FINE Das Weinmagazin 01/2018
Themenschwerpunkte der 40. Ausgabe sind unter Anderem: TASTING Reife Reservas: Bodegas Marqués de Riscal Weitere Themen sind: BORDEAUX Mouton bleibt Mouton BORDEAUX Ebenbürtig: Château La Mission Haut-Brion BURGUND Langer Atem: Die Maison Louis Jadot STEIERMARK Weiße Magie: Der steirische Winzer Erwin Sabathi STEIERMARK »Muschelkalk satt«: Das Weingut Erich & Walter Polz NEUSEELAND Arktische Strömung: Pinot Noir von Felton Road DAS GROSSE DUTZEND Château Cheval Blanc WEIN UND SPEISEN Jürgen Dollase im Restaurant Opus V in Mannheim CHINA Ao Yun: Wein vom Dach der Welt DIE PIGOTT KOLUMNE Das Comeback der Scheurebe TOSKANA Keine halben Sachen: Das Weingut Avignonesi TASTING Riesling-Ikonen FRAUEN IM WEIN Meike und Dörte Näkel und die neue Ahr-Stilistik DIE WÜRTZ KOLUMNE Der Klimawandel: Fluch und Segen VINOTHEKEN Online-Pionier: Silkes Weinkeller WEIN UND ZEIT Sangría von der Saale: Weinbau an Saale und Unstrut GENIESSEN Wann kommt der Käse? BADEN Kontrolliertes Nichtstun: Weingut Ziereisen
Themenschwerpunkte der 40. Ausgabe sind unter Anderem:
TASTING Reife Reservas: Bodegas Marqués de Riscal
Weitere Themen sind:
BORDEAUX Mouton bleibt Mouton
BORDEAUX Ebenbürtig: Château La Mission Haut-Brion
BURGUND Langer Atem: Die Maison Louis Jadot
STEIERMARK Weiße Magie: Der steirische Winzer Erwin Sabathi
STEIERMARK »Muschelkalk satt«: Das Weingut Erich & Walter Polz
NEUSEELAND Arktische Strömung: Pinot Noir von Felton Road
DAS GROSSE DUTZEND Château Cheval Blanc
WEIN UND SPEISEN Jürgen Dollase im Restaurant Opus V in Mannheim
CHINA Ao Yun: Wein vom Dach der Welt
DIE PIGOTT KOLUMNE Das Comeback der Scheurebe
TOSKANA Keine halben Sachen: Das Weingut Avignonesi
TASTING Riesling-Ikonen
FRAUEN IM WEIN Meike und Dörte Näkel und die neue Ahr-Stilistik
DIE WÜRTZ KOLUMNE Der Klimawandel: Fluch und Segen
VINOTHEKEN Online-Pionier: Silkes Weinkeller
WEIN UND ZEIT Sangría von der Saale: Weinbau an Saale und Unstrut
GENIESSEN Wann kommt der Käse?
BADEN Kontrolliertes Nichtstun: Weingut Ziereisen
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4197772 515002 <strong>01</strong><br />
MARQUÉS DE RISCAL<br />
VERTIKALE DER PHANTASTISCHEN ROTEN VON 1922 BIS 2<strong>01</strong>3<br />
Bordeaux Burgund Tasting Ao Yun Baden<br />
Château Mouton Rothschild Die Maison Louis Jadot La Mission Haut-Brion Wein vom Himalaya <strong>Das</strong> Weingut Ziereisen
ENJOY RESPONSIBLY.<br />
ZWEI SPIRITUOSEN, ENTSTANDEN AUS LIEBE ZU DESIGN<br />
UND AUSSERGEWÖHNLICHEM GESCHMACK<br />
- BROTHERS -<br />
FROM DIFFERENT MOTHERS<br />
- KEIN HOKUSPOKUS -<br />
<strong>Das</strong> Geheimnis dieses feinen Wodkas: fünffach<br />
destillierter, qualitativ hochwertiger<br />
Getreidealkohol mit einem samtweichen<br />
Wasser, auf exzellente Trinkqualität gebracht.<br />
Fertig. Kein Hokuspokus. Purer,<br />
weicher Wodkageschmack. So ist Harald<br />
Schatz Wodka.<br />
- FOR THE LOVE OF IT -<br />
Eine moderne Interpretation des klassischen<br />
Gins hingegen ist Muscatel Distilled Gin:<br />
eine dezente Wacholder-Note, kombiniert mit<br />
einem ausgewogenen Muskateller-Aroma<br />
sowie eine markante Prise Orangenschale,<br />
abgerundet durch neun komplettierende<br />
Botanicals. Enjoy!<br />
HARALDSCHATZ.DE<br />
MUSCATEL-GIN.DE<br />
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<strong>FINE</strong><br />
DAS WEINMAGAZIN 1|2<strong>01</strong>8<br />
DIE MAISON LOUIS JADOT 30<br />
ERWIN SABATHI 46<br />
DAS WEINGUT POLZ 54<br />
CHÂTEAU MOUTON ROTHSCHILD 12<br />
BODEGAS MARQUÉS DE RISCAL 40<br />
9 <strong>FINE</strong> EDITORIAL _________________ Thomas Schröder<br />
12 <strong>FINE</strong> BORDEAUX ________________ Mouton bleibt Mouton<br />
22 <strong>FINE</strong> BORDEAUX ________________ Ebenbürtig: Château La Mission Haut-Brion<br />
30 <strong>FINE</strong> BURGUND _________________ Langer Atem: Die Maison Louis Jadot<br />
40 <strong>FINE</strong> TASTING ___________________ Reife Reservas: Bodegas Marqués de Riscal<br />
46 <strong>FINE</strong> STEIERMARK ______________ Weiße Magie: Der steirische Winzer Erwin Sabathi<br />
54 <strong>FINE</strong> STEIERMARK ______________ »Muschelkalk satt«: <strong>Das</strong> Weingut Erich & Walter Polz<br />
62 <strong>FINE</strong> NEUSEELAND _____________ Arktische Strömung: Pinot Noir von Felton Road<br />
70 <strong>FINE</strong> DAS GROSSE DUTZEND ___ Château Cheval Blanc<br />
FELTON ROAD 62 AO YUN 82 AVIGNONESI 98 RIESLING-IKONEN 106<br />
CHÂTEAU LA MISSION HAUT-BRION 22<br />
74 <strong>FINE</strong> WEIN UND SPEISEN _______ Jürgen Dollase im Restaurant Opus V in Mannheim<br />
82 <strong>FINE</strong> CHINA _____________________ Ao Yun: Wein vom Dach der Welt<br />
94 <strong>FINE</strong> DIE PIGOTT KOLUMNE ____ <strong>Das</strong> Comeback der Scheurebe<br />
98 <strong>FINE</strong> TOSKANA _________________ Keine halben Sachen: <strong>Das</strong> Weingut Avignonesi<br />
106 <strong>FINE</strong> TASTING ___________________ Riesling-Ikonen<br />
114 <strong>FINE</strong> FRAUEN IM WEIN __________ Meike und Dörte Näkel und die neue Ahr-Stilistik<br />
122 <strong>FINE</strong> DIE WÜRTZ KOLUMNE ____ Der Klimawandel: Fluch und Segen<br />
124 <strong>FINE</strong> VINOTHEKEN ______________ Online-Pionier: Silkes Weinkeller<br />
128 <strong>FINE</strong> WEIN UND ZEIT ____________ Sangría von der Saale: Weinbau an Saale und Unstrut<br />
134 <strong>FINE</strong> GENIESSEN _______________ Wann kommt der Käse?<br />
MEIKE UND DÖRTE NÄKEL 114<br />
WEINBAU AN SAALE<br />
UND UNSTRUT 128<br />
DAS WEINGUT ZIEREISEN 136<br />
DAS GROSSE DUTZEND 70<br />
136 <strong>FINE</strong> BADEN ____________________ Kontrolliertes Nichtstun: Weingut Ziereisen<br />
146 <strong>FINE</strong> ABGANG___________________ Ralf Frenzel<br />
6 <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 INHALT INHALT <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 7
VEREHRTE LESERIN, LIEBER LESER,<br />
So Clicquot, so responsible. www.massvoll-geniessen.de<br />
Wird am besten zu<br />
Überraschungen<br />
serviert.<br />
erinnern Sie sich? Vor genau zehn Jahren hielten Sie die erste Ausgabe von <strong>FINE</strong><br />
in Händen. Nun, ein Dezennium danach, legen wir Ihnen unser Magazin zum vierzigsten<br />
Mal vor – wie immer in der Hoffnung, auf Ihr Interesse zu stoßen und Ihre<br />
Erwartung zu erfüllen, wenn möglich zu übertreffen. Packende Geschichten über<br />
Winzer und ihre Gewächse zu erzählen, die Kenntnis von Wein und Weinen zu vertiefen<br />
und dabei immer wieder Enthusiasmus für unser aller Lieblingsgetränk zu<br />
entfachen – das war und ist Antrieb unserer Arbeit. Und nicht müde zu werden im<br />
Bekunden, dass Wein nicht nur dies ist: ein Getränk. Sondern viel mehr: ein wichtiger,<br />
belebender Teil unserer Kultur, ein Tiefenlot in eine vieltausendjährige Vergangenheit<br />
ebenso wie ein Teleskop in die Zukunft, ein Indikator des persönlichen wie des<br />
gesellschaftlichen Befindens, ein Freund von Austausch und Gespräch, ein Ausweis<br />
von Stil und Lebenskunst, ein Freudenspender – und manchmal, nicht zu vergessen,<br />
ein Tröster in schwerer Zeit. <strong>Das</strong> ist nicht wenig. Dies alles mit Ihnen geteilt zu haben<br />
und für viele weitere Jahre zu teilen, ist unser journalistisches Privileg.<br />
Weil das so ist, finde ich, finden wir solche Fachleute wenig hilfreich, die, wie<br />
manche Sommeliers und leider auch etliche Weinjournalisten in Blogs und Zeitschriften-Kolumnen,<br />
ihrem Publikum nahelegen, sich doch von dem Ȋffschen<br />
Gequatsche« über Wein nicht ins Bockshorn jagen zu lassen – es komme doch nur<br />
darauf an, dass der Wein »lecker« schmeckt. Leider ist solche Ansicht durchaus<br />
verbreitet – sie erscheint mir recht genügsam, wenn nicht reichlich regressiv. Natürlich<br />
soll mir ein Wein, den ich trinke, schmecken. Aber was heißt das schon? Weingenuss,<br />
wie Genuss überhaupt, verlangt eine Haltung, er provoziert Neugier, sucht<br />
nach Erkenntnis. <strong>Das</strong>s mir etwas gut schmeckt, kann ich schlicht konstatieren. Aber<br />
will ich nicht wissen, warum es meinem Gaumen schmeichelt? Will ich nicht herausfinden,<br />
welche Elemente daran beteiligt sind, mir solch ein Wohlgefühl zu bereiten?<br />
Also setze ich – und welcher Weinfreund täte das nicht – meine Sinne auf die Fährte<br />
durch das wundersame Labyrinth der Aromen, spüre den Texturen nach, bis ich die<br />
schönen Komponenten der Geschmacksflutung entschlüsselt und so die Amplitude<br />
des Genusses voll ausgekostet habe.<br />
<strong>Das</strong> dann für andere angemessen zu formulieren, verlangt freilich nicht nur<br />
kennerische Erfahrung, sondern auch gewandten Umgang mit Sprache. Dies ist zweifellos<br />
ein Vorzug aller Autorinnen und Autoren im Team von <strong>FINE</strong>, im vorliegenden<br />
Heft vielleicht besonders anschaulich am Tasting von vierzig reifen trocknen Rieslingen<br />
nachzuvollziehen, zu dem Michael Schmidt Sie in die Runde am Verkostungstisch<br />
bittet.<br />
Abwägende Kennerschaft und spontane Begeisterung – beides hat <strong>FINE</strong> bis<br />
heute geprägt. So soll und wird es bleiben. Wir alle freilich werden, einmal zehn<br />
Jahre weiter, gewisslich nicht dieselben sein. Und auch der Wein wird ein anderer<br />
sein. Es bleibt spannend.<br />
Thomas Schröder<br />
Chefredakteur<br />
EDITORIAL <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 9
<strong>FINE</strong>AUTOREN<br />
KRISTINE BÄDER Als Winzertochter aus Rhein hessen<br />
freut sie sich über die positive Entwicklung dieser Weinregion,<br />
als ehemalige Chefredakteurin des Sommelier<br />
Magazins über die der deutschen Weine im Allge meinen.<br />
Darüber hinaus hat die studierte Germanistin eine besondere<br />
Beziehung zu den Weinen aus Portugal.<br />
DANIEL DECKERS Die Lage des deutschen Weins<br />
ist sein Thema – wenn er nicht gerade als Politik-<br />
Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über<br />
Gott und die Welt, über Lateinamerika oder Rauschgift<br />
zur Feder greift. An der Hochschule Geisenheim lehrt er<br />
Geschichte des Weinbaus und -handels. In seinem Buch<br />
»Wein. Geschichte und Genuss« beleuchtet er durch<br />
mehr als dreitausend Jahre die Rolle dieses unschätzbaren<br />
Kulturguts als Spiegel der Zeitläufte.<br />
ARMIN DIEL Einerseits ist er Winzer – seine Weine<br />
von der Nahe spielen im nationalen wie im internationalen<br />
Ranking eine Rolle. Andererseits ist er Publizist.<br />
Als einstiger Mitherausgeber des Wein-Gault-Millau hat<br />
er den Guide an die Spitze der weinkritischen Publikationen<br />
in Deutschland gebracht.<br />
STEFAN PEGATZKY Der promovierte Germanist<br />
hat nach vielen Jahren in der Verlagsbranche die Online-<br />
Galerie Time Tunnel Images für historische Foto grafie<br />
gegründet. Daneben findet er immer wieder Zeit zum<br />
Schreiben, am liebsten über Wein. Aber auch über<br />
Essen: In der Tre-Torri-Reihe »Beef!« erschien der<br />
Band »Raw. Meisterstücke für Männer«.<br />
STUART PIGOTT In der gehobenen Weinwelt ist er<br />
ein Begriff. Seit der 1960 in London geborene studierte<br />
Kunsthistoriker und Maler im Wein, im deutschen Wein<br />
zumal, sein Lebensthema fand, hat er sich mit unkonventioneller<br />
Betrachtungsweise in die Ränge der weltweit<br />
geachteten Autoren und Kritiker geschrieben. Sein<br />
letztes Buch »Planet Riesling« erschien bei Tre Torri.<br />
RAINER SCHÄFER wuchs in Oberschwaben auf und<br />
lebt seit zwanzig Jahren in Hamburg, wo er über die<br />
Dinge schreibt, die er am meisten liebt: Wein, gutes<br />
Essen und Fußball, stets neugierig auf schillernde<br />
Persön lich keiten, überraschende Erlebnisse und unbekannte<br />
Genüsse. Als Ko-Autor hat er über »100 Länder,<br />
100 Frauen, 100 Räusche« berichtet.<br />
VERLEGER UND HERAUSGEBER<br />
Ralf Frenzel<br />
ralf.frenzel@fine-magazines.de<br />
CHEFREDAKTEUR<br />
Thomas Schröder<br />
thomas.schroeder@fine-magazines.de<br />
REDAKTION<br />
Carola Hauck<br />
ART DIRECTION<br />
Guido Bittner<br />
MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />
Kristine Bäder, Daniel Deckers, Armin<br />
Diel, Jürgen Dollase, Till Ehrlich,<br />
Ursula Heinzelmann, Uwe Kauss, Stefan<br />
Pegatzky, Stuart Pigott, Rainer Schäfer,<br />
Michael Schmidt, Luzia Schrampf,<br />
Christian Volbracht, Dirk Würtz<br />
FOTOGRAFEN<br />
Guido Bittner, Johannes Grau, Marco<br />
Grundt, Alex Habermehl, Christof Herdt,<br />
Stefan Pegatzky, Thilo Weimar<br />
JÜRGEN DOLLASE Kunst, Musik und Philosophie<br />
hat er in Düsseldorf und Köln studiert. Er war Rockmusiker<br />
und Maler. Heute ist er der bei weitem einflussreichste<br />
Kritiker der kulinarischen Landschaft in<br />
Deutschland und Europa. Vielbeachtet sind seine Bücher<br />
über die Kunst des Speisens; zuletzt erschien der Band<br />
»Geschmacksschule« in der Reihe SZ Gourmet Edition<br />
(bei Tre Torri). Sein visionäres Kochbuch »Pur, präzise,<br />
sinnlich« widmet sich der Zukunft des Essens.<br />
TILL EHRLICH Der profilierte Weinkritiker und mehrfach<br />
ausgezeichnete Journalist hat sich als Autor von<br />
unabhängi¬gen Weinbüchern, kulinarischen Kolumnen<br />
und Essays einen Namen gemacht. Er kann Weine, Berge<br />
und gedeckte Tafeln zum Sprechen bringen.<br />
URSULA HEINZELMANN Die gelernte Sommelière<br />
und Gastronomin schreibt unter anderem für die Frankfurter<br />
Allgemeine Sonntagszeitung, für Efflee und Slow<br />
Food sowie Bücher zum Thema Essen und Trinken,<br />
das jüngste Buch, »China – Die Küche des Herrn Wu«,<br />
erscheint im Frühjahr (bei Tre Torri).<br />
UWE KAUSS In Weinkellern kennt er sich aus. Was<br />
immer er beschreibt: Stets vermittelt er sein Entzücken<br />
einem mit ihm faszinierten Publikum. Er veröffentlicht<br />
Beiträge in der österreichischen Zeitschrift Wein.Pur,<br />
in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, im<br />
Internetportal Wein-Plus und arbeitet als Buchautor zu<br />
verschiedenen Themen – auch für Kinder.<br />
Titel-Foto: Marqués de Riscal, GUIDO BITTNER<br />
MICHAEL SCHMIDT Der »deutsche Engländer«,<br />
wie ihn die britische Weinszene nennt, schreibt für die<br />
Purple Pages der Weinpäpstin Jancis Robinson über<br />
deutschen Wein. Bei Sotheby’s Wine Encyclopedia und<br />
dem World Atlas of Wine von Hugh Johnson und Jancis<br />
Robinson ist er als Berater für das Kapitel Deutschland<br />
zuständig.<br />
LUZIA SCHRAMPF Sie weiß alles – zumindest<br />
über den österreichischen Wein. Über ihr Lebensthema<br />
berichtet die Journalistin regelmäßig im Wiener<br />
Standard wie in der Süddeutschen, in World of Fine<br />
Wine und Decanter, in Vinum und Feinschmecker.<br />
In ihrem Buch »Weinmacher« hat sie alle wichtigen<br />
Winzer ihres Landes porträtiert.<br />
CHRISTIAN VOLBRACHT Der Journalist, Autor<br />
und Antiquar schreibt über Wein und Gastronomie,<br />
seit er für die Deutsche Presse-Agentur in Paris gearbeitet<br />
hat. Seine besondere Leidenschaft gehört neben<br />
Wein und gutem Kochen den Pilzen und Trüffeln. Er ist<br />
Sammler und Inhaber des Buchantiquariats MykoLibri,<br />
als Buchautor ergründete er das Thema »Trüffeln –<br />
Mythos und Wirklichkeit« (bei Tre Torri).<br />
DIRK WÜRTZ ist Weinbauer und Betriebsleiter des<br />
Rheingauer VDP-Weinguts Balthasar Ress. Seit 2008<br />
schreibt er in seinem Blog über alles rund um den<br />
Wein. Er hat das erste Live-Wein-TV-Format im Internet<br />
produziert und mit dem Magazin Stern die Video-<br />
Weinschule zu zahlreichen Themen gedreht.<br />
Editorial-Foto: PEKKA NUIKKI<br />
VERLAG<br />
Tre Torri Verlag GmbH<br />
Sonnenberger Straße 43<br />
65191 Wiesbaden<br />
www.tretorri.de<br />
Geschäftsführer: Ralf Frenzel<br />
ANZEIGEN<br />
Judith Völkel<br />
Tre Torri Verlag GmbH<br />
+49 611-57 990<br />
anzeigen@fine-magazines.de<br />
DRUCK<br />
Eversfrank Berlin GmbH<br />
<strong>FINE</strong> <strong>Das</strong> <strong>Weinmagazin</strong> erscheint<br />
vierteljährlich zum Einzelheft-Preis<br />
von € 15,– (D), € 16,90 (A),<br />
CHF 30,– (CH), € 18,50 (I)<br />
VERTRIEB<br />
DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH<br />
www.dpv.de<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der<br />
Verlag haftet nicht für unverlangt eingereichte<br />
Manuskripte, Dateien, Datenträger und Bilder.<br />
Alle in diesem Magazin veröffentlichten Artikel<br />
sind urheberrechtlich geschützt.<br />
10 <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 IMPRESSUM
EXKLUSIV FÜR<br />
<strong>FINE</strong>-LESER<br />
Wer Riesling liebt, kommt an diesem Namen nicht vorbei.<br />
Die blauen Etiketten des Weinguts Robert Weil sind ein<br />
Versprechen auf großartige Rieslinge in all ihren Facetten.<br />
Die Große-Gewächs-Lage Gräfenberg in Kiedrich gehört zu den besten des<br />
Rheingaus. Viel Sonne und der komplexe Phylittboden sind die Basis für vielschichtige<br />
Weine mit außergewöhnlichem Reifepotenzial.<br />
Der Jahrgang 2<strong>01</strong>5 gehört zu den besten der vergangenen Jahre. Reife Trauben<br />
und eine herrliche Säurestruktur prägen die Weine.<br />
2<strong>01</strong>5 Kiedrich Gräfenberg Großes Gewächs<br />
Weingut Robert Weil Rheingau<br />
Der „Grand Cru“ aus dem Rheingau ist das Aushängeschild des Weinguts Robert<br />
Weil. Seine vielschichtige Struktur und Mineralität und die klaren Fruchtaromen<br />
kenn zeichnen diesen großen trockenen Riesling. Mit seiner Tiefe und Komplexität<br />
spiegelt er das Terroir der Lage wieder und verspricht ein gutes Reifepotenzial.<br />
6 FLASCHEN FÜR € 240,–<br />
(53,33 €/l), inkl. MwSt.*<br />
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Robert Weil erhalten Sie kostenlos ein Exemplar des Buches »Der Riesling – Weingut<br />
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Der Riesling -<br />
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Weil<br />
im Wert von<br />
€69,90<br />
Foto: Christof Herdt<br />
* Solange der Vorrat reicht.<br />
Wichtige Informationen zu diesem Wein: 2<strong>01</strong>5 Kiedrich Gräfenberg Riesling Trocken GG VDP.Großes Gewächs | Rebsorte: Riesling | Herkunftsort; Deutschland, Rheingau<br />
Hersteller/Abfüller: Weingut Robert Weil, Mühlberg 5, 65399 Kiedrich | Nettofüllmenge: 0,75 l | Alkoholgehalt: 13 % vol. | Enthält Sulfite<br />
Anbieter: Tre Torri Verlag GmbH, Sonnenberger Straße 43, 65191 Wiesbaden
REIFE RESERVAS<br />
BODEGAS MARQUÉS DE RISCAL<br />
Von KRISTINE BÄDER<br />
Fotos GUIDO BITTNER und RUI CAMILO<br />
40 <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 TASTING TASTING <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 41
»MUSCHEL-<br />
Lakonisch beschreibt Walter Polz, der das<br />
Familienweingut zusammen mit seinem<br />
Bruder leitet, die Arbeitsteilung: »Erich<br />
drinnen, ich draußen«. Mit Blick auf die<br />
Reben lässt er sich vor der Flaschenwand<br />
des neuen Kellers, einem Kubus aus Holz<br />
und Glas, einen Weißen schmecken.<br />
KALK SATT«<br />
IM SÜDSTEIRISCHEN WEINGUT POLZ<br />
WEISS MAN DAS KOSTBARE GESCHENK<br />
DER NATUR ZU NUTZEN<br />
Organisch gewachsen – dieser Gedanke hakt sich fest, wenn man<br />
mit Christoph, Erich und Walter Polz darüber spricht, was sie<br />
in den letzten drei Jahrzehnten in der Südsteiermark geschaffen<br />
haben. Bis heute sehen sie sich vor allem gutem Wein verpflichtet.<br />
Von LUZIA SCHRAMPF<br />
Fotos JOHANNES GRAU<br />
54 <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 STEIERMARK STEIERMARK <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 55
DAS GROSSE DUTZEND<br />
CHÂTEAU<br />
CHEVAL BLANC<br />
SAINT-EMILION<br />
<strong>Das</strong> Café du Sommelier, letzten<br />
Oktober im Düsseldorfer Szene-<br />
Viertel Andreas-Quartier eröffnet,<br />
ist weniger ein Café als eine internationale<br />
Wein-Bar, die französisches<br />
Lebensgefühl vermittelt. Hier<br />
präsentierte Château Cheval Blanc<br />
zwölf ausgewählte Jahrgänge.<br />
Von KRISTINE BÄDER<br />
Fotos GUIDO BITTNER<br />
64 <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 DAS GROSSE DUTZEND DAS GROSSE DUTZEND <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 65
AO YUN WEIN VOM DACH DER WELT<br />
Weinbau im Himalaya: Weltenfern auf<br />
dem hohen Ufer des Mekong reifen im<br />
Weinberg von Shuori Trauben für Ao Yun,<br />
den chinesischen Premier Grand Cru des<br />
Luxuskonzerns LVMH.<br />
China ist weltweit der größte geschlossene Markt für Wein – und mittlerweile der sechsgrößte Erzeuger. Nicht nur Masse – immer öfter<br />
wird hier auch Klasse produziert. Mit dem Ao Yun erhebt der Luxusgüterkonzern Moët Hennessy – Louis Vuitton (LVMH) nun den<br />
Anspruch, einen Premier Grand Cru aus dem Reich der Mitte zu erzeugen. Mit diesem Wein, angebaut in den Himalaya- Ausläufern<br />
Ost tibets auf einer Höhe von bis zu zweitausendsechshundert Metern, wird ein neues Kapitel der Weingeschichte aufgeschlagen.<br />
Von STEFAN PEGATZKY (Text und Fotos)<br />
Mehr als achtzehn Monate Vorbereitung<br />
und eine halbe Reise um die Welt habe<br />
ich gebraucht, um hierher zu gelangen.<br />
Und dann das. Gut eine Viertelstunde vor dem Ziel<br />
ist die Straße gesperrt. Direkt vor uns baut sich ein<br />
mächtiger, schwer beladener Sinotruck auf. Links<br />
auf der Gasse, die bis vor wenigen Minuten noch<br />
als Notspur diente, häuft ein Schaufel bagger einen<br />
Geröllberg auf. Der Weg ins Paradies, so scheint es,<br />
ist verriegelt.<br />
Begonnen hatte alles in einer trubeligen Messehalle<br />
der ProWein 2<strong>01</strong>6. Jens-Peter Gardthausen,<br />
der Deutschland-Chef von LVHM, hatte zwei<br />
Gläser vor uns gestellt und mich kosten lassen.<br />
Angesichts meiner Ratlosigkeit zeigte er die<br />
Flasche. »Ao Yun 2<strong>01</strong>3« konnte ich lesen – und:<br />
»Shangri-La«. Shangri-La? »Ja, das Shangri-La in<br />
Tibet, dies hier ist die erste Flasche in Europa.«<br />
Acht Monate später präsen tierte Jean-Guillaume<br />
Prats, der CEO des »Wine & Estates«-Bereichs von<br />
LVMH, den Wein erneut anlässlich eines Diners im<br />
82 <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 CHINA CHINA <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 83
DIE STUART PIGOTT KOLUMNE<br />
Verkostung aktueller und gereifter trockner Scheurebe- Weine<br />
eingeladen. Um den langen Tisch sitzen lauter junge, neugierige<br />
Sommeliers, und ich bin eindeutig das Fossil unter ihnen.<br />
<strong>Das</strong> erste, was der Gruppe auffällt, ist, wie stark die einfachen<br />
trocknen Scheurebe-Weine schmecken. Die etablierten Spezialisten<br />
wie die Wein güter Müller-Catoir und Pfeffngen in der Pfalz und<br />
Scheurebe-Stars wie Weingut Bickel-Stumpf in Frickenhausen/<br />
Am Tisch herrscht jetzt<br />
ziemliche Begeisterung, die<br />
anfäng liche Skepsis bei<br />
manchen der Sommeliers<br />
ist komplett ver flogen. Jetzt<br />
diskutieren sie nicht mehr,<br />
ob man diese Weine gastronomisch<br />
einsetzen kann,<br />
sondern was wann und wozu<br />
am besten passt.<br />
Franken und Schloss Proschwitz in Meißen/Sachsen haben 2<strong>01</strong>5<br />
und 2<strong>01</strong>6 ausdrucksstarke und feine Weine erzeugt. Die stilistische<br />
Bandbreite überrascht die jungen Sommeliers, die wohl eher ein<br />
uniformes Geschmacksbild erwartet haben. Zwischen der schlanken<br />
und sehr rassigen trocknen 2<strong>01</strong>5er Scheurebe vom Weingut Wagner-<br />
Stempel in Siefersheim/Rheinhessen und der muskulösen 2<strong>01</strong>6er<br />
Kronsberg Scheurebe Alte Reben vom Weingut Wirsching in<br />
Iphofen/Franken (eine wahre Grapefruit-Bombe!) liegen Welten.<br />
Daneben gibt es leicht zugängliche Weine wie die saftige und<br />
animierende 2<strong>01</strong>6er Scheurebe trocken vom Weingut Espenhof<br />
in Flonheim-Uffofen/Rheinhessen und die deutlich rundere, nicht<br />
ganz trockne 2<strong>01</strong>5er Scheurebe vom Weingut Zimmer-Mengel in<br />
Engelstadt, die mehr als geeignet sind, glasweise in guten Weinbars<br />
und Restaurants ausgeschenkt zu werden. Wieder ganz anders<br />
präsentieren sich Weine mit sehr ausgeprägtem Charakter wie die<br />
2<strong>01</strong>5er Scheurebe trocken von Katharina Wechsler. Es stehen so<br />
viele verschiedene Varianten auf dem Tisch!<br />
Dann kommt die zweite Kategorie der Verkostung, Weine<br />
mit innovativer Vinifizierung, was alles bedeutet – von<br />
Maischegärung bis Barrique- Ausbau. Die Diskussion wird<br />
immer lebhafter, auf dem Tisch steht enorm viel Gesprächsstoff. Ich<br />
halte mich etwas zurück, habe aber einen ganz klaren Favoriten, die<br />
2<strong>01</strong>6er Scheurebe trocken SP vom Weingut Pfeffngen. Der Wein<br />
ist die Quadratur des Kreises, was die Vermählung von Eichenton<br />
und Scheurebe-Aromatik (Cassis!) betriff. Selten passen sie<br />
so wunderbar zusammen, oft liegen sie einander total quer. <strong>Das</strong><br />
Geheimnis dieses tatsächlich revolutionären Gewächses? Eine ganz<br />
zarte Eichennote und eine beachtliche Geschmackskonzentration.<br />
Fast ebenso beeindruckend schmeckt die überraschend burgundisch<br />
anmutende 2<strong>01</strong>5er Saulheimer Scheurebe trocken vom Winzerhof<br />
Thörle in Saulheim/Rheinhessen, einem der wichtigsten Aufsteiger<br />
in der »Traumfabrik des trocknen deutschen Weißweins«,<br />
wie ich Rheinhessen gern nenne. Hier liegt der Schwerpunkt auf der<br />
Komplexität am Gaumen, die sicherlich auf der langen Lagerung des<br />
Jungweins auf dem gesamten Hefedepot nach der Gärung beruht.<br />
Aber das kann man genauso leicht übertreiben wie einen Holzton<br />
in dieser Art von Wein. Die Kunst in beiden Fällen ist die Balance<br />
zwischen Frucht-Aromatik aus der Traube – noch wichtiger bei<br />
Scheurebe in Deutschland als zum Beispiel bei Chardonnay in<br />
Burgund – und dem Charakter, der durch kellerwirtschaftliche Maßnahmen<br />
entsteht. Am Tisch herrscht jetzt ziemliche Begeisterung,<br />
die anfängliche Skepsis bei manchen der Sommeliers ist komplett<br />
verflogen. Jetzt diskutieren sie nicht mehr, ob man diese Weine<br />
gastronomisch einsetzen kann, sondern was wann und wozu am<br />
besten passt.<br />
Wir sind aber noch nicht ganz fertig, weil zum Schluss<br />
ein paar gereifte Gewächse kommen. Werden uns fünfzehn<br />
Jahre alte trockne Scheurebe-Gutsweine von 2002 –<br />
keinem besonderen Jahrgang wegen des verregneten Oktobers –<br />
wirklich noch gefallen können? Doch als wir die 2002er Scheurebe<br />
trocken vom Weingut Wittmann probieren, herrscht wieder Staunen<br />
im Raum. Dieses Überraschungsmoment ist mir bestens vertraut.<br />
Und mir wird klar, wie sehr sich das Rad der Weinmoden seit<br />
September 1991 tatsächlich gedreht hat. Die Balance bei vollen<br />
13,5 Prozent Alkohol und das schier endlose Finale des Weins<br />
sind großartig. Dann folgt noch ein Stück Wein-Wahnsinn, das<br />
niemand im Geringsten erwartet hat. In der Nase wirkt die 2002er<br />
Haardter Mandelring Scheurebe Kabinett trocken vom Weingut<br />
Müller-Catoir, als sei sie zwei bis drei Jahre alt statt der tatsächlichen<br />
fünfzehn. Der Wein duftet wie ein hochwertiger trockner<br />
Riesling mit einem zarten Hauch Grapefruit, und im Geschmack<br />
vereint er Kraft und Feinheit auf geradezu ideale Weise. Obwohl<br />
diese Scheurebe nur 12 Prozent Alkohol hat, ist ihr Nachhall ewig<br />
lang. Wir sind alle fassungslos.<br />
Die Veranstalter hatten von vornherein entschieden, auch<br />
zum Abschluss keine edelsüßen Scheureben zu zeigen; das hätte<br />
von diesen Überraschungen nur abgelenkt. Jeder am Tisch hat<br />
schon mindestens einmal eine gute edelsüße Scheurebe erlebt,<br />
aber keiner von uns – auch ich nicht – hatte je solch sensationell<br />
gereiften trocknen Scheurebe- Weine im Glas. Die Verkostung hat<br />
eine Diskussion entfacht, und ich bin sicher, dass in den nächsten<br />
Monaten eine ganze Reihe junger Gewächse dieser Art auf den<br />
Weinkarten der besten Weinbars und Restaurants von Berlin auftauchen<br />
werden. Ich wage auch zu behaupten, dass Scheurebe<br />
endlich aus dem Schatten des Sauvignon Blanc treten wird.<br />
DAS ULTIMATIVE CHINA KOCHBUCH<br />
204 SEITEN<br />
€ 25,00 (D)<br />
ISBN 978-3-96033-021-9<br />
Tre Torri Verlag GmbH | Sonnenberger Straße 43 | 65191 Wiesbaden | info@tretorri.de | www.tretorri.de<br />
96 <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 DIE PIGOTT KOLUMNE
FRAUEN IM WEIN XXXIII<br />
»WIR<br />
HABEN<br />
KEINE<br />
ANGST<br />
VOR<br />
SÄURE«<br />
Meike und Dörte Näkel<br />
sind die Protagonistinnen<br />
der neuen beschwingten<br />
Ahr-Stilistik<br />
Von RAINER SCHÄFER<br />
Fotos CHRISTOF HERDT<br />
Für Schwestern muss man sie nicht halten, dafür<br />
bräuchte es reichlich Phantasie. Die eine, Meike Näkel,<br />
Jahrgang 1980, ist blond und zierlich und zählt zu<br />
einem Frauentyp, der dem Klischee nach gern in<br />
Skandinavien verortet wird. Die andere, Dörte Näkel,<br />
1982 geboren, ist dunkelhaarig, etwas größer und<br />
kräftiger. Und momentan auch ziemlich rund. Sie ist<br />
schwanger. »Verwechselt hat man uns noch nie«, sagt<br />
sie. »Wir könnten kaum unterschiedlicher sein im<br />
Aussehen und im Charakter.« Die beiden liegen nicht<br />
immer auf derselben Wellenlänge und teilen auch<br />
längst nicht jede Meinung. Aber sie ergänzen sich gut<br />
in ihrer Unterschiedlichkeit und führen als Doppelspitze<br />
erfolgreich das Weingut Meyer-Näkel in Dernau.<br />
Denn im entscheidenden Punkt sind sie sich einig: wie<br />
ihr Wein zu schmecken hat. Mit ihren präzisen und<br />
spannungsreichen Spätburgundern prägen Meike und<br />
Dörte Näkel die neue Rotwein-Stilistik an der Ahr und<br />
zählen damit auch international zu den anerkannten<br />
Erzeugerinnen.<br />
Gemächlich tuckert der Regionalzug durch das enge<br />
Tal, immer an der Ahr entlang. Der Fluss schlängelt<br />
sich durch eine dramatisch wildromantische Berglandschaft<br />
mit zerklüfteten Schieferwänden, die senkrecht nach<br />
oben ragen – sie könnte Kulisse sein für Filme mit Helden<br />
und großen Gefühlen. Winterruhe hat sich übers Land gelegt,<br />
nur in den halsbrecherischen Steilhängen werden Trockenmauern<br />
repariert und erneuert. Wie Spielzeugfiguren wirken<br />
die Winzer in diesem kolossalen, übereinander geschichteten<br />
Naturkunstwerk aus Fels, Mauern und Reben. Am Bahnhof in<br />
Dernau und auch an einigen Häusern im Dorf wehen Fahnen<br />
des 1. FC Köln stolz im Wind; schon da wird offensichtlich, dass<br />
es sich um einen eigenwilligen Landstrich handeln muss: Wo<br />
andere resigniert und verschämt die Fahnen des abgeschlagenen<br />
Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga eingerollt hätten, sagt<br />
man hier: Jetzt erst recht. Ganz in der Nähe der katholischen<br />
114 <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 FRAUEN IM WEIN FRAUEN IM WEIN <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 115
VINOTHEKEN [1]<br />
ONLINE-PIONIER:<br />
SILKES WEINKELLER<br />
Der deutsche Online-Weinhändler Silkes Weinkeller wird zwanzig Jahre alt. Schon 1998, als das<br />
Internet noch langsam, teuer und kompliziert war, bot das Gründerehepaar Silke und Wolfgang<br />
Spruch auf seiner Website Wein an. Heute gehört das Unternehmen zum Medienkonzern Burda.<br />
Ein Start-up mit Familienanschluss ist es geblieben.<br />
mit rasender Geschwindigkeit. Schon wenige Jahre später<br />
hatten sich die beiden einen Ruf als zuverlässige und günstige<br />
Einkaufs quelle für spanische Weine erworben. Also mieteten<br />
sie in der Nähe einige Garagen als Lager und packten Kisten<br />
in der Küche. Silke Spruch ging nicht mehr ins Kranken haus,<br />
sondern an den PC oder in den bis zur Decke mit Wein kisten<br />
gefüllten Keller. Ihre drei Söhne und die Großmutter halfen<br />
beim Packen.<br />
Bald vertrieben sie Weine der spanischen Top-Güter Ygay und<br />
Marqués de Murrieta sowie weiterer bekannter Betriebe exklusiv<br />
in Deutschland. Zudem kam Vega Sicilia ins Programm,<br />
ebenso der Pingus von Peter Sisseck und viele weitere berühmte<br />
Weine. »Wolfgang Spruch hat sich im Winter manchmal fast<br />
die Füße abgefroren, weil er in einer eiskalten Garage stundenlang<br />
auf einen Speditionslaster wartete, der im Stau steckte«,<br />
erzählt John-Philip Kautsch. Seit 2<strong>01</strong>5 führt der Geisenheim-<br />
Absolvent gemeinsam mit der Betriebswirtin Elena Vollmer<br />
die Geschäfte des auf fünfundvierzig Mitarbeiter gewachsenen<br />
Unternehmens.<br />
Nach fünf Jahren zwischen Wein und Bergbau gab 2003<br />
auch Wolfgang Spruch seinen Job als Ingenieur auf. Er<br />
und seine Frau gründeten die Silkes Weinkeller GmbH<br />
und mieteten im Industriegebiet eine Logistikhalle. Seither<br />
gehören sie zu den großen Online-Weinhändlern in Deutschland.<br />
Doch zum zwanzigsten Geburtstag ist nicht nur die damalige<br />
Adresse internetoase.de Vergangenheit: 2<strong>01</strong>3 kaufte Burda<br />
direct, eine Tochter des Münchner Medienkonzerns Hubert<br />
Burda Media, 74,9 Prozent an Silkes Weinkeller, und ein Jahr<br />
später auch die restlichen 21,1 Prozent. <strong>Das</strong> Ehepaar Spruch<br />
zog sich aus dem Unternehmen zurück. Nun entwickeln sie<br />
im Priorat gemeinsam mit dem renommierten Önologen Salus<br />
Alvarez das Spitzenwein-Projekt Terroir X aus einer Lage mit<br />
hundertzwanzig Jahre alten Rebstöcken. In Deutschland ist<br />
der Wein, wo sonst, bei Silkes Weinkeller zu haben.<br />
»Wir sind einerseits ein klassisches Start-up, andererseits ein<br />
echtes Familienunternehmen. Wir optimieren unseren Shop,<br />
verbessern die Benutzerführung und das Auffinden bei Google,<br />
Mutiges Geschäftsmodell: Seit 2<strong>01</strong>3 tragen Elena Vollmer<br />
und John-Philip Kautsch die Verantwortung für Silkes<br />
Weinkeller. In Stoß zeiten, wenn an die tausend Kisten pro<br />
Tag zu packen sind, legen sie selbst mit Hand an.<br />
<strong>Das</strong> Unternehmen, vor zwanzig Jahren von Silke und<br />
Wolfgang Spruch als Start-up gegründet, zählt heute zu<br />
den führenden Online-Händlern für Premium-Weine.<br />
vereinfachen Prozesse und arbeiten an neuen Ideen. Inzwischen<br />
führen wir dreizehnhundert Weine, in jedem Jahr kommen<br />
zweihundert neue hinzu. Und noch immer bestellen die ersten<br />
Kunden aus dem Jahr 1998 bei uns. Manche rufen sogar an,<br />
weil sie ihre Order nur bei einer ganz bestimmten Mit arbeiterin<br />
aufgeben wollen, die sie seit Jahren kennen«, erzählt Elena<br />
Vollmer. »Im ersten Jahr habe ich hier als Interims managerin<br />
gearbeitet. Meine Aufgabe war es, die Entscheidungskultur<br />
eines Familienunternehmens mit der eines Medienkonzerns<br />
zusammenzubringen.«<br />
Es hat funktioniert: <strong>Das</strong> sympathische junge Führungsduo<br />
trägt nun die Verantwortung. Kurz nach ihrem Start stellten<br />
Elena Vollmer und John-Philip Kautsch auch den Namen<br />
silkes- weinkeller.de zur Disposition: Er steht in scharfem Kontrast<br />
zu den Silbenkombinationen mit Wein-Assoziation der<br />
Wettbewerber wie Belvini, Vicampo, Hawesko oder Ebrosia.<br />
»Der Name wirkt im E-Commerce ein wenig befremdlich, aber<br />
er vermittelt Wärme. Zudem wird er durch eine authentische<br />
Geschichte getragen – den Weinkeller von Silke Spruch gab<br />
es schließlich. Wir haben mit dem Team diskutiert, mit Kunden<br />
gesprochen und beschlossen: Er wird nicht geändert.«<br />
Mit dem Start von Elena Vollmer und John-Philip Kautsch<br />
stand zugleich ein Umzug an. Die Halle in Velbert war für das<br />
steile Wachstum zu klein geworden. Nach langer Suche zog<br />
Silkes Weinkeller ins einige Kilometer entfernte Mettmann. Auf<br />
dem Areal der einstigen Fabrik für Gold-Zack- Gummibänder<br />
Von UWE KAUSS<br />
Fotos CHRISTOF HERDT<br />
Vor zwanzig Jahren war das Internet noch eine elitäre<br />
Angelegenheit. Nur etwa sechseinhalb Millionen<br />
Deutsche hatten Zugang zum weltweiten Netz über<br />
ein Modem oder eine ISDN-Verbindung. Dazu musste das<br />
richtige Kabel in der Telefondose stecken, an WLAN dachte<br />
damals noch niemand. Die Datenrate lag bei unvorstellbar<br />
langsamen sechsundfünfzig Kilobit per Modem oder vierundsechzig<br />
Kilobit per ISDN – heute surft man in den Großstädten<br />
und Ballungs räumen mit sechzig Megabit, der fast<br />
tausendfachen Geschwindigkeit. Und: <strong>Das</strong> Surfen kostete<br />
1998 nach mehreren Preissenkungen bei T-Online ab einundzwanzig<br />
Uhr noch sechs Pfennige pro Minute, zuvor hatten<br />
die Internet-Nutzer dreißig Pfennige gezahlt. Die Gründer des<br />
heute markt beherrschenden Internet-Weltkonzerns Alphabet<br />
aus dem Silicon Valley, Larry Page und Sergey Brin, starteten<br />
1998 ihre Firma mit der Betaversion einer Suchmaschine. Sie<br />
nannten sie Google.<br />
<strong>Das</strong> Bestellen im Internet war eine Spielwiese für Freaks und<br />
Neugierige. Nur drei Prozent aller deutschen Händler pflegten<br />
1998 eine Website, die seltenen Online-Shopping- Angebote<br />
wurden bestaunt und waren auf Bücher, Kleidung, Schuhe,<br />
Hotel- und Flugbuchungen beschränkt. Der Umsatz mit Wein<br />
lag nahe Null. Doch in jenem Jahr entwickelte das Ehepaar Silke<br />
und Wolfgang Spruch aus Velbert bei Wuppertal ein mutiges<br />
Geschäftsmodell: Der Bergbau-Ingenieur und die Krankenschwester<br />
starteten in ihrem Wohnzimmer die »Internet-Oase«.<br />
Unter der Adresse internetoase.de boten sie Elektronik an –<br />
und dazu selbst importierten Wein, zunächst aus Frankreich.<br />
Die Weinliebhaber hatten mit Freunden Sammelbestellungen<br />
organisiert und ihnen die jeweils passenden Flaschen empfohlen.<br />
Dann kam das Internet.<br />
<strong>Das</strong> Paar gehört damit zu den deutschen Pionieren des<br />
Online-Weinhandels. <strong>Das</strong> Geschäft mit Elektronik schleppte<br />
sich dahin, doch der Internet-Weinverkauf entwickelte sich<br />
124 <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 DEUTSCHLANDS VINOTHEKEN DEUTSCHLANDS VINOTHEKEN <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 125
KONTROLLIERTES<br />
NICHTSTUN<br />
DAS AUSNAHMEWEINGUT ZIEREISEN<br />
STELLT SICH GEGEN DEN STROM<br />
In dem spärlich beleuchteten kleinen Gewölbekeller unter dem Gutsgebäude<br />
scheint die Zeit stillzustehen: die Wände schwarz vom Keller<br />
Pilz, das Kopfsteinpflaster alt und holprig. Hier ruhen die jahrhundertealten<br />
Holzfässer des Weinguts Ziereisen im badischen EfringenKirchen.<br />
In diesem Keller, einem der schönsten und am besten erhaltenen der<br />
Region, reifen Weine mit Tiefgang, Charakter und einem erstaunlichen<br />
Potential, das man in Baden und weit darüber hinaus nur selten findet.<br />
Von KRISTINE BÄDER<br />
Fotos ALEX HABERMEHL<br />
136 <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 BADEN BADEN <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 137
<strong>FINE</strong>ABGANG<br />
WEINGUT<br />
EMIL BAUER<br />
& SÖHNE<br />
ANSPORN UND ANSPRUCH<br />
Sie werden es schon im Editorial gelesen haben: <strong>FINE</strong> <strong>Das</strong> <strong>Weinmagazin</strong><br />
wird zehn Jahre alt! Dieses Jubiläum hat für mich eine ganz besondere<br />
Bedeutung. Natürlich war es ein Risiko, im Jahr 2008 mit einem <strong>Weinmagazin</strong><br />
auf den Markt zu gehen: In den Vereinigten Staaten war die Immobilienblase<br />
geplatzt, was sich als globale Wirtschaftskrise auch in Deutschland niederschlug.<br />
Etablierte deutschsprachige Weinzeitschriften verschwanden vom Markt.<br />
Wir hingegen waren überzeugt, dass die Zeit reif war für eine neue Art Weinjournalismus.<br />
Nicht wenige sahen uns schon scheitern, bevor wir noch richtig<br />
begonnen hatten.<br />
Zehn Jahre später sind die Skeptiker verstummt, und der Erfolg gibt uns Recht.<br />
<strong>FINE</strong> zählt heute zu den bedeutendsten und renommiertesten <strong>Weinmagazin</strong>en,<br />
nicht nur im deutschsprachigem Raum. Diese Bilanz hat für mich auch eine ganz<br />
persönliche Seite. Meine Leidenschaft für Wein wie für gut erzählte Geschichten<br />
sind mir eine echte Herzensangelegenheit. Jede einzelne Ausgabe von <strong>FINE</strong> ist<br />
Ausdruck dieser Passion, und es macht mich schon ein wenig stolz, dem eigenen<br />
Anspruch immer treu geblieben zu sein.<br />
Doch ohne Sie, liebe Leser, wäre das alles gar nicht möglich. <strong>Das</strong>s Sie die<br />
Begeisterung für große Weine und guten Journalismus mit uns teilen, ist für uns<br />
der schönste Ansporn. Dafür möchte ich Ihnen danken. Ihr Vertrauen in unsere<br />
Arbeit soll auch in Zukunft mit vielen spannenden und einzigartigen Geschichten<br />
aus der Welt der Weine belohnt werden. Wir freuen uns darauf!<br />
Ralf Frenzel<br />
Herausgeber<br />
STARKES STUCK!<br />
146 <strong>FINE</strong> 1 | 2<strong>01</strong>8 ABGANG<br />
Walsheimer Straße 18 · 76829 Landau-Nußdorf · Tel: 06341-61754 · E-mail: bauerwein@web.de · www.bauerwein.de