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Nummer 45 - Die Jüdische Zeitung

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Nr. <strong>45</strong>, 5. Kislew 5771 / 12. November 2010<br />

Raw Pinchas David<br />

Horovitz, Admor von<br />

Boston<br />

Niftar am 8. Kislev 5702<br />

(1942)<br />

Der Admor von Lelov, Raw David Biedermann,<br />

der Onkel und Lehrer von Raw Pinchas<br />

David, sagte über ihn: „Ich habe keine Angst<br />

um ihn! Er wird in Amerika nicht schlecht<br />

beeinflusst werden!“<br />

Er wurde in der Altstadt von Jeruschalajim im<br />

Jahr 5636 (1876) geboren. Sein Vater hatte das<br />

Jichus bis zum ‚Ba’al Hafla’a’, während seine<br />

Mutter aus dem Haus der Lelover Dynastie<br />

stammte. Bis zu seinem siebten Altersjahr<br />

stand er unter demEinfluss seines Grossvaters,<br />

Raw Elieser Mendel Biedermann, dem Admor<br />

von Lelov. Nach dessen plötzlichen Ableben,<br />

im Jahr 5643 (1883), nahm sein Sohn, Raw<br />

David Biedermann seinen Platz als Admor<br />

ein, und der Jüngling knüpfte einen engen<br />

Kontakt zu ihm.<br />

In seinen Jugendjahren lernte Raw Pinchas<br />

David Tora bei Raw Schne’ur Salman von<br />

Lublin, dem Verfasser des „Torat Chessed“. Er<br />

stach mit seinem Fleiss und seiner schnellen<br />

Auffassungsgabe unter allen anderen Schülern<br />

hervor. Als er noch jung war, heiratete Raw<br />

Pinchas David und liess sich in Zfat, dem<br />

Wohnort seines Schwiegervaters, nieder.<br />

Dort setzte er sein Lernen mit grossem Fleiss<br />

fort. Er lernte mit verschiedenen Chawrutot<br />

während achtzehn Stunden pro Tag. Unter<br />

anderem lernte er auch mit Raw Mosche<br />

Kliers, der später Raw in Twerja war, und<br />

Raw Mordechaj Chajim Slonim, der gegen<br />

Ende seines Lebens zum Admor von Slonim<br />

ernannt wurde.<br />

Als er 36 Jahre alt war, wurde sein Vater niftar.<br />

Raw Pinchas David beschloss darauf, nach<br />

Jeruschalajim zurückzukehren, um seiner<br />

Mutter und den anderen Familienmitgliedern<br />

zu helfen. Er setzte dort sein Lernen mit demselben<br />

Elan fort. Der Raw von Jeruschalajim,<br />

Raw Schmuel Salant, liebte es, sich mit ihm<br />

über die Tora zu unterhalten und seine Chiduschim<br />

zu hören. Er liess ihn immer wieder zu<br />

sich rufen, um mit ihm verschiedene Themen<br />

zu diskutieren. Raw Schmuel sagte einmal<br />

über ihn, dass er – wenn die Zeit kommen<br />

werde - als Dajan im Bet Din sitzen wird.<br />

Als der Admor von Rachamstrivka, Raw<br />

Mordechai Twerski, im Jahr 5666 (1906)<br />

nach Jeruschalajim kam, lernte Raw Pinchas<br />

David mit ihm zusammen die geheimen Teile<br />

der Tora.<br />

Im Jahr 5664 wurde seine Frau zusammen<br />

obwohl der andere es aus freiem Willen getan<br />

hat. Wenn er mir diesen Schmerz nicht angetan<br />

hätte, wäre es mir auf andere Art passiert.<br />

Als Schimi ben Gero Dowid Hamelech auf<br />

seiner Flucht mit Steinen bewarf und ihn be-<br />

13<br />

mit dem Kind während der Geburt niftar.<br />

Er heiratete daraufhin ein zweites Mal, die<br />

Tochter von Raw Jechiel Michel von Turka,<br />

und sie gebar ihm zwei Söhne. Raw Mosche<br />

Horovitz, der später der Admor von Boston<br />

in New York war, und Raw Levi Jitzchak<br />

Horovitz, der dann den Platz seines Vaters<br />

in Boston übernahm.<br />

Im Jahre 5674 (1914) begab sich Raw Pinchas<br />

David, als Gesandter des Kolel Galizien,<br />

wegen einer halachischen Auseinandersetzung<br />

nach Europa. Er hielt sich während<br />

vier Monaten in der Stadt Belz auf und lernte<br />

jeden Morgen mit Raw Ahron Roke’ach, der<br />

damals als grosser Illuj bekannt war und später<br />

Admor von Belz wurde. Als er sich auf der<br />

Rückreise befand, brach der Erste Weltkrieg<br />

aus, während er sich noch in Österreich<br />

befand. <strong>Die</strong>s bereitete Probleme. Eine Weiterreise<br />

nach Erez Jisrael war zu dieser Zeit<br />

unmöglich und als Bürger von Österreich<br />

war er wehrpflichtig. Schlussendlich konnte<br />

er die Regierung beeinflussen, ihn als Spion<br />

nach Griechenland zu entsenden. Der Raw<br />

von Saloniki, Raw Jakow Meir, konnte ihm<br />

dann helfen, in die USA auszureisen.<br />

In New York angekommen, erkannten die<br />

dortigen Jehudim schnell, dass es sich hier<br />

um einen ‚speziellen Jehudi aus Erez Jisrael’,<br />

wie man ihn nannte, handelte. <strong>Die</strong> Gemeinde<br />

schimpfte, reagierte Dowid zu seinen Leuten:<br />

„Hanichu lau – lasst ihn – wikalel – und soll<br />

er fluchen – ki omar lau Haschem – denn<br />

Haschem hat es ihm gesagt“. Schimi trägt die<br />

volle Verantwortung für sein Fluchen, aber<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

.rtc rat ohase<br />

‚Re’im Ahuwim’, damals die grösste und<br />

vornehmste Gemeinde in New York, bat<br />

ihn, als Raw ihrer Gemeinde zu dienen. Aus<br />

Dank an die Bostoner Gemeinde, die ihm ein<br />

Einreisevisum in die USA verschafft hatten,<br />

entschied er sich aber, den Bitten der dortigen<br />

Anwohner nachzukommen und dieser<br />

Gemeinde vorzustehen.<br />

Er erreichte die Stadt Boston im Jahr 5678<br />

(1918) und widmete sich dann bis am Ende seines<br />

Lebens dem Wohlergehen der Bewohner<br />

und dem Verbreiten der Tora und des Chassidut.<br />

Der grosse Erfolg, den er dort verzeichnen<br />

konnte, war seiner grossen Gelehrtheit in<br />

Schass und Posskim, seiner Gutherzigkeit und<br />

seiner Liebe zu allen Jehudim zu verdanken.<br />

Er war auch als ‚Wunderrabbi’ bekannt und<br />

durch ihn wurde vielen Menschen geholfen.<br />

Sein Haus stand jedem offen und er verteilte<br />

aus seiner eigenen Tasche Zedaka, oft mehr<br />

als das was ihm zur Verfügung stand. Jede<br />

heilige Angelegenheit hatte bei ihm höchste<br />

Priorität: Chinuch, Kaschrut, Mikwa’ot und<br />

generell das Erfüllen der Mizwot. Obwohl sich<br />

sein Namen schnell verbreitete und sich viele<br />

zu ihm begaben, hatte er ständig den Wunsch,<br />

nach Erez Jisrael zurückzukehren und sich in<br />

Jeruschalajim niederzulassen. Dreimal fuhr er<br />

dorthin und erwarb dann sogar ein Stück Land<br />

in der Nähe des Kewers von Schmuel Hanawi,<br />

um dort ein Quartier zu bauen. Verschiedene<br />

Dinge standen ihm aber im Weg und er musste<br />

wieder nach Boston zurückkehren.<br />

Seine Gesundheit liess während einigen Jahren<br />

nach, er litt unter Herzproblemen und seine<br />

Augen wurden immer mehr geschwächt, bis<br />

er seine Sehkraft vollständig verlor und auch<br />

generell sehr schwach wurde. Zudem kam<br />

noch, dass sich seine Gemeinde verkleinerte,<br />

da viele Jehudim nach New York übersiedelten,<br />

und so kam es, dass auch er im Jahr 5700<br />

(1940) dorthin zog. In Williamsburg eröffnete<br />

er sein Bet Hamidrasch und wurde dann an<br />

diesem Ort niftar.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden seine<br />

Gebeine nach Erez Jisrael überführt, wo er<br />

auf dem Har Hasetim neben seinem Vater<br />

begraben wurde. <strong>Die</strong>jenigen, die sich mit der<br />

Überführung beschäftigten, waren erstaunt zu<br />

sehen, dass sich sein Körper noch in vollständigem<br />

Zustand befand, obwohl dreieinhalb<br />

Jahre seit seinem Begräbnis vergangen waren!<br />

für Dowid ist dies eine Gesero vom Himmel<br />

(Sefer haChinuch Mitzwo 241, siehe auch<br />

Rambam Hilchaus Teschuwo 5. Perek).<br />

Wenn wir mit dieser Erkenntnis leben, können<br />

wir uns viel Ärger und Streit ersparen.

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