Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

78 Bericht über die Slawen aus dem Jahre 973,
gegen Klempin^) den Nachweis für die Lage dieser dänischen
Vikinger-Gründung neben dem slawischen Orte Iulin mit trif-
tigen Gründen geführt hat. Mag auch das Jahr der Grün-
dung dieser Feste durch König Harald Gormson controvers
bleiben: daß er sie in jüngeren, kräftigeren Jahren, mehr am
Anfange feiner 50jährigen Regierung, nicht erst kurz vor feinem
im Jahre 1085 erfolgten Tode gegründet hat, liegt in der
Natur der Sache. ?) Spätestens für den Ausgang des zehnten
Jahrhunderts hat Klempin^) die wirkliche Existenz der Oert-
lichkeit Iom, der ^0m6ii8Ì8 provinoli (d. h. der später soge-
nannten Iomsborg) aus Saxo Grammaticus ^) durch ander-
weitige, entschieden historische Momente in jener Saxo-Stelle
mit großer Schärfe und Sicherheit erwiesen, so sagenhaft auch
6) Auch Wigger konnte nicht umhin, den Nachweis Klempins als
überzeugend anzuerkennen, indem er noch in der Notiz Saros: Na-
Ì11ÌU3
ooiiooavit das 2pu6 betont. Mekl. Annal. S. 116. Für
den mir jetzt obliegenden Veweisgang betone ich außerdem noch das
uodiliZLimum 1I1ÌU8 (8C. Ziavoi'Um) pi-oviuoias 0p^16um. Vgl. Kleinpin
Balt. Stud. XN. 1. S. 99-107.
7) Wigger Mekl. Annalen S. 30: „Um 940-947 fällt vielleicht
die erste Anlage der Iomsburg durch König Harald." L. Giesebrecht
Wend. Gesch. I. S. 206: „König Harald hat die Feste gegründet,
aber gewiß nicht nach seiner Taufe" (also nicht nach 966). Wenn nach
andern sagenhaften Angaben Styrbiörn erst 983 nach der Iomsburg
kam (L. Giesebrecht Wend. Gesch. I. 222) und ihm zufolge der obigen
Saxo-Stelle Harald den Befehl in der Feste übertrug, so spräche das
für eine viel spätere Gründungszeit der Iomsburg. Aber andererseits ist
in nordischen Sagen von Sigwaldi, von Palnatoki als Iarlen dieser
Burg vor Styrbiörn die Rede. Daher lassen wir die widerspruchsvolle
Chronologie dieser Sagenangaben überhaupt dahingestellt und
halten uns an die sachlichen Wahrscheinlichkeiten im Leben König Haralds
für die Zeit dieser Gründung, um nicht nach den Worten Dahlmanns
(dän. Gesch. I. 88) in den Fehler derer zu verfallen, welche
„die beredte Darstellung" solcher Sagen darum für Geschichte nehmen,
weil sie einen gewissen historischen Rahmen klüglich respektirt."
8) Balt. Stud. XIII. 1. S. 93—97.
9) In der Erzählung von der Bravalla-Schlacht Sarò Gr. Buch
VII. hrsg. von Müller und Velschow I. S. 397—405.