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Familien - aquatherm-pipesystems.com

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antwortung und Herausforderung. Persönliche<br />

Befindlichkeiten sind da nicht so<br />

wichtig“, winkt der Senior ab. Er übergab<br />

die Leitung der Grosshaus GmbH & Co. KG<br />

in Lennestadt-Bonzelerhammer vor zwei<br />

Jahren an seinen Sohn. „Zum 75-jährigen<br />

Firmenjubiläum“, erzählt Carl Grosshaus:<br />

„Das war ein passender Anlass.“ Zuvor hatten<br />

die beiden fünf Jahre lang gemeinsam<br />

als Geschäftsführer gearbeitet. Aber eine<br />

Doppelspitze ist immer schwierig, findet der<br />

Senior. „Für mich war klar: Nach einer gewissen<br />

Zeit steige ich aus“, so der heute 63-<br />

Jährige. Dass sein Sohn in seine Fußstapfen<br />

tritt, sei für ihn nie selbstverständlich gewesen.<br />

„Obwohl wir das Kaufmännische ir-<br />

rnehmen<br />

gendwie im Blut haben.“ Patrick Grosshaus<br />

verteuerten Konditionen zur Verfügung. Vor<br />

allem größere <strong>Familien</strong>unternehmen finanzieren<br />

sich deshalb zunehmend auch kapitalmarktnah.<br />

Eine aktuelle Studie unserer<br />

Stiftung zeigt, dass <strong>Familien</strong>unternehmen<br />

vor allem Anleihen als attraktiv einschätzen.<br />

Darauf hat sich der Markt auch eingerichtet:<br />

Sechs Börsen haben einen Platz für<br />

Mittelstandsanleihen etabliert (als erstes<br />

Stuttgart mit BondM). Auch der Schuldschein<br />

könnte zukünftig eine signifikante<br />

Bedeutung haben, denn er weist einige<br />

Charakteristika auf, die vielen <strong>Familien</strong>unternehmen<br />

entgegenkommen: weitgehend<br />

bekannter Investorenkreis, relativ geringe<br />

Vorbereitungszeit, schlanke Dokumentation,<br />

weniger restriktive Anforderungen an<br />

Rechnungslegung und Publizität.<br />

Ist das Problem der Nachfolgeregelung<br />

eher das der kleinen und mittelständischen<br />

<strong>Familien</strong>unternehmen?<br />

Das Nachfolgeproblem ist für den Unternehmenstypus<br />

<strong>Familien</strong>unternehmen eine<br />

Achillesferse. Tatsächlich stellt sich die Frage<br />

der Nachfolge bei Größtunternehmen<br />

anders als bei kleineren oder mittleren Unternehmen.<br />

Die großen <strong>Familien</strong>unternehmen<br />

haben – zumindest was das operative<br />

Geschäft anbelangt – die Möglichkeit einer<br />

Fremdgeschäftsführung, während bei kleineren<br />

und mittleren Unternehmen oftmals<br />

nicht nur erbschaftsteuerliche Aspekte eine<br />

Rolle spielen, sondern auch, wer die Firma<br />

künftig leitet.<br />

Welche Fehler werden bei der Nachfolgeregelung<br />

am häufigsten begangen?<br />

Zunächst muss konstatiert werden: Die Planung<br />

der Nachfolge ist in den vergangenen<br />

Jahren stark professionalisiert worden. Wer<br />

den Betrieb nach dem Tod des Seniors über-<br />

REPORT<br />

7/12<br />

studierte Betriebswirtschaftslehre und machte<br />

schon als Student erste Versuche als Existenzgründer.<br />

„Aber ich wollte nie durch<br />

Vitamin B einen Job bekommen oder direkt<br />

nach dem Studium ins <strong>Familien</strong>unternehmen<br />

einsteigen“, betont der 36-Jährige. Er<br />

arbeitete mehrere Jahre als Sales Manager<br />

bei einem großen Automobilzulieferer in<br />

Paderborn. Als sich die Chance bot, bei dieser<br />

Firma die Karriereleiter weiter hochzuklettern,<br />

entschieden Vater und Sohn, dies<br />

zum Zeitpunkt zu nehmen, nach Hause zu<br />

kommen. Das habe er gern getan, auch weil<br />

er sich im Sauerland immer wohl gefühlt<br />

habe. „Ich bin hier aufgewachsen, direkt<br />

neben der Firma.“ Die Firma beschäftigt<br />

sich mit Stanz-, Feinstanz und Stanzbiege-<br />

nimmt, wird heutzutage nicht mehr hinter<br />

verschlossenen Türen verhandelt, sondern<br />

als möglichst transparenter Prozess betrieben,<br />

in den alle Beteiligten eingebunden<br />

sind. Ein Fehler ist nach wie vor, dass die<br />

Nachfolgeplanung oft zu spät begonnen<br />

wird – es gibt viele unschöne Beispiele, wo<br />

ein unternehmerisches Lebenswerk scheitert,<br />

weil ein Patriarch niemanden neben<br />

sich duldete. Auch sind die eigenen Kinder<br />

nicht per se die beste Lösung. Wenn sie<br />

fachlich gut ausgebildet sind und Zeit hatten,<br />

sich ihre Sporen in einem anderen Unternehmen<br />

zu verdienen, ist das natürlich<br />

anders.<br />

Die klassische <strong>Familien</strong>konstellation gibt<br />

es immer seltener. Machen Patchwork-<br />

Strukturen das Führen von <strong>Familien</strong>unternehmen<br />

immer schwieriger?<br />

Die hohe Scheidungsrate und die Patchwork-Konstruktionen<br />

färben auch auf die<br />

<strong>Familien</strong>unternehmen ab. Gerade bei Handwerksbetrieben<br />

und kleineren Unternehmen,<br />

wo beide Eheleute im Betrieb arbeiten, können<br />

Trennungen die Existenz einer Firma in<br />

hohem Maße gefährden, wenn nicht genug<br />

Geld da ist, um den Ex-Partner auszuzahlen<br />

oder abzufinden.<br />

Das bekannte deutsche <strong>Familien</strong>unternehmen<br />

Schlecker musste Insolvenz anmelden.<br />

Damit steht die gesamte Familie<br />

im Mittelpunkt des Interesses und muss<br />

sich auch Fragen nach dem privaten Lebenswandel<br />

gefallen lassen. Gehört das<br />

bei <strong>Familien</strong>unternehmen zum unternehmerischen<br />

Risiko?<br />

Der Fall Schlecker ist besonders fatal: Anton<br />

Schlecker hatte seine Drogeriekette in<br />

der Rechtsform des „eingetragenen Kaufmanns“<br />

geführt. Der eingetragene Kauf-<br />

technik. Rund 520 Mitarbeiter arbeiten am<br />

Standort Bonzelerhammer, weitere 50 in einem<br />

Zweigwerk, das 2005 in Ungarn eröffnet<br />

wurde. „Kleinigkeiten, ohne die nichts<br />

Großes funktioniert“, unter dieses Motto<br />

hat Grosshaus die Produktion von Komponenten<br />

für unterschiedliche Branchen gestellt.<br />

Angefangen hat Egon Grosshaus 1935<br />

mit gestanzten Massenartikeln wie Unterlegscheiben<br />

und Sicherungsbleche. Er war<br />

Kaufmann, hatte in einer Metallwarenfabrik<br />

gelernt und sich früh entschlossen, sich<br />

selbstständig zu machen. Mit drei Mitarbeitern<br />

legte er los und konnte 1937 das<br />

Grundstück am Bonzelerhammer kaufen. Es<br />

wurde die Heimat für die Familie und das<br />

Unternehmen. Als Egon Grosshaus 1966<br />

mann haftet allein und unbeschränkt für<br />

die Verbindlichkeiten. Die Pleite der Schlecker<br />

e.K. bedeutet dem Vernehmen nach<br />

also auch für Anton Schlecker die Privatinsolvenz.<br />

Eigentlich sind <strong>Familien</strong>unternehmer<br />

eher öffentlichkeitsscheu. Es gibt nur<br />

wenige, die aktiv das „Rampenlicht“ der<br />

Talkshows oder das Blitzlichtgewitter der<br />

Boulevard-Presse suchen. Aus meiner Sicht<br />

leben <strong>Familien</strong>unternehmer eher bescheiden,<br />

zurückgezogen, unter ihren finanziellen<br />

Möglichkeiten. Ihnen sind die Gepflogenheiten<br />

der „Bussi-Gesellschaft“ eher fremd.<br />

Und natürlich sind <strong>Familien</strong>unternehmer<br />

nicht eine homogene Masse, die sich aus<br />

besseren Menschen zusammensetzt.<br />

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