Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

von Friede. Schultz. 9
aufgeführt, die in unmittelbarer Nähe unseres Stolp lagen,
nämlich die Burg Groswin und der Markt Ziethen.
Dürfen, sa muffen wir alfo annehmen, daß wenigstens
in einem Theile, und zwar wohl besonders dem mittleren des
heutigen Pommerns um das Jahr 1140 das Christenthum
soweit Wurzel gefaßt hatte, daß eine derartige kirchliche Einrichtung
nicht fundamentlos erschien ^), fo ist andererseits nicht
zu zweifeln, daß dies in andern Theilen des Landes noch nicht,
oder doch in viel geringerem Maße der Fall war, am geringsten
wohl in der Gegend an der Pecne, wo wenige Jahre vorher
die oben berichtete Mordthat stattgefunden hatte. War ja doch
nicht nur das nordwestliche Nachbarland Rügen bisher völlig
unberührt vom Hauche des Christenthums, sondern auch in
dem westlich und südwestlich angrenzenden Obotritenlande das
Heidenthum bei Fürst und Volk noch durchaus ungebrochen,
und die heidnischen Priester dieser Brudervölker werden nichts
unversucht gelassen haben, um die noch unbekehrten Pommern
im heidnischen Glauben zu erhalten und die bekehrten zu demselben
zurückzuführen.
Daher dürfen wir uns denn auch nicht fo fehr darüber
wundern, daß der gleichzeitig mit dem zweiten, nach dem heiligen
Lande gerichteten, Kreuzzuge im Jahre 1147 gegen die
Ostfee-Slaven unternommene Bekehrungszug ebenfo fehr die
bereits wenigstens dem Namen nach christlich gewordenen
Pommern als die Bewohner des heutigen Meklenburg, die
damals wirklich noch durchaus heidnifchen Obotriten, ins Auge
faßte. Daß dies der Fall war, erkennen wir aus der Richtung,
welche die vermiedenen, hierbei in Bewegung gefetzten
Heere einfchlugen. ^)
v) Die päbstliche Vestätigungs-Urkunde selbst giebt leider nicht,
wie das in derartigen Dokumenten sonst wohl zu geschehen Pflegt,
Auskunft oder auch nur Andeutungen über den Stand der kirchlichen
Entwicklung in dem nencreirten Bisthum.
") Die Nachrichten über diesen Krenzzug, besonders insoweit sie
Pommern berühren, hat neuerdings Dr. Klempin im pommerschen
Urkundenbuche Band I. S. 13—19 veröffentlicht.