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Das Printmagazin Info-DIREKT zum Schwerpunktthema "Wir verteidigen unsere Heimat!"

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Kultur<br />

Als Glücksfall für den kleinen — und<br />

für den schweren Beruf des Waldbauern<br />

etwas schwächlichen — Peter<br />

erwies sich ein Lehrer, der aufgrund<br />

seiner Sympathien für die Märzrevolution<br />

1848 seine<br />

Stellung verloren hatte<br />

und nun als Landlehrer<br />

sich verdingte.<br />

Er unterrichtete die<br />

Bauernkinder in Alpl,<br />

die sonst aufgrund<br />

der fehlenden Schulpflicht<br />

Analphabeten<br />

Es gibt eine<br />

Wahrheit, die jeder<br />

sehen könnte<br />

und niemand<br />

sagen will –<br />

sage sie du.<br />

segger zur Genesung.<br />

Im Sommer desselben<br />

Jahres lernte er seine<br />

spätere erste Frau, die<br />

Grazer Hutmacherstochter<br />

Anna Pichler, kennen.<br />

Da Anna sehr früh<br />

im Kindbett starb, dauerte<br />

die Ehe nur knapp<br />

zwei Jahre. Rosegger<br />

bezeichnete sie später<br />

immer wieder als die glücklichste<br />

Zeit seines Lebens mit Familienglück,<br />

Schaffensfreude und Erfolg in unge-<br />

geblieben wären.<br />

Schon früh malte sich<br />

Peter die ersten Geschichten<br />

aus und<br />

brachte sie — freilich noch in mangelhafter<br />

Orthografie — bereits zu<br />

IREKT jetzt<br />

Papier.<br />

kaufen<br />

Eigentlich sollte Peter Rosegger weahntem<br />

Ausmaß. Mit Anna hatte er die<br />

gen seiner schwachen Konstitution beiden Kinder Josef und Anna.<br />

Pfarrer werden, allerdings konnten<br />

equem<br />

sich die Eltern das Studium nicht<br />

weiterlesen:<br />

leisten,<br />

und so schickten sie den jungen einen Begriff von Roseggers enormer<br />

In Zeitraum 1873/74 erschienen — um<br />

Peter als 17-Jährigen bei einem Wan-<br />

Schaffenskraft zu geben — zweimal der<br />

derschneider in Sankt Kathrein am<br />

Hauenstein in die Lehre. Diese Zeit<br />

bezeichnete Rosegger rückblickend<br />

als seine eigentliche Lehrzeit für seine<br />

späteren Werke, denn hier lernte<br />

er die Menschen, Bräuche, Lieder und<br />

Geschichten seiner Heimat kennen<br />

Durchbruch als Dichter<br />

und Schriftsteller<br />

Roseggers Firmpate Schmiedhofer<br />

überredete den jungen Schneidergesellen,<br />

seine Gedichte zur „Grazer Tagespost“<br />

zu senden, in der Hoffnung<br />

auf eine Veröffentlichung. Der Redakteur<br />

der „Grazer Tagespost“, Adalbert<br />

Svoboda, erkannte sofort das Talent<br />

des jungen Dichters. Durch Svobodas<br />

Vermittlung und durch die Unterstützung<br />

des Industriellen Johann Peter<br />

Reininghaus, der damals eine der<br />

größten österreichischen Brauereien<br />

Ihre<br />

betrieb, konnte<br />

Unterstützung<br />

Rosegger die Grazer<br />

ist uns<br />

Akademie für Handel und Industrie<br />

besuchen, die er 1869 verließ. Ein<br />

Jahr später veröffentlichte er das erste<br />

iger Büchlein „Zither Journalismus und Hackbrett“, eine möglich!<br />

Sammlung Mundartgedichte, vom berühmten<br />

Robert Hamerling.<br />

Von nun an ging seine schriftstellerische<br />

Karriere stetig voran: Stipendien<br />

und erste Ehrengaben waren Zeichen<br />

offizieller Anerkennung. Nach dem<br />

Tode seiner Mutter 1872 verhalf ein Erholungsaufenthalt<br />

bei dem zum väterlichen<br />

Freund gewordenen Verleger<br />

Gustav Heckenast dem<br />

schwer getroffenen Ro-<br />

Heckenast Volkskalender „Das neue<br />

Jahr“, eine erweiterte Auflage von<br />

„Zither und Hackbrett“, drei Bände alpenländischer<br />

Novellen und sein erster<br />

großer Roman „Die Schriften des<br />

Waldschulmeisters“.<br />

rreichweit im Fachhandel bestellen<br />

und bewahrte sie durch seine Werke Er bediente die Ursehnsucht des<br />

bis heute.<br />

Menschen, den Glauben an das Gute<br />

in einer von über und 100 Schöne zu stärken, Trafiken während die sofort<br />

Wirklichkeit ringsum von sozialer<br />

Ungerechtigkeit, Profitdenken und<br />

en<br />

Seelenkälte als der Kehrseite des gelobten<br />

Maschinenzeitalters empfunden<br />

wurde. Auch in seinem späteren<br />

Werk „Jakob der Letzte“ aus dem Jahr<br />

1888 klangen sozialkritische Töne an,<br />

die das Bauernsterben der damaligen<br />

Zeit mit überraschenden Sätzen<br />

schilderte, die aktuell in der heutigen<br />

EU-Zeit geschrieben worden sein<br />

könnten: „Denn es ist fast alles gegen<br />

ihn. Während man allerorts die Phrasen<br />

von der Wiederaufrichtung des<br />

braven Bauernstandes hören kann,<br />

spitzen sich die wirtschaftlichen und<br />

gesellschaftlichen Verhältnisse auf das<br />

Schärfste zum Nachteil unseres Bauernstandes<br />

zu.<br />

Unsere hohen Herren haben bereits<br />

die Stirn, zu behaupten, dass in den<br />

Alpen der Bauernstand nicht mehr<br />

zu halten und überflüssig sei. ‚Mit<br />

der Einfuhr von Feldfrüchten ist keine<br />

Konkurrenz mehr möglich.‘ Das ist der<br />

Standpunkt des Händlers und nicht<br />

der Bauern. Der Alpenbauer ist überhaupt<br />

nicht da, um zu ‚konkurrieren‘,<br />

sondern um auf seinem Boden für sich<br />

zu arbeiten und zu leben.“<br />

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Der „Heimgarten“ und Sozialkritik<br />

Nach dem Tod seiner geliebten Frau<br />

Anna im März 1875 fiel Rosegger in<br />

ein tiefes Loch der Depression, Trauer<br />

und Unfähigkeit, weiter zu arbeiten.<br />

Erst der Gedanke, sich selbst durch<br />

eine selbstauferlegte regelmäßige,<br />

vielseitige und arbeitsreiche Pflicht<br />

zu neuer Lebensdisziplin zu zwingen,<br />

brachte den Dichter von seinen<br />

Selbstmordgedanken ab. Es war die<br />

Bild: Roseggers Geburtshaus, der<br />

Kluppeneggerhof , ist heute ein<br />

beliebtes Ausflugsziel.<br />

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