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download - Dr. Jens Wehrmann

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Effizientes Angebot von situations-<br />

abhängigen mobilen Diensten<br />

Michael Amberg und <strong>Jens</strong> <strong>Wehrmann</strong><br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für BWL, insbes. Wirtschaftsinformatik III<br />

Lange Gasse 20, 90403 Nürnberg, www.wi3.uni-erlangen.de, amberg@wiso.uni-erlangen.de<br />

Prof. <strong>Dr</strong>. Michael Amberg ist<br />

Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik<br />

III an der FAU<br />

Erlangen-Nürnberg.<br />

Dipl.-Kfm. <strong>Jens</strong> <strong>Wehrmann</strong> ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik III<br />

und promoviert dort seit 2001. Er engagiert sich im<br />

Umfeld der situationsabhängigen mobilen Dienste.<br />

Bei der Verwendung von mobilen Diensten entstehen Informationen über den Nutzungskontext der Endanwender. Diese<br />

können für die situationsabhängige Anpassung der Dienste verwendet werden. Bislang werden diese Informationen aber<br />

primär zu Abrechnungszwecken verwendet. Ein großes Verbesserungspotenzial für die effiziente Erbringung von situationsabhängigen<br />

mobilen Diensten wird in der besseren Anpassung an den spezifischen Zielmarkt gesehen. Dieser Beitrag<br />

zeigt Verbesserungspotenziale in den Bereichen kooperativer Diensterbringung, situationsabhängiger Anpassung, Benutzerakzeptanzanalyse,<br />

Integration von Kontextinformationen in Wissensmanagementsysteme sowie evolutionärer Entwicklung<br />

der Dienste auf.<br />

Eine Möglichkeit einen Mehrwert für die Benutzer mobiler (Daten-)Dienste zu schaffen, ist die Berücksichtigung der Nutzungssituation<br />

der Benutzer zur Anpassung der Dienste auf die individuellen Bedürfnisse. Solche Dienste werden als situationsabhängige<br />

mobile Dienste bezeichnet. Bekannte Vertreter derartiger Dienste sind ortsabhängige Dienste (Location<br />

Based Services), bei denen der Aufenthaltsort des Benutzers zur Optimierung des Dienstangebotes verwendet wird.<br />

Trotz zahlreicher positiver Marktprognosen für orts- und situationsabhängige mobile Dienste [1 - 3] ist zu beobachteten,<br />

dass derartige Dienste zurzeit nur von einer geringen Benutzerzahl genutzt bzw. akzeptiert werden. Die Dienstanbieter sind<br />

auf der Suche nach der Killerapplikation, die ähnlich erfolgreich wie der Kurzmitteilungsdienst SMS ist. Im Umfeld der<br />

situationsabhängigen mobilen Dienste war bislang keine der zahlreichen Bemühungen von nennenswertem Erfolg gekrönt.<br />

Aus dem Projekt-, Arbeits- und Forschungsumfeld der Autoren lassen sich hierfür zwei wesentliche Gründe identifizieren:<br />

Die lediglich partielle Verwendung von Kontextinformationen und die unzureichende Anpassung der mobilen Dienste<br />

an den spezifischen Zielmarkt.<br />

Bei der Verwendung mobiler Dienste werden grundlegende Informationen über die Nutzungssituation eines Dienstes erfasst.<br />

Es können vier grundlegende Determinanten einer Nutzungssituation unterschieden werden: Ort, Zeit, Identität und<br />

genutzter Dienst. Diese werden als Kontextinformationen bezeichnet. Sie werden zurzeit primär für Abrechnungszwecke<br />

und zur Anpassung der Dienste an den Ort des Benutzers verwendet. In den wenigsten Fällen findet eine weitergehende<br />

Verwendung der Kontextinformationen statt. Durch die systematische Erfassung, Bewertung Aufbereitung, Speicherung,<br />

Verteilung, und Anwendung dieser Informationen können wichtige Erkenntnisse für die Anpassung der Dienste an den<br />

spezifischen Zielmarkt gewonnen werden.<br />

Mobile Dienste haben zahlreiche variable Parameter (z.B. Gestaltungsmöglichkeiten bezüglich Inhalten, Preisen, Funktionen<br />

und Designs). Selbst wenn eine einmalige Konfiguration dieser Parameter gelingt, unterliegen sie durch das schnell<br />

veränderliche Umfeld starken Schwankungen. Durch sukzessives Re-Evaluieren und Weiterentwickeln bestehender mobiler<br />

Dienste können sie langfristig bedarfsgerecht angepasst werden. Hierin wird ein entscheidender Erfolgsfaktor für<br />

Dienstanbieter gesehen [4].<br />

Für eine methodische Unterstützung werden die Aspekte der situationsabhängigen Anpassung, der kooperativen Erbringung,<br />

der Benutzerakzeptanz zur (Re-) Evaluierung, der Integration der Kontextinformationen in Wissensmanagementsysteme<br />

sowie die evolutionäre Entwicklung der mobilen Dienste als relevant erachtet. Sie werden im Folgenden näher betrachtet.


Situationsabhängige Anpassung mobiler Dienste<br />

Ein mobiler Dienst, der auf Kontextinformationen Zugriff hat, kann sehr viel besser zur Problemlösung beitragen, als dies<br />

ohne Situationsinformationen möglich wäre. Der Erfolg eines Dienstes und die Akzeptanz der Kunden sind maßgeblich<br />

davon abhängig, wie der Situationsbegriff systematisiert und konkretisiert wird.<br />

Bild 1: Nutzungszyklus situationsabhängiger Dienste<br />

Ein umfassendes Situationskonzept umfasst einen mehrstufigen Prozess zur Systematisierung und Festlegung der Nutzungssituation<br />

für die kooperative Leistungserstellung. Im Rahmen des Compass-Ansatzes [5] wurden grundlegende Aktivitäten<br />

des Nutzungszyklus für situationsabhängige mobile Dienste identifiziert. Im resultierenden Prozess des Compass-<br />

Nutzungszyklus werden Aktivitäten unterschieden, die von Mobilfunkbetreiber bzw. vom Dienstanbieter durchgeführt werden<br />

müssen (Bild 1): Für den Mobilfunkbetreiber sind dies die Feststellung (Wer benutzt wann wo welchen Dienst?) und<br />

die Interpretation (Aufbereitung und Veredelung unter Zuhilfenahme weiterer Informationsquellen) der Situationsdeterminanten,<br />

sowie die Weitergabe der Situationsbeschreibung (anonymisierte Weitergabe an den Dienstanbieter). Beim mobilen<br />

Dienstanbieter kann zwischen individualisierten, proaktiven und evolutionären Diensten unterschieden werden. Individualisierte<br />

Dienste sind benutzerinitiierte Dienste, die an die speziellen Bedürfnisse angepasst werden. Proaktive Dienste<br />

sind automatisch erzeugte Dienste, die durch das Eintreten von Ereignissen initiiert werden. Evolutionäre Dienste sind<br />

durch Auswertung und Evaluierung sukzessiv verbesserte Dienste.<br />

Kooperative Erbringung mobiler Dienste<br />

Aus dem Blickwinkel der Bereitstellung situationsabhängiger mobiler Dienste lassen sich grundsätzlich drei bis vier beteiligte<br />

Parteien unterscheiden. An Informationsdienstleistungen sind der Dienstanbieter als Leistungshersteller, der Mobilfunkbetreiber<br />

als Infrastrukturbetreiber und der Kunde als Leistungsempfänger beteiligt. Zusätzlich ist bei materiellen<br />

Produkten für die physische Leistungszustellung ein Logistikdienstleister involviert. Die Kooperation dieser Partner ermöglicht<br />

die Konzentration auf die jeweiligen Kernkompetenzen.<br />

Die Kernherausforderung für eine funktionierende Zusammenarbeit ist die Verwendung geeigneter Schnittstellen, die sowohl<br />

für benutzerinitiierte (Pull) als auch für mobile Dienste, die durch den Dienstanbieter getriggert werden (Push) geeignet<br />

sind. Hierbei sind die engen Grenzen des Teledienstdatenschutzgesetzes [6] einerseits und die Sensibilität der Kunden<br />

bezüglich ihrer personenbezogenen Daten andererseits zu berücksichtigen. Ein Lösungsansatz ist die anonymisierte Weitergabe<br />

der Nutzungsinformationen.<br />

Eine ausführliche Betrachtung der Leistungs- und Informationsbeziehungen zwischen den beteiligten Marktteilnehmern<br />

liefert das im Rahmen des Compass-Ansatzes entwickelte Compass-Interaktionsmodell [5].


Benutzerakzeptanzanalyse zur (Re-) Evaluierung mobiler Dienste<br />

Die Benutzerakzeptanz wird als wichtiger Einflussfaktor für die Nutzungs- und Zahlungsbereitschaft mobiler Dienste verstanden.<br />

Gelingt es, die Benutzerakzeptanz zu erfassen, können daraus Erkenntnisse für die jeweilige Phase innerhalb des<br />

Produktentwicklungsprozesses, bzw. für den Produktlebenszyklus (für bereits entwickelte mobile Dienste) abgeleitet werden.<br />

Durch eine geeignete Visualisierung der erfolgsrelevanten Akzeptanzkriterien kann Transparenz über verschiedene<br />

mobile Dienste und unterschiedliche Entwicklungsphasen des Produktlebenszyklusses geschaffen oder die Gegenüberstellung<br />

alternativer Strategieoptionen ermöglicht werden. Durch das Treffen differenzierter Aussagen wird die Ableitung von<br />

konkreten Handlungsempfehlungen erleichtert.<br />

Bild 2: Visualisierung von Akzeptanzindikatoren mobiler Dienste<br />

Das im Rahmen des Compass-Ansatzes entwickelte Compass-Akzeptanzmodell ist während des gesamten Produktlebenszyklusses<br />

für den Arbeits- und Privatbereich anwendbar und gewährleistet darüber hinaus eine ausgewogene und systematische<br />

Betrachtung. In Anlehnung an die Balanced Scorecard [7] werden die Dimensionen wahrgenommener Nutzen, wahrgenommene<br />

Bedienbarkeit, wahrgenommene Kosten und wahrgenommene Netzwerkeffekte unterschieden. Die Visualisierung<br />

anhand exemplarischer Akzeptanzkriterien ist in Bild 2 schematisch dargestellt. Erste Erfahrungen mit dem Einsatz<br />

liegen bereits vor [8].<br />

Integration von Kontextinformationen in Wissensmanagementsystemen<br />

Wie anfangs bereits angesprochen, werden mobile Dienste zurzeit nicht systematisch weiterentwickelt, obwohl die hierfür<br />

erforderlichen Kontextinformationen bereits verfügbar sind. Für die Weiterentwicklung können die Kontextinformationen<br />

im Rahmen eines Wissensmanagements systematisch erfasst, bewertet, aufbereitet, gespeichert, verteilt und schließlich<br />

angewendet werden [9] (Bild 1). Die Nutzung eines Wissensmanagementsystems zur Verwaltung von Kontextinformationen<br />

kann dabei helfen, Verbesserungspotenziale aufzuzeigen, Transparenz über die Nutzung des angebotenen Dienstportfolios<br />

zu schaffen, Wechselwirkungen zwischen verschiedenen angebotenen mobilen Diensten zu identifizieren, Zielgruppenanalysen<br />

durchzuführen oder Marketingmaßnahmen abzuleiten.<br />

Die Nutzung von Kontextinformationen mit Wissensmanagementsystemen wurde unter dem Fokus der evolutionären Weiterentwicklung<br />

mobiler Dienste bereits untersucht [10].<br />

Evolutionäre Entwicklung mobiler Dienste<br />

Wenn der Dienstanbieter die Verbesserungspotenziale für die (Weiter-)Entwicklung der mobilen Dienste kennt, können<br />

konkrete Änderungsanforderungen an die verwendeten IT-Systeme spezifiziert werden. Die Änderung laufender Systeme ist<br />

jedoch mit Ausfallzeiten und Kosten verbunden. Eine möglichst unkomplizierte und preiswerte Berücksichtigung der zyklischen<br />

Änderungsanforderungen in den verwendeten IT-Systemen stellt eine große Herausforderung dar. Einen Lösungsansatz,<br />

der aus dem Umfeld betrieblicher Standardsoftware bereits bekannt ist, wird in der Adaptierbarkeit von Software<br />

gesehen. Hierbei wird die verwendete Software einmalig darauf vorbereitet, dass sie im laufenden Betrieb möglichst leicht<br />

und flexibel angepasst (adaptiert) werden kann.


Als besonders effiziente Entwicklungsform hierfür werden Web-Services angesehen. Die Konzepte adaptierbarer Web-<br />

Service basierter Software werden bereits ausführlich betrachtet [11].<br />

Literaturverzeichnis<br />

[1] N.N.: Segmenting Europe's Mobile Consumers, Forrester Research, Inc. Report, Cambridge 2002.<br />

[2] Witzki, A.: Sicherer mit LBS. In: Funkschau 17 / 2003. S. 42-44.<br />

[3] MapInfo GmbH: Location-based Services (LBS), Expertenstudie 2002.<br />

[4] Zobel, J.: Mobile Business und M-Commerce. München 2001.<br />

[5] Amberg, M., Figge, S., <strong>Wehrmann</strong>, J.: Compass – Ein Kooperationsmodell für situationsabhängige mobile Dienste. In: Hampe, J. F.;<br />

Schwabe, G. (Hrsg.), Proceedings zur Teilkonferenz Mobile and Collaborative Business der Multikonferenz Wirtschaftsinformatik’02.<br />

Nürnberg 2002. S. 31-50.<br />

[6] Enzmann, M., Pagnia, H., Grimm, R.: Das Teledienstdatenschutzgesetz und seine Umsetzung in der Praxis. In: Koenig, W. (Hrsg.)<br />

Wirtschaftsinformatik 42. 5/2000, Wiesbaden 2000. S. 402-412.<br />

[7] Kaplan, R.S., Norton, D.P.: The Balanced Scorecard - Translating Strategy into Action. Boston 1996.<br />

[8] Amberg, M., <strong>Wehrmann</strong>, J.: Benutzerakzeptanz mobiler Dienste. Ein Erfahrungsbericht zum Compass-Akzeptanzmodell, Arbeitsbericht,<br />

Wirtschaftsinformatik III, Nr. 02/2003, Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. Nürnberg 2003.<br />

[9] Remus, U.: Prozeßorientiertes Wissensmanagement, Konzepte und Modellierung. Regensburg 2002.<br />

[10] Amberg, M., Remus, U., <strong>Wehrmann</strong>, J.: Nutzung von Kontextinformationen zur evolutionären Weiterentwicklung von situationsabhängigen<br />

mobilen Diensten. In: Proceedings zum Workshop Mobile Benutzer - Mobiles Wissen - Mobiles Internet im Rahmen der<br />

33. Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik e.V. Frankfurt (Main) 2003. S. 414-421.<br />

[11] Amberg, M., Okujava, S., <strong>Wehrmann</strong>, J.: Entwicklung situationsabhängiger adaptierbarerer Web – Service basierter Software. In:<br />

Proceedings Symposium Entwicklung Web – Services basierter Anwendungen, Frankfurt ( Main) 2003. S. 1-22.<br />

Schlüsselwörter<br />

Situationsabhängigkeit, Benutzerakzeptanz, (Re-) Evaluierung, evolutionäre Entwicklung mobiler Dienste

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