FILMFEST MÜNCHEN MAGAZIN 2018
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soll das Publikum für die Show<br />
anheizen. Schließlich kämpft<br />
der Boxer nicht für sich, sondern<br />
für sein Land.<br />
MI 4.7. 22.00 UHR<br />
GASTEIG FORUM – OPEN AIR<br />
Aber Patriotismus ist ein<br />
schwacher Motor. Die Boxer<br />
basteln doch vor allem an ihrer<br />
Individualität. Im Ring stehen<br />
sie mit selbst gewählten<br />
Kampfnamen: „Mountain“<br />
klingt nach einem Berg von<br />
Mann. „The Italian Stallion“<br />
galoppiert mit Stallgeruch ins<br />
Ohr. Und seinen Ruf als kid<br />
galahad hat Walter Gulick<br />
schnell weg, weil er einmal<br />
galant die Ehre einer Dame verteidigt.<br />
Elvis Presley kann in<br />
dieser Rolle nicht nur singen,<br />
sondern auch endlos einstecken.<br />
Der Film schwelgt in Aufnahmen,<br />
in denen sein Gesicht<br />
das Bild ausfüllt – und zurückzuckt,<br />
weil er wieder eins auf<br />
die Glocke bekommt. Dass Elvis<br />
dann mit einem Schlag den<br />
Gegner zu Boden bringt, rückt<br />
Phil Karlsons Film in die Nähe<br />
der Komödie. Und es ist eine<br />
Schau, wie Elvis beim Anblick<br />
der Schwester seines Managers<br />
auf Anhieb K.o. geht.<br />
RAGING BULL<br />
WIE EIN WILDER STIER<br />
USA 1980 • Regie Martin Scorsese • Buch Paul Schrader,<br />
Mardik Martin • Darsteller Robert De Niro, Cathy Moriarty<br />
Joe Pesci, Frank Vincent, Nicholas Colasanto<br />
Länge 129 Min. • OF • FSK 16<br />
OPEN AIR<br />
Raging Bull - RAGING BULL © 1980 METRO-GOLDWYN-MAYER STUDIOS INC.. All Rights Reserved<br />
Während die Annäherung<br />
ans andere Geschlecht eine<br />
gewisse Vorsicht verlangt, darf<br />
sich die Zuneigung der Männer<br />
zwischen den Kämpfen, zwischen<br />
den Dialogzeilen kerniger<br />
entfalten. Jeder Trainer pendelt<br />
zwischen Buddy und Mentor,<br />
platonischem Liebhaber und<br />
Elternersatz. Fürsorglicher hat<br />
man Charles Bronson, Coach<br />
von Elvis, nie wieder gesehen.<br />
Wie es im Leben so ist, vergeht<br />
die Zeit und hinterlässt ihre<br />
Spuren in den Gesichtern, auf<br />
den Körpern. Aus Kämpfern<br />
werden Trainer, auch wenn Rocky<br />
sich lange bitten lässt, bis er<br />
den Sohn seines Ex-Gegners<br />
unter die Fittiche nimmt. Der<br />
sträubt sich, den Nachnamen<br />
des Vaters anzunehmen, will<br />
sich selbstständig etablieren.<br />
Aber das Erbe verleugnen ist<br />
auch keine Lösung – ein Glaubenskampf,<br />
bestimmend für<br />
den rocky-Ableger creed.<br />
Die filmischen Identitäten<br />
vermischen sich im Lauf der<br />
Boxfilmgeschichte, die Vorbilder<br />
dringen durch zu einem Tänzeln<br />
zwischen Realität und Fiktion.<br />
Sylvester Stallone hat mit Rocky<br />
eine Ikone des Boxfilms und des<br />
Boxens an sich geschaffen. Inspiriert<br />
wurde diese Figur vom<br />
„echten“ Chuck Wepner, der<br />
sich aus dem Schatten seiner<br />
Existenz ins Rampenlicht boxte,<br />
als er gegen Mohammed Ali<br />
antreten durfte. Der Film rocky<br />
machte Chuck noch populärer.<br />
Der Film chuck – der wahre<br />
rocky nimmt sich Chucks Geschichte<br />
an und erzählt von einem,<br />
dem der Erfolg – und der<br />
Koks – arg zu Kopf steigen. Liev<br />
Schreiber verkörpert Chuck,<br />
Morgan Spector schaut als Sylvester<br />
Stallone vorbei. Und Anthony<br />
Quinn geistert auch noch<br />
herum: als Vorbild für Chuck,<br />
dessen Lieblingsfilm die faust<br />
im gesicht ist.<br />
Ein Name macht gleich<br />
mehrmals die (Box-)Runde:<br />
Nicht nur Rockys Freundin,<br />
auch der Freund und gleichzeitige<br />
Widersacher der Heldin in<br />
girlfight heißt „Adrian“! Der<br />
Transfer zwischen den Geschlechtern<br />
ist ganz im Sinne<br />
von Karyn Kusamas Debütfilm:<br />
Das ganze Genre hat sie einfach<br />
mal revolutioniert, indem sie<br />
von einer jungen Frau erzählt,<br />
die ihre Aggressionen im Boxen<br />
kanalisiert. Statt einer Profischauspielerin<br />
besetzte sie<br />
Newcomerin Michelle Rodriguez.<br />
Die erlebte mit dieser<br />
Rolle ihren Durchbruch und saß<br />
ein Jahr später bei the fast and<br />
the furious am Steuer. So<br />
schnell geht es, von null auf<br />
hundert – der amerikanische<br />
Traum lebt. Gerade auch für die<br />
junge Generation ehemaliger<br />
Einwanderer, die in den Boxfilmen<br />
verstärkt in Erscheinung<br />
tritt, von Iren über Italienern<br />
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