Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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158 Dr. Haag. länglichte Türkische Kirchthurm dabey. In denn Gaßen fand man hin und wieder große, hohe, höltzerne Räder oder Win- den, darauf die Einwohner zur Oesterlichen Zeit sich fchockelen und führen. Es war viel Wildprät hier zu Kaufs, insonderheit Reb< und Birckhühner. Die Polnische Müntz und Schillingen gelten alhier auch. Sobald wir in unsere assignirte Quartier rücketen, präsentirten Sie dem Herren Abgesandten einen Tantz. Es war ein Hirsch, darin ein Mensch stack, mit dem tantzete ein Kerlß. Hernach erschoß Er den Hirsch mit einem Pfeil; damit war der tantz geendiget, davor Er ein trinkgeld empfing. Indem wir dieser ungewöhnlichen Iauckerley ab- und zugehend zusahen, die Roß zu stall brachten und unß ein wenig beim Feuwr accommodiren wolten, ward ai^iu, der Fürst ließe den Heren Abgesandten zur Audientz bey so finstern späten Abend aufholen, der auch so hurtig zu Roß kommen, daß Er mit wenig seiner Diener zu Schloß geritten". Auch Hiltebrand eilt seinem Gesandten nach und „kam auch kolioiwi' an die Schloßpforten, da wir von der deutschen Guardie, derer der Fürst ein gantz Regiment hatte, mit dem gewöhnlichn Wer da? angeschrien wurden, darauf wir antworteten, wir wären von des Königl. Schwedischen Herrn ^uid^88iicl6ur8 Leuten. Also ließen sie uns M38Ìi-6n eine große, breite hölzerne stuffe hinauff. Darauf gingen wir durch ein und ander 1oAAni6iit und stand in dem einen Gemach ein großer Stuhl mit Lehnen als ein Richt Stuhl. An der Wandt hing eine Scheibe mit einer vollen Schlag Uhr. Hernegst funden wir unsre Leute erhaben ans einem höltzernen Kom fitzen, welche berichteten, wie der H. Abgesandter allein wäre zur Audientz hineingegangen. Hier im Vorzimmer sahe Ich die Bujarcu oder Edelknaben, so dem Fürsten aufwarten, in Babuschen gehen und berichtete man uns, wie keiner derselben mit Stieffeln zu dem Fürsten ins Gemach kommen müste." Am Morgen dann nach der Audienz „kam des Fürsten Polonus, der den Herrn Abgesand- ten einholte, brachte an Ihr Königl. Majest. zu Schweden ein Lateinisch Schreiben vom Fürsten. Es ließ auch der Fürst dem Herrn Abgesandten einen braunen Z^olun^t sambt einem

il eines moldauischen Woiwoden. 159 Stück roten Atlas zum Unter- und 8 Ellen fein Stahlgrün Wand zum Ober-Rock pr^686utii'6n". Als dann manches Jahr später unser Hiltebrand Pastor und Präpositus in Bahn geworden und seine Reiseabenteuer niederschrieb, da gedachte er auch der Wandlung, welche die Schicksale des Fürsten Stephanus, den er in seinem vollen Glänze in Iassy gesehen, inzwischen erfahren hatten, und berichtet über des Fürsten Schicksale selbst Folgendes. „Anno 1648 ist zwischen dem Siebenbürgischen Fürsten 060I-AÌ0 I^Icooi II. und dem Moldauschen Fürsten L^gilio ein Zwiespalt entstanden, welcher hernach in eine öffentliche Kriegs- Flam ausgebrochen und hat I^kooi den Lasilinm. aus dem Lande geschlagen und an seine Stat dessen gewesenen Cantzler 8t6pkHQuui zu einem Wayda eingesetzet, welcher auch von der Ottomanischen Pforten confirmiret worden, ^) dahero dieser Moldausche Fürst Stephanus den L^oei mit einem jährlichen Zins geehret." Als aber Sultan N6o1iin6t IV. ultimo Octobris 5t)'1. nov. ^uuo 1657 den Siebenbürgischen Fürsten und nicht lange darnach auch den Moldauschen ihrer Fürstlichen Würden beraubet, 3) — — da hat sich der Moldausche Fürst Stephanus klüglich seinem Vaterlande zum besten, gestalt Er der Ottomannischen Macht zu wiederstehen gar zu gering, willig ins Nxilium begeben, darauff Seine Zuflucht zu Ihr Königl. Majestät in Schweden Carolo den XI. genommen, welche Ihm alle Königliche Gnad erwiesen und zu alten Stettin auff dero Schloß Nahrung und Wohnung gegeben, woselbst Er auch 2) Nach Ioh. v. Hammer, Geschichte des Osmanischen Reiches III. S. 343 erschien die Gesandtschaft der Siebenbürger und Moldauer, um die Bestätigung dieser Umwälzung nachzusuchen, in Constantinopel im Frühjahr 1649. 2) Nach Ioh. Wilh. Zinkeisen Geschichte des Osmanischen Reiches (4. Theil S. 377) fielen 1658 auf Befehl der Pforte die Tartarei! in die Moldau ein, um den dortigen Woiwoden für seine Waffcngemein' schaft mit Rakoczy gegen die Polen im polnisch-schwedischen Kriege jener Jahre zu bestrafen. An Stelle des Woiwoden Stephan wurde der Albaneser Ghika aus Köpri, also eiu Landsmann des Großwesirs Mohamed Köprili, mit der Fürstcnwürde belehnt. Baltische Studien. XXXI. i i

158 Dr. Haag.<br />

länglichte Türkische Kirchthurm dabey. In denn Gaßen fand<br />

man hin und wie<strong>der</strong> große, hohe, höltzerne Rä<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Win-<br />

den, darauf die Einwohner zur Oesterlichen Zeit sich fchockelen<br />

und führen. Es war viel Wildprät hier zu Kaufs, inson<strong>der</strong>heit<br />

Reb< und Birckhühner. Die Polnische Müntz und Schillingen<br />

gelten alhier auch. Sobald wir in unsere assignirte Quartier<br />

rücketen, präsentirten Sie dem Herren Abgesandten einen Tantz.<br />

Es war ein Hirsch, darin ein Mensch stack, mit dem tantzete<br />

ein Kerlß. Hernach erschoß Er den Hirsch mit einem Pfeil;<br />

damit war <strong>der</strong> tantz geendiget, davor Er ein trinkgeld<br />

empfing. Indem wir dieser ungewöhnlichen Iauckerley ab-<br />

und zugehend zusahen, die Roß zu stall brachten und unß ein<br />

wenig beim Feuwr accommodiren wolten, ward ai^iu, <strong>der</strong><br />

Fürst ließe den Heren Abgesandten zur Audientz bey so finstern<br />

späten Abend aufholen, <strong>der</strong> auch so hurtig zu Roß kommen,<br />

daß Er mit wenig seiner Diener zu Schloß geritten". Auch<br />

Hiltebrand eilt seinem Gesandten nach und „kam auch kolioiwi'<br />

an die Schloßpforten, da wir von <strong>der</strong> deutschen Guardie, <strong>der</strong>er<br />

<strong>der</strong> Fürst ein gantz Regiment hatte, mit dem gewöhnlichn Wer<br />

da? angeschrien wurden, darauf wir antworteten, wir wären<br />

von des Königl. Schwedischen Herrn ^uid^88iicl6ur8 Leuten.<br />

Also ließen sie uns M38Ìi-6n eine große, breite hölzerne stuffe<br />

hinauff. Darauf gingen wir durch ein und an<strong>der</strong> 1oAAni6iit<br />

und stand in dem einen Gemach ein großer Stuhl mit Lehnen<br />

als ein Richt Stuhl. An <strong>der</strong> Wandt hing eine Scheibe mit<br />

einer vollen Schlag Uhr. Hernegst funden wir unsre Leute<br />

erhaben ans einem höltzernen Kom fitzen, welche berichteten,<br />

wie <strong>der</strong> H. Abgesandter allein wäre zur Audientz hineingegangen.<br />

Hier im Vorzimmer sahe Ich die Bujarcu o<strong>der</strong> Edelknaben,<br />

so dem Fürsten aufwarten, in Babuschen gehen und berichtete<br />

man uns, wie keiner <strong>der</strong>selben mit Stieffeln zu dem Fürsten<br />

ins Gemach kommen müste." Am Morgen dann nach <strong>der</strong><br />

Audienz „kam des Fürsten Polonus, <strong>der</strong> den Herrn Abgesand-<br />

ten einholte, brachte an Ihr Königl. Majest. zu Schweden ein<br />

Lateinisch Schreiben vom Fürsten. Es ließ auch <strong>der</strong> Fürst<br />

dem Herrn Abgesandten einen braunen Z^olun^t sambt einem

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