Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

4 Gründung des Klosters Stolp,
Widerstrebenden entgegentrug, einen so tiefen Eindruck machte,
daß sich die Mehrzahl oder doch der Kern des Volkes vor
der Macht des Evangeliums und der Neberlegcnheit christlicher
Gesittung beugte. Es ist endlich wohl im Allgemeinen bekannt,
daß — wie wir schon oben andeuteten — die ersten christlichen
Priester, welche theils mit, theils bald nach dem genannten
Bischöfe in das immerhin erst theilweise bekehrte Land kamen,
um es in dem neuen Glauben zu befestigen, deutsche Ansiedler
nach sich zogen, und durch sie das größtenteils culturlose
und durch vielfach vorangegangene Kriege verwüstete Land nach
germanischer Weise zu bebauen und nutzbar zu machen anfingen.
Dagegen fehlte es noch sehr an Einzeldarstellungen
darüber, wie diese Entwickelung von bestimmten Orten, wo
gerade solche Colonieen sich niederließen, ausgegangen ist
und wie sie sich allmälig in immer weitere und weitere Kreise
verbreitet hat. Die Ausgangs- und Mittelpunkte dieser
Ansiedler waren zunächst und noch das ganze 12. Jahrhundert
hindurch durchweg und lediglich geistliche Kongregationen und
zwar zweierlei Art, theils sogenannte Chorherrnstifte, theils
eigentliche Klöster. Auch wurden sie zunächst nnr in geringer
Zahl gestiftet. Zu den wenigen Stiftungen dieser Art, welche
im 12. Jahrhundert in Pommern entstanden, gehörte das
Kloster in Stolp, mit dem wir uns näher beschäftigen wollen,
und grade dies wird von den älteren pommerschen Chronisten
einstimmig als das älteste unter ihnen bezeichnet. Wir werden
später nachzuweisen suchen, daß diese neuerdings angezweifelte
Angabe in der That begründet ist.
Jedenfalls gehört dies Kloster Zu den allerältesten der
geistlichen Stiftungen, nicht nur iu Pommern, sondern im
ganzen nordöstlichen Deutschland. Der Ort wird bereits in
der ältesten beglaubigten Geschichte des Landes genannt. Allerdings
erwähnen ihn die Berichte über Bischof Ottos Missionsreisen,
welche uns in erster Linie als authentische Quellen der
derzeitigen Geschichte gelten müssen, noch nicht. Allein dieser
ist auf seiner ersten Missionsreise nach und durch Pommern
(1124), wie ausdrücklich von seiuem hervorragendsten Biographen