Beirut: Stadt, Kunst, Kultur und Mode - Dubai Media AG
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sich nicht jedem vollständig erschließen. Eine<br />
seiner spektakulärsten Ausstellungen fand anlässlich<br />
der Biennale 2010 in Venedig statt. Ein<br />
höchst ungewöhnlicher Anblick bot sich den<br />
Besuchern: lebensgroße Bronzestatuen einer<br />
mitreißenden, dynamischen Monumentalität<br />
in einem Prachtraum des Palazzo Zenobio.<br />
Maler Amine El Bacha<br />
Höhepunkt der Künstlerkontakte ist das Treffen<br />
mit Amine El Bacha (Jahrgang 1932), der<br />
schon als Junge im Alter von 15 malte <strong>und</strong> aus<br />
einer Künstlerfamilie von Malern <strong>und</strong> Musikern<br />
stammt. Eigentlich wollte er Musiker werden,<br />
überließ dies aber seinem Bruder. Er studierte<br />
<strong>Kunst</strong> in <strong>Beirut</strong> <strong>und</strong> Paris <strong>und</strong> gehört<br />
heute zu den berühmtesten Malern des Libanon.<br />
Seit 1958 hatte er Ausstellungen in namhaften<br />
Galerien im Nahen Osten <strong>und</strong> Europa,<br />
seine Werke befinden sich in vielen Museen der<br />
Welt <strong>und</strong> haben so manches Auktionshaus von<br />
innen gesehen. Falls heute einmal eines in einer<br />
kommerziellen <strong>Kunst</strong>galerie – wie bei<br />
Alwane in <strong>Beirut</strong> - auftaucht, ist es unerschwinglich.<br />
„Ich male für mich selbst“, meint<br />
der Künstler <strong>und</strong> empfindet den Verkauf jedes<br />
Bildes als Verlust. Für die libanesische Tageszeitung<br />
An Nahar <strong>und</strong> das kuwaitische Monatsmagazin<br />
Al Arabi schreibt er regelmäßig Beiträge<br />
für den <strong>Kultur</strong>teil. In der internationalen<br />
Presse sind zahlreiche Artikel über ihn erschienen.<br />
Als er im Januar 2008 eine Solo-Ausstellung<br />
in der Green Art Gallery in <strong>Dubai</strong> hatte,<br />
nahm dies das renommierte, internationale<br />
<strong>Kunst</strong>magazin „Canvas“ zum Anlass für einen<br />
ausführlichen Artikel über den Künstler.<br />
„Die universale Analogie des einfachen Seins“<br />
könnte man in den Worten von Baudelaire diesen<br />
Maler beschreiben, in dessen von einer<br />
Brille bedeckten Augen man – von Neugier<br />
überwältigt - in unbändige Lebenskraft schaut,<br />
die durch seine <strong>Kunst</strong> erwächst. Er malt in so<br />
selbstverständlicher Weise, wie andere essen,<br />
reden, lachen oder sonstige Dinge des täglichen<br />
Lebens tun. Er geht mit wachen Augen durch<br />
<strong>Beirut</strong>, kein Kaffeehausaufenthalt wird ohne<br />
Skizzen beendet, die - jede ein Einzelstück -<br />
besitzenswerte <strong>Kunst</strong>werke sind. Sie dienen<br />
nicht als Vorlage für Gemälde. Er nutzt alle<br />
Techniken, seine Motive sind Menschen, Landschaften,<br />
Blumen, Gebäude <strong>und</strong> immer wieder<br />
Vögel - in einem Stil, der bei aller Abstraktheit<br />
das Reale erkennen lässt. Auf die Frage nach<br />
seinem sehnlichsten Wunsch meint er: „Ich<br />
wäre gern ein Vogel, daher sind so viele Vögel<br />
in meinen Bildern zu finden. Ich mag die Form<br />
des Vogels. Die Bedeutung sollen die <strong>Kunst</strong>-<br />
kritiker interpretieren.“ Während der Arbeit<br />
hört er klassische Musik, am liebsten<br />
Beethoven, Mozart, Händel, Haydn <strong>und</strong> Bach.<br />
Bei einigen seiner großformatigen Bilder wird<br />
man an Miró oder Matisse erinnert, dann<br />
kommt Picasso in den Sinn. Man vermutet<br />
richtig, dass er sich lange Zeit in Spanien <strong>und</strong><br />
Frankreich aufgehalten hat. Noch heute pendelt<br />
er zwischen <strong>Beirut</strong> <strong>und</strong> Paris. Auch Karikaturen<br />
fertigt er an – es gibt nichts, was er<br />
nicht schon einmal erfolgreich auf der großen<br />
Leinwand des Lebens probiert hat <strong>und</strong> immer<br />
sind die Ergebnisse einzigartige Werke, in denen<br />
die kleinste Figur, das einfachste Symbol<br />
seine Bedeutung hat. Seine Kalligraphie ist<br />
Phantasie. Geheimnis, Intimität, Ironie, Leidenschaft,<br />
Sinnlichkeit, Schamlosigkeit, Revolution,<br />
Subversivität, … drücken seine Bilder<br />
aus. Genau das war es, was keinen Geringeren<br />
als Raymond Audi, Präsident der Bank Audi<br />
(größte, weltweit agierende Bank des Libanon)<br />
dazu bewog, den Künstler damit zu beauftragen,<br />
den Jahresbericht der Bank zu illustrieren.<br />
Amine schuf einen <strong>Kunst</strong>band <strong>und</strong> als dieser<br />
im Jahr 1993 erschien, war das eine Sensation<br />
<strong>und</strong> an die Bankmanager stellte er hohe<br />
Ansprüche an deren Humor.<br />
Eine große Liebe gehört der Malerei auf Holz.<br />
Er begann damit als Junge, der einen verlorenen<br />
Holzschuh fand <strong>und</strong> ihn spontan mit lebendigen<br />
Motiven <strong>und</strong> Farben bemalte. Seitdem<br />
ist kein Stück Holz vor ihm sicher im Hinblick<br />
auf künstlerische Verschönerung. Viele<br />
Möbel wie Schränke <strong>und</strong> Truhen in seinem<br />
Atelier in Al Saifi sind von ihm bemalt, genauso<br />
wie Aufbewahrungsboxen <strong>und</strong> andere hölzerne<br />
Deko-Gegenstände. Das Atelier atmet<br />
künstlerische Vielfalt – die Wände sind vorrangig<br />
mit eigenen Werken dekoriert, an der<br />
Staffelei steht ein noch unfertiges Ölgemälde,<br />
vereinzelt sind Holzskulpturen zu sehen. Seit<br />
neuestem gibt es eine Schal-Kollektion mit seinen<br />
Motiven, aber die größte Überraschung<br />
sind Schmuckstücke aus Gold <strong>und</strong> Silber, vor<br />
allem Broschen, die Gesichter seiner Gemälde<br />
zeigen.<br />
Auf die Bemerkung, seine vielfältigen Werke<br />
sollten der Öffentlichkeit in einem Museum<br />
zugänglich sein, lächelt er verschmitzt, als höre<br />
er dies nicht zum ersten mal, geht voran in einen<br />
abgetrennten Teil des Ateliers, öffnet die<br />
Tür <strong>und</strong> gibt die Sicht frei auf mehr als 300<br />
Werke unterschiedlicher Größe <strong>und</strong> Techniken<br />
– ein Teil des Lebenswerks eines engagierten,<br />
phantastischen Malers. Ohne Zweifel wäre ein<br />
Museum mit diesen Werken eine weitere, ganz<br />
große Attraktion in <strong>Beirut</strong> <strong>und</strong> man kann nur<br />
Raffi Tokatlian (oben)<br />
Amine El Bacha mit Werk (unten)<br />
DUBAI M<strong>AG</strong>AZIN 21