Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

306 Dr. Georg Haag, das Geschlecht der Mukerviz.
errichtet ward und seitdem es von Barnim 1 znr Grenze
bestimmt wnrde, die Bezeichnung Barnimskrcnz erhielt.
Ohne daß ich diese letztere Ausführung für mehr als
Vermuthung geben mochte, meine ich doch, daß die Reihe der
anderen aufgewiesenen Bedenken genügt, um die Sage als eine
unhaltbare hinzustellen.
Weder können die Mukervize um 1300 schon am Südstrande
des Haffes bei Vogelsang als seßhaft nachgewiesen,
noch kann auch nur die Wahrscheinlichkeit ihres schon damaligen
Vorhandenseins an jener Stelle, wie doch bei den Brokern,
dargethan werden. Am allerwenigsten war ihr Geschlecht damals
so vornehm, wie es Kantzow hinstellt; erst im 15. Jahrhundert
sahen wir Bernd Mukerviz etwa zum Range der
Schloßgesessenheit aufsteigen. Die einfache Wiedereinfetzung in
den verlorenen Besitz erwies sich als nach mittelalterlicher
Rechtsanschauung undenkbar. Vidante ist nicht ein Vorname,
sondern der Geschlechtsname eines von den Mukerviz völlig
verschiedenen und an ganz anderen Stellen als sie angesessenen
Geschlechtes. Endlich läßt die Existenz des Varnimskreuzes
eine ganz andere Erklärung zu, als sie die Sage giebt.
Jedenfalls aber ist letztere älter als Kantzow, dafür bürgt
schon, daß Bugenhagen sie kurz andeutet. Mit einer Erklärung,
wie diefe Sage sich bilden nnd an jener Stelle localisiren
konnte, mag ich mich nicht befassen, da die urkundlichen Anhaltspunkte
dafür fehlen und ohnedem folche Sagcnerklärung
ihr sehr Mißliches hat.