83 - Salzgitter-Thiede
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Salzvorkommen - der Wandel eines Dorfes<br />
Etwa 40 Mitglieder und Förderer des Arbeitskreises <strong>Thiede</strong> trafen sich am<br />
24. Juni 2010 bei herrlichem Sommerwetter an der Straßenecke <strong>Thiede</strong>r Hall/<br />
Schützenstraße. Dieses Jahr stand das Thema Salz auf der Agenda, das von<br />
unserem Ortsheimatpfleger Hartmut Alder während einer historischen<br />
Ortsbegehung den Interessierten ausführlich dargebracht wurde. Die Straßennamen<br />
„Kalischachtweg“, „<strong>Thiede</strong>r Hall“ oder „Salinenstraße“, aber auch das<br />
Gebiet nördlich des Sammifeldes und der Kolonie Fümmelse deuten auf<br />
Salzvorkommen hin, beziehungsweise auf dessen Gewinnung und Verarbeitung.<br />
Salzvorkommen findet man häufig unter Gips (siehe Artikel Gipsbruch im<br />
Ortsblatt „38239“ aus dem Jahre 2009). 1872 wurden 26 Tiefbohrungen in der<br />
Gemarkung <strong>Thiede</strong> Sammifeld durchgeführt. In 100 Metern Tiefe wurde Steinsalz<br />
gefunden, das war der Beginn der<br />
Kaligewinnung in <strong>Thiede</strong>. Der<br />
Gemeinderat kaufte für 3,5 Millionen<br />
Goldmark Land entsprechend der<br />
Kalivorkommen und die Industrialisierung<br />
nahm Einzug in unseren Ort.<br />
Dadurch wandelte sich der<br />
Charakter des reinen Bauerndorfes<br />
in einen Industrieort. Das hatte zur<br />
Folge, dass sich das öffentliche<br />
Leben den Bedürfnissen der vielen<br />
neuen Einwohner anpasste. Aus<br />
dieser Zeit stammen viele Turn-,<br />
Fußball- und Gesangvereine.<br />
<strong>Thiede</strong>r Hall stellte den Zugang zum Schachtgebiet dar, vorbei linkerseits an der<br />
sog. „Römervilla“, hier war das Verwaltungsgebäude und auf der gegenüberliegenden<br />
Straßenseite die „Seilervilla“ mit ihrem Direktor.<br />
Das Salz, das abgebaut wurde, fand vorwiegend als Dünger Verwendung, aber<br />
auch Speisesalz wurde gewonnen. Der Salzabbau blieb nicht ohne Folgen für die<br />
Umwelt. Einen Umweltschutz kannte man damals nicht. So klagten die<br />
ansässigen Bauern über versalzene Äcker, weil das zur Salzgewinnung<br />
verbrauchte Wasser auf die Felder floss. Daraufhin wurde das Abwasser einfach<br />
über den Fluss „Riede“ und „Riedebach“ bei Leiferde in die Oker geleitet.<br />
Schwierigkeiten traten beim Teufen der Schächte zwischen 6 bis 30 Metern Tiefe<br />
auf. Hervorgerufen durch die Tonschichten in dieser Tiefe erfolgte Wassereinbruch.<br />
Abhilfe schafften Taucher, die die Schachtwände aufwendig abdichten<br />
mussten, dadurch einen weiteren Zulauf des Oberflächenwassers verhinderten,<br />
um einen Ausbau des Schachtes in die Tiefe zu ermöglichen.<br />
Die Firma Goes hatte das erste Bohrgerüst erstellt und mittels elektrischer<br />
Förderung (ein Novum) baute man von 1880 bis 1891 bis zu einer Tiefe von 500<br />
Metern Steinsalz ab. Um eine Vorstellung über die Zahl der Arbeiter zu<br />
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