FILMFEST MÜNCHEN MAGAZIN 2018
Das kostenlose Filmfest Magazin finden Sie im Festivalzentrum Gasteig und an den Filmfest-Kinos in München. Hier können Sie online im Magazin stöbern.
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MO 2.7. 17.00 UHR<br />
CARL-ORFF-SAAL<br />
DI 3.7.<br />
20.30 UHR<br />
RIO 1<br />
DO 5.7. 15.00 UHR<br />
MÜNCHNER FREIHEIT 1<br />
CINEMERIT AWARD TERRY GILLIAM<br />
46<br />
SA 30.6. 18.00 UHR<br />
HFF KINO 2<br />
MO 2.7. 15.00 UHR<br />
FILMMUSEUM<br />
LOST IN LA MANCHA<br />
Vereinigtes Königreich 2002<br />
Buch & Regie Keith Fulton, Louis Pepe<br />
Mit Terry Gilliam, Johnny Depp,<br />
Jean Rochefort • Länge 93 Min. • OF<br />
THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE<br />
Spanien, Frankreich, Belgien, Portugal <strong>2018</strong> • Buch Terry Gilliam, Tony Grisoni<br />
Darsteller Adam Driver, Jonathan Pryce, Stellan Skarsgård, Olga Kurylenko • Länge 132 Min. • OmdU<br />
in einem Film, der mit Einschüben und<br />
Verzerrungen arbeitet, der die Zeitebenen<br />
ebenso durcheinander wirbelt<br />
wie die herkömmlichen Anforderungen<br />
an stringentes Erzählen. Die traditionellen<br />
narrativen Strukturen haben sich, wo<br />
Gilliam als Regisseur tätig war, mit der<br />
Zeit wieder stabilisiert, während sich sein<br />
Stil allmählich in die einzelnen Einstellungen<br />
hinein pferchte: eine Opulenz des<br />
Anti-Realistischen, analog, beinahe schon<br />
tastbar und gerne grellbunt.<br />
Grau dagegen ist alle Bürokratie, wie<br />
die in brazil (1985), einem der Filme, die<br />
den gilliamesken Stil am sichtbarsten<br />
ausstellen. Die Abstraktion ist der Feind:<br />
Wörter haben Macht, Schreibmaschinen<br />
also erst recht, und eine zerquetschte<br />
Fliege kann einen Unschuldigen in die<br />
Foltermaschinerie eines dystopischen<br />
Regimes zwängen, in dem Brasilien ein<br />
ferner, sehnsuchtsvoll gepfiffener Traum<br />
bleibt. Eines jedoch sollte man nie unterschätzen<br />
bei Gilliam: den Trost, den die<br />
eigene Wirklichkeit bieten kann. Jonathan<br />
Pryce, der als Behördengraumaus in brazil<br />
beginnt, gegen die Schreibtisch- und<br />
anderen Täter aufzubegehren, kämpft<br />
auch in the man who killed don quixote<br />
(<strong>2018</strong>) weniger ums eigene Leben als<br />
vielmehr gegen Windmühlen – und gegen<br />
die Mächtigen einer Welt, die ihm Windmühlen<br />
vorsetzen. Die größten Gegner<br />
des Eskapismus’ sind die Gefängniswärter,<br />
heißt es ja, und das ganze Schaffen von<br />
Terry Gilliam kann als Versuch gesehen<br />
werden, diese mit Patina belegte Redewendung<br />
mit immer neuen, frischen<br />
Phantasiewelten zu beweisen.<br />
Noch im könig der fischer von 1991,<br />
in dem Gilliam womöglich am versöhnlichsten<br />
umgeht mit den Zumutungen<br />
der Gegenwart, führt der Weg zur Erlösung<br />
nicht unbedingt fort von der<br />
Einbildungskraft, sondern nur durch sie<br />
hindurch: Wer glaubt schließlich heute<br />
noch an die Grals-Legende (ja genau, die<br />
um den Pott aus die ritter der kokosnuss)?<br />
Na, Parry zum Beispiel. Parry war<br />
mal Literaturprofessor, doch nach einem<br />
Massaker, dem seine Frau zum Opfer<br />
fiel, tauschte er Heim und Anstellung<br />
gegen seine Visionen. In seinen Träumen<br />
erscheint ihm der König der Fischer, ein<br />
Gralswächter im gewaltigen Mummenschatz.<br />
Natürlich glaubt auch Jack diese<br />
Story nicht. Jack war mal Radiomoderator,<br />
doch nach einem Massaker, das er<br />
durch seine allzu frechen Sprüche mit<br />
ausgelöst hat, tauschte er seine Anstellung<br />
gegen die Flasche. Wenn einer Parry<br />
helfen kann, dann er. Ein Gral findet sich<br />
schon irgendwo. Und wenn Parry irgendein<br />
Gefäß in irgendeinem protzigen Anwesen<br />
als heilig identifiziert, dann muss<br />
Jack halt sein Leben riskieren, um dort