Nummer 45 - Die Jüdische Zeitung
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Nr. <strong>45</strong>, 5. Kislew 5771 / 12. November 2010<br />
Am Sonntag fand ein Festanlass zum 115-jährigen<br />
Bestehen der Schomre Thora im Basler<br />
Stadtcasino statt.<br />
Eröffnet wurde der Abend von Präsidenten der<br />
Schomre Thora Dr. Alain Nordman (Bild unten).<br />
Er drückte seine Dankbarkeit gegenüber<br />
Haschem aus, das schon etliche Generationen<br />
vom Erwerb <strong>Jüdische</strong>n Wissens profitieren<br />
durften. Andererseits hob er hervor, dass<br />
die Assimilation immer bedrohlicher wird,<br />
deshalb sei es äusserst wichtig die jüdische<br />
Identität durch das „Lernen“ zu stärken.<br />
Er dankte den Lehrern der Schomre Thora, insbesondere<br />
betrauerte er das kürzliche Ableben<br />
von Dr. Pinchas<br />
Grünewald der 47<br />
Jahre lang an der<br />
Schomre Thora<br />
wirkte.<br />
Es folgte eine<br />
unterhaltsame<br />
Einlage von der<br />
Companie Due<br />
– 2 Clowns des<br />
Theatro Dimitri.<br />
Nach einem reichhaltigen<br />
Buffet<br />
des Restaurant<br />
Topas, präsentierte<br />
Herr Leonardo<br />
Leupin (Bild ganz<br />
rechts) sein Buch „Jeder Durstige komme<br />
zum Wasser“ – die Geschichte der Schomre<br />
Thora von 1895 bis 2010 das am Ende der<br />
Veranstaltung den Gästen als Geschenk<br />
überreicht wurde.<br />
Der Höhepunkt bildete die Festrede von Rabbiner<br />
Pinchas Goldschmidt, Oberrabiner der<br />
junge Witwe alleine fortsetzen. Ende 1942<br />
gelang ihr in Annemasse bei Nacht und Nebel<br />
der Übertritt in die Schweiz. Obwohl ihre<br />
Mutter, Grosseltern und Geschwister hier<br />
lebten, musste sie gegen grösste Schikanen<br />
und Schwierigkeiten der Fremdenpolizei<br />
ankämpfen, die sie als polnische Bürgerin an<br />
die Grenze setzen wollten.<br />
Zurück in Zürich widmete sie sich zusammen<br />
mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern den<br />
vielen Flüchtlingen, die damals in unserer<br />
Stadt eine vorübergehende Bleibe gefunden<br />
hatten. Sie machten diese „Bleibe“ zu einem<br />
„Heim“ und die vielen langjährigen Freundschaften,<br />
die daraus entstanden, überdauerten<br />
Jahrzehnte.<br />
Nach dem Krieg gelang es Elsie Monderer,<br />
in Zürich ein Bank-Geschäft aufzubauen<br />
und bald schon war ihr Name weltweit, in<br />
Antwerpen, London, New York und Tel<br />
Aviv ein Begriff. Ihre sichere Hand in Bank-<br />
11<br />
115-jähriges Jubiläum der<br />
Schomre Thora Basel<br />
250‘000 Mitglieder zählenden<br />
jüdischen Gemeinde<br />
von Moskau und Vorsitzender<br />
der Europäischen<br />
Rabbinerkonferenz (Bild<br />
oben). Sein herausforderndes<br />
Thema lautete „Gijurim,<br />
Segen oder Fluch?“<br />
Rabbiner Goldschmidt<br />
zitierte einerseits die Gemara<br />
in Psachim, Rabbi Elasar sagt: <strong>Die</strong> Juden<br />
wurden unter den Nationen verstreut damit<br />
sie Gejrim aufnehmen können. Andererseits<br />
bringt der Talmud in Jewamot: <strong>Die</strong> Gejrim<br />
sind für das Volk Jisrael so unangenehm wie<br />
Tsora’at (Hautaussatz).<br />
Rabbi Josef Albo sagt in Ikre Emuna: Das<br />
Geschäften, ihre Diskretion und vor allem<br />
ihre sprichwörtliche Zuverlässigkeit und<br />
Ehrlichkeit sowie ihre freundschaftliche Art<br />
im Umgang mit Geschäftsbekannten waren ihr<br />
Markenzeichen. Aber trotz dem florierendem<br />
Geschäft vergass Elsie Monderer nie ihre<br />
Verpflichtungen den Mitmenschen gegenüber.<br />
Sorgengeplagten Menschen und Institutionen<br />
stand sie jederzeit mit Rat und Tat zur Verfügung,<br />
verteilte täglich grosszügig Zedaka und<br />
hatte ein offenes Ohr für jeden erdenklichen<br />
Zweck. Sie war auch aktiv für die Frauen-<br />
Misrachi tätig, wo ihr Organisationstalent für<br />
die Durchführung der jährlichen Konzerte mit<br />
bekannten Artisten sehr gefragt war.<br />
Im Jahr 1960 heiratete sie ihren zweiten<br />
Ehemann, Josef Geiger aus London. <strong>Die</strong>ser<br />
gründete mit ihr zusammen den Bikur Cholim<br />
der Agudas Achim, der in Zürich bis heute<br />
eine segensreiche Tätigkeit ausübt. <strong>Die</strong> Verstorbene<br />
verbrachte mit ihm 30 gemeinsame<br />
<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />
Ziel des Wirkens des jüdischen<br />
Volkes ist in den Gebeten von<br />
Rosch Haschana zu finden. Dort<br />
heisst es „M’loch al kol Haolam<br />
kulo Bichwodecha“ – möge G“tt<br />
über die ganze Welt regieren und<br />
„Bajom hahu jih’je Haschem<br />
Echad uSchmo Echad – an diesem<br />
Tag möge die ganze Welt<br />
den Monotheismus anerkennen.<br />
Beide Ansichten von Rabbi Elasar<br />
und Rabbi Jitzchak ergänzen<br />
einander, denn der Aussätzige<br />
wird aus den Lager verbannt,<br />
Fotos: Isabelle-Myriam <strong>Die</strong>tisheim<br />
was sehr ähnlich zum Galut, das verstreut<br />
sein unter den Völkern sei.<br />
Der Abend wurde mit Dank an die Vorstandsmitglieder<br />
und Organisatoren und einem<br />
eindringlichen Spendeaufruf abgerundet.<br />
E. L.<br />
Jahre, bevor er 1989 in Jeruschalajim verstarb.<br />
Während ihrer letzten Lebensjahre wohnte<br />
Elsie Monderer-Geiger im Hugo Mendelheim,<br />
wo sie sich, dank der rührigen Pflege sehr<br />
wohl fühlte. Mit ihrem Tod hat ein langes, typisch<br />
jüdisches Schicksal ein Ende gefunden.<br />
Betrauert wird sie von ihren beiden Kindern,<br />
Simon Monderer in Jerusalem und Gitty Ehrman<br />
in New York, ihren zwei überlebenden<br />
Schwestern, ihren Enkeln, Ur-Enkeln und<br />
Ur-Ur-Enkeln sowie ihren vielen Verwandten,<br />
Freunden und Bekannten in der ganzen Welt.<br />
Sie hat ein reiches, erfülltes Leben gelebt und<br />
dank ihrem hohen Alter hatte sie den seltenen<br />
S'chut, acht Generationen erlebt und gekannt<br />
zu haben, von Ihrer Ur-Grossmutter bis hin zu<br />
der grossen Schar von Ur-Ur-Enkeln.<br />
Möge sie, dank ihrem wohlgefälligen Leben<br />
und ihren guten Taten ein Meliz Joscher für<br />
uns alle sein.<br />
jsk