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Zum gegenwärtigen Stand der Emotionsregulationsdiagnostik im ...

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Son<strong>der</strong>druck aus: <strong>Emotionsregulationsdiagnostik</strong> Diagnostica, <strong>im</strong> Säuglings- 57, Heft und 4, 165–178 Kleinkindalter © Hogrefe Verlag Göttingen 2011 165<br />

<strong>Zum</strong> <strong>gegenwärtigen</strong> <strong>Stand</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Emotionsregulationsdiagnostik</strong><br />

<strong>im</strong> Säuglings- und Kleinkindalter<br />

Mit <strong>der</strong> gegenwärtig zunehmenden Anzahl empirischer<br />

Studien zur Emotionsregulation wird unter an<strong>der</strong>em deutlich,<br />

dass dieser eine grundlegende Funktion in <strong>der</strong><br />

Genese psychischer Störungen zukommt. Probleme <strong>der</strong><br />

Emotionsregulation werden etwa mit frühen Verhaltensproblemen<br />

in Verbindung gebracht (Fox & Calkins, 2003;<br />

Schmid, Fegert & Petermann, 2010) o<strong>der</strong> als Bestandteil<br />

spezifischer Persönlichkeitsstörungen erkannt (vgl.<br />

Schmid, Schmeck & Petermann, 2008). Darüber hinaus<br />

werden bedeutsame Zusammenhänge <strong>der</strong> Emotionsregulation<br />

mit psychischen Problemen bereits <strong>im</strong> sehr frühen<br />

Kindesalter festgestellt (z.B. Moore, Cohn & Campbell,<br />

2001). Derartige Befunde decken entscheidende Erkenntnisse<br />

auf, wobei jedoch vor weiteren Schlussfolgerungen<br />

grundlegende Fragen zu klären sind: Wie lässt sich ein<br />

solch populäres Konzept wie das <strong>der</strong> Emotionsregulation<br />

<strong>im</strong> frühen Säuglings- und Kindesalter überhaupt präzise<br />

erfassen? Bislang mangelt es an einer systematischen<br />

Betrachtung von Vorgehensweisen zur Diagnostik <strong>der</strong><br />

Emotionsregulation von <strong>der</strong> Geburt bis zum dritten Lebensjahr.<br />

Neben einer Anzahl empirischer Studien, die<br />

videobasierte Verhaltensbeobachtungen heranziehen, um<br />

Emotionsregulationsfähigkeiten zu quantifizieren (z. B.<br />

Calkins, Smith, Gill & Johnson, 1998), existieren Elternfragebogen,<br />

die vorgeben, das kindliche Verhalten zu erfas-<br />

DOI: 10.1026/0012-1924/a000052<br />

Veröffentlicht unter <strong>der</strong> Hogrefe OpenMind-Lizenz [http://dx.doi.org/10.1026/a000002]<br />

Angelika Kullik und Franz Petermann<br />

Zusammenfassung. Der Emotionsregulation wird eine grundlegende Funktion in <strong>der</strong> Genese psychischer Störungen zugeschrieben.<br />

Bis dato mangelt es an einem umfassenden Review zu Verfahren, mit denen Emotionsregulation in den ersten drei<br />

Lebensjahren erfasst werden kann. Insbeson<strong>der</strong>e videobasierte standardisierte Verhaltensbeobachtungen von emotionsregulatorischem<br />

Verhalten finden in Laboruntersuchungen Anwendung. Darüber hinaus existieren Elternfragebogen, die Emotionsregulation<br />

in Form von Subskalen mehr o<strong>der</strong> weniger genau erheben. Die bislang vorliegenden Ansätze werden aufgrund<br />

qualitativer <strong>Stand</strong>ards und psychometrischer Gütekriterien systematisch bewertet. Hier zeigt sich ein inkonsistentes sowie<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Validität <strong>der</strong> Verfahren unzureichendes Bild. Auf Basis <strong>der</strong> Analysen wird ein Ausblick für die zukünftige<br />

Frühdiagnostik von Emotionsregulation gegeben.<br />

Schlüsselwörter: Emotionsregulation, Säugling, Kleinkind, diagnostische Verfahren, Gütekriterien<br />

Status quo of diagnosing emotion regulation in infancy and toddlerhood<br />

Abstract. Following a number of empirical studies, emotion regulation has a basic function in the genesis of mental disor<strong>der</strong>s.<br />

To date, there is a lack of comprehensive reviews of procedures measuring emotion regulation in the first three years of life.<br />

In particular, video-based observations of emotion-regulatory behavior find application in laboratory settings. Furthermore,<br />

parent questionnaires serve a more or less accurate assessment of emotion regulation in the form of specific subscales.<br />

Previously existing approaches are systematically evaluated based on qualitative standards and psychometric quality criteria.<br />

This analysis shows an inconsistent and, in terms of measurement validity, insufficient pattern. Based on these analyses future<br />

perspectives for early diagnostic procedures measuring emotion regulation are given.<br />

Key words: Emotion regulation, infancy, toddlerhood, diagnostic instruments, quality criteria<br />

sen (z.B. Briggs-Gowan & Carter, 2007). Für die psychometrischen<br />

Hauptgütekriterien und für die praktische Umsetzung<br />

sollten best<strong>im</strong>mte Mindestanfor<strong>der</strong>ungen erfüllt<br />

werden. Auf <strong>der</strong> Basis einer systematischen Bestandsaufnahme<br />

gibt die folgende Übersicht Hinweise auf Stärken<br />

und Schwächen <strong>der</strong> <strong>Emotionsregulationsdiagnostik</strong>. Das<br />

Ziel besteht darin, die Verfahren detailliert und sequenziell<br />

zu betrachten und damit die diagnostische Genauigkeit<br />

<strong>der</strong> einzelnen Messinstrumente einan<strong>der</strong> gegenüberzustellen.<br />

Letztlich stellt sich hier die Frage, wie eine Frühdiagnostik<br />

von Emotionsregulation zukünftig erfolgen<br />

sollte. Es wird abschließend ein Ausblick für Wissenschaft<br />

und Praxis gegeben.<br />

Methode<br />

Unser Vorgehen richtete sich nach dem aktuellen methodischen<br />

<strong>Stand</strong>ard für die Anfertigung eines systematischen<br />

Reviews (Centre for Reviews and Dissemination,<br />

2009), insbeson<strong>der</strong>e hinsichtlich Reviews diagnostischer<br />

Verfahren. Um einen umfassenden Einblick in die Messmethoden<br />

<strong>der</strong> Emotionsregulation <strong>im</strong> Säuglings- und<br />

Kleinkindalter zu erhalten, wurde eine umfangreiche Literaturrecherche<br />

betrieben. Die Suchbegriffe „emotion regu-


166 Angelika Kullik und Franz Petermann<br />

lation“ , „affect regulation“ und „coping strategies“ wurden<br />

jeweils in Kombination mit „infancy“, „infant“ und<br />

„toddlerhood“ in PsychINFO und Web of Science eingegeben,<br />

da diese Datenbanken mit gezielt psychologischem<br />

Schwerpunkt darstellen. Zusätzlich wurden die<br />

Literaturlisten <strong>der</strong> relevanten Arbeiten (siehe Auswahlkriterien<br />

unten) gesichtet, um nach weiteren, den Kriterien<br />

entsprechenden Studien zu suchen. Um die Recherchen<br />

darüber hinaus zu verfeinern, wurden bekannte Verfahren<br />

bei <strong>der</strong> Suche über die Datenbanken eingegeben. Zusätzlich<br />

wurden so Manuale und Validierungsstudien von<br />

Messinventaren herangezogen, die die Regulation emotionaler<br />

Zustände zu erfassen vorgaben.<br />

Studienauswahl<br />

Auswahlkriterien, die zu einer Reduktion <strong>der</strong> Studienanzahl<br />

führten, wurden wie folgt festgelegt:<br />

• Um die Repräsentativität <strong>der</strong> Altersgruppe von 0 bis 3<br />

Jahren zu wahren, wurden Studien zu allen Altersabschnitten<br />

innerhalb dieser Zeitspanne ausgewählt,<br />

wobei beson<strong>der</strong>s auf die Repräsentativität des ersten<br />

Lebensjahres geachtet wurde, da aufgrund <strong>der</strong> schnellen<br />

Entwicklung in den ersten Monaten ein differenziertes<br />

Bild notwendig ist.<br />

• Aufgrund <strong>der</strong> hohen Anzahl an Variablen in den Beobachtungsstudien<br />

fanden Studien mit einer Stichprobengröße<br />

von mindestens 40 Teilnehmern Eingang in die<br />

Analysen, wenn diese geringe Anzahl durch den Studienaufwand<br />

begründet war.<br />

• Die Studienauswahl wurde auf deutsch- und englischsprachige<br />

Arbeiten eingegrenzt.<br />

• Von einer Arbeitsgruppe wurden nicht mehr als drei<br />

Arbeiten in die Analysen eingeschlossen, um so eine<br />

mögliche Vielfalt <strong>der</strong> methodischen Ansätze zu berücksichtigen.<br />

• Es gab hinsichtlich des Erscheinungsdatums <strong>der</strong> Studien<br />

keine Einschränkungen.<br />

• Messinventare und genannte Datenbanken wurden bis<br />

April 2011 durchsucht.<br />

Die <strong>im</strong> vorliegenden Artikel berücksichtigten theoretischen<br />

Annahmen haben insgesamt trotz unterschiedlich<br />

breitem Erfassungsspektrum gemeinsam, dass sie Emotionsregulation<br />

als gezielte Verän<strong>der</strong>ung von emotionalen<br />

Prozessen verstehen, die nach Campos, Frankel und Carmas<br />

(2004) zu je<strong>der</strong> Zeit in den emotionalen Prozess eingreifen<br />

kann.<br />

Bei <strong>der</strong> Vielzahl empirischer Studien zur Emotionsregulation<br />

stößt man dennoch auf deutlich divergierende theoretische<br />

Annahmen in <strong>der</strong> Begriffsbest<strong>im</strong>mung (vgl. Petermann<br />

& Kullik, 2011). Diese differenzielle definitorische<br />

Grundlage gilt es <strong>im</strong> Hinblick auf die empirischen Aussagen<br />

von Studien zu berücksichtigen (Cole, Martin & Dennis,<br />

2004). Für den vorliegenden Artikel musste die Viel-<br />

zahl an Studien zunächst klar eingegrenzt sowie begründet<br />

werden, warum welche Untersuchungen und <strong>der</strong>en<br />

Messverfahren <strong>der</strong> Emotionsregulation in die folgenden<br />

Analysen mit eingeschlossen wurden.<br />

Derzeit kann Emotionsregulation nicht klar vom Temperamentskonzept<br />

abgegrenzt werden (Rothbart & Sheese,<br />

2007). Der Begriff „Effortful Control“ wird als <strong>der</strong> Teil<br />

des Temperaments definiert, <strong>der</strong> eine bewusste Selbstregulation<br />

abbildet. Spinrad et al. (2006) schlussfolgern,<br />

dass Prozesse <strong>der</strong> „Effortful Control“ dazu dienen, Emotionen<br />

sowie Verhalten gezielt zu regulieren. Aus diesem<br />

Grund soll die Messung <strong>der</strong> „Effortful Control“ Berücksichtigung<br />

finden. Aufgrund <strong>der</strong> nicht eindeutigen Abgrenzung<br />

von Temperament und Emotionsregulation findet<br />

auch eine Analyse <strong>der</strong> dem Temperament sowie dem<br />

Konzept <strong>der</strong> Emotionsregulation zugeordneten Aufmerksamkeitslenkung<br />

statt (Braungart-Rieker, Hill-So<strong>der</strong>lund<br />

& Karrass, 2010; Gartstein & Rothbart, 2003). Des Weiteren<br />

beinhaltet die Emotionsregulation in <strong>der</strong> frühen<br />

Kindheit eine unbest<strong>im</strong>mte Anzahl an Emotionsregulationsstrategien<br />

(Calkins, Gill, Johnson & Smith, 1999;<br />

Petermann & Wiedebusch, 2002a). Die Messung dieser<br />

Strategien ist von beson<strong>der</strong>em Interesse und wird daher<br />

selbst <strong>im</strong> Falle <strong>der</strong> Erfassung nur einzelner Strategien (z.B.<br />

Braungart-Rieker et al., 2010) in dieses Review eingeschlossen.<br />

Schließlich sollen zudem globale Messverfahren kindlicher<br />

Verhaltens- und Problembereiche Eingang in das<br />

Review finden. Inventare zur Erfassung kindlichen Verhaltens<br />

sowie kindlicher Problembereiche können verschiedene<br />

Subskalen beinhalten, die unter an<strong>der</strong>em Emotionsregulation<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger gezielt erheben. Demgegenüber<br />

wird die Erfassung globaler Konzepte (wie etwa<br />

frühkindlichem „Distress“) ausgeklammert. So haben etwa<br />

Buss und Goldsmith (1998) schon darauf hingewiesen,<br />

dass „Distress“ für die Messung <strong>der</strong> Emotionsregulation<br />

zu undifferenziert sei. Die Betrachtungen sollen sich daher<br />

auf gezielte Subskalen konzentrieren.<br />

Insgesamt sollen schließlich alle Arten von Erhebungsverfahren<br />

in die vorliegende Studie eingeschlossen<br />

werden, wie etwa Beobachtungsverfahren, Fragebogen<br />

o<strong>der</strong> Interviews.<br />

Datenanalyse<br />

Die gewonnene Datenbasis war von großer Heterogenität<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Messinstrumente und Stichproben, so<br />

dass keine quantitative Meta-Analyse durchgeführt werden<br />

konnte. Daher wird ein narrativer Überblick über die<br />

Kerneigenschaften <strong>der</strong> Studien, ihr diagnostisches Vorgehen<br />

sowie ihre psychometrischen Eigenschaften gegeben.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e für die psychometrischen Hauptgütekriterien<br />

erfolgt ein systematischer Vergleich, um<br />

abschließend zu einer umfassenden Bewertung <strong>der</strong> Güte<br />

aktuell zugänglicher diagnostischer Verfahren zur Emotionsregulation<br />

<strong>im</strong> frühen Säuglings- und Kindesalter zu<br />

gelangen.


Ergebnisse<br />

<strong>Emotionsregulationsdiagnostik</strong> <strong>im</strong> Säuglings- und Kleinkindalter<br />

Insgesamt wurden über das Begriffs-Screening 565 potenziell<br />

relevante Studien und Messinstrumente identifiziert,<br />

von denen unter Berücksichtigung <strong>der</strong> oben genannten<br />

Auswahlkriterien letztlich 28 Eingang in die Betrachtung<br />

fanden (s. Abbildung 1).<br />

Abbildung 1. Schritte zur Studienauswahl.<br />

Die ausgewählten Studien erstreckten sich über eine<br />

Zeitspanne von 1990 bis 2010 und wurden in Deutschland,<br />

in <strong>der</strong> Schweiz sowie in den USA durchgeführt.<br />

Tabelle 1 stellt eine Übersicht <strong>der</strong> 28 empirischen Studien<br />

und Erhebungsverfahren zur Emotionsregulation dar.<br />

Auch Studien, die in Tabelle 1 als Referenzquellen aufgeführt<br />

werden, wurden systematischen Analysen unterzogen.<br />

Bei inkonsistenter Information über die Verfahren in<br />

den verschiedenen empirischen Studien wurde Kontakt<br />

mit den Autoren aufgenommen, wodurch sich gefundene<br />

Abweichungen aufklären ließen. Nach eigenen Recherchen<br />

sind keine Interviewverfahren bekannt, die die oben<br />

genannten Auswahlkriterien erfüllen.<br />

Verhaltensbeobachtung<br />

In bisherigen empirischen Untersuchungen von Emotionsregulation<br />

wird zum Großteil die systematische Verhaltensbeobachtung<br />

eingesetzt, die sich durch einen<br />

„hohen Grad an Strukturiertheit und Reglementierung“<br />

auszeichnet (Spinath & Becker, 2011, S. 328). Insgesamt<br />

sind die ausgewählten Studien trotz des gleichen Grundgedankens<br />

durch divergente Vorgehensweisen charakterisiert.<br />

Es wird eine unterschiedliche Anzahl an standardisierten<br />

Situationen vorgegeben, so etwa zwei frustrierende<br />

Aufgaben bei Hill, Degnan, Calkins und Keane (2006)<br />

o<strong>der</strong> drei Unsicherheit und Angst auslösende Situationen<br />

in <strong>der</strong> Studie von Parritz (1996). Des Weiteren variieren die<br />

Zeitintervalle, die für die Kodierung gewählt wurden<br />

167<br />

(s. Tabelle 2) sowie die Anzahl an beobachteten Verhaltensstrategien.<br />

Für die Messung <strong>der</strong> Emotionsregulation in den frühen<br />

Lebensmonaten werden die Kin<strong>der</strong> und ihre Eltern<br />

(meist die Mütter) häufig standardisierten Laboruntersuchungen<br />

unterzogen. Ausnahme stellt eine frühe Studie<br />

von Asendorpf (1990) dar, in <strong>der</strong> die Beobachtungen <strong>im</strong><br />

Feld durchgeführt wurden. In beiden Fällen, Labor- sowie<br />

Felduntersuchungen, soll <strong>der</strong> frühkindliche Umgang mit<br />

emotional erregenden Situationen möglichst präzise erfasst<br />

werden.<br />

Laborbeobachtungsstudien <strong>der</strong> Emotionsregulation<br />

<strong>im</strong> Säuglings- und Kleinkindalter setzen (grob eingeteilt)<br />

zwei Arten <strong>der</strong> Manipulation von Situationen ein, in denen<br />

die Beobachtung stattfindet: das „Frustration Paradigm“<br />

(vgl. Calkins et al., 1999), zu dem auch das bekannte<br />

„Still-Face-Paradigm“ (Cohn & Tronick, 1983) gezählt<br />

werden kann, o<strong>der</strong> den „Stranger Approach“/„Strange<br />

Situation“ (vgl. Braungart & Stifter, 1991; Mangelsdorf,<br />

Shapiro & Marzolf, 1995). Im ersten Fall werden die Säuglinge<br />

manipulativ, etwa durch die Wegnahme eines attraktiven<br />

Spielzeugs o<strong>der</strong> den nicht reagierenden Gesichtsausdruck<br />

<strong>der</strong> Mutter, frustriert, um ihre beobachtbaren<br />

Emotionsregulationsstrategien zu erfassen. Demgegenüber<br />

konfrontiert <strong>der</strong> „Stranger Approach“ die Säuglinge<br />

mit einer fremden Person; eine Situation, die bei den Säuglingen<br />

nachweislich Emotionen hervorruft (Sroufe, 1977).<br />

Beide Ansätze haben gemeinsam, dass die systematische<br />

Verhaltensbeobachtung zeitgleich mit Eintreten <strong>der</strong> Situation<br />

beginnt, die den emotionalen Arousal verursacht.<br />

Der Konstruktionsprozess. Da sich auch jüngste empirische<br />

Studien auf die früheste Literatur zur Emotionsregulation<br />

stützen, müssen diese grundlegenden Untersuchungen<br />

und ihr Vorgehen bei <strong>der</strong> Beobachtungsdiagnostik<br />

betrachtet werden. Braungart und Stifter (1991)<br />

haben einen dieser frühen Grundsteine für die Verhaltensbeobachtung<br />

von Emotionsregulation bei 12 Monate<br />

alten Kin<strong>der</strong>n gelegt, auf den sich einige Nachfolgestudien<br />

stützen (z.B. Stifter & Braungart, 1995; Calkins et al.,<br />

1998, 1999). Sie stellten eine Liste von zehn beobachtbaren<br />

Verhaltensweisen zusammen (1. Die Umwelt anschauen,<br />

2. Die Mutter anschauen, 3. Die fremde Person anschauen,<br />

4. Die Tür anschauen, 5. Die Spielzeuge anschauen,<br />

6. Selbstberuhigung, 7. Spielzeug erkunden,<br />

8. Die Nähe zum Fremden suchen, 9. Blickvermeidung von<br />

<strong>der</strong> Mutter, 10. Blickvermeidung vom Fremden). Unklar<br />

bleibt die Grundkonzeption, nach <strong>der</strong> die Autorinnen zu<br />

diesem Item-Set gelangt sind. In einer nur wenige Jahre<br />

später veröffentlichten Studie <strong>der</strong> beiden Autorinnen<br />

(1995) weisen diese darauf hin, dass die Bildung ihrer vier<br />

Subskalen beobachtbarer Verhaltensweisen, denen sich<br />

fünf <strong>der</strong> zehn teilweise umbenannten Verhaltensweisen<br />

unterordnen ließen, auf Basis früherer Forschung, Augenscheinvalidität<br />

und vorausgehen<strong>der</strong> Interkorrelationsanalysen<br />

erfolgte.<br />

Ebenfalls richtungsweisende, wenn auch nicht detaillierte<br />

Hinweise zur rationalen Konstruktion ihres Beob-


168 Angelika Kullik und Franz Petermann<br />

Tabelle 1. Erhebungsverfahren und -studien <strong>der</strong> Emotionsregulation <strong>im</strong> Alter von 0–3 Jahren<br />

Messinstrument<br />

Emotionsregulationsverhalten:<br />

Drei standardisierte<br />

Situationen zur Konfrontation<br />

mit fremden Personen<br />

und neuen Objekten<br />

Erfassung <strong>der</strong> globalen<br />

Emotionsregulation und<br />

einer speziellen Strategie<br />

<strong>der</strong> „Ablenkung“<br />

Emotionsregulationsstrategien<br />

und Verhalten<br />

Erfassung regulatorischen<br />

Verhaltens<br />

Kodierung von Verhaltensstrategien<br />

während Angst<br />

o<strong>der</strong> Ärger auslösenden<br />

Situationen<br />

Kodierung von Emotions-<br />

regulationsstrategien<br />

Kodierschema für<br />

Emotionsregulations-<br />

strategien<br />

Infant Regulatory Scoring<br />

System (IRSS;<br />

<strong>im</strong> Still-face-paradigm)<br />

Behaviorales Kodieren<br />

von Emotionsregulationsstrategien<br />

Aufmerksamkeitsregulation<br />

in Angst- und Wutsituationen<br />

Erfassung <strong>der</strong> Emotionsregulation<br />

in emotionalen<br />

Situationen<br />

Infant Behavior<br />

Questionnaire-Revised<br />

(IBQ-R)<br />

Infant-Toddler<br />

Social & Emotional<br />

Assessment (ITSEA)<br />

Early Childhood Behavior<br />

Questionnaire (ECBQ)<br />

Autor(en), Jahr<br />

(Referenzquellen)<br />

Glöggler, 2005<br />

(Asendorpf, 1990;<br />

Rothbart, Ziaie &<br />

O’Boyle, 1992)<br />

Hill, Degnan, Calkins<br />

& Keane, 2006<br />

Calkins et al., 1998<br />

(Stifter & Braungart,<br />

1995)<br />

Calkins et al., 1999<br />

(Braungart & Stifter,<br />

1991; Eisenberg<br />

et al., 1993, 1995;<br />

Eisenberg, Fabes, Nyman,<br />

Bernzweig & Pinuelas,<br />

1994; Stifter & Braungart,<br />

1995)<br />

Diener & Mangelsdorf,<br />

1999 (Buss & Goldsmith,<br />

1998; Calkins & Johnson,<br />

1998; Nachmias, Gunnar,<br />

Mangelsdorf, Parritz &<br />

Buss, 1996; Parritz, 1996)<br />

Bridges, Grolnick &<br />

Connell, 1997<br />

Mangelsdorf, Shapiro &<br />

Marzolf, 1995<br />

Weinberg & Tronick,<br />

1994 (Tronick &<br />

Weinberg, 1990)<br />

Haley & Stansbury,<br />

2003<br />

Braungart-Rieker et al.,<br />

2010<br />

Manian & Bornstein,<br />

2009<br />

Gartstein & Rothbart,<br />

2003<br />

(Parade & Leerkes, 2008)<br />

Briggs-Gowan & Carter,<br />

1998, 2007<br />

Putnam, Gartstein &<br />

Rothbart, 2006<br />

Anmerkung: Fragebogenverfahren sind grau unterlegt.<br />

Alter<br />

30 Monate<br />

24 Monate<br />

24 Monate<br />

24 Monate<br />

18–24<br />

Monate<br />

12.5–14<br />

Monate<br />

6–18<br />

Monate<br />

6 Monate<br />

5–6<br />

Monate<br />

4–16<br />

Monate<br />

5 Monate<br />

3–12<br />

Monate<br />

12–36<br />

Monate<br />

1–3 Jahre<br />

Erfassungsbereich<br />

Erfassung <strong>der</strong><br />

Emotionsregulationsverhaltensweisen<br />

nach<br />

Situationsmanipulation<br />

Messungen <strong>der</strong> globalen<br />

Regulation sowie <strong>der</strong> „Ablenkung“<br />

als spezielle Strategie<br />

bei Frustrationsaufgaben<br />

Erfassung <strong>der</strong> Emotionsregulation:<br />

Strategien und<br />

Verhaltensweisen<br />

Erfassung regulatorischer<br />

Verhaltensstrategien<br />

während zwei frustrierenden<br />

Aufgaben<br />

Erfassung von<br />

Verhaltensstrategien <strong>im</strong><br />

Umgang mit angst- o<strong>der</strong><br />

ärgerauslösenden Situationen<br />

Erfassung von Emotions-<br />

regulationsstrategien über<br />

verschiedene Kontexte mit<br />

Müttern und Vätern<br />

Erfassung von Emotions-<br />

regulationsstrategien;<br />

Interaktion mit 3 weiblichen<br />

Fremden<br />

Erfassung von Verhaltens-<br />

weisen zur emotionalen<br />

Selbstregulation<br />

Erfassung von Verhaltens-<br />

weisen, die <strong>der</strong> Emotions-<br />

regulation dienen<br />

Erfassung <strong>der</strong> Aufmerksam-<br />

keitslenkung in drei verschie-<br />

denen Situationen<br />

Erfassung <strong>der</strong> Emotions-<br />

regulation: Kodiersystem<br />

basiert auf IRSS und AFFEX<br />

Erfassung des Temperaments<br />

von Säuglingen. Spezielle<br />

Skalen zur teilweisen Erfas-<br />

sung von Emotionsregulation.<br />

Erfassung von sozial-emotiona-<br />

len Problemen, Verhaltenspro-<br />

blemen und Kompetenzen.<br />

Spezieller Problembereich:<br />

Dysregulation<br />

Erfassung des Temperaments.<br />

Spezieller Problembereich:<br />

„Effortful Control“<br />

Art <strong>der</strong> Erhebung<br />

Beobachtungsverfahren<br />

Beobachtungsverfahren<br />

Beobachtungsverfahren<br />

Beobachtungsverfahren<br />

Beobachtungsverfahren<br />

Beobachtungsverfahren<br />

Beobachtungsverfahren<br />

Beobachtungsverfahren<br />

Beobachtungsverfahren<br />

Beobachtungsverfahren<br />

Beobachtungsverfahren<br />

Elternfragebogen<br />

Elternfragebogen<br />

Elternfragebogen


<strong>Emotionsregulationsdiagnostik</strong> <strong>im</strong> Säuglings- und Kleinkindalter<br />

achtungssystems liefern Weinberg und Tronick (1994). Ihr<br />

Infant Regulatory Scoring System (IRSS; Tronick & Weinberg,<br />

1990) basiert nach eigenen Angaben auf dem früheren<br />

Modified Monadic Phase Scoring System (Tronick,<br />

Als & Brazelton, 1980) sowie Beobachtungen und Forschung<br />

von Kollegen. Wie genau die endgültige Version<br />

des IRSS entstanden ist und welche Experten beteiligt<br />

waren, wird auch <strong>im</strong> Durchführungsmanual nicht ersichtlich.<br />

Noch heute findet das IRSS, das Verhaltensweisen<br />

wie etwa „die Augen schließen“ o<strong>der</strong> „negative Vokalisation<br />

äußern“ kodiert, dennoch eine breite und teilweise<br />

modifizierte Anwendung (vgl. Manian & Bornstein, 2009).<br />

Des Weiteren geben Rothbart, Ziaie und O’Boyle (1992),<br />

<strong>der</strong>en Beobachtungssystem ebenfalls als Quelle in neueren<br />

Arbeiten herangezogen wird (vgl. Glöggler, 2005), an,<br />

sich bei <strong>der</strong> Erfassung selbstregulatorischer Verhaltensweisen<br />

auf eine frühe Arbeit zu stützen (Rothbart & Denyberry,<br />

1981). Sie gelangten damit zu einem Set von acht<br />

Verhaltenskategorien (1. Aktive Vermeidung, 2. Orientierung<br />

zur Mutter, 3. Abwendung <strong>der</strong> Aufmerksamkeit,<br />

4. Annäherung, 5. Angriff, 6. Körperliche Selbstst<strong>im</strong>ulation,<br />

7. Taktile Selbstberuhigung, 8. Atmung), welches<br />

einige Überlappungsbereiche mit den Beobachtungskategorien<br />

des IRSS zeigt. Schließlich strebten Eisenberg et al.<br />

(1993) aus dem Bereich <strong>der</strong> Temperamentsforschung die<br />

Erfassung <strong>der</strong> Kontrolle von emotionalem Arousal an. Die<br />

Autoren kamen zu einem differenzierten Set von 13 Arten<br />

von Reaktionen (z.B. Vermeidung o<strong>der</strong> Ablenkung), wobei<br />

diese Liste ihr Zustandekommen einer nicht näher<br />

nachvollziehbaren Herleitung aus früheren Arbeiten verdankt<br />

(Ayers et al., 1990; Kliewer, 1991).<br />

Die genannten Studien, die die Grundlage neuerer Arbeiten<br />

bilden, haben trotz teilweise unterschiedlicher<br />

Bezeichnungen die Erfassung einiger grundlegen<strong>der</strong> Verhaltensweisen<br />

gemeinsam. Hierzu zählen insbeson<strong>der</strong>e<br />

das Blickverhalten, die Aufmerksamkeitslenkung sowie<br />

die körperliche Selbstberuhigung <strong>der</strong> Säuglinge und Kleinkin<strong>der</strong>.<br />

Dennoch mangelt es den Beobachtungsverfahren<br />

durchweg an einer eindeutigen Konstruktionsgrundlage.<br />

Inkonsistent erscheint zudem die Anzahl sowie Kategorisierung<br />

<strong>der</strong> beobachteten Verhaltensweisen in den genannten<br />

Studien.<br />

Die jüngsten empirischen Studien, die Emotionsregulation<br />

<strong>im</strong> Säuglings- und Kleinkindalter mithilfe <strong>der</strong> Verhaltensbeobachtung<br />

erfassen, stützen sich überwiegend auf<br />

die genannten Quellen. Manian und Bornstein (2009) etwa<br />

haben das IRSS zur Erfassung <strong>der</strong> regulatorischen Verhaltensweisen<br />

von fünf Monate alten Kin<strong>der</strong>n herangezogen.<br />

Insgesamt bleibt die Übernahme früher verwendeter<br />

Skalen für <strong>der</strong>artige nachfolgende Studien jedoch nicht<br />

problemlos. Beispielsweise stützen sich Calkins et al.<br />

(1999) bei <strong>der</strong> Konstruktion ihres Beobachtungssystems<br />

auf Studien, die deutlich jüngere (5–12 Monate; Braungart<br />

& Stifter, 1991; Stifter & Braungart, 1995) o<strong>der</strong> ältere Kin<strong>der</strong><br />

(5–7 Jahre; Eisenberg et al., 1993, 1995; Eisenberg,<br />

Fabes, Nyman, Bernzweig & Pinuelas, 1994) untersucht<br />

haben. Es bleibt darüber hinaus unklar, wie die fünf Skalen<br />

in <strong>der</strong> Studie von Calkins et al. (1999), die sich ebenfalls<br />

auf frühere Literatur und Empirie stützen, zustande kom-<br />

169<br />

men und warum einige Skalen früherer Studien vernachlässigt<br />

wurden (z.B. Skala Fluchtverhalten; Stifter &<br />

Braungart, 1995).<br />

Kodierung und psychometrische Hauptgütekriterien.<br />

Um den mit den konstruierten Systemen für die Verhaltensbeobachtung<br />

erfassten Emotionsregulationsfähigkeiten<br />

quantitative Werte zuweisen zu können, müssen die<br />

beobachteten und auf Video aufgezeichneten Verhaltensweisen<br />

kodiert werden. Generell wird in den gesichteten<br />

Studien zunächst ein zeitliches Beobachtungsfenster festgelegt.<br />

Das Zeitfenster wird bereits bei <strong>der</strong> Instruktion <strong>der</strong><br />

Situationsmanipulation in Laboruntersuchungen vorgegeben<br />

und zeigt eine breite Spanne über die Studien von<br />

ca. 6 (Weinberg & Tronick, 1994) bis 90 Minuten (Braungart-Rieker<br />

et al., 2010). Dieses Globalsegment findet ferner<br />

eine feinstufigere Unterglie<strong>der</strong>ung <strong>im</strong> Sinne einer formalen<br />

Segmentierung, was bedeutet, dass das Beobachtungsfenster<br />

in „gleichmäßige Zeitabschnitte aufgeteilt“<br />

wird (Spinath & Becker, 2011, S. 329). So haben Weinberg<br />

und Tronick (1994) etwa Kodierungsintervalle von einer<br />

Sekunde gewählt, in denen das Verhalten erfasst wurde.<br />

Dieses Vorgehen lässt neben <strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong> Häufigkeit<br />

von Verhaltensweisen die Best<strong>im</strong>mung ihrer Dauer zu.<br />

Eine <strong>der</strong>art kontinuierliche Erfassung, die Häufigkeit und<br />

Dauer <strong>der</strong> Emotionsregulationsstrategien kodiert, bietet<br />

das umfassendste Bild, das mit <strong>der</strong> Verhaltensbeobachtung<br />

möglich wird (Mangelsdorf et al., 1995, Papoušek,<br />

2000). Vorteil dieses Kodierungsprozesses ist ferner, dass<br />

für verschiedene Beobachter überprüft werden kann,<br />

ob sie dieselben Verhaltensweisen übereinst<strong>im</strong>mend beschreiben.<br />

Diese Fragestellung betrifft bei <strong>der</strong> systematischen<br />

Verhaltensbeobachtung die Objektivität ebenso<br />

wie die Reliabilität des Vorgehens. Letztere ist dadurch<br />

best<strong>im</strong>mt, dass unabhängige Beobachter zu übereinst<strong>im</strong>menden<br />

Beobachtungsprotokollen gelangen. Cohens<br />

Kappa-Koeffizienten sowie Inter-Rater-Reliabilitäten von<br />

exemplarisch drei Referenzstudien (vgl. Tabelle 1) sowie<br />

aller Folgestudien, die sich auf die älteren Arbeiten stützen,<br />

werden in Tabelle 2 zusammengefasst.<br />

Die Validität <strong>der</strong> systematischen Verhaltensbeobachtung<br />

ist differenziert zu betrachten. Inhaltlich muss über<br />

die Studien hinweg angenommen werden, dass die beobachteten<br />

Emotionsregulationsstrategien die bestmöglichen<br />

Erfassungskriterien darstellen. Hier mangelt es jedoch<br />

durchweg an quantitativen Werten zu Übereinst<strong>im</strong>mungen<br />

von Experten- o<strong>der</strong> auch Laienurteilen. Keinerlei<br />

Außenkriterien werden herangezogen, die die Emotionsregulationsfähigkeiten<br />

in frühen Lebensmonaten idealerweise<br />

repräsentieren. Dies ist wohl nicht zuletzt auf den<br />

Mangel an Messverfahren <strong>der</strong> Emotionsregulation <strong>im</strong><br />

Säuglings- und Kleinkindalter zurückzuführen. Daher können<br />

über die Kriteriumsvalidität <strong>der</strong> Verfahren, trotz ihrer<br />

hohen Relevanz, kaum Aussagen getroffen werden. Einzige<br />

Ausnahme bildet hier die aktuelle Längsschnittstudie<br />

von Braungart-Rieker et al. (2010). Die Autoren konnten<br />

für die Emotionsregulationsstrategie <strong>der</strong> Objektorientierung<br />

zeigen, dass diese einen signifikanten Prädiktor<br />

für die emotionale Reaktivität (als indirektes Maß für emotionsreguliertes<br />

Verhalten) darstellt. Allerdings ist die


170 Angelika Kullik und Franz Petermann<br />

Tabelle 2. Reliabilitätsberichte <strong>der</strong> Verhaltensbeobachtungssysteme von Emotionsregulation <strong>im</strong> Säuglings- und Kleinkindalter<br />

Studie/ Zeitintervalle <strong>der</strong> Fälle zur Anzahl Vorgehen bei Objektivität/Reliabilität<br />

Stichproben- Verhaltens- Berechnung Kodierer Reliabilitäts- Inter-Ratergröße<br />

(N) beobachtung <strong>der</strong> Reliabilität berechnung Cohens k Korrelation (r) Interne Konsistenz<br />

Glöggler „Fremde mit Spielsachen“ N = 10 2 – „Fremde mit – Orientierung zur Mutter<br />

(2005) und „Roboter“: Spielsachen“ � = .94;<br />

N = 64 1-Sekunden- .66–1.00 (M = .84; Disengagement<br />

Intervalle; SD = .13) � = .73;<br />

„Handpuppe“: „Roboter“ Selbstberuhigung/<br />

15-Sekunden .66–.95 (M = .81; Selbstst<strong>im</strong>ulation<br />

SD = .10) � = .67;<br />

„Handpuppe“ Aktives<br />

.76–1.00 (M = .92; Vermeidungsverhalten<br />

SD = .10) � = .58<br />

Annäherung an das<br />

Angstobjekt<br />

� = .92<br />

Asendorpf Stranger approach: 20 % 2 – Reguläres freies Spiel Stranger approach:<br />

(1990) Kodierung von in <strong>der</strong> Klasse: .93 (1. Jahr)<br />

N = 99 Latenzzeiten (in Sek.) .90–.99 .94 (3. Jahr)<br />

bis zur ersten Dyadisches Spiel mit<br />

Annäherung zum Peer-Stranger: >.82<br />

Fremden; Dyadisches Spiel mit<br />

Spiel mit Peers: 4 vertrautem Peer: >.80<br />

Variablen erhoben<br />

Rothbart et al. 15 Sekunden N = 3 – Training bis – .85 –<br />

(1992) (Häufigkeit und Reliabilität<br />

N = 66 An- o<strong>der</strong> Abwesenheit) bei mindestens<br />

drei Videos<br />

erreicht<br />

Hill et al. Globale Regulation 10 % 4 Training bei .83 (globale Regulation) – –<br />

(2006) und Ablenkung 10% <strong>der</strong> Fälle 1.00 (Ablenkung)<br />

N = 383 wurden 1× für jede<br />

Aufgabe kodiert<br />

Calkins et al. Dauer <strong>der</strong> 10 % 2 Training bei – Pearson r: –<br />

(1998) Verhaltensweisen 10% <strong>der</strong> Fälle .84 (Orientierung zum<br />

N = 65 (in Sek.) gescort Reiz) bis<br />

.96 (Ablenkung)<br />

Stifter & Mittlere Anzahl an 10 % 2 – M = .85 – –<br />

Braungart Sekunden pro (.79–.91; t1)<br />

(1995) 10-Sekunden-Intervall, M = .81<br />

N = 87 (t1) in dem Verhalten (.59–.93; t2)<br />

N = 82 (t2) gezeigt wurde<br />

Calkins et al. Dauer <strong>der</strong> 10 % 2 Training bei – Pearson r: .85 –<br />

(1999) Verhaltensweisen 10% <strong>der</strong> Fälle (Orientierung zum Reiz)<br />

N = 65 (in Sek.) gescort bis .96 (Ablenkung)


Tabelle 2. Fortsetzung<br />

Studie/ Zeitintervalle <strong>der</strong> Fälle zur Anzahl Vorgehen bei Objektivität/Reliabilität<br />

Stichproben- Verhaltens- Berechnung Kodierer Reliabilitäts- Inter-Ratergröße<br />

(N) beobachtung <strong>der</strong> Reliabilität berechnung Cohens k Korrelation (r) Interne Konsistenz<br />

Diener & Kodierung des Auftretens 25 % – Training bis .70–.94 (Angst-Episoden) – –<br />

Mangelsdorf von Verhaltensweisen in akzeptable .55–.84 (Frustrations-<br />

(1999) 15-Sekunden-Intervallen Reliabilität Episoden)<br />

N = 94 erreicht wurde<br />

<strong>Emotionsregulationsdiagnostik</strong> <strong>im</strong> Säuglings- und Kleinkindalter<br />

Bridges, 5-Sekunden-Intervalle N = 15 4 – .81 und .76 (für Mütter – –<br />

Grolnick & (für jede <strong>der</strong> 4 und Väter in<br />

Connell (1997) Situationen „parent-active situations“)<br />

N = 64 zufällig gewählt) .88 und .90 (für Mütter<br />

und Väter in<br />

„parent-passive situations“)<br />

Mangelsdorf 1-Sekunden-Intervalle N = 15 2 – .78 (coping behavior), – –<br />

et al. (1995) (für jedes Alter) .80 (coping events),<br />

N = 75 .85 (Distanz zur Mutter)<br />

Weinberg & 1-Sekunden-Intervalle 20 % 3 Zusätzlich M = .69 – –<br />

Tronick Prozentüber-<br />

(1994) einst<strong>im</strong>mung<br />

N = 50 best<strong>im</strong>mt (.91)<br />

Haley & 1-Sekunden-Intervalle 15 % – – .70–.95 – –<br />

Stansbury (Blickverhalten);<br />

(2003) Prozentanteil <strong>der</strong><br />

N = 43 Verhaltensweisen<br />

berechnet; 10-Sekunden-<br />

Intervalle (Gesichtsausdrücke;<br />

Vokalisationen)<br />

Braungart- 1-Sekunden-Intervalle Mind. 10% 2–6 Training bis – ICC: .73–.91 (Mr = .81)<br />

Rieker et al. Reliabilität von<br />

(2010) mindestens .80<br />

N = 143 erreicht wurde –<br />

Manian & 1-Sekunden-Intervalle 10% (depressive 2 Training, um Emotionsregulations- – –<br />

Bornstein Dyaden) gute Reliabilität strategien:<br />

(2009) 10% (nicht- zu erreichen. .79 (depressive Dyaden),<br />

N = 118 depressive Kodierung erfolgte .88 (nichtdepressive Dyaden)<br />

Dyaden) bzgl. Hypothese Selbstberuhigung:<br />

blind .86 (depressive Dyaden),<br />

.84 (nichtdepressiven Dyaden)<br />

171<br />

Anmerkungen: M = Mittelwert; SD = <strong>Stand</strong>ardabweichung; � = Cronbachs Alpha; ICC = Intraclass correlation; M r = Mittlere Korrelation.


172 Angelika Kullik und Franz Petermann<br />

Tabelle 3. Validitätsberichte <strong>der</strong> Verhaltensbeobachtungssysteme von Emotionsregulation <strong>im</strong> Säuglings- und Kleinkindalter<br />

Studie (Design) Konstruktvalidität<br />

Glöggler, 2005 – Hauptkomponentenanalyse erbrachte 2 Faktoren: „passive Emotionsregulation“ und „aktive<br />

(Längsschnitt) Emotionsregulation“<br />

– Negative Emotionalität mit 4 Monaten korreliert nicht signifikant mit aktiver (–.29) o<strong>der</strong><br />

passiver Emotionsregulation (.17) mit 30 Monaten.<br />

– Aktive Furchtreaktion mit 12 Mon. korreliert nicht signifikant mit aktiver (–.09) o<strong>der</strong> passiver<br />

Emotionsregulation (–.19) mit 30 Monaten.<br />

– Passive Furchtreaktion mit 12 Mon. korreliert nicht signifikant mit aktiver Emotionsregulation mit<br />

30 Mon. (–.02), signifikant mit passiver (.30).<br />

– Korrelative Zusammenhänge mütterlicher Merkmale und Emotionsregulation werden berichtet.<br />

Asendorpf, 1990 – Korrelation <strong>der</strong> beobachteten Hemmung (gemessen über die Latenz bis zur ersten Kontaktaufnahme<br />

(Längsschnitt) <strong>im</strong> „Stranger Setting“) mit Parental Inhibition Scale sowie <strong>der</strong> beobachteten Hemmung durch die<br />

wait-and-hover rate <strong>im</strong> freien Spiel in <strong>der</strong> Klasse sowie dem Lehrer Q-Sort. � Multi-Method-Ansatz:<br />

Diskr<strong>im</strong>inante Validität wird angenommen<br />

– Stabilität <strong>der</strong> Hemmung als Emotionsregulationsstrategie ist hoch für den Stranger Approach.<br />

Rothbart et al., 1992 – Emotionsregulationsstrategien zeigen entwicklungsspezifische Verän<strong>der</strong>ungen über Altersspanne<br />

(Längsschnitt) von 3–13.5 Monaten.<br />

– Geschlechtsunterschiede zeigen sich nur bei drei Variablen (1. Zur Mutter vorbeugen,<br />

2. Armbewegungen 1, 3. Armbewegungen 2).<br />

– Intraindividuelle Stabilitäten für die einzelnen Strategien werden berichtet.<br />

– Korrelationen mit dem Infant Behavior Questionnaire (Gartstein & Rothbart, 2003) werden dargestellt.<br />

– Zusammenhänge von Selbstregulation und <strong>der</strong> Wahrscheinlichkeit zum Lächeln, Lachen und „Distress“<br />

<strong>im</strong> Labor wurden untersucht.<br />

Hill et al., 2006 – Korrelativer Zusammenhang von Reaktivität und Emotionsregulation<br />

(Längsschnitt)<br />

– Hauptkomponentenanalyse erbrachte einen Faktor „Emotionsregulation“.<br />

– Emotionsregulation war signifikanter Prädiktor für die Zugehörigkeit zu Verhaltensprofilen<br />

bei Mädchen.<br />

Calkins et al., 1998 – Emotionale Reaktivität korreliert mit Emotionsregulationsverhalten.<br />

(Querschnitt)<br />

– Mo<strong>der</strong>ate o<strong>der</strong> keine Beziehungen zwischen emotionaler, behavioraler und physiologischer Regulation<br />

– Situationsabhängige Korrelationen zeigen sich zwischen Emotionsregulation und mütterlichem<br />

Interaktionsstil.<br />

Stifter & Braungart, – Keine Geschlechtsunterschiede gefunden<br />

1995<br />

(Längsschnitt) – Kovarianzanalysen mit Messwie<strong>der</strong>holung zeigen signifikant unterschiedliche Verän<strong>der</strong>ungswerte <strong>der</strong><br />

negativen Reaktivität in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> gezeigten Regulationsverhaltensweisen.<br />

– Einzelne Regulationsstrategien unterscheiden sich signifikant in ihrer Dauer <strong>der</strong> Anwendung.


Tabelle 3. Fortsetzung<br />

Studie (Design) Konstruktvalidität<br />

<strong>Emotionsregulationsdiagnostik</strong> <strong>im</strong> Säuglings- und Kleinkindalter<br />

Calkins et al., – Stabilität über die Episoden nur für 2 Regulationsverhaltensweisen signifikant (insgesamt gering)<br />

1999<br />

(Querschnitt) – Teilweise signifikante Korrelationen <strong>der</strong> Emotionsregulationsstrategien und „Frustration Distress“<br />

– Hauptkomponentenanalysen erbrachten keine Faktorenlösungen � Zusammenhänge einzelner<br />

Emotionsregulationsstrategien insgesamt mo<strong>der</strong>at<br />

Diener & – Keine signifikanten Effekte <strong>der</strong> Geburtsreihenfolge auf die Anwendung <strong>der</strong><br />

Mangelsdorf, Emotionsregulationsstrategien<br />

1999<br />

(Querschnitt) – Mütterliche Involviertheit und Art <strong>der</strong> Emotion haben Einfluss auf die Art <strong>der</strong><br />

Emotionsregulationsstrategien.<br />

– Es gab keine signifikanten Haupteffekte des Alters o<strong>der</strong> Geschlechts.<br />

– Divergierende Effekte von Emotionsregulationsstrategien auf den Ausdruck von Angst<br />

und Frustration<br />

Bridges, Grolnick – Varianzanalysen mit Messwie<strong>der</strong>holung zeigten Kontexteffekte für einige Verhaltensstrategien.<br />

& Connell, 1997<br />

(Längsschnitt) – Es trat kein Haupteffekt des anwesenden Elternteils auf.<br />

– Es zeigte sich ein Effekt des Geschlechts für eine Verhaltensstrategie („Active engagement alone“).<br />

– Korrelationsanalysen zeigten eine geringe Konstanz <strong>der</strong> Verhaltensstrategien bei den anwesenden<br />

Elternteilen.<br />

– Es zeigten sich unterschiedliche Korrelationen zwischen negativen Emotionen und <strong>der</strong> Strategieanwendung.<br />

Mangelsdorf et al., – Keine Geschlechtseffekte<br />

1995<br />

(Querschnitt) – Alter, Temperament und die Episode (sowie <strong>der</strong>en Interaktionen) haben Einfluss auf die Häufigkeit<br />

<strong>der</strong> Anwendung von Emotionsregulationsstrategien.<br />

Weinberg & Tronick, – Muster signifikanter Beziehungen zwischen Emotionsregulationsstrategien und Gesichtsausdrücken<br />

1994 von Freude, Interesse, Traurigkeit und Wut wird berichtet.<br />

(Querschnitt)<br />

– Die Art <strong>der</strong> Episode (Spiel, Still-Face, Reunion) beeinflusst die Art <strong>der</strong> gezeigten Kombinationen<br />

von Emotionsregulationsstrategien und Gesichtsausdrücken.<br />

Haley & Stansbury, – Alter und Temperament zeigten keine Zusammenhänge mit Emotionsregulationsstrategien.<br />

2003<br />

(Querschnitt) – Zugänglichkeit <strong>der</strong> Eltern korrelierte signifikant mit sozialer Zuwendung <strong>der</strong> Säuglinge<br />

(.44, p < .05; .40, p < .01).<br />

– Elterliche Zugänglichkeit hat Einfluss auf die soziale Hinwendung des Kindes<br />

– Das Geschlecht zeigt keinen Effekt.<br />

– Episode hat Einfluss auf Zuwendung zum sozialen Umfeld des Kindes.<br />

Braungart-Rieker – Objektorientierung zeigt inkonsistente Stabilität.<br />

et al., 2010<br />

(Längsschnitt) – Inkonsistentes Muster von Korrelationen <strong>der</strong> Emotionsregulationsstrategie mit Angst- und<br />

Wutreaktivität über die vier Erhebungszeitpunkte<br />

Manian & Bornstein, – Signifikante Episoden-Effekte auf die Emotionsregulationsstrategien (mittlere bis große Effektstärken)<br />

2009<br />

(Querschnitt) – Signifikanten Gruppeneffekt (depressive versus nicht-depressive Mütter) auf Blickvermeidung<br />

– Sequenzanalysen einzelner Strategien zeigen teilweise signifikante Ergebnisse (Odds ratios berichtet)<br />

173


174 Angelika Kullik und Franz Petermann<br />

Repräsentativität dieses Ergebnisses deutlich eingeschränkt.<br />

Zusammenfassend stellt Tabelle 3 schließlich<br />

die Befunde zur Konstruktvalidierung <strong>der</strong> Studien dar.<br />

Diesbezüglich werden verschiedenste methodische Herangehensweisen<br />

berichtet, die sich gegenseitig ergänzen<br />

können (Lienert & Raatz, 1998). Dennoch muss auf einen<br />

vollständigen Nachweis von konvergenten und diskr<strong>im</strong>inanten<br />

Validitäten aufgrund fehlen<strong>der</strong> Angaben verzichtet<br />

werden.<br />

Fragebogenverfahren<br />

Fragebogen für Eltern o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Erziehungspersonen<br />

zur Erfassung <strong>der</strong> Emotionsregulation <strong>im</strong> Säuglings- und<br />

Kleinkindalter sind in empirischen Studien <strong>im</strong> Gegensatz<br />

zur Verhaltensbeobachtung kaum vorzufinden. Hier ist zu<br />

beobachten, dass Emotionsregulation durchweg lediglich<br />

als Teil des Verhaltens o<strong>der</strong> Temperaments eines Kindes<br />

gemessen wird (z.B. Putnam, Gartstein & Rothbart, 2006).<br />

Demzufolge ist auch das Erfassungsspektrum, mit dem das<br />

komplexe Konzept <strong>der</strong> Emotionsregulation untersucht<br />

werden soll, deutlich eingeschränkt.<br />

Mithilfe <strong>der</strong> Skalen zur Messung <strong>der</strong> Emotionsregulationsfähigkeiten<br />

geben die Eltern o<strong>der</strong> Bezugspersonen<br />

auf unterschiedlich abgestuften Rating-Skalen ihr Urteil<br />

zu formulierten Aussagen über das Kind ab. Dabei wird<br />

typischerweise Bezug auf nicht lange zurückliegende<br />

Verhaltensweisen genommen (z.B. Gartstein & Rothbart,<br />

2003), um etwa Erinnerungsfehler o<strong>der</strong> Effekte sozialer Erwünschtheit<br />

aufgrund zu abstrakter Vergleiche mit an<strong>der</strong>en<br />

Kin<strong>der</strong>n gleichen Alters zu vermeiden.<br />

Für die Erfassung des Temperaments <strong>im</strong> frühen Säuglingsalter<br />

wurde <strong>der</strong> Infant Behavior Questionnaire-Revised<br />

(IBQ-R) von Gartstein und Rothbart (2003) entwickelt.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> bis heute unklaren konzeptionellen<br />

Abgrenzung von Temperament und Emotionsregulation<br />

(Rothbart & Sheese, 2007; siehe Studienauswahl) können<br />

hier nur diejenigen Subskalen Beachtung finden, die die<br />

Emotionsregulation mehr o<strong>der</strong> weniger umfassend messen.<br />

Insgesamt verfügt <strong>der</strong> leicht modifizierte IBQ-R aktuell<br />

über 14 Subskalen bestehend aus 191 Items, die auf<br />

einer 7-Punkte-Skala zu beantworten sind (Parade & Leerkes,<br />

2008).<br />

In einer Validierungsstudie an 360 Eltern von Säuglingen<br />

<strong>im</strong> Alter von 3 bis 12 Monaten wurden drei Altersgruppen<br />

gebildet (Gruppe 1: 3–6 Monate, Gruppe 2: 6–9<br />

Monate und Gruppe 3: 9–12 Monate). Nach präziser Definition<br />

<strong>der</strong> D<strong>im</strong>ensionen des Temperaments wurden diesbezüglich<br />

konsistente Items konstruiert. In einem Zwei-<br />

Phasen-Prozess wurde jedes Item von den Autoren und<br />

ihrer Arbeitsgruppe hinsichtlich dessen Übereinst<strong>im</strong>mung<br />

mit den Definitionen evaluiert und schließlich wurden<br />

Items, die zu einem konzeptuellen sowie empirischen<br />

Überlappen <strong>der</strong> D<strong>im</strong>ensionen beitrugen, el<strong>im</strong>iniert (Gartstein<br />

& Rothbart, 2003). In dieser ersten Konstruktion des<br />

IBQ-R gelangen Gartstein und Rothbart (2003) zu einem<br />

Item-Set von 184 Items. Nach einer Faktorenanalyse mit<br />

obliquer Rotation zeigte sich neben zwei weiteren Fakto-<br />

ren ein Faktor, <strong>der</strong> als Orientierung/Regulation benannt<br />

wurde. Diesem Faktor wurden die folgenden vier Subskalen<br />

zugeordnet: Low intensity pleasure (13 Items), Cuddliness/Affiliation<br />

(17 Items), Duration of Orienting (12<br />

Items), Soothabiliy (11 Items; Gartstein & Rothbart, 2003).<br />

Tabelle 4 präsentiert ein Beispiel-Item und informiert über<br />

die psychometrischen Eigenschaften dieses Faktors und<br />

seiner Subskalen.<br />

Im Altersbereich von 12 bis 36 Monaten lassen sich<br />

ferner entwicklungssensitiv sozial-emotionale Probleme,<br />

Verhaltensprobleme und Kompetenzen mit dem Elternfragebogen<br />

Infant-Toddler Social & Emotional Assessment<br />

(ITSEA; Briggs-Gowan & Carter, 1998) erfassen. Der<br />

ITSEA umfasst 16 Subskalen bestehend aus 107 Items<br />

(Kurzversion: Brief-ITSEA, Screening mit 42 Items). Neuere<br />

Untersuchungen kommen zu einem überarbeiteten Set<br />

von 169 Items, die sich 17 Subskalen zuordnen lassen<br />

(Briggs-Gowan & Carter, 2007), wobei nach eigenen Angaben<br />

<strong>der</strong> Autorinnen die aktuell veröffentlichte Version<br />

wie<strong>der</strong>um 166 Items umfasst.<br />

Die Konstruktion des Messinstruments basierte auf<br />

Reviews zur Entwicklungspsychopathologie, Beobachtungen<br />

<strong>der</strong> sozial-emotionalen Funktionalität von Säuglingen<br />

und Kleinkin<strong>der</strong>n, Reviews existieren<strong>der</strong> Checklisten<br />

zum Problemverhalten von Vorschul- und älteren Kin<strong>der</strong>n<br />

sowie Reviews <strong>der</strong> Literatur zur sozial-emotionalen<br />

Kompetenz. Ein Gremium aus 15 Experten aus dem Bereich<br />

<strong>der</strong> psychischen Gesundheit von Säuglingen sowie kindlicher<br />

Entwicklung begutachteten einen anfänglichen Set<br />

von 200 Items bezüglich ihrer Inhaltsvalidität (Briggs-<br />

Gowan & Carter, 1998). 214 Elternfragebögen lagen in<br />

einer ersten Validierungsstudie <strong>der</strong> Autorinnen vor. Eine<br />

konfirmatorische Faktorenanalyse erbrachte zunächst 16<br />

Subskalen und schließlich in einem weiteren Schritt vier<br />

globale Faktoren: Externalisierend, Internalisierend,<br />

Dysregulation und einen Kompetenz-Faktor (Briggs-Gowan<br />

& Carter, 1998).<br />

Der hier relevante Problembereich <strong>der</strong> Dysregulation<br />

strebt nach Angaben <strong>der</strong> Autorinnen die Erfassung von<br />

Symptomen bezüglich Ess- und Schlafproblemen, negativer<br />

Emotionalität und sensorischer Aktivitäten an. Dieser<br />

Faktor erfasst Symptome, die als klinische Kriterien für<br />

Regulationsstörungen (z.B. Schlaf- und Fütterstörungen)<br />

herangezogen werden, die Probleme <strong>der</strong> St<strong>im</strong>mungsregulation<br />

beinhalten. Der Faktor besteht aus den Subskalen<br />

sleep problems (7 Items) und eat problems (4 Items;<br />

Briggs-Gowan & Carter, 1998). In neueren Analysen ergänzen<br />

sich diese beiden Skalen um zwei bzw. ein Item und<br />

es ordnen sich zwei weitere Subskalen dem Faktor Dysregulation<br />

zu: negative emotionality (13 Items) und sensory<br />

sensitivities (7 Items; Briggs-Gowan & Carter, 2007).<br />

Weitere Angaben zu psychometrischen Eigenschaften<br />

des Faktors Dysregulation sind Tabelle 4 zu entnehmen.<br />

Neben den klassischen psychometrischen Gütekriterien<br />

dieses Messinventars wurde zusätzlich dessen Akzeptanz<br />

erhoben, wobei sich hier ein sehr differenziertes und überwiegend<br />

positives Bild beobachten lässt (z. B. 94.4 % bzw.<br />

96.9% <strong>der</strong> Eltern berichten positive St<strong>im</strong>mung während<br />

<strong>der</strong> Beantwortung; Briggs-Gowan, 1998, 2007).


Tabelle 4. Subskalen zur (teilweisen) Erfassung <strong>der</strong> Emotionsregulation <strong>im</strong> Säuglings- und Kleinkindalter und ihre psychometrischen Eigenschaften<br />

Inventar Faktor/Items/ Beispiel-Item Stichproben- Reliabilität Validität<br />

Subskalen größe (N)<br />

IBQ-R Orienting/ How often during 2003: 2003: 2003:<br />

(Gartstein & Regulation the last week did 360 Interne Konsistenz: – Diskr<strong>im</strong>inante Validität � Korrelationen<br />

Rothbart, (2003: 53 Items; the baby stare at a � = .77–.87 (über die <strong>der</strong> Subskalen berichtet<br />

2003; Parade & 4 Subskalen; mobile, crib 3 Altersgruppen) – Signifikante Alterseffekte für drei <strong>der</strong> vier<br />

Leerkes, 2008) 2008: bomber or picture Inter-Rater (N = 26): Subskalen gezeigt<br />

4 Subskalen) for 5 min or longer? .31 (für keine <strong>der</strong> vier<br />

Subskalen signifikant)<br />

2008: 2008: 2008:<br />

194 Interne Konsistenz: – Kriteriumsvalidität: keine bis geringe<br />

� = .74–.88 (für Mütter) Korrelationen des IBQ-R mit Verhaltensund<br />

� = .73–.82 (für Väter) beobachtungen von Angst und Wut<br />

<strong>Emotionsregulationsdiagnostik</strong> <strong>im</strong> Säuglings- und Kleinkindalter<br />

ITSEA Dysregulierend Wakes up screaming 1998: 1998: 1998:<br />

(Briggs- (1998: 2 Subskalen; and does not respond 214 Test-Retest (2 Wochen): – Beide Subskalen korrelieren signifikant<br />

Gowan & 11 Items; to you for a few ICC = .75–.91 (r = .34, p < .001) miteinan<strong>der</strong> und nur<br />

Carter, 1998; 2007: 4 Subskalen; minutes Test-Retest (1 Jahr): gering mit Subskalen an<strong>der</strong>er Faktoren<br />

2007) 34 Items) (night terrors) r = .24–.67 – mittlere Korrelationen mit <strong>der</strong> Difficult<br />

Interne Konsistenz: � = .78; Child Domain des PSI (r = .36, p < .001;<br />

Itemladungen: r = .35–.51 r = .20, p < .01)<br />

– mittlere Korrelation mit <strong>der</strong> Skala<br />

Emotionality des CCTI (r = .27, p < .001)<br />

– mittlere Korrelation mit <strong>der</strong> Skala<br />

Externalisierend <strong>der</strong> CBCL 2/3<br />

(r = .27, p < .01)<br />

2007: 2007: 2007:<br />

192 Interne Konsistenz – geringe bis hohe Korrelationen mit an<strong>der</strong>en<br />

� = .87 Skalen des ITSEA und BITSEA<br />

Itemladungen: (r = –.17–.81)<br />

r = .16–.71 – Hohe Korrelationen mit Skalen <strong>der</strong> CBCL<br />

1½–5 (Achenbach & Rescorla, 2000;<br />

r = .49–.58, p < .0001)<br />

– Hohe Korrelation mit <strong>der</strong> Difficult Child<br />

Domain des PSI (r = . 58, p < .0001)<br />

– geringe bis hohe Korrelationen mit<br />

Evaluator ratings of Child Problems and<br />

Competencies (r = .18–.45)<br />

ECBQ Effortful Control When approached by Querschnitt: Interne Konsistenz – Stabilität: .56–.75, p < .01 (pr<strong>im</strong>ary<br />

(Putnam et al., (5 Subskalen; an unfamiliar person 317 � = .62–.90 caregivers) und .51–.77, p < .05<br />

2006) 59 Items) in a public place Längsschnitt: Inter-Rater: (secondary caregiver)<br />

(e.g., the grocery store), 165 .36, p


176 Angelika Kullik und Franz Petermann<br />

Der Early Childhood Behavior Questionnaire (ECBQ;<br />

Putnam et al., 2006) ist ein Elternfragebogen zur Erfassung<br />

des Temperaments <strong>im</strong> Kleinkindalter von 1 bis 3 Jahren.<br />

Der Fragebogen besteht aus 18 Skalen und 201 Items, die<br />

teilweise an den Child Behavior Questionnaire (CBQ;<br />

Rothbart, Ahadi, Hershey & Fisher, 2001) und den IBQ-R<br />

(Gartstein & Rothbart, 2003) angelehnt sind und sich auf<br />

Beobachtungen <strong>der</strong> letzten zwei Wochen beziehen. Wie<br />

schon be<strong>im</strong> IBQ-R (Gartstein & Rothbart, 2003) wurden<br />

Items gesammelt, die die konzeptuellen Definitionen <strong>der</strong><br />

D<strong>im</strong>ensionen von Temperament präzise erfassen. Nach<br />

einem erstmaligen Einsatz in einer Stichprobe von Eltern<br />

und <strong>der</strong>en Säuglingen fand eine empirische Item-El<strong>im</strong>inierung<br />

statt, um schließlich be<strong>im</strong> finalen Item-Set anzugelangen.<br />

Es wurde eine Faktorenanalyse mit obliquer Rotation<br />

durchgeführt, um Zusammenhänge <strong>der</strong> 18 Skalen des<br />

ECBQ aufzudecken. Drei Faktoren wurden best<strong>im</strong>mt, wobei<br />

<strong>der</strong> Faktor Effortful Control von beson<strong>der</strong>em Interesse<br />

für die Erfassung <strong>der</strong> Emotionsregulation <strong>im</strong> frühen<br />

Säuglings- und Kindesalter ist. Diesem Faktor ordneten<br />

sich die Skalen Inhibitory Control, Attention Shifting,<br />

Low-Intensity Pleasure, Cuddliness und Attention Focusing<br />

unter. Insgesamt zeigte <strong>der</strong> Faktor eine hohe Varianzaufklärung<br />

von 21% und 17% in zwei unabhängigen<br />

Stichproben. Tabelle 4 fasst die wichtigsten psychometrischen<br />

Kennwerte des Faktors zusammen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Studien, die konkrete Emotionsregulationsstrategien beobachten,<br />

wurden auf verschiedene Weise durchgeführt.<br />

Mit einigen Abweichungen (Weinberg & Tronick, 1994)<br />

zeigen die Beobachtungsstudien durchweg zufriedenstellende<br />

Reliabilitäten. Damit erweisen sich die Beobachtungsverfahren,<br />

trotz ihres deutlich divergierenden Vorgehens<br />

in den verschiedenen Studien, <strong>im</strong> direkten Vergleich<br />

mit <strong>der</strong> Fragebogenmethode als zuverlässiger. Zu<br />

bemerken ist, dass aktuell kein spezifischer Fragebogen<br />

existiert, <strong>der</strong> die Emotionsregulation <strong>im</strong> Säuglings- und<br />

Kleinkindalter gezielt erfasst. Die Subskalen <strong>der</strong> Elternfragebogen<br />

zur Erfassung von Emotionsregulation schwanken<br />

deutlich in den Reliabilitätskoeffizienten zwischen<br />

niedrigen (z.B. Gartstein & Rothbart, 2003; Putnam et al.,<br />

2006) und teilweise hohen Werten (z.B. Briggs-Gowan &<br />

Carter, 1998). Dies mag nicht zuletzt darauf zurückzuführen<br />

sein, dass <strong>der</strong>artige Skalen zum Teil auf einer geringen<br />

Itemanzahl basieren.<br />

Obwohl Störvariablen durch die <strong>Stand</strong>ardisierung <strong>der</strong><br />

Situationen kontrolliert werden, muss die Validität <strong>der</strong> Beobachtungsverfahren<br />

dennoch in Frage gestellt werden.<br />

Die in den empirischen Studien eingesetzten Verfahren<br />

basieren nicht auf publizierten Manualen, son<strong>der</strong>n wurden<br />

speziell für die Studien erarbeitet. Es werden keine<br />

Expertenurteile für die gewählten Verhaltensweisen <strong>im</strong><br />

Sinne einer inhaltlichen Validierung berichtet. Rothbart<br />

et al. (1992) merken selbst an, nicht beurteilen zu können,<br />

ob die erfassten Verhaltensweisen die Erregung <strong>der</strong> Säuglinge<br />

auch tatsächlich verringern. Der Einbettung <strong>der</strong><br />

Emotionsregulation in ein Netzwerk an<strong>der</strong>er psychologischer<br />

Konstrukte mangelt es ferner an einer umfangreichen<br />

Analyse entsprechend einer konvergenten sowie<br />

diskr<strong>im</strong>inanten Validität; ein Kritikpunkt, <strong>der</strong> für die Fragebogenskalen<br />

in ähnlicher Weise gilt. Studien zur diskr<strong>im</strong>inanten<br />

und konvergenten Validität von Elternbefragungen<br />

zur Emotionsregulation gelangen zu keinem klaren<br />

und vollständigen Urteil hinsichtlich <strong>der</strong> Güte <strong>der</strong> einzelnen<br />

Subskalen.<br />

Insgesamt ist die videobasierte Verhaltensbeobachtung<br />

als das <strong>der</strong>zeit in <strong>der</strong> Säuglingsforschung dominierende<br />

Instrument zur explorativen Untersuchung von<br />

unerforschten Verhaltensweisen die Methode <strong>der</strong> Wahl<br />

(Adrian, Zeman & Veits, 2011; Friedlmeier & Trommsdorff,<br />

2001; Papoušek, 2000). Für ein zukünftiges objektives, reliables<br />

und valides Vorgehen schlagen wir Folgendes vor:<br />

• Aufgrund eines Mangels an Routineverfahren bei <strong>der</strong><br />

Verhaltensbeobachtung sollte ein einheitliches Vorgehen<br />

geschaffen werden, das eine begrenzte Anzahl an<br />

Verhaltensstrategien für verschiedene Emotionen (vgl.<br />

Buss & Goldsmith, 1998) und in ausgewählten Kontexten<br />

(vgl. Mangelsdorf et al., 1995) erfasst. Die Laboratory<br />

Temperament Assessment Battery (Lab-TAB; Goldsmith<br />

& Rothbart, 1999), auf die sich einige Autoren bei<br />

ihrer Auswahl standardisierter Situationen stützen (z.B.<br />

Braungart-Rieker et al., 2010), kann eine gute, auf frühe<br />

Altersabschnitte bezogene Orientierung für emotionsauslösende<br />

Situationen bieten. Ein umfassendes Konzept<br />

an regulatorischen Verhaltensweisen bietet das<br />

IRSS (Tronick & Weinberg, 1990).<br />

• Ein einheitliches Verfahren muss kultur- und altersübergreifend<br />

Anwendung finden, um zu differenzierten Aussagen<br />

zu gelangen und die Vergleichbarkeit empirischer<br />

Studien zu gewährleisten.<br />

• Basierend auf empirischen Befunden kann ein ökonomischer<br />

Elternfragebogen konstruiert werden, <strong>der</strong> verglichen<br />

mit dem Beobachtungsverfahren weniger zeit- und<br />

kostenintensiv ist.<br />

• Letztendlich kann ein Multi-Method-Ansatz (z.B. Calkins<br />

et al., 1998) herangezogen werden, um die Validität<br />

systematisch zu prüfen.<br />

Neben diesen methodischen Hinweisen ist schließlich<br />

bei <strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong> Emotionsregulation zu betonen,<br />

dass <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Diagnostik aus einer entwicklungspsychologischen<br />

Perspektive nicht nur auf negative<br />

Emotionen und <strong>der</strong>en Regulation gelegt werden darf, so<br />

wie dies vorzugsweise geschieht (Petermann & Wiedebusch,<br />

2002a, b). Entsprechend einer konstruktvaliden<br />

Messung sollte auch die Regulation positiver Emotionen<br />

als entwicklungsspezifische Ressourcen gleichermaßen in<br />

den Mittelpunkt des Interesses gerückt werden (Petermann<br />

& Schmidt, 2009). Ein solcher Hinweis entzieht sich<br />

zudem nicht <strong>der</strong> klinischen Perspektive, für die die Regulation<br />

positiver Emotionen gleichermaßen von Bedeutung<br />

ist.


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Dipl.-Psych. Angelika Kullik<br />

Prof. Dr. Franz Petermann<br />

Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation<br />

<strong>der</strong> Universität Bremen<br />

Grazer Straße 6<br />

28359 Bremen<br />

E-Mail: angelika.kullik@uni-bremen.de

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