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Entwicklungspfad von aggressiv/dissozialem Verhaltens zur ...

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Entwicklung <strong>von</strong> ADHS und<br />

Aggression im Kindes- und<br />

Jugendalter<br />

Prof. Dr. Franz Petermann<br />

Vortrag im Klinikum Hochried,<br />

09.07.2011, Murnau<br />

© ZKPR, Universität Bremen Prof. Dr. Franz Petermann 1


Ursachen und Entwicklung der ADHS<br />

© ZKPR, Universität Bremen Prof. Dr. Franz Petermann 2


Symptomtrias der ADHS<br />

UNAUFMERKSAMKEIT<br />

� vorzeitiger Abbruch <strong>von</strong> Aufgaben<br />

� hohe Ablenkbarkeit<br />

IMPULSIVITÄT<br />

� unreflektiertes Verhalten<br />

� Herausplatzen mit Antworten<br />

HYPERAKTIVITÄT<br />

� überschießende motorische Aktivität<br />

� Ruhelosigkeit<br />

© ZKPR, Universität Bremen Prof. Dr. Franz Petermann 3


Mangelnde Fähigkeit <strong>zur</strong> Selbstregulation bei ADHS<br />

• Defizite der Selbstregulation und <strong>Verhaltens</strong>hemmung führen zu den<br />

typischen <strong>Verhaltens</strong>problemen ADHS-betroffener Kinder.<br />

• Zielgerichtetes Verhalten wird durch die fehlende Möglichkeit<br />

innezuhalten, nachzudenken und zu planen erschwert.<br />

• Motivationale Defizite sind Folge <strong>von</strong> Beeinträchtigungen komplexer<br />

Aufmerksamkeitsprozesse.<br />

• Negative emotionale Reaktionen bei Belohnungsverszögerung (z.B.<br />

Verweigerung/Abbruch einer Aufgabe).<br />

• Unmittelbare Verstärkung durch äußere Bedingungen ist essentiell;<br />

durch die geringe Fähigkeit, sich selbst zu motivieren, sind die Kinder<br />

da<strong>von</strong> abhängig um Verhalten zu modifizieren.<br />

Quelle: Toussaint et al. (2011)<br />

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Psychosoziale Auswirkungen der ADHS<br />

© ZKPR, Universität Bremen Prof. Dr. Franz Petermann 5


Symptomkriterien DSM-IV Wender-Utah-Kriterien<br />

Unaufmerksamkeit<br />

Kindergarten/<br />

Vorschulzeit<br />

Hyperaktivität<br />

Impulsivität<br />

Eintritt<br />

Schulalter<br />

Quelle: Schmidt & Petermann (2008)<br />

Übergang<br />

Erwachsenenalter<br />

Aufmerksamkeitsstörung<br />

Motorische Unruhe<br />

Impulsivität<br />

Desorganisation<br />

Affektlabilität<br />

Affektkontrolle<br />

Emotionale<br />

Überreagibilität<br />

Lebensspanne<br />

© ZKPR, Universität Bremen Prof. Dr. Franz Petermann 6


Komorbide Störungen<br />

Kindergarten/<br />

Vorschulzeit<br />

Hyperkinetische<br />

Störung des<br />

Sozialverhaltens<br />

Defizite sozialer<br />

Kompetenzen<br />

Zurückweisung<br />

durch<br />

Bezugspersonen<br />

und Gleichaltrige<br />

Eintritt<br />

Schulalter<br />

Quelle: Schmidt & Petermann (2008)<br />

Prüfungsängste<br />

Schulische<br />

Fertigkeiten<br />

Hausaufgabenkonflikte<br />

Vermeidung<br />

Schulunlust<br />

Affektive Störungen<br />

Substanzmittel<br />

missbrauch<br />

Delinquenz<br />

Peer Group<br />

Einflüsse<br />

Verkehrsdelikte<br />

Lernresignation<br />

Übergang<br />

Erwachsenenalter<br />

Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

Antisoziale<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

Probleme in Job und<br />

Haushalt<br />

(Organisation)<br />

Partnerschaftsprobleme<br />

Affektschwankungen<br />

Lebensspanne<br />

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Studie 1: ADHS im Jugendalter 1<br />

Gesamt Männlich Weiblich<br />

Teilnehmer absolut 142 72 70<br />

in Prozent 50.7% 49.3%<br />

Alter M 15.99 15.79 16.19<br />

SD 1.35 1.40 1.34<br />

© 1Tischler, ZKPR, Schmidt, Universität Petermann Bremen& Koglin (2010); Prof. Dr. 2Schmidt, Franz Petermann Waldmann, Petermann & Brähler (2010)<br />

8


Erhebungsinstrumente<br />

• ADHS-Screening für Erwachsene 1<br />

� Erfassung <strong>von</strong> Symptomen einer ADHS im Erwachsenenalter auf der Basis der<br />

Diagnoseleitlinien der DGPPN.<br />

• SF-12 2<br />

� Gesundheitsfragebogen <strong>zur</strong> Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität.<br />

• SWLS 3<br />

� Satisfaction With Life Scale - Skala <strong>zur</strong> Erfassung der allgemeinen Lebenszufriedenheit.<br />

• PHQ-9 4 (Kurzform)<br />

� Patient Health Questionnaire- Fragebogen <strong>zur</strong> Erfassung <strong>von</strong> Symptomen einer Depression<br />

auf der Basis der DSM-IV-Kriterien.<br />

• PHQ-15 4 (Somatisierungsmodul des PHQ)<br />

� Fragebogen <strong>zur</strong> Erfassung <strong>von</strong> somatischen Beschwerden.<br />

1 Schmidt & Petermann, (2009); 2 Bullinger & Kirchberger (1998); 3 Diener, Emmons, Larsen & Griffin (1985); 4 Löwe, Spitzer,<br />

Zipfel & Herzog (2002); 5 Dalgard et al. (2006)<br />

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Zusammenfassung<br />

Ergebnisse<br />

• Hohe Ausprägung <strong>von</strong> ADHS-Symptomen führt zu<br />

Beeinträchtigungen im psychischen Funktionsniveau.<br />

• Eine erhöhte Ausprägung <strong>von</strong> ADHS-Symptomen führt im<br />

Jugendalter zu einer geringen Lebenszufriedenheit.<br />

• Dies hängt insbesondere mit Beschwerden in der<br />

Störungsdimension „Emotion & Affekt“ zusammen –<br />

Depressivität ist insgesamt leicht erhöht.<br />

© ZKPR, Universität Bremen Prof. Dr. Franz Petermann 10


*DDD = Daily Defined Dose<br />

88.91 Mio. €<br />

32.44 Mio. €<br />

Quelle: Lohse & Müller-Oerlinghausen (2010)<br />

93.46 Mio. €<br />

(+5,1%)<br />

117.61 Mio. €<br />

24.15 Mio. €<br />

(-12,3%)<br />

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Ursachen und Entwicklung der Aggression<br />

© ZKPR, Universität Bremen Prof. Dr. Franz Petermann 12


Erziehungsfaktoren<br />

ineffektive Erziehung,<br />

wenig Anregung<br />

Kindfaktoren<br />

soziale Fertigkeiten,<br />

schwieriges<br />

Temperament<br />

Kontextfaktoren<br />

Armut, psychische<br />

Störungen und Eheprobleme<br />

der Eltern<br />

Ursachen <strong>von</strong> <strong>Verhaltens</strong>störungen<br />

Einfluss <strong>von</strong> Gleichaltrigen<br />

Aggression in der Gruppe,<br />

Ablehnung durch Gleichaltrige<br />

Je mehr Risikofaktoren<br />

vorhanden sind, desto<br />

größer ist das Risiko für eine<br />

<strong>Verhaltens</strong>störung.<br />

Früh auftretende<br />

<strong>Verhaltens</strong>störungen<br />

Quelle: Webster-Stratton & Taylor (2001)<br />

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Aggressiv-dissoziales Verhalten<br />

(antisocial behavior, conduct disorder)<br />

oppositionelles<br />

Verhalten<br />

<strong>aggressiv</strong>es Verhalten<br />

delinquentes Verhalten<br />

kriminelles Verhalten<br />

Das gemeinsame Kennzeichen ist die Verletzung <strong>von</strong> altersgemäßen<br />

sozialen Erwartungen, Regeln und informellen wie formellen Normen.<br />

Quelle: Beelmann & Raabe (2007)<br />

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Quelle: Frick et al. (1993)<br />

Formen <strong>aggressiv</strong>en <strong>Verhaltens</strong><br />

Jmd. schlagen;<br />

etwas zerstören<br />

destruktiv<br />

offen verdeckt<br />

Jmd. beschimpfen<br />

nicht-destruktiv<br />

heimlich etwas<br />

kaputt machen<br />

Jmd. ausgrenzen;<br />

lästern<br />

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Geschlechtsunterschiede im <strong>aggressiv</strong>en Verhalten<br />

Jungen Mädchen<br />

• Körperliche, offen-direkte<br />

Formen<br />

• Zielgerichtet–schädigende<br />

Aggression<br />

• Starkes Dominanzstreben in<br />

Gruppen<br />

• Begrenzte soziale<br />

Fertigkeiten, um Konflikte<br />

angemessen zu lösen<br />

• Hinterhältig-verdeckte Formen<br />

• Emotional motivierte<br />

Aggression (aufgrund des<br />

Verlustes <strong>von</strong> Selbstkontrolle)<br />

• Relationale Aggression<br />

(Beziehungsaggression)<br />

• Differenzierte soziale<br />

Fertigkeiten, die <strong>aggressiv</strong>es<br />

Verhalten reduzieren können<br />

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Defizite im Wahrnehmen und Handeln <strong>aggressiv</strong>er Kindern<br />

und Jugendlicher<br />

• Sie nehmen vermehrt bedrohliche Reize wahr.<br />

• Sie unterstellen anderen häufiger feindselige Absichten.<br />

• Sie wählen vermehrt Handlungsziele aus, die auf<br />

Wiedergutmachung des eigenes Nachteils bzw. Rache abzielen.<br />

• Ihnen fallen weniger Konfliktlösungen ein. Diese sind zudem<br />

häufiger <strong>aggressiv</strong>.<br />

• Sie bewerten die Konsequenzen <strong>aggressiv</strong>er Handlungen<br />

positiver und nehmen an, dass sie diese Handlungen auch<br />

erfolgreich umsetzen können.<br />

Fazit: Sie wählen <strong>aggressiv</strong>e Lösungen und setzen diese ein.<br />

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Wesentliche Risikofaktoren<br />

im Kindes- und Jugendalter:<br />

I. Kindbezogene Faktoren<br />

• Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen<br />

• Neuropsychologische Defizite (wie mangelnde <strong>Verhaltens</strong>steuerung<br />

und Planung <strong>von</strong> Handlungen)<br />

• Schwieriges Temperament (Irritabilität, mangelnde<br />

Emotionsregulation)<br />

• Geringe sprachliche Intelligenz<br />

Quelle: Petermann & Koglin (2005)<br />

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Wesentliche Risikofaktoren<br />

im Kindes- und Jugendalter:<br />

II. Familiäre Faktoren<br />

• Störungen der Eltern-Kind-Interaktion (wie unsichere oder<br />

desorganisierte Bindung)<br />

• Negatives Erziehungsverhalten (inkonsistent, Einsatz körperlicher<br />

Bestrafung, Misshandlung)<br />

• Erkrankungen oder psychische Störungen der Eltern (wie<br />

depressive Mutter)<br />

• Partnerschafts- oder Ehekonflikte<br />

• Geringer Sozialstatus (geringe Schulausbildung, finanzielle<br />

Probleme)<br />

Quelle: Petermann & Koglin (2005)<br />

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Wesentliche Risikofaktoren<br />

im Kindes- und Jugendalter:<br />

III. Soziale Faktoren<br />

• Ablehnung durch Gleichaltrige<br />

• Anschluss an auffällige Gleichaltrige<br />

• Geringe Anbindung an die Schule<br />

• Geringe Qualität der Nachbarschaft (wenig Austausch und Hilfe<br />

untereinander)<br />

• Armut und Kriminalität im sozialen Umfeld<br />

Quelle: Petermann & Koglin (2005)<br />

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Innerfamiliäre Kennzeichen<br />

bei Familien mit <strong>Verhaltens</strong>störungen<br />

• Mangel an eindeutigen Regeln darüber, welches Verhalten<br />

angemessen ist. Regeln sollen verbindlich ausgehandelt werden und<br />

allen Familienmitgliedern Sicherheit vermitteln.<br />

• Informationen über das Kind. Eltern besitzen wenige Informationen,<br />

allein schon deshalb, weil sie eine Konfrontation mit dem Kind<br />

befürchten. Die Eltern halten sich damit die Möglichkeit offen,<br />

<strong>aggressiv</strong>es Verhalten zu leugnen.<br />

• Einsatz <strong>von</strong> Verstärkung und Bestrafung. Eltern sind irritiert und<br />

betroffen, strafen zu oft, erkennen positives Verhalten nicht und loben<br />

zu wenig.<br />

• Massive Überforderung. Hohe Betroffenheit der Eltern, unklare<br />

Vorstellungen, was sich verändern soll. Keine Idee, wie neues<br />

Verhalten in der Familie aussehen soll. Mangel an sozialer<br />

Unterstützung.<br />

© ZKPR, Universität Bremen Prof. Dr. Franz Petermann 21


aus Petermann, F. & Petermann, U. (2000). Aggressionsdiagnostik. Göttingen: Hogrefe<br />

© ZKPR, Universität Bremen Prof. Dr. Franz Petermann 22


ADHS und Aggression<br />

Frühe Kindheit Jugendalter Junges Erwachsenenalter<br />

Oppositionelles<br />

Verhalten<br />

Aufmerksamkeits-/<br />

Hyperaktivitätsstörung<br />

Depression<br />

Aggressivdissoziales<br />

Verhalten<br />

Substanzmissbrauch<br />

Antisoziale<br />

Persönlichkeitsstörung<br />

© ZKPR, Universität Bremen Prof. Dr. Franz Petermann 23


<strong>Entwicklungspfad</strong><br />

<strong>aggressiv</strong>/<strong>dissozialem</strong><br />

<strong>Verhaltens</strong> mit schwerstem<br />

Ausgang (Psychopathie)<br />

Störung des<br />

Sozialverhaltens und<br />

callous unemotional-<br />

Traits aber keine ADHS<br />

Früher Beginn <strong>von</strong><br />

<strong>Verhaltens</strong>störungen<br />

(„early starter“; ca. 5-<br />

6%)<br />

Angstlosigkeit, Verhalten<br />

unabhängig vom<br />

Erziehungsverhalten der<br />

Eltern<br />

Störung des<br />

Sozialverhaltens (+ADHS)<br />

aber keine callous<br />

unemotional-Traits<br />

Empathielosigkeit,<br />

Darstellung/gezielte<br />

Manipulation<br />

Ablehnung durch das<br />

soziale Umfeld, Peer-<br />

Group-Einflüsse<br />

Proaktives,<br />

zielorientiertes<br />

Verhalten, schwere<br />

Störung des<br />

Sozialverhaltens<br />

Hohe Impulsivität,<br />

Delinquenz,<br />

Substanzmittelmissbrauch<br />

Psychopathie<br />

APSD<br />

<strong>Entwicklungspfad</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>aggressiv</strong>/<strong>dissozialem</strong> <strong>Verhaltens</strong><br />

<strong>zur</strong> Antisozialen<br />

Persönlichkeitsstörung (APSD)<br />

Quelle: Koglin (2011), persönliche Mitteilung<br />

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Bremer Präventionsansätze<br />

für Kindergarten und Schule<br />

© ZKPR, Universität Bremen Prof. Dr. Franz Petermann 25


Präventionsprogramme: Ausrichtung<br />

• Primärprävention – universell<br />

(gesamte Kindergartengruppe, Schulklasse)<br />

• Sekundärprävention – selektiv<br />

(Hochrisikogruppen)<br />

• Tertiärprävention – indiziert<br />

(Kinder mit bedeutsamen Störungen)<br />

© ZKPR, Universität Bremen Prof. Dr. Franz Petermann 26


Präventionsprogramme: Fokus<br />

• Personorientiert:<br />

setzt direkt an der <strong>Verhaltens</strong>modifikation der Kinder an<br />

Beispiele: Training sozialer Fertigkeiten, Problemlösetraining<br />

• Kontextorientiert:<br />

setzt am sozialen Umfeld der Kinder an, um indirekt auf das<br />

Verhalten der Kinder einzuwirken<br />

Beispiele: Elterntraining, Fortbildung und Supervision<br />

pädagogischer Fachkräfte<br />

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Förderbereiche <strong>von</strong> Kinder- und Jugendtrainings<br />

Zum Beispiel:<br />

� Wahrnehmung und Bewertung sozialer Situationen<br />

� soziales Problemlösen/Umgang mit sozialen Konfliktsituationen<br />

� Ärger- und Wutkontrolle<br />

� Selbstkontrolle<br />

� Erwerb sozialer Fertigkeiten<br />

� Empathie<br />

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Förderbereiche <strong>von</strong> Elterntrainings<br />

� Erkennen und Einsetzen <strong>von</strong> positiven Eltern- und Kindqualitäten,<br />

� eindeutig formulierte, altersangemessene Anforderungen und Grenzsetzungen,<br />

� Einsatz <strong>von</strong> Konsequenzen kindlichen <strong>Verhaltens</strong> in möglichst direktem<br />

Zusammenhang und somit für das Kind vorhersagbar,<br />

� positive Konsequenzen für kooperatives und prosoziales Verhalten des Kindes<br />

(Aufmerksamkeit und Lob; Privilegien und materielle Belohnungen),<br />

� negative Konsequenzen für oppositionelles und/oder <strong>aggressiv</strong>es Verhalten<br />

(Ignorieren, Verlust <strong>von</strong> Belohnungen),<br />

� Beendigung zu harter, zu gewährender oder inkonsistenter<br />

Erziehungspraktiken,<br />

� Einführen <strong>von</strong> Struktur und Regelmäßigkeit im Alltag,<br />

� angemessene Äußerungsmöglichkeiten der Autonomiebestrebungen des<br />

Kindes sowie<br />

� mehr gemeinsame Zeit, um als Familie geplante angenehme Tätigkeiten<br />

durchzuführen.<br />

Quelle: Petermann, F. (Hrsg.). Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie (6., veränd. Aufl). Göttingen: Hogrefe.<br />

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<strong>Verhaltens</strong>training<br />

im Kindergarten<br />

• primärpräventives Trainingsprogramm<br />

• Zielgruppe: Kindergartenkinder<br />

• wird vom Klassenlehrer durchgeführt<br />

• Durchführungsort: Klassenzimmer<br />

• Dauer 25 Einheiten mit einer Frequenz <strong>von</strong><br />

2 Stunden pro Woche (insgesamt ca. 3<br />

Monate)<br />

• Ziele: Förderung emotionaler<br />

Kompetenzen und Aufbau sozialer<br />

Problemlösung<br />

<strong>Verhaltens</strong>training im Kindergarten<br />

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<strong>Verhaltens</strong>training<br />

für Schulanfänger<br />

• primärpräventives Trainingsprogramm<br />

• Zielgruppe: 1. und 2. Klasse<br />

• wird vom Klassenlehrer durchgeführt<br />

• Durchführungsort: Klassenzimmer<br />

• Dauer 26 Einheiten mit einer Frequenz <strong>von</strong><br />

2 Schulstunden pro Woche (13 Wochen<br />

innerhalb eines Schulhalbjahres)<br />

• Ziele: Angemessene Selbstbehauptung,<br />

Umgang mit mehrdeutigen Situationen,<br />

Selbstkontrolle, Umgang mit Frustration &<br />

Misserfolg<br />

<strong>Verhaltens</strong>training für Schulanfänger<br />

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• Identifikationsfigur mit<br />

Vorbildcharakter<br />

• lenkt Aufmerksamkeit<br />

• bietet Möglichkeit zum<br />

Unterrichtsgespräch<br />

• Tierart: anpassungsfähig,<br />

aufmerksam, leise,<br />

langsam<br />

Didaktisches Element „Ferdi“<br />

(Handpuppe)<br />

<strong>Verhaltens</strong>training für Schulanfänger<br />

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• klar umschriebene Sequenz<br />

• altersgerecht<br />

Didaktischer Rahmen „Schatzsuche“<br />

• weckt Ergebniserwartung<br />

(Schatz)<br />

• verbindet Anstrengungsmit<br />

Belohnungsprinzip<br />

• Möglichkeit <strong>zur</strong> Integration<br />

unterschiedlicher Motive<br />

• Erhaltung des<br />

Spannungsbogens,<br />

Vorbeugung gegen<br />

Sättigungseffekte<br />

<strong>Verhaltens</strong>training für Schulanfänger<br />

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Training mit<br />

Jugendlichen<br />

• Globales Ziel:<br />

• alltagsnahe Förderung und Einübung <strong>von</strong><br />

kompetenten Sozial- und<br />

Arbeitsverhaltensweisen<br />

• Optimierung des Arbeitsverhaltens <strong>von</strong><br />

Jugendlichen<br />

• mind. 5 Einzelsitzungen (à 50 Min.), mind. 10<br />

Gruppensitzungen (à 100 Min.)<br />

• Einsatz im Schulsetting (JobFit-Training)<br />

möglich<br />

• Ziele: Modifikation <strong>von</strong> Selbst- und<br />

Fremdwahrnehmung, Selbstkontrolle, Beruf<br />

und Zukunft, Selbstsicherheit,<br />

Einfühlungsvermögen, Umgang mit Kritik,<br />

Misserfolg & Lob<br />

Training mit Jugendlichen<br />

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Gruppentraining<br />

Themenblock 4: Einfühlungsvermögen üben<br />

Praktisches Vorgehen und Material:<br />

„Einfühlungsvermögen üben“<br />

Vorgehen: Jeder Jugendliche schätzt neun<br />

Gefühlsfotos auf ihren Aussagegehalt ein<br />

und begründet, warum er ein bestimmtes<br />

Gefühl bei der Person zu erkennen glaubt.<br />

Material: neun Fotos, Schreibmaterial<br />

Training mit Jugendlichen<br />

© ZKPR, Universität Bremen Prof. Dr. Franz Petermann 35


© ZKPR, Universität Bremen Prof. Dr. Franz Petermann 36


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit<br />

Internetseite des Bremer Präventionsforums:<br />

http://www.zrf.uni-bremen.de/zkpr/BPF/index.html<br />

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