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3. Renntag vom 05.09.2010 - boss-foto.ch

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PFERDEWISSEN<br />

Bei diesen Quoten kommen die Wetter<br />

ganz s<strong>ch</strong>ön in Trab<br />

Der Sulkysport bringt die Wetter ganz s<strong>ch</strong>ön in<br />

Trab. Denn wenn es in den Dreierwetten an den<br />

Auszahlungss<strong>ch</strong>altern ri<strong>ch</strong>tig klingelt, dann si<strong>ch</strong>er<br />

na<strong>ch</strong> dem Bekanntwerden der Quoten in einem<br />

der Trabrennen. Ni<strong>ch</strong>t weniger als 437.50 zu 1 Franken<br />

betrug die Quote beispielsweise am 30. Mai<br />

dieses Jahres im dritten Trabrennen. Dass viel Geld<br />

auf der Bahn liegt an jenem Sonntag, deutete<br />

si<strong>ch</strong> bereits zum Auftakt beim «Preis der Aargauer<br />

Zeitung» an, als die Quote für die Dreierwette auf<br />

311.50 zu 1 Franken s<strong>ch</strong>nellte. Im Verglei<strong>ch</strong> dazu<br />

fielen die Gewinne in den Galopprennen sehr bes<strong>ch</strong>eiden<br />

aus, wo die hö<strong>ch</strong>ste Quote im Hürdenrennen<br />

gerade mal 155.80 zu 1 Franken ausma<strong>ch</strong>te.<br />

Freili<strong>ch</strong>, wenn’s viel Geld zu holen gibt, ist natürli<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> das Risiko grösser. Und das ist bei den Trabern<br />

unbestritten der Fall, weil es halt do<strong>ch</strong> immer<br />

wieder vorkommt, dass selbst ho<strong>ch</strong> gewettete<br />

Favoriten hin und wieder wegen unreiner Gangart<br />

disqualifiziert werden.<br />

Trabrennen s<strong>ch</strong>on im Alterum?<br />

Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des Trabrennsports ist bedeutend<br />

jünger als die des Rennsports. Denno<strong>ch</strong> sind Trabrennen<br />

viel älter, als man gemeinhin annimmt.<br />

Ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>e Funde deuten darauf hin, dass<br />

bereits um 1300 v. Chr. in Kleinasien Rennen mit<br />

trabenden Pferden veranstaltet wurden. Belegt<br />

ist, dass die Römer bei der Eroberung Britanniens<br />

im 5. Jahrhundert v. Chr. bereits ein Pferd vor -<br />

fanden, das sie mit der Bezei<strong>ch</strong>nung «Tormentor»<br />

belegten und damit den Traber anspra<strong>ch</strong>en. Aus<br />

dem 12. Jahrhundert n. Chr. ist zudem bekannt,<br />

dass im englis<strong>ch</strong>en Norfolk ein Hengst dur<strong>ch</strong> seinen<br />

auffallend s<strong>ch</strong>önen und unerhört s<strong>ch</strong>nellen Trab<br />

Aufsehen erregt habe und wohl zum Stammvater<br />

der Norfolk Trotter avanciert sei. Zu einer grösseren<br />

Verbreitung fand der Trabrennsport aber erst,<br />

als der Wagenbau und die Bes<strong>ch</strong>irrung zweckmässiger<br />

wurden. Ri<strong>ch</strong>tig in Trab kam dieser Sport in<br />

der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als er si<strong>ch</strong><br />

aus den S<strong>ch</strong>nellfahrwettbewerben heraus entwickelte,<br />

die für Herren- und Dros<strong>ch</strong>kenfahrer abgehalten<br />

wurden und offenbar im südli<strong>ch</strong>en Italien<br />

no<strong>ch</strong> heute für heisse Szenen sorgen. Ob in Berlin<br />

auf dem Tempelhof, in Paris im Bois-de-Boulogne<br />

oder in Wien im Prater – hier massen si<strong>ch</strong> die<br />

Gespanne in ihrer S<strong>ch</strong>nelligkeit. Was in den mondänen<br />

Grossstädten vorgelebt wurde, fand sehr<br />

s<strong>ch</strong>nell Na<strong>ch</strong>ahmung auf dem Lande, wo Landwirte<br />

und Fuhrleute ihre Gespanne auf den Landstrassen<br />

um die Wette laufen liessen.<br />

Trabrennpferde sind natürli<strong>ch</strong> keine Laune der Natur,<br />

sondern das Resultat einer jahrzehntelangen<br />

und gezielten Pferdezu<strong>ch</strong>t. Die Zu<strong>ch</strong>t von Trabrennpferden<br />

entwickelte si<strong>ch</strong> in drei Ländern völlig<br />

unabhängig voneinander: in Russland, Frankrei<strong>ch</strong><br />

und Amerika. Am frühesten begann wohl der russis<strong>ch</strong>e<br />

Graf Orlow damit, als er den arabis<strong>ch</strong>en Silbers<strong>ch</strong>immel<br />

Smetanka mit einer dänis<strong>ch</strong>en Stute<br />

anpaarte. Die Selektion baute auf einem modern<br />

anmutenden Training auf, bereits von der vierten<br />

Generation an konnte er deshalb dank einheitli<strong>ch</strong>en<br />

Selektionsgrundlagen mit konstanten Zu<strong>ch</strong>tergebnissen<br />

re<strong>ch</strong>nen. 1813 war der Orlow-Traber s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

eine eigene Rasse und ein fester Begriff. Zu<br />

diesem Zeitpunkt begann man si<strong>ch</strong> in Frankrei<strong>ch</strong><br />

dagegen erst Gedanken zu ma<strong>ch</strong>en, wie na<strong>ch</strong> den<br />

Revolutionswirren und napoleonis<strong>ch</strong>en Kriegen die<br />

arg am Boden liegende Pferdezu<strong>ch</strong>t verbessert<br />

werden könnte. Die eigentli<strong>ch</strong>e Geburtsstunde des<br />

Trabers kam, als na<strong>ch</strong> einer aussagekräftigen Leistungsprüfung<br />

gesu<strong>ch</strong>t und diese in Form eines<br />

Tests unter dem Sattel im Trab gefunden wurde.<br />

Aus einem Leistungstest unter dem Sattel im Trab entwickelte<br />

si<strong>ch</strong> in Frankrei<strong>ch</strong> der Trabrennsport. Rennen unter dem Sattel<br />

sind in unserem westli<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>barland no<strong>ch</strong> immer populär.<br />

Das Trabrennen ist ein Ho<strong>ch</strong>leistungssport und hat mit den ursprüngli<strong>ch</strong>en Wettfahrten der Herrenkuts<strong>ch</strong>er und Dors<strong>ch</strong>kenbesitzer<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr viel gemeinsam.<br />

Das dritte wi<strong>ch</strong>tige Land für die Entwicklung des<br />

Trabrennsports ist Amerika, wo er si<strong>ch</strong> ebenfalls<br />

aus dem Alltag entwickelte. Sehr oft hatten Metzger<br />

und Bäcker ni<strong>ch</strong>t nur den Ehrgeiz, gute Ess -<br />

waren auszuliefern, sondern sie wollten au<strong>ch</strong> die<br />

s<strong>ch</strong>nellsten Pferde vor ihren Fuhrwerken haben.<br />

Und dass si<strong>ch</strong> daraus dann eine eigenständige<br />

Bran<strong>ch</strong>e entwickeln konnte, erstaunt natürli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t.<br />

Als Stammvater des amerikanis<strong>ch</strong>en Trabers wird<br />

der englis<strong>ch</strong>e Vollblüter Messenger genannt. Ni<strong>ch</strong>t<br />

weniger als zehn der zwölf Stammväter der ame -<br />

rikanis<strong>ch</strong>en Traberzu<strong>ch</strong>t führen das Blut von Messenger<br />

in ihren Adern. Der American Standardbred,<br />

wie er in der Fa<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>e genannt wird, übt<br />

heute am meisten Einfluss auf die Zu<strong>ch</strong>t von Trabrennpferden<br />

aus.<br />

Traber sind ruhige, ausgegli<strong>ch</strong>ene, lei<strong>ch</strong>t trainierbare<br />

und leistungsbereite Pferde. Sie sind au<strong>ch</strong> sehr<br />

mens<strong>ch</strong>enbezogen und von gutem Charakter –<br />

oder würden Sie si<strong>ch</strong> sonst so nah an den Hinterbeinen<br />

platzieren, wenn Sie ni<strong>ch</strong>t vollstes Ver -<br />

trauen in das vorne angespannte Pferd hätten?<br />

Da der Rennbetrieb hohe Anforderungen an die<br />

Nervenstärke stellt, finden nervli<strong>ch</strong> wenig belastbare<br />

Tiere keinen Eingang in die Zu<strong>ch</strong>t. Traber können<br />

im Trab Ges<strong>ch</strong>windigkeiten von 45–50 km/h<br />

errei<strong>ch</strong>en. Sie sind ausdauernd und von harter<br />

Kons titution, was sie zu Lieblingen der Rennbahn<br />

ma<strong>ch</strong>t. Frühere Meisters<strong>ch</strong>afts-Sieger wie Napo -<br />

léon de Bussy, Junior du Rib oder Khan sind wie<br />

alte Bekannte, die man beim Namen kennt – wie<br />

das bei Stars eben der Fall ist.<br />

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