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FILMFEST MÜNCHEN MAGAZIN 2018

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BUDENZAUBER<br />

IM HIMMEL<br />

WIE AUF ERDEN<br />

FAUST – EINE DEUTSCHE VOLKSSAGE<br />

86<br />

Faust aufs Auge, Faust im Nacken,<br />

Faust von oben, unten<br />

und von der Seite: In München<br />

ist dem großen Gequälten derzeit<br />

eh nicht zu entkommen.<br />

Warum also nicht der Dominanz<br />

von Text und Theater, von Literatur<br />

und Litanei etwas entgegensetzen<br />

– etwas genuin Filmisches?<br />

Vermutlich haben sich Friedrich<br />

Wilhelm Murnau und seine<br />

Mitstreiter Ähnliches gedacht,<br />

als sie 1925 mit den Dreharbeiten<br />

zu faust – eine deutsche<br />

volkssage begannen.<br />

Drehbuchautor Hans Kyser<br />

vermengte die alte Faust-Sage<br />

mit den Bearbeitungen von<br />

Christopher Marlowe und natürlich<br />

Johann Wolfgang von<br />

Goethe. Die Suche nach Erkenntnis<br />

tritt da zurück hinter<br />

die Tat, der Fortschritt hinter<br />

das Gefühl, die Klassik hinter<br />

die Romantik. Mit seinem Kameramann<br />

Carl Hoffmann sowie<br />

den Filmarchitekten Robert<br />

Herlth und Walter Röhrig veranstaltet<br />

Murnau einen gewaltigen<br />

Budenzauber voller Doppelbelichtungen<br />

und anderer<br />

Tricks: eine Schwelgerei, ein<br />

Wink auch an die Herkunft des<br />

Kinos. Das Irdische ist hier zuerst<br />

ein Jahrmarkt.<br />

Darüber wabern die Wolken,<br />

die Reiter der Apokalypse ziehen<br />

durch den Himmel, und die<br />

Flügel von Erzengel und Mephisto<br />

füllen so majestätisch wie<br />

furchteinflößend die Leinwand.<br />

Eine Wette wird abgeschlossen<br />

um die Seele von Faust und um<br />

die ganze Welt, aber irgendwie<br />

scheint der Mephisto von Emil<br />

Jannings so ernst das Ganze<br />

doch nicht zu nehmen, wie er<br />

sich da fortan zähnefletschend<br />

und augenfunkelnd stemmt<br />

gegen die unbewegte Erhabenheit<br />

des Gottesboten. So viel<br />

Rauch war selten im Kino: Am<br />

Ende schlagen Flammen bis ins<br />

Paradies, und der Regisseur von<br />

nosferatu feiert noch einmal<br />

die erlösende Kraft des Lichts.<br />

Mephisto (Emil Jannings) stürzt sich in den Kampf<br />

Nicht bloß Schall wirken,<br />

sondern mit großer Präzision in<br />

die Lücken zwischen den Bildern<br />

vorstoßen wollte Komponist<br />

Bernd Schultheis 1999 mit seiner<br />

Neuvertonung, wollte nicht<br />

pompös illustrieren, sondern<br />

eine manische Suchbewegung<br />

musikalisch nachzeichnen.<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

münchenmusik und dem<br />

Gasteig präsentiert das filmfest<br />

münchen im Rahmen des<br />

Faust-Festivals den Filmklassiker<br />

mit Schultheisens Musik.<br />

Zur Vorführung auf der Großbildleinwand<br />

interpretieren die<br />

Münchner Symphoniker unter<br />

der Leitung von Markus Huber<br />

diese ganz heutige Geschichte<br />

von Liebe, Sinnlichkeit und den<br />

Fallstricken der Moral.<br />

Tim Slagman<br />

Mittwoch, 27.6., 20.00 Uhr<br />

Philharmonie<br />

Faust-Film mit großem Orchester<br />

Münchner Symphoniker<br />

Tickets bei münchenmusik<br />

und MünchenTicket

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