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August 2009 - Der Monat

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AUGUST 09<br />

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inHalt | editorial<br />

Staatsfeiertag<br />

Blick nach vorne<br />

Blickt man am Staatsfeiertag eher zurück oder versucht<br />

man mehr die Zukunftsentwicklung zu ergründen?<br />

panorama 4<br />

Zukunft liecHtenStein<br />

Die Zukunft steht noch bevor 6<br />

Zukunft GeSundHeit<br />

Unsere Gesellschaft ist solidarisch gefordert 10<br />

kopf deS monatS<br />

Peter Rutz: <strong>Der</strong> Dompteur der Medien 12<br />

Zukunft finanZplatZ<br />

Krisen säubern und bieten Chancen 14<br />

Zukunft reliGion<br />

Religion bleibt ein Thema 18<br />

Zukunft Hilfe<br />

Jungen Menschen neue Perspektiven bieten 20<br />

ZeitGeScHeHen<br />

Vor 90 Jahren – 2. <strong>August</strong> 1919:<br />

Landtag kündigt Zollvertrag mit Österreich 22<br />

BraucHtum<br />

Staatsfeiertag: Feines von Ausländervereinen 23<br />

WindenerGie<br />

<strong>Der</strong> Föhn und die Windenergie 24<br />

innovation<br />

Eine Weltneuheit für die Briefmarkenwelt 26<br />

rätSel-SpaSS 28<br />

StaatSfeiertaG<br />

Wo ist was los? 29<br />

ScHluSSpunkt 30<br />

Staatsfeiertag? Blickt man eher zurück und sucht<br />

nach einem Jubiläumstag, um etwas ganz Besonderes<br />

feiern zu können oder blickt man mehr nach<br />

vorne und versucht die Zukunftsentwicklung<br />

zu ergründen? Weil<br />

dieses Jahr keine runde Jubiläen<br />

zu feiern sind und das Jubiläum<br />

«300 Jahre Oberland» erst 2012 gefeiert werden<br />

kann, wird wohl die Aktualität und die Bewältigung<br />

der Wirtschaftskrise im Mittelpunkt stehen.<br />

DER MONAT hat vier Autoren<br />

gebeten, einen Blick in die Zukunft<br />

zu werfen. Natürlich geht<br />

es auch um den Finanzplatz und<br />

den Wirtschaftsstandort Liechtenstein,<br />

da führt derzeit kein<br />

Weg daran vorbei, aber wir haben<br />

auch die Solidarität mit den<br />

Ärmsten der Dritten Welt, das<br />

Thema Religion und den Bereich<br />

der Medizin und des Gesund­<br />

Günther Meier<br />

heitswesens ausgesucht. Span­ Chefredaktor «<strong>Der</strong> <strong>Monat</strong>»<br />

nend zu lesen, wie die Entwicklung<br />

in die nähere Zukunft aufgezeigt wird und<br />

welche neuen Gedanken für diese Entwicklungen<br />

in die Prognosen einfliessen. Wir wünschen Ihnen<br />

einen stimmungsvollen, anregenden Staatsfeiertag.<br />

impreSSum: 4. Jahrgang, Nr. 41, <strong>August</strong> <strong>2009</strong>, 18 000 Exemplare<br />

HerauSGeBer: Alpenland Verlag AG, Feld kircher Strasse 13, FL-9494 Schaan,<br />

Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, office@alpenlandverlag.li<br />

redaktion: Günther Meier, Tel. +423 380 09 30, Fax +423 380 09 31, redaktion@dermonat.li<br />

anZeiGen: Tel. +423 239 50 23, Fax +423 239 50 51, annoncen@dermonat.li<br />

GeStaltunG: Sonja Bossart, Gutenberg AG<br />

SatZ und druck: Gutenberg AG, FL-9494 Schaan<br />

papier: PlanoJet, 100 g/m², FSC-zertifiziert<br />

online: «<strong>Der</strong> <strong>Monat</strong>» im Internet: www.dermonat.li<br />

titelBild: Willi Ingold malt auf dem Peter-Kaiser-Platz das Regierungsgebäude.(Foto: bilder.li)<br />

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AUGUST <strong>2009</strong><br />

3


4<br />

5<br />

panorama<br />

Immer mehr Frauen<br />

an den Schulen<br />

Früher lag das Schulwesen fast ganz in den<br />

Händen von Männern. Abgesehen von Lehrschwestern,<br />

die meist auf der Unterstufe unterrichteten,<br />

dominierten Lehrer in den Schulen. Inzwischen<br />

habe die «zunehmende Feminisierung des<br />

Lehrberufs» dazu geführt, dass in Liechtenstein<br />

mehr Frauen als Männer in den<br />

Schulzimmern unterrichten, wie<br />

«schule heute», das Mitteilungsblatt<br />

des Schulamtes schreibt. In<br />

den Primarschulen steht das Verhältnis<br />

bei 76 Prozent Frauen gegen<br />

24 Prozent Männer, auf der<br />

Sekundarstufe ist das Verhältnis<br />

nicht so ausgeprägt und nur im<br />

Gymnasium dominieren noch die männlichen<br />

Lehrkräfte. Für die «Feminisierung» des Lehrberufs<br />

gibt es verschiedene Erklärungen: Erziehungsarbeit<br />

liege Frauen besser als Männern, als Lehrerinnen<br />

hätten die Frauen mehr Möglichkeiten, nur<br />

Teilzeit zu arbeiten. Finanzielle Überlegungen spielen<br />

ebenfalls eine Rolle: Frauen erzielen als Lehrerinnen<br />

in der Regel ein höheres Einkommen als in<br />

der privaten Wirtschaft.<br />

Foto: iStockphoto<br />

Bevölkerungsszenarien 2005 – 2050<br />

Wie wird sich die Bevölkerung Liechtensteins bis in die Mitte des 21.<br />

Jahrhunderts entwickeln? Dazu sind drei Szenarien entwickelt worden,<br />

wie das Amt für Statistik bekannt gab.<br />

Das Trendszenario<br />

schreibt die aktuelle Entwicklung fort. Dann wird Liechtenstein 2050<br />

genau 44'196 Einwohner haben oder 26 Prozent mehr als heute.<br />

Das optimistische Szenario<br />

geht von einer vorteilhaften Wirtschaftsentwicklung in Liechtenstein<br />

und damit von einer erhöhten Zuwanderung aus dem Ausland aus.<br />

Die Bevölkerungszahl würde auf 56'423 Einwohner oder um 21'518<br />

Personen zunehmen.<br />

Das pessimistische Szenario<br />

verzeichnet ab 2024 einen Rückgang der Bevölkerungszahl, so dass<br />

die Einwohnerzahl 2050 noch 32'248 Menschen beträgt.<br />

Foto: bilder.li<br />

Unser Lebensraum<br />

ist nicht vergrösserbar<br />

Von der Landfläche Liechtensteins im Ausmass<br />

von 160 km² sind nur 52 km² besiedelbar,<br />

wenn Wald, unproduktive Flächen und Alpweiden<br />

von der Totalfläche abgezogen werden. So steht es<br />

in einem neuen Bericht über Raumplanung und<br />

Raumentwicklung, den die Regierung herausgegeben<br />

hat. Seit 1984 hat die Siedlungsfläche pro Jahr<br />

um 18 ha zugenommen, d.h. pro Tag werden rund<br />

500 m² überbaut. Die Bauzonen umfassen rund 21<br />

km² oder beinahe die Hälfte der besiedelbaren Fläche.<br />

Die Bauzonen haben rechnerisch ein Fassungsvermögen<br />

für 70'000 bis 100'000 Einwohner. Das<br />

Wachstum Liechtensteins zeigt sich aber nicht nur<br />

im Verlust von grünen Flächen, sondern auch in der<br />

Wirtschaft. Seit 1950 haben sich die Arbeitsplätze<br />

versechsfacht, von denen mehr als die Hälfte durch<br />

Ausländer, vor allem Grenzgänger belegt werden.<br />

Arbeitnehmerverband<br />

wegen GAV unzufrieden<br />

«Mit unserer Forderung nach der Allgemeinverbindlicherklärung<br />

unserer Gesamtarbeitsverträge<br />

finden wir bei den Verantwortlichen der<br />

LIHK kein Gehör», kritisiert der Liechtensteinische<br />

Arbeitnehmerverband (LANV) die Industrie.<br />

Einzelne Exportbetriebe und auch Zulieferanten<br />

aus der gewerblichen Industrie würden die Rahmenbedingungen<br />

auf das absolute gesetzliche Minimum<br />

drücken. Sozialpartnerschaftliche Errungenschaften,<br />

beklagt sich der Arbeitnehmerverband,<br />

wie Mindestlöhne oder kirchliche Feiertage keine<br />

Gültigkeit mehr hätten.<br />

AUGUST <strong>2009</strong>


Weniger Feiertage<br />

und mehr Ferientage?<br />

Vor einem Jahr gab die Regierung die Überprüfung in Auftrag,<br />

ob für die kirchlichen Feiertage Maria Lichtmess und St. Josef eine gesetzliche<br />

Regelung notwendig sei. <strong>Der</strong> Liechtensteinische Arbeitnehmerverband<br />

(LANV) sei bisher der einzige Wirtschaftsverband gewesen,<br />

der eine gesetzliche Verankerung klar befürwortete, heisst es im<br />

LANV­Info, wo weiter steht: «Seit einigen Jahren schaffen immer<br />

mehr Arbeitgeber die beiden Feiertage ab oder lassen die ausgefallene<br />

Zeit nachholen. Diese Entwicklung ist äusserst bedenklich, zumal die<br />

Arbeitgeber bei Forderungen des LANV nach mehr Ferien immer das<br />

Argument ins Feld bringen, Liechtenstein habe mehr Feiertage als die<br />

umliegenden Länder.» <strong>Der</strong> LANV überlegt sich nun, eine «Offensive<br />

für eine Erhöhung der Ferientage» zu schaffen.<br />

Bäuerliche Ess-Kultur<br />

im Küefer-Martis-Huus<br />

Nicht immer waren Keller und Rauchkammer prall gefüllt. Die<br />

bäuerliche Küche war in früheren Zeiten eine Küche des Mangels.<br />

Dennoch brachte der Mangel eine erstaunliche Ess­Kultur hervor, die<br />

Gegenstand einer Ausstellung im Küefer­Martis­Huus in Ruggell ist.<br />

<strong>Der</strong> Streifzug durch die kulinarische Kultur unserer Vorfahren wird<br />

ergänzt durch Gegenstände, die früher zur Zubereitung oder Aufbewahrung<br />

der Lebensmittel gebraucht wurden. Eine Fotoausstellung<br />

schafft die Verbindung der früheren Zeit zur Gegenwart.<br />

Vaduz und Bad Ragaz<br />

als regionale Kunstachse<br />

Eine interessante Zusammenarbeit zwischen<br />

Bad Ragaz und Vaduz besteht in der Kunst. «Spuren<br />

legen – Spuren lesen», so der Titel der Ausstellung<br />

von Skulpturen, die an beiden Orten gleichzeitig zu<br />

sehen sind. Über 80 Künstler aus der ganzen Welt<br />

stellen in Bad Ragaz und Vaduz etwa 400 Kunstwerke<br />

aus. Im Ausstellungsbuch<br />

freut sich der Vaduzer Bürgermeister<br />

Ewald Ospelt, dass mit<br />

der Kunst eine Brücke über den<br />

Rhein geschlagen werde. Fast<br />

schwärmerisch fügt er hinzu:<br />

«Bad Ragaz und Vaduz verwandeln<br />

sich unter freiem Him mel<br />

in ein Gesamtkunstwerk.»<br />

Foto: Bad Ragartz<br />

Foto: moodboard.com<br />

Casino Liechtenstein<br />

rückt in greifbare Nähe<br />

Vaduz ist eine der wenigen Hauptstädte<br />

dieser Erde, die weder einen Bahnhof hat noch<br />

ein Casino anbietet. Die Anbindung an ein internationales<br />

Schienennetz dürfte noch einige<br />

Zeit auf sich warten lassen, doch in Sachen Spielcasino<br />

blinken die Ampeln gelb. Die Regierung<br />

hat nämlich eine Gesetzesvorlage in die Vernehmlassung<br />

gegeben, die künftig die Glücks­<br />

und Geschicklichkeitsspiele ermöglichen und<br />

regeln soll. Im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses<br />

dürfte die Konzession für ein Casino<br />

stehen, nachdem schon längere Zeit eine Planung<br />

für einen Hotelkomplex mit integriertem<br />

Spielcasino mitten in Vaduz besteht. <strong>Der</strong> Aufhebung<br />

des Spielbanken­Verbotes, das vor Jahrzehnten<br />

mit Rücksicht auf die Schweiz erlassen<br />

wurde, steht nichts mehr im Wege, seit die Eidgenossenschaft<br />

vor einigen Jahren eine ganze<br />

Reihe von Spielcasinos konzessionierte. Auch in<br />

unserem Land soll der Betrieb eines Casinos an<br />

eine Konzession gebunden werden, die mit<br />

strengen Auflagen verbunden wird. Voraussetzungen<br />

sind der Nachweis über genügend Eigenmittel<br />

zur Führung eines Casinos und ein einwandfreier<br />

Leumund des Antragsstellers, die<br />

Gewähr für eine einwandfreie Geschäftsführung<br />

bieten. Die Regierung will sich an den Erfahrungen<br />

anderer Länder orientieren, «um<br />

e inen sicheren und korrekten Spielbetrieb zu gewährleisten,<br />

Geldwäscherei und andere Kriminalität<br />

fernzuhalten und sozial schädlichen<br />

Auswirkungen vorzubeugen.» Das neue Gesetz<br />

soll alle Arten von Glücksspielen regeln, von der<br />

Lotterie bis zur Tombola. Verboten bleiben<br />

Schneeballsysteme und andere Gewinnerwartungsspiele,<br />

die als Kettenbriefe, Pyramidensysteme<br />

oder Schenkkreise bekannt sind.


6<br />

7<br />

Von Günther Meier<br />

Zukunft liecHtenStein<br />

Die Zukunft<br />

steht noch bevor<br />

Wohl selten beteiligten sich so<br />

viele Menschen an kurzfristigen Zukunftsprognosen<br />

wie heute, im Zusammenhang mit der aktuellen<br />

Finanz­ und Wirtschaftskrise. Für die Optimisten<br />

ist die erhoffte Talsohle schon<br />

facebook und twitter als erreicht, in einigen Branchen bereits<br />

durchschritten, so dass spä­<br />

vorboten eines neuen Zeitalters,<br />

testens im Herbst der Auf­<br />

in dessen mittelpunkt schwung einsetzen kann. Die<br />

Pessimisten dagegen sehen noch<br />

neue kommunikations-<br />

keinen Silberstreifen am Horitechnologien<br />

stehen zont, der auf eine Erholung der<br />

Finanz­ und Wirtschaftswelt<br />

hindeuten würde. <strong>Der</strong> Hauptunterschied in den<br />

Bewertungen liegt jedoch nicht im Zeitraum, wann<br />

sich die Lage wieder zum Besseren wenden werde,<br />

sondern in der Einschätzung der näheren Zukunft:<br />

Für die einen wird der Aufschwung langsam die<br />

frühere Dynamik zurückbringen, für die anderen<br />

wird es nicht mehr so sein wie vor dem Bankencrash,<br />

der zunehmend die Produktionswirtschaft<br />

in Mitleidenschaft gezogen hat. Doch es geht beim<br />

Blick in die Zukunft nicht nur um die Wirtschaft,<br />

obwohl letztlich Wohlstand und Fortschritt massgeblich<br />

davon abhängen. Es gibt verschiedene andere<br />

Bereiche, mit denen sich die Menschheit auseinanderzusetzen<br />

hat oder auseinandersetzen sollte.<br />

In Liechtenstein beispielsweise liegen Szenarien<br />

an Staatsfeiertagen besteht die neigung, die glorreiche vergangenheit zu<br />

feiern oder einen kühnen Blick in die Zukunft zu werfen. derzeit stehen eher<br />

Gedanken zur Bewältigung der Wirtschafts krise im vordergrund. andere<br />

prob leme warten aber bereits.<br />

für die Bevölkerungsentwicklung bis 2050 vor, die<br />

bisher in der Öffentlichkeit noch wenig Wellen geworfen<br />

haben. Das optimistische Szenario unterstellt<br />

eine vorteilhafte Wirtschaftsentwicklung in<br />

unserem Land, was in Anbetracht des Altersaufbaus<br />

der Bevölkerung zu einer erhöhten Zuwanderung<br />

aus dem Ausland führen müsste. Im pessimistischen<br />

Gegenstück kommt es zur Annahme, dass<br />

Arbeitsplätze verloren gehen, womit sich auch die<br />

Bevölkerungszahl bis in die Mitte des 21. Jahrhunderts<br />

reduzieren würde. Zwischen diesen beiden<br />

Extremen liegt das Trendszenario, das die aktuelle<br />

Entwicklung fortschreibt: Konkret prognostiziert<br />

dieses Szenario einen Anstieg der Bevölkerungszahl<br />

auf 44'196 Personen – oder rund 10'000 Menschen<br />

mehr als im Jahr 2005.<br />

Visionen und<br />

Bevölkerungsstrategien<br />

Dass sich angesichts der aktuellen<br />

Finanz­ und Wirtschaftskrise erst wenige über<br />

diese fernen Perspektiven Gedanken machen, ist<br />

verständlich. Vorerst interessiert, wie es mit dem<br />

Wirtschaftsstandort Liechtenstein weitergeht. Wird<br />

der Druck auf den Finanzplatz Liechtenstein weiter<br />

zunehmen, weil viele Länder dringend Geld brauchen<br />

für die Finanzierung ihrer Milliarden­Konjunkturpakete<br />

und die Stützung von maroden Un­


ternehmen im Finanz­ und Industriesektor?<br />

Schlecht dran sind wir trotz allem nicht. Vorausschauend,<br />

nachdem erste ausländische Druckversuche<br />

auf den Finanzplatz erkennbar wurden, startete<br />

die Regierung das Zukunftsprojekt «Futuro»,<br />

dessen Vision für den Finanzplatz der Zukunft im<br />

Jahr 2008 vorlag. <strong>Der</strong> Enthusiasmus für das Projekt,<br />

das um Visionen für den Produktionsstandort mit<br />

Industrie und gewerblicher Wirtschaft erweitert<br />

wurde, scheint mit der Neuordnung der Polit­Landschaft<br />

gedämpfter geworden zu sein. Bei der Lancierung<br />

von Futuro war als richtig erkannt worden,<br />

dass nur eine durchgreifende Strategie eine Zukunftssicherung<br />

des Finanzplatzes bewirken könne,<br />

zumal der Wettbewerb unter den internationalen<br />

Finanzplätzen immer härter werde und die Regulierungen<br />

auf internationaler Ebene immer neue<br />

Herausforderungen bringen würden. Unter den Futuro­Visionen<br />

enthält eine der Zielsetzungen eine<br />

besondere Bedeutung, wenn ihre Ausrichtung in<br />

Verbindung mit den drei Bevölkerungsszenarien<br />

gebracht wird: Entwicklung hoher Dynamik dank<br />

Flexibilität des Kleinstaats! Da stellt sich die Frage,<br />

wie sich dieses Ziel verhält mit den drei Szenarien,<br />

die als Modelle für die Zukunftsentwicklung unseres<br />

Landes dienen?<br />

Globale Plattformen für<br />

interaktiven Austausch<br />

Nicht allein die Fokussierung auf<br />

das Private Wealth Management soll laut Futuro<br />

für qualitative Wachstumsraten in der Zukunft<br />

sorgen. Vielmehr werden auch die Bestrebungen<br />

unterstützt, Liechtenstein zu einem Wissenschafts­,<br />

Fotos: bilder.li<br />

Die junge Generation wächst mit<br />

den neuen Technologien als<br />

selbstverständlichen Bestandteil<br />

der heutigen Industrie- und<br />

Dienstleistungsgesellschaft auf.<br />

Forschungs­ und Entwicklungsstandort<br />

auf­ und auszubauen.<br />

Wenn der Zeitraum der nächsten zwei, drei Jahrzehnte<br />

für die Realisierung dieser Visionen ins<br />

Auge gefasst wird, sollte nicht vergessen werden,<br />

dass international eine Generation heranwächst,<br />

die stark vom Gebrauch von neuen Technologien<br />

geprägt sein dürfte. Web 2.0 gilt als Stichwort für<br />

neue Nutzungsmöglichkeiten des Internets, das<br />

mehr und mehr zu einer globalen Plattform für den<br />

interaktiven Austausch wird. Die Gesellschaft, allen<br />

voran Politik und Wirtschaft, werden sich darauf<br />

einstellen müssen, dass über eine Vielzahl von<br />

Internetplattformen Ideen und Meinungen verbreitet,<br />

aber auch Kampagnen gestartet werden. Erste<br />

Anzeichen sind bereits vorhanden, wie über Blogs<br />

und Twitter Druck auf Regime aufgebaut werden<br />

können. Aber auch in demokratischen Gesellschaften<br />

dürften diese neuen Instrumente verstärkt zum<br />

Einsatz kommen. Heute werden Facebook und<br />

MySpace, YouTube und Twitter noch weitgehend<br />

als Ausdrucksmittel und Kommunikationskanäle<br />

der Jugend betrachtet, doch unter Kommunikationswissenschaftlern<br />

gelten diese «neuen Spielereien»<br />

als Vorboten eines neuen Zeitalters, in dessen<br />

Mittelpunkt solche Kommunikationstechnologien<br />

stehen. Über sehr gut organisierte Netzwerke mit<br />

professionell geführten Datenbanken können in<br />

Zukunft international, aber auch innerhalb eines<br />

Landes aktuelle Fragestellungen diskutiert werden.<br />

Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Kultur und<br />

Wissenschaft treten nach diesen Vorstellungen mit<br />

politisch engagierten Bürgerinnen und Bürgern<br />

über das Web in Kontakt, tauschen ihre Ideen aus –<br />

und werden trotz aller Unterschiede untereinander<br />

kommunikationsfähig.<br />

AUGUST <strong>2009</strong>


8<br />

Junge Generation mit neuen<br />

Technologien<br />

Noch stehen solche Plattformen<br />

und Austauschmöglichkeiten in den Anfängen und<br />

werden erst von einem kleinen Teil der entweder<br />

politisch ambitionierten oder technisch interessierten<br />

Bevölkerung genutzt. Die Jugend aber wächst<br />

mit den neuen Technologien als selbstverständlich<br />

nutzbaren Bestandteil der heutigen Gesellschaft<br />

auf und wird diese Möglichkeiten später in Beruf<br />

und Freizeit nutzen. Auch Liechtenstein ist gefordert,<br />

sich diesen Herausforderungen zu stellen.<br />

Liechtenstein hatte vor zehn Jahren die Vorstellung,<br />

zu einem internationalen Kommunikationsstandort<br />

zu werden. Die Perspektiven für einen neuen<br />

Wirtschaftszweig sahen verlockend aus, einzelne<br />

Protagonisten prognostizierten bereits die Ablö­<br />

Blicke nach vorn<br />

sung des Finanzplatzes durch die «Kommunikationsdrehscheibe<br />

Liechtenstein» als wichtigsten<br />

Wirtschaftssektor. Diese Entwicklung ist versagt<br />

geblieben, nicht zuletzt deshalb, weil Technologie<br />

und Nutzungsnachfrage international nicht miteinander<br />

übereinstimmten. Die damalige Vision vom<br />

Kommunikationsstandort Liechtenstein basierte<br />

auf der Überlegung, dass sich längerfristig der gesamte<br />

globale Datenaustausch über die Mobiltelefonie<br />

abwickeln werde. Es macht den Anschein, als<br />

ob diese Vorstellung mit zeitlicher Verzögerung<br />

und in etwas anderer Form doch noch eintreffen<br />

würde. Aber wahrscheinlich ohne Liechtenstein als<br />

Drehscheibe für den internationalen mobilen Datentransfer.<br />

Dessen Bewohner müssen vielmehr<br />

bangen, dass sie in Zukunft nicht einmal mehr den<br />

Nachbarn per Handy erreichen können. |<br />

Wir haben vier Fachleute gebeten, für diese Ausgabe einen Blick nach vorne zu werfen und mögliche Entwicklungen aufzu-<br />

zeigen – in den Bereichen Medizin, Religion, Solidarität und Finanzplatz.<br />

Mit Fussball für eine bessere Welt: Für die Hilfe an junge Menschen in benachteiligten Regionen der Erde gibt es verschie-<br />

dene Möglichkeiten. Die Scort Foundation, die ihren Sitz in Liechtenstein hat, setzt auf Fussball für eine bessere Welt. Ziel von<br />

Scort ist es, professionelle Fussballclubs zu sozialem Engagement zu motivieren. Die ersten Projekte sind vielversprechend,<br />

wie das Projekt in Sudan, das Mädchen und Buben sogar aus verfeindeten Lagern auf dem Fussballfeld zusammenführt.<br />

In der Religion nach Halt suchen: Trotz aller Technisierung wissenschaftlichen Machbarkeit entfernen sich nicht alle Men-<br />

schen von der Religion. Vielmehr suchen gerade in unserer modernen Gesellschaft viele Menschen einen Halt in der Region.<br />

Auch in den aufgeklärten westlichen Gesellschaften wird ein steigendes Interesse an religiöser Sinnfindung beobachtet. Liechtenstein<br />

steht vor der schwierigen Aufgabe, einen Weg in die Zukunft zu suchen.<br />

Gesundheit ist das höchste Gut: Wer leidet, schätzt das Sprichwort «Gesundheit ist das höchste Gut». Die Menschen werden<br />

dank medizinischen Fortschritten und gesellschaftlichen Veränderungen immer älter. Damit stösst das Gesundheitswesen an<br />

die Grenzen der Finanzierbarkeit. Für die Zukunft werden neue Modelle angedacht, um die Balance zwischen Gesundheitsversorgung<br />

und Finanzierbarkeit im Gleichgewicht zu halten.<br />

Nachhaltiges auf dem Finanzplatz: Nicht nur der Finanzplatz Liechtenstein wird derzeit durchgeschüttelt und sucht nach<br />

neuer Ausrichtung nach der Krise. Die traditionellen Standortvorteile, die den Finanzplatz stark anwachsen liessen, sind keine<br />

Garantie mehr für die Zukunft. Gefragt sind wieder Innovation, Service und Leistung, aber auch die Ausrichtung der Finanzgeschäfte<br />

auf nachhaltiges Wirtschaften.


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10<br />

11<br />

Von Karin Zech-Hoop<br />

Zukunft GeSundHeit<br />

Unsere Abenteuerspielplatz<br />

Gesellschaft<br />

ist rund solidarisch um den gefordert Walensee<br />

der altersaufbau der Gesellschaft, die gestiegenen ansprüche der Bevölke-<br />

rung an die medizinische versorgung sowie die technischen fortschritte der<br />

medizin sind eckpunkte, denen sich das Gesundheitswesen heute und noch<br />

mehr in Zukunft stellen muss.<br />

Das Liechtensteinische Gesundheitswesen<br />

ist sehr gut ausgebaut und bietet der<br />

liechtensteinischen Bevölkerung einen qualitativ<br />

hochstehenden Versorgungsgrad. Dies zeigt sich<br />

beispielsweise darin, dass mehrere Verträge mit<br />

Spezialkliniken bestehen. Das<br />

Ziel unseres Gesundheits- heutige sehr offene Gesundheitswesen<br />

ist natürlich auch ein Spiewesens<br />

muss es sein,<br />

gelbild der Vergangenheit, in wel­<br />

für die Bevölkerung eine cher Liechtenstein als kleines<br />

Land mit ausgesuchten externen<br />

optimale Grundversorgung<br />

Partnern ein gutes Gesundheits­<br />

sicherzustellen wesen anbieten konnte. Zudem<br />

war die Offenheit, was die Mobilität<br />

des Liechtensteiners anbelangt, ein weiterer<br />

wesentlicher Faktor. Systemmässig lehnte sich<br />

Liechtenstein an das derzeit relativ geschlossene<br />

Schweizer System an. Dies führte zu einer hohen<br />

Reglementierungsdichte. Beispielsweise werden<br />

Ins pektionen von der swissmedic in Zusammenarbeit<br />

mit unserem Amt für Gesundheit durchgeführt.<br />

Vorteilhaft ist dabei sicherlich, dass von dem<br />

Wissen eines grösseren Staates profitiert werden<br />

kann, da ein eigenes System für Liechtenstein wohl<br />

wenig Sinn machen würde. Demgegenüber verkomplizieren<br />

notwendige liechtensteinspezifische<br />

Lösungen das System weiter. Es ist nicht einfach,<br />

den Forderungen aus dem EWR­Raum, der schweizerischen<br />

Regelung und der Wahrung der eigenen<br />

Identität gerecht zu werden. Das Liechtensteinische<br />

Zur person<br />

Karin Zech-Hoop ist Verwaltungsdirektorin im<br />

Liechtensteinischen Landesspital in Vaduz.<br />

Gesundheitswesen ist nur zu verstehen, wenn die<br />

vielen im Detail liegenden feinen Unterschiede bekannt<br />

sind. Eine einfache Klassierung ist nicht<br />

möglich. Vielmehr ist das Gesundheitswesen extrem<br />

vielschichtig, heterogen und jede Massnahme<br />

auf Schweizer wie auch auf Liechtensteinischer Seite<br />

muss wohl überdacht werden.<br />

Laufende Entwicklungen für<br />

die Zukunft<br />

Für die künftige Entwicklung im<br />

Gesundheitswesen sind unter anderem folgende<br />

Faktoren und wie sich Liechtenstein in diesen Bereichen<br />

entwickeln wird, von entscheidender Bedeutung:<br />

Rahmenbedingungen, Leistungsangebot,<br />

demographische Entwicklung, Personalressourcen,<br />

Globalisierung versus Regionalität, Vernetzung,<br />

Finanzierungsfrage – Systemfrage. Die verschiedenen<br />

Bestrebungen gehen derzeit alle dahin,<br />

das bestehende System zu optimieren, indem Rahmenbedingungen<br />

leicht verändert werden. Gleichzeitig<br />

sollen negative Anreize vermieden und dafür<br />

gesorgt werden, dass sich alle an die Spielregeln<br />

halten. Solche Veränderungen der Rahmenbedingungen<br />

sind beispielsweise die Zulassung von<br />

Parallel importen bei Medikamenten und anderen<br />

medizinischen Geräten, die Tarifdiskussionen der<br />

Einzelleistungsverrechnung gegenüber der pauschalen<br />

Entgeltung, die Entrichtung einer Praxisgebühr<br />

oder Franchisen­Erhöhungen, etc. Das<br />

Leistungsangebot wird sich weiterhin den Entwicklungen<br />

und Innovationen im Gesundheitswesen<br />

anpassen. Natürlich widerspiegelt sich auch<br />

immer die gesellschaftliche Einstellung im Leistungsangebot.<br />

Beispielsweise sind im Liechtensteiner<br />

Leistungskatalog gegenüber der Schweiz ver­


Die verschiedenen Bestrebungen schiedene Vorsorgebehandlun­<br />

gehen derzeit alle dahin, das begen zusätzlich enthalten. Im<br />

stehende System zu optimieren. Rahmen einer Leistungserweiterung<br />

wird der volkswirtschaftliche<br />

Nutzen einer medizinischen Entwicklung/Innovation<br />

immer mehr an Bedeutung gewinnen.<br />

Die demografische Entwicklung selbst hat einen<br />

wesentlichen Einfluss auf das gesamte Gesundheitssystem.<br />

Die Bevölkerung wird immer mehr<br />

aus älteren Menschen bestehen, welche eine politische<br />

Macht darstellen und demzufolge das Leistungsangebot<br />

wesentlich auf ihre Bedürfnisse hin<br />

mitbestimmen. Zudem ist bekannt, dass die letzten<br />

Lebensjahre am Kostenintensivsten sind. Dies<br />

bedeutet, dass mehr Leistungen gefordert werden,<br />

die bestehenden Infrastrukturen verstärkt genutzt<br />

und der Kostendruck sich markant erhöhen wird.<br />

Gleichzeitig werden Probleme bei der Rekrutierung<br />

von Fachpersonal erwartet. Hinzu kommt,<br />

dass eine qualitativ hohe Grundversorgung vor Ort<br />

erwartet wird. Für Spezialbehandlungen kann<br />

durchaus ein weiter Weg in Kauf genommen werden,<br />

jedoch besteht gleichzeitig auch der Wunsch,<br />

bei längerer Krankheit in der Heimat versorgt werden<br />

zu können. Ein Ausweg aus diesem Dilemma<br />

des gestiegenen Kostendrucks, dem Fachkräftemangel<br />

und dem Anspruch einer qualitativ hochstehenden<br />

Grundversorgung vor Ort kann nur<br />

eine gute Infrastruktur vor Ort mit einer hohen<br />

Vernetzung zu anderen Disziplinen entsprechen.<br />

Damit wird künftig dem Koordinations­ und Kommunikationsanspruch<br />

im System eine entschei­<br />

dende Bedeutung zukommen. Organisationen,<br />

welche diesem Koordinations­ und Kommunikationsanspruch<br />

erfüllen können, werden sich auf dem<br />

Markt behaupten.<br />

Wie könnte die Zukunft<br />

aussehen?<br />

Weit in die Zukunft geschaut,<br />

wird sicherlich der Solidaritätsgedanke in Zusammenhang<br />

mit der Finanzierbarkeit des Systems<br />

überdacht werden müssen. Ziel muss es sein, für die<br />

Bevölkerung eine optimale Grundversorgung sicherzustellen.<br />

Dabei darf ein Spitalaufenthalt oder<br />

eine grössere Krankheit nicht den finanziellen Ruin<br />

bedeuten. Amerikanische Verhältnisse, bei denen<br />

die grosse Mehrheit der Bevölkerung eine anständige<br />

Grundversorgung nicht mehr finanzieren<br />

kann, sind inakzeptabel. Mit dem jetzigen System<br />

wird der Druck auf die verdienende Bevölkerungsschicht,<br />

weiter steigen. Eine mögliche Weiterentwicklung<br />

des Systems wäre, beispielsweise, dass<br />

dem Patienten wieder mehr Eigenverantwortung<br />

zugestanden wird. So könnte die finanzielle Absicherung<br />

eine obligatorische Risikoversicherung<br />

darstellen, welche Spitalaufenthalte und längere<br />

Krankheiten abdeckt. Weiters wäre in Analogie zur<br />

Autoversicherung ein Bonus­Malus System auch<br />

mit der Möglichkeit eine Vollversicherung abzuschliessen<br />

denkbar. <strong>Der</strong> Prävention würde damit<br />

ein grösserer Stellenwert eingeräumt werden und<br />

jeder einzelne hätte ein grösseres Interesse daran,<br />

sich gesund zu halten. |<br />

AUGUST <strong>2009</strong><br />

Foto: Liechtensteinisches Landesspital


12<br />

kopf deS monatS<br />

Peter Rutz<br />

<strong>Der</strong> Dompteur der Medien<br />

Im dunklen Anzug, dezent im Hintergrund<br />

stehend, aber sofort im Brennpunkt des Geschehens,<br />

wenn es die Situation erfordert, so erkennt<br />

man ihn seit Jahren am Staatsfeiertag auf der<br />

Schlosswiese. Peter Rutz, stellvertretender<br />

Amtsleiter des Presse­<br />

und Informationsamtes der<br />

Regierung, ist verantwortlich für<br />

die Betreuung der Medienvertreter<br />

von Zeitungen, Agenturen, Radio und Fernsehen.<br />

Ungefähr 25 verschiedene Medien aus dem Inund<br />

Ausland sind jeweils akkreditiert, wenn der<br />

Staatsfeiertag mit Feldmesse und Ansprachen, mit<br />

Apéro beim Fürsten und den Interviews<br />

der Radio­ und Fernsehstationen<br />

im üblichen Rahmen<br />

abläuft. Wenn aber etwas<br />

Besonderes gefeiert wird oder angekündigt<br />

ist, wie etwa im Jahr<br />

2004 mit der Übergabe der Regierungs­<br />

und Staatsgeschäfte<br />

von Fürst Hans­Adam II. auf<br />

Peter Rutz<br />

Erbprinz Alois, strömt ein Mehr­<br />

Verantwortlich für die Medienfaches an Medienschaffenden in<br />

betreuung am Staatsfeiertag unser Land. Peter Rutz hat Erfahrung<br />

mit solchen Dingen.<br />

Sein wachsames Auge erkennt in<br />

der Regel ein Problem bereits, bevor es richtig zum<br />

Problem wird. Bis sich ein Medienvertreter hilfesuchend<br />

an Peter Rutz wendet, hat dieser schon die<br />

Lösung des Problems eingeleitet – ersetzt die verlorene<br />

Zutrittskarte zum Pressezentrum, reicht eine<br />

Pressemappe nach, kommandiert diskret den Interviewpartner<br />

für die Kamera in die bestmögliche<br />

Position. Sein Organisationstalent, das er schon bei<br />

vielen anderen Veranstaltungen, beispielsweise als<br />

OK­Chef der Tour de Suisse in Liechtenstein, unter<br />

Beweis gestellt hat, kommt bei solchen Situationen<br />

voll zur Geltung und lässt solche kleinen, unvorhergesehenen<br />

Zwischenspiele als völlig normale Routinegeschäfte<br />

erscheinen: Keine Hektik aus Überforderung<br />

und auch keine Schweisstropfen, weil wieder<br />

einmal etwas Unvorhergesehenes möglichst<br />

AUGUST <strong>2009</strong><br />

Foto: Sven Beham<br />

für mich ist der Staatsfeiertag immer wieder ein festtag,<br />

bei dem ich mich auf die kontakte mit den medien freue<br />

rasch und unauffällig erledigt werden musste. Die<br />

Festbesucher auf der Schlosswiese sehen Peter Rutz<br />

mit den Medienleuten im abgetrennten Rayon, das<br />

Fotografieren und Filmen der Feldmesse und der<br />

fürstlichen Familie möglichst nahe erlaubt. Zu diesem<br />

Zeitpunkt hat er schon eine Menge Arbeit im<br />

Hintergrund erledigt: Wochen vor dem Staatsfeiertag<br />

werden die Einladungen an die Medien verschickt,<br />

werden Wünsche für Interviews entgegen<br />

genommen, die Interviewpartner konsultiert, die<br />

Pressemappen mit den Reden des Erbprinzen und<br />

des Landtagspräsidenten vorbereitet, die Zutrittskarten<br />

für den Zutritt zum Pressezentrum ausgestellt.<br />

Weil Medien auch immer etwas Spezielles<br />

wollen, gibt es zahlreiche Sonderwünsche zu erfüllen<br />

oder abzuklären, ob diese Wünsche erfüllt werden<br />

können.<br />

Medienleute äussern sich Jahr für Jahr lobend<br />

über die professionelle Art und Weise, wie sie in<br />

Liechtenstein bedient werden. Ganz besonders die<br />

effiziente und sehr persönliche Arbeit von Peter<br />

Rutz, der inzwischen eine Menge Leute von Zeitungen,<br />

Radio und Fernsehen kennt. Dass sich die Medienvertreter<br />

bei ihm gut aufgehoben fühlen, hängt<br />

nicht zuletzt mit seinem phänomenalen Personen­<br />

und Namensgedächtnis zusammen: Wenn er einmal<br />

mit einem Menschen zu tun hatte, dann kann<br />

er diese Person bei späteren Begegnungen gezielt<br />

mit dem Namen ansprechen. Kontaktfreude ist<br />

eine wesentliche Voraussetzung seines Berufes, was<br />

ihm besonders liegt. «Für mich ist der Staatsfeiertag<br />

immer wieder ein Festtag», sagt Peter Rutz mit<br />

Überzeugung, «bei dem ich mich auf die Kontakte<br />

mit den Medienschaffenden freue.» |


Liechtenstein all inclusive<br />

puBlireportaGe<br />

Mit dem Erlebnispass<br />

Liechtenstein entdecken<br />

Wie oft stand man selbst schon vor der Frage, was man am Wochenende<br />

unternehmen könnte. Womit man den Kindern einen erlebnisreichen<br />

Ausflug bieten könnte. Am Besten ohne langwierige Autofahrt<br />

sondern ganz in der Nähe.<br />

<strong>Der</strong> Erlebnispass «Liechtenstein all inclusive» von Liechtenstein<br />

Tourismus liefert hier zahlreiche Ideen. Mit dem Pass kann man 25<br />

spannende Erlebnisse im Einzelwert von rund 250 Franken für nur 25<br />

Franken entdecken. Wie wäre es zum Beispiel mit freier Fahrt auf den<br />

Bergbahnen Malbun bis 2000 Meter über Meer? Einem Besuch der<br />

Greifvogelflugshow der Falknerei Galina? Oder einem Abstecher in<br />

die Erlebniswelt Ridamm City? Da man sich mit dem Pass auch kostenlos<br />

auf dem gesamten Liniennetz der Liechtenstein Bus Anstalt bewegen<br />

kann, kann das eigene Auto getrost zuhause gelassen werden.<br />

Für die ganze Familie<br />

<strong>Der</strong> Erlebnispass «Liechtenstein all inclusive» soll die Einwohner<br />

der Region dazu motivieren, ihre Freizeit in der näheren Umgebung<br />

zu verbringen und die hiesigen Attraktionen wieder oder eben neu zu<br />

entdecken. Dabei stehen Familien besonders im Mittelpunkt. Vom sowieso<br />

schon günstigen Einzelpreis eines Passes zahlen Kinder von<br />

sechs bis fünfzehn Jahre nur die Hälfte und für Kinder unter sechs Jahre<br />

ist der Pass sogar gratis.<br />

Erlebnis-Weekend oder Ferien in der Region<br />

Ganz individuell, ob man nun ein ereignisreiches Wochenende<br />

oder für einmal «Ferien in der Region» verbringen will, wird der Erlebnispass<br />

in zwei Versionen angeboten: Als 2­Tages oder als 6­Tages­<br />

Pass. <strong>Der</strong> Erlebnispass ist bis zum 18. Oktober <strong>2009</strong> gültig.<br />

Erhältlich ist «Liechtenstein all inclusive» bequem im Internet unter<br />

www.erlebnispass.li oder bei Liechtenstein Tourismus (das Liechtenstein<br />

Center ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet), Tel. +423 239 63 00<br />

Alle 25 Attraktionen in der Übersicht:<br />

Freie Fahrt auf allen Buslinien der LBA<br />

und der Bergbahn Malbun, Rundfahrt<br />

mit dem Citytrain durch Vaduz, Degustation<br />

in der Hofkellerei, Landesmuseum,<br />

Kunstmuseum, FIS-Ski- und Wintersport<br />

Museum, TaKINO, Walsermuseum,<br />

Briefmarkenmuseum, Erlebniswelt<br />

Neuguthof, Freibad Mühleholz,<br />

Hallenbäder Eschen, Balzers und<br />

Triesen, Rundgang «Mit Goethe durch<br />

Vaduz», Minigolf, Greifvogelflugschau,<br />

Bezug eines Keramik-Bechers in der<br />

Keramik Werkstatt-Schaedler, Liechtensteiner-Souvenir-Stempel,Lesezeichen,<br />

Briefmarke, Brauhaus-Flaschenöffner,<br />

Bike-Tagesmiete, Führung<br />

durchs Vogelparadies und zwei Besuche<br />

auf dem Tennisplatz Balzers


14<br />

15<br />

Von Günther Biedermann<br />

Zukunft finanZplatZ<br />

Krisen säubern<br />

und bieten Chancen<br />

krisen regen zum nachdenken an. Gerade jetzt, im nachgang<br />

zur globalen finanzkrise. Wer sich von der masse abheben<br />

möchte, braucht aber ein gewisses mass an ideen und risi-<br />

kobereitschaft, die sich aber für die Zukunft auszahlen.<br />

Lange Jahre konnten viele Unternehmen,<br />

vornehmlich aus der Finanzbranche, vom<br />

Standortvorteil Liechtenstein profitieren. Die positiven<br />

Rahmenbedingungen des Finanzplatzes verhalfen<br />

der gesamten Wirtschaft<br />

nur durch ein effizientes zu überdurchschnittlich hohen<br />

Wachstumsraten und stetig stei­<br />

Zusammenwirken können<br />

gendem Wohlstand. Durch das<br />

ressourcen sinnvoll offizielle Bekenntnis der Regierung,<br />

die OECD­Standards in<br />

eingesetzt und mehrwert<br />

Sachen Steuerfragen anzuerken­<br />

generiert werden nen, tauchen unweigerlich Zweifel<br />

über einen weiterhin positiven<br />

Verlauf des Finanzplatzes auf. Gerät das Erfolgsmodell<br />

Liechtenstein nun ins Stocken oder stehen<br />

wir gar vor einem Scherbenhaufen? Nein. Eine ausgeweitete<br />

Hilfeleistung an ausländische Staaten<br />

betreffend Steuerhinterziehung muss keinen Exodus<br />

ausländischer Kundschaft bedeuten. Zweifelsohne<br />

wird der radikale Kurswechsel in Sachen<br />

Kooperation in Steuerfragen tief greifende Anpassungen<br />

mit sich bringen. Die Spreu wird sich vom<br />

Weizen trennen und es kommt zu einer Konsolidie­<br />

Foto: iStockphoto<br />

rung auf der Kunden­ wie auch<br />

auf der Anbieter seite. Dies dürfte<br />

unweigerlich zu Vermögensabflüssen<br />

und Verlust von Arbeitsplätzen<br />

führen. Niemand macht<br />

gerne einen Schritt zurück. Doch mit den Vorteilen,<br />

die Liechtenstein bieten kann, sind zwei Schritte<br />

nach vorne möglich. Wie kann sich der Finanzplatz<br />

aus der aussichtlosen Situation befreien und einen<br />

Weg aus der Krise finden?<br />

Kleinstaaten sind<br />

vermeintlich leichte Gegner<br />

Wie nicht zum ersten Mal<br />

schmerzhaft erfahren werden musste, sind Kleinstaaten<br />

vermeintlich leichte Gegner und deshalb<br />

beliebte Angriffsziele. <strong>Der</strong> in Krisenzeiten so übermächtig<br />

scheinende Nachteil des Kleinen kann in<br />

anderen Situationen zu einem nicht zu unterschätzenden<br />

Trumpf werden. Die gegebenen kurzen<br />

Entscheidungs­ und Informationswege ermöglichen<br />

eine schnelle Reaktion auf ein sich änderndes<br />

Markt umfeld und erlauben eine effiziente Realisierung<br />

neuer Projekte. <strong>Der</strong> Staat muss attraktive<br />

Rahmenbedingungen schaffen, die eine einfache<br />

und schnelle Umsetzung von Finanzdienstleistungen<br />

ermöglichen. Zudem muss er den Ausbau von<br />

Strukturen in den Bereichen Innovation sowie Forschung<br />

und Entwicklung konsequent vorantreiben.<br />

Somit lässt sich sicherstellen, dass Trends frühzeitig<br />

erkannt und dementsprechend Rechnung getragen<br />

werden kann. Die Aufsichtsbehörden, allen<br />

voran die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein FMA,<br />

sind gefordert, die administrativen Vorgaben zu<br />

straffen und Vorteile gegenüber anderen Ländern<br />

zu schaffen. <strong>Der</strong> Faktor des «Time­to­Market» ist


in einer Zeit von ständig schneller voranschreitenden<br />

Entwicklungen ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil,<br />

den es aufrecht zu erhalten und weiter auszubauen<br />

gilt. Betrachten wir die bereits ge leistete<br />

Arbeit, die pro­aktive Vorgehensweise des Staates<br />

auf die Steueraffäre und die vorhandenen Fachkräfte<br />

mit deren Know­how, so sind die Grundvoraussetzungen<br />

für ein weiterhin erfolgreiches Wirtschaften<br />

gegeben. Die Anbieter von Finanzdienstleistungen<br />

sind nun gefordert, diese Vorteile zu<br />

nutzen. Wie bereits erwähnt, konnte der Finanzplatz<br />

in den vergangenen Jahrzehnten dank Standortvorteil<br />

stark wachsen. Innovation, Service und<br />

Leistung mussten teilweise nur bedingt angeboten<br />

werden und verloren somit an Bedeutung. Es scheint<br />

deshalb unerlässlich, den Fokus des täglichen Handelns<br />

neu zu überdenken und bei Bedarf neu auszurichten,<br />

um am Erfolg der Vergangenheit nachhaltig<br />

anknüpfen zu können.<br />

Kommunikation gegen<br />

aussen verbessern<br />

Banken, Treuhänder und Vermögensverwalter<br />

sollten bestrebt sein, die Kommunikation<br />

untereinander zu verbessern, um Erfahrungen<br />

auszutauschen und Lösungen zu<br />

suchen. Nur durch ein effizientes Zusammenwirken<br />

können Ressourcen sinnvoll eingesetzt und<br />

Mehrwert generiert werden. Wenn Kunden in Zukunft<br />

ihr Geld unabhängig vom Standort wegen<br />

einer vertrauenswürdigen Aufsicht, exzellenten<br />

Serviceleistungen und innovativen<br />

Dienstleistungen in Liechtenstein<br />

anlegen, sind wir auf<br />

dem richtigen Weg. Doch nicht<br />

nur unter den Finanzplatzteilnehmern<br />

sollte die Kommunikation verbessert<br />

werden, sondern auch gegen aussen. Neben den Bestrebungen,<br />

auf Stufe der Regierung die ramponierte<br />

Reputation des Finanzplatzes ins rechte Licht<br />

zu rücken, sollte dies vermehrt auf zusätzlichen<br />

Ebenen nachhaltig verfolgt werden. So beispielsweise<br />

bei Verbänden, welche als Interessenvertreter<br />

ihrer Akteure auftreten. Sie sollten vermehrt bestrebt<br />

sein, das Netzwerk zu nutzen und pro­aktiv<br />

zu informieren.<br />

Foto: Presseamt<br />

Sich von der grossen Masse<br />

abheben kann man<br />

entweder durch tiefere Kosten<br />

oder Nischenprodukte<br />

Nachhaltigkeit verlangt Werte<br />

Sich von der Masse abzuheben,<br />

setzt ein gewisses Mass an Ideen und Risikobereitschaft<br />

voraus. DJD Partners Trust reg. hat sich bereits<br />

vor vier Jahren durch seine Gründung als<br />

Fondsverwaltungsgesellschaft mit verschiedenen<br />

Fondsstrategien für den Weg der Standortunabhängigkeit<br />

entschieden. Sich von der grossen Masse<br />

abheben kann man entweder durch tiefere Kosten<br />

oder Nischenprodukte. DJD hat sich für letzteres<br />

entschieden und hat unabhängig vom Standort<br />

Liechtenstein seine Kunden durch Qualität und<br />

Service überzeugen können. |<br />

Zur person<br />

Günther Biedermann ist Finanzanalyst und Ver-<br />

mögensverwalter bei der Firma DJD Partners<br />

Trust reg. in Balzers.<br />

AUGUST <strong>2009</strong>


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BILDER.LI<br />

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18<br />

19<br />

Von Günther Boss<br />

Zukunft reliGion<br />

Religion bleibt<br />

ein Thema<br />

Das Wort «postsäkular» hat seither<br />

die Debatten über die gesellschaftliche Rolle der<br />

Religion geprägt. Es will besagen, dass die Säkularisierungstheorien,<br />

die noch in den 70er­ und 80er­<br />

Jahren des 20. Jahrhunderts auf<br />

es lässt sich auch in breiten Konsens stiessen, heute<br />

modernen westlichen an ein Ende gekommen sind. Damals<br />

hatte man angenommen,<br />

Gesellschaften ein anhaltendes dass moderne Gesellschaften mit<br />

interesse an religiöser<br />

fortschreitender Wissenschaft<br />

und Technik sich nach und nach<br />

Sinnfindung beobachten von der Religion emanzipieren,<br />

dass sich alle Lebensbereiche<br />

«verweltlichen». Heute muss man feststellen, dass<br />

ein solcher Automatismus nicht eingetroffen ist. In<br />

globaler Perspektive kann man vielmehr beobachten,<br />

dass die Religion geblieben ist, in ihren verschiedensten<br />

Ausformungen und Spielarten, im<br />

politischen wie im privaten Bereich. Es lässt sich<br />

auch in modernen westlichen Gesellschaften ein<br />

anhaltendes Interesse an religiöser Sinnfindung beobachten,<br />

allerdings weniger stark institutionell gebunden<br />

als in früheren Epochen. Habermas gesteht<br />

mit seiner Rede von einer «postsäkularen Gesellschaft»<br />

ein, dass die Religion auch am Beginn des<br />

21. Jahrhunderts ein ernst zu nehmendes Thema<br />

bleibt.<br />

einmal mehr war es der philosoph Jürgen Habermas, der das Stichwort zur<br />

aktuellen gesellschaftlichen Situation gab. Bei der verleihung des friedens-<br />

preises des deutschen Buchhandels 2001 sprach er von einer «postsäkularen<br />

Gesellschaft».<br />

Nachgeholte Säkularisierung<br />

Wendet man den Blick von diesen<br />

globalen Beobachtungen auf die heutige Realität<br />

in Liechtenstein, wird man sagen müssen, dass<br />

hier einige Entwicklungen anders, nämlich verspätet<br />

verlaufen. Liechtenstein bildete noch vor einer<br />

Generation ein nahezu geschlossenes katholisches<br />

Milieu. Dieses katholische Milieu ist gerade dabei,<br />

sich rasant aufzulösen. Man spürt in Liechtenstein<br />

heute zunächst einmal das Bedürfnis, eine verpasste<br />

Säkularisierung nachzuholen. Wir stehen noch<br />

nicht in der postsäkularen Gesellschaft, sondern in<br />

der Phase der Säkularisierung. <strong>Der</strong> Entwurf der Regierung<br />

für die Neuordnung des Staatskirchenrechts<br />

aus dem Jahr 2008 liest sich denn auch wie<br />

eine nachgeholte Säkularisierung. Dieser Entwurf<br />

bedeutet einen grundlegenden Paradigmenwechsel<br />

im Verhältnis von Staat und Religion. Er ist in seiner<br />

Radikalität noch kaum in der Bevölkerung angekommen<br />

oder in seinen Konsequenzen angemessen<br />

diskutiert. Neu ist, dass sich der Staat hinkünftig<br />

religiös völlig neutral verstehen, sich «religionsblind»<br />

verhalten will. Die privilegierte Beziehung<br />

des Staates zur römisch­katholischen Kirche als<br />

«Landeskirche» soll aufgelöst werden. <strong>Der</strong> Entwurf<br />

strebt eine Trennung von Staat und Religion an –<br />

allerdings eine religionsfreundliche Trennung. Die<br />

Religionen sollen sich gemäss ihrem eigenen Selbstverständnis<br />

frei entfalten können. Alle denkbaren<br />

Religionsgemeinschaften werden vom Staat zunächst<br />

auf dieselbe Stufe gestellt. Sofern eine religiöse<br />

Gemeinschaft bestimmte Bedingungen erfüllt<br />

(Mitgliederzahl, Befolgung der staatlichen Gesetze<br />

usw.), kann sie einen öffentlich­rechtlichen Status<br />

erlangen und von einer Mandatssteuer profitieren.<br />

Epochal an diesem Entwurf ist,<br />

dass sich der Staat hinkünftig rein säkular verstehen<br />

will, mit Luther gesprochen: als «weltlich Ding».<br />

Was dies für das staatliche Handeln, die staatliche<br />

Gesetzgebung und die politischen Akteure bedeutet,<br />

ist meines Erachtens noch gar nicht hinreichend<br />

durchdacht. Ich nenne als markantes Beispiel nur<br />

die Gestaltung des Festaktes anlässlich des Staats­


feiertages. Die heute enge Verzahnung von römischkatholischer<br />

Eucharistiefeier mit Ansprachen der<br />

höchsten Repräsentanten des Staates dürfte sich<br />

nach einer Trennung von Kirche und Staat in dieser<br />

Form nicht mehr verantworten lassen.<br />

Ein Staatsvertrag<br />

mit dem Vatikan?<br />

Überraschenderweise hat die<br />

Leitung des Erzbistums den Vernehmlassungsbericht<br />

der Regierung ohne Begründung verworfen<br />

und an dessen Stelle ein Konkordat, also einen<br />

Staatsvertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und<br />

dem Staat Liechtenstein, gefordert. Überraschend<br />

ist diese Forderung, weil sich die Bistumsleitung bei<br />

der Errichtung des Erzbistums im Jahr 1997 klar<br />

gegen Konkordatsverhandlungen ausgesprochen<br />

hatte; überraschend ist diese Forderung auch, weil<br />

Vertreter des Erzbistums massgeblich am Entwurf<br />

der Regierung mitgearbeitet hatten; überraschend<br />

schliesslich, weil es in Liechtenstein keine Gegenstände<br />

gibt (etwa theologische Fakultäten oder<br />

kirchliche Schulen), die einer konkordatären Regelung<br />

bedürften. Weniger überraschend ist die Forderung<br />

nach einem Konkordat allerdings, wenn<br />

man die eigentlichen Motive dahinter<br />

sieht: <strong>Der</strong> Erzbischof<br />

möchte weiterhin eine exklusive<br />

und privilegierte Behandlung der<br />

römisch­katholischen Kirche<br />

durch den Staat, und das geeignete<br />

Mittel dazu scheint ihm<br />

heute ein Konkordat. Den entscheidendenParadigmenwechsel,<br />

nämlich die religiöse Neutralität<br />

des Staates und die prinzipielle<br />

Gleichbehandlung aller Religionsgemeinschaften,<br />

will der Erzbischof nicht mitvollziehen.<br />

Foto: bilder.li<br />

Die privilegierte Beziehung<br />

des Staates zur römischkatholischen<br />

Kirche als «Landeskirche»<br />

soll aufgelöst werden.<br />

Mehr pastorale<br />

Anliegen verfolgen<br />

Diese Diskussion um das Verhältnis<br />

von Kirche und Staat wird uns erhalten bleiben.<br />

Sie soll gründlich und mit der nötigen Zeit geführt<br />

werden. Wünschenswert wäre, dass auf Seiten<br />

der katholischen Kirche dabei sehr viel stärker biblische<br />

und pastorale Anliegen verfolgt würden,<br />

nicht ausschliesslich kirchenrechtliche. Die Kirche<br />

kann in ganz unterschiedlichen Staats­Kirchen­<br />

Systemen leben. Wenn die Kirche ihre erlösende<br />

Botschaft aber nicht mehr in die Lebenswelt der<br />

Menschen von heute übersetzen kann, trägt sie selber<br />

zu einer beschleunigten Säkularisierung bei. |<br />

Zur person<br />

Dr. theol. Günther Boss hat in Fribourg und Mün-<br />

chen katholische Theologie studiert. <strong>Der</strong>zeit ar-<br />

beitet er an einer Habilitationsschrift im Bereich<br />

Fundamentaltheologie.<br />

AUGUST <strong>2009</strong>


20<br />

21<br />

Von Kristina Bohnstedt<br />

Zukunft Hilfe<br />

Jungen Menschen<br />

neue Perspektiven bieten<br />

um armen menschen in benachteiligten regionen unserer Welt zu helfen,<br />

gibt es verschiedene möglichkeiten. Scort foundation setzt auf fussball, bil-<br />

det trainer aus und versucht jungen menschen neue perspektiven über den<br />

Sport zu bieten.<br />

Ich stehe am Stadtrand von Khartum<br />

und blicke auf die karge Fläche vor mir. Sand,<br />

Müll und Lehmhütten soweit das Auge reicht. Vor<br />

mir wirbelt der Staub auf – Kinder spielen barfuss<br />

auf dem sandigen und steinigen<br />

fussball bedeutet hier Untergrund Fussball, Lachen<br />

schallt von allen Seiten. Meine<br />

mehr als nur kicken –<br />

Gedanken schweifen ab. Vor ei­<br />

die trainer vermitteln den nem Jahr habe ich meinen Job an<br />

der Universität gekündigt und<br />

kindern erfolgs- und<br />

wollte endlich praktischer arbei­<br />

Gemeinschaftserlebnisse ten – in der Welt etwas bewegen<br />

und die Kraft des Sports nutzen,<br />

so meine Vision. Ich wollte meinen Teil zu einer<br />

besseren Welt beitragen. Mit der Scort Foundation<br />

in Liechtenstein bin ich fündig geworden. Sie hat<br />

sich genau diese Vision zum Ziel gesetzt. Die Stiftung<br />

wurde von Hanspeter Rothmund und Marc­<br />

André Buchwalder mit der Überzeugung gegründet,<br />

durch Sport benachteiligte junge Menschen zu<br />

unterstützen und zu fördern. Im Oktober 2008 war<br />

es dann soweit, ich wurde Teil des Scort­Teams.<br />

Waisenhaus neben der<br />

Sandwüste<br />

Eine Stunde sind wir gerade aus<br />

der Stadtmitte der sudanesischen Hauptstadt bis<br />

hierher gefahren. Es ist erst 8 Uhr morgens und<br />

trotzdem schon fast 40 Grad. Kein Grund für die<br />

vielen Kinder, nicht in der Hitze umher zu rennen.<br />

Ich schaue mich um: in den Sand sind mit einer<br />

Hacke Seitenlinien geritzt worden, zwei Tore ohne<br />

Netz stehen auf beiden Seiten – einfach, aber funktional,<br />

und mehr braucht es im Moment auch gerade<br />

nicht. Das denken wohl auch die Kinder, die um<br />

mich herumflitzen. Sie alle leben in einem Waisen­<br />

haus am Stadtrand – die Sandwüste als Nachbar.<br />

Die Hilfsorganisationen, die sich an unserem Projekt<br />

beteiligen, nehmen Strassen­ und Waisenkinder<br />

ebenso auf wie Kriegsflüchtlinge aus dem Süd­<br />

Sudan und der Darfur­Region.<br />

Fussball im Einsatz für<br />

soziale Zwecke<br />

Mitten auf dem staubigen Sandplatz<br />

steht einer unserer jungen Trainer. Seit März<br />

<strong>2009</strong> bilden wir in Kooperation mit unseren Partnerclubs<br />

junge sudanesische Frauen und Männer<br />

verschiedener Volksgruppen zu Fussballtrainern<br />

für Sozialprojekte aus. Die Teilnehmer der Ausbildung<br />

wurden vom Sudanesischen Fussballverband<br />

und lokalen Hilfsorganisationen ausgewählt. Während<br />

fünf Ausbildungsmodulen innerhalb eines<br />

Jahres bekommen sie theoretische und praktische<br />

Inhalte vermittelt – im Mittelpunkt der Ausbildung<br />

steht immer der Aspekt, wie man Fussball für soziale<br />

Zwecke einsetzen kann. Die jungen Trainerinnen<br />

und Trainer hatten beim letzten Ausbildungsabschnitt<br />

von den Trainern unserer Partnerclubs<br />

die Aufgabe bekommen, eigene Fussballgruppen<br />

für Kinder in Hilfsorganisationen oder armen Regionen<br />

Khartums aufzubauen.<br />

Top-Fussballclubs<br />

schicken Trainer<br />

Ich beobachte den jungen Trainer<br />

mit seiner Gruppe auf dem Spielfeld. Er bringt<br />

die Kinder zum Lachen, motiviert und korrigiert.<br />

Die Kinder hören gespannt zu. Waleed ist bereits<br />

ein Vorbild für sie. <strong>Der</strong> Fussball bietet ihnen Abwechslung<br />

vom oft tristen Alltag und die Kinder<br />

können ihre Sorgen vergessen. Fussball bedeutet


Fussballtrainer von internationalen<br />

Fussballclubs engagieren sich<br />

über die Scort Foundation in der<br />

Dritten Welt.<br />

hier mehr als nur Kicken – unsere<br />

jungen Trainer vermitteln den<br />

Kinder Erfolgs­ und Gemeinschaftserlebnisse,<br />

die schlimme Erinnerungen vergessen<br />

lassen. Die Freizeit wird gleichzeitig sinnvoll<br />

genutzt. Hier erleben wir anschaulich, was unser<br />

Partnerschaftsprogramm «Football Clubs for Development<br />

and Peace» zu leisten imstande ist. Das<br />

Ziel von Scort ist es, professionelle Fussballclubs zu<br />

sozialem Engagement zu motivieren. In Kooperation<br />

mit den Clubs organisieren wir dann auf lokaler<br />

und internationaler Ebene soziale Fussballprojekte<br />

für benachteiligte Kinder und Jugendliche.<br />

Namhafte Clubs wie der FC Basel, Werder Bremen,<br />

Bayer 04 Leverkusen und Liverpool FC engagieren<br />

sich bereits in unserem Partnerschaftsprogramm<br />

und unterstützen diverse Projekte. Die Top­Clubs<br />

beteiligen sich insbesondere durch ihre Trainer an<br />

den Projekten, die gemeinsam die Ausbildung der<br />

jungen Teilnehmer leiten.<br />

Unterstützung für das<br />

soziale Engagement<br />

Scort übernimmt von Liechtenstein<br />

aus die gesamte Organisation und Koordination<br />

der Projekte. Ohne Unterstützung zahlreicher<br />

Partner wäre dies nicht möglich. So trägt der Liechtensteinische<br />

Entwicklungsdienst beispielsweise<br />

den Grossteil der Kosten des Sudan­Projekts. Partnerunternehmen<br />

wie die Agentur Tangram oder<br />

die Audina Treuhand AG leisten wichtige Unterstützung<br />

bei der täglichen Arbeit. Bei ausländischen<br />

Projekten wie im Kosovo oder Sudan kooperieren<br />

wir neben den Clubs auch mit den Vereinten<br />

Nationen, Botschaften, lokalen Hilfsorganisationen<br />

und Sponsoren vor Ort. Wieder andere Projekte<br />

Foto: Scort Foundation<br />

werden von der Liechtensteiner Regierung und<br />

Liechtensteiner Gemeinden unterstützt. Wir wagen<br />

einen Blick in die Zukunft: Ob es in einigen Jahren<br />

normal sein wird, dass Mädchen im Sudan auch am<br />

Strassenrand Fussball spielen? Im Moment müssen<br />

unsere Trainerinnen mit ihren Mädchengruppen<br />

noch auf dem Gelände des Fussballverbandes trainieren,<br />

da Fussball für Frauen und Mädchen in der<br />

Öffentlichkeit verpönt ist. <strong>Der</strong> Verband aber ist bereits<br />

einen grossen Schritt gegangen, indem er Frauen<br />

die Teilnahme an unserer Ausbildung ermöglicht<br />

hat. Im Kosovo werden dank unseres Projektes<br />

gerade die ersten Mädchen­Teams aufgebaut.<br />

Wie viele Clubs mehr haben wir wohl in einigen<br />

Jahren davon überzeugt, an unserem Partnerschaftsprogramm<br />

teilzunehmen und gemeinsam<br />

mit uns junge Menschen auszubilden? Als die Kinder<br />

uns am Stadtrand von Khartum im Anschluss<br />

schwitzend und lachend von ihren Zukunftsplänen<br />

erzählen, wird uns klar – wir sind auf dem richtigen<br />

Weg. Lehrer, Arzt und Pilot wollen sie werden.<br />

Unsere jungen Trainer tragen zur Motivation dieser<br />

Kinder bei. Gleichzeitig werden ihnen selbst neue<br />

Perspektiven geboten. Als Multiplikatoren tragen<br />

sie die Leitideen unserer Projekte weiter. |<br />

Zur person<br />

Kristina Bohnstedt ist bei der Scort Foundation für den Bereich Kom-<br />

munikation (PR/Medien) zuständig und arbeitet auch im Projekt-<br />

management mit.<br />

Informationen zur Scort Foundation: www.scort-go-for-it.org<br />

AUGUST <strong>2009</strong>


ZeitGeScHeHen<br />

22 Vor 90 Jahren – 2. <strong>August</strong> 1919<br />

Landtag kündigt Zollvertrag mit Österreich<br />

Die Mannschaft der liechten- In der Geschichte des Landtags<br />

steinischen Grenzwache, die 1919 gibt es verschiedene Daten, die für<br />

aufgestellt wurde.<br />

die Geschicke unseres Landes von<br />

entscheidender Bedeutung waren.<br />

Ein historisches Datum ist der 2. <strong>August</strong> 1919. <strong>Der</strong><br />

Landtag befasste sich mit den Beziehungen Liechtensteins<br />

zu Österreich, das nach dem Ende des Ersten<br />

Weltkriegs am Boden lag, und kündigte den Zollvertrag<br />

mit dem östlichen Nachbarland. Wenn man die<br />

Traktandenliste des Landtags von damals anschaut,<br />

gewinnt man den Eindruck, als ob die Parlamentarier<br />

nicht viel Aufsehen erregen wollten mit ihrer<br />

Entscheidung. Die Kündigung des Zollvertrags war<br />

nämlich nicht der erste Punkt auf dem Traktandum.<br />

<strong>Der</strong> Antrag an den Landtag hatte nur vier<br />

Punkte, über die nach kurzer Diskussion entschieden<br />

wurde – erwartungsgemäss sprach sich der<br />

Landtag geschlossen für die Kündigung aus:<br />

1. <strong>Der</strong> Landtag beschliesst, es sei der im Jahr 1876 abgeschlossene<br />

und seit 1919 provisorisch verlängerte<br />

Zollvertrag im Verhandlungswege aufzukündigen.<br />

2. <strong>Der</strong> Landtag erklärt, dass er die Auflösung des<br />

Zollvertrags mit Rücksicht auf die internationalen<br />

Verhältnisse als im Lebensinteresse des Staates für<br />

notwendig erachtet, um die zukünftigen wirtschaftlichen<br />

Beziehungen des Landes ungehindert regeln<br />

zu können. <strong>Der</strong> Landtag erklärt ferner, dass weder<br />

AUGUST <strong>2009</strong><br />

durch den Auflösungsbeschluss<br />

noch durch die Auflösung des<br />

Vertrags selbst ein unfreundlicher<br />

Akt gegen Deutschösterreich begangen<br />

werden soll; einzig die<br />

Wahrung der vitalen Interessen<br />

des Landes veranlassen ihn dazu.<br />

3. Die Regierung wird ersucht,<br />

gleichzeitig mit der Auflösung<br />

die Verhandlungen wegen des<br />

provisorischen Abkommens mit<br />

Deutschösterreich über den gegenseitigen<br />

Verkehr und Warenaustausch<br />

aufzunehmen, ebenso<br />

mit der Schweiz, für die Zeit, als<br />

ein definitiver Zollanschluss an irgend einen Staat<br />

nicht abgeschlossen ist. Zu diesen Verhandlungen<br />

sind vom Landtag bestellte Personen beizuziehen.<br />

4. Die Regierung wird ersucht, diesen Beschluss nach<br />

seiner Sanktion sofort zu vollziehen.<br />

Foto: Landesarchiv<br />

Die Aufkündigung des Zollvertrags mit Österreich<br />

war ein kalkuliertes Wagnis. Zwar lag noch keine<br />

definitive Entscheidung aus der Schweiz vor, doch<br />

mit der Schweiz hatten bereits Verhandlungen stattgefunden.<br />

Bevor der Zollvertrag mit der Schweiz im<br />

Jahre 1923 unterzeichnet werden konnte, galt Liechtenstein<br />

als eigenes Zollgebiet. Am 1. September 1919<br />

wurde Liechtenstein für Österreich zum Zollausland.<br />

Schon Ende September zog Österreich seine Grenzwache<br />

in Liechtenstein ab, so dass die Regierung gezwungen<br />

war, eine eigene Grenzwache aufzustellen.<br />

Weil der Schmuggel zwischen Liechtenstein und der<br />

Schweiz zur damaligen Zeit in voller Blüte stand, hatte<br />

es die Regierung eilig mit der Rekrutierung der eigenen<br />

Grenzwache. Die beiden Landweibel im Ober­<br />

und Unterland wurden beauftragt, geeignete Männer<br />

für den Dienst zu suchen. «Die Ausgewählten<br />

wurden ins Regierungsgebäude befohlen», beschrieb<br />

der Historiker Otto Seger den Dienstantritt, «wo sie<br />

der Landesverweser auf ihre Pflichten aufmerksam<br />

machte und zu gewissenhafter Dienstausführung ermahnte.»<br />

Dann ging’s an die Grenze. |


Staatsfeiertag<br />

Feines von Ausländervereinen<br />

<strong>Der</strong> Staatsfeiertag bietet auch etwas<br />

für die Sinne. Beim Volksfest<br />

im Städtle Vaduz ziehen eine<br />

Vielzahl von Gerüchen die Festbesucher<br />

magisch an. Ob die<br />

Bratwurst lockt oder der Kebab,<br />

ob es nach österreichischen Knödeln<br />

oder nach asiatischen Reisgerichten<br />

gelüstet, für die Gaumenfreuden<br />

warten die Köstlichkeiten<br />

an den Ständen der Ausländervereine<br />

auf die hungrigen<br />

Gäste. Alles ist vorhanden, von<br />

der währschaften und bewährten<br />

Hausmannskost bis zu den<br />

unbekannten und gerade deshalb besonders lockenden<br />

Kreationen auf den Tellern. Das Volksfest<br />

am Staatsfeiertag hat sich auch zum kulinarischen<br />

Fest der Kulturen entwickelt. Die ersten Köstlichkeiten<br />

aus ihrer Heimat boten Ausländervereine<br />

beim Staatsfeiertag 1982 an. Inzwischen ist das Angebot<br />

erheblich ausgebaut und die Vielfältigkeit gesteigert<br />

worden. Auch die Zahl der Ausländervereine<br />

stieg auf etwa zwei Dutzend an – von dem schon<br />

1948 gegründeten Schweizer Verein bis zum British<br />

Club, der Russischen Kulturgesellschaft oder dem<br />

Türkischen Verein für Frauen in Fürstentum Liechtenstein.<br />

Auch die Österreicher haben sich in einem<br />

Verein zusammengeschlossen, ebenso die Italiener,<br />

die Südtiroler, die Slowenen, die Kroaten, die Holländer,<br />

die Dänen, die Deutschen, die Griechen, die<br />

Spanier, die Portugiesen und die Zuwanderer aus<br />

Bosnien­Herzegowina. Aktiv sind auch die in Zürich<br />

angesiedelte Union des Francais de l’étranger<br />

der Franzosen und der Marokkanische Verein in<br />

Liechtenstein mit Sitz in Feldkirch. Ein Dachverband<br />

der Ausländervereine bildet gleichsam das<br />

übergeordnete Dach über den Vereinen.<br />

Wer am Staatsfeiertag von Stand zu Stand<br />

läuft, erkennt die Vielzahl und die Vielfalt der ausländischen<br />

Vereine. Aber lange nicht alle Ausländer<br />

haben sich zu einem Verein zusammenge­<br />

Foto: bilder.li<br />

BraucHtum<br />

schlossen. Die Ausländerstatis­ Am Staatsfeiertag bieten Austik<br />

weist Zuwanderer aus rund ländervereine beim Volksfest ihre<br />

hundert verschiedenen Ländern nationalen Köstlichkeiten an.<br />

auf, die in Liechtenstein ihren<br />

vorläufigen oder dauernden Wohnsitz gefunden<br />

haben – eine kleine UNO im Herzen der Alpen.<br />

Seit die Zuwanderung nicht nur aus den Nachbarländern<br />

und einigen Staaten aus Südeuropa erfolgt,<br />

ist die Frage der Integration für die Behörden zunehmend<br />

in den Mittelpunkt gerückt. Schon im<br />

Jahre 2004 eröffnete Regierungschef Otmar Hasler<br />

eine Diskussionsplattform für Ausländervereine.<br />

Integration könne nur gelingen, war der damalige<br />

Regierungschef überzeugt, wenn Ausländer wie<br />

auch Inländer eingebunden werden. Integration<br />

umfasse alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens<br />

und finde in Vereinen, im Zusammenleben mit<br />

Nachbarn, in der Schule und am Arbeitsplatz statt.<br />

«Ziel unserer Integrationspolitik muss es sein»,<br />

nannte Otmar Hasler als wichtigstes Vorhaben der<br />

Ausländerpolitik, «Ungleichheiten nach Möglichkeit<br />

abzubauen und Chancengleichheit herzustellen.»<br />

Wenn alle in unserer Gesellschaft gleichberechtigt<br />

ihre Kompetenzen und ihre Erfahrungen<br />

einbringen könnten, werde für Liechtenstein nicht<br />

nur Leistung, Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftlicher<br />

Erfolg gesichert, sondern auch mehr<br />

Lebensqualität gewonnen. |<br />

AUGUST <strong>2009</strong><br />

23


24<br />

25<br />

Von Bruno Dürr<br />

WindenerGie<br />

<strong>Der</strong> Föhn und<br />

die Windenergie<br />

ist das rheintal für die nutzung der Windenergie geeignet?<br />

messungen sollen darüber aufschluss geben, ob der Wind zur<br />

energieherstellung im Gebiet zwischen Balzers und triesen<br />

genutzt werden kann. problemkind ist der föhn.<br />

<strong>Der</strong> Föhn wird seit jeher gefürchtet<br />

im Zusammenhang mit Dorf­ oder Waldbränden.<br />

Gefürchtet ist der Föhn auch bei den Revierförstern:<br />

Jahrzehntealte Waldbestände können innerhalb<br />

kürzester Zeit vernichtet<br />

an der nordflanke des werden. Bei den Landwirten wird<br />

der Föhn hingegen teilweise ge­<br />

fläscherbergs stürzt der föhn<br />

schätzt. Er verkürzt den Winter<br />

in die rheinebene und formt und verlängert eine Vegetationsperiode<br />

bis tief in den Herbst hi­<br />

sich südlich von triesen zu<br />

nein. Wetteraufzeichnungen zei­<br />

einer gleichförmigen Strömung gen, dass die jährlichen Niederschläge<br />

im Raum Vaduz­Triesen<br />

vergleichsweise gering sind. Dies ist auf zwei Effekte<br />

zurückzuführen. Jede Schlechtwetterfront füllt<br />

das Rheintal – einer Badewanne gleich – langsam<br />

mit kalter und somit schwerer Luft auf. Meistens<br />

strömt die Kaltluft über den Walensee, dann durch<br />

das Seeztal nach Balzers. Im Winter lässt sich dies<br />

sehr gut beobachten. In Sargans liegt regelmässig<br />

mehr Schnee als in Triesen. Meist zeitgleich ergiesst<br />

sich eine gehörige Portion Kaltluft auch via Toggenburg<br />

ins Liechtensteiner Unterland. Die Kaltluft<br />

fliesst ab Richtung Bodensee und lässt die Region<br />

Triesen im wahrsten Sinne des Wortes mehrheitlich<br />

im Trockenen stehen.<br />

Die Energie des Föhns<br />

Die Talgabelung bei Sargans mit<br />

der Gonzensüdwand und dem Fläscherberg als<br />

markante Hindernisse spielen eine wichtige Rolle<br />

für das Windaufkommen im Raum Balzers. <strong>Der</strong><br />

Föhn spaltet sich am Gonzen in zwei Föhnäste auf.<br />

<strong>Der</strong> eine Ast findet den Weg via Seeztal zum Walensee.<br />

<strong>Der</strong> andere Ast führt durch das Rheintal<br />

in Richtung Bodensee. Die Windmessungen in<br />

Balzers der Solargenossenschaft<br />

Liechtenstein und eine computer­basierte<br />

Windsimulation<br />

zeigten, dass die Aufspaltung am Gonzen den Föhn<br />

zwischen Sargans und dem Rheinknie bei Balzers<br />

sehr markant abbremst. Folglich ist in diesem Gebiet<br />

die Windenergie des Föhns leider nicht voll<br />

nutzbar. Ganz anders ist die Situation nördlich von<br />

Balzers. <strong>Der</strong> Fläscherberg wirkt wie ein Flusswehr.<br />

An der Nordflanke des Fläscherbergs stürzt der<br />

Föhn lawinenartig in die Rheinebene hinunter und<br />

formt sich im Hälos, südlich von Triesen, zu einer<br />

gleichförmigen Strömung, welche von Windanlagen<br />

wesentlich besser ausgenutzt werden kann. Solche<br />

Überlegungen müssen natürlich zuerst durch<br />

Windmessungen bestätigt werden. Deshalb wurde<br />

der Windmessmasten Mitte April <strong>2009</strong> von Balzers<br />

nach Triesen in den «Obera Hälos» verlegt, um das<br />

Windenergiepotenzial des Föhns bei der leichten<br />

Richtungsänderung des Rheins genauer zu untersuchen.<br />

Weiter nördlich von Triesen nimmt der<br />

langjährige Durchschnitt des Föhns wieder ab. Im<br />

langjährigen Durchschnitt bläst der Föhn in der<br />

Region Balzers während rund 480 der insgesamt<br />

8760 Stunden des Jahres. Die automatische Wetterstation<br />

in Vaduz hingegen registriert nur noch während<br />

rund 360 Stunden Föhn. Ein grosses Windrad<br />

produziert folglich in Vaduz weniger elektrische<br />

Energie als im Triesner Hälos.<br />

Windkarte Liechtenstein<br />

und Werdenberg<br />

Das Bundesamt für Energie liess<br />

vor rund 6 Jahren eine Windkarte für die Schweiz<br />

und auch Liechtenstein erstellen. Diese offizielle<br />

Schweizer Windkarte vermittelt einen Eindruck


über die durchschnittliche Jahreswindgeschwindigkeit<br />

auf 50 Meter, 70 Meter und 100 Meter über<br />

Grund. Die kantonalen Fachstellen suchten in der<br />

Folge über diese Windkarte nach geeigneten Standorten<br />

zur Windenergienutzung. Für den Kanton<br />

St. Gallen wurde aufgrund dieser Datenlage kein geeigneter<br />

Standort für die Windnutzung in unserer<br />

Region gefunden. Die ersten Windmessungen im<br />

Balzner Neugüeter der Solargenossenschaft zeigten<br />

jedoch, dass bei Energieertragsrechnungen die physikalischen<br />

Gesetze der Windenergienutzung zu<br />

berücksichtigen sind. Zudem zeigten die Windmessungen,<br />

dass die Windgeschwindigkeiten wesentlich<br />

höher sind als in der Windkarte dargestellt. Für<br />

Föhngebiete ist nicht die durchschnittliche jährliche<br />

Windgeschwindigkeit massgebend, sondern die<br />

durchschnittliche Windenergie an einem bestimmten<br />

Ort. Für die Windenergie gilt: eine Verdoppelung<br />

der Windgeschwindigkeit bedeutet eine Verachtfachung<br />

der Energie! Dies wird ausgedrückt als<br />

Energie pro Fläche, also beispielsweise in Kilowattstunden<br />

pro Quadratmeter (kWh/m²). Dies ist der<br />

Grund für die entscheidende Bedeutung des Föhns<br />

für die Windenergienutzung in Liechtenstein, aber<br />

auch im Bezirk Werdenberg. Gemäss den Windgeschwindigkeitsmessungen<br />

der Solargenossenschaft<br />

Liechtenstein werden in Balzers auf 100 Meter über<br />

Zur person<br />

Dr. Bruno Dürr ist Klimatologe, Mitarbeiter von MeteoSchweiz und<br />

Mitglied der Solargenossenschaft Liechtenstein.<br />

Eine Windanlage muss an die<br />

besonderen Gegebenheiten eines<br />

Standortes angepasst werden.<br />

Grund rund 1‘000 kWh/m²<br />

Windenergie pro Jahr erwartet.<br />

Daraus könnte eine geeignete<br />

Windkraftanlage jährlich rund 40% bzw. 400 kWh/<br />

m² Strom erzeugen. Eine einzige Windkraftanlage<br />

mit 100 Meter Nabenhöhe und 41 Meter Flügellänge<br />

im Gebiet Balzers­Neugüeter könnte jährlich<br />

mehr als 2 Millionen Kilowattstunden erneuerbaren<br />

Strom liefern, was dem Jahresbedarf von über<br />

500 Haushalten in Liechtenstein entspricht.<br />

Foto: bilder.li<br />

Rotorblätter auf Winde<br />

einstellen<br />

Die Ergebnisse der Windmessungen<br />

im Raum Balzers – Triesen lassen auf eine<br />

künftige Nutzung der Windenergie in Liechtenstein<br />

hoffen. Bereits in einem Jahr können die speziellen<br />

Begebenheiten der Föhnregion Liechtenstein<br />

und Werdenberg detailliert bewertet und erste<br />

Wirtschaftlichkeitsrechnungen für die Stromproduktion<br />

erstellt werden. Die Windmessungen<br />

sind aber nicht nur für eine Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

notwendig. Eine Windanlage muss an<br />

die besonderen Gegebenheiten eines Standortes angepasst<br />

werden. Kurzzeitige Schwankungen der<br />

Windrichtung sind eine Herausforderung für die<br />

Regelung der Ausrichtung der Anlage. Die Häufigkeit<br />

der verschiedenen Winde, aber auch die Spitzengeschwindigkeiten<br />

des Föhns bestimmen die<br />

Blattform der Rotoren. Zwei Gegensätze bestimmen<br />

die Form der Rotorblätter: Für die Föhnnutzung<br />

müssen die Rotorblätter sehr schlank und für<br />

laue Winde sehr gross sein. Die Rotorblätter müssen<br />

folglich auf die Resultate der Windmessungen<br />

abgestimmt werden. Dies ist keine leichte Aufgabe<br />

und beinhaltet derzeit noch viel Pionierarbeit. |<br />

AUGUST <strong>2009</strong>


26<br />

27<br />

Von Günther Meier<br />

innovation<br />

Eine Weltneuheit<br />

für die Briefmarkenwelt<br />

erstmals in der fast hundertjährigen Geschichte der liechtenstein-<br />

philatelie wird eine Briefmarke ganz in liechtenstein hergestellt.<br />

die Gutenberg aG und die philatelie liechtenstein entwickelten<br />

zudem eine Weltneuheit.<br />

Sammler und Nutzer warten gespannt<br />

auf den 7. September <strong>2009</strong>. An diesem Tag<br />

erscheinen drei neue Briefmarken­Serien der<br />

Philatelie Liechtenstein. Unter ihnen eine Sonderserie<br />

mit vier Wertstufen, die<br />

von der Gestaltung in die Briefmarken­Geschichte<br />

über den druck bis hin des Fürstentums Liechtenstein<br />

eingehen wird. «Mit der Serie<br />

zur perforation – alles ‹Schmetterlinge› präsentiert die<br />

«made in liechtenstein» Philatelie Liechtenstein eine<br />

Weltneuheit – eine selbstklebende<br />

Briefmarke mit echter Perforation und geschlitzter<br />

Vorderseite», schreibt Norbert Hasler in der Neuheiten­Broschüre<br />

zur nächsten Briefmarken­Ausgabe.<br />

<strong>Der</strong> Leiter der Philatelie Liechtenstein erwähnt,<br />

dass es in zweijähriger Vorbereitung<br />

gelungen sei, eine Selbstklebe­Briefmarke mit echter<br />

Perforation zu entwickeln, die sich leicht vom<br />

Bogen ablösen lasse. Zudem ist die Schmetterling­<br />

Serie die erste Briefmarken­Ausgabe in der seit 1912<br />

dauernden Geschichte der liechtensteinischen Post­<br />

wertzeichen, die komplett in<br />

Liechtenstein hergestellt wurde –<br />

oder wie es Norbert Hasler umschreibt: Von der<br />

Gestaltung, die von Stefan Erne stammt, über den<br />

Druck bis hin zur Perforation – alles «made in<br />

Liechtenstein». <strong>Der</strong> Briefmarkendruck gehört zu<br />

den Königsdisziplinen in der Druckindustrie. Die<br />

Gutenberg AG erhielt im Jahre 2007 den Auftrag,<br />

eine Postkarte mit aufgedrucktem Wertzeichen<br />

und Lochperforation herzustellen. Aus der Zusammenarbeit<br />

mit dem Unternehmen, das die Perforation<br />

für diesen Auftrag ausführte, entwickelte sich<br />

die Idee, selbstklebendes Papier mit Nadeln zu perforieren.<br />

Von der spontanen Idee bis zur Realisierung<br />

waren aber noch einige technische Herausforderungen<br />

zu überwinden. Um den technischen Anforderungen<br />

zu genügen, wurde eine spezielle Maschine<br />

angefertigt, welche in der Lage ist, die<br />

Bogen­Produktion in einem Arbeitsgang in der geforderten<br />

Präzision auszuführen. Vor mehr als 500<br />

Jahren revolutionierte Johannes Gutenberg mit den<br />

beweglichen Lettern das Druckgewerbe<br />

und leitete eine ungeahnte<br />

Entwicklung für den Buchund<br />

Zeitungsdruck ein. <strong>Der</strong> Firma<br />

Gutenberg AG ist es gelungen,<br />

Foto: Marco Nescher<br />

Präsentation des ersten Briefmarkenbogens<br />

nach der Perforation:<br />

Norbert Hasler, Leiter Philatelie<br />

und Stefan Erne, Leiter<br />

Gestaltung Philatelie sowie Remi<br />

Nescher, Direktor und Max<br />

Meinherz, Marketingleiter, Guten-<br />

berg AG (v.l.n.r.).


etwas mehr als ein halbes Jahrtausend danach eine<br />

kleine Revolution im Briefmarkendruck der Öffentlichkeit<br />

zu präsentieren. Die neue Dienstleistung,<br />

die nicht auf den Druck von Postwertzeichen<br />

begrenzt bleiben muss, bietet die Gutenberg AG unter<br />

dem Label «Gutenberg security printing» an.<br />

Wünsche der Sammler<br />

und Anwender erfüllen<br />

Die Handhabung der neuen<br />

Selbstklebebriefmarken ist äusserst unkompliziert.<br />

Die Briefmarken können einzeln vom Bogen gelöst<br />

und auf Briefe geklebt werden, ohne dass sie gerissen<br />

oder befeuchtet werden müssen. Das Trägerpapier<br />

des Bogens ist ebenfalls lochperforiert, bleibt<br />

aber – je nach Belieben oder Gebrauch – ganz. <strong>Der</strong><br />

Philatelie Liechtenstein bietet diese Neuheit die<br />

Möglichkeit, die Marken den Sammlern nach deren<br />

Wünschen auszuliefern – als ganze Bögen, in<br />

Blocks, in Streifen oder als Einzelmarken. Die liechtensteinischen<br />

Selbstklebebriefmarken unterscheiden<br />

sich optisch in keiner Weise von den gewohnten<br />

Briefmarken. Dank des speziell für Briefmarken<br />

produzierten Papiers lassen sich die auf Briefe<br />

oder Pakete geklebten Marken problemlos im Wasser<br />

ablösen. Für Philatelisten bleibt damit ein wichtiger<br />

Zweig ihrer Sammelleidenschaft erhalten.<br />

Innovation und<br />

Fälschungssicherheit<br />

Wirtschaftsminister Martin<br />

Meyer hat bei der Präsentation der ersten Briefmarken<br />

im Selbstklebeverfahren seiner Freude Ausdruck<br />

gegeben, dass die Philatelie Liechtenstein in<br />

Foto: Philatelie Liechtenstein<br />

Foto: Philatelie Liechtenstein<br />

Die liechtensteinischen Selbstklebebriefmarken<br />

unterscheiden<br />

sich optisch in keiner Weise von<br />

den bisherigen Markendrucken.<br />

Zusammenarbeit mit der Gutenberg<br />

AG nach fast hundertjähriger<br />

Briefmarken­Tradition einen neuen Schritt<br />

wage. Um erfolgreich zu bleiben, müsse sich ein<br />

Unternehmen an Innovationen wagen. <strong>Der</strong> Wirtschaftsminister<br />

bewertete als sehr positiv, dass erstmals<br />

eine Sonderserie von Briefmarken erscheine,<br />

die vollständig in Liechtenstein hergestellt werde.<br />

Dies sei nicht selbstverständlich, betonte der Wirtschaftsminister,<br />

da es gerade bei der Produktion<br />

von selbstklebenden Briefmarken besonders schwierig<br />

sei, die von der Post gewünschte Fälschungssicherheit<br />

zu gewährleisten. <strong>Der</strong> Sicherheit kommt<br />

bei der Produktion von Postwertzeichen eine besondere<br />

Rolle zu. Neben einwandfreier Qualität hat<br />

die Erfüllung von Sicherheitsaspekten oberste Priorität.<br />

Die Gutenberg AG war sich dieser Herausforderung<br />

bewusst und schloss mit allen an der<br />

Herstellung der Briefmarken beteiligten Mitarbeiter<br />

besondere Sicherheitsverträge ab. Die Produktion<br />

erfolgt in eigens dazu eingerichteten Räumlichkeiten,<br />

welche strengen Sicherheitsvorschriften<br />

entsprechen. |<br />

AUGUST <strong>2009</strong>


28<br />

rätSel-SpaSS<br />

kreuzworträtsel august <strong>2009</strong><br />

AUGUST <strong>2009</strong><br />

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Wenn sich eine Tür schließt,<br />

öffnet sich eine andere.<br />

Aber wir schauen so lange<br />

mit so viel Bedauern<br />

auf die geschlossene Tür,<br />

dass wir die, die sich für uns geöffnet hat,<br />

nicht sehen.<br />

(Alexander Graham Bell)


30<br />

ScHluSSpunkt<br />

Arthur Brunhart<br />

<strong>Der</strong> Tag Liechtensteins<br />

Am 15. <strong>August</strong> feiert das Fürstentum Liechtenstein zum 70. Mal den<br />

Staatsfeiertag. Seine Einführung 1940 geschah auf dem Hintergrund<br />

der Zeitereignisse, als es galt, ein Zeichen zu setzen. Er war ein Symbol<br />

der Geschlossenheit des Volkes, die Bestätigung der Verbindung<br />

von Volk und Fürst, sowie eine<br />

Willenserklärung zur Erhaltung der Staatsfeiertag vermag der Bevölkerung<br />

der Selbstständigkeit des Landes.<br />

Die Regierung bestimmte das ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu geben<br />

Fest Maria Himmelfahrt zur<br />

Feier des Geburtstages von Fürst Franz Josef II. zum Staatsfeiertag.<br />

Monarchie und Staatsoberhaupt standen im Zentrum.<br />

Am 15. <strong>August</strong> feierten die Gemeinden Hochämter, an denen Behörden,<br />

Vereine, Beamte und Schulen teilnahmen. Am 16. <strong>August</strong><br />

besuchten Landtag, Regierung und Beamte die<br />

Messe in Vaduz und überbrachten dem Fürsten die<br />

Geburtstagswünsche. Die mit dem Tag verknüpften<br />

Zeremonien und Rituale bilden auch heute den<br />

Rahmen: Beflaggung, Ansprachen, Volkshymne,<br />

Feuerwerk, das Bekenntnis «Für Gott, Fürst und<br />

Vaterland» und Höhenfeuer. 1990, ein Jahr nach<br />

dem Tod Franz Josef II., beschloss der Landtag<br />

die Beibehaltung des 15. <strong>August</strong> als Staatsfeiertag,<br />

losgelöst vom Geburtstag des Fürsten und gedacht<br />

als Tag der Besinnung auf die staatlichen<br />

Arthur Brunhart<br />

Grundwerte und der Stärkung der Zusammenge­<br />

Landtagspräsident des<br />

hörigkeit. Jedoch, der politische Gedanke des<br />

Fürstentums Liechtenstein Staatsfeiertages verlor, wie beklagt wird, nach<br />

und nach Konturen, sein Sinn verblasste. Nicht<br />

mehr alle wissen, was an diesem Tag eigentlich gefeiert wird, nicht<br />

wenige nehmen ihn als folkloristisch wahr, viele seien desinteressiert.<br />

Unser Land hat wenig identitätsstiftende historische Ereignisse,<br />

welche über gesellschaftliche und weltanschauliche Unterschiede<br />

hinweg Anlass für eine landesweite Feier sein können. Diesen identitätsstiftenden<br />

Charakter trägt der Staatsfeiertag in sich. Seine ursprünglichen<br />

Komponenten und Absichten sind so aktuell wie je.<br />

Um dies bewusst zu machen, kann der Staatsfeiertag eine bedeutende<br />

staatspolitische Funktion einnehmen. Zwar hat sich der Staatsfeiertag<br />

verändert, aber in seiner Funktion blieb er grundsätzlich<br />

gleich. Er vermag der Bevölkerung ein Gefühl der Zusammengehörigkeit<br />

zu geben, der Verbundenheit, des Zusammengehens, ein Bewusstsein<br />

der gleichen Geschichte und einer dynamischen Identität,<br />

die einschliesst und nicht ausgrenzt, die Individualität fördert<br />

und solidarisch Verantwortung für das Gemeinwesen wahrnimmt. |<br />

AUGUST <strong>2009</strong><br />

Foto: Sven Beham


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