Heimspiel - FC Aarau
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BACKGROUND<br />
Als die russische Torhüterlegende Stanislaw Cherchessov einen Trainer suchte ...<br />
Bei der Nennung früherer Torhütertrainer<br />
des <strong>FC</strong> <strong>Aarau</strong> dürften zumindest vier Namen<br />
einen «Aha-Effekt» auslösen. Da wäre<br />
einmal der legendäre Hermann Rufli, der<br />
zu Rolf Fringers goldenen <strong>FC</strong>A-Zeiten und<br />
in der Ära Trümpler dieses Amt innehatte.<br />
Es folgte Willi Weber, der inzwischen die<br />
Goalies der Schweizer Nationalmannschaft<br />
trainiert. Um einiges kürzer war das Gastspiel<br />
von «Scharfmacher» Stephan Lehmann.<br />
Und schliesslich der damalige Torwart<br />
der Meistermannschaft 1993, Andreas<br />
«Housi» Hilfiker, der zu Beginn<br />
der Saison 2007/<br />
2008 mit Ryszard Komornicki<br />
und Jeff Saibene<br />
aufs Brügglifeld<br />
zurückkehrte, um ge-<br />
FOTOS: GERRY FREI<br />
meinsam<br />
an erfolgreiche frühere<br />
Zeiten anzuknüpfen.<br />
Als im Januar des Vorjahres<br />
der VfL Wolfsburg<br />
jedoch in Hilfiker den idealen<br />
Förderer für ihren<br />
Keeper, den Schweizer Nationaltorhüter<br />
Diego Benaglio,<br />
sah, musste sich<br />
der <strong>FC</strong>A bereits wieder<br />
auf die Suche nach einem<br />
Nachfolger machen.<br />
Dank einem Ratschlag<br />
von Ranko<br />
Jakovljevic, dem<br />
Trainer des Teams<br />
Aargau U-21, war<br />
diese Vakanz bereits<br />
nach kurzer<br />
Zeit wieder behoben,<br />
und mit<br />
Nedjad Kuruzovic<br />
konnte ein neuer<br />
Übungsleiter für<br />
die <strong>Aarau</strong>er Goalies<br />
verpflichtet<br />
Seit einem Jahr <strong>FC</strong>A-Goalietrainer:<br />
Nedjad Kuruzovic<br />
werden. Obwohl zuvor während acht Monaten<br />
beim <strong>FC</strong> Winterthur arbeitend, war<br />
«Neno», wie der 49-jährige Österreicher von<br />
allen genannt wird, in der Schweiz weitgehend<br />
ein Unbekannter.<br />
Torhütertrainer, die in ihrer<br />
Aktivkarriere nicht selbst zwischen<br />
den Pfosten gestanden<br />
haben, gibts wohl so selten<br />
wie Vegetarier, die den Beruf des Metzgers<br />
ausüben. Auch Kuruzovic macht da keine<br />
Ausnahme. Doch in seiner Jugendzeit in<br />
Bosnien (damaliges Jugoslawien) hatten<br />
vorerst andere Sportarten –<br />
Basketball und Gymnastik –<br />
Vorrang. Erst im Alter von 15<br />
Jahren trat Neno einem Fussballverein<br />
bei. NK Podgrmec gab<br />
seinem talentierten Goalie<br />
schliesslich die<br />
Möglichkeit, schon bald in der 1. Mannschaft<br />
Fuss zu fassen. Fünf Jahre später<br />
unterschrieb Kuruzovic in Banja Luka bei<br />
FK Borac seinen ersten Profivertrag. Dort<br />
lernte er auch Ranko Jakovljevic kennen,<br />
mit dem er zwei Jahre zusammenspielte.<br />
Es folgte der Wechsel zu NK Rijeka in die<br />
höchste jugoslawische Liga, wo er in der<br />
Meisterschaft auf Stars wie Zvonimir Boban<br />
und Robert Prosinecki traf.<br />
Schliesslich fand Kuruzovic 1991 in Österreich<br />
eine neue Heimat und spielte fortan<br />
bei Swarowski Tirol. In seiner fünften Saison<br />
als Goalie beim Zweit-Divisionär ergab<br />
sich gleichzeitig die Konstellation, dass<br />
der Spitzenclub <strong>FC</strong> Tirol Innsbruck einen<br />
Torhütertrainer für ihre Star-Verpflichtung,<br />
den langjährigen russischen Nationaltorwart<br />
Stanislav Cherchessov,<br />
suchte. So bildete Neno<br />
mit Cheftrainer Didi<br />
Constantini (seit wenigen<br />
Wochen wieder österreichischer<br />
Teamchef)<br />
und Assistent Heinz<br />
Peischl (später bei<br />
Wil, St. Gallen und<br />
Thun) eine interessante<br />
Crew. Seine Aktivkarriere setzte der gebürtige<br />
Bosnier aber fort und spielte noch<br />
während fünf weiteren Jahren bei Casino<br />
Bregenz. «Mit 41 Jahren war ich damals<br />
der älteste Spieler in der österreichischen<br />
Liga», erzählt Kuruzovic nicht ohne Stolz.<br />
Dem Club in Bregenz, wo er mit seiner<br />
Frau Dragana – die beiden sind bereits seit<br />
23 Jahren ein Paar – und dem 8-jährigen<br />
Sohn Adrian noch immer wohnhaft ist,<br />
blieb er als Assistenz- und Torhütertrainer<br />
erhalten und war bis vor zwei Jahren auch<br />
noch in den gleichen Funktionen bei der<br />
Nationalmannschaft von Bosnien und Herzegowina<br />
tätig.<br />
Nun lässt also Kuruzovic, der im Raum<br />
<strong>Aarau</strong> eine zweite Wohnung bezogen hat,<br />
die Goalies des <strong>FC</strong> <strong>Aarau</strong> an seinem grossen<br />
Erfahrungsschatz teilhaben. Zu seinen<br />
Schützlingen pfegt er eine Beziehung, die<br />
über das Trainer-Spieler-Verhältnis hinausgeht:<br />
«Ich muss die Spieler spüren. Dazu<br />
braucht es ein grosses gegenseitiges Vertrauen.»<br />
Die anfängliche Skepsis dem<br />
Neuen gegenüber war schnell verflogen,<br />
und so ist Neno Kuruzovic auf bestem<br />
Weg, dem <strong>FC</strong>A-Umfeld dereinst mit einem<br />
positiven «Aha-Effekt» in Erinnerung zu<br />
bleiben. Doch die Mission des stets gutgelaunten<br />
Kaffeeliebhabers soll noch lange<br />
nicht zu Ende sein, denn: «Fast bei jedem<br />
Club in meiner Karriere war ich mindestens<br />
vier Jahre lang.»<br />
Marcel Petermann<br />
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