Beirut: Stadt, Kunst, Kultur und Mode - Dubai Media AG

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

immer gibt es nach den Gesprächen mit den Galeristen und Künstlern neue Einsichten in Lebensart und Landeskunde und das, was die Bevölkerung bewegt. Aida Cherfan Fine Art Gallery Nicht weit vom Uhrturm am Place de l’Etoile in der Rue Hussein El-Ahdab befindet sich die seit 10 Jahren existierende Aida Cherfan Fine Art Galerie (www.aidacherfan.com). Ausgestellt werden zeitgenössische libanesische und internationale Künstler. Zu den libanesischen Künstlern, die die Galerie vertritt, gehört z. B. der bekannte und vielfach ausgezeichnete Maler Ali Chams: auf großformatiger Leinwand hält er Impressionen aus seinem Heimatdorf Wadanieh fest – abstrakte Landschaften im Licht der Sonne. Aida Cherfan, die Besitzerin der Galerie, ist persönlich anwesend: „Mir geht es darum, ein andauerndes Vertrauensverhältnis zu den von uns vertretenen Künstlern aufzubauen. Ali Chams gehört zu den Künstlern, deren Werke regelmäßig ausgestellt werden. Seine Bilder verkaufen sich bestens und mir persönlich gefallen sie sehr gut – sie verbreiten gute Stimmung.“ Agial Art Gallery Eine weitere bekannte Galerie ist die Agial Art Gallery (www.agialart.com), in der Nähe des Haupteingangs zur American University of Beirut, in der Abdel Aziz Straße in Al Hamra. In dieser Galerie hat man eine Vorliebe für die Künstlerin Tagreed Darghouth, 1979 in Saida geboren, mit Kunststudium in Paris und Beirut. Gruppenausstellungen hatte sie seit 1998 im Libanon, Frankreich, Jordanien, Argentinien, Türkei, Soloausstellungen bisher nur in Beirut – auch im Goethe Institut Beirut waren ihre Werke zu sehen; das war 2006, als sie von Saleh Barakat, dem Gründer von Agial für die Galerie entdeckt wurde. In ihrer neuesten Gemäldeserie schockt sie die Galeriebesucher mit Frauenportraits, die sich unter dem Titel „Mirror, Mirror, …“ einem Thema widmen, das im Libanon ganz aktuell ist: der chirurgischen Gesichtsoperation. „Ich will mit diesen Bildern in Frage stellen, ob diese Praktiken wirklich ethisch und moralisch akzeptabel sind in einer Zeit, wo die Mutter ihrer Tochter zum Geburtstag eine Gesichtsoperation schenkt. Sind die Frauen Opfer von fragwürdigen Schönheitsidealen, die sich am Westen orientieren?“, so die Künstlerin. Carol A. Chehab, Creative Designer bei Agial empfiehlt den Besuch der nächsten Galerie aus besonderem Anlass. Das klassische Nationalmuseum in Beirut (oben). Das Robert Mouawad Privatmuseum ist außen europäisch (Mitte) und innen arabisch (unten). DUBAI MAGAZIN 19
■ Libanon 20 DUBAI MAGAZIN Aida Cherfan (oben), Tagreed Dargouth (Mitte), Odile Mazlum Andraos (unten) Maqam Galerie Zur Agial Galerie gehört die Partnergalerie Maqam (www.maqamart.com) im Saifi Village, die meist moderne libanesische Kunst ausstellt, im April 2010 jedoch eine Sensation parat hatte: in der Sonderausstellung „Noble Forms“ wurden bisher nicht zugängliche Gemälde und Gouaches aus den Jahren 1946-1956 der international hoch geschätzten Künstlerin Saloua Raouda Choucair (gebürtig 1916 in Beirut) ausgestellt. „Die Werke wurden von Tochter Hala (Jahrgang 1957) zur Verfügung gestellt und vor allem junge Besucher stürmten tagelang die Galerie“, so Joe Tarrab, der Galeriedirektor. „Saloua gilt als Kunstpionierin abstrakter Malerei in der arabischen Welt. Als Naturwissenschaftlerin mit abgeschlossenem Studium an der heutigen Lebanese American University glaubt sie an die arithmetische Basis der islamischen Kunst. Lange hat sie jegliches Figuratives verschmäht. Auch für ihre 1957 begonnenen Holz-Skulpturen wurde sie berühmt. Sie bestehen aus einzelnen, kombinierbaren Teilen – wie ein arabisches Gedicht“, weiß Joe Tarrab. Saloua erfuhr die ausdrückliche Anerkennung berühmter Maler/innen wie Fernand Léger, Vasarély, Sonia Delaunay und Kandinski, mit denen sie persönlich bekannt war. In den letzten Jahren verarbeitete sie ihre abstrakten Designs auch in Teppichen und seit Neuestem kreiert sie Schmuck aus Stein, Metall, Fiberglas und Plastik – wahre Hingucker. Einen Gesamtüberblick über ihr Leben und Werk gibt der Band „Her life and art“ ISBN 9953-417-17-2, Bestandteil der Galerie-Bibliothek, die von Joe Tarrab gepflegt wird. Alwane Art Center Die größte und wichtigste Galerie, deren Besuch man auf keinen Fall versäumen sollte, ist das Alwane Art Center von Odile Mazlum Andraos im Saifi Village. Odile ist Künstlerin, Eigentümerin und Direktorin des Kunstzentrums, das auch über eine museale Antikenabteilung verfügt. Sie hat in Frankreich Kunst studiert und ist seit 1964 im Kunsthandel tätig. Sie gilt als absolut professionell, genießt einen hervorragenden Ruf und ist höchst anspruchsvoll; es heißt, dass sie von 100 Künstlern, die sich bei ihr vorstellen, nur 1 oder 2 akzeptiert. Vorrangig geht es ihr um die Glaubwürdigkeit der Künstler, deren Werke sie ausstellt. Wer bei ihr ausstellt, hat beste Chancen auf eine internationale Karriere, wie z. B. Zena Assi, die von Odile 2006 entdeckt wurde. Ihr eigenwilliger Malstil der chaotischen Hausansammlungen in den Vorstädten von Beirut mit wild wucherndem Antennenwald und schlaksigen jungen Leuten in gedeckten, eher dumpfen Farben kommt nicht nur im eigenen Land an, Zena Assi ist regelmäßig in der Galerie Art Sawa in Dubai – mit Ausstellungen und Workshops - zu Gast. Im April 2010 gehörte Haibat Balaa, eine libanesische Malerin mit Kunststudium in Beirut, die seit 1975 in Galerien in Frankreich, Ägypten und den Golfstaaten Ausstellungen hatte, zu den Glücklichen, zwei Wochen lang ihre Bilder bei Alwane zeigen zu dürfen. Auch sie befasst sich mit Architektur und Straßenbild der Hauptstadt unter dem Motto „Kontrast“, und ihre in Öl auf Leinwand kreierten Gemälde bestechen durch leuchtende Farben und abstrakt-gegenständliche Malweise. Künstler im Saifi Village Im Folgenden werden außergewöhnliche, international berühmte libanesische Künstler vorgestellt, die die Kunstwelt im Libanon geprägt haben: Bildhauer, Maler und Kuratorin. Bildhauer Raffi Tokatlian Der Künstler, 1957 im Libanon geboren, stammt aus einer Künstlerfamilie, die 1915 aus Armenien eingewandert war. „Während meiner künstlerischen Erziehung spielten Bücher eine große Rolle. Ich verschlang Geschichten aus der griechischen und römischen Mythologie, war angezogen von der italienischen Renaissance, vor allem von Donatellos Skulpturen. Bei den Malern inspirierten mich Hieronymus Bosch und einige Surrealisten. Bei Rodin und Giacometti sprachen mich die menschlichen Formen an. Ich nenne den Stil meiner Skulpturen ‚surrealmythoklassisch’, das drückt am besten die vielen Einflüsse aus, die sich in meinem Werk spiegeln.“ Sein großes Studio in Saifi Village ist nicht nur Ausstellungsund Verkaufsraum, sondern auch Ort der Kreation. Sein Werk kombiniert die tragische Geschichte seiner Familie. Die Objekte sind so dreidimensional, dass sie – je nach Blickwinkel – einen völlig verschiedenen Eindruck hinterlassen. Die Figuren in Menschengröße scheinen mit dramatischen und ekstatischen Gesten in Bewegung. Manche Figuren sehen aus als seien sie einer Halluzination aus der Büchse der Pandora entsprungen, Alpträume von Leidenschaft, die einen verfolgen. Diese Kreaturen der Vorstellungswelt des Künstlers sind voller Symbolik, Religion und Mythologie – einmal gesehen lassen sie einen nicht mehr los, auch wenn sie ihre Geheimnisse wahren und
Seite 1 und 2: ■ Libanon Paris des Nahen Ostens
Seite 3: ■ Libanon Modedesignern, elegante
Seite 7: ■ Libanon hoffen, dass dies eines

Beirut: Stadt, Kunst, Kultur und Mode - Dubai Media AG

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?