TheaterCourier Juni 2018
TheaterCourier Juni 2018 | Die Kunst- und Kulturzeitung für Sachsen | Freiberger Sommernächte - Literaturfest Meißen - Moritzburg Festival - Museumsnacht Dresden - Comödie Dresden - Elbsand im Boulevardtheater - August Theater - Merlins Wunderland Jubiläum - theater junge generation - Theaterkalender - Thorsten Fietze - Kunstversteck Weesenstein 1945 - DDR-Ausstellung Leipzig - Schallplatte - "The Monstrum Band" - Filmkritik - Peter Flache uvm.
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Seite 12 | <strong>Juni</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
THEATER<br />
Chefmaskenbildner Fietze: Für mich ist Theater eine sinnliche Sache<br />
Aus Fingernägeln werden<br />
Zähne und im Baumarkt<br />
wird nach Material<br />
gesucht<br />
Seine Figurinen zeichnet Thorsten<br />
Fietze von Hand selbst<br />
© Eberlein<br />
„Eigentlich wollte ich akademischer Maler<br />
oder TV-Koch werden“, grinst Thorsten<br />
Fietze (49), Chefmaskenbildner der Staatsoperette<br />
Dresden. Doch daraus wurde zu<br />
damaligen Zeiten nichts, also lernte er<br />
Elektriker und stieg über die Hintertür in<br />
die Musik- und Theaterszene ein, war als<br />
Beleuchter und Techniker mit Bands, wie<br />
den Ärzten und Udo Lindenberg auf Tour.<br />
Ab 1984 studierte er Malerei und Grafik an<br />
der HfBK und fing 1990 als Theatermaler,<br />
Beleuchter und Techniker am Theater in<br />
Leuben an. Ab 1995 studierte er erneut an<br />
der HfBK, diesmal Maskenbildner. Nach<br />
Zwischenstationen ist Thorsten Fietze seit<br />
17 Jahren Chef von jetzt sieben Mitarbeitern<br />
und feiert nächstes Jahr sein 20-Jähriges<br />
am einzigen selbstständigen Operettentheater<br />
Deutschlands.<br />
„Für mich ist Theater eine sinnliche Sache,<br />
verbunden mit viel Körperlichkeit.<br />
Ich zeichne Figurinen ganz klassisch per<br />
Hand, recherchiere in Büchern, muss Stoffe<br />
für Kostüme anfassen, nähe sie selber,<br />
baue Masken und mache Hüte. Natürlich<br />
nutzen wir auch moderne Techniken wie<br />
3D-Drucker, aber am Ende ist viel Handarbeit<br />
dabei.“ Als Chef hat er ein Budget und<br />
ein Zeitfenster und muss oft ein „Materialschwein“<br />
sein, das heißt, was es werden<br />
soll ist klar – aber woraus machen? Material<br />
aus dem Baumarkt testet er vorher<br />
schon mal auf Verträglichkeit am eigenen<br />
Körper. Mit viel Vorstellungsvermögen,<br />
Kreativität und handwerklichem Geschick<br />
entsteht so für jede Rolle das passende<br />
Outfit, perfekt vom Haar über Gesicht,<br />
Kostüm bis zum Schuh. Aus künstlichen<br />
Fingernägeln wurden für die Maske von<br />
Christian Grygas in der Dreigroschenoper<br />
schön schaurige Zähne.<br />
Perücken knüpfen kann der Sohn einer<br />
Maßschneiderin auch, macht es aber nicht<br />
so gerne, denn „das bringen andere besser“.<br />
Für die unzähligen Haarschöpfe aus<br />
Kunsthaar, Tierhaar (Büffel und Pferd) sowie<br />
indischem und asiatischem Haar gibt<br />
es im neuen Haus ein Zimmer mit Rollregalen.<br />
„Das habe ich an einem anderen<br />
Theater gesehen, fand es praktisch und<br />
platzsparend“, freut sich Fietze und führt<br />
es stolz vor. Nicht optimal ist, dass Fundus<br />
und Werkstätten an anderen Standorten<br />
untergebracht sind. Improvisiert werden<br />
muss auch vor der Vorstellung: Die Räume<br />
sind zu weit weg. „Zwei Stunden brauche<br />
ich, um z.B. Christian Grygas und Marcus<br />
Günzel für die Dreigroschenoper bühnenfertig<br />
zu bekommen. Und hinterher dauert<br />
es auch.“ Fietze betont, dass sie eine gute<br />
Truppe seien: „Wir Masken- und Kostümbildner<br />
sind ja hautnah dran an den Darstellern.<br />
Da bekommt man so manches<br />
mit, wenn man miteinander hantiert.“<br />
Also Traumberuf gefunden? „Ja, die Idee<br />
mit dem TV-Koch war bald vergessen, aber<br />
ich koche ab und an noch gerne – es scheitert<br />
oft an der Zeit.“ Doch wenn, dann frönt<br />
er seiner Passion: Aufwändig dekorieren,<br />
Thorsten Fietze mit den Masken von<br />
Marcus Günzel und Christian Grygas<br />
© Eberlein<br />
gerne auch mit alten Dingen, das Essen zu<br />
einem geschmacklichen und optischen Erlebnis<br />
werden lassen. Seine Familie (seine<br />
Frau war Tänzerin, ist jetzt Chefankleiderin,<br />
sein Sohn singt im Kreuzchor) ist die<br />
ungewöhnlichen Arbeitszeiten gewöhnt.<br />
Abschalten kann er nur, wenn er Urlaub<br />
macht. Meist geht es dann mit der Familie<br />
im „Bulli“ los – den er natürlich auch<br />
bei einer Panne selber wieder flott kriegt.<br />
Wenn ihn dann einer fragt, was er beruflich<br />
macht, nervt ihn das: „Ich sage meist<br />
ich bin Klempner oder noch besser Schrauber<br />
– dann ist Ruhe.“<br />
Regine Eberlein<br />
FRÖHLICHER SOMMER<br />
www.boulevardtheater.de<br />
4. – 14. <strong>Juni</strong> · 10. + 11. August<br />
25. – 29. Juli<br />
Herr Pastor,<br />
Ihre K utte<br />
utscht!<br />
30. + 31. Juli<br />
KARTEN 0351 – 26 35 35 26 · MATERNISTRASSE 17 · 01067 DRESDEN