ABSCHLUSSARBEIT.Silvia Petermann - Lachclub Recklinghausen
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3. Theoretischer Teil<br />
3.1. Soziale Konflikte<br />
Als sozialen Konflikt bezeichnet Glasl in seinem Buch „Selbsthilfe in Konflikten“ (2002) Differenzen<br />
zwischen Menschen, bei denen mindestens eine Partei das Gefühl hat von dem<br />
Handeln seines Gegenübers in seinen eigenen Vorstellungen beeinträchtigt zu werden. Das<br />
Bestehen von Differenzen ist noch kein Konflikt. Es kommt allein darauf an, wie diese erlebt<br />
werden und wie man damit umgeht. Um dies mit meinem dritten Paxisbeispiel anschaulich zu<br />
machen, rufe ich dem Leser nochmals die Situation ins Gedächtnis: ( Beispiel 3, S. 9)<br />
G. hat die Zeitung schon in die Gruppe gebracht, obwohl dies sonst immer F. macht.<br />
Es wäre kein Konflikt geworden, wenn F. nicht beleidigt reagiert hätte, dass G. die Zeitung<br />
schon geholt hatte. Die Zeitung wäre einfach auf der Gruppe gewesen. Warum und von wem<br />
wäre unwichtig.<br />
Glasl schreibt (2002, S. 35): „Konflikte greifen unsere ganze Person an, und wir können uns<br />
ihren Wirkungen nur schwer entziehen. Je weiter ein Konflikt eskaliert, d.h. je tiefer wir uns darin<br />
verstricken, desto mehr droht er unser ganzes Denken, Fühlen und Wollen zu korrumpieren und<br />
unser Handeln zu beherrschen.“<br />
Bei jeder Aktion weiss man nicht wie sein Gegenüber reagiert. Jemand kann dies höchstens<br />
vermuten. Niemand kann im Voraus erkennen wie eine Person denkt, fühlt und was sie will.<br />
Ersichtlich ist immer nur die Spitze eines Eisberges, dies was die Person offensichtlich zeigt.<br />
Ein grosser Teil bleibt unter der Oberfläche. Reaktionen sind geprägt von Erfahrungen, Erziehung<br />
und der Lebensgeschichte. In dem Skript „Arbeiten mit Menschen“ (Schule für<br />
Sozialbegleitung, (o. J.) wird dies graphisch dargestellt.<br />
Bei Menschen mit Behinderung kommt zu der Reaktionsungewissheit wegen der Lebensgeschichte,<br />
noch die Ungewissheit der Reaktion wegen der Behinderung hinzu. Ich versuche<br />
dies meinen MitarbeiterInnen mit und ohne Behinderung immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.<br />
Ich „predige“ sie sollen tolerant sein, da man nie weiss wie es im Inneren des Gegenübers aussieht.<br />
Für kurze Zeit gelingt mir manchmal ein Sichtwechsel. (Ich arbeite auch mit der optischen<br />
Wahrnehmung. Wir habe an unserem Gruppenfenster eine Leine angebracht, welche wir unsere<br />
„Gedanken-Wäscheleine“ nenne. Dort hängen Bilder, welche uns an wichtige Sachen erinnern<br />
sollen. So zum Beispiel das bekannte Bild mit der jungen und alten Frau, um zu zeigen<br />
das verschiedene Personen im gleichen Ding verschiedene Sachen sehen können. Oder eine<br />
rote Karte mit grossen Punkten, welche daran erinnert das ein bedrohliches Problem aus der<br />
Distanz ein harmloser Marienkäfer wird.)<br />
Toleranz gegenüber seinen Mitmenschen bedeutet ein ständiges arbeiten an sich selbst. Schon<br />
viele Menschen ohne Behinderung haben damit ihre Mühe. Bei Menschen mit geistiger und/<br />
oder psychischer Behinderung wird dies noch zusätzlich erschwert. Ich bin der Meinung, dass<br />
kleine Fortschritte auch hier möglich sind. Man darf nur die Ziele nicht zu hoch stecken. Durch