Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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300 ^. Georg Haag, Doch muß das Geschlecht wieder in den Besitz dieses Antheils gelangt sein, denn als es mit Pribislav Vidante 1447 erlosch, belehnte Herzog Erich 1. (als König von Dänemark Erich 10.) die Borken mit dieser Hälfte von Regenwalde, auf die er ihnen 1441 schon die Anwartschaft ertheilt hatte'"). Da also weder dies Geschlecht der Vidante in irgend einer Besitzgemeinschaft mit den Mukerviz nachweisbar ist, noch der Name Vidante ^^>) sich überhaupt als Vorname, geschweige denn im Geschlechte Mukerviz erweisen läßt, vielmehr ganz andere Vornamen zur selben Zeit und später in diesem Geschlecht wiederholentlich auftreten, so müssen wir den Vornamen Vi- dante als ein weiteres unhistorisches Moment der Sage be- zeichnen. l") Brüggemann a. a. O. S. 327. '") Ueber die Ableitung dieses Namens schreibt mir Di-. Beyers, dorf: „Der Name Vidante steht sehr vereinsamt da; ich habe keine Reflexe auffinden können. Sollte er einem romanischen Einwanderer angehören? Seine Erklärung ans dem Slavischen ist leicht. Er zählte zn den Koiesormen ans —et«. —^w, welche die Ortsnamen ans — 6iitin vermitteln, sonst aber anch als Singular nnd als Plurale in Ortsnamen umgewandelt wurden. Ich nenne: Malente . . . Hlalet^ . . . Stamm mlüu klein; Novente . . . ^'ovetv . . . „ uovu neu; Selente . . . Zolüt^ . . . „ ?6i grün; Boranten . . . Vorstä. . . . „ doi'i, puFU2.; Wilchanta . . . VlikktH . . . „ vliku wie vluku Wolf u. a. m. Vidante ist ViclMk vom Stamme viä-viäers, altslav. viä- ot^j sehen. — Zu ermitteln ist, welchen Vollnamen entsprossen Kose- formen wie Viäew, Viäsuos (Videnz), Vi6im, Viäioa, Viäos, Violi u. a. Beglaubigte Vollnamen sind Viäimei-, Vi6om6i-, Viäoslav d. i. ii viäßnäo H0M6U düdeuL, Viä^ost, Viädost, Viäokogt d. i. liospi- tsm 09l'U6ut6m dadsiiL, Viäodi'üt, Vidoi'iid n. a. Das kosende, liebeflllsternde Vi^eta, Viäeuo steht somit ans dem Niveau unserer niederdeutschen Lining, Tining, die für alle auf —lina und —tina endigenden Namen Geltung haben. Vidante gilt als Koseform für alle Vollnamen vom Stamme viä sehen." Fast scheint es, als kannte der, welcher zuerst der Sage den Namen „Vidante" hinzufügte, die slavische Bedeutung dieses Wortes, so daß dieser Name andeutete: Mukerviz entdeckte mit eigenen Augen oder scharfsichtig den Ehebruch.

Das Geschlecht der Mukerviz. 301 Noch immer bleibt aber die Existenz des Barnimskreuzes als scheinbar unüberwindlicher Zeuge für die historische Wahrheit der Sage übrig. Dies Kreuz steht nördlich von Stolzenburg fast in der Mitte zwischen dem Neuendorfer und dem Ahlbecker See; noch heute steht es auf der Grenzlinie, welche die Königliche Mützelburger von der Stolzenburgschen Forst scheidet, unweit des Entepoehler Theerofens, am Wege nach dem Seegrunde 146). Aber weder das hölzerne Kreuz noch der Charakter der auf dem Steinblocke eingemeißelten Jahreszahl 1295 erweisen sich als gleichzeitige, sondern sehr viel spätere Zeugen. Daß von Barnimskreuz schon im Jahre 1317 die Rede sei, wie man wiederholt behauptet findet ^), ist leider ein deutlicher Beweis, wie ein Nachfolger von seinem Vor- '46) „Die Stelle, wo der beleidigte Ehegatte den hinterlistigen Schandbnben einholte nnd Nache nahm, gehört nicht zum Uckermün- deschen, sondern znm Nandowschen Kreise, aber sie liegt hart an der Grenze jenes in der Stolzenbnrger Forst. Sie ist immer bezeichnet geblieben durch einen großen erratischen Block, dessen eine Seite glatt abgeschliffen nnd mit der eingemeißelten Jahreszahl jener Nachethat: 1295 versehen, aber sehr verwittert nnd unleserlich ist, was besonders von einer weiteren Inschrift gilt. Daneben wurde ein hölzernes Kreuz errichtet, das zum öfteren erneuert, zuletzt, soviel man weiß, 1808 und 1840 renoviert worden ist. Die Stolzenburger Herrschaft unterzieht sich der Pflege dieses Denkmals; in neuester Zeit hat sie es mit Zaun und Anlagen umgeben." Berghaus II. 1. S. 1093. — Ich bemerke, daß Kantzow, der doch wohl die Stelle gesehen haben wird, von einem gemauerte:: Kreuze redet. Dazu würde die Thatsache stimmen, daß v. Dreger (s. Oo

Das Geschlecht <strong>der</strong> Mukerviz. 301<br />

Noch immer bleibt aber die Existenz des Barnimskreuzes<br />

als scheinbar unüberwindlicher Zeuge für die historische Wahrheit<br />

<strong>der</strong> Sage übrig. Dies Kreuz steht nördlich von Stolzenburg<br />

fast in <strong>der</strong> Mitte zwischen dem Neuendorfer und dem<br />

Ahlbecker See; noch heute steht es auf <strong>der</strong> Grenzlinie, welche<br />

die Königliche Mützelburger von <strong>der</strong> Stolzenburgschen Forst<br />

scheidet, unweit des Entepoehler Theerofens, am Wege nach<br />

dem Seegrunde 146). Aber we<strong>der</strong> das hölzerne Kreuz noch<br />

<strong>der</strong> Charakter <strong>der</strong> auf dem Steinblocke eingemeißelten Jahreszahl<br />

1295 erweisen sich als gleichzeitige, son<strong>der</strong>n sehr viel<br />

spätere Zeugen.<br />

Daß von Barnimskreuz schon im Jahre 1317 die<br />

Rede sei, wie man wie<strong>der</strong>holt behauptet findet ^), ist lei<strong>der</strong><br />

ein deutlicher Beweis, wie ein Nachfolger von seinem Vor-<br />

'46) „Die Stelle, wo <strong>der</strong> beleidigte Ehegatte den hinterlistigen<br />

Schandbnben einholte nnd Nache nahm, gehört nicht zum Uckermün-<br />

deschen, son<strong>der</strong>n znm Nandowschen Kreise, aber sie liegt hart an <strong>der</strong><br />

Grenze jenes in <strong>der</strong> Stolzenbnrger Forst. Sie ist immer bezeichnet<br />

geblieben durch einen großen erratischen Block, dessen eine Seite glatt<br />

abgeschliffen nnd mit <strong>der</strong> eingemeißelten Jahreszahl jener Nachethat:<br />

1295 versehen, aber sehr verwittert nnd unleserlich ist, was beson<strong>der</strong>s<br />

von einer weiteren Inschrift gilt. Daneben wurde ein hölzernes Kreuz<br />

errichtet, das zum öfteren erneuert, zuletzt, soviel man weiß, 1808 und<br />

1840 renoviert worden ist. Die Stolzenburger Herrschaft unterzieht<br />

sich <strong>der</strong> Pflege dieses Denkmals; in neuester Zeit hat sie es mit Zaun<br />

und Anlagen umgeben." Berghaus II. 1. S. 1093. — Ich bemerke,<br />

daß Kantzow, <strong>der</strong> doch wohl die Stelle gesehen haben wird, von einem<br />

gemauerte:: Kreuze redet. Dazu würde die Thatsache stimmen,<br />

daß v. Dreger (s. Oo

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