sein. Demografischer<br />
Wandel heißt knapp übersetzt: Überalterung<br />
hier und zu wenig Junge da – der Generationenvertrag<br />
gilbt. Der Fünfte Altenbericht einer Sachverständigenkommission<br />
weist jedoch nicht nur auf die demografischen<br />
Risiken hin, sondern stellt auch die<br />
wachsenden Potentiale des Alters in Wirtschaft und<br />
Gesellschaft heraus, die aber sozial ungleich verteilt<br />
sein könnten. Danach werde es »das Alter« und »den<br />
alten Menschen« nicht geben. Will wohl sagen:<br />
Chance oder Risiko.<br />
Prof. Dr. Uwe Fachinger lehrt und<br />
forscht an der Hochschule Vechta am<br />
Institut für Gerontologie - der Wissenschaft<br />
vom Alter und Altern.<br />
„Dass heute Risiken der Altersarmut wieder verstärkt<br />
diskutiert werden, hängt nicht mit der demographischen<br />
Entwicklung zusammen, sondern ist<br />
Ausdruck der Erkenntnis über die langfristigen Wirkungen<br />
der finanz-, wirtschafts- sowie sozialpolitischen<br />
Maßnahmen zur Entlastung des Staatshaushalts<br />
und der Unternehmen. Diese Änderungen haben<br />
mit dazu geführt, dass beispielsweise im Jahr<br />
2006 ein Potential von über 25 Millionen erwerbstätigen<br />
Personen existierte, die keine oder nur eine reduzierte<br />
Absicherung in den sozialen Sicherungssystemen<br />
haben (z. B. geringfügig Beschäftigte, Teilzeittätige,<br />
Solo-Selbständige, unstetig Beschäftigte).“<br />
Prof. Dr. Vjenka Garms-Homolová ist<br />
Professorin für Pflege- und Gesundheitsmanagement<br />
an der Alice Salomon<br />
Fachhochschule in Berlin und<br />
lehrt u.a. pflegerische Versorgung<br />
und ihre Qualität.<br />
„Zentrale Bedarfsgruppen sind Menschen mit Demenz<br />
und/oder Depression und sterbende Menschen<br />
sowie somatisch kranke, oft immobile bzw. bettlägerige<br />
Menschen. Eine neue Priorität muss die Gruppe der<br />
Menschen bekommen, deren Fähigkeiten und Zustand<br />
durch gezielte Förderungsmaßnahmen erhalten und<br />
verbessert werden können. Die Wiederherstellung von<br />
Teilen der Selbstversorgungsfähigkeit, Vermeidung des<br />
fortschreitenden Abbaus und einer progressiven sozialen<br />
Desintegration, Erhaltung von Kompetenzrestbeständen<br />
sind für die Bewältigung des Problems ,steigender<br />
Pflegebedarf’ absolut unverzichtbar.“<br />
Text/Dokumentation/Fotos: Peter Kuleßa
INTERNATIONALE BEHINDERTENHILFE<br />
»Wir haben doch die<br />
gleichen Träume«<br />
Ein deutsch-russisches Projekt zur Stärkung der<br />
Mitbestimmung behinderter Menschen<br />
Hamburg/St. Petersburg. Es berichtet sich leichter als<br />
es vielleicht immer gewesen ist. Aber die Erfahrungen,<br />
die Begegnungen, das Herantasten an Hürden<br />
und die Überwindung derselben und schließlich das<br />
Ergebnis am Ende – das strahlt Zufriedenheit, Erfolg<br />
und Zuversicht aus.<br />
Drei Projektpartner kooperierten ein ganzes Jahr<br />
lang in bemerkenswerter Weise: Das russische staatliche<br />
Behindertenheim „PNI 3“ Peterhof bei Sankt<br />
Petersburg, der gemeinnützige Verein „Perspektivy“<br />
in Sankt Petersburg und die Behindertenhilfe Hamburg<br />
gGmbH, BHH, ein korporatives Mitglied der<br />
<strong>AWO</strong>. Ermöglicht wurde das Projekt durch eine Förderung<br />
der Aktion Mensch.<br />
• Welche Wohnwünsche haben Menschen mit Behinderungen?<br />
• Welche Möglichkeiten gibt es, auf das Leben selbst<br />
aktiv Einfluß zu nehmen?<br />
• Wie können Interessensvertretungen und Heimbeiräte<br />
wirkungsvoll arbeiten?<br />
• Welche Formen der Unterstützung sind gewünscht<br />
bzw. unerwünscht?<br />
Diese Fragen bildeten den inhaltlichen Schwerpunkt<br />
des Projektes.<br />
Ungewöhnlich und wesentliches Merkmal war,<br />
dass sich nicht professionell Tätige untereinander beraten<br />
haben, sondern dass Menschen mit Behinderungen<br />
als „Experten in eigener Sache“ die Projektgruppe<br />
bildeten.<br />
Im Verlauf der Zusammenarbeit lernten Menschen<br />
mit Behinderungen aus Hamburger Wohneinrichtungen<br />
auf der einen Seite und aus dem „Peterhof<br />
- PNI 3’“ auf der russischen Seite die Wohn- und<br />
Lebenssituationen des jeweiligen Partners kennen.<br />
Einwöchige Hospitationsaufenthalte wurden dazu<br />
genutzt, sich aktiv zum Thema „Wohnen“ und „Mitbestimmung“<br />
auszutauschen. Teilnehmer waren auf<br />
jeder Seite fünf Menschen mit Behinderungen, die<br />
als Delegierte der Bewohner bzw. als Heimbeiratsvertreter<br />
fungierten und von professionell Tätigen<br />
unterstützt und begleitet wurden.<br />
Die Teilnehmer übernahmen dabei auch die Rolle<br />
von Multiplikatoren und stellten die Zwischenergebnisse<br />
auf internen Treffen den Bewohnerinnen und<br />
Bewohnern vor und zur Diskussion.<br />
So unterschiedlich auch die Wohnsituation in den<br />
„Hamburger Wohngruppen“ und im „Peterhof“ sind<br />
– mit Erstaunen stellten die Teilnehmer fest, dass die<br />
Wohnwünsche und die eigenen Vorstellungen zur<br />
Mitbestimmung sich sehr ähneln. Menschen mit Behinderungen<br />
waren in diesem deutsch-russischen Projekt<br />
erfolgreich tätig, sich für ihre Interessen und<br />
Rechte selbst aktiv einzusetzen. Unter Beachtung der<br />
besonderen methodischen Erfordernisse, wie Themen<br />
in einfacher Sprache erörtern, Zeit für Zielformulierungen<br />
und Erfahrungen zur Verfügung stellen,<br />
konnten die Projektteilnehmer als Experten und Multiplikatoren<br />
wirken.<br />
Als sichtbarer Beweis für den Erfolg dieser ungewöhnlichen<br />
Kooperation steht ein zweisprachiges Arbeitsbuch.<br />
Auf 54 Seiten werden mit vielen Fotos und<br />
in einfacher Sprache die Ergebnisse des Projektes<br />
dargestellt. Die Dokumentation ist ein „methodisches<br />
Vorbild“ dafür, wie man das Thema „Mitbestimmung“<br />
und „Einflussnahme“ gestalten und kommunizieren<br />
kann.<br />
Und ganz „nebenbei“ wurde durch die Kooperation<br />
der deutsch-russischen Partner auch gezeigt, wie<br />
staatliche Einrichtungen und gemeinnützige Initiativen<br />
erfolgreich zusammenarbeiten können.<br />
Auf den Abschlussveranstaltungen in Sankt Petersburg<br />
und in Hamburg stellten die Heimbeiratsvorsitzenden<br />
und die Bewohnerdelegierten diese Broschüre<br />
anderen Menschen mit Behinderungen, Vertretern<br />
von sozialen Organisationen und Behörden<br />
sowie fachlich Interessierten vor. Ein Teilnehmer<br />
brachte den Erfolg mit dem ganz persönlichen Resümee<br />
zum Ausdruck: „Wir fühlen uns nun stärker,<br />
denn wir haben neue Freunde gewonnen, deren<br />
Träume unseren Träumen so ähnlich sind.“<br />
Volker Caroll<br />
Foto: caroll<br />
„Wohnen konkret“ –<br />
Evgenij Ivanow aus<br />
Petersburg erprobt<br />
seine Wohnwünsche<br />
in Hamburg<br />
Exemplare des<br />
Arbeitsbuches können<br />
bei der Behindertenhilfe<br />
Hamburg zum Preis von<br />
14 Euro (inkl. Versandkosten)<br />
unter info@vfb.net<br />
bestellt werden.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
17
18 BERUF & PFLEGE<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
Wer kümmert sich<br />
um Mutter?<br />
Frau W. ist eine lebensfrohe alte Dame, die immer<br />
noch gerne singt. Doch ihre Kräfte schwinden<br />
zusehends, kein Wunder bei gut 89 Lebensjahren.<br />
Auf ihre Angehörigen kommen immer mehr<br />
Aufgaben zu: <strong>beim</strong> Waschen und Anziehen Helfen,<br />
Essen kochen, Füttern und nicht zuletzt ihr einfach<br />
Gesellschaft leisten, mit ihr reden und ihr zuhören.<br />
Obwohl sich die Familie die Aufgaben aufteilt, wird<br />
die Pflege der alten Dame zunehmend zur Belastung<br />
für alle Beteiligten, doch vom Alten- oder Pflegeheim<br />
und auch vom Sterben will Frau W. nichts wissen.<br />
Vor diesem oder einem ähnlichen Szenario, wie<br />
es im Film „Das Fest der Alten“ von Christa Pfafferott<br />
geschildert wird, werden immer mehr Familien in<br />
Deutschland stehen. Die Pflege der alten Mutter, des<br />
Schwiegervaters oder des Partners muss übernommen<br />
oder zumindest über größere räumliche Distanzen<br />
hinweg organisiert werden. Die Hauptschwierigkeit<br />
besteht darin, eine Lösung zu finden, die den<br />
Wünschen und Bedürfnissen aller Beteiligten – der<br />
zu pflegenden Person, aber auch der Pflege- bzw.<br />
Bezugspersonen – gerecht wird.<br />
Die vollstationäre Pflege aller Pflegebedürftigen ist<br />
angesichts der zu erwartenden steigenden Zahlen<br />
sehr kostenintensiv. Es müssen also Lösungen gefunden<br />
werden, die die ambulante Pflege von Menschen<br />
ermöglichen, ohne die Angehörigen zu überfordern.<br />
Aktuell werden mehr als zwei Drittel aller Pflegebedürftigen<br />
zuhause von ihren Angehörigen gepflegt.<br />
Diese Angehörigen sind wiederum zu gut drei Vierteln<br />
Frauen: Töchter, Schwiegertöchter, Nichten, aber<br />
auch Freundinnen oder Nachbarinnen. Für die Politik<br />
stellt sich die dringliche Frage, welche Unterstützung<br />
pflegende Menschen brauchen, um diese Aufgabe<br />
überhaupt wahrnehmen zu können – und zwar ohne<br />
Selbstaufgabe und Aufopferung. Denn vielfach ist die<br />
Pflegebedürftigkeit eine Phase, die über einen langen<br />
Zeitraum bewältigt werden muss: Im Durchschnitt dauert<br />
sie gut acht Jahre.<br />
Zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf<br />
Die Bundesregierung hat versucht, mit dem Anfang<br />
Juli dieses Jahres in Kraft getretenen Pflegezeitgesetz<br />
(als Teil des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes)<br />
eine erste Antwort auf diese Herausforderungen<br />
zu geben. Künftig können Beschäftigte eine kurzfristige<br />
zehntägige Freistellung in Anspruch nehmen, um<br />
plötzlich auftretenden Pflegebedarf, z.B. nach einem<br />
Schlaganfall, zu organisieren und kurzzeitig die Pflege<br />
selbst zu übernehmen. Zudem besteht – allerdings<br />
nur in Betrieben mit mehr als 15 Beschäftigten – künftig<br />
die Möglichkeit, bis zu sechs Monate lang eine<br />
Pflegezeit in Anspruch zu nehmen, um sich selbst um<br />
einen pflegebedürftigen Angehörigen zu kümmern.<br />
Der sozialversicherungsrechtliche Schutz der pflegenden<br />
Person in dieser Zeit ist gegeben, anders als ursprünglich<br />
vorgesehen handelt es sich aber bei beidem<br />
um eine unbezahlte Freistellung. Die SPD konnte<br />
sich mit der Forderung, zumindest die kurzzeitige<br />
Freistellung über einen Lohnersatz abzusichern,<br />
gegenüber dem Koalitionspartner nicht durchsetzen.<br />
Im Fall eines kranken Kindes hat jeder Elternteil<br />
Anspruch auf zehn (von den Krankenkassen) bezahlte<br />
Krankentage pro Jahr. Und das Bundeselterngeld<br />
und -elternzeitgesetz (BEEG) sieht eine Lohnersatzleistung<br />
von 67 Prozent für Eltern vor, die sich nach der<br />
Geburt ein Jahr lang um ihr Kind kümmern möchten.<br />
Demgegenüber bleiben die Regelungen zur Pflegezeit<br />
weit zurück. Die Familienpflege soll zwar gestärkt<br />
werden, aber kosten darf sie nichts. Dies war<br />
auch einer der Hautkritikpunkte des ZFF an dem Gesetzentwurf.<br />
Das ZFF hält es nach wie vor für unabdingbar,<br />
dass berufliche Auszeiten mit einem adäquaten<br />
Lohnersatz einhergehen. Denn sonst drohen<br />
sie zu einer Falle vor allem für Frauen zu werden.<br />
Angesichts der faktisch notwendigen langen Pflegezeiten<br />
ist zudem zu fragen, ob ein kompletter Berufsausstieg<br />
überhaupt die Lösung sein kann. Aus ZFF-<br />
Sicht sind bessere Rechtsansprüche auf existenzsichernde<br />
Teilzeitarbeit notwendig, die die teilweise<br />
Übernahme von Pflegeverantwortung bei gleichzeiti-
ger Unterstützung durch bezahlbare ambulante Pflegedienste<br />
ermöglicht.<br />
Hinsichtlich der besseren Vereinbarkeit von Beruf<br />
und (Teil-)Pflege sind auch die Unternehmen gefordert.<br />
Wie eine Studie der prognos AG im Auftrag<br />
der Hertie-Stiftung aufzeigt, haben diese das Problem<br />
aber mehrheitlich überhaupt noch nicht erkannt.<br />
Von Unternehmensseite wurde massive Kritik<br />
an den vorgesehenen Freistellungsmöglichkeiten geübt.<br />
Eine gesetzliche Regelung von Pflegezeiten sei<br />
unnötig, es gebe genügend individuelle Lösungsmöglichkeiten<br />
innerhalb der einzelnen Unternehmen. Nur<br />
jedes siebte Unternehmen bietet seinen Mitarbeitern/-innen<br />
allerdings tatsächlich die Möglichkeit,<br />
über Maßnahmen wie Beratungs- und Vermittlungsangebote,<br />
flexible Arbeitszeiten oder Heimarbeit<br />
auch ihrer Pflegeverantwortung gerecht zu werden.<br />
Aufklärung und qualifizierte Beratung, wie sie zum<br />
Beispiel der Seniorenservice <strong>AWO</strong> den Unternehmen<br />
anbietet, sind notwendig. Neben individuellen<br />
Erleichterungen geht es aber auch um Strukturen.<br />
Nach einer Erhebung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen<br />
Instituts der Hans-Böckler-Stiftung<br />
wünschen sich Pflegende vor allem niedrigere Arbeitszeitstandards<br />
und flexible Arbeitszeiten. Die<br />
zeitpolitische Umgestaltung der Arbeitswelt zugunsten<br />
von Fürsorgeaufgaben ist somit eine dringende,<br />
noch ausstehende gesellschaftliche Aufgabe.<br />
Die Frage, wer denn nun Mutter pflegt, darf nicht<br />
über eine bloße Privatisierung zulasten der Frauen<br />
gelöst werden. Das ZFF steht zum Grundsatz „ambulant<br />
vor stationär“ und auch zum Ja zur Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Pflege, aber unter der Bedingung,<br />
dass ausreichend professionelle Unterstützung durch<br />
ambulante Pflegedienste oder Angebote der Tagespflege<br />
geschaffen wird. Denn alles kann – und soll –<br />
die Familie unter den heutigen Lebensbedingungen<br />
nicht (mehr) auffangen.<br />
Bettina Rainer<br />
Die Menschen in Deutschland leben länger und<br />
immer mehr von ihnen erreichen das Stadium des<br />
Hochbetagtseins jenseits der 80. In dieser Phase<br />
steigt die Wahrscheinlichkeit der Pflegebedürftigkeit<br />
eklatant an. Statt bei aktuell knapp 2 Mio.<br />
Pflegebedürftigen wird sich im Jahr 2020 bereits<br />
bei über 3 Mio. Menschen die Frage stellen, wer<br />
sich um sie kümmert und sie pflegt. Anfang Juli<br />
2008 ist das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz in<br />
Kraft getreten, mit dem erstmals die Möglichkeit einer<br />
kurzfristigen zehntägigen Auszeit für die Organisation<br />
der Pflege sowie einer halbjährigen<br />
Pflegeauszeit geschaffen wurde. Diese Pflegezeiten<br />
sind allerdings unbezahlt. Das Zukunftsforum<br />
Familie ZFF, der familienpolitische Fachverband<br />
der <strong>AWO</strong>, hat diesen Schwachpunkt vehement<br />
kritisiert. Es steht zu befürchten, dass es unter diesen<br />
unattraktiven Bedingungen wieder überwiegend<br />
Frauen sein werden, die temporär oder gar<br />
dauerhaft aus ihrem Beruf aussteigen, um ihre<br />
oder die Angehörigen ihres Partners zu pflegen.<br />
Aus der Sicht des ZFF sind bei der Vereinbarkeit<br />
von Pflege und Beruf noch längst nicht alle Fragen<br />
geklärt: Welche unterstützenden Rahmenbedingungen<br />
sind nötig, um die anstrengende Pflege eines<br />
anderen Menschen überhaupt leistbar zu machen?<br />
Was muss sich in Unternehmen verändern,<br />
um eine bessere Vereinbarkeit zu ermöglichen?<br />
Wie kann verhindert werden, dass nach der Kindererziehung<br />
nun auch noch die Pflegeverantwortung<br />
zur beruflichen Falle für Frauen wird? Und<br />
wie können Männer verstärkt zur Übernahme von<br />
Pflegeaufgaben motiviert werden?<br />
Das ZFF wurde auf Initiative der <strong>AWO</strong> als<br />
familienpolitischer Fachverband gegründet. Neben<br />
Gliederungen der <strong>AWO</strong> sind im ZFF die<br />
Bundesvereinigung der Mütterzentren, der Progressive<br />
Eltern- und Erzieherverband PEVNW<br />
und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Elterninitiativkindergärten<br />
organisiert.<br />
Mehr Informationen zum Thema Pflege & Beruf bei:<br />
www.seniorenservice-awo.de<br />
prognos-Studie „Eltern pflegen“,<br />
Download unter http://www.prognos.com/<br />
fileadmin/pdf/1173954587.pdf<br />
WSI-Diskussionspapier „Jenseits von Zeitnot und Karriereverzicht<br />
– Wege aus dem Arbeitszeitdilemma.<br />
Arbeitszeiten von Müttern, Vätern und Pflegenden“,<br />
Download unter<br />
http://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_diskp_158.pdf<br />
Dokumentation der Veranstaltung „Die Pflegereform –<br />
Chance oder Falle für Frauen?“,<br />
Download unter http://www.frauenrat.de<br />
DGB-Broschüre „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege –<br />
ein Handlungsfeld für Betriebsräte“, Donload unter<br />
https://www.dgb-bestellservice.de/besys_dgb/pdf/<br />
DGB301001.pdf<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
19
20 BILDUNG<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
Elektronisch lernen<br />
Die Entwicklung neuer Technologien hat der Vermittlung von Wissen<br />
neue Kanäle geöffnet. Im Rahmen eines bundesweiten Projekts soll<br />
eine Infrastruktur entstehen, um auch in der Altenpflege Fort- und<br />
Weiterbildung per eLearning zu etablieren<br />
Der deutsche Pflegesektor<br />
stellt eine Wachstumsbranche<br />
dar, die in den nächsten<br />
40 Jahren mit enormen Zuwachszahlen<br />
rechnen kann. Das Institut<br />
der deutschen Wirtschaft (IW) in<br />
Köln geht davon aus, dass bis<br />
2050 weitere 1,45 Millionen Pflegeheimplätze<br />
benötigt werden,<br />
was sich auch spürbar auf die Beschäftigtenzahl<br />
auswirken wird.<br />
Elektronische Medien<br />
Diese demographische Entwicklung<br />
stellt die Altenpflege vor große<br />
Herausforderungen. Dabei<br />
spielen insbesondere die Finanzierung<br />
der Pflege, die Rekrutierung<br />
von geeigneten Beschäftigten und<br />
die Qualitätssicherung der erbrachten<br />
Leistungen eine immer<br />
wichtigere Rolle. In diesem Zusammenhang<br />
kann der Einsatz<br />
neuer Technologien in der Alten-<br />
Mehr Informationen<br />
zum Projekt bei:<br />
<strong>AWO</strong>-Bundesverband e.V.<br />
Olaf Christen<br />
Blücherstr. 62-64<br />
10961 Berlin<br />
Tel.: 0 30 - 26 30 90<br />
E-Mail: olaf.christen@awo.org<br />
Internet: www.awo.org<br />
oder bei:<br />
info<br />
<strong>AWO</strong>-Bildungszentrum Preetz<br />
Peggy Sass<br />
Hinter dem Kirchhof 10<br />
24211 Preetz<br />
Tel.: 0 43 42 - 8 86 06<br />
E-Mail: peggy.sass@awo-sh.de<br />
Internet: www.awo-bz-sh.de<br />
Der Einsatz elektronischer Medien eröffnet vielfältige Möglichkeiten für neue<br />
Formen des Lernens und für die Vermittlung von Wissen<br />
pflege ein notwendiger Schritt<br />
sein, um diesen Herausforderungen<br />
aktiv zu begegnen.<br />
Beim EDV-Einsatz in der Altenpflege<br />
lassen sich zwei Bereiche<br />
unterscheiden:<br />
• der Bereich des Arbeitens (etwadurch<br />
eine vielseitige computergestützte<br />
Anwendung, wie z.B.<br />
Dienstplan-, Pflegeplanungs- und<br />
Dokumentationsprogramme, die<br />
in den Einrichtungen Arbeitsabläufe<br />
und Arbeitsprozesse unterstützen)<br />
und<br />
• der Bereich des Lernens (z.B.<br />
durch die Benutzung von Lernsoftware<br />
oder durch die Bereitstellung<br />
von Lerninhalten über<br />
eine internetbasierte Lernplattform,<br />
um das lebensbegleitende<br />
Lernen der Mitarbeiter in der<br />
Altenpflege arbeitsplatznah zu<br />
unterstützen).<br />
Der Einsatz elektronischer Medien<br />
eröffnet heute vielfältige Mög-<br />
lichkeiten der Wissensvermittlung<br />
und des Lernens, die insbesondere<br />
für Unternehmen und Einrichtungen<br />
in der Altenhilfe neue Perspektiven<br />
schaffen. Doch bisher verfügen<br />
weder die Aus-, Fort- und<br />
Weiterbildungseinrichtungen noch<br />
die Pflegeeinrichtungen in der Altenhilfe<br />
über eine ausreichende Infrastruktur,<br />
um neue Lehr- und Lernformen<br />
über das Internet umfassend<br />
nutzen zu können.<br />
Übergreifendes Netzwerk<br />
Hier setzt das Projekt „eLearning-<br />
Infrastruktur in der Altenpflege“<br />
an. In einem trägerübergreifenden<br />
Netzwerk wird eine zentrale eLearning-Infrastruktur<br />
mittels einer<br />
„open source“ Kommunikationsund<br />
Lernplattform aufgebaut –<br />
„open source“ bedeutet soviel wie<br />
„offene Quelle“ –, auf der das<br />
Lehrpersonal in den Bildungs- und<br />
die Ausbilder in den Altenpflegeeinrichtungen<br />
geschult werden.<br />
FOTO: WERNER KRÜPER
Anschließend soll bereits entwickelter<br />
eContent (digitaler Inhalt) für<br />
die Bereiche „Altenpflegeausbildung“<br />
und „Altenpflegeweiterbildung“<br />
erprobt werden. Zur Umsetzung<br />
dieses ambitionierten Projektes<br />
haben sich unterschiedliche<br />
Partner aus dem Sektor der Altenpflege<br />
unter der Federführung des<br />
<strong>AWO</strong>-Bundesverbandes zusammengefunden.<br />
Während der Projektlaufzeit<br />
sollen bundesweit 90 Tele-Tutoren/<br />
Kursautoren und zehn Administratoren<br />
aus Aus-, Fort- und Weiterbildungseinrichtungen<br />
in der Altenpflege<br />
für den Einsatz der Lernplattform<br />
ILIAS mit Mitteln des Förderprogramms<br />
„Neue Medien in<br />
der Bildung“ qualifiziert werden.<br />
Die Schulungen werden von der<br />
Qualitus GmbH in Köln durchgeführt.<br />
Für die o.g. Qualifizierungen<br />
konnten drei Arbeitsgemeinschaften<br />
für Fachschulen der Altenpflege<br />
gewonnen werden: in Schleswig-Holstein<br />
die Schulleiterkonferenz<br />
des Forums Pflegegesellschaft,<br />
in Baden-Württemberg die<br />
Konferenz der Fachschulen für Altenpflege<br />
und in Berlin der „Arbeitskreis<br />
Ausbildungsstätten für<br />
Altenpflege“ (AAA). Die teilnehmenden<br />
Einrichtungen erhalten auf<br />
dem projekteigenen Server einen<br />
separaten, geschützten Zugang für<br />
die Entwicklung und Erprobung eigener<br />
eLearning-Lehr- und Lernszenarien.<br />
Für die Erprobung von bereits<br />
entwickeltem Inhalt konnten<br />
die Vincentz Network GmbH &<br />
Co. KG in Hannover und die Kommunikation<br />
& Wirtschaft GmbH in<br />
Oldenburg gewonnen werden, die<br />
beide eLearning-Material für den<br />
Bereich Altenpflege anbieten.<br />
Vielfältiger Nutzen<br />
Mit dem Projekt werden die folgenden<br />
Ziele verfolgt:<br />
• attraktivere Unterrichtsgestaltung<br />
durch den Einsatz von eLearning<br />
in der Altenpflegeausbildung;<br />
• neue Formen der Zusammenarbeit<br />
in der Sozialwirtschaft: trägerinterne<br />
und trägerübergreifende<br />
Netzwerkarbeit;<br />
• mit Hilfe einer internetbasierten<br />
Lernplattform können die <strong>online</strong><br />
verfügbaren Lehr- und Lernmate-<br />
rialien kontinuierlich und schnell<br />
aktualisiert werden und dienen<br />
somit dem individuellen lebensbegleitenden<br />
Lernen der Beschäftigten;<br />
• Kostenerparnisse für die Träger<br />
der Einrichtungen und deren Mitarbeiter;<br />
• Imageverbesserung des Sektors<br />
und Rekrutierung neuer Personengruppen<br />
aufgrund des Einsatzes<br />
neuer Medien.<br />
Die Fortführung des Projektes<br />
nach der Förderzeit wird durch die<br />
Gründung einer Non profit-Organisation<br />
(z.B. „Verein zur Förderung<br />
des eLearning in der Altenpflege“)<br />
gesichert. Als Mitglieder<br />
sollen zunächst die an dem Projekt<br />
beteiligten Bildungseinrichtungen<br />
aufgenommen werden, um die<br />
eLearning-Infrastruktur aufrecht zu<br />
erhalten und Einführungsschulungen<br />
für alte und neue Partner anbieten<br />
zu können. Dabei wird von<br />
ca. 350 Euro Mitgliedsbeitrag pro<br />
Jahr und Einrichtung ausgegangen.<br />
Der Verein steht auch neuen<br />
Einrichtungen offen.<br />
Darüber hinaus können dem<br />
Verein auch Anbieter von digitalem<br />
Inhalt beitreten und ihre Produkte<br />
im Rahmen eines Lizenzmodells<br />
vertreiben. Neben den o.g.<br />
Arbeitsgemeinschaften der Fachschulen<br />
für Altenpflege stehen die<br />
Schulungen auch Fachschulen in<br />
anderen Bundesländern offen.<br />
Andreas Bartels und<br />
Norbert Bromberger<br />
Quelle: altenpflege/vincentz-verlag<br />
Die <strong>AWO</strong> sucht im<br />
Rahmen des Projektes<br />
noch Tele-Tutoren.<br />
Interessierte können sich<br />
an Andreas Bartels <strong>beim</strong><br />
<strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />
(andreas.bartes@awo.org)<br />
wenden.<br />
Um digitalen Lernstoff einsetzen zu können, ist<br />
der Aufbau einer eLearning-Infrastruktur nötig<br />
internet<br />
Nähere Informationen zu den Projektbeteiligten<br />
im World Wide Web unter:<br />
www.qualitus.de<br />
Schulungspartner Qualitus GmbH<br />
www.ilias.de<br />
Lernplattform ILIAS<br />
www.kas-bw.de<br />
Konferenz der Fachschulen für Altenpflege<br />
in Baden-Württemberg<br />
www.aaa-deutschland.de<br />
Arbeitskreis Ausbildungsstätten für Altenpflege<br />
www.vincentz.net<br />
Vincentz Network GmbH & Co. KG<br />
www.lernen.kuw.de<br />
Kommunikation & Wirtschaft GmbH<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
FOTO: WERNER KRÜPER<br />
21
22 JUGENDHILFETAG<br />
Wörtlich zu nehmen: Die <strong>AWO</strong> stand<br />
<strong>beim</strong> diesjährigen Deutschen Jugendhilfetag<br />
mit einem 300-qm-Stand im Mittelpunkt;<br />
u. a. zu sehen: die „Präventionskette“<br />
der <strong>AWO</strong> LAG NRW.<br />
Die zentrale Fachveranstaltung<br />
der <strong>AWO</strong> stand<br />
unter dem Thema: „Bildung<br />
und Förderung ohne<br />
Armutszeugnis“. Teilnehmer<br />
der Diskussion waren<br />
v.l.n.r.: Konrad Hummel<br />
(Sozialdezernent Augsburg),<br />
Marlene Rupprecht<br />
MdB, Moderator Paul<br />
Saatkamp (<strong>AWO</strong> Niederrhein),<br />
Klaus Schäfer<br />
(MAGS NRW), Gerda<br />
Holz (ISS), Gerwin Stöcken<br />
(<strong>AWO</strong> Bundesvorstand)<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
Prominenter Besuch am <strong>AWO</strong>-Stand. Der Bundespräsident<br />
Horst Köhler mit seiner Frau Eva Luise, Familienministerin<br />
Ursula von der Leyen und <strong>AWO</strong> Bundesvorsitzender<br />
Wilhelm Schmidt im Gespräch.<br />
„Gemeinsam<br />
Chancen schaffen“<br />
<strong>AWO</strong> auf dem 13. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag<br />
Essen. Auf Europas größtem von der AGJ (Arbeitsgemeinschaft<br />
für Kinder- und Jugendhilfe) veranstalteten<br />
Fachkongress der Jugendhilfe mit ca. 40.000 Besucherinnen<br />
und Teilnehmern hat sich die Arbeiterwohlfahrt<br />
eindrucksvoll präsentiert. Unter dem Leitmotiv der<br />
<strong>AWO</strong> „Gemeinsam Chancen schaffen“ stellten an einem<br />
gemeinsamen 300 qm großen Messestand der<br />
<strong>AWO</strong> Bundesverband, die Landesarbeitsgemeinschaft<br />
der <strong>AWO</strong> aus NRW sowie weitere <strong>AWO</strong>-Träger ihre<br />
innovativen Angebote und Projekte vor.<br />
Auf allein 120 qm zeigte die LAG aus NRW die<br />
aus 16 „Stationen“ bestehende „Präventionskette – von<br />
der Geburt bis zum Berufsleben“, an der sich viele<br />
<strong>AWO</strong>-Einrichtungen und Dienste aus NRW beteiligten.<br />
Der Messestand bot darüber hinaus Platz für die Aufführung<br />
von Kindermusicals und Diskussionsrunden zu<br />
fachpolitischen Themen. Für die hohe Resonanz am<br />
Stand sorgte zusätzlich der Kaffeeausschank oder die<br />
Gelegenheit, eine leckere Suppe und Frikadelle zu ergattern.<br />
Neben der Fachmesse, auf der insgesamt ca.<br />
300 Austeller vertreten waren, fand der große Fachkongreß<br />
statt. Unter dem Gesamtmotto des Jugendhilfetages<br />
"Gerechtes Aufwachsen ermöglichen" wurde in<br />
ca. 230 Fachveranstaltungen eine breite Palette jugendhilferelevanter<br />
Themen in Fachforen, Workshops<br />
und Projektpräsentationen diskutiert. Die <strong>AWO</strong> war<br />
auch hier mit 14 Fachveranstaltungen stark vertreten.<br />
Fotos: <strong>AWO</strong><br />
Kinder aus der <strong>AWO</strong> „Kita am Jahnplatz“<br />
in Essen unterhielten die Besucher mit<br />
dem Musical ‘Frederick’.<br />
Das vom Bundesverband und der LAG der <strong>AWO</strong><br />
NRW gemeinsam veranstaltete zentrale Fachforum mit<br />
dem Titel "Bildung und Förderung ohne Armutszeugnis"<br />
fand, wie die anderen Veranstaltungen auch, eine<br />
gute Resonanz. Das Thema "Armut von Kindern" stand<br />
eindeutig im politischen Mittelpunkt des Jugendhilfetages.<br />
So wäre dem Jugendhilfetag zu wünschen gewesen,<br />
dass neben den vielen Fachkräften aus der Kinderund<br />
Jugendhilfe, die hier viele Anregungen erhalten<br />
konnten, mehr Vertreterinnen und Vertreter aus Politik<br />
und Verwaltung aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik<br />
den Weg nach Essen gefunden hätten, um<br />
sich über Konzepte zur Armutsbekämpfung zu informieren,<br />
aber auch einen Eindruck von der konzeptionellen<br />
Vielfalt und der innovativen Phantasie der Jugendhilfe<br />
zu erhalten.<br />
Für die <strong>AWO</strong> ist ein Fazit auch, dass ein gemeinsamer<br />
Messeauftritt von Bundesverband und Trägern<br />
und Einrichtungen der <strong>AWO</strong> zwar viel Vorbereitung<br />
bedeutet, aber im Effekt allen Beteiligten neue und kreative<br />
Möglichkeiten bietet, sich in der Fachöffentlichkeit<br />
zu präsentieren.<br />
Klaus Theißen<br />
Gemeinsam präsentierten und<br />
informierten am Stand:<br />
<strong>AWO</strong> LAG NRW mit 16 Gliederungen, <strong>AWO</strong> Bez.<br />
Hessen-Süd/ Jugendhilfeverbund Rhein-Main, <strong>AWO</strong><br />
Unterbezirk Ennepe-Ruhr, <strong>AWO</strong> LV Mecklemburg-Vorpommern/<br />
KV Schwerin, <strong>AWO</strong> Weser-Ems/ Therapeutische<br />
Einrichtung Werscherberg, Der Sommerberg/Rösrath,<br />
Mobile Familienbildung MOFA, <strong>AWO</strong><br />
Stormarn, Jugendmigrationsdienste KV Stuttgart, KV<br />
Nürnberg , Unterbezirk Hochsauerlandkreis/ Soest/<br />
Lippstadt, <strong>AWO</strong> Bundesakademie.
24 INTERNATIONALES<br />
Eileen Gehrke auf<br />
Dienstreise in der<br />
ländlichen<br />
Projektregion.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
Neuanfang in<br />
Viele Male war Eileen Gehrke in den letzten Jahren in Nepal und doch<br />
war dieses Mal wieder alles anders. Von einem Neuanfang in Nepal.<br />
Abenteuerlich waren die Reisen nach Nepal in<br />
den letzten Jahren immer, erinnert sich Eileen<br />
Gehrke, Referentin für Entwicklungszusammenarbeit<br />
mit Indien und Nepal. Während des Bürgerkriegs<br />
mussten Dienstreisen aus Sicherheitsgründen<br />
häufig verschoben oder ganz abgesagt werden.<br />
Im Berliner Aktionsbüro von <strong>AWO</strong> International wurde<br />
oft diskutiert, ob die Projekte während der Unruhen<br />
fortgeführt werden konnten: Wie sollte man die<br />
Arbeit und die Lage vor Ort einschätzen, wenn Auslandsreisen<br />
nicht möglich waren? Und wie wollte<br />
man den Erfolg der Projekte garantieren?<br />
Auch nach dem Waffenstillstand im Frühling<br />
2006 waren Reisen in das Projektgebiet schwer<br />
planbar: Würde das rationierte Benzin reichen, um<br />
die abgelegenen, ländlichen Gebiete besuchen zu<br />
können? Würde ein Streik – ein so genannnter<br />
„Bandh“ – ausgerufen, der das Land für Tage lahm<br />
legte? Würde die Referentin ohne Probleme zurück<br />
nach Kathmandu kommen, um den Flughafen pünktlich<br />
zu erreichen oder würden die auf Sicht operierenden<br />
Inlandsflüge wegen Bodennebel auf unbestimmte<br />
Zeit verschoben werden?<br />
Noch im Februar 2008 waren wegen eines Generalstreiks<br />
die Zufahrtstraßen nach Kathmandu gesperrt<br />
und Benzin und Nahrungsmittel in der Hauptstadt<br />
knapp. Wie immer gegen Ende der Trockenzeit<br />
gab es häufige und lang andauernde Stromausfälle,<br />
da Nepal den größten Teil seiner Stromzufuhr aus<br />
Wasserkraft gewinnt. Für die Referentin bedeutete<br />
das, viele Wege zu Fuß zurückzulegen und harte<br />
Verhandlungen mit den wenigen noch übrig gebliebenen<br />
Taxifahrern zu führen. In der ländlichen Projektregion<br />
passte sie ihren Rhythmus dem Sonnenaufund<br />
-untergang an. „Die Menschen in Nepal haben<br />
sich auf die unsichere Situation eingestellt und eine<br />
große Flexibilität entwickelt“, erklärt Eileen Gehrke.<br />
„Ohne diese Flexibilität ist man auch auf Dienstreisen<br />
verloren. Es hat wenig Sinn, die Reise bis in das<br />
letzte Detail bereits von Deutschland aus zu planen –<br />
am Ende kommt doch alles ganz anders.“<br />
So wie im April 2008. Plötzlich stand Nepal am<br />
Wendepunkt seiner Geschichte und erlebte die ersten<br />
freien Wahlen seit neun Jahren. Als Eileen Gehrke<br />
im Juli nach Nepal zurückkehrte, hatte die frisch<br />
gewählte verfassungsgebende Versammlung 238<br />
Fotos: <strong>AWO</strong> International
Jahre Monarchie beendet und die Republik ausgerufen.<br />
König Gyanendra Shah hatte seinen Thron verlassen<br />
und der Palast war bereits zum Museum geworden.<br />
Statt der großen und etablierten Parteien<br />
stand nun die Maoistische Partei Nepals an der Spitze<br />
des Landes und vor der Herausforderung, viele<br />
Probleme lösen zu müssen.<br />
Nepal ist eins der ärmsten Länder der Welt. Über<br />
acht Millionen Menschen leben in Armut. Besonders<br />
Frauen, Angehörige niedriger Kasten, ländliche Arme<br />
und ethnische Minderheiten waren bisher von gesellschaftlichen<br />
und wirtschaftlichen Entwicklungen ausgeschlossen.<br />
Da vor allem die bisher benachteiligten<br />
Bevölkerungsgruppen die Maoisten wählten, haben<br />
sie nun große Erwartungen an die neue Regierung,<br />
die mit dem Versprechen angetreten ist, die Situation<br />
im Land deutlich zu verbessern. Auch wenn die Wahlen<br />
vom April ein wichtiger Schritt für politische Stabilität<br />
sind, steht Nepal weiterhin vor großen Problemen:<br />
Politische Streitigkeiten verzögern die Regierungsbildung,<br />
ethnische und territoriale Konflikte belasten<br />
das Land. „Da <strong>AWO</strong> International plant, im<br />
nächsten Jahr ein Auslandsbüro in Nepal zu eröffnen,<br />
werden wir die politischen Entwicklungen natürlich<br />
genau beobachten“, meint Eileen Gehrke. Bis dahin<br />
gibt es noch viel zu tun – auch für <strong>AWO</strong> International.<br />
Die ersten Schritte für die Eröffnung des Büros hat<br />
die Referentin bereits vorbereitet: Sie hat verschiedene<br />
deutsche Organisationen vor Ort besucht, um von<br />
ihren Erfahrungen zu lernen und das Vorhaben bei<br />
nepalesischen Ministerien und der deutschen Botschaft<br />
vorgestellt. Sie ist optimistisch, dass <strong>AWO</strong> International<br />
das Büro in Kathmandu schon bald eröffnen<br />
wird. Durch die zentrale Anlauf- und Koordinations-<br />
1996 ging die maoistische „Nepal Communist<br />
Party“ in den Untergrund und kämpfte seitdem<br />
gegen die undemokratischen Strukturen<br />
und den König des Landes. Das parlamentarische<br />
Mehrparteiensystem hatte es nicht geschafft,<br />
politische, soziale und wirtschaftliche<br />
Veränderungen herbeizuführen, Armut, Korruption<br />
und Diskriminierung zu bekämpfen.<br />
2005 löste König Gyanendra das Parlament<br />
auf und erklärte sich zum alleinigen Herrscher<br />
und zum Oberbefehlshaber der Armee.<br />
2006 konnte der diktatorisch herrschende<br />
König durch Demonstrationen von hunderttausenden<br />
Nepa<strong>lesen</strong> weitgehend entmachtet werden.<br />
Im November 2006 einigten sich Maoisten<br />
und Demokraten auf eine Übergangsregierung.<br />
Im April 2008 gab es in Nepal die ersten<br />
freien und demokratischen Wahlen seit neun Jahren,<br />
im Mai trat das gewählte Parlament zu einer<br />
ersten Sitzung zusammen und erklärte Nepal zur<br />
Republik, damit endeten 240 Jahre Monarchie.<br />
Am 21. Juli 2008 wurde Ram Baran Yadav<br />
(Kongresspartei) zum ersten Präsidenten Nepals<br />
gewählt.<br />
stelle vor Ort können der Austausch und die Kooperation<br />
mit den südasiatischen Partnern intensiviert und<br />
Projekte besser gesteuert werden. Durch die verstärkte<br />
Präsenz in Asien wird <strong>AWO</strong> International die Projektarbeit<br />
zudem auf weitere Länder ausweiten können.<br />
Eileen Gehrke freut sich besonders auf die kürzeren<br />
Kommunikationswege, die auch die Qualität<br />
der Projekte noch verbessern werden. „Vieles lässt<br />
sich einfach effektiver und direkter persönlich besprechen<br />
und lösen. Es ist für mich sehr wichtig, zu beobachten,<br />
in welchem Kontext unsere Projekte in Nepal<br />
stehen, welche anderen Organisationen noch vor Ort<br />
und möglicherweise zu ähnlichen Themen arbeiten.“<br />
Derzeit arbeitet <strong>AWO</strong> International mit zwei nepalesischen<br />
Partnerorganisationen an der Bekämpfung<br />
der ländlichen Armut. Unweit der Hauptstadt<br />
Kathmandu organisiert die Organisation „Friends of<br />
Sankhu“ Dorfentwicklungsprogramme und bindet<br />
insbesondere Frauen in die Projektplanung ein.<br />
„Friends of Sankhu“ unterstützt verschiedene Frauengruppen<br />
dabei, ihre Ideen zur Entwicklung der Dörfer<br />
eigenständig umzusetzen. So werden – über die<br />
direkte finanzielle und technische Unterstützung hinaus<br />
– die soziale Rolle und das gesellschaftliche Ansehen<br />
der Frauen nachhaltig verbessert.<br />
Die Partnerorganisation „Sahamati“ arbeitet mit<br />
Jugendlichen im südlichen Bergland von Nepal, wo<br />
die Bildungs-, Beschäftigungs- und Gesundheitssituation<br />
schlecht ist. Viele junge Menschen verlassen daher<br />
ihre Dörfer. Da der hohe Bevölkerungsanteil junger<br />
Menschen eine Chance für Nepal darstellt, investieren<br />
<strong>AWO</strong> International und Sahamati in die Ausbildung<br />
und Gesundheit der Jugendlichen, wovon<br />
langfristig die gesamte Region profitieren wird. Die<br />
Jugendlichen organisieren sich in Jugendgruppen<br />
und entwickeln gemeinsam Ideen, wie sie ihre Existenz<br />
vor Ort sichern können. Dazu gehören zum<br />
Beispiel Schulungen in neuen landwirtschaftlichen<br />
Anbaumethoden. Gleichzeitig bemüht sich Sahamati,<br />
mehr Kinder einzuschulen und Schulabbrecher<br />
aufzufangen. Langfristig sollen sich die Jugendgruppen<br />
so vernetzen, dass sich die Jugendlichen gemeinsam<br />
für ihr Recht auf Bildung und Entwicklung<br />
einsetzen können.<br />
Saskia Thiel<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.awointernational.de<br />
Wegen fehlender Perspektiven<br />
verlassen viele junge<br />
NepalesInnen ihre Dörfer.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
25
26 PFLEGE<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
Viele Verbesserungen und<br />
Akzente, die sich erst in der<br />
Praxis beweisen müssen<br />
Pflege-Weiterentwicklungsgesetz<br />
Eine Informationsveranstaltung des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes<br />
Berlin. Seit dem 1. Juli ist das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz<br />
in Kraft. Die Pflegereform hat eine Reihe<br />
von Erleichterungen und Verbesserungen für pflegebedürftige<br />
Menschen, ihre Familien und für die Pflegekräfte<br />
zum Inhalt. Das Gesetz bringt mehr finanzielle<br />
Unterstützung, mehr Hilfe für Menschen, die Pflege leisten,<br />
mit sich und soll für mehr Transparenz und Qualität<br />
in der Pflege sorgen. Das Gesetz betritt in vielen<br />
Bereichen Neuland und wie das denn so ist, gibt es<br />
Unwägbarkeiten, Fragen und Probleme, die sich erst<br />
in der Praxis zeigen. In der Vorbereitung auf das Inkrafttreten<br />
der Reform hatte deshalb der Bundesverband<br />
zu einer Informationsveranstaltung nach Berlin<br />
geladen. Das Interesse war so groß, dass man kurzfristig<br />
in die Heilig-Kreuz-Kirche umziehen musste.<br />
Boris Velter vom Bundesministerium für Gesundheit<br />
erläuterte einleitend die Intentionen des Gesetzgebers,<br />
dem es mit der Reform darum gehe, die ambulante<br />
Versorgung zu stärken und die Versorgung dementiell<br />
erkrankter Menschen zu verbessern. Darüber hinaus<br />
sei es hinsichtlich der Finanzierung das Ziel des Ministeriums<br />
gewesen, die Integration der privaten in die<br />
gesetzliche Pflegeversicherung und damit die Entwicklung<br />
zu einer echten Bürgerpflegeversicherung voran<br />
zu bringen. Markus Plantholz, Fachanwalt aus Hamburg,<br />
zeigte die Möglichkeiten eines Gesamtversorgungsvertrages<br />
und die Probleme bei der Definition<br />
des externen Vergleiches und der ortsüblichen Vergütung<br />
auf. „Wir fischen im Trüben“, sagte Plantholz. Es<br />
bleibe leider unklar, was eine ortsübliche Vergütung ist<br />
und welche Kriterien hierbei zugrunde gelegt werden.<br />
Auch <strong>beim</strong> externen Vergleich könnten immer nur die<br />
Preise und die Leistungen miteinander verglichen werden,<br />
die Kosten blieben unberücksichtigt. Die zum Ver-<br />
Die Pflegereform bringt<br />
Leistungsverbesserungen<br />
für Pflegebedürftige und<br />
Pflegende Fotos: <strong>AWO</strong><br />
gleich notwendigen Kriterien blieben außerdem offen,<br />
entsprechend werde die Anwendung des externen<br />
Vergleichs zufällig und beliebig.<br />
Peter Olijnyk, Geschäftsführer der <strong>AWO</strong> Müritz, referierte<br />
über die neuen Möglichkeiten im Bereich der<br />
Tagespflege. Insgesamt bringe hier das PfWG eine Erhöhung<br />
des Gesamtanspruches auf das 1,5fache des<br />
bisherigen Betrages. Es böten sich dadurch vielfältige<br />
Kombinationsmöglichkeiten aus Tagespflege, ambulanter<br />
Pflege und Geldleistung, so dass auf die verschiedenen<br />
Bedarfe individueller reagiert werden könne.<br />
Außerdem werde zukünftig mehr Hilfe in Anspruch genommen<br />
werden, so dass Olijnyk den konsequenten<br />
Ausbau von Tagespflegeeinrichtungen befürwortete.<br />
Anke Buhl vom Landesverband Schleswig-Holstein<br />
vertrat die Auffassung, dass bei den Themen Pflegestützpunkte<br />
und Pflegeberatung „die Luft erstmal raus<br />
ist“. Trotzdem seien Pflegestützpunkte und Pflegeberatung<br />
als Impulse für eine notwendige Quartiersorientierung<br />
in der Altenhilfe zu verstehen. Diese Impulse<br />
gelte es nun für die <strong>AWO</strong> zu nutzen. Dabei sollten<br />
zentrale Anlaufstellen geschaffen und der Quartiersbezug<br />
gestärkt werden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
für die Erstberatung geschult sowie die pflegebegleitende<br />
Beratung ausgebaut werden.<br />
Jürgen Brockmeyer von der <strong>AWO</strong> Berlin wog die<br />
Chancen und die Schwierigkeiten, die sich für stationäre<br />
Einrichtungen mit der Anstellung eines Heimarztes<br />
ergeben, gegeneinander ab und Olaf Christen<br />
vom <strong>AWO</strong>-Bundesverband erläuterte die Perspektiven<br />
für ambulante und stationäre Einrichtungen, die sich<br />
aus der Verbesserung der Betreuung dementiell erkrankter<br />
Menschen ergeben. Im ambulanten Bereich<br />
seien die Beträge deutlich nach oben angepasst worden<br />
und im stationären Bereich gäbe es erstmals die<br />
Möglichkeit der Refinanzierung spezieller Betreuungskräfte.<br />
Abschließend ging Claus Bölicke auf die Konzeption<br />
der <strong>AWO</strong> zur Veröffentlichung der Prüfergebnisse<br />
von Pflegeeinrichtungen ein und Ullrich Wittenius<br />
– beide vom <strong>AWO</strong>-Bundesverband – gab Antworten<br />
zur internen und externen Qualitätssicherung im Rahmen<br />
des PfWG. Die zahlreichen Fachgespräche am<br />
Rande der Fachveranstaltung machten überdeutlich,<br />
dass die Pflegereform viele neue Akzente setzt, aber<br />
auch mit einer ganzen Reihe von Umsetzungsproblemen<br />
zu kämpfen haben wird. - chr -
■ A LTENHILFE<br />
Altenhilfe<br />
Gemeinsam für ein besseres<br />
Leben mit Demenz<br />
Zwei Jahre lang hat die Robert Bosch<br />
Stiftung Aktivitäten zur Bewältigung der<br />
Demenzerkrankung unter dem Motto<br />
„Gemeinsam für ein besseres Leben mit<br />
Demenz“ gefördert. Aus dieser Initiative<br />
ist der Verein „Aktion Demenz – Gemeinsam<br />
für ein besseres Leben mit Demenz“<br />
entstanden.<br />
Der auch weiterhin von der Robert<br />
Bosch Stiftung geförderte Verein will die<br />
Lebensbedingungen für Menschen mit<br />
Demenz durch zivilgesellschaftlichen Dialog<br />
verbessern. Im Mittelpunkt steht dabei<br />
die Kommune als Lebensraum, der<br />
das alltägliche Miteinander von Menschen<br />
mit und ohne Demenz ermöglicht.<br />
An verschiedenen Orten haben sich bereits<br />
engagierte Bürger, Kommunalpolitiker<br />
und Initiativen mit lokalen Aktivitäten<br />
auf den Weg zur Schaffung einer demenzfreundlichen<br />
Kommune gemacht.<br />
In den zurückliegenden anderthalb<br />
Jahren ist es gelungen, an mehreren Orten<br />
in der Republik Aktivitäten für demenzfreundliche<br />
Kommunen zu initiieren,<br />
z.B. in Gießen, Ostfildern, Arnsberg<br />
und Tarmstedt oder auch in Berlin-<br />
Reinickendorf und Marienfelde.<br />
Der Verein „Aktion Demenz“ veranstaltet<br />
am 20. und 21.11.2008 eine Tagung<br />
in Esslingen. Die Veranstaltung<br />
richtet sich nicht nur an Fachleute, sondern<br />
auch an Betroffene, Interessierte<br />
sowie gesellschaftlich engagierte Personen,<br />
Gruppen und Vereine.<br />
Aktuelle Informationen zur Veranstaltung<br />
und den weiteren Aktivitäten gibt<br />
es auf den Internetseiten www.aktion-demenz.de<br />
oder <strong>beim</strong> <strong>AWO</strong>-Bundesverband,<br />
Claus.Boelicke@awo.org<br />
Altersvorsorge<br />
Was junge Menschen über die<br />
gesetzliche Rentenversicherung<br />
wissen sollten<br />
Berlin - Das Thema Rentenversicherung<br />
sollte vor allem junge Leute interessieren,<br />
FACHINFORMATIONEN<br />
die ihre Altersvorsorge besser planen<br />
müssen als die heutige Rentnergeneration.<br />
Berufsanfänger interessieren sich jedoch<br />
meist für alles andere, nur nicht für<br />
die spätere Rente. Um das zu ändern, hat<br />
die Deutsche Rentenversicherung vor Monaten<br />
die Initiative „Rentenblicker“ gestartet.<br />
Damit soll jungen Leuten der Einstieg<br />
in das Thema Altersvorsorge erleichtert<br />
werden.<br />
Die Internetseite www.rentenblicker.de<br />
ist wie ein Haus aufgebaut. Darin leben<br />
ein Zivildienstleistender, ein Berufsstarter,<br />
eine Schülerin, ein Arbeitssuchender<br />
und ein junges Paar. Sie schildern anhand<br />
ihrer persönlichen Lebenssituation<br />
die für sie wichtigsten Leistungen der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung. Die Seite<br />
gibt einen Überblick über das Serviceangebot<br />
der Deutschen Rentenversicherung,<br />
und es können Fragen direkt an<br />
die Rentenversicherung gestellt werden.<br />
Die Antwort kommt dann per E-Mail.<br />
Mehr bei www.rentenblicker.de<br />
■ A RMUT<br />
Die EU-Staaten sind<br />
nur wenig erfolgreich<br />
Armut und Einkommen<br />
Düsseldorf. - Die EU und viele ihrer Mitgliedsstaaten<br />
sind bei der Armutsbekämpfung<br />
nur „wenig erfolgreich“. Zu<br />
diesem Schluss kommt Prof. Dr. Ute<br />
Klammer von der Universität Duisburg-<br />
Essen. Die europäischen Sozialstaaten<br />
würden mit „einer ungleicher werdenden<br />
Verteilung der Erwerbseinkommen“<br />
konfrontiert, deren Ausgleich sie „zunehmend<br />
überfordert“, schreibt die Expertin<br />
für Sozialpolitik in den WSI-Mitteilungen*.<br />
Ein zentraler Ansatzpunkt<br />
bei der Bekämpfung von Armut und sozialer<br />
Ausgrenzung sei daher eine „Verbesserung<br />
der Primärverteilung“, also<br />
Reformen, die sicherstellen, dass Erwerbseinkommen<br />
existenzsichernd sind.<br />
Das gilt nach Analyse der Wissenschaftlerin<br />
insbesondere für Deutschland.<br />
Die Bundesrepublik liege bei der<br />
Armutsquote im EU-Mittelfeld. Die Armutsquote<br />
in der Bundesrepublik sei seit<br />
den 90er Jahren angestiegen, während<br />
sie im EU-Durchschnitt zwischen 1996<br />
und 2005 stagnierte. Je nach Datenquelle<br />
wurden in der Bundesrepublik zuletzt<br />
Armutsquoten zwischen 15 und gut<br />
17 Prozent gemessen. Als Ursache für<br />
das wachsende Armutsrisiko, nennt die<br />
Wissenschaftlerin u.a.:<br />
Arbeitslosigkeit/Arbeitslosengeld<br />
Langzeitarbeitslose im ALG II würden immer<br />
häufiger vom Leistungsbezug ausgeschlossen,<br />
weil die Einkommen weiterer<br />
Mitglieder der häuslichen Bedarfsgemeinschaft<br />
stärker angerechnet werden. Auch<br />
die Zahl der „Aufstocker“, die trotz Arbeit<br />
auf ALG II angewiesen sind, habe eine<br />
„in ihren Ausmaßen nicht vorausgeahnte<br />
Entwicklung“ genommen, schreibt die<br />
Wissenschaftlerin und verweist auf die<br />
Statistiken der Bundesagentur für Arbeit.<br />
Armut im Alter<br />
Die Expertin warnt vor einer „absehbaren<br />
Rückkehr der Altersarmut“, ganz besonders<br />
in Ostdeutschland. Ursache für<br />
das deutlich wachsende Armutsrisiko<br />
seien Veränderungen in vielen Erwerbsbiographien,<br />
die längere Phasen von<br />
Arbeitslosigkeit oder niedrige Verdienste<br />
aufweisen, in Kombination mit den<br />
Reformen der vergangenen Jahre. Diese<br />
lassen in den kommenden 30 Jahren<br />
auch für kontinuierlich beschäftigte<br />
Durchschnittsverdiener das Rentenniveau<br />
sinken – von heute 63 Prozent des<br />
Nettoeinkommens auf rund 43 Prozent.<br />
Kinderarmut<br />
Die Wissenschaftlerin konstatiert eine<br />
„bemerkenswerte Renaissance der Familienpolitik.<br />
Trotzdem „ist es bisher nicht<br />
gelungen, das Problem der Kinderarmut<br />
in den Griff zu bekommen“ , schreibt<br />
Ute Klammer. Die Wissenschaftlerin hält<br />
Reformen bei der sozialen Sicherung für<br />
sinnvoll. Dazu zähle u. a. eine Grundsicherung<br />
für Kinder und eine allgemeine<br />
Versicherungspflicht in der Gesetzlichen<br />
Rentenversicherung, die von einer Mindestsicherung<br />
für Beschäftige mit besonders<br />
schwieriger Erwerbsbiographie<br />
flankiert werden sollte.<br />
Mehr Infos: Ute Klammer: Armut und<br />
Verteilung in Deutschland und Europa, in:<br />
*WSI Mitteilungen 3/2008. Wirtschaftsund<br />
Sozialwissenschaftliches Institut in der<br />
Hans Böckler-Stiftung, www.boeckler.de<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
27
28 FACHINFORMATIONEN<br />
■ B ILDUNG<br />
Internet-Datenbank<br />
Bildungsangebote für Senioren<br />
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen<br />
BAGSO hat die<br />
Veranstaltungs-Datenbank »www.wissensdurstig.de«<br />
ins Internet gestellt. Hier<br />
können sich Seniorinnen und Senioren<br />
schnell und unkompliziert über Bildungsangebote<br />
vor Ort, regional wie auch<br />
bundesweit informieren. Eingestellt werden<br />
können alle Arten von Veranstaltungen,<br />
die ältere Menschen und Hauptund<br />
Ehrenamtliche in der Seniorenarbeit<br />
interessieren: Hinweise auf Tagungen,<br />
Kurse, Vorträge, Sportgruppen, E-Learning-Angebote,<br />
berufliche Weiterbildungsangebote,<br />
Reisen und vieles mehr.<br />
Alle <strong>AWO</strong>-Gliederungen können hier<br />
kostenlos ihre Angebote einstellen.<br />
Die Erstanmeldung ist einfach und<br />
wird auf der Homepage genau beschrieben.<br />
Sobald man von der BAGSO<br />
das Passwort erhalten habt, kann man<br />
Veranstaltungen einstellen. Die Einstellung<br />
ist ebenfalls unkompliziert und<br />
selbsterklärend. Dieses Portal ist ein neues<br />
Serviceangebot für die Mitglieder der<br />
BAGSO und andere Organisationen,<br />
die ihre Veranstaltungen für Senioren<br />
über ihre bisherigen Netzwerke und<br />
Presse-/Medienverteiler hinaus bekannt<br />
machen wollen. Mehr Informationen<br />
bei: www.wissensdurstig.de.<br />
■ FAMILIE<br />
Familie<br />
Serviceportal „Familien-Wegweiser“<br />
des BMFSFJ<br />
Von A, wie Adoption bis Z, wie Zuzahlungen<br />
in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
bietet das <strong>online</strong>-Portal alles an<br />
Informationen, was Eltern wissen wollen<br />
und sollten. Mit dem Familien-Wegweiser.de<br />
bündelt das Bundesministerium für<br />
Familie, Senioren, Frauen und Jugendliche<br />
(BMFSFJ) bundesweit alle regionalen<br />
Angebote zur Kinderbetreuung in einer<br />
Datenbank. Das Serviceportal Familien-<br />
Wegweiser soll als Datenbank im Internet<br />
bundesweit bei der Suche nach Kinderbetreuungsangeboten<br />
helfen.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
Wer unter www.familien-wegweiser.de<br />
auf die Rubrik „Familie regional“<br />
klickt und dort seine Postleitzahl eingibt,<br />
erhält alle notwendigen Informationen<br />
zu den Kinderbetreuungsmöglichkeiten<br />
im Umfeld des jeweilig zuständigen Jugendamtes.<br />
Mit diesem Angebot werden alle regionalen<br />
<strong>online</strong>-Informationen in einer<br />
bundesweiten Datenbank gebündelt.<br />
Insgesamt soll das Portal werdenden<br />
Eltern und Familien entsprechend ihrer<br />
individuellen Lebenssituation umfangreiche<br />
Informationen zu den Bereichen Förderung<br />
und Finanzierung, Lebenswelt,<br />
Betreuung und Erziehung, Recht, Gesundheit<br />
sowie Hilfe und Beratung zugänglich<br />
machen.<br />
■ M ENSCHEN MIT<br />
B EHINDERUNGEN<br />
Aktion Mensch bietet Unterrichtsmaterial<br />
zum Thema Behinderung an<br />
Miteinander leben,<br />
voneinander lernen<br />
Bonn - Jeder Mensch ist einzigartig, jeder<br />
Mensch verschieden. Deshalb ist es normal,<br />
verschieden zu sein. Wo beginnt eine<br />
Behinderung? Und wer ist behindert?<br />
Das kostenlose Unterrichtsmaterial<br />
„Ich, du und die anderen“ vermittelt In-<br />
formationen, um das Thema Behinderung<br />
im Schulunterricht aus unterschiedlichen<br />
Perspektiven zu betrachten. In der<br />
Publikation kommen Menschen mit ganz<br />
unterschiedlichen Erfahrungen zu Wort.<br />
„Ich, du und die anderen“ richtet<br />
sich an Schülerinnen und Schüler aller<br />
Schulformen – mit spezieller Vorbereitung<br />
auch ab der Grundschule. Das Heft<br />
eignet sich für den Einsatz in Fächern<br />
wie Religion, Ethik, Philosophie, Geschichte,<br />
Politik, Biologie und Sozialkunde.<br />
Auf 16 Seiten werden vielfältige Informationen<br />
mit Bildern, Recherche-Anregungen<br />
und Links. Folien, Kopiervorlagen<br />
und ein Poster mit dem Finger- und<br />
dem Tastalphabet angeboten.<br />
Die Hefte sind kostenlos und können<br />
per Fax oder im Internet bestellt werden:<br />
Fax: 0228-20 92-333 - Stichwort „Anders<br />
sein“. Internet: www.respect.de/<br />
unterricht<br />
■ P FLEGE<br />
Pflege<br />
Wohlfahrtsverbände wollen<br />
Transparenz bei der Veröffentlichung<br />
von Prüfergebnissen<br />
zur Pflegequalität<br />
Berlin. Die Spitzenverbände der Freien<br />
Wohlfahrtspflege wollen Transparenz<br />
über die zur Verfügung stehenden Prüfergebnisse<br />
zur Pflegequalität herstellen.<br />
Die im Juli begonnenen Vertragsverhandlungen<br />
zum Pflegeweiterentwicklungsgesetz<br />
werden derzeit konstruktiv<br />
geführt. Der enge Zeitrahmen – Ende<br />
September soll ein Ergebnis vorliegen –<br />
wird von den Spitzenverbänden als Ansporn<br />
betrachtet. Mit einem Eckpunktepapier<br />
wollen die Spitzenverbände der<br />
Freien Wohlfahrtspflege die Vertragsverhandlungen<br />
beschleunigen.<br />
Grundlage für die Verbände in den<br />
Vertragsverhandlungen ist u. a., dass es<br />
zurzeit kein valides und objektives Erhebungsverfahren<br />
und Bewertungsinstrument<br />
zur Ergebnis- und Lebensqualität in<br />
der Pflege gibt. Deshalb ist auch von<br />
den Bundesministerien für Gesundheit,<br />
BMG, und Familie & Senioren, BMFSFJ,<br />
ein entsprechendes Projektvorhaben auf-
gelegt worden. In den laufenden Verhandlungen<br />
soll deshalb auch über<br />
Übergangsformen mit einer Revisionsklausel<br />
gesprochen werden.<br />
Weitere Eckpunkte sind für die<br />
Spitzenverbände:<br />
• Die Stichproben müssen repräsentativ<br />
sein und dürfen keine Negativselektion<br />
darstellen; die isolierte und alleinige Darstellung<br />
der MDK-Prüfergebnisse ist nicht<br />
akzeptabel. Dem MDK-Prüfergebnis müssen<br />
mindestens, da wo verfügbar, vergleichsweise<br />
Ergebnisse aus Zertifizierungen<br />
und anderen Prüfverfahren im<br />
Sinne vollständiger Transparenz zur Seite<br />
gestellt werden.<br />
• Die Strukturdaten der jeweiligen Einrichtung<br />
sind hoch relevant für die Gewährleistung<br />
von Lebensqualität und die<br />
Auswahlentscheidung der Nutzer und<br />
ihrer Angehörigen. Deshalb darf sich<br />
die Leistungsbeschreibung nicht auf die<br />
Daten beschränken, die durch den MDK<br />
und insbesondere durch die Landesverbände<br />
der Pflegekassen zur Verfügung<br />
gestellt werden können.<br />
■ PARTNER<br />
Tipps von unserem Partner ACE<br />
Erntesaison –<br />
Schmutz auf der Straße<br />
Mit der im Spätsommer beginnenden<br />
Ernte, kurven mehr landwirtschaftliche<br />
Fahrzeuge als sonst üblich auf den Straßen.<br />
Der ACE Auto Club Europa mahnt<br />
deshalb zu besonderer Vorsicht und<br />
Rücksicht. Traktoren mit Hänger sind mit<br />
ihrer Erntelast häufig außergewöhnlich<br />
langsam unterwegs, biegen aber erfahrungsgemäß<br />
gerne häufig unverhofft ab.<br />
Nach der Straßenverkehrsordnung<br />
(StVO) darf die landwirtschaftliche Ladung<br />
über 4 Meter hoch getürmt sein.<br />
Für alle Beteiligten wird dadurch die<br />
Übersicht beeinträchtigt. Kommen die<br />
Erntefahrzeuge direkt aus Feld, Wald<br />
• Die Zufriedenheitsbefragung bildet<br />
wesentliche Aspekte der Lebensqualität<br />
ab, die als neue Anforderung an die<br />
Qualitätsbeurteilung gestellt wird. Die<br />
besondere Bedeutung der Zufriedenheitsbefragung<br />
liegt auch in dem anderen<br />
Zugang, der damit zur Ergebnisdimension<br />
vorgenommen wird. Dies eröffnet<br />
eine Differenzierung von „Fremdbewertung“<br />
zu subjektiver „Selbstbewertung“.<br />
• Nach Auffassung der Verbände sollten<br />
nach derzeitigem Stand fünf Kategorien<br />
für die stationäre Altenhilfe zur<br />
Bewertung der Lebensqualität in der<br />
Pflege gelten:<br />
– Alltagsgestaltung und soziale Angebote<br />
– Pflege und medizinische Versorgung<br />
– Versorgung verwirrter Bewohner/innen<br />
– Speise- und Getränkeversorgung<br />
– Hauswirtschaft und Hygiene<br />
oder Wiese, hinterlassen sie mitunter eine<br />
dicke und lehmige Schmutzspur auf<br />
der Fahrbahn. Motorradfahrer sind dadurch<br />
extrem gefährdet, denn der<br />
schmierige Belag macht die Fahrbahn<br />
schnell zur Rutschbahn. Deshalb, so der<br />
ACE weiter, schreibt die Straßenverkehrsordnung<br />
auch vor, dass Straßen nicht beschmutzt<br />
werden dürfen. Der „Schmutzverursacher“<br />
muss unverzüglich mit<br />
Schippe und Besen die Straße reinigen.<br />
Zeitumstellung geht vielen<br />
auf den Zeiger<br />
Die jährliche Umstellung von Sommerauf<br />
Winterzeit wird am 26.10.2008 um<br />
3.00 Uhr erfolgen. Es könnte aber möglicherweise<br />
die vorerst Letzte sein. Wie<br />
der ACE Auto Club Europa berichtet, diskutiert<br />
die EU-Kommission immer wieder,<br />
ob die seit 1980 europaweit praktizierte<br />
Umstellung der Uhren tatsächlich<br />
sinnvoll ist. Schließlich hätten sich die<br />
mit der Regelung verknüpften Erwartungen<br />
nicht erfüllt, mittels besserer Nutzung<br />
von Tageslicht Energie zu sparen.<br />
Zwar könne während der Sommerzeit<br />
der abendliche Energieaufwand für<br />
elektrisches Licht gedrosselt werden,<br />
doch morgens steige der Energiever-<br />
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>AWO</strong>-Bundesverband e.V.,<br />
Blücherstr. 62/63, 10961 Berlin,<br />
Tel. 030/26309-0, Fax 030/26309-32599<br />
E-Mail: info@awo.org, www.awo.org<br />
Redaktion <strong>AWO</strong>magazin:<br />
Tel. 030/26309-222,<br />
Fax 030/26309-32222<br />
E-Mail: awomagazin@awo.org<br />
Redaktion: Joachim F. Kendelbacher<br />
(v. i. S. d. P.), Peter Kuleßa. Länderredaktionen:<br />
Sascha Braun (Berlin), Sabine Ivert-Klinke<br />
(Schleswig-Holstein), Beate Rink-Pohl (Bremen),<br />
Martina Bartling (Niedersachsen),<br />
Klaus Neubauer, Erwin Tälkers (Nordrhein-<br />
Westfalen), Sigrid Wieder (Hessen), Arnd<br />
von Boehmer, Ute Eisenacher (Baden-Württemberg),<br />
Roland Märker (Saarland).<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung<br />
der Redaktion. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte und Fotos kann keine<br />
Haftung übernommen werden. Die Redaktion<br />
behält sich vor, Leserzuschriften zu kürzen.<br />
Das <strong>AWO</strong>magazin erscheint nach Drucklegung<br />
mit zeitlichem Abstand <strong>online</strong> unter<br />
www.awo.org. Redaktionelle Beiträge im<br />
<strong>AWO</strong>magazin, die <strong>online</strong> gestellt sind, werden<br />
nicht gesondert honoriert.<br />
Layout: Monika Penno, Bonn.<br />
Anzeigen: NetworkMedia GmbH, Stresemannstraße<br />
30, 10963 Berlin, Michael Blum,<br />
Claudia Härtig; Tel.: 030/ 25594-160, Fax:<br />
-190; eMail: haertig@nwmd.de. Es gilt Anzeigenpreisliste<br />
Nr. 27 vom 01.01.2008.<br />
Anzeigenschluss 6 Wochen vor dem 1. des<br />
Erscheinungsmonats.<br />
Druck: L. N. Schaffrath, Geldern<br />
Jahresabonnement: Das <strong>AWO</strong>-Magazin<br />
erscheint zweimonatlich und kostet 6 Euro<br />
(zzgl. 7% MwSt.) Adressenänderungen an<br />
den <strong>AWO</strong>-Bundesverband senden. Abbestellungen:<br />
3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres.<br />
brauch für Heizanlagen umso mehr.<br />
Unterm Strich verursacht die Zeitumstellung<br />
einen höheren Energieverbrauch,<br />
betont der ACE unter Berufung auf Angaben<br />
des Bundesumweltamtes. Dass<br />
die Uhren Sonntagnacht um drei Uhr<br />
um eine Stunde auf Winterzeit zurückgestellt<br />
werden, führt auch unter Verkehrsteilnehmern<br />
zu Diskussionen. In einem<br />
vom ACE eingerichteten Forum<br />
sprach sich jetzt eine deutliche Mehrheit<br />
für die dauerhafte Beibehaltung der<br />
Sommerzeit aus, berichtete der Club.<br />
„Die permanente Zeitumstellung geht<br />
offenbar vielen auf den Zeiger“.<br />
Fotos: ACE<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
29
30 LÄNDERMAGAZIN<br />
Reinhard Jahn von der<br />
Voksbankstiftung (li.) und<br />
Förster Dirk Strauch<br />
pflanzen einen Wildkirschbaum.<br />
Dahinter<br />
Schulleiter Meik<br />
Neumann und Schüler<br />
mit Gießkannen.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
Klassenzimmer im Wald<br />
<strong>AWO</strong> eröffnet Neue Waldschule Querum<br />
Braunschweig. Direkt hinter dem Förderzentrum Lotte<br />
Lemke befindet sich im Querumer Forst ein Waldstück,<br />
das die Schüler jetzt offiziell als Lebens- und<br />
Lernraum nutzen dürfen. „Wir wollen hier mit den<br />
Kindern forschen, bauen, erzählen, gestalten, genießen<br />
und natürlich auch spielen“, erläutert Schulleiter<br />
Meik Neumann.<br />
„Neue Waldschule Querum“ lautet der Titel des<br />
Projekts. Er soll an die ehemalige Waldschule Querum<br />
erinnern und anknüpfen, die es Ende der Zwanzigerjahre<br />
auf dem heutigen <strong>AWO</strong>-Kampus schon<br />
einmal gegeben hat. Ziele der »Neuen Waldschule«<br />
sind das ganzheitliche und sinnvolle Erleben und Erforschen<br />
des heimischen Ökosystems Wald, die Stärkung<br />
der eigenen Wahrnehmungsfähigkeit und die<br />
Förderung des sozialen Lernens.<br />
„Es ist doch herrlich, dass die Kinder hier die Natur<br />
aus erster Hand erleben dürfen, statt sie lediglich<br />
aus der Konserve, wie Fernsehen oder Computer,<br />
kennenzulernen“, freut sich Dirk Bitterberg, Leiter des<br />
Familien brauchen Hilfe<br />
Familiendrehbuch<br />
Immer mehr Familien fällt es schwer, die Anforderungen<br />
von Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.<br />
Als besonders schwierig empfinden viele die Situation<br />
nach der Geburt des ersten Kindes, wenn<br />
sich das Familienleben von Grund auf verändert und<br />
die neue Herausforderung zur Überforderung zu<br />
werden droht.<br />
Mit ihrem neuen „Familiendrehbuch zeigt die<br />
<strong>AWO</strong> in NRW, auf welche Hilfen Eltern in dieser Situation<br />
zurückgreifen können und was für Kinder und<br />
Eltern in dieser entscheidenden Entwicklungsphase<br />
besonders wichtig ist.<br />
Geschäftsfeldes Familie & Soziale Dienste <strong>beim</strong><br />
<strong>AWO</strong>-Bezirksverband Braunschweig.<br />
Das bestätigt auch Förster Dirk Strauch vom Forstamt<br />
Wolfenbüttel, das die Nutzung genehmigt hatte:<br />
„Die Kinder entfernen sich immer mehr von der Natur.<br />
Aber hier können sie den Wald erleben mit all seinen<br />
Geheimnissen und Geräuschen, hier können sie riechen,<br />
tasten, schmecken und auch mal über eine Wurzel<br />
stolpern.“ Zu den Geheimnissen des einen halben<br />
Hektar großen Waldstücks gehören auch Wildschweine<br />
und Rehe. „Die könnt ihr dann auch bald von einem<br />
Hochsitz aus beobachten, den wir euch hier noch<br />
bauen werden“, kündigt Förster Strauch an. „Ihr habt<br />
hier jetzt ein Klassenzimmer im Wald.“<br />
In den Unterricht des Förderzentrums Lotte Lemke<br />
wird die Waldschule im Rahmen von Projektarbeiten<br />
eingebunden. Dazu gehört im Schulgebäude auch<br />
eine Waldstube mit verschiedenen Büchern und Materialien<br />
zum Thema Wald und Natur. In diesen mit<br />
einigen Tischen und Stühlen ausgestatteten Gruppenraum<br />
können sich die Schüler zum Schmökern zurückziehen.<br />
Hier gibt es auch diverse Materialien,<br />
wie Schrauben, Bänder oder Haken, die man zum<br />
Bauen und Forschen im Wald gebrauchen kann.<br />
Gemeinsam mit Reinhard Jahn, dem Vorstandsvorsitzenden<br />
der Stiftung der Voksbank Braunschweig-Wolfsburg,<br />
die das Projekt finanziell unterstützt<br />
hat, pflanzt Förster Strauch einen Wildkirschbaum<br />
ein - unterstützt von den Schülern, die anschließend<br />
eine Menge Wasser heranschleppen, damit<br />
der Baum auch anwächst.<br />
„Ihr müsst euch natürlich auch weiterhin um den<br />
Baum kümmern und ihn kräftig gießen“, ermahnt der<br />
Förster die jungen Waldforscher zum Abschluss.<br />
„Am besten geht das mit Baumpatenschaften!“<br />
Damit Kinder ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen<br />
und ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten<br />
voll entfalten können, brauchen Kinder Zuwendung,<br />
Bindung und Anregung. Und das von Geburt an. Damit<br />
Eltern diesen Anforderungen gerecht werden können,<br />
brauchen sie Sicherheit und Orientierung im Erziehungshandeln.<br />
Die Angebote der Familienbildung<br />
helfen dabei.<br />
Das Familiendrehbuch der <strong>AWO</strong> in NRW liefert<br />
Eltern und Erziehern eine Vielzahl wertvoller Tipps<br />
und Anregungen und informiert, wo man Unterstützung<br />
und Begleitung findet. Erhältlich ist es in vielen<br />
<strong>AWO</strong> Geschäftsstellen und Kindertageseinrichtungen<br />
der <strong>AWO</strong> in NRW.<br />
Weitere Informationen bei:<br />
Klaus Neubauer,<br />
Email: klaus.neubauer@awo-niederrhein.de
Preis für <strong>AWO</strong> Seniorenzentrum<br />
Dortmund. Das Preisgeld, immerhin 5.000 Euro, ist<br />
beachtlich. Gar nicht hoch genug einzuschätzen aber<br />
ist der ideelle Wert: Das „Minna-Sattler-Seniorenzentrum“<br />
der <strong>AWO</strong> Westliches Westfalen in Dortmund<br />
wurde mit dem „Altenpflegepreis 2008“ ausgezeichnet.<br />
Dieser Preis wird alljährlich von dem bundesweit<br />
erscheinenden Fachmagazin „Altenpflege“ verliehen.<br />
Das Seniorenzentrum wurde ausgezeichnet „wegen<br />
des vorbildlichen und nachahmenswerten Engagements<br />
für gehörlose alte Menschen“.<br />
Innovation und Spezialisierung sind Denkrichtungen,<br />
die die Verantwortlichen in Dortmund-Brünninghausen<br />
schon seit Jahren beschreiten. So war der Leiter<br />
der Einrichtung, Hans van Dormalen, auch ganz<br />
Ohr, als das „Zentrum für Gehörlosenkultur“ anrief.<br />
Zahlreiche Einrichtungen waren angesprochen, aber<br />
erst in Dortmund hörte man zu – und dachte nach.<br />
Viele der rund 650 gehörlosen Menschen in Dortmund<br />
sind alt und pflegebedürftig. Sie finden aber in<br />
der Stadt und im Umland kein Haus, in dem sie entsprechend<br />
ihren Wünschen und Bedürfnissen den Lebensabend<br />
verbringen können.<br />
In der Bundesrepublik gibt es 80.000 Gehörlose,<br />
aber gerade mal drei Alten- und Pflegeheime für diese<br />
Zielgruppe, wie der Leitende Redakteur der Zeitschrift<br />
„Altenpflege“, Holger Jenrich, in seiner Laudatio<br />
anlässlich der Preisverleihung feststellte.<br />
Vor der Bewerbung hatten sich die Mitarbeiter<br />
des Minna-Sattler-Seniorenzentrums mit der Lebenswelt<br />
der Gehörlosen vertraut gemacht. Sie beschäftigten<br />
sich mit der Gebärdensprache und der Kunst<br />
des Lippen<strong>lesen</strong>s, wälzten Fachliteratur, besuchten<br />
Podiumsdiskussionen, knüpften Kontakte zu Gehörlosen,<br />
deren Angehörigen und Interessenvertretern.<br />
Und ermittelten, welche Änderungen in technischer,<br />
personeller und pflegerischer Hinsicht denn nötig<br />
wären. Nach der Grundsatzentscheidung, eine Infrastruktur<br />
für gehörlose alte Menschen aufzubauen,<br />
ging dann alles rasend schnell. Innerhalb von Tagen<br />
zog ein gehörloses Ehepaar ein: 79 und 86 Jahre<br />
alt, sie durch einen Schlaganfall zusätzlich gehandicapt,<br />
er merklich an Demenz erkrankt.<br />
„Weil wir noch nicht richtig vorbereitet waren,<br />
haben wir anfangs improvisiert,“ räumt Hans van<br />
Dormalen ein. Hände und Füße, Papier und Bleistift<br />
waren die wichtigsten Hilfsmittel zur Kommunikation.<br />
Bald waren Mitarbeiter gefunden, die Gebärdensprache<br />
beherrschten. Einer Krankenschwester folgte<br />
eine Ergotherapeutin sowie eine selbst hörgeschädigte<br />
junge Frau in der Ausbildung zur Altenpflegerin.<br />
Mitarbeiterinnen, wie Altenpflegerin Claudia<br />
Hennecke, waren von der Kommunikation in der Gebärdensprache<br />
so beeindruckt, dass sie sich in Kursen<br />
weiterbildeten.<br />
Mittlerweile leben im Minna-Sattler-Seniorenzentrum<br />
vier gehörlose Bewohner. Sie sind in die Wohnbereiche<br />
integriert, denn eine gesonderte Abteilung<br />
gibt es ganz bewusst nicht. „Wir setzen auf Integration,“<br />
so van Dormalen und Sozialarbeiterin Heike<br />
Hagemann ergänzt: „Wir schaffen Situationen, in<br />
denen Hörende und Gehörlose gemeinsam Zeit verbringen<br />
können“. Zur Integration trug bei, dass das<br />
Personal des Zentrums geschult wurde, sich mit gehörlosen<br />
Menschen auch ohne Kenntnisse der Gebärdensprache<br />
zu verständigen. Um den gehörlosen<br />
Bewohnern das Weiterführen ihrer gewohnten sozialen<br />
Kontakte zu ermöglichen, bringt sie ein Fahrdienst<br />
regelmäßig zu Treffen in die Gehörlosen-Altenstube<br />
oder zu Vorführungen eines Gehörlosen-<br />
Theaters.<br />
Natürlich mussten die Appartements der gehörlosen<br />
Bewohner adäquat ausgerüstet werden: statt eines<br />
Telefons ein Faxgerät – statt eines Türgongs eine<br />
Blitzklingel und geweckt werden die Bewohner von<br />
einem Lichtwecker.<br />
Die Dortmunder Einrichtung will keine Spezialabteilung<br />
für Gehörlose werden, dennoch rechnet Hans<br />
van Dormalen damit, dass in der nahen Zukunft zehn<br />
bis zwanzig alte Menschen mit dieser speziellen Behinderung<br />
im Minna-Sattler-Seniorenzentrum einziehen<br />
werden.<br />
„Das Minna-Sattler-Seniorenzentrum hat binnen<br />
kurzer Zeit viel für eine bessere Versorgung gehörloser<br />
alter Menschen getan“, lobte denn auch „Altenpflege“-Redakteur<br />
Jenrich.<br />
Fotos: <strong>AWO</strong><br />
Pflegefachkraft Claudia<br />
Hennecke „im Gespräch“<br />
mit einer Bewohnerin.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
31
32 LÄNDERMAGAZIN<br />
Fotos: Rolf Iltz<br />
Schulleiterin Susanne<br />
Mika, Ceynep Seker<br />
und Fatima Amyres<br />
bei der täglichen<br />
Essensvorbereitung<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
Hunger essen Konzentration auf<br />
Viele Kinder sitzen mit knurrendem Magen im Klassenzimmer<br />
– das Geld der Eltern reicht nicht für eine<br />
gesunde Mahlzeit. In Dortmund hilft „Tischlein-deck-<br />
Dich“, ein Projekt der <strong>AWO</strong> Dortmund, schnell und<br />
wirkungsvoll mit Spenden, Beratung und Elternbildung.<br />
Von Kinderarmut, von einer vielleicht jetzt schon<br />
verlorenen Generation, von Ernährungsproblemen,<br />
von Schulmittelfreiheit, allgemeiner staatlicher Schulspeisung,<br />
von Kindergartengebührenbefreiung (vgl.<br />
Gebühren in NRW auf den Aktuell-Seiten in dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong>) ist irgendwo täglich die Rede, die Zahl der<br />
Studien und Untersuchungen zur Benachteilung von<br />
Kindern hat inflationäre Ausmaße angenommen und<br />
doch: so richtig viel passiert eigentlich nichts. Die<br />
Zahl der Tafeln wächst, Bürgerinitiativen oder Stiftungen,<br />
wie die der <strong>AWO</strong> in Sachsen-Anhalt, engagieren<br />
sich für sozial benachteiligte Familien.<br />
Selbst ist die Frau, das sagte sich deshalb auch<br />
die engagierte Grundschulleiterin Christiane Mika<br />
aus der Dortmunder Nordstadt und nahm spontan<br />
das Angebot von <strong>AWO</strong> Sozialarbeiter Arnold Pankratow<br />
auf, an ihrer Schule ein regelmäßiges gesundes<br />
Frühstück mit Eltern und einem türkischen Gemüseeinzelhändler<br />
zu organisieren. Mittlerweile gehen<br />
wöchentlich in der Nordstadt-Grundschule 600 Portionen<br />
„Tischlein-deck-Dich“ in die einzelnen Schulklassen.<br />
Schulleiterin, das Kollegium, die Eltern, der<br />
Förderverein und die Schulpflegschaft sind vom<br />
<strong>AWO</strong>-Angebot begeistert. Zumindest an dieser Schule<br />
konnte aufgrund des durch Spenden der <strong>AWO</strong>-<br />
<strong>Ortsverein</strong>e finanzierten unkonventionellen Angebotes<br />
die Versorgungssituation der Kinder kontinuierlich<br />
verbessert werden.<br />
In Dortmund lebt jedes vierte Kind in Armut. 2,28<br />
Euro gibt es nach Hartz IV für die tägliche Ernährung<br />
eines Schulkindes. Die regelmäßige, kindgerechte<br />
Ernährung ist – an Schulen in sogenannten sozialdefizitären<br />
Stadtteilen – nicht gewährleistet. Hier setzt<br />
das <strong>AWO</strong>-Projekt „Tischlein-deck-Dich“ als schnelle<br />
Direkthilfe an.<br />
Nach umfangreichen Vorarbeiten und kleineren<br />
Pilotprojekten, u.a. im <strong>AWO</strong>-Familienzentrum in<br />
Dortmund-Hörde, in der Jugendfreizeitstätte Dortmund-Derne,<br />
im Stadtteil Asseln – vorbildlich mit dem<br />
dortigen <strong>Ortsverein</strong> im tiefen Dortmunder Osten organisiert<br />
– aber auch im Rahmen des Kooperationsprojektes<br />
mit dem Familienprojekt und dem Familienbüro<br />
der Stadt Dortmund im Stadtteil Brackel, wurde<br />
„Tischlein deck dich“ mittlerweile zu einem stadtteilübergreifenden<br />
Projekt. Und an der Vincke-Nordstadt-Grundschule<br />
zu einem richtigen Renner.<br />
Von Montag bis Donnerstag schnippeln und<br />
schneiden 8-10 Mütter regelmäßig leckere Portionen<br />
für die ganze Schule. Arnold Pankratow als Koordinator<br />
von „Tischlein-deck-Dich“ organisiert, motiviert<br />
die Eltern und hält regelmäßigen Kontakt zur Schulleitung<br />
und zum Kollegium. Gemeinsam mit allen Beteiligten<br />
sorgt er für einen Frühstücks-Service innerhalb<br />
der Schule. Die Kinder bringen ihr Frühstück auf<br />
liebevoll gestalteten Tabletts selber in die Klassen.<br />
Das machen sie gern und mit einer Extraportion<br />
Stolz. „Die Kids wissen aber auch, dass sie 25 Cent<br />
pro Tag für die Mahlzeit bezahlen müssen. Das haben<br />
wir extra so eingerichtet“ , sagt Pankratow, „wir<br />
legen großen Wert auf Verbindlichkeit. Der Anerkennungsbetrag<br />
wird von uns deshalb eingesammelt,<br />
damit der Bedürftigkeitscharakter der Aktion wegfällt“.<br />
Die Kinder haben so das Gefühl, dass gesunde<br />
Nahrung etwas wertvolles ist und dass sie für eine<br />
Leistung bezahlen.<br />
Schwere Kost<br />
In Deutschland leben rund 1,76 Mio. Kinder von<br />
Hartz IV-Leistungen. Zum 1. Juli 2008 wurde der<br />
Regelsatz für Hartz IV und Sozialhilfeempfänger<br />
erhöht, für Alleinstehende von 347 auf 351 Euro.<br />
Partner, die 90 Prozent des Satzes bekommen,<br />
erhalten 316 statt bislang 312 Euro. Kinder<br />
ab 18 Jahren 281 statt 278 Euro und Kinder<br />
unter 15 Jahren 211 statt 208 Euro. Auf der anderen<br />
Seite stiegen seit 2005 die Preise für Nahrungsmittel<br />
um 12 Prozent, von Energiepreisen<br />
gar nicht zu reden. Laut Statistik benötigt ein 14-<br />
Jähriger 5,85 Euro pro Tag für gesunde Ernährung.<br />
Zur Verfügung stehen 2,72 Euro.
Fotos: Alexander Kröger<br />
Heinz Feuerborn sorgt organisatorisch dafür,<br />
dass der Tisch gedeckt bleibt.<br />
Die Aktion „Tischlein-deck-dich“ stößt<br />
bei den <strong>AWO</strong>-Gliederungen auf große<br />
Resonanz. Damit das auch so bleibt, hat<br />
Arnold Pankratow noch einmal 3000<br />
farbenfrohe und poppig gestaltete Flyer<br />
drucken lassen und sie auch an Firmen<br />
und Privatpersonen verteilt. Die Ergebnisse<br />
der Haus- und Straßensammlung<br />
des <strong>AWO</strong> Unterbezirks gehen in diesem<br />
Jahr vollständig an das Projekt. „Tisch-<br />
„Kajüte“ im neuen Glanz<br />
lein deck dich“ ist im Übrigen Chefsache.<br />
Der stellv. <strong>AWO</strong>-Geschäftsführer<br />
Heinz Feuerborn kümmert sich um die<br />
Projektbedingungen und die Landtagsabgeordnete<br />
Gerda Kieninger, Vorsitzende<br />
des Unterbezirks, engagiert sich<br />
regelmäßig bei zahlreichen Aktionen.<br />
Die beiden Mütter Ceynep Seker<br />
und Fatima Amyres haben ihre Söhne in<br />
der ersten und dritten Klasse der Vincke-<br />
Grundschule. Der Elternarbeit standen<br />
sie bisher immer etwas abwartend<br />
gegenüber. Seit dem es das Projekt<br />
„Tischlein-deck-Dich“ in der Nordstadt-<br />
Grundschule gibt, kommen sie täglich<br />
und bereiten mit anderen Müttern das<br />
Essen für die gesamte Schule vor. Anschließend<br />
sind sie noch im Elterncafé<br />
aktiv. „Nie hat er dieses schwarze Brot<br />
gegessen“, sagt Mutter Seker über ihren<br />
Sohn, „jetzt ist er es gerne.“<br />
Rolf Iltz<br />
Weitere Informationen<br />
zum Projekt bei:<br />
www.tischlein-deck-dichdortmund.de<br />
Schulklassen, Gruppen und Familien können Langeoog genießen<br />
Die traditionsreiche „Kajüte“ auf Langeoog<br />
erstrahlt im neuen Glanz. Die ersten<br />
Schulklassen, Gruppen und Familien<br />
genossen bereits ihren Aufenthalt in<br />
dem frisch renovierten <strong>AWO</strong>-Haus. In<br />
nur sechs Monaten Bauzeit erhielt die<br />
„Kajüte“ u. a. neue Brandschutztechnik,<br />
Fassadendämmung sowie Elektro-, Heizungs-<br />
und Sanitäranlagen. Die Zimmer<br />
bekamen eine neue Struktur und Inneneinrichtung.<br />
Statt Mehrbettzimmer mit<br />
sanitären Gemeinschaftsräumen gibt es<br />
nun sogenannte Familienappartements;<br />
sie haben eine variable Zahl von Betten<br />
und ihren eigenen Sanitärbereich. Insgesamt<br />
bietet die Kajüte Platz für 120<br />
Gäste. Außerdem gibt es eine 70 Quadratmeter<br />
große Ferienwohnung für bis<br />
zu sechs Personen; sie hat drei Schlafzimmer,<br />
ein Wohnzimmer mit Essbe-<br />
Die „Kajüte“ liegt inmitten der Dünen.<br />
Bei jedem Wetter lohnt sich ein Strandspaziergang,<br />
nicht nur für Kinder.<br />
reich und Küchenzeile, sowie Kinderbetten,<br />
TV, Bad, Dusche/WC, Waschmaschine<br />
und Wäschetrockner.<br />
Rund 1,3 Millionen Euro investierte<br />
der <strong>AWO</strong>-Kreisverband Herford in die<br />
Modernisierung seiner „Kajüte“. Bereits<br />
seit Mitte der 1980er Jahre pachtete<br />
der Kreisverband die Immobilie; 2006<br />
verkaufte der Alteigentümer sie an die<br />
<strong>AWO</strong>. Zum Ankauf und für die neue<br />
Einrichtung gab die Lotterie „Glücksspirale“<br />
einen Zuschuss von insgesamt<br />
450.000 Euro.<br />
Die „Kajüte“ liegt unmittelbar am<br />
Strand; der Fußweg zur Dorfmitte beträgt<br />
rund 15 Minuten. Weitere Informationen<br />
und Auskünfte zu freien Terminen<br />
bei <strong>AWO</strong>-Mitarbeiterin Ulrike Sundermann,<br />
Telefon (05224) 91234-13.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
33
34 LÄNDERMAGAZIN<br />
In diesem Sommer schied<br />
Dr. Roland Märker, seit<br />
mehr als 25 Jahren Geschäftsführer<br />
der <strong>AWO</strong><br />
Saarland, aus dem aktiven<br />
Berufsleben aus. Zu<br />
seinem Abschied auf der<br />
Bundesgeschäftsführerkonferenz<br />
spendierte er die<br />
<strong>AWO</strong> Kinderfonds Pizza<br />
„Amore Mozzarella“ -<br />
v.l.n.r. Steffi Schünemann-<br />
Burgatzki, Geschäftsführerin<br />
der <strong>AWO</strong> Gemeinschaftsstiftung,<br />
Rainer<br />
Brückers, <strong>AWO</strong>-Bundesgeschäftsführer,<br />
Roland<br />
Märker, <strong>AWO</strong> Saarland.<br />
<strong>AWO</strong> Bundesgeschäftsführer<br />
Rainer Brückers (li.)<br />
bezeichnet die Partnerschaft<br />
mit dem Wirtschaftsunternehmen<br />
als<br />
bundesweit einmalig. Auf<br />
der Landespressekonferenz<br />
in Magdeburg stellte<br />
er gemeinsam mit Sachsen-Anhalts<br />
<strong>AWO</strong> Landesvorsitzender<br />
Petra Grimm-<br />
Benne und HASA Geschäftsführer<br />
Andreas<br />
Czayka das Projekt vor.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
Die Pizza Amore für den guten Zweck<br />
«Molto Buono« – Richtig Lecker<br />
Schulpatenschaften, Trinkbrunnen und Kinderferienfreizeiten<br />
– vor einem Jahr wurde in Sachsen-Anhalt<br />
der <strong>AWO</strong> Kinderfonds gegründet, um Projekte zu Bildung,<br />
Ernährung und Elternarbeit im Land zu fördern.<br />
Durch eine Kooperation zwischen <strong>AWO</strong> und<br />
dem Pizza-Hersteller HASA sollen Aktionen gegen<br />
Kinderarmut nun bundesweit unterstützt werden. Mit<br />
der „<strong>AWO</strong> Pizza“, die ab September im Handel ist,<br />
soll bis zu eine halbe Million Euro zugunsten von Kinderhilfsprojekten<br />
zusammenkommen. Jeweils zehn<br />
Cent werden vom bundesweiten Verkauf der herzförmigen<br />
vegetarischen Tiefkühlpizza „Amore“ in den<br />
Kinderfonds fließen. Der Kinderfonds wiederum stellt<br />
sicher, dass die Erlöse entsprechend dem anteiligen<br />
Verkauf der Pizza pro Bundesland jeweils über die<br />
regionalen <strong>AWO</strong> Verbände Projekten gegen Kinderarmut<br />
zu Gute kommen.<br />
Der <strong>AWO</strong> Kinderfonds fördert Projekte gegen<br />
Kinderarmut. Enger Kontakt besteht zu Schulen, Kindertagesstätten<br />
und Beratungsstellen. Neben der Soforthilfe<br />
für bedürftige Familien setzt sich die <strong>AWO</strong><br />
als Verband auf politischer Ebene dafür ein, die Bedingungen<br />
nachhaltig zu verbessern.<br />
„Der Bedarf an Unterstützung ist enorm“, bilanzierte<br />
Sachsen-Anhalts <strong>AWO</strong> Landesvorsitzende Petra<br />
Grimm-Benne. Im ersten Jahr wurden rund<br />
25000 Euro an Projekte gegen Kinderarmut ausgezahlt.<br />
Es wurden unter anderem Ferienfreizeiten organisiert,<br />
Lernmaterialen angeschafft und die Errichtung<br />
von Trinkbrunnen in Schulen unterstützt. Mehr<br />
als 1.500 Mädchen und Jungen aus Sachsen-Anhalt<br />
hat der <strong>AWO</strong> Kinderfonds damit erreicht. An die<br />
Projekte des <strong>AWO</strong> Kinderfonds werden Spenden sowie<br />
die jährlichen Zinserträge der Zustiftungen ausgezahlt.<br />
Damit diese dauerhaft gesichert und noch<br />
neue hinzukommen können, werden weiterhin starke<br />
Finanzpartner benötigt. Sachsen-Anhalts <strong>AWO</strong> Vor-<br />
Fotos: <strong>AWO</strong><br />
sitzende dankte in dem Zusammenhang den Geschäftsführenden<br />
Gesellschaftern der HASA GmbH<br />
aus Burg, Andreas Czayka und Holger Pitsch.<br />
„Wir engagieren uns in der Region für Kinder<br />
und Jugendliche. Den <strong>AWO</strong> Kinderfonds haben wir<br />
bereits in der Startphase unterstützt und werden es<br />
mit Freude auch weiterhin tun“, sagte Geschäftsführer<br />
Andreas Czayka. „Wir wollen von September bis<br />
Dezember insgesamt 5 Millionen Pizzen absetzen<br />
und damit die <strong>AWO</strong> mit 500.000 Euro unterstützen.<br />
Wir hoffen, dass die Handelsketten in Deutschland<br />
mitgehen und unsere Aktion unterstützen“, ergänzte<br />
sein Partner Holger Pitsch.<br />
„Das ist eine bundesweit einmalige Partnerschaft<br />
mit einem Wirtschaftsunternehmen“, freute sich <strong>AWO</strong><br />
Bundesgeschäftsführer Rainer Brückers, als in diesem<br />
Sommer in Magdeburg die Kooperation besiegelt<br />
wurde. Der Einsatz gegen Kinderarmut sei bei der<br />
<strong>AWO</strong> seit langem Schwerpunktthema, nicht nur landes-<br />
sondern auch bundesweit. Kinderarmut in<br />
Deutschland dürfe nicht länger hingenommen werden.<br />
„Wenn je nach Datengrundlage zwischen 12<br />
und 16 Prozent der Kinder im Alter bis 15 Jahren in<br />
Deutschland armutsgefährdet sind, ist das unerträglich.<br />
Das Engagement der HASA GmbH hilft uns,<br />
hier bundesweit ein Zeichen zu setzen. Der <strong>AWO</strong><br />
Kinderfonds leistet praktische Soforthilfe. Als Verband<br />
stellen wir zudem politische Forderungen auf,<br />
um an den Bedingungen etwas zu ändern. Wir fordern<br />
auf politischer Ebene beispielsweise den kostenfreien<br />
Zugang von allen Kindern zu Bildung, bessere<br />
und zielgenaue Leistungen für Familien und Arbeit,<br />
die sich materiell lohnt und nicht zum Armutsrisiko<br />
wird“, so Brückers. c. paech -<br />
Infos zum <strong>AWO</strong> Kinderfonds bei:<br />
www.awo-kinderfonds.de.<br />
Die laufenden Projekte des <strong>AWO</strong> Kinderfonds:<br />
Projekt: Patenschaften für Grundschulen<br />
Der <strong>AWO</strong> Kinderfonds übernimmt Patenschaften für<br />
Grundschulen und fördert Projekte zu Bildung, Toleranz,<br />
Elternarbeit und Ernährung.<br />
Projekt: Fit für die Schule<br />
Der <strong>AWO</strong> Kinderfonds unterstützt Familien mit Schultüten,<br />
Schulmappen, Sportbekleidung und den benötigten<br />
Arbeitsmaterialien.<br />
Projekt: „10 Cent“<br />
Ab September 2008 gibt es die „Pizza Amore“ zugunsten<br />
des <strong>AWO</strong> Kinderfonds. Die Herzpizza, exclusiv<br />
aus dem Hause HASA, wurde ausgesucht, um<br />
bundesweit eine einmalige Aktion zu starten.<br />
Projekt: Frische Früchte für freche Früchtchen<br />
Der <strong>AWO</strong> Kinderfonds ermöglicht an Schulen einen<br />
kostenlosen Obsttag pro Woche für alle Kinder.<br />
Projekt Ferienfreizeiten<br />
Der <strong>AWO</strong> Kinderfonds unterstützt Ferienfahrten für<br />
Kinder aus belasteten Familien.
Kindergesundheit<br />
Präventionspreis 2008<br />
300 Kindertagesstätten hatten sich um<br />
den Präventionspreis beworben,<br />
sechs erhielten eine Auszeichnung.<br />
Die Bundesregierung hat diesen Wettbewerb ausgelobt.<br />
Der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte »Deutsche<br />
Präventionspreis« wurde bereits zum fünften Mal<br />
ausgeschrieben. Träger des Präventionspreises sind<br />
das Bundesministerium für Gesundheit, die Manfred<br />
Lautenschläger Stiftung und die Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung. Ziel ist es, bundesweit Kita-<br />
Konzepte zu finden, die eine gesunde Entwicklung von<br />
Kindern fördern. „Allen Kindern ein gesundes Aufwachsen<br />
zu ermöglichen, ist eine zentrale Herausforderung<br />
für unsere Gesellschaft. Man kann etwas tun<br />
gegen ungleiche Entwicklungschancen bei Kindern“,<br />
sagte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt bei<br />
der Preisverleihung in Berlin. Das zeigten die prämierten<br />
Projekte: Mit dabei zwei Kitas der <strong>AWO</strong> aus Aachen<br />
und aus Rostock. Dass die Bundesgesundheitsministerin<br />
besondere Freude bei der Übergabe der Preise<br />
empfand, wird nicht verwundern, denn die Aachener<br />
<strong>AWO</strong>-Kita stammt schließlich aus ihrer Heimatstadt. In<br />
der Kategorie „Beispielhafte Einzelinitiativen“ wurde<br />
20.000 <strong>lesen</strong> die »Alternative«<br />
Zeitschrift von und für Senioren feierte 20-jähriges Jubiläum<br />
Kiel. Computer und Internetanschluss sind für die Senioren<br />
von der Zeitschrift „Alternative“ eine große Arbeitserleichterung.<br />
Kein Schimmer von Angst vor moderner<br />
Technik. Seit 20 Jahren gibt es das vierteljährlich<br />
erscheinende Heft in Kiel. „Früher haben wir alle<br />
auf einer Schreibmaschine getippt. Da hatte jeder<br />
Text ein anderes Schriftbild. Dann wurde ausgeschnitten<br />
und zusammengeklebt“, erinnert sich Annelies<br />
Witthöft.<br />
Die 84-Jährige ist seit Beginn dabei. Ein Forschritt<br />
sei es gewesen, als Hildegard Hahn dazu kam. Sie<br />
tippte alle Beiträge in einheitlicher Schrift ab. Heute<br />
freuen sich die Redaktionsmitglieder, dass ihre Zeitschrift<br />
(nicht nur) für Senioren endlich in Farbe erscheint.<br />
„Eine gute Aufmachung und Farbe sind wichtig,<br />
sonst greifen die Leute nicht zu“, bekräftigt Peter<br />
Lindemann im <strong>AWO</strong>-Bürgertreff an der Fockstraße.<br />
Offensichtlich wird das Blatt gern ge<strong>lesen</strong>. Wurden<br />
anfangs 1.500 Exemplare jeder <strong>Ausgabe</strong> gedruckt,<br />
beträgt die Auflage heute 7.000 Stück. Neben<br />
aktuellen Terminen aus der Landeshauptstadt bietet<br />
jede <strong>Ausgabe</strong> ein Schwerpunktthema, eine Mekkerecke<br />
mit kurzen Beiträgen zum Schmunzeln und<br />
Ärgern, oft Reiseberichte, eine Rätselseite, Buchtipps<br />
und eine Seite auf Platt. „Wir hatten auch schon ein-<br />
die „<strong>AWO</strong> Kindertagesstätte und Familienzentrum“<br />
»Mittendrin« in Aachen ausgezeichnet. „Das ist ein<br />
großartiger Erfolg für die Präventionsarbeit in Aachen“<br />
sagt Nassim Navvabi, Leiterin des Familienzentrums.<br />
Die Kita will in Fragen der Gesundheitsförderung bilden,<br />
beraten und unterstützen und die aktive Beteiligung<br />
der Eltern an allen Aktionen ist gefragt. So wird<br />
z.B. unter ihrer Mithilfe ein tägliches vollwertiges Frühstück<br />
für die Kinder angeboten. Die Einrichtung setzt<br />
aktuell das AOK Projekt „Tigerkids-Kindergarten aktiv“<br />
mit den Schwerpunkten Bewegung und gesunde Ernährung<br />
um. In der Kategorie „Ehrenpreisträger“ erhielt<br />
das »Kinderhaus am Warnowpark« der <strong>AWO</strong> Rostock<br />
den mit 10.000 Euro dotierten Präventionspreis 2008.<br />
Die Einrichtung wurde u. a. für die intensive Elternarbeit,<br />
die regelmäßige Gesundheitssprechstunde und<br />
die ganztägige Betreuung für Kinder aus belasteten Familien<br />
gewürdigt. Das Kinderhaus befindet sich in einem<br />
schwierigen sozialen Umfeld und gibt Kindern<br />
und ihren Eltern Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten<br />
und bietet so Hilfe zur Selbsthilfe an.<br />
Nicole Manske, Leiterin des „Kinderhaus am Warnowpark“<br />
erklärt den ganzheitlichen Ansatz: „Wir sehen<br />
das Kind als selbständige Person, die Akteur ihrer<br />
eigenen Entwicklung ist. Voraussetzung für ein selbständiges<br />
Lernen ist die Schaffung einer vorbereiteten Umgebung,<br />
die unsere Kinder zum Lernen, Leben und Experimentieren<br />
einlädt“. Dass dieser Ansatz auch im Alltag<br />
gelebt wird, davon konnte das Kinderhaus die Jury<br />
überzeugen.<br />
mal Loki Schmidt im Interview“, berichtet Karl-Heinz<br />
Rasmus. Bekannte Namen im Blatt erregen Aufmerksamkeit,<br />
wissen die Readktionsmitglieder.<br />
In den nächsten <strong>Ausgabe</strong>n soll es um Themen gehen,<br />
wie die Vorbereitung auf den Ruhestand, Höflichkeit,<br />
bewusster Leben oder das Älterwerden der<br />
Eltern. Am Herzen liegt den Reaktionsmitgliedern<br />
auch das Miteinander der Generationen. Die Arbeitsgruppe<br />
sucht gerade neue Interessenten, die regelmäßig<br />
mitarbeiten möchten. Die Mitglieder sind zwischen<br />
60 bis über 80 Jahre alt. „Nachwuchs“ könnten<br />
sie schon brauchen, da sind sie sich einig.<br />
Jeden Dienstagvormittag trifft sich das Alternative-<br />
Team im <strong>AWO</strong>-Bürgertreff. „Wir machen alles ehrenamtlich.<br />
Es muss auch Spaß machen“, betont Lindemann.<br />
Finanziert wird die Zeitschrift von der Stadt<br />
Kiel. Trotzdem habe die Redaktion in ihrer Arbeit<br />
freie Hand. Einzige Bedingung sei die Veröffentlichung<br />
des Terminkalenders für Kiel. Herausgeber ist<br />
die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände.<br />
Redaktionssitz ist der <strong>AWO</strong>-Bürgertreff Fockstraße.<br />
Verteilt wird die Zeitschrift in Apotheken, Arztpraxen,<br />
Büchereien, Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände<br />
und der Stadt. Zum Jubiläum gratulierte Kiels<br />
Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz. -siv-<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
Auszeichnung für die Kita<br />
aus Rostock: Manfred<br />
Lautenschläger von der<br />
gleichnamigen Stiftung,<br />
Bundesgesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt, Christina<br />
Fiedler, (Abteilungsltg.<br />
Kindertagesstätten, Nicole<br />
Manske, Leiterin der Kita,<br />
Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin<br />
der Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung<br />
- v.l.n.r.<br />
Foto: siv<br />
Einen Augenblick Sonne<br />
tanken die Mitglieder des<br />
Redaktionsteams der Zeitschrift<br />
„Alternative“. Zum<br />
Redaktionsstamm gehören<br />
Karl-Heinz Rasmus<br />
(hinten, von li.), Gerhard<br />
Rudolph und Peter Lindemann<br />
sowie Annelies<br />
Witthöft und Edith Albrecht.<br />
Als Neuzugänge interessieren<br />
sich für die Mitarbeit<br />
an der Zeitschrift<br />
Armin Entling (hinten re.)<br />
und Barbara Lahme).<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
35
36 LÄNDERMAGAZIN<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
Udo Engelhardt ist<br />
Initiator des Handbuchs<br />
„für den schmalen<br />
Geldbeutel“.<br />
Nähere Informationen<br />
per Email:<br />
johanna.hohmann.<br />
baumann@bvhannover.awo.de<br />
Tel.: (0511) 4952-248<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
Handbuch für den schmalen Geldbeutel<br />
<strong>AWO</strong> in Konstanz gibt einen Ratgeber für Menschen mit wenig Geld heraus<br />
Der Kreisverband Konstanz hat seit Jahren einen<br />
Schwerpunkt in der Arbeit mit langzeitarbeitslosen<br />
Menschen. Auch von daher sind Anfragen von Menschen<br />
mit wenig Geld an der Tagesordnung. Eine Antwort<br />
darauf war, dass die <strong>AWO</strong> den<br />
Aufbau der Singener Tafel e.V. maßgeblich<br />
gefördert hat. Auch im „reichen“<br />
Baden-Württemberg müssen immer<br />
mehr Menschen mit weniger Geld<br />
auskommen. Jetzt wurde vom Kreisverband<br />
Konstanz eine weitere Hilfestellung<br />
für bedürftige Menschen entwikkelt.<br />
Das »Handbuch für den schmalen<br />
Geldbeutel«.<br />
Mit einer Startauflage von 3000<br />
Stück wurde es erstmals im Januar<br />
2008 herausgegeben. In dem 80-seitigen<br />
Ratgeber stehen Informationen<br />
über die wichtigsten öffentlichen Sozialleistungen,<br />
Antworten auf die häufigsten Fragen von armen<br />
Menschen und jungen Familien, Beratungsstellen,<br />
Selbsthilfe, berufliche Qualifizierung, Möglichkeiten<br />
von Gebührenbefreiung, günstigen Einkaufsmöglichkeiten<br />
und jede Menge anderer Spartipps.<br />
Tauschbörsen, kostenlose Spielideen, Kinderrechte<br />
„Alle Kinder braucht das Land“<br />
Große Kita –Themenwoche der <strong>AWO</strong> Niedersachsen<br />
Hannover. Die <strong>AWO</strong> Kindertagesstätten in ganz<br />
Niedersachsen stellen ihre Projekte rund um das Thema<br />
Prävention von Kinderarmut vor. In der Woche<br />
vor dem Weltkindertag vom 15. bis 20. September<br />
öffnen die Kitas von Göttingen bis Stade, von Braunschweig<br />
bis Osnabrück ihre Türen und zeigen vielfältige,<br />
kreative und bewährte Ideen und Ansatzpunkte<br />
für eine gleichberechtigte Teilhabe aller Kinder am<br />
gesellschaftlichen Leben und Lernen. Jedes sechste<br />
niedersächsische Kind ist arm, in manchen Regionen<br />
sogar jedes dritte. Diese Kinder sind auf Leistungen<br />
nach Hartz IV angewiesen. Und diese Zahlen enthalten<br />
noch nicht die vielen Kinder aus Familien, die<br />
sich in einer prekären wirtschaftlichen Situation befinden<br />
und an der Armutsgrenze leben.<br />
Armut ist mehr als materielle Armut: neben einem<br />
Mangel an gesunder Ernährung, Kleidung oder Wohnen,<br />
können Mängel in der kulturellen Versorgung<br />
(Bildung, sprachliche Entwicklung), in der sozialen Situation<br />
(Kontakte und soziale Kompetenzen) sowie<br />
psychische und physische Einschränkungen (Gesundheitszustand,<br />
körperliche Entwicklung) dazu kommen.<br />
Aktuell wird an der zweiten <strong>Ausgabe</strong> des Handbuches<br />
gearbeitet, unter Federführung des <strong>AWO</strong>-Projektes<br />
„ Abba“ für behinderte und benachteiligte arbeitslose<br />
Menschen. Menschen mit wenig Geld erhalten<br />
das Handbuch umsonst. „Die Nachfrage<br />
nach dem Handbuch steigt seit Monaten<br />
ständig.“, sagt Udo Engelhardt als Projektleiter.<br />
„Inzwischen liegt das Buch auf<br />
fast allen Schreibtischen von Mitarbeitern<br />
des Landratsamtes und des Job-Centers<br />
und erste überregionale Anfragen nach<br />
dem Handbuch liegen auch schon vor.<br />
Ob die Informationen, Adresslisten<br />
und Empfehlungen in dem Handbuch tatsächlich<br />
eine Hilfe für Menschen mit wenig<br />
Geld sind, hat den Initiator Udo Engelhardt<br />
immer wieder beschäftigt. Inzwischen<br />
ist er sicher, dass mit dieser Broschüre<br />
den Menschen auch Wissen vermittelt wird.<br />
Der KV Konstanz bietet allen <strong>AWO</strong>-Gliederungen<br />
an, bei Interesse das Handbuch zuzusenden. Anfragen<br />
dazu bitte an info@awo-konstanz.de richten. Inhaltliche<br />
Fragen können direkt an Udo Engelhardt,<br />
alo@awo-konstanz.de gestellt werden.<br />
Genau hier setzen die verschiedenen Projekte<br />
der Themenwoche „Gegen Armut“ der <strong>AWO</strong><br />
Niedersachsen an. Erfolgreiche Arbeit gegen Kinderarmut<br />
ist möglich und besonders auf lokaler und<br />
kommunaler Ebene wichtig.<br />
In der Themenwoche „Alle Kinder braucht das<br />
Land – Gegen Armut“ der niedersächsischen <strong>AWO</strong><br />
Kitas gibt es Veranstaltungen aus den unterschiedlichsten<br />
Bereichen: gemeinsames Frühstück mit allen<br />
Kindern, Spiele-Nachmittage mit den Eltern, Bewegungsangebote,<br />
Tauschbörsen von Büchern, Spielzeug<br />
oder Kleidung zum kostenlosen Einkaufen, Informationsveranstaltungen<br />
zum Umgang mit Geld,<br />
Vorlesestunden, kostenlose Theatervorstellungen,<br />
Kunstprojekte oder spezielle Vater-Kind-Angebote.<br />
Mit Blick auf den Weltkindertag am 20. September<br />
wollen die <strong>AWO</strong> Kitas auch auf die Rechte der Kinder<br />
auf Bildung und Partizipation aufmerksam machen.<br />
Schirmherr Axel Plaue, Vorsitzender der <strong>AWO</strong><br />
Niedersachsen-LAG, eröffnet die Themenwoche am<br />
12. September 2008.
Stadt in<br />
Tansania<br />
Idee,<br />
Gedanke<br />
Ring<br />
um<br />
Almosen<br />
Bittender<br />
falscher<br />
Weg<br />
amerik.<br />
Schriftsteller<br />
†<br />
Verdruss<br />
Republik<br />
in Westafrika<br />
Abk.:<br />
OrientierungslaufausgelernterHandwerker<br />
Med.:<br />
zum<br />
Munde<br />
gehörig 3<br />
zu<br />
keiner<br />
Zeit<br />
Schleppnetzfahrzeug<br />
(Mark) 2<br />
niederdt.:<br />
kleine<br />
Mücke<br />
Amtstracht<br />
Abk.:<br />
Samstag<br />
RÄTSEL<br />
8<br />
Religionsgemeinschaft<br />
Überschrift<br />
flacher<br />
Strandsee<br />
Stadt an<br />
der Maas<br />
(Frankreich)<br />
Wunschbilder<br />
ugs.:<br />
schießen<br />
Lebensabend<br />
Steigerung<br />
von<br />
gut<br />
Scherz,<br />
Spaß<br />
Kfz-Z.<br />
Libanon<br />
Weltmeer<br />
Volk<br />
an der<br />
Ostsee<br />
Rhein-<br />
Zufluss<br />
in der<br />
Schweiz<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
1<br />
Tierlippe<br />
gift.<br />
Chemikalie<br />
5<br />
anderer<br />
Name<br />
der<br />
Viper<br />
Weise,<br />
Gewohnheit<br />
Halbedelstein<br />
6<br />
besondere<br />
Form des<br />
Sauerstoffs<br />
7<br />
4<br />
Saiteninstrument<br />
Zeichen<br />
für<br />
Tellur<br />
gemeinschaftsunfähig<br />
skand.<br />
Münze<br />
engl.<br />
Männerkurzname<br />
auseinanderbringen,<br />
lösen<br />
®<br />
s1312.1-100<br />
Rätseln Sie mit!<br />
Das richtige Lösungswort senden Sie bitte an den<br />
<strong>AWO</strong> Bundesverband<br />
Redaktion <strong>AWO</strong>magazin<br />
Postfach 41 01 63, 53023 Bonn<br />
…mit ein bißchen Glück können Sie einen<br />
unserer 10 Überraschungspreise gewinnen<br />
Einsendeschluss ist der 30. September 2008.<br />
Alle richtigen Einsendungen nehmen an der<br />
Verlosung teil. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
MitarbeiterInnen des Bundesverbandes sind<br />
von der Teilnahme ausgeschlossen.<br />
Wenn Sie ihre Postkarte mit einer Wohlfahrtsmarke<br />
frankieren, nehmen Sie am Ende des<br />
Jahres an einer Sonderauslosung teil.<br />
Die Lösung aus 4/2008 war:<br />
CAP MARKT<br />
Unter allen richtigen Einsendungen<br />
haben wir auch diesmal<br />
«Fair gehandelten Kaffee»<br />
verlost. Genießen Sie Tasse für Tasse.<br />
Gewonnen haben: Bachmann, Susanne<br />
(Braunschweig), Hohmeier, Kurt (Mainz),<br />
Joachimsen, Inge (Flensburg), Meinhardt, Mathilde<br />
(Karlsruhe), Neukirch, Helmut (Dortmund), Oll,<br />
Erika (Gummersbach), Scharringhausen, Heinz<br />
(Nienburg), Schmidt, Greta und Joachim<br />
(Nastätten/Ts.), Voermann, Jan (Ladenburg),<br />
Zimmermann, Thea (Harrislee).<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
<strong>AWO</strong>magazin 5/2008<br />
39