Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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von Friede. Schultz. 13 Die Wege aber, welche ihr gemeinsames Handeln einschlagen mußte, waren durch die Bekehrungsgeschichte der be^ nachbarten Länder in sicherer Weise vorgezeichnet. Es handelte sich zunächst wesentlich darum, christliche Seelsorger in größerer Zahl ins Land zu ziehen. Solche erschienen aber für den vorliegenden Zweck damals vorwiegend, ja fast ausschließlich, als Mitglieder mönchischer Genossenschaften. Und dies hatte seinen guten Grund. Ein Einzelner, mitten unter eine innerlich dem Cristenthum widerstrebende, wenn anch vielleicht äußerlich zu demselben sich bekennende Menge gestellt, würde in den meisten Fällen dein Widerstände nicht gewachsen gewesen, sondern unterlegen sein. Kam aber ein ganzer, wenn auch eben nicht großer Convent auf einmal und fiedelte sich an irgend einem Punkte an, so hatte der Einzelne an der Gemeinschaft einen Rückhalt und eine Stütze, an welcher er sich aufrichten konnte, wenn ihm die Arbeit zn fchwer wurde. Nun waren es aber zu jener Zeit vornehmlich zwei Orden, welche sich die Pflege der neuentstandenen Christengemeinden im nordöstlichen Deutschland angelegen sein ließen, die P rä m o nstra tenser und die E isterz ien s er, beide ziemlich neuen Datums, beide jedoch an ältere Stiftungen sich anschließend. Die Prämonstratcnser waren im Veginn des 12. Jahrhunderts aus dem Augustiner-Orden hervorgegangen. Sie verdankten ihr Dasein als besondere Körperschaft einem Manne, der den größten Theil feines Lebens in einem längst zum Christenthum bekehrten Lande, im nördlichen Frankreich gelebt hatte, der aber, nachdem er das Mutterkloster des neuen Ordens Prömontrö (Prämonstratum) bei Laon eine Reihe von Jahren geleitet, sich hatte bereit finden lassen, den Schauplatz seiner energischen und glaubenseifrigen Wirksamkeit in die unmittelbare Nähe der noch halb oder ganz heidnischen Wendenländer zu verlegen. Es war dies der heil. Norbert, welcher seit dem Jahre 1126 den bischöflichen Stuhl von Magdeburg inne hatte und von hier aus mit dein besten Erfolge bemüht war, vornehmlich durch feinen Orden immer neue Pflanzstätten des Christenthums unter den umwohnenden Slaven anzulegen.

14 Gründung des Klosters Stolp, Ebenfalls von Frankreich war der etwas ältere Cisterzienserorden ausgegangen. Er war gegen Ende des 11. Jahrhunderts von Robert, dem Abt des Klosters Citaux (Cistertium) bei Dijon, gestiftet, und zwar im Anschluß an den ältesten überhaupt existirenden Mönchsorden, den der Benediktiner, dessen Regel mit wenigen Modifikationen auch die seinige wurde; jedoch so, daß in jeder Beziehung die strengste Beobachtung der ursprünglichen Bestimmungen aufrecht erhalten werden sollte, von welchen die Benediktiner mannigfache Abweichungen bei sich anfangs gestattet, später aber zur Gewohnheit hatten werden lassen. Um den trotz der gemeinsamen Grundlage vor^ handenen wesentlichen Unterschied auch schon äußerlich in Erscheinung zu bringen, trugen die Mitglieder des neuen Ordens ein weißes Skapulier, während die des älteren in ein schwarzes Ordenskleid gehüllt waren (in ui^i-o kaditn, Urk. von 1172). Hierzu gehörte auch, daß die Verwaltung eigentlicher Kirchenämter, welche die Benediktiner unbedenklich übernahmen, bei den Cisterziensern schlechterdings ausgeschlossen war. Wie sehr dies unter Umständen in das Leben und die Stellung einzelner Klöster eingriff, davon werden wir uns später zu überzeugen haben. Zur vollen Ausbildung und zugleich zum Höhenpunkt seiner Entwicklung gelangte dieser Orden jedoch nicht, wie der von Prsmontr6, bereits durch seinen Stifter, sondern erst durch einen Schüler von dessen zweitem Nachfolger in der Leitung des Mutterklosters, durch den heiligen Bernhard, Abt von Clairveaux, den berühmten Anstifter und Hauptbeförderer des zweiten Kreuzzuges, von welchem jener oben besprochene Doppelfeldzug gegen die Ostseeslaven eine Abzweigung war. Indessen war die hohe Blüthe, zu welcher der neue Orden durch ihn gedieh, doch keineswegs von der Art, daß der ältere, von dem er ausgegangen, dadurch verdrängt oder in den Schatten gestellt worden wäre. Es war diese Zeit ja eben die der höchsten Entwickelung des Klosterwesens, und durch das Emporblühen eines neuen Ordens war das Verblühen oder Hinwelken eines andern schon länger bestehenden in keiner Weise bedingt. Denn abgesehen davon, daß

14 Gründung des Klosters Stolp,<br />

Ebenfalls von Frankreich war <strong>der</strong> etwas ältere Cisterzienserorden<br />

ausgegangen. Er war gegen Ende des 11. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

von Robert, dem Abt des Klosters Citaux (Cistertium) bei<br />

Dijon, gestiftet, und zwar im Anschluß an den ältesten überhaupt<br />

existirenden Mönchsorden, den <strong>der</strong> Benediktiner, dessen<br />

Regel mit wenigen Modifikationen auch die seinige wurde;<br />

jedoch so, daß in je<strong>der</strong> Beziehung die strengste Beobachtung <strong>der</strong><br />

ursprünglichen Bestimmungen aufrecht erhalten werden sollte,<br />

von welchen die Benediktiner mannigfache Abweichungen bei<br />

sich anfangs gestattet, später aber zur Gewohnheit hatten werden<br />

lassen. Um den trotz <strong>der</strong> gemeinsamen Grundlage vor^<br />

handenen wesentlichen Unterschied auch schon äußerlich in Erscheinung<br />

zu bringen, trugen die Mitglie<strong>der</strong> des neuen Ordens<br />

ein weißes Skapulier, während die des älteren in ein schwarzes<br />

Ordenskleid gehüllt waren (in ui^i-o kaditn, Urk. von<br />

1172). Hierzu gehörte auch, daß die Verwaltung eigentlicher<br />

Kirchenämter, welche die Benediktiner unbedenklich übernahmen,<br />

bei den Cisterziensern schlechterdings ausgeschlossen war. Wie<br />

sehr dies unter Umständen in das Leben und die Stellung<br />

einzelner Klöster eingriff, davon werden wir uns später zu<br />

überzeugen haben. Zur vollen Ausbildung und zugleich zum<br />

Höhenpunkt seiner Entwicklung gelangte dieser Orden jedoch<br />

nicht, wie <strong>der</strong> von Prsmontr6, bereits durch seinen Stifter,<br />

son<strong>der</strong>n erst durch einen Schüler von dessen zweitem Nachfolger<br />

in <strong>der</strong> Leitung des Mutterklosters, durch den heiligen<br />

Bernhard, Abt von Clairveaux, den berühmten Anstifter<br />

und Hauptbeför<strong>der</strong>er des zweiten Kreuzzuges, von welchem<br />

jener oben besprochene Doppelfeldzug gegen die Ostseeslaven<br />

eine Abzweigung war. Indessen war die hohe Blüthe, zu<br />

welcher <strong>der</strong> neue Orden durch ihn gedieh, doch keineswegs<br />

von <strong>der</strong> Art, daß <strong>der</strong> ältere, von dem er ausgegangen, dadurch<br />

verdrängt o<strong>der</strong> in den Schatten gestellt worden wäre. Es war<br />

diese Zeit ja eben die <strong>der</strong> höchsten Entwickelung des Klosterwesens,<br />

und durch das Emporblühen eines neuen Ordens war<br />

das Verblühen o<strong>der</strong> Hinwelken eines an<strong>der</strong>n schon länger bestehenden<br />

in keiner Weise bedingt. Denn abgesehen davon, daß

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