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BOLD THE MAGAZINE No.36

ANSPRUCH SPECIAL TOPIC: CAR | EXKLUSIV IM INTERVIEW: MIKE TYSON | IM GESPRÄCH: JAMES McAVOY | FASHION: THE BOLD COLLECTION BY CG – CLUB OF GENTS | ELECTRIC IN MOTION | CHINA EXPERIENCE | VIETNAM | DUBAI

ANSPRUCH

SPECIAL TOPIC: CAR | EXKLUSIV IM INTERVIEW: MIKE TYSON | IM GESPRÄCH: JAMES McAVOY | FASHION: THE BOLD COLLECTION BY CG – CLUB OF GENTS | ELECTRIC IN MOTION | CHINA EXPERIENCE | VIETNAM | DUBAI

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LIFESTYLE | FASHION | DESIGN | MOTION | TRAVEL | ART D 4.80 EUR | AT 5.50 EUR | CH 8.50 CHF No. 36<br />

WWW.<strong>BOLD</strong>-<strong>MAGAZINE</strong>.EU<br />

<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

ANSPRUCH<br />

SPECIAL TOPIC: CAR | EXKLUSIV IM INTERVIEW: MIKE TYSON | IM GESPRÄCH: JAMES McAVOY<br />

FASHION: <strong>THE</strong> <strong>BOLD</strong> COLLECTION | ELECTRIC IN MOTION | CHINA EXPERIENCE | VIETNAM | DUBAI


BLOG.CG.FASHION


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6 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

INHALT<br />

THINK <strong>BOLD</strong><br />

NEVER REGULAR<br />

INHALT<br />

LIFESTYLE | FASHION | DESIGN | MOTION | TRAVEL | ART D 4.80 EUR | AT 5.50 EUR | CH 8.50 CHF No. 36<br />

EINSTIEG<br />

TRAVEL<br />

WWW.<strong>BOLD</strong>-<strong>MAGAZINE</strong>.EU<br />

Anspruch<br />

Expect the Best<br />

9<br />

Der Zorn des Drachens<br />

Vietnam<br />

50<br />

<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

LIFESTYLE<br />

Grand Opening<br />

Dubai<br />

60<br />

Im Gespräch:<br />

James McAvoy<br />

10<br />

MOTION<br />

Exklusiv im Interview:<br />

Hybrid Adventure<br />

Mike Tyson<br />

38<br />

BMW i8 Roadster<br />

66<br />

ANSPRUCH<br />

SPECIAL TOPIC: CAR | EXKLUSIV IM INTERVIEW: MIKE TYSON | IM GESPRÄCH: JAMES McAVOY<br />

FASHION: <strong>THE</strong> <strong>BOLD</strong> COLLECTION | ELECTRIC IN MOTION | CHINA EXPERIENCE | VIETNAM | DUBAI<br />

FASHION<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Collection<br />

Electric Racing<br />

DS Automobiles<br />

70<br />

by CG – Club of Gents<br />

16<br />

Electric Concept<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> No. 36<br />

BYTON<br />

72<br />

ART<br />

Fotograf: C. Paul<br />

Electric SUV<br />

Assistenz: A. Krufczik<br />

Made in Berlin<br />

Jaguar I-PACE<br />

74<br />

Make-Up & Hair: S. Jäger<br />

Camera Work<br />

30<br />

Styling: Z. Khawary<br />

China Experience<br />

Model: Papis Loveday<br />

Vorschau Ausstellungen<br />

35<br />

Mercedes-Benz E-Klasse<br />

76<br />

Outfit: <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Collection<br />

DESIGN<br />

Opel Insignia GSi<br />

84<br />

by CG – Club of Gents<br />

One Day in Barcelona:<br />

DIE LETZTE SEITE<br />

Mit Simon Böer und dem<br />

SEAT Arona Beats<br />

42<br />

Impressum<br />

90


Bestverkaufte OLED Marke der Welt seit 2013 lt.<br />

IHS Markit Group, TV Sets Market Tracker, Q4 2017.<br />

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EINSTIEG | ANSPRUCH<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 9<br />

EXPECT<br />

<strong>THE</strong> BEST<br />

ANSPRUCH<br />

AUTOR: J. M. BRAIN<br />

Anspruchsvoll zu sein, heißt: sich zu<br />

mühen, wählerisch zu sein. Ehrgeiz<br />

und Ambition sind mit dem Anspruch<br />

eng verbunden. Auch Produkte, Leistungen,<br />

Mode, Design und Kultur<br />

unterliegen dem Anspruch. Die Erwartungen<br />

an sich selbst, das Leben und<br />

an andere Menschen stehen heutzutage<br />

hoch im Kurs. Lebensqualität und Lifestyle<br />

sollen einander möglichst maximal<br />

ergänzen und in außergewöhnlicher<br />

Weise ereignen. Hochgesteckte Ziele<br />

bestimmen die Karriere und die Gesellschaft.<br />

Wer keine hohen Ansprüche hat,<br />

der verpasst die erreichbaren Highlights,<br />

die das Leben zu bieten hat. Das Maß der<br />

Dinge ist hier jedoch das Geheimnis für<br />

die Zufriedenheit. Wer die Balance hält –<br />

soviel Ansprüche wie nötig und so wenig<br />

wie möglich hat, führt wahrscheinlich ein<br />

sorgloses und entspanntes Leben. Jedoch<br />

für Entwicklungen, sei es in Forschung,<br />

Wissenschaft, Politik oder Gesellschaft,<br />

kann das gesteckte Ziel letztendlich nicht<br />

hoch genug angesetzt werden. Trägt es<br />

doch zum Wohl aller bei und beinhaltet<br />

die Möglichkeit, hausgemachte Probleme<br />

wie beispielsweise die Klimaerwärmung<br />

oder gesellschaftliche Ungerechtigkeiten<br />

ein für alle Mal zu beseitigen.<br />

Der irische Lyriker und Dramatiker<br />

Oscar Wilde bekennt überzeugt und<br />

selbstbewusst zum Thema: „Ich habe<br />

einen ganz einfachen Geschmack: Ich<br />

bin immer mit dem Besten zufrieden.“<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> folgt seinem<br />

Anspruch: eines kreativen, informativen<br />

und hochwertigen Magazins, das<br />

aktuell auch mit dem GERMAN BRAND<br />

AWARD 2018 in gleich zwei Kategorien<br />

geehrt wurde: „Winner in der Kategorie<br />

Brand Creation – Print“ und „Brand<br />

of the Year“. Was unsere Arbeit für die<br />

Sache auf eindrucksvolle Weise einmal<br />

mehr bestätigt.<br />

In der aktuellen Ausgabe sprechen wir<br />

unter anderem exklusiv mit Mike Tyson,<br />

dem jüngsten Boxweltmeister aller<br />

Zeiten, der seine Gegner reihenweise aus<br />

dem Ring prügelte, mehr Geld verdiente<br />

als jeder andere Sportler seiner Generation,<br />

und sein Leben von Grund auf<br />

änderte. Hollywood-Star James McAvoy,<br />

verrät im Interview mehr über seinen<br />

neuen Film „Grenzenlos“ und Simon<br />

Böer ist mit uns und dem SEAT Arona<br />

Beats auf dem Primavera Sound Festival<br />

unterwegs.


JAMES<br />

McAVOY<br />

IM GESPRÄCH<br />

INTERVIEW & AUTOR: J. FINK<br />

Theater-Star in London? Action-Held neben Angelina Jolie oder Charlize<br />

Theron? Mutanten-Anführer in den jüngsten „X-Men“-Filmen? Es gibt<br />

eigentlich nichts, was James McAvoy nicht kann. Nun ist der 39-jährige<br />

Schotte im Liebesmelodrama „Grenzenlos“ des deutschen Regisseurs Wim<br />

Wenders zu sehen – und <strong>BOLD</strong> traf ihn aus diesem Anlass exklusiv in<br />

Toronto und bat zum Gespräch.


12 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> IM GESPRÄCH | JAMES McAVOY<br />

James McAvoy gehört – ähnlich wie etwa<br />

sein Kollege Ewan McGregor – zu einer<br />

ganz besonderen Kategorie Schauspieler: Er<br />

ist einer von den Unauffälligen. Der Schotte,<br />

1979 als Sohn einer Krankenschwester<br />

und eines Bauarbeiters geboren, ist zwar<br />

attraktiv, aber kein Schönling wie Brad Pitt<br />

oder George Clooney. Er hat genug Muskeln<br />

(zumindest wenn nötig), um ordentlich<br />

zuzulangen, ist allerdings weit davon<br />

entfernt, in der gleichen Actionliga wie<br />

Tom Cruise oder Ryan Reynolds spielen zu<br />

können. Und obwohl er sich immer wieder<br />

die Seele aus dem Leib spielt, geht er bei allen<br />

wichtigen Filmpreisen meistens leer aus. So<br />

kann es also passieren, dass man bei der<br />

Frage nach den besten Schauspielern und<br />

spannendsten Kinostars unserer Zeit den<br />

guten Herrn McAvoy manchmal einfach<br />

vergisst. Dabei sorgte McAvoy schon gleich<br />

zu Beginn seiner Karriere immer wieder<br />

für Aufsehen. Kaum mit der Schauspielschule<br />

fertig, stand er zu Beginn des neuen<br />

Jahrtausends in mehreren viel beachteten<br />

Theaterstücken auf Londoner Bühnen und<br />

fiel dabei Regisseuren wie Joe Wright oder<br />

Sam Mendes ins Auge. Auch im Fernsehen<br />

hinterließ der Newcomer damals Eindruck,<br />

sei es im BBC-Mehrteiler „State of Play –<br />

Mord auf Seite 1“, der Science Fiction-Serie<br />

„Children of Dune“ oder der Spielberg-<br />

Produktion „Band of Brothers – Wir waren<br />

wie Brüder“.<br />

Im Kino gelang dem Schauspieler der<br />

Durchbruch mit einer Rolle, wie er sie so<br />

exzentrisch und auffällig seither kaum je<br />

wieder gespielt hat: In „Die Chroniken<br />

von Narnia“ war er als Faun Mr. Tumnus<br />

zu sehen, einer androgyn-flamboyanten<br />

Mischung aus Mann und Ziegenbock. In<br />

der Kinderbuchverfilmung war er damit<br />

der heimliche Star, der es sogar mit Tilda<br />

Swinton aufnehmen konnte. Doch anschließend<br />

begnügte er sich auf der Leinwand<br />

zumeist damit, zuverlässig und souverän<br />

Topleistungen abzuliefern, während ihm<br />

gleichzeitig die Kollegen die Show stahlen.<br />

In „Der letzte König von Schottland“ stand<br />

er im Schatten von Forest Whitaker, in der<br />

Romanverfilmung „Abbitte“ in dem von<br />

Keira Knightley (wobei es immerhin eine<br />

Nominierung für den Golden Globe gab).<br />

Und beim Action-Erfolg „Wanted“ richteten<br />

sich alle Augen auf Angelina Jolie.<br />

Dass McAvoy es problemlos drauf hat,<br />

einen Film komplett auf eigenen Schultern<br />

zu tragen, durfte er trotzdem auch schon<br />

oft genug beweisen. In der leider viel zu<br />

wenig beachteten Irvine Welch-Adaption<br />

„Drecksau“ verkörperte er auf faszinierende<br />

Weise ein Arschloch von Polizist, der<br />

an einer bipolaren Störung leidet. Und in<br />

„Split“ von M. Night Shyamalan setzte er<br />

2016 sogar noch einen drauf – und spielte<br />

gleich 23 höchst unterschiedliche Persönlichkeiten<br />

des hochgradig gestörten Protagonisten.<br />

Kein Wunder eigentlich, dass es<br />

immer wieder Buchmacher gab, die sich den<br />

Glasgower sogar als James Bond vorstellen<br />

konnten, auch wenn er selbst solche Spekulationen<br />

stehts mit dem Verweis auf seine<br />

Körpergröße von nur 170 cm abgetan hat.<br />

Das Zeug zu 007 hätte McAvoy, der zehn<br />

Jahre lang mit seiner Kollegin Anne-Marie<br />

Duff verheiratet war und einen Sohn hat,<br />

allerdings ohne Frage, schließlich lassen<br />

sich wenige Schauspieler so schwer auf<br />

eine Art Film festlegen wie er. Nachdem er<br />

sich im vergangenen Jahr noch in „Atomic<br />

Blonde“ mit Charlize Theron durch das<br />

Berlin der 80er Jahre prügelte, ist er aktuell<br />

neben Alicia Vikander in Wim Wenders’<br />

„Grenzenlos“ (ab 2. August im Kino) zu<br />

sehen, einer der dramatischsten Liebegeschichten<br />

des Jahres. Und im kommenden<br />

Jahr gibt’s ihn dann sogar gleich dreimal<br />

auf der Leinwand zu sehen: In „Dark<br />

Phoenix“ spielt er zum vierten Mal den<br />

X-Men Boss Professor Charles Xavier, in<br />

„Glass“ nimmt er sich noch einmal der 23<br />

Persönlichkeiten aus „Split“ an, und in der<br />

Fortsetzung von „Es“ bekommen er und<br />

Jessica Chastain es dann auch noch mit<br />

Horror-Clown Pennywise zu tun.<br />

Mr. McAvoy, was hat Sie an der Rolle in<br />

„Grenzenlos“ gereizt?<br />

Mir gefiel, dass es hier um eine Liebesgeschichte<br />

zwischen zwei Menschen geht, die<br />

enorm intelligent und vor allem intellektuell<br />

sind. Er ist der Philosophische der beiden,<br />

sie die Wissenschaftlerin. Solche Persönlichkeiten<br />

und vor allem die Gespräche, die sie<br />

führen, findet man ja im Kino heutzutage<br />

eher selten. Ist auch nicht einfach zu spielen,<br />

schließlich ist der Kerl, den ich verkörpere,<br />

eine ganze Ecke smarter als ich. Aber das<br />

war für mich als Schauspieler eine reizvolle<br />

Aussicht. Genauso natürlich wie die Zusammenarbeit<br />

mit einem Regisseur wie Wim<br />

Wenders.<br />

Was macht denn Wenders so besonders?<br />

Vor allem seine Ruhe. Er ist ein wahnsinnig<br />

entspannter Typ, den wenig aus der Ruhe


IM GESPRÄCH | JAMES McAVOY<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 13


Fotos: Warner Bros Pictures / Boxfish Films<br />

14 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> IM GESPRÄCH | JAMES McAVOY


IM GESPRÄCH | JAMES McAVOY<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 15<br />

bringen zu scheint. Im Nachhinein erfuhr<br />

ich, dass Wim während der Arbeit an „Grenzenlos“<br />

mit etlichen Hiobsbotschaften klarkommen<br />

musste, sowohl privater Art als<br />

auch, was den Film selbst, also die Finanzierung,<br />

angeht. Doch uns hat er das nie spüren<br />

lassen, wir haben nichts mitbekommen. Mich<br />

hat das enorm beeindruckt. Und obwohl<br />

man es meinen könnte, hat das nicht nur mit<br />

Wims beträchtlicher Erfahrung zu tun. Ich<br />

habe schon mit etlichen Regisseuren gedreht,<br />

die sehr erfahren, aber deswegen noch lange<br />

nicht ruhig und besonnen waren.<br />

Haben Sie auf Anhieb gemerkt, dass<br />

Wenders jemand ist, mit dem Sie gut<br />

zusammenarbeiten könnten?<br />

Zumindest habe ich diese Ruhe bei ihm schon<br />

bei unserer ersten Begegnung gespürt. Ich<br />

holte ihn in London in seinem Hotel ab, wir<br />

gingen spazieren und einen Kaffee trinken. Er<br />

war wahnsinnig freundlich, aber viel gesagt<br />

hat er eigentlich nicht. Wenn ich mich recht<br />

erinnere, habe ich fast die kompletten 45<br />

Minuten unseres Treffens gequatscht. Und die<br />

ganze Zeit war ich mir sicher, dass das kein<br />

gutes Zeichen sein kann und ich die Rolle<br />

sicherlich nicht bekomme. Weil mich seine<br />

Stille so irritierte. Meine Überraschung war<br />

entsprechend riesig, als am nächsten Tag der<br />

Anruf kam, dass er mich haben wolle.<br />

Wie war die Zusammenarbeit mit Alicia<br />

Vikander, die Sie ja vermutlich privat<br />

schon ganz gut kannten?<br />

Fassbender, mit dem sie inzwischen verheiratet<br />

ist, schon einige Mal getroffen. Jenseits<br />

unserer „X-Men“-Arbeit verbringen Michael<br />

und ich allerdings sehr viel weniger Zeit<br />

miteinander als es sich mancher enthusiastische<br />

Blogger ausmalt. Auch wenn wir uns<br />

wirklich super verstehen. Dass die Arbeit mit<br />

Alicia unglaublich gut war, lag also weniger<br />

an unserer privaten Bekanntschaft, sondern<br />

daran, dass sie eine hervorragende Schauspielerin<br />

ist. Ich kenne nicht viele, die sich für<br />

ihren Job so sehr den Arsch aufreißen wie sie.<br />

Für die Rolle in „Grenzenlos“ mussten<br />

Sie emotional und körperlich ganz schön<br />

an Ihre Grenzen gehen. Wie schalten Sie<br />

abends ab, wenn Sie sich den ganzen Tag<br />

vor der Kamera verausgaben mussten?<br />

Das ist natürlich von Film zu Film unterschiedlich.<br />

Bei „Grenzenlos“ wollte ich abends<br />

meistens schnell ins Bett. Und vorher vielleicht<br />

noch einen kleinen Drink. Aber nicht<br />

ein schönes kühles Pint Bier, sondern eher<br />

einen Wodka-Shot mit einem Schuss Limettensaft.<br />

Denn ich musste auf mein Gewicht<br />

achten, schließlich spielte ich phasenweise<br />

einen unterernährten Häftling. Wenn ich<br />

allerdings am Wochenende frei hatte, habe<br />

ich es auch mal krachen lassen. Ich erinnere<br />

mich da vor allem an eine Nacht in Djibouti.<br />

Oh Mann, das war wild!<br />

Apropos wild: haben Sie noch das Gefühl,<br />

Sie könnten sich in der Öffentlichkeit<br />

benehmen, wie Sie wollen, oder sind Sie<br />

dazu zu berühmt?<br />

leben. Wenn ich in Sachen Berühmtheit eine<br />

Liga weiter oben spielen würde, hätte ich<br />

vermutlich ein echtes Problem damit, welchen<br />

Einfluss das auf mein Leben hat. Bislang<br />

habe ich es aber ganz gut hinbekommen,<br />

meine Filmrollen, öffentliche Auftritte und<br />

mein Privatleben so miteinander zu vereinbaren,<br />

dass ich mich eigentlich kaum eingeschränkt<br />

fühle.<br />

Was ist denn das Kurioseste, das Ihnen in<br />

Sachen Fan-Begegnungen je passiert ist?<br />

Das ohne Frage seltsamste Erlebnis hatte ich<br />

mal nach einer Operation, im Krankenhaus.<br />

Als ich aus meiner Vollnarkose aufwachte,<br />

stand ein deutscher Arzt an meinem Bett und<br />

fragte, ob er mich nicht aus dem Kino kenne.<br />

Und dann wollte er doch tatsächlich ein Foto<br />

mit mir machen. Das ging mir dann doch<br />

entschieden zu weit!<br />

Und was ist das Absurdeste, das Sie je in<br />

der Presse über sich lesen mussten?<br />

Oh, da gibt es immer mal wieder interessante<br />

Sachen zu entdecken. Meistens irgendwelche<br />

Zitate, die nicht wirklich stimmen.<br />

Aber am meisten gelacht habe ich damals,<br />

als ich zusammen mit Angelina Jolie den<br />

Film „Wanted“ drehte. Da war irgendwo zu<br />

lesen, dass ich versuchen würde, sie Brad Pitt<br />

auszuspannen. Das fand ich schon ziemlich<br />

komisch, wenn ich ehrlich bin.<br />

Oh, so gut kannten wir uns letztlich gar nicht.<br />

Natürlich hatten wir uns durch Michael<br />

Das geht zum Glück ganz gut. Ruhm hat<br />

mich nie interessiert, und mit dem Level,<br />

auf dem ich mich bewege, kann ich ganz gut<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.grenzenlos-derfilm.de


<strong>THE</strong> <strong>BOLD</strong><br />

COLLECTION<br />

FASHION<br />

FOTOGRAF: C. PAUL<br />

Outfit:<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Collection<br />

by CG – Club of Gents<br />

Hut:<br />

Stetson<br />

Assistenz: A. Krufczik | Styling: Z. Khawary<br />

Make-Up & Hair: S. Jäger | Location: Bridge Studios<br />

Papis Loveday (Management: K. K. Grüske)


Outfits:<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Collection<br />

by CG – Club of Gents<br />

Hut:<br />

Stetson<br />

Schuhe:<br />

Floris van Bommel


Outfit:<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Collection<br />

by CG – Club of Gents


Outfits:<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Collection<br />

by CG – Club of Gents<br />

Gürtel:<br />

Hermès<br />

Schuhe:<br />

Floris van Bommel


Outfit:<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Collection<br />

by CG – Club of Gents


Outfit:<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Collection<br />

by CG – Club of Gents<br />

Gürtel:<br />

Hermès<br />

Schuhe:<br />

Floris van Bommel<br />

Tasche:<br />

Serapian Milano


Outfit:<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> Collection<br />

by CG – Club of Gents<br />

Hut:<br />

Stetson


Foto E. von Unwerth, „Alt-Berlin“, Berlin, 2014


MADE IN BERLIN<br />

CAMERA WORK<br />

AUTOR: H. G. TEINER


32 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> ART | SEHENSWERT<br />

Nicht mehr ganz so arm und in jedem Fall<br />

sehr sexy, das ist die Hauptstadt Berlin.<br />

Sie ist eine Melange aus Kiez, Kultur und<br />

vielen Nischen. Produktionsstätte des<br />

großen Kinos und nachhaltige Brutstätte<br />

der kleinen Subkulturen. Berlin war immer<br />

schon ein Schmelztiegel der Kulturen<br />

mit einer Atmosphäre von besonderer<br />

Integrations- und Aufnahmefähigkeit –<br />

liebevoll und kratzbürstig zugleich.<br />

Die Gruppenausstellung „Made in Berlin“<br />

umfasst rund 100 Fotografien von mehr<br />

als 20 Künstlern und Künstlerinnen, die<br />

sich in ihren Arbeiten mit dem Thema<br />

Berlin auseinandergesetzt haben. Ob<br />

Berliner Architektur, Persönlichkeiten der<br />

Stadt, Künstler, Künstlerinnen, Models<br />

oder die Berliner Szenen und Sub-<br />

Kulturen: Die Künstler fangen in ihren<br />

Werken jeweils einen Augenblick oder<br />

einen Mikrokosmos ein. So entsteht ein<br />

spannendes, kunstvolles Gesamtporträt<br />

der Stadt Berlin.<br />

Schauspielerin und Supermodel Nadja<br />

Auermann ist hier ebenso geboren wie<br />

der Fotograf Jim Rakete. Namhafte deutsche<br />

Künstlerpersönlichkeiten wurden<br />

entweder in Berlin ausgebildet, durch<br />

Berlin geprägt oder haben in Berlin ihren<br />

endgültigen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt<br />

gefunden. So wurde der in New<br />

York lebende Martin Schoeller, der heute<br />

zu den Superstars in der Porträtfotografie<br />

zählt, beim Lette Verein in Berlin<br />

ausgebildet. Der gebürtige Hannoveraner<br />

Olaf Heine arbeitet dauerhaft von<br />

Berlin aus, um internationale Musikstars<br />

zu porträtieren und aufwändige Kunst-<br />

projekte zu erschaffen. Die Porträts von<br />

Persönlichkeiten wie Nick Cave, Nina<br />

Hagen, Anna Loos, Alexandra Maria<br />

Lara, Harald Juhnke, Blixa Bargeld und<br />

von Musikbands wie Rammstein und<br />

The Boss Hoss bieten dem Betrachtenden<br />

eine Reise durch das Who's who der<br />

Berliner SchauspieI-, Kunst- und Musikgeschichte.<br />

Unter den ausgestellten<br />

Künstlern befinden sich viele weitere<br />

international renommierte Vertreter<br />

der klassischen und zeitgenössischen<br />

Fotografie wie David LaChapelle, Elliott<br />

Erwitt und Anton Corbijn.<br />

Die Galerie CAMERA WORK wurde 1997<br />

gegründet und hat sich zu einer der<br />

weltweit führenden Galerien für klassische<br />

und moderne Fotokunst entwickelt.<br />

Die Galerie residiert in einer sehr großzügigen<br />

Altbau-Location in der Nähe<br />

des Savignyplatzes in Charlottenburg.<br />

Die in dieser Ausstellung vertretenen<br />

Künstler sind unter anderem: Joachim<br />

Baldauf, Andreas H. Bitesnich, Anton<br />

Corbijn, David Drebin, Elliott Erwitt, David<br />

LaChapelle, Thomas Billhardt, Oliver<br />

Mark, Will McBride, Ralph Mecke, Andreas<br />

Mühe, Jim Rakete, Lukas Roth, Martin<br />

Schoeller, Olaf Heine, Kristian Schuller,<br />

Christian Schulz, Alfred Steffen, Ellen von<br />

Unwerth und Ulrich Wüst.<br />

Made in Berlin<br />

Bis: 25. August 2018<br />

CAMERA WORK<br />

Kantstraße 149, 10623 Berlin<br />

www.camerawork.de


Foto (Ausschnitt): O. Heine, Nick Cave, London, 2000


ART | SEHENSWERT<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 35<br />

Foto: S. Hansen<br />

Bild (Ausschnitt): Liu Xiaodong<br />

Die unmittelbar erfahrbare städtische<br />

Lebenswelt ist eines der aufregendsten<br />

Sujets innerhalb fotografischer Bildwelten.<br />

Die Ausstellung „Street. Life.<br />

Photography. Street Photography aus<br />

sieben Jahrzehnten“ im Haus der Photographie<br />

in den Deichtorhallen Hamburg<br />

umfasst rund 52 fotografische Positionen<br />

mit über 320 Arbeiten, die zur 7. Triennale<br />

der Photographie Hamburg gezeigt<br />

werden. Die Ausstellung markiert einen<br />

Wendepunkt in der Street Photography:<br />

Im direkten Dialog treffen zeitgenössische<br />

Fotografen auf Ikonen der Fotografiegeschichte.<br />

Street Photography Klassiker<br />

wie Robert Frank, Lee Friedlander,<br />

William Klein und Martin Parr werden in<br />

der Ausstellung gemeinsam mit jungen<br />

internationalen Fotografen wie Maciej<br />

Dakowicz, Mohamed Bourouissa, Ahn<br />

Jun, Doug Rickard und Harri Pälviranta<br />

präsentiert.<br />

Der chinesische Künstler Liu Xiaodong<br />

ist in Asien längst ein Star und gehört zu<br />

der legendären Künstlergeneration, die<br />

friedlich auf dem Platz des Himmlischen<br />

Friedens demonstrierte, mit dem System<br />

aneckte und Jahre später weltweit Furore<br />

machte. „Langsame Heimkehr“ ist eine<br />

gemeinsame Ausstellung der Kunsthalle<br />

Düsseldorf und des NRW-Forums Düsseldorf<br />

und widmet sich dem chinesischen<br />

Ausnahmekünstler mit einer weltweit<br />

ersten umfassenden Retrospektive.<br />

Gezeigt werden Arbeiten aus den Jahren<br />

1983 bis 2018, rund 60 Gemälde, Bildskizzen,<br />

Fotografien, übermalte Fotografien,<br />

eine digitale Malmaschine und Tagebuchnotizen.<br />

Die Kunsthalle gibt einen<br />

Überblick über Xiaodongs malerisches<br />

Schaffen, wobei das NRW-Forum den<br />

Fokus auf die fotografischen Werke Liu<br />

Xiaodongs legt.<br />

Street. Life. Photography.<br />

Bis: 21. Oktober 2018<br />

Liu Xiaodong – Langsame Heimkehr<br />

Bis: 19. August 2018<br />

Deichtorhallen Hamburg<br />

Deichtorstr. 1-2, 20095 Hamburg<br />

www.deichtorhallen.de<br />

NRW-Forum Düsseldorf<br />

Ehrenhof 2, 40479 Düsseldorf<br />

www.nrw-forum.de


36 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> ART | SEHENSWERT<br />

Foto: Museums Archiv<br />

Foto: P. Lindbergh<br />

Wie in einem Dornröschenschlaf zeigt das<br />

Universum des Museums der lithografierten<br />

Blechdosen farbige Erinnerungen<br />

aus Weißblech. Die einzigartige Sammlung<br />

von bunt lackierten Metalldosen,<br />

wird in den historischen Gebäuden einer<br />

alten Mühle, in der Region Wallonie<br />

(Belgien) präsentiert.<br />

Die Sammlung hat es auch ins Guinness<br />

Buch der Rekorde geschafft: Immerhin<br />

fast 60.000 Ausstellungsexponate zieren<br />

die umfangreiche Sammlung. Das<br />

Besondere daran: Es handelt sich um<br />

aufwändig lithografierte Schmuckstücke,<br />

die die Geschichte der Industrialisierung<br />

und des Warenkonsums widerspiegeln.<br />

Verpackungen von Schokolade,<br />

Zigaretten, Keksen, Tee, Gewürzen und<br />

vielen weiteren Produkten. Die Königin<br />

im Reich der Metalldosen ist Sammlerin<br />

Yvette Dardenne.<br />

Mode ist Antrieb und Dilemma zugleich,<br />

vor allem aber ein Indikator für den<br />

Wandel ihrer Zeit. Diese Ausstellung<br />

zeigt über 500 Jahre Modegeschichte im<br />

Spiegel der Kunst: Wie haben Künstler<br />

auf extreme Erscheinungen wie Schlitzmode,<br />

die Schamkapsel, die Krinoline<br />

oder den Smoking reagiert? Mode ist<br />

sowohl ökonomischer Faktor, wie Seismograf<br />

gesellschaftlicher Befindlichkeiten<br />

und ein Ausdruck von Sehnsucht.<br />

Die Ausstellung mit Schwerpunkt im<br />

ausgehenden 18. bis Anfang 20. Jahrhunderts,<br />

mit Ausläufern in die Renaissance<br />

und Gegenwart, interessiert sich<br />

für die Erscheinungsformen der Mode<br />

in jenem Kippmoment, wo sie extrem,<br />

schrill, laut und verpönt ist. 50 Künstler<br />

werden gezeigt, darunter Joseph Beuys,<br />

Giovanni Boldini, Peter Lindbergh, Leigh<br />

Bowery, Daniele Buetti, Salvador Dalí,<br />

Félix Vallotton und Andy Warhol.<br />

Bunt lackierte Metalldosen<br />

(ganzjährig)<br />

Fashion Drive – Extreme Mode in der Kunst<br />

Bis: 15. Juli 2018<br />

Museum der lithografierten Blechdosen<br />

Rue du Condroz 8, 4280 Grand-Hallet<br />

www.belgien-tourismus-wallonie.de<br />

Kunsthaus Zürich<br />

Heimplatz 1, 8001 Zürich<br />

www.kunsthaus.ch


international fashion trade show<br />

www.premiumexhibitions.com<br />

art installation by anselm reyle


38 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> IM INTERVIEW | MIKE TYSON<br />

MIKE TYSON<br />

EXKLUSIV<br />

IM INTERVIEW<br />

INTERVIEW & AUTOR: R. LEO<br />

Ein Haudrauf der besonderen Art war<br />

Mike Tyson (51) schon immer. Der jüngste<br />

Boxweltmeister aller Zeiten prügelte seine<br />

Gegner reihenweise aus dem Ring und<br />

verdiente mehr Geld als jeder andere<br />

Sportler seiner Generation. Im Privatleben<br />

hingegen beförderte sich „Iron Mike“ mit<br />

steter regelmäßig selbst auf die Bretter. Er<br />

brummte Gefängnisstrafen wegen Vergewaltigung<br />

und Körperverletzung ab, verjubelte<br />

sein 300-Millionen-Dollar-Vermögen<br />

und musste 2003 Insolvenz anmelden.<br />

2012 kehrte der in ärmsten Verhältnissen<br />

aufgewachsene Tyson zurück ins Rampenlicht<br />

– als Alleinunterhalter einer Comedy-<br />

Show, in der er sein turbulentes Leben auf<br />

die Schippe nimmt. Nach erfolgreichen<br />

Tourneen in Amerika tritt er damit nun<br />

auch in Deutschland auf. Beim Treffen<br />

mit <strong>BOLD</strong> ruht der ehemals so Unkontrollierte<br />

auf dem Ledersofa eines Nobel-<br />

Hotels in Berlin. Er wirkt gelöst. Die Aura<br />

der Unberechenbarkeit ist einer Sanftmütigkeit<br />

gewichen, der ewige Krieger ist<br />

geläutert. Nur die Maori-Tätowierungen<br />

erinnern noch an seine bissigen Zeiten. „Das<br />

Tier in mir ruht“, stellt Tyson dann auch<br />

gleich zu Beginn des Gesprächs klar, als<br />

wolle er sein Gegenüber beschwichtigen.<br />

Mr. Tyson, hinter jedem Erfolgsmenschen<br />

steckt ein Mentor. Ihr Lehrmeister hieß<br />

Cus D’Amato. Ihm haben Sie Ihr neues<br />

Buch „Eiserner Wille“ gewidmet. Eine<br />

biografische Underdog-Story – alternder<br />

Box-Trainer trifft 13-jährigen Straßenjungen<br />

und baut ihn zum Champion auf.<br />

Haben Sie sich oft gefragt, wie Ihr Leben<br />

ohne D’Amato verlaufen wäre?<br />

Ich wäre wahrscheinlich Mitglied in einer<br />

Straßengang geworden. Ganz sicher hätte<br />

ich noch vor meinem zwanzigsten Lebensjahr<br />

ins Gras gebissen. Cus bewahrte mich<br />

vor diesem Schicksal. Er war ja nicht nur<br />

mein Trainer, er war für mich der Vater, den<br />

ich nie hatte. Bevor ich Cus traf, hatte ich<br />

einen schweren Minderwertigkeitskomplex.<br />

Er war es, der mir einbläute, dass ich besser<br />

sei als alle anderen. Cus erklärte mir immer<br />

wieder, ich sei ein Gott. Er bejubelte mich<br />

und brach mich danach wieder. Das war<br />

seine Taktik, um mich zu motivieren.<br />

Sie beschreiben in dem Buch auch, wie er<br />

Sie mit der Aussicht auf Ruhm und Geld<br />

zu Höchstleistungen anspornte.<br />

Ich lebte bis zu meinen ersten Profi-<br />

Kämpfen von der Hand in den Mund. Als<br />

meine Mutter starb, war ich sechzehn und<br />

hatte nicht einmal genug Geld, um einen<br />

Sarg für sie zu kaufen. Nach ihrer Beerdigung<br />

bin ich los und brach in Häuser ein.<br />

Cus wusste, wie er mich packen konnte,<br />

wenn ich wieder kurz davor war, in alte<br />

Gewohnheiten abzugleiten und Mist zu<br />

bauen. Wir haben zusammen geträumt,<br />

genug Geld zu haben, um Villen zu kaufen,<br />

und dass dann alle mit offenem Mund<br />

dastehen würden.<br />

Stattdessen starb D’Amato 1985 mit 77<br />

Jahren, noch bevor Sie zum ersten Mal<br />

Champion wurden. Stimmt es, dass er<br />

Ihren Aufstieg genauso vorhergesehen<br />

hatte, wie die vielen Dramen später in<br />

Ihrem Leben und Ihre Insolvenz 2003?<br />

Genau so war es. Nach meiner zweiten<br />

Scheidung hatte ich plötzlich über 30 Millionen<br />

Dollar Schulden, und das, nachdem<br />

ich 300 Millionen verschleudert hatte.<br />

2003 habe ich Konkurs angemeldet, ich war<br />

völlig pleite, aber dann bekam ich plötzlich<br />

eine Rendite von 250.000 Dollar aus<br />

einer Kapitalanlage, die Cus vor seinem<br />

Tod mit seinen letzten 500 Dollar angelegt<br />

hatte. „Für den Fall, dass der Junge es nicht<br />

schaffen sollte.“ Ich bin in Tränen ausgebro-


IM INTERVIEW | MIKE TYSON<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 39<br />

chen, ich hatte mein Leben ruiniert, doch er<br />

hatte das vorausgesehen, und noch aus dem<br />

Grab sorgte er für mich. Das hat mir wieder<br />

Hoffnung gegeben und mich wieder auf die<br />

Beine gebracht.<br />

Mr. Tyson, mit Verlaub: Ihre Insolvenz ist<br />

ebenso legendär wie Ihre Boxer-Karriere.<br />

Kaum ein Sportler vor Ihnen hat sein<br />

Vermögen so hemmungslos verprasst.<br />

In Ihren Villen hielten Sie sich Tiger in<br />

einem Privatzoo, Ihr Fuhrpark umfasste<br />

über 60 Luxus-Autos. Bereuen Sie, wie Sie<br />

mit Ihrem Geld umgegangen sind?<br />

Was ich alles erlebt und mitgemacht habe,<br />

ist nur schwer zu überbieten. In meinen 50<br />

Jahren habe ich bestimmt zehn Leben gelebt.<br />

Ich habe mein Geld für Autos, Prostituierte,<br />

Villen und Schmuck rausgehauen, als wenn<br />

es kein Morgen mehr gäbe. Trotzdem fällt es<br />

mir schwer, all das zu bereuen. Ich wusste es<br />

damals einfach nicht besser. Ich war jung,<br />

dumm und steinreich.<br />

Ihr Boxer-Kollege George Foreman<br />

musste 1980 Konkurs anmelden. Er<br />

meinte danach, es gäbe für einem Mann<br />

nichts Schlimmeres als eine Pleite. Nichts<br />

wäre furchteinflößender und erniedrigender.<br />

Stimmen Sie dem zu?<br />

Nein. Es gibt schlimmere Dinge, die einen<br />

Mann zustoßen können, als Pleite zu gehen.<br />

Ich weiß noch, wie es sich anfühlte als<br />

meine Tochter Exodus 2009 mit vier Jahren<br />

gestorben ist. Sie wurde durch ein Kabel<br />

eines Laufbandes stranguliert. Ich war am<br />

Boden zerstört. In solch einem Moment<br />

verliert alles andere seine Bedeutung. Kein<br />

Geld der Welt hätte mir meine Tochter<br />

zurückgebracht. Obwohl ich in armen<br />

Verhältnissen aufgewachsen bin, hatte Geld<br />

für mich schon immer eher einen symbolischen<br />

als einen materiellen Wert. Ich war<br />

lange Zeit ein sehr wütender Mensch, und<br />

Geld half mir dabei, meinen Hass auf die<br />

Welt und auf mich selbst zu unterdrücken.<br />

Je reicher ich wurde, desto mehr verlor ich<br />

das Interesse an Geld. Es war einfach da<br />

und im nächsten Moment wieder weg.<br />

Sie haben zehn Jahre gebraucht, um aus<br />

der Insolvenz wieder herauszukommen.<br />

Das war zweifelsohne ein steiniger Weg,<br />

aber ich bin ihn gegangen. Ich drehte Filme<br />

und trat in Werbespots auf. Meine Kinder<br />

und meine jetzige Frau Kiki gaben mir die<br />

nötige Kraft, mich wieder hochzuarbeiten.<br />

Warum sind Sie nicht einfach wieder in<br />

den Ring gestiegen? Sie hätten es George<br />

Foreman gleichtun können, der nach<br />

zehnjähriger Ringpause erst einmal<br />

reihenweise Fallobst boxte, ehe er mit 45<br />

Jahren noch einmal Weltmeister wurde<br />

und dadurch dreistellige Millionensummen<br />

verdiente.<br />

Für kein Geld der Welt wäre ich wieder in<br />

den Ring gestiegen.<br />

Das haben Ihre Vorgänger auch fast alle<br />

geschworen …<br />

Und sich nicht daran gehalten. Obwohl es<br />

der ein oder andere besser dabei belassen<br />

ICH HASSE BOXEN,<br />

WEIL ES EINEN<br />

SCHLECHTEN MENSCHEN<br />

AUS MIR GEMACHT HAT.<br />

hätte. Für mich stand fest: Ich werde<br />

niemals zurückkehren. Ich hasse Boxen,<br />

weil es einen schlechten Menschen aus mir<br />

gemacht hat.<br />

Als Sie Ihren ersten Titel gewannen, sind<br />

Sie mit dem Siegergürtel durch Ihr altes<br />

Viertel in Brownsville, Brooklyn gelaufen<br />

– jeder sollte sehen, was für ein Gewinner<br />

Sie sind. Der kleine Mike, der 38 Mal<br />

verhaftet wurde, bevor er überhaupt die<br />

Pubertät erreicht hatte, war plötzlich wer.<br />

Ein Champion. Und ein reicher Mann.<br />

Was war das für ein Gefühl, plötzlich alle<br />

Geldsorgen los zu?<br />

Ich fühlte mich wie der König der Welt. Die<br />

erste Million hat mein Leben verändert.<br />

Plötzlich wohnte ich in einer der Villen,<br />

von denen Cus und ich in den Jahren zuvor<br />

geträumt hatten. Es war ein einziger


40 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> IM INTERVIEW | MIKE TYSON<br />

Rausch. Wie in einem Film. Ich dachte, ich<br />

habe es geschafft. Doch Geld bringt leider<br />

auch das Schlechte im Menschen zum<br />

Vorschein. Erst recht, wenn man berühmt<br />

ist. Ich wurde ein richtiges Arschloch. Ich<br />

war niemals verrückt nach Geld. Aber das<br />

Geld hat mich verrückt gemacht.<br />

Für welche verrückten Dinge haben Sie<br />

Ihr Geld besonders gern ausgegeben?<br />

Für Autos. Ich weiß noch, wie ich im<br />

Frühjahr 1986 James Smith besiegte und<br />

WBA-Champion wurde. Ich war 20 und<br />

wollte mir unbedingt einen Rolls Royce<br />

anschaffen. Ich hatte die Kaufpapiere des<br />

Rolls Royce Händlers schon vorliegen.<br />

Aber mein damaliger Manager meinte:<br />

„Was willst du mit einem Auto, wenn du<br />

nicht mal fahren darfst? Warte, bis du 21<br />

bist.“ Also stand ich am 30. Juni, meinem<br />

Geburtstag, pünktlich um 10 Uhr morgens<br />

beim Händler auf der Matte und kaufte<br />

mir mein Traumauto: einen blauen Rolls<br />

Royce Silver Spur für 119.500 Dollar. Ich<br />

habe wirklich eine Menge Geld zum Fenster<br />

hinausgeworfen, aber diesen Kauf werde ich<br />

niemals bereuen. Ein Jahr später holte ich<br />

mir gegen Tony Tucker den IBF-Titel und<br />

belohnte mich dafür mit einem Rolls-Royce<br />

Corniche. Der kostete dann schon 165.000<br />

Dollar. Irgendwie musste ich das Geld ja<br />

loswerden. (lacht)<br />

Unter den Sportler-Pleitiers befinden sich<br />

auffallend viele Boxer. Haben Sie dafür<br />

eine Erklärung?<br />

Zunächst mal, weil sie ungebildet sind.<br />

Boxer kommen nun mal nicht von der<br />

Universität. Boxen ist so ziemlich die<br />

einzige Sportart, in der es ein Ghetto-Kind<br />

aus Brownsville, Brooklyn zum Multi-<br />

Millionär schaffen kann. Dafür ist Talent<br />

erforderlich. Talent macht dich reich, aber<br />

es macht dich nicht klug. Als Boxer musst<br />

du dich in einem Raum voller Geschäftsleute<br />

genauso souverän bewegen können,<br />

wie im Boxring. Sonst wirst du abgezockt.<br />

Berater, Manager, Promoter, alle sind sie<br />

hinter deinem Geld her. Während du<br />

deine Birne im Ring hinhältst, sahnen<br />

sie ab. Der zweite Punkt ist die Vorsorge.<br />

Damit haben es die Boxer nicht so, die<br />

meisten denken nur von Kampf zu Kampf,<br />

dabei ist es extrem wichtig, sein Geld für<br />

sich arbeiten zu lassen. Das habe ich damals<br />

nicht kapiert.<br />

Auch an Ihnen haben sich etliche<br />

Promoter und Berater eine goldene Nase<br />

verdient – weil Sie zu oft den falschen<br />

Leuten vertraut haben?<br />

Absolut, aber das ist ein generelles Problem<br />

bei Profisportlern. Wir schenken Managern<br />

und Beratern zu früh unser Vertrauen.<br />

Dabei ist Vertrauen etwas, das man sich<br />

verdienen muss. Ich hatte Finanz-berater,<br />

die mir gezeigt haben, wie ich Geld steuersparend<br />

ausgebe, aber nicht, wie man Geld<br />

vernünftig investiert und nachhaltig anlegt.<br />

Welche Lehren haben Sie aus dieser<br />

Erfahrung gezogen? Vertraue niemals<br />

einem Berater und nimm deine Geldanlage<br />

selbst in die Hand?<br />

Nein, dafür kenne ich mich noch immer<br />

nicht gut genug mit der Materie aus. Ich<br />

habe Finanzexperten, die für mich arbeiten.<br />

Aber ich bin misstrauischer geworden. Um<br />

meine Bankangelegenheiten kümmert sich<br />

meine Frau Kiki. Sie schaut auch den Beratern<br />

auf die Finger. Ich will genau wissen,<br />

wie und wo mein Geld angelegt wird.<br />

In welchen Bereichen investieren Sie<br />

heute? Aktien und Immobilien, statt<br />

Autos und Pelzmäntel?<br />

Richtig. Ich habe einen Teil meines Vermögens<br />

in Immobilien investiert, weil die<br />

Mieten ein wiederkehrendes Einkommen<br />

sichern. Außerdem steckt mein Geld in<br />

US-Staatsanleihen und in Aktien, sowohl in<br />

Fonds als auch in Einzelwertpapieren. Aber<br />

nur Blue Chips, keine Zocker-Papiere. Ich<br />

bin ein konservativer Anleger und bevorzuge<br />

defensive Aktien. Ich halte es da mit<br />

Warren Buffett: Kaufe nur, was du verstehst.<br />

In meinem Portfolio befinden sich solide<br />

Firmen, die seit Jahren verlässliche Dividenden<br />

zahlen. Coca Cola, McDonalds,<br />

American Express. Nichts Riskantes also,<br />

ich möchte ja nicht wieder pleite gehen.<br />

(lacht)<br />

Sie klingen sehr souverän. Gibt es eigentlich<br />

Parallelen zwischen der Börse und<br />

dem Boxen?<br />

Ich finde schon. Sowohl an der Börse wie<br />

beim Boxen gilt: Bewahre Ruhe, analysiere<br />

die Situation und schlage zu, wenn die Gelegenheit<br />

günstig ist.<br />

In letzter Zeit kursieren wieder Gerüchte,<br />

wonach Sie erneut in finanzielle Schieflage<br />

geraten sein sollen. Verschiedene


IM INTERVIEW | MIKE TYSON<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 41<br />

US-Medien berichten, dass Sie ganz dringend<br />

Geld benötigen, um die Alimente für<br />

Ihre Kinder zu zahlen.<br />

Welcher Vater von acht Kindern benötigt<br />

kein Geld? (lacht) Aber Pleite? Nein, pleite<br />

bin ich nicht. Mit dem Chaos bin ich durch.<br />

Was ich verdiene, reicht aus, um meiner<br />

Familie und mir einen vernünftigen Lebensstandard<br />

zu sichern. Ich arbeite nach wie<br />

vor hart für mein Geld, aber diesmal werde<br />

ich darauf achten, es auch zu behalten. Ich<br />

kann mich jetzt nicht beschweren, mein<br />

Leben ist auf dem richtigen Weg. Sie sehen<br />

doch, wie die Menschen sich nach mir<br />

reißen. Das fühlt sich gut an. Ich hätte das<br />

niemals für möglich gehalten.<br />

Sie spielen auf Ihre zweite Karriere als<br />

Comedian an. Sie haben sogar eine eigene<br />

One Man Show in Las Vegas, mit der Sie<br />

mehrmals in der Woche auftreten. Worum<br />

geht es in „The Undisputed Truth“?<br />

Boxhandschuh werden Ihre Fans mit<br />

satten 345 Dollar zur Kasse gebeten. Im<br />

Frühjahr werden Sie mit „The Undisputed<br />

Truth“ auch in Deutschland auftreten.<br />

Die Kartenpreise beginnen bei 89 Euro<br />

für die einfachen Shows in Kinosälen<br />

und gehen hoch bis über 800 Euro für ein<br />

Galadinner mit Ihnen, wie es in München<br />

und Dresden vorgesehen ist. Sind die<br />

Leute wirklich bereit, solche Preise zu<br />

zahlen?<br />

Und ob – ohne mit der Wimper zu zucken!<br />

In Europa ist der Zulauf noch viel größer als<br />

Ja, das stimmt. Der Film über mein Leben<br />

wird kommen. Jamie Foxx hat bereits unterschrieben.<br />

Er will mich unbedingt spielen.<br />

Wahrscheinlich spekuliert er auf einen<br />

Oscar. (lacht) Das Drehbuch stammt von<br />

Terence Winter, dem Autor von „The Wolf<br />

of Wall Street“ und wenn alles gut geht,<br />

wird Martin Scorsese Regie führen, was<br />

eine große Ehre für mich wäre. Es ist aber<br />

noch kein Drehbeginn angesetzt, auch<br />

müssen wir warten, bis Martin Zeit für<br />

das Projekt hat. Sobald die letzten Details<br />

geklärt sind und Scorsese grünes Licht gibt,<br />

kann’s ganz schnell gehen.<br />

ICH BIN HEILFROH,<br />

EIN ANDERER MENSCH ZU SEIN.<br />

DAS TIER IN MIR<br />

IST NUN GEBÄNDIGT.<br />

Bei meiner Show im MGM Grand Hotel in<br />

Las Vegas halte ich einen Monolog; darin<br />

erzähle ich Anekdoten aus meinem Leben.<br />

Ich mag das Gefühl, wenn ich sehe, dass<br />

die Leute fasziniert davon sind. Ich bin<br />

Entertainer, ein Bühnentier, nicht wenige<br />

vergleichen mich sogar mit Eddie Murphy,<br />

einem, der die Menschen unterhält, der<br />

im Showbusiness ist. Ich bin nicht mehr<br />

das Biest, das anderen Angst macht. Und<br />

die Leute lieben den neuen Mike Tyson.<br />

Vielleicht, weil ich immer authentisch<br />

geblieben bin.<br />

Günstig zu haben sind Sie jedenfalls<br />

noch immer nicht: Für einen signierten<br />

in Amerika. Die Menschen in Deutschland<br />

haben mich schon immer verehrt. Es ist<br />

einfach verrückt. Ich habe immer geglaubt,<br />

ein übler Kerl zu sein, der es nicht schafft,<br />

sich aus dem ganzen Desaster zu befreien.<br />

Doch ich habe wieder festen Boden unter<br />

den Füßen. Ich mache gutes Geld auch mit<br />

vielen anderen Dingen.<br />

Zum Beispiel mit der Schauspielerei. Ihre<br />

Gastauftritte in den „Hangover“-Filmen<br />

sind mittlerweile Kult. Es heißt, Hollywood<br />

möchte Ihr Leben verfilmen. Wie ist<br />

da der Stand der Dinge, können Sie uns<br />

schon mehr verraten?<br />

Was wünschen Sie sich?<br />

Gesundheit und Glück für meine Familie<br />

und mich. Ich möchte, dass meine Kinder<br />

zu respektvollen Menschen aufwachsen<br />

und sie stolz auf ihren alten Herren sein<br />

können. Nicht wegen meiner Vergangenheit,<br />

sondern wegen der Person, die ich heute<br />

bin. Ich habe dem Alkohol und dem Kokain<br />

abgeschworen. Ich trinke nicht mehr und<br />

versuche, ein guter Ehemann und Vater zu<br />

sein. Dafür rackere ich mir gerne den Allerwertesten<br />

ab. Ich bin heilfroh, ein anderer<br />

Mensch geworden zu sein. Das Tier in mir<br />

ist nun gebändigt.


ONE DAY<br />

IN BARCELONA<br />

MIT SIMON BÖER UND<br />

DEM SEAT ARONA BEATS AUF DEM<br />

PRIMAVERA SOUND FESTIVAL<br />

AUTOR: J. M. BRAIN | FOTOGRAF: T. ADLER


Wer den aus Film („Elementarteilchen“, „Es lebe der Punk“) und Fernsehen<br />

(„Herzensbrecher“, „Professor T“) bekannten Schauspieler Simon Böer kennt,<br />

weiß: Action, Spaß und Musik sind sein Ding. Für <strong>BOLD</strong> ideale Voraussetzungen,<br />

um mit dem talentierten Mimen und dem neuen SEAT Arona<br />

Beats einen Tag lang Barcelona zu erkunden und auf dem Primavera Sound<br />

Festival Böers Leidenschaft für gute Musik zu zelebrieren.<br />

Das neue SEAT Digital Cockpit – ein interaktives Display, das sich über<br />

das Multifunktionslenkrad bedienen und über das Infotainment-System<br />

anpassen lässt – ist neben dem BeatsAudio Logo am Kofferraum und den<br />

exklusiv designten Sitzen, Simon Böers persönliches Highlight des neuen<br />

SEAT Arona Beats. Weitere markante Merkmale des Arona Beats sind unter<br />

anderem die Außenspiegel in der Farbe Eclipse Orange. Im Fahrzeuginneren<br />

sind der Abdeckrahmen des Radios sowie die Nähte an Schalthebel,<br />

Lenkrad und Handbremse, ebenfalls in Eclipse Orange gehalten.


Das Sondermodell SEAT Arona Beats entstand in Kooperation mit Beats<br />

by Dr. Dre und zeichnet sich durch eine Reihe einzigartiger Details aus:<br />

Das Premium-Soundsystem klingt so, als säße man bei seinem Lieblingsinterpreten<br />

im Studio, es wartet mit einem 300-Watt-Verstärker<br />

mit 12 Kanälen, einem digitalen Signalprozessor und sieben High-End-<br />

Lautsprechern auf.<br />

Zwei Hochtöner in der A-Säule und zwei Tieftöner in den vorderen Türen,<br />

zwei Breitbandlautsprecher hinten sowie ein in der Reserveradmulde<br />

eingebauter Subwoofer komplettieren das Audiosystem.


Das Primavera Sound Festival in Barcelona fand erstmals 2001 im Freilichtmuseum<br />

Poble Espanyol statt und zählte damals etwa 8.000 Zuschauer.<br />

Heute ist Primavera Sound eine der weltweit größten Musikveranstaltungen<br />

auf dem Freigelände des Parc del Fórum. An fünf Veranstaltungstagen,<br />

mit über 260 Bands und Interpreten, zieht es hunderttausende Musikbegeisterte<br />

in seinen Bann. SEAT ist strategischer Partner und unterstreicht<br />

durch die Kooperation mit Primavera Sound sein Engagement für Musik<br />

sowie die Verbindung zu Barcelona, als Mutterstadt der Marke.<br />

Für uns und Simon Böer geht ein erlebnisreicher Tag zu Ende, den wir<br />

bei den Beats von Nick Cave and The Bad Seeds und den Arctic Monkeys<br />

musikalisch ausklingen lassen (www.seat.de).


VIETNAM<br />

DER ZORN DES DRACHENS<br />

AUTOR & FOTOGRAF: M. WINCKLER


52 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL | VIETNAM<br />

Bereits um sieben Uhr morgens sind die<br />

Suppenküchen in der Altstadt von Hanoi,<br />

der Hauptstadt Vietnams, gut besucht.<br />

In großen Töpfen auf Holzkohlefeuer<br />

köchelt der Sud aus Rinderknochen oder<br />

Hühnchenkarkassen, Zimtstangen und<br />

Sternanis. Die Köchin gibt kurz gekochte<br />

Reisbandnudeln, Rindfleisch- oder Hühnchenstreifen<br />

in eine Schale, gießt den<br />

Sud drauf und garniert ihn mit vielen<br />

frischen Kräutern wie Koriander und Basilikum.<br />

Fertig ist die dampfend heiße Pho<br />

Bo mit Rind oder Pho Ga mit Huhn. Auf<br />

dem Tisch steht noch eine Schale mit<br />

Limetten, Minze, Salat und einer aufgeschnittenen,<br />

roten Chilischote, aus der<br />

sich alle Gäste am Tisch bedienen. „Wir<br />

essen die Suppe, bevor wir zur Arbeit<br />

gehen“, sagt eine junge Büroangestellte,<br />

die mir gegenübersitzt. Kaum jemand<br />

bereite die Brühe zuhause zu, der<br />

Aufwand sei zu groß, und der Preis in den<br />

Suppenküchen sehr günstig.<br />

Nach einem leichten Frühstück und<br />

einem Kaffee gleich nebenan in einem<br />

Café, das Sorten aus der Bergregion<br />

nördlich von Hanoi anbietet, fahren wir<br />

mit dem Taxi zum Ho-Chi-Minh-Mausoleum,<br />

in dem der Leichnam des legendären<br />

kommunistischen Führers Vietnams<br />

einbalsamiert aufgebahrt ist. Die<br />

1941 von ihm formierte Unabhängigkeitsbewegung<br />

Vietminh aus nationalistischen<br />

und kommunistischen Gruppen<br />

besiegte 1954 die französischen Besatzer<br />

in der Schlacht bei Dien Bien Phu. Mit der<br />

Niederlage Frankreichs endete der achtjährige<br />

Erste Indochinakrieg und damit<br />

die französische Kolonialzeit seit 1847.<br />

Den Sieg über die USA im Zweiten Vietnamkrieg<br />

1975 erlebte Ho Chi Minh nicht<br />

mehr. Er starb im September 1969.<br />

Das große Areal ist von einer Mauer<br />

umgeben, an der entlang sich eine<br />

Menschenschlange auf das mächtige,<br />

in grauem Stein erstarrten Mausoleum<br />

in kleinen Schritten zubewegt, darunter<br />

viele Familien und uniformierte Schulklassen.<br />

Die Besucher scherzen miteinander,<br />

Kinder zerren ungeduldig an den<br />

Händen ihrer Mütter oder Großmütter.<br />

Der Andrang vor Vietnams meistbesuchter<br />

Pilgerstätte hat etwas von Volksfestcharakter,<br />

nur bei der Wachablösung<br />

der Ehrengarde in weißen Uniformen<br />

verstummt die Menge angesichts der<br />

militärischen Zeremonie. Es ist Freitagmorgen,<br />

acht Uhr. Der Taxifahrer gibt<br />

mir zu verstehen, dass die Wartezeit<br />

mindestens zwei Stunden betrage. An<br />

Feiertagen und samstags sei der Besucherandrang<br />

besonders stark, aber auch<br />

an den anderen Tagen kämen sehr viele<br />

Menschen.<br />

Statt uns in die Warteschlange einzureihen,<br />

lassen wir uns zum Literaturtempel<br />

fahren. Der Konfuzius sowie<br />

vietnamesischen Schriftstellern und<br />

Gelehrten gewidmete, gut erhaltene<br />

Sakralbau aus dem Jahr 1070 ist eines<br />

der beeindruckendsten Bauwerke traditioneller<br />

vietnamesischer Architektur<br />

in Hanoi. Wir schlendern durch das von<br />

geschwungenen Dächern überwölbte<br />

Eingangsportal in einen gepflegten<br />

Garten, durchqueren mehrere Innenhöfe<br />

bis zur Zeremonienhalle. Dort haben<br />

sich junge Leute, die dunkelblaue Talare<br />

mit rubinroten Revers sowie schwarze<br />

Doktorhüte tragen und ein Zeugnis in der<br />

Hand halten, schmunzelnd für ein Gruppenfoto<br />

aufgestellt. Eine Spaßveranstaltung.<br />

Sie seien Schüler aus einer Kleinstadt<br />

südlich von Hanoi, erzählt einer<br />

von ihnen. In einem Jahr würden sie die<br />

Prüfung für die Zulassung zur Universität<br />

ablegen. Es sei ein tolles Gefühl, schon<br />

mal so eine Robe zu tragen, ergänzt er.<br />

Der Ausflug motiviere, sich nun voll auf<br />

das letzte Schuljahr zu konzentrieren.<br />

Wir kehren zunächst in unsere Unterkunft<br />

zurück. Für die ersten Tage in Hanoi<br />

haben wir das Impressive Hotel gewählt.<br />

Danach wechseln wir ins Fünf-Sterne-<br />

Möwenpick-Hotel, ein ausgezeichnetes<br />

Haus dieser Kategorie, zehn Minuten<br />

von der Altstadt entfernt. Auch wenn das<br />

Impressive Hotel keine Luxusherberge ist,<br />

war die Wahl ein wahrer Glücksgriff, denn<br />

es liegt mitten in der Altstadt, nahe der<br />

St. Joseph´s Kathedrale, in einer ruhigen<br />

Gasse – was angesichts der in der Altstadt<br />

fast überall, von den frühen Morgen- bis<br />

späten Abendstunden, unentwegt knatternden<br />

und hupenden Mopeds eine<br />

Besonderheit ist – und nur zehn Minuten<br />

zu Fuß bis zum Hoan-Kiem-See, der das<br />

alte Quartier auf der einen Seite begrenzt<br />

und an den sich das Französische Viertel<br />

auf der anderen Seite anschließt. Unser<br />

Zimmer mit Balkon, in der siebten und<br />

damit obersten Etage des schmalen<br />

Hauses, hat einen guten Ausblick auf<br />

die Rückseite der Kathedrale. Das<br />

Zimmer ist zwar klein, bietet aber alle<br />

Annehmlichkeiten eines guten Hotels,


TRAVEL | VIETNAM<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 53


54 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL | VIETNAM


TRAVEL | VIETNAM<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 55<br />

das Personal ist gastfreundlich und hilfsbereit,<br />

der Preis günstig.<br />

Hanois Altstadt ist das Viertel der „36<br />

Straßen“, benannt nach den 36 Zünften,<br />

die sich hier im 13. Jahrhundert niederließen,<br />

jede Gilde in ihrer eigenen Straße.<br />

Heute gibt es in der Altstadt wesentlich<br />

mehr als die ursprünglichen 36 Straßen,<br />

wobei deren Namen, die mit Hang<br />

(Handelsware) beginnen, nicht immer<br />

konkret Auskunft darüber geben, was<br />

tatsächlich angeboten wird. Die strenge<br />

Gliederung der Altstadt nach Zünften ist<br />

längst Vergangenheit, und so reihen sich<br />

in einigen Straßen und Gassen vorwiegend<br />

Cafés, Restaurants, Garküchen,<br />

Hotels und Souvernirgeschäfte aneinander.<br />

Doch das touristische Angebot<br />

dominiert die Altstadt nicht, sie hat sich<br />

größtenteils ihre fernöstliche Authentizität<br />

bewahrt. Vorzeigegeschäfte internationaler<br />

Designermarken, wie etwa<br />

im alten Zentrum Saigons, gibt es in<br />

der Altstadt von Hanoi nicht. Ein Gewirr<br />

aus Gassen zweigt von mehreren<br />

geschäftigen Hauptstraßen ab. Eine der<br />

verkehrsreichsten ist die Hang Gai, die<br />

alte Seidengasse, mit teuren Boutiquen,<br />

Schneiderwerkstätten und Galerien.<br />

Lautes Hämmern führt mich zur Hang<br />

Thiec, in der Metallbieger ihrem alten<br />

Handwerk nachgehen. Lange, armdicke<br />

Bambusstangen und Leitern aus der<br />

biegsamen Pflanze lehnen an Häuserfassaden<br />

in der Bambusgasse, Hang Tre.<br />

In der Hang Ma wird seit 500 Jahren<br />

mit Papier gehandelt. Sie entfaltet in<br />

den frühen und späten Abendstunden<br />

ihren Charme, wenn die Läden ihr<br />

Papier-Kunsthandwerk mit Lampenlicht<br />

ausleuchten: Drachen- und Löwenköpfe,<br />

Lampions und Sterne, Hüte und Masken,<br />

Häuschen und falsche Geldscheine, die<br />

den Ahnen geopfert werden. Das Falschgeld<br />

geht in Flammen auf, irgendwo auf<br />

der Straße oder in einem Tempel. Jede<br />

Gilde hat ihren Tempel. Die Sakralstätten<br />

mit ihren lokalen taoistischen Gottheiten<br />

und Wächterfiguren sind auf den<br />

ersten Blick häufig nicht zu erkennen. Sie<br />

verbergen sich in Gärten mit altem Baumbestand<br />

hinter Toren und Mauern oder in<br />

verschlungenen Hinterhöfen. Besucher<br />

sind gleichwohl willkommen. Die Tempel<br />

sind durch Räucherkerzenrauch vernebelte<br />

Oasen der Ruhe und Besinnlichkeit,<br />

von denen das hektische Altstadttreiben,<br />

obwohl gleich vor der Türe, wie<br />

ausgesperrt und weit entfernt scheint.<br />

Wir lassen uns mehrere Tage in dieser<br />

Altstadt treiben, schlendern absichtlich<br />

ohne Stadtplan oder Google Maps die<br />

Straßen und Gassen entlang, legen häufig<br />

Pausen in Kneipen, Cafés und Garküchen<br />

ein, an Straßenecken und in Tempeln<br />

sprechen wir mit Kellnern, Geschäftsinhabern,<br />

Jugendlichen – eine Form von<br />

Konversation, die sich einfach so ergibt,<br />

und schauen bei einem Kaffee oder Bier<br />

dem Treiben in der Straße oder Gasse zu:<br />

verfolgen den aberwitzigen Verkehr der<br />

sich scheinbar, aber nur scheinbar, an<br />

keine Regeln haltenden Mopedfahrer, oft<br />

mit bis zu fünf Menschen, Federvieh und<br />

Einkaufstaschen auf dem Sattel, und den<br />

beim Überqueren der Straße zwischen<br />

ihnen mehr tänzelnden als gehenden<br />

Straßenverkäuferinnen, die, wie in ländlichen<br />

Regionen Vietnams, kegelförmige<br />

Hüte tragen und zwei Schalen mit Obst<br />

oder Gemüse, Gewürzen und Kräutern an<br />

einer Bambusstange auf ihren Schultern<br />

balancieren. Zwar ist es heiß und schwül<br />

und der Schweiß rinnt von der Stirn – die<br />

Luft ist schwer von Abgasen, die sich mit<br />

den Dünsten aus Garküchen und dem<br />

süßlichen Geruch von Räucherstäbchen<br />

zu einer klebrigen Masse verbinden. Aber<br />

es sind Eindrücke von einer energiespendenden<br />

Intensität, die kurz aufflackernde<br />

Müdigkeit oder Erschöpfungsmomente<br />

schnell kompensiert. Am nächsten<br />

Morgen sind wir vor Sonnenaufgang am<br />

Hoan-Kiem-See, dem See des zurückgegebenen<br />

Schwertes, der sich auf Uferwegen<br />

in einer guten Stunde umrunden<br />

lässt. Anwohner aller Altersgruppen<br />

gehen hier ihrem Morgensport nach.<br />

In Gruppen praktizieren die Menschen<br />

Tai-Chi, verrenken sich zu Aerobic-<br />

Klängen aus mitgebrachten Ghettoblastern,<br />

machen Gymnastikübungen oder<br />

joggen. Auf einer kleinen Insel ragt der<br />

dreistöckige Turm Thap Rua empor, der<br />

abends im goldenen Scheinwerferlicht<br />

erstrahlt, wenn die Menschen am Ufer<br />

auf Parkbänken ruhen, neben denen<br />

leuchtendrot blühende Flammenbäume<br />

ihre Äste dem Wasser zuneigen.<br />

Den Turm ließ im 15. Jahrhundert der<br />

Bauernführer Le Loi zu Ehren einer<br />

Schildkröte errichten. Der Legende<br />

nach kam sie ihm zu Hilfe, als er gegen<br />

eine Übermacht von Soldaten aus<br />

der Minh-Dynastie kämpfte, und überreichte<br />

ihm ein Schwert mit goldener<br />

Klinge. Damit besiegte er das feindliche<br />

Heer und befreite das Land


56 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL | VIETNAM<br />

von der jahrhundertealten Fremdherrschaft<br />

Chinas. Als er der Schildkröte das<br />

Schwert zurückgeben wollte, fuhr es wie<br />

von Zauberhand gesteuert von selbst aus<br />

der Scheide heraus und verschwand mit<br />

dem Reptil in der Tiefe des Sees. Seither<br />

wird die Schildkröte des Hoan-Kiem-Sees<br />

in ganz Vietnam verehrt. 1968 wurde<br />

in dem See tatsächlich eine Jangtse-<br />

Riesenweichschildkröte entdeckt, von<br />

der es weltweit nur noch vier Exemplare<br />

geben soll. Wissenschaftler schätzten das<br />

Alter des Tieres auf rund 100 Jahre. Im<br />

Januar 2016 starb die Schildkröte. Staatliche<br />

Tageszeitungen und Fernsehsender<br />

verbreiteten die Nachricht. Überall im<br />

Land entzündeten Menschen Räucherstäbchen<br />

in Gedenken an das Tier, von<br />

dem viele annahmen, es sei das gleiche,<br />

das Vietnam einst den Frieden brachte.<br />

Der präparierte Panzer der Schildkröte<br />

ist in einem kleinen Tempel am See zu<br />

sehen, zu dem eine über dem Wasser<br />

schwebende rot lackierte Brücke führt.<br />

Seit ihrem Tod, sagt mir ein Kellner eines<br />

Cafés am See, liege eine gewisse Traurigkeit<br />

über dem Gewässer, sei doch denen,<br />

die die Schildkröte beim Luftholen sahen,<br />

Glück und ein langes Leben beschieden<br />

gewesen.<br />

Am Abend besuchen wir in einem Haus<br />

am See die Vorstellung des Wasserpuppentheaters,<br />

eine weltweit einmalige,<br />

fast tausend Jahre alte Kunstform. Die<br />

fünf täglichen Vorstellungen sind oft<br />

ausverkauft. Die Bühne ist ein Wasserbecken,<br />

in dem bis zu 70 Zentimeter große<br />

Figuren Volkstänze aufführen, Legenden<br />

erzählen und historische Begebenheiten<br />

nachspielen. Die Spieler sind<br />

hinter einem Vorhang verborgen und<br />

bewegen die Figuren mit Stangen. Erst<br />

wenn sich am Ende der Aufführung der<br />

Vorhang hebt, sieht der Besucher, dass<br />

die Puppenspieler hüfthoch im Wasser<br />

stehen. Begleitet wird das Theater von<br />

Musikern, die neben der Bühne auf traditionellen<br />

Instrumenten spielen und<br />

singen. Ein besonderer Theaterabend<br />

und ein schöner Abschied von Vietnams<br />

Hauptstadt mit ihrer tausendjährigen<br />

Geschichte.<br />

Am nächsten Tag geht es weiter zur<br />

Halong-Bucht – die Bucht des herabsteigenden<br />

Drachens. Rund dreieinhalb<br />

Stunden dauert die Fahrt an die Küste<br />

des Südchinesischen Meers, südöstlich<br />

von Hanoi in die Provinz Quang Ninh<br />

– die meist entlang von Reisfeldern,<br />

in einer flachen Landschaft, führt. Wir<br />

gehen an Bord eines Schiffes von Bhaya<br />

Cruises, mit 20 geräumigen Kabinen<br />

mit Balkonen, großem Sonnendeck und<br />

Restaurant. Direkt nach dem Einchecken<br />

legt das Schiff ab und kreuzt die<br />

nächsten zwei Tage in einer der faszinierendsten<br />

Meereslandschaften der Welt.<br />

Und auch um die Entstehung der mehr<br />

als 3.000 Kalksteininseln mit ihren bizarr<br />

verkarsteten Felsnadeln, Bergkegeln<br />

und Zuckerhüten, Tropfsteinhöhlen und<br />

Grotten zu beschreiben, wird in Vietnam<br />

gern eine Sage bemüht: Ein zorniger<br />

Drache stieg einst vom Himmel herab, als<br />

die Bauern des Landes von Feinden aus<br />

dem Norden, dem heutigen China, angegriffen<br />

wurden, und schlug die Flotte<br />

mit Peitschenhieben seines Schwanzes<br />

in die Flucht. Dabei verwüstete er den<br />

Landstrich, der nun von tiefen Kerben<br />

und Scharten durchzogen war. Als der<br />

Drache im Meer versank, verdrängte er<br />

soviel Wasser, dass Täler und Schluchten<br />

überflutet wurden und seither nur noch<br />

die Gipfel aus dem Wasser ragen. Die<br />

maritime Landschaft zieht inzwischen<br />

jedes Jahr Zehntausende von Besuchern<br />

an, Hunderte Ausflugsboote und Schiffe<br />

kreuzen für ein paar Stunden oder<br />

mehrere Tage in der Bucht, was Umweltschäden<br />

wohl unvermeidlich nach sich<br />

zieht. Zum Zeitpunkt unserer Reise Ende<br />

April hält sich das Besucheraufkommen<br />

noch in Grenzen, obwohl Hochsaison<br />

ist. Viele Boote kehren abends in den<br />

Hafen bei Halong-Stadt zurück, und die<br />

großen Dschunken ähnelnden Schiffe<br />

mit Übernachtungsgästen verteilen<br />

sich auf mehrere Buchten. In unserer<br />

Nähe liegt nur ein weiteres Schiff vor<br />

Anker. So entfaltet die Landschaft zum<br />

Sonnuntergang ihre ganze Magie.<br />

Die Stille der Natur legt sich über die<br />

Bucht, die Bergkegel und Felsnadeln<br />

verwandeln sich in Silhouetten aus<br />

mythischen Fabelwesen. Wir fragen<br />

nach den Schwimmenden Dörfern in<br />

der Bucht, und der Kapitän sagt: „Die<br />

Regierung hat die Bewohner dieser<br />

Dörfer auf eine der großen Inseln in der<br />

Bucht angesiedelt.“ Die Schwimmenden<br />

Dörfer – es gibt sie nicht mehr, sie sind<br />

Opfer eines ungezügelten Massentourismus<br />

geworden. Robert Asam hat<br />

2014 in seinem Buch „Vietnam“ das<br />

Verschwinden der Schwimmenden<br />

Dörfer antizipiert: „Die Regierung werde<br />

die Bewohner wahrscheinlich wegen


TRAVEL | VIETNAM<br />

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der Wasserverschmutzung umsiedeln“,<br />

nur dass diese eben vor allem durch den<br />

Tourismus verursacht wurde. Wer weiß,<br />

vielleicht kehrt der Drache noch einmal<br />

zurück, wenn ihm der Rummel in seiner<br />

Bucht zu groß wird.<br />

Tags darauf sorgt Morgennebel für eine<br />

mythische Stimmung. Als die Sonne am<br />

wolkenlosen Horizont aufgeht, tauchen<br />

die Bergkegel allmählich aus dem Dunst<br />

auf, und die Nebelschwaden verflüchtigen<br />

sich, während das Schiff langsam<br />

tuckernd zum Hafen zurückkehrt. Unser<br />

Fahrer wartet schon, und am Nachmittag<br />

erreichen wir Ninh Binh in der Trockenen<br />

Halong-Bucht im Norden Zentralvietnams.<br />

Wir checken im Emeralda Resort<br />

rund zehn Kilometer außerhalb der<br />

kleinen Industriestadt ein. Die im neotraditionellen<br />

Stil gebaute Anlage mit<br />

komfortablen Villen und einem schönen<br />

Pool, in einem tropischen Garten, ist<br />

ein idealer Ausgangspunkt zur Erkundung<br />

der Region. Vor dem Abendessen<br />

bleibt gerade noch genug Zeit, um drei<br />

Stunden mit dem Fahrrad die Gegend zu<br />

erkunden. Sie ist von ebensolcher Schönheit<br />

wie die ihrer Schwester im Golf von<br />

Tonkin, nur dass hier die Karstlandschaft<br />

nicht aus dem Meer aufsteigt, sondern<br />

aus dem leuchtenden Grün von Reisfeldern,<br />

durch die sich der Fluss Ngo Dong<br />

an kleinen Dörfern vorbeischlängelt.<br />

Am nächsten Tag wollen wir auf einem<br />

kleinen Floß eine stimmungsvolle Fahrt<br />

durch diese wunderbare Landschaft<br />

genießen, doch starker Regen vereitelt<br />

das Vorhaben. Immerhin können wir noch<br />

Hoa Lu einen Besuch abstatten, Hauptstadt<br />

während der Dinh-Dynastie Ende<br />

des ersten Jahrtausends. Hier steigen die<br />

Bergkegel höher auf und rücken näher<br />

aneinander, der Fluss fließt trotz des<br />

heftigen Niederschlags gemächlich in<br />

seinem Bett dahin. Am Yen-Ngua-Berg<br />

ein teils in den Fels gehauener Tempel<br />

mit einem Steinsockel eines Herrscherthrons.<br />

Durch die hölzernen Stäbe der<br />

Fenster sieht man Bronzeglocken und<br />

eine Statue des Kaisers Dinh Tien Hoang<br />

mit seinen drei Söhnen. Der Kaiser hatte<br />

seine Hauptstadt in diese verkarstete<br />

Landschaft verlegt, um möglichst weit<br />

entfernt und geschützt von der chinesischen<br />

Hegemonialmacht seiner Zeit zu<br />

sein.<br />

Mit diesem Eindruck verabschieden wir<br />

uns von der Trockenen Halong-Bucht,<br />

fahren zum Flughafen nach Hanoi,<br />

fliegen nach Danang an der Küste in<br />

Zentralvietnam und liegen nach einer<br />

Stunde Autofahrt am Strand der Lang-<br />

Co-Bucht. Die Bucht erstreckt sich südlich<br />

des Wolkenpasses, der Wetterscheide<br />

zwischen Nord- und Südvietnam. Am<br />

südlichen Ende eines mehr als 40 Kilometer<br />

langen Strandes wohnen wir im<br />

Banyan Tree Resort in einer Villa. Von<br />

einem der Restaurants auf einem Plateau<br />

des Hangs am Ende der Bucht schweift<br />

unser Blick über den gesamten Strand<br />

bis zum rund 500 Meter hohen Hai-Van-<br />

Pass und zu den von Dschungel bewachsenen<br />

Hügeln der hier auslaufenden<br />

Truong-Son-Gebirgskette. Das Luxusresort<br />

Banyan Tree teilt sich den weißen<br />

Strandabschnitt mit dem auf Familien<br />

ausgerichteten Tochterunternehmen<br />

Angsana – ein schöner, vom Massentourismus<br />

unberührter Strand, an dem<br />

wir ein paar Tage entspannen, bevor<br />

es mit Vietnam Airlines zurück nach<br />

Deutschland geht.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.vietnamtourism.vn<br />

EINREISE:<br />

Ein Visum für 14 Tage wird bei der<br />

Ankunft erteilt. Für längere Aufenthalte<br />

muss vor der Reise ein Visum<br />

bei der Botschaft in Berlin beantragt<br />

werden.<br />

BESTE REISEZEIT:<br />

April bis Oktober<br />

EMPFEHLUNG HOTELS:<br />

www.impressivehotel.com<br />

www.movenpick.com<br />

www.emeraldaresort.com<br />

www.banyantree.com<br />

www.angsana.com<br />

REISEVERANSTALTER:<br />

www.tischler-reisen.de<br />

BESTE FLUGVERBINDUNG:<br />

Vietnam Airlines ist die einzige<br />

Fluggesellschaft, die von Deutschland<br />

direkt nach Hanoi oder<br />

Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) fliegt.<br />

www.vietnamairlines.com


GRAND OPENING<br />

RENAISSANCE DUBAI<br />

AUTORIN: Z. KHAWARY


62 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL | DUBAI<br />

Das Renaissance Downtown Hotel im<br />

Business Bay District von Dubai feierte<br />

sein spektakuläres Grand Opening –<br />

mit Stargast Gwen Stefanie, die in der<br />

sonnig-heißen Wüsten-Stadt ihr neues<br />

Album „You Make It Feel Like Christmas“<br />

live performt vorstellt. Zahlreiche Gäste<br />

ließen die Nacht zum Tag werden und<br />

feierten gemeinsam die gelungene<br />

exklusive Eröffnungsparty. <strong>BOLD</strong> war<br />

dabei und schaute sich bei der Gelegenheit<br />

vor Ort etwas genauer um.<br />

Dubais neuer District – Business Bay –<br />

soll nach Aussagen der Stadtplaner<br />

keine reine Businesszone werden, wie<br />

der Name vermuten lässt, sondern eher<br />

den Charakter einer gemischt genutzten<br />

Zone mit enger Verzahnung von<br />

Arbeiten, Wohnen, Einkaufen und Freizeit<br />

bekommen. Laut Lonely Planet ist<br />

er bereits jetzt eines der coolsten Viertel<br />

weltweit, das man unbedingt besucht<br />

haben sollte. Das Renaissance Downtown<br />

Hotel mit seinen 298 Zimmern und<br />

Suiten, liegt zentral im District und<br />

ist vor allem anders als das, was man<br />

von der Marke Renaissance und vor<br />

allem von Dubai kennt. Für das Design<br />

war das renommierte Innenarchitekturbüro<br />

WA International verantwortlich,<br />

das mit unterschiedlichen Materialien,<br />

Texturen und Farben Kontraste<br />

und Akzente im ganzen Haus setzt, so<br />

dass es in einem simplen, aber zugleich<br />

eleganten und luxuriösen Ambiente<br />

erstrahlt. Angefangen von der Lobby, mit<br />

einer großen Kunstinstallation aus Metall,<br />

dem eindrucksvollen, aus mundgeblasenem<br />

Glas gefertigten Kronleuchter,<br />

über goldene Ketten, die vom Boden<br />

bis zur Decke den rohen Beton schmücken,<br />

bis zum offenen Kamin und den<br />

warmen Farben, sagt das Hotel jedem<br />

Neuankömmling: Du bist willkommen!<br />

Deckenhohe Fenster in den Zimmern<br />

und Suiten sorgen für ein angenehmes<br />

Tageslicht, und das Zusammenspiel von<br />

Blau- und blassen Grautönen, prächtigen<br />

Stoffen, sandfarbenen Lederakzenten<br />

und Holzoberflächen mit mattem Gold,<br />

schafft eine einzigartige Atmosphäre des<br />

Wohlfühlens.<br />

Die Restaurants im Renaissance Downtown<br />

Hotel sind ebenfalls ein Hingucker<br />

und auch kulinarisch ein Erlebnis.<br />

Im modernen BHAR – arabisch für<br />

„Gewürz“ – werden heimische orientalische<br />

Gerichte serviert. Das Bleu Blanc<br />

und das BASTA! sind zwei neue moderne<br />

Restaurantkonzepte von Starkoch David<br />

Myers. Im Bleu Blanc, einem von der<br />

südfranzösischen Landküche inspirierten<br />

Restaurant, ist das Herzstück ein großer<br />

Holzgrill; die offene Küche bietet den<br />

Gästen ein genussfreudiges Kocherlebnis.<br />

Das Konzept für das BASTA! fand Myers<br />

bei seinen Reisen, an die er sich gern<br />

zurückerinnert. Es ist eine Mischung aus<br />

römischer Trattoria, florentiner Steakhouse<br />

und neapolitanischer Pizzeria. Für<br />

die Drinks in den beiden Restaurants ist<br />

der weltberühmte Barkeeper Sam Ross<br />

verantwortlich. Im Grounded können die<br />

Gäste nach dem Essen, oder auch nur<br />

für eine Pause vom Trubel der Stadt, die<br />

internationalen Kaffeesorten genießen,<br />

die unter Verwendung einzigartiger<br />

Brühmethoden zubereitet werden. Ein<br />

weiteres Highlight der kulinarischen<br />

Angebote ist das Morimoto Dubai, ein<br />

modernes japanisches Spezialitätenrestaurant<br />

unter der Leitung des weltbekannten<br />

Starkochs Masaharu Morimoto,<br />

der traditionelle Gerichte mit westlichen<br />

Zutaten und Zubereitungsmethoden<br />

mischt. Das großzügige Lokal umfasst<br />

drei Private Dining Rooms und Terrassen<br />

mit freiem Blick auf den Burj Khalifa.<br />

Vortrefflich entspannen lässt sich im<br />

All-Suite-Spa der Marke Six Senses. Für<br />

eine perfekt abgestimmte Balance aus<br />

Ruhe und sensorischem Erlebnis ist jede<br />

der insgesamt sechs Behandlungssuiten<br />

einer ausgesuchten Sinneswahrnehmung<br />

gewidmet: dem Sehen, Hören,<br />

Tasten, Schmecken und Riechen und<br />

der Intuition. Auch die für Renaissance<br />

typischen Features dürfen im Renaissance<br />

Downtown Hotel Dubai natürlich<br />

nicht fehlen, darunter die beliebte<br />

Eventreihe „Evenings at Renaissance“:<br />

Hier können sich Gäste austauschen und<br />

kennenlernen; oder der „Navigator“, der<br />

individuelle Tipps bietet, was es in der<br />

Umgebung an Besonderheiten zu entdecken<br />

gibt – jenseits der bekannten<br />

Attraktionen.<br />

Wir nehmen die Möglichkeit wahr und<br />

besuchen den vorgeschlagenen Dubai<br />

Design District d3, der entwickelt und<br />

erbaut wurde, um der wachsenden<br />

Zahl von Designern, Kreativen und<br />

Künstlern in der Region ein Zuhause zu<br />

geben. Er wurde schnell zum Zentrum für<br />

Inspiration und Innovation und ist eine<br />

Plattform für Zusammenarbeit und


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TRAVEL | DUBAI<br />

Fotos: Renaissance Downtown Hotel Dubai, d3 District


TRAVEL | DUBAI<br />

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Kreativität. Der District liegt im Herzen<br />

der Stadt, nur wenige Minuten von der<br />

Dubai Mall entfernt. Besucher können<br />

ein authentisches Einkaufs- und Genusserlebnis<br />

mit einzigartigen Lifestyle-<br />

Boutiquen, Modeateliers, Kunstgalerien,<br />

Designwerkstätten und einheimischen<br />

Restaurants entdecken. Als beliebter<br />

Veranstaltungsort zieht er internationale<br />

Besucher und Künstler in seinen Bann,<br />

kuratiert Ausstellungen wie die Dubai<br />

Design Week, Fashion Forward und Sole<br />

DXB. Darüber hinaus verfügt der Design<br />

Destrict d3 über einen Skatepark, Basketball-<br />

und Volleyballplätze, Kletterwände,<br />

einen städtischen Strand sowie Sitz- und<br />

Unterhaltungsbereiche im Freien.<br />

Ebenfalls ein, aus unserer Sicht, guter<br />

Tipp des „Navigators“ ist die Kulinarik<br />

Tour, die durch das historische Viertel –<br />

Bur Dubai – führt. Es befindet sich auf<br />

der westlichen Seite des Dubai Creeks<br />

(arabisch: Khor Dubai) und bedeutet<br />

wörtlich übersetzt „Festland Dubai“ – ein<br />

Hinweis auf die traditionelle Trennung<br />

der Bur Dubai Region von Deira durch<br />

den Dubai Creek, der ein natürlicher<br />

Meeresarm des Persischen Golfes ist<br />

und die Stadt Dubai in die Stadtteile Bur<br />

Dubai und Deira teilt. Er ist 14 Kilometer<br />

lang und hat eine Breite von 115 Metern<br />

an der Mündung und bis zu 1.400 Metern<br />

an seinem Ende.<br />

Wir treffen auf der Nordseite Deiras Arva<br />

Saleem Ahmed von Frying Pan Tourism,<br />

die uns auf die Tour begleitete. Zur<br />

Begrüßung gibt es Pralinen mit Kamelmilch<br />

aus ihrer Lieblings-Chocolaterie.<br />

Mit dem Abra – einem traditionellen<br />

Holzboot für den Personen-Transport –<br />

fahren wir nach Bur Dubai und schlendern<br />

durch die Gassen. Die Schaufenster<br />

der zahlreichen Geschäfte sind prallvoll<br />

mit bunten Stoffballen, traditionellen<br />

Gewändern und Kleidern und laden<br />

zum Shoppen und Verweilen ein. Wir<br />

nehmen uns viel Zeit und genießen<br />

Dubais beliebtestes Heißgetränk Chai<br />

– ein Aufguss von schwarzen Teeblättern,<br />

mit viel Zucker und Kondensmilch<br />

versetzt.<br />

In der hinduistischen Tempelgasse<br />

erzählt uns Arva, wie Religionen in der<br />

Stadt koexistieren. Der erste Tempel<br />

wurde 1902 errichtet, nur wenige<br />

Schritte hinter der im Jahr 1900 erbauten<br />

großen Moschee. Wir setzen die Tour fort<br />

und gehen zum Old Fahidi Viertel (früher<br />

Bastakiya genannt) mit den restaurierten<br />

Windtürmen und den Gebäuden aus<br />

Korallenwänden. Hier befindet sich, auf<br />

einem Hinterhof, das Restaurant Al Bastakiya,<br />

wo wir ein typisches Emirati-Frühstück<br />

zu uns nehmen: Balaleet (Fadennudeln<br />

mit Safran, Kardamom und<br />

Zucker zusammen mit einem Omelett),<br />

Bajella (Favabohnen), Dango (gekochte<br />

Kichererbsen), Chebab (Pfannkuchen,<br />

serviert mit Frischkäse und Dattelmelasse),<br />

Luqaimat – die auch Dibs genannt<br />

werden (gebratene Knödel mit Dattelmelasse<br />

und Sesam) und Zitronen-Minz-<br />

Saft. Das Haus, in dem sich das Frühstückslokal<br />

befindet, gehörte früher<br />

einem Perlenhändler, erzählt uns Arva,<br />

der häufig noch zu Besuch kommt. Die<br />

Küche war früher sein Schlafzimmer.<br />

Gestärkt geht es weiter zum Meena<br />

Bazaar – der für seinen indischen<br />

Schmuck, Kleidung- und Lebensmittelgeschäfte<br />

bekannt ist. Nach einer ausgiebigen<br />

Shopping-Tour wollen wir hier<br />

natürlich auch den typisch indischen<br />

Straßensnack „Pani Puri“ probieren, der<br />

am leckersten im Rangoli Restaurant<br />

zubereitet wird: frittierte hohle Teigkügelchen,<br />

gefüllt mit gemischten Linsen,<br />

gebratene Kichererbsenmehl-Kugeln,<br />

würzige Tamarinde, Chiliwasser und<br />

süßes Dattel-Chutney. Am Ende unserer<br />

Kulinarik-Tour besuchen wir das ältetste<br />

iranische Kebab Lokal Dubais. Das Al<br />

Ustad Special Kebab existiert bereits seit<br />

1970 und gilt als örtliche Kebab-Instanz.<br />

Wir probieren eine Platte mit gemischten<br />

Kebabs: Khas (Hähnchen- und Ziegen-<br />

Kebab, mit Joghurt mariniert), Joujeh<br />

(Kebab mit Safran mariniertes Knochenfilet),<br />

Khorak Bahrain (Kebab mit Huhn<br />

und Hammel, mariniert mit getrockneter<br />

Limette), Koobideh (Kebab mit zweimal<br />

gehacktem Hähnchen und Hammel), und<br />

sind am Ende pappesatt und um eine<br />

kulinarische Erfahrung reicher.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.dubaidesigndistrict.com<br />

www.fryingpanadventures.com<br />

EMPFEHLUNG HOTEL:<br />

www.renhotels.com/dubai<br />

BESTE FLUGVERBINDUNG:<br />

www.emirates.com


HYBRID<br />

ADVENTURE<br />

BMW i8 ROADSTER<br />

AUTOR: N. DEXTER<br />

Diverse Hersteller der Automobilindustrie setzten sich zunehmend das Ziel, die<br />

Mobilität umweltfreundlicher zu gestalten. Hier gibt es zwei Varianten: Hybrid<br />

– eine Kombination verschiedener Techniken für den Antrieb, mit Elektro- und<br />

Verbrennungsmotor, und Elektro – also vollelektrische Fahrzeuge. <strong>BOLD</strong> schaute<br />

sich in den vergangenen Wochen einige Hersteller und deren unterschiedliche<br />

Herangehensweise genauer an.<br />

Als Studie hat BMW den offenen i8 bereits mehrfach gezeigt und endlich durften<br />

wir die Serienversion des offenen Hybrid-Sportwagens dann auch fahren.


68 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION | BMW i8 ROADSTER


MOTION | BMW i8 ROADSTER<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 69<br />

Der i8 Plug-in-Hybrid-Sportwagen feierte<br />

sein Marktdebüt im Jahr 2013 und ist nun<br />

auch als Roadster erhältlich. Das Dach<br />

geht auf, die Sonne scheint rein, und mit<br />

bester Laune machen wir uns auf den<br />

Weg vom Comer See (Italien) über die<br />

Schweizer Hochalpen und via Österreich<br />

bis hin zum Starnberger See.<br />

Ehrlich gesagt: Beim ersten Anblick<br />

des i8 denkt man, dass er wesentlich<br />

stärker motorisiert sein müsste. Sobald<br />

man aber die futuristischen Flügeltüren<br />

hinter sich schließt, den schneidigen<br />

Flitzer geräuschlos startet – lediglich<br />

das Wort „Ready“ erscheint im Display<br />

– und man lautlos nach vorn gedrückt<br />

wird, macht man sich über diese Dinge<br />

keine Gedanken mehr. Seit dem Marktstart<br />

sind von dem Münchener Hybriden<br />

gerade einmal 13.600 Fahrzeuge veräußert<br />

worden, was den durchaus positiven<br />

Eindruck mit sich bringt, auf der<br />

Straße etwas Einzigartiges und wohl noch<br />

Seltenes zu bewegen. Der sportliche Plugin-Hybrid<br />

aus München rollt auf Knopfdruck<br />

rein elektrisch und damit gleichermaßen<br />

sauber wie lautlos durch die Stadt,<br />

zwei Klicks später verwandelt er sich in<br />

einen veritablen Sportwagen. Die weiterentwickelte<br />

BMW eDrive Technologie und<br />

eine optimierte Betriebsstrategie des intelligenten<br />

Energiemanagements sorgen für<br />

eine erhebliche Ausweitung des Anteils<br />

der Fahrsituationen, in denen allein der<br />

Elektromotor für Vortrieb sorgt. Auch der<br />

Verbrennungsmotor wurde für den Einsatz<br />

im BMW i8 Roadster (2018) weiter optimiert.<br />

Der Dreizylinder-Antrieb erzeugt<br />

aus einem Hubraum von 1,5 Litern eine<br />

Höchstleistung von 231 PS sowie ein maximales<br />

Drehmoment von 320 Newtonmeter.<br />

Dabei entwickelt er einen noch sportlicher<br />

ausgelegten Antriebssound. Zur Emissionsreduzierung<br />

trägt nun auch ein Partikelfilter<br />

bei, der die im Abgas enthaltenen<br />

Feinstaub-Anteile zurückhalten soll. Insgesamt<br />

beträgt die vom Elektro- und vom<br />

Verbrennungsmotor gemeinsam erzeugte<br />

Systemleistung 374 PS. Für die Beschleunigung<br />

von Null auf 100 km/h benötigt<br />

der Roadster 4,6 Sekunden, während seine<br />

Höchstgeschwindigkeit wie auch beim<br />

Coupé elektronisch auf 250 km/h limitiert<br />

wurde.<br />

Wie auch mit dem kleinen Bruder, dem<br />

BMW i3, ist es nun möglich, sich im<br />

urbanen Raum vollelektrisch zu bewegen<br />

– pendelnd zwischen Arbeit und Wohnort.<br />

Ein großer Vorteil, gerade für unsere Tour<br />

durch die Alpen, ist die schnelle automatische<br />

Ladung der Batterien, die sich im<br />

Mittelstrang des Fahrzeugs zwischen den<br />

Fahrer und Beifahrersitzen befinden. Was<br />

positiv auffällt, ist der vorhandene Stauraum:<br />

Im Roadster wurde auf die Rücksitze<br />

verzichtet, dort befindet sich nun ein<br />

individuell größenverstellbarer 100-Liter-<br />

Staurraum. Zusätzlich befindet sich im<br />

Heck ein 88-Liter-Kofferraum, dessen<br />

Volumen sich durch das Öffnen und<br />

Schließen des Verdecks nicht verändert.<br />

Proportionen und Linienführung sind<br />

beim BMW i8 Roadster gewohnt sportlichfuturistisch.<br />

Für seine Außenlackierung<br />

stehen unter anderem die neuen Farbvarianten<br />

"E-Copper metallic" und "Donington<br />

Grey metallic" zur Auswahl.


70 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION | DS AUTOMOBILES<br />

ELECTRIC<br />

RACING<br />

DS AUTOMOBILES<br />

AUTOR: K. SPECHT<br />

Die Formula-E ist eine urban angesiedelte,<br />

vollelektrische Rennserie der FIA – der<br />

Fédération Internationale de l’Automobile,<br />

des internationalen Dachverbands des<br />

Automobils bzw. der Autofahrer, mit Sitz<br />

in Paris. Zusammen mit DS Automobiles,<br />

der Premium-Marke der Group PSA,<br />

haben wir uns in Paris getroffen, um uns<br />

das „Rennen gegen den Klimawandel“ live<br />

vor Ort anzusehen.<br />

Zentrales Anliegen für die Positionierung<br />

des Austragungsortes in den Stadtzentren<br />

der Welt ist die angestrebte Reduktion<br />

der CO 2<br />

-Emissionen um mehr als<br />

50 Prozent. DS hat sich hier zum Beispiel<br />

das Ziel gesetzt, bis 2025 ausschließlich<br />

elektronische Fahrzeuge in der Modellpalette<br />

anzubieten. Auf der Paris Motor<br />

Show 2018 wird der Hersteller das erste voll<br />

elektronische Personen-Fahrzeug präsentieren.<br />

Die Marke DS spiegelt die französische<br />

Expertise für Luxusgüter in ihren<br />

Fahrzeugen wider. Geboren in Paris, zieht<br />

DS Automobiles ihre Inspiration aus dem<br />

Know-how der besten Handwerker im<br />

Luxussegment und bietet: avantgardistisches<br />

Design, höchste Raffinesse bis ins<br />

Detail, eine kompromisslose Technologie<br />

und dynamischen Komfort.<br />

Mit der FIA Formula-E-Meisterschaft auf<br />

den Straßen der französischen Hauptstadt<br />

will auch die Pariser Bürgermeisterin<br />

Anne Hidalgo das Bewusstsein der<br />

Öffentlichkeit für nachhaltige Transportmittel<br />

erhöhen und die Automobilhersteller<br />

motivieren, weiter in Elektromobilität und<br />

alternative Energielösungen zu investieren.<br />

Das ursprüngliche Konzept wurde von<br />

FIA-Präsident Jean Todt initiiert, um das<br />

Potenzial zu demonstrieren, die Entwicklung<br />

nachhaltiger Technologien voranzutreiben.<br />

In Paris war auch Virgin Gründer<br />

Sir Richard Branson zu Gast, der nicht nur<br />

das Team unterstützte, sondern auch Podiumsteilnehmer<br />

des Innovation Summits<br />

von DS Virgin Racing war. Einem Gipfel<br />

führender Vertreter der Branche, der<br />

über Klimaschutz und den Übergang zu<br />

sauberer Energie diskutiert.<br />

Nach dem Start wehrte DS Virgin Racing<br />

Fahrer Sam Bird alle Angriffe ab und verteidigte<br />

seinen zweiten Platz. In der zweiten<br />

Rennhälfte wurde er jedoch überholt.<br />

Nach einer dramatischen letzten Runde<br />

sicherte er sich den dritten Platz bei der FIA<br />

Formula-E-Meisterschaft in Paris und hält<br />

das DS Virgin Racing Team in der Fahrerund<br />

Teamwertung weiter auf Kurs.


MOTION | DS AUTOMOBILES <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 71


72 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION | BYTON


MOTION | BYTON<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 73<br />

ELECTRIC<br />

CONCEPT<br />

BYTON<br />

AUTORIN: M. MAI<br />

Das asiatische Startup BYTON (steht<br />

für: Bytes on Wheels) ist eine Automobilmarke<br />

des chinesischen Unternehmens<br />

Future Mobility Corporation (FMC) mit<br />

Hauptsitz in Nanjing. Unter dem Markennamen<br />

sollen künftig Elektroautos produziert<br />

werden. Im Rahmen der Mailänder<br />

Design Woche sprach <strong>BOLD</strong> mit BYTON-<br />

Chefdesigner Benoit Jacob über das Thema:<br />

Design von Elektrofahrzeugen.<br />

es nicht nur um die Größe der Bildschirme<br />

oder die Darstellung elektrischer Features,<br />

sondern vor allem um eine individuelle<br />

Konfiguration und eine Gesamtgestaltung<br />

innovativer Lösungen. Sicherheit, Technologie,<br />

Qualität, Funktionalität und Schönheit<br />

werden erwartet. Und jetzt entscheidet<br />

sich, wer diese Anforderungspunkte bestmöglich<br />

kombiniert anbietet. Genau das ist<br />

unser Ziel! “<br />

Da die Produktpalette von BYTON erst ab<br />

dem kommenden Jahr (2019) in Serie geht,<br />

nehmen wir neben einem Concept Car<br />

Platz und sind gespannt auf Jacobs Ausführungen:<br />

„BYTON überzeugt von Anfang<br />

an mit einer vollkommen neuen Down to<br />

Earth-Attitüde. Elektrifizierung ist bei uns<br />

das neue Normal. BYTON ist ausschließlich<br />

und vollkommen elektrisch aufgestellt.<br />

Unsere Modelle werden bei 38.000 Euro<br />

anfangen und sollen auch in dieser Range<br />

bleiben. Das ist teuer, aber nicht zu teuer<br />

für den asiatischen und mitteleuropäischen<br />

Markt. Uns beschäftigen Fragen wie künstliche<br />

Intelligenz, vollkommene Automatisierung<br />

und welche Bedeutung die persönliche<br />

Mobilität für die Zukunft hat?“ Jacob<br />

führt weiter aus: „BYTON soll hier die<br />

Lösung für den Endkunden sein. Hier geht<br />

Das 4,8 Meter lange Elektro-SUV verfügt<br />

über Lithium-Ionen-Akkus, die im Unterboden<br />

verbaut sind und eine Reichweite<br />

von 400 bis maximal 520 Kilometern<br />

ermöglichen sollen. Auch die Karosserie des<br />

SUV ist, bei aller Eleganz, eher zurückhaltend<br />

und dezent gehalten. Der 125 Zentimeter<br />

(!) lange und 25 Zentimeter hohe<br />

Monitor nimmt fast das gesamte Armaturenbrett<br />

ein, was als solches kaum noch<br />

zu bezeichnen ist – hier werden wir wohl<br />

einiges Neues von den Chinesen erwarten<br />

können, nebst einer neuen Bezeichnung<br />

vielleicht.<br />

Alles in allem kann man gespannt sein, mit<br />

welchen Innovationen uns BYTON überrascht,<br />

doch eines ist jetzt schon klar: Die<br />

Zukunft ist elektrisch!


74 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION | JAGUAR I-PACE<br />

ELECTRIC<br />

SUV<br />

JAGUAR I-PACE<br />

AUTOR: J. M. BRAIN<br />

Der vollelektrische Jaguar I-PACE ist<br />

nicht nur emissionsfrei, intelligent und<br />

sicher, sondern kombiniert nachhaltige<br />

Sportwagen-Performance mit der Praxistauglichkeit<br />

eines fünfsitzigen SUV der<br />

nächsten Generation, inklusive künstlicher<br />

Intelligenz. „Wir begannen mit einem<br />

weißen Blatt Papier, um die modernste<br />

Batterietechnologie mit einer Architektur<br />

zu verknüpfen, die von Beginn an auf die<br />

Optimierung der Aerodynamik, des Platzangebots<br />

und der elektrischen Leistung<br />

zielte. Das Ergebnis ist der I-PACE – ein<br />

echter Jaguar und ein fahrer-orientiertes<br />

Elektroauto“, führt Jaguar-Baureihenleiter<br />

I-PACE Ian Hoban weiter aus.<br />

Die 90 kWh Lithium-Ionen-Batterie mit<br />

432 Pouch-Zellen verhilft dem neuen<br />

I-PACE zu einer Reichweite von 480 Kilometern<br />

(im WLTP-Zyklus), und an einer<br />

100 kW Schnellladesäule mit Gleichstrom<br />

ist der Akku in 40 Minuten wieder zu 80<br />

Prozent gefüllt. Zu den neuen Technologien<br />

zur Reichweiten-Optimierung zählt<br />

auch eine Vorkonditionierung des Akkus:<br />

Hängt der I-PACE am Ladekabel, steigert<br />

(oder senkt) er automatisch die Temperatur<br />

der Batterie, um schon vor Antritt der<br />

Fahrt den Aktionsradius zu maximieren.<br />

Der Jaguar I-PACE hebt sich von allem<br />

ab, was aktuell auf unseren Straßen unterwegs<br />

ist. Seine Designer haben vollen<br />

Nutzen aus der Elektro-Plattform gezogen,<br />

was sich in erster Linie in signifikanten<br />

Vorteilen beim Packaging ausgezahlt hat.<br />

Die elegante und langgestreckte Silhouette<br />

mit kurzer und flacher Haube, aerodynamisch<br />

geformter Dachkontur und<br />

gekrümmter Heckscheibe nimmt Anleihen<br />

vom Supersportwagen Jaguar C-X75.<br />

Obwohl von den Außenmaßen als mittelgroßes<br />

SUV einzuordnen, bietet der<br />

I-PACE dank Cab forward-Design und<br />

platzsparenden Elektroantrieb das Raumangebot<br />

eines großen SUV. Der neue<br />

I-PACE ist der erste Jaguar mit dem neuen<br />

Touch Pro Duo Infotainment System von<br />

Jaguar Land Rover, mit einer Kombination<br />

aus berührungsempfindlichen<br />

Touchscreens, kapazitiven Sensoren und<br />

haptisch-physischen Kontrollelementen.<br />

Ein neues und auf die Anforderungen<br />

eines Elektroantriebs programmiertes<br />

Navigationssystem scannt die eingegebene<br />

Route bis zum Ziel, ermittelt unter Einberechnung<br />

früherer Fahrten – inklusive des<br />

dabei angewendeten Fahrstils – eine sehr<br />

exakte Kalkulation der Reichweite und<br />

des Batterieladezustandes.


MOTION | JAGUAR I-PACE <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 75


CHINA<br />

EXPERIENCE<br />

ON <strong>THE</strong> ROAD<br />

AUTOR: J. M. BRAIN | FOTOGRAFEN: C. PAUL & T. ADLER<br />

Das Land der aufgehenden Sonne erlebte in den letzten Jahrzehnten dramatische<br />

Veränderungen und ist einer der weltweit bedeutendsten Wachstumsmärkte,<br />

nicht zuletzt für Automobilbauer wie Mercedes-Benz. Seit dem Jahr<br />

2000 stieg hier beispielsweise der Bedarf an Privatfahrzeugen, um nahezu<br />

das Zehnfache. Höchste Zeit für <strong>BOLD</strong>, sich vor Ort genauer umzusehen.


78 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION | CHINA EXPERIENCE<br />

Mit 9,56 Mio Quadratkilometern ist die<br />

Volksrepublik China der drittgrößte<br />

Land der Erde und grenzt an insgesamt<br />

14 Staaten. Er ist mit 1,336 Milliarden<br />

Einwohnern der bevölkerungsreichste<br />

Staat in Ostasien, dessen weite<br />

Landschaft Grasland, Wüste, Berge,<br />

Seen, Flüsse und über 14.000 Kilometer<br />

Küste umfasst. Shanghai ist das,<br />

mit Wolkenkratzern übersäte, globale<br />

Finanzzentrum und zugleich die größte<br />

Stadt Chinas. Das Herzstück bildet die<br />

berühmte Uferpromenade Bund, an der<br />

Gebäude aus der Kolonialzeit liegen.<br />

Auf der gegenüberliegenden Seite des<br />

Huangpu-Flusses erhebt sich die futuristische<br />

Skyline des Bezirks Pudong. Hier<br />

stehen unter anderem der 632 Meter<br />

hohe Shanghai Tower und der Fernsehturm<br />

Oriental Pearl Tower mit seinen<br />

charakteristischen rosa Kugeln. 16 Stadtbezirke,<br />

109 Gemeinden und 104 Straßenviertel<br />

zählt die Megacity, mit insgesamt<br />

etwa 23 Millionen Einwohnern.<br />

Wir besuchen das Land der Superlative<br />

und werden mit unserer Mercedes-<br />

Benz E-Klasse das Land auf eigene<br />

Faust erkunden. Unsere Route startet in<br />

Shanghai und führt uns nach Suzhou, die<br />

Region Moganshan und Hangzhou. Die<br />

E-Klasse wurde speziell für den chinesischen<br />

Markt um 140 Millimeter gestreckt<br />

und ist nur hier als Langversion erhältlich.<br />

Im Fond der Limousine genießen<br />

die Passagiere einen großzügig erweiterten<br />

Fußraum auf einer Sitzanlage<br />

mit vielen Komfortfunktionen. Das Interieur<br />

inszeniert einen modernen Luxus,<br />

der mit hochwertigen Werkstoffen für<br />

den chinesischen Markt interpretiert<br />

wurde. Das serienmäßige Neunstufen-<br />

Automatikgetriebe 9GTRONIC sorgt für<br />

dynamische Fahrleistungen bei hohem<br />

Fahrkomfort – und für den kleinen, aber<br />

alles entscheidenden Vorteil im quirligen<br />

Shanghai-Straßenverkehr.<br />

Doch bevor wir die E-Klasse in China<br />

bewegen dürfen, müssen wir einen<br />

chinesischen Führerschein beantragen.<br />

Das Prozedere ist für durchschnittliche<br />

Mitteleuropäer durchaus befremdlich:<br />

Nach dem Ausfüllen unzähliger Formulare<br />

muss man einen medizinischen<br />

Test bestehen – der neben EKG, Sehund<br />

Hörtest auch eigentümliche koordinative<br />

Fähigkeiten verlangt – und ein<br />

einstündiges Video mit verschiedenen<br />

Unfallszenarien über sich ergehen<br />

lassen. Der Film gleicht allerdings mehr<br />

einem Zusammenschnitt der lustigsten<br />

Unfälle, als einer hilfreichen Schulungsmaßnahme<br />

– was die Zeit recht schnell<br />

vergehen lässt. Belohnt werden wir mit<br />

einem laminierten Exemplar unseres<br />

chinesischen Führerscheines, der allerdings<br />

nach drei Monaten seine Gültigkeit<br />

verliert. Langsam steigt die Müdigkeit<br />

in uns auf, denn nach 14 Stunden<br />

im Flieger und einem halben Tag auf<br />

dem Amt sind unsere Kräfte verbraucht.<br />

Im La Maison (210 Jinxian Road, 200001<br />

Shanghai) freuen wir uns auf ein kulinarisches<br />

Verwöhnprogramm und planen<br />

unsere Tour für den nächsten Tag.<br />

Suzhou ist eine „kleine“ Millionenstadt<br />

100 Kilometer westlich von Shanghai.<br />

Die Stadt wird von vielen Kanälen


MOTION | CHINA EXPERIENCE<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 79


82 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION | CHINA EXPERIENCE


MOTION | CHINA EXPERIENCE<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 83<br />

durchzogen und auch gern als das<br />

„Venedig des Ostens“ bezeichnet. In<br />

der Geschichte war sie ein wichtiger<br />

Handelsplatz und als Seidenhauptstadt<br />

bis über die Landesgrenzen bekannt.<br />

Viele historische Gebäude zeugen vom<br />

ehemaligen Reichtum der Stadt, die<br />

UNESCO hat einige Parkanlagen von<br />

Suzhou zum Weltkulturerbe erklärt und<br />

die gesamte Innenstadt unter Schutz<br />

gestellt. Sehenswert sind das Seidenmuseum,<br />

der Garten Wangshi Yuan oder<br />

aber der Tempel Xuanmiao Guan.<br />

Weiter geht's zum Lingyin-Tempel: Der<br />

buddhistische Tempel, der auch als<br />

Kloster fungiert, wurde im Jahr 328,<br />

während der Periode der Östlichen Jin-<br />

Dynastie, vom Mönchen Huili, einem der<br />

ersten buddhistischen Missionare aus<br />

Indien, gegründet. Der Überlieferung<br />

nach wählte Huili den 168 Meter hohen<br />

Berg, weil er ihn für einen Teil eines<br />

heiligen Gipfels seiner Heimat hielt. Der<br />

Lingyin-Tempel, der wörtlich „Tempel der<br />

Zurückgezogenen Gottheit“ bedeutet,<br />

gilt als der einflussreichste Tempel in<br />

Jiangnan im Yangtze-Flussdelta und ist<br />

als eine der heiligen Stätten des Chan-<br />

Buddhismus landesweit bekannt. In der<br />

Pilgerfahrtszeit besuchen täglich einige<br />

zehntausend Pilger den Tempel. Die<br />

in der Halle aufgestellte und ganz mit<br />

Gold überzogene Statue des Buddha<br />

Shakyamuni ist einschließlich Sockel<br />

24,80 Meter hoch und damit die größte<br />

sitzende hölzerne Buddha-Statue Chinas.<br />

Der Tempel liegt bereits in der Region<br />

Moganshan, die zum großen Teil ein<br />

Nationalpark ist und sich ideal zum<br />

Wandern eignet. Höchste Erhebung ist<br />

der Mogan Berg, sein Gipfel wird Ta Shan<br />

genannt und ist 724 Meter hoch. Durch<br />

kleine Dörfer und dichte Bambuswälder<br />

fahren wir zum Naked Stables Resort,<br />

einer Hotel-Anlage mit mehreren Villen<br />

und Hütten, die direkt an die Hänge der<br />

Bergausläufer gebaut wurden und einen<br />

einzigartigen Blick über das Tal bieten.<br />

Das Resort ist dafür bekannt, dass es<br />

gut betuchte Chinesen dazu verlockt,<br />

ihrem glamourösen und doch überstrapazierten<br />

Stadtleben zu entkommen, um<br />

wieder in die Natur zurückzukehren. Hier<br />

gönnen auch wir unserer E-Klasse und<br />

uns ein wenig Ruhe und genießen, bei<br />

Barbecue und kühlem Bier, die Aussicht.<br />

Nach einer äußerst erholsamen Nacht<br />

brechen wir zu unserer letzten Etappe<br />

auf, bevor es zurück nach Shanghai geht.<br />

Unser Ziel ist Hangzhou, die Hauptstadt<br />

der chinesischen Provinz Zhejiang<br />

und berühmte historische Kulturstätte<br />

Chinas. Einst zählte Hangzhou<br />

zu den sieben Kaiserstädten, die von<br />

den Kaisern im alten China zum Sitz<br />

des Kaiserhofes erwählt wurden. Die<br />

Region um Hangzhou ist in China aber<br />

vor allem auch als Teeanbaugebiet<br />

bekannt: Der berühmteste Grüntee<br />

Chinas, der Drachenbrunnentee (Pinyin<br />

Lóngjingchá), wird hier angebaut.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.mercedes-benz.de


UNTERWEGS<br />

IN DER PROVENCE<br />

AUTOR: Z. KHAWARY | FOTOGRAF: C. PAUL<br />

Der neue Opel Insignia GSi ist ein Sportgerät für all jene, die das schätzen:<br />

schärfer, präziser, noch effizienter. Kurz, eine Fahrmaschine par excellence<br />

für den maximalen Spaß auf allen Straßen. <strong>BOLD</strong> war mit einem inspirierenden<br />

Auto in einer inspirierenden Region unterwegs – der Provence.


86 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION | OPEL INSIGNIA GSi


MOTION | OPEL INSIGNIA GSi<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 87<br />

Jeder scheint zu glauben, die Region<br />

zwischen Mittelmeer, Rhonetal und<br />

Italien wenigstens ein bisschen zu<br />

kennen: Heimat von Lavendel und<br />

Parfüm, Bouillabaisse und Ratatouille,<br />

Amphitheatern und Aquädukten. Doch<br />

die Provence ist vielfältiger, geheimnisvoller<br />

und viel sportlicher, als zunächst<br />

vermutet. Hier testen Rennsportteams,<br />

Auto- und Motorradhersteller rund<br />

ums Jahr, was das Zeug hält! Also<br />

nichts wie los zu einer sportlichen Fahrt<br />

durch die Provence – mit dem neuen<br />

Opel Insignia GSi.<br />

Der Insignia GSi setzt eine lange Tradition<br />

von Opel-Modellen mit der Bezeichnung<br />

GSi fort. GSi steht für echten Breitensport:<br />

sportlich und zugleich voll alltagstauglich,<br />

nicht alltäglich und schon gar nicht<br />

abgehoben. Erstmals sorgten 1984 der<br />

Manta GSi sowie der Kadett GSi (115<br />

PS aus 1.800 cm 3 ) für Furore. Bereits<br />

vier Jahre später leistete der legendäre<br />

Kadett 2.0i GSi 16V – dank zweier obenliegender<br />

Nockenwellen und Vierventiltechnik<br />

– 150 PS. Hinter dem Kürzel GSi<br />

(Great Strycek input) steckt ein schlauer<br />

Kopf mit einem schweren rechten Fuß<br />

– der Vater des GSi, Volker Strycek. Der<br />

Opel-Direktor Performance Cars und<br />

Motorsport hat den Insignia GSi unermüdlich<br />

über die Nürburgring-Nordschleife<br />

getrieben, mit seinem Team an<br />

jedem Detail gefeilt, verbessert und das<br />

Ganze am Ende für gut befunden.<br />

Softwareanpassung, der einzigartige Allradantrieb<br />

sowie die Hochleistungsreifen<br />

machen den GSi so präzise und<br />

scharf, wie wir ihn haben wollten“,<br />

berichtet Strycek von den Testfahrten.<br />

„Das Ergebnis kann sich sehen lassen:<br />

Mit dem neuen Insignia GSi bin ich auf<br />

einer Runde über die Nordschleife bis zu<br />

zwölf Sekunden schneller als mit dem<br />

stärkeren OPC-Vorgänger – dabei fahre<br />

ich natürlich jeden Meter voll am Limit.<br />

Ein Limit, das beim GSi sehr weit gesteckt<br />

ist. Sobald die Strecke anspruchsvoller<br />

wird, wie in Kurven oder auf Strecken<br />

mit niedrigem Reibwert, also dann, wenn<br />

das Auto besonders wendig und präzise<br />

reagieren muss, ist der GSi definitiv<br />

schneller und besser zu beherrschen.“<br />

Fahrzeugbeherrschung ist seit vier Jahrzehnten<br />

sein Geschäft. 1984 gewann<br />

Strycek die Deutsche Tourenwagen-<br />

Meisterschaft – damals noch auf BMW.<br />

Ab 1989 startete er für Opel in der DTM.<br />

Als Opel mit dem Vectra zu den Supertourenwagen<br />

wechselte, stand Strycek<br />

erstmals als Opel-Motorsportchef an der<br />

Boxenmauer. Ob Corsa OPC, GTC OPC<br />

oder Insignia OPC – sie alle tragen seine<br />

Handschrift. Nun kommen die neuen<br />

GSi-Modelle hinzu. Der Insignia GSi<br />

macht den Anfang, und den Corsa GSi<br />

jagt Strycek gerade für den letzten Feinschliff<br />

über die Nordschleife.<br />

„Die Leichtbau-Architektur, die top<br />

Chassis-Auslegung mit tiefgreifender<br />

Entwicklung der Dämpferhydraulik und<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.opel.de


90 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

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Z. Khawary<br />

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C. Paul<br />

J. M. Brain, H. G. Teiner, N. Dexter,<br />

C. Paul, Z. Khawary, M. Mai, C. Streng,<br />

T. Adler, K. Specht, E. Briest, D. Schaper,<br />

R. Leo, J. Fink, M. Winckler<br />

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