ocean7 4-2018
Feuer & Eis: Nautische Erfahrungen im Revier der Liparischen Inseln. Ein Sommer wie damals: Die italienische Obere Adria boomt, auch unter Yachteignern. Serenissima: Venedig und die grüne Marina Certosa. Code 0: Der Leichtwind-Turbolader zwischen Genua und Spi. Solaris 55: Die Primadonna unter Segel, getestet an der Costa Smeralda. Comitti Venezia 28 Classic: Italienisch für Liebhaber. Zar 85 SL: Das Top-RIB von Formenti am Prüfstand auf der Donau.
Feuer & Eis: Nautische Erfahrungen im Revier der Liparischen Inseln.
Ein Sommer wie damals: Die italienische Obere Adria boomt, auch unter Yachteignern. Serenissima: Venedig und die grüne Marina Certosa.
Code 0: Der Leichtwind-Turbolader zwischen Genua und Spi.
Solaris 55: Die Primadonna unter Segel, getestet an der Costa Smeralda.
Comitti Venezia 28 Classic: Italienisch für Liebhaber.
Zar 85 SL: Das Top-RIB von Formenti am Prüfstand auf der Donau.
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Yachting, reisen und Meer<br />
4/<strong>2018</strong> Juli/August<br />
Feuer & Eis<br />
Eine Bergtour auf den glühenden Stromboli, ein Amaretto on the Rocks auf<br />
Panarea, eine Eiscreme auf Filicudi. So machen die Liparischen Inseln Spaß!<br />
20 Marinas<br />
Klar zum<br />
Anlegen<br />
La dolce vita im Friaul<br />
und in Julisch-Venetien<br />
Committi 28<br />
Klar zum<br />
Flachlegen<br />
Motoryacht mit Amore:<br />
die Venezia 28 Classic<br />
Solaris 55<br />
Klar zum<br />
Ablegen<br />
Die Primadonna<br />
unter Segel<br />
Mit News der österreichischen<br />
Verbände YCA, MSVÖ und Sail Austria
WILLKOMMEN<br />
ZU HAUSE.<br />
Genua, 20. - 25. September <strong>2018</strong>.<br />
salonenautico.com<br />
Wo Leben und Meer sich treffen.
Foto: Shutterstock<br />
Editorial<br />
Viva Italia!<br />
Lange stand der Stiefel Europas kaum beachtet in einer stillen Ecke, doch das ist jetzt vorbei:<br />
Die Apenninen-Halbinsel zieht wieder an – nicht nur Strandtouristen, sondern auch Yachties.<br />
Bucht vor Tonnara di Scopello,<br />
Golfo di Castellammare, Sizilien.<br />
Wer hat sie nicht, die schönen<br />
Kindheitserinnerungen<br />
vom Strandurlaub in<br />
Italien? Sandburgen bauen, jeden<br />
Tag Eis essen, der Schwester oder<br />
dem Bruder die Luftmatratze unter<br />
dem Hintern wegziehen …<br />
Wer dies mit seiner Familie einst<br />
erlebt, den zieht es nun mit seinen<br />
Kindern wieder da hin. Warum in<br />
der Ferne schweifen, wenn das<br />
Gute liegt so nah? „Das gilt in steigendem<br />
Maße auch für Yachteigner,<br />
die aber von gar nicht so fern<br />
kommen. „Wir haben viel Arbeit<br />
investiert und können nun modernste<br />
Liegeplätze zu vergleichsweise<br />
moderaten Preisen anbieten<br />
– und das kommt gerade jetzt sehr<br />
gut an!“, freut sich Susanne Guidera,<br />
Sprecherin des Marina-Netzwerks<br />
in Friaul-Julisch Venetien.<br />
Einen ausführlichen Bericht über<br />
die boomende Region an der Oberen<br />
Adria lesen Sie ab Seite 16.<br />
Wem das Motto „Klotzen, nicht<br />
Kleckern“ mehr zusagt, tue eine<br />
Reise nach Venedig und sichere<br />
sich einen Liegeplatz auf der Insel<br />
Certosa. Noch schlummert die<br />
grüne Oase nahe dem Markusplatz<br />
im leichten Dornröschenschlaf,<br />
doch wohl schon bald werden sich<br />
die Reihen in der gleichnamigen<br />
Marina füllen. Warum, erfahren<br />
Sie ab Seite 28.<br />
Wer den Sprung über die Stiefelspitze<br />
nach Sizilien wagt, ist auch<br />
fit für das Äolische Insel-Hopping<br />
im Thyrrenischen Meer. Wie das<br />
besonders schön gelingen kann,<br />
erfahren Sie vom Fahrtensegler<br />
und Blogger Markus Silbergasser<br />
ab Seite 22.<br />
Die Costa Smeralda auf Sardinien<br />
gab hingegen die Kulisse für<br />
den Segeltest der Solaris 55. Dass<br />
diese Edelyacht aus italienischem<br />
Hause nicht einfach nur die kleine<br />
Schwes ter der 58er, sondern eine<br />
Diva mit Alleinstellungsmerkmal<br />
ist, lesen Sie ab Seite 52.<br />
Hoch her geht es auch auf der<br />
Comitti Venezia 28 Classic. Mit ihren<br />
klassisch-italienischen Linen<br />
und Formen und ihrem südländischen<br />
Temperament (befeuert aus<br />
acht Zylindern) erobert sie Auge<br />
und Herz im Nu. Aber sehen Sie<br />
selbst ab Seite 56.<br />
Ein Stück von der Welt erobern<br />
wollten sich auch die Habsburger<br />
ab Triest und Fiume – und haben<br />
alles verloren. Nachzulesen ab<br />
Seite 44.<br />
Der Verlust schmerzt heute<br />
wenig, wie der Lokalaugenschein<br />
an den Küsten, Stränden und in<br />
den Marinas Italiens zeigt.<br />
Schönen Sommer!<br />
Tahsin Özen<br />
Journalist, Segler und<br />
Liebhaber aller Reviere<br />
und Yachten, Skipper,<br />
Chefredakteur.<br />
redaktion@<strong>ocean7</strong>.at<br />
„ Der Schöpfer hat Italien<br />
nach Entwürfen von<br />
Michelangelo gemacht.“<br />
Mark Twain (1835–1910), eigentlich Samuel Langhorne Clemens,<br />
US-amerikanischer Schriftsteller, Erzähler und Satiriker.<br />
4/<strong>2018</strong> 3
Mit News der österreichischen<br />
Verbände YCA, MSVÖ und Sail Austria<br />
Österreichische Post AG<br />
MZ 12Z039473 M<br />
<strong>ocean7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />
9 190001 016481<br />
Italien. Der neue<br />
Run auf die Obere Adria,<br />
ab Seite 16<br />
inhalt<br />
Foto: Shutterstock<br />
YAChting, reiS en unD Meer<br />
20 Marinas<br />
Klar zum<br />
anlegen<br />
La dolce vita im Friaul<br />
und in Julisch-Venetien<br />
rubriken<br />
3 Editorial<br />
6 Schaufenster<br />
Barcolana, die Fünfzigste.<br />
8 Kolumne In den Wind<br />
gesprochen: Das lange<br />
Sterben der Wado Ryu.<br />
14 Kolumne Ocean Woman<br />
Un cappuccio per favore!<br />
42 Kolumne Do it yourself<br />
Kunststoff-Seeventile.<br />
50 Kolumne Wissen und Meer<br />
Eine Schraube locker?<br />
74 Kolumne Sailing Poetry<br />
Vergil stirbt in Brindisi.<br />
Feuer & eiS<br />
eine Bergtour auf den glühenden Stromboli, ein Amaretto on the rocks auf<br />
Panarea, eine eiscreme auf Filicudi. So machen die Liparischen Inseln Spaß!<br />
CoMMitti 28<br />
Klar zum<br />
Flachlegen<br />
Motoryacht mit Amore:<br />
die Venezia 28 Classic<br />
solaris 55<br />
Klar zum<br />
ablegen<br />
Die Primadonna<br />
unter Segel<br />
4/<strong>2018</strong> Juli/August € 4,50<br />
Liparische Inseln: Blick von der<br />
Insel Salina auf den Stromboli.<br />
4/<strong>2018</strong><br />
Impressum<br />
Medieninhaber: Satz- und Druck-Team GmbH, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt, +43 463/461 90 25, www.<strong>ocean7</strong>.at,<br />
redaktion@<strong>ocean7</strong>.at, office@<strong>ocean7</strong>.at, Firmenbuchnummer 105347 y, Landes gericht Klagenfurt, UID ATU 25773801 ·<br />
Anwendbare Vorschrift: Österreichische Gewerbeordnung, Mediengesetz (www.ris.bka.gv.at) · Geschäftsführer:<br />
Wolfgang Forobosko · CheF redaktion: Tahsin Özen, Witthauergasse 31, 1180 Wien, redaktion@<strong>ocean7</strong>.at · Art-Direktion:<br />
Catharina Pichler · Grafisches Konzept: Thomas Frik, www.viertelbogen.at · Mitarbeiter dieser Ausgabe: Anette Bengelsdorf,<br />
Stefan Detjen, Mag. Wolfgang Gemünd, Wolfgang Hausner, Bernd Hofstätter, Horst Kainz, Dr. Reinhard Kikinger, Arek<br />
Rejs, Gottfried Titzl Rieser, Dr. Bobby Schenk, Alexandra Schöler-Haring, Markus Silbergasser, Max Wagner, Dr. Alfred Zellinger<br />
· Produktion und Druck: Satz- und Druck-Team GmbH · Anzeigen: Bernd Hofstätter +43 664/552 09 32, b.hof staetter@<br />
<strong>ocean7</strong>.at · Einzelverkaufspreis: Österreich € 4,50 · Abo-Preise: Bezugspreis Inland für sechs Ausgaben: € 25,– ·<br />
Abo- bestellung: abo@<strong>ocean7</strong>.at, www.<strong>ocean7</strong>.at · Vertrieb: Presse Großvertrieb Austria Trunk GmbH, St. Leonharder<br />
Straße 10, 5081 Anif/Salzburg · Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes bedarf der Zustimmung des Herausgebers. Die<br />
Ver wendung von Zitaten aus Berichten für Anzeigen ist möglich. Durch Annahme eines Manuskripts erwirbt der Herausgeber das<br />
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Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 u. 2 Urheberschutzgesetz, sind durch den Herausgeber genehmigungspflichtig.<br />
Bei Nichtbelieferung ohne Heraus geber-Verschulden oder wegen Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche<br />
gegenüber dem Herausgeber.<br />
GmbH<br />
Reisen & meer<br />
16 Ein Sommer wie damals<br />
Die italienische Renaissance<br />
in Friaul-Julisch Venetien an<br />
der Oberen Adria.<br />
22 Liparische Inseln<br />
Traumrevier im Tyrrhenischen<br />
Meer – vorgestellt von Blogger<br />
Markus Silbergasser.<br />
28 Venezianische Reise<br />
Die Lagune von Venedig – für<br />
viele Fahrtensegler noch ein<br />
grauer Fleck auf der Seekarte.<br />
32 Über die Sulusee nach Borneo<br />
Weltumsegler Wolfgang Hausner<br />
über Abu Sayyaf-Terroristen,<br />
Korruption und Krokodile.<br />
44<br />
Österreich<br />
und das Meer<br />
An der Adria nahm die Seeherrschaft der Habsburger mit<br />
der Erwerbung Triests und mit Besitzungen im Golf von<br />
Fiume (Rijeka) vor rund 600 Jahren ihren Anfang. Die<br />
Schiffe der österreichischen Kriegsmarine unternahmen<br />
auch Forschungsreisen. So segelte die Segelfregatte SMS<br />
Novara in den Jahren 1857–1859 um die Welt …<br />
Jury-Mitglied<br />
Verantwortlich für die Mitteilungen des Sail Austria: Verein Sail Austria, Lagerstraße 1–5, 2103 Langenzersdorf, www.sailaustria.at<br />
Verantwortlich für die Mitteilungen des YCA: Yacht Club Austria, Generalsekretariat 4020 Linz, Lederergasse 88, www.yca.at<br />
Verantwortlich für die Mitteilungen des MSVÖ: Motorbootsport und Seefahrts Verband Österreich, Ketzergasse 30, 1230 Wien, www.msvoe.at<br />
Fotos: lignano pano art&grafica Promoturismo FVG, Austria Forum, Arek Rejs, Solaris
Yacht<br />
Yachtverkauf<br />
Kaufcharter<br />
Wahre Liebe. Die<br />
Comitti Venezia 28 Classic,<br />
ab Seite 56<br />
Schiffe des Jahres <strong>2018</strong>:<br />
Sun Odyssey 440 und Neel 51<br />
Features<br />
38 Code 0<br />
Anette Bengelsdorf über den<br />
Leichtwind-Turbolader zwischen<br />
Genua und Spi.<br />
44 Kriege gehören ins Museum<br />
Die k.(u.)k. Marine und ihr<br />
Ende vor 100 Jahren.<br />
Yachten<br />
52 Solaris 55<br />
Die Primadonna unter Segel,<br />
getestet an der Costa Smeralda.<br />
56 Comitti Venezia 28 Classic<br />
Italienisch für Liebhaber,<br />
mit viel Power unter Deck.<br />
Klasse.<br />
Die Solaris 55,<br />
ab Seite 52<br />
62 Zar 85 SL<br />
Von der Tullner Messe auf den<br />
Prüfstand an der Donau.<br />
im verband<br />
64 Sail Austria<br />
News vom Verein Sail Austria.<br />
66 YCA<br />
News vom Yacht Club Austria.<br />
72 MSVÖ<br />
News vom Motorbootsport und<br />
Seefahrts Verband Österreich.<br />
Yachtcharter Kroatien<br />
Neue Yachten auf unseren<br />
Basen in Pula und Split:<br />
Sun Odyssey 440, 519<br />
Katamarane Lucia 40, Saona 47, Bali 4.1<br />
Topaktuelle Angebote Kroatien <strong>2018</strong>:<br />
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Schaufenster<br />
Barcolana<br />
Text T a h s i n Ö z e n<br />
Jedes Jahr am zweiten Sonntag<br />
im Oktober verwandeln sich<br />
Triest und sein Golf in ein<br />
gewaltiges Farbenmeer. Es sind<br />
dies jedoch nicht die Farben des<br />
„Indian Summer“, sondern die der<br />
Barcolana, der größten Segel -<br />
re gatta der Welt. Durchschnittlich<br />
wird pro Jahr mit 1.800 Yach ten,<br />
20.000 Seglern und 250.000 Zuschauern<br />
aller Couleur gerech net,<br />
2017 verbuchte man mit 2.101 Segel<br />
booten an der Startlinie einen<br />
neuen Weltrekord.<br />
Den Auftakt gibt schon am ersten<br />
Sonntag die „Barcolina“ für<br />
Optimisten-Jollen, das Volksfest<br />
für Segler wird dann unter den<br />
wachsamen Augen der Bronzestatue<br />
auf dem Faro della Vittoria,<br />
Leuchtturm und Wahrzeichen der<br />
Stadt, ausgiebig gefeiert.<br />
Tipp: Wer nicht nur als Gast,<br />
sondern auch als Teilnehmer zur<br />
Barcolana, die heuer zum 50. Mal<br />
übers Was ser gehen wird, anreist<br />
und seinen Liegeplatz in einer<br />
FVG-Marina (Bericht ab Seite 16)<br />
bucht, wird auch dieses Jahr wieder<br />
mit Sonderkonditionen rechnen<br />
dürfen. So wurden beispielsweise<br />
2017 drei Näch te zum Preis von<br />
zwei angeboten.<br />
è www.barcolana.it<br />
Foto: Shutterstock<br />
6 4/<strong>2018</strong>
4/<strong>2018</strong> 7
In den Wind gesprochen<br />
Das jahrzehntelange<br />
Sterben der Wado Ryu Teil 1<br />
Wenn man viele Jahre in der Blauwasserszene verbringt, wird man zwangsläufig mit zahlreichen<br />
Schicksalsschlägen – von der Beziehungskatastrophe über Betrug, Diebstahl und Raub bis hin zu Mord<br />
und Totschlag – konfrontiert. Es menschelt halt auch auf dem Wasser und in der Langfahrtszene.<br />
Angesichts all dieser Tragödien<br />
fällt doch das Schick sal<br />
der Wado Ryu in beson derer<br />
Weise ins Auge. Nicht nur, weil es<br />
um den Verlust der Früchte jahrzehntelanger<br />
Arbeit geht, son dern<br />
weil über ein Jahrzehnt in das Leben<br />
von Unschuldigen einge griffen<br />
und dieses Leben bis zur Schmerzund<br />
Gesundheitsgrenze belastet<br />
wurde. Das Schlimme dabei: Das<br />
kann jedem von uns Fahrtenseglern<br />
mit eigener Yacht zustoßen,<br />
ohne dass wir auch nur die geringste<br />
Schuld auf uns gela den<br />
haben.<br />
Es war vor fast 20 Jahren, als ich<br />
im Büro den Anruf eines Berliner<br />
Seglers und Versicherungsmaklers<br />
bekam. Klaus, so stellte er sich vor,<br />
wollte mich in einer Münchner<br />
Kneipe treffen, um mir von seinem<br />
Törn auf seiner Stahlyacht Wado<br />
Ryu in die Südsee zu erzählen. Es<br />
war ein sehr netter Talk.<br />
Jahre später stolperten Karla und<br />
ich in Phuket auf dem Marina gelän<br />
de tatsächlich über die Wado<br />
Ryu, an der Klaus im Blaumannn<br />
trotz glühender Hitze malochte,<br />
um, wie er erzählte, demnächst<br />
weiterzusegeln. Was schon damals<br />
auffiel und später noch eine große<br />
Rolle spielen sollte: Wenn Klaus<br />
ein Vorhaben durchsetzen wollte,<br />
war er unnachgiebig. Eine Schraube<br />
zum Beispiel, die sich nicht<br />
lockern ließ, gab es für ihn nicht.<br />
Als Karla und ich schließlich Segel<br />
setzten, um zurück nach Malaysia<br />
zu segeln, befand sich die<br />
schmucke Stahlyacht Wado Ryu in<br />
einem fast fertigen Zustand, wir<br />
vereinbarten für demnächst ein<br />
Treffen in der Telaga- oder Rebak-<br />
Marina auf Langkawi. Wenige Tage<br />
danach mailte Klaus uns an: „Hallo<br />
Karla, hallo Bobby, bitte reserviert<br />
für mich einen Liegeplatz in der<br />
Rebak-Marina … freue mich schon<br />
auf das Wiedersehen mit euch!<br />
Statt Klaus meldete sich vier Tage<br />
später aber seine Frau Claudia per<br />
Mail: „Hallo Bobby, die Coastguard<br />
California hat gerade angerufen.<br />
Wado Ryu hat einen Notruf abgesetzt<br />
…“<br />
Der Schrecken war groß. Per Telefon<br />
bekam ich die Koordinaten<br />
der Epirb, die zunächst beruhigten,<br />
was ich auch Claudia sinngemäß<br />
durchgab: „Du, da kann<br />
nichts Schlimmes sein, denn die<br />
Koordi naten zeigen eine Stelle<br />
direkt am Strand, und so wie ich<br />
die Buchten von Thailand kenne,<br />
müsste das direkt an einem Badestrand<br />
auf der beliebten Urlaubsinsel<br />
Koh Phi Phi Don sein.“ Und so<br />
war es auch, wie sich bald herausstellte.<br />
Was war geschehen?<br />
Feuer an Bord!<br />
Klaus hatte eine Pause eingelegt,<br />
um nicht durchsegeln zu müssen<br />
und war hier vor Anker gegangen.<br />
„Im Laufe der Nacht verließ ich die<br />
Vorschiffskoje durch das Luk wegen<br />
extrem schwüler Hitze im<br />
Schiff und legte mich zum Schlafen<br />
in die Hänge matte an Deck. Gegen<br />
4.30 Uhr morgens wachte ich vermutlich<br />
durch Vibrationen im<br />
Schiff auf und sah fast zwei Meter<br />
hohe Flammen aus dem Niedergang<br />
herauflodern.“<br />
Bobby Schenk<br />
ist Weltumsegler,<br />
Navigations-Experte<br />
und Buchautor.<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
Das Wrack der<br />
Wado Ryu am<br />
Strand der thailändischen<br />
Urlaubs insel<br />
Koh Phi Phi Don.<br />
An die Feuerlöscher in der<br />
Backs kiste oder gar in der Nasszelle<br />
ranzukommen war we gen der<br />
Hitze unmöglich. Sogar die EPIRP<br />
im Cockpit war nur noch ein verschmorter<br />
Klumpen. Wie sich später<br />
herausstellte, sendete sie wohl<br />
automatisch noch längere Zeit<br />
nach dem ersten Alarm trotz der<br />
Hitzeeinwirkung Notsignale.<br />
Die Schadenfotos belegen: Das<br />
Schicksal der Wado Ryu war besiegelt<br />
– sichtlich ein Total ver lust!<br />
Warum? Das wird sich wohl nie<br />
mehr oder vielleicht später durch<br />
Sachverständige feststellen lassen.<br />
Ein Trost jedoch bleibt: Klaus war<br />
zumindest äußerlich unver letzt.<br />
Und er war – sein Beruf als unabhängiger<br />
Versiche rungs mak ler verpflichtet<br />
schließlich – über einen<br />
renommierten Versiche rungsmaklerkollegen<br />
ausreichend ab -<br />
gesichert.<br />
Fortsetzung folgt … <br />
8 4/<strong>2018</strong>
Wenn Inseln erzählen<br />
Buchtipp. Thomas Käsbohrer<br />
lebt das Leben, um das ihn<br />
wahrscheinlich gut 50 % aller<br />
Segler beneiden werden. Nach<br />
dem abrupten Karrierestopp<br />
im Verlagsgeschäft<br />
kreuzt<br />
der Bayer auf seinem<br />
Segelschiff<br />
Levje über die<br />
Mee re und berichtet<br />
darüber in Reportagen<br />
in einem<br />
der meistgelesenen<br />
Blogs der<br />
Segelszene (www.<br />
marepiu.blogspot.<br />
com) und in Büchern.<br />
In seinem<br />
letzten Buch „Die vergessenen<br />
Inseln“ reist Käsbohrer durch<br />
das Mittelmeer, steuert große<br />
Eilande wie Sizilien an, aber<br />
Eine Geschichte<br />
der Welt in 40 Inseln.<br />
auch fast vergessene wie<br />
Palagruža. Auf jeder Insel entdeckt<br />
er Stoff für historische<br />
Reportagen, die zusammengenommen<br />
die Geschichte<br />
unserer<br />
Zivilisation erzählen.<br />
Eine<br />
spannende Mischung<br />
aus persönlichem<br />
Erlebnisbericht<br />
und<br />
sehr lebendig<br />
aufbereitetem<br />
Geschichtsunterricht.<br />
Thomas Käsbohrer:<br />
Die vergessenen<br />
Inseln. Eine<br />
Reise durch die Geschichte der<br />
Welt und zu mir selbst. Penguin<br />
Verlag, 512 Seiten, € 15,50.<br />
è www.randomhouse.de<br />
Panorama<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Beflügelter Racer<br />
Segelboot-Innovation.<br />
Über zwei Jahre lang entwickelten<br />
der Schweizer Regattasegler Eric<br />
Mon nin und sein Team unter<br />
gr o ßer Geheimhaltung einen acht<br />
Meter langen Einrümpfer mit einem<br />
Foil, der das Regattasegeln<br />
re volutio nieren dürfte. Die ersten<br />
Renneinsätze der Monofoil<br />
Gonet (Gonet ist die das Projekt<br />
Erinnert an die Segler des<br />
America’s Cups: die Monofoil<br />
Gonet am Genfersee.<br />
finanzierende Bank, wir sind in<br />
der Schweiz) fanden am Genfersee<br />
statt. Bei den Tests erreichte<br />
die 850 Kilogramm schwere und<br />
mit einer Segelfläche von relativ<br />
bescheidenen 80 m² ausgestattete<br />
Extrem-Konstruk tion locker eine<br />
Geschwindigkeit von mehr als<br />
25 Knoten.<br />
è www.gonet.ch/monofoil_eng
Panorama<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Jugend zu Olympia<br />
Für Buenos Aires qualifiziert.<br />
In der semi-foilenden Jugendklasse<br />
Nacra15 (unter 19 Jahren) gelang<br />
Laura Farese und Matthäus Zöchling<br />
vom Union Yacht Club Neusiedl der<br />
große Coup.<br />
Mit Unterstützung von Jugendtrainer<br />
Andreas Geritzer, seines<br />
Zeichens Olympia-Zweiter in Athen,<br />
belegten die beiden 17-jährigen<br />
Nach wuchssegler den 10. Platz bei<br />
der WM in Barcelona und lösten<br />
damit eines von sechs noch verfügbaren<br />
Tickets für die Olympischen<br />
Jugendspiele in Buenos Aires. „Laura<br />
und Matthäus zählen bei 12 bis 15<br />
Knoten zu den schnellsten Seglern in<br />
ihrer Klasse. In Barcelona stellten sie<br />
aber auch bei weniger Wind ihre tolle<br />
seglerische Ausbildung unter Beweis<br />
und konnten durch ihre Technik<br />
überzeugen“, freut sich Andreas<br />
Geritzer über den großen Erfolg.<br />
è www.segelverband.at<br />
Laura Farese und Matthäus Zöchling segeln bei<br />
den Olympischen Jugendspielen um Edelmetall.<br />
Neuer Luxus im<br />
neuen Design<br />
Cool<br />
und kühl<br />
Segelschuhe. Superleichtes Funktionsschuhwerk<br />
aus Australien: Mit<br />
seinen ZKG hat der Hersteller Zhik einen<br />
für Wassersport entwickelten Schuh<br />
im Programm, der auch von professionellen<br />
Segelteams getragen wird. Das<br />
Obermaterial besteht aus perforiertem<br />
Neopren für leichten Wasserablauf,<br />
Luftzug und Flexibilität. Das Innenfutter<br />
ist aus schnell trocknendem Mesh<br />
mit antibakteriellem Finish gefertigt.<br />
Die Sohle ist extrem rutschfest und<br />
nicht färbend. Die als Sneaker gestylten<br />
Segelschuhe sind in den Farben Grau/<br />
Rot, Grau/Cyan, Schwarz und Navy um<br />
€ 109,– erhältlich.<br />
è www.zhik.com<br />
Zhik ZKG: Schwerer<br />
Name, aber sehr<br />
leichte Schuhe!<br />
Sanlorenzo SL 102 (links) und SX 72.<br />
Superyachten. Die italienische<br />
Edelwerft Sanlorenzo wird beim<br />
Cannes Yachting Festival (11. bis 16.<br />
September) mit zwei neuen Superyacht-Modellen<br />
reüssieren.<br />
Die 23,25 Meter lange SX 72 ist<br />
eine Kombination aus Explorer-und<br />
Flybridge-Yacht, präsentiert diese<br />
Mischung aber in sehr eigenständigen<br />
Formen. Eine Stufe darüber residiert<br />
die 31 Meter lange SL 102,<br />
die über ein asymmetrisches Layout<br />
verfügt.<br />
Beide Projekte stellen, was das Design<br />
angeht, eine Premiere dar, ist<br />
doch das Geschwisterpaar Martina<br />
und Bernhard Zuccon bei beiden<br />
Sanlorenzo-Modellen das erste Mal<br />
federführend dabei.<br />
è www.sanlorenzoyacht.com<br />
eigene Basen<br />
in Kroatien<br />
CHARTER I SALE<br />
MANAGEMENT<br />
YACHTING 2000<br />
4112 St. Gotthard/Linz<br />
Am Steinberg 8<br />
Tel. 0043 7234 / 845 45<br />
office@yachting2000.at
10 Jahre SeaHelp<br />
Pannendienst. 2008 hatte der<br />
österreichische Skipper und Kroa -<br />
tien-Kenner Wolfgang Dauser die<br />
Idee, mit SeaHelp einen nautischen<br />
Pannen dienst ins Leben zu rufen.<br />
Denn was auf der Straße in Gestalt<br />
der Pannendienste wie ÖAMTC,<br />
ADAC & Co. Sinn macht, sollte<br />
auch auf dem Wasser im Bereich<br />
der Adria funktionieren.<br />
Die Idee des nautischen Pannendiensts<br />
kam an: Nach ersten Stützpunkten<br />
in Kroatien folgten sukzessive<br />
Slowenien, Norditalien, die<br />
Balea ren und Teile des umliegenden<br />
spanischen Festlands sowie die Ostsee.<br />
Erweitert wurden nicht nur die<br />
Stützpunkte, sondern auch das Angebot,<br />
das heute u. a. diverse Sicherheitschecks,<br />
eine Versicherung und<br />
eine sehr nützliche App umfasst.<br />
Auch die Flotte wächst und wächst:<br />
Aktuell stellte SeaHelp in der Lübecker<br />
Bucht an der Ostsee sein neuestes<br />
Aushängeschild für Deutschland<br />
in Dienst. Zwei Yamaha-Aggregate<br />
mit jeweils 300 PS brin gen das<br />
bis zu 48 Knoten schnelle Technomarine-RIB<br />
im Nu zum Einsatzort.<br />
è www.sea-help.eu<br />
Wolfgang dauser<br />
gründete den nautischen<br />
Pannendienst<br />
SeaHelp und leistet nun<br />
schon seit zehn Jahren<br />
wertvolle Hilfe auf See.<br />
Foto: Gernot Weiler<br />
Das neuste Einsatzboot an der Ostsee<br />
ist ein Technomarine-RIB mit 2 x 300 PS.<br />
Rigg-Check schützt<br />
Versicherung. Eine gesetzliche<br />
Pflicht, das stehende<br />
und laufende Gut in bestimmten<br />
Abständen prüfen<br />
zu lassen, gibt es nicht. Um<br />
im Schadensfall aber auf der<br />
sicheren Seite zu sein, rät<br />
Volker Reichelt, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der<br />
Hamburger Yacht-Versicherung,<br />
jedem Eigner: „Niemand<br />
will einen Mastbruch<br />
ris kieren. Zur eigenen Sicherheit<br />
sollte jeder daher vor<br />
der Saison den Mast auf<br />
Haarrisse an den Beschlägen,<br />
den Wanten- und Stagbefestigungen,<br />
den Salingen kon -<br />
trollieren und auch zwischendurch<br />
einen Blick auf Wanten<br />
und Stagen, die Rüsteisen und<br />
auch auf die Befestigungen<br />
derselbigen unter Deck,<br />
werfen.“<br />
Fazit: Wer deutliche<br />
An zeichen von Verschleiß<br />
ignoriert, gefährdet seinen<br />
Ver sicherungsschutz!<br />
è www.schomacker.de<br />
Foto: www.schomacker.de<br />
Leinen los los und ab ab aufs Wasser!<br />
Leinen los und ab aufs Wasser!<br />
AUT18089 / 0418<br />
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Panorama<br />
Termine, Trends & Neuheiten<br />
Robustes Kraftwerk<br />
Solarmodul. Leicht, dünn,<br />
dabei hocheffizient und äußerst<br />
robust: Mit seiner Tough Plus-<br />
Serie bietet Sunbeamsystem<br />
eine zuverlässige Stromquelle,<br />
die auch unter härtesten Bedingungen<br />
an Bord funktioniert.<br />
Der Zellwirkungsgrad der kleinen<br />
Kraftpakete beträgt 23,7 %,<br />
damit liefern schon die kleinsten,<br />
378 x 535 mm großen Panels<br />
bis zu 38 W. Die Oberfläche<br />
hat eine bessere Lichtdurchlässigkeit<br />
als Glas, ist dabei extrem<br />
langlebig, kratzfest, UV-resistent,<br />
schmutzabweisend und<br />
rutschfest. Befestigt werden<br />
können die Solarmodule auf<br />
jeder Oberfläche, ein mitgeliefertes<br />
Strukturklebeband sorgt<br />
für schnelle Montage.<br />
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Sonnige Aussichten für<br />
viele E-Geräte an Bord.<br />
Best of the best<br />
Grandezza. Das Flaggschiff<br />
der italienischen<br />
Lux uswerft Azimut wurde<br />
vom „Robb-Report“ Lifestyle-Magazin<br />
zur „Best of<br />
the Best“-Yacht gekürt. Die<br />
35-Meter-Diva aus dem<br />
italienischen Viareggio<br />
wurde von Stefano Righini<br />
entworfen, der Innenbereich<br />
von Achille Salvagni<br />
sehr aufwändig ausgestattet.<br />
Gewürdigt wurden die<br />
beiden beeindruckenden<br />
Ausgezeichnet: Azimut Grande 35 Metri.<br />
Beachclubs und die großen<br />
Balkone. Durch seitliche<br />
Auslegung der Tendergarage<br />
und dank schwenkbarer<br />
Badeplattform am Heck<br />
wurde Platz für eine 12 m 2<br />
große „Strand fläche“ geschaffen.<br />
Die mit 2 x 2.400<br />
PS angetriebene Grande<br />
35 Metri (max. Speed 26<br />
Knoten) bietet bis zu zehn<br />
Gästen luxuriösen Platz.<br />
è www.yacht-werk.de<br />
è www.azimutyachts.com<br />
Chartern bei Freunden<br />
Foto: Shutterstock<br />
Nautic Alliance. Als eines<br />
der größten Charterunternehmen<br />
Europas ist Pitter Yachtcharter<br />
natürlich auch in Italien vertreten.<br />
Hier vermarkten die Steirer die kleine,<br />
aber feine Flotte des Nautic Alliance<br />
Partners M3 Nautica Charter.<br />
Sanremo als nautisches<br />
Sprungbrett für Chartertörns<br />
an der italienischen Riviera.<br />
Stationiert sind die gepflegten<br />
Motor- und Segelyachten des Partnerveranstalters<br />
in Sanremo an der<br />
italienischen Riviera, in Lavagna<br />
nahe Portofino und Cinque Terre,<br />
auf Sardinien in Portisco sowie an<br />
der Amalfiküste in Castellammare<br />
di Stabia, von wo aus sich herrliche<br />
und mondäne Törns nach Ischia<br />
und Capri an bieten.<br />
è www.pitter-yachting.com<br />
Kleine Cranchi ganz groß<br />
Neuer Sportler. Mit der neuen<br />
Cranchi E26 rundet die italienische<br />
Werft ihr Angebot nach unten ab.<br />
Der 7,75 Meter lange, trailerbare<br />
Sportler wird als Innen- und Außenborder<br />
erhältlich sein. Das Design<br />
orientiert sich mit seinen dyna -<br />
mischen Linien und dem Teakholz-<br />
Deck an klassische Sportboote,<br />
wobei die Komfortfeatures (versenkbares<br />
Bimini-Top, Toilette unter<br />
Deck, Dinette, verstellbare Sitze)<br />
sehr zeitgemäß sind. Vorgestellt wird<br />
der neue Daycruiser auf den Boot-<br />
Shows in Lugano,<br />
Cannes, Genua<br />
und Friedrichs<br />
-<br />
hafen. Der Preis vom Importeur<br />
TopYacht in Linz ist heiß:<br />
ab € 99.900,– inkl. USt.<br />
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Neu bei Topyacht:<br />
Cranchi E26.<br />
12 4/<strong>2018</strong>
Die fliegende Hollander<br />
Izola. Ausbildungstörn auf einem<br />
18-Meter-Gaffelschoner? Oder doch<br />
lieber einen Ausflug unter Freunden<br />
bzw. einen Urlaubstörn mit der ganzen<br />
Familie?<br />
Ein Tagesausflug auf der Hollander<br />
mit Skipper Olaf von meerflair<br />
ist ab Izola ab € 250,– buch bar, rd.<br />
€ 1.200,– kostet‘s, wenn man das<br />
ganze Schiff exklusiv haben will. Eine<br />
Woche Familienurlaub (bis zu sieben<br />
Personen) ist ab € 6.000,– möglich,<br />
im Preis sind Skipper und Crew auf<br />
dem Clas sic- Zwei master bereits enthalten.<br />
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verlost unter allen Teilnehmern einen<br />
Tages ausflug für zwei Personen nach Italien (Muggia,<br />
Triest oder Grado, Zeitraum 24.–26. 8. <strong>2018</strong>) auf dem<br />
Gaffelschoner Hollander! Einfach eine E-Mail mit Betreff-Zeile<br />
„Meer flair“ an gewinnen@<strong>ocean7</strong>.at senden<br />
und mit etwas Glück gewinnen! Einsendeschluss ist<br />
der 30. Juli, der Gewinner wird per E-Mail verständigt.<br />
Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie sich einverstanden, den<br />
-Newsletter (jederzeit kündbar) per E-Mail zu<br />
erhalten. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben.<br />
Keine Bar ablöse. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Die Serenissima mit dem Hausboot<br />
Lagune von Venedig. Der Zauber<br />
von Venedig ist so groß, dass man<br />
gerne das Um- und Hinterland übersieht,<br />
das auch ohne die Serenissima<br />
zu den schönsten Reisezielen der<br />
Adria gehört (siehe auch Seite 28).<br />
Das ideale Fahrzeug für einen Urlaub<br />
in dieser wasserreichen Region ist<br />
das Hausboot. Mit ihm kann nicht<br />
nur Venedig in aller Ruhe entdeckt<br />
werden, es lassen sich auch die malerischen<br />
Inseln in der Lagune wie<br />
Murano, Burano oder Torcello bequem<br />
ansteuern. Zudem kann man<br />
die Reise auf den Flüssen fortsetzen,<br />
zum Beispiel die Sile entlang bis nach<br />
Treviso, den Brenta-Kanal in Richtung<br />
Padua oder den Po bis nach<br />
Mantua und Ferrara. Der Hausbootferien-Spezialist<br />
Locaboat hat seine<br />
komfortablen, führerscheinlos zu<br />
navigierenden Pénichettes in Chioggia<br />
stationiert, das leicht erreichbar<br />
im Süden der Lagune liegt. Eine Woche<br />
ist in der Nebensaison schon ab<br />
€ 1.218,– zu buchen.<br />
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Fotos: Locaboat Holidays<br />
Mit dem Hausboot zum<br />
Markusplatz und nach<br />
Burano.<br />
DIE RICHTIGEN CHARTER-VERSICHERUNGEN<br />
Gute Agenturen empfehlen YACHT-POOL Charterversicherungen, weil Sie von der praxisnähe der Deckungskonzepte<br />
und der Schadenabwicklung überzeugt sind.<br />
Durch die praxisnahe Produktentwicklung und Schadenabwicklung ist YACHT-POOL seit Jahren Marktführer und damit<br />
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Ocean Woman<br />
Un cappuccio<br />
per favore!<br />
Ich kann nicht behaupten, dass wir groß in Italien segeln, da<br />
wir in der Segelsaison immer gleich nach Kroatien abbiegen.<br />
Aber unser Schiff „steht“ in Italien und zwar ganz genau in<br />
Piancada in der Werft Stella Marina.<br />
Der Stella ist ein wunderschön<br />
eiskalter Fluss, der sich von<br />
der Lagune aus zwischen der<br />
Aprillia Maritima Marina und der<br />
Wasser straße nach Marano versteckt.<br />
Er schlängelt sich durch<br />
Maisfelder, Himbeerhecken, Weiden<br />
büsche, Platanen, formiert kleine<br />
Seitenarme, die Ankerplätze<br />
zum Träumen versprechen, vorausgesetzt,<br />
man arrangiert sich mit<br />
den Zanzare – den Gelsen.<br />
Irgendwann tut sich dann rechts<br />
die Stella Wassermarina auf. Gegen<br />
über der Einfahrt ein lauschiges,<br />
sauteures Restaurant, das leider<br />
vom gemütlichen Geheim tipp<br />
zum ungemütlichen Hoch zeits lokal<br />
mit Schleifchen mutiert ist. Der<br />
Espres so ist den noch köst lich. Kurz<br />
da nach die Stella Mari na-Werft mit<br />
der Einfahrtsbox, die mich schon<br />
einige Nerven gekostet hat. Fluss -<br />
s trömung gegen Wind gegen<br />
Schiffs motor. Liegt man drin, ist<br />
alles gut.<br />
Möglich ist es auch, einfach irgend<br />
wo in dem Stella an Holzpfählen<br />
festzumachen und über die Reling<br />
Himbeeren zu naschen. Die<br />
Libellen zu beobachten und auf der<br />
Badeleiter zu kneippen. Am Abend<br />
tuckert man nach Precenicco. Die<br />
Sonntagsausflügler rasen zum Leidwesen<br />
der Schwanbabys und Wasser<br />
käfer. Zwischen den Haus booten<br />
findet sich immer ein Plätz chen.<br />
Dann endlich die Frit tura mis ta im<br />
Rivabella-Risto rante! Meist ist die<br />
Nacht ruhig, wenn nicht die Hunde<br />
Alexandra Schöler<br />
ist Weltumseglerin,<br />
Sängerin, Regisseurin,<br />
Buchautorin und seit<br />
2010 Ocean Woman.<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
Foto: Stefan Haring<br />
der Hafenanrainer nervös sind oder<br />
die Hausboot-Charterer morgens<br />
Vor- und Rück wärtsgang beim Ablegen<br />
verwechseln.<br />
Gekühlte Rümpfe dank der elf<br />
Grad Wassertemperatur – so lassen<br />
sich die sommerlichen Hundstage<br />
gut aushalten. Die Mos ki tonetze<br />
hängen ganztägig über Fenstern<br />
und Niedergängen. Bremsen mögen<br />
schweißtreibende Arbeiten, Libellen<br />
lieben Reling seile, Wespen<br />
Mittagessen, Amei sen nackte Füße,<br />
die den Wasser schlauch anstecken.<br />
Man arrangiert sich mit den Einhei<br />
mischen, wir sind hier nur Gast.<br />
So machen das Segler eben …<br />
Im kleinen Ort Piancada gibt es<br />
alles, um eine Woche entspannt<br />
zu überleben. Zuerst Cappuccino<br />
in der kleinen Bar Mauro, buttrige<br />
Brioche – steht man früh genug<br />
auf, gleich bei der Bäckerin nebenan,<br />
deren schmales Lächeln verspricht,<br />
dass sie einen erkennt.<br />
Gegenüber dem Mauro der Alimentari-Laden.<br />
Die beiden Be -<br />
sitzerinnen tragen zu jeder Tageszeit<br />
Kleiderschürzen und kommen<br />
gerne auf einen Caffè herüber. In<br />
ihrem Laden gibt‘s alles wie früher<br />
beim Greißler.<br />
Dann kommt Fausto aus der Latteria<br />
am Ortsrand angeradelt. Sein<br />
Parmiggiano ist alles, wovon Weltumsegler<br />
träumen, wenn sie gerade<br />
in Mikronesien in der Flau te hängen.<br />
Die Latteria betritt man durch<br />
einen Perlenvorhang. In der Vitrine<br />
gibt es fünf Sorten Käse und Honig<br />
von den fleißigen Fluss bienen des<br />
Stellas. Im Nebenraum die großen<br />
Rührkessel für die Käse produktion<br />
und dazwischen die schöne Frau<br />
von Fausto – eine Haut wie Milch<br />
und Honig.<br />
Prosecco kauft man ab Hof beim<br />
Weinbauern, dessen Steinhaus direkt<br />
aus einem „Living in Italy“-<br />
Magazin stammen könnte. Das Geschäft<br />
mit Anglerbedarf hat leider<br />
zugesperrt, aber bei Mauro kann<br />
man noch Bilder mit Riesenhechten<br />
betrachten. Die hängen direkt<br />
neben den Spielergebnissen des<br />
Sport Club Latisana.<br />
Latisana – ein bissl das Korneuburg<br />
der Umgebung – ist nicht<br />
weit. Man isst dort im Restaurant<br />
Cigno, unter Seglern „der Schwan“<br />
genannt. Der Kellner grüßt mit<br />
charmantem Grinsen und köstlichen<br />
Bruschetti – Gruß des neapoli<br />
tanischen Chefs aus der Küche.<br />
Wieder in Piancada bei Mauro<br />
sitzen gern die gleichen Typen. Wir<br />
zum Beispiel. Und dann die Neuen.<br />
Segler und Seglerinnen, die noch<br />
nicht wissen, dass es hier zu Mittag<br />
immer ein menu fisso – Vorspeise,<br />
Pasta, dann ein Stück Fleisch, zum<br />
Abschluss einen Espresso – gibt.<br />
Ein Fixpunkt für die erschöpften<br />
Schiffseigner, die zwischen Schleifen<br />
und Hämmern Zuflucht finden<br />
unter der schattigen Pergola bei<br />
Cappuccino, Eis und Seglertratsch.<br />
Das ist Segeln in Italien. Zumindest<br />
für uns. Und es ist wunderbar.<br />
Ciao!<br />
<br />
14 4/<strong>2018</strong>
Bilder nur zur Illustration<br />
20.–27. Oktober <strong>2018</strong>, Griechenland<br />
Auf die Kats,<br />
fertig, los!<br />
Fun-Regatta. Vom 20. bis 27. Oktober<br />
<strong>2018</strong> findet in Griechenland<br />
zum neunten Mal der Catamarans<br />
Cup statt, wobei wie schon in den<br />
letzten Jahren Start- und Zielhafen<br />
Athen sein wird.<br />
Bei der Fun-Regatta im Saronischen<br />
Golf wird das Segeln mit vielen<br />
verschiedenen Events an Land<br />
kombiniert – etwa einem Koch-<br />
Wettkampf, einer Foto-Competition<br />
oder einem Show-Wettbewerb.<br />
Eine Kat-Regatta<br />
für Segler, Köche, BEWUSSTSEINS-<br />
Fotografen und BEWUSSTSEINS-<br />
Show-Talente.<br />
ERWEITERUNG<br />
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RADAR UND ZIELERFASSUNG ZIELERFASSUNG<br />
Der Fokus liegt klar beim Spaß an<br />
der Veranstaltung und nicht wie bei<br />
klassischen Regatten nur auf dem<br />
reinen Wettbewerb. Derzeit stehen<br />
noch drei Touren zur Auswahl – die<br />
endgültige Route für den Cup wird<br />
in der Woche vor dem Start bekanntgegeben.<br />
Neben Katamaranen sind<br />
auch Einzelkojen für den Event bei<br />
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Der kleine Luxus<br />
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(12,75 Meter), stark (2 x 435 PS-<br />
Dieselmotoren) und offen: Mit der<br />
40 Open Sunreef Power hat Sunreef<br />
Yachts auf der Dubai Boat Show eine<br />
Art Mehrrumpf-Speedster vorgestellt.<br />
Der als Daycruiser oder Super -<br />
yacht-Tender einsetzbare Power-Luxus-Kat<br />
kann individuell ausgestattet<br />
werden, unter anderem auch mit einer<br />
Doppelbett-Kabine und einem<br />
Mit der vollautomatischen MARPA<br />
Die kleine Sunreef mit<br />
Mit Zielverfolgung der vollautomatischen und und den den TrueTrail<br />
MARPA<br />
Mit der vollautomatischen ausfahrbarer Reling. Mit Zielspuren der vollautomatischen<br />
Zielverfolgung erleben MARPA<br />
und Sie Sie den von von MARPA<br />
TrueTrail<br />
Axiom<br />
Zielverfolgung und und den Zielverfolgung Zielspuren Quantum TrueTrail<br />
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Zielspuren erleben Sie Zielspuren und Quantum der von Radarüberwachung!<br />
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Power soll auch als Hydrofoil-<br />
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Friaul-Julisch Venetien<br />
Ein Sommer<br />
16 4/<strong>2018</strong>
Die Obere Adria boomt! Nicht nur wie in den 1970ern bei den Strandtouristen, sondern auch<br />
unter Yachteignern. Je mehr die bürokratische „Bora“ im Osten weht, umso mehr zieht es die<br />
Skipper wieder an die italienische Küste. So hat die Region zwischen Muggia und Lignano in<br />
den letzten Jahren einen kräftigen maritimen Wachstumsschub hingelegt und kann jetzt weit<br />
mehr als nur Schirm, Strand und Spaghetti. Vieles ist aber gleich geblieben: der Geschmack<br />
des Meeres bei der Ankunft zur Sommerfrische, das italienische Flair, der Wein …<br />
Text und Fotos Tahsin Özen<br />
wie damals<br />
Foto: lignano pano art&grafica Promoturismo FVG<br />
Lignano für Nautiker: Die Lagune von<br />
Marano. In der Einfahrt ist die FVG-<br />
Marina Punta Faro zu sehen. Ganz<br />
links der Fluss Tagliamento, an dessen<br />
Mündung die FVG-Marina Uno liegt.
Friaul-Julisch Venetien<br />
Bora“, sagt Anna mit einem<br />
verschmitzten Lächeln, als<br />
sie mir den Espresso auf<br />
der Veranda des „Pier“ serviert.<br />
Vor dem Abendessen im Restaurant<br />
der Marina San Giusto<br />
hantle ich mich dennoch auf das<br />
windgepeitschte Roof-Deck, um<br />
einen Blick auf das Habsburgerschloss<br />
Miramare zu erhaschen.<br />
Wie unruhige Kinder an den Händen<br />
der Mutter zappeln die Yachten<br />
an den Leinen vor mir im alten Hafen,<br />
doch die Bora bemüht sich vergeblich,<br />
die Marina San Giusto hat<br />
ihre 215 Liegeplätze fest im Griff.<br />
Der Blick aus dem Zimmer des<br />
Viersterne-Hotels San Rocco in<br />
Muggia reicht leider nicht aus, um<br />
die gesamte Marina gleichen Namens<br />
zu überblicken. Hier finden<br />
aber auch mehr als doppelt so viele<br />
Yachten Platz als in Triest. Die östlichste<br />
der 20 FVG-Marinas (Friuli<br />
Bild oben: der alte Hafen im Zentrum von Muggia. Mitte links: Blick von der Marina Porto San Vito auf den Sandstrand von Grado. Mitte<br />
rechts: Weingut Castelvecchio in Sagrado. Unten links: So schmeckt das Meer im Restaurant der Marina Lepanto in Monfalcone. Unten<br />
rechts: Floating Resorts „Sunset“ und „River“ an den Ufern des Tagliamento, buchbar über die Porto Turistico Marina Uno.<br />
Venezia Giulia Marina Network,<br />
Seite 21) erinnert nicht nur aufgrund<br />
ihrer geografischen Nähe an<br />
die kro atische Küste. An den Bistro-<br />
Tischen auf der großen Piazza vor<br />
der Marina wird auch viel Slowenisch<br />
und Kroatisch gesprochen –<br />
der Run auf die italienische Seite<br />
der Adria hat wohl auch in diesen<br />
Ländern bereits eingesetzt.<br />
Tiramisu oder Segeltrimm?<br />
„Der neue Hype beruht grundsätzlich<br />
auf den guten alten Qualitäten<br />
Italiens, die die Touristen aus den<br />
Nachbarstaaten jetzt wiederentdecken“,<br />
erklärt uns unser Fahrer<br />
Toni am nächsten Tag – und wie<br />
zum Beweis parkt er das Auto vor<br />
dem alten Weingut Castelvecchio<br />
in Sagrado mit Traumblick über<br />
die sanfthügelige Landschaft um<br />
den Isonzo. Bei der Weinverkostung<br />
können wir uns ein Grinsen<br />
nicht verkneifen, ist es doch der<br />
Malvasia Istriana, der am besten<br />
mundet – was aber nicht ungewöhnlich<br />
für diese Gegend ist.<br />
Italien vom Feinsten wird uns in<br />
Monfalcone serviert. Nicht nur im<br />
Top-Restaurant La Rosa dei Venti<br />
der Marina Lepanto, wo Eigner das<br />
wohl beste Tiramisu der Welt löffeln<br />
können, während ihre Yacht<br />
am Liegeplatz sanft von süßem<br />
Was ser umspült wird. Sondern<br />
auch in der Marina Hannibal, an<br />
deren natürlich-mediterranen<br />
Ufern mit bis zu zwölf Meter Wassertiefe<br />
sich Eigner bereits seit den<br />
1960ern erfreuen. Hier ist auch die<br />
erste italienische Segelschule im<br />
wahrsten Wortsinn „zu Hause“: Auf<br />
dem Wasser und im angeschlossenen<br />
Internat wachsen die jungen<br />
Talente bis zur Regatta-Reife.<br />
Steinbutt mit Polenta<br />
Welch bedeutende Seegeschichte<br />
Friaul-Julisch Venetien bereits in<br />
der Antike hatte, erfahren wir bei<br />
einem Ausflug ins nahe Aquileia.<br />
Das Bollwerk wider die „Barbaren“<br />
im Norden, das schon während der<br />
Fotos: Tahsin Özen (5), Shutterstock (2), Marina Uno (1)<br />
18 4/<strong>2018</strong>
Das Schloss Miramare bei Triest ist zwar hübsch anzuschauen, brachte den<br />
Habsburgern aber nur Unglück und soll dem Volksmund nach verflucht sein.<br />
Römischen Kaiserzeit fast so viele<br />
Einwohner zählte wie heute (ca.<br />
30.000), war über Jahrhunderte<br />
auch die wichtigste Hafenstadt der<br />
Adria. Im Freilichtmuseum sind<br />
die Reste des Binnenhafens nahe<br />
dem Forum sowie die Basilika mit<br />
dem bedeutendsten frühchrist -<br />
lichen Fußbodenmosaik absolut<br />
sehenswert.<br />
Welch einen Kontrast dazu bieten<br />
in Grado die beiden Marinas<br />
Primero und Porto San Vito mit<br />
ihren modernen Resorts und Freizeitanlagen<br />
inklusive Swimmingpool!<br />
Wer an Bord Platz genug hat,<br />
weil vielleicht Eigner eines Katamarans,<br />
wird in der kleineren und<br />
familiär geführten Marina Darsena<br />
San Marco gleich gegenüber der<br />
Einfahrt in den alten Hafen eine<br />
maßgeschneiderte Bleibe finden.<br />
Wir hingegen checken zentral<br />
im Hotel Astoria ein und lassen uns<br />
in der Taverna al Canevon einen<br />
Klassiker der gradinesischen Küche<br />
„Ah, du bist aus Österreich! Ich hatte<br />
schon Kurt Waldheim und Jörg Haider<br />
hier zu Gast. Die hatten großen Durst,<br />
wir haben viel Wein getrunken …“<br />
Witige Gaddi, die „Graue Eminenz“ in der Lagune von Grado.<br />
Ein Eiland in der Lagune von<br />
Grado und sein Eremit: Verlaufen<br />
kann sich auf der Insel des<br />
alten Fischers Witige Gaddi<br />
niemand, versumpert sind in<br />
seiner Hütte beim Weintrinken<br />
aber schon viele, darunter<br />
Promis wie Richard Gere und<br />
Bo Derek.<br />
4/<strong>2018</strong> 19
Friaul-Julisch Venetien<br />
Aquileia war über Jahrhunderte die<br />
bedeutendste Hafenstadt der Adria.<br />
Nico Pavan ist Schifffahrtskapitän, Reiseführer, Koch und Entertainer. Mit dem<br />
Ausflugsschiff Santa Maria führt er seine Gäste an die schönsten Plätze in der<br />
Lagune von Grado und Marano.<br />
è www.battellosantamaria.it<br />
„Mein Großvater war Fischer<br />
zu einer Zeit ohne Motorboote<br />
weit und breit.<br />
Die gibt es in der Lagune<br />
erst seit 50 Jahren.“<br />
Nico Pavan, Kapitän<br />
servieren: Steinbutt mit weißer<br />
Polenta, hier weitläufig als „Boreto“<br />
bekannt.<br />
Fliegende Spaghetti<br />
Mit einem Glas Prosecco und Fingerfood<br />
(frittierte Meeresfrüchte<br />
der Region) heißt uns die Crew der<br />
Santa Maria am nächs ten Morgen<br />
an Bord willkommen. Mit dem<br />
Ausflugsboot wollen wir die Lagune<br />
von Grado und Marano vom<br />
Wasser aus erkunden und mit<br />
Lignano Sabbiadoro die westliche<br />
Ecke Friaul-Julisch Venetiens er -<br />
reichen. Weit kommen wir nicht.<br />
Schon nach wenigen Fahrminuten<br />
machen wir vor einem winzigen<br />
Eiland fest, dem Zuhause des<br />
Eremiten Witige Gaddi, der uns<br />
auf ein Glas Friulano in seine Fischerhütte<br />
einlädt. „Ah, du bist aus<br />
Österreich! Ich hatte schon Kurt<br />
Waldheim und Jörg Haider hier zu<br />
Gast. Die hatten großen Durst, wir<br />
haben viel Wein getrunken!“<br />
Wieder an Bord, demonstriert<br />
uns das Universalgenie Nico (Chef,<br />
Kapitän, Barkeeper, Entertainer …)<br />
noch eines seiner vielen Talente<br />
und kocht uns in der großen Küche<br />
im Salon Spaghetti, die er anschließend<br />
mit den Scampi in der großen<br />
Pfanne durch die Luft wirbeln lässt<br />
wie Mama einst die Palatschinken.<br />
Mit friulanischem Weißwein in der<br />
Karaffe kommt das Essen schließlich<br />
auf den Tisch, während sich<br />
die Santa Maria ihren Weg durch<br />
die Dalbenstraße bahnt.<br />
In Lignano Sabbiadoro nehmen<br />
wir Abschied von Nico und Crew<br />
und vertreten uns die Beine in der<br />
größten FVG-Marina Punta Faro<br />
(1.200 Liegeplätze). Später wird<br />
uns Giorgo Ardito noch beim Einchecken<br />
in seinem Hotel President<br />
Lignano Riviera behilflich sein und<br />
uns seine Porto Turistico Marina<br />
Uno samt den brandneuen Floating<br />
Resorts an der Mündung des<br />
Tagliamento zeigen.<br />
Das macht hungrig, also lassen<br />
wir uns im Marina-Restaurant<br />
Al Cason mit Traumblick auf<br />
den grünen Fluss kulinarisch verwöhnen.<br />
Der Verdauungsspaziergang<br />
führt mich an den berühmten<br />
kilometerlangen Sandstrand<br />
von Lignano. Und da ist er wieder:<br />
der ganz eigene Geschmack des<br />
Meeres, genauso wie im Sommer<br />
damals … <br />
<br />
è www.turismofvg.it<br />
Fotos: Tahsin Özen (2), Shutterstock (1), susanne Guidera (1), FVG Marinas Network (8)<br />
20 4/<strong>2018</strong>
0 sm 20<br />
xxxxx xxxx<br />
Latisana Precenicco<br />
Marano<br />
13<br />
Lagunare<br />
12<br />
San giorgio<br />
di nogaro<br />
11<br />
10<br />
9<br />
Cervignano<br />
Aquileia<br />
13°24’ E<br />
Monfalcone San Giovanni<br />
4 di Duino<br />
5<br />
Duino-Aurisina<br />
3<br />
Marina Porto San Rocco, Muggia.<br />
Aprilia<br />
Marittima 14 15<br />
16<br />
Lignano<br />
Lagune von Marano<br />
17<br />
18<br />
7<br />
8<br />
6<br />
Grado<br />
Golf von Triest<br />
45°40’ N<br />
20<br />
19<br />
Bibione<br />
Adriatisches Meer<br />
2<br />
Triest<br />
Marina San Giusto, Triest.<br />
FVG – 20 Marinas<br />
0 sm 20<br />
unter einem Dach<br />
1<br />
Muggia<br />
Marina Lepanto, Monfalcone.<br />
Marina Hannibal, Monfalcone.<br />
Marina Darsena San Marco, Grado.<br />
Marina Porto San Vito, Grado.<br />
Marina Primero, Grado.<br />
Marina Punta Faro, Lignano.<br />
Porto Turistico Marina Uno, Lignano.<br />
Wenn man gemeinsam an einem Strang zieht, profitieren<br />
alle davon. Ganz besonders die Gäste. So<br />
werden Yachteigner, die mit einem Liegeplatz an der<br />
italienischen Adria zwischen Muggia und Lignano<br />
liebäugeln, in einer der 20 Marinas des im Juni 2016<br />
gegründeten Friuli Venezia Giulia Marina Network<br />
bestimmt fündig werden. Als Inhaber der FVG Marinas<br />
Card genießt man darüber hinaus zahlreiche Aktionen<br />
und Vergünstigungen, die laufend wechseln.<br />
Alle FVG-Marinas im Überblick finden Sie hier*, die<br />
links abgebildeten haben wir bereits besucht.<br />
Detaillierte Informationen unter<br />
è www.fvgmarinas.com<br />
1 Porto San Rocco Marina Resort, Muggia<br />
Koordinaten: 45° 36,621‘ N – 13° 45,155‘ E<br />
Liegeplätze: 546 bis max. 60 m Länge<br />
Wassertiefe: 4–14 m<br />
Sonstiges: Hotel, Feriendorf, Heliport …<br />
è www.portosanrocco.it<br />
2 Marina San Giusto, Triest<br />
Koordinaten: 45° 38’ 48” N – 13° 45’36” E<br />
Liegeplätze: 215 bis max. 100 m Länge<br />
Wassertiefe: 5–14 m<br />
Sonstiges: Bar, Restaurant, Yachtclub<br />
è www.marinasangiusto.it<br />
3 Portopiccolo, Duino-Aurisina<br />
Koordinaten: 45° 45’ 55” N – 13° 38’ 40” E<br />
Liegeplätze: 121<br />
Wassertiefe: 2–5 m<br />
Sonstiges: Wellnesszentrum, Medical Spa …<br />
è www.portopiccolosistiana.it<br />
4 Marina Lepanto Resort, Monfalcone<br />
Koordinaten: 45°47,734’ N – 013° 33,759’ E<br />
Liegeplätze: 220 bis max. 25 m Länge<br />
Wassertiefe: bis 2,80 m<br />
Sonstiges: Bar, Restaurant, Swimmingpool …<br />
è www.marinalepanto.it<br />
5 Marina Hannibal, Monfalcone<br />
Koordinaten: 45° 47,04‘ N – 13° 32,25‘ E<br />
Liegeplätze: 298 bis max. 50 m Länge<br />
Wassertiefe: bis 12 m<br />
Sonstiges: Bar, Self Service-Restaurant …<br />
è www.marinahannibal.com<br />
6 Marina Primero, Grado<br />
Koordinaten: 45° 41,43‘ N – 13° 28,64‘ E<br />
Liegeplätze: 270 bis max. 24 m Länge<br />
Wassertiefe: bis 2,5 m<br />
Sonstiges: Camping- und Golfplatz, Schwimmbad …<br />
è www.marinaprimero.com<br />
7 Darsena San Marco, Grado<br />
Koordinaten: 45° 41,07‘ N – 13° 23,09‘ E<br />
Liegeplätze: 115 bis max. 20 m Länge<br />
Wassertiefe: 3–6 m<br />
Sonstiges: Restaurant, Sattlerei, Tankstelle …<br />
è www.darsenasanmarco.it<br />
8 Porto San Vito, Grado<br />
Koordinaten: 45° 40‘ 45‘’ N – 13° 22‘ 40‘’ E<br />
Liegeplätze: 165 bis max. 24 m Länge<br />
Wassertiefe: bis 3,5 m<br />
Sonstiges: Hotel, Schwimmbäder, Restaurant …<br />
è www.portosanvito.it<br />
9 Shipyard & Marina Sant’Andrea,<br />
San Giorgio di Nogaro<br />
Koordinaten: 45° 45‘ 70“ N – 013° 14‘ 50“ E<br />
Liegeplätze: 700 bis max. 30 m Länge<br />
Wassertiefe: bis 5 m<br />
Sonstiges: Werft, Tischlerei, Schlosserei …<br />
è www.marinasantandrea.it<br />
10 Marina Planais,<br />
San Giorgio di Nogaro<br />
Koordinaten: 45° 46,011‘ N – 013° 14,647‘ E<br />
Liegeplätze: 47 bis max. 16 m Länge<br />
Wassertiefe: bis 4,5 m<br />
Sonstiges: Werkstatt, Segelmacher …<br />
è www.marinaplanais.it<br />
11 Cantieri Marina San Giorgio,<br />
San Giorgio di Nogaro<br />
Koordinaten: 45° 48‘ 08,1“ N – 13° 13‘ 35,1“ E<br />
Liegeplätze: 600 bis max. 35 m Länge<br />
Wassertiefe: bis 4 m<br />
Sonstiges: Restaurant, Pool, Tankstelle …<br />
è www.cantierimarina.it<br />
12 Portomaran,<br />
Marano Lagunare<br />
Koordinaten: 45°45,78‘ N – 13° 10,08‘ E<br />
Liegeplätze: 500 bis max. 17 m Länge<br />
Wassertiefe: bis 2,5 m<br />
Sonstiges: Bar-Restaurant, Werkstatt …<br />
è www.portomaran.com<br />
13 Marina Stella Resort,<br />
Palazzolo dello Stella<br />
Koordinaten: N 45° 45’ 44’’ – 13° 04’ 28’’ E<br />
Liegeplätze: 84 bis max. 25 m Länge<br />
Wassertiefe: bis 5 m<br />
Sonstiges: Schwimmbad, Flugpiste …<br />
è www.marinastella.it<br />
14 Marina Resort Punta Gabbiani,<br />
Aprilia Marittima<br />
Koordinaten: 45° 41,75‘ N – 13° 04,41 E<br />
Liegeplätze: 300 bis max. 25 m Länge<br />
Wassertiefe: bis 2,5 m<br />
Sonstiges: Bar, Restaurant, Thermalwasser …<br />
è www.marinapuntagabbiani.it<br />
15 Dry Marina Punta Gabbiani,<br />
Aprilia Marittima<br />
Koordinaten: 45° 41,75‘ N – 13° 04,41 E<br />
Liegeplätze: 300 Landliegeplätze bis max. 18 m<br />
Wassertiefe: bis 2,5 m<br />
Sonstiges: Kranpass f. unbegrenztes Ein- u. Auswassern<br />
è www.darsenasanmarco.it<br />
16 Aprilia Marittima 2000 Dry Marina,<br />
Aprilia Marittima<br />
Koordinaten: 13° 04’ 06’’ E – 45° 41’ 56’’ N<br />
Liegeplätze: 300 Landliegeplätze und 380 Wasserliegeplätze<br />
im Yachthafen Marina Capo Nord<br />
Wassertiefe: bis 2,5 m<br />
Sonstiges: Kranpass f. unbegrenztes Ein- u. Auswassern<br />
è www.cantieridiaprilia.it<br />
17 Marina Punta Faro Resort,<br />
Lignano Sabbiadoro<br />
Koordinaten: 45° 42’ 10,8’’ N – 13° 8’ 48,2’’ E<br />
Liegeplätze: 1.200 bis max. 40 m Länge<br />
Wassertiefe: bis 3,5 m<br />
Sonstiges: Schwimmbad, Restaurant, Tankstelle<br />
è www.marinapuntafaro.it<br />
18 Darsena Porto Vecchio,<br />
Lignano Sabbiadoro<br />
Koordinaten: 13° 08’ 43” N – 45° 41’ 40” E<br />
Liegeplätze: 388 bis max. 16 m Länge<br />
Wassertiefe: bis 2,5 m<br />
Sonstiges: Hafenbecken, Marine Authority …<br />
è www.lignanosabbiadoro.it<br />
19 Porto Turistico Marina Uno Resort,<br />
Lignano Sabbiadoro<br />
Koordinaten: 45° 39‘ 00‘‘ N – 13° 05‘ 50‘‘ E<br />
Liegeplätze: 420 bis max. 20 m Länge<br />
Wassertiefe: bis 2,5 m<br />
Sonstiges: Restaurant, Pool, Tauchschule …<br />
è www.marina-uno.com<br />
20 Marina Punta Verde,<br />
Lignano Sabbiadoro<br />
Koordinaten: 45° 38,33‘ N – 13° 06, 43‘ E<br />
Liegeplätze: 270 bis max. 20 m Länge<br />
Wassertiefe: bis 2,5 m<br />
Sonstiges: Restaurant, Market, Werkstatt …<br />
è www.marinapuntaverde.it<br />
* Angaben ohne Gewähr, Irrtümer vorbehalten.<br />
4/<strong>2018</strong> 21
xxxxx xxxx<br />
Liparische<br />
Inseln<br />
Das<br />
schier unendliche Traumrevier im<br />
Tyrrhenischen Meer – vorgestellt vom<br />
österreichischen Fahrtensegler und<br />
Blogger Markus Silbergasser.<br />
22 4/<strong>2018</strong><br />
Blick auf Filicudi Porto, dem ruhigen Ort<br />
mit hohem gastronomischen Niveau.
Von Vulkanen erschaffen,<br />
von Griechen, Karthagern,<br />
Römern, Arabern,<br />
Normannen, Spaniern<br />
und Osmanen erobert, Schauplatz<br />
berühmter Filme wie „Stromboli“<br />
und „Der Postmann“ und im Jahr<br />
2000 von der UNESCO zum Weltnaturerbe<br />
erklärt: Die nördlich von<br />
Sizilien liegenden Liparischen<br />
(oder auch Äolischen) Inseln haben<br />
eine bewegte Vergangenheit.<br />
Die Gegenwart hingegen ist eher<br />
beschaulich – nicht zuletzt deswegen<br />
gehören die zwanzig Inseln,<br />
sieben davon bewohnt, zu den letzten<br />
Geheimtipps im Mittelmeer.<br />
Die Inselgruppe ist mit der Yacht<br />
leicht von den Häfen und Marinas<br />
an der Nordküste Siziliens zu erreichen.<br />
Wir lichten die Anker unserer<br />
SY Nambawan in der Marina<br />
Capo d’Orlando bei San Gregorio<br />
Alto. Von hier sind es beispielsweise<br />
nur 19 Seemeilen nach Vulcano<br />
und 21 Seemeilen nach Lipari.<br />
Lipari: Die groSSe<br />
Sanftmütige<br />
Die Hauptinsel des Archipels ist<br />
auch die Hauptanlaufstelle der<br />
Inselgruppe. Lipari-Stadt ist ein lebendiger<br />
Ort mit Fußgängerzone<br />
und guter Infrastruktur, sowohl<br />
für Verproviantierung als auch für<br />
Bootsersatzteile. Das Zentrum der<br />
Stadt ist der mit Cafés, Bars und<br />
Restaurants gesäumte Corso Vittorio<br />
Emanuele II, der den Fährhafen<br />
und den malerischen alten Hafen<br />
mit seinen unzähligen kleinen<br />
Fischerbooten verbindet.<br />
Nordöstlich von Lipari-Stadt<br />
liegt Canneto, der zweitgrößte Ort<br />
der Insel, ein verschlafener Fischerort<br />
mit einem schönen und im<br />
Sommer sehr beliebten Badestrand<br />
sowie einer netten Flaniermeile an<br />
der Strandpromenade. Etwas weiter<br />
nördlich befinden sich die aufgelassenen<br />
Bimssteinfabriken, die<br />
2010, als die gesamte Inselgruppe<br />
zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt<br />
wurde, ihren Betrieb einstellen<br />
mussten. Vor den Fabriken ist<br />
das Wasser traumhaft türkisgrün,<br />
das Schwimmen ein einzigartiger<br />
Genuss und daher ein Badestopp<br />
auf dem gut haltenden Ankergrund<br />
nahezu ein Muss.<br />
Salina: Die grüne Perle<br />
Dass Salina eine sehr grüne und<br />
fruchtbare Insel ist, fällt besonders<br />
auf, wenn man sich auf den drei<br />
Kilometer langen Spaziergang vom<br />
Inselhauptort Santa Maria Salina<br />
entlang der Küstenstraße Richtung<br />
Lingua aufmacht. Lingua ist die<br />
„Gourmetmeile“ der Insel. Die Restaurants<br />
und Cafés direkt am Wasser<br />
laden zum Verkosten der typischen<br />
Köstlichkeiten der Insel ein.<br />
Die Inselgerichte sind mit frischem<br />
Fisch zubereitet und Kapern dürfen<br />
als Zutat auf keinen Fall fehlen.<br />
95 Prozent der italienischen Kapern<br />
kommen von Salina und sind,<br />
glaubt man den Einheimischen, die<br />
allerbesten, die es weltweit gibt.<br />
Zu unseren Lieblingsorten auf<br />
Salina gehört der kleine Ort Rinella<br />
mit seinem kleinen schwarzen Lavasandstrand,<br />
der auch in der Vorund<br />
Nebensaison von der Sonne<br />
wohlig gewärmt wird und zum<br />
Schwimmen einlädt. Von Rinella<br />
aus wandern wir gerne den von<br />
Kakteen und Buschwerk in intensivem<br />
Grün gesäumten Weg hoch<br />
in den hübschen, verträumten Ort<br />
Leni.<br />
Filicudi: Die Gourmetinsel<br />
Die zweitwestlichste Insel im Archipel<br />
ist uns als die Gourmetinsel<br />
sehr gut in Erinnerung geblieben.<br />
Überall wo wir auf Filicudi gegessen<br />
haben, waren die Speisen und<br />
das dazugehörende Service auf<br />
sehr hohem Niveau und gleichzeitig<br />
von erfreulich moderaten<br />
Preisen. Bekannt ist die Insel auch<br />
wegen ihrer markanten, 71 Meter<br />
hohen Felsnadel La Canna an der<br />
Nordwestküste, die jährlich die<br />
weltbesten Felskletterer zu einem<br />
Wettbewerb anzieht. Achtung bei<br />
der Ansteuerung – es gibt einige<br />
Untiefen rund um die Felsnadel!<br />
Alicudi: Die Ruhige<br />
Auf der westlichsten und zweitkleinsten<br />
der Liparischen Inseln ist<br />
außer im Juli und August nie viel<br />
Markus Silbergasser<br />
ist leidenschaftlicher<br />
Fahrtensegler, Blogger,<br />
frei beruflicher Yachtredakteur<br />
und Reisefotograf<br />
mit eigenem Blog<br />
è www.untersegeln.eu<br />
Ob Hauptort (Lipari mit seiner<br />
Burg) oder kleine Nester (z. B.<br />
Rinella auf Salina): Gegessen<br />
wird auf den Liparischen Inseln<br />
immer gut.<br />
4/<strong>2018</strong> 23
Liparische Inseln<br />
Oben: Auf dem dampfenden Gran<br />
Cratere auf der Insel Vulcano.<br />
Rechts: Auf dem autofreien Alicudi<br />
geht es noch recht beschaulich zu.<br />
los, sodass man in Ruhe die Landschaft,<br />
das Meer und die schöne<br />
Aussicht genießen kann. Wir<br />
ankern dort gerne direkt vor der<br />
hippen Kneipe der Insel, der Bar<br />
L’Airone, und wandern hinauf auf<br />
die Hochebene, von wo aus man<br />
eine tolle Aussicht auf die Nachbarinsel<br />
Filicudi hat. Übrigens: Straßen<br />
und Autos gibt es auf Alicudi<br />
keine, selbst die Pakete werden per<br />
Esel zugestellt.<br />
Vulcano: Unser Liebling<br />
Steigt der Crew beim Anlegemanöver<br />
beißender Schwefelgeruch in die<br />
Nase, liegt der Skipper richtig: Vulcano,<br />
eine der eindrucksvollsten der<br />
Liparischen Inseln, ist erreicht.<br />
Nicht umsonst galt bei den Römern<br />
die drittgrößte Insel des Archipels<br />
als Sitz von Vulcanus, Gott des Feuers<br />
und der Schmiede. In Vulcano<br />
24 4/<strong>2018</strong>
Inseln der Extreme: Von<br />
Elementen gezeichnet<br />
(links oben Alicudi,<br />
rechts oben die Felsnadel<br />
La Canna auf<br />
Filicudi) und vom Jetset<br />
besucht (unten Szenen<br />
aus Panarea).<br />
Panarea: Die Mondäne<br />
Die kleinste und älteste der bewohnten<br />
Liparischen Inseln gilt<br />
seit den 1960er-Jahren als die Insel<br />
der Reichen und Schönen Italiens,<br />
und in der Tat gewinnt man im<br />
Hochsommer diesen Eindruck,<br />
wenn der Hafen von teuren Yachten<br />
gesäumt ist und die Nobelhotels<br />
und Luxusvillen der italienibrodelt<br />
es an Land am Gran Cratere,<br />
der vom Hauptort aus leicht zu<br />
erreichen ist, und auch zum Teil im<br />
Wasser an den Stränden im Osten,<br />
wenn Dämpfe und Gase den Erdspalten<br />
entweichen.<br />
Den Gran Cratere mit seinen 352<br />
Höhenmetern zu besteigen sollte<br />
man sich nicht entgehen lassen.<br />
Wer den Aufstieg an den Kraterrand<br />
geschafft hat, wird mit einem<br />
atemberaubenden Ausblick auf den<br />
Hauptort, die Halbinsel Vulcanello<br />
und die Schwesterinseln belohnt.<br />
Der Hafen Porto di Levante ist in<br />
den Sommermonaten ein blühender<br />
Touristenort mit zahlreichen<br />
Trattorien, Pizzerien, Cafés, Minimärkten<br />
und Souvenirläden. Frühmorgens<br />
verkaufen auch die Fischer<br />
direkt am Hafen ihren<br />
nächtlichen Fang. Wir gehen meist<br />
zeitig in der Früh oder spät am<br />
Nachmittag auf den Vulkan, weil<br />
das Licht da besonders zart der<br />
Landschaft schmeichelt, und genießen<br />
im Anschluss das Treiben in<br />
einem der typischen Cafés.<br />
Insel-Hopping im Tyrrhenischen Meer<br />
Anreise zu den Liparischen Inseln. Flug z. B. mit<br />
Austrian nach Catania, Sizilien. Mit dem Bus weiter nach<br />
Messina (ca. 110 km), anschließend mit der Bahn nach<br />
Capo d’Orlando (ca. 85 km). Mit dem Taxi ist es dann nur<br />
noch ein Katzensprung zur Marina im Ort.<br />
Marina Capo d’Orlando. Nachdem die Marina erst im<br />
Juli 2017 eröffnet wurde, gibt es noch genügend freie Liegeplätze<br />
für alle Bootsgrößen zu guten Preisen.<br />
Porto Turistico di Capo d’Orlando, Contrada Bagnoli,<br />
98071 San Gregorio, Capo d‘ Orlando, Sizilien.<br />
è www.capodorlandomarina.it<br />
Revierführer und Seekarten. Küstenhandbuch Italien:<br />
Ventimiglia – Brindisi, mit Sardinien, Sizilien und Malta;<br />
von Rod Heikell. Dieser Revierführer ist das unverzichtbare<br />
Standardwerk für jeden Yachtsegler in italienischen Gewässern.<br />
Es beschreibt sämtliche Küsten und Inseln Italiens,<br />
Klima, Wetter, Land und Leute. Mit Informationen zu<br />
sämtlichen Häfen und Ankerplätzen, aber auch zu Formalitäten<br />
und Vorschriften.<br />
Liparische Inseln: Reiseführer mit vielen praktischen Tipps<br />
von Thomas Schröder. Viele Hintergrundinfos für Badefans<br />
oder kulturgeschichtlich Interessierte, aber auch für wanderlustige<br />
Entdeckernaturen und Liebhaber der mediterranen<br />
Küche.<br />
Seekarten. M47 von Imray für die Liparischen Inseln.<br />
Für Sizilien und Umgebung gibt es noch folgende Charts:<br />
M19, M31, M35, M36 und M49.<br />
Chartermöglichkeiten. Ab Sizilien beispielsweise über<br />
Master Yachting Deutschland oder vom Festland aus mit<br />
Trend Travel & Yachting ab Tropea, Kalabrien.<br />
è www.master-yachting.de<br />
è www.trend-travel-yachting.com<br />
schen Schickeria ihre Pforten<br />
öff nen und sie mit Haute Cuisine<br />
und gehobenem Nightlife-Ambiente<br />
verwöhnen.<br />
In der Nebensaison tritt die<br />
Schönheit der Natur wieder in den<br />
Vordergrund, die Parfumwolken<br />
weichen dem Duft des wilden Jasmins,<br />
und man hört so manchen<br />
der letzten verbliebenen Einheimischen<br />
mit Wehmut von der verkauften<br />
Seele der Insel erzählen.<br />
Im Südosten der Insel liegt das<br />
Capo Milazzese, wo die Überreste<br />
eines bronzezeitlichen Dorfes zu<br />
besichtigen sind. Nördlich davon<br />
„ Vulcano: Steigt beim Anlege <br />
manöver Schwefelgeruch in die<br />
Nase, liegt der Skipper richtig!“<br />
4/<strong>2018</strong> 25
Liparische Inseln<br />
Foto: Shutterstock<br />
„ Stromboli: Bereits bei der Annäherung<br />
zeigt sich die Insel mystisch.“<br />
befindet sich ein malerischer,<br />
in der Hauptsaison meist gut besuchter<br />
Ankerplatz. Für einen Badestopp<br />
eignen sich auch die kleinen<br />
vorgelagerten Inseln.<br />
Filicudi<br />
Tyrrhenisches Meer<br />
Salina<br />
Stromboli: Das Leucht -<br />
feuer des MittelmeerEs<br />
Bereits bei der Annäherung zeigt<br />
sich die Insel Stromboli mystisch:<br />
der steile Krater, der direkt aus<br />
dem Meer emporragt, das hartnäckige<br />
Dunsthäubchen, das der<br />
Schroffheit etwas Liebliches verleiht,<br />
der schwarze feinkörnige<br />
Sand, die sanfte Brandung, die die<br />
einheimischen Fischerboote und<br />
die vor Anker liegenden Yachten in<br />
den Nachmittagsschlaf wiegt.<br />
Der 924 Meter hohe Vulkan Alicudi<br />
speit seit über 2.300 Jahren unermüdlich<br />
Feuer und Asche und<br />
diente schon so manchem Seefahrer<br />
als Leuchtfeuer bei der Navigation.<br />
Ersteigen lässt sich der Vulkan<br />
nur bei rund sechsstündi gen<br />
geführten Touren mit lizen zierten<br />
Bergführern. Am Gipfel gibt es ungefähr<br />
eine Stunde Auf enthalt, um<br />
die Lavaergüsse und Auswürfe zu<br />
bestaunen und dem Donnern und<br />
Grollen zu lauschen.<br />
Empfehlenswert ist auf jeden<br />
Fall, abends nach Einbruch der<br />
Dunkelheit mit ausreichend Respektabstand<br />
eine Fahrt an die unbewohnte<br />
Nordwestküste zur berühmten<br />
Feuerrutsche „Sciara del<br />
Fuoco“ zu unternehmen, wo bei<br />
ausreichender Aktivität Lava -<br />
brocken den Krater entlang mit einem<br />
lauten Zischen eindrucksvoll<br />
ins Meer gleiten. Wir haben den<br />
Vulkan bei unseren zahlreichen<br />
Besuchen der Insel unterschiedlich<br />
aktiv erlebt und waren jedes Mal<br />
aufs Neue begeistert, berührt und<br />
dankbar, dieses einzigartige Naturschauspiel<br />
erleben zu dürfen. Und<br />
wir kommen bestimmt wieder! <br />
Lipari<br />
14°57’ E<br />
Vulcano<br />
Panarea<br />
Basiluzzo<br />
Stromboli<br />
Stromboli mit seinem<br />
ewig rauchenden<br />
Dunsthäubchen. Auf<br />
den Vulkan darf man<br />
nur mit lizenziertem<br />
Bergführer, am Gipfel<br />
sieht man warum.<br />
0 sm 15<br />
38°28’ N<br />
26 4/<strong>2018</strong><br />
Capo d’Orlando<br />
Milazzo<br />
Sizilien<br />
Messina<br />
Reggio Calabria
JetMarine<br />
läuft wieder!<br />
Brandursache geklärt.<br />
Nach dem verheerenden Brand am<br />
12. Mai <strong>2018</strong>, bei dem die Produktionshalle<br />
von JetMarine im Kärntner Strau<br />
völlig vernichtet wurde, konnte der Betrieb<br />
inzwischen wieder aufgenommen<br />
werden. Das Bundeskriminalamt hat<br />
festgestellt, dass ein im Schauraum<br />
eingesetztes „Zusatz-Erhaltungsladegerät“<br />
mit geringer Leistung den<br />
Brand verursacht hat. „Fest steht jedenfalls,<br />
dass die von JetMarine verwendeten<br />
Lithium-Bootssysteme sicher<br />
sind. Da im betroffenen Boot<br />
ausschließlich „energiesichere Lithium-Technologie“<br />
von JetMarine<br />
verwendet wurde, kam es zu keinerlei<br />
Explosionen, die Batterien<br />
sind zum Teil sogar unversehrt<br />
geblieben!“, berichtet Geschäftsführer<br />
Wolfgang Jaritz.<br />
è www.jetmarine.at<br />
Mit Strom oder Benzin im Rucksack<br />
Panorama<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
E-Cruiser. Greenline<br />
Yachts erweitert sein Programm<br />
mit dem NEO um einen<br />
Außenborder-Daycruiser,<br />
der wahlweise in einer elektrischen<br />
Version und als Benziner<br />
erhältlich sein wird. Der<br />
Neo E-Drive ist mit zwei 80<br />
PS starken Torqeedo Deep<br />
Blue Elektro-Außenbordern<br />
Greenline Neo. Man beachte die<br />
für einen Außenborder sehr große<br />
Badeplattform im Heck.<br />
und zwei 30,5 kWh-Hochleistungs-Lithiumbatterien<br />
ausgestattet,<br />
die eine maximale<br />
Reichweite von 40 Meilen ermöglichen.<br />
Die Benziner-Version<br />
leistet 300 PS und kommt<br />
auf eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 42 Knoten.<br />
Vorgestellt wird die Neo<br />
u. a. auf der Interboot in<br />
Friedrichshafen. Und am<br />
Boden see findet sich mit<br />
Ultra marin auch ein neuer<br />
Händler der auf umweltfreundliche<br />
Modelle spezialisierten<br />
Werft aus Slowenien.<br />
è www.greenlinehybrid.si<br />
Im rosigen Hafen<br />
Neuer Stützpunkt. Eine weitere<br />
Charterbasis für Sunsail im Mittelmeer:<br />
Der neue Stützpunkt in der<br />
Marina Portorosa an der Nordküste<br />
Siziliens wurde Mitte März eröffnet<br />
und ist ein idealer Ausgangspunkt<br />
für Törns entlang der Küste oder zu<br />
den Liparischen Inseln (ausführlicher<br />
Bericht ab Seite 22). Auch<br />
Einwegcharter von Portorosa nach<br />
Tropea, einer der anderen Sunsail-<br />
Stützpunkte in Süditalien, sind auf<br />
Anfrage möglich.<br />
Wer einen Zwei-Wochen-Charter<br />
bucht, kann sogar Kurs auf Malta<br />
nehmen, Yachten in der Größe von<br />
31 bis 48 Fuß sind ab sofort buchbar.<br />
Der nächstgelegene Flughafen ist Catania.<br />
Eine Oceanis 38 (drei Kabinen,<br />
max. sechs Personen) ist ab € 2.135,–<br />
(Abfahrt Oktober <strong>2018</strong>) buchbar.<br />
è www.sunsail.de<br />
Foto: Shutterstock<br />
Einfahrt zur Marina Portorosa, dem<br />
neuen Sunsail-Stützpunkt.<br />
Prinzessin mit 2.450 PS<br />
Plymouth. Die Werft Princess<br />
Yachts erweitert mit der neuen V60<br />
ihr Portfolio um eine in vielerlei<br />
Hin sicht innovative 20-Meter-Luxusyacht.<br />
Das Design spricht eine klare<br />
Sprache, sodass man die V60 von außen<br />
sofort als eine Princess erkennt.<br />
Innen geben das flexible Decksalonmodell<br />
mit einem elektrisch versenkbarem<br />
Schiebedach, das neue Cockpitdesign<br />
und der Holzfußboden im<br />
gesamten Hauptdeck ein starkes Bild.<br />
Durch die Rumpfverglasung soll viel<br />
natürliches Licht für die sechs Gäste<br />
in die drei Kabinen fließen. Der<br />
Rumpf der neuesten Deadrise-Generation<br />
soll mehr Auftrieb bei weniger<br />
Wiederstand und die beiden V8-<br />
MAN-Motoren mit einer Gesamtleistung<br />
von 2.450 PS einen Topspeed<br />
von 38 Knoten garantieren.<br />
è www.princessyachtsaustria.at<br />
4/<strong>2018</strong> 27
xxxxx xxxx<br />
Venedig<br />
Venezianisch<br />
Die Lagune von Venedig ist für viele Fahrtensegler<br />
noch ein grauer Fleck auf der Seekarte.<br />
Zu Unrecht. Das Revier hat weit mehr als den<br />
Canal Grande oder den Lido und bietet auch<br />
Dauerliegern überraschend viel Platz für<br />
erstaunlich wenig Geld.<br />
Text Tahsin Özen<br />
Bei bis zu 100.000 Gästen<br />
pro Tag verwundert es<br />
nicht weiter, dass Venedig<br />
nur wenig für touristische<br />
Werbung ausgeben muss. Im Gegenteil:<br />
Seit Jahren arbeitet man an<br />
Konzepten, die Besucherströme zu<br />
drosseln. Was natürlich schwerfällt,<br />
wenn beispielsweise ein einziges<br />
Kreuz fahrtschiff seine Schleußen<br />
öffnet und sich bis zu 9.000<br />
Menschen auf einmal in die Stadt<br />
ergießen. Doch wer kann es ihnen<br />
verübeln? Venedig. Der Markusplatz.<br />
Die Rialto-Brücke über den<br />
Canal Grande. Die 150 Kanäle<br />
und 3.000 engen mittelalterlichen<br />
Gassen, die über 400 Brücken zueinander<br />
finden …<br />
Keine andere Stadt hat die gesamte<br />
Adria so nachhaltig geprägt<br />
wie diese. Was einst unter dem<br />
Mar kuslöwen streng abgeschirmte<br />
Seemacht war – das burgartige Arsenal<br />
mit seinen Werften und<br />
Muntionslagern waren streng bewacht,<br />
auf Verräter wartete der<br />
Henker –, ist heute offen für Seefahrer<br />
aus aller Welt. Dank GPS<br />
und gepflegter Wasserstraßen ist es<br />
28 4/<strong>2018</strong>
Foto: Shutterstock<br />
Venedig<br />
e Reise<br />
auch keine große Herausforderung<br />
mehr, sich den Weg durch die halbmondförmige<br />
Lagune zu bahnen.<br />
Der Canal Grande ist zwar für<br />
Yachten tabu, doch wer die Altstadt<br />
auf besonders magische Art erkunden<br />
will, leihe sich ein klassisch-venezianisches<br />
Boot (siehe Seite 31)<br />
und erkunde sie bei Nacht.<br />
Wie Feenstaub legt sich das<br />
Dunkel über die Serenissima und<br />
sobald die Lichter im Sternenzelt<br />
angehen, erscheint Venedig menschenleer<br />
im müden Schimmer<br />
der einsamen Laternen.<br />
Abenteuer Lagune<br />
Aus den über 100 Inseln, die das<br />
Unesco-Weltkulturerbe zählt,<br />
hebt sich natürlich Murano, die<br />
Stadt der Glasbläser, besonders hervor.<br />
In einigen Manufakturen im<br />
Südwesten kann man den Künstlern<br />
bei der Arbeit zusehen. Die hier in<br />
Glas gefasste Farbenpracht ist auch<br />
auf Burano zu sehen. Hier treiben es<br />
die Hausfassaden schön bunt – von<br />
pastösem Rosa bis Azurblau reicht<br />
das Spektrum.<br />
Das Wasser der Halbinsel Lido,<br />
der natürlichen Barriere zwischen<br />
Venedig und der Adria, wechselt<br />
von Grün in der Lagune auf Blau<br />
im offenen Meer und erfrischt die<br />
hitzegeplagten Venezianer im<br />
Sommer entlang des kilometerlangen<br />
Sandstrandes im Westen.<br />
Chioggia weiter südlich zeigt<br />
ein ähnliches Bild. Der feine Unterschied:<br />
Diese Insel hat noch<br />
viel von ihrem ursprünglichen<br />
Charme bewahren können, wovon<br />
man sich beispielsweise bei<br />
einem Spaziergang über dem<br />
Fischmarkt selbst überzeugen<br />
kann.<br />
4/<strong>2018</strong> 29
Venedig<br />
Isola delle<br />
Tresse<br />
Erlebnis Kunst<br />
Ein Spaziergang in Venedig am<br />
hellichten Tag gelingt wirklich<br />
entspannend wohl am ehesten in<br />
den Giardini. Die öffentliche Parkanlage<br />
wurde auf Befehl Napoleons<br />
errichtet und gibt seit 1895 zweijährlich<br />
auch die Bühne für die<br />
internationale Kunstausstellung<br />
„Biennale di Venezia“.<br />
Hauptschauplatz ist zwar der<br />
Park im Stadtteil Castello, wo auch<br />
Österreich seinen eigenen Pavillon<br />
hat und heuer im Rahmen der Architekturbiennale<br />
zur Ausstellung<br />
„Thoughts–Form–Matter“ (bis 25.<br />
November) einlädt. Doch moderne<br />
Kunst überraschend eingebettet<br />
in die mittelalterliche Szenerie ist<br />
an vielen Plätzen der Lagunenstadt<br />
zu entdecken.<br />
Wie die zwei weißen Hände, die<br />
aus dem Canal Grande ragen und<br />
das Luxushotel Ca‘ Sagredo zu stützen<br />
scheinen. Die Installation des<br />
italienischen Künstlers Lorenzo<br />
Quinn soll in Barcelona restauriert<br />
werden, ihre Zukunft ist ungewiss.<br />
Bleiben soll jedoch das übergroße<br />
„Papierschiff “ des brasilianischen<br />
Künstlers Vik Muniz. Es<br />
trägt den Namen „Lampedusa“<br />
und soll auf das schreckliche<br />
Schicksal der Flüchtlinge auf dem<br />
Mittelmeer aufmerksam machen.<br />
Zu sehen vor dem Eingang zur<br />
Marina Certosa auf der gleichnamigen<br />
Insel gegenüber der City. <br />
Lagune von Venedig<br />
Das Revier. Die Lagune von Veneding mit ihren 118 Inseln<br />
erstreckt sich über 50 Kilometer zwischen den Mündungen<br />
der Flüsse Adige im Süden, Piave im Norden und der Adria<br />
im Westen. Die Gesamtfläche beträgt 414,6 km², davon<br />
entfallen 257,7 km² auf Wasserflächen.<br />
Sicher unterwegs. In der Lagune von Venedig besteht<br />
eine Kennzeichnungspflicht für Motorboote mit einer Motorleistung<br />
über 7,35 kW (10,15 PS). Hat man kein eigenes,<br />
so sind diese Kennzeichen bei Tourismusbehörden<br />
und Büros der Gemeinde Venedig und der Region Venetien<br />
erhältlich. Das Formular zur Beantragung dieses befristeten<br />
Kennzeichens (€ 10,– pro Monat zzgl. € 30,– Kaution)<br />
ist online abrufbar. Zum Schutz von Gebäuden gelten Geschwindigkeitsbegrenzungen<br />
zwischen 5 und 20 km/h, die<br />
in einer Übersichtskarte dargestellt sind, die in den Yachthäfen<br />
erhältlich ist.<br />
è www.marinafuehrer.adac.de<br />
Revierführer. Die Lagunen von Venedig bis Grado; mit<br />
Po-Delta, Häfen, Inseln, Wasserwegen. Von Heinrich Breidenbach,<br />
erschienen im Delius Klasing Verlag, € 30,80,–.<br />
è www.delius-klasing.de<br />
Kunstinstallation am<br />
Canal Grande: die<br />
weißen Hände des<br />
italienischen Künstlers<br />
Lorenzo Quinn. Venedig,<br />
ein Traum bei Nacht.<br />
America‘s Cup 2012<br />
vor dem Markusplatz.<br />
Fotos: Shutterstock (1), Tahsin Özen (1), Marina certosa (5)<br />
30 4/<strong>2018</strong>
Mazzorbo<br />
Burano<br />
Venedig<br />
Giudecca<br />
Murano<br />
San Michele<br />
Le Vignole<br />
Marina<br />
Certosa<br />
Sant’Erasmo<br />
Laguna<br />
Veneta<br />
Grüne Oase<br />
Wie im Dornröschenschlaf liegt die Insel Certosa vor den Toren<br />
Venedigs. Umgeben von Bäumen und ausgedehnten Parkanlagen<br />
ist sie die Heimat der gleichnamigen Marina Certosa.<br />
Text Tahsin Özen<br />
Klassisch:<br />
Bootsbau mit Bootsverleih.<br />
Über 300 Liegeplätze für Yachten<br />
bis 60 Meter Länge und<br />
sechs Meter Tiefgang, ein<br />
23-Tonnen-Kran, eine Werft, ein<br />
Bootsverleih, eine Segelschule …<br />
In der Marina Certosa auf der<br />
gleichnamigen Insel muss es zugehen<br />
wie in einem Tollhaus, möchte<br />
man meinen.<br />
Tut es aber nicht. Nur einen<br />
Stein wurf von der Altstadt entfernt<br />
eröffnet sich dem Gast eine Oase<br />
mitten im Grünen und lädt zum<br />
Verweilen ein – Entschleunigung<br />
ist angesagt. Wenn nicht an Bord<br />
der eigenen Yacht oder auf einer<br />
schattigen Liegewiese im Park,<br />
dann auf der Terrasse des Hotels.<br />
Oder bei einem Aperitiv im Restaurant.<br />
Spätestens aber beim Digestiv<br />
an der Bar. Wer dann noch Venedig<br />
bei Nacht erkunden will, wähle<br />
zwischen Vaporetto (vor der Haustür),<br />
dem Shuttle-Service der Marina<br />
oder leihe sich ein klassisches<br />
Holzboot mit E-Antrieb für eine<br />
Stadtrundfahrt. Für einen Verdauungsspaziergang<br />
bietet die ehemalige<br />
Klosterinsel mehr als genug<br />
Raum (22 ha).<br />
Und was kostet die heile Welt?<br />
Für z. B. eine 33-Fuß-Mono- oder<br />
Motoryacht ab € 3.495,– pro Jahr,<br />
ab € 535,– für den Monat und ab<br />
€ 50,– für den Tagesliegeplatz. Auch<br />
das fördert den Chill-Faktor. <br />
è www.ventodivenezia.it<br />
è www.classicboatsvenice.com<br />
Kuschelig:<br />
Das Venice Certosa Hotel.<br />
Kreativ: Bar-Restaurant Il Certosino.<br />
Mitten im Grünen:<br />
Die Marina Certosa vor Venedig.<br />
4/<strong>2018</strong> 31
Philippinen/Malaysia<br />
Über die Sulusee<br />
nach Borneo<br />
Die Korruption bekämpft, die Abu Sayyaf-Terroristen auf der Flucht statt<br />
auf Menschenjagd: Auf den Philippinen kann man als Segler heute relativ<br />
unbeschwert an Land und auf Kokosnuss-Suche gehen.<br />
Text und Fotos Wolfgang Hausner<br />
Taboo III segelte langsam in<br />
den Sonnenuntergang hinein.<br />
Der Nordost-Monsun<br />
röchelte eher anstatt stetig zu blasen,<br />
wie es um diese Jahreszeit die<br />
Regel sein sollte. Tambobo auf Negros<br />
lag nur wenige Meilen hinter<br />
uns und unser nächstes Ziel Puerto<br />
Princesa auf Palawan um die 250<br />
Seemeilen voraus. Die nächsten<br />
Tage waren nicht viel besser, nur<br />
einmal hatten wir kräftige Winde<br />
und eine ruppige See, aber die<br />
Situa tion hielt nicht lange an und<br />
bald trödelten wir wie gehabt dahin.<br />
Mit vier Männern an Bord<br />
hatte in der Nacht jeder nur eine<br />
Drei-Stunden-Wache. Loida schob<br />
keine Wache, sie war ja hauptsächlich<br />
damit beschäftigt, uns leckere<br />
Mahlzeiten auf den Tisch zu stellen<br />
– und damit voll ausgelastet. Ein<br />
Trostpflaster war der Fisch, der<br />
dem künstlichen Köder nicht wiederstehen<br />
konnte, den Rupert aus<br />
Taiwan mitgebracht hatte.<br />
Erst zwei Tage danach segelten<br />
wir in den Hafen von Puerto Princesa,<br />
vorbei an ärmli chen Well -<br />
blechhütten am Wasser, über denen<br />
die imposanten Türme einer<br />
alten spanischen Kirche ragen.<br />
Nachmittags ging ich aus klarieren,<br />
aber vorher gab es eine Besprechung<br />
mit meinen österreichischen<br />
Gästen. Ursprüng lich wollten wir<br />
in den Golf von Siam segeln, aber<br />
zwei Mitsegler hatten aufgrund<br />
der leichten Winde Bedenken,<br />
recht zeitig dort anzukommen.<br />
Rupert war Generalmanager von<br />
Hefele in Taiwan und hatte am Tag<br />
seiner Ankunft wichtige Besprechun<br />
gen. Emanuel, Arzt in Peking,<br />
musste ebenfalls gleich wieder in<br />
die interna tionale Raffles-Klinik,<br />
um seinen Dienst anzutreten. Josef<br />
war Gast wirt, bei ihm war alles in<br />
Ordnung. Kurz: Wir sattelten auf<br />
Borneo nur ein paar hundert Meilen<br />
weiter im Süden um, anstatt<br />
über 1.000 Seemeilen nach Ost<br />
segeln zu müssen.<br />
Zeuge der spanischen<br />
Kolonisation: die<br />
Concepcion Cathedral<br />
in Puerto Princesa,<br />
der Hauptstadt auf der<br />
Insel Palawan.<br />
Keine Rechnung, Gute Freunde<br />
Die Einwanderungsbehörde in<br />
Puer to Princesa war nicht mehr im<br />
selben Gebäude wie bei meinem<br />
letzten Besuch, also mussten Loida<br />
und ich zurück zum neuen Einkaufs<br />
zentrum Robinsons Place<br />
fahren. Das Amt war modern und<br />
alles lief korrekt und kostenlos ab.<br />
Vorbei waren die Zeiten, wo man<br />
zur Kassa gebeten wurde ohne eine<br />
Quittung zu erhalten. Seitdem<br />
Duderte am Ruder ist, wird mit<br />
der Korruption sehr leisegetreten.<br />
Zeitig am nächsten Morgen<br />
32 4/<strong>2018</strong>
Panoramablick auf<br />
Sabang Beach bei Puerto<br />
Princesa, Insel Palawan,<br />
Philippinen.<br />
Fotos: Shutterstock (2)<br />
4/<strong>2018</strong> 33
Philippinen/Malaysia<br />
se gel ten wir mit einer netten Brise<br />
nach dem Süden, die aber im Lauf<br />
des Tages etwas nachließ. Ich hielt<br />
mich mindestens zehn Seemeilen<br />
von der Küste weg, was zwei sehr<br />
gute Gründe hatte:<br />
1. An der Küste sind die Brisen<br />
immer leichter als auf dem offenen<br />
Meer, auch wollte ich nicht in den<br />
störenden Einfluss der thermischen<br />
Winde geraten.<br />
2. Ich sah keinen Grund, unsere<br />
Gegenwart an die große Glocke zu<br />
hängen. Die Sulu-Inseln mit dem<br />
Stammquartier der Abu Sayyaf-<br />
Terroristen auf Jolo sind zwar nicht<br />
gerade in Griffweite, aber der südliche<br />
Teil von Palawan ist gefährlich.<br />
Dort wurde im April 2014 ein<br />
mir bekanntes deutsches Seglerpaar,<br />
Stefan Okonek und Henrike<br />
Dielen, entführt und nach Jolo verschleppt.<br />
Erst nach vielen Monaten<br />
entbehrungsreicher Gefangenschaft<br />
und Zahlung eines hohen<br />
Lösegeldes wurden die beiden<br />
wieder freigelassen.<br />
Gejagte und Vertriebene<br />
Auch meine Gäste sprachen mich<br />
auf dieses Thema an, als sie sahen,<br />
wie ich mein M-16-Sturmgewehr<br />
aus dem Versteck in meine Kabine<br />
brachte. Ich konnte sie aber beruhigen,<br />
die letzte Entführung hatte es<br />
im September 2016 gegeben. Seit<br />
Duderte begonnen hat aufzuräumen,<br />
stehen die Terroristen buchstäblich<br />
auf der Abschussliste. Für<br />
jeden Getöteten gibt es eine Prämie,<br />
gefangen genommen wird keiner,<br />
weil das nur Unkosten verursacht,<br />
sprach Duderte im Fernsehen. Mit<br />
anderen Worten: Die Abu Sayyaf<br />
haben jetzt ganz andere Probleme<br />
als Ausländern aufzulauern.<br />
Außerdem waren wir auf offener<br />
See sicher und durch die Balabac<br />
Straße, dieser riffgespickten Meeres<br />
enge zwischen den Philippinen<br />
„Die Abu Sayyaf haben jetzt ganz andere<br />
Probleme als Ausländern aufzulauern.“<br />
und Borneo, würden wir voraussichtlich<br />
sowieso während der<br />
Dunkelheit segeln.<br />
Und so war es dann auch in der<br />
darauffolgenden Nacht in meiner<br />
Wache. Wir segelten durch den<br />
Nusabata Channel, gekennzeichnet<br />
durch das Leuchtfeuer auf der winzigen<br />
Insel Comiran. Es blinkte<br />
zwar nicht, aber das war im Zeitalter<br />
der elektronischen Navigation<br />
von keiner Bedeutung. Vorbei ging<br />
es an Balabac, der letzten Insel, die<br />
noch zu den Philippinen gehört,<br />
und danach waren wir im süd -<br />
chi ne sischen Meer.<br />
Unser nächstes Ziel war Pulau<br />
Tiga, wo ich bei vorherigen Be suchen<br />
meist See zigeuner, die Bajaus,<br />
ange troffen hatte. Dieses Mal war<br />
keine Men schenseele auf dem<br />
winzigen Eiland zu sehen und es<br />
standen auch keine Pfahlbauten<br />
mehr auf dem Riff, an scheinend<br />
war die harmlose Truppe von der<br />
Küsten wache endgültig vertrieben<br />
worden.<br />
Krokodil am Strand?<br />
Wir ankerten drei Meilen weiter<br />
vor dem unendlich langen Sandstrand<br />
der Insel Balambangan.<br />
Hohe Nadelbäume säumten das<br />
Ufer ein, auf dem keine Behausungen<br />
zu sehen waren. Alle sprangen<br />
zur Abkühlung ins klare Wasser,<br />
Josef schwamm an Land, Ema nuel<br />
folgte ihm. Nach einem Rundgang<br />
am Strand kam Josef wieder zurück.<br />
Emanuel auch – aber viel<br />
flotter als auf dem Weg dorthin,<br />
Oben: Loida und Josef<br />
bei der Kokosnussernte.<br />
Links unten: Mit Ruperts<br />
Plastikköder aus<br />
Taiwan gelang uns ein<br />
guter Fang.<br />
Rechts unten: Spuren<br />
am Strand von Balambangan:<br />
Krokodil oder<br />
Waran?<br />
34 4/<strong>2018</strong>
118°44’ E<br />
Loida auf Landgang.<br />
wie Rupert meinte. Der Grund für<br />
die Eile war ein Krokodil, das er<br />
gesichtet hatte. Ich nahm das nicht<br />
ernst und meinte, dass es sicher ein<br />
Monitor Lizard gewesen wäre. Diese<br />
Warane werden locker 1,5 Meter<br />
lang und sehen einem kleinen Krokodil<br />
sehr ähnlich, sie haben aber<br />
eine kurze Schnauze und eine lange,<br />
gespaltene Zunge, die sie alle<br />
paar Sekunden aus dem Maul<br />
schnellen lassen.<br />
Als ein Fischerboot vorbeitucker<br />
te, winkte Rupert und befragte<br />
die beiden Männer. Tatsächlich bestätigten<br />
sie das Vorkommen von<br />
Krokodilen auf der Insel. Das<br />
Schwimmen war gestrichen. Ich<br />
sagte einen Landgang an, um die<br />
Sache näher zu untersuchen. Loida<br />
und Emanuel weigerten sich mitzukommen,<br />
aber Rupert und Josef<br />
wollten sich das nicht entgehen lassen.<br />
Zur allgemeinen Sicherheit<br />
nahm ich den 38er-Trommelrevolver<br />
mit, es ging ja nur um ein kleines<br />
„Krokodil“. Wir wanderten am<br />
Ufer entlang und fanden zweimal<br />
Spuren von Reptilien, jedes Mal an<br />
einer Stelle, wo sich hinter dem<br />
Strand ein Tümpel befand, in dem<br />
sie sich suhlen konnten.<br />
Jetzt fehlte mir die Zeit, aber ich<br />
hatte vor, diesem Krokodil thema<br />
auf Balambangan später auf den<br />
Grund zu gehen.<br />
Josef und seine Nüsse<br />
Am nächsten Morgen wollten wir<br />
nach Kudat, um dort einzuklarieren,<br />
ich bemerkte jedoch recht -<br />
zei tig, dass es Freitag und somit<br />
sicher ein Feiertag in diesem muslimischen<br />
Land war. Also segelten<br />
wir nach Molleangan Kecil, eine<br />
Insel, die ich von vor -<br />
0 sm 500<br />
9°44’ N<br />
Pulau Gaya<br />
Pulau Tiga<br />
Südchinesisches Meer<br />
Balabac<br />
Balambangan<br />
Molleangan Kecil<br />
Kap Sampangmangio<br />
Kudat<br />
Sabah<br />
kota kinabalu<br />
Malaysia<br />
Palawan<br />
Comiran<br />
Puerto Princesa<br />
Sulusee<br />
Manila<br />
Mindoro<br />
Philippinen<br />
Sulu-Inseln<br />
Panay<br />
Negros<br />
Tambobo Negros<br />
Mindanao<br />
Celebessee
he ri gen Besuchen kannte. Josef war<br />
besessen von der Idee, Kokosnüsse<br />
zu essen. Er ließ nicht locker, bis er<br />
zwei Nüsse auf der Insel fand. Zum<br />
Schluss kletter te er auf eine Palme,<br />
um eine Trinknuss abzudrehen.<br />
Mit seinen Schuhen und den rutschigen,<br />
in den Stamm geschlagenen<br />
Fußscharten hatte er es nicht<br />
leicht, eine Nuss vom Baum zu<br />
holen. Also stieg Loida barfuß und<br />
leichtfüßig hoch, um eine weitere<br />
zu ergattern. Sofort öffnete Josef<br />
zwei Nüsse. In einer war der Keimling,<br />
einer Styroporkugel gleich,<br />
aber weich und von süßem Geschmack.<br />
Bei Mozart im Supermarkt<br />
Tags darauf segelten wir nach Kudat,<br />
der ehemaligen Hauptstadt<br />
von British Borneo, und ankerten<br />
um 10 Uhr nahe dem alten Pier,<br />
von dem man über alte Steintreppen<br />
trockenen Fußes an Land<br />
konnte. Dort war auch eine Vielzahl<br />
von Marine-, Polizei- und<br />
Schnellbooten vertäut, die alle mit<br />
Links oben: dieser lokale<br />
Frachter kennt die<br />
Vorfahrtregeln nicht.<br />
Links unten: Fischmarkt<br />
in den Straßen von<br />
Kudat, der ehemaligen<br />
Hauptstadt von British<br />
Borneo.<br />
Rechts oben: Rupert<br />
(links), Wolfgang,<br />
Emanuel und Josef auf<br />
großer Fahrt.<br />
Rechts unten: Landidyll<br />
– traditionelle Boote auf<br />
dem Sabang Beach in<br />
Puerto Princesa, Insel<br />
Palawan, Philippinen.<br />
Maschinegewehren bestückt waren.<br />
Gemeinsam mussten wir zur Immigration<br />
nur ein paar Schritte<br />
weiter, wo die Amtshandlung in<br />
Zeitlupentempo ablief, aber alles<br />
in einer freundlichen Atmosphäre.<br />
Neu waren die elektronischen<br />
Zeigefingerabdrücke, die uns<br />
abgenommen wurden.<br />
Dann wurde uns eingeschärft,<br />
am Montag die Zollbehörde aufzusuchen.<br />
Seltsamerweise hatte sie<br />
am Samstag zu, wir konn ten uns<br />
den Sonntag also um die Ohren<br />
schlagen. Die Stadt war so schmuddelig,<br />
wie ich sie in Erinne rung<br />
hatte, bot uns aber die Gele gen heit<br />
auswärts zu essen und die malaysische<br />
Küche zu kosten, unter malt<br />
von den lautstarken Lautsprechern<br />
der beiden Moscheen, die nicht<br />
synchron zum Gebet riefen. Es gab<br />
auch ein paar neue Gebäude wie<br />
das Hotel Mozart mit mo der nem<br />
Supermarkt im Erdgeschoß.Am<br />
Montagmorgen erschienen wir alle<br />
beim Zoll. Der Beamte warf einen<br />
Blick auf unsere Pässe und fand alles<br />
in Ordnung – er bemerkte gar<br />
nicht, dass Loidas Pass fehlte, den<br />
ich an Bord vergessen hatte. Nach<br />
dieser wichtigen Amtshand lung<br />
legten wir unter Segel ab, umrundeten<br />
Kap Sampangmangio, den<br />
nördlichsten Punkt von Borneo,<br />
und glitten mit einer immer leichter<br />
werdenden Brise nach dem Süden.<br />
Zweimal anker ten wir, einmal<br />
in der Nacht eine Meile vom Ufer<br />
entfernt und in einer Tiefe von nur<br />
16 Metern.<br />
Zwei Tage später tauche Pulau<br />
Gaya auf – eine Insel, die sich nahe<br />
bei Kota Kinabalu, der Hauptstadt<br />
von Sabah, befindet. Ein kleiner lokaler<br />
Frachter rauschte auf dem<br />
Weg in den Hafen knapp vor unserem<br />
Bug vorbei anstatt achtern.<br />
Dieses Gehabe kannte ich bereits,<br />
nur internatio nale Schiffe halten<br />
sich an die Vor fahrts regeln. Bei<br />
Sonnenuntergang ankerten wir vor<br />
dem Yacht Club – gerade rechtzeitig,<br />
um diesen Törn mit einem<br />
Sundowner an Bord ausklingen zu<br />
lassen. <br />
<br />
Fotos: Shutterstock (2)<br />
36 4/<strong>2018</strong>
Gefunden<br />
werden!<br />
Notfunkbojen. Die neuen<br />
McMurdo EPIRB-Bojen der<br />
Serie 8 sind SOLAS-zertifizierte<br />
Seenotsender, die über Cospas/<br />
Sarsat und die neuen MEOSAR-<br />
Satelliten im Seenotfall 48 Stunden<br />
lang die aktuelle Position<br />
senden. Zusätzlich sind auch ein<br />
121,5 MHz-Homefinding-Sender<br />
sowie ein SOS-Blitzlicht eingebaut.<br />
Weiter ist über Galileo ein<br />
Rückantwortkanal verfügbar,<br />
sobald dieser freigeschalten<br />
wird. Erhältlich ist die Serie 8 als<br />
ein fache EPIRB (E8), mit GPS<br />
(G8) sowie zusätzlichem AIS<br />
(G8-AIS).<br />
Jeder verantwortungsvolle<br />
Bootseigner sollte neben der<br />
obligaten Rettungsinsel und<br />
Die neue McMurdo EPIRB-Boje<br />
hat auch einen Retour-Kanal.<br />
passenden Rettungswesten auch<br />
eine EPIRB an Bord haben. Für<br />
Schiffe unter österreichischer<br />
Flagge ist eine EPIRB ab FB2<br />
gesetzlich verbindlich vorgeschrieben.<br />
è www.yachtelektronik.at<br />
Panorama<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Open Air-Film-Festival<br />
Reisetipp. Das sechstgrößte<br />
noch erhaltene römische Amphitheater<br />
ist Schauplatz des<br />
ältesten Filmfestivals in Kroatien:<br />
Das vom 14. bis 22. Juli<br />
steigende 65. Pula Filmfestival<br />
umfasst Filme aus<br />
kroatischer Produktion, die<br />
meistens als Premiere gezeigt<br />
werden, sowie ein internationales<br />
Programm. Die Verleihung<br />
des Filmpreises – die<br />
„Goldene Arena“ – findet im<br />
Amphitheater statt, weitere<br />
Freilichtvorführungen werden<br />
auch in der Festung Kastel<br />
(Burg), im Kino Valli und<br />
in der Altstadt am Triumphbogen<br />
gezeigt.<br />
è www.pulafilmfestival.hr<br />
Kino im Amphitheater.<br />
Foto: Arsen Miletic<br />
Neo Emedyl<br />
Couach 1500<br />
Schnelle Schnitte<br />
Couach 1500. Die französische<br />
Edelwerft Couach hat<br />
das erste seiner neuen 1500-<br />
Modelle verkauft. Die sehr<br />
sportlich geschnittene 15-<br />
Me ter-Yacht wird von zwei<br />
Volvo IPS600-Motoren mit<br />
jeweils 435 PS angetrieben,<br />
die für eine Reise geschwin -<br />
digkeit von 22 Knoten und<br />
einen Topspeed von 28 Knoten<br />
sorgen. Drei Doppelkabinen<br />
bieten Platz für sechs<br />
Personen, die sich über ein<br />
luxuriöses Ambiente freuen<br />
dürfen. Bemerkenswert: das<br />
große Schwimmdeck im<br />
Heck, das über Stiegen von<br />
zwei Seiten zugänglich ist<br />
und genügend Platz für einen<br />
Jetski hat.<br />
è www.couach.com<br />
Bei Reisekrankheit<br />
gegen Schwindel, Übelkeit und Erbrechen<br />
MADE IN<br />
A U S T R I A<br />
rezeptfrei<br />
in Ihrer Apotheke<br />
Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen<br />
informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker.<br />
www.montavit.com
xxxxx xxxx<br />
Code 0<br />
Zwischen Genua und Spi<br />
Schlupflöcher im Segel-Regelwerk boten zum Glück schon immer Raum<br />
für kreative Ideen. Beim Whitbread Round the World, dem heutigen Volvo<br />
Ocean Race, im Jahr 1997/1998 setzte Skipper Paul Cayard auf dem Volvo 60,<br />
EF Language, ein neuartiges Segel. Denn mit seinem Partialrigg und der relativ<br />
kleinen Genua III fehlte selbst dem Racer bei Leichtwind ein wenig der Antrieb.<br />
Text und Fotos Anette Bengelsdorf<br />
Code 0 entwickeln enorme<br />
Auftriebskräfte und sind ideal<br />
für leichten 38 Wind. Sie sind auch 4/<strong>2018</strong><br />
ein Ersatz der früher einmal<br />
üblichen Toppgenuas.
Die Whitbread-Regeln verboten<br />
jedoch Toppgenuas. Asymmetrische<br />
Spinnaker im Topp gefahren<br />
waren dagegen erlaubt<br />
und über das Profil stand ja nichts in<br />
der Klassenvorschrift. Also schneiderten<br />
findige Segelmacher ein Tuch, das<br />
in die Vermessungsvorschrift passte,<br />
sich aber höher am Wind fahren ließ<br />
als der bisher für den spitzesten Winkel<br />
gedachte Gennaker, der Code 1. EF<br />
Language segelte damit davon, der Rest<br />
der Flotte schaute hilflos zu und wunderte<br />
sich. Der Code 0, auch als Code<br />
Zero bezeichnet, war geboren und setzte<br />
zum Siegeszug an.<br />
Ausgeklügelter Schnitt<br />
Doch wie konnte man ein Segel von so<br />
ausladender Breite so flach schneiden,<br />
dass man damit einen so spitzen<br />
Raumschotkurs segeln konnte? Um als<br />
asymmetrischer Spi vermessen zu werden,<br />
durfte die Mittelbreite damals<br />
nicht weniger als 70 Prozent der Unterliekslänge<br />
betragen. Bei einer Genua I<br />
beträgt sie zum Vergleich etwa 50 Prozent.<br />
Und so waren die ersten Experimente<br />
auch ziemlich rund im Vorliek<br />
und flatterten am Achterliek, bis endlich<br />
der perfekte Schnitt gefunden war.<br />
Heute ist das Vorliek relativ gerade,<br />
das Achterliek dagegen stark positiv<br />
überrundet. Die Länge des Unterlieks<br />
beträgt etwa das 1,8-fache des Maßes J.<br />
Die Profiltiefe bewegt sich irgendwo in<br />
der Mitte zwischen der einer Leichtwindgenua<br />
und einem Gennaker und<br />
variiert bei Racingsegeln mit der Länge<br />
und dem Geschwindigkeitspotenzial<br />
der Yacht. Mit zunehmender Geschwin<br />
digkeit verkleinert sich der<br />
Einfallwinkel des scheinbaren Winds<br />
und das Profil muss flacher werden.<br />
Aktuell muss ein Code 0, wird er in<br />
Regatten eingesetzt, sowohl nach ORC<br />
als auch nach Bodensee-Yardstick<br />
vermessen, eine Mittelbreite (SMG =<br />
Breite zwischen Mitte Vor- und Mitte<br />
Achterliek) von mindestens 75 Prozent<br />
der Fußlieklänge aufweisen, um als<br />
Vorwindsegel zu gelten. Ist das Segel<br />
schmaler, handelt es sich um ein Am-<br />
Wind-Segel, also eine Genua, und geht<br />
entsprechend in die Vermessung ein.<br />
4/<strong>2018</strong> 39
Code 0<br />
Ein X-Ply aus Technora,<br />
vertikale Kevlarfasern,<br />
ein Taftgewebe und<br />
Mylar-Folie – vier<br />
Kompo nenten geben<br />
dem Code-0-Laminat<br />
hohe Festigkeit bei<br />
geringem Gewicht.<br />
Besonderes Tuch<br />
Doch nicht nur an den Schnitt,<br />
auch an das Tuch stellt ein solches<br />
Segel ganz andere Anforderungen<br />
als ein Gennaker. Denn das Segel<br />
arbeitet ähnlich wie eine Genua<br />
und die Last ist dementsprechend<br />
verteilt. Spinnakernylon würde das<br />
Wundersegel schnell zur Wundertüte<br />
machen und das Achterliek irreversibel<br />
überdehnen. Speziell<br />
entwickelte Code-0-Laminate trotzen<br />
dagegen der Kraft. Lami nate<br />
aus Taffeta, Folie und High techfasern<br />
bieten geringe Dehnung<br />
selbst in Diagonalrichtung bei geringstem<br />
Gewicht und guter Strapazierfähigkeit.<br />
Zudem stehen auch Folie-Folie-<br />
Konstruktionen mit Aramid-X-Ply<br />
zur Verfügung, die keine Feuchtigkeit<br />
aufnehmen und aufgrund ihrer<br />
Transparenz bessere Sicht auf den<br />
Gegner bieten. Für den dickeren<br />
Geldbeutel kann ein solches Segel<br />
selbstverständlich auch als leichte<br />
Membrane mit durchgehenden<br />
Fasern laminiert werden. Doch<br />
in jedem Fall – den Code 0 gibt es<br />
nicht zum Nulltarif.<br />
Kopfwirbel für frei -<br />
fliegende Vorsegel.<br />
Anspruchsvolle Montage<br />
Denn nicht nur ans Tuch hat dieser<br />
Turbo seine Ansprüche, auch bei<br />
der Montage gilt es einiges zu bedenken.<br />
Versuchte man in seinen Anfängen,<br />
die sperrigen Tuchmengen<br />
irgendwie an Deck zu bändigen,<br />
so werden sie heute gerollt. Ein extrem<br />
verwindungssteifes Anti -<br />
torsionstau im Vorliek eingenäht,<br />
zusammen mit Kopfwirbel und<br />
Endlosroller, vereinfacht die Handhabung.<br />
Wie bei einem Rollgennaker<br />
setzt und birgt man damit das<br />
Segel in aufgerolltem Zustand. Ein<br />
Kinderspiel, vorausgesetzt man beachtet<br />
ein paar wichtige Regeln.<br />
„Man kann davon ausgehen, dass<br />
die Last eines Code 0, die auf das<br />
Rigg wirkt, etwa doppelt so groß ist<br />
wie die eines Gennakers“, sagt<br />
Mastbauer Marcus Klemm. Um<br />
sauberes Aufrollen und minimalen<br />
Durchhang zu gewährleisten, muss<br />
das dicke, kevlarverstärkte Torsionstau<br />
eine hohe Spannung aufweisen.<br />
Das Tuch selber wird darauf<br />
einmalig nur so weit gespannt,<br />
dass es am Vorliek faltenfrei ist.<br />
Zudem verweist Klemm auf die<br />
unterschiedlichen Wirkrichtungen<br />
der Kräfte. Diese weisen nicht nach<br />
vorne und oben wie bei einem<br />
Spinnaker, sondern wirken wie<br />
bei einer Genua zur Seite und vor<br />
Der Code-0-Turbo katapultiert den Racer<br />
selbst bei Schwachwind nach vorne.<br />
Endlosroller für freifliegende<br />
Vorsegel mit Anschluss an ein<br />
Torsionstau.<br />
40 4/<strong>2018</strong>
„Weit hinter den<br />
der Länder Voka<br />
Konsonantien le<br />
allem entlang des Vorlieks. „Beim<br />
Einsatz von Elektrowinschen geht<br />
diese Kraft dann gegen unendlich“,<br />
sagt Klemm. Der Galgen, der das<br />
Spifall mit dem Gennaker problem<br />
los vom Vorstag und der Rollreffgenua<br />
ferngehalten hat, wird<br />
der Kraft eines Code 0 nicht standhalten<br />
und verbiegt.<br />
Um jedoch die Funktion des<br />
Rollsystems trotzdem störungsfrei<br />
zu gewährleisten, muss das Spinnakerfall<br />
einen ausreichenden Abstand<br />
zum Vorstag haben. Da das<br />
Vorliek eines Code 0 im Idealfall<br />
so lang sein soll, wie es das Rigg erlaubt,<br />
bietet sich der Einbau eines<br />
Top-Spifalls an, was bei einem<br />
9/10-Rigg problemlos möglich ist.<br />
Bei 7/8-Riggs sollte der Segelmacher<br />
entscheiden, ob das Masttopp<br />
zusätzlich mit einem Jumpstag gehalten<br />
werden muss.<br />
Bei topp ge takelten Yachten wird<br />
es dagegen etwas schwieriger. Nun<br />
gibt es zu diesem Zweck für Seldén-Mas<br />
ten stabile Ausleger zur<br />
Montage auf dem Masttopp, die<br />
den nötigen Abstand zum Vorstag<br />
herstellen. Diese sind jedoch nur<br />
für kleine bis mittel große Yachten<br />
ausgelegt.<br />
Auch vom Vorstag oder der Genuarollanlage<br />
muss der Endlosroller<br />
mindestens 30 Zentimeter entfernt<br />
sein, damit sich die beiden<br />
nicht behindern. Ist nicht bereits<br />
von der Werft ein entsprechendes<br />
Auge zum Anschlagen eines solchen<br />
Zusatzsegels eingebaut, muss<br />
geprüft werden, ob zum Beispiel<br />
der Ankerbeschlag dafür in Frage<br />
kommt. Die hohe Vorliekspannung<br />
gilt es vor allem dann zu berücksichtigen,<br />
wenn ein Code 0 auf einem<br />
unverstagten Bugspriet gefahren<br />
werden soll. Hersteller wie<br />
Seldén geben in Tabellen Aus kunft<br />
zur Länge und Dimensionie rung<br />
der ausfahrbaren, auf Deck montierten<br />
Spriets. Vergleicht man die<br />
Angaben zu Gennaker und Code 0,<br />
so wird schnell klar, dass ein unverstagtes<br />
Spriet entweder deutlich<br />
kürzer oder einen wesent lich größeren<br />
Durchmesser haben muss,<br />
um den hohen Kräften Paroli zu<br />
bieten. Mit einem Wasserstag ist<br />
man dagegen auf der sicheren<br />
Seite.<br />
Doch ganz gleich, wo der Code 0<br />
gefahren wird – in aufgerolltem<br />
Zustand gehört er im Hafen abgeschlagen<br />
und sorgfältig verstaut.<br />
Zum einen gehören Laminate nicht<br />
Sonne und Wetter ausgesetzt, zum<br />
anderen rollt sich ein solches Segel<br />
im Sturm schnell auf. Durch das<br />
tiefe Profil liegt das Tuch nicht eng<br />
an, der Wind packt hinein und<br />
richtet unter Umständen irreparablen<br />
Schaden an.<br />
Besonders auf Leichtwindrevieren<br />
ist ein Code 0 das perfekte Segel<br />
für alle, die aufgrund der Riggkonstellation<br />
wie ausladende<br />
Salinge und an der Bordwand angeschlagene<br />
Wanten keine Genua<br />
fahren können.<br />
Auf Kursen von ungefähr 50 bis<br />
90 Grad scheinbarem Wind und<br />
bis maximal 10 bis 15 Knoten<br />
Windgeschwindigkeit löst er neben<br />
der Genua III vor allem die schwere<br />
Rollreffgenua ab und entfaltet<br />
volle Vortriebskraft, wo es dem<br />
Gennaker noch zu spitz ist. So wird<br />
er zur perfekten Leichtwindwaffe<br />
für alle. Nicht nur beim Volvo<br />
Ocean Race.<br />
<br />
Anette Bengelsdorf<br />
ist freie Journalistin,<br />
Segelmacherin und<br />
Seglerin mit einer<br />
Leidenschaft für<br />
klassische Yachten.<br />
redaktion@<strong>ocean7</strong>.at<br />
Der Code 0 wird<br />
aufgerollt geborgen<br />
und verstaut.<br />
4/<strong>2018</strong> 41
Do it yourself<br />
Kunststoff-Seeventile<br />
statt korrosiver Metalle<br />
Wenn schon, denn schon … Da ich mich für die Anwendung des Coppercoat anstelle<br />
herkömmlichen Antifoulings entschied (wie in der letzten Ausgabe erläutert), wollte ich<br />
auch entsprechend haltbare Seeventile, um nicht bald schon wieder kranen zu müssen.<br />
Je mehr ich mich allerdings<br />
wieder mit der Thematik unterschiedlicher<br />
Legierungen,<br />
einsetzbarer Werkstoffe und Bezeichnungen<br />
für Ventile im marinen<br />
Einsatz auseinandersetzte, desto<br />
mehr verlor ich die Lust und<br />
stieß im Zuge meiner Recherchen<br />
auf GFK-Kunststoff-Seeventile aus<br />
Neuseeland.<br />
Die Seeventile von Trudesign<br />
(www.trudesignplastics.com/marine)<br />
verfügen über alle erdenk lichen<br />
Zertifikate für weltweiten Offshore-<br />
Einsatz und können auf grund der<br />
Materialzusammen setz ung praktisch<br />
nicht verschlei ßen oder korrodieren,<br />
wobei die Kosten dafür<br />
nur unwesentlich über jenen von<br />
vergleichbar hochwertigen<br />
Edelstahl-See ventilen liegt.<br />
Die neuen Seeventile sind aufgrund<br />
ihrer Beschaffenheit und<br />
Konzipierung im Durchmesser etwas<br />
größer als die alten, passten jedoch<br />
perfekt als Ersatz an die Stellen<br />
der alten Seeventile. Bei dieser<br />
Gelegenheit wurden natür lich auch<br />
die Schläuche innen erneuert.<br />
Horst Kainz<br />
ist stolzer Besitzer<br />
einer Sunbeam 40,<br />
der Apollonia II,<br />
und Do-it-yourself-<br />
Experte an Bord.<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
Die alten Seeventile wurden<br />
schonend von außen ausgefräst, da<br />
eine Demontage von innen wegen<br />
Alterung und Kontakt-Korrosion<br />
nicht mehr möglich gewesen wäre.<br />
Die Rumpfdurchbrüche waren in<br />
erstklassigem Zustand und mussten<br />
lediglich für den Einbau der<br />
neuen Rumpfdurchlässe – ebenfalls<br />
aus GFK – entsprechend vorbereitet<br />
werden.<br />
Nach Aushärten der Dichtmasse<br />
wurden die überstehenden Reste<br />
mittels einer Klinge abgetrennt, die<br />
Flansche leicht angeschliffen und<br />
danach mit gleich drei Schichten<br />
Epoxy-Primer überstrichen. Unmittelbar<br />
nach dem Aushärten der<br />
Dich tungs masse und des Epoxy-<br />
Primers wurde auch mit dem Auftragen<br />
des Coppercoat begonnen<br />
und somit eine homogene Beschaffen<br />
heit des gesamten Unterwasserschiffes<br />
erzielt.<br />
Ich schreibe dies alles unabhängig<br />
und ohne Vorteilnahme seitens<br />
des Lieferan ten, sondern aus der<br />
Sicht des Endverbrauchers! <br />
Sparen? nur beim<br />
Einkauf!<br />
Bestellt hatte ich im vergangenen<br />
Winter zu sehr günstigen Konditionen<br />
bei www.fockschot.de<br />
(Reinhard Brouer, Boots & Yachtzubehör,<br />
Tel. +49/4161/995707) in<br />
Buxtehude Nähe Ham burg.<br />
In den Katalogen verschiedener<br />
Yacht ausrüster werden nun auch<br />
die Produkte von Trudesign<br />
angebo ten – ein Preisvergleich<br />
lohnt sich.<br />
42 4/<strong>2018</strong>
Erfolg verpflichtet<br />
Panorama<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Beneteau Oceanis 46.1. Nach der<br />
im Vorjahr eingeführten Oceanis<br />
51.1, die sich größter Nachfrage erfreut,<br />
präsentiert Beneteau nun deren<br />
kleinere, in der 45-Fuß-Klasse<br />
beheimateten Schwester Oceanis<br />
46.1. Angeboten werden dem Fahrtensegler<br />
wieder zwei Varianten: Die<br />
Standardausführung und die etwas<br />
sportlichere „First Line“ mit einem<br />
um einen Meter längeren Mast, 28<br />
Prozent mehr Segelfläche und einem<br />
Bleikiel für mehr Gewichtsstabilität.<br />
Variabel ist auch das Layout unter<br />
Deck, in dem entweder drei oder<br />
charterfreundliche fünf Doppelkabinen<br />
Platz finden. Die große Eignerkabine<br />
verfügt über ein von beiden<br />
Seiten erreichbares Bett und zwei auf<br />
Betthöhe platzierte Fenster zum<br />
Wellen zählen beim Einschlafen. In<br />
der Kajüte und im Cockpit finden<br />
sich recht viel Platz und vife Lösungen,<br />
z. B. der schwenkbare Grill, der<br />
von Pflicht oder der Badeplattform<br />
bedient werden kann. Alles in allem<br />
gute Voraussetzungen dafür, dass die<br />
46.1 den Erfolg ihrer Vorgängerin<br />
Oceanis 45 wiederholen kann, die<br />
sich nicht nur blendend verkauft hat,<br />
sondern auch 2012 zu Europas Yacht<br />
des Jahres gewählt worden ist.<br />
Ab ca. € 320.000,– exkl. USt.<br />
è www.masteryachting.com<br />
Viel Elegeanz und Platz auf …<br />
… und unter Deck der Oceanis 46.1.<br />
In Grado zum Motorbootschein<br />
FB 1.<br />
Meer lernen<br />
Kurse zum Motorbootschein.<br />
Die am Achensee beheimatete Yachtschule<br />
Schwaiger bietet die Möglichkeit,<br />
auf ihrem Schulungsboot in<br />
Grado an einem verlängerten Wochenende<br />
den österreichischen Motorbootschein<br />
FB 1 mit IC (gültig für<br />
Motoryachten auf dem Meer bis drei<br />
Seemeilen von der Küste) inklusive<br />
dem notwendigen Erfahrungsnachweis<br />
(50 Seemeilen mit einer Nachtfahrt<br />
und Nachtansteuerung) zu<br />
erwerben. Die Prüfung findet gleich<br />
im Anschluss zur Ausbildung statt.<br />
Der 3-Tages-Kurs kostet € 600,–,<br />
nur die Praxisfahrt € 290,– (Preise<br />
jeweils exkl. Prüfungsgebühr, Treibstoff<br />
und Über nachtung). Die<br />
Wochenend kurse werden von Juni<br />
bis Mitte Oktober abgehalten, alle<br />
Termine sind online abrufbar.<br />
è www.schwaigernautik.com<br />
Toskana für Segler<br />
Italo-West. Segeln im Land der<br />
Zitronen – die Toskana an der Westküste<br />
Italiens gibt dafür besonders<br />
im Frühling während der Blütezeit<br />
eine prächtige Kulisse. Der Toskanische<br />
Archipel besteht aus sieben<br />
Hauptinseln von Gorgona bis Elba –<br />
für engagierte Segler sind auch Korsika<br />
und Sardinien in Reich weite.<br />
Trend Travel Yach ting hat<br />
Charter yachten ab Castigniocello,<br />
San Vincenzo, Scarlino, Salivoli<br />
und Punta Ala im Programm.<br />
Wer direkt ab Elba starten will,<br />
dem stehen zwei Charterbasen<br />
(Porto ferraio, Nettuno) zur Wahl.<br />
Die Insel Capraia nördlich von Elba<br />
ist mit ihrem kristallklaren Wasser<br />
(Taucher-Hotspot) ebenso einen<br />
Be such wert wie der pittoreske<br />
Yacht hafen von Vernazza – das wohl<br />
schönste Dorf der mittelalterlichen<br />
Cinque Terre.<br />
è www.trend-travel-yachting.com<br />
Bildschön: Vernazza und sein Hafen.<br />
Foto: Shutterstock<br />
4/<strong>2018</strong> 43
Kriege gehöre<br />
ins Museum<br />
44 4/<strong>2018</strong>
n<br />
Die k.(u.)k. Marine und ihr Ende vor 100 Jahren.<br />
Text und Fotos Reinhard Kikinger<br />
Foto: Austria Forum<br />
Eingangsbereich des Heeresgeschichtlichen Museums in<br />
Wien (HGM) mit dem unschlagbaren Wahlspruch „Kriege<br />
gehören ins Museum“.<br />
Einblick in den Marinesaal des HGM mit Schiffsmodellen,<br />
Galionsfiguren, Flaggen, Gemälden und reichhaltigem<br />
Informationsangebot.<br />
Die Fregatte Novara und andere<br />
Schiffe im Canal Grande vor dem<br />
Dogenpalast zu Venedig. Püttner<br />
Josef (1821–1881), Öl auf Leinwand.<br />
HGM Wien.<br />
An der Adria nahm die<br />
Herrschaft der Habsburger<br />
mit der Erwerbung<br />
Triests und mit Besitzungen<br />
im Golf von Fiume (Rijeka)<br />
vor mehr als 600 Jahren ihren Anfang.<br />
Zu dieser Zeit beherrschte die<br />
Republik Venedig die Adria. In den<br />
folgenden Jahrhunderten erlangte<br />
Venedig auch im Zusammenhang<br />
mit der österreichischen Marine einige<br />
Male große Bedeutung. Nach<br />
1797 war es für etwa 50 Jahre der<br />
Haupthafen der österreichischen<br />
Flotte.<br />
Die ersten österreichischen<br />
Kriegsschiffe wurden jedoch nicht<br />
am Meer, sondern an der Donau<br />
gebaut. Die Donauflottille spielte<br />
4/<strong>2018</strong> 45
k.(u)k. Marine<br />
Gemälde der SMS Viribus unitis an der Spitze des<br />
1. k.u.k.-Schlachtschiffgeschwaders in der Adria.<br />
August von Ramberg (1866–1947). HGM Wien.<br />
Foto: Austria Forum<br />
Foto: Austria Forum<br />
Rammstoß. Dargestellt ist der<br />
Höhepunkt der Seeschlacht<br />
bei Lissa am 20. Juli 1866. Das<br />
österreichische Flaggschiff<br />
SMS Erzherzog Ferdinand<br />
Max führte gegen die italie -<br />
nische Panzerfregatte RN<br />
Re d‘Italia einen Rammstoß<br />
aus, der das Schiff zum Sinken<br />
brachte. Dem Kommandanten<br />
des österreichischen Flotten -<br />
verbandes, Konteradmiral Wil -<br />
helm von Tegetthoff, gelang in<br />
dieser zweitgrößten Seeschlacht<br />
des 19. Jahrhunderts ein uner -<br />
warteter Sieg. Carl Frederik<br />
Soerensen (1818–1879), Öl auf<br />
Leinwand, 1868.<br />
eine nicht unbedeutende Rolle<br />
während der Jahrhunderte dauernden<br />
Türkenkriege. Im Lauf der Zeit<br />
gelang es den Habsburgern durch<br />
ihre Vermählungspolitik für ihre<br />
Dynastie ein Weltreich zu erheiraten,<br />
in dem aufgrund seiner riesigen<br />
Ausdehnung „die Sonne nie<br />
unterging“. Die dominierenden<br />
Seefahrernationen waren zu dieser<br />
Zeit Spanien und Portugal.<br />
Neue Seewege wurden entdeckt<br />
und er öffneten für die Handels häuser<br />
des Reiches wie etwa die Welser<br />
und die Fugger neue Märkte.<br />
Österreich als<br />
„Kolonialmacht“<br />
Für Seemächte waren der Überseehandel<br />
und die Kolonialpolitik der<br />
wichtigste Wirtschaftsfaktor. Der<br />
Grundgedanke des Wirtschaftssystems<br />
des 17. und 18. Jahrhunderts<br />
war es, Rohstoffe möglichst billig<br />
aus den Kolonien zu importieren.<br />
Für diese Zwecke waren Schiffe<br />
unerlässlich und auch das Haus<br />
Habsburg erkannte den Wert einer<br />
modernen Kriegs- und Handelsflot<br />
te. 1719 wurde an der Koroman<br />
delküste (Ostindien) mit dem<br />
Admiral Tegetthoff in der Seeschlacht bei<br />
Lissa. Gemälde von Anton Romako (1832–1889).<br />
Vizeadmiral Wilhelm<br />
v. Tegetthoff (1827–<br />
1871), Porträt von Georg<br />
Decker (1818-1894),<br />
Pastell auf Karton 88 x<br />
73 cm. HGM Wien.<br />
46 4/<strong>2018</strong>
Viribus unitis<br />
Foto: Wikipedia<br />
Bauwerft Stabilimento Tecnico Triestino<br />
Stapellauf 24. Juni 1911<br />
Übernahme 5. Oktober 1912<br />
Untergang 31. Oktober 1918<br />
Länge<br />
152,18 m<br />
Breite<br />
27,3 m<br />
Tiefgang<br />
8,23 m<br />
Verdrängung<br />
20.013 t<br />
Maschinen<br />
2 Hochdruck- und<br />
2 Niederdruckturbinen Parson<br />
Kessel<br />
12 Yarrow Kohlekessel<br />
Schrauben<br />
4 Schrauben,<br />
<br />
dreiflügelig, ø 2,75 m<br />
Leistung<br />
27.383 PS<br />
Geschwindigkeit<br />
20,8 Knoten<br />
Aktionsradius 4.200 sm bei 10 kn<br />
Baukosten<br />
82.000.000 Goldkronen<br />
Bewaffnung:<br />
12 x 30,5 cm L/45 Geschütze Skoda in<br />
Drillingstürmen<br />
12 x 15 cm L/50 Geschütze in Kasematten<br />
18 x 7 cm L/50 K10/K16 (später 12)<br />
2 x 4,7 cm L/44<br />
2 x 53,3 cm Torpedorohre seitlich<br />
Bewaffnung der Beiboote:<br />
2 x 7,5 cm L/18 Geschütze (ab 1917)<br />
3 x 8 mm Schwarzlose MG<br />
Panzerung:<br />
Panzerdeck<br />
Batterie<br />
Geschütztürme<br />
Gürtel<br />
Kommandoturm<br />
48 mm<br />
180 mm<br />
100–305 mm<br />
150–280 mm<br />
250 - 356 mm<br />
Besatzung:<br />
Offiziere 32<br />
Unteroffiziere 16<br />
Mannschaft 993<br />
Wrack von U-20 während der Bergungsarbeiten<br />
am 21. September 1962. HGM Wien.<br />
Bau einer Festung begonnen, an<br />
der Guineaküste (Westafrika), in<br />
Kanton (China) und an der Malabarküste<br />
(Westindien) entstanden<br />
habsburgische Faktoreien. Diese<br />
„Kaiserlich-Königlich-Indische<br />
Gesellschaft“ warf beträchtliche<br />
Gewinne ab, wurde jedoch 1732<br />
wieder aufgelöst, um die Zustimmung<br />
der Seemacht England zur<br />
„Pragmatischen Sanktion“ zu erkaufen,<br />
die Maria Theresia als Erbin<br />
des für alle Zeiten untrennbaren<br />
habsburgischen Besitzes<br />
einsetzte. Unter Kaiserin Maria<br />
Theresia wurden neue Stützpunkte<br />
an der Delagoa-Bay (heute Maputo-<br />
Bucht) an der Südostküste Afrikas,<br />
im Golf von Bengalen (Indien) und<br />
auf der Inselgruppe der Nikobaren<br />
(Indischer Ozean) angelegt. Diese<br />
Niederlassungen verfielen jedoch<br />
rasch. Gründe dafür waren wohl<br />
die Konkurrenz anderer Seemächte<br />
und der Mangel an einheimischen<br />
Mannschaften und Offizieren für<br />
die Marine. Der afrikanische Hafen<br />
kam an Portugal, die indischen Besitzungen<br />
und die Nikobaren an<br />
Großbritannien.<br />
Bis heute erinnert der Name der<br />
Nikobaren-Insel Teressa an Kaiserin<br />
Maria Theresia. Eine weitere<br />
Erinnerung ist der Mariatheresientaler,<br />
der sich im Orient für mehr<br />
als zwei Jahrhunderte als beliebtes<br />
Zahlungsmittel entwickelte und<br />
sich in Teilen Ostafrikas bis heute<br />
als Tauschmittel erhalten hat.<br />
Marineschiffe im dienste<br />
Der wissenschaft<br />
Die Schiffe der österreichischen<br />
Kriegsmarine dienten auch dazu<br />
Forschungsreisen durchzuführen,<br />
Bernhard von<br />
Wüllers TORF-Urbair<br />
Kommandant der österreichischen<br />
Fregatte<br />
SMS Novara (Bild<br />
oben), die 1857–1859<br />
die Welt umsegelte.<br />
Foto: Wikipedia<br />
4/<strong>2018</strong> 47
k.(u)k. Marine<br />
Modell des Dreimastschoners Admiral Tegetthoff<br />
der österreichisch-ungarischen Nordpol-Expedition<br />
1872–1874 (Naturhistorisches Museum Wien). Julius<br />
Payer und Carl Weyprecht führten die Expedition.<br />
„Die Entdeckung der Inselgruppe Franz Josephs-<br />
Land ist der Nordpol-Expedition zu verdanken.“<br />
Mannschaften auszubilden und auf<br />
den Weltmeeren „Flagge zu zeigen“.<br />
Stellvertretend seien drei Schiffe<br />
besonders erwähnt. Die Segel -<br />
fregatte SMS Novara, die in den<br />
Jahren 1857–1859 die Welt umsegelte.<br />
An Bord waren bedeutende<br />
Wissenschaftler der Physik, Geo -<br />
logie, Zoologie und der Länderund<br />
Völkerkunde sowie ein Expeditionsmaler.<br />
Eine weitere histo -<br />
rische Forschungsfahrt wurde<br />
1872–1874 von der österreichischungarischen<br />
Nordpol-Expedition<br />
mit dem Polar schiff Admiral Tegetthoff<br />
unter nommen. Die Ent -<br />
deckung der Insel gruppe Franz<br />
Galionsfigur der<br />
SMS Minerva,<br />
unbekannter<br />
Künstler.<br />
HGM Wien.<br />
Josephs-Land ist dieser Expedition<br />
zu verdanken. Ausgesprochen<br />
erfolgreich waren auch die<br />
Fahrten des Forschungsschiffes<br />
SMS Pola im Rahmen der<br />
österrei chisch-ungarischen<br />
Tief see-Expedi tionen in den<br />
Jahren 1890–1898.<br />
Weitere Informationen<br />
zu diesen Forschungsfahrten<br />
in<br />
Nr. 3/2016 im Beitrag<br />
„Geschichte der österreichischen<br />
Meeresforschung,<br />
Teil 1“<br />
(online als E-Paper<br />
erhältlich).<br />
Kriegsschiffe, Seeschlachten<br />
und Kommandanten<br />
Österreich erhielt 1797 die von<br />
Napoleon aufgelöste Republik Venedig<br />
und damit eine ansehnli che<br />
Kriegsmarine. In der ersten Hälfte<br />
des 19. Jahrhunderts war Venedig ihr<br />
Haupthafen, später wurden Pola und<br />
Cattaro zu gro ßen Kriegshäfen ausgebaut<br />
und dienten bis zum Ende<br />
der Monar chie als Flottenbasen.<br />
Mit den Seesiegen Wilhelms von<br />
Tegetthoff bei Helgoland (1864)<br />
und bei Lissa (1866) wuchs das Bewusstsein,<br />
mit der Flotte über ein<br />
bedeutendes Machtmittel zu verfügen.<br />
In der Folge war der Ausbau<br />
48 4/<strong>2018</strong>
Die SMS Pola war das Forschungsschiff der österreichisch-ungarischen Tiefsee-Expeditionen 1890–1898.<br />
der k.(u.)k. Kriegsmari ne vor allem<br />
den Erzherzögen Ferdinand<br />
Max und Franz Ferdinand ein<br />
Anliegen. Bis zum Ersten Weltkrieg<br />
wurde die k.u.k. Kriegsmarine<br />
eine der größten Flotten der<br />
Welt. Unter den Marinekommandanten<br />
Hermann Freiherr<br />
von Spaun, Rudolf Graf Montecuccoli<br />
und Anton Haus wurde<br />
die Flotte Österreich-Ungarns<br />
moderni siert und kriegsbereit<br />
gemacht. Ab 1908 wurden auch<br />
die ersten österreichischen<br />
U-Boote in Dienst gestellt. Das<br />
letzte öster reichisch-ungarische<br />
Flotten-Flaggenschiff war die<br />
SMS Viribus unitis. Dieses<br />
Schlacht schiff trug den Wahlspruch<br />
Kaiser Franz Josephs als<br />
Namen: „Viribus unitis: Mit vereinten<br />
Kräften“.<br />
Während des Ersten Weltkrieges<br />
war die k.u.k. Kriegsmarine<br />
vor allem entlang der dalmatinischen<br />
Küste im Einsatz. Wegen<br />
der durch die Alliierten errichteten<br />
Blockade bei Otranto blieb<br />
ihr Operations gebiet auf die<br />
Adria beschränkt. Durch den<br />
Zerfall Österreich-Ungarns im<br />
Herbst 1918 wurde Österreich zu<br />
einem Binnenland. Die Schiffe<br />
der ehemaligen k.u.k. Kriegs mari<br />
ne wurden auf die Nachfolgeund<br />
Siegerstaaten aufgeteilt. Die<br />
Viribus unitis lag in Pola, wurde<br />
an den neugebil deten südslawischen<br />
National staat übergeben,<br />
auf Jugoslavija umbenannt und<br />
erhielt einen neuen Kommandan<br />
ten. Dieser starb nach zwölf<br />
Stunden. Zwei italienische<br />
Kampf schwimmer, die von<br />
der Übergabe angeblich nichts<br />
wussten, hatten an der Bordwand<br />
eine Mine angebracht.<br />
Deren Explosion zerstörte die<br />
Viribus unitis/Jugoslavija, sie<br />
sank im Hafen von Pola. Mit ihr<br />
ertranken hunderte Matrosen<br />
und ihr neuer Kommandant. <br />
Anmerkung: Die Abkürzung k. k.<br />
(kaiserlich-königlich) war bereits<br />
im 18. Jahrhundert gebräuchlich,<br />
die Bezeichnung k. u. k. hingegen<br />
galt für gemeinsame Behörden<br />
und Einrichtungen der österreichisch-ungarischen<br />
Monarchie.<br />
Admiral Max Baron<br />
Sterneck,<br />
wissenschafts-affiner<br />
Marinekommandant<br />
von 1883–1897.<br />
Die k.(u.)k. Marine und ihr Ende vor 100 Jahren – Literatur und Links<br />
Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien (HGM) sind im Marinesaal zahlreiche Modelle und Objekte aller Art<br />
über die k.u.k. Marine zu bestaunen. Außerdem findet sich umfangreiche Literatur zum Thema. Der vorliegende<br />
Artikel stützt sich vor allem auf das Buch von Basch-Ritter und auf folgende Links:<br />
Basch-Ritter, R. (2000). Österreich auf allen Meeren. Geschichte der k.(u.)k. Marine 1382-1918. Styria Verlag.<br />
272 Seiten. ISBN: 9780003885316.<br />
è www.hgm.at<br />
è de.wikipedia.org/wiki/Österreichische_Marine<br />
è austria-forum.org/af/AEIOU/Marine<br />
LAND IST<br />
NICHT GENUG<br />
TEL. +49 (0)9333 90 440-0<br />
WWW.MASTER-YACHTING.AT
Wissen und Meer<br />
Eine Schraube locker?<br />
Nein, nein, keine Angst – ich will niemanden beleidigen. Diesmal berichte ich über<br />
eine ausgesprochen unangenehme Situation, die überraschenderweise kein Einzelfall<br />
ist, haben doch einige meiner Segelfreunde ähnliches schon erlebt – so auch wir auf<br />
unserer Clubyacht Isabell.<br />
Wir haben einen gemütlichen<br />
Chartertörn in Griechenland<br />
mit Freunden<br />
organisiert. Bei leichtem Wind<br />
starten wir am späten Abend Richtung<br />
Süden mit Kurs auf Paxos. Im<br />
Zuge der Schiffseinweisung haben<br />
wir unsere Maschine gecheckt –<br />
keine Anzeichen für irgendein<br />
Problem, das uns später noch<br />
Kopfzerbrechen bereiten könnte.<br />
Nach einem traumhaften Segelschlag<br />
bei leicht achterlichen Winden<br />
erreichen wir um ca. 1.30 Uhr<br />
die Einfahrt in den Hafen von<br />
Gaios auf Paxos.<br />
Vor der Einfahrt in den Kanal<br />
bergen wir die Segel, starten den<br />
Motor und checken ein weiteres<br />
Mal die Seekarte sowie das GPS.<br />
Da die Einfahrt eng und schlecht<br />
beleuchtet ist, wollen wir nochmals<br />
eine „Ehrenrunde“ vor dem Hafen<br />
drehen.<br />
Bei Schub nach vorne heult<br />
plötzlich die Maschine auf, jedoch<br />
gewinnen wir keinerlei Fahrt<br />
durchs Wasser. Zu diesem Zeitpunkt<br />
sind wir zirka 20 Meter vom<br />
Ufer entfernt und es herrscht fast<br />
Windstille.<br />
– Wir suchen uns in der Seekarte<br />
einen Ankerplatz und fahren das<br />
Ankermanöver unter Segel.<br />
Am nächsten Tag in der Früh<br />
prüfen wir die Lage mittels Taucherbrille<br />
und Flossen und tatsächlich,<br />
der Verdacht bestätigt sich:<br />
Wir haben keine Schiffs schrau be<br />
mehr auf der Antriebs welle! Sofort<br />
nehmen wir mit dem Vercharterer<br />
Kontakt auf und bald darauf<br />
kommt auch schon ein Schnellboot<br />
vom Festland mit Taucher und einer<br />
neuen Schiffsschraube. Die<br />
Crew schleppt uns in den Hafen,<br />
wo die neue Schraube unter Wasser<br />
montiert wird.<br />
Die durchaus nachdenklich stimmende<br />
Aussage des Verchar terers:<br />
„Wir verlieren pro Saison auf ein<br />
Gottfried<br />
Titzl Rieser<br />
ist Ausbildungs referent<br />
des Yacht Club Austria,<br />
dem größten Yachtclub<br />
Österreichs. Er ist passionierter<br />
Fahrtensegler<br />
und hat insgesamt so<br />
um die 20.000 See -<br />
meilen in seinen Log -<br />
büchern dokumentiert.<br />
Sein Motto: „Die See ist<br />
der beste Lehrmeister!“<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
bis zwei Yachten unserer Flotte die<br />
Schraube!“ Eigentlich unglaublich,<br />
wenn man bedenkt, wie viele Yachten<br />
unterwegs sind!<br />
Anker klar, Segel bereit<br />
Ohne Schiffsschraube verliert eine<br />
Yacht schlagartig sowohl den Antrieb<br />
als auch die „Bremsfunktion“.<br />
Während eines Ab- oder Anlegemanövers<br />
unter Maschine oder bei<br />
Ankermanövern entsteht dadurch<br />
rasch eine kritische Situation, die<br />
nur durch schnelles Handeln zu<br />
meistern ist.<br />
Ich bereite meine Crew im Zuge<br />
der Schiffs- bzw. Sicherheitsseinweisung<br />
auf mögliche Eventuali -<br />
täten vor, dazu gehört auch „Anker<br />
klar zum Fallen“ und „Segel bereit<br />
zum Setzen“.<br />
<br />
Foto: Shutterstock<br />
In dieser Situation bleiben<br />
nicht viele Optionen<br />
– Wir machen sofort den Anker<br />
klar zum Fallen – in engen Gewässern<br />
habe ich ihn ohnehin<br />
immer vorbereitet.<br />
– Danach setzen wir sofort die<br />
Segel.<br />
– Mit einem Hauch von Wind<br />
schaffen wir gerade noch vor<br />
dem Ufer die Wende und<br />
dümpeln weg von der Hafen -<br />
einfahrt.<br />
Faltbar darf sie sein, aber verloren gehen darf sie nicht: die Schiffsschraube.<br />
50 4/<strong>2018</strong>
Panorama<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Seensucht<br />
Neue Weichenstellung<br />
Suche nach investor. Was bisher<br />
geschah: Im April gab Bavaria<br />
Yachtbau bekannt, dass man in Zahlungsschwierigkeiten<br />
sei und vor der<br />
Insolvenz stehe. Eine ziemlich überraschende<br />
Nachricht, präsentierte<br />
Deutschlands größte Sportboot-<br />
Werft doch noch auf der Boot Düsseldorf<br />
mehrere neue Modelle im<br />
Rahmen einer fulminanten Show.<br />
Nachdem sich die Wogen etwas geglättet<br />
haben (und Bavaria-CEO Lutz<br />
Henkel seinen Posten räumen musste),<br />
sieht man in Giebelstadt wieder<br />
Bavaria: Die<br />
Produktion in<br />
Giebelstadt wurde<br />
stabilisiert und die<br />
Auslieferungen<br />
erfolgen weiter<br />
wie geplant.<br />
mehr Land. Die Produktion wurde<br />
stabilisiert und die Auslieferungen<br />
erfolgen weiter wie geplant. Alle 600<br />
Mitarbeiter sind im Einsatz, mit allen<br />
wesentlichen Lieferanten konnten<br />
Vereinbarungen über die weitere Belieferung<br />
gegen kurze Zahlungsziele<br />
erreicht werden. Wie es in Zukunft<br />
weitergeht, entscheidet ein von der<br />
Geschäftsführung und dem Sachwalter<br />
gestarteter Investorenprozess. Bis<br />
Juli soll schließlich ein neuer Kapitalanleger<br />
präsentiert werden.<br />
è www.bavariayachts.com<br />
Buchtipp. Reisejournalistin und Seglerin<br />
Kirsten Panzer zeigt in ihrem Revierführer<br />
„Auf Seen segeln“ die Magie des Binnensegelns<br />
auf zwanzig deutschen Seen auf. Die<br />
Geschichten von den Seen und ihren Anrainern<br />
machen Lust, auf eigene Entdeckungsreise<br />
zu gehen. Der Serviceteil bietet neben<br />
Übersichtskarten<br />
und wichtigen<br />
Revier informa tio -<br />
nen viele nützliche<br />
Empfehlungen zu<br />
Bootsverleihen und<br />
Segelschulen sowie<br />
Slip- und Liegemöglichkeiten<br />
für<br />
das eigene Boot.<br />
Kirsten Panzer.<br />
Auf Seen segeln.<br />
Deutschlands schönste Binnenreviere im<br />
Porträt. Delius Klasing Verlag, 240 Seiten,<br />
€ 25,60.<br />
èwww.delius-klasing.de<br />
Mahagoni-Ketsch<br />
Hetairos, 42,38<br />
Meter – 1993<br />
(Baunummer<br />
6407)<br />
Klassischer Yachtbau<br />
Ausflugstipp. Das Robbe & Berking<br />
Yachting Heritage Centre<br />
in Flensburg widmet sich mit wechselnden<br />
Ausstellungen der Geschichte<br />
des Yachtsports und ist mit über<br />
100.000 Besuchern im Jahr eines der<br />
großen Zentren für Yachtsportgeschichte<br />
in Europa. Bis zum 15. Oktober<br />
beschäftigt sich das Museum<br />
mit der Geschichte der vor 111 Jahren<br />
in Bremen gegründeten Werft<br />
Abeking & Rasmussen, deren Name<br />
wie nur wenige andere für elegante<br />
und höchstwertige Yachten steht.<br />
Die Ausstellung erzählt nicht nur<br />
von den weltberühmten Rennyachten<br />
der Werft, sondern auch von den<br />
hier gebauten Jollen und Arbeits -<br />
bo oten sowie von Megayachten, Behörden-<br />
und Marineschiffen, die<br />
heute in der Werft entstehen.<br />
è www.yachtingheritagecentre.com<br />
Henry Rasmussen<br />
(1877–1959), Gründer<br />
der Werft.<br />
Foto: Abeking & Rasmussen<br />
SKIPPER 360°<br />
Die Lernplattform für Skipper<br />
Blue-2.at<br />
The Sailing Academy<br />
www.skipper360.at<br />
Alle Hafenmanöver - Live - (Doppelruder, Radeffekt)<br />
Aus 4 Perspektiven - Top-Views, Bordviews<br />
Alle Themen rund ums Segeln anschaulich erklärt<br />
SPEZIELLE LAST MINUTE ANGEBOTE – AUCH FÜR UNSERE SALONA 380<br />
Yachtcharter-Weltweit<br />
Yachtverkauf<br />
Chartermanagement<br />
Ausbildung<br />
www.aichfeld-yachting.at
Solaris 55<br />
52 4/<strong>2018</strong><br />
Die Solaris 55 ist nicht die kleine<br />
Schwester der 58. Im Gegenteil –<br />
so aus ge prägt und profiliert wie<br />
sie daherkommt, hat sie sich gleich<br />
einen festen und eigenständigen<br />
Platz in der Modellreihe erobert.
State of<br />
the Art<br />
Die Solaris-Yachten waren auf der Bootsmesse in Düsseldorf der absolute Hingucker:<br />
vier dunkelblaue Modelle von 47 bis 58 Fuß ruhten auf einem blauen Farbenmeer aus<br />
farbigen Glasstücken. Nach dieser Showtime segelten wir die brandneue 55er ein paar<br />
Monate später im Traumrevier vor Porto Rotondo. The show goes on!<br />
Text Stefan Detjen | Fotos Solaris<br />
Jetzt stehe ich am filigranen<br />
Carbonsteuerrad und rausche<br />
aus der Bucht. Nach<br />
der Landabdeckung durch<br />
die Inseln legt der Wind auf 15<br />
Knoten zu. Die Segel stehen wie<br />
Messerschneiden knalldicht am<br />
Carbonmast, wir wollen dem nachfolgenden<br />
Fotoboot eine extreme<br />
Schräglage präsentieren. Trotzdem<br />
sind die Gäste an Bord in entspannte<br />
Gespräche vertieft, alles<br />
ganz easy. Die Solaris läuft wie auf<br />
Schienen, das Doppelruder macht<br />
einen perfekten Job. Im Hafen habe<br />
ich mich noch über den extremen<br />
Winkel gewundert, mit dem die<br />
GFK-Blätter mit Niroschaft vom<br />
achterlich sehr breiten Rumpf abstanden.<br />
Jetzt ist aber alles klar:<br />
Selbst bei diesem Krängungswinkel<br />
legt sich die Schönheit elegant auf<br />
die Chine und das eingetauchte<br />
Lee-Ruder sorgt auch weiterhin für<br />
perfekte Steuerkontrolle. In Zahlen<br />
ausgedrücktes Hochgefühl: 13,6<br />
Knoten Wind, 9,6 Knoten Bootsspeed.<br />
Und das hart am Wind. Jetzt<br />
Groß auffieren, etwas abfallen –<br />
das sind die Momente, wo auch bei<br />
Skeptikern der Begeisterungsfunke<br />
überspringt. Ich schaue über das<br />
Deck mit dem betont flachen Aufbau<br />
und blicke in rundum zufriedene<br />
Gesichter.<br />
Gewendet wird im Handumdrehen,<br />
die Schoten laufen wie die Fallen<br />
und Reffleinen unter Deck ins<br />
Cockpit und werden in Textiltaschen<br />
gesammelt. Das Segelhandling<br />
wird über je zwei Winschen auf dem<br />
breiten Süllbord abgewickelt, die<br />
Großschot läuft über einen Block<br />
auf dem Cockpitboden zum Mast<br />
und von dort auf beiden Seiten zurück<br />
auf die entsprechende Winsch.<br />
Wer lieber einen konventionellen<br />
Traveller bevorzugt: No problem, für<br />
Kundenwünsche hat man bei Solaris<br />
immer ein offenes Ohr.<br />
Die serienmäßige Selbstwendefock<br />
macht mit ihren 106 Prozent<br />
das Seglerleben bei den Manövern<br />
gemütlich. Eine elektrische Winsch<br />
erleichtert das Handling bis in die<br />
Komfortzone. Glücklich ist, wer<br />
diese Yacht besitzt. An Bord ist der<br />
erwachsene Sohn der Eignerfamilie,<br />
der mir beim entspannten<br />
Halbwindsegeln die Gründe für die<br />
Wahl der Solaris erklärt. Da auch<br />
in Italien die Segelei hauptsächlich<br />
Männersache ist, haben sich Vater<br />
und Sohn nach verschiedenen Segelyachten,<br />
die jeweils von Kauf zu<br />
Kauf immer größer wurden, für die<br />
55er entschieden. Zu zweit lässt<br />
sich die Solaris bequem segeln und<br />
trotzdem kann man ihr Potential<br />
voll entfalten. Regatten wolle man<br />
keine gewinnen, aber schnell und<br />
komfortabel unterwegs sein, das ja.<br />
Als reife und erfahrene Segler<br />
wussten sie genau, was sie wollten,<br />
und in Solaris fand man eine<br />
Werft, wo die Serienyacht schon<br />
fast wie eine Customyacht daherkommt.<br />
Der stilbewusste Junior<br />
verliebte sich auf Anhieb in die<br />
markanten Linien von Architekt<br />
Javier Soto Acebal und musste seinen<br />
Vater nicht lange überzeugen.<br />
Der Sinn für Schönheit und Eleganz<br />
liegt in der Familie …<br />
Aussen hui, innen wow<br />
Das gesamte Yachtkonzept ist aufs<br />
Wesentliche reduziert, nicht nur<br />
für Barfußsegler wie mich wurden<br />
alle Stolperfallen und Kanten wo<br />
immer möglich eliminiert. Die 55<br />
segelt sich herrlich steif und verwindungslos,<br />
die Bauqualität der<br />
4/<strong>2018</strong> 53
Solaris 55<br />
„Drei Doppelkabinen,<br />
drei Nasszellen – fast<br />
schon eine demokratische<br />
Erfolgs-Formel!“<br />
Werft in Aquileia ist ohne Fehl und<br />
Tadel. Die Dame des Schiffes (also<br />
die Mutter des Eignersohnes) findet<br />
das Flushdeck-Konzept perfekt,<br />
so stört nichts beim Sonnenbaden.<br />
Lobende Worte auch für das<br />
Wohnfeeling unter Deck. Das Ambiente<br />
hat das gewisse Etwas, der<br />
aufgeräumte Look wirkt reduziert,<br />
aber niemals kalt. Das werftinterne<br />
Designerteam beherrscht seinen<br />
Job und verfügt über ein glückliches<br />
Händchen in der Linienführung.<br />
Aber auch die Boots- und Innenausbauer<br />
verstehen ihr Handwerk,<br />
Qualität ist auch dort spürbar,<br />
wo sie nicht direkt sichtbar ist.<br />
Die 55er ist so solide wie jede Solaris,<br />
trotzdem wird wo immer möglich<br />
Gewicht gespart oder optimiert.<br />
Mit einem Airex-Schaumkern<br />
wird die Sandwichbauweise<br />
clever zum Abspecken bei Schotten<br />
und Kabinentüren eingesetzt.<br />
Selbst die Schrank- und Schapp -<br />
türen tragen so ihren Teil zum<br />
Leichtgewicht bei. Wo das Gewicht<br />
hin muss, ist es auch gut platziert:<br />
Die fast drei Meter lange Kielfinne<br />
trägt den 6,5 Tonnen schweren<br />
Ballast anteil in Form einer schlanken<br />
Kielbombe.<br />
Das eher traditionelle Layout mit<br />
einer U-förmigen Pantry, Navi-<br />
Ecke, Sofa und Salonteil mit Esstisch<br />
ist auf Wunsch der Eignerfamilie<br />
in Burma-Teak – standardmäßig<br />
wird die Solaris 55 mit hellem<br />
Eichenmobiliar ausgeliefert.<br />
Die Achterkabinen sind dank des<br />
breiten Hecks echte Raumwunder<br />
und stehen kaum hinter der Eignerkabine<br />
mit ihrem Inselbett zurück<br />
– einzig die langezogenen<br />
Rumpffenster fehlen ein wenig.<br />
Drei Doppelkabinen, drei Nasszellen<br />
– fast schon eine demokratische<br />
Erfolgs-Formel. Wer verständlicherweise<br />
am liebsten gar nicht<br />
mehr in einen Hafen einlaufen,<br />
sondern lieber das Bord leben vor<br />
Anker in einer Bucht genießen<br />
möchte, bekommt mit der Solaris<br />
auch genügend Stau raum – und<br />
das nicht nur in der Kombüse.<br />
Das Dinghi? in der Garage!<br />
Solaris sind für Segler gebaut, das<br />
manifestiert sich an handfesten,<br />
praktischen Lösungen wie genügend<br />
und intelli gent eingesetzte Volumen<br />
und Abla geflächen, um all<br />
das unterzukriegen, was man fürs<br />
Blauwassersegeln so braucht. Eine<br />
zusätzliche Kabine (oder dann noch<br />
mehr Stauraum, z. B. für die Fen der)<br />
für zusätzliche Working-Crew ist<br />
vom Vordeck aus zugänglich und<br />
kann auf Wunsch ausgebaut werden.<br />
Raum in einer Dinghi-Garage<br />
findet das Beiboot, wenn es quer<br />
zur Schiffsachse verstaut wird.<br />
Dinghi-Garage auf 55 Fuß? Ja,<br />
richtig gelesen, nicht nur die größere<br />
58er-Schwester verfügt über<br />
diesen Vorteil, auch hier fand das<br />
Beiboot seinen geschützten Platz,<br />
54 4/<strong>2018</strong>
Masterkabine mit eigenem Bad.<br />
Wohnraum und Wohntraum zugleich.<br />
ohne dass den Achterkabinen allzuviel<br />
Volumen abgezwackt<br />
werden musste.<br />
Der Ankerarm reicht weit über<br />
den Bug hinaus, der fast gerade<br />
Steven erfodert respektvollen Abstand.<br />
Die Arbeitswinsch auf dem<br />
Vordeck wird nach Gebrauch bündig<br />
zum Deck abgesenkt. Versenkt<br />
und versteckt ist auch die Sprayhood,<br />
die im teakgedeckten Rahmen<br />
rund um den Niedergang<br />
ruht. Schön, dass auch das Kajütdach<br />
mit dem Edelholz belegt ist.<br />
Nach einem erhebenden Segelnachmittag<br />
geht das durchgelattete<br />
Groß von Millenium Sails dank<br />
den Layz Jacks problemlos in seine<br />
Ruheposition auf den Baum von<br />
Spars. Wir motoren zurück zur<br />
Marina von Porto Rotondo, die<br />
Maschine (ein Volvo Penta D3 mit<br />
110 PS) ist gut isoliert und an Deck<br />
fast nicht hörbar. Beim Rückwärtsanlegen<br />
sind die Doppelruder wenig<br />
effizient. Da hilft am ehesten<br />
von weit her Anlauf nehmen oder<br />
der Einsatz eines Bugstrahlruders.<br />
VIP-Kabine im Achterschiff.<br />
Eine Woche Costa Smeralda<br />
Bewährt und jedes Jahr noch einen<br />
Tick besser: Das Come together<br />
der Solaristi weckt Porto Rotondo<br />
endgültig aus dem Winterschlaf.<br />
Dieses Jahr fanden mehr als 30<br />
Eigner yachten den Weg an die<br />
Costa Smeralda. Unsere getestete<br />
Solaris 55 war schnurstracks aus<br />
der Werft rund um den italienischen<br />
Stiefel angesegelt. Für interessierte<br />
zu künftige Eigner ist der<br />
einwöchige Anlass die Gelegenheit,<br />
verschiede ne Größen auf Herz und<br />
Nieren zu testen. Was am Messestand<br />
noch recht ähnlich aussah,<br />
zeigt hier ein eigenes, individuelles<br />
Gesicht.<br />
Auch der Unterschied der auf<br />
den ersten Blick ähnlichen Solaris<br />
58 und 55 scheint auf dem Papier<br />
wenig bedeutsam, aber vor Ort<br />
zeigte sich, dass die neue 55 ein<br />
ganz eigenes Profil hat und nicht<br />
einfach eine Line Extension nach<br />
unten darstellt. Im Gegenteil, so<br />
aus ge prägt und profiliert wie die<br />
Neue daherkam, hat sie sich gleich<br />
Eine von drei Nasszellen.<br />
Elegant auf der Chine.<br />
einen festen und eigenständigen<br />
Platz in der Modellreihe erobert.<br />
Diese großen und kleinen Gemeinsamkeiten<br />
und Unterschiede<br />
wurden ausführlich diskutiert.<br />
Fachsimpeln und Erfahrungsautausch<br />
machen einen weiteren<br />
Aspekt des alljährlichen Solaris-<br />
Meetings aus. Vor- und Nachteile<br />
von Doppel- zu Single-Ruder, Bugstrahlruder,<br />
Langstreckensegeln,<br />
Segelhersteller – hier kamen handfeste<br />
Themen auf den Tisch, die<br />
graue Theorie blieb bei den abendlichen<br />
Apéros und Grillpartys auf<br />
der Strecke.<br />
Als Höhepunkt der Smeralda-<br />
Woche wurde der Solaris Cup ausgesegelt.<br />
Unter der Regattaleitung<br />
des Yacht Clubs Porto Rotondo<br />
zeigten die Solaris, dass nicht nur<br />
Klasse, sondern auch Rasse in ihnen<br />
steckt. Sail hard, party hard –<br />
das Motto galt auch für die Sola -<br />
risti. Tagsüber war auf der Regattabahn<br />
hartes, aber faires Kräftemessen<br />
angesagt, abends dann wurde<br />
wieder gemeinsam auf der edlen<br />
Clubterrasse gefeiert und die Sieger<br />
prämiert.<br />
Ich wette, dass nächstes Jahr<br />
noch mehr Solaristi Kurs auf Porto<br />
Rotondo nehmen werden. <br />
Solaris 55<br />
Länge ü. a.<br />
16,70 m<br />
Breite<br />
4,85 m<br />
Tiefgang<br />
3,0–2,7 (opt.) m<br />
Verdrängung<br />
17.600 kg<br />
Ballast<br />
6.500 kg<br />
Segelfläche 176 m 2<br />
Genua 78 m 2<br />
Groß 98 m 2<br />
Motor<br />
Volvo Penta 75–110 PS<br />
Wassertank<br />
520 l<br />
Diesel<br />
380 l<br />
CE Zertifizierung<br />
A-Ocean<br />
Designer<br />
Javier Soto Acebal<br />
Interior Designer<br />
Solaris Design Team<br />
Struktur<br />
Solaris Design Team<br />
Preis exkl. USt. ab € 690.000,–<br />
Vertretung in Österreich: Mayer Yachten GmbH<br />
1020 Wien, Tel. +43 +3152 2373<br />
è www.mayer-yachten.com<br />
4/<strong>2018</strong> 55
Für die Gläser gibt es Halterungen und<br />
wer an Bord eines solchen schicken<br />
Bootes an Schachspielen denkt, dem kann<br />
ohnehin nicht mehr geholfen werden.<br />
Comitti Venezia 28 Classic<br />
Klar zum Fla<br />
56 4/<strong>2018</strong>
Italienisches Design, eine große Sonnenliege. Was geht da Mann und Frau durch den Kopf?<br />
Klar, raus aufs Wasser und flachlegen. Sich selbst oder den anderen. Sonne tanken,<br />
Ruhe genießen und vielleicht auch mehr. Später dann, in der Kabine.<br />
Text Max Wagner | Fotos MAx WAgNER, AREk REJS<br />
Damit wäre im Grunde alles<br />
gesagt. Denn was braucht es<br />
mehr. Eine stattliche Liegefläche,<br />
eine kuschelige Kabine, eingebettet<br />
in grandi emozioni vom<br />
italienischen Reißbrett, versehen<br />
mit einem Hauch Retro. Das hat<br />
Stil. Da braucht es kein Red Bull,<br />
um die Sinne zu beflügeln.<br />
Vorspiel<br />
Es macht Klick, der Gang ist ein -<br />
gelegt und die Comitti Venezia 28<br />
Classic schiebt sich langsam aus<br />
dem Hafenbecken. Und es macht<br />
noch einmal Klick, diesmal in<br />
meinem Kopf, denn aus den Lautsprechern<br />
tönt Rainhard Fendrichs<br />
„Strada del Sole“. Sie wissen schon,<br />
das Lied mit der Textzeile „Er wollte<br />
Amore mit Bella Ragazza, auf<br />
sentimentale und auf da Madrazza.“.<br />
Meine Gedanken gleiten aus dem<br />
Technik-Modus, rasten ein auf einer<br />
emotionalen Autobahn, die<br />
meine Sinne beflügelt. Alle. Mit<br />
Recht. Bootfahren ist schließlich<br />
Gefühlssache und Herzklopfen.<br />
Wenn ich dann dieses Pochen bis<br />
in die Ohrläppchen spüre, zudem<br />
den verklärten Blick in den Augen<br />
der „Steg-Compagni“ sehe, die mir<br />
beim Verlassen des Hafens neidisch<br />
nachwinken, dann bin ich<br />
mir sicher: Ich stehe am Steuerrad<br />
eines reinrassigen „bel motoscafo“.<br />
Noch bevor ich durch die Ausfahrt<br />
des Romanshorner Yachthafens<br />
steuere, bin ich mit meinen<br />
Gedanken bereits in der nächsten<br />
Bucht, genieße in Gedanken mit<br />
meiner bella ragazza den wundervollen<br />
Sommertag und lasse<br />
meinem Kopfkino freien Lauf.<br />
Die Realität sieht natürlich<br />
an ders aus. Für mich, für diese<br />
Probefahrt, um diesen Bericht zu<br />
verfassen. Nix bella ragazza, sondern<br />
Kollege an Bord, nix dolce<br />
far niente, sondern Testprogramm<br />
abspulen, nix Sonne auf dem<br />
Bauch, sondern Schweißperlen auf<br />
der Stirn.<br />
Aus dem Vergnügen in der stillen<br />
Bucht wird natürlich auch<br />
nichts. Aber Sie, lieber Leser, vielleicht<br />
schon bald stolzer Be sitzer<br />
einer Comitti 28 Venezia, haben<br />
die Möglichkeit all das zu erleben,<br />
was mir verwehrt bleibt. Bei jeder<br />
Ausfahrt aufs Neue. Beneidenswert,<br />
finden Sie nicht auch?<br />
chlegen<br />
4/<strong>2018</strong> 57
Comitti Venezia 28 Classic<br />
Hochveredelter Steuerstand<br />
Heck-Sonnenliege zum (Ver)lieben.<br />
Elektrische Ankerwinde.<br />
Doppelkoje in V-Form.<br />
Comitti Venezia 28 Classic:<br />
8,7 Meter, 8-Zylinder-Motor.<br />
Genug Power zum<br />
Klarmachen<br />
Das Boot im eleganten Retro-Look<br />
auf ein schwimmendes Liebesnest<br />
zu reduzieren, wäre ganz klar am<br />
Thema vorbeinavigiert. Die 28er<br />
mit einer Gesamtlänge von 8,7 Metern<br />
und einem 350 PS starken<br />
Achtzylinder von Volvo im Heck<br />
macht auch auf dem Weg zur<br />
Bucht eine gute Figur.<br />
Wer hinter der Steuerzentrale<br />
sitzen und den Gasregler bewegen<br />
darf, hat richtig Spaß bei der Arbeit.<br />
Eine satte Beschleunigung,<br />
kraftvoll genug für den Adrena linkick,<br />
moderat genug, dass es die<br />
Nixe nicht von der Sonnenliege<br />
schrubbt, sowie ein freudvoll agiles<br />
Lastwechselspiel gefallen.<br />
Ein wenig Vorsicht darf man bei<br />
schärferen Kurven unter hohen<br />
Geschwindigkeiten walten lassen.<br />
Der Rumpf neigt unter diesen Bedingungen<br />
zum Einhaken, was der<br />
Hübschen auf der Sonnenliege zu<br />
einem überhasteten Abgang Richtung<br />
Nass verhelfen könnte. Also<br />
besser die Mann- und Frauschaft<br />
beim Bügeln über das Wasser im<br />
Cockpit verstauen. Dort bietet eine<br />
L-Sitzgruppe ausreichend Platz für<br />
einen kleinen Harem und dank<br />
ho hem Freibord perfekten Schutz<br />
für alle. Auch dann, wenn einem<br />
mal der Gaul am Gasknüppel<br />
durchgeht.<br />
Ein Heck zum Heissmachen<br />
Lassen Sie mich das Pferd einmal<br />
ausnahmsweise von hinten aufzäumen<br />
und bei der Heck-Sonnenliege<br />
beginnen. Diese stellt nicht nur ein<br />
markantes Einrichtungsdetail dar,<br />
sondern nimmt auch bei der Kauf-<br />
58 4/<strong>2018</strong>
Beim Bügeln übers Wasser bleibt<br />
die Crew besser im Cockpit.<br />
„Wer an Bord eines solchen<br />
schicken Bootes an<br />
Schachspielen denkt,<br />
dem kann ohnehin nicht<br />
mehr geholfen werden.“<br />
entscheidung eine gewichtige Rolle<br />
ein. Zumindest bei den Flachlegern.<br />
Die wollen es wissen! Ist die<br />
Liegefläche ausreichend, um auch<br />
zwei Personen heiß zu machen und<br />
vor allem in welcher Stellung?<br />
Das italienische Modell punktet<br />
hier auf ganzer Länge und auch<br />
Brei te. Bei der Dimensionierung<br />
der Liegestatt wurde nicht gespart.<br />
Zwei Personen finden darauf ganz<br />
entspannt Platz. Ohne sich verrenken<br />
oder sich gegenseitig den Platz<br />
streitig machen zu müssen. Kein<br />
drohender Schatten. Weder in der<br />
Beziehung durch Revierkämpfe<br />
noch durch Hochkantlieger auf der<br />
Haut des anderen. Denn es darf<br />
nicht mit Toleranz gerechnet werden,<br />
wenn unserem sensibelsten<br />
Organ der wärmende Kuss des<br />
Sonnenstrahls verwehrt wird.<br />
Bleiben wir gedanklich bei der<br />
Sonne. Hat diese dann die Haut<br />
so richtig heiß gemacht, ist es nur<br />
noch ein kleiner Schritt, bis die<br />
Sinne explodieren und der Körper<br />
in das erfrischende Nass des Sees<br />
eintaucht. Im Anschluss an die Liegefläche<br />
– sogar mit praktischem<br />
Durchstieg versehen – wartet ein<br />
abgestufter Badesteg auf Nixe und<br />
Neptun. Breit und tief in der Ausführung,<br />
rutschsicher mit Teak belegt<br />
und mit einer abklappbaren<br />
Badeleiter ausgestattet.<br />
Ein Cockpit zum Anmachen<br />
Ein Tritt, der den Einstieg vom<br />
Steg ins Cockpit erleichtert und<br />
gleichzeitig den feinen Kunstlederbezug<br />
vor unangemessenen Schuhsohlen<br />
oder High Heel-Spitzen<br />
verschont, kann nach Gebrauch<br />
wieder integrierend in die Rückenlehne<br />
der L-Sitzgruppe hochgeklappt<br />
werden. Eine ebensolche<br />
Auf- respektive Abstiegshilfe gibt<br />
es übrigens auch zur Sonnenliege.<br />
Ist die auserwählte (Mannschaft)<br />
erst einmal an Bord, dient das<br />
Cockpit als feine Kommunikations<br />
landschaft und macht an, viele<br />
Stunden gemütlich miteinander zu<br />
verbringen. Der Kapitän kann sich<br />
auf seinem Drehstuhl weg von der<br />
Kommandozentrale hin zu seinen<br />
Gästen drehen und dabei einen<br />
kur zen Stopp am Kühlschrank einlegen,<br />
um mit entsprechenden<br />
Flüssigkeiten für Lockerheit und<br />
Genuss zu sorgen. Gegen Aufpreis<br />
stellt die Werft auch einen Cockpittisch<br />
zur Verfügung. Wem Beinund<br />
Bewegungsfreiheit wichtig<br />
sind, kann gerne darauf verzichten.<br />
Für die Gläser gibt es Halterungen<br />
und wer an Bord eines solchen<br />
schicken Bootes an Schachspielen<br />
denkt, dem kann ohnehin nicht<br />
mehr geholfen werden.<br />
Eine Kabine<br />
zum Weitermachen<br />
Manche Gäste gehen wieder, manche<br />
bleiben. Und gerade weil man<br />
es sich als Bootseigner ja aussuchen<br />
kann, wer geht und wer bleibt<br />
und generell darüber entscheidet,<br />
wer den Tagesausflug bis zum letzten<br />
Tropfen auskosten darf, verfügt<br />
die Bugkabine über durchaus praktischen<br />
Wert und sollte nicht als<br />
„Planen- und Rettungswesten -<br />
lager“ missbraucht werden. Dafür<br />
steht reichlich anderer Stauraum<br />
zur Verfügung.<br />
Die Entscheidungsfreiheit ist natürlich<br />
etwas eingeschränkt, wenn<br />
im Lebensplan auch eine Bordfrau<br />
eingetragen ist. Doch dies sollte<br />
dem Tagesausklang mit Happy End<br />
keinen Abbruch tun. Denn sind<br />
4/<strong>2018</strong> 59
Comitti Venezia 28 Classic<br />
„Das Boot im eleganten Retro-<br />
Look auf ein schwimmendes<br />
Liebesnest zu reduzieren, wäre<br />
klar am Thema vorbeinavigiert.“<br />
Nixe und Neptun bereit dazu, bietet<br />
die Bugkabine eine durchaus<br />
brauchbare Doppelkoje in V-Form<br />
an. Genug Platz, um dem dolce<br />
vita mit einem feinen Schuss<br />
Zuck er guss Vollendung zu<br />
ver leihen.<br />
Nachspiel<br />
Wenn Emotionen im Spiel sind –<br />
diese setze ich bei einem italienischen<br />
Konstrukteur voraus –, dann<br />
dürfen auch schon einmal Kleinigkeiten<br />
in die Hose gehen. Sinnbildlich<br />
bitte, versteht sich. Aber keine,<br />
die Genuss, Qualität und Leben an<br />
Bord beeinträchtigen oder zu -<br />
mindest mit einfachen Mitteln<br />
zu kor ri gieren sind.<br />
Wie zum Beispiel der fehlende<br />
zweite Haltegriff, um mit guter<br />
Figur über die Badeleiter aus dem<br />
Wasser steigen zu können. Oder<br />
die Arretierung der Nieder gangstür<br />
im geöffneten Zustand. Diese<br />
fehlt gänzlich. Eher subopti mal ist<br />
der zu flache Steigungswin kel der<br />
In s tru mentenkonsole, die nur von<br />
großen Personen im Sitzen oder<br />
sonst nur im Stehen blendfrei und<br />
gut eingesehen werden kann.<br />
In Summe hinterlässt die Comitti<br />
28 Venezia einen sehr hochwertigen<br />
Eindruck. Praktische Einrichtungen<br />
wechseln sich mit Stilelementen<br />
ab. Alles sauber und<br />
pfleglich verarbeitet. Je nach Geldbeutel<br />
und Geschmack entscheidet<br />
sich der Kunde für eines von drei<br />
Packages. Sport, Classic oder Elegance,<br />
die sich in erster Linie optisch<br />
im Deck-Finish auswirken.<br />
Vom „nackten“ GFK-Outfit bis hin<br />
zum hochglanzlackierten Mahagoni<br />
deck mit hellen Ahornstreifen.<br />
Zudem bietet die reguläre Op tionenliste<br />
einige Schman kerl, die dem<br />
Bemühen um die Gunst der Nixe<br />
dienlich sein können. Natür lich<br />
auch um die des Neptun. Bei spiels -<br />
weise indirektes Licht im Cock pit,<br />
Unterwasserbeleuchtung, Musikanlage<br />
und der so ver pönte und im<br />
Grunde doch so be liebte Spiegel in<br />
der Kuschelecke unter Deck. Prak -<br />
tisches wird in der Op tio nenliste<br />
klarerweise auch ange boten. Aber<br />
wen interessiert sol ches schon, wo<br />
doch grad Don na Summer mit<br />
„Love to love you baby“ aus dem<br />
Radio stöhnt und es bei mir wieder<br />
„Klick“ macht, sich der Technik-<br />
Modus mit einem Head-Crash<br />
nun endgültig für diesen Tag verabschiedet.<br />
Nur das Notprogramm<br />
läuft noch. Ein kleiner Film. Im<br />
Kopf, dort wo alles seinen Anfang<br />
nimmt. Aber was nützen mir die<br />
Bilder ohne Comitti 28 Venezia.<br />
Schade, nicht?<br />
<br />
Comitti Venezia 28 Classic<br />
Länge ü. a.<br />
8,7 m<br />
Breite<br />
2,49 m<br />
Gewicht<br />
ab 2.450 kg<br />
Treibstoff-/Frischwassertank<br />
280/50 l<br />
Frischwassertank<br />
50 l<br />
Motor<br />
Volvo Penta oder Mercruiser<br />
Leistung<br />
320–520 PS<br />
Personen 8<br />
Basispreis exkl. USt. € 149.300,–<br />
Ausstattung Testboot: Kühlschrank el., WC elektrisch,<br />
Bordcomputer, Echolot mit Tochter, GPS, Kartenplotter,<br />
Bimini-Top, Landanschluss 220 Volt, Batterie, Batterie lade<br />
gerät, Batterie-Hauptschalter, Bug-Ankerwinde el.,<br />
Anker mit Kette, Lenzpumpe, Badeplattform, Badeleiter,<br />
Trimmklappen el./hydr., Druckwasseranlage, Heckdusche,<br />
Bilgepumpe elektrisch, Feuerlöscher, Cockpittisch,<br />
weitere Extras. Preis Testboot: € 165.000,– inkl. USt.<br />
Werft: Comitti S.p.A, Como, Tel. +39/031/283510<br />
è www.comittigroup.com<br />
Vertretung Österreich: JetMarine Schiffswerft GmbH,<br />
9162 Strau, Tel. +43(0)463/218001<br />
è www.jetmarine.at<br />
60 4/<strong>2018</strong>
Foto: Shutterstock<br />
Vielbesungen und nur einen Ankerwurf von<br />
der neue Charterbasis entfernt: Capri!<br />
Panorama<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Nahes Neapel<br />
Neue Charterbasis. Argos<br />
Yachtcharter hat in Süditalien<br />
mit der Marina Sud Cantieri in<br />
Pozzuoli eine neue Charterbasis im<br />
Programm. Pozzuoli liegt ca. 15 Kilometer<br />
westlich von Neapel und ist<br />
somit schnell vom Flughafen erreichbar.<br />
Von der neuen Charterbasis lassen<br />
sich die Inseln Ischia, Capri und<br />
Procida im Golf von Neapel sowie<br />
die westlich gelegenen Pontinischen<br />
Inseln während eines Wochentörns<br />
ansteuern. Gesegelt wird mit brandneuen<br />
Booten der Marken Beneteau,<br />
Dufour und Jeanneau. Je nach Modell<br />
und Yachtgröße (36 bis 48 Fuß,<br />
ab € 1.585,– pro Woche) sind diese<br />
mit drei, vier oder fünf Kabinen ausgestattet.<br />
è www.argos-yachtcharter.de<br />
Außenborderlich<br />
Daycruiser. Die junge, von der<br />
Sea Engineering Group (Werft) und<br />
dem Studio Tecnico Rivellini (Design)<br />
gegründete Motorboot-Marke<br />
Evo Yachts bringt mit der Evo CC<br />
(steht für Center Console) ihr erstes<br />
Modell mit Außenbordern auf den<br />
Markt. Das Heck der 13-Meter-<br />
Motor yacht kann mit drei oder vier<br />
Mercury Verado bestückt werden,<br />
die 350 bis 400 PS an die Schrauben<br />
schicken. Der Daycruiser hat Schlafplätze<br />
für vier Personen und gefällt<br />
wie alle Evos mit klaren Linien,<br />
edlen Materialien und netten<br />
Design-Spielereien, die für mehr<br />
Platz an Bord sorgen.<br />
è www.evoyachts.com<br />
Schnittiges aus Neapel: die neue Evo CC,<br />
hier im Bild mit vier Außenbordern.<br />
Italiens Lebensader<br />
Buchtipp. Einige kennen ihn<br />
vielleicht aus den Don-Camillound-Peppone-Büchern,<br />
andere<br />
von den langen Brücken auf dem<br />
Weg in den Süden, aber im Prinzip<br />
ist der Po einer der letzten blinden<br />
Flecken auf der Landkarte. Paolo<br />
Rumiz, einer der bekanntesten italienischen<br />
Reiseschriftsteller, hat<br />
Italiens König der Flüsse zu Wasser<br />
erkundet: mit Kanu, Barke und<br />
Segelboot, von den Gebirgen des<br />
Piemont bis zur Mündung in die<br />
Adria. Er erzählt vom Fluss wie<br />
von einem lebendigen Wesen, das<br />
zugleich gefährlich und gefährdet<br />
ist. Vor allem erzählt er aber von<br />
einem allzu sorglosen Umgang der<br />
Menschen mit dem Fluss, der lange<br />
als Lebensader diente und heute<br />
auf weiten Strecken einen melancholischen<br />
Anblick bietet.<br />
Paolo Rumiz: Die Seele des Flusses.<br />
Auf dem Po durch ein unbekanntes<br />
Italien. Folio Verlag, 319 Seiten,<br />
€ 24,–.<br />
è www.folioverlag.com<br />
Bobby Schenk präsentiert sein 14. und finales<br />
Blauwasser<br />
seminar<br />
mit sechs Weltumseglern, Olympiasieger<br />
und hochkarätigen Referenten<br />
Programm und Anmeldung: www.bobbyschenk.de/blauwasserseminar<br />
INTERBOOT FRIEDRICHSHAFEN | 22.–23. SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />
„Das unvertäute<br />
Boot muß mit<br />
dem Strome<br />
treiben.“<br />
Murasaki Shikibu,<br />
japanische Dichterin<br />
(um 973–1023).<br />
4/<strong>2018</strong> 61
Zar 85 SL<br />
Gutes Schlauchgefühl<br />
Auf der Boot Tulln hat die<br />
neue Zar 85 SL am Stand von<br />
ProYachting eine tolle Figur<br />
gemacht und zahlreiche<br />
interessierte Besucher angelockt.<br />
hatte die Gelegenheit,<br />
das Topmodell aus dem<br />
italienischen Familienbetrieb<br />
Formenti auf der Donau<br />
exklusiv zu testen.<br />
Text und Fotos<br />
Bernd Hofstätter<br />
Die 1979 südlich von Mailand<br />
gegründete Werft Formenti<br />
hat sich mit ihren Zar-Booten<br />
einen sehr guten Namen auf<br />
dem RIB-Markt gemacht. Zum einen<br />
stimmt die Qualität, zum anderen<br />
wird großer Wert auf sportliches<br />
Bootsdesign gelegt, wodurch<br />
eine Zar auch gleich auf den ersten<br />
Blick als solche erkennbar ist.<br />
Sportlich ist auch die Motorisierung<br />
unseres Testbootes, das uns<br />
Matthias Buchwald, Anbieter von<br />
Touren und Charterfahrten in<br />
Orth an der Donau, zur Verfügung<br />
gestellt hat. Auf seinen Wunsch hin<br />
wurde die Zar 85 SL mit zwei 250<br />
PS starken Evinrude E 250 HO<br />
ausgestattet. Er habe sich für den<br />
Evinrude entschieden, weil der<br />
Zweitakter mit dem 3,4 Liter-<br />
Motor mehr Drehmoment auf die<br />
Propeller bringt, so Buchwald.<br />
Die Wahl erweist sich auf der bei<br />
Orth schnell fließenden Donau als<br />
eine sehr gute. Trotz der 1,6 Tonnen<br />
Leergewicht und 400 Liter<br />
Tankinhalt wird die immense Kraft<br />
der 500 PS in massive Vorwärtsbewegung<br />
umgesetzt – sogar stromaufwärts.<br />
Die Höchstgeschwindigkeit<br />
gegen die Strömung betrug beim<br />
Test 92 km/h, flussabwärts ging es<br />
mit über 100 km/h zur Sache. Der<br />
Verbrauch bei solider Gleitfahrt<br />
von gut 60 km/h betrug flussabwärts<br />
bei 2.900 U/min ca. 23 Liter/<br />
Stunde, stromaufwärts bei 3.900 U/<br />
min 33 Liter/Stunde für beide<br />
Motoren.<br />
Selbst bei rasanter Kurvenfahrt<br />
beeindruckt die Zar durch Stabilität<br />
und tolles Handling – dies ist auch<br />
der besonderen Rumpfkonstruktion<br />
geschuldet, wo die Schläuche vorne<br />
in einen GFK-Körper münden. Diese<br />
bringen für die Fahreigenschaften<br />
ihre Wirkung im Heckbereich, im<br />
Bug hat der GFK-Teil enorme Vor-<br />
62 4/<strong>2018</strong>
Evinrude Power satt: 2 x 250 PS<br />
sind ideal auf der Donau.<br />
Gut bestückt:<br />
der Steuerstand.<br />
Die Bordküche für<br />
unterwegs.<br />
Top-Grip auch bei engen Kurven.<br />
teile parat: Stabile Klampen, massiver<br />
Ankerkasten mit integrierter<br />
Ankerwinde und das höhere Gewicht<br />
im Bug bewirken eine ideale<br />
Balance des Bootes.<br />
Für schnelle Familien<br />
Das Platzangebot des 8,5 Meter langen<br />
Bootes ist immens. Sowohl im<br />
Bug als auch im Heck sind zwei<br />
Sitzbänke in U-Form angeordnet,<br />
die Platz für bis zu zwölf Personen<br />
bieten. Mit den beiden optionalen<br />
Tischen steht einem Familienausflug<br />
nichts im Weg, zumal auch eine<br />
Bordküche mit Gasherd und ein<br />
64 Liter-Kühlschrank untergebracht<br />
sind.<br />
Der breite Gangbord backbords<br />
erlaubt auch bei rasanter Fahrt den<br />
sicheren Weg nach vorne. Auf der<br />
Steuerbordseite findet sich der Abgang<br />
in eine Kabine mit Raum für<br />
zwei Erwachsene und auf Wunsch<br />
für eine elektrische Toilette. Am<br />
Steuerstand informiert ein großes<br />
Combi-Touch-Display von Lowrance<br />
über alle wichtigen Daten<br />
an Bord. Als Schattenspender dient<br />
das stabile und versenkbare Bimini.<br />
Lediglich die Windschutzscheibe<br />
verdient bei voller Fahrt den Namen<br />
nicht wirklich, sie könnte für<br />
die möglichen Geschwindigkeiten<br />
etwas größer ausfallen.<br />
Fazit<br />
Die Zar 85 SL ist ein Sportboot mit<br />
extrem guten Rauwassereigenschaften,<br />
einer Top-Verarbeitung und einem<br />
großzügigen Platzangebot.<br />
Dies und die gepfefferte Power versprechen<br />
viel Fahrspaß, egal ob in<br />
der Adria oder auf der Donau. Dort<br />
wird man die Zar aber trotz der<br />
perfekten Fahrleistungen eher selten<br />
antreffen, werden doch laut Klaus<br />
Freiberger von Importeur Pro-<br />
Yachting 90 Prozent per Trailer ans<br />
Meer transportiert.<br />
<br />
Zar 85 SL<br />
Länge ü. a.<br />
8,5 m<br />
Breite ü.a.<br />
3,2 m<br />
Leergewicht<br />
1,6 t<br />
Schlauchdurchmesser<br />
60 cm<br />
Schlauchmaterial<br />
CSM<br />
Rumpfmaterial<br />
GFK<br />
Passagiere max. 12<br />
CE Design Kategorie<br />
B<br />
Preis ab € 95.400,–<br />
Preis Testboot € 165.000,–<br />
Kontakt: Proyachting, Ing. Klaus Freiberger<br />
2700 Wiener Neustadt, Tel. +43(0)2622/81504<br />
è www.proyachting.at<br />
Das Testboot kann auch als Taxiboot gemietet werden.<br />
Liegeplatz ist die Bootsanlegestelle bei Orth an der<br />
Donau, Rundfahrten und Tagesausflüge (nur mit<br />
Skipper) sind bis nach Linz oder Budapest möglich.<br />
Kontakt: Matthias Buchwald, Tel. +43(0)680/5030092<br />
è www.danuberivertours.at<br />
4/<strong>2018</strong> 63
Sail Austria<br />
News Juli/August <strong>2018</strong><br />
Foto: Shutterstock<br />
Sail Austria –<br />
wir denken Yachtsport neu<br />
Gemeinsam statt einsam, individuell statt institutionell, motivierend statt<br />
frustrierend. Diesen Prinzipien hat sich Sail Austria verschrieben – zur<br />
Förderung des Segelsports in Österreich.<br />
Text Klemens Bayr, Richard Gansterer<br />
Sail Austria begleitet Segelschulen<br />
und versteht sich<br />
als Dienstleister. Prüfungen<br />
sind bei uns nicht einfach nur in<br />
Stein ge meißelt. Wir sehen unsere<br />
Aufgabe vor allem darin, Segelschulen<br />
und ihren Schü ler n ein<br />
umfassendes Gesamtpaket zu bieten<br />
und die individuelle Ent wicklung<br />
zu fördern. Die persön li che<br />
Beratung und Begleitung unserer<br />
Partner stehen dabei absolut im<br />
Vordergrund. Neben der gemeinsamen<br />
Konzeption und Anpassung<br />
der Prüfungen leisten wir ebenso<br />
pro fessionelle Hilfe beim organisato<br />
rischen Ablauf und bei der Vorbereitung.<br />
Das Selbstverständnis<br />
von Sail Austria spiegelt sich auch<br />
in der offenen Zugangsweise des<br />
Verbandes wieder. Er sucht die Balance<br />
zwischen gesetzlichen Vorgaben<br />
und einem realitätsnah en Programm.<br />
Die Prüfer sind faire und<br />
sehr erfahrene Segler, die sich laufend<br />
weiterbilden. Sie verstehen<br />
sich nicht als himmlische Instanz,<br />
die jemanden „hinausprüfen“ will,<br />
sondern begleiten die Prüflinge auf<br />
ihrem Weg zu verantwortungs vollen<br />
Skippern. Hinter Sail Austria<br />
steht übrigens ein jun ges, dy nami-<br />
sches und hochmoti vier tes Team,<br />
das den Segel sport intensiv lebt<br />
und stets auf der Su che nach<br />
Gleich gesinnten ist, die als Prüfer<br />
ihre Leidenschaft und Erfahrung<br />
weitergeben möchten. In einem<br />
Prüfungsverband von Seglern für<br />
Segler. Im Verband Sail Austria.<br />
Mitgliedschaft bei Sail Austria<br />
Segelschulen<br />
Privatpersonen<br />
€ 149,–/Jahr<br />
€ 49,–/Jahr<br />
Exklusiv für Mitglieder<br />
– Jährliches <strong>ocean7</strong>-Abo, kostenlos nach Hause geliefert<br />
– 5 % Rabatt auf alle Kurse unserer Partnerschulen bzw.<br />
auf alle Yachtcharter-Anfragen über b3 on water<br />
64 4/<strong>2018</strong>
Sail Austria<br />
Alex will Meer<br />
Österreichs größte Seefahrtsschule ist Alex Bayr, Skipper und zudem stv. Obmann<br />
von Sail Austria, nicht genug. Er will mit seiner 12-Meter-Stahlyacht<br />
Wanbli als erster Fahrtensegler einhand und nonstop um die Welt. Die Vor -<br />
be reitungen laufen auf Hochtouren.<br />
Verein zur Förderung des Segelsportes<br />
Lagerstraße 1–5, 2103 Langenzersdorf<br />
+43(0)664/88254204, office@sailaustria.at<br />
www.sailaustria.at<br />
Obmann<br />
Klemens Bayr<br />
Dass es keinen Hochsommer<br />
bedarf, um richtig ins<br />
Schwitzen zu kommen, beweisen<br />
die frisch eingelangten Bilder<br />
aus der Marina Aquileia bei<br />
Grado. Hier liegt die Wanbli, ein<br />
Langkieler und Doppelknick spanter,<br />
im Trockendock.<br />
Auf ihr, in ihr und um sie herum<br />
herrscht seit April ein Gewusel von<br />
flinken Händen, die damit beschäftigt<br />
sind, aus ihr eine hoch see- und<br />
einhandtaugliche Lady zu machen.<br />
Wenn diese Hände sprechen könnten,<br />
würden sie sagen: „Wir haben<br />
repariert, geschliffen, sandgestrahlt,<br />
entros tet, Epoxy aufgetragen,<br />
gereinigt, desinfiziert …“<br />
Natürlich kann man auf der<br />
Wanbli, die vor dem Ankauf zwei<br />
Jahre unbeaufsichtigt im Wasser<br />
lag, nicht alles wieder in stand -<br />
setzen, vieles muss erneuert werden.<br />
„Lichtmaschine, Wärmetauscher,<br />
Ankerwinsch und alle<br />
Deckslucken sind neu, wir haben<br />
auch schon sämtliche Verschleißteile<br />
getauscht“, berichtet Alex Bayr<br />
live vom Ort des Geschehens.<br />
Die Wanbli erstrahlt schon bald in neuem Glanz.<br />
Am 1. September 2019 will er auf<br />
große Fahrt – bis dahin gibt‘s noch<br />
eine Menge zu tun. Ein bisschen<br />
Lux us hat er sich aber bereits gegönnt:<br />
einen eigenen Wassertank<br />
für die Dusche im Heck und ein<br />
viertes Reff im Groß.<br />
Alle Infos und Sponso r ing- Möglich<br />
keiten zur geplanten öster reichi<br />
schen Weltpremiere unter<br />
è www.wanbliroundtheworld.at<br />
Wer einhand und nonstop<br />
eine Weltumsegelung<br />
tut, braucht eine<br />
absolut zuverlässige<br />
Segelyacht. Skipper<br />
Alex Bayr und sein<br />
Team arbeiten daran.<br />
Stv. Obmann<br />
Alexander Bayr<br />
Prüfungsreferent<br />
Bernhard Fischer<br />
Bereichsleiterin<br />
Seefahrt<br />
Mana Samadzadeh<br />
Medienreferent<br />
Richard Gansterer<br />
Partnerschulen<br />
B3 on Water<br />
è www.b3-onwater.at<br />
MCO Sailing Academy<br />
è www.mco-sailingacademy.com<br />
Free Skippers<br />
è www.freeskippers.at<br />
FotoS: Alexander Bayr<br />
4/<strong>2018</strong> 65
Yacht Club Austria<br />
News Juli/August <strong>2018</strong><br />
Wintersegeln<br />
oder<br />
Schneemann<br />
bauen?<br />
Wintersegeln – es gibt nicht viele Segler, die das machen …<br />
Krönender Abschluss des vierten Lehrgangs der YCA-<br />
Trainerausbildung.<br />
Text und Fotos Rotina Mihai<br />
Warum nur?“, frage ich<br />
mich und ziehe meine<br />
Haube etwas tiefer in die<br />
Stirn. Weil es Spaß macht, weil Segeln<br />
Leidenschaft ist! Meinen anderen<br />
Kollegen an Bord geht es<br />
ähnlich während des letzten Teils<br />
des Trainer-Lehrgangs, der uns in<br />
den letzten eineinhalb Jahren beschäftigt<br />
hat.<br />
Als krönender Abschluss absolvieren<br />
wir angehenden YCA-Segeltrainer<br />
nun eine Woche Praxisausbildung<br />
in der Gezeiten-Segelspielwiese<br />
Solent im Ärmelkanal bei<br />
winterlichen Bedingungen Mitte<br />
März. Was für eine Herausforderung<br />
– was für ein Spaß!<br />
Wir umrunden mit der Lily of<br />
Hamble, einer Bavaria 50, die Isle<br />
of Wight. Wir perfektionieren<br />
MOB-Manöver und Bootshandling<br />
anhand von diversen Segelmanövern<br />
wie z. B. Halsen und Wenden.<br />
Wir ankern im River Beaulieu. Wir<br />
verbessern An-/Ablegemanöver<br />
unter Strömung in Cowes und im<br />
River Hamble. Wir lernen erstmalig<br />
Boxing und Ferry gliding mit<br />
Fender kissing kennen. Wir üben<br />
die klassische Nachtansteuerung<br />
auf Sicht ohne GPS nach Portsmouth.<br />
Wir versuchen uns in der<br />
Blind Navigation bei Tag und in<br />
der Blind Navigation-Nachtansteuerung<br />
mit Radar nach Southamp-<br />
ton. Wir berechnen Tiden, bis uns<br />
die Köpfe rauchen.<br />
Fritz Pölzl ist unser Trainer –<br />
und er macht einen perfekten Job.<br />
Hut ab vor so viel geballter Seemannschaft!<br />
Von den zwölf TeilnehmerInnen<br />
(immerhin waren zwei Frauen<br />
dabei!) haben nun sechs Teilnehmer<br />
das Zertifikat „Offshore Sailing<br />
Instructor – OSI“ erhalten und drei<br />
Teilnehmer wurden als „Shorebased<br />
Sailing Instructor – SSI“<br />
zertifiziert! Dazu gratulieren wir<br />
sehr herzlich und freuen uns, dass<br />
wir so kompetente Trainer in unseren<br />
Kader aufnehmen können –<br />
Chapeau!<br />
Das Maskottchen<br />
für den winterlichen<br />
Trainer-Lehrgang? Ein<br />
Schneemann natürlich!<br />
Foto: Shutterstock<br />
Erste-Hilfe-Trockenübung.<br />
Die Isle of Wight: satte 60 Seemeilen, die es zu umrunden galt.<br />
Trainer-Prüfung bestanden!<br />
66 4/<strong>2018</strong>
Yacht Club Austria<br />
YCA Next Generation<br />
SailDay <strong>2018</strong><br />
Text YCA Crew Jugend | Foto Philipp Eckerstorfer<br />
Die YCA Next Generation lädt<br />
heuer zu einem Jugend SailDay<br />
auf dem Attersee ein. Unter der<br />
Aufsicht unserer YCA Next Generation-Guides<br />
wird euch die sportliche<br />
Seite des Segelns gezeigt, gesegelt<br />
wird auf unseren drei<br />
Clubschiffen. Unabhängig von<br />
Können und Erfahrung sind alle<br />
zwischen 12 und 26 Jahren herzlich<br />
willkommen. Such’ dir einen der<br />
zwei Termine aus, genauere Infos<br />
bekommst du nach der Anmeldung.<br />
Für Rückfragen und Informationen<br />
stehen wir natürlich<br />
gerne zur Verfügung!<br />
Ready for a SailDay?<br />
Termine: 22. Juli oder 26. August <strong>2018</strong><br />
Ort: Marina Berndt, Aufham 45, 4864 Attersee<br />
Kostenlos für alle Jugendliche (12 bis 26 Jahre)<br />
Anmeldung:<br />
è philipp.eckerstorfer@yca.at<br />
Generalsekretariat<br />
Neue Adresse: Estermannstraße 6, 4020 Linz<br />
+43(0)732 781086, office@yca.at<br />
www.yca.at<br />
Crew Wien, NÖ, Burgenland<br />
Crew-Commander<br />
Christian Schifter<br />
+43(0)1 7109222<br />
cschifter@pantaenius.com<br />
Generalsekretär<br />
Harald Mahringer<br />
+43(0)699 11317599<br />
harald.mahringer@yca.at<br />
Crew Salzburg<br />
Crew-Commander<br />
Hubert Kraft<br />
+43(0)664 9645011<br />
hubert.kraft@yca.at<br />
Crew Oberösterreich<br />
Crew-Commander<br />
Thomas Hickersberger<br />
+43(0)676 3067224<br />
thomas.hickersberger@yca.at<br />
Sportliches Segeln unter<br />
Aufsicht der YCA Next<br />
Generation-Guides im Sommer<br />
auf dem Attersee.<br />
Crew Tirol und Vorarlberg<br />
Crew-Commander<br />
Johannes Lindig<br />
+43(0)660 5208136<br />
j.lindig@tsn.at<br />
Verhaltenskodex<br />
Die Trainer im Yacht Club Austria haben einen Verhaltenskodex entwickelt<br />
und sich im Rahmen des Kader-Treffens im April unisono dazu bekannt.<br />
Getragen vom Bewusstsein, dass<br />
sie die Aushängeschilder und<br />
Visitenkarten des YCA sind, verpflichten<br />
sich die YCA-Trainer in<br />
der Aus- und Weiterbildung, die<br />
Themen Führungskompetenz,<br />
Fachkenntnisse und soziale Fähigkeiten<br />
zu vermitteln. Die Trainer<br />
verpflichten sich auch, laufend<br />
nautische Fortbildungen zu besuchen<br />
und dementsprechend nachzuweisen.<br />
Mit diesem Verhaltenskodex<br />
setzt der Yacht Club Austria<br />
einen weiteren Meilenstein zur<br />
Qualitätssicherung in der nautischen<br />
Bildung!<br />
Crew Kärnten<br />
Crew-Commander Fritz Abl<br />
+43(0)664 2436871<br />
office@yca-crew-ktn.at<br />
www.yca-crew-ktn.at<br />
Crew Steiermark<br />
Crew-Commander<br />
Mike Hecker<br />
+43/(0)676 86643046<br />
mike.hecker@yca.at<br />
Crew Jugend<br />
Jugendbeauftragter<br />
Matthias Eckerstorfer<br />
+43(0)650 5583470<br />
matthias.eckerstorfer@gmail.com<br />
Ausbildung<br />
YCA-Ausbildungsleiter<br />
Gottfried „Titzl“ Rieser<br />
+43(0)664 3706027<br />
gottfried.rieser@yca.at<br />
4/<strong>2018</strong> 67
Yacht Club Austria<br />
News Juli/August <strong>2018</strong><br />
Die große Bildungs umfrage<br />
Nautische Bildung ist eine der Kernkompetenzen des YCA, zählt dieser doch<br />
österreichweit zu den führenden Ausbildungsstätten für die Sportschifffahrt.<br />
Es gibt nun eine Fülle an guten<br />
Ideen, um die Aus- und Weiterbildung<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Damit wir aber weg von „Ich<br />
glaube …“, „Ich habe den Eindruck<br />
…“, „Ich fühle …“ hin zu einer<br />
fundierten Diskussionsbasis kommen,<br />
haben wir uns entschlossen,<br />
das Projekt „YCA-Skipper-Academy“<br />
zu starten. Ein Projektteam<br />
aus engagierten Mitgliedern erhielt<br />
den Auftrag, wissenschaftlich nachvollziehbare<br />
Grundlagen aufzubereiten<br />
und konkrete Handlungsempfehlungen<br />
zu entwickeln.<br />
Feldforschung<br />
Als erster Schritt wurde das Umfeld<br />
analysiert. In Summe wurden<br />
121 Ausbildungsstätten evaluiert<br />
und die Konzepte der Keyplayer<br />
durchleuchtet. Die wesentlichen<br />
Erkenntnisse sind:<br />
Die Bildungsangebote sind sehr<br />
homogen, d. h. die Leistungsspektren<br />
sind hochgradig ident. Unterschiede<br />
werden geschaffen durch:<br />
– Flexibilität in der Ausbildung<br />
– örtlich, zeitlich, organisatorisch,<br />
z. B. Einsatz von e-<br />
learning, Außenkurse (dezentral<br />
in Seminarhäuser), flexible Kursdauer<br />
etc.<br />
– Interessante Spezialkurse –<br />
z. B. World Sailing Sicherheitstrainings,<br />
Regatta-Regelkurse,<br />
Auto-Anhängerkurse (BE-<br />
Schein) u.v.m.<br />
– Angebote für spezielle<br />
Zielgruppen – z. B. Optikurse<br />
für Jugendliche, Jugendtörns u. a.<br />
– Kombiangebote – z. B. in Kombination<br />
mit Teamtraining, Kommunikation<br />
etc.<br />
Anbieter mit hohem Anspruch auf<br />
Professionalität versuchen sich von<br />
„One-Man-Shows“ durch folgende<br />
Kriterien abzuheben:<br />
– ein bekanntes Aushängeschild<br />
– nicht nur gute Manager<br />
sind gefragt.<br />
– ein breit aufgestelltes<br />
Trainerteam mit viel Erfahrung<br />
Als Qualitätsmerkmale bei Trainern<br />
werden insbesondere platziert:<br />
zertifizierte Ausbildungen,<br />
Regattaerfahrung, Langstreckenerfahrung,<br />
Publizisten u. a.:<br />
– Transport von Emotionen<br />
im Auftritt nach außen – Internetauftritt<br />
– Beziehung vor Inhalt<br />
oder Coolness vor aktuellen Informationen<br />
auf der Homepage<br />
– Qualität der Infrastruktur –<br />
Büro, eigene Flotte bzw. Steganlagen<br />
punkten eindeutig<br />
Wir sind YCA Skipper Academy.<br />
Hohe Beteiligung<br />
Als zweiter Schritt wurden die<br />
YCA-Mitglieder mittels Fragebogen<br />
befragt und hier kam das erste<br />
Highlight: Die Umfrageseite auf<br />
der Homepage wurde 571 Mal angeklickt.<br />
Damit haben fast 25 % der<br />
Wie zufrieden bist du mit deinem Segelverein?<br />
Nicht zufrieden 6 %<br />
Wenig zufrieden 5 %<br />
Neutral 22 %<br />
Sehr zufrieden 31 %<br />
Zufrieden 36 %<br />
68 4/<strong>2018</strong>
des Yacht Club Austria<br />
Mitglieder ihr Interesse an diesem<br />
Thema bekundet. 473 User haben<br />
verwertbare Datensätze abgegeben<br />
– das war auch Ausgangsbasis<br />
für unsere Berechnungen. Mehr<br />
als 20 % haben sich also an unserer<br />
Befragung beteiligt. Der hohe Grad<br />
an Beteiligung zeigt, dass wir mit<br />
dem Thema richtig liegen.<br />
Die Mitglieder stellen dem Yacht<br />
Club Austria ein tolles Zeugnis aus:<br />
Zwei Drittel der Befragten sind mit<br />
den Aktivitäten zufrieden. Lediglich<br />
11 % sind wenig bis gar nicht<br />
zufrieden.<br />
Spitzenbewertungen<br />
Auffällig ist, dass die Zufriedenheit<br />
(Schulnote 1, 2) mit unseren Veranstaltungen<br />
auf einem extrem hohen<br />
Niveau angesiedelt ist. Der<br />
niedrigste Wert der Zufriedenheit<br />
wurde mit 82 % angegeben, bei den<br />
Massenveranstaltungen (FB 2 und<br />
FB 3 Theorie) wurde sogar bis zu<br />
88 % registriert, d. h., 88 % der<br />
Teilnehmer gaben den Veranstaltungen<br />
die Note „Sehr Gut“ oder<br />
„Gut“).<br />
Eine spannende Frage ergab sich<br />
bei den Prioritäten der Vereins -<br />
aktivitäten. Die Renner sind Ausund<br />
Weiterbildung, die Geselligkeit,<br />
das Service und das aktive<br />
Clubleben. Die sportlichen Aspekte<br />
im Club haben noch großes Potenzial,<br />
genauso wie der Ausbau der<br />
Infrastruktur, z. B. Clubyachten im<br />
Inland bzw. auf dem Meer.<br />
Der Fragebogen enthielt auch<br />
Fragen hinsichtlich Selbstre -<br />
flexion: Wo stehe ich, was könnte<br />
ich noch an Weiterbildung brauchen,<br />
welche Themen interessieren<br />
mich. Und auch hier finden wir<br />
herausragende Antworten: Die<br />
Befragten beurteilten ihren persönlichen<br />
Weiterbildungsbedarf in<br />
folgenden Themenfeldern als besonders<br />
hoch: Schwerwettertraining<br />
(55,6 %), Elektronik (52,8 %),<br />
Reparaturen (52,8 %), Erste Hilfe<br />
– Skipper Medic (50,6 %), Motor<br />
(46,4 %), Segeltrimm (46,1 %),<br />
Hafen manöver (45,5 %).<br />
Neue Perspektiven<br />
Die durchgeführten Analysen liefern<br />
eine Fülle an wertvollen Ergebnissen<br />
und Erkenntnissen und<br />
möglichen Maßnahmen. Die Projektgruppe<br />
hat diese bewertet und<br />
Was ist dir bei deinem Segelverein sehr wichtig oder wichtig?<br />
Regatta<br />
Clubtörns<br />
Infrastruktur<br />
Weiterbildung<br />
Aktives Clubleben<br />
Ausbildung<br />
Service<br />
Geselligkeit<br />
Worin wird großer bis sehr großer Weiterbildungsbedarf gesehen?<br />
Schiffsführung<br />
Bootshandling<br />
Sicherheit<br />
Bootstechnik<br />
ein Chancen-Risiko-Profil im Vergleich<br />
unserer Mitbewerber ausgearbeitet.<br />
Daraus wurden konkrete<br />
Handlungsempfehlungen abgeleitet,<br />
die im Vorstand bereits intensiv<br />
geprüft werden.<br />
Was hat uns überrascht?<br />
Welche Highlights definiert<br />
die Projektgruppe?<br />
– Die Vielzahl der Angebote,<br />
immerhin haben wir uns mit fast<br />
130 Ausbildungsstätten befasst!<br />
– Die hohe Beteiligung an<br />
der Umfrage hat uns wirklich<br />
überrascht!<br />
– Die hohe Zufriedenheit<br />
mit dem YCA!<br />
– Die positiven Rückmeldungen<br />
bei all unseren Kursen und Seminaren!<br />
– Mundpropaganda ist nach<br />
wie vor das Werbemittel<br />
Nummer 1!<br />
– Wir haben einen vollge <br />
füllten Ideenspeicher für<br />
nautische Bildung!<br />
Viel FleiSS, Viel Freude<br />
Die intensive Auseinander setzung<br />
mit dem eigenen Segel verein und<br />
den Bedürfnissen der Mitglie der<br />
war nicht letztlich nicht nur intensive<br />
Arbeit, sondern hat auch großen<br />
Spaß gemacht.<br />
Änderungen in der künftigen nautischen<br />
Bildung bergen jedoch<br />
auch einiges Risiko in sich. Aber<br />
das trifft ja direkt das Wesen in<br />
der Seefahrt: Seit Jahrtau sen den<br />
brechen mutige Männer und Frauen<br />
auf und stechen in See in dem<br />
Bewusstsein, dass sie nur mit ihrem<br />
Mut, ihrem Geschick, ihrem<br />
Wissen und mit gutem Material<br />
ihr Ziel erreichen können.<br />
4/<strong>2018</strong> 69
Yacht Club Austria<br />
News Juli/August <strong>2018</strong><br />
Der Commodore am Wort<br />
Der Yacht Club Austria hält jährlich seine Generalversammlung ab – diesmal standen<br />
Neuwahlen an und Christian Schifter wurde eindrucksvoll als Commodore bestätigt.<br />
Das Interview führte Gottfried titzl Rieser | Fotos Udo Reichmann<br />
Du bist nunmehr seit zehn Jahren<br />
commodore und damit Vorsitzender<br />
des größten Yachtclubs Österreichs,<br />
was reizt dich an dieser Aufgabe?<br />
Der Yacht Club Austria ist nicht<br />
nur ein sehr großer, sondern auch<br />
ein sehr komplexer Verein, der die<br />
Möglichkeiten eines Großkonzernes<br />
bietet. Es ist einfach eine tolle<br />
Herausforderung, diese Chancen<br />
mit den Freunden im Vorstand<br />
her auszuarbeiten. Dazu kommt,<br />
dass es gerade im Vereinsleben immer<br />
Personen gibt, die besonders<br />
viele Ideen, spezielle Arbeitsweisen<br />
oder Vorlieben haben. Manchmal<br />
kommt auch Egoismus zutage –<br />
das erfordert viel Feingefühl.<br />
Mein Job ist es, die richtigen Personen<br />
zusammenzubringen, damit<br />
etwas Konstruktives daraus wird.<br />
All das – inklusive Kontakte nach<br />
außen – ist eine sehr reizvolle Aufgabe.<br />
Christian Schifter<br />
Commodore des Yacht<br />
Club Austria und Crew-<br />
Vorsitzender Wien.<br />
wissen sehr viel über Yachten),<br />
aber die große Masse der Yachties<br />
sind eher nautische Touristen. Der<br />
Yacht Club Austria vereint diese<br />
beiden Gruppen in bester Weise<br />
und versucht hier eine Menge an<br />
Wissenstransfer, und zwar durch<br />
Kurse, Praxistrainings und Revierfahrten<br />
(Clubtörns etc.).<br />
Der Erfolg gibt uns Recht, eine<br />
große Gruppe an Personen ist von<br />
dem ständig wachsenden Angebot<br />
des YCA überzeugt.<br />
Der YCA hat tatsächlich unter deiner<br />
Führung große Schritte nach vorne gemacht,<br />
denken wir nur an den Umbau<br />
des Generalsekretariats in ein nautisches<br />
Kompetenzzentrum, die Ausbildung,<br />
das Erscheinungsbild. Was steht<br />
als nächstes auf deiner Agenda?<br />
Wir wollen jetzt die Feinarbeit angehen,<br />
das Angebot besser diversifizieren<br />
und strukturieren, unsere<br />
EDV weiterentwickeln und uns<br />
noch besser vermarkten. Wir<br />
wollen zum größten Know-how-<br />
Center in nautischen Belangen aufrücken<br />
und das mit einem sehr<br />
persönlichen Anspruch – das ist<br />
unsere Stärke.<br />
Was heißt das im Klartext, kannst du<br />
uns ein Beispiel nennen?<br />
Nehmen wir als Beispiel unsere<br />
Zielgruppen-Analyse her: Lediglich<br />
13 % unserer Mitglieder sind<br />
Frauen. Wenn man aber auf den<br />
Stegen in den Marinas sieht, wieviele<br />
Frauen tatsächlich unterwegs<br />
sind, kann ich nur sagen, da haben<br />
wir noch viel Luft nach oben!<br />
Abschließend unsere Standardfrage:<br />
Wenn du an den YCA denkst, was macht<br />
dir da am meisten Freude?<br />
Das Arbeiten und Booterlfahren<br />
mit Freunden!<br />
Das Yachtwesen hat sich in den letzten<br />
Jahren massiv verändert – denken<br />
wir nur an GPS, die Ausstattung der<br />
Yachten, die Infrastruktur etc. Wie<br />
kann sich da ein Yachtclub wie der<br />
YCA behaupten?<br />
Ich denke, das macht der Yacht<br />
Club Austria in den letzten Jahren<br />
schon sehr gut, wir müssen uns nur<br />
konsequent auf unsere Kernkompe<br />
tenzen kon zentrieren. Diese sind<br />
das nauti sche Wissen, prakti sche<br />
Erfahrung, Revierwissen, spezielles<br />
Yacht-Know-how (von der Registrierung<br />
bis zur Repara tur) und<br />
vieles mehr.<br />
Aus meiner beruflichen Erfahrung<br />
kann ich sagen, dass sich das<br />
nautische Wissen in Österreich<br />
sehr vertieft hat (eine Menge Leute<br />
YCA-Commodore Christian Schifter (2. v. li.) schätzt das Arbeiten und Booterlfahren mit Freunden.<br />
70 4/<strong>2018</strong>
Gute Wege zur eigenen Yacht<br />
Wer mehr als zwei bis drei Wochen pro Jahr auf Segeltörn ist und sich den<br />
Traum von der eigenen Yacht erfüllen will, kann sein Glück in den Yachteigner-<br />
Programmen von The Moorings und Sunsail finden.<br />
Panorama<br />
Tipps, Trends & Neuheiten<br />
Der Weg zum Ziel. Regina und<br />
Klaus H. beispielsweise segeln eine<br />
Sunsail 41 im Kaufoptionsprogramm.<br />
Anna und David D. haben<br />
sich für eine Moorings 38 im Garantierten<br />
Einkommensprogramm entschieden.<br />
Beide Programme laufen<br />
über fünf Jahre und Sunsail bzw.<br />
Moorings übernimmt die operativen<br />
Kosten. Der Unterschied? Beim Garantierten<br />
Einkommensprogramm<br />
erhält der Eigner bis zu 9 % Einkommen<br />
unabhängig von der Charterauslastung,<br />
beim Kaufoptionsprogramm<br />
erhält man einen großen<br />
Rabatt auf den Verkaufspreis.<br />
Wir haben die Eigner Klaus H. und David<br />
D. zu ihren Beweggründen befragt:<br />
Klaus H.: Segeln ist für mich nicht<br />
nur Hobby, sondern ein Lifestyle, den<br />
ich noch viele Jahre haben werde. Deshalb<br />
die Investition in das eigene Boot.<br />
DaVid D.: Wir wollten eine sechsmonatige<br />
Auszeit mit überwiegend Segeln<br />
verbringen und keinen großen Aufwand<br />
mit Bootskauf und -Verkauf<br />
haben.<br />
Warum haben Sie sich für das<br />
Kauf optionsprogramm entschieden?<br />
Klaus H.: Es war das für uns günstigste<br />
Gesamtpaket für die Laufzeit<br />
von fünf Jahren – ohne Kaufverpflichtung.<br />
Warum das Garantierte<br />
Einkommensprogramm?<br />
David D.: Für den Zeitraum unserer<br />
geplanten Auszeit war nur das Einkommensprogramm<br />
verfügbar.<br />
Wie beurteilen Sie rückblickend<br />
Ihre Entscheidung für das Kauf -<br />
optionsprogramm, das heuer endet?<br />
Klaus H.: Beratung, Betreuung<br />
und Service waren immer perfekt,<br />
ich würde mich wieder dafür<br />
entscheiden.<br />
Wie beurteilen Sie rückblickend Ihre<br />
Entscheidung für das Garantierte<br />
Einkommensprogramm?<br />
David D.: Wir haben gute Er -<br />
fahrungen gemacht, das monatliche<br />
Einkommen wurde stets pünktlich<br />
ausgezahlt.<br />
Detaillierte Informationen zu den<br />
verschiedenen Yachteigner-Modellen:<br />
è www.sunsailyachteigner.de<br />
è yachteigner@sunsail.com<br />
è www.mooringsyachteigner.de<br />
è yachteigner@moorings.com<br />
Regina und Klaus H. (im<br />
Bild links) segeln auf einer<br />
Sunsail 41 im Kaufoptionsprogramm.<br />
Anna und David D. haben<br />
sich für eine Moorings 38 im<br />
Garantierten Einkommensprogramm<br />
entschieden.<br />
Piccolos werden größer<br />
Mehr Piccolos<br />
für mehr Strom.<br />
Marine-Generator. Mit dem<br />
Piccolo 4 hat der niederländische<br />
Spezialist Whisperpower seit<br />
drei Jahren einen der kleinsten und<br />
leisesten Dieselgeneratoren mit<br />
variabler Drehzahl auf dem Markt.<br />
Die Kombination aus kompakten<br />
Ab mes sungen, niedrigem Geräuschpegel,<br />
ge rin gem Gewicht,<br />
attraktivem Preis und hoher (Spitzen-)Leistung<br />
hat so viele Eigner<br />
überzeugt, dass man sich nun auch<br />
grö ßeren Schiffen zuwenden<br />
möchte und eine komplette<br />
Piccolo-Reihe entwickelt hat, die<br />
neben dem 4 kVA-Modell um 8, 10<br />
und 12 kVA-Leistungsvarianten erweitert<br />
wird.<br />
Alle Piccolos sind mit einem<br />
Polyes ter-Schall schutzgehäuse und<br />
einem Touch-Display ausgestattet<br />
und können per Smartphone auch<br />
fernüberwacht werden.<br />
è www.whisperpower.com<br />
4/<strong>2018</strong> 71
M<br />
V<br />
S<br />
Ö<br />
Motorbootsport und SeefahrtsVerband Österreich<br />
News Juli/August <strong>2018</strong><br />
Marinas mobil buchen<br />
HelloPort Marina Booking.<br />
Die neue, in Österreich entwickelte<br />
App arbeitet derzeit mit dem<br />
ADAC-Marinaführer zusammen<br />
(Erweiterung geplant) und ist bereits<br />
Partner vieler Marinas (z. B.<br />
Marina Traismauer) in ganz Europa,<br />
vor allem auch in der Adria.<br />
HelloPort dient dazu, Anmeldungen<br />
bei Marinas im Voraus durchzuführen.<br />
Highlights: • Einfacher<br />
und bequemer Weg, einen Liegeplatz<br />
zu buchen • Skipper zahlt sofort<br />
bei Buchung • Marina erhält<br />
bei Buchung eine Mail und vor Ankunft<br />
noch eine Erinnerung-SMS •<br />
Marina kann selbstständig Preislisten,<br />
Verfügbarkeit, Liegeplatzgröße<br />
und Profil bearbeiten • Die Registrierung<br />
ist kostenfrei.<br />
HelloPort ist als Gratis-Download<br />
im Google Play und im AppStore<br />
er hältlich.<br />
è www.hello-port.com<br />
HelloPort – die österreichische App mit<br />
Buchungsfunktion für rund 100 Marinas,<br />
davon 16 in Italien.<br />
Spartipps für Kroatien<br />
ACI-Marinas und Nationalpark<br />
Kornaten. Zusätzlich zu den in<br />
der Ausgabe 1/<strong>2018</strong> erwähnten extrem<br />
verteuerten Aufenthaltsgebühren<br />
wurden weitere Gebühren<br />
erhöht. So wurden die Preise für<br />
die ACI-Marinas um über 5 % , die<br />
Gebühren im Nationalpark Kornaten<br />
von 2017 auf <strong>2018</strong> um 25–35 %<br />
angehoben. Um den Aufenthalt etwas<br />
kostengünstiger zu gestalten,<br />
sollte man sich jedenfalls die Tickets<br />
vorher online bzw. auf dem<br />
Fest land besorgen, wo sie günstiger<br />
sind. Zur besseren flächendeckenden<br />
Überwachung (Abkassieren)<br />
hat die Nationalparkverwaltung<br />
zusätzliche Boote für die Ranger<br />
angekauft. Außerdem ist zu beachten,<br />
dass man, wenn man vom Nationalpark<br />
Kornaten in den Nationalpark<br />
Telašćica wechselt, erneut<br />
Gebühren zahlen muss. Von dieser<br />
Regelung gibt es allerdings bei kurzen<br />
Aufenthalten eine Ausnahme:<br />
ein gemeinsames 5-Tagesticket für<br />
beide National parks. Hier eine<br />
Übersicht über die aktuellen Preise<br />
des Nationalparks Kornaten, die<br />
man auch auf der Homepage (auch<br />
englische Version) findet.<br />
è www.np-kornati.hr<br />
Wetterbericht<br />
jetzt auch online<br />
Für Adria-Fahrer. Das Hydrografische<br />
Institut in Split verbreitet bekanntlich Wetterberichte<br />
und Warnhinweise über Navtex für die<br />
Adria. Bisher konnten diese Berichte nur über<br />
ein Navtex-Gerät empfangen werden. Seit kurzer<br />
Zeit stellt das Hygrografische Institut diese Berichte<br />
auch online zur Verfügung:<br />
è www.plovput.hr/en/radio-service/navtex-system<br />
Neuer Vorstand<br />
Motorboot Landesverband für<br />
niederösterreich (MLVNÖ). Bedingt<br />
durch das Ableben von Vizepräsident<br />
Ing. Gerhard Rössler und dem angekündigten<br />
Rückzug von Präsident Herbert<br />
Fandl aus persönlichen Gründen aus<br />
seiner Funktion war es erforderlich,<br />
eine Neubesetzung des Vorstandes des<br />
MLVNÖ durchzuführen. Dabei wurde<br />
bei der diesjährigen Wahl-GV des<br />
MLVNÖ der vom bisherigen Vorstand<br />
vorgelegte Wahlvorschlag, den Kassier<br />
Franz Hebenstreit zum Präsidenten zu<br />
wählen und entsprechend vorgeschla gene<br />
Nachbesetzungen durchzuführen,<br />
einstimmig stattgegeben. Die neue Zusammensetzung<br />
des Vorstandes des<br />
MLVNÖ ist auf der Homepage zu finden.<br />
è www.mlvnoe.at
Ende Mai feierte der Wasser -<br />
sportclub Wachau sein<br />
45-jähriges Bestehen.<br />
Nachrichten<br />
für die Schiff -<br />
fahrt der OSB<br />
Baggerungen<br />
Bereich Krems: Bis 30. November <strong>2018</strong><br />
gelten für den Fluss Donau, Strom-km<br />
1999.0 bis 2003.1 Montag bis Freitag 6 bis<br />
20 Uhr folgende Beschränkungen: Besondere<br />
Vorsicht und Sog und Wellenschlag<br />
vermeiden im ganzen Bereich. Ergänzende<br />
Informationen über UKW-Kanal 10, Bagger<br />
F 802.<br />
Wassersportclub<br />
Wachau<br />
Ehrung verdienter Funktionäre des Wassersportclub Wachau.<br />
Text und Foto Harald Melwisch<br />
Drei Goldene Propeller des Motorbootsport<br />
und See fahrts<br />
Verbandes Österreich<br />
(MSVÖ) wurden am 25. Mai an verdiente<br />
Funktionäre des Wassersportclub<br />
Wachau verliehen.<br />
Als würdevoller Rahmen für die<br />
Verleihung diente die Feier des<br />
45-jährigen Vereinsjubiläums des<br />
WSW. Im Sportboothafen Emmersdorf,<br />
den der WSW zusammen mit<br />
anderen Clubs betreibt, war ein großes<br />
Festzelt aufgestellt.<br />
Um 18 Uhr eröffnete Obmann Robert<br />
Schweller die Feier mit einem<br />
Rückblick auf die 45 Jahre des Bestehens<br />
des Vereins. Die Gründung lag<br />
noch vor dem Bau des Kraftwerks<br />
Melk, daher musste der Wassersportclub<br />
Wachau nach dem Bau an anderer<br />
Stelle neu beginnen. Das Ergebnis<br />
ist der Sportboothafen Emmersdorf,<br />
der in ein kleines Paradies umgewandelt<br />
wurde.<br />
Anschließend durfte Harald Melwisch<br />
als Vertreter des Motorbootsport<br />
und Seefahrts Verbandes<br />
Österreich drei Funktionären den<br />
Goldenen Propeller des MSVÖ<br />
überreichen: Dieter Danzinger, Ing.<br />
Leopold Hiesberger und Johann<br />
Kronabetter. Geehrt wurde auch der<br />
frühere Obmann des Vereins Walter<br />
Schweller, er bekam den Goldenen<br />
Propeller allerdings schon im Rahmen<br />
der Club-Generalversammlung<br />
am 8. Juni 2013 verliehen. Herz liche<br />
Gratulation den geehrten Funktionären<br />
und alles Gute dem Wasser<br />
Sportclub Wachau für die nächsten<br />
45 Jahre seines Bestehens!<br />
è www.wsw-wachau.at<br />
Sonstiges<br />
Kiesverladung: Bis 30. November <strong>2018</strong><br />
gelten für den Fluss Donau, Strom-km<br />
1914.0 bis 1920.4 Montag 7.30 bis 17.30<br />
Uhr, Dienstag und Mittwoch 7 bis 17.30<br />
Uhr, Donnerstag 7 bis 16.30 Uhr, Freitag<br />
7 bis 16.30 Uhr folgende Beschränkungen:<br />
Sog und Wellenschlag vermeiden und besondere<br />
Vorsicht im ganzen Bereich. Ergänzende<br />
Informationen über UKW-Kanal<br />
10, MS „Krems“.<br />
Bauarbeiten: In der Zeit bis 21. Dezember<br />
<strong>2018</strong> gelten für den Fluss Donau, Stromkm<br />
2127.4 bis 2127.9 durchgehend folgende<br />
Beschränkungen: Sog und Wellenschlag<br />
vermeiden und besondere Vorsicht im ganzen<br />
Bereich.<br />
Für die Brücke Eisenbahnbrücke<br />
Steyeregg, Donau km 2127.6 gilt<br />
durchgehend die folgende Beschränkung:<br />
Verfügbare Breite 55 m im ganzen Bereich,<br />
Sperre im ganzen linken Bereich, Sperre im<br />
ganzen rechten Bereich.<br />
Ergänzende Informationen (Skizze als<br />
PDF): http://nts.doris.bmvit.gv.at/Down<br />
load?attachement=2006000510000000041<br />
Für Bauarbeiten werden im links- und im<br />
rechtsufrigen Durchfahrtsjoch Baugeräte<br />
positioniert. Die Durchfahrt durch diese<br />
Joche wird durch Schifffahrtszeichen<br />
gesperrt. Die Durchfahrtsbreite in den anderen<br />
Jochen ist verringert. Die festen Radarreflektoren<br />
werden durch schwimmende<br />
Schifffahrtszeichen ersetzt.<br />
4/<strong>2018</strong> 73
Sailing Poetry<br />
Vergil stirbt in Brindisi<br />
Porto di Roma an der Mündung<br />
des Tiber. Hier könnte<br />
Aeneas gelandet sein.<br />
Wir setzen unsere „Italienische Reise“ fort und begegnen vor Brindisi des Kaiser Augustus’<br />
Segelgeschwader mit dem sterbenden Dichter Vergil an Bord, der überlegt, das Manuskript<br />
der „Aeneis“ zu vernichten.<br />
Eines der Bücher, die ich stets<br />
an Bord habe, ist Hermann<br />
Brochs „Tod des Vergil“ und<br />
ich lese wieder jenen ersten Absatz,<br />
den ich seiner Schönheit wegen oft<br />
gelesen habe und der mir im Gedächtnis<br />
blieb: Stahlblau und leicht,<br />
bewegt von einem leisen, kaum<br />
merklichen Gegenwind, waren die<br />
Wellen des adriatischen Meeres dem<br />
Boot entgegengeströmt, als dieses,<br />
die mählich anrückenden Hügel der<br />
kalabrischen Küste zur Linken, dem<br />
Hafen Brundisium zusteuerte. Und<br />
jetzt, da die sonnige, dennoch todesahnende<br />
Einsamkeit der See sich ins<br />
friedvoll Freudige menschlicher Tätigkeit<br />
wandelte, da war das Wasser<br />
beinahe spiegelglatt geworden; es<br />
wurde Abend, und man roch das<br />
Holzfeuer der Herdstätten, so oft<br />
die Töne des Lebens, ein Hämmern<br />
oder ein Ruf von dort hergeweht<br />
und herangetragen wurden.<br />
Brindisi liegt querab und alles ist<br />
so wie beschrieben und wie es war,<br />
als der sterbende Dichter, von einem<br />
Fieber hingestreckt, auf dem<br />
Schiff des Kaisers Brundisium anlief,<br />
neben sich das Manuskript der<br />
Aeneis. Als Gast von Augustus,<br />
dessen Geburtstag man hier feiert,<br />
wird Vergil, von Sklaven umsorgt,<br />
die letzten Tage seines Lebens<br />
verbringen. Helfer bahnen seiner<br />
Sänfte den Weg durch die feiernde<br />
Alfred Zellinger<br />
ist Schriftsteller und<br />
erlernte das Segeln in<br />
der O-Jolle des Vaters<br />
auf dem Traunsee. Dort<br />
segelt er heute einen<br />
30er-Schärenkreuzer,<br />
auf dem Meer eine 46er<br />
Grand Soleil.<br />
kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />
Menge: Platz für Vergil! Platz für<br />
euren Dichter! Diesen beschäftigt<br />
indessen nur ein Gedanke: Die<br />
Aeneis vernichten!<br />
Augustus hatte ihn gedrängt,<br />
ein Epos zum Ruhm seiner Herrschaft<br />
zu schreiben. Die Aeneis,<br />
mit der Vergil die letzten zehn Jahre<br />
seines Lebens befasst war, sollte<br />
die Antwort sein: der künftige<br />
Gründungsmythos Roms aus dem<br />
Stoff der homerischen Epen Ilias<br />
und Odyssee. Selten, dass die<br />
Hagio graphie eines Mächtigen so<br />
bedeutend werden sollte. Doch<br />
jetzt, am Ende seines Lebens, zweifelt<br />
der Dichter daran, ob das Werk<br />
gelungen sei und er überlegt, das<br />
Manuskript zu vernichten. Der<br />
Kaiser sucht Vergil an seinem<br />
Krankenbett auf in der Absicht, die<br />
Aeneis mit sich nach Rom zu nehmen,<br />
was er letztlich auch durchsetzt.<br />
„Du benötigst nicht mehr<br />
den Tod für deine Unsterblichkeit,<br />
Vergil!“, hält er dem Dichter ent -<br />
gegen; „Die Aeneis ist nicht mehr<br />
dein Werk, es ist unser aller Werk,<br />
es ist das Werk des römischen<br />
Volkes und seiner Größe.“<br />
Hatte Vergil im Verlauf meiner<br />
„Italienischen Reise“ im Porto di<br />
Roma getroffen, an der Mündung<br />
des Tiber, wo ich mein Boot, die<br />
Katawa festgemacht hatte. Dies ist<br />
das Ufer, großer Dichter, sagte ich,<br />
das Aeneas erreichte nach Irrfahrten<br />
und Stürmen, hier „trieb man<br />
strandwärts die Kiele/rollte die Segel<br />
zusammen/der Anker fiel vom<br />
Verdeck/es lagen die Kiele am<br />
Ufer“. Und mit dem hohen Lied<br />
von Rom als Fortsetzung Ilions<br />
und der weltgeschichtlichen Sendung<br />
Hesperiens hast du nicht nur<br />
den Grundstein gelegt für ein römisches<br />
Zeitalter, sondern uns<br />
auch die Idee eines gemeinsamen<br />
Abendlandes begründet! Worauf<br />
wir anstießen mit einem Glas sabinischen<br />
Weins, unter den Arkaden<br />
im Porto di Roma. Vergils Grabepigramm<br />
in Neapel lautet lakonisch:<br />
„Mantua brachte mich hervor,<br />
Kalabrien raffte mich hinweg,<br />
nun birgt mich Neapel. Ich besang<br />
Weiden, Felder und Herrscher.“<br />
Eine Aufgabe, meine Damen und<br />
Herren, die Ihnen jetzt der Dichter<br />
stellt: Verfassen Sie, egal wie alt<br />
oder jung Sie sind, Ihr „Grabepigramm“,<br />
das in wenigen Zeilen Ihres<br />
Lebens gedenkt. Es könnte Ihnen<br />
den Weg weisen, wie es noch<br />
werden könnte.<br />
Im nächsten Sailing Poetry werden<br />
wir am Strand von Vieste, wo<br />
ich das einstige Land der Phäaken<br />
vermute, wieder auf Odysseus stoßen,<br />
auf die umworbene Königstochter<br />
Nausikaa und auf eine zarte,<br />
homerische Liebesgeschichte. <br />
74 4/<strong>2018</strong>
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Die angegebenen Werte wurden nach den vorgeschriebenen Messverfahren VO (EG) 715/2007 (in der jeweils gültigen Fassung) im Rahmen der<br />
Typen genehmigung des Fahrzeugs auf Basis des neuen WLTP-Prüfverfahrens ermittelt.