Methodenmanual „Lernen in Projekten“ - Stiftung Brandenburger Tor
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Die Unternehmensphilosophie<br />
Der Begriff „Philosophie“ wird vom Duden als „Streben nach Erkenntnis des Zusammen-<br />
hanges der D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> der Welt“ erklärt. „Unternehmensphilosophie“ ist e<strong>in</strong> vorrangig <strong>in</strong> der<br />
Wirtschaft gebräuchlicher Begriff, der jedoch auch für die Projektarbeit e<strong>in</strong>e wichtige Rolle<br />
spielen kann. Die „Philosophie“ e<strong>in</strong>es „Unternehmens“ - oder sagen wir lieber e<strong>in</strong>es „Vorha-<br />
bens“ bzw. „Projektes“ - ist also nichts Anderes als das Streben nach dem Erkennen von<br />
Zusammenhängen zwischen dem, was man tut (dem Projekt) und dem Zweck, dem das Ganze<br />
dienen soll. Somit hängt die Unternehmensphilosophie eng mit der Zielf<strong>in</strong>dung und der Pro-<br />
jektplanung zusammen. Die Frage, welchen Zweck das gesamte Unternehmen des Projekts<br />
verfolgt und die F<strong>in</strong>dung des richtigen Weges alle<strong>in</strong> stellt jedoch noch ke<strong>in</strong>e „Philosophie“<br />
dar. Philosophie me<strong>in</strong>t hier vor allem das F<strong>in</strong>den grundlegender Pr<strong>in</strong>zipien, denen das Projekt<br />
treu se<strong>in</strong> soll. Es geht also weniger um das „Wie?“ als um das „Warum?“ der ganzen Sache.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel verdeutlicht Ihnen vielleicht eher, was geme<strong>in</strong>t ist:<br />
E<strong>in</strong>e Gruppe von Studenten wollte e<strong>in</strong> Café auf dem Campusgelände ihrer Universität eröff-<br />
nen. Dabei stellten die Mitglieder schnell fest, dass jeder nicht nur bestimmte Vorstellungen<br />
davon hatte, wie das Café e<strong>in</strong>mal aussehen soll, sondern dass auch Jede andere D<strong>in</strong>ge<br />
besonders wichtig waren. Leni Habnix legte z.B. besonderen Wert darauf, dass die Speisen<br />
und Getränke möglichst billig angeboten werden, damit sich auch „arme Studenten“ dort<br />
etwas leisten können. Rosi Walfisch war überzeugte Umwelt- und Tierschützer<strong>in</strong> und wollte<br />
daher unbed<strong>in</strong>gt vegetarische Kost und umweltfreundliche Vorstellungen umgesetzt wissen.<br />
Toni Friedlich betonte, dass aber vorrangig die Verständigung zwischen allen Besuchern<br />
gefördert werden sollte. Als über die Umsetzbarkeit dieser Ideen nachgedacht wurde, stellte<br />
man schnell fest, dass sich nicht alles gleichermaßen würde umsetzen lassen, dass man also<br />
Kompromisse machen musste. Dennoch wurde letztlich e<strong>in</strong>e Liste von Grundpr<strong>in</strong>zipien erar-<br />
beitet, denen das Café unbed<strong>in</strong>gt treu se<strong>in</strong> sollte und deren Umsetzung auch der eigentliche<br />
Grund war, warum e<strong>in</strong>zelne D<strong>in</strong>ge so gestalten oder umgesetzt wurden, wie es schließlich<br />
geschah. Das Angebot preisgünstiger Speisen und Getränke liegt im Interesse wohl zweifellos<br />
aller Café-Besucher und war daher sehr wichtig. Durch e<strong>in</strong>e gut durchkalkulierte F<strong>in</strong>anzpla-<br />
nung lässt sich dieses Pr<strong>in</strong>zip verwirklichen. Rosis Tierschutzgedanke <strong>in</strong> Ehren, aber da wohl<br />
eher die M<strong>in</strong>derheit der Gäste re<strong>in</strong> vegetarisch leben, lag es eher im Interesse aller, auch<br />
Fleisch- und Wurstspeisen anzubieten. Doch um den Fairness-Gedanken des Cafés auch hier<br />
konsequent weiterzuverfolgen, e<strong>in</strong>igte man sich auf die Verwendung ausschließlich ökolo-<br />
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