Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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von Dr. Haag in Stettin« 79 die an derselben Stelle erwähnten Thaten des Toti (Palnatoki), der aus dem Lande Iom kommt, sein mögen. Um das Jahr 1000 ist also das Vorhandensein jener Vikingerstatwn bei der slawischen Stadt Inlin nicht nur nicht schlechter, sondern fast besser bezeugt, als der Ort Gyddanysc um dieselbe Zeit. Doch selbst den wenig wahrscheinlichen Fall gesetzt: Die Iomsborg bei Iulin wäre nicht schon im Jahre 973 (als Ibrahim in Mcrseburg war) vorhanden gewesen, so folgte daraus gar nichts gegen die Existenz der slawischen Handelsstadt Iulin. Gerade weil dieser Punkt der frequentate an der Slawenküste war, setzten sich die Vikinger zeitweilig hier fest, nicht etwa verdankte dieser Punkt seine Handelsblüthe den fremden Eroberern; dies beweist schon das Vorkommen der arabischen Dirhems hier in einer früheren Zeit, als der denkbar früheste Zeitpunkt für jene nordische Ansiedlung fallen kann. Mithin dürfen wir diese Nachricht von der Stadt „mit den 12 Thoren, dem Hafen ^) und den trefflichen Verordnungen für den Hafen" nur als eine neue Bestätigung für die fchon damals vorhandene Bedeutung dieses südbaltischen Tauschhandelsplatzes betrachten. Wollte aber Jemand einwenden, nach Ibrahim liege die Stadt „am Ocean", könne also nicht das etwas versteckt liegende Iulin (Wollin) fein, fo verweise ich auf die treffliche Erörterung Klcmpins ") über diesen Punkt. Mit Recht sagt Klempin: „Bei so großen Verhältnissen, wo die Verknüpfung nicht durch das Auge, sondern in der abstrahlenden Anschauung des Geistes geschieht, da kommt, um zur Orientirung zu dienen, wenig darauf an, ob die Stadt vom Meere fclbst bespült ^) Die Hafenanlage, wie sie die späte, in Island entstandene Iomsvikingasage schildert, ist nach der Natur isländischer, fjordartiger, von Felsen umschlossener Häfen erfunden. Der Hafen Iulins braucht nur aus dem Ankerplatze anf dem Flusse, auf der Nordseite der wohl schon damals, wie 1124 vorhandenen, großen Holzbrücke über die Divenow bestanden zu haben. Ich hoffe indeß auf die Ortsverhältnisse des alten Iulin hier oder anderwärts in Anknüpfung an Virchows Untersuchung dieser Oertlichkeit (Verhandlungen der Gesellschaft für Anthropologie 13. Januar 1872) bald zurückzukommen. ") Valt. Stud. XIII. 1. S. 71, 74.
80 Bericht über die Slawen aüZ dem Jahre 973. wird oder wenige Meilen davon entfernt ist." „So ist bei Adam von Bremen Oldenburg, so Schleswig eine oivita8 maritime. Auf gleiche Weise wird man auch nicht Anstand nehmen, Wollin eine Seestadt zu nennen, da von hier auf einer kurzen, breiten Wasserstraße (durch das Haff und die Swine) bei günstigem Winde binnen 2 bis 3 Stunden das Meer erreicht werden kann." Der Volksname Ubkba endlich ist entstellt aus Ueltaba, UuMba; das sind die Melata ben, die späteren Wilzen (bei Einhard : ^si^tadi, ^Veit^di, in den ^nua.Ie8 Hii6ä1mkui-A6ii- 868 um d. I. 1000: ^ulwdi). Von Cujavien und Cassuben aber weiß jene Zeit noch gar nichts. Welche merkwürdigen Spiele der Zufall bei der Korruption von Namen in den Geschichtsquellen zuweilen treibt, lehrt uns gerade das Wort Iumne, wie Adam das alte Iom nennt. Bekanntlich ist aus diesem in den Handschriften seines Abschreibers Helmold oI^voruN I. 2 und 15) zuerst iunmOta. und hieraus .in späteren Abschriften der Helmoldschen Chronik durch falsche Lesart imi6t^ dann uin6w geworden. So war mit einem Male der Name für die neue Wunderstadt Wineta fertig. Bei dieser Gelegenheit noch eine kurze Bemerkung. H. Thoms, der die Quellen der Reimchronik des Ernst von Kirchberg untersucht hat ^), weiß nicht, woher er die Erzählungen in Cap. 17 zum Jahre 1001, unter denen auch von Wineta die Rede ist, ableiten soll. Dieser ganze Abschnitt Kirchbergs ^) ist völlig wörtliche Uebersetzung aus jener Denkschrift des pommerschen Augustinerlectors Angelus von Stargürd ^) über die Unabhängigkeit Pommerns von Polen. Auch die Chroniken der Römer, von denen Kirchberg S. 595 spricht, stammen aus Angelus, der von einer räthfelhaften (Hlcmiold Nom^uoi'uin redet. ^) 12) H. Thoms die Mekl. Neimchromk des Ernst von Kirchberg in Schirrmachers Beiträgen zur Meklenbnrgischen Geschichte II. S. 17. '2) Westphalen Nouumsuw iueäitH S. 613, 614. '4) Balt. Stud. XVII. S. 123-124, wo diese Denkschrift, das sogenannte pi-otoeoiium, abgedruckt ist. i5) Valt. Stud. XVII. 1. S. 123; siehe meine Erklärung des Sachverhalts Valt. Stud. XXVI. S. 100.
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80 Bericht über die Slawen aüZ dem Jahre 973.<br />
wird o<strong>der</strong> wenige Meilen davon entfernt ist." „So ist bei Adam<br />
von Bremen Oldenburg, so Schleswig eine oivita8 maritime.<br />
Auf gleiche Weise wird man auch nicht Anstand nehmen, Wollin<br />
eine Seestadt zu nennen, da von hier auf einer kurzen, breiten<br />
Wasserstraße (durch das Haff und die Swine) bei günstigem<br />
Winde binnen 2 bis 3 Stunden das Meer erreicht werden kann."<br />
Der Volksname Ubkba endlich ist entstellt aus Ueltaba,<br />
UuMba; das sind die Melata ben, die späteren Wilzen (bei<br />
Einhard : ^si^tadi, ^Veit^di, in den ^nua.Ie8 Hii6ä1mkui-A6ii-<br />
868 um d. I. 1000: ^ulwdi). Von Cujavien und Cassuben<br />
aber weiß jene Zeit noch gar nichts. Welche merkwürdigen Spiele<br />
<strong>der</strong> Zufall bei <strong>der</strong> Korruption von Namen in den Geschichtsquellen<br />
zuweilen treibt, lehrt uns gerade das Wort Iumne,<br />
wie Adam das alte Iom nennt. Bekanntlich ist aus diesem<br />
in den Handschriften seines Abschreibers Helmold<br />
oI^voruN I. 2 und 15) zuerst iunmOta. und hieraus<br />
.in späteren Abschriften <strong>der</strong> Helmoldschen Chronik durch<br />
falsche Lesart imi6t^ dann uin6w geworden. So war mit<br />
einem Male <strong>der</strong> Name für die neue Wun<strong>der</strong>stadt Wineta<br />
fertig. Bei dieser Gelegenheit noch eine kurze Bemerkung.<br />
H. Thoms, <strong>der</strong> die Quellen <strong>der</strong> Reimchronik des Ernst von<br />
Kirchberg untersucht hat ^), weiß nicht, woher er die Erzählungen<br />
in Cap. 17 zum Jahre 1001, unter denen auch von<br />
Wineta die Rede ist, ableiten soll. Dieser ganze Abschnitt<br />
Kirchbergs ^) ist völlig wörtliche Uebersetzung aus<br />
jener Denkschrift des pommerschen Augustinerlectors<br />
Angelus von Stargürd ^) über die Unabhängigkeit<br />
Pommerns von Polen. Auch die Chroniken <strong>der</strong> Römer,<br />
von denen Kirchberg S. 595 spricht, stammen aus Angelus,<br />
<strong>der</strong> von einer räthfelhaften (Hlcmiold Nom^uoi'uin redet. ^)<br />
12) H. Thoms die Mekl. Neimchromk des Ernst von Kirchberg in<br />
Schirrmachers Beiträgen zur Meklenbnrgischen Geschichte II. S. 17.<br />
'2) Westphalen Nouumsuw iueäitH S. 613, 614.<br />
'4) Balt. Stud. XVII. S. 123-124, wo diese Denkschrift, das<br />
sogenannte pi-otoeoiium, abgedruckt ist.<br />
i5) Valt. Stud. XVII. 1. S. 123; siehe meine Erklärung des<br />
Sachverhalts Valt. Stud. XXVI. S. 100.