15.06.2018 Aufrufe

Info-DIREKT_onlineAusgabe20

Das Printmagazin Info-DIREKT zum Schwerpunktthema "Wir verteidigen unsere Heimat!"

Das Printmagazin Info-DIREKT zum Schwerpunktthema "Wir verteidigen unsere Heimat!"

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kultur<br />

geistige Geburtsstunde einer eigenen<br />

Zeitung, des „Heimgartens“, den<br />

er zu einem Sprachrohr seiner Meinungen<br />

und Ideen machte. Mit dem<br />

„Heimgarten“ wollte er<br />

als Monatsschrift das<br />

Leben des Volkes in<br />

frohen und schweren<br />

Tagen begleiten. Nach<br />

seinem besten Wissen<br />

und Gewissen wollte<br />

Rosegger den Menschen<br />

all das vermitteln<br />

und nahebringen, was<br />

ihnen nottat.<br />

Zurück zur Natur wollte<br />

er sie führen als Quelle<br />

der körperlichen und<br />

seelischen Gesundheit,<br />

zur Einfachheit der<br />

Lebensführung und<br />

Schlichtheit der Sitte,<br />

zu Häuslichkeit und Familiensinn. Zurücklenken<br />

wollte er die Menschen und<br />

ihr Streben von städtischem Prachtaufwand,<br />

seichtem Genuss und Eintagsmoden,<br />

zurück zur Schönheit der Natur<br />

und zur Liebe zur Heimat. Nach zehn<br />

Erscheinungsjahren und manchem<br />

Kampf mit Kritikern hat Rosegger selbst<br />

seine Ziele 1886 beschrieben:<br />

„Es gibt eine Wahrheit, die jeder sehen<br />

könnte und niemand sagen will —<br />

sage sie du. Fürchte dich nicht vor<br />

Fürsten und Soldaten, nicht vor Priestern<br />

und Gelehrten, nicht vor den Reichen<br />

und nicht vor dem Pöbel – sage<br />

die Wahrheit, wie sie in dir ist. Es gibt<br />

nichts Einfacheres als statt der Unwahrheit,<br />

statt der Entstellung, statt<br />

der Beschönigung, die reine Wahrheit<br />

zu sagen, wie du sie erkennst, da<br />

braucht es keine Finten und Schliche,<br />

keine Beteuerungen und Phrasen – in<br />

deiner Einfalt sage die Wahrheit, wie<br />

sie heute in dir ist. Es kann auch sein,<br />

dass du morgen schon das, was du<br />

heute für wahr gehalten, als einen Irrtum<br />

erkennst, dann habe den Mut, ihn<br />

einzugestehen, und damit ein neues<br />

Zeugnis zu geben von dem, wie hoch<br />

dir die Wahrheit steht. Ehrlich zu aller<br />

Zeit! Das mag dein Wahlspruch sein!<br />

Tüchtiges leisten, das hält auf die<br />

Dauer kein Gegner aus!“<br />

Rosegger<br />

ist immer ein<br />

Patriot ge-<br />

wesen, dem<br />

die Liebe zu<br />

seinem Volk<br />

höher stand,<br />

als Partei-<br />

Über die oftmals auch harten Angriffe<br />

seiner Gegner zu bestimmten Positionen,<br />

die er im „Heimgarten“ vertrat,<br />

schrieb Rosegger den bekannten<br />

Kommentar: „Oaner is a Mensch, mehra<br />

sein’s Leut, viel sein’s scho Viecher.“<br />

Im Jahr 1877 konnte sich<br />

Rosegger seinen Traum<br />

eines eigenen Hauses in<br />

seiner Waldheimat erfüllen<br />

und ließ nach eigenen<br />

Entwürfen in Krieglach ein<br />

Haus errichten. 1879 heiratete<br />

er seine zweite Frau<br />

Anna Knaur, mit der er drei<br />

weitere Kinder hatte.<br />

Viele weitere erfolgreiche<br />

Romane und Gedichtbände<br />

erschienen, so etwa<br />

1883 der Roman „Der<br />

an den Sprachgrenzen errichtet wurde,<br />

grenzte sich aber gleichzeitig von<br />

denken und<br />

oder in einer Gottsucher“, von über eines 100 der bedeutendsten<br />

Werke Ro-<br />

von Schönerer ab.<br />

Trafiken den Völkischen sofort rund um Georg Ritter<br />

Abgrenzung.<br />

kaufen seggers. Als der 74jährige<br />

Rosegger am 26. Juni 1918 in seinem<br />

Krieglacher Haus starb, hinterließ er<br />

ein umfangreiches und hochinteressantes<br />

Werk für die Nachwelt. Begraben<br />

auf dem Krieglacher Friedhof,<br />

wollte er „nur ein einfaches Grab, wie<br />

jeder Alpler Bauer. Ein Holzkreuz mit<br />

dem Namen darauf. Wenn man nach<br />

50 Jahren noch weiß, wer das ist, dann<br />

genügt dies; wenn nicht, gönnt ihm<br />

seinen Frieden.“<br />

Gegen Schubladendenken<br />

Diese Hoffnung erfüllte sich nicht,<br />

denn auch wenn Roseggers Werke<br />

heute noch gerne und viel gelesen<br />

werden, versuchten Nachgeborene<br />

immer wieder, den Dichter entweder<br />

zu vereinnahmen, oder — in jüngerer<br />

Zeit – als dumpfen Nationalisten darzustellen.<br />

Dabei ist Rosegger — wie<br />

bereits eingangs angeklungen, immer<br />

ein Patriot gewesen, dem die<br />

Liebe zu seinem Volk höher stand als<br />

Parteidenken und Abgrenzung. Er<br />

unterstützte wie selbstverständlich<br />

das bedrängte deutsche Volkstum an<br />

den Sprachgrenzen und verwehrte<br />

sich gleichzeitig gegen nationalistische<br />

Auswüchse, die in der damaligen<br />

Habsburger-Monarchie zwischen<br />

den verschiedenen Völkerschaften<br />

mit Beginn der 1870er-Jahre immer<br />

schärfer zu Tage kamen. So unter-<br />

<strong>Info</strong>-<strong>DIREKT</strong> jetzt kaufen<br />

und bequem weiterlesen:<br />

österreichweit im Fachhandel bestellen<br />

Nur durch Ihre Unterstützung ist uns<br />

unabhängiger Journalismus möglich!<br />

stützte er 1909 den Spendenaufruf<br />

des Deutschen Schulvereins „2.000<br />

Kronen mal 1.000 sind 2 Millionen<br />

Kronen“, mit dem deutsche Schulen<br />

Auch sein Verhältnis zur Kirche war geprägt<br />

von geistiger Unabhängigkeit.<br />

So blieb Rosegger sein Leben lang<br />

oder auf www.info-direkt.eu abonnieren<br />

praktizierender Katholik, war aber<br />

gleichzeitig für Gespräche mit anderen<br />

Christen offen, und nahm auch<br />

Missstände in der Kirche wahr und<br />

kommentierte diese. So unterstützte<br />

er den Bau der evangelischen Kirche<br />

in Mürzzuschlag im Jahr 1905 und<br />

den Wiederaufbau der katholischen<br />

Kirche in St. Kathrein 1902. Rosegger<br />

macht es daher bis heute niemandem<br />

leicht, ihn mit eindeutigen Stempeln<br />

zu versehen, wie es in der heutigen<br />

Zeit vielleicht noch verbreiteter ist als<br />

in der damaligen als die damalige. Rosegger<br />

war vor allem ein Mensch, der<br />

„Gleichgültigkeit als Sünde wider den<br />

Geist“ betrachtete. II<br />

Bild: In Roseggers Wohn- und<br />

Sterbehaus, das nach seinen<br />

Entwürfen erbaut wurde, ist heute<br />

ein Musuem eingerichtet.<br />

42 |

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!