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der urlaub, Heft 2/2018

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<strong>der</strong> <strong>urlaub</strong><br />

MENSCHEN. REISEN. GESCHICHTEN.<br />

Nr. 2 |<strong>2018</strong><br />

3 EURO<br />

FERIEN FÜR ALLE<br />

Von Namibia bis Südsee, von Hamburg bis Sevilla, von Bulgarien<br />

bis Ägypten, Bayern bis Kanada – traumschöne Reiseziele<br />

für die ganze Familie und jeden Geschmack<br />

MUUUH!<br />

Warum Urlaub auf dem<br />

Bauernhof das größte Glück ist<br />

HAMBURG<br />

Die schönste Stadt <strong>der</strong> Welt<br />

und ihre Geheimnisse<br />

SÜDAFRIKA<br />

Mit Kin<strong>der</strong>n durch<br />

Nationalpark und Wüste


EDITORIAL<br />

LIEBE LESERINNEN UND LESER,<br />

Urlaub mit <strong>der</strong> Familie verläuft im Leben in Phasen:<br />

Als Kind fährt man selbstverständlich mit Eltern und Geschwistern in die<br />

Ferien, zwischen 16 und etwa 35 hat man dann gar keine Lust mehr auf<br />

Verwandtschaft am Strand, danach wird es vielen wie<strong>der</strong> wichtig, wertvolle<br />

Zeit mit Mutter und Vater zu verbringen – man weiß ja nie ...<br />

Egal, ob Sie dieses Jahr mit Ihren Kin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Ihren Eltern auf die Reise<br />

gehen, dieses <strong>Heft</strong> ist voll mit tollen Zielen für die ganze Familie.<br />

Ruhe, Action, was für Entdecker und für Städteliebhaber, Sonne und<br />

Schnee – alles dabei. Und falls Sie doch alleine in den Urlaub fahren:<br />

Sie sind dort ebenfalls überall wilkommen.<br />

Viel Spaß beim Reisen!<br />

Nina Grygoriew<br />

FÜR UNS VERREIST<br />

TITEL: GETTY IMAGES: FOTOS: FRANZISKA KAUSCH; MIA TAKAHARA; PRIVAT<br />

ANNA BUTTERBROD<br />

Seit die Autorin Mutter einer<br />

Tochter ist, hat sich eigentlich<br />

nichts verän<strong>der</strong>t: Sie<br />

reist immer noch um die ganze<br />

Welt. In diesem <strong>Heft</strong> erzählt<br />

sie von ihrem Trip nach<br />

Südafrika – natürlich mit<br />

Mann und <strong>der</strong> mittlerweile<br />

sehr kosmopoliten Ida.<br />

STEFANIE MATOUSCH<br />

reist am liebsten in den<br />

Süden. Wenn’s zur Wärme<br />

dann auch noch Yoga und<br />

ayurvedische Kost gibt, ist<br />

die Journalistin im absoluten<br />

Reisehimmel! Himmlisch<br />

findet sie die Stadt Sevilla, die<br />

sie Ihnen in dieser Ausgabe<br />

vorstellt.<br />

THORDIS RÜGGEBERG<br />

Fragt man die Fotografin nach<br />

ihrem Lieblingsziel, ist die<br />

Antwort: Asien! O<strong>der</strong> doch<br />

England? Nein, eigentlich Italien.<br />

Weil sie eben alle an<strong>der</strong>en<br />

Län<strong>der</strong> toll findet, hat Frau<br />

Rüggeberg für dieses <strong>Heft</strong> mal<br />

geschaut, wohin unsere<br />

Nachbarn so verreisen.<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 3


INHALT<br />

<strong>der</strong> <strong>urlaub</strong><br />

MENSCHEN. REISEN. GESCHICHTEN.<br />

TAKE-OFF<br />

Hübsche Reisebegleiter und<br />

nützliches Wissen<br />

| 06<br />

VALLETTA<br />

Die Schöne und das Meer:<br />

Die Hauptstadt Maltas ist<br />

Kulturhauptstadt <strong>2018</strong> – und<br />

so begehrt wie nie | 10<br />

Hoteltipps | 15<br />

SÜDSEE<br />

Oh, solche Sehnsucht!<br />

Klares Wasser, weiße Strände,<br />

perfektes Wetter | 16<br />

Local Heroes | 22<br />

Hoteltipps | 23<br />

HAMBURG<br />

Neues und Altbewährtes<br />

aus <strong>der</strong> (vielleicht) schönsten<br />

Stadt <strong>der</strong> Welt | 24<br />

Local Heroes | 30<br />

Hoteltipps | 31<br />

ÄGYPTEN<br />

Acht Fragen und Antworten<br />

zu dem beliebten<br />

Urlaubsland | 32<br />

Hoteltipps | 35<br />

KOLUMNE<br />

Italien mit einer Prise New<br />

York: Urlaubsplanung zu viert<br />

| 52<br />

SO REIST DIE WELT<br />

Die Urlaubsgewohnheiten in<br />

an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n | 56<br />

BULGARIEN<br />

Wünsch dir was! Dieses<br />

Land erfüllt jede<br />

Urlaubsfantasie | 58<br />

Local Heroes | 64<br />

Hoteltipps | 65<br />

LIFEHACKS<br />

„Maaamaaa, wann sind wir<br />

endlich daaaaaa??“ Wie<br />

man Kin<strong>der</strong> auf Reisen bei<br />

Laune hält | 66<br />

URLAUB AUF DEM<br />

BAUERNHOF<br />

Jetzt wird’s wild: Die<br />

schönsten Höfe für die ganze<br />

Familie in Österreich und<br />

Deutschland | 72<br />

Mein Hof, mein Glück:<br />

eine Liebeserklärung | 78<br />

92<br />

Berühmt für seine tollen<br />

Skigebiete: Kanada<br />

FOTOS: MAURITIUS IMAGES; PLAINPICTURE; THINKSTOCK (2); SHUTTERSTOCK; JÖRG MODROW/LAIF<br />

NAMIBIA<br />

Safari, Wüsten und deutscher<br />

Karneval | 36<br />

Local Heroes | 41<br />

Hoteltipps | 42<br />

SEVILLA / MADRID<br />

Welche Stadt hätten Sie denn<br />

gerne? Wir helfen bei <strong>der</strong><br />

Entscheidung | 80<br />

Hoteltipps Sevilla | 90<br />

Hoteltipps Madrid | 91<br />

SÜDAFRIKA<br />

Mama, Afrika! Mit<br />

Kleinkind durch die<br />

Kapregion | 44<br />

Local Heroes | 49<br />

Hoteltipps | 50<br />

KANADA<br />

Oh, wie schön ist Kanada!<br />

Die kleinen, aber feinen<br />

Skigebiete | 92<br />

Local Heroes | 97<br />

Hoteltipps | 98<br />

72<br />

Landliebe: Urlaub mit Traktor,<br />

Tieren und Co.<br />

4 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


INHALT<br />

16<br />

Einmal im Leben:<br />

Sehnsuchtsort Südsee<br />

44<br />

Südafrika – ein Abenteuer für<br />

die ganze Familie<br />

24<br />

Diese Stadt hat die Sonne im<br />

Herzen: Auf nach Hamburg!<br />

80<br />

Die andalusische Schönheit<br />

Sevilla hat sich rausgeputzt<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 5


TAKE-OFF<br />

Entdeckerlust<br />

Unverzichtbare Reisebegleiter, absolut irre Ausflugsziele und Geheimtipps<br />

für Meilensammler – ausgewählt von den DER-Reiseexperten<br />

TOP 3<br />

DIE VERRÜCKTESTEN<br />

VERGNÜGUNGSPARKS DER WELT<br />

#1<br />

LOVE LAND, SÜDKOREA<br />

Sexy<br />

Zugegeben, dieses beson<strong>der</strong>e Land mutet<br />

eher wie ein schlüpfriger Skulpturenpark<br />

an. Doch auch ganz ohne Riesenrad und<br />

Achterbahn scheinen sich die volljährigen (!)<br />

Besucher hier sehr zu vergnügen.<br />

#2<br />

DIGGERLAND, ENGLAND<br />

Staubig<br />

Bagger sind bei Kin<strong>der</strong>n beliebt –<br />

und bei Männern. 2000 eröffnete<br />

in Kent <strong>der</strong> erste Themenpark für<br />

Fans. Heute gibt es vier Standorte<br />

in Großbritannien und einen in<br />

den USA. Highlight: wenn die<br />

Gäste selbst ans Steuer dürfen.<br />

#3<br />

HOLY LAND EXPERIENCE,<br />

USA<br />

Sakral<br />

Muss man mögen: Jesus am Kreuz<br />

leiden sehen. Neben den nachgespielten<br />

Szenen aus dem Neuen<br />

Testament gibt es in „Holy Land“<br />

auch ein Ausbildungslager zum<br />

römischen Soldaten. Trotz harter<br />

Konkurrenz – „Disney World“ ist<br />

nur eine kurze Autofahrt entfernt<br />

– behauptet sich <strong>der</strong> Themenpark<br />

bereits seit 2001.<br />

6 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


TAKE-OFF<br />

KAUFEN<br />

DIE MÜSSEN<br />

ALLE MIT<br />

EMAILLE FÜR DICH<br />

Bruchsicherer Becher<br />

„1 000 000 Stars“ von typealive,<br />

über selekkt.com, ca. 17 Euro<br />

SCHNITTIGER KLASSIKER<br />

Robustes Taschenmesser<br />

„No. 08“ von Opinel, über<br />

wildhoodstore.de, ca. 15 Euro<br />

3APPS FÜR<br />

UNTERWEGS<br />

RICHTUNGSWEISEND<br />

Wo war noch mal Süden? Für<br />

Reisende, die sich nicht am<br />

Sternenhimmel orientieren wollen,<br />

gibt es etliche Kompass-Apps. Mit<br />

dem stylisch-schlichten Design ist<br />

„Compass“ <strong>der</strong> Konkurrenz allerdings<br />

meilenweit voraus. Kostenlos über<br />

iTunes.<br />

MIAMI VIBES<br />

Smartphonekompatibles<br />

Strandradio von Sunnylife, über<br />

cedon.com, ca. 48 Euro<br />

TREND<br />

ZELTLAGER 2.0<br />

EXTRA DRY<br />

Wasserfeste Reisetasche „Stormfront“<br />

von Patagonia, über<br />

eu.patagonia.com, ca. 250 Euro<br />

Wenn sich Menschen selbst in <strong>der</strong> Lebensmitte<br />

noch nicht als erwachsen betrachten, ist<br />

es eigentlich kein Wun<strong>der</strong>, dass Zeltlager für<br />

Große boomen. Campen, Tischtennis spielen<br />

und Grüppchenbildung am Lagerfeuer sorgen<br />

auch bei Ihnen für nostalgisches Bauchkribbeln?<br />

Anbieter wie „Sommerjung“ und „Camp<br />

Breakout“ schicken Sie auf Zeitreise in eine unbeschwerte<br />

Vergangenheit. Tablets und Smartphones<br />

muss man abgeben. Eigentlich logisch.<br />

DIREKTVERBINDUNG<br />

Sie schicken stündlich Urlaubsfotos an<br />

Ihre liebste Whatsapp-Gruppe – die<br />

Reisekasse soll aber trotzdem nicht<br />

für Roaming-Gebühren draufgehen?<br />

Die App „Wiffinity“ schafft Abhilfe.<br />

Damit haben Sie Zugang zu über<br />

600 000 kostenfreien Hotspots in<br />

europäischen und südamerikanischen<br />

Großstädten. So surfen Reiseprofis.<br />

Kostenlos über iTunes und<br />

Google Play.<br />

SCHREISTOPPER<br />

Baby hungrig, Windel voll o<strong>der</strong> einfach<br />

dringen<strong>der</strong> Bedarf nach einem<br />

Spielplatz? „BabyPlaces“ zeigt Ihnen<br />

den Weg zu Wickeltischen, stillfreundlichen<br />

Cafés und Orten zum<br />

Austoben. Bislang nur für Deutschland<br />

und Mallorca. Kostenlos über<br />

iTunes und GooglePlay.<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 7


TAKE-OFF<br />

MUST-HAVE<br />

HAFEN GESUCHT<br />

Wo auch immer Sie vor Anker gehen – dieser Anhänger möchte Sie<br />

begleiten. Die Designerinnen des maritimen Schmuckstücks kommen –<br />

wie könnte es auch an<strong>der</strong>s sein – von <strong>der</strong> norddeutschen Waterkant.<br />

Kette mit Anhänger von moij design, über selekkt.com, ca. 15 Euro.<br />

BLOG<br />

DAS WOLLEN WIR KLICKEN<br />

Einen Sommer mit 40 Festivals<br />

und einen Couchsurfing-<br />

Marathon hat sie bereits<br />

hinter sich. „Ich bin hart<br />

im Nehmen“, so Christine<br />

Ne<strong>der</strong>. „Mein einziges wirkliches<br />

Problem auf Reisen<br />

sind Spinnen.“ Mit ihrem<br />

Blog lilies-diary.com führt<br />

die 32-Jährige uns in die<br />

Antarktis, auf ein Penisfest in<br />

Japan (Foto) o<strong>der</strong> entdeckt<br />

in <strong>der</strong> Kreisstadt nebenan<br />

eine unbekannte Welt.<br />

Konfrontationstherapie für<br />

Reiseangsthasen!<br />

INTERVIEW<br />

HERR<br />

SWITALSKI,<br />

WIE WERDE<br />

ICH MEILEN-<br />

KRÖSUS?<br />

Viele können nicht glauben, wie leicht<br />

es ist, Freiflüge zu bekommen, ohne<br />

vorher zu fliegen. Dabei ist es heutzutage<br />

einfacher, Punkte am Boden<br />

zu sammeln als in <strong>der</strong> Luft.<br />

Wie das denn?<br />

Die Grundausstattung eines erfolgreichen<br />

Meilensammlers ist ein „Miles<br />

& More“- und „Payback“-Konto,<br />

„Payback PAY“- und die „Miles &<br />

More“-Kreditkarte – dann kann nicht<br />

mehr viel schiefgehen. Viele wissen<br />

aber gar nicht, dass man jeden „Payback“-Punkt<br />

im Verhältnis 1:1 in eine<br />

Lufthansa-Meile tauschen kann.<br />

Aber was machen Sie an<strong>der</strong>s<br />

als normale Punktejäger?<br />

Wo an<strong>der</strong>e Leute aus dem Supermarkt<br />

mit 50 Punkten nach Hause<br />

gehen, bringe ich es oft auf 250<br />

Punkte o<strong>der</strong> mehr. Es ist wichtig,<br />

wann man etwas kauft und wie man<br />

zahlt: Ich warte etwa mit größeren<br />

Anschaffungen, bis es „Payback“-<br />

Aktionen gibt, mit denen ich die<br />

Punkte vervielfachen kann.<br />

Ab wie vielen Meilen macht<br />

das Einlösen Spaß?<br />

Ich empfehle die Meilenschnäppchen<br />

von Lufthansa und Austrian Airlines.<br />

Da bekommt man Businessclass-<br />

Flüge in die USA für 55 000 Meilen<br />

statt für 105 000.<br />

ULF-GUNNAR SWITALSKI<br />

ist Vielflieger und betreibt die Meilensammler-Website<br />

„umsonst-in-den-<strong>urlaub</strong>.de“<br />

FOTOS: GETTY IMAGES; PICTURE ALLIANCE/DPA; MAURITIUS IMAGES; KATRIN AND SANDRA: WILDHOODSTORE.DE; SELEKKT.COM; PR<br />

8 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


TAKE-OFF<br />

BÜCHER<br />

DAS WOLLEN<br />

WIR LESEN<br />

ABENTEUERLAND<br />

LAGERFEUER DE LUXE<br />

ABSEITS VON ALLEM<br />

FREMDE WELT<br />

So wild und dramatisch<br />

haben Sie Deutschland<br />

zuletzt auf Gemälden<br />

von Caspar David<br />

Friedrich gesehen. Das<br />

Fotografenkollektiv<br />

„German Roamers“ zeigt<br />

Aufnahmen, die sofort<br />

Reisefieber auslösen.<br />

German Roamers:<br />

„Deutschlands neue<br />

Abenteuer“, DuMont,<br />

34,90 Euro<br />

Es müssen ja nicht<br />

immer nur Dosenravioli<br />

auf dem Campingkocher<br />

landen. Zwei<br />

Outdoor-Profis zeigen<br />

einfache Rezepte, mit<br />

denen man auch unterwegs<br />

hervorragend<br />

genießen kann.<br />

Nico Stanitzok, Viola<br />

Lex: „Das Camping-<br />

Kochbuch“, Dorling<br />

Kin<strong>der</strong>sley, 16,95 Euro<br />

Claire-Louise Bennetts<br />

gefeierter Debütroman<br />

erzählt von einer Frau,<br />

die alles zurücklässt:<br />

Freund, Job, Wohnung.<br />

In einem Cottage mitten<br />

in <strong>der</strong> Natur findet sie<br />

zu sich selbst. Noch nie<br />

war eine Aussteigergeschichte<br />

so mitreißend.<br />

Claire-Louise Bennett:<br />

„Teich“, Luchterhand,<br />

20 Euro<br />

Der Bildband zeigt<br />

nicht nur die scheinbar<br />

gleichgeschalteten<br />

Massen und ihre bittere<br />

Armut, son<strong>der</strong>n auch<br />

die mindestens ebenso<br />

verstörende Ästhetik<br />

<strong>der</strong> kommunistischen<br />

Diktatur.<br />

Oliver Wainwright,<br />

Julius Wiedemann:<br />

„Inside North Korea“,<br />

Taschen-Verlag, 40 Euro<br />

KNOW-HOW<br />

67 %<br />

<strong>der</strong> Touren und<br />

Aktivitäten im<br />

Urlaub werden von<br />

Frauen gebucht.<br />

Quelle: trekksoft.com<br />

OJE, EINE BLASE!<br />

Mist, aua, ich gehe keinen Schritt weiter! Ob<br />

auf dem Brocken o<strong>der</strong> in Brooklyn: Blasen<br />

können einem den Urlaub ganz schnell vermiesen.<br />

Damit es gar nicht erst dazu kommt,<br />

empfehlen Wan<strong>der</strong>profis, die Reiseschuhe<br />

zu Hause ein paar Tage einzutragen. Um unnötige<br />

Reibung zu verhin<strong>der</strong>n, sollten auch<br />

die Socken perfekt sitzen. Kritische Stellen<br />

schützt man mit Vaseline o<strong>der</strong> Textiltape.<br />

Zusätzlich verhin<strong>der</strong>t Fußpu<strong>der</strong> ein feuchtwarmes<br />

„Blasenklima“ im Schuh.<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 9


VALLETTA<br />

ERHABEN<br />

Die St.-Lawrence-Kirche<br />

gehört zu den ältesten von<br />

Malta. Sie beherbergt ein<br />

kleines Museum<br />

Die Schöne<br />

und das Meer<br />

... so die Eigen-PR Maltas. Die hat die Insel im Grunde<br />

gar nicht nötig: Früher o<strong>der</strong> später kriegt sie jeden –<br />

selbst Skeptiker wie unseren Autor<br />

TEXT UND FOTOS JAN JEPSEN<br />

10 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


VALLETTA<br />

MINI-KREUZFAHRT<br />

durch den Grand Harbour.<br />

Von Vittoriosa fahren kleine<br />

Wassertaxis quer durch den<br />

Hafen und bringen die Gäste<br />

zur Waterfront von Valletta<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 11


1 2<br />

3 4 5<br />

6 7


VALLETTA<br />

Malta, mal ehrlich, dachte ich (Ignorant)<br />

immer, das ist ein Fels im Mittelmeer.<br />

Was will und soll man da? Außer eine<br />

Firma gründen, ordentlich Steuern sparen, sich<br />

vielleicht eine Jacht o<strong>der</strong> EU-Staatsbürgerschaft<br />

kaufen. Aber einfach Urlaub machen?<br />

Da ist es umso erstaunlicher, dass Menschen<br />

es offenbar seit jeher liebten, in Malta<br />

einzumarschieren. Zu ungebetenen Gästen <strong>der</strong><br />

Insel-Vergangenheit gehörten bereits Römer,<br />

Araber, Normannen, Staufer, die Ritter des Johanniter-Ordens<br />

und Napoleon, bis Malta dann<br />

britische Kronkolonie und erst 1964 unabhängig<br />

wurde. Heute kommen statt <strong>der</strong> Kreuzritter eher<br />

die „Kreuzfahrer“, immer mehr und mit riesigen<br />

Schiffen. Denn Malta boomt. Auch als Reisedestination:<br />

Rund 700 000 Touristen sind es jährlich,<br />

die auf großen Kreuzfahrt-Schiffen auf die<br />

Insel kommen. Die große Liebe rührt unter an<strong>der</strong>em<br />

daher, dass Malta, was das Wetter angeht, im<br />

europäischen Vergleich ziemlich weit vorne liegt:<br />

Im Schnitt hat die Insel satte 300 Sonnentage pro<br />

Jahr, also auch im Winter T-Shirt-taugliche Temperaturen,<br />

und das sie umgebende Mittelmeer<br />

ist mit am saubersten. Sehr zur Freude <strong>der</strong> vielen<br />

Wassersportler.<br />

Und dann ist da natürlich die reizvolle Hauptstadt<br />

Valletta. Noch so ein Superlativ und unbestritten<br />

die größte Attraktion <strong>der</strong> Insel. Valletta<br />

ist die kleinste und südlichste Hauptstadt Europas<br />

und kann sich damit rühmen, Europas einzige<br />

Kapitale zu sein, die mit ihren mehr als 300 historischen<br />

Bauwerken vollständig unter Denkmalschutz<br />

steht. In diesem Jahr kommt noch <strong>der</strong><br />

Titel „Kulturhauptstadt“ mit zahlreichen Veranstaltungen<br />

hinzu. Etwa 6000 Menschen leben<br />

heute in spektakulärer Lage auf einer Fläche von<br />

nicht einmal einem Quadratkilometer. Zum Vergleich:<br />

Das entspricht <strong>der</strong> Hälfte des Tiergartens<br />

in Berlin. In <strong>der</strong> fast autofreien Stadt findet sich<br />

noch immer das urbane Flair einer Großstadt des<br />

17. und 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

1. UPPER BARRAKKA GARDENS gehört zu den<br />

beliebtesten Plätzen Vallettas. Bei diesem Blick über die<br />

Altstadt und den Grand Harbour weiß man auch, warum.<br />

2. KNALLER Valletta feiert sich selbst– und das Kulturhauptstadtjahr<br />

<strong>2018</strong>. 3. ALTEINGESESSEN Das „Caffe<br />

Codina“ vor <strong>der</strong> alten Nationalbibliothek gibt es schon seit<br />

1837. 4. DIE TELEFONZELLE ist ein Relikt aus <strong>der</strong><br />

britischen Kolonialzeit. 5. DIE SEITENGASSEN<br />

VALLETTAS bieten viele Cafés zum Selbstentdecken.<br />

6. BUTTER BEI DIE FISCHE Sonntagvormittags<br />

findet im Dörfchen Marsaxlokk ein Fischmarkt statt.<br />

7. KUNST ZUM REINSETZEN ist diese mo<strong>der</strong>ne<br />

Holzskulptur nahe dem Parlament von Valletta.<br />

Valletta ist die kleinste<br />

und südlichste Hauptstadt<br />

Europas – und<br />

steht vollständig unter<br />

Denkmalschutz.<br />

Bei Ankunft des Johanniter-Ordens im Jahr<br />

1530 war hier noch blanker Fels. Zum Schutz<br />

des prächtigen Naturhafens, den die Ritter vorfanden,<br />

errichteten sie das mächtige Fort Elmo.<br />

Nach <strong>der</strong> großen Belagerung und dem Sieg über<br />

die Türken wurde auf <strong>der</strong> Halbinsel <strong>der</strong> Grundstein<br />

für eine neue Stadt gelegt, die den siegreichen<br />

Rittern würdig sein sollte. Die Devise <strong>der</strong><br />

Bauherren: klotzen statt kleckern. Valletta wurde<br />

als Festungsstadt des Malteserordens gegründet.<br />

Sie ist damit die älteste auf dem Reißbrett<br />

geplante Stadt Europas, umgeben von den dicksten<br />

Mauern des Kontinents. Die Straßen wurden<br />

schachbrettartig angelegt, damit <strong>der</strong> Wind die<br />

Hitze auf den Gassen verscheuchen konnte. Ein<br />

historisches Manhattan im Mittelmeer.<br />

Als Valletta 1980 zum Weltkulturerbe erklärt<br />

wurde, galt sie als sterbende Stadt, <strong>der</strong>en Paläste<br />

nur noch <strong>der</strong> Verwaltung dienten, während viele<br />

unbewohnten Stadthäuser zusehends verlotterten.<br />

Niemand wollte in den aus „Malta Stone“<br />

errichteten Gebäuden wohnen. Zu ungemütlich,<br />

viel zu wenige Parkplätze, keine Fahrstühle,<br />

veraltete sanitäre Einrichtungen. Diese Zeiten<br />

sind passé. Nirgendwo sonst gibt es auf so kleiner<br />

Fläche <strong>der</strong>art viele Sehenswürdigkeiten, die<br />

mehr und mehr Touristen und zunehmend junge,<br />

kreative Leute anlocken.<br />

Als diesjährige Kulturhauptstadt wurde Valletta<br />

rechtzeitig herausgeputzt und aus einer Art<br />

Dornröschenschlaf wachgeküsst und regelrecht<br />

reanimiert. Die Behörden sahen es als perfekte<br />

Gelegenheit an, <strong>der</strong> Welt die Schönheit <strong>der</strong> Stadt<br />

zu präsentieren. Mehr als 50 Millionen Euro wurden<br />

seit 2013 in die Sanierung gesteckt. Das Ergebnis<br />

kann sich sehen – und besuchen – lassen.<br />

An je<strong>der</strong> Ecke findet man Restaurants und Bars<br />

mit im Freien aufgestellten Tischen, etliche Cafés<br />

laden zum Verweilen ein. Ganz klassisch sitzt<br />

man im Caffe Cordina (244, Republic Street).<br />

Die Kellner kommen mit den Bestellungen kaum<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 13


VALLETTA<br />

OLD SCHOOL<br />

SUVs? Wird man in Valletta nicht finden, viel zu<br />

eng sind die Gassen dort. Dann doch lieber solch<br />

ein schönes, kleines Retromodell<br />

diese Tradition. Bei je<strong>der</strong> erst- und zweitbesten<br />

Gelegenheit jagen sie es in die Luft.<br />

So wie heute: Der Grand Harbour wird gesperrt.<br />

Die Menschen sitzen auf den alten Festungsmauern,<br />

machen Picknick, und <strong>der</strong> Himmel<br />

wird zum Panoramakino. Jedes Jahr trägt man<br />

hier wahre Meisterschaften aus. Der helle, bunte<br />

Wahnsinn. Fast sieht es so aus, als wollten die Malteser<br />

ihre eigene Insel in die Luft sprengen o<strong>der</strong><br />

den Urknall nachspielen. Aber keine Sorge, die<br />

dicken historischen Festungsmauern haben schon<br />

ganz an<strong>der</strong>es ausgehalten. Nur <strong>der</strong> Himmel explodiert.<br />

In allen Farben. Friedlich. Festlich. Schillernd.<br />

Und zeigt mir in aller Schönheit: Malta ist<br />

viel mehr als nur ein Fels im Mittelmeer.<br />

hinterher und sind entsprechend gestresst – das<br />

Eis und Gebäck, das sie dann bringen, entschädigt<br />

aber für einiges.<br />

Trotz <strong>der</strong> mittelalterlichen Gebäudefassaden<br />

wirkt Valletta vital, das Leben ist zurückgekehrt<br />

und <strong>der</strong> barocke Zuckerguss geblieben.<br />

Die Architektur <strong>der</strong> Altstadt beherbergt heute<br />

Boutique-Hotels. In den alten Palazzi residieren<br />

mehrere ambitionierte Galerien. Das MUŻA<br />

(Merchants Street), ein neues Kunstmuseum,<br />

wurde eröffnet, und <strong>der</strong> italienische Stararchitekt<br />

Renzo Piano renovierte das Parlament und das<br />

historische Stadttor. Selbst das alte Rotlichtviertel,<br />

die Strait Street, erlebt einen Aufschwung:<br />

Heute findet man schicke Bars und Büros, wo<br />

früher die Ritter des Ordens ihre Duelle austrugen.<br />

Später „duellierten“ sich bevorzugt britische<br />

Matrosen mit leichten Mädchen. Auf ihre Art.<br />

Doch zurück ins Jetzt. Klar, dass Vallettas<br />

Veranstaltungskalen<strong>der</strong> in diesem Jahr beson<strong>der</strong>s<br />

voll ist. Neben dem Barockfestival finden<br />

mehr als 140 Projekte und 400 Events statt – von<br />

klassischer Oper über Performance und Design<br />

bis zu Musik, Tanz und Film (siehe Infokasten).<br />

Doch auch jenseits des Ausnahmejahres bietet<br />

das ganz normale Malta genügend permanente<br />

Attraktionen. Wer raus will aus <strong>der</strong> Stadt und we<strong>der</strong><br />

menschen- noch wasserscheu ist, kann einen<br />

Ausflug zur blauen Lagune machen. Ein Besuch<br />

<strong>der</strong> Nachbarinseln Gozo und Comino bietet sich<br />

an, ebenso eine Tour zu den Originaldrehplätzen<br />

von „Game of Thrones“. Für Kin<strong>der</strong> gibt es das<br />

Popeye Village (Triq Tal-Prajjet, Il-Mellieħa),<br />

und die Chance, dass Jung und Alt abends beim<br />

Feuerwerk die Augen übergehen, ist groß. Die<br />

Malteser mögen es bunt und laut. Sie produzieren<br />

ihr Feuerwerk sogar selbst und sind stolz auf<br />

JAN JEPSEN<br />

Der freie Autor und Fotograf lebt<br />

in Hamburg. Valletta war bisher<br />

ein weißer Fleck für ihn – und eine<br />

Bestätigung dafür, dass man weniger<br />

erwarten, son<strong>der</strong>n sich mehr<br />

über raschen lassen sollte.<br />

TIPPS<br />

Allgemeine Informationen und<br />

Kulturhauptstadt-Veranstaltungen<br />

visitmalta.com<br />

Malta International Arts Festival vom 29. 6. – 15. 7. <strong>2018</strong><br />

Musik, Tanz, Theater, Oper, Performances auf <strong>der</strong> ganzen<br />

Insel: maltaartsfestival.org<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Für Valletta gibt es einen Museums-Pass, <strong>der</strong> den Besuch<br />

<strong>der</strong> meisten Highlights beinhaltet.<br />

maltapass.com.mt/de/home.htm<br />

Die Tour für „Game of Thrones“-Fans zu den<br />

Originaldrehorten <strong>der</strong> Serie dauert neun Stunden und<br />

kostet 59 Euro. maltafilmtours.com<br />

Restaurant<br />

Das „Legligin“ ist ein gemütliches Souterrain-Lokal. Es<br />

gibt nur fünf Tische, eine Reservierung ist empfehlenswert.<br />

117/119, St. Lucia’s Street, Tel. +356/21 22 16 99.<br />

Café<br />

Das „Piadina Caffe“ wird von einer Italienerin betrieben.<br />

Gute Snacks, feiner Kaffee. 24, St. Lucia’s Street,<br />

piadinacaffe.com<br />

Ausgehen<br />

In <strong>der</strong> „Tico-Tico Bar“ wird mit Sprüchen wie „Nice by<br />

day, naughty by night“ an die verruchteren Zeiten <strong>der</strong><br />

Straße erinnert. 61, Strait Street.<br />

Für Entdecker<br />

Bei DERTOUR kann die achttägige Standortrundreise<br />

„Malta – Insel <strong>der</strong> Kreuzritter“ gebucht werden.<br />

<strong>der</strong>tour.com<br />

FOTOS: JAN JEPSEN<br />

14 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


VALLETTA<br />

Unsere<br />

Hotel-Empfehlungen<br />

In Valletta übernachten — von günstig bis luxuriös<br />

****<br />

THE SAINT JOHN<br />

Zeitmaschine<br />

INSIDER<br />

TIPP<br />

Wenn Häuser Geschichten erzählen könnten, wäre dieses<br />

sicher ein Meister darin. Als ehemaliges Kaufmannshaus<br />

aus dem 17. Jahrhun<strong>der</strong>t lässt das Hotel im Herzen<br />

Vallettas – fein herausgeputzt – die Zeit <strong>der</strong> Seefahrer,<br />

Ordensritter und Könige wie<strong>der</strong> auferstehen. Aber nur<br />

äußerlich! Innen überrascht es als mo<strong>der</strong>nes und elegantes<br />

Boutique-Hotel. Der Kontrast des Blaus <strong>der</strong> für Valletta so<br />

typischen Holzerker und <strong>der</strong> Sandsteinfarbe <strong>der</strong> Fassade<br />

wird hier aufgenommen und mittels Design und Komfort<br />

in unsere Zeit katapultiert. Wirklich etwas Beson<strong>der</strong>es!<br />

Über DERTOUR und ITS<br />

***<br />

CASTILLE HOTEL<br />

FOTOS: DER TOURISTIK<br />

*****<br />

GRAND HOTEL<br />

EXCELSIOR MALTA<br />

Der spanische König war hier,<br />

Kanzlerin Merkel auch. An den<br />

Festungsmauern aus dem<br />

16. Jahrhun<strong>der</strong>t, die das Anwesen<br />

umgeben, wird es nicht gelegen<br />

haben. Das Luxushotel punktet<br />

vielmehr mit eigenem Jachthafen,<br />

schönem Sandstrand und einem<br />

atemberaubenden Blick.<br />

Über DERTOUR und ITS<br />

Das gemütliche kleine Hotel liegt<br />

mitten in Valletta gegenüber <strong>der</strong> Auberge<br />

de Castille, dem Amtssitz des<br />

Ministerpräsidenten. Dank traditionellem<br />

maltesischem Stil, einer<br />

Dachterrasse und „The Beer Cave“,<br />

die eine große Auswahl an Bieren<br />

serviert, eine <strong>der</strong> stimmungsvollsten<br />

Adressen Vallettas. Like!?<br />

Über DERTOUR<br />

Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />

WWW.DER.COM<br />

*****<br />

PHOENICIA<br />

In direkter Nachbarschaft zum<br />

Triton-Brunnen und dem Stadttor<br />

zur Altstadt gelegen, ist das<br />

renommierte Tradi tionshotel<br />

ideal für Erkundungstouren in<br />

die Stadt. Und wenn Sie sich die<br />

Füße platt gelaufen haben,<br />

entspannen Sie einfach im<br />

riesigen Garten o<strong>der</strong> dem<br />

eleganten Spa-Bereich.<br />

Über DERTOUR<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 15


SÜDSEE<br />

ZEIT ZUM SEIN<br />

Was machen wir heute? Wie wär’s mit<br />

leben? Das Meer genießen und die<br />

Sonne spüren, Blumenduft atmen,<br />

köstliche Früchte probieren? Und<br />

miteinan<strong>der</strong> sein, die Lebensfreude<br />

teilen? Viel unternehmen kann man<br />

auf den meisten Südsee-Inseln nicht:<br />

schnorcheln, spazieren gehen, ein Dorf<br />

besuchen, eine Bootstour machen –<br />

das sind die Möglichkeiten. Gut so!<br />

Dadurch wird <strong>der</strong> Urlaub keine Aneinan<strong>der</strong>reihung<br />

von Erlebnissen, son<strong>der</strong>n<br />

ein einziger, intensiver Genuss<br />

OH, SOLCHE<br />

SEHNSUCHT!<br />

Südsee, das klingt nach Glück und purer Schönheit – und dieser<br />

Klang trügt nicht: klares Wasser, weiße Strände, perfektes Wetter,<br />

köstliche Speisen und das Lebensgefühl fe<strong>der</strong>leicht. Nur ist lei<strong>der</strong><br />

– wie alles Große – auch dieses Ziel nicht einfach zu erreichen<br />

TEXT NELE-MARIE BRÜDGAM<br />

16 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


SÜDSEE<br />

DIE EXOTISCHE SCHÖNHEIT DER MENSCHEN ist in Europa wohl vor allem durch die<br />

Gemälde von Paul Gauguin bekannt. Der Künstler verbrachte viele Jahre auf Tahiti und <strong>der</strong> Insel<br />

Hiva Oa, beide gehören zu Französisch-Polynesien. Das französische Überseeterritorium umfasst<br />

118 Inseln auf einer Fläche von 4167 km². Tahiti ist die größte Insel des Archipels, die Hauptstadt<br />

Papeete hat 27 000 Einwohner, schöne Märkte und eine Kathedrale. Doch auch auf diese Insel<br />

kommen Touristen vor allem wegen <strong>der</strong> traumhaften Lagunen, Strände und Korallenriffe. Und<br />

wegen <strong>der</strong> Tänzer, <strong>der</strong>en Kostüme charmanterweise in den Farben <strong>der</strong> Chili-Schoten gehalten sind.<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 17


SÜDSEE<br />

SAFTIG GRÜNE VEGETATION sprießt im Zentrum fast aller Inseln: Auf den Korallenatollen<br />

sind es kleine Palmenhaine, und auf den großen, zerklüfteten Vulkaninseln wie Tahiti gedeihen<br />

sogar weite, dichte Wäl<strong>der</strong>, in denen Wasserfälle rauschen. Die größte Sensation für alle, die gern<br />

abtauchen, ist allerdings die Unterwasserwelt mit einer so reichen Fauna, dass man jubeln würde,<br />

hätte man nicht gerade Schnorchel o<strong>der</strong> Atemgerät im Mund. Gesungen wird dafür an Land sehr<br />

viel, charakteristisch ist dazu <strong>der</strong> Klang <strong>der</strong> Ukulele – ein Saiteninstrument, das manchmal nur aus<br />

einer halben Kokosnussschale, einem kleinen Brett und Angelschnur besteht.<br />

18 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


SÜDSEE<br />

VULKANFELSEN, REGENWÄLDER UND TRAUMHAFTE STRÄNDE prägen das<br />

Landschaftsbild von Moorea (ob.). Auch dank <strong>der</strong> Lagune, die sie umgibt, gilt die Insel als paradiesisch.<br />

Ähnlich ist es mit Bora Bora, die wie Moorea zu Französisch-Polynesien gehört und inmitten<br />

einer farbenprächtigen Korallenwelt liegt. Auch die Inseln des Königreiches Tonga versprechen<br />

zauberhafte Urlaube: Es gibt noch keinen Massentourismus. Als einziger Südseestaat war Tonga nie<br />

eine Kolonie – und je<strong>der</strong> Tag auf Erden beginnt hier, denn diese Inseln liegen an <strong>der</strong> Datumsgrenze.<br />

Was auf allen Südseeinseln gleich ist: In <strong>der</strong> Küche wird ganz viel Kokosnuss verwendet.<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 19


SÜDSEE<br />

MIT INTENSIVER<br />

FARBENPRACHT<br />

verwöhnt die Natur die<br />

Menschen <strong>der</strong> Südsee.<br />

Üppig blühen die Blumen<br />

– ob Hibiskus, dessen Blüten<br />

sich Frauen gern ins<br />

Haar stecken, ob zarte, weiße<br />

Tiaré, die typische, süß<br />

duftende Blüte Polynesiens.<br />

Üppig gedeihen auch<br />

Früchte wie Papaya, Mango,<br />

Banane und Guave.<br />

Reichtum an Farben und<br />

Formen herrscht ebenso<br />

unter Wasser: Aus Perlen<br />

und Muscheln fertigen die<br />

Einheimischen zauberhaften<br />

Schmuck – perfekte<br />

Souvenirs.<br />

TIPPS<br />

Rundreisen<br />

Wer in kurzer Zeit viel erleben und die schönsten Orte<br />

kennenlernen möchte, kann bei mehreren Veranstaltern<br />

Rundreisen buchen.<br />

DERTOUR bietet die „Rundreise Tahiti & ihre Inseln<br />

zum Kennenlernen“ an, zeigt „Französisch Polynesien von<br />

seiner schönsten Seite“ und hat auch „Cook Island zum<br />

Kennenlernen“ im Programm.<br />

Und mit Meier’s Weltreisen geht’s auf zum „Inselhüpfen<br />

Polynesische Hotels“.<br />

Wo liegt die Südsee?<br />

Unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Südsee“ versteht man ein riesiges<br />

Gebiet im Pazifischen Ozean, östlich von Australien<br />

und südlich von Hawaii. Die für Touristen wichtigsten<br />

Inselgruppen sind Französisch-Polynesien (118 Inseln,<br />

insgesamt 4180 km² Landfläche), Fidschi (320 Inseln,<br />

18 300 km²), die Cook-Inseln (15 Inseln, 240 km²) und das<br />

Königreich Tonga (170 Inseln, 700 km²). Zum Vergleich:<br />

Der spanische Archipel <strong>der</strong> Balearen besteht aus fünf<br />

Inseln mit insgesamt 5000 km². Flugdauer ab Deutschland:<br />

ab ca. 24 Stunden inkl. Umsteigen.<br />

Wie groß ist <strong>der</strong> Zeitunterschied?<br />

Elf bis zwölf Stunden.<br />

Wann ist die schönste Reisezeit?<br />

Von Mai bis Oktober, wenn in <strong>der</strong> Südsee Winter<br />

ist, herrschen angenehme Temperaturen (um<br />

25 °C). Im Südsee-Sommer wird es sehr heiß, und<br />

es ist Regenzeit.<br />

Was gehört ins Reisegepäck?<br />

Kopfbedeckung und Sonnenmilch mit hohem<br />

Schutz, Schnorchelausrüstung, Badeschuhe. Shirts<br />

mit Ärmeln, Klei<strong>der</strong>/Röcke, die über die Knie<br />

reichen bzw. lange Hosen – nicht nur wegen des<br />

Sonnenschutzes, son<strong>der</strong>n auch, weil es <strong>der</strong> dortigen<br />

Kultur entspricht, wenig Haut zu zeigen.<br />

Auf welche Souvenirs kann ich mich freuen?<br />

Die Kunsthandwerker fertigen Taschen, Hüte und<br />

Fächer aus Naturmaterialien, sie sind geschickte<br />

Holzschnitzer, zaubern Schmuck für Haar, Hals und<br />

Arme aus Muscheln o<strong>der</strong> Kokosnussschalen. Perlen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e schwarze, sind das edelste Schmuckstück<br />

Französisch-Polynesiens.<br />

FOTOS: THINKSTOCK (10); SHUTTERSTOCK<br />

20 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


SÜDSEE<br />

Unsere<br />

Hotel-Empfehlungen<br />

Auf Bora Bora und Co. übernachten — von günstig bis luxuriös<br />

***** +<br />

INTERCONTINENTAL BORA BORA<br />

Großes Südseekino<br />

INSIDER<br />

TIPP<br />

Dieses Luxusresort liegt auf Motu Piti Aau, <strong>der</strong> Insel <strong>der</strong><br />

zwei Herzen. Die Wasservillen mit Sonnenterrasse stehen<br />

auf Stelzen in <strong>der</strong> Lagune. Innen gibt das Panoramafenster<br />

die Sicht frei ins Paradies. Und durch einen Glasbodentisch<br />

blickt man in die Unterwasserwelt. Das im<br />

preisgekrönten „Deep Ocean Spa“ verwendete Wasser<br />

stammt aus den Tiefen des Pazifiks, ist rein und mineralstoffreich.<br />

Nachts bietet das Resort mehr als 5,5 Sterne<br />

– einen ganzen Sternenhimmel. Südsee-Romantik, nicht<br />

nur für Honeymooner!<br />

Über DERTOUR und Meier’s Weltreisen<br />

*** +<br />

TAMANU BEACH<br />

FOTOS: DER TOURISTIK<br />

***<br />

MAITAI RANGIROA<br />

Rangiroa ist das zweitgrößte Atoll<br />

<strong>der</strong> Welt. Hier im Kokoshain gibt<br />

es mehr Palmen als Menschen!<br />

Die Garden Bungalows liegen im<br />

blühenden Garten, die Lagoon<br />

Bungalows direkt am Wasser –<br />

beide mit Dächern aus Holz und<br />

Wedeln <strong>der</strong> Kokospalme. Wie<br />

wär’s mit einem Mai Tai an <strong>der</strong><br />

Bar mit Lagunenblick?<br />

Über DERTOUR<br />

Aitutaki zählt zu den Cook Islands.<br />

Das Resort im Inselwesten ist<br />

berühmt für grandiose Sonnenuntergänge,<br />

wenn <strong>der</strong> Wind den<br />

süßen Blütenduft des roten<br />

Tempelbaums herüberweht. An<br />

manchen Abenden bringen Feuertänzer<br />

die Stimmung zum Lo<strong>der</strong>n,<br />

Sängerinnen mit Blumen im Haar<br />

singen ihre Lie<strong>der</strong>. Zeitvergessen!<br />

Über DERTOUR<br />

Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />

WWW.DER.COM<br />

****<br />

PARADISE COVE<br />

RESORT<br />

Im Garten des Resorts auf <strong>der</strong><br />

Fidji-Insel Naukacuvu wachsen<br />

Ananas, Bananen, Mangos. Hier<br />

im Paradies stehen die Cove<br />

Villen, am Traumstrand die<br />

Beachfront Villen. Stand-up-<br />

Paddling, Kajakfahren, Tauchen<br />

und vieles mehr sind coole Aktivitäten<br />

über o<strong>der</strong> unter Wasser!<br />

Über Meier’s Weltreisen<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 21


SÜDSEE<br />

Local Heroes<br />

Was essen die eigentlich in <strong>der</strong> Südsee? Gibt es da gefährliche Tiere? Und wie<br />

sagt man „Hallo!“ auf den Fidschi-Inseln? Hier kommen die Antworten<br />

ZUM ANFREUNDEN<br />

GRÜSS<br />

DICH!<br />

Auf den Fidschi-<br />

Inseln schmettert<br />

man sich ein heiteres<br />

„Bula“ entgegen.<br />

Gegrüßt<br />

wird wirklich<br />

je<strong>der</strong>, immer und<br />

sehr laut. Wenn<br />

das keine gute<br />

Laune macht!<br />

ZUM VERNASCHEN<br />

IMMER REIN IN<br />

DIE FIGUR<br />

Ein beliebtes Gericht auf<br />

den Tonga-Inseln ist<br />

Topai, ein süßer, gekochter<br />

Teigknödel, <strong>der</strong> mit<br />

Sirup und Kokosmilch<br />

serviert wird. Über Ihre<br />

Bikinifigur brauchen Sie<br />

sich vor Ort trotzdem keine<br />

Gedanken zu machen: Denn 90 Prozent <strong>der</strong><br />

Bevöl kerung sind übergewichtig.<br />

ZUM SICHERFÜHLEN<br />

BITTE RECHT FREUNDLICH<br />

– DAS GILT AUF TAHITI,<br />

BORA BORA UND CO.<br />

AUCH FÜR DIE TIERE.<br />

Denn auf den polynesischen Inseln leben we<strong>der</strong> giftige Schlangen<br />

noch gefährliche Insekten, die einem den Urlaub vermiesen könnten.<br />

Ein ideales Reiseziel für Familien mit Kin<strong>der</strong>n also!<br />

ZUM VERWIRREN<br />

LOST IN PARADISE<br />

Die Cook Islands bestehen aus 15<br />

Inseln, <strong>der</strong> Flughafen befindet sich auf<br />

Rarotonga. Umgangssprachlich reden<br />

die Einheimischen bei den an<strong>der</strong>en 14<br />

Inseln von <strong>der</strong> „südlichen Insel“, <strong>der</strong><br />

„nördlichen Insel“ und <strong>der</strong> „an<strong>der</strong>en<br />

Insel“. Blö<strong>der</strong>weise ist das abhängig<br />

vom Ort, an dem man sich befindet.<br />

Jede Insel kann also mal die nördliche,<br />

die südliche und die an<strong>der</strong>e Insel sein.<br />

FOTOS: SHUTTERSTOCK (2); THINKSTOCK; ADOBE STOCK<br />

22 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


frei!<br />

Liege Top-Preise in Tunesien und Ägypten<br />

Tunesien, Djerba<br />

Club Calimera Yati Beach öööö<br />

z.B. am 19.6. ab Köln/Bonn<br />

1 Woche im Doppelzimmer<br />

Ultra Alles inklusive<br />

Flug, Rail & Fly, pro Person ab € 299,-<br />

Code: TD0197<br />

Ägypten, Soma Bay<br />

COOEE Caribbean World Soma Bay ööööä<br />

z.B. am 20.6. ab Dresden<br />

1 Woche im Doppelzimmer<br />

Alles inklusive<br />

Flug, Rail & Fly, pro Person ab € 399,-<br />

Code: YH0266<br />

Tagesaktuelle Preise mit limitierter Verfügbarkeit. Zwischenverkauf, Druckfehler und Preisän<strong>der</strong>ungen vorbehalten.<br />

Stand Mai <strong>2018</strong>. Veranstalter: ITS, eine Marke <strong>der</strong> DER Touristik Deutschland GmbH, 51170 Köln. AN-2412/18


HAMBURG<br />

STRAHLEND<br />

NORDDEUTSCH<br />

Das wird jetzt viele<br />

Menschen irritieren,<br />

aber: Wetter gibt es in<br />

Hamburg auch in schön<br />

– wie hier mit Blick auf<br />

den Jungfernstieg<br />

HH2O<br />

Hamburg ist die schönste Stadt Deutschlands. Darüber herrscht überwiegend<br />

Einvernehmen – zumindest in <strong>der</strong> Hansestadt. Auch die<br />

24 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


HAMBURG<br />

MOIN, ICH BIN<br />

DIE NEUE<br />

Lange haben die<br />

Hamburger (und <strong>der</strong><br />

Rest <strong>der</strong> Welt) auf sie<br />

gewartet, seit Ende<br />

2016 ist sie fertig: die<br />

Elb philharmonie<br />

Münchener, Berliner o<strong>der</strong>, sagen wir, Freiburger würden da im Grunde nicht<br />

wi<strong>der</strong>sprechen. Gäbe es da nicht dieses eine Problem ...<br />

TEXT HARALD BRAUN<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 25


HAMBURG<br />

NAH AM<br />

WASSER<br />

GEBAUT<br />

Eine Alsterrundfahrt<br />

(buchbar über<br />

DERTOUR und ITS)<br />

gehört in Hamburg<br />

zum angenehmen<br />

Pflichtprogramm<br />

UND SIE<br />

SCHEINT DOCH!<br />

Wenn in Hamburg – mal<br />

wie<strong>der</strong>! – die Sonne<br />

lacht, paddelt die halbe<br />

Stadt auf <strong>der</strong> Alster<br />

Leg schon mal den Regenschirm raus!“, sagt<br />

meine Freundin Julia und verzichtet auf<br />

lange Vorreden. „Ich komme nach Hamburg,<br />

die Elphi anschauen.“ Julia ist eine meiner<br />

ältesten Freundinnen. Sie lebt in München und<br />

hält Hamburg für eine Art Feuchtbiotop, das zu<br />

besuchen ihr bislang nicht in den Sinn kam. Sie<br />

will aber an<strong>der</strong>erseits offenbar nicht länger zum<br />

gefühlten Restprozent <strong>der</strong> deutschen Bevölkerung<br />

gehören, das die Elbphilharmonie seit ihrer<br />

Fertigstellung Ende 2016 noch nicht mit eigenen<br />

Augen gesehen hat. Der 866 Millionen Euro teure<br />

Glaspalast in <strong>der</strong> Hafencity ist das neue Wahrzeichen<br />

Hamburgs und lockte schon im vergangenen<br />

Jahr knapp fünf Prozent mehr Besucher in<br />

den deutschen Norden. Eine Zahl, <strong>der</strong>en stabiles<br />

Wachstum von <strong>der</strong> Hamburger Tourismusbehörde<br />

für <strong>2018</strong> bereits garantiert wurde.<br />

Allerdings habe ich nicht die Absicht, meiner<br />

alten Studienfreundin – die sich auf Reisen<br />

sonst immer nur südlich von München aufhält<br />

– ausschließlich Elbphilharmonie und Hafencity<br />

vorzuführen. Schließlich hat Hamburg mehr<br />

zu bieten, erkläre ich ihr, als ich sie an einem<br />

milden Frühlingstag im April am Flughafen in<br />

TRAUM-<br />

TÄNZERISCH<br />

Bis zu drei Meter neigen<br />

sich die „Tanzenden<br />

Türme“ aus <strong>der</strong> Vertikalen.<br />

Sie werden am<br />

Abend illuminiert<br />

EIN BISSCHEN<br />

DAUERT ES<br />

NOCH ...<br />

... bis ein öffentlicher<br />

Stadtteilgarten auf<br />

dem Feldstraßenbunker<br />

entsteht, genauer: bis<br />

mindestens 2020<br />

26 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


HAMBURG<br />

WIR SIND RAUS<br />

Zum Glück regnet es in Hamburg<br />

nicht so oft, wie ein Klischee behauptet.<br />

Dann findet das gastronomische<br />

Leben unbedingt draußen<br />

statt, wie hier im „Salt & Silver“<br />

DIE SPEICHER-<br />

STADT<br />

Hamburg-Fuhlsbüttel abhole. Bevor wir Bodo’s<br />

Bootststeg an <strong>der</strong> Außenalster erreichen, um<br />

uns auf Liegestühlen den ersten Aperol Spritz des<br />

Tages zu genehmigen, staunt mein versnobbtes<br />

bajuwarisches Perlenkettchen bereits zweimal<br />

nach Kräften. Erstens: „Es regnet ja gar nicht“,<br />

sagt sie, was ich unkommentiert lasse, dazu später<br />

mehr. Zweitens: „Was? Wir sind schon da?“ Wer<br />

in einer Stadt wie München lebt und für die Fahrt<br />

zum Flughafen irgendwo in <strong>der</strong> tiefen bayerischen<br />

Provinz schon mal einen halben Arbeitstag<br />

einkalkulieren muss, weiß es offenbar zu schätzen,<br />

dass <strong>der</strong> Hamburger Airport – neuerdings<br />

nach Helmut Schmidt benannt – sich beinahe im<br />

Zentrum <strong>der</strong> Stadt befindet. Nachdem wir festgestellt<br />

haben, dass am malerisch gelegenen „Bodo’s<br />

Bootssteg“ eine Menge Werber ihre Mittagspause<br />

verbringen und bereit sind, für einen lässigen<br />

Liegestuhl mit Alsterblick Münchener Preise zu<br />

entrichten – was Julia sofort angenehme Heimatgefühle<br />

beschert –, machen wir uns auf den Weg.<br />

„Außenalster-Umrundung in lockerem Tempo“<br />

heißt <strong>der</strong> Plan, sieben und ein halber Kilometer<br />

schicke Villen, nette Cafés und immer wie<strong>der</strong><br />

Jogger, die dem inoffiziellen Strecken-Mantra<br />

nachhecheln: „Alles unter 40 Minuten läuft noch<br />

nicht unter Sport, son<strong>der</strong>n ist Flanieren in Funktionsklamotte.“<br />

Auf dieser Sightseeing-Tour des gehobenen<br />

Bürgertums passieren wir neben dem „Hotel<br />

ist <strong>der</strong> weltweit größte<br />

zusammenhängende<br />

Komplex von Lagerhallen,<br />

erbaut ab 1883 und<br />

bis heute ein beliebtes<br />

Fotomotiv. Führungen<br />

sind über DERTOUR<br />

und ITS buchbar<br />

„PARK FICTION“<br />

heißt ein künstlerisches<br />

und gesellschaftspolitisches<br />

Projekt, das es seit<br />

Mitte <strong>der</strong> 90er-Jahre in<br />

St. Pauli gibt<br />

Atlantic“ (buchbar über DERTOUR) noch zwei<br />

Institutionen Hamburger Gastlichkeit. Das<br />

Literaturhaus im Schwanwik, gleich an <strong>der</strong> Abzweigung<br />

zur Straße Schöne Aussicht – allein<br />

die Namen! –, ist seit Generationen ein Ort, an<br />

dem man nicht nur literarische Veranstaltungen<br />

besuchen, son<strong>der</strong>n auch in schickem Ambiente<br />

frühstücken o<strong>der</strong> lunchen kann. Unzählige<br />

Erstsemester haben ihre frischen Flirts o<strong>der</strong> die<br />

Eltern auf Inspektionsbesuch am Sonntagmorgen<br />

zum Brunch hierher geführt. Noch eine Spur<br />

exklusiver wird’s dann auf <strong>der</strong> Westseite <strong>der</strong> Außenalster:<br />

Das brandneue, erst im März <strong>2018</strong><br />

eröffnete Hotel The Fontenay (buchbar über<br />

DERTOUR) wird schon jetzt abwechselnd als das<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 27


HAMBURG<br />

OFFEN FÜR ALLES<br />

ist <strong>der</strong> Beach Club „StrandPauli“:<br />

im Sommer gibt’s Drinks in <strong>der</strong><br />

Sonne, im Winter z. B. Fondue<br />

GESTERN UND<br />

HEUTE<br />

Am Nikolaifleet stehen<br />

einige <strong>der</strong> letzten althamburgisches<br />

Deichhäuser<br />

– im Hintergrund<br />

ragt die mo<strong>der</strong>ne<br />

Architektur <strong>der</strong> Elb philharmonie<br />

empor<br />

beste, schönste und teuerste Hotel Hamburgs gefeiert,<br />

was vor allem den Finanzier Kühne freuen<br />

dürfte, <strong>der</strong> in den letzten Jahren seine Millionen<br />

ansonsten recht erfolglos ins HSV-Grab an <strong>der</strong><br />

Müllverbrennungs anlage Stellingen versenkte,<br />

besser bekannt als Volksparkstadion. Das „Fontenay“<br />

verspricht da schon deutlich mehr Rendite.<br />

Der gleichzeitig futuristisch und nos talgisch<br />

wirkende, elegant geschwungene Prachtbau<br />

entlockt Julia anerkennende Blicke. Da die Zimmerpreise<br />

erst bei selbstbewussten 300 Euro<br />

anfangen, habe ich zwar drauf verzichtet, Julia<br />

im „Fontenay“ ein zubuchen, doch einen Kaffee<br />

in <strong>der</strong> knapp 30 Meter hohen und entsprechend<br />

spektakulären Atrium-Lounge haben wir uns<br />

natürlich gegönnt.<br />

Zeit für den Gewässerwechsel: Wer die Elbphilharmonie<br />

sehen will, muss schließlich zuerst<br />

auch Elbe, St. Pauli und die Reeperbahn erleben.<br />

Letztere wirkt tagsüber zwar nicht ganz so glamourös<br />

frivol wie bei Nacht, doch eine Fahrt hoch<br />

hinauf auf die Tanzenden Türme erstickt aufkommendes<br />

Murren meiner Design-Freundin Julia im<br />

Keim. Entworfen von Hadi Teherani, ist die dortige<br />

Dachterrassen-Bar Clouds – Heaven’s Bar &<br />

Kitchen wohl einer <strong>der</strong> besten Orte, um Hamburg<br />

im Panoramablick von oben kennenzulernen. Von<br />

dort aus sind’s nur ein paar Meter bis zum neuen<br />

Klub-Konzept Salt & Silver, das an <strong>der</strong> berühmten<br />

Hafenstraße – genau dort, wo die Szenebar „Amphore“<br />

jahrelang die Massen bewirtete – lateinamerikanische<br />

Küche und ebensolche Lebensart<br />

bietet. Ein wun<strong>der</strong>bares Plätzchen, um die ganz<br />

dicken Pötte an <strong>der</strong> Blohm-&-Voss-Werft auf <strong>der</strong><br />

Elbe vorbeidieseln zu sehen und dazu fein zu speisen<br />

– was übrigens auch nebenan beim Schauermann<br />

prima klappt, falls das recht kleine „Salt &<br />

Silver“ mal ausgebucht sein sollte.<br />

Da heute Dienstag und <strong>der</strong> Tag schon fortgeschritten<br />

ist, stellen Julia und ich uns anschließend<br />

brav vorm StrandPauli an, nicht ohne vorher<br />

noch eins <strong>der</strong> jungen Biere im ebenfalls recht<br />

neuen ÜberQuell zu probieren. Das „ÜberQuell“<br />

hat sich dort eingenistet, wo einst die „Riverkasematten“<br />

Bling-Bling-Publikum einzufangen<br />

versuchten, und ist nun eine amtlich korrekte<br />

Craft-Beer-Alternative zum Alten Mädchen, das<br />

in <strong>der</strong> Sternschanze gleich neben Tim Mälzers<br />

Bullerei angesiedelt ist. „StrandPauli“ ist einer<br />

<strong>der</strong> Beach Clubs in Hamburg, seine Lage gleich an<br />

<strong>der</strong> Elbe von bezauberndem Reiz, dessen ehedem<br />

leicht improvisierter Studi-Style vom Interior<br />

her inzwischen einer eklektischen Mischung aus<br />

Skihütten- und Strandhaus-Chic gewichen ist.<br />

Wenn am Dienstagabend (immer gegen 19 Uhr)<br />

28 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


HAMBURG<br />

ADRESSEN<br />

Bodo’s Bootssteg Harvestehu<strong>der</strong> Weg 1 b,<br />

bodosbootssteg.de<br />

Literaturhaus Hamburg Schwanenwik 38,<br />

literaturhaus-hamburg.de<br />

Hotel Fontenay Fontenay 10, thefontenay.de<br />

(buchbar über DERTOUR)<br />

Tanzende Türme Reeperbahn 1, clouds-hamburg.de<br />

Salt & Silver St. Pauli Hafenstraße 140, saltandsilver.net<br />

StrandPauli St. Pauli Hafenstraße 89, strandpauli.de<br />

Überquell St. Pauli Fischmarkt 28 – 32, ueberquell.com<br />

Elbphilharmonie Platz <strong>der</strong> Deutschen Einheit 1,<br />

elbphilharmonie.de. DERTOUR und ITS bieten Besichtigungen<br />

<strong>der</strong> Elphi an, ebenso Tickets für Führungen in<br />

<strong>der</strong> Speicherstadt und Hafenrundfahrten.<br />

DAS „ÜBERQUELL“<br />

unweit <strong>der</strong> Reeperbahn ist vieles<br />

gleichzeitig: Mikrobrauerei, Restaurant<br />

mit lauschiger Terrasse und Pizzeria<br />

FOTOS: SHUTTERSTOCK (5); THINKSTOCK (4); PLAINPICTURE; JÖRG MODROW/LAIF; JAN TRAUPE/SALT & SILVER; ÜBERQUELL/PR<br />

Paare zum Tangotanzen vor Elbpanorama vorbeischauen<br />

und im Hintergrund auch die Elphi ihre<br />

Lichter anzündet, ist das hier einer <strong>der</strong> magischsten<br />

Orte Hamburgs.<br />

Apropos Elbphilharmonie: Julia will sich<br />

trotz Aperol Spritz und vitalen Tangotänzern das<br />

Jahrhun<strong>der</strong>tbauwerk nun endlich auch mal aus<br />

<strong>der</strong> Nähe ansehen. Ein letzter kurzer Spaziergang<br />

am Baumwall vorbei über die (aufklappbare)<br />

Mahatma-Gandhi-Brücke führt uns schließlich<br />

zur Elphi, wo sich Julia zu <strong>der</strong> lustigen Bemerkung<br />

versteigt: „Wollen wir versuchen, für die Abendveranstaltung<br />

Karten zu bekommen?“ Selten so<br />

gelacht. Denn für all jene, die nicht in Hamburg<br />

zu Hause sind: Ganz gleich, ob sich in <strong>der</strong> Elphi<br />

die New Yorker Philharmoniker die Ehre geben<br />

o<strong>der</strong> ein Kammbläser aus Lüdenscheid aus seinem<br />

Best-of-Repertoire aufspielt – Veranstaltungen<br />

sind hier schon Monate vorher immer und allesamt<br />

ausverkauft. Je<strong>der</strong> will halt mal hören, wie<br />

die Elbphilharmonie denn nun wirklich klingt,<br />

schließlich soll die Akustik <strong>der</strong> Konzertsäle fantastisch<br />

sein. Zwar hört man, typische Musical-Besucher<br />

hätten sich das trotzdem etwas an<strong>der</strong>s<br />

vorgestellt, als sie sich in <strong>der</strong> Elphi versehentlich<br />

in atonalen Klangwolken von Experimental-Musikanten<br />

verirrten, doch am Ende zählt ja <strong>der</strong> Ge-<br />

NUR VIER<br />

JAHRE<br />

betrug die Bauzeit des<br />

„Alten Elbtunnels“, eine<br />

ingenieurstechnische<br />

Meisterleistung. Seine<br />

Renovierung verzögert<br />

sich, die Kosten steigen.<br />

Kennen wir doch irgendwoher<br />

...<br />

samteindruck: Und <strong>der</strong> ist auch bei meiner Freundin<br />

Julia überwiegend positiv – vor allem, als sie<br />

die architektonische Industrial-Avantgarde in <strong>der</strong><br />

stetig weiter wachsenden Hafencity registriert hat.<br />

Nur eines irritiert die Münchnerin am Abend<br />

<strong>der</strong>maßen, dass sie ständig ungläubig in den<br />

Nachthimmel über Hamburg schaut. „Ich dachte,<br />

in Hamburg regnet es immer?“, fragt sie ehrlich<br />

irritiert, und es scheint, als würde sie meine<br />

Antwort darauf tatsächlich in Erwägung ziehen:<br />

„Nein, nein, das ist bloß ein Mythos, den wir Hamburger<br />

bevorzugt verbreiten, damit nicht noch<br />

mehr Menschen hier herziehen wollen.“<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 29


HAMBURG<br />

Local Heroes<br />

In Hamburg sagt man „Tschüss“, aber wir sagen erstmal „Moin“ –<br />

zu Tipps und Hintergrundwissen für Ihren nächsten Trip nach Hamburg<br />

ZUM UMDENKEN<br />

In keiner an<strong>der</strong>en deutschen Stadt<br />

gibt es so gutes portugiesisches Essen<br />

wie in Hamburg (beson<strong>der</strong>s herausra-<br />

SCHIET-<br />

WETTER?!<br />

Gar nicht wahr! Das<br />

Wetter in Hamburg ist<br />

mit durchschnittlich<br />

rund 133 Regentagen<br />

im Jahr nicht so<br />

schlimm wie sein Ruf.<br />

München hat 40 mehr.<br />

So! In diesem Sinne:<br />

Alles Gute kommt von<br />

oben.<br />

ZUM BESSER WISSEN<br />

DIE HABEN DEN<br />

BOGEN RAUS<br />

Und wenn wir<br />

schon mal dabei<br />

sind, räumen wir<br />

gleich noch mit<br />

einem an<strong>der</strong>en<br />

Mythos auf: Von<br />

wegen Venedig und Amsterdam — die meisten<br />

Brücken hat Hamburg, nämlich 2500. Am längsten<br />

ist mit 3618 Metern die Köhlbrandbrücke, die<br />

einen Arm <strong>der</strong> Sü<strong>der</strong>elbe überspannt.<br />

ZUM VEREWIGEN<br />

BUNT FÜRS LEBEN<br />

Seefahrer und Tattoos — das passt zusammen<br />

und gehört zu Hamburg. Deshalb steht hier die<br />

„Älteste Tätowierstube in Deutschland“ — und<br />

heißt tatsächlich genau so. Ein gewisser Paul<br />

Holzhaus meldete 1946 seinen Nadelbetrieb<br />

an, damals in <strong>der</strong> Seilerstraße in St. Pauli.<br />

Mehrere Verkäufe und Umzüge später findet<br />

man die „Tätowierstube“ heute am Hamburger<br />

Berg 8, einer Seitenstraße <strong>der</strong> Reeperbahn.<br />

ZUM ESSEN<br />

BANNIG<br />

DELICIOSO!<br />

gend im „A Varina“ in <strong>der</strong> Karpfanger<br />

Straße 16). Aber warum eigentlich ist<br />

portugiesische Kultur aus <strong>der</strong> deutschen<br />

Hafenstadt nicht wegzudenken?<br />

Schon im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t kamen die<br />

ersten Portugiesen, eine weitere große<br />

Welle mit den Gastarbeitern in den<br />

60er-Jahren. So o<strong>der</strong> so: Wir sagen<br />

Danke für Natas & Co.!<br />

FOTOS: PLAINPICTURE; ADOBE STOCK (3)<br />

30 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


HAMBURG<br />

Unsere<br />

Hotel-Empfehlungen<br />

In <strong>der</strong> Hansestadt übernachten — von günstig bis luxuriös<br />

**** +<br />

REICHSHOF HAMBURG, CURIO BY HILTON<br />

Forever young<br />

INSIDER<br />

TIPP<br />

Die Curio Collection von Hilton interpretiert das ehrwürdige<br />

Grand Hotel neu: Klassizismus meets Street Art. Detailverliebt<br />

wurde Marmor poliert, Holz restauriert, Schriftzüge wurden<br />

freigelegt. Herzstück ist das „Stadt Restaurant“, konzipiert wie<br />

<strong>der</strong> Speisesaal eines Schiffs. Die Art-déco-Bar „1910“ erinnert<br />

ans Gründungsjahr. In „Emil’s Café“, benannt nach Grün<strong>der</strong><br />

Emil Langer, gibt es zu Ehren seiner Frau „Martha’s Afternoon<br />

Tea“ mit Törtchen aus eigener Herstellung. Wollen auch<br />

Sie sich verjüngen? Auf ins „Spa & Sports“ mit Fitnessraum,<br />

Sauna, Dampfbad, Massagen und Beautypaketen!<br />

Über DERTOUR, ITS und ADAC-Reisen<br />

**** +<br />

ADINA APARTMENT<br />

HOTEL HAMBURG<br />

MICHEL<br />

FOTOS: DER TOURISTIK<br />

**** +<br />

THE RILANO<br />

HOTEL HAMBURG<br />

Das Finkenwer<strong>der</strong> Hotel steht<br />

direkt an <strong>der</strong> Elbe und grenzt ans<br />

„Alte Land“. Im Sommer heißt es<br />

„Füße hochlegen!“ im Beach Club<br />

inklusive Strandkörben. Das<br />

Beste aus aller Welt kommt im<br />

„River View“ auf den Tisch. Und<br />

die Fähre bringt Sie in 35 Minuten<br />

an die Landungsbrücken.<br />

Über DERTOUR und ADAC-Reisen<br />

„Down un<strong>der</strong>“ mitten in Hamburg!<br />

Hier, nur einen Boomerangwurf<br />

vom Michel entfernt, hängt australische<br />

Kunst an den Wänden <strong>der</strong><br />

Apartments. Die haben neben<br />

einer gemütlichen Sitzecke auch<br />

eine Kitchenette. Tüpfelchen auf<br />

dem i: die iPod-Dockingstation.<br />

Über DERTOUR, ITS und ADAC-Reisen<br />

Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />

WWW.DER.COM<br />

****<br />

AMERON HOTEL<br />

SPEICHERSTADT<br />

HAMBURG<br />

Einst wurde hier Kaffee gelagert,<br />

jetzt trinkt man einen Latte<br />

macchiato in <strong>der</strong> Cantinetta. Das<br />

Lifestyle-Hotel im Stil <strong>der</strong> 50erund<br />

60er-Jahre liegt in <strong>der</strong> Speicherstadt.<br />

Hanseatisch wohnen<br />

mit Blick auf die Hafencity – die<br />

Elphi ist auch nicht weit entfernt.<br />

Über DERTOUR und ADAC-Reisen<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 31


ÄGYPTEN<br />

WIR HÄTTEN<br />

DA MAL EIN PAAR<br />

FRAGEN ...<br />

... und liefern die überzeugenden Antworten gleich selbst: alles über<br />

Sehenswertes im Vorübergleiten und Orte, an denen man gerne länger bleibt<br />

TEXT HARALD BRAUN<br />

ILLUSTRATIONEN ANTON HALLMANN<br />

1<br />

Sind die berühmten<br />

Nil-Kreuzfahrten zu<br />

empfehlen?<br />

Unbedingt! Schon allein, weil auf dem Nil inzwischen weit<br />

weniger Schiffe cruisen als noch vor zehn Jahren, was an<br />

den vielen Sehenswürdigkeiten auf <strong>der</strong> Strecke spürbar für<br />

Entspannung gesorgt hat. Die Heiligtümer von Kom<br />

Ombo, die Tempel in Luxor und Assuan, die Gräber von<br />

Theben: Die Stopps auf einer klassischen Nil-Rundfahrt<br />

kommen zahlreich und schnell, sind aber – je<strong>der</strong> für sich<br />

– unverzichtbar. Auch wenn <strong>der</strong> Kulturschock droht:<br />

Einmal im Leben sollte so eine Tour drin sein.<br />

3<br />

Wo sind die<br />

schönsten Strände?<br />

Ägypten ist in einer Hinsicht verlässlich: Sonne<br />

ist hier, nur maximal fünf Flugstunden von<br />

Deutschland entfernt, garantiert. Rund ums Rote<br />

Meer finden sich erstaunlich viele prima Strände,<br />

selbst in Hurghada, dem ersten Massenzentrum<br />

des Landes. Etwas exklusiver und für Kitesurfer<br />

ein Traum: Soma Bay mit seinem feinen Sandstrand.<br />

Für Komfort-Urlauber ist el-Guna mit<br />

seinen 20 Lagunen und internationalen Hotelketten<br />

sicher am interessantesten, Scharm El-<br />

Scheich bietet einerseits intakte Korallenriffe<br />

für Taucher, an<strong>der</strong>erseits noch unberührte Sandstrände<br />

wie Dahab und Nuwaiba.<br />

2<br />

Warum sollte man überhaupt<br />

nach Ägypten reisen?<br />

Weil sich hier ein prima Mix aus Strand<strong>urlaub</strong><br />

und Kulturreise organisieren lässt. So kann<br />

man zum Beispiel in el-Guna, auf einer<br />

<strong>der</strong> famosen Nilkreuzfahrten und sogar im<br />

turbulenten Luxor entspannte Urlaubstage<br />

verbringen – angenehmerweise ohne dabei<br />

allzu vielen Menschen auf die Füße zu treten.<br />

4<br />

Kann man da auch<br />

mal amtlich feiern?<br />

Das Nachtleben in den internationalen Tourismuszentren<br />

ist, und das ist die gute Nachricht: existent,<br />

vor allem in el-Guna und Luxor. Wer allerdings<br />

dezente Ausschweifungen à la Mallorca o<strong>der</strong> Ibiza<br />

erwartet, wird sich umschauen: Alkohol darf in<br />

Ägypten erst an Personen ab 25 Jahren ausgeschenkt<br />

werden. Vielerorts ist das Abendvergnügen noch mit<br />

folkloristischen Baladi-Tanzveranstaltungen<br />

verbunden, aber es gibt auch Discos westlichen<br />

Zuschnitts. In el-Guna befindet sich das Trendviertel<br />

mit vielen Bars und Diskotheken am Jachthafen.<br />

32 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


ÄGYPTEN<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 33


ÄGYPTEN<br />

5<br />

Was darf man in Ägypten<br />

auf keinen Fall verpassen?<br />

Neben den bekannten Höhepunkten<br />

(Nil-Kreuzfahrten, Pyramiden und touristische<br />

Sausebrausen in Luxor) dürfte el-Guna eine<br />

Überraschung sein: Kenner behaupten, es sei so<br />

westlich wie St. Tropez, ohne dabei das typisch<br />

ägyptische Flair zu vernachlässigen. Der erst<br />

1989 konzipierte Ort liegt rund 25 Kilometer<br />

von Hurghada entfernt, heißt übersetzt<br />

vielversprechend „die Lagune“ und bietet neben<br />

schönen Stränden, Wassersport-Spots und neuen,<br />

mo<strong>der</strong>nen Hotels auch Shopping-Möglichkeiten<br />

sowie eine hohe Restaurant- und Bardichte. Pures<br />

Urlaubsvergnügen auf kleinem Raum.<br />

6<br />

Was isst man hier denn so?<br />

Die landestypische Küche ist, sagen wir<br />

mal so: eine Herausfor<strong>der</strong>ung. Man muss sich auf<br />

Gerichte wie Ful und Taamiyya schon einlassen,<br />

denn nicht je<strong>der</strong> von uns gerät bei dickem, braunem<br />

Saubohnenbrei (Ful) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ägyptischen<br />

Falafelvariante (Taamiyya) gleich in Verzückung.<br />

Es lohnt sich aber, diese exotischen Gerichte<br />

in <strong>der</strong> vitalen Restaurantszene am Roten Meer<br />

einmal auszuprobieren, gerne zusammen mit<br />

dem typischen Fladenbrot. Weitere Empfehlungen:<br />

Baklawa (mit Nüssen gefüllte Teigpasteten)<br />

o<strong>der</strong> auch Fatier, die ägyptische Pizza-Variante<br />

aus knusprigem Blätterteig. Wer auf Nummer<br />

sicher gehen will: Für unbekümmerten Genuss<br />

sind die Restaurants <strong>der</strong> internationalen Hotelketten<br />

zu empfehlen.<br />

7<br />

Lohnt sich die Chio-<br />

Chips-Pyramide?<br />

Sie kriegen da was durcheinan<strong>der</strong>: Die<br />

Chio-Chips-Pyramide gibt’s nur bei Ihnen auf<br />

dem Sofa. In Ägypten besucht man traditionell die<br />

in <strong>der</strong> Nähe gelegene, 139 Meter hohe<br />

Cheops-Pyramide, die gemeinsam mit den beiden<br />

an<strong>der</strong>en berühmten Pyramiden von Gizeh – <strong>der</strong><br />

drittgrößten ägyptischen Stadt mit über drei Millionen<br />

Einwohnern – als das letzte erhaltene<br />

Weltwun<strong>der</strong> <strong>der</strong> Antike gilt. Die höchste<br />

Pyramide <strong>der</strong> Welt wurde als Grabmal für König<br />

Cheops errichtet. Vor Kurzem erst wurde darin ein<br />

neuer Hohlraum entdeckt, in dem sich angeblich<br />

ein eiserner Thron befinden soll.<br />

8<br />

Was hat in Ägypten noch<br />

nicht je<strong>der</strong> auf dem Zettel?<br />

Marsa Alam. Wer gerne taucht o<strong>der</strong> schnorchelt,<br />

wird nirgendwo sonst im Land solch eine reiche,<br />

farbige und gesunde Unterwasserwelt vorfinden<br />

wie an diesem Küstenort am Roten Meer. Bonus<br />

für Tierliebhaber: In <strong>der</strong> Bucht von Abu Dabab<br />

sind regelmäßig Meeresschildkröten und Seekühe<br />

(Dugongs) zu beobachten. Das schicke, erst in<br />

diesem Jahr eröffnete Boutique-Hotel „Sea World<br />

Resort Marsa Alam“ (buchbar über DERTOUR)<br />

ist die perfekte Basis, um diese reizvolle Ecke<br />

Ägyptens kennenzulernen und zu genießen.<br />

34 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


ÄGYPTEN<br />

Unsere<br />

Hotel-Empfehlungen<br />

In Ägypten übernachten — von günstig bis luxuriös<br />

**** +<br />

COOEE CARIBBEAN WORLD SOMA BAY<br />

Allen-Rechtmacher<br />

INSIDER<br />

TIPP<br />

Wir fragen uns, wie sie es machen: Hier fühlen sich junge<br />

Leute genauso wohl wie ältere Gäste, Familien genauso<br />

wie Alleinreisende. Versuchen wir also, dem Geheimnis<br />

auf die Spur zu kommen! Je<strong>der</strong> liebt die Lage direkt am<br />

Meer. Familien freuen sich über den flach abfallenden<br />

Strand und über den Miniklub. Der Wellness-Bereich<br />

kommt bei allen gut an, das stylische Ambiente und<br />

gratis WLAN beson<strong>der</strong>s beim jüngeren Publikum. Für<br />

ältere Gäste gibt es den 55plus-Vorteil, die entspannte<br />

Atmosphäre rundet die Sache ab – Rätsel gelöst!<br />

Über DERTOUR und ITS<br />

**** +<br />

LTI AKASSIA BEACH<br />

FOTOS: DER TOURISTIK<br />

*****<br />

STEIGENBERGER<br />

AL DAU<br />

In <strong>der</strong> riesigen Poollandschaft<br />

könnte die Sphinx problemlos<br />

baden. Der Park ist prächtig wie<br />

Pharaos Garten. Der Golfplatz<br />

würde Anubis zum Abschlag<br />

locken, und Nofretete riefe den<br />

Butlerservice. Zum Glück residieren<br />

in Hurghada aber we<strong>der</strong> Pharaonen<br />

noch Götter: son<strong>der</strong>n Sie!<br />

Über DERTOUR und Jahn Reisen<br />

Majestätisch ragen die Türme des<br />

Hotels über <strong>der</strong> Wüste auf – wie<br />

in den „Märchen aus Tausendundeiner<br />

Nacht“. Eine Fata Morgana?<br />

Nein. Das ist ein Top-Haus für<br />

Ruhe suchende in al-Qusair direkt<br />

am Roten Meer. Der Strand läuft auf<br />

ein Riff aus, über Stege gelangen<br />

Sie ins offene Meer. Also in die<br />

Flossen, fertig, los!<br />

Über Jahn Reisen und ITS<br />

Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />

WWW.DER.COM<br />

**** +<br />

CALIMERA<br />

AKASSIA<br />

„Family first“ heißt es in Marsa Alam,<br />

und es warten die tollsten Abenteuer<br />

auf Ihre Familienbande! Zwölf Rutschen,<br />

ein Wellenbad, ein kunterbuntes<br />

Kin<strong>der</strong>programm im „Calimigo<br />

Kids Club“ u. v. m. machen die<br />

Kleinen super glücklich. Und in den<br />

Familiensuiten finden alle Abenteurer<br />

einen gemütlichen Platz.<br />

Über DERTOUR und ITS<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 35


NAMIBIA<br />

SAFARI,<br />

WÜSTEN<br />

UND<br />

DEUTSCHER<br />

KARNEVAL<br />

TEXT<br />

HARALD BRAUN<br />

36 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


NAMIBIA<br />

Kurios ist er schon, <strong>der</strong> deutsche<br />

Karneval in Afrika. Es dürfte aber<br />

bessere Gründe geben, Namibia zu<br />

besuchen, als ein paar musizierende<br />

Rheinlän<strong>der</strong>, die durch Windhoek<br />

latschen: glutflimmernde Wüsten,<br />

<strong>der</strong> unfassbare Sternenhimmel<br />

– und natürlich die vielen wilden Tiere<br />

UNDERSTATEMENT<br />

Okay, <strong>der</strong> Name ist<br />

eher unglamourös. Aber<br />

„Düne 45“ im Sossusvlei-<br />

Gebiet gehört trotzdem<br />

zu den bekanntesten <strong>der</strong><br />

Namib-Wüste<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 37


1 2<br />

3<br />

4<br />

5 6


NAMIBIA<br />

1. O’ZAPFT IS! Künstlich angelegte<br />

Wasserlöcher im Etosha-Nationalpark lassen die<br />

Tierpopulation in diesem Schutzgebiet stabil<br />

ansteigen. 2. DER WEG IST DAS ZIEL Das<br />

gilt beson<strong>der</strong>s schön in Namibia. 3. ANDERE<br />

LÄNDER, an<strong>der</strong>e Verkehrsschil<strong>der</strong>. Nicht bekannt<br />

ist, wie viele davon jährlich von Touristen<br />

abmontiert werden. 4. IM BETT LIEGEN und<br />

Löwen beobachten? Geht in Namibia in<br />

luxuriösen Lodges. 5. ERWISCHT! Erdmännchen<br />

sind ständig in Bewegung. Alles an<strong>der</strong>e als<br />

einfach also, sie zu fotografieren. 6. DAS<br />

PUBLIKUM IST DA, die Stars lassen noch<br />

auf sich warten: Touristen am Wasserloch<br />

Moringa im Etosha-Nationalpark.<br />

Für einen Rheinlän<strong>der</strong> ist es nichts Beson<strong>der</strong>es, wenn<br />

sich erwachsene Menschen in historische Militäruniformen<br />

zwängen und mit einer Blaskapelle<br />

musizierend durch die Straßen ziehen. Bei uns nennt es sich<br />

Karneval, man muss es mögen. Wenn man aber Anfang April<br />

in Namibias Hauptstadt Windhoek landet, um sich in den<br />

nächsten Tagen exotischen Freuden auszusetzen – <strong>der</strong> magische<br />

Sternenhimmel in <strong>der</strong> Wüste Kalahari o<strong>der</strong> Löwen<br />

und Elefanten im Etosha-Nationalpark zum Beispiel –, dann<br />

ist man doch ein wenig verblüfft, wenn das Erste, das man<br />

vor Ort in Afrika sieht, die Karnevalisten <strong>der</strong> KG Eeefel kank<br />

sind, wie sie durch die Independence Avenue Windhoeks<br />

ziehen und zu „Viva Colonia“ schunkeln. Amüsiert angefeuert<br />

übrigens von zahlreichen Besuchern auf den Straßen<br />

<strong>der</strong> größten Stadt Namibias. Ich kenne sogar ein paar von<br />

den rot-weiß gekleideten Karnevalisten aus dem Rheinland<br />

flüchtig, denn es ist eine Gesellschaft aus meinem Heimatort<br />

in <strong>der</strong> Nähe von Aachen.<br />

Schräg? Bizarr? Surreal? Aber hallo! Und nicht das<br />

letzte Mal, dass ich in Namibia Probleme habe, die unterschiedlichen<br />

Universen, die da parallel vor mir aufblenden,<br />

sofort zu verstehen. Dass sich Windhoek damit brüstet,<br />

eine <strong>der</strong> saubersten Städte Afrikas zu sein, und dass man<br />

bei einigen Straßennamen und Gebäuden glaubt, man spaziere<br />

gerade durch Fulda o<strong>der</strong> Lüdenscheid, hat übrigens<br />

den gleichen Hintergrund wie <strong>der</strong> Drang <strong>der</strong> (überwiegend<br />

weißen) Bürger Windhoeks, ausgiebig Karneval zu feiern:<br />

Namibia gehörte zu den wenigen Staaten, die dem Kolonialisierungs-Ehrgeiz<br />

Deutschlands zum Opfer fielen. 1884<br />

wurde es als Deutsch-Südwestafrika zum sogenannten<br />

Deutschen Schutzgebiet erklärt. Die deutsche Kolonialzeit<br />

endete bereits 1915 während des ersten Weltkriegs, als<br />

südafrikanische Truppen unter britischem Kommando das<br />

Land einnahmen. Aber offenbar ist man zwar die meisten<br />

Deutschen wie<strong>der</strong> losgeworden, nicht aber <strong>der</strong>en Einfluss.<br />

Man schätzt, dass noch ungefähr 30 000 Namibia-Deutsche<br />

im Land leben, bei einer Gesamtbevölkerung von rund<br />

2,3 Millionen Einwohnern.<br />

In einigen Straßen Windhoeks kommt man mit <strong>der</strong><br />

deutschen Sprache dann auch ganz ordentlich über die<br />

Runden und es gibt teutonische Wurst, Bier und Brot dazu.<br />

Und natürlich die neoromanische Christuskirche, die in<br />

Windhoek zu den populärsten Sehenswürdigkeiten gehört,<br />

obschon ihre bescheidene Größe und eher nüchterne Ausstattung<br />

eher an eine nordische Seefahrer-Zuflucht erinnert.<br />

Kurioser Fakt: Fast 100 Jahre fiel niemandem auf, dass<br />

die Fenster <strong>der</strong> Kirche mit <strong>der</strong> Innenseite nach außen angebracht<br />

worden waren, bis ein kundiger Tourist den Irrtum<br />

meldete – man besserte dann flugs nach ...<br />

Nach zwei Tagen habe ich genug gesehen von Windhoek:<br />

Es handelt sich um eine mo<strong>der</strong>ne, durchaus reizvolle afrikanische<br />

Stadt, die sich zuweilen einen treudeutschen Umhang<br />

überstülpt, was manchmal etwas kauzig auf mich wirkt<br />

– dabei habe ich die wirklich „deutsche“ Stadt Swakopmund<br />

an <strong>der</strong> Küste noch nicht einmal gesehen. Ich habe <strong>der</strong>weil<br />

an<strong>der</strong>e Probleme: Wüste o<strong>der</strong> gleich Safari im Nationalpark?<br />

Ich entscheide mich erst einmal für die glühenden<br />

roten Dünen in <strong>der</strong> Kalahari-Wüste.<br />

Auf den rund 300 Kilometern bis zu meiner Lodge<br />

lerne ich wie<strong>der</strong> etwas über Namibia: Das Land hat<br />

nur ein paar Millionen Einwohner, ist aber flächentechnisch<br />

doppelt so groß wie Deutschland. Die dünne<br />

Besiedlung wird auf <strong>der</strong> Fahrt durch das Land<br />

– Vorsicht, Linksverkehr! – ziemlich gut deutlich. Man sollte<br />

also wissen, dass es mit <strong>der</strong> Dorf- und Tankstellendichte<br />

zwischen zwei Städten nicht so weit her ist und dass man<br />

sich zuweilen fühlt wie bei einem Ausflug in eine ferne<br />

Sand-und-Steppen-Galaxie ohne organisches Leben. Dafür<br />

entschädigen dann erst einmal die Kalahari-Wüste und später<br />

im Verlauf <strong>der</strong> Reise die grandiose Namib mit ihrem rotgoldenen<br />

Schimmerleuchten und den malerischen grünen<br />

Oasen, die sich in <strong>der</strong> Regenzeit zwischen November und<br />

April vor allem in <strong>der</strong> Kalahari bilden.<br />

JA, WO SIND WIR DENN HIER?!<br />

„Typisch deutsch“ – das sagt man über<br />

Swakopmund nicht nur hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Architektur. Dank Strandpromenade wird die<br />

Stadt auch „südlichstes Nordseebad“ genannt<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 39


NAMIBIA<br />

ATLANTISCHER<br />

OZEAN<br />

Swakopmund<br />

Walvis Bay<br />

ANGOLA<br />

Oshakati<br />

Tsumeb<br />

Karibib<br />

Namibia<br />

Otjiwarongo<br />

Windhoek<br />

Lü<strong>der</strong>itz<br />

Karasburg<br />

BOTSWANA<br />

SÜDAFRIKA<br />

Apropos beste Reisezeit: Vermeiden Sie möglichst<br />

den namibischen Hochsommer zwischen November und<br />

Dezember: Es wird heiß im Binnenland, bis zu 40 °C, und<br />

das ist kein Vergnügen in einer Wüsten- o<strong>der</strong> Steppenlandschaft.<br />

Kurz überlege ich, ob ich den Fish River Canyon noch<br />

mitnehmen soll, denn <strong>der</strong> ist mit 160 Kilometern Länge und<br />

27 Kilometern Breite <strong>der</strong> zweitgrößte Canyon <strong>der</strong> Welt.<br />

Wenn man Glück hat, trifft man an den Wasserstellen wilde<br />

Tiere wie Antilopen o<strong>der</strong> Leoparden. Aber auf mein Glück<br />

will ich mich in Namibia lieber nicht verlassen.<br />

Stattdessen geht’s jetzt für mich zum Etosha-Nationalpark<br />

im Norden. Hier braucht nämlich niemand Glück, um<br />

auf alle Tiere zu stoßen, die man sich auf einer (Foto-)Safari<br />

wünscht. Im über 20 000 Quadratkilometer großen Park am<br />

Nordwestrand des Kalahari-Beckens sind sie alle in großer<br />

Menge versammelt, die Tiere, die man in Europa sonst bloß<br />

im Zoo zu sehen bekommt. Kunststück, sie können ja auch<br />

nicht raus: Seit 1973 ist <strong>der</strong> Etosha-Nationalpark komplett<br />

eingezäunt. In erster Linie, um die Tiere vor Großwildjägern<br />

zu schützen und ihnen die Suche nach Wasserlöchern<br />

zu erleichtern – viele solcher Tränken sind innerhalb des<br />

Parks künstlich angelegt worden, was dazu geführt hat, dass<br />

<strong>der</strong> Tierbestand im Nationalpark stabil steigt. Doch den<br />

Zaun gibt es sicher auch, um Touristen aus aller Welt anzulocken,<br />

die genau wie ich keine Enttäuschungen mögen.<br />

Im berühmten südafrikanischen Krüger-Nationalpark zum<br />

Beispiel kann es passieren, dass man an mehreren Safari-<br />

Tagen höchstens mal eine Hyäne vor die Linse bekommt –<br />

und die ist ja nicht mal ein schöner Anblick.<br />

Als ich auf meinem ersten game drive am frühen, sehr<br />

frühen Morgen im Jeep durch Etosha geschaukelt werde,<br />

laufen sie scheinbar gleich alle wild durcheinan<strong>der</strong>, die<br />

Tiere Afrikas: Löwen, Schakale, Elefanten, Giraffen, Zebras,<br />

Gnus – ich sehe sie alle innerhalb von drei Stunden. Wir<br />

werden Zeuge, wie eine Nashorn-Mutti eine ganze Reihe<br />

von Nashörnchen Richtung Wasserloch schiebt, und wie<br />

sich ein Löwe, offenbar ein recht erfahrenes Exemplar,<br />

im Schatten eines Jeeps gleich neben uns vor <strong>der</strong> Sonne<br />

schützt. Und schon wie<strong>der</strong> fühlt sich Namibia mehr als nur<br />

ein wenig surreal an: Ist das hier eine Szene aus einem Tierfilm<br />

von Professor Grzimek in Technicolor? Insgesamt soll<br />

es im Nationalpark genau 114 Säugetier-Arten geben und ich<br />

habe den Eindruck, sie sind gerade auch alle auf den Beinen.<br />

Das Herzstück des Parks ist die knapp 5000 Quadratkilometer<br />

große „Etosha-Pfanne“, die durch tektonische Aktivitäten<br />

schon vor rund drei Millionen Jahren entstanden sein<br />

soll: Ein großer Binnensee trocknete aus und hinterließ eine<br />

gigantische Kalk- und Salzpfanne. Eine beeindruckende<br />

Landschaft, dieser „große weiße Ort“ (wie Etosha übersetzt<br />

heißt), den vor allem die Wasservögel zum Brüten so gerne<br />

aufsuchen – in <strong>der</strong> Regenzeit läuft die Pfanne rund zehn<br />

Zentimeter hoch mit Wasser voll.<br />

Am Abend bin ich dann das, was man k. o. nennt – und<br />

außerdem verdammt glücklich. Es gibt sie auf Reisen ja<br />

immer noch, diese Momente, in denen man mehr fühlt als<br />

denkt: Hammer! Um so einen auf Stunden ausgeweiteten<br />

Glücksmoment handelte es sich, als ich am ersten Abend<br />

meines Aufenthalts in meiner Lodge im Kreise <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Gäste auf <strong>der</strong> Veranda sitze und den Blick über die Weite des<br />

Etosha-Nationalparks schweifen lasse. Wir wärmen uns an<br />

einem offenen Feuer, ein paar Ranger <strong>der</strong> „Etosha Safari<br />

Lodge“ unterhalten uns mit Anekdoten aus <strong>der</strong> bizarren<br />

Welt <strong>der</strong> Tiere und Touristen, den Sternenhimmel scheint<br />

ein Lichtkünstler nur für uns gestaltet zu haben. Und durch<br />

diese ganz eigentümliche Stille des dunklen Parks gellen<br />

die Rufe <strong>der</strong> Tiere durch die Nacht. Das empörte Schreien<br />

<strong>der</strong> Affen, das rhythmische Keckern <strong>der</strong> Vögel und ja, selbst<br />

das Gebrüll von Elefanten und Löwen auf <strong>der</strong> Jagd ist zu hören.<br />

Ein wun<strong>der</strong>bar analoger Old-School-Augenblick, den<br />

man nur mit Atmen und immer weiter Atmen bewältigt.<br />

Und dem Versuch natürlich, nicht länger darüber nachzudenken,<br />

dass das leckere „Windhoek Lager“-Bier, das man<br />

gerade in <strong>der</strong> Hand hält, von einem Braumeister namens<br />

Christian Müller in Windhoek brav nach dem deutschen<br />

Reinheitsgebot gebraut worden ist. Wie gesagt: In Namibia<br />

harmonieren Paralleluniversen ganz ausgezeichnet nebeneinan<strong>der</strong>.<br />

TIPPS<br />

Rundreisen<br />

Spannende Namibia-Rundreisen sind bei mehreren<br />

Veran staltern buchbar:<br />

DERTOUR bietet Trips in „Grandiose Landschaften<br />

des Südens“ und erforscht „Tiere &<br />

Kultur des Nordens“.<br />

Meier’s Weltreisen hat die Highlights „Best of<br />

Namibia“ und „Namibia Classic“ im Programm.<br />

FOTOS: THINKSTOCK (4); SHUTTERSTOCK; STOCKSY.COM (2); GETTY IMAGES; SABINE BRAUN<br />

40 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


NAMIBIA<br />

Local Heroes<br />

Ob Sie nun in Kiel, Lüdenscheid o<strong>der</strong> Altomünster sitzen: Auch jenseits von<br />

Afrika können Sie sich schon mal auf die Schönheit Namibias vorbereiten<br />

ZUM SNACKEN<br />

JETZT<br />

GIBT’S<br />

BEEF!<br />

Wer Namibia besucht,<br />

muss unbedingt zwei<br />

Dinge probieren: die hervorragenden<br />

Austern, die<br />

dort geerntet werden. Und<br />

Beef Biltong, getrocknetes,<br />

gewürztes Rindfleisch.<br />

Ideal für unterwegs!<br />

ZUM LESEN<br />

LIEBES-<br />

ERKLÄRUNG<br />

Topaktuell und fundiert:<br />

<strong>der</strong> neue Reiseführer zu<br />

Namibia aus dem Loose-Verlag<br />

(24,99 Euro).<br />

Absolut Gold wert in<br />

einem Land, das sich<br />

täglich so grundlegend<br />

verän<strong>der</strong>t. Inklusive<br />

Safari-Guide.<br />

ZUM STAUNEN<br />

DER ZWITSCHERT<br />

SICH EINEN.<br />

In Namibia lebt die weltweit größte Population von<br />

Geparden. Wer sie mal live sehen will, kann das zum<br />

Beispiel im „Cheetah Conservation Fund“. Diese elegante<br />

Raubkatze faucht und brüllt übrigens nicht wie ihre Verwandten,<br />

son<strong>der</strong>n zwitschert wie ein Vogel.<br />

FOTOS: SHUTTERSTOCK; ADOBE STOCK (2); PR<br />

ZUM TRINKEN<br />

DA BRAUT SICH<br />

WAS ZUSAMMEN<br />

In Namibia liebt man Bier — muss wohl<br />

ein Erbe <strong>der</strong> deutschen Kolonialzeit<br />

(1884 bis 1915) sein. Dutzende Sorten<br />

werden in Mikrobrauereien hergestellt,<br />

sogar Weißbier. Beson<strong>der</strong>s angesehen<br />

unter Kennern: die Brauerei Camelthorn.<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 41


NAMIBIA<br />

Unsere<br />

Hotel-Empfehlungen<br />

In Namibia übernachten — von günstig bis luxuriös<br />

*****<br />

WOLWEDANS<br />

Ein Farbenmeer<br />

INSIDER<br />

TIPP<br />

Berauscht vom Kolorit <strong>der</strong> Wüste Namib: roter Sand,<br />

schwarze Berge, zartes Grün, gelbe Steppe. Tiere von A<br />

wie Antilope bis Z wie Zebra fühlen sich hier wohl. Im<br />

Namib-Rand-Naturreservat bietet die Wolwedans Collection<br />

Quartiere wie Dunes Lodge und Dune Camp. Beide<br />

ruhen auf einem Dünenkamm mit freiem Blick in die Landschaft.<br />

Im Dune Camp dienen Zelte, in <strong>der</strong> Dunes Lodge<br />

Chalets aus Holz und Segeltuch als Unterkunft. Ein Koch<br />

zaubert aufwendige Mahlzeiten. Viel Raum für Austausch<br />

über das Erlebte bieten die Decks und Terrassen.<br />

Über DERTOUR und DERTOUR Deluxe<br />

***<br />

NAMIB DUNE STAR<br />

CAMP<br />

FOTOS: DER TOURISTIK<br />

****<br />

OKONJIMA<br />

Den Großkatzen auf <strong>der</strong> Spur! Am<br />

Fuße <strong>der</strong> Omboroko-Berge sind<br />

die Geparden und Leoparden beheimatet.<br />

Das Plains Camp bietet<br />

beste Aussicht auf das Wasserloch.<br />

Von allen Zimmern haben<br />

die Gäste einen grandiosen Blick<br />

über die Grassteppe. Wan<strong>der</strong>ung<br />

mit Fährtenlesen sowie Safaris<br />

buchbar.<br />

Über DERTOUR<br />

Eine unvergessliche Nacht inmitten<br />

<strong>der</strong> Wüste! Violett leuchtet das<br />

Naukluft-Gebirge, die Wolken zeichnen<br />

bunte Muster in den Himmel,<br />

bevor die Sonne abends versinkt.<br />

Schlafen im gemütlichen Holzchalet –<br />

o<strong>der</strong> lieber das Bett auf die Terrasse<br />

rollen und den Blick aufs funkelnde<br />

Firmament genießen?<br />

Über DERTOUR<br />

Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />

WWW.DER.COM<br />

****<br />

N/A’AN KU SE<br />

LODGE S<br />

In <strong>der</strong> Nähe von Windhoek liegt<br />

dieses Juwel. Die reetgedeckten<br />

Chalets und Villen bieten viel Privatsphäre<br />

und sind fantasievoll mit<br />

Naturmaterialien wie Bambus und<br />

Ästen eingerichtet. Als gesellige<br />

Treffpunkte dienen Pool, Essbereich<br />

und Bar – alle mit großartiger<br />

Aussicht auf Savanne und Fluss.<br />

Über Meier’s Weltreisen<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 42


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Rail & Fly inklusive<br />

Meliá Las Américas<br />

Sommer <strong>2018</strong><br />

KUBA – WAS FÜR EINE INSEL!<br />

Feine weiße Sandstrände, türkisblaues Meer und das bunteste Lebensgefühl <strong>der</strong> Karibik: Kuba muss man einfach gesehen<br />

haben! Erleben Sie ein Land im Aufbruch, das so lebendig und lebensfroh ist wie kein zweites.<br />

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Hotel Paradisus Princesa del Mar nnnnn<br />

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pro Person ab € 1.365,-<br />

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Hotel Paradisus Vara<strong>der</strong>o nnnnn<br />

z.B. am 31.8. ab Köln/Bonn<br />

1 Woche in <strong>der</strong> Junior-Suite, Alles inklusive, Flug<br />

pro Person ab € 1.452,-<br />

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Hotel Meliá Las Américas nnnnm<br />

z.B. am 4.7. ab Frankfurt<br />

1 Woche im Doppelzimmer, Alles inklusive, Flug<br />

pro Person ab € 1.456,-<br />

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z.B. am 27.9. ab Berlin/Tegel<br />

1 Woche in <strong>der</strong> Junior-Suite, Alles inklusive, Flug<br />

pro Person ab € 1.925,-<br />

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Tagesaktuelle Preise mit limitierter Verfügbarkeit. Zwischenverkauf, Druckfehler und Preisän<strong>der</strong>ungen vorbehalten. Stand Mai <strong>2018</strong>.<br />

JAHN REISEN, eine Marke <strong>der</strong> DER Touristik Deutschland GmbH, 51170 Köln. AN-2400/18


SÜDAFRIKA<br />

Autorin Anna Butterbrod füttert mit Tochter Ida, 18 Monate, ihre neue gemeinsame Bekannte in <strong>der</strong> „Chandelier Game Lodge“ nahe Oudtshoorn<br />

Mama, Afrika!<br />

Mit Kleinkind durch Nationalparks, die Wüste, in eine fremde<br />

Kultur eintauchen – geht das? Und wie, findet Anna Butterbrod.<br />

Sie reiste drei Wochen mit Mann und Tochter durch die Kapregion<br />

TEXT ANNA BUTTERBROD<br />

44 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


SÜDAFRIKA<br />

Von <strong>der</strong> Walker Bay bei Hermanus kann man mit etwas Glück Wale sehen – o<strong>der</strong> einfach traumhaft baden<br />

Sie lacht so zügellos aus dem Bauch heraus,<br />

wie es nur Kin<strong>der</strong> können, wirft ihren Kopf<br />

in den Nacken und trampelt ausgelassen<br />

auf <strong>der</strong> Stelle herum. „Raffe, Raffe!“, tönt Ida.<br />

„Füttert!“ Dabei streckt sie mir ihre nun leeren<br />

Hände entgegen. In Südafrika wartet auf unsere<br />

Tochter an je<strong>der</strong> Ecke ein tierisches Abenteuer.<br />

Wir haben lange überlegt, wohin wir mit<br />

Ida, 18 Monate, reisen könnten. Unser Trip soll-<br />

te nicht zu kompliziert, zu anstrengend o<strong>der</strong><br />

zu teuer sein – aber auch nicht langweilig. Auf<br />

meiner Suche nach einer familienfreundlichen<br />

Destination sprach ich mit Freunden, scrollte<br />

durch fremde Instagram-Bil<strong>der</strong> und konsultierte<br />

Reise-Blogs. Überall lief es auf ein Ziel hinaus:<br />

Südafrika. Vor Ort spüren wir täglich, dass diese<br />

Entscheidung goldrichtig war! Wir fahren von<br />

Kapstadt aus die Küste entlang Richtung Osten,<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 45


46 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong><br />

SÜDAFRIKA


SÜDAFRIKA<br />

Von links im Uhrzeigersinn:<br />

Musikalische Entdeckung am<br />

Straßen rand: die Schlagzeugerin einer<br />

Street Band. Der hölzerne Admi ral<br />

empfängt Besucher an <strong>der</strong> frisch<br />

restaurierten „Victoria and Albert<br />

Waterfront“ in Kapstadt. In <strong>der</strong><br />

Kleinstadt Betty’s Bay gibt es eine <strong>der</strong><br />

größten Pinguin kolonien Südafrikas.<br />

Natürlicher Sonnenschutz: In Mossel<br />

Bay entspannt man hautfreundlich<br />

unter großzügigen Bastschirmen.<br />

Wir sind so nah dran, wir<br />

hören, wie die Elefanten<br />

mit ihren Rüsseln schlürfen.<br />

dann auf <strong>der</strong> Garden Route bis nach Port Elizabeth.<br />

Zurück geht’s im Landesinneren durch die<br />

Halbwüste „Kleine Karoo“ entlang <strong>der</strong> Route 62.<br />

Wan<strong>der</strong>n, baden, Tiere beobachten – das alles ist<br />

möglich. Aber die nächste Tanke, <strong>der</strong> nächste Supermarkt<br />

o<strong>der</strong> die nächste Klinik (die brauchen<br />

wir Gott sei Dank nicht) sind immer in Reichweite.<br />

Diese Punkte führen dazu, dass ich beson<strong>der</strong>s<br />

gut abschalten kann. Die Kapregion, in <strong>der</strong> wir<br />

uns aufhalten, ist „Afrika light“! Aufregend genug<br />

für uns, sicher genug für unsere Kleine.<br />

Den Kruger-Nationalpark sehen wir auf diese<br />

Weise zwar nicht. Aber Ida ist sowieso viel zu<br />

jung, um eine stundenlange Safari im ratternden<br />

Jeep durchzuhalten. Wir besuchen stattdessen<br />

den „Addo Elephant Park“ nordöstlich von Port<br />

Elizabeth. Dort dürfen wir mit unserem eigenen<br />

Mietwagen herumcruisen. An einem Wasserloch<br />

suhlt sich eine Horde Elefanten in <strong>der</strong> schlammfarbenen<br />

Brühe. Bullen stoßen ihre gigantischen<br />

Stoßzähne aneinan<strong>der</strong>, noch ganz zarte Elefantenkälber<br />

suchen bei ihren Mamis Schutz. Wir<br />

kurbeln die Fenster runter, ich hole Ida nach vorne<br />

auf meinen Schoß. Wir sind so nah dran, dass<br />

wir hören können, wie die Tiere gierig durch ihre<br />

Rüssel schlürfen. „Fanten“, sagt Ida und dann<br />

entfährt ihr ein lautes „Oh, oh!“, als einer <strong>der</strong><br />

Dickhäuter sich nicht weit von unserem Wagen<br />

erleichtert. Zebras, Büffel, Warzenschweine und<br />

einen schlafenden Löwen entdecken wir auf unseren<br />

Fahrten durch den Park – und legen mittendrin<br />

in einem umzäunten Gärtchen ein Picknick<br />

im Schatten ein.<br />

Die meisten Attraktionen liegen nah beieinan<strong>der</strong>.<br />

Ida muss zwischen unseren Reise-Etappen<br />

nie lange im Auto sitzen. Nach dem Frühstück<br />

geht’s los, und nach maximal zwei Stunden haben<br />

wir unser nächstes Ziel erreicht. Ida macht <strong>der</strong>weil<br />

ein kleines Schläfchen und ist ganz gespannt,<br />

wer o<strong>der</strong> was auf sie wartet, wenn sie wie<strong>der</strong> die<br />

Augen aufschlägt. Mal sind es die Pinguine von<br />

Betty’s Bay, mal die Giraffen <strong>der</strong> „Chandelier<br />

Game Lodge“ nahe Oudtshoorn. Wir müssen nur<br />

kurz von <strong>der</strong> Hauptstraße abbiegen und parken.<br />

Als wir auf <strong>der</strong> Terrasse des Restaurants stehen,<br />

recken uns die Tiere schon ihre langen Hälse<br />

entgegen. Danach stoppen wir bei einer Straußenfarm.<br />

Auch hier dürfen wir ganz unkompliziert<br />

die gigantischen Vögel füttern. „Wie hat <strong>der</strong><br />

Strauß gemacht?“ Noch Monate später antwortet<br />

Ida auf diese Frage mit einem begeisterten „pick,<br />

pick, pick“ und einer schnellen Handbewegung.<br />

Was uns als Familie die Reise leicht macht, ist<br />

die unglaubliche Gastfreundschaft <strong>der</strong> Einheimischen:<br />

In manchen Restaurants zu Hause wird<br />

man mit Kind schräg angeguckt. In Kapstadt dagegen<br />

wollen wir abends spontan einen schicken<br />

Obacht! Im „Addo Elephant Park“ kreuzen Dickhäuter die Straße<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 47


SÜDAFRIKA<br />

Black Tie: Pinguine tragen auch am Strand Frack<br />

Italiener ausprobieren. „Eigentlich ist alles voll“,<br />

sagt die Dame am Eingang, doch dann zwinkert sie<br />

uns zu. „Euer Baby ist so niedlich – wartet mal!“<br />

Sie besorgt uns einen Tisch im ruhigen Innenhof,<br />

wo Ida gefahrenfrei herumtollen kann. Zu Hause<br />

gehen wir abends selten essen. Denn Ida hält es<br />

im Hochstuhl kaum länger als 15 Minuten aus.<br />

Danach wieselt sie durchs Restaurant und zieht<br />

das Besteck von den Tischen. Doch in Südafrika<br />

ist alles entspannter, dort sind viele Restaurants<br />

auf Kin<strong>der</strong> eingestellt: Im „Moby Dick’s“<br />

am Strand von Plettenberg Bay gibt’s einen abgezäunten<br />

Bereich, in dem Bänke und Tische im<br />

Sand versinken. Während mein Mann Olaf und<br />

ich uns Blackened Butterfish gönnen, spielt Ida<br />

vergnügt mit Eimer und Schaufel. Das geschmeidigste<br />

Dinner aller Zeiten! Die „Ye Olde Tavern“<br />

in Montagu hält eine XXL-Kiste mit Malbüchern,<br />

Bauklötzen & Co. bereit, aus <strong>der</strong> sich Ida bedienen<br />

darf. Wir sitzen auf <strong>der</strong> Terrasse unter Bäumen,<br />

und sie widmet sich zu unseren Füßen dem<br />

neuen Spielzeug.<br />

Wir machen ständig neue Bekanntschaften:<br />

Am Strand von Mossel Bay treffen wir eine junge<br />

Mutter, die ihre Tochter anweist, ihr Sandspielzeug<br />

doch bitte mit dem kleinen „Meisje“<br />

(Afri kaans für Mädchen) zu teilen. Ein Junge im<br />

gleichen Alter gesellt sich dazu, und sein Vater<br />

kredenzt allen drei Kids schließlich Joghurts aus<br />

einer XXL-Kühltasche. Im idyllischen Strandort<br />

Wil<strong>der</strong>ness steht neben einem Restaurant<br />

samt Weinbar strategisch klug ein Spielplatz.<br />

Und während Ida rutscht, plau<strong>der</strong>n wir bei einem<br />

Glas Chardonnay mit an<strong>der</strong>en Eltern aus<br />

Johannesburg.<br />

Ein ganze Flasche Wein kostet in südafrikanischen<br />

Restaurants oft nicht mehr als bei uns<br />

zu Hause ein einziges Glas. In Kapstadt bestelle<br />

ich mir einen Teller Sushi für fünf Euro – in<br />

Deutschland hätte ich dafür locker das Dreifache<br />

hingeblättert. Ein tolles Gefühl, sich im Urlaub so<br />

viel leisten zu können, ohne ständig angstvoll das<br />

Reisebudget im Kopf zu haben. Darum probieren<br />

wir genussvoll alles aus, was die Speisekarten so<br />

zu bieten haben.<br />

Und dank Ida, die so schön über alles staunen<br />

kann, wird jedes unserer Erlebnisse noch<br />

intensiver. So sammeln wir täglich Material für<br />

unendlich viele Gutenachtgeschichten. Denn die<br />

beginnen bei uns jetzt immer so: „Wir waren mal<br />

in Afrika ...“.<br />

TIPPS<br />

Reisezeit<br />

Die Kapregion eignet sich für Besuche am besten im<br />

afrikanischen Frühling (September bis November),<br />

Sommer (Dezember bis Februar) o<strong>der</strong> Herbst (März<br />

bis Mai).<br />

Anreise<br />

Mit Eurowings o<strong>der</strong> Lufthansa kann man von Deutschland<br />

aus direkt nach Kapstadt fliegen, mit South African<br />

Airways gelangt man über Johannesburg ans Ziel. Beim<br />

Preisvergleich auch mit einbeziehen: die Größe und<br />

Tragfähigkeit <strong>der</strong> Baby Bassinets – die sind nämlich bei<br />

je<strong>der</strong> Airline verschieden!<br />

Rumkommen<br />

Mietwagen gibt’s in Südafrika schon ab ca. 20 Euro pro<br />

Tag. DERTOUR bietet u. a. die Rundreise „Südafrika mit<br />

Kin<strong>der</strong>augen“ inklusive Auto, Hotels, Lodges, Camps,<br />

Frühstück und Reiseführer an.<br />

Impfungen<br />

Empfohlen werden Impfungen gegen Diphterie, Tetanus<br />

und Polio sowie gegen Hepatitis A. Ein Malariarisiko<br />

besteht in <strong>der</strong> Kapregion nicht.<br />

Sicherheit<br />

„Südafrika verzeichnet im Vergleich zu Deutschland<br />

hohe Kriminalitätsraten, vor allem in den Großstädten<br />

und <strong>der</strong>en Randgebieten“, heißt es auf <strong>der</strong> Website des<br />

Auswärtigen Amtes. Doch <strong>der</strong> „überwiegende Teil <strong>der</strong><br />

Gewaltkriminalität erfolgt in Gegenden und unter Umständen,<br />

von denen üblicherweise deutsche Urlaubs- o<strong>der</strong><br />

Geschäftsreisende nicht betroffen sind“. Man sollte<br />

vermeiden, Wertsachen wie teure Kameras zu offensichtlich<br />

mit sich herumzutragen. Wan<strong>der</strong>wege, Aussichtspunkte<br />

o<strong>der</strong> Rastplätze meiden, wenn dort keine an<strong>der</strong>en<br />

Touristen in Sichtweite sind.<br />

FOTOS: ANNA BUTTERBROD; MAURITIUS IMAGES; GETTY IMAGES (2); F1ONLINE; SYLVIAN CORDIER/LAIF; ANN & STEVE TOON/LAIF; STOCKSY.COM<br />

48 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


28 pt<br />

SÜDAFRIKA<br />

Local Heroes<br />

Pflege mit Beschützerinstinkt, das Beste aus vielen Welten und die längste<br />

Weinstraße <strong>der</strong> Welt: Besser könnte ihr Urlaub nicht verlaufen<br />

ZUM SCHÜTZEN<br />

CRÈME DE<br />

LA CRÈME<br />

ZUM ESSEN<br />

DIE WELT AUF<br />

DEM TELLER<br />

Unter <strong>der</strong> Sonne Afrikas vergisst man schnell mal die<br />

28 pt<br />

Zeit – und riskiert unangenehm gerötete Haut. Da<br />

Sonnencreme vor Ort ein Luxusprodukt und dementsprechend<br />

teuer ist, kaufen Sie also besser vorab in<br />

Deutschland ein paar Fläschchen. Übrigens: Sonnencreme<br />

ist nachgewiesenermaßen das Einzige, was gegen<br />

Falten hilft. Und praktisch alles unter LSF 20 können<br />

28 pt<br />

Sie sich sparen. Die Marke dagegen dürfte Ihrem<br />

28 pt<br />

Hautarzt egal sein. Die Hauptsache ist, dass Sie cremen,<br />

cremen, cremen ...<br />

Bobotie ist ein tolles<br />

kulturelles Mash-up:<br />

Der traditionelle<br />

südafrikanische<br />

Auflauf verbindet<br />

auf leckerste Art<br />

europäische mit<br />

po- lynesischen Einflüssen, wird<br />

mit malayischen Gewürzen zubereitet<br />

und zu indischem Reis serviert.<br />

ZUM ANSTOSSEN<br />

CHEERS! SÜDAFRIKA IST<br />

BERÜHMT FÜR SEINE<br />

WEINE: RUND 500 WINZER<br />

GIBT ES.<br />

Die längste Weinstraße <strong>der</strong> Welt mit tollem Panorama und<br />

dennoch erstaunlich wenig befahren – das ist die „Route 62“. Der<br />

Start ist in den Winelands bei Paarl und Wellington.<br />

FOTOS: PLAINPICTURE; STOCKFOOD; ADOBE STOCK; PR<br />

ZUM LESEN<br />

ZWEI WOCHEN ABENTEUER<br />

Reiseführer mal an<strong>der</strong>s: In ihrem<br />

Roman „Fettnäpfchenführer Südafrika:<br />

My name is not sisi. Kulturkollision<br />

× 11“ verpackt die Autorin Elena Beis<br />

Infos über das Traumland am unteren<br />

Ende des afrikanischen Kontinents<br />

in sehr lustige und oft haarsträubende<br />

Geschichten, erlebt von einem<br />

deutschen Pärchen. Conbook-Medien-<br />

Verlag, 10,95 Euro<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 49


SÜDAFRIKA<br />

Unsere<br />

Hotel-Empfehlungen<br />

In Südafrika übernachten — von günstig bis luxuriös<br />

***<br />

SUNSQUARE CAPE TOWN CITY BOWL<br />

Sprung in die Schüssel<br />

INSIDER<br />

TIPP<br />

„City Bowl“ nennen die Kapstädter ihre Innenstadt. Das<br />

ist auch für Zugereiste nachvollziehbar, denn sie liegt wie<br />

in einer Schüssel zwischen Signal Hill, Lion’s Head und<br />

Tafelberg. So schnörkellos die Bezeichnung, so aufregend<br />

das Viertel. Zwischen Einkaufsstraßen, In-Bars, -Cafés<br />

und -Restaurants, Museen und Kunstgalerien tobt das<br />

Leben. Mittendrin: das hippe Hotel, das <strong>der</strong> perfekte<br />

Ausgangspunkt für die Erkundung <strong>der</strong> Metropole ist. Da<br />

ist man froh, wenn man nach einem erlebnisreichen Tag<br />

zum Sundowner nur noch in die „18 th Floor Bar“ muss.<br />

Über DERTOUR und Meier’s Weltreisen<br />

****<br />

HOG HOLLOW<br />

COUNTRY LODGE<br />

*****<br />

LANZERAC HOTEL<br />

& SPA<br />

Urlaub an Weinstöcken statt unter<br />

Palmen? Klar, wenn das Hotel mitten<br />

in einem privaten Weingut mit<br />

Restaurants, Bars, Spa und hervorragendem<br />

Service alles hat, was ein<br />

erstklassiges Urlaubshotel braucht!<br />

Und obendrein Wein probe,<br />

Kellerei-Tour und einen gut gefüllten<br />

Weinkeller bietet. Zum Wohl!<br />

Über Meier’s Weltreisen<br />

Der Berg ruft! Aus jedem <strong>der</strong> nur<br />

16 Zimmer dieser Lodge können Sie<br />

den atemberaubenden Blick auf die<br />

Tsitsikamma-Berge genießen. Die<br />

mehrfach ausgezeichnete, charmante<br />

und persönlich geführte<br />

Lodge liegt mitten in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong><br />

Garden Route. Perfekt, um Land<br />

und Leute kennenzulernen!<br />

Über Meier’s Weltreisen<br />

Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />

WWW.DER.COM<br />

****<br />

MAKALALI PRIVATE<br />

GAME LODGE<br />

Exklusives Urlaubsdomizil in<br />

illustrer Nachbarschaft: Laute<br />

Musik werden Sie hier nicht hören,<br />

dafür das Trompeten von Elefanten.<br />

Die Lodge bietet allerhand<br />

Komfort in luxuriösen Suiten mit<br />

Design-Bad, Kingsize-Bett, Kamin<br />

und Aussichtsdeck inklusive<br />

Tagesbett. Elefantenstark!<br />

Über DERTOUR<br />

FOTOS: DER TOURISTIK<br />

50 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


ADVERTORIAL<br />

Das Reiseland Tunesien –<br />

so nah und doch so an<strong>der</strong>s<br />

Tunesien inspiriert<br />

In nur ca. 2,5 Flugstunden landen Sie in einer an<strong>der</strong>en<br />

Welt. Medinas, Souks und Kasbahs: Die Impressionen<br />

verschmelzen zu einem bunten Mosaik. Römische Kultur<br />

im Norden, Berberkultur im Süden. 3.000 Jahre Geschichte<br />

prägen das Land und bereichern Ihren Urlaub. Die quirlige<br />

Hauptstadt Tunis, interessante Ausgrabungsstätten wie<br />

Karthago o<strong>der</strong> faszinierende Wüstenwelten sorgen für<br />

Abwechslung. Das kleine und kompakte Land bietet auch<br />

landschaftlich viele Facetten, die Sie während des Urlaubs<br />

bequem entdecken können: Bizarre Stein- und Sandwüsten,<br />

weite Olivenhaine, dichte Korkeichenwäl<strong>der</strong> und<br />

nicht zuletzt weite Sandstrände.<br />

Chillen am Strand<br />

Erholung vom Feinsten versprechen die Sonnenplätze an<br />

<strong>der</strong> ca. 1.300 km langen tunesischen Küste.<br />

Am Strand unter Palmen den Zauber des Orients genießen!<br />

Erfrischung bietet das türkisblau leuchtende Wasser. Die<br />

beliebten Badeorte wie z.B. Hammamet, Port El Kantaoui,<br />

Monastir, Mahdia und die Insel Djerba locken mit ihren<br />

goldenen feinsandigen Sandstränden. Wegen des milden<br />

Klimas findet je<strong>der</strong> Gast das ganze Jahr über hervorragende<br />

Bedingungen für die wohlverdienten Ferien. Familien,<br />

Paare, Singles, Teenies o<strong>der</strong> Best Agers: Je<strong>der</strong> findet<br />

hier das Urlaubsgefühl, auf das er Lust hat. Trendige<br />

Strand-Lounges laden zum Chillen und angesagte<br />

Beach-Partys zum Grooven ein.<br />

Body & Soul<br />

Ein Urlaub unter <strong>der</strong> Sonne Tunesiens wirkt wie eine<br />

natürliche Lichttherapie. Das Immunsystem freut sich, <strong>der</strong><br />

Stoffwechsel wird geför<strong>der</strong>t und die Sonnenstrahlen sind<br />

die beste Medizin gegen den Alltagsblues.<br />

Wahre Wun<strong>der</strong> bewirkt die Kraft des Meerwassers. Was<br />

bei keinem Urlaub fehlen sollte: ein Besuch in einem <strong>der</strong><br />

zahlreichen Thalassozentren. Tunesien ist berühmt für<br />

diese wohltuende Meerwassertherapie, die Entspannung<br />

für Körper und Seele bietet. Schon die alten Römer stärkten<br />

ihre Gesundheit in den warmen Quellen <strong>der</strong> Antoninius-<br />

Pius-Therme im antiken Karthago. Heute trifft in den mehr<br />

als 50 Thalassozentren entlang <strong>der</strong> tunesischen Küste die<br />

Tradition <strong>der</strong> Hamams auf mo<strong>der</strong>nstes Wellness-Knowhow.<br />

Auch Freunde des Sports kommen in Tunesien voll auf ihre<br />

Kosten. Ob beim Abschlag auf einem <strong>der</strong> zehn Golfplätze<br />

o<strong>der</strong> beim Radeln in Bizerte o<strong>der</strong> Tabarka im grünen<br />

Norden des Landes – die Auswahl ist groß! Tunesien punktet<br />

außerdem mit einem äußerst guten Preis-Leistungs-<br />

Verhältnis beim Wassersport: Jet-Ski, Surfen, Catamaran<br />

etc. – <strong>der</strong> Wasserspaß ist vielseitig. Absoluter Hotspot für<br />

Kitesurfer ist die Insel Djerba.<br />

Haben Sie Lust bekommen auf Sonne, Strand und Meer?<br />

Dann auf nach Tunesien!<br />

www.discovertunisia.de


KOLUMNE<br />

ITALIEN<br />

MIT EINER<br />

PRISE<br />

NEW YORK<br />

Je mehr Familienmitglie<strong>der</strong>,<br />

desto schwieriger ist die<br />

Urlaubs planung. Das weiß<br />

auch unsere Kolumnistin aus<br />

leidvoller Erfahrung. Schuld<br />

sind vor allem die Pubertät<br />

und das Eis auf Kuba<br />

Vietnam und Japan machten die Erwachsenenherzen<br />

zwischendrin gemeinerweise<br />

allein, während sie die<br />

Kin<strong>der</strong> bei den Großeltern abluden.<br />

Ich gebe zu, dass das elterntechnisch<br />

nicht gerade rühmlich ist,<br />

aber es war großartig. Blö<strong>der</strong>weise<br />

kamen die Kin<strong>der</strong> irgendwann in<br />

die Schule, mit dem Abladen bei den<br />

Großeltern wurde es zunehmend<br />

schwieriger, also nahmen wir unsere<br />

Töchter fortan mit auf große Reise.<br />

Wir flogen nach Costa Rica, wateten<br />

durch den Regenwald, beobachteten<br />

Krokodile und Kletteraffen,<br />

reisten durch Kuba, wohnten bei<br />

Einheimischen, rollten Biozigarren<br />

auf Tabakplantagen, fuhren mit<br />

einem Oldtimer durch Havanna,<br />

besuchten Che Guevaras Revolutionsmuseum,<br />

ganz großes Kino also.<br />

Wenn wir heute unsere Kin<strong>der</strong> nach<br />

diesen Urlauben fragen, ist alles,<br />

woran sie sich erinnern, die Rutsche<br />

im Hotelpool in San José und<br />

die Eisdiele in einem grauenhaften<br />

All-inclusive-Resort in Vara<strong>der</strong>o<br />

kurz vor unserem Heimflug. Kurz:<br />

Wir hätten uns Mühe und Ausgaben<br />

sparen können.<br />

Vor Kurzem las ich in <strong>der</strong> Zeitung,<br />

die Reisetrends <strong>der</strong><br />

Deutschen für <strong>2018</strong> stünden<br />

schon fest: Spanien liegt vorn, Griechenland<br />

holt auf (plus 30 Prozent),<br />

Ägypten steht kurz vor dem Comeback.<br />

Schönen Dank, liebe Reisebranche,<br />

lei<strong>der</strong> bringt mich auch das<br />

keinen Schritt weiter. Denn bei uns<br />

zu Hause herrscht Krieg. Es handelt<br />

sich um einen Blitzkrieg, <strong>der</strong> jedes<br />

Jahr ausbricht, wenn wir den Jahres<strong>urlaub</strong><br />

planen.<br />

Früher war die Sache einfach. Da<br />

sind wir jeden Sommer nach Tirol gefahren,<br />

in die Ferienwohnung zu den<br />

Großeltern. Ein See, eine Wasserrutsche,<br />

ein benachbarter Haflingerhof,<br />

ein Minigolfplatz, Berge drumherum<br />

und dazwischen viel Kaiserschmarrn<br />

reichten zehn Jahre lang, um zwei<br />

Kin<strong>der</strong>- und zwei Erwachsenenherzen<br />

glücklich zu machen. Burma,<br />

52 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


KOLUMNE<br />

FOTOS: GETTY IMAGES<br />

Wann immer wir jetzt Urlaub planen,<br />

besteht unsere Jüngste darauf,<br />

in die schlimme Klitsche auf Kuba<br />

zu fahren, wo man den ganzen Tag<br />

All-inclusive-Eis essen kann, so viel<br />

man möchte. Bei Tochter eins ist die<br />

Sache noch komplizierter, denn zur<br />

Schulpflicht kam inzwischen ein weiteres<br />

Übel hinzu: die Pubertät. Spanien,<br />

Portugal, Bali – es ist eigentlich<br />

völlig egal, was wir ihr vorschlagen.<br />

Solange es nicht mit New anfängt<br />

und York aufhört, lautet ihr Urteil kategorisch:<br />

„boring“. Los Angeles wäre<br />

maximal auch noch denkbar, solange<br />

man dort „Kylie Jenner’s Lip Kit“<br />

zollfrei beziehen kann und es einen<br />

„Victoria’s Secret“-Laden gibt.<br />

Mich zieht es, je älter ich werde,<br />

lei<strong>der</strong> immer mehr zu meinen Wurzeln<br />

zurück – ich will in die Berge.<br />

„Gibt es denn etwas Schöneres als<br />

mit dem Mountainbike nach oben zu<br />

strampeln, in einen eiskalten, türkisgrünen<br />

Bergsee zu springen und<br />

anschließend auf <strong>der</strong> Filzalm Spinatknödel<br />

und Moosbeerenstrudel zu<br />

essen?“, werfe ich freudestrahlend<br />

in die Runde. „Zu anstrengend“, sagt<br />

Tochter eins und verdreht die Augen.<br />

„Und keine guten Jungs.“ Tochter<br />

zwei sagt gar nichts, sie bockt, sie will<br />

ja nach Kuba. „Ich verbringe nicht<br />

noch einen Urlaub mit übergewichtigen<br />

Kanadiern, die ab 10 Uhr morgens<br />

Cuba Libre in Plastikbechern trinken“,<br />

protestiere ich. „Dann mache ich<br />

eben gar keinen Urlaub“, sagt Tochter<br />

zwei und verschränkt die Arme.<br />

Mein Mann, ein gebürtiger Hamburger,<br />

sieht sich das Schauspiel<br />

stirnrunzelnd an. Er ist in Gedanken<br />

ohnehin ganz woan<strong>der</strong>s: bei seinen<br />

Wurzeln. Lei<strong>der</strong> geht es ihm nicht<br />

an<strong>der</strong>s als mir, ihn zieht es dorthin,<br />

wo er seine Kindheitssommer verbrachte:<br />

an die Nordsee. „Sylt ist im<br />

Sommer nicht zu toppen“, sagt er<br />

schließlich. „Das hast du letztes Jahr<br />

auch gesagt“, kontere ich, „und dann<br />

saßen wir zwei Wochen bei Regen<br />

unterm Reetdach.“ „Und im Spaßbad“,<br />

versucht mein Mann zu retten,<br />

was nicht zu retten ist. Bei den Worten<br />

„Spaßbad“ und „Sylter Welle“ erwacht<br />

Tochter zwei aus ihrer Ich-willnach-Kuba-Schockstarre.<br />

„Wenn du<br />

versprichst, dass wir jeden Tag hingehen<br />

…?“ Mein Mann wird blass, mir<br />

schlecht. Es gibt nichts, was ich mehr<br />

hasse, als öffentliche Schwimmbä<strong>der</strong>,<br />

egal, ob mit o<strong>der</strong> ohne Spaßzusatz.<br />

„Okay, Kompromiss“, schlage ich<br />

vor. „Italien. Ein bisschen Rom, dann<br />

Strand. Da gibt es Eis und gut aussehende<br />

Italiener.“<br />

Tochter eins: „Boring.“<br />

Tochter zwei: „Wie viel Eis?“<br />

Der Mann: „Italien im Sommer?<br />

Viel zu heiß.“<br />

Tochter eins: „Und Italiener sind<br />

immer so klein.“<br />

Ich muss nachdenken. Dann ziehe<br />

ich meine letzte Karte: „Je<strong>der</strong> recherchiert<br />

nach bezahlbaren Vorschlägen<br />

für sein Lieblingsziel, und wir tagen in<br />

einer Woche wie<strong>der</strong>.“ Wir sind dann<br />

nach Österreich gefahren.<br />

MIRIAM<br />

COLLÉE<br />

hat viele Jahre in China und in Kanada<br />

gelebt. Darum weiß sie mittlerweile genau,<br />

was sie an ihrer Heimat so schätzt<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 53


URLAUBSKUNDE<br />

SO REIST DIE WELT<br />

Nur ganz kurz o<strong>der</strong> wochenlang, luxuriös o<strong>der</strong> naturnah, Malle<br />

o<strong>der</strong> Uckermark: an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong>, an<strong>der</strong>e Feriengewohnheiten<br />

FOTOS UND TEXT THORDIS RÜGGEBERG<br />

SCHWEIZER<br />

SCHWEDEN<br />

In Schweden gibt<br />

es die Tradition <strong>der</strong><br />

Industrieferien, die<br />

von <strong>der</strong> Arbeiterbewegung<br />

in den<br />

1930er-Jahren<br />

erkämpft wurde.<br />

Das Urlaubsgesetz<br />

sieht seitdem vor,<br />

dass schwedische<br />

Arbeitnehmer und<br />

Arbeitnehmerinnen<br />

zwischen Juni und<br />

August vier Wochen<br />

zusammenhängend<br />

frei nehmen. Das<br />

erleichtert natürlich<br />

auch die Ferienbetreuung<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

– die Vereinbarkeit<br />

von Familie und Job<br />

hat in Schweden<br />

einen hohen Stellenwert.<br />

Diese gemeinsame<br />

Zeit verbringt<br />

man dann gerne im<br />

eigenen Land, am<br />

liebsten draußen im<br />

Grünen im Ferienhaus<br />

(„Stuga“).<br />

ITALIENER<br />

Die italienischen Kin<strong>der</strong> haben nur einmal im Jahr<br />

Schulferien – dann aber ganze drei Monate, von Anfang<br />

Juni bis Ende August. Die meisten großen Unternehmen<br />

des Landes schließen in dieser Zeit für einige Wochen.<br />

Vor <strong>der</strong> Hitze <strong>der</strong> Städte flüchten die Familien ans Meer<br />

o<strong>der</strong> in die Berge – es liegt ja alles vor <strong>der</strong> Haustür. Wer<br />

lieber seine Designersonnenbrillen und die handgenähten<br />

Le<strong>der</strong>schuhe vorführt, reist in die Metropolen dieser<br />

Welt, gerne nach London, New York o<strong>der</strong> Barcelona.<br />

Ein starker Franken und ein<br />

schwacher Euro machen es<br />

den Eidgenossen leicht, Luxus<br />

zu genießen – sehr gern in<br />

deutschen Fünf-Sterne-<br />

Hotels. Auch Italien und<br />

Frankreich stehen – sicherlich<br />

nicht zuletzt wegen <strong>der</strong><br />

sprachlichen Verbundenheiten<br />

– hoch im Kurs. Bei jüngeren<br />

Leuten erfreuen sich vor allem<br />

die USA großer Beliebtheit,<br />

wenn nicht die Natur <strong>der</strong><br />

Heimat genossen wird.<br />

FRANZOSEN<br />

Die Franzosen haben<br />

das Savoir-vivre<br />

erfunden, und das<br />

gilt insbeson<strong>der</strong>e<br />

„en vacances“. Essen<br />

und Lesen gehören<br />

zu den bevorzugten<br />

Freizeitbeschäftigungen,<br />

am liebsten<br />

im eigenen Land.<br />

Ende Juli, Anfang<br />

August setzt sich die<br />

französische Durchschnittsfamilie<br />

ins<br />

Auto und steuert ein<br />

Ziel an, das maximal<br />

drei Fahrstunden<br />

entfernt liegt<br />

– wenn man den alljährlichen<br />

Ferienstau<br />

nicht mitrechnet.<br />

Freunde und Verwandte<br />

kommen<br />

dazu und machen<br />

das Urlaubsglück<br />

perfekt.<br />

56 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


URLAUBSKUNDE<br />

BRITEN<br />

DEUTSCHE<br />

Es klingt wie ein<br />

Klischee, ist aber<br />

Tatsache: Des<br />

Deutschen liebstes<br />

Ferienziel im<br />

Ausland ist und<br />

bleibt Mallorca. Im<br />

Sommer 2017 waren<br />

fast die Hälfte aller<br />

Besucher Bundesbürger.<br />

Auch gut im<br />

Rennen: Kroatien.<br />

Allerdings gewinnt<br />

<strong>der</strong> Urlaub im eigenen<br />

Land stetig an<br />

Beliebtheit – ganz<br />

weit oben auf <strong>der</strong><br />

Wunschliste steht<br />

eine Auszeit an<br />

Nord- und Ostsee.<br />

Junge Leute<br />

entdecken zudem<br />

Wald- und Wan<strong>der</strong>regionen<br />

wie die<br />

Uckermark o<strong>der</strong><br />

den Bayerischen<br />

Wald. Ebenfalls im<br />

Trend: innerdeutsche<br />

Städte touren.<br />

... lieben Spanien,<br />

vor allem Alicante,<br />

Málaga und Teneriffa.<br />

Mit 16 Millionen<br />

Gästen stellten die<br />

Inseleuropäer dort<br />

2016 die größte<br />

Touristengruppe.<br />

Pikant: Einige von<br />

ihnen versuchen,<br />

die Reise über<br />

fingierte Schadensersatzklagen<br />

zu<br />

finanzieren, eine<br />

Lücke im britischen<br />

Verbraucherrecht<br />

macht das möglich.<br />

Die spanischen Hoteliers<br />

setzen zum<br />

Teil Privatdetektive<br />

ein, um nachzuweisen:<br />

So manche<br />

„Lebensmittelvergiftung“<br />

wurde hart<br />

an <strong>der</strong> Hotelbar<br />

erarbeitet.<br />

CHINESEN<br />

Der Wohlstand<br />

wächst, Visabestimmungen<br />

werden gelockert:<br />

Inzwischen machen<br />

jährlich etwa 100<br />

Millionen Chinesen<br />

Urlaub im Ausland.<br />

Da prallen dann Kulturen<br />

aufeinan<strong>der</strong>,<br />

und die Besucher<br />

aus dem Reich <strong>der</strong><br />

Mitte, noch neu auf<br />

dem Reiseparkett,<br />

treten in so manchen<br />

Fettnapf. Inzwischen<br />

wurde ein Tourismusgesetz<br />

erlassen,<br />

das es verbietet, sich<br />

„schlecht zu benehmen“<br />

– das umfasst<br />

vom Klauen des<br />

Flugzeugbestecks bis<br />

zum Schmatzen im<br />

Restaurant so ziemlich<br />

alles. Man fliegt<br />

am liebsten nach<br />

Australien, und von<br />

den europäischen<br />

Län<strong>der</strong>n fühlen<br />

sich die Chinesen<br />

in Frankreich am<br />

freundlichsten aufgenommen.<br />

AUSTRALIER<br />

Was Mallorca für die Deutschen,<br />

das ist Bali für die Australier: seit<br />

Jahren beliebt, nicht allzu weit<br />

entfernt und gut zu erreichen.<br />

Die indonesische Insel wird<br />

im Jahr von etwa einer Million<br />

Aussies besucht. Neuseeland ist<br />

ähnlich populär – was daran liegen<br />

könnte, dass viele Australier von<br />

dort stammen und ihre Familie<br />

besuchen. Ebenfalls beliebt: die<br />

USA und Thailand.<br />

AMERIKANER<br />

... haben durchschnittlich<br />

gerade<br />

mal zwölf Tage Urlaub<br />

im Jahr. Viele<br />

von ihnen arbeiten<br />

allerdings in Zweito<strong>der</strong><br />

Drittjobs und<br />

treten diese Freizeit<br />

gar nicht erst an.<br />

Nicht verwun<strong>der</strong>lich<br />

also, dass nur ein<br />

Drittel <strong>der</strong> US-Bürger<br />

überhaupt einen<br />

Reisepass besitzt.<br />

Wenn Ferien gemacht<br />

werden, dann<br />

im eigenen Land, es<br />

ist ja schließlich groß<br />

genug. Beliebteste<br />

Flugziele sind New<br />

York, Tampa/Florida,<br />

Phoenix/Arizona,<br />

außerdem Boston<br />

und Chicago.<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 57


BULGARIEN<br />

WÜNSCH<br />

DIR WAS!<br />

Hier haben Sie die freie Auswahl – Bulgarien erfüllt jede<br />

Urlaubsfantasie: verwunschene Buchten, Riesenwäl<strong>der</strong>,<br />

süße Städtchen, Kin<strong>der</strong>parks und heiße Partynächte<br />

TEXT KATRIN PARMENTIER<br />

FUTTER FÜR<br />

DEN KOPF<br />

In Albena stehen die<br />

Bibliotheken direkt auf<br />

dem Sandstrand. Praktisch,<br />

weil Sie bei <strong>der</strong> Buchauswahl<br />

gleich ein bisschen<br />

Farbe bekommen ...<br />

DIE SCHÖNSTEN<br />

ORTE AM STRAND<br />

Albena<br />

Kiefernduft trifft auf Meeresbrise: Im Seebad Albena<br />

grenzt ein Waldgebiet direkt an den Badestrand.<br />

Dieser fällt hier flach ab ins Meer und ist somit<br />

perfekt für Familien mit Kids geeignet. Passend<br />

dazu bieten viele Hotels Kin<strong>der</strong>animation an. Auch<br />

sonst ist Albena ein Ort mit grüner Seele: Solaranlagen<br />

liefern Warmwasser, die Hotelpools sind mit<br />

mineralhaltigem Wasser befüllt. Außerdem gibt es<br />

kostenlose Strandbibliotheken – großartige Idee!<br />

Goldstrand<br />

In Flip-Flops durch die Nacht: Slatni pjasazi (so<br />

<strong>der</strong> bulgarische Name) ist die Location für Parties.<br />

Jeden Abend verwandeln sich Stadt und Strand<br />

in einen großen Klub: Auf <strong>der</strong> Promenade werben<br />

dann Restaurants und Bars mit Drinks ab einem<br />

Euro, die Außentheken <strong>der</strong> Supermärkte bieten<br />

Snacks, Shopping bis in die Nacht ist Ehrensache.<br />

Tagsüber passiert hier bis auf Relaxen nicht viel.<br />

Falls Sie sich doch aufraffen wollen: Der Besuch des<br />

kleineren Nachbaus des Eiffelturms lohnt sich – zu<br />

finden im Zentrum und mit Aussichts-Plattform.<br />

Nessebar<br />

Von Wasser umspült: Die Lage macht die Stadt<br />

Nessebar so beson<strong>der</strong>s. Ein 400 Meter langer<br />

Damm führt in die historische Altstadt, wo Kopfsteinpflaster<br />

neben Ruinen byzantinischer Festungen<br />

liegen und historische Bä<strong>der</strong> auf Besucher<br />

58 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


BULGARIEN<br />

HIER EIN<br />

SELFIE!<br />

Die angestrahlte Windmühle<br />

an <strong>der</strong> Promenade<br />

von Nessebar ist gerade<br />

abends eines <strong>der</strong> beliebtesten<br />

Fotomotive<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 59


BULGARIEN<br />

DEN ABEND<br />

VERBUMMELN<br />

WOHNEN MIT<br />

WALD- UND<br />

MEERESDUFT<br />

Albena, ca. 30 Kilometer<br />

nördlich von<br />

Warna, wurde nach<br />

einer Mädchenfigur<br />

des Schriftstellers<br />

Jordan Jowkow<br />

benannt. Sagenhaft<br />

schön reicht <strong>der</strong><br />

Wald hier bis an den<br />

breiten Strand<br />

In den Gassen <strong>der</strong><br />

historischen Altstadt<br />

von Nessebar kommen<br />

Sie aus dem Gucken<br />

(und Kaufen) nur<br />

mit viel Disziplin<br />

wie<strong>der</strong> raus<br />

warten. Romantisch sind die Fischerboote und<br />

Windmühlen am Hafen. Für Familien<strong>urlaub</strong>er<br />

bieten sich die Strände South Beach o<strong>der</strong> Ravda<br />

Central Beach an. Mehr Action garantiert das<br />

Spaßbad „Aqua Paradise“ mit Wasserrutschen.<br />

Obsor<br />

So weit das Auge reicht: Obsor (übersetzt: „Rundblick“)<br />

hält, was sein Name verspricht. Die Stadt<br />

liegt an den östlichsten Hängen des Balkangebirges<br />

und bietet Panoramablicke de luxe. In Obsor<br />

selbst ist alles eine Nummer gemütlicher. Es gibt<br />

Promenaden mit Springbrunnen und Strandcafés,<br />

selbst größere Hotels wirken dank Türmchen<br />

und Giebel wie verwunschene Schlösser.<br />

Pomorie<br />

Wun<strong>der</strong>bar geborgen: Pomorie schmiegt sich in<br />

die Bucht von Burgas und wird im Norden vom<br />

Pomorie-See umschlossen. Hier überwintern<br />

seltene Vogelarten, rund um die Seelagune ist ein<br />

natürliches Reservat entstanden. Pomorie liegt<br />

malerisch, außer von Wasser ist es von Weinbergen<br />

und Obstgärten umgeben. Aus dem See<br />

stammt <strong>der</strong> Heilschlamm, den die Moor- und<br />

Seebä<strong>der</strong> hier verwenden. Um den Trinkgenuss<br />

müssen Sie sich auch nicht sorgen: Das Weinbaugebiet<br />

<strong>der</strong> Stadt ist u. a. bekannt für Riesling,<br />

Muskat, Chardonnay und Gewürztraminer.<br />

Sonnenstrand<br />

Sunshine Reggae: In <strong>der</strong> Bucht von Nessebar liegt<br />

noch ein Juwel – Slantschew (so <strong>der</strong> bulgarische<br />

KNUSPRIGER<br />

TAGESSTART<br />

Baniza, das mit<br />

Spinat, Äpfeln,<br />

Hackfleisch, Käse<br />

o<strong>der</strong> Lauch gefüllte<br />

Blätterteig-Gebäck,<br />

gibt es hier bereits<br />

zum Frühstück<br />

ERSTE REIHE<br />

In Nessebar können<br />

Sie im „Old Ship<br />

Restaurant“ direkt<br />

neben dem Wasser<br />

essen<br />

60 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


BULGARIEN<br />

ZUM<br />

SEUFZEN GUT<br />

OPEN-AIR-<br />

GALERIE<br />

Wer Graffiti mag,<br />

sollte ins Künstlerquartier<br />

von Sofia!<br />

Hier sind die Stromkästen<br />

und Häuserwände<br />

knallbunt<br />

Falls Sie auf einer<br />

Speisekarte Röstente,<br />

gefüllte Bürek<br />

(Teigrollen) o<strong>der</strong><br />

den Pfannkuchen<br />

Madru nik entdecken:<br />

sofort bestellen!<br />

Name) gilt als Highlight <strong>der</strong> Schwarzmeerküste.<br />

Weiße Hotelpaläste treffen auf einen gewaltigen<br />

Strand, zehn Kilometer lang und bis zu 100 Meter<br />

breit. Tagsüber bringen Wasserski o<strong>der</strong> Bana na-<br />

Boote Urlaubsspaß, nachts tobt das Leben in Bars<br />

und Klubs. Für die Kleinen lohnt sich das „Sunny<br />

Beach“, eine Art Disneyland für Planschfans mit<br />

Rutschen, Piratenschiffen und Dinos.<br />

Sweti Wlas<br />

Erst mal tief durchatmen: Das Seebad Sweti Wlas<br />

bietet ein beson<strong>der</strong>es Mikroklima. Dank <strong>der</strong> Strömung<br />

zwischen Meer und Gebirgsschluchten<br />

wird die Luft hier effektiv „gereinigt“. Heilend<br />

soll ihre Wirkung sein. Der Ort ist grün, weitläufig,<br />

felsig und gehört zu den luxuriöseren Plätzen<br />

des Landes – mit dem Jachthafen Marina Dinevi,<br />

einem Villenviertel und Palmenpromenaden.<br />

DIE HAUPTSTADT<br />

SOFIA<br />

Street-Art im Künstlerquartier<br />

Hier tickt Sofia wie Berlin-Mitte, inklusive<br />

Hipsterstyle, Craft Beer und Vegan-Chic. In<br />

<strong>der</strong> Tsar-Ivan-Shishman-Straße sind die Stromkästen<br />

wild bemalt, und Graffiti verschönern<br />

Hauswände – wir sind im Zentrum <strong>der</strong> alternativen<br />

Kultur. Nicht verpassen: Die Ingwerlimonade<br />

im Hinterhof-Café „The Little Things“ sowie den<br />

magischen „Elephant Bookstore“.<br />

The Little Things: Tsar-Ivan-Shishman-Straße 37,<br />

1000 Sofia, Website via Facebook;<br />

The Elephant Bookstore: Tsar-Ivan-Shishman-Straße 31,<br />

elephantbookstore.com<br />

Marktbummel & Shopping<br />

Auf dem „Zhenski Pazar“ (Frauenmarkt) kaufen<br />

die Sofioter Gemüse und Obst, für Touristen<br />

gibt es bergeweise Schuhe, Mode und traditionell<br />

bemalte Keramik. Alle feilschen, ratschen<br />

und schlürfen am Stehtischchen Espresso. Toll<br />

für Vollzeit-Shoppingqueens ist die größte Einkaufstraße<br />

Rue de Vitoschka mit ihren Modeboutiquen,<br />

kleine Shops und Kaufhäusern.<br />

Frauenmarkt: Boulevard Stefan Stambolov<br />

Rolling Pfannkuchen<br />

Die „Shtastliveca“-Restaurants sind très chic und<br />

im Stil <strong>der</strong> 30er-Jahre eingerichtet. Auf <strong>der</strong> Karte:<br />

traditionell Bulgarisches wie Röstente mit Steinpilzen<br />

o<strong>der</strong> mit Paprika gefüllte Bürek (Teigrollen).<br />

„Unter den Linden“ serviert bulgarische<br />

Klassiker wie Marudnik (ein herzhafter Pfannkuchen)<br />

o<strong>der</strong> in Rotwein geschmortes Kalbfleisch.<br />

Unter den Linden: Elin-Pelin-Straße 1, 1000 Sofia, täglich<br />

geöffnet von 12 bis 23 Uhr, podlipitebg.com;<br />

Restaurant Shtastliveca: Vitosha Boulevard 27, täglich<br />

geöffnet von 11 bis 24 Uhr, shtastliveca.com<br />

Kids im Kletterpark<br />

Die Kleinen mal auspowern? Das geht auch<br />

in <strong>der</strong> Stadt! In Sofia bietet <strong>der</strong> Outdoor-Park<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 61


BULGARIEN<br />

„Kokolandia“ viel Action mit Hängebrücken, Urwald-Atmosphäre<br />

und Holztieren zum Erklimmen.<br />

Außerdem im Angebot: Minigolf, Karussells<br />

und Spielplätze. „Kokolandia“ liegt am Rande des<br />

riesigen City-Parks Borissowa gradina.<br />

Kokolandia: Ulitsa Nezabravka 15 , 1113 Sofia<br />

Snowboarden nahe <strong>der</strong> Stadt<br />

Eben noch Big City Life, jetzt Natur pur: Sofia<br />

ist die einzige europäische Kapitale mit einem<br />

Hausberg zum Snowboarden, aber Sie können<br />

auch bloß die Aussicht genießen o<strong>der</strong> wan<strong>der</strong>n.<br />

Hinter <strong>der</strong> Stadt erhebt sich das Witoscha-Gebirge<br />

(2290 Meter hoch!), seine Ausläufer reichen<br />

bis in die Vororte. Berühmt sind <strong>der</strong> Nationalpark<br />

und die Steinflüsse – endlos lange Geröllfel<strong>der</strong><br />

aus rundgeschliffenen Felsen.<br />

BESONDERES<br />

IN BULGARIEN<br />

Ode an die Rose<br />

Die bulgarische Rose ist ein Weltstar und wird<br />

gerne für teure Parfüms verwendet. Beson<strong>der</strong>s<br />

das windgeschützte Rosental, 200 Kilometer östlich<br />

von Sofia, ist berühmt für edle Blüten. Hier<br />

wächst die Damaszener-Rose – aus ihren Blüten<br />

wird das teuerste Öl <strong>der</strong> Welt destilliert: Für<br />

einen Liter sind rund vier Tonnen Rosenblätter<br />

nötig. Rosenwasser o<strong>der</strong> -düfte sind das beste<br />

Mitbringsel überhaupt.<br />

Im Trend: Kiefernsprossenhonig<br />

Green Thinking und Öko-Kultur werden auch<br />

in Bulgarien immer wichtiger. Es gibt vermehrt<br />

Biohöfe, die urige Zimmer und hausgemachte<br />

Leckereien anbieten. Eine alte Tradition wird<br />

gerade wie<strong>der</strong>entdeckt: Kräutertees aus Kiefernsprossen<br />

sowie Kiefernsprossenhonig. Bulgariens<br />

Nadelwäl<strong>der</strong> bieten riesige Sammelgebiete.<br />

FOTOS: ADOBE STOCK; MAURITIUS IMAGES (4); GETTY IMAGES (3); SHUTTERSTOCK (2); STOCKFOOD (2)<br />

VIVE LA ROSE!<br />

Auf dem Rosenfestival in<br />

Karlowo pflücken Frauen<br />

in Tracht Blütenblätter.<br />

Später entstehen daraus<br />

Rosenwasser und Rosenparfüm<br />

– eine Spezialität<br />

<strong>der</strong> Region<br />

Hausmannskost: Baniza & Co.<br />

Die muss man vor Ort probiert haben: die<br />

berühmten gefüllten Paprikaschoten o<strong>der</strong> Sauerkrautrouladen.<br />

Dazu passt Schopska-Salat aus<br />

Gurken, Tomaten und dem Schafskäse Sirene –<br />

er schmeckt etwas säuerlicher als Feta. Zum<br />

Nachtisch o<strong>der</strong> Frühstück essen die Bulgarier<br />

gern Baniza, ein Blätterteig-Gebäck, das mit<br />

Spinat, Äpfeln, Hackfleisch, Käse o<strong>der</strong> Lauch<br />

gefüllt ist.<br />

Dazu, danach: ein Schnäpschen<br />

Kein Abendessen ohne „Rakija“! Der Obstbrand<br />

kommt hier meist als Erstes auf den Tisch. Auch<br />

beliebt ist „Masticha“, ein Anisschnaps ähnlich wie<br />

„Ouzo“, nur wesentlich stärker. Der Pfefferminzlikör<br />

„Menta“ wird gerne eiskalt nach dem Essen<br />

getrunken. Ebenfalls sehr gefragt: Die bulgarischen<br />

Weinbrände „Pliska“ o<strong>der</strong> <strong>der</strong> „Pomorie“ mit<br />

einem leichten Mandelaroma. Wer es im Mund etwas<br />

sanfter mag: Bestellen Sie den Likör „Bademi“,<br />

<strong>der</strong> ist vergleichbar mit einem „Amaretto“.<br />

BULGARISCHE<br />

ALPEN<br />

Das Witoscha-Gebirge<br />

liegt direkt hinter <strong>der</strong><br />

Stadt Sofia. Wer möchte<br />

hier nicht picknicken und<br />

die tolle Aussicht in sich<br />

aufsaugen?


BULGARIEN<br />

EINHEIZEN & ABKÜHLEN<br />

CHILI-PAPRIKA-FRIKADELLEN<br />

AUF GEBRATENEN AUBERGINEN<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

2 Auberginen, 1 Brötchen vom Vortag, 1 Knoblauchzehe, 3 Spitzpaprika<br />

(rot, gelb und grün), 1 – 2 Chilischoten, 600 g gemischtes<br />

Hackfleisch, 1 EL frisch gehackte Minze, 1 Ei, Salz, Pfeffer aus <strong>der</strong><br />

Mühle, Semmelbrösel nach Bedarf, ca. 6 EL Olivenöl,<br />

Minzblättchen zum Garnieren<br />

Und so geht’s<br />

1.<br />

Die Auberginen waschen, putzen und längs in<br />

ca. 0,5 cm dicke Scheiben schneiden. Salzen und<br />

ca. 10 Minuten Wasser ziehen lassen.<br />

2.<br />

Den Ofen auf Grillfunktion vorheizen. Das Brötchen<br />

in lauwarmem Wasser einweichen. Den Knoblauch<br />

schälen und fein hacken. Die Paprika und<br />

die Chili-Schoten waschen, halbieren, putzen und klein<br />

würfeln. Das Hackfleisch in eine Schüssel geben. Das ausgedrückte<br />

Brötchen mit den Paprika, Knoblauch, Chili, Minze,<br />

Ei, Salz und Pfeffer zum Hackfleisch geben. Alles gut verkneten<br />

und falls nötig noch ein wenig Brösel dazugeben. Aus <strong>der</strong><br />

Masse kleine Frikadellen formen und in einer Pfanne in 4 – 5<br />

EL Öl von beiden Seiten 6 – 8 Minuten braten.<br />

3.<br />

Die Auberginen trocken tupfen, jeweils mit etwas<br />

Öl beträufeln, salzen, pfeffern und auf ein mit Backpapier<br />

ausgelegtes Blech legen. Unter dem Grill<br />

ca. 5 Minuten goldbraun grillen. Währenddessen einmal<br />

wenden. Die Auberginen auf Tellern anrichten und darauf<br />

die Frikadellen setzen. Mit frischer Minze garniert servieren.<br />

TARATOR –<br />

KALTE GURKENSUPPE<br />

MIT WALNÜSSEN UND<br />

BUTTERMILCH<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

1 Salatgurke, 2 frische Knoblauchzehen, Salz, 1 Handvoll<br />

Dill, 40 g Walnusskerne, 500 g bulgarischer Joghurt, gut<br />

gekühlt, 200 ml Buttermilch, gut gekühlt, 2 EL Olivenöl,<br />

1 – 2 TL Zitronensaft, Salz, Pfeffer aus <strong>der</strong> Mühle<br />

Und so geht’s<br />

1.<br />

Die Gurke waschen, die Enden abschneiden<br />

und längs halbieren. Mit einem Gemüseschäler<br />

o<strong>der</strong> -hobel 4 dünne Scheiben abschneiden<br />

und wellig auf Holzspießchen stecken. Die restliche<br />

Gurke schälen und klein würfeln. Den Knoblauch<br />

schälen, hacken und mit einer Prise Salz fein<br />

zerreiben. Den Dill abbrausen, trocken schütteln,<br />

abzupfen und fein hacken. Die Walnüsse leicht<br />

stückig zerstoßen.<br />

2.<br />

Den Joghurt mit <strong>der</strong> Buttermilch in eine<br />

Schüssel geben, die Gurkenstücke, den Dill,<br />

Knoblauch und Walnüsse zugeben und alles<br />

gut vermischen. Unter Rühren das Öl und eiskaltes<br />

Wasser (ca. 250 ml) bis zur gewünschten Konsistenz<br />

einfließen lassen. Mit Zitronensaft, Salz und Pfeffer<br />

abschmecken und in gekühlte Gläser füllen. Mit den<br />

Gurkenspießchen garniert servieren.<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 63


BULGARIEN<br />

Local Heroes<br />

Ob entspannte Schwarzmeerküste o<strong>der</strong> quirliges Warna: Wohin es Sie auch<br />

in Bulgarien zieht – noch mehr Spaß bringt es mit unseren Tipps<br />

ZUM ZUHÖREN<br />

TIEF LUFT<br />

HOLEN!<br />

Hochzeiten und Dorffeste<br />

ohne Sackpfeifenspiel? In<br />

Bulgarien ist das so gut wie<br />

undenkbar! Denn: Nicht nur<br />

die Schotten spielen auf Dudelsäcken,<br />

unsere Freunde in<br />

Bulgarien haben ein ganz ähnliches<br />

Instrument – die „Gajda“.<br />

Allerdings tragen sie beim<br />

Spielen Unterwäsche.<br />

ZUM ESSEN<br />

STICHFESTE<br />

ARGUMENTE<br />

Joghurt aus Bulgarien<br />

— ein weltweiter Verkaufsschlager.<br />

So nennen<br />

darf sich aber nur solcher,<br />

<strong>der</strong> auch wirklich vor Ort mittels<br />

<strong>der</strong> Bakterienkultur Lactobacillus bulgaricus<br />

hergestellt wird. Und die gibt es tatsächlich nur<br />

in bulgarischer Luft. Das Ergebnis ist so lecker,<br />

dass davon je<strong>der</strong> Bulgare im Schnitt 22 Kilogramm<br />

pro Jahr verdrückt.<br />

ZUM ENTZIFFERN<br />

ANGEBERWISSEN FÜR DEN<br />

NÄCHSTEN DIA-ABEND<br />

GEFÄLLIG?<br />

Okay, Sie haben es nicht an<strong>der</strong>s gewollt: Das kyrillische Alphabet<br />

wurde nicht von den Russen, son<strong>der</strong>n im 10. Jahrhun<strong>der</strong>t von zwei<br />

bulgarischen Mönchen erfunden. Durch den Eintritt in die EU 2007<br />

ist das kyrillische Alphabet damit – neben lateinisch und griechisch –<br />

das dritte offizielle Alphabet des Staatenbundes.<br />

ZUM LESEN<br />

ZEITEN DES<br />

UMBRUCHS<br />

„Duft nach Weiß“ von Stefanie<br />

Gregg hat alles: Aufregung, Spannung,<br />

Liebe, Humor. Er spielt – Sie ahnen<br />

es – in Bulgarien und erzählt über<br />

vier Jahrzehnte von 1960 bis in die<br />

90er-Jahre hinein die Geschichte von<br />

Anelija und Markow, die mehr eint als<br />

ihr Wunsch nach Freiheit. Greggs Fans<br />

konnten ihren Roman schon länger<br />

auf dem Kindle lesen, jetzt erscheint<br />

eine aktualisierte Auflage als Taschenbuch.<br />

Pendragon-Verlag, 10 Euro.<br />

FOTOS: SHUTTERSTOCK; THINKSTOCK; ADOBESTOCK; PR<br />

64 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


BULGARIEN<br />

Unsere<br />

Hotel-Empfehlungen<br />

In Bulgarien übernachten — von günstig bis luxuriös<br />

****<br />

GRIFID ENCANTO BEACH<br />

Neuer Glanz am Goldstrand<br />

INSIDER<br />

TIPP<br />

Außen hat sich wenig verän<strong>der</strong>t: Auf <strong>der</strong> Promenade<br />

vor dem Hotel flanieren die Urlauber, am Strand bauen<br />

Kin<strong>der</strong> Burgen aus goldenem Sand. Doch im „Grifid Encanto<br />

Beach“ selbst ist alles neu. Nachdem die Familienzimmer<br />

schon in <strong>der</strong> Vorsaison run<strong>der</strong>neuert wurden,<br />

erstrahlt zum Sommer <strong>2018</strong> auch <strong>der</strong> Rest des Hotels<br />

in frischem Glanz. Gut möglich, dass Sie dank neuem<br />

À-la-carte-Restaurant, herrlicher Freiterrasse und mo<strong>der</strong>nem<br />

Wellness-Bereich gar nicht mehr wegwollen,<br />

schließlich ist hier alles, was man im Urlaub braucht.<br />

Über DERTOUR und ITS<br />

*** +<br />

HVD CLUBHOTEL<br />

MIRAMAR<br />

FOTOS: DER TOURISTIK<br />

****<br />

CLUB CALIMERA<br />

IMPERIAL RESORT<br />

In direkter Nachbarschaft zu den<br />

Naturdünen wirkt das Hotel mit<br />

seinen Erkern und Türmchen wie<br />

ein Palast im Morgenland. Eine<br />

Oase <strong>der</strong> Erholung ist es allemal!<br />

Und wenn Sie genug entspannt<br />

haben, gehen Sie einfach mal ein<br />

Viertelstündchen spazieren – z. B.<br />

ins zauberhafte Nessebar.<br />

Über DERTOUR und ITS<br />

Das Gefühl von feinem Sand<br />

zwischen den Zehen – und das den<br />

lieben ganzen Tag lang! Das ist<br />

genau Ihr Ding? Prima, denn<br />

dieses Resort liegt direkt am<br />

Strand. Der neue Beach Club<br />

versorgt Sie von früh bis spät mit<br />

Burgern, Snacks, Desserts, Eis,<br />

Obst und vielem mehr<br />

Über DERTOUR und ITS<br />

Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />

WWW.DER.COM<br />

**** +<br />

LTI NEPTUN<br />

BEACH<br />

Eltern kennen das: Wenn die Kids<br />

happy sind, können auch die<br />

Großen ihren Urlaub genießen.<br />

Genau so läuft es hier: Während<br />

die Kin<strong>der</strong> im Miniklub Spaß<br />

haben o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Disco abtanzen,<br />

können Sie auf einen Jetski o<strong>der</strong><br />

in den Whirlpool steigen. Gerechte<br />

Verteilung, finden Sie nicht?<br />

Über DERTOUR und ITS<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 65


LIFEHACKS<br />

„MAAAMAAA, WANN<br />

SIND WIR ENDLICH<br />

DAAAAAA??“<br />

Reisen mit Kin<strong>der</strong>n kann etwas anstrengend sein –<br />

es sei denn, man kennt ein paar Tricks.<br />

Silke Elzner hat 222 für ihr Buch „Auf alles vorbereitet“<br />

aufgeschrieben. Einige davon verraten wir hier<br />

ILLUSTRATIONEN MARIE GEISSLER<br />

66 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


KÖRNCHENFREIE ZONE<br />

Sand, <strong>der</strong> ständig auf die Decke weht, ist lästig. Ein großes Spannbetttuch schafft Abhilfe: Taschen in<br />

die vier Ecken eines Spannbettlakens stellen und den Rand daran hochziehen. So schafft man eine<br />

mobile Wand, und <strong>der</strong> Sand bleibt größtenteils draußen.<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 67


LIFEHACKS<br />

SCHATZSUCHE<br />

FÜR UNTERWEGS<br />

RASENDE REPORTER<br />

Verwandeln Sie Ihre Racker in Reisejournalisten, um sie<br />

in die richtige Abenteuerstimmung zu bringen: Versorgen<br />

Sie sie mit einer preiswerten Kamera und schenken Sie<br />

ihnen ein Tagebuch o<strong>der</strong> Reisejournal, um ihre Eindrücke<br />

unterwegs festhalten zu können. Mit Klebestift o<strong>der</strong> Fotoecken<br />

können sie Eintrittskarten, Fahrkarten, Postkarten,<br />

Werbezettel und an<strong>der</strong>e Mitbringsel einkleben. Ein tolles<br />

Souvenir am Ende <strong>der</strong> Reise!<br />

LEGO TO GO<br />

Besorgen Sie einen kleinen Metallkoffer und kleben Sie<br />

eine Legobodenplatte an die Innenseite. Vor das Kofferfach<br />

im Deckel kleben Sie eine halbe Platte, dann sind die Legosteinchen<br />

sicher verstaut. Ihr Kind kann auf <strong>der</strong> Platte nun<br />

zumindest kleine Bauwerke erstellen.<br />

Sie brauchen: eine Zip-Verschluss-Tüte, trockenen<br />

Reis, kleine Plastikfiguren, Muscheln, Murmeln,<br />

Glitzersteine, Aufkleber o<strong>der</strong> Ähnliches.<br />

Den Reis und gerade so viele Schätze in die Tüte<br />

füllen, dass sie auf den ersten Blick im Reis nicht<br />

zu erkennen sind. Tüte schließen und die Öffnung<br />

sicherheitshalber noch mit buntem Klebeband<br />

(Panzer-Tape) verkleben. Die Aufgabe für<br />

die Kin<strong>der</strong> ist nun, alle darin versteckten Gegenstände<br />

zu entdecken. Ähnlich gut klappt das auch<br />

in einer glatten Plastikflasche.<br />

WIE LANGE NOCH?<br />

Damit Kin<strong>der</strong> verstehen, wie viel Zeit die Autofahrt<br />

in Anspruch nimmt und wo sie sich gerade<br />

auf <strong>der</strong> Strecke befinden, können Sie ein Schaubild<br />

basteln: Malen Sie dafür auf Papier eine<br />

Straße, ein Auto, das Zuhause und den Zielort.<br />

Schneiden Sie alles einzeln aus und fixieren es<br />

mit Stecknadeln o<strong>der</strong> Klebefilm an <strong>der</strong> Autodecke.<br />

Dann muss das Papierauto je nach absolvierter<br />

Strecke nach vorne bewegt werden.<br />

ILLUSTRATIONEN: MARIE GEISSLER; TEXTAUSZÜGE: SILKE ELZNER, BEIDES AUS „AUF ALLES VORBEREITET – LIFEHACKS MIT KINDERN UNTERWEGS“, DUMONT-REISEVERLAG<br />

68 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


LIFEHACKS<br />

AUTOKINO<br />

SPASS IN VOLLEN ZÜGEN<br />

Die meisten ICE- und EC-Züge sind mit Kleinkindabteilen<br />

ausgestattet. Hier haben die Lütten bis drei Jahre<br />

und ihre Eltern deutlich mehr Bewegungsfreiheit und<br />

vielleicht sogar nette Gesellschaft. Stromanschluss und<br />

ein Wickeltisch (eventuell im Behin<strong>der</strong>ten-WC zu finden)<br />

sowie ausreichend Platz für den Kin<strong>der</strong>wagen sind ebenfalls<br />

vorhanden. Frühzeitig reservieren!<br />

TIPP Alles ausgebucht? Dann versuchen Sie Ihr Glück in<br />

einem Abteil. Das hat man manchmal ganz für sich allein, da<br />

Kin<strong>der</strong> eine herrlich abschreckende Wirkung haben können ...<br />

Für das gemeinsame Filmerlebnis auf <strong>der</strong> Rückbank:<br />

Tablet in eine große Zip- Verschluss-<br />

Tüte stecken, starke Gummis daran befestigen<br />

und über die Kopfstützen <strong>der</strong> beiden Vor<strong>der</strong>sitze<br />

schlingen. So hängt <strong>der</strong> Bildschirm mittig<br />

zwischen den Vor<strong>der</strong>sitzen, und alle Kin<strong>der</strong><br />

auf <strong>der</strong> Rückbank können auf nur einem Tablet<br />

Filme gucken.<br />

INTERVIEW<br />

MIT KINDERN REISEN ...<br />

Frau Elzner, warum haben Sie ein Buch übers<br />

Reisen mit Kind geschrieben?<br />

SILKE ELZNER Ich will Eltern mit großen und kleinen<br />

Kin<strong>der</strong>n Mut machen, gemeinsam die Welt zu entdecken.<br />

Vielleicht auch mal etwas Neues auszuprobieren,<br />

nicht immer nur die Pauschalreise mit Pool und<br />

Kidsclub. Nicht, dass daran etwas falsch wäre, aber auch<br />

Städte reisen sind für Familien super spannend.<br />

Wie lautet Ihr wichtigster Rat, wenn man mit<br />

Nachwuchs unterwegs ist?<br />

Machen Sie sich nicht verrückt! Man muss zwar mehr<br />

planen, meistens auch mehr bezahlen und auf jeden<br />

Fall Kompromisse eingehen – aber für Kin<strong>der</strong> und die<br />

Familie ist das Reisen eine wichtige Erfahrung.<br />

Was sollte man auf Reisen immer dabeihaben?<br />

Zip-Beutel, denn die sind vielfältig einsetzbar.<br />

Etwa als Müllbeutel o<strong>der</strong> Strandtuchhalter,<br />

indem man sie sandgefüllt auf die Ecken stellt.<br />

Doch vor allem sollte man immer mit ausreichend<br />

Gelassenheit, Geduld und Humor an<br />

die Sache herangehen, denn Stress und Anspannung<br />

färben schnell auf Kin<strong>der</strong> ab.<br />

Worauf schwören Sie persönlich?<br />

Wichtig ist, die Kin<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Planung und<br />

auch während <strong>der</strong> Reise einzubeziehen. So dürfen<br />

sie z. B. den Urlaubsort mit auswählen und<br />

ihre Reisepässe dem Sicherheitsbeamten selbst<br />

aushändigen.<br />

Und wohin zieht es Sie am meisten?<br />

Wir haben lange Zeit in Australien gewohnt, wo auch<br />

unsere Kin<strong>der</strong> geboren wurden. Von dort aus ist es<br />

natürlich ein Katzensprung bis nach Samoa, Fidschi<br />

und Neuseeland. Aber auch zurück in Europa fühlen<br />

wir uns wohl — ob in großen Städten wie Berlin und<br />

London o<strong>der</strong> den sonnenverwöhnten Landschaften<br />

rund ums Mittelmeer: Wir sind Neuem gegenüber<br />

immer aufgeschlossen.<br />

Welche Ziele stehen noch auf Ihrer<br />

Wunschliste?<br />

Wir würden gerne mal wie<strong>der</strong> eine Kreuzfahrt<br />

unternehmen, die sind super für<br />

Familien. Diesmal könnten wir uns die<br />

Ostsee o<strong>der</strong> auch die Karibik vorstellen.<br />

BUCHTIPP Silke Elzner fand ihren ersten Urlaub<br />

mit Baby wenig erholsam, doch im Laufe <strong>der</strong> Jahre<br />

lernte sie dazu. Ihre Ideen, wie Eltern und Kin<strong>der</strong> entspannt<br />

die Welt kennenlernen können, versammelt<br />

sie in „Auf alles vorbereitet“, DuMont, 14,99 Euro.<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 69


LIFEHACKS<br />

KEEP CALM ...<br />

... and travel on: Selbst ein suboptimaler Urlaub mit<br />

Kind hält unsere Autorin nicht vom Reisen ab<br />

Der grauenvollste Urlaub von meiner<br />

Tochter und mir führte uns nach Italien.<br />

Hinflug verspätet, am Flughafen<br />

kein Taxi, drei Kilometer zur Ferienwohnung<br />

gelatscht, Wetter gekippt, keine Heizung im<br />

Apartment, Strand durch Sturm zerstört, Rückflug<br />

gecancelt, neun Stunden im Zug von Pisa<br />

nach München gefahren, Zugklo kaputt. Diese<br />

Reise vor einem halben Jahr sorgt noch heute für<br />

tief empfundene Mitleidsbekundungen meiner<br />

Freunde und ein hysterisches Lachen meinerseits.<br />

An<strong>der</strong>erseits hat sie uns auch für so manches<br />

Abenteuer gestählt.<br />

Manche Menschen geben ihr Geld für ein<br />

gutes Auto aus, an<strong>der</strong>e für ein Eigenheim o<strong>der</strong><br />

Designerschuhe. Vor Elsas Geburt ging meines<br />

hauptsächlich für Reisen drauf. Nichts machte<br />

mich glücklicher. Natürlich war die Angst groß,<br />

dass ich als Mutter bis ans Ende meiner Tage<br />

nur noch mit dem Kombi nach Jesolo auf einen<br />

Campingplatz fahren würde. Zum Glück hat sich<br />

diese Schicksalsbiografie dann aber doch nicht<br />

bewahrheitet. Ich bin mit meiner Tochter, als sie<br />

neun Monate alt war, acht Wochen durch Kalifornien<br />

gereist. Im Alter von eins bis zwei machten<br />

wir unter an<strong>der</strong>em Urlaub in Estland,<br />

<strong>der</strong> Steiermark und Holland. Und kurz<br />

nach ihrem zweiten Geburtstag hat sie<br />

mich zwei Monate durch Indonesien,<br />

Thailand und Kambodscha begleitet.<br />

Bei all diesen Reisen war ich ziemlich<br />

gut vorbereitet: Ich hatte sämtliche<br />

Impfungen abgehakt, genug Spielzeug<br />

und Medikamente dabei, war bestens<br />

über die hygienischen Bedingungen<br />

im Urlaubsland informiert, habe Flüge<br />

entsprechend des Schlafverhaltens<br />

meiner Tochter gebucht, viel Sonnencreme<br />

und auch ausreichend viele Ersatzschnuller<br />

eingepackt.<br />

Und trotzdem gab es eben diese<br />

miserable Italienreise. Ich habe es aufgegeben,<br />

mir zu überlegen, wie man<br />

MICHÈLE<br />

LOETZNER<br />

und ihre Tochter<br />

Elsa (2) machen als<br />

Nächstes einen Städtetrip<br />

nach Stockholm.<br />

Die Autorin<br />

möchte unbedingt ins<br />

Junibacken-Museum.<br />

Trifft sich gut, dass<br />

das eigentlich eh für<br />

Kin<strong>der</strong> ist.<br />

das Elend hätte vermeiden können. Denn wer<br />

kann schon voraussehen, dass das Bodenpersonal<br />

an einem einzigen Tag streikt – und zwar genau<br />

dann, wenn man zurückfliegen möchte? Stattdessen<br />

denke ich lieber an alles, was super lief<br />

auf unseren Trips. Nicht wegen meiner hervorragenden,<br />

wasserdichten Organisation, son<strong>der</strong>n<br />

einfach, weil ich mit Kind reise.<br />

Ohne Elsa hätte ich nie in Angkor im kambodschanischen<br />

Dschungel zwei Stunden lang in<br />

einem uralten Tempel mit Babykatzen gespielt.<br />

Währenddessen ging hinter den Reisfel<strong>der</strong>n sanft<br />

die Sonne unter, und die Luft flirrte rot vom tönernen<br />

Sand. Alleine wäre ich sicher einfach weitergefahren.<br />

Auf zum nächsten Steinhaufen, bevor<br />

kein Licht mehr da ist! Also Travel-Stress de luxe.<br />

Stattdessen habe ich im Kopf die nächste Ruine<br />

einfach gecancelt und blieb entspannt im Hier und<br />

Jetzt. Ich war zehn Jahre zuvor schon mal in Kambodscha,<br />

aber erst nach <strong>der</strong> Reise mit Kind habe<br />

ich das Gefühl, wirklich etwas vom Land gesehen<br />

zu haben. O<strong>der</strong> Zandvoort in Holland: Bevor ich<br />

Mutter wurde, war ich acht Mal in Amsterdam. Ich<br />

kenne dort jede Gracht. Aber nie wäre ich auf die<br />

Idee gekommen, ans Meer zu fahren. Und dort mit<br />

meinem Kind zum Frühstück Pommes<br />

Ketchup Mayo zu essen. Ungesund?<br />

Total! Glücklich machend? Und wie!<br />

Elsa hat mir beigebracht, die Dinge<br />

zu tun, die an<strong>der</strong>e Menschen komisch<br />

finden — und sich null darum zu scheren,<br />

was diese an<strong>der</strong>en denken. Mein<br />

kin<strong>der</strong>loses Ich hätte in Kambodscha<br />

gesagt: „Oh Gott, die Katzen haben bestimmt<br />

Flöhe, die fasse ich nicht an!“<br />

Und in Zandvoort: „Pommes machen<br />

dick, man isst sie höchstens betrunken,<br />

wenn man aus einem Klub stolpert.<br />

Aber doch nicht zum Frühstück!“<br />

Reisen mit meiner Tochter hat mich<br />

verän<strong>der</strong>t. Hat mein Reisen verän<strong>der</strong>t.<br />

Und auch die Pläne, wohin ich gern<br />

noch mit ihr fahren möchte.<br />

FOTO: PRIVAT<br />

70 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


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FERIEN AUF DEM BAUERNHOF<br />

Jetzt<br />

wird’s<br />

wild<br />

TEXT STEFANIE MATOUSCH<br />

DIGITAL DETOX<br />

Statt des ewigen „Ping!“ vom<br />

Smartphone beim Eingang<br />

von Nachrichten hört man<br />

hier nur ein sonores „Muuh“


Tiere streicheln,<br />

Trecker fahren, im Heu<br />

toben – nicht nur<br />

Kin<strong>der</strong> mögen Urlaube auf<br />

dem Bauernhof, auch uns<br />

Erwachsenen tut das<br />

Hofleben richtig gut.<br />

Smartphones, Tablets und<br />

Spielekonsolen geraten<br />

schnell in Vergessenheit,<br />

jetzt heißt es nur noch:<br />

Zeit für uns, Zeit für die<br />

Familie. Wir stellen die<br />

schönsten Bauernhöfe<br />

in Österreich und<br />

Deutschland vor<br />

PENSION UND BAUERNHOF<br />

TRAUBE IN UDERNS<br />

I hol di mi’m<br />

Traktor ab!<br />

Ein herrlicher Blick auf die Bergwelt <strong>der</strong> Zillertaler<br />

Alpen, Ruhe und ein abwechslungsreiches<br />

Programm für die Kin<strong>der</strong>: Hier gibt es Erholung<br />

für die ganze Familie.<br />

Lage: Im Seitental des Inntals auf halber Strecke zwischen<br />

Kufstein und Innsbruck in <strong>der</strong> Gemeinde U<strong>der</strong>ns in Tirol.<br />

Zimmer: 22.<br />

Verpflegung: Halbpension mit Frühstücksbüfett.<br />

Aktivitäten: Wan<strong>der</strong>n und Klettern im Sommer, Skifahren<br />

im Winter. Ein Ausflug mit <strong>der</strong> traditionellen<br />

Dampf-Zahnradbahn zum nahegelegenen Achensee lohnt.<br />

Für die Kleinen: Spielplatz, Streichelzoo (Hasen, Ziegen,<br />

Pferde), Ponyreiten, Pferdekutschen- und Bummelzugfahrt<br />

(je einmal pro Woche), Kin<strong>der</strong>programm mit Trampolinspringen<br />

und Traktorfahren (viermal pro Woche).<br />

Highlight: Dank <strong>der</strong> Ermäßigung „Singles mit Kind“<br />

zahlen alleinerziehende Mütter und Väter für ihr Kind nur<br />

den halben Zimmerpreis; im historischen Kellergewölbe<br />

wartet eine Saunalandschaft.<br />

Öffnungszeiten: 19. Mai – 6. Oktober <strong>2018</strong> und<br />

20. Dezember – 15. April 2019.<br />

Buchbar über: DERTOUR, ITS Reisen.<br />

FERIENHOF KAMPFL IN FÜGEN<br />

Fast wie zu Hause<br />

Gestelztes Sie? Nicht auf dem Ferienhof Kampfl, hier sagt man du. Inhaberin Irene Taxacher kennt ihre<br />

Gäste alle beim Namen und wird wegen ihrer mütterlichen Art vor allem von den Kin<strong>der</strong>n geliebt.<br />

Lage: Das Apartmenthaus im Tiroler Stil liegt nur einen Kilometer von Fügen im österreichischen Zillertal entfernt.<br />

Zimmer: 25.<br />

Verpflegung: All inclusive.<br />

Aktivitäten: Im Sommer bietet sich die Region für Wan<strong>der</strong>ungen, Kletter- o<strong>der</strong> Biketouren an, die nahegelegenen Naturbadeseen<br />

laden zum Schwimmen ein. Im Winter geht’s per Bus (Haltestelle vor <strong>der</strong> Pension) zu den beliebten Skigebieten Spieljochbahn<br />

und Hochzillertal. Ebenso gut erreichbar und vor allem bei Kin<strong>der</strong>n beliebt: die Erlebnistherme Zillertal in Fügen.<br />

Für die Kleinen: hauseigener Spielplatz und Spielzimmer, zahlreiche Kin<strong>der</strong>wan<strong>der</strong>wege in <strong>der</strong> direkten Umgebung.<br />

Highlight: 250 Quadratmeter großer Wellnessbereich mit römischem Dampfbad und finnischer Zirbensauna. Spezielle<br />

Ernährungsbedürfnisse werden vom hauseigenen Restaurant gerne berücksichtigt.<br />

Geöffnet: 23. Juni – 15. September <strong>2018</strong> und 20. Dezember – 15. März 2019.<br />

Buchbar über: DERTOUR, ITS Reisen.<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 73


FERIEN AUF DEM BAUERNHOF<br />

SEERHOF IN FEICHTEN<br />

Auf du und du<br />

mit Mama Huhn<br />

Morgens im Hühnerstall Eier holen, mittags Brot<br />

backen, abends Kühe füttern – Alltag für Familie<br />

Stadlwieser. Doch ihre Gäste aus aller Welt<br />

lassen sie gerne am Bauernhofalltag teilhaben<br />

und bringen ihnen so das Hof- und Landleben<br />

ein Stück näher.<br />

Lage: In ländlicher Bergidylle auf 1240 Meter Höhe im<br />

österreichischen Kaunertal.<br />

Zimmer: 5 Apartments, 2 Zimmer.<br />

Verpflegung: Frühstück.<br />

Aktivitäten: Ob Orgel- und Heimatmuseum o<strong>der</strong> Wallfahrtskirche<br />

– Sehenswürdigkeiten gibt es im Kaunertal<br />

genug. Wintersportler freuen sich beson<strong>der</strong>s über den<br />

Kaunertaler Gletscher. Im kleinen Skigebiet in Fendels<br />

findet einmal pro Woche ein Nachtskilauf und das<br />

Nachtrodeln statt – ein Spaß für die gesamte Familie.<br />

Für die Kleinen: Kin<strong>der</strong> sind herzlich willkommen, Familie<br />

Stadlwieser bei <strong>der</strong> Hofarbeit zur Hand zu gehen und so<br />

spielerisch Neues zu lernen. Auf Wunsch wan<strong>der</strong>n die<br />

Gastgeber mit den Kin<strong>der</strong>n auf die Alm und besuchen die<br />

Kühe, die dort den Sommer verbringen.<br />

Highlight: Milch, Butter, Käse und Eier stammen aus<br />

<strong>der</strong> Hofproduktion. Geduldig zeigt Hausherrin Rosi ihren<br />

Gästen die Zubereitung original Tiroler Speisen.<br />

Geöffnet: Ganzjährig.<br />

Buchbar über: DERTOUR.<br />

FERTINGHOF IM HOCHTAL<br />

WILDSCHÖNAU<br />

Wild und schön<br />

Tradition wird bei Riedmanns großgeschrieben:<br />

Seit 1673 ist <strong>der</strong> Erbhof im Besitz <strong>der</strong><br />

Familie. Einblick in eine längst vergangene<br />

Zeit bekommen die Gäste dank all <strong>der</strong><br />

landwirtschaftlichen Geräte und Maschinen,<br />

die im ganzen Haus ausgestellt sind.<br />

Lage: Umrahmt von <strong>der</strong> traumhaften Bergwelt <strong>der</strong> Kitzbüheler<br />

Alpen liegt <strong>der</strong> Bauernhof auf 936 Metern Höhe<br />

– mit herrlichem Panoramablick auf den Schatzberg und<br />

die Kundler Klamm, rund zwei Kilometer vom malerischen<br />

Dorf Oberau entfernt.<br />

Zimmer: 15.<br />

Verpflegung: Frühstücksbüfett mit regionalen Produkten.<br />

Aktivitäten: Ob Sommer o<strong>der</strong> Winter – Aktiv<strong>urlaub</strong>er<br />

und Erholungssuchende kommen hier voll auf ihre Kosten.<br />

Direkt hinter dem Haus führt ein Wan<strong>der</strong>weg vorbei, im<br />

Winter auch eine Langlaufloipe. In direkter Nähe liegen<br />

die Skigebiete Nie<strong>der</strong>au-Markbachjoch und Schatzberg<br />

mit insgesamt 42 Kilometern Piste. Ausflüge nach Salzburg<br />

und Innsbruck lohnen zu je<strong>der</strong> Jahreszeit.<br />

Für die Kleinen: Großräumiger Spielplatz, Streichelzoo<br />

mit Hasen, Hühnern, Ziegen, zwei Katzen (Max und<br />

Moritz) und Hängebauchschwein Gusti.<br />

Highlight: Mit <strong>der</strong> „WildschönauCard“ (im Zimmerpreis<br />

inkludiert) gibt es zahlreiche Vergünstigungen in <strong>der</strong><br />

Region und Umgebung, z. B. freie Tennisplatzbenutzung<br />

in Oberau, geführtes Erlebniswan<strong>der</strong>n, freier Eintritt ins<br />

Freibad Wildschönau.<br />

Geöffnet: 1. April – 1. Juni und 1. Oktober – 26. Dezember<br />

<strong>2018</strong>.<br />

Buchbar über: DERTOUR.<br />

74 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


AN DER LANGEN LEINE<br />

Kin<strong>der</strong> können bei Familie<br />

Trunk Bekanntschaft mit<br />

den verschiedensten<br />

Tieren machen<br />

URLAUBSREITERHOF TRUNK<br />

IN IGERSHEIM<br />

Tierisch was los<br />

Ehepaar Trunk weiß, wo das Glück <strong>der</strong> Erde liegt: auf dem Rücken ihrer 38 Pferde. Ob Sie zum<br />

ersten Mal im Sattel sitzen o<strong>der</strong> bereits Profi sind – das Team vom Reiterhof Trunk geht auf alle<br />

Bedürfnisse seiner großen und kleinen Gäste ein.<br />

Lage: In <strong>der</strong> idyllischen Landschaft des lieblichen Taubertals, etwa zehn Kilometer vom historischen Bad<br />

Mergentheim im fränkischen Nordosten Baden-Württembergs.<br />

Zimmer: 16 Landhausferienwohnungen.<br />

Verpflegung: Selbstverpflegung mit Brötchenservice.<br />

Aktivitäten: Logier- und Dressurunterricht, Springgymnastik mit Schul- o<strong>der</strong> dem eigenen Pferd, geführte Ausritte,<br />

Anfängerreitunterricht, idyllischer Schwimmteich, Grillabende am Lagerfeuer auf <strong>der</strong> Pferdekoppel, herrliche<br />

Wan<strong>der</strong>- und Radwege in <strong>der</strong> Umgebung.<br />

Für die Kleinen: Abenteuerspielplatz, Streichelzoo, Tischtennis, Bogenbau, Wildtierpark und Therme in Bad<br />

Mergentheim, Kanufahren auf <strong>der</strong> Tauber.<br />

Highlight: Herrliches Hofcafé mit bio-regionalem Frühstück und Kuchen an den Wochenenden.<br />

Geöffnet: Ganzjährig.<br />

Buchbar über: DERTOUR.<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 75


FERIEN AUF DEM BAUERNHOF<br />

FERIENDORF PONYHOF<br />

HOLLAUS IN FUSCH<br />

Das Leben ist<br />

ein Ponyhof<br />

Kleine Stubenhocker verwandeln sich hier in<br />

Windeseile in echte Abenteurer – und wollen<br />

den im Nationalpark Hohe Tauern gelegenen<br />

Ponyhof so schnell nicht wie<strong>der</strong> verlassen.<br />

Lage: Im Herzen <strong>der</strong> Salzburger Alpen unweit vom Zeller<br />

See, auf etwa 750 Metern Höhe an <strong>der</strong> Großglockner-<br />

Hochalpenstraße.<br />

Zimmer: 35.<br />

Verpflegung: Halbpension.<br />

Aktivitäten: Geführte Almwan<strong>der</strong>ung im Sommer, Fahrt<br />

mit dem Bummelzug, Fahrradvermietung, Angeln,<br />

Wintersport in Zell am See/Kaprun (gratis Ski-Bus).<br />

Für die Kleinen: Streichelzoo, Ponywan<strong>der</strong>ung (Juli/<br />

August), Spielplatz, hauseigener Mini-Skilift für erste<br />

Versuche auf <strong>der</strong> Piste.<br />

Highlight: Ein neuer, 300 Quadratmeter großer Wellnessbereich<br />

mit Schwimmbad und Außenpool, Dampfbad,<br />

Kräuter-, Zirben- und finnischer Sauna.<br />

Geöffnet: 19. Mai – 13. Oktober <strong>2018</strong> und 21. Dezember<br />

<strong>2018</strong> – 27. April 2019.<br />

Buchbar über: DERTOUR.<br />

FAMILIENRESORT PETSCHNIGHOF<br />

IN DIEX<br />

Back to the roots<br />

Wenn Kin<strong>der</strong> lila Kühe malen und Erwachsene<br />

nicht mehr wissen, wie schön ein Sternenhimmel<br />

ist, dann wird es höchste Zeit für einen Besuch<br />

auf dem Petschnighof in Kärnten, findet<br />

Familie Kitz. Vor allem auf die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />

kleinen Gäste hat sich <strong>der</strong> familiengeführte Bio-<br />

Bauernhof spezialisiert.<br />

Lage: 1,5 Kilometer von Diex – einem <strong>der</strong> sonnenreichsten<br />

Orte Kärntens – auf 1100 Metern Höhe inmitten idyllischer<br />

Berge, Wäl<strong>der</strong> und Wiesen.<br />

Zimmer: 18.<br />

Verpflegung: Selbstverpflegung o<strong>der</strong> Vollpension.<br />

Aktivitäten: Hauseigener Naturbadesee nur für Hotelgäste,<br />

E-Bike-Verleih, geführte Wan<strong>der</strong>ungen, Angeln,<br />

Golfen, Eislaufen, Eisstockschießen, Wellnessbereich mit<br />

Saunawelt.<br />

Für die Kleinen: Eigener Pflegehase für jede Familie,<br />

zahlreiche Tiere auf dem Hof zum Füttern und Streicheln,<br />

Reitunterricht und Kin<strong>der</strong>programm für alle Altersgruppen,<br />

Traktor fahren und Wildbeobachtung mit dem Chef<br />

des Hauses, Indoor-Heuspielplatz zum Toben, Badesee mit<br />

Sprungbrett und Rutsche, Rodelbahn vor <strong>der</strong> Haustür.<br />

Highlight: Vor allem junge Eltern mit Baby können hier<br />

wun<strong>der</strong>bar entspannen. Das Hotel bietet neben <strong>der</strong> Betreuung<br />

für den Säugling auch spezielle Ernährung sowie<br />

Ausstattung wie Babybettchen, Kin<strong>der</strong>wagen, Lätzchen<br />

und Wickelauflage an.<br />

Geöffnet: Bis 30. September <strong>2018</strong>, anschließend Renovierungsarbeiten;<br />

Wie<strong>der</strong>eröffnung Anfang Mai 2019.<br />

Buchbar über: DERTOUR.<br />

FOTOS: MAURITIUS IMAGES; PLAINPICTURE (2); NIKOLAUS FAISTAUER PHOTOGRAPHY; PETER FRISCHMUTH/ARGUS; PR<br />

76 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


KOLUMNE<br />

I love<br />

Landleben<br />

Mein Hof,<br />

Mein Glück<br />

Sechs Jahre lang verbrachte unsere Autorin ihre<br />

Ferien zwischen Allgäuer Kühen und Heubergen – bis<br />

heute ihre schönsten Urlaubs-Erinnerungen<br />

TEXT NINA GRYGORIEW<br />

78 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


KOLUMNE<br />

FOTOS: PLAINPICTURE; FRANZISKA KAUSCH<br />

Ich war in Shanghai und Südafrika, in <strong>der</strong> Bretagne,<br />

auf Teneriffa und Sylt, in Istanbul, Paris, New<br />

York und L.A., in den Schweizer Alpen, in Kärnten<br />

und Südtirol, an <strong>der</strong> Westküste <strong>der</strong> USA, an <strong>der</strong><br />

Ostküste auch, auf Island und den Seychellen. Ich bin<br />

gewan<strong>der</strong>t, habe Wellness gemacht und Wale beobachtet,<br />

bin mit dem Cabrio am Meer entlang, mietete luxuriöse<br />

Ferienhäuser und schlief in Fünf-Sterne-Plus-Hotels.<br />

So toll diese Reisen auch waren: Der Urlaub, <strong>der</strong> bis heute<br />

den größten Platz in meinem Herzen hat, ist keiner von ihnen.<br />

Meine schönsten Ferien habe ich auf einem Bauernhof<br />

verbracht, in dem Dorf<br />

Betzigau<br />

im Allgäu. Sechs Mal<br />

w a r<br />

ich mit meinen Eltern<br />

und meinem<br />

Bru<strong>der</strong> dort,<br />

jedes Mal drei<br />

lange Sommerwochen.<br />

Sechs<br />

Mal war ich<br />

im Paradies.<br />

Wie meine Eltern<br />

diesen Hof<br />

gefunden haben,<br />

weiß ich nicht,<br />

aber er war perfekt:<br />

ein großes Wohnhaus, in<br />

dem uns die Ferienwohnung<br />

unter dem Dach gehörte, ein noch<br />

größerer Stall mit 150 Milchkühen, ihren<br />

Kälbern und zeitweise einem Schaf, ein riesiger<br />

Heuschober – und das Beste: fünf Kin<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Bauersfamilie Seiler, mit denen wir den Hof unsicher<br />

machen konnten.<br />

Was wir dann auch taten. Tagesordnungspunkt<br />

eins: Frühstück ausfallen lassen und in den Stall<br />

rennen, um beim Melken zu helfen. Danach eine<br />

Runde Trecker fahren und Gras wenden o<strong>der</strong> oben<br />

auf dem Wasserwagen sitzen, wenn <strong>der</strong> Bauer ihn<br />

auf die Weide brachte. Es mussten Kälber gestreichelt<br />

und mit <strong>der</strong> Flasche gefüttert werden – bis heute<br />

erinnere ich mich an das Gefühl, wenn ihre rauen Zungen<br />

meine Handfläche abgeleckt haben – und die Kühe auf <strong>der</strong><br />

Wiese besucht werden. Mittags stürmten wir die Küche des<br />

Bauernhauses. Kommandant dort war die Mutter des Bauern,<br />

eine zahnlose Frau, die wir nicht verstanden (allgäuer<br />

Dialekt ist für Menschen aus dem Ruhrgebiet in etwa wie<br />

Wan<strong>der</strong>n? Eine Zumutung.<br />

Ich musste Kälbchen füttern<br />

und Kühe melken.<br />

Chinesisch) und vor <strong>der</strong> wir immer ein bisschen Angst hatten,<br />

weil sie mit grimmigem Gesichtsausdruck und gebeugtem<br />

Rücken in ihre Töpfe murmelte. Aber sie kochte „Griesmuas“<br />

für uns. Heißen Griesbrei. Der kam in einen tiefen<br />

Teller und wurde mit viel Kakao bestreut. Der Himmel!<br />

Ab und zu kamen meine Eltern auf die absurde Idee, mein<br />

Bru<strong>der</strong> und ich müssten mit ihnen das tun, was Touristen<br />

im Allgäu gemeinhin so tun: wan<strong>der</strong>n. Was für eine Zumutung!<br />

Langweilige Berge rauflaufen, in noch langweiligere<br />

Täler glotzen und dann mit <strong>der</strong> Seilbahn wie<strong>der</strong> runterfahren?<br />

Ging gar nicht! Wir wollten lieber im Heuschober Verstecken<br />

spielen, was ein bisschen<br />

verboten war, weil sich<br />

das trockene Zeug<br />

so leicht entzünden<br />

kann, wenn<br />

man mit Anlauf<br />

immer wie<strong>der</strong><br />

reinspringt.<br />

Und die Kühe<br />

musste doch<br />

schließlich am<br />

späten Nachmittag<br />

auch jemand<br />

in den Stall<br />

treiben ... Meine Eltern<br />

gaben also irgendwann<br />

auf und gingen ohne<br />

quengelnde Kin<strong>der</strong> zum Wan<strong>der</strong>n in<br />

die Berge, wir waren ja sicher aufgehoben.<br />

Kin<strong>der</strong>betreuung rundum sozusagen. Im Grunde<br />

genommen haben die beiden sechs Jahre lang<br />

Pärchen-Urlaub gemacht. Ich vermute, auch für sie so<br />

eine Art Traum.<br />

Als ich elf war, verbrachte ich den letzten Sommer<br />

auf diesem wun<strong>der</strong>baren Bauernhof. Meine<br />

Eltern tauschten die Berge gegen den Atlantik ein,<br />

und so lernte ich die Bretagne kennen. Sie wurde<br />

ebenfalls eine große Liebe von mir, aber so sehr<br />

zu Hause wie bei Familie Seiler in Betzigau hab ich<br />

mich im Urlaub nie wie<strong>der</strong> gefühlt. Den Bauernhof<br />

von damals gibt es heute nicht mehr, die Familie hat einen<br />

landwirtschaftlichen Großbetrieb daraus gemacht, ohne<br />

Ferienwohnung und ohne Gäste, weil sich das nicht mehr<br />

rentiert. In meinen Erinnerungen ist <strong>der</strong> Hof aber noch da.<br />

Und zwar für immer – egal, wohin meine nächsten Reisen<br />

gehen.<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 79


SEVILLA & MADRID<br />

SEVILLA<br />

ODER<br />

MAURISCHE GRÜSSE<br />

Im Königspalast Alcázar sieht<br />

noch alles so aus, als wäre<br />

das Mittelalter erst gerade<br />

vorbei. Hier findet sich die<br />

hübsche Mudéjar-Architektur,<br />

die Sie nur in Spanien<br />

bestaunen können<br />

MADRID:<br />

WELCHE<br />

STADT<br />

HÄTTEN SIE<br />

DENN GERN?<br />

80 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


2<br />

3<br />

Sevilla<br />

1. ZURÜCK IN DIE VERGANGENHEIT<br />

Durch die Altstadt von Sevilla fährt man<br />

stilecht mit <strong>der</strong> Pferdekutsche. 2. GARTEN-<br />

FREUDE Im Sommer finden in den Gärten<br />

des Königspalastes Alcázar Konzerte statt.<br />

3. + 4. GLANZ UND GLORIA In <strong>der</strong> weitläufigen<br />

Gartenlandschaft des Königspalasts<br />

sind Pfauen die stilechtesten Bewohner.<br />

4<br />

Sevilla<br />

1<br />

Falls Sie rätseln, ob Sie<br />

sich lieber für Sevilla mit<br />

einzigartiger Architektur<br />

im Süden Spaniens<br />

entscheiden sollen, o<strong>der</strong><br />

doch lieber für Madrid,<br />

das quirlige Herz des<br />

Landes, helfen wir Ihnen<br />

bei <strong>der</strong> Entscheidung:<br />

Bereisen Sie einfach beide!<br />

TEXT NELE-MARIE BRÜDGAM (MADRID)<br />

UND STEFANIE MATOUSCH (SEVILLA)<br />

ALCÁZAR<br />

Willkommen im Märchen: Im Königspalast Alcázar kann<br />

je<strong>der</strong> quasi durch Sevillas Geschichte wandeln. Hier finden<br />

Sie die atemberaubende Mudéjar-Architektur, die die Stilelemente<br />

aus <strong>der</strong> langen Zeit <strong>der</strong> Maurenherrschaft in Spanien<br />

miteinan<strong>der</strong> kombiniert. Das Anwesen beeindruckt.<br />

Gerade erst war <strong>der</strong> königliche Palast die Hintergrundszenerie<br />

in einigen Szenen <strong>der</strong> US-Serie „Game of Thrones“.<br />

Es empfiehlt sich, online ein Ticket zu reservieren, mit<br />

dem Sie dann ohne Warten eintreten können, anstatt beim<br />

Ticketkauf stundenlang in <strong>der</strong> prallen Sonne anzustehen.<br />

Das kostet auch nur einen Euro mehr (regulär: 9,50 Euro).<br />

Wer gar keinen Eintritt zahlen möchte, kommt einfach erst<br />

eine Stunde, bevor <strong>der</strong> Palast schließt.<br />

alcazarsevilla.org, Tickets online reservieren unter:<br />

oberonsaas.com/realalcazarsevilla/visitageneraldos<br />

PALACIO DE LAS DUEÑAS<br />

Kulturfans kommen hier zu ihrem Glück! Die Residenz des<br />

Herzogs von Alba ist einer <strong>der</strong> tollsten Plätze <strong>der</strong> Stadt. Bei<br />

einem Spaziergang durch die Gärten, Innenhöfe und Salons<br />

in dem über fünfhun<strong>der</strong>t Jahre alten Gebäude erfüllt einen<br />

Erfurcht. Wer auch die beeindruckende Kunstsammlung<br />

von Gemälden, Skulpturen, Teppichen und antiken Möbeln<br />

bewun<strong>der</strong>n möchte, sollte für die Besichtigung etwa zwei<br />

Stunden einplanen. Der Eintritt liegt bei 8 Euro.<br />

lasduenas.es<br />

PALACIO DE LA CONDESA DE LEBRIJA<br />

Obwohl mitten in <strong>der</strong> Stadt, zieht es bisher nur wenige Touristen<br />

in diesen wun<strong>der</strong>schönen Palast aus dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Dabei beherbergt das Haus viele archäologische Funde,<br />

beeindruckende Mosaiken und dekorative Elemente aus dem<br />

arabischen Raum. Mit etwas Glück ist man unter <strong>der</strong> Woche<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 81


SEVILLA & MADRID<br />

sogar für ein paar Minuten alleine in den beschaulichen Innenhöfen<br />

des Anwesens. Eine herrliche Stille! Der Eintritt<br />

für den unteren Flur liegt bei 6 Euro. Für ca 9 Euro ist auch<br />

die obere Etage zu besichtigen, allerdings nur mit Führung.<br />

palaciodelebrija.com<br />

1<br />

KATHEDRALE SANTA MARÍA DE LA SEDE<br />

Der Weg eines Sevilla-Besuchers sollte auf jeden Fall einmal<br />

zum Dom führen! Die Kathedrale (seit 31 Jahren<br />

UNESCO-Weltkulturerbe) ist die größte gotische Kirche<br />

Spaniens und eines <strong>der</strong> flächengrößten Kirchenschiffe <strong>der</strong><br />

ganzen Welt. In ihr liegen die sterblichen Überreste des Entdeckers<br />

von Amerika, Christoph Kolumbus. Ein weiteres<br />

Highlight ist <strong>der</strong> vergoldete Hochaltar – mit 23 × 20 Metern<br />

<strong>der</strong> größte christliche Altar <strong>der</strong> Welt. Vom Glockenturm „La<br />

Giralda“ haben Sie einen fantastischen Blick über die Stadt.<br />

Da die Kathedrale zu den meistbesuchten Bauten <strong>der</strong> Stadt<br />

gehört, sollten Sie für die Schlange vorm Eingang ruhig Wegzehrung<br />

mitbringen. Und gute Nerven. O<strong>der</strong> befolgen Sie<br />

den Geheimtipp: In <strong>der</strong> Kirche „El Salvador“, fünf Minuten<br />

von <strong>der</strong> Kathedrale entfernt, gibt es ein Kombi-Ticket! Es<br />

kostet genauso viel wie <strong>der</strong> Eintritt zur Kathedrale (9 Euro),<br />

beinhaltet aber die Besichtigung <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>schönen Kirche.<br />

Anschließend können Sie durch den Gruppeneingang<br />

meist ohne langes Anstehen in die Kathedrale. Bravo!<br />

catedraldesevilla.es<br />

3<br />

2<br />

1. SCHATTENPAUSE Im<br />

Parque de María Luisa bringen<br />

Alleen und Springbrunnen an<br />

heißen Tagen die ersehnte Abkühlung.<br />

2. UNTRENNBAR<br />

Flamenco gehört zu Sevilla wie<br />

das Kölsch zu Köln.<br />

3. HALTUNG, BITTE! Einst<br />

gehörte <strong>der</strong> Parque de María<br />

Luisa inklusive dieser Statue <strong>der</strong><br />

Prinzessin María Luisa Fernanda<br />

de Borbón. Sie schenkte ihn dann<br />

netterweise <strong>der</strong> Stadt. 4. REIN<br />

INS GETÜMMEL! Die Tapasbar<br />

„El Rinconcillo“ ist immer<br />

voll: Die Einheimischen wissen<br />

halt, was gut ist. Machen Sie mit,<br />

denn die Lebenslust ist<br />

ansteckend!<br />

PARQUE DE MARÍA LUISA<br />

In den idyllischen Alleen und an den Gewässern des Parks<br />

können Sie sich fühlen wie ein Mitglied <strong>der</strong> Königsfamilie.<br />

Prinzessin María Luisa Fernanda de Borbón schenkte ihn<br />

1893 <strong>der</strong> Stadt Sevilla, somit ist die Anlage herrschaftlich:<br />

Promenaden kreuzen sich an runden Plätzen mit Springbrunnen<br />

und Statuen, was den Park zu einem wahren Freilichtmuseum<br />

macht. Mit dem Fahrrad, per Pferdekutsche<br />

o<strong>der</strong> zu Fuß (mit bequemen Schuhen) lässt sich die Anlage<br />

und ihre reichhaltige Pflanzenwelt bestens erkunden.<br />

Sevilla<br />

SHOPPING<br />

Im „El Torno“, dem Gemeinschaftsladen <strong>der</strong> Sevillaner<br />

Klöster, können Sie Klosterleckereien sowie wun<strong>der</strong>schöne<br />

Handarbeiten kaufen – gestickt, mit Spitze, aus Keramik.<br />

Stöber-Spaß: Der Concept-Store „La Importadora Shop<br />

& Gallery“ in <strong>der</strong> Calle Pérez Galdós 2 bietet eine tolle<br />

Mischung aus cooler Kleidung, Möbeln und Deko-Artikeln.<br />

el-torno-pasteleria-de-conventos-de-clausura.negocio.site<br />

facebook.com/LaImportadora<br />

4


SEVILLA & MADRID<br />

1<br />

Sevilla<br />

„EL RINCONCILLO“<br />

Wer nicht aufpasst, übersieht die urige Tapasbar, so versteckt<br />

liegt sie in einer kleinen Seitenstraße <strong>der</strong> Innenstadt.<br />

Seit 1670 werden hier köstliche Tapas über die Theke<br />

gereicht. Unter Klaustrophobie dürfen Sie allerdings<br />

nicht leiden, denn das Lokal ist sehr voll, trubelig und laut.<br />

Typisch spanisch halt, hier treffen sich die Einheimischen –<br />

in den frühen Abendstunden auf einen Aperitif mit Tapas,<br />

was dann gerne erst spät in <strong>der</strong> Nacht endet. Wer einen<br />

Tisch haben möchte, muss reservieren. Ansonsten einfach<br />

unter die Stehenden mischen und Spanien hautnah erleben!<br />

elrinconcillo.es<br />

2<br />

TAPAS DE LUXE<br />

Eine tolle Alternative zum „Rinconcillo“ ist die Tapasbar<br />

„Eslava“ in <strong>der</strong> gleichnamigen Straße in <strong>der</strong> Innenstadt.<br />

Typische Tapas sind hier z. B. „Espinaca con garbanzos“<br />

(Spinat mit Kichererbsen), Papas Aliñás (Kartoffelsalat)<br />

und „Pringá“ (klein gezupftes Fleisch). Wer einen Tisch ergattern<br />

möchte, sollte vor 20 Uhr da sein. Unbedingt probieren:<br />

ein Glas Fino, trockener Sherry. Stoßen Sie ruhig mal<br />

links o<strong>der</strong> rechts von Ihnen damit an: Die Spanier freut es!<br />

espacioeslava.com<br />

1. + 2. VIEL MEHR ALS EINE KLEINIGKEIT Eine Kostprobe<br />

aus <strong>der</strong> Bar „Eslava“ in Sevillas Zentrum. Bitte mehr davon! Kein<br />

Wun<strong>der</strong>, dass <strong>der</strong> Tapas-Hotspot für viele zu einem zweiten<br />

Wohnzimmer geworden ist.<br />

FLAMENCO<br />

Viele Bars bieten Flamenco-Darbietungen an, allerdings<br />

zum Teil zu sehr hohen Preisen. Eine authentische Show<br />

ohne touristischen Schnickschnack und ganz ohne Eintritt<br />

zahlen zu müssen, gibt es jeden Abend ab 20 Uhr in <strong>der</strong> Bar<br />

„La Carbonería“. Sie zahlen nur, was Sie essen o<strong>der</strong> trinken.<br />

lacarbonerialevies.blogspot.de<br />

DACHTERRASSE<br />

Einen grandiosen Blick über die Stadt bietet die Dachterrasse<br />

des Vier-Sterne-Hotels „Inglaterra“ in <strong>der</strong> Altstadt (das<br />

Hotel ist über DERTOUR buchbar). Im Frühling und Sommer<br />

ist dieser Platz mit Mega-Aussicht von 20 bis 22.30 Uhr<br />

geöffnet, es gibt Live-Musik, dazu kommen leckere Drinks.<br />

Viel besser kann die Stimmung zur Nacht nicht sein. Ach<br />

doch: Sie blicken auch noch direkt auf die Kathedrale! Paare<br />

treffen sich hier gerne zum Turteln.<br />

<strong>der</strong>tour.de<br />

MERCADO LONJA DEL BARRANCO<br />

Die Markthalle „Lonja del Barranco“ kann gegnüber den<br />

berühmten Hallen „Mercat de la Boqueria“ in Barcelona<br />

o<strong>der</strong> dem „Mercado de San Miguel“ in Madrid sehr gut mithalten.<br />

Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t gab es hier einen Fischmarkt,<br />

heute beherbergt das historische Gebäude ein über zwei<br />

Stockwerke verteiltes Riesenangebot für Feinschmecker.<br />

Von international bis typisch andalusisch ist alles dabei.<br />

Sogar ein Sitzbereich mit Blick auf den Fluss Guadalquivir<br />

wurde im Markt eingerichtet – ein perfektes Plätzchen,<br />

um mit einem Frühstück in den Tag zu starten o<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Mittagspause mal ein Stündchen zu träumen.<br />

mercadolonjadelbarranco.com<br />

STILLE SCHÖNHEIT Der Palacio de Lebrija stammt<br />

aus dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t. Kommen Sie am besten<br />

wochentags und genießen Sie die Ruhe!<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 83


SEVILLA & MADRID<br />

LECKERE, FETTIGE ANGELEGENHEIT<br />

Jede Pause versüßen können Sie sich mit Churros. Sie sind<br />

die längliche Antwort Spaniens auf Österreichs Krapfen<br />

o<strong>der</strong> die deutschen Berliner. Das in reichlich Öl frittierte<br />

Gebäck, von dickflüssiger Schokosoße begleitet, wird meist<br />

in einer Art Kiosk auf <strong>der</strong> Straße verkauft. Richtig gute<br />

Churro-Bars sind „La Centuria“ o<strong>der</strong> „El Comercio“.<br />

barelcomercio.com<br />

Sevilla<br />

GÜNSTIGE STADTFÜHRUNG<br />

Jeden Morgen um 11 Uhr starten am Brunnen an <strong>der</strong> Kathedrale<br />

die zweieinhalbstündigen Führungen von Pancho<br />

Tours. Am Ende des Rundgangs bezahlt je<strong>der</strong> dem Guide<br />

nur das, was er für angemessen hält. Eine tolle Möglichkeit,<br />

um einen ersten Überblick zu bekommen und den ein o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Insi<strong>der</strong>-Tipp zu erhalten.<br />

panchotours.com/seville-free-tour<br />

METROPOL PARASOL<br />

1. WENN SCHON, DENN<br />

SCHON Spaniens Schmalzgebäck,<br />

„Churros“ genannt, wird<br />

auch noch in Schokosoße getunkt.<br />

Lecker! 2. WEITBLICK<br />

Auf dem futuristisch-mo<strong>der</strong>nen<br />

Holzbauwerk „Metropol Parasaol“<br />

sollten Sie unbedingt einen<br />

Sonnenuntergang erleben!<br />

3. BLUB BLUB In Sevillas<br />

Aquarium schwimmen 400<br />

Meeresbewohner. Gerade<br />

Kin<strong>der</strong> vergnügen sich hier<br />

stundenlang.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

In Sevillas Altstadt steht die größte Holzkonstruktion <strong>der</strong><br />

Welt: Der „Metropol Parasol“ ist eine <strong>der</strong> wenigen neumodischen<br />

Sehenswürdigkeiten <strong>der</strong> Stadt. Das futuristisch-mo<strong>der</strong>ne<br />

Bauwerk, das an einen überdimensionalen Pilz erinnert,<br />

wurde vom deutschen Architekten Jürgen Mayer H.<br />

entworfen Auf <strong>der</strong> Plattform unter <strong>der</strong> Konstruktion kurven<br />

tagsüber Kids mit Skateboards und Rollerblades herum.<br />

Für 4 Euro lässt sich das eigentliche Highlight des Bauwerks<br />

besichtigen: das Dach mit mehreren Gängen, die alle als<br />

Aussichtsplattformen dienen. 26 Meter über <strong>der</strong> Stadt haben<br />

Sie hier einen fantastischen Panoramablick. Mit dem<br />

Ticket dürfen Sie sich später an <strong>der</strong> Bar noch einen Gratis-Drink<br />

genehmigen. Die Wartezeiten können vor allem<br />

am Wochenende sehr lang sein, deshalb empfiehlt sich <strong>der</strong><br />

Besuch am Abend. Lohnt sich doppelt, denn <strong>der</strong> Sonnenuntergang<br />

von dort oben ist phänomenal! Auch für Shoppingfreudige<br />

und Historienfans bietet <strong>der</strong> „Metropol Parasol“<br />

einiges: Unter dem Pilz gibt’s einen Markt, Läden, Bars und<br />

Restaurants sowie ein archäologisches Museum, das sogenannte<br />

Antiquarium, in dem sich auf fast 5000 Quadratmetern<br />

Überreste aus römischer und maurischer Zeit befinden.<br />

setasdesevilla.com<br />

ACUARIO DE SEVILLA<br />

Bei durchschnittlich nur 65 Regentagen im Jahr spielt sich<br />

das Leben <strong>der</strong> Stadt hauptsächlich im Freien ab. Sollte das<br />

Wetter aber doch mal schwächeln o<strong>der</strong> die Hitze <strong>der</strong> Sommermonate<br />

zu doll werden, dann ist ein Besuch im Acuario<br />

de Sevilla die perfekte Wahl. Das Meeresmuseum hat sich<br />

auf die Weltumrundung des portugiesischen Seefahrers<br />

Ferdinand Magellan spezialisiert. Außerdem können Sie<br />

400 Meeresbewohner aus verschiedenen Ökosystemen und<br />

Lebensräumen in über 35 verschiedenen Aquarien bestaunen.<br />

Da taucht man aus <strong>der</strong> Stadt gerne mal ab.<br />

acuariosevilla.es, Eintritt 15 Euro<br />

FOTOS: SHUTTERSTOCK (11); THINKSTOCK (4); MAURITIUS IMAGES (5); STOCKSY.COM; FELIPE RODRIGUEZ/LAIF; GETTY IMAGES (3); PR<br />

84 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


SEVILLA & MADRID<br />

ENTDECKEN<br />

SIE<br />

HERZ<br />

UND SEELE<br />

SPANIENS<br />

Madrid<br />

PRUNK, PRACHT, PROTZ<br />

Die Prachtmeile Gran Vía hat ihre allerprächtigste Zeit zwar<br />

hinter sich, doch ein Spaziergang lohnt sich hier auf jeden<br />

Fall: Viele Gebäude gehören zu den wichtigsten und protzigsten<br />

<strong>der</strong> Stadt. So etwa das „Edificio Metrópolis“ aus dem<br />

Jahr 1911 (Ecke Gran Vía/Calle de Alcalá). Für den Bau mit<br />

fein geglie<strong>der</strong>ter Fassade und Turmkuppel wurden zuvor sieben<br />

Häuser abgerissen. O<strong>der</strong> das „Edificio Capitol“ von 1933<br />

(Gran Vía/Plaza del Callao). Die neueren Billigshops und<br />

Fastfood-Läden an <strong>der</strong> Straße sollten Sie besser übersehen.<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 85


SEVILLA & MADRID<br />

Madrid<br />

2<br />

3<br />

1<br />

1. GÖTTLICH Am „Fuente de Neptuno“ feiern die<br />

Fußballer von Atlético Madrid traditionell ihre Siege.<br />

2. FEINE BEILAGE Der rohe Schinken „Jamón Ibérico“<br />

wird, frisch geschnitten, gerne zum Bier gereicht.<br />

3. KOPFSTAND Beim Kulturzentrum „Caixa Forum“<br />

steht ein vertikaler Garten.<br />

2<br />

1<br />

1. WIE AM MEER Die Köche aus<br />

Madrid holen sich gern Ideen bei<br />

den weitläufigen Nachbarn im<br />

Baskenland o<strong>der</strong> in Portugal.<br />

2. ABER HALLO! Eine Werk des<br />

Künstlers Joan Miró im Open-Air-<br />

Skulpturen museum. 3. VON<br />

ALLEM ETWAS Der „Mercado<br />

de San Miguel“ bietet Delikatessen<br />

für Schlemmerkönige.<br />

GROSSE WERKE, AUCH FÜR DIE KLEINEN<br />

Das „Museo del Prado“ (Tickets über DERTOUR buchbar)<br />

ist eins <strong>der</strong> wichtigsten Kunstmuseen <strong>der</strong> Welt. Ob Hieronymus<br />

Bosch, Tizian o<strong>der</strong> Albrecht Dürer – alle großen<br />

Meister sind mit bedeutenden Werken vertreten. Beson<strong>der</strong>s<br />

sehenswert ist das berauschend farbenprächtige Gemälde<br />

des Malers El Greco. Das berühmteste Werk des Hauses<br />

ist „Las Meninas“ von Velázquez. Ein Bild voller Rätsel, an<br />

dem auch Kin<strong>der</strong> viel Freude haben. Die Sammlung des<br />

Prado umfasst Kunst des 11. bis 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts, etwa 1000<br />

Werke sind jeweils zeitgleich ausgestellt. Ganz in <strong>der</strong> Nähe,<br />

am „Paseo del Arte“ (dem Kunstboulevard), liegen noch<br />

zwei weitere Museen mit bedeutenden Sammlungen: Das<br />

„Museo Thyssen-Bornemisza“ (Kunst des 13. bis 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />

Tickets über DERTOUR) und das „Museo Reina<br />

Sofía“ (20./21. Jh.). In direkter Nachbarschaft befindet sich<br />

auch das Kulturzentrum „Caixa Forum“ mit einem sensationellen<br />

vertikalen Garten. Wer meint, Museumsbesuche seien<br />

nur an Regentagen sinnvoll, <strong>der</strong> kennt Madrid nicht im<br />

Sommer. Im Juli und August klettert das Thermometer oft<br />

über 30 °C, zwischen den Häusern staut sich die Hitze – da<br />

ist Kunst in klimatisierten Räumen ein beson<strong>der</strong>er Genuss.<br />

museodelprado.es, Calle de Felipe IV / Paseo del Prado<br />

museothyssen.org, Paseo del Prado 8<br />

museoreinasofia.es, Calle Santa Isabel 52<br />

caixaforum.es/es/madrid/home, Paseo del Prado 36<br />

TRÖDEL, KUNST UND LECKEREIEN<br />

Mit rund 1000 Ständen ist <strong>der</strong> „El Rastro“ Spaniens größter<br />

Flohmarkt. Seine Ursprünge liegen im Mittelalter, zu kaufen<br />

gibt es alles Mögliche und Unmögliche – von Bil<strong>der</strong>n und<br />

Kleidung über Werkzeug und Küchenartikel bis zu Schall-<br />

3


IMPRESSUM<br />

platten, Schmuck, Kunsthandwerk und Möbeln. Auch die<br />

angrenzenden Geschäfte bieten viel Trödel o<strong>der</strong> Antiquitäten,<br />

in zahlreichen Bars gibt’s leckere Tapas. Rundum gut!<br />

Eine Führung <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s leckeren Art bietet DERTOUR<br />

an mit <strong>der</strong> „Tapas-Tour“ (buchbar unter <strong>der</strong>tour.de).<br />

Plaza de Cascorro, Calle de la Ribera de Curtidores und Umgebung,<br />

sonntags & feiertags 9 – 15 Uhr<br />

IN FEINEN GEMÄCHERN<br />

Der Königspalast ist die offizielle Residenz von Felipe VI., Letizia<br />

und den Töchtern – in Wahrheit wohnt die Familie aber<br />

nicht hier, son<strong>der</strong>n im „Palacio de la Zarzuela“ außerhalb <strong>der</strong><br />

Stadt. Fein, denn deshalb können Sie das im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

erbaute Gebäude besichtigen! Die prunkvollsten Räume<br />

sind <strong>der</strong> Thron- und Speisesaal. Vor dem Besuch die Website<br />

checken: Wegen königlicher Empfänge und Veranstaltungen<br />

bleibt <strong>der</strong> Palast manchmal geschlossen.<br />

Buchbar über <strong>der</strong>tour.de o<strong>der</strong> patrimonionacional.es<br />

DER BRUNNEN DER FREUDE<br />

In <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> „Plaza de Cibeles“ thront eine Statue <strong>der</strong><br />

Göttin Kybele über rauschenden Fontänen. Nach Siegen des<br />

Fußballklubs Real Madrid feiern hier die Fans. Vor Freude<br />

springen sie dann auch mal ins Wasser. Unter den umliegenden<br />

Prachtbauten zieht <strong>der</strong> „Palacio de Cibeles“ alle<br />

Augen auf sich: Er ist im typischen Madri<strong>der</strong> Zuckerbäckerstil<br />

gestaltet, beherbergt das Rathaus, ein Kulturzentrum,<br />

Gastro nomie und im achten Stock eine Aussichtsplattform.<br />

centrocentro.org<br />

KUNST AUF SCHRITT UND TRITT<br />

Unter einer Straßenüberführung befindet sich das „Museo<br />

de Esculturas al Aire Libre“, das Open-Air-Skulpturenmuseum<br />

mit 17 eindrucksvollen Werken. Eröffnet wurde es<br />

schon 1972 als erstes Projekt seiner Art in Spanien – heute<br />

gibt es ähnliche Museen in vielen Städten. Vertreten sind<br />

Werke von Künstlern wie Eduardo Chillida o<strong>der</strong> Joan Miró.<br />

turismoalcala.es/turismo/museo-esculturas-al-aire-libre<br />

NASCHEN, SCHLEMMEN, SHOPPEN<br />

Einst wurde an den Ständen <strong>der</strong> Jugendstilmarkthalle einfach<br />

nur Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch verkauft, heute ist<br />

<strong>der</strong> „Mercado de San Miguel“ ein schick saniertes Schlemmerparadies<br />

mit spanischen und internationalen Delikatessen.<br />

Wer dagegen einen traditionellen Markt kennenlernen<br />

möchte, findet ihn im Viertel La Latina: Der „Mercado de la<br />

Cebada“ hat ein reiches Angebot und eine tolle Atmosphäre.<br />

mercadodesanmiguel.es, Plaza de San Miguel, tgl. von 10 Uhr bis nachts<br />

mercadodelacebada.com, Plaza de la Cebada,<br />

Mo – Fr 9 – 14 Uhr & 17.30 – 20.30 Uhr, Sa 9 – 18 Uhr<br />

Herausgeber<br />

DER Touristik Deutschland GmbH,<br />

Humboldtstraße 140-144, 51149 Köln<br />

Redaktion<br />

Territory Content to Results GmbH.<br />

Postanschrift für Verlag und Redaktion:<br />

DER URLAUB, Bei den Mühren 1,<br />

20457 Hamburg. Geschäftsführung:<br />

Soheil Dastyari, Sandra Harzer-Kux<br />

Publishing Management<br />

Stephan Schnei<strong>der</strong><br />

Chefredaktion Nina Grygoriew<br />

Art-Direktion Frank Siegert<br />

Textchefin Birte Plöger<br />

Bildredaktion Miriam Breig<br />

Schlussredaktion Jens Asthoff<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

Harald Braun, Anna Butterbrod,<br />

Nele-Marie Brüdgam, Miriam Collée,<br />

Frauke Gans, Anton Hallmann, Michèle<br />

Loetzner, Stefanie Matousch, Katrin<br />

Parmentier, Thordis Rüggeberg<br />

Herstellung Katharina Libisch,<br />

Tel.: 02203/42-0,<br />

katharina.libisch@<strong>der</strong>touristik.com<br />

Litho D.I.E. Grafikpartner GmbH,<br />

Hohenstaufenring 29–37, 50674 Köln<br />

Druckerei Vogel Druck und<br />

Medienservice, Leibnizstrasse 5,<br />

97204 Hochberg<br />

Anzeigen<br />

Oliver Hirsch, Tel.: 0220/3 42 0,<br />

oliver.hirsch@<strong>der</strong>touristik.com<br />

SIE ERHALTEN DER URLAUB<br />

IN DEN REISEBÜROS DER<br />

„DER TOURISTIK“.<br />

DAS NÄCHSTE HEFT<br />

ERSCHEINT IM HERBST <strong>2018</strong><br />

Das für das Magalogpapier verwendete Holz stammt<br />

aus verantwortungsvoller Waldbewirtschaftung,zertifiziert<br />

nach den Richtlinien des Forest Stewardship<br />

Council (FSC ®).<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 87


SEVILLA & MADRID<br />

Madrid<br />

FEIN, KÖSTLICH, KREATIV<br />

2<br />

Die baskische Küche ist mit Abstand die beste in ganz<br />

Spanien, das erkennt man auch in Madrid neidlos an. Beliebt<br />

ist das Restaurant „Txirimiri“, das sowohl „pintxos“ (kleine,<br />

delikate Häppchen – die baskische Variante <strong>der</strong> Tapas) als<br />

auch ganze Menüs serviert.<br />

txirimiri.es, Calle Humilla<strong>der</strong>o 6 und vier weitere Adressen<br />

1<br />

1. REKORD IN SPANIEN 1000 Stände hat <strong>der</strong> Flohmarkt<br />

„El Rastro“. 2. ÜBER ALLEN Auf <strong>der</strong> Plaza Mayor reitet König<br />

Felipe III. als Statue.<br />

TOR, TOOR, TOOOR!!!<br />

Die meisten <strong>der</strong> 81 044 Besucherplätze im Estadio Santiago<br />

Bernabeú, dem Stadion des Fußballklubs Real Madrid, sind an<br />

Abonnenten vergeben. Mit etwas Glück bekommen Sie noch<br />

Einzeltickets online (ab 40 Euro). Auf geführten Stadiontouren<br />

dürfen Besucher die Kabinen, die Präsidententribüne<br />

und den Pressekonferenzsaal besuchen (ab 18 Euro).<br />

Eintrittskarten über DERTOUR buchbar.<br />

realmadrid.com<br />

KLACKER-KLACKER-KASTAGNETTEN!<br />

Bei „El Flamenco Vive“ gibt es alles zu kaufen, was das Herz<br />

von Flamenco-Freunden entflammt: schöne Fächer, Tücher<br />

o<strong>der</strong> Kastagnetten. Toll für hochwertige Souvenirs! Und wer<br />

den Flamenco in Aktion erleben möchte: DERTOUR hat die<br />

Show „Flamenco Torres Bermejas“ im Programm (buchbar<br />

über <strong>der</strong>tour.de).<br />

elflamencovive.com/german<br />

Calle del Conde de Lemos 7 (CDs und Musikinstrumente),<br />

Calle Duque de Fernán Núñez 5 (Kleidung, Schuhe, Accessoires)<br />

SPAZIEREN, SCHAUEN – UND TIEF DURCHATMEN<br />

Jahrzehntelang missachtete man in Madrid den Fluss Manzanares<br />

– an seinen Ufern rauschte nur <strong>der</strong> Verkehr vorbei.<br />

Nun verlaufen die Schnellstraßen unterirdisch, es entstand<br />

ein neues Erholungsviertel, „Madrid Río“ genannt. Ein Hingucker<br />

ist die Fußgängerbrücke „Puente de Arganzuela“, die<br />

an einen Korkenzieher erinnert. Zudem gibt es viele Grünflächen<br />

und Gärten, künstliche Strände, einen Skaterpark,<br />

ein Kulturzentrum und Gastronomie.<br />

Am Ufer des Manzanares zwischen <strong>der</strong> Calle del Vado de Santa<br />

Catalina und dem Estadio Vicente Cal<strong>der</strong>ón (Atlético Madrid)<br />

FANTASTISCHE SÜNDE<br />

Churros con chocolate (Schmalzgebäck mit heißer, dickflüssiger<br />

Schokolade zum Tunken) – das ist auch hier die<br />

wohl leckerste Süßigkeit <strong>der</strong> Stadt. In <strong>der</strong> „Chocolatería San<br />

Ginés“ gibt es sie seit 1894 – und inzwischen sogar 24 Stunden<br />

täglich. Nachts machen Polizisten hier gerne ihre Pause.<br />

chocolateriasangines.com, Pasadizo de San Ginés 5<br />

DIE STADT VON OBEN<br />

In elf Minuten schaukeln die Gondeln <strong>der</strong> „Teleférico de<br />

Madrid“ über das Tal des Manzanares bis weit hinein in den<br />

Park „Casa de Campo“, das ehemalige königliche Jagdgebiet.<br />

Die maximale Höhe über dem Boden beträgt 40 Meter,<br />

die zurückgelegte Distanz 2,5 Kilometer. Das heißt: weite<br />

Ausblicke über die Stadt, sowohl in Richtung historisches<br />

Zentrum als auch zu den spektakulären Wolkenkratzern.<br />

telefericomadrid.es, Talstation am Paseo del Pintor Rosales<br />

LAUFSTEG DER JAHRHUNDERTE<br />

Ob Haute Couture, Arbeiterkluft, Alltagsmode, Galakleid,<br />

Tracht, Uniform o<strong>der</strong> Unterwäsche: Das „Museo del Traje“<br />

(Klei<strong>der</strong>museum) präsentiert alle nur erdenklichen Arten<br />

von Bekleidung aus vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten. Die Sammlung<br />

umfasst mehrere zigtausend Teile, die Dauerausstellung<br />

zeigt jeweils etwa 600 Stücke, hinzu kommen Son<strong>der</strong>ausstellungen.<br />

www.mecd.gob.es/mtraje, Avenida Juan de Herrera 2<br />

NOCH MEHR INFOS<br />

finden Sie auf <strong>der</strong> offiziellen Madrid- Tourismuswebsite.<br />

esmadrid.com/de<br />

HOCH HINAUS<br />

In 40 Metern Höhe schaukeln<br />

die Gondeln <strong>der</strong> „Teleférico de<br />

Madrid“ über das Tal des Flusses<br />

Manzanares. Freier Blick bis zu<br />

den Wolkenkratzern <strong>der</strong> Stadt!<br />

FOTOS: CENTROCENTRO-BILDER: MADRID DESTINO MUSEO-THYSSEN-BORNEMISZA: PABLO CASARES<br />

88 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


SEVILLA<br />

Unsere<br />

Hotel-Empfehlungen<br />

In Sevilla übernachten — von günstig bis luxuriös<br />

Sevilla<br />

****<br />

INGLATERRA<br />

****<br />

PATIO ALAMEDA<br />

Stil ist zeitlos<br />

Nein, Sie sind nicht im spanischen Königshaus – auch<br />

wenn das Interieur danach aussieht: Antiquitäten,<br />

Intarsien und Stuck erinnern daran, dass Sie sich in<br />

einem <strong>der</strong> ältesten Hotels Sevillas befinden. Geburtsjahr<br />

1857! Von Fältchen aber keine Spur. Die Grande Dame<br />

macht keinen Hehl daraus, dass sie mehrfach geliftet<br />

wurde, ohne dabei an Charakter einzubüßen. Sie residieren<br />

am Plaza Nuevo, gegenüber vom Rathaus und nur<br />

250 Meter von <strong>der</strong> Kathedrale entfernt. Von <strong>der</strong> Dachterrasse<br />

aus überblicken Sie die Altstadt – zeitlos schön!<br />

Über DERTOUR<br />

INSIDER<br />

TIPP<br />

**** +<br />

LAS CASAS DEL<br />

REY DE BAEZA<br />

Psst, Geheimtipp Nr. 1: Dieses<br />

Kleinod versteckt sich mitten in<br />

Santa Cruz! Vom Eingang bis zum<br />

Dachterrassen-Pool zelebriert es<br />

mediterranen Minimalismus und<br />

verströmt dabei eine solche<br />

Wärme, dass Sie sich schnell verlieben<br />

werden – auch in die<br />

Küche, Geheimtipp Nr. 2.<br />

Über DERTOUR<br />

Das Herz des Hauses bildet <strong>der</strong><br />

bepflanzte offene Innenhof.<br />

Laubengänge auf verschiedenen<br />

Etagen führen zu den liebevoll<br />

gestalteten Zimmern – super<br />

andalusisch, super gemütlich!<br />

Sightseeing Spots, Shopping und<br />

Nightlife liegen quasi vor <strong>der</strong> Tür.<br />

Ganz weit oben gibt es die stylische<br />

Rooftop-Bar. Nicht verpassen!<br />

Über DERTOUR<br />

**<br />

MURILLO<br />

Entzückend! Das kleine Stadthotel<br />

befindet sich in einer engen<br />

Gasse – hier passt kein Auto durch.<br />

Zentraler und ruhiger können Sie<br />

in <strong>der</strong> Altstadt fast nicht wohnen,<br />

zudem warten gemütliche<br />

Tavernen um die Ecke. Das Haus<br />

ist picobello sauber und einfach<br />

gemütlich. Die Dach terrasse hätte<br />

fünf Sterne verdient.<br />

Über DERTOUR<br />

Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />

WWW.DER.COM<br />

90 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


MADRID<br />

Unsere<br />

Hotel-Empfehlungen<br />

In <strong>der</strong> spanischen Hauptstadt übernachten — von günstig bis luxuriös<br />

Madrid<br />

****<br />

IBEROSTAR LAS LETRAS DREAMS<br />

****<br />

H10 TRIBECA<br />

Die Poesie <strong>der</strong> Zeit<br />

„Die Zeit verwandelt uns nicht, sie entfaltet uns nur.“<br />

Oh, Oscar Wilde, wie recht du hattest! Nehmen wir z. B.<br />

dieses Hotel: Das Schmuckstück an <strong>der</strong> Gran Vía wurde<br />

vor über 100 Jahren erbaut, Details wie die alte Treppe<br />

o<strong>der</strong> Schmuckkacheln zeugen davon. Die Wände zieren<br />

Zitate großer Dichter, die Bibliothek war Arbeitsort und<br />

Bühne von Literaten. Mit <strong>der</strong> Zeit hat sich das prächtige<br />

Haus zu einem eleganten, mo<strong>der</strong>nen Designhotel<br />

entfaltet, das durch seine Gourmetküche und eine<br />

fantastische Dachterrasse besticht. Glamourös!<br />

Über DERTOUR und ADAC-Reisen<br />

INSIDER<br />

TIPP<br />

FOTOS: DER TOURISTIK<br />

****<br />

DEAR HOTEL<br />

Unser Liebchen an <strong>der</strong> Gran Vía<br />

und am Plaza de España erobert<br />

die Herzen im Flug! Das charmante<br />

Hochhaus aus den 30er-Jahren<br />

bietet stylische Zimmer, eine Sky<br />

Lounge, die zu den angesagtesten<br />

Locations Madrids gehört, sowie<br />

einen Sky Pool. Und, caramba, <strong>der</strong><br />

Blick über die Dächer von Madrid<br />

ist sagenhaft!<br />

Über DERTOUR und ADAC-Reisen<br />

King of cool: Das Hotel ist eine<br />

Hommage an die Schönheit des<br />

Industriedesigns. Hohe Decken,<br />

roter Backstein und große Fabrikfenster<br />

erinnern an ein New Yorker<br />

Loft. Dabei sind Sie mitten in<br />

AZCA, direkt beim Paseo de<br />

la Castellana und um die Ecke vom<br />

Real-Madrid-Stadion: Grüße<br />

an Ronaldo!<br />

Über DERTOUR und ADAC-Reisen<br />

Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />

WWW.DER.COM<br />

***<br />

TRYP GRAN VÍA<br />

Direkt an <strong>der</strong> Gran Vía gelegen,<br />

die gleichnamige U-Bahn-Station<br />

vor <strong>der</strong> Tür, ist die Lage perfekt<br />

für einen Citytrip. Zu Fuß erreichen<br />

Sie viele Sehenswürdigkeiten<br />

und können dabei das Flair<br />

Madrids auf sich wirken lassen.<br />

Jede Menge Tapas-Bars rund ums<br />

Hotel sind kulinarische Verführer<br />

– Schwachwerden ist ein Muss!<br />

Über DERTOUR<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 91


KANADA<br />

Guten<br />

Rutsch!<br />

O H,<br />

WIE<br />

SCHÖN<br />

IST<br />

KANADA!<br />

Unsere Autorin schwor als Teenager dem Skifahren ab.<br />

Bis sie auf einen kanadischen Ranger trifft —<br />

und mit ihm Schaumwein trinkt<br />

TEXT MICHÈ LE LOETZNER<br />

92 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


KANADA<br />

VON NUN AN<br />

GEHT’S BERGAB<br />

Und zwar eine ganze Weile. Im<br />

Fall des Skigebiets von Kicking<br />

Horse sind das aber gute<br />

Nachrichten – denn dort sind<br />

die Pisten ungewöhnlich lang<br />

Meine erste Reaktion auf den Vorschlag,<br />

nach Kanada zu reisen, war so: „Berge,<br />

Bäume, Seen — kenne ich alles, bin in<br />

Oberbayern aufgewachsen.“ Unter Urlaub stelle ich<br />

mir Folgendes vor: Strände, Meer, Mango-Shakes<br />

und Temperaturen über 30 °C. In Kanada wachsen<br />

keine Mangos, soweit ich weiß, kommt also als Reiseziel<br />

eher nicht infrage. Aber<br />

die Pressefrau des kanadischen<br />

Tourismusbüros am Telefon ließ<br />

nicht locker: Kanada sei so schön,<br />

ich würde überwältigt sein! Na<br />

gut, dachte ich mir. Und sitze im<br />

Herbst in einem Flugzeug nach<br />

Vancouver, mit mir weitere Journalisten,<br />

die unterschiedlicher<br />

nicht sein könnten: Henry macht Podcasts, Inna betreibt<br />

einen Reise blog, eine Österreicherin ist für ein<br />

Männermagazin hier.<br />

Dass meine Verweigerungshaltung ganz schön<br />

albern ist, merke ich zum ersten Mal, als wir durch<br />

Vancouver schlen<strong>der</strong>n: eine Stadt, so hip und grün,<br />

dass sie aus einem Kinofilm stammen könnte. Die<br />

Luft schmeckt salzig, die Möwen kreischen. Inna<br />

und ich haben schnell unsere gemeinsame Vorliebe<br />

für Schaumwein offengelegt, und Henry und<br />

die Österreicherin sind sofort Mitglie<strong>der</strong> unserer<br />

Sparkling- Wine-Clique. Am nächsten Morgen geht<br />

Kanada ist ziemlich<br />

unglaublich. Kein<br />

Instagram-Filter<br />

dieser Erde könnte<br />

so eine Schönheit<br />

nachahmen<br />

es dann richtig los, inklusive kleinem Hangover: Wir<br />

fahren mit dem Rocky Mountaineer von Vancouver<br />

nach Kamloops, einer Kleinstadt in <strong>der</strong> Provinz<br />

British Columbia. Der Panoramazug hat ein Glaskuppeldach,<br />

draußen vor den Fenstern ziehen endlose<br />

Berglandschaften in unfassbaren Farben an uns<br />

vorüber. Kein Instagramfilter dieser Erde könnte so<br />

etwas nachahmen. Türkisfarbenes<br />

Wasser schlängelt sich neben<br />

den Bahngleisen entlang, tiefrot<br />

schwimmen die Lachse darin. Als<br />

wir sogar einen Bären sehen, werde<br />

ich ganz kleinlaut. Kanada ist<br />

bisher ziemlich unglaublich. Und<br />

wer, bitteschön, hatte die Idee, einen<br />

Zug mit Glasdach zu bauen?<br />

Inna und ich möchten ihm einen Schaumwein spendieren.<br />

Cheers!<br />

Wir stoßen noch mal auf den uns unbekannten<br />

Erfin<strong>der</strong> an, als wir abends in Kamloops haltmachen.<br />

An unserem Tisch sitzt John, ein Ranger. Eigentlich<br />

war John professioneller Triathlet. Dann beschlossen<br />

Johns Knie vor ein paar Jahren, dass John kein<br />

professioneller Tri athlet mehr sein sollte. Er wurde<br />

Ranger. Was Johns Knie aber immer noch ganz cool<br />

finden, ist Ski fahren. Ich kräusele die Augenbrauen:<br />

Bitte? Mit kaputten Knien? Wo soll das denn gehen?<br />

Obwohl ich selbst gefühlte 200 Jahre keine Ski-<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 93


KANADA<br />

schuhe mehr an hatte, weiß ich doch ganz gut, dass<br />

das nicht <strong>der</strong> beste Sport für kaputte Knie ist. Offenbar<br />

war das Johns Stichwort: Skifahren, sagt er, könne<br />

man hier in <strong>der</strong> Gegend ganz hervorragend. Auch<br />

mit Verschleiß erscheinungen.<br />

In meinem Heimatort gehörte Skifahren zum<br />

guten Ton. Ich stand schon im Kin<strong>der</strong>gartenalter<br />

auf Skiern, wedelte später Pisten hinunter, die nur<br />

für Erwachsene gedacht waren. Doch als Teenager<br />

beschloss ich, aufzuhören. Keine Lust mehr aufs<br />

frühe Aufstehen am Wochenende. „Seither“, bringe<br />

ich John brutal bei, „stehen meine Skier im Keller –<br />

und ich habe sie keinen Tag vermisst.“ John lächelt<br />

milde, sagt: „Michèle, du solltest Sun Peaks Resort<br />

versuchen!“ und ignoriert meine Zweifel.<br />

Sun Peaks Resort zählt zu den<br />

zehn besten Skigebieten Kanadas.<br />

Johns hellgrüne<br />

Augen flackern,<br />

immer wie<strong>der</strong><br />

gestikuliert er wild mit<br />

den Armen. So viel<br />

Begeisterung ist<br />

irgendwie niedlich<br />

Der Höhenunterschied zwischen<br />

Tal- und Bergstation beträgt fast<br />

900 Meter. Bedeutet: Da kann man<br />

ewig fahren. Außerdem liegen die<br />

Hänge alle angenehm im Wechsel<br />

frei und zwischen Wäl<strong>der</strong>n, das<br />

macht den Schnee so wun<strong>der</strong>bar<br />

fest – ideal für lange Abfahrten<br />

und absolut schneesicher. Nur von<br />

„Freddy’s Nightmare“ würde er<br />

mir abraten, so John, die schwierigste<br />

Abfahrt sei nach so langer Abstinenz wohl eine<br />

dumme Idee. Ich gebe zu, ich fühle mich ein wenig<br />

herausgefor<strong>der</strong>t. Gut also, dass <strong>der</strong>zeit noch kein<br />

Schnee liegt.<br />

Johns Wissen über Pisten sprudelt weiter nur<br />

so aus ihm heraus. Seine hellgrünen Augen flackern,<br />

immer wie<strong>der</strong> gestikuliert er wild mit seinen drahtigen<br />

Armen. So viel Begeisterung ist irgendwie niedlich,<br />

und so höre ich seinem Referat über die Skigebiete<br />

Revelstoke und Kicking Horse, beide ebenfalls<br />

in <strong>der</strong> Nähe von Kamloops, doch gebannter zu, als ich<br />

wahrhaben möchte. Die Distanz zwischen Berg- und<br />

Talstation in Revelstoke beträgt fast zwei Kilometer.<br />

Zwei Kilometer! John kriegt sich kaum mehr ein. Ich<br />

bin in diesem Moment hauptsächlich froh, dass die<br />

Kanadier ebenfalls das metrische System benutzen.<br />

Hätte ich amerikanische Meilen umrechnen müssen,<br />

wäre das bei <strong>der</strong> aktuellen Menge Schaumwein<br />

wahrscheinlich eher schwierig geworden.<br />

Die Saison gehe bis April, so John weiter, und<br />

dort gebe es mehr Sonnentage als im kanadischen<br />

Durchschnitt. Sein persönlicher Favorit sei The Last<br />

Pike, eine 15 Kilometer lange Piste. Da würde ihm<br />

regelmäßig das Herz explodieren vor Glück. Der<br />

Schnee dort sei sehr beson<strong>der</strong>s: mal hart und kristallin,<br />

dann wie<strong>der</strong> fein und pudrig — ganz wie das<br />

Leben. Inna kichert neben mir ob so tiefgründiger<br />

Sinnsprüche. Ich dagegen hänge an Johns Lippen,<br />

selten hat jemand mit so viel Begeisterung über sein<br />

Hobby gesprochen.<br />

Dann wird John ein bisschen wehmütig. Sein<br />

All-Time-Favorite sei das Skigebiet Kicking Horse.<br />

Der Pulverschnee sei <strong>der</strong> beste auf<br />

<strong>der</strong> ganzen Welt. Nur lei<strong>der</strong> ließen<br />

das seine Knie nicht mehr richtig<br />

zu. Er verstehe gar nicht, warum<br />

alle Welt immer nach Whistler<br />

o<strong>der</strong> Banff fahren würde. Die Skigebiete<br />

hier in <strong>der</strong> Nähe seien so<br />

viel abwechslungsreicher und<br />

nicht so überlaufen. Außerdem<br />

würden die Hütten und Restaurants<br />

mit viel Liebe betrieben,<br />

und es gäbe kein billiges Fastfood,<br />

son<strong>der</strong>n gesundes Essen — oft<br />

vegan, vegetarisch o<strong>der</strong> glutenfrei. Ich weiß nicht,<br />

ob es an Johns mitreißenden Erzählungen o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

plötz lichen Kindheitserinnerung an den Adrenalinrausch<br />

einer Abfahrt liegt, aber ich bin jetzt doch ein<br />

bisschen angefixt.<br />

Als wir nach Hause gehen wollen, fragt jemand:<br />

„John, wo machst du eigentlich gern Urlaub?“ Er<br />

lacht: Er hätte hier rund um das verschlafene Kamloops<br />

alles, was ihn glücklich mache, so Johns Antwort.<br />

Aber wenn er irgendwohin fahren würde, dann<br />

wohl in die Nachbarprovinz Alberta – zum Skifahren<br />

im Marmot Basin. Das schroffe Gebirge <strong>der</strong><br />

Rockys sei <strong>der</strong> absolute Wahnsinn, außerdem gehe<br />

die Saison ewig: von November bis Mai. Klar, wie<strong>der</strong><br />

Skifahren. Ich habe verstanden.<br />

Am nächsten Morgen steigen wir erneut in den<br />

Rocky Mountaineer. Während draußen die Farben-<br />

94 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


KANADA<br />

ERSTER!<br />

Der frühe Vogel ... fährt schon<br />

mal vor. Die Belohnung:<br />

jungfräuliche Pisten und<br />

ein herrlich menschenleeres<br />

Panorama<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 95


KANADA<br />

pracht des Indian Summer vorbeizieht, arbeitet es in<br />

mir: Skifahren. Skifahren? Skifahren! Vielleicht sollte<br />

ich diesem Sport doch noch eine Chance geben.<br />

Ein paar Tage später fliege ich heim nach München.<br />

Aus Herbst wird Winter, dann kommt Silvester. Mit<br />

einem Glas Schaumwein in <strong>der</strong> Hand muss ich kurz<br />

vor zwölf an Inna, Henry und die Österreicherin<br />

denken. Und natürlich an John. Skifahren. Skifahren?<br />

Ich verwerfe den Gedanken und zähle rückwärts<br />

bis zum Happy New Year.<br />

An meinem Geburtstag Anfang Februar schneit<br />

es, Johns Erzählungen ploppen in meinem Alltag immer<br />

wie<strong>der</strong> auf. Ende März ist <strong>der</strong> Wetterfrust so unfassbar<br />

groß, dass ich spontan ein Flugticket buche:<br />

nach Calgary. Mit dem Mietwagen fahre ich nach<br />

Revelstoke, checke in ein kleines, kuscheliges Hotel<br />

ein und leihe mir für fünf Tage nigelnagelneue Ski.<br />

Am nächsten Morgen blinzle ich in die kanadische<br />

Sonne. Nachts hat es geschneit, auf den Nadelbäumen<br />

liegt viel weiße Pracht. Die ganze Landschaft<br />

ist wie mit glitzerndem Zuckerguss überzogen. Ich<br />

kann meinen Atem sehen. Meine Nase kribbelt.<br />

Mein Herz auch. Am Abend falle ich fix und fertig in<br />

mein Bett. John hatte recht. Mit allem. Ich habe ihn<br />

nie nach seiner Telefonnummer gefragt. Dabei würde<br />

ich so gerne danke sagen.<br />

TIPPS:<br />

DIE KLEINEN FEINEN<br />

Kanada ist berühmt für seine großen Skigebiete<br />

Whistler und Banff. Wer es familiärer und vor<br />

allem weitläufiger mag, probiert die folgenden<br />

Empfehlungen im Westen des Landes aus:<br />

Sun Peaks Resort<br />

Der Wintersportort 50 Kilometer nordöstlich von<br />

Kamloops in <strong>der</strong> Provinz British Columbia liegt im<br />

Neskonlith-Douglas-Reservat. Er umfasst drei Berge<br />

und ist beson<strong>der</strong>s beliebt bei Familien mit Kin<strong>der</strong>n.<br />

sunpeaksresort.com<br />

Kicking Horse<br />

Ebenfalls in British Columbia gelegen, eignet sich<br />

dieses Skigebiet vor allem für fortgeschrittene Fahrer.<br />

Hier finden regelmäßig Freeride-Events statt.<br />

Eine Skischule nimmt Neufahrer unter ihre Fittiche.<br />

kickinghorseresort.com<br />

Revelstoke<br />

Das kleine Gebiet an <strong>der</strong> Zugstrecke des Rocky<br />

Mountaineers ist unter den Top 3 <strong>der</strong> beliebtesten<br />

kanadischen Skigebieten. Also kein Geheimtipp<br />

mehr, aber trotzdem immer noch nicht überlaufen.<br />

revelstokemountainresort.com<br />

Marmot Basin<br />

Das Skigebiet in <strong>der</strong> Provinz Alberta gehört zu den<br />

höchstgelegenen des Landes. Die Saison dauert<br />

ungewöhnlich lange: bis Mai. Das ist übrigens auch<br />

<strong>der</strong> Monat, in dem es dort am meisten schneit.<br />

skimarmot.com<br />

FOTOS: MAURITIUS IMAGES (3); GETTY IMAGES<br />

96 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>


KANADA<br />

Local Heroes<br />

Wir haben zwar Sommer, aber falls Sie sich gedanklich schon mal ins<br />

winterliche Kanada beamen möchten, kommen hier ein paar Hilfen<br />

ZUM PFLEGEN<br />

EISKALT<br />

ERWISCHT<br />

Strammer Wind, Schnee und Minusgrade — für<br />

die Haut eher ungünstig. Einen guten Beschützerinstinkt<br />

haben Buriti, Hagebutte, Tamanu und<br />

Johanniskraut im „Beauty Oil“ <strong>der</strong> Vancouverin<br />

Rose-Marie Swift. Promis wie<br />

Model Miranda Kerr und Aktrice Tilda<br />

Swinton sind schon Fans <strong>der</strong> RMS-Produkte,<br />

die keine Mineralöle und schädliche<br />

Chemie enthalten. Zu bestellen z. B.<br />

über niche-beauty.com, ca. 85 Euro.<br />

ZUM ANSTOSSEN<br />

HEISS<br />

BEGEHRT<br />

Kalte Finger? Die<br />

Kanadier haben<br />

schon vor Jahren<br />

den Glühwein<br />

entdeckt: Vin<br />

chaud. Ihre Variante<br />

wird im Gegensatz<br />

zur deutschen aber mit Weißwein<br />

hergestellt und mit einem Schuss<br />

Ahornsirup verfeinert. Womit sonst?<br />

ZUM ZITTERN<br />

-63 ºC<br />

FOTOS: GETTY IMAGES; SHUTTERSTOCK (2); ADOBE STOCK<br />

Diese schier unvorstellbare Temperatur ist <strong>der</strong> bisherige<br />

kanadische Kälte rekord in Snag, Yukon, gemessen im Jahr 1947. Das<br />

ist übrigens genauso frisch wie auf <strong>der</strong> Marsoberfläche. Schnatter ...<br />

ZUM GRILLEN<br />

JETZT GEHT’S<br />

UM DIE WURST<br />

BBQ ist nur was für den Sommer?<br />

Pfff, wer behauptet denn so was? In<br />

Kanada wird auch im Winter gegrillt<br />

— natürlich draußen. Und falls es doch<br />

zu kalt wird: An fast je<strong>der</strong> Ecke finden<br />

sich BBQ-Joints, also Grillrestaurants.<br />

Die Kanadier machen aus ihrer<br />

heißen Liebe übrigens eine ziemliche<br />

Wissen schaft. Da wird mariniert, gebeizt,<br />

paniert und gewürzt — und je<strong>der</strong><br />

hat natürlich sein ganz persönliches<br />

Geheimrezept, ist klar.<br />

SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 97


KANADA<br />

Unsere<br />

Hotel-Empfehlungen<br />

In Kanada übernachten — von günstig bis luxuriös<br />

***<br />

PANORAMA MOUNTAIN VILLAGE<br />

Ski in – Ski out!<br />

INSIDER<br />

TIPP<br />

Den majestätischen Anblick von Kanadas ältesten Bergen<br />

vor Augen, schneebedeckte Gipfel ragen in den Himmel:<br />

Wen hält es da im Hotel? Niemanden! Also: Vor dem Hotel<br />

Ski o<strong>der</strong> Snowboard anschnallen und direkt hinein in den<br />

Lift zum Pistenvergnügen – besser geht’s nicht! Wer bei<br />

guter Kondition ist, steigt in den Heli, um sich den Traum<br />

aller Skifahrer zu erfüllen: Heliskiing in den Pulverschneefel<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Purcell Mountains. Und dann zum Aufwärmen<br />

und Entspannen bis zur Nasenspitze in den Außenwhirlpool<br />

des Hotels versinken – Pool in, Pool out!<br />

Über DERTOUR, Meier’s Weltreisen und ADAC-Reisen<br />

***<br />

VAGABOND LODGE<br />

***<br />

SUN PEAKS LODGE<br />

Schnee trifft Sonne. Und Alpen –<br />

wenn man sich die Lodge im<br />

Neskonlith-Reservat so anschaut.<br />

Aber dazu werden Sie wohl selten<br />

kommen, denn nebenan wartet<br />

<strong>der</strong> Skilift. Sauna, Whirlpool,<br />

Dampfbad, Steakhouse-Restaurant<br />

und Bar sorgen für Erholung<br />

und Stärkung.<br />

Über DERTOUR, Meier’s Weltreisen<br />

und ADAC-Reisen<br />

In die urgemütliche Lodge treibt es<br />

Abenteurer, Globetrotter und Pistenliebhaber:<br />

Hier, direkt am Skigebiet<br />

Kicking Horse, ist die Gondel nur<br />

zwei Minuten entfernt. Abends wird’s<br />

behaglich statt abenteuerlich. Knisterndes<br />

Kaminfeuer verbreitet wohlige<br />

Wärme, an <strong>der</strong> handgefertigten<br />

Bar aus Douglasie schmeckt das Bier.<br />

Über DERTOUR, Meier’s Weltreisen und<br />

ADAC-Reisen<br />

Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />

WWW.DER.COM<br />

****<br />

SUN PEAKS<br />

GRAND HOTEL<br />

Die Komfortadresse im sonnenverwöhnten<br />

Ski-Eldorado Sun<br />

Peaks – natürlich mit direktem<br />

Zugang zu den Liften. Bei durchschnittlich<br />

mehr als 2000 Sonnenstunden<br />

im Jahr kann man<br />

nur dahinschmelzen. Aber auch<br />

dank beliebtem Restaurant,<br />

(Whirl-)Pool, Sauna und mehr.<br />

Über DERTOUR<br />

FOTOS: DER TOURISTIK<br />

98 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>

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