Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

154 vr. Haag,
Eine pommersche Neimchronik
des 14. Jahrhunderts.
Von Di'. G. Haag in Stettin.
In jenem Jahrhundert der Reimchroniken, da das Ordensland
Preußen in Peter von Dusburg (c. 1326) und Meklenburg
in Ernst von Kirchberg (c. 1378) seinen Reimchronisten
fand, hatte auch Pommern eine niederdeutsche Chronik dieser
Art aufzuweisen, von der uns leider nur ein kurzes Bruchstück
bei Kanzow erhalten ist. ^) Offenbar aber hat Kanzow seinen
ganzen Bericht über den falschen Waldemar,^), den Iekel
Rebuk aus Hundelufft dieser verlorenen Chronik zum guten
Theil entnommen. Wörtlich citirt Kanzow daraus nur die
Stellen, aus denen Herzog Barnims 3. Haltung diesem Betrüge
gegenüber erhellt. Als der Erzbischof von Magdeburg
die anderen Fürsten Zur Unterstützung des Betrügers gegen
Ludwig den Baiern bereden will,
Da sprach der hertzog von Stettin:
zeter, wolt jr so große Verreter syn,
und wolt ewren standt unehren?
jch zwar wil mich nicht daran keren.
Da nun der Erzbischof Drohworte fallen ließ, als werde
man nach der glücklichen Eroberung der Mark auch dem
Pommernherzog Zu Leibe gehen, äußert sich Barnim:
So es dan nicht khan anders sein,
werden wyr gedrungen ewer helffer zu seinwo
ich aber was gewinne an Lande,
das wil ich halten meinem ohm zu Hände-
1) Erster Entwurf der Kanzowschen hochdeutschen Chromk von v. Medem
S. 197—198; zweiter Entwurf hrsg. von Kosegarten I. 362 ff.
2) Hrsg. von Kosegarten I. S. 355—364, 369-370.