FILMFEST MÜNCHEN MAGAZIN 2018
Das kostenlose Filmfest Magazin finden Sie im Festivalzentrum Gasteig und an den Filmfest-Kinos in München. Hier können Sie online im Magazin stöbern.
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DIE ZUKUNFT<br />
IM BLICK<br />
Wie schauen wir auf die Welt? Derzeit<br />
verschieben sich die Perspektiven auf<br />
das, was in und um uns geschieht, sehr<br />
stark, gerade bezüglich der Verhältnisse<br />
der Geschlechter. Autoritäten werden<br />
in Frage gestellt, Missbrauch und Missverhältnisse<br />
angeklagt. Auch wenn die<br />
Gleichberechtigung, allein, was die<br />
Geschlechterverteilung in hohen Ämtern<br />
und die Gehälter angeht, immer<br />
noch in weiter Ferne liegt, wurden<br />
zuletzt entschlossene Schritte unternommen,<br />
um vergangene Fehltritte<br />
aufzudecken, um mehr Bewusstsein für<br />
die gegenwärtige Situation von Frauen<br />
zu schaffen und die Zukunft gerechter<br />
zu gestalten.<br />
Das Kino ist dabei weiterhin ein<br />
zentrales, bildmächtiges Medium, um<br />
das Scheinwerferlicht auf schwelende<br />
Konflikte zu richten. Es fällt dabei auf,<br />
wie oft die Beziehungen zwischen<br />
Frauen und Männern in den diesjährigen<br />
Filmen thematisiert werden – und der<br />
weibliche Blick eine Hauptrolle spielt.<br />
Wir freuen uns sehr, dass wir mit Emma<br />
Thompson eine Schauspielerin und<br />
Drehbuchautorin in München begrüßen<br />
dürfen, die nicht nur im Kino selbstbewusste,<br />
gewitzte Frauen verkörpert,<br />
sondern sich auch immer wieder öffentlich<br />
so eloquent wie klug über Missstände<br />
im Filmgeschäft geäußert und<br />
für Frauenrechte stark gemacht hat.<br />
Emma Thompson bekommt bei uns für<br />
ihre Verdienste ums Kino den diesjährigen<br />
CineMerit Award verliehen. Die<br />
Retrospektive ist in diesem Jahr dem<br />
argentinischen Regiestar Lucrecia Martel<br />
gewidmet. Sie beschäftigt sich in<br />
ihren Filmen vor allem mit sozial privilegierten<br />
Frauen, die mit den patriarchalen<br />
Strukturen in ihrem Land auf verschieden<br />
Weise kämpfen.<br />
Über Martels Bildfantasie lässt sich<br />
eine Brücke zu Terry Gilliam schlagen,<br />
den wir ebenfalls mit dem CineMerit<br />
Award auszeichnen. Subversiv war sein<br />
künstlerisches Schaffen schon als<br />
Mitglied der Monty Pythons. Gilliam<br />
schaut auf die Realität, auch in seinem<br />
Kinowerk, mit einem träumerischen,<br />
fantasievollen Blick. Auch lässt sich<br />
von ihm Durchhaltevermögen lernen:<br />
Seinen Don-Quixote-Film hat er nach<br />
langen Jahren des Scheiterns doch<br />
noch realisiert – wir zeigen ihn in einer<br />
Gala in Anwesenheit Gilliams. Mit<br />
Diana Iljine<br />
Geschäftsführerin der<br />
Internationalen<br />
Münchner Filmwochen GmbH<br />
leidenschaftlichem, geduldigem Willen<br />
hat auch Philip Gröning seine Filme<br />
realisiert: In einer Hommage ziehen wir<br />
gemeinsam mit dem vielfach preisgekrönten<br />
Absolventen der HFF München<br />
thematische Linien von seinem aktuellem<br />
Film zu seinem Frühwerk.<br />
Grönings Filme fordern unsere<br />
Sehweisen heraus, bieten Irritationen,<br />
die uns zum Mitdenken und Diskutieren<br />
anregen sollen. Der Erfinder des Verfremdungseffekts,<br />
Bertolt Brecht, ist<br />
die zentrale Figur in unserem Eröffnungsfilm<br />
mackie messer – der dreigroschenfilm.<br />
Regisseur Joachim A.<br />
Lang, langjähriger Leiter des Brechtfestivals<br />
in Augsburg, bringt Brechts<br />
Theaterphilosophie und das Kino mit<br />
einem großen deutschen Star-Cast<br />
zusammen, macht aus dem V-Effekt<br />
einen cineastischen Wow-Effekt. Und<br />
erzählt dabei gleichzeitig vom Kampf<br />
des Autoren Brecht, seine Vision für<br />
eine Filmadaption der „Dreigroschenoper“<br />
gegen kommerzielle Interessen<br />
durchzusetzen – ein aktuelles Thema<br />
unserer Branche, in der die Drehbuchautoren<br />
um die ihnen zustehende<br />
Anerkennung kämpfen.<br />
Und ja, das Kino zwischen Filmkunst<br />
und Unterhaltung – genau das<br />
wollen wir beim filmfest münchen<br />
zeigen! Dabei werden wir gemeinsam<br />
mit den nach München kommenden<br />
Filmemachern auch einen Blick in die<br />
Zukunft werfen, die wohl noch mehr<br />
von der Übermacht der Bilder geprägt<br />
sein wird. In unserem Abschlussfilm<br />
anon entwirft Drehbuchautor und<br />
Regisseur Andrew Niccol ein faszinierend<br />
dystopisches Szenario, in dem<br />
alle Informationen über die Dinge, die<br />
Umgebung, die Mitmenschen direkt<br />
auf die Netzhaut projiziert werden. Der<br />
größte Widerstand liegt darin: eben<br />
nicht zu sehen und nicht gesehen zu<br />
werden. Aber wer schafft es, nicht<br />
ständig auf Bildschirme zu starren?<br />
Als Filmfestival wollen wir natürlich<br />
der Faszination der Bilder erliegen, aber<br />
im Gemeinschaftsraum des Kinos.<br />
Machen Sie gerne auch einen Ausflug in<br />
die Bayerische Akademie der Schönen<br />
Künste, in der während des Filmfests<br />
eine zweitägige Veranstaltungsreihe<br />
zum Thema Virtual Reality stattfindet,<br />
initiiert von Edgar Reitz. Die VR-Brille,<br />
durch die wir unseren persönlichen<br />
360°-Film sehen können, dürfte eine<br />
zukünftig weit verbreitete Variante des<br />
Eintauchens in Bildwelten sein.<br />
Zwischendurch darf, kann und soll<br />
man sich den Bildern auch entziehen:<br />
Wir bieten zahlreiche Möglichkeiten<br />
für die Branche und die Zuschauer, sich<br />
in sommerlicher Atmosphäre zu treffen<br />
und auszutauschen. Unsere Reihe<br />
„Nights Out“ gibt ausufernd Anlass<br />
zum Feiern und Tanzen. Bei unserem<br />
Serien Special können Sie wieder aufregende<br />
neue Serien auf der Leinwand<br />
entdecken, bevor sie im Heimkino<br />
landen. Das große Kino hat der Sender<br />
TELE 5 schon immer auf den Bildschirm<br />
gebracht. Wir freuen uns sehr, mit<br />
TELE 5 einen neuen Partner an der Seite<br />
zu haben, dem der Film genauso wichtig<br />
ist wie uns.<br />
Wie schauen wir also auf die Welt? Die<br />
Bandbreite an Perspektiven und dass<br />
wir so viele Filmemacher nach München<br />
holen können, haben wir unseren<br />
Gesellschaftern zu verdanken sowie<br />
unseren Sponsoren TELE 5, Hofbräu,<br />
unserem Automobilpartner Opel und<br />
sämtlichen Partnern und Unterstützern<br />
des Filmfests.<br />
Lassen Sie uns das Medium Film<br />
feiern, lassen Sie uns ein Gefühl und<br />
einen Durchblick dafür bekommen,<br />
was die Menschen weltweit bewegt.<br />
Diana Iljine<br />
EDITORIAL<br />
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