08.06.2018 Aufrufe

FILMFEST MÜNCHEN MAGAZIN 2018

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härter arbeiten, mehr Kontrolle über<br />

ihre Umgebung haben, mehr Opfer<br />

bringen. Fiona bewältigt ihren Beruf,<br />

aber, wie der Film zeigt, zu einem<br />

hohen Preis. Sie schafft es, weil „es<br />

zu schaffen“ das ist, was Frauen nun<br />

mal tun. Eine der Fragen, die der Film<br />

aufwirft ist, welchen Preis Menschen<br />

bezahlen, die unter solchem Stress<br />

arbeiten. Braucht das Rechtssystem<br />

ein Umdenken?“<br />

In ihrem sehr offen erzählten Tagebuch<br />

zu den Dreharbeiten von sinn und<br />

sinnlichkeit, das unter dem Titel „Hinter<br />

den Kulissen von Sinn und Sinnlichkeit“<br />

auch in Deutschland veröffentlicht<br />

wurde, sorgte Emma Thompson<br />

sich um die konfuse, schwierige Situation<br />

für Frauen. Heute, 20 Jahre nach<br />

dem Dreh, ist das Problem noch gewachsen:<br />

„Ich beobachte die Jugend, die permanent<br />

umgeben ist von sexualisierten<br />

Bildern und in Internet-Pornografie<br />

ertrinkt. Das sind Inhalte, über die sie<br />

keinerlei Kontrolle haben, und ich bin<br />

dankbar, dass ich selbst damit nicht<br />

fertig werden muss. Aber meine<br />

Tochter und ihre Freunde müssen es.<br />

Das ist manchmal erschreckend. Da<br />

sind Machtsysteme an der Arbeit, die<br />

Emma Thompson als Elinor in sinn und sinnlichkeit. Ihre Adaption des<br />

Jane-Austen-Romans gewann den Oscar für das Beste Drehbuch.<br />

unsere Jugend auf Arten gefährden,<br />

die wir uns niemals hätten vorstellen<br />

können.“<br />

Wie schon ihr Vater schreibt Emma<br />

Thompson auch für Kinder. Mit den ursprünglich<br />

französischen Stop-Motion-<br />

Filmen das zauberkarussell und dougal<br />

and the blue cat schrieb Eric<br />

Thompson in den Sechziger- und Siebzigerjahren<br />

kluge und witzige Unterhaltung<br />

für die Kinderzimmer des Königreichs.<br />

In dieser Tradition steht auch<br />

Emma Thompsons Arbeit als Autorin.<br />

Indem sie Fortsetzungen zu den berühmten<br />

„Peter Hase“-Büchern der<br />

1943 verstorbenen Beatrix Potter<br />

schrieb, hat Thompson in Großbritannien<br />

etwas gewagt, was die Briten nur<br />

von sehr wenigen akzeptiert hätten –<br />

schließlich ist „Peter Rabbit“ so etwas<br />

wie Kulturerbe des Landes.<br />

Auch die inzwischen Kult gewordenen<br />

Filme um eine zauberhafte<br />

nanny basieren – wie so viele Projekte<br />

der Emma Thompson – auf einer literarischen<br />

Vorlage. Sie entwickelte die<br />

Idee der Buchreihe mit der Figur „Nurse<br />

Mathilda“, einem Mary-Poppins-ähnlichen,<br />

magischen Kindermädchen, zu<br />

inzwischen zwei Kinoerfolgen mit sich<br />

selbst in der Titelrolle weiter. Hierbei<br />

gelang es ihr, ein weites Spektrum an<br />

weiblichen Figuren zu kreieren, frei von<br />

allen Geschlechterklischees.<br />

„Es ist wichtig, dass wir uns daran<br />

erinnern, dass keine menschliche<br />

Eigenschaft einem Geschlecht vorbehalten<br />

ist. Mutig sind nicht nur<br />

Männer und verletzlich nicht nur<br />

Frauen. Wir sind uns – wie Montaigne<br />

schon sehr früh gesagt hat – sehr<br />

viel ähnlicher, als wir uns unähnlich<br />

sind, egal, welches Geschlecht wir<br />

haben. Heute hat man deutlich<br />

mehr Auswahl an sexuellen Identitäten,<br />

was mir hochgradig nützlich<br />

und viel präziser erscheint. Wie ich<br />

mich gebe, als weiße, weibliche Cisgender-Existenz<br />

ist massiv verzerrt<br />

worden von der aufgezwängten Rolle<br />

durch die patriarchalen Systeme<br />

politischer, sozialer und religiöser<br />

Art. Ich habe keine Ahnung, wer ich<br />

wirklich bin, wer ich wäre, hätten<br />

mich diese Systeme nicht so stark<br />

beeinflusst. Man ist so begierig, dazu<br />

zu passen; man wird so sehr ermutigt<br />

zu gefallen.“<br />

eine zauberhafte nanny ist sicherlich<br />

ein Statement gegen die festgefahrenen<br />

Strukturen. Für die nächste Generation<br />

erzählt der Film, dass Mädchen ebenso<br />

CINEMERIT AWARD — EMMA THOMPSON<br />

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