08.06.2018 Aufrufe

FILMFEST MÜNCHEN MAGAZIN 2018

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WO L K E N U N D<br />

WAHNSINN<br />

Der schwedische Meisterregisseur Ingmar Bergman<br />

wäre in diesem Jahr 100 geworden<br />

LIGHTS! CAMERA! ACTION!<br />

84<br />

Die Wolken. Ein Strand. Weite und<br />

Einsamkeit. So beginnt die Huldigung<br />

an einen Großen, wahrscheinlich an<br />

den Größten des europäischen Kinos:<br />

so führt die deutsche Regisseurin<br />

Margarethe von Trotta ein in ihre<br />

Spurensuche, die viel mehr ist als nur<br />

eine Ehrerbietung. auf der suche<br />

nach ingmar bergman heißt ihr Film,<br />

der den 100. Geburtstag des Schweden<br />

in diesem Jahr zum Anlass<br />

nimmt, durch Leben und Werk eines<br />

teuflisch Genialen zu stöbern. Über<br />

das gespannte Verhältnis zu seinen<br />

Söhnen lässt sich hier einiges erfahren<br />

und auch darüber, dass Bergmans<br />

Filme im Ausland noch uneingeschränkter<br />

gefeiert wurden als zuhause.<br />

Von Trotta reist von der Küste<br />

nach Oslo, zu Liv Ullmann, weiter<br />

nach München, wo wir sie heuer auch<br />

als Gast beim filmfest münchen<br />

begrüßen. In dieser Stadt suchte und<br />

fand Bergman 1976 Zuflucht vor den<br />

schwedischen Steuerbehörden. Er<br />

arbeitete viel und intensiv am Residenztheater<br />

und inszenierte zwei<br />

Filme: das schlangenei (1977) und<br />

aus dem leben der marionetten<br />

(1980), den er fürs Fernsehen mit<br />

Theaterschauspielern, darunter dem<br />

jungen Robert Atzorn, drehte.<br />

Der Zorn auf das Schicksal, die<br />

große Geste wider die Unvermeidlichkeit,<br />

die sich Tod nennt, ist in<br />

aus dem leben der marionetten<br />

längst der Resignation gewichen: Ein<br />

verheirateter Mann bringt eine Prostituierte<br />

um; farbig glänzt diese<br />

heiße Gegenwart. Dann der Diskurs<br />

SA 30.6. 17.00 UHR<br />

FILMMUSEUM<br />

SA 7.7. 20.00 UHR<br />

FILMMUSEUM<br />

BERGMAN – A YEAR IN A LIFE<br />

BERGMAN – ETT ÅR, ETT LIV<br />

Schweden <strong>2018</strong> • Buch & Regie Jane Magnusson<br />

Mit Ingmar Bergman, Lena Endre, Thorsten<br />

Flinck, Elliott Gould, Liv Ullmann<br />

Länge 117 Min. • OmeU<br />

DO 5.7. 17.00 UHR<br />

GASTEIG CARL-ORFF-SAAL<br />

– eine Vergangenheit, ein Nachdenken<br />

in Schwarz-Weiß: Welche Ehe muss<br />

das sein, die so einer führt? Kann ein<br />

Psychiater dem Sinnlosen Sinn geben?<br />

Was meinen die Freunde?<br />

Nicht das Entsetzen ist es, das hier<br />

lähmt – vielmehr scheint der Alltag<br />

so lebensfeindlich geworden zu sein,<br />

dass er sich nicht mehr auskosten,<br />

sondern nur noch sprengen lässt.<br />

Wenn jedoch die eine Marionette ihre<br />

Fäden durchschneidet, so zeigt Bergman,<br />

dann purzelt eine andere zu<br />

Boden.<br />

DO 5.7. 22.30 UHR<br />

FILMMUSEUM<br />

AUS DEM LEBEN<br />

DER MARIONETTEN<br />

UR MARIONETTERNAS LIV<br />

SA 7.7. 11.00 UHR<br />

FILMMUSEUM<br />

AUF DER SUCHE NACH INGMAR BERGMAN<br />

SEARCHING FOR INGMAR BERGMAN<br />

Deutschland <strong>2018</strong> • Regie Margarethe von Trotta<br />

Mit Liv Ullmann, Mia Hansen-Love, Daniel Bergman, Carlos<br />

Saura, Olivier Assayas • Länge 95 Min. • OmeU • FSK 0<br />

Deutschland, Österreich, Schweden 1980<br />

Buch & Regie Ingmar Bergman • Darsteller<br />

Robert Atzorn, Christine Buchegger, Martin<br />

Benrath, Walter Schmidinger, Heinz Bennent<br />

Länge 103 Min. • OF • FSK 16<br />

Ein Schelm oder Schlimmeres wäre,<br />

wer da Verbindungen sähe zu Bergmans<br />

Umgang mit seinen Schauspielern<br />

oder Ehefrauen. Dem produktiven<br />

Genie, so lautet jedenfalls der<br />

Mythos, muss seine Umwelt aber in<br />

jedem Falle Tribut zollen. Der Dokumentarfilm<br />

bergman – a year in a<br />

life setzt 1957 an, als wilde erdbeeren<br />

und das siebente siegel entstanden<br />

– Filme voller süßer Erinnerungen<br />

und bitterem Schmerz;<br />

Meisterwerke, die vieles aus dem<br />

Spätwerk überstrahlen.<br />

Am Strand beginnt bei Bergman<br />

ein Spiel gegen den Tod: Der Ritter<br />

aus das siebente siegel will Aufschub,<br />

bis er weiß, was die Welt in<br />

ihrem Innersten zusammenhält. Oder<br />

auseinandertreibt. Jede Dokumentaristin,<br />

jeder Künstler, jeder Therapeut<br />

findet in dieser Daseinsneugierde<br />

seinen Antrieb. Bergman, aus seinen<br />

Filmen scheinbar bekannt als depressiver<br />

Priestersohn, hat Jahrzehnte<br />

lang davon erzählt, dass es nichts zu<br />

wissen gibt. Selbst der Tod entpuppt<br />

sich bei ihm als ahnungslos. Ob der<br />

größte aller europäischen Regisseure<br />

am 30. Juli 2007 endlich dem größten<br />

aller Marionettenspieler gegenüberstand?<br />

Eher nicht.

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