August 2009 - Der Monat
August 2009 - Der Monat
August 2009 - Der Monat
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
AUGUST 09<br />
www.dermonat.li<br />
Zukunft Hilfe: Jungen Menschen neue Perspektiven bieten<br />
innovation: Eine Weltneuheit für die Briefmarkenwelt<br />
Zukunft finanZplatZ: Krisen säubern und bieten Chancen
Wir stellen alle in den Schatten<br />
Fensterläden<br />
Sonnenstoren<br />
Rolladen<br />
Lamellenstoren<br />
Insektenschutz<br />
Reparaturen<br />
www.sprengerag.li Tel. 00423 373 24 79<br />
������������������������������ ���������������������������������<br />
�������������������������������� �����������������������<br />
"<strong>Der</strong> <strong>Monat</strong>" Rosamunde 93 x 123 mm 4-f BM 13.7.2008 21:03 U<br />
Für Rosamunde.<br />
Besuchen Sie uns unter<br />
www.mueko.ch<br />
GARTENGESTALTUNG<br />
PFLANZENCENTER<br />
Fallsgass 18, 9493 Mauren<br />
Telefon 00423 373 21 67<br />
Fabrikstrasse 8,9470 Buchs<br />
Telefon 081 756 39 40<br />
• Badplanung /Badumbauten<br />
mit integrierter Wellnessinsel<br />
• Haustechnikanlagen • Alternativenergien<br />
Heizung<br />
Klima<br />
Sanitär<br />
Wellness<br />
Gewerbeweg 23 � Postfach 939 � 9490 Vaduz LI<br />
Tel. 00423 232 86 86 � E-mail: info@vogt-ag.li � www.vogt-ag.li
inHalt | editorial<br />
Staatsfeiertag<br />
Blick nach vorne<br />
Blickt man am Staatsfeiertag eher zurück oder versucht<br />
man mehr die Zukunftsentwicklung zu ergründen?<br />
panorama 4<br />
Zukunft liecHtenStein<br />
Die Zukunft steht noch bevor 6<br />
Zukunft GeSundHeit<br />
Unsere Gesellschaft ist solidarisch gefordert 10<br />
kopf deS monatS<br />
Peter Rutz: <strong>Der</strong> Dompteur der Medien 12<br />
Zukunft finanZplatZ<br />
Krisen säubern und bieten Chancen 14<br />
Zukunft reliGion<br />
Religion bleibt ein Thema 18<br />
Zukunft Hilfe<br />
Jungen Menschen neue Perspektiven bieten 20<br />
ZeitGeScHeHen<br />
Vor 90 Jahren – 2. <strong>August</strong> 1919:<br />
Landtag kündigt Zollvertrag mit Österreich 22<br />
BraucHtum<br />
Staatsfeiertag: Feines von Ausländervereinen 23<br />
WindenerGie<br />
<strong>Der</strong> Föhn und die Windenergie 24<br />
innovation<br />
Eine Weltneuheit für die Briefmarkenwelt 26<br />
rätSel-SpaSS 28<br />
StaatSfeiertaG<br />
Wo ist was los? 29<br />
ScHluSSpunkt 30<br />
Staatsfeiertag? Blickt man eher zurück und sucht<br />
nach einem Jubiläumstag, um etwas ganz Besonderes<br />
feiern zu können oder blickt man mehr nach<br />
vorne und versucht die Zukunftsentwicklung<br />
zu ergründen? Weil<br />
dieses Jahr keine runde Jubiläen<br />
zu feiern sind und das Jubiläum<br />
«300 Jahre Oberland» erst 2012 gefeiert werden<br />
kann, wird wohl die Aktualität und die Bewältigung<br />
der Wirtschaftskrise im Mittelpunkt stehen.<br />
DER MONAT hat vier Autoren<br />
gebeten, einen Blick in die Zukunft<br />
zu werfen. Natürlich geht<br />
es auch um den Finanzplatz und<br />
den Wirtschaftsstandort Liechtenstein,<br />
da führt derzeit kein<br />
Weg daran vorbei, aber wir haben<br />
auch die Solidarität mit den<br />
Ärmsten der Dritten Welt, das<br />
Thema Religion und den Bereich<br />
der Medizin und des Gesund<br />
Günther Meier<br />
heitswesens ausgesucht. Span Chefredaktor «<strong>Der</strong> <strong>Monat</strong>»<br />
nend zu lesen, wie die Entwicklung<br />
in die nähere Zukunft aufgezeigt wird und<br />
welche neuen Gedanken für diese Entwicklungen<br />
in die Prognosen einfliessen. Wir wünschen Ihnen<br />
einen stimmungsvollen, anregenden Staatsfeiertag.<br />
impreSSum: 4. Jahrgang, Nr. 41, <strong>August</strong> <strong>2009</strong>, 18 000 Exemplare<br />
HerauSGeBer: Alpenland Verlag AG, Feld kircher Strasse 13, FL-9494 Schaan,<br />
Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, office@alpenlandverlag.li<br />
redaktion: Günther Meier, Tel. +423 380 09 30, Fax +423 380 09 31, redaktion@dermonat.li<br />
anZeiGen: Tel. +423 239 50 23, Fax +423 239 50 51, annoncen@dermonat.li<br />
GeStaltunG: Sonja Bossart, Gutenberg AG<br />
SatZ und druck: Gutenberg AG, FL-9494 Schaan<br />
papier: PlanoJet, 100 g/m², FSC-zertifiziert<br />
online: «<strong>Der</strong> <strong>Monat</strong>» im Internet: www.dermonat.li<br />
titelBild: Willi Ingold malt auf dem Peter-Kaiser-Platz das Regierungsgebäude.(Foto: bilder.li)<br />
Feldkircherstrasse 13 | 9494 Schaan<br />
Tel. +423 239 50 50<br />
Bücher für Liechtenstein<br />
Feldkircher Strasse 13 • FL-9494 Schaan<br />
AUGUST <strong>2009</strong><br />
3
4<br />
5<br />
panorama<br />
Immer mehr Frauen<br />
an den Schulen<br />
Früher lag das Schulwesen fast ganz in den<br />
Händen von Männern. Abgesehen von Lehrschwestern,<br />
die meist auf der Unterstufe unterrichteten,<br />
dominierten Lehrer in den Schulen. Inzwischen<br />
habe die «zunehmende Feminisierung des<br />
Lehrberufs» dazu geführt, dass in Liechtenstein<br />
mehr Frauen als Männer in den<br />
Schulzimmern unterrichten, wie<br />
«schule heute», das Mitteilungsblatt<br />
des Schulamtes schreibt. In<br />
den Primarschulen steht das Verhältnis<br />
bei 76 Prozent Frauen gegen<br />
24 Prozent Männer, auf der<br />
Sekundarstufe ist das Verhältnis<br />
nicht so ausgeprägt und nur im<br />
Gymnasium dominieren noch die männlichen<br />
Lehrkräfte. Für die «Feminisierung» des Lehrberufs<br />
gibt es verschiedene Erklärungen: Erziehungsarbeit<br />
liege Frauen besser als Männern, als Lehrerinnen<br />
hätten die Frauen mehr Möglichkeiten, nur<br />
Teilzeit zu arbeiten. Finanzielle Überlegungen spielen<br />
ebenfalls eine Rolle: Frauen erzielen als Lehrerinnen<br />
in der Regel ein höheres Einkommen als in<br />
der privaten Wirtschaft.<br />
Foto: iStockphoto<br />
Bevölkerungsszenarien 2005 – 2050<br />
Wie wird sich die Bevölkerung Liechtensteins bis in die Mitte des 21.<br />
Jahrhunderts entwickeln? Dazu sind drei Szenarien entwickelt worden,<br />
wie das Amt für Statistik bekannt gab.<br />
Das Trendszenario<br />
schreibt die aktuelle Entwicklung fort. Dann wird Liechtenstein 2050<br />
genau 44'196 Einwohner haben oder 26 Prozent mehr als heute.<br />
Das optimistische Szenario<br />
geht von einer vorteilhaften Wirtschaftsentwicklung in Liechtenstein<br />
und damit von einer erhöhten Zuwanderung aus dem Ausland aus.<br />
Die Bevölkerungszahl würde auf 56'423 Einwohner oder um 21'518<br />
Personen zunehmen.<br />
Das pessimistische Szenario<br />
verzeichnet ab 2024 einen Rückgang der Bevölkerungszahl, so dass<br />
die Einwohnerzahl 2050 noch 32'248 Menschen beträgt.<br />
Foto: bilder.li<br />
Unser Lebensraum<br />
ist nicht vergrösserbar<br />
Von der Landfläche Liechtensteins im Ausmass<br />
von 160 km² sind nur 52 km² besiedelbar,<br />
wenn Wald, unproduktive Flächen und Alpweiden<br />
von der Totalfläche abgezogen werden. So steht es<br />
in einem neuen Bericht über Raumplanung und<br />
Raumentwicklung, den die Regierung herausgegeben<br />
hat. Seit 1984 hat die Siedlungsfläche pro Jahr<br />
um 18 ha zugenommen, d.h. pro Tag werden rund<br />
500 m² überbaut. Die Bauzonen umfassen rund 21<br />
km² oder beinahe die Hälfte der besiedelbaren Fläche.<br />
Die Bauzonen haben rechnerisch ein Fassungsvermögen<br />
für 70'000 bis 100'000 Einwohner. Das<br />
Wachstum Liechtensteins zeigt sich aber nicht nur<br />
im Verlust von grünen Flächen, sondern auch in der<br />
Wirtschaft. Seit 1950 haben sich die Arbeitsplätze<br />
versechsfacht, von denen mehr als die Hälfte durch<br />
Ausländer, vor allem Grenzgänger belegt werden.<br />
Arbeitnehmerverband<br />
wegen GAV unzufrieden<br />
«Mit unserer Forderung nach der Allgemeinverbindlicherklärung<br />
unserer Gesamtarbeitsverträge<br />
finden wir bei den Verantwortlichen der<br />
LIHK kein Gehör», kritisiert der Liechtensteinische<br />
Arbeitnehmerverband (LANV) die Industrie.<br />
Einzelne Exportbetriebe und auch Zulieferanten<br />
aus der gewerblichen Industrie würden die Rahmenbedingungen<br />
auf das absolute gesetzliche Minimum<br />
drücken. Sozialpartnerschaftliche Errungenschaften,<br />
beklagt sich der Arbeitnehmerverband,<br />
wie Mindestlöhne oder kirchliche Feiertage keine<br />
Gültigkeit mehr hätten.<br />
AUGUST <strong>2009</strong>
Weniger Feiertage<br />
und mehr Ferientage?<br />
Vor einem Jahr gab die Regierung die Überprüfung in Auftrag,<br />
ob für die kirchlichen Feiertage Maria Lichtmess und St. Josef eine gesetzliche<br />
Regelung notwendig sei. <strong>Der</strong> Liechtensteinische Arbeitnehmerverband<br />
(LANV) sei bisher der einzige Wirtschaftsverband gewesen,<br />
der eine gesetzliche Verankerung klar befürwortete, heisst es im<br />
LANVInfo, wo weiter steht: «Seit einigen Jahren schaffen immer<br />
mehr Arbeitgeber die beiden Feiertage ab oder lassen die ausgefallene<br />
Zeit nachholen. Diese Entwicklung ist äusserst bedenklich, zumal die<br />
Arbeitgeber bei Forderungen des LANV nach mehr Ferien immer das<br />
Argument ins Feld bringen, Liechtenstein habe mehr Feiertage als die<br />
umliegenden Länder.» <strong>Der</strong> LANV überlegt sich nun, eine «Offensive<br />
für eine Erhöhung der Ferientage» zu schaffen.<br />
Bäuerliche Ess-Kultur<br />
im Küefer-Martis-Huus<br />
Nicht immer waren Keller und Rauchkammer prall gefüllt. Die<br />
bäuerliche Küche war in früheren Zeiten eine Küche des Mangels.<br />
Dennoch brachte der Mangel eine erstaunliche EssKultur hervor, die<br />
Gegenstand einer Ausstellung im KüeferMartisHuus in Ruggell ist.<br />
<strong>Der</strong> Streifzug durch die kulinarische Kultur unserer Vorfahren wird<br />
ergänzt durch Gegenstände, die früher zur Zubereitung oder Aufbewahrung<br />
der Lebensmittel gebraucht wurden. Eine Fotoausstellung<br />
schafft die Verbindung der früheren Zeit zur Gegenwart.<br />
Vaduz und Bad Ragaz<br />
als regionale Kunstachse<br />
Eine interessante Zusammenarbeit zwischen<br />
Bad Ragaz und Vaduz besteht in der Kunst. «Spuren<br />
legen – Spuren lesen», so der Titel der Ausstellung<br />
von Skulpturen, die an beiden Orten gleichzeitig zu<br />
sehen sind. Über 80 Künstler aus der ganzen Welt<br />
stellen in Bad Ragaz und Vaduz etwa 400 Kunstwerke<br />
aus. Im Ausstellungsbuch<br />
freut sich der Vaduzer Bürgermeister<br />
Ewald Ospelt, dass mit<br />
der Kunst eine Brücke über den<br />
Rhein geschlagen werde. Fast<br />
schwärmerisch fügt er hinzu:<br />
«Bad Ragaz und Vaduz verwandeln<br />
sich unter freiem Him mel<br />
in ein Gesamtkunstwerk.»<br />
Foto: Bad Ragartz<br />
Foto: moodboard.com<br />
Casino Liechtenstein<br />
rückt in greifbare Nähe<br />
Vaduz ist eine der wenigen Hauptstädte<br />
dieser Erde, die weder einen Bahnhof hat noch<br />
ein Casino anbietet. Die Anbindung an ein internationales<br />
Schienennetz dürfte noch einige<br />
Zeit auf sich warten lassen, doch in Sachen Spielcasino<br />
blinken die Ampeln gelb. Die Regierung<br />
hat nämlich eine Gesetzesvorlage in die Vernehmlassung<br />
gegeben, die künftig die Glücks<br />
und Geschicklichkeitsspiele ermöglichen und<br />
regeln soll. Im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses<br />
dürfte die Konzession für ein Casino<br />
stehen, nachdem schon längere Zeit eine Planung<br />
für einen Hotelkomplex mit integriertem<br />
Spielcasino mitten in Vaduz besteht. <strong>Der</strong> Aufhebung<br />
des SpielbankenVerbotes, das vor Jahrzehnten<br />
mit Rücksicht auf die Schweiz erlassen<br />
wurde, steht nichts mehr im Wege, seit die Eidgenossenschaft<br />
vor einigen Jahren eine ganze<br />
Reihe von Spielcasinos konzessionierte. Auch in<br />
unserem Land soll der Betrieb eines Casinos an<br />
eine Konzession gebunden werden, die mit<br />
strengen Auflagen verbunden wird. Voraussetzungen<br />
sind der Nachweis über genügend Eigenmittel<br />
zur Führung eines Casinos und ein einwandfreier<br />
Leumund des Antragsstellers, die<br />
Gewähr für eine einwandfreie Geschäftsführung<br />
bieten. Die Regierung will sich an den Erfahrungen<br />
anderer Länder orientieren, «um<br />
e inen sicheren und korrekten Spielbetrieb zu gewährleisten,<br />
Geldwäscherei und andere Kriminalität<br />
fernzuhalten und sozial schädlichen<br />
Auswirkungen vorzubeugen.» Das neue Gesetz<br />
soll alle Arten von Glücksspielen regeln, von der<br />
Lotterie bis zur Tombola. Verboten bleiben<br />
Schneeballsysteme und andere Gewinnerwartungsspiele,<br />
die als Kettenbriefe, Pyramidensysteme<br />
oder Schenkkreise bekannt sind.
6<br />
7<br />
Von Günther Meier<br />
Zukunft liecHtenStein<br />
Die Zukunft<br />
steht noch bevor<br />
Wohl selten beteiligten sich so<br />
viele Menschen an kurzfristigen Zukunftsprognosen<br />
wie heute, im Zusammenhang mit der aktuellen<br />
Finanz und Wirtschaftskrise. Für die Optimisten<br />
ist die erhoffte Talsohle schon<br />
facebook und twitter als erreicht, in einigen Branchen bereits<br />
durchschritten, so dass spä<br />
vorboten eines neuen Zeitalters,<br />
testens im Herbst der Auf<br />
in dessen mittelpunkt schwung einsetzen kann. Die<br />
Pessimisten dagegen sehen noch<br />
neue kommunikations-<br />
keinen Silberstreifen am Horitechnologien<br />
stehen zont, der auf eine Erholung der<br />
Finanz und Wirtschaftswelt<br />
hindeuten würde. <strong>Der</strong> Hauptunterschied in den<br />
Bewertungen liegt jedoch nicht im Zeitraum, wann<br />
sich die Lage wieder zum Besseren wenden werde,<br />
sondern in der Einschätzung der näheren Zukunft:<br />
Für die einen wird der Aufschwung langsam die<br />
frühere Dynamik zurückbringen, für die anderen<br />
wird es nicht mehr so sein wie vor dem Bankencrash,<br />
der zunehmend die Produktionswirtschaft<br />
in Mitleidenschaft gezogen hat. Doch es geht beim<br />
Blick in die Zukunft nicht nur um die Wirtschaft,<br />
obwohl letztlich Wohlstand und Fortschritt massgeblich<br />
davon abhängen. Es gibt verschiedene andere<br />
Bereiche, mit denen sich die Menschheit auseinanderzusetzen<br />
hat oder auseinandersetzen sollte.<br />
In Liechtenstein beispielsweise liegen Szenarien<br />
an Staatsfeiertagen besteht die neigung, die glorreiche vergangenheit zu<br />
feiern oder einen kühnen Blick in die Zukunft zu werfen. derzeit stehen eher<br />
Gedanken zur Bewältigung der Wirtschafts krise im vordergrund. andere<br />
prob leme warten aber bereits.<br />
für die Bevölkerungsentwicklung bis 2050 vor, die<br />
bisher in der Öffentlichkeit noch wenig Wellen geworfen<br />
haben. Das optimistische Szenario unterstellt<br />
eine vorteilhafte Wirtschaftsentwicklung in<br />
unserem Land, was in Anbetracht des Altersaufbaus<br />
der Bevölkerung zu einer erhöhten Zuwanderung<br />
aus dem Ausland führen müsste. Im pessimistischen<br />
Gegenstück kommt es zur Annahme, dass<br />
Arbeitsplätze verloren gehen, womit sich auch die<br />
Bevölkerungszahl bis in die Mitte des 21. Jahrhunderts<br />
reduzieren würde. Zwischen diesen beiden<br />
Extremen liegt das Trendszenario, das die aktuelle<br />
Entwicklung fortschreibt: Konkret prognostiziert<br />
dieses Szenario einen Anstieg der Bevölkerungszahl<br />
auf 44'196 Personen – oder rund 10'000 Menschen<br />
mehr als im Jahr 2005.<br />
Visionen und<br />
Bevölkerungsstrategien<br />
Dass sich angesichts der aktuellen<br />
Finanz und Wirtschaftskrise erst wenige über<br />
diese fernen Perspektiven Gedanken machen, ist<br />
verständlich. Vorerst interessiert, wie es mit dem<br />
Wirtschaftsstandort Liechtenstein weitergeht. Wird<br />
der Druck auf den Finanzplatz Liechtenstein weiter<br />
zunehmen, weil viele Länder dringend Geld brauchen<br />
für die Finanzierung ihrer MilliardenKonjunkturpakete<br />
und die Stützung von maroden Un
ternehmen im Finanz und Industriesektor?<br />
Schlecht dran sind wir trotz allem nicht. Vorausschauend,<br />
nachdem erste ausländische Druckversuche<br />
auf den Finanzplatz erkennbar wurden, startete<br />
die Regierung das Zukunftsprojekt «Futuro»,<br />
dessen Vision für den Finanzplatz der Zukunft im<br />
Jahr 2008 vorlag. <strong>Der</strong> Enthusiasmus für das Projekt,<br />
das um Visionen für den Produktionsstandort mit<br />
Industrie und gewerblicher Wirtschaft erweitert<br />
wurde, scheint mit der Neuordnung der PolitLandschaft<br />
gedämpfter geworden zu sein. Bei der Lancierung<br />
von Futuro war als richtig erkannt worden,<br />
dass nur eine durchgreifende Strategie eine Zukunftssicherung<br />
des Finanzplatzes bewirken könne,<br />
zumal der Wettbewerb unter den internationalen<br />
Finanzplätzen immer härter werde und die Regulierungen<br />
auf internationaler Ebene immer neue<br />
Herausforderungen bringen würden. Unter den FuturoVisionen<br />
enthält eine der Zielsetzungen eine<br />
besondere Bedeutung, wenn ihre Ausrichtung in<br />
Verbindung mit den drei Bevölkerungsszenarien<br />
gebracht wird: Entwicklung hoher Dynamik dank<br />
Flexibilität des Kleinstaats! Da stellt sich die Frage,<br />
wie sich dieses Ziel verhält mit den drei Szenarien,<br />
die als Modelle für die Zukunftsentwicklung unseres<br />
Landes dienen?<br />
Globale Plattformen für<br />
interaktiven Austausch<br />
Nicht allein die Fokussierung auf<br />
das Private Wealth Management soll laut Futuro<br />
für qualitative Wachstumsraten in der Zukunft<br />
sorgen. Vielmehr werden auch die Bestrebungen<br />
unterstützt, Liechtenstein zu einem Wissenschafts,<br />
Fotos: bilder.li<br />
Die junge Generation wächst mit<br />
den neuen Technologien als<br />
selbstverständlichen Bestandteil<br />
der heutigen Industrie- und<br />
Dienstleistungsgesellschaft auf.<br />
Forschungs und Entwicklungsstandort<br />
auf und auszubauen.<br />
Wenn der Zeitraum der nächsten zwei, drei Jahrzehnte<br />
für die Realisierung dieser Visionen ins<br />
Auge gefasst wird, sollte nicht vergessen werden,<br />
dass international eine Generation heranwächst,<br />
die stark vom Gebrauch von neuen Technologien<br />
geprägt sein dürfte. Web 2.0 gilt als Stichwort für<br />
neue Nutzungsmöglichkeiten des Internets, das<br />
mehr und mehr zu einer globalen Plattform für den<br />
interaktiven Austausch wird. Die Gesellschaft, allen<br />
voran Politik und Wirtschaft, werden sich darauf<br />
einstellen müssen, dass über eine Vielzahl von<br />
Internetplattformen Ideen und Meinungen verbreitet,<br />
aber auch Kampagnen gestartet werden. Erste<br />
Anzeichen sind bereits vorhanden, wie über Blogs<br />
und Twitter Druck auf Regime aufgebaut werden<br />
können. Aber auch in demokratischen Gesellschaften<br />
dürften diese neuen Instrumente verstärkt zum<br />
Einsatz kommen. Heute werden Facebook und<br />
MySpace, YouTube und Twitter noch weitgehend<br />
als Ausdrucksmittel und Kommunikationskanäle<br />
der Jugend betrachtet, doch unter Kommunikationswissenschaftlern<br />
gelten diese «neuen Spielereien»<br />
als Vorboten eines neuen Zeitalters, in dessen<br />
Mittelpunkt solche Kommunikationstechnologien<br />
stehen. Über sehr gut organisierte Netzwerke mit<br />
professionell geführten Datenbanken können in<br />
Zukunft international, aber auch innerhalb eines<br />
Landes aktuelle Fragestellungen diskutiert werden.<br />
Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Kultur und<br />
Wissenschaft treten nach diesen Vorstellungen mit<br />
politisch engagierten Bürgerinnen und Bürgern<br />
über das Web in Kontakt, tauschen ihre Ideen aus –<br />
und werden trotz aller Unterschiede untereinander<br />
kommunikationsfähig.<br />
AUGUST <strong>2009</strong>
8<br />
Junge Generation mit neuen<br />
Technologien<br />
Noch stehen solche Plattformen<br />
und Austauschmöglichkeiten in den Anfängen und<br />
werden erst von einem kleinen Teil der entweder<br />
politisch ambitionierten oder technisch interessierten<br />
Bevölkerung genutzt. Die Jugend aber wächst<br />
mit den neuen Technologien als selbstverständlich<br />
nutzbaren Bestandteil der heutigen Gesellschaft<br />
auf und wird diese Möglichkeiten später in Beruf<br />
und Freizeit nutzen. Auch Liechtenstein ist gefordert,<br />
sich diesen Herausforderungen zu stellen.<br />
Liechtenstein hatte vor zehn Jahren die Vorstellung,<br />
zu einem internationalen Kommunikationsstandort<br />
zu werden. Die Perspektiven für einen neuen<br />
Wirtschaftszweig sahen verlockend aus, einzelne<br />
Protagonisten prognostizierten bereits die Ablö<br />
Blicke nach vorn<br />
sung des Finanzplatzes durch die «Kommunikationsdrehscheibe<br />
Liechtenstein» als wichtigsten<br />
Wirtschaftssektor. Diese Entwicklung ist versagt<br />
geblieben, nicht zuletzt deshalb, weil Technologie<br />
und Nutzungsnachfrage international nicht miteinander<br />
übereinstimmten. Die damalige Vision vom<br />
Kommunikationsstandort Liechtenstein basierte<br />
auf der Überlegung, dass sich längerfristig der gesamte<br />
globale Datenaustausch über die Mobiltelefonie<br />
abwickeln werde. Es macht den Anschein, als<br />
ob diese Vorstellung mit zeitlicher Verzögerung<br />
und in etwas anderer Form doch noch eintreffen<br />
würde. Aber wahrscheinlich ohne Liechtenstein als<br />
Drehscheibe für den internationalen mobilen Datentransfer.<br />
Dessen Bewohner müssen vielmehr<br />
bangen, dass sie in Zukunft nicht einmal mehr den<br />
Nachbarn per Handy erreichen können. |<br />
Wir haben vier Fachleute gebeten, für diese Ausgabe einen Blick nach vorne zu werfen und mögliche Entwicklungen aufzu-<br />
zeigen – in den Bereichen Medizin, Religion, Solidarität und Finanzplatz.<br />
Mit Fussball für eine bessere Welt: Für die Hilfe an junge Menschen in benachteiligten Regionen der Erde gibt es verschie-<br />
dene Möglichkeiten. Die Scort Foundation, die ihren Sitz in Liechtenstein hat, setzt auf Fussball für eine bessere Welt. Ziel von<br />
Scort ist es, professionelle Fussballclubs zu sozialem Engagement zu motivieren. Die ersten Projekte sind vielversprechend,<br />
wie das Projekt in Sudan, das Mädchen und Buben sogar aus verfeindeten Lagern auf dem Fussballfeld zusammenführt.<br />
In der Religion nach Halt suchen: Trotz aller Technisierung wissenschaftlichen Machbarkeit entfernen sich nicht alle Men-<br />
schen von der Religion. Vielmehr suchen gerade in unserer modernen Gesellschaft viele Menschen einen Halt in der Region.<br />
Auch in den aufgeklärten westlichen Gesellschaften wird ein steigendes Interesse an religiöser Sinnfindung beobachtet. Liechtenstein<br />
steht vor der schwierigen Aufgabe, einen Weg in die Zukunft zu suchen.<br />
Gesundheit ist das höchste Gut: Wer leidet, schätzt das Sprichwort «Gesundheit ist das höchste Gut». Die Menschen werden<br />
dank medizinischen Fortschritten und gesellschaftlichen Veränderungen immer älter. Damit stösst das Gesundheitswesen an<br />
die Grenzen der Finanzierbarkeit. Für die Zukunft werden neue Modelle angedacht, um die Balance zwischen Gesundheitsversorgung<br />
und Finanzierbarkeit im Gleichgewicht zu halten.<br />
Nachhaltiges auf dem Finanzplatz: Nicht nur der Finanzplatz Liechtenstein wird derzeit durchgeschüttelt und sucht nach<br />
neuer Ausrichtung nach der Krise. Die traditionellen Standortvorteile, die den Finanzplatz stark anwachsen liessen, sind keine<br />
Garantie mehr für die Zukunft. Gefragt sind wieder Innovation, Service und Leistung, aber auch die Ausrichtung der Finanzgeschäfte<br />
auf nachhaltiges Wirtschaften.
"<strong>Der</strong> <strong>Monat</strong>" Wasser 93 x 123 mm 4-f BM 13.7.2008 21:01 Uhr<br />
Für Wasser und Wasserpflanzen<br />
Besuchen Sie uns unter<br />
www.mueko.ch<br />
GARTENGESTALTUNG<br />
PFLANZENCENTER<br />
Fallsgass 18, 9493 Mauren<br />
Telefon 00423 373 21 67<br />
Fabrikstrasse 8, 9470 Buchs<br />
Telefon 081 756 39 40<br />
Ein Hoch auf unser Land!<br />
Ein Land. Ein Bier.<br />
RAUM UND LICHT<br />
WINTERGÄRTEN<br />
Otto Hilti<br />
Feldkircher-Strasse 94<br />
9494 Schaan<br />
Telefon +423 236 10 00<br />
www.glasbau.li
10<br />
11<br />
Von Karin Zech-Hoop<br />
Zukunft GeSundHeit<br />
Unsere Abenteuerspielplatz<br />
Gesellschaft<br />
ist rund solidarisch um den gefordert Walensee<br />
der altersaufbau der Gesellschaft, die gestiegenen ansprüche der Bevölke-<br />
rung an die medizinische versorgung sowie die technischen fortschritte der<br />
medizin sind eckpunkte, denen sich das Gesundheitswesen heute und noch<br />
mehr in Zukunft stellen muss.<br />
Das Liechtensteinische Gesundheitswesen<br />
ist sehr gut ausgebaut und bietet der<br />
liechtensteinischen Bevölkerung einen qualitativ<br />
hochstehenden Versorgungsgrad. Dies zeigt sich<br />
beispielsweise darin, dass mehrere Verträge mit<br />
Spezialkliniken bestehen. Das<br />
Ziel unseres Gesundheits- heutige sehr offene Gesundheitswesen<br />
ist natürlich auch ein Spiewesens<br />
muss es sein,<br />
gelbild der Vergangenheit, in wel<br />
für die Bevölkerung eine cher Liechtenstein als kleines<br />
Land mit ausgesuchten externen<br />
optimale Grundversorgung<br />
Partnern ein gutes Gesundheits<br />
sicherzustellen wesen anbieten konnte. Zudem<br />
war die Offenheit, was die Mobilität<br />
des Liechtensteiners anbelangt, ein weiterer<br />
wesentlicher Faktor. Systemmässig lehnte sich<br />
Liechtenstein an das derzeit relativ geschlossene<br />
Schweizer System an. Dies führte zu einer hohen<br />
Reglementierungsdichte. Beispielsweise werden<br />
Ins pektionen von der swissmedic in Zusammenarbeit<br />
mit unserem Amt für Gesundheit durchgeführt.<br />
Vorteilhaft ist dabei sicherlich, dass von dem<br />
Wissen eines grösseren Staates profitiert werden<br />
kann, da ein eigenes System für Liechtenstein wohl<br />
wenig Sinn machen würde. Demgegenüber verkomplizieren<br />
notwendige liechtensteinspezifische<br />
Lösungen das System weiter. Es ist nicht einfach,<br />
den Forderungen aus dem EWRRaum, der schweizerischen<br />
Regelung und der Wahrung der eigenen<br />
Identität gerecht zu werden. Das Liechtensteinische<br />
Zur person<br />
Karin Zech-Hoop ist Verwaltungsdirektorin im<br />
Liechtensteinischen Landesspital in Vaduz.<br />
Gesundheitswesen ist nur zu verstehen, wenn die<br />
vielen im Detail liegenden feinen Unterschiede bekannt<br />
sind. Eine einfache Klassierung ist nicht<br />
möglich. Vielmehr ist das Gesundheitswesen extrem<br />
vielschichtig, heterogen und jede Massnahme<br />
auf Schweizer wie auch auf Liechtensteinischer Seite<br />
muss wohl überdacht werden.<br />
Laufende Entwicklungen für<br />
die Zukunft<br />
Für die künftige Entwicklung im<br />
Gesundheitswesen sind unter anderem folgende<br />
Faktoren und wie sich Liechtenstein in diesen Bereichen<br />
entwickeln wird, von entscheidender Bedeutung:<br />
Rahmenbedingungen, Leistungsangebot,<br />
demographische Entwicklung, Personalressourcen,<br />
Globalisierung versus Regionalität, Vernetzung,<br />
Finanzierungsfrage – Systemfrage. Die verschiedenen<br />
Bestrebungen gehen derzeit alle dahin,<br />
das bestehende System zu optimieren, indem Rahmenbedingungen<br />
leicht verändert werden. Gleichzeitig<br />
sollen negative Anreize vermieden und dafür<br />
gesorgt werden, dass sich alle an die Spielregeln<br />
halten. Solche Veränderungen der Rahmenbedingungen<br />
sind beispielsweise die Zulassung von<br />
Parallel importen bei Medikamenten und anderen<br />
medizinischen Geräten, die Tarifdiskussionen der<br />
Einzelleistungsverrechnung gegenüber der pauschalen<br />
Entgeltung, die Entrichtung einer Praxisgebühr<br />
oder FranchisenErhöhungen, etc. Das<br />
Leistungsangebot wird sich weiterhin den Entwicklungen<br />
und Innovationen im Gesundheitswesen<br />
anpassen. Natürlich widerspiegelt sich auch<br />
immer die gesellschaftliche Einstellung im Leistungsangebot.<br />
Beispielsweise sind im Liechtensteiner<br />
Leistungskatalog gegenüber der Schweiz ver
Die verschiedenen Bestrebungen schiedene Vorsorgebehandlun<br />
gehen derzeit alle dahin, das begen zusätzlich enthalten. Im<br />
stehende System zu optimieren. Rahmen einer Leistungserweiterung<br />
wird der volkswirtschaftliche<br />
Nutzen einer medizinischen Entwicklung/Innovation<br />
immer mehr an Bedeutung gewinnen.<br />
Die demografische Entwicklung selbst hat einen<br />
wesentlichen Einfluss auf das gesamte Gesundheitssystem.<br />
Die Bevölkerung wird immer mehr<br />
aus älteren Menschen bestehen, welche eine politische<br />
Macht darstellen und demzufolge das Leistungsangebot<br />
wesentlich auf ihre Bedürfnisse hin<br />
mitbestimmen. Zudem ist bekannt, dass die letzten<br />
Lebensjahre am Kostenintensivsten sind. Dies<br />
bedeutet, dass mehr Leistungen gefordert werden,<br />
die bestehenden Infrastrukturen verstärkt genutzt<br />
und der Kostendruck sich markant erhöhen wird.<br />
Gleichzeitig werden Probleme bei der Rekrutierung<br />
von Fachpersonal erwartet. Hinzu kommt,<br />
dass eine qualitativ hohe Grundversorgung vor Ort<br />
erwartet wird. Für Spezialbehandlungen kann<br />
durchaus ein weiter Weg in Kauf genommen werden,<br />
jedoch besteht gleichzeitig auch der Wunsch,<br />
bei längerer Krankheit in der Heimat versorgt werden<br />
zu können. Ein Ausweg aus diesem Dilemma<br />
des gestiegenen Kostendrucks, dem Fachkräftemangel<br />
und dem Anspruch einer qualitativ hochstehenden<br />
Grundversorgung vor Ort kann nur<br />
eine gute Infrastruktur vor Ort mit einer hohen<br />
Vernetzung zu anderen Disziplinen entsprechen.<br />
Damit wird künftig dem Koordinations und Kommunikationsanspruch<br />
im System eine entschei<br />
dende Bedeutung zukommen. Organisationen,<br />
welche diesem Koordinations und Kommunikationsanspruch<br />
erfüllen können, werden sich auf dem<br />
Markt behaupten.<br />
Wie könnte die Zukunft<br />
aussehen?<br />
Weit in die Zukunft geschaut,<br />
wird sicherlich der Solidaritätsgedanke in Zusammenhang<br />
mit der Finanzierbarkeit des Systems<br />
überdacht werden müssen. Ziel muss es sein, für die<br />
Bevölkerung eine optimale Grundversorgung sicherzustellen.<br />
Dabei darf ein Spitalaufenthalt oder<br />
eine grössere Krankheit nicht den finanziellen Ruin<br />
bedeuten. Amerikanische Verhältnisse, bei denen<br />
die grosse Mehrheit der Bevölkerung eine anständige<br />
Grundversorgung nicht mehr finanzieren<br />
kann, sind inakzeptabel. Mit dem jetzigen System<br />
wird der Druck auf die verdienende Bevölkerungsschicht,<br />
weiter steigen. Eine mögliche Weiterentwicklung<br />
des Systems wäre, beispielsweise, dass<br />
dem Patienten wieder mehr Eigenverantwortung<br />
zugestanden wird. So könnte die finanzielle Absicherung<br />
eine obligatorische Risikoversicherung<br />
darstellen, welche Spitalaufenthalte und längere<br />
Krankheiten abdeckt. Weiters wäre in Analogie zur<br />
Autoversicherung ein BonusMalus System auch<br />
mit der Möglichkeit eine Vollversicherung abzuschliessen<br />
denkbar. <strong>Der</strong> Prävention würde damit<br />
ein grösserer Stellenwert eingeräumt werden und<br />
jeder einzelne hätte ein grösseres Interesse daran,<br />
sich gesund zu halten. |<br />
AUGUST <strong>2009</strong><br />
Foto: Liechtensteinisches Landesspital
12<br />
kopf deS monatS<br />
Peter Rutz<br />
<strong>Der</strong> Dompteur der Medien<br />
Im dunklen Anzug, dezent im Hintergrund<br />
stehend, aber sofort im Brennpunkt des Geschehens,<br />
wenn es die Situation erfordert, so erkennt<br />
man ihn seit Jahren am Staatsfeiertag auf der<br />
Schlosswiese. Peter Rutz, stellvertretender<br />
Amtsleiter des Presse<br />
und Informationsamtes der<br />
Regierung, ist verantwortlich für<br />
die Betreuung der Medienvertreter<br />
von Zeitungen, Agenturen, Radio und Fernsehen.<br />
Ungefähr 25 verschiedene Medien aus dem Inund<br />
Ausland sind jeweils akkreditiert, wenn der<br />
Staatsfeiertag mit Feldmesse und Ansprachen, mit<br />
Apéro beim Fürsten und den Interviews<br />
der Radio und Fernsehstationen<br />
im üblichen Rahmen<br />
abläuft. Wenn aber etwas<br />
Besonderes gefeiert wird oder angekündigt<br />
ist, wie etwa im Jahr<br />
2004 mit der Übergabe der Regierungs<br />
und Staatsgeschäfte<br />
von Fürst HansAdam II. auf<br />
Peter Rutz<br />
Erbprinz Alois, strömt ein Mehr<br />
Verantwortlich für die Medienfaches an Medienschaffenden in<br />
betreuung am Staatsfeiertag unser Land. Peter Rutz hat Erfahrung<br />
mit solchen Dingen.<br />
Sein wachsames Auge erkennt in<br />
der Regel ein Problem bereits, bevor es richtig zum<br />
Problem wird. Bis sich ein Medienvertreter hilfesuchend<br />
an Peter Rutz wendet, hat dieser schon die<br />
Lösung des Problems eingeleitet – ersetzt die verlorene<br />
Zutrittskarte zum Pressezentrum, reicht eine<br />
Pressemappe nach, kommandiert diskret den Interviewpartner<br />
für die Kamera in die bestmögliche<br />
Position. Sein Organisationstalent, das er schon bei<br />
vielen anderen Veranstaltungen, beispielsweise als<br />
OKChef der Tour de Suisse in Liechtenstein, unter<br />
Beweis gestellt hat, kommt bei solchen Situationen<br />
voll zur Geltung und lässt solche kleinen, unvorhergesehenen<br />
Zwischenspiele als völlig normale Routinegeschäfte<br />
erscheinen: Keine Hektik aus Überforderung<br />
und auch keine Schweisstropfen, weil wieder<br />
einmal etwas Unvorhergesehenes möglichst<br />
AUGUST <strong>2009</strong><br />
Foto: Sven Beham<br />
für mich ist der Staatsfeiertag immer wieder ein festtag,<br />
bei dem ich mich auf die kontakte mit den medien freue<br />
rasch und unauffällig erledigt werden musste. Die<br />
Festbesucher auf der Schlosswiese sehen Peter Rutz<br />
mit den Medienleuten im abgetrennten Rayon, das<br />
Fotografieren und Filmen der Feldmesse und der<br />
fürstlichen Familie möglichst nahe erlaubt. Zu diesem<br />
Zeitpunkt hat er schon eine Menge Arbeit im<br />
Hintergrund erledigt: Wochen vor dem Staatsfeiertag<br />
werden die Einladungen an die Medien verschickt,<br />
werden Wünsche für Interviews entgegen<br />
genommen, die Interviewpartner konsultiert, die<br />
Pressemappen mit den Reden des Erbprinzen und<br />
des Landtagspräsidenten vorbereitet, die Zutrittskarten<br />
für den Zutritt zum Pressezentrum ausgestellt.<br />
Weil Medien auch immer etwas Spezielles<br />
wollen, gibt es zahlreiche Sonderwünsche zu erfüllen<br />
oder abzuklären, ob diese Wünsche erfüllt werden<br />
können.<br />
Medienleute äussern sich Jahr für Jahr lobend<br />
über die professionelle Art und Weise, wie sie in<br />
Liechtenstein bedient werden. Ganz besonders die<br />
effiziente und sehr persönliche Arbeit von Peter<br />
Rutz, der inzwischen eine Menge Leute von Zeitungen,<br />
Radio und Fernsehen kennt. Dass sich die Medienvertreter<br />
bei ihm gut aufgehoben fühlen, hängt<br />
nicht zuletzt mit seinem phänomenalen Personen<br />
und Namensgedächtnis zusammen: Wenn er einmal<br />
mit einem Menschen zu tun hatte, dann kann<br />
er diese Person bei späteren Begegnungen gezielt<br />
mit dem Namen ansprechen. Kontaktfreude ist<br />
eine wesentliche Voraussetzung seines Berufes, was<br />
ihm besonders liegt. «Für mich ist der Staatsfeiertag<br />
immer wieder ein Festtag», sagt Peter Rutz mit<br />
Überzeugung, «bei dem ich mich auf die Kontakte<br />
mit den Medienschaffenden freue.» |
Liechtenstein all inclusive<br />
puBlireportaGe<br />
Mit dem Erlebnispass<br />
Liechtenstein entdecken<br />
Wie oft stand man selbst schon vor der Frage, was man am Wochenende<br />
unternehmen könnte. Womit man den Kindern einen erlebnisreichen<br />
Ausflug bieten könnte. Am Besten ohne langwierige Autofahrt<br />
sondern ganz in der Nähe.<br />
<strong>Der</strong> Erlebnispass «Liechtenstein all inclusive» von Liechtenstein<br />
Tourismus liefert hier zahlreiche Ideen. Mit dem Pass kann man 25<br />
spannende Erlebnisse im Einzelwert von rund 250 Franken für nur 25<br />
Franken entdecken. Wie wäre es zum Beispiel mit freier Fahrt auf den<br />
Bergbahnen Malbun bis 2000 Meter über Meer? Einem Besuch der<br />
Greifvogelflugshow der Falknerei Galina? Oder einem Abstecher in<br />
die Erlebniswelt Ridamm City? Da man sich mit dem Pass auch kostenlos<br />
auf dem gesamten Liniennetz der Liechtenstein Bus Anstalt bewegen<br />
kann, kann das eigene Auto getrost zuhause gelassen werden.<br />
Für die ganze Familie<br />
<strong>Der</strong> Erlebnispass «Liechtenstein all inclusive» soll die Einwohner<br />
der Region dazu motivieren, ihre Freizeit in der näheren Umgebung<br />
zu verbringen und die hiesigen Attraktionen wieder oder eben neu zu<br />
entdecken. Dabei stehen Familien besonders im Mittelpunkt. Vom sowieso<br />
schon günstigen Einzelpreis eines Passes zahlen Kinder von<br />
sechs bis fünfzehn Jahre nur die Hälfte und für Kinder unter sechs Jahre<br />
ist der Pass sogar gratis.<br />
Erlebnis-Weekend oder Ferien in der Region<br />
Ganz individuell, ob man nun ein ereignisreiches Wochenende<br />
oder für einmal «Ferien in der Region» verbringen will, wird der Erlebnispass<br />
in zwei Versionen angeboten: Als 2Tages oder als 6Tages<br />
Pass. <strong>Der</strong> Erlebnispass ist bis zum 18. Oktober <strong>2009</strong> gültig.<br />
Erhältlich ist «Liechtenstein all inclusive» bequem im Internet unter<br />
www.erlebnispass.li oder bei Liechtenstein Tourismus (das Liechtenstein<br />
Center ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet), Tel. +423 239 63 00<br />
Alle 25 Attraktionen in der Übersicht:<br />
Freie Fahrt auf allen Buslinien der LBA<br />
und der Bergbahn Malbun, Rundfahrt<br />
mit dem Citytrain durch Vaduz, Degustation<br />
in der Hofkellerei, Landesmuseum,<br />
Kunstmuseum, FIS-Ski- und Wintersport<br />
Museum, TaKINO, Walsermuseum,<br />
Briefmarkenmuseum, Erlebniswelt<br />
Neuguthof, Freibad Mühleholz,<br />
Hallenbäder Eschen, Balzers und<br />
Triesen, Rundgang «Mit Goethe durch<br />
Vaduz», Minigolf, Greifvogelflugschau,<br />
Bezug eines Keramik-Bechers in der<br />
Keramik Werkstatt-Schaedler, Liechtensteiner-Souvenir-Stempel,Lesezeichen,<br />
Briefmarke, Brauhaus-Flaschenöffner,<br />
Bike-Tagesmiete, Führung<br />
durchs Vogelparadies und zwei Besuche<br />
auf dem Tennisplatz Balzers
14<br />
15<br />
Von Günther Biedermann<br />
Zukunft finanZplatZ<br />
Krisen säubern<br />
und bieten Chancen<br />
krisen regen zum nachdenken an. Gerade jetzt, im nachgang<br />
zur globalen finanzkrise. Wer sich von der masse abheben<br />
möchte, braucht aber ein gewisses mass an ideen und risi-<br />
kobereitschaft, die sich aber für die Zukunft auszahlen.<br />
Lange Jahre konnten viele Unternehmen,<br />
vornehmlich aus der Finanzbranche, vom<br />
Standortvorteil Liechtenstein profitieren. Die positiven<br />
Rahmenbedingungen des Finanzplatzes verhalfen<br />
der gesamten Wirtschaft<br />
nur durch ein effizientes zu überdurchschnittlich hohen<br />
Wachstumsraten und stetig stei<br />
Zusammenwirken können<br />
gendem Wohlstand. Durch das<br />
ressourcen sinnvoll offizielle Bekenntnis der Regierung,<br />
die OECDStandards in<br />
eingesetzt und mehrwert<br />
Sachen Steuerfragen anzuerken<br />
generiert werden nen, tauchen unweigerlich Zweifel<br />
über einen weiterhin positiven<br />
Verlauf des Finanzplatzes auf. Gerät das Erfolgsmodell<br />
Liechtenstein nun ins Stocken oder stehen<br />
wir gar vor einem Scherbenhaufen? Nein. Eine ausgeweitete<br />
Hilfeleistung an ausländische Staaten<br />
betreffend Steuerhinterziehung muss keinen Exodus<br />
ausländischer Kundschaft bedeuten. Zweifelsohne<br />
wird der radikale Kurswechsel in Sachen<br />
Kooperation in Steuerfragen tief greifende Anpassungen<br />
mit sich bringen. Die Spreu wird sich vom<br />
Weizen trennen und es kommt zu einer Konsolidie<br />
Foto: iStockphoto<br />
rung auf der Kunden wie auch<br />
auf der Anbieter seite. Dies dürfte<br />
unweigerlich zu Vermögensabflüssen<br />
und Verlust von Arbeitsplätzen<br />
führen. Niemand macht<br />
gerne einen Schritt zurück. Doch mit den Vorteilen,<br />
die Liechtenstein bieten kann, sind zwei Schritte<br />
nach vorne möglich. Wie kann sich der Finanzplatz<br />
aus der aussichtlosen Situation befreien und einen<br />
Weg aus der Krise finden?<br />
Kleinstaaten sind<br />
vermeintlich leichte Gegner<br />
Wie nicht zum ersten Mal<br />
schmerzhaft erfahren werden musste, sind Kleinstaaten<br />
vermeintlich leichte Gegner und deshalb<br />
beliebte Angriffsziele. <strong>Der</strong> in Krisenzeiten so übermächtig<br />
scheinende Nachteil des Kleinen kann in<br />
anderen Situationen zu einem nicht zu unterschätzenden<br />
Trumpf werden. Die gegebenen kurzen<br />
Entscheidungs und Informationswege ermöglichen<br />
eine schnelle Reaktion auf ein sich änderndes<br />
Markt umfeld und erlauben eine effiziente Realisierung<br />
neuer Projekte. <strong>Der</strong> Staat muss attraktive<br />
Rahmenbedingungen schaffen, die eine einfache<br />
und schnelle Umsetzung von Finanzdienstleistungen<br />
ermöglichen. Zudem muss er den Ausbau von<br />
Strukturen in den Bereichen Innovation sowie Forschung<br />
und Entwicklung konsequent vorantreiben.<br />
Somit lässt sich sicherstellen, dass Trends frühzeitig<br />
erkannt und dementsprechend Rechnung getragen<br />
werden kann. Die Aufsichtsbehörden, allen<br />
voran die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein FMA,<br />
sind gefordert, die administrativen Vorgaben zu<br />
straffen und Vorteile gegenüber anderen Ländern<br />
zu schaffen. <strong>Der</strong> Faktor des «TimetoMarket» ist
in einer Zeit von ständig schneller voranschreitenden<br />
Entwicklungen ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil,<br />
den es aufrecht zu erhalten und weiter auszubauen<br />
gilt. Betrachten wir die bereits ge leistete<br />
Arbeit, die proaktive Vorgehensweise des Staates<br />
auf die Steueraffäre und die vorhandenen Fachkräfte<br />
mit deren Knowhow, so sind die Grundvoraussetzungen<br />
für ein weiterhin erfolgreiches Wirtschaften<br />
gegeben. Die Anbieter von Finanzdienstleistungen<br />
sind nun gefordert, diese Vorteile zu<br />
nutzen. Wie bereits erwähnt, konnte der Finanzplatz<br />
in den vergangenen Jahrzehnten dank Standortvorteil<br />
stark wachsen. Innovation, Service und<br />
Leistung mussten teilweise nur bedingt angeboten<br />
werden und verloren somit an Bedeutung. Es scheint<br />
deshalb unerlässlich, den Fokus des täglichen Handelns<br />
neu zu überdenken und bei Bedarf neu auszurichten,<br />
um am Erfolg der Vergangenheit nachhaltig<br />
anknüpfen zu können.<br />
Kommunikation gegen<br />
aussen verbessern<br />
Banken, Treuhänder und Vermögensverwalter<br />
sollten bestrebt sein, die Kommunikation<br />
untereinander zu verbessern, um Erfahrungen<br />
auszutauschen und Lösungen zu<br />
suchen. Nur durch ein effizientes Zusammenwirken<br />
können Ressourcen sinnvoll eingesetzt und<br />
Mehrwert generiert werden. Wenn Kunden in Zukunft<br />
ihr Geld unabhängig vom Standort wegen<br />
einer vertrauenswürdigen Aufsicht, exzellenten<br />
Serviceleistungen und innovativen<br />
Dienstleistungen in Liechtenstein<br />
anlegen, sind wir auf<br />
dem richtigen Weg. Doch nicht<br />
nur unter den Finanzplatzteilnehmern<br />
sollte die Kommunikation verbessert<br />
werden, sondern auch gegen aussen. Neben den Bestrebungen,<br />
auf Stufe der Regierung die ramponierte<br />
Reputation des Finanzplatzes ins rechte Licht<br />
zu rücken, sollte dies vermehrt auf zusätzlichen<br />
Ebenen nachhaltig verfolgt werden. So beispielsweise<br />
bei Verbänden, welche als Interessenvertreter<br />
ihrer Akteure auftreten. Sie sollten vermehrt bestrebt<br />
sein, das Netzwerk zu nutzen und proaktiv<br />
zu informieren.<br />
Foto: Presseamt<br />
Sich von der grossen Masse<br />
abheben kann man<br />
entweder durch tiefere Kosten<br />
oder Nischenprodukte<br />
Nachhaltigkeit verlangt Werte<br />
Sich von der Masse abzuheben,<br />
setzt ein gewisses Mass an Ideen und Risikobereitschaft<br />
voraus. DJD Partners Trust reg. hat sich bereits<br />
vor vier Jahren durch seine Gründung als<br />
Fondsverwaltungsgesellschaft mit verschiedenen<br />
Fondsstrategien für den Weg der Standortunabhängigkeit<br />
entschieden. Sich von der grossen Masse<br />
abheben kann man entweder durch tiefere Kosten<br />
oder Nischenprodukte. DJD hat sich für letzteres<br />
entschieden und hat unabhängig vom Standort<br />
Liechtenstein seine Kunden durch Qualität und<br />
Service überzeugen können. |<br />
Zur person<br />
Günther Biedermann ist Finanzanalyst und Ver-<br />
mögensverwalter bei der Firma DJD Partners<br />
Trust reg. in Balzers.<br />
AUGUST <strong>2009</strong>
������ ������ �������<br />
���� ���� ������ ��� �� ������ ������� �����<br />
������������� � ��� ������������������� ��� ��������� ��
BILDER.LI<br />
��� ����������� ��� �������������<br />
������ ���� ����� ��� ������ ������������������
18<br />
19<br />
Von Günther Boss<br />
Zukunft reliGion<br />
Religion bleibt<br />
ein Thema<br />
Das Wort «postsäkular» hat seither<br />
die Debatten über die gesellschaftliche Rolle der<br />
Religion geprägt. Es will besagen, dass die Säkularisierungstheorien,<br />
die noch in den 70er und 80er<br />
Jahren des 20. Jahrhunderts auf<br />
es lässt sich auch in breiten Konsens stiessen, heute<br />
modernen westlichen an ein Ende gekommen sind. Damals<br />
hatte man angenommen,<br />
Gesellschaften ein anhaltendes dass moderne Gesellschaften mit<br />
interesse an religiöser<br />
fortschreitender Wissenschaft<br />
und Technik sich nach und nach<br />
Sinnfindung beobachten von der Religion emanzipieren,<br />
dass sich alle Lebensbereiche<br />
«verweltlichen». Heute muss man feststellen, dass<br />
ein solcher Automatismus nicht eingetroffen ist. In<br />
globaler Perspektive kann man vielmehr beobachten,<br />
dass die Religion geblieben ist, in ihren verschiedensten<br />
Ausformungen und Spielarten, im<br />
politischen wie im privaten Bereich. Es lässt sich<br />
auch in modernen westlichen Gesellschaften ein<br />
anhaltendes Interesse an religiöser Sinnfindung beobachten,<br />
allerdings weniger stark institutionell gebunden<br />
als in früheren Epochen. Habermas gesteht<br />
mit seiner Rede von einer «postsäkularen Gesellschaft»<br />
ein, dass die Religion auch am Beginn des<br />
21. Jahrhunderts ein ernst zu nehmendes Thema<br />
bleibt.<br />
einmal mehr war es der philosoph Jürgen Habermas, der das Stichwort zur<br />
aktuellen gesellschaftlichen Situation gab. Bei der verleihung des friedens-<br />
preises des deutschen Buchhandels 2001 sprach er von einer «postsäkularen<br />
Gesellschaft».<br />
Nachgeholte Säkularisierung<br />
Wendet man den Blick von diesen<br />
globalen Beobachtungen auf die heutige Realität<br />
in Liechtenstein, wird man sagen müssen, dass<br />
hier einige Entwicklungen anders, nämlich verspätet<br />
verlaufen. Liechtenstein bildete noch vor einer<br />
Generation ein nahezu geschlossenes katholisches<br />
Milieu. Dieses katholische Milieu ist gerade dabei,<br />
sich rasant aufzulösen. Man spürt in Liechtenstein<br />
heute zunächst einmal das Bedürfnis, eine verpasste<br />
Säkularisierung nachzuholen. Wir stehen noch<br />
nicht in der postsäkularen Gesellschaft, sondern in<br />
der Phase der Säkularisierung. <strong>Der</strong> Entwurf der Regierung<br />
für die Neuordnung des Staatskirchenrechts<br />
aus dem Jahr 2008 liest sich denn auch wie<br />
eine nachgeholte Säkularisierung. Dieser Entwurf<br />
bedeutet einen grundlegenden Paradigmenwechsel<br />
im Verhältnis von Staat und Religion. Er ist in seiner<br />
Radikalität noch kaum in der Bevölkerung angekommen<br />
oder in seinen Konsequenzen angemessen<br />
diskutiert. Neu ist, dass sich der Staat hinkünftig<br />
religiös völlig neutral verstehen, sich «religionsblind»<br />
verhalten will. Die privilegierte Beziehung<br />
des Staates zur römischkatholischen Kirche als<br />
«Landeskirche» soll aufgelöst werden. <strong>Der</strong> Entwurf<br />
strebt eine Trennung von Staat und Religion an –<br />
allerdings eine religionsfreundliche Trennung. Die<br />
Religionen sollen sich gemäss ihrem eigenen Selbstverständnis<br />
frei entfalten können. Alle denkbaren<br />
Religionsgemeinschaften werden vom Staat zunächst<br />
auf dieselbe Stufe gestellt. Sofern eine religiöse<br />
Gemeinschaft bestimmte Bedingungen erfüllt<br />
(Mitgliederzahl, Befolgung der staatlichen Gesetze<br />
usw.), kann sie einen öffentlichrechtlichen Status<br />
erlangen und von einer Mandatssteuer profitieren.<br />
Epochal an diesem Entwurf ist,<br />
dass sich der Staat hinkünftig rein säkular verstehen<br />
will, mit Luther gesprochen: als «weltlich Ding».<br />
Was dies für das staatliche Handeln, die staatliche<br />
Gesetzgebung und die politischen Akteure bedeutet,<br />
ist meines Erachtens noch gar nicht hinreichend<br />
durchdacht. Ich nenne als markantes Beispiel nur<br />
die Gestaltung des Festaktes anlässlich des Staats
feiertages. Die heute enge Verzahnung von römischkatholischer<br />
Eucharistiefeier mit Ansprachen der<br />
höchsten Repräsentanten des Staates dürfte sich<br />
nach einer Trennung von Kirche und Staat in dieser<br />
Form nicht mehr verantworten lassen.<br />
Ein Staatsvertrag<br />
mit dem Vatikan?<br />
Überraschenderweise hat die<br />
Leitung des Erzbistums den Vernehmlassungsbericht<br />
der Regierung ohne Begründung verworfen<br />
und an dessen Stelle ein Konkordat, also einen<br />
Staatsvertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und<br />
dem Staat Liechtenstein, gefordert. Überraschend<br />
ist diese Forderung, weil sich die Bistumsleitung bei<br />
der Errichtung des Erzbistums im Jahr 1997 klar<br />
gegen Konkordatsverhandlungen ausgesprochen<br />
hatte; überraschend ist diese Forderung auch, weil<br />
Vertreter des Erzbistums massgeblich am Entwurf<br />
der Regierung mitgearbeitet hatten; überraschend<br />
schliesslich, weil es in Liechtenstein keine Gegenstände<br />
gibt (etwa theologische Fakultäten oder<br />
kirchliche Schulen), die einer konkordatären Regelung<br />
bedürften. Weniger überraschend ist die Forderung<br />
nach einem Konkordat allerdings, wenn<br />
man die eigentlichen Motive dahinter<br />
sieht: <strong>Der</strong> Erzbischof<br />
möchte weiterhin eine exklusive<br />
und privilegierte Behandlung der<br />
römischkatholischen Kirche<br />
durch den Staat, und das geeignete<br />
Mittel dazu scheint ihm<br />
heute ein Konkordat. Den entscheidendenParadigmenwechsel,<br />
nämlich die religiöse Neutralität<br />
des Staates und die prinzipielle<br />
Gleichbehandlung aller Religionsgemeinschaften,<br />
will der Erzbischof nicht mitvollziehen.<br />
Foto: bilder.li<br />
Die privilegierte Beziehung<br />
des Staates zur römischkatholischen<br />
Kirche als «Landeskirche»<br />
soll aufgelöst werden.<br />
Mehr pastorale<br />
Anliegen verfolgen<br />
Diese Diskussion um das Verhältnis<br />
von Kirche und Staat wird uns erhalten bleiben.<br />
Sie soll gründlich und mit der nötigen Zeit geführt<br />
werden. Wünschenswert wäre, dass auf Seiten<br />
der katholischen Kirche dabei sehr viel stärker biblische<br />
und pastorale Anliegen verfolgt würden,<br />
nicht ausschliesslich kirchenrechtliche. Die Kirche<br />
kann in ganz unterschiedlichen StaatsKirchen<br />
Systemen leben. Wenn die Kirche ihre erlösende<br />
Botschaft aber nicht mehr in die Lebenswelt der<br />
Menschen von heute übersetzen kann, trägt sie selber<br />
zu einer beschleunigten Säkularisierung bei. |<br />
Zur person<br />
Dr. theol. Günther Boss hat in Fribourg und Mün-<br />
chen katholische Theologie studiert. <strong>Der</strong>zeit ar-<br />
beitet er an einer Habilitationsschrift im Bereich<br />
Fundamentaltheologie.<br />
AUGUST <strong>2009</strong>
20<br />
21<br />
Von Kristina Bohnstedt<br />
Zukunft Hilfe<br />
Jungen Menschen<br />
neue Perspektiven bieten<br />
um armen menschen in benachteiligten regionen unserer Welt zu helfen,<br />
gibt es verschiedene möglichkeiten. Scort foundation setzt auf fussball, bil-<br />
det trainer aus und versucht jungen menschen neue perspektiven über den<br />
Sport zu bieten.<br />
Ich stehe am Stadtrand von Khartum<br />
und blicke auf die karge Fläche vor mir. Sand,<br />
Müll und Lehmhütten soweit das Auge reicht. Vor<br />
mir wirbelt der Staub auf – Kinder spielen barfuss<br />
auf dem sandigen und steinigen<br />
fussball bedeutet hier Untergrund Fussball, Lachen<br />
schallt von allen Seiten. Meine<br />
mehr als nur kicken –<br />
Gedanken schweifen ab. Vor ei<br />
die trainer vermitteln den nem Jahr habe ich meinen Job an<br />
der Universität gekündigt und<br />
kindern erfolgs- und<br />
wollte endlich praktischer arbei<br />
Gemeinschaftserlebnisse ten – in der Welt etwas bewegen<br />
und die Kraft des Sports nutzen,<br />
so meine Vision. Ich wollte meinen Teil zu einer<br />
besseren Welt beitragen. Mit der Scort Foundation<br />
in Liechtenstein bin ich fündig geworden. Sie hat<br />
sich genau diese Vision zum Ziel gesetzt. Die Stiftung<br />
wurde von Hanspeter Rothmund und Marc<br />
André Buchwalder mit der Überzeugung gegründet,<br />
durch Sport benachteiligte junge Menschen zu<br />
unterstützen und zu fördern. Im Oktober 2008 war<br />
es dann soweit, ich wurde Teil des ScortTeams.<br />
Waisenhaus neben der<br />
Sandwüste<br />
Eine Stunde sind wir gerade aus<br />
der Stadtmitte der sudanesischen Hauptstadt bis<br />
hierher gefahren. Es ist erst 8 Uhr morgens und<br />
trotzdem schon fast 40 Grad. Kein Grund für die<br />
vielen Kinder, nicht in der Hitze umher zu rennen.<br />
Ich schaue mich um: in den Sand sind mit einer<br />
Hacke Seitenlinien geritzt worden, zwei Tore ohne<br />
Netz stehen auf beiden Seiten – einfach, aber funktional,<br />
und mehr braucht es im Moment auch gerade<br />
nicht. Das denken wohl auch die Kinder, die um<br />
mich herumflitzen. Sie alle leben in einem Waisen<br />
haus am Stadtrand – die Sandwüste als Nachbar.<br />
Die Hilfsorganisationen, die sich an unserem Projekt<br />
beteiligen, nehmen Strassen und Waisenkinder<br />
ebenso auf wie Kriegsflüchtlinge aus dem Süd<br />
Sudan und der DarfurRegion.<br />
Fussball im Einsatz für<br />
soziale Zwecke<br />
Mitten auf dem staubigen Sandplatz<br />
steht einer unserer jungen Trainer. Seit März<br />
<strong>2009</strong> bilden wir in Kooperation mit unseren Partnerclubs<br />
junge sudanesische Frauen und Männer<br />
verschiedener Volksgruppen zu Fussballtrainern<br />
für Sozialprojekte aus. Die Teilnehmer der Ausbildung<br />
wurden vom Sudanesischen Fussballverband<br />
und lokalen Hilfsorganisationen ausgewählt. Während<br />
fünf Ausbildungsmodulen innerhalb eines<br />
Jahres bekommen sie theoretische und praktische<br />
Inhalte vermittelt – im Mittelpunkt der Ausbildung<br />
steht immer der Aspekt, wie man Fussball für soziale<br />
Zwecke einsetzen kann. Die jungen Trainerinnen<br />
und Trainer hatten beim letzten Ausbildungsabschnitt<br />
von den Trainern unserer Partnerclubs<br />
die Aufgabe bekommen, eigene Fussballgruppen<br />
für Kinder in Hilfsorganisationen oder armen Regionen<br />
Khartums aufzubauen.<br />
Top-Fussballclubs<br />
schicken Trainer<br />
Ich beobachte den jungen Trainer<br />
mit seiner Gruppe auf dem Spielfeld. Er bringt<br />
die Kinder zum Lachen, motiviert und korrigiert.<br />
Die Kinder hören gespannt zu. Waleed ist bereits<br />
ein Vorbild für sie. <strong>Der</strong> Fussball bietet ihnen Abwechslung<br />
vom oft tristen Alltag und die Kinder<br />
können ihre Sorgen vergessen. Fussball bedeutet
Fussballtrainer von internationalen<br />
Fussballclubs engagieren sich<br />
über die Scort Foundation in der<br />
Dritten Welt.<br />
hier mehr als nur Kicken – unsere<br />
jungen Trainer vermitteln den<br />
Kinder Erfolgs und Gemeinschaftserlebnisse,<br />
die schlimme Erinnerungen vergessen<br />
lassen. Die Freizeit wird gleichzeitig sinnvoll<br />
genutzt. Hier erleben wir anschaulich, was unser<br />
Partnerschaftsprogramm «Football Clubs for Development<br />
and Peace» zu leisten imstande ist. Das<br />
Ziel von Scort ist es, professionelle Fussballclubs zu<br />
sozialem Engagement zu motivieren. In Kooperation<br />
mit den Clubs organisieren wir dann auf lokaler<br />
und internationaler Ebene soziale Fussballprojekte<br />
für benachteiligte Kinder und Jugendliche.<br />
Namhafte Clubs wie der FC Basel, Werder Bremen,<br />
Bayer 04 Leverkusen und Liverpool FC engagieren<br />
sich bereits in unserem Partnerschaftsprogramm<br />
und unterstützen diverse Projekte. Die TopClubs<br />
beteiligen sich insbesondere durch ihre Trainer an<br />
den Projekten, die gemeinsam die Ausbildung der<br />
jungen Teilnehmer leiten.<br />
Unterstützung für das<br />
soziale Engagement<br />
Scort übernimmt von Liechtenstein<br />
aus die gesamte Organisation und Koordination<br />
der Projekte. Ohne Unterstützung zahlreicher<br />
Partner wäre dies nicht möglich. So trägt der Liechtensteinische<br />
Entwicklungsdienst beispielsweise<br />
den Grossteil der Kosten des SudanProjekts. Partnerunternehmen<br />
wie die Agentur Tangram oder<br />
die Audina Treuhand AG leisten wichtige Unterstützung<br />
bei der täglichen Arbeit. Bei ausländischen<br />
Projekten wie im Kosovo oder Sudan kooperieren<br />
wir neben den Clubs auch mit den Vereinten<br />
Nationen, Botschaften, lokalen Hilfsorganisationen<br />
und Sponsoren vor Ort. Wieder andere Projekte<br />
Foto: Scort Foundation<br />
werden von der Liechtensteiner Regierung und<br />
Liechtensteiner Gemeinden unterstützt. Wir wagen<br />
einen Blick in die Zukunft: Ob es in einigen Jahren<br />
normal sein wird, dass Mädchen im Sudan auch am<br />
Strassenrand Fussball spielen? Im Moment müssen<br />
unsere Trainerinnen mit ihren Mädchengruppen<br />
noch auf dem Gelände des Fussballverbandes trainieren,<br />
da Fussball für Frauen und Mädchen in der<br />
Öffentlichkeit verpönt ist. <strong>Der</strong> Verband aber ist bereits<br />
einen grossen Schritt gegangen, indem er Frauen<br />
die Teilnahme an unserer Ausbildung ermöglicht<br />
hat. Im Kosovo werden dank unseres Projektes<br />
gerade die ersten MädchenTeams aufgebaut.<br />
Wie viele Clubs mehr haben wir wohl in einigen<br />
Jahren davon überzeugt, an unserem Partnerschaftsprogramm<br />
teilzunehmen und gemeinsam<br />
mit uns junge Menschen auszubilden? Als die Kinder<br />
uns am Stadtrand von Khartum im Anschluss<br />
schwitzend und lachend von ihren Zukunftsplänen<br />
erzählen, wird uns klar – wir sind auf dem richtigen<br />
Weg. Lehrer, Arzt und Pilot wollen sie werden.<br />
Unsere jungen Trainer tragen zur Motivation dieser<br />
Kinder bei. Gleichzeitig werden ihnen selbst neue<br />
Perspektiven geboten. Als Multiplikatoren tragen<br />
sie die Leitideen unserer Projekte weiter. |<br />
Zur person<br />
Kristina Bohnstedt ist bei der Scort Foundation für den Bereich Kom-<br />
munikation (PR/Medien) zuständig und arbeitet auch im Projekt-<br />
management mit.<br />
Informationen zur Scort Foundation: www.scort-go-for-it.org<br />
AUGUST <strong>2009</strong>
ZeitGeScHeHen<br />
22 Vor 90 Jahren – 2. <strong>August</strong> 1919<br />
Landtag kündigt Zollvertrag mit Österreich<br />
Die Mannschaft der liechten- In der Geschichte des Landtags<br />
steinischen Grenzwache, die 1919 gibt es verschiedene Daten, die für<br />
aufgestellt wurde.<br />
die Geschicke unseres Landes von<br />
entscheidender Bedeutung waren.<br />
Ein historisches Datum ist der 2. <strong>August</strong> 1919. <strong>Der</strong><br />
Landtag befasste sich mit den Beziehungen Liechtensteins<br />
zu Österreich, das nach dem Ende des Ersten<br />
Weltkriegs am Boden lag, und kündigte den Zollvertrag<br />
mit dem östlichen Nachbarland. Wenn man die<br />
Traktandenliste des Landtags von damals anschaut,<br />
gewinnt man den Eindruck, als ob die Parlamentarier<br />
nicht viel Aufsehen erregen wollten mit ihrer<br />
Entscheidung. Die Kündigung des Zollvertrags war<br />
nämlich nicht der erste Punkt auf dem Traktandum.<br />
<strong>Der</strong> Antrag an den Landtag hatte nur vier<br />
Punkte, über die nach kurzer Diskussion entschieden<br />
wurde – erwartungsgemäss sprach sich der<br />
Landtag geschlossen für die Kündigung aus:<br />
1. <strong>Der</strong> Landtag beschliesst, es sei der im Jahr 1876 abgeschlossene<br />
und seit 1919 provisorisch verlängerte<br />
Zollvertrag im Verhandlungswege aufzukündigen.<br />
2. <strong>Der</strong> Landtag erklärt, dass er die Auflösung des<br />
Zollvertrags mit Rücksicht auf die internationalen<br />
Verhältnisse als im Lebensinteresse des Staates für<br />
notwendig erachtet, um die zukünftigen wirtschaftlichen<br />
Beziehungen des Landes ungehindert regeln<br />
zu können. <strong>Der</strong> Landtag erklärt ferner, dass weder<br />
AUGUST <strong>2009</strong><br />
durch den Auflösungsbeschluss<br />
noch durch die Auflösung des<br />
Vertrags selbst ein unfreundlicher<br />
Akt gegen Deutschösterreich begangen<br />
werden soll; einzig die<br />
Wahrung der vitalen Interessen<br />
des Landes veranlassen ihn dazu.<br />
3. Die Regierung wird ersucht,<br />
gleichzeitig mit der Auflösung<br />
die Verhandlungen wegen des<br />
provisorischen Abkommens mit<br />
Deutschösterreich über den gegenseitigen<br />
Verkehr und Warenaustausch<br />
aufzunehmen, ebenso<br />
mit der Schweiz, für die Zeit, als<br />
ein definitiver Zollanschluss an irgend einen Staat<br />
nicht abgeschlossen ist. Zu diesen Verhandlungen<br />
sind vom Landtag bestellte Personen beizuziehen.<br />
4. Die Regierung wird ersucht, diesen Beschluss nach<br />
seiner Sanktion sofort zu vollziehen.<br />
Foto: Landesarchiv<br />
Die Aufkündigung des Zollvertrags mit Österreich<br />
war ein kalkuliertes Wagnis. Zwar lag noch keine<br />
definitive Entscheidung aus der Schweiz vor, doch<br />
mit der Schweiz hatten bereits Verhandlungen stattgefunden.<br />
Bevor der Zollvertrag mit der Schweiz im<br />
Jahre 1923 unterzeichnet werden konnte, galt Liechtenstein<br />
als eigenes Zollgebiet. Am 1. September 1919<br />
wurde Liechtenstein für Österreich zum Zollausland.<br />
Schon Ende September zog Österreich seine Grenzwache<br />
in Liechtenstein ab, so dass die Regierung gezwungen<br />
war, eine eigene Grenzwache aufzustellen.<br />
Weil der Schmuggel zwischen Liechtenstein und der<br />
Schweiz zur damaligen Zeit in voller Blüte stand, hatte<br />
es die Regierung eilig mit der Rekrutierung der eigenen<br />
Grenzwache. Die beiden Landweibel im Ober<br />
und Unterland wurden beauftragt, geeignete Männer<br />
für den Dienst zu suchen. «Die Ausgewählten<br />
wurden ins Regierungsgebäude befohlen», beschrieb<br />
der Historiker Otto Seger den Dienstantritt, «wo sie<br />
der Landesverweser auf ihre Pflichten aufmerksam<br />
machte und zu gewissenhafter Dienstausführung ermahnte.»<br />
Dann ging’s an die Grenze. |
Staatsfeiertag<br />
Feines von Ausländervereinen<br />
<strong>Der</strong> Staatsfeiertag bietet auch etwas<br />
für die Sinne. Beim Volksfest<br />
im Städtle Vaduz ziehen eine<br />
Vielzahl von Gerüchen die Festbesucher<br />
magisch an. Ob die<br />
Bratwurst lockt oder der Kebab,<br />
ob es nach österreichischen Knödeln<br />
oder nach asiatischen Reisgerichten<br />
gelüstet, für die Gaumenfreuden<br />
warten die Köstlichkeiten<br />
an den Ständen der Ausländervereine<br />
auf die hungrigen<br />
Gäste. Alles ist vorhanden, von<br />
der währschaften und bewährten<br />
Hausmannskost bis zu den<br />
unbekannten und gerade deshalb besonders lockenden<br />
Kreationen auf den Tellern. Das Volksfest<br />
am Staatsfeiertag hat sich auch zum kulinarischen<br />
Fest der Kulturen entwickelt. Die ersten Köstlichkeiten<br />
aus ihrer Heimat boten Ausländervereine<br />
beim Staatsfeiertag 1982 an. Inzwischen ist das Angebot<br />
erheblich ausgebaut und die Vielfältigkeit gesteigert<br />
worden. Auch die Zahl der Ausländervereine<br />
stieg auf etwa zwei Dutzend an – von dem schon<br />
1948 gegründeten Schweizer Verein bis zum British<br />
Club, der Russischen Kulturgesellschaft oder dem<br />
Türkischen Verein für Frauen in Fürstentum Liechtenstein.<br />
Auch die Österreicher haben sich in einem<br />
Verein zusammengeschlossen, ebenso die Italiener,<br />
die Südtiroler, die Slowenen, die Kroaten, die Holländer,<br />
die Dänen, die Deutschen, die Griechen, die<br />
Spanier, die Portugiesen und die Zuwanderer aus<br />
BosnienHerzegowina. Aktiv sind auch die in Zürich<br />
angesiedelte Union des Francais de l’étranger<br />
der Franzosen und der Marokkanische Verein in<br />
Liechtenstein mit Sitz in Feldkirch. Ein Dachverband<br />
der Ausländervereine bildet gleichsam das<br />
übergeordnete Dach über den Vereinen.<br />
Wer am Staatsfeiertag von Stand zu Stand<br />
läuft, erkennt die Vielzahl und die Vielfalt der ausländischen<br />
Vereine. Aber lange nicht alle Ausländer<br />
haben sich zu einem Verein zusammenge<br />
Foto: bilder.li<br />
BraucHtum<br />
schlossen. Die Ausländerstatis Am Staatsfeiertag bieten Austik<br />
weist Zuwanderer aus rund ländervereine beim Volksfest ihre<br />
hundert verschiedenen Ländern nationalen Köstlichkeiten an.<br />
auf, die in Liechtenstein ihren<br />
vorläufigen oder dauernden Wohnsitz gefunden<br />
haben – eine kleine UNO im Herzen der Alpen.<br />
Seit die Zuwanderung nicht nur aus den Nachbarländern<br />
und einigen Staaten aus Südeuropa erfolgt,<br />
ist die Frage der Integration für die Behörden zunehmend<br />
in den Mittelpunkt gerückt. Schon im<br />
Jahre 2004 eröffnete Regierungschef Otmar Hasler<br />
eine Diskussionsplattform für Ausländervereine.<br />
Integration könne nur gelingen, war der damalige<br />
Regierungschef überzeugt, wenn Ausländer wie<br />
auch Inländer eingebunden werden. Integration<br />
umfasse alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens<br />
und finde in Vereinen, im Zusammenleben mit<br />
Nachbarn, in der Schule und am Arbeitsplatz statt.<br />
«Ziel unserer Integrationspolitik muss es sein»,<br />
nannte Otmar Hasler als wichtigstes Vorhaben der<br />
Ausländerpolitik, «Ungleichheiten nach Möglichkeit<br />
abzubauen und Chancengleichheit herzustellen.»<br />
Wenn alle in unserer Gesellschaft gleichberechtigt<br />
ihre Kompetenzen und ihre Erfahrungen<br />
einbringen könnten, werde für Liechtenstein nicht<br />
nur Leistung, Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftlicher<br />
Erfolg gesichert, sondern auch mehr<br />
Lebensqualität gewonnen. |<br />
AUGUST <strong>2009</strong><br />
23
24<br />
25<br />
Von Bruno Dürr<br />
WindenerGie<br />
<strong>Der</strong> Föhn und<br />
die Windenergie<br />
ist das rheintal für die nutzung der Windenergie geeignet?<br />
messungen sollen darüber aufschluss geben, ob der Wind zur<br />
energieherstellung im Gebiet zwischen Balzers und triesen<br />
genutzt werden kann. problemkind ist der föhn.<br />
<strong>Der</strong> Föhn wird seit jeher gefürchtet<br />
im Zusammenhang mit Dorf oder Waldbränden.<br />
Gefürchtet ist der Föhn auch bei den Revierförstern:<br />
Jahrzehntealte Waldbestände können innerhalb<br />
kürzester Zeit vernichtet<br />
an der nordflanke des werden. Bei den Landwirten wird<br />
der Föhn hingegen teilweise ge<br />
fläscherbergs stürzt der föhn<br />
schätzt. Er verkürzt den Winter<br />
in die rheinebene und formt und verlängert eine Vegetationsperiode<br />
bis tief in den Herbst hi<br />
sich südlich von triesen zu<br />
nein. Wetteraufzeichnungen zei<br />
einer gleichförmigen Strömung gen, dass die jährlichen Niederschläge<br />
im Raum VaduzTriesen<br />
vergleichsweise gering sind. Dies ist auf zwei Effekte<br />
zurückzuführen. Jede Schlechtwetterfront füllt<br />
das Rheintal – einer Badewanne gleich – langsam<br />
mit kalter und somit schwerer Luft auf. Meistens<br />
strömt die Kaltluft über den Walensee, dann durch<br />
das Seeztal nach Balzers. Im Winter lässt sich dies<br />
sehr gut beobachten. In Sargans liegt regelmässig<br />
mehr Schnee als in Triesen. Meist zeitgleich ergiesst<br />
sich eine gehörige Portion Kaltluft auch via Toggenburg<br />
ins Liechtensteiner Unterland. Die Kaltluft<br />
fliesst ab Richtung Bodensee und lässt die Region<br />
Triesen im wahrsten Sinne des Wortes mehrheitlich<br />
im Trockenen stehen.<br />
Die Energie des Föhns<br />
Die Talgabelung bei Sargans mit<br />
der Gonzensüdwand und dem Fläscherberg als<br />
markante Hindernisse spielen eine wichtige Rolle<br />
für das Windaufkommen im Raum Balzers. <strong>Der</strong><br />
Föhn spaltet sich am Gonzen in zwei Föhnäste auf.<br />
<strong>Der</strong> eine Ast findet den Weg via Seeztal zum Walensee.<br />
<strong>Der</strong> andere Ast führt durch das Rheintal<br />
in Richtung Bodensee. Die Windmessungen in<br />
Balzers der Solargenossenschaft<br />
Liechtenstein und eine computerbasierte<br />
Windsimulation<br />
zeigten, dass die Aufspaltung am Gonzen den Föhn<br />
zwischen Sargans und dem Rheinknie bei Balzers<br />
sehr markant abbremst. Folglich ist in diesem Gebiet<br />
die Windenergie des Föhns leider nicht voll<br />
nutzbar. Ganz anders ist die Situation nördlich von<br />
Balzers. <strong>Der</strong> Fläscherberg wirkt wie ein Flusswehr.<br />
An der Nordflanke des Fläscherbergs stürzt der<br />
Föhn lawinenartig in die Rheinebene hinunter und<br />
formt sich im Hälos, südlich von Triesen, zu einer<br />
gleichförmigen Strömung, welche von Windanlagen<br />
wesentlich besser ausgenutzt werden kann. Solche<br />
Überlegungen müssen natürlich zuerst durch<br />
Windmessungen bestätigt werden. Deshalb wurde<br />
der Windmessmasten Mitte April <strong>2009</strong> von Balzers<br />
nach Triesen in den «Obera Hälos» verlegt, um das<br />
Windenergiepotenzial des Föhns bei der leichten<br />
Richtungsänderung des Rheins genauer zu untersuchen.<br />
Weiter nördlich von Triesen nimmt der<br />
langjährige Durchschnitt des Föhns wieder ab. Im<br />
langjährigen Durchschnitt bläst der Föhn in der<br />
Region Balzers während rund 480 der insgesamt<br />
8760 Stunden des Jahres. Die automatische Wetterstation<br />
in Vaduz hingegen registriert nur noch während<br />
rund 360 Stunden Föhn. Ein grosses Windrad<br />
produziert folglich in Vaduz weniger elektrische<br />
Energie als im Triesner Hälos.<br />
Windkarte Liechtenstein<br />
und Werdenberg<br />
Das Bundesamt für Energie liess<br />
vor rund 6 Jahren eine Windkarte für die Schweiz<br />
und auch Liechtenstein erstellen. Diese offizielle<br />
Schweizer Windkarte vermittelt einen Eindruck
über die durchschnittliche Jahreswindgeschwindigkeit<br />
auf 50 Meter, 70 Meter und 100 Meter über<br />
Grund. Die kantonalen Fachstellen suchten in der<br />
Folge über diese Windkarte nach geeigneten Standorten<br />
zur Windenergienutzung. Für den Kanton<br />
St. Gallen wurde aufgrund dieser Datenlage kein geeigneter<br />
Standort für die Windnutzung in unserer<br />
Region gefunden. Die ersten Windmessungen im<br />
Balzner Neugüeter der Solargenossenschaft zeigten<br />
jedoch, dass bei Energieertragsrechnungen die physikalischen<br />
Gesetze der Windenergienutzung zu<br />
berücksichtigen sind. Zudem zeigten die Windmessungen,<br />
dass die Windgeschwindigkeiten wesentlich<br />
höher sind als in der Windkarte dargestellt. Für<br />
Föhngebiete ist nicht die durchschnittliche jährliche<br />
Windgeschwindigkeit massgebend, sondern die<br />
durchschnittliche Windenergie an einem bestimmten<br />
Ort. Für die Windenergie gilt: eine Verdoppelung<br />
der Windgeschwindigkeit bedeutet eine Verachtfachung<br />
der Energie! Dies wird ausgedrückt als<br />
Energie pro Fläche, also beispielsweise in Kilowattstunden<br />
pro Quadratmeter (kWh/m²). Dies ist der<br />
Grund für die entscheidende Bedeutung des Föhns<br />
für die Windenergienutzung in Liechtenstein, aber<br />
auch im Bezirk Werdenberg. Gemäss den Windgeschwindigkeitsmessungen<br />
der Solargenossenschaft<br />
Liechtenstein werden in Balzers auf 100 Meter über<br />
Zur person<br />
Dr. Bruno Dürr ist Klimatologe, Mitarbeiter von MeteoSchweiz und<br />
Mitglied der Solargenossenschaft Liechtenstein.<br />
Eine Windanlage muss an die<br />
besonderen Gegebenheiten eines<br />
Standortes angepasst werden.<br />
Grund rund 1‘000 kWh/m²<br />
Windenergie pro Jahr erwartet.<br />
Daraus könnte eine geeignete<br />
Windkraftanlage jährlich rund 40% bzw. 400 kWh/<br />
m² Strom erzeugen. Eine einzige Windkraftanlage<br />
mit 100 Meter Nabenhöhe und 41 Meter Flügellänge<br />
im Gebiet BalzersNeugüeter könnte jährlich<br />
mehr als 2 Millionen Kilowattstunden erneuerbaren<br />
Strom liefern, was dem Jahresbedarf von über<br />
500 Haushalten in Liechtenstein entspricht.<br />
Foto: bilder.li<br />
Rotorblätter auf Winde<br />
einstellen<br />
Die Ergebnisse der Windmessungen<br />
im Raum Balzers – Triesen lassen auf eine<br />
künftige Nutzung der Windenergie in Liechtenstein<br />
hoffen. Bereits in einem Jahr können die speziellen<br />
Begebenheiten der Föhnregion Liechtenstein<br />
und Werdenberg detailliert bewertet und erste<br />
Wirtschaftlichkeitsrechnungen für die Stromproduktion<br />
erstellt werden. Die Windmessungen<br />
sind aber nicht nur für eine Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />
notwendig. Eine Windanlage muss an<br />
die besonderen Gegebenheiten eines Standortes angepasst<br />
werden. Kurzzeitige Schwankungen der<br />
Windrichtung sind eine Herausforderung für die<br />
Regelung der Ausrichtung der Anlage. Die Häufigkeit<br />
der verschiedenen Winde, aber auch die Spitzengeschwindigkeiten<br />
des Föhns bestimmen die<br />
Blattform der Rotoren. Zwei Gegensätze bestimmen<br />
die Form der Rotorblätter: Für die Föhnnutzung<br />
müssen die Rotorblätter sehr schlank und für<br />
laue Winde sehr gross sein. Die Rotorblätter müssen<br />
folglich auf die Resultate der Windmessungen<br />
abgestimmt werden. Dies ist keine leichte Aufgabe<br />
und beinhaltet derzeit noch viel Pionierarbeit. |<br />
AUGUST <strong>2009</strong>
26<br />
27<br />
Von Günther Meier<br />
innovation<br />
Eine Weltneuheit<br />
für die Briefmarkenwelt<br />
erstmals in der fast hundertjährigen Geschichte der liechtenstein-<br />
philatelie wird eine Briefmarke ganz in liechtenstein hergestellt.<br />
die Gutenberg aG und die philatelie liechtenstein entwickelten<br />
zudem eine Weltneuheit.<br />
Sammler und Nutzer warten gespannt<br />
auf den 7. September <strong>2009</strong>. An diesem Tag<br />
erscheinen drei neue BriefmarkenSerien der<br />
Philatelie Liechtenstein. Unter ihnen eine Sonderserie<br />
mit vier Wertstufen, die<br />
von der Gestaltung in die BriefmarkenGeschichte<br />
über den druck bis hin des Fürstentums Liechtenstein<br />
eingehen wird. «Mit der Serie<br />
zur perforation – alles ‹Schmetterlinge› präsentiert die<br />
«made in liechtenstein» Philatelie Liechtenstein eine<br />
Weltneuheit – eine selbstklebende<br />
Briefmarke mit echter Perforation und geschlitzter<br />
Vorderseite», schreibt Norbert Hasler in der NeuheitenBroschüre<br />
zur nächsten BriefmarkenAusgabe.<br />
<strong>Der</strong> Leiter der Philatelie Liechtenstein erwähnt,<br />
dass es in zweijähriger Vorbereitung<br />
gelungen sei, eine SelbstklebeBriefmarke mit echter<br />
Perforation zu entwickeln, die sich leicht vom<br />
Bogen ablösen lasse. Zudem ist die Schmetterling<br />
Serie die erste BriefmarkenAusgabe in der seit 1912<br />
dauernden Geschichte der liechtensteinischen Post<br />
wertzeichen, die komplett in<br />
Liechtenstein hergestellt wurde –<br />
oder wie es Norbert Hasler umschreibt: Von der<br />
Gestaltung, die von Stefan Erne stammt, über den<br />
Druck bis hin zur Perforation – alles «made in<br />
Liechtenstein». <strong>Der</strong> Briefmarkendruck gehört zu<br />
den Königsdisziplinen in der Druckindustrie. Die<br />
Gutenberg AG erhielt im Jahre 2007 den Auftrag,<br />
eine Postkarte mit aufgedrucktem Wertzeichen<br />
und Lochperforation herzustellen. Aus der Zusammenarbeit<br />
mit dem Unternehmen, das die Perforation<br />
für diesen Auftrag ausführte, entwickelte sich<br />
die Idee, selbstklebendes Papier mit Nadeln zu perforieren.<br />
Von der spontanen Idee bis zur Realisierung<br />
waren aber noch einige technische Herausforderungen<br />
zu überwinden. Um den technischen Anforderungen<br />
zu genügen, wurde eine spezielle Maschine<br />
angefertigt, welche in der Lage ist, die<br />
BogenProduktion in einem Arbeitsgang in der geforderten<br />
Präzision auszuführen. Vor mehr als 500<br />
Jahren revolutionierte Johannes Gutenberg mit den<br />
beweglichen Lettern das Druckgewerbe<br />
und leitete eine ungeahnte<br />
Entwicklung für den Buchund<br />
Zeitungsdruck ein. <strong>Der</strong> Firma<br />
Gutenberg AG ist es gelungen,<br />
Foto: Marco Nescher<br />
Präsentation des ersten Briefmarkenbogens<br />
nach der Perforation:<br />
Norbert Hasler, Leiter Philatelie<br />
und Stefan Erne, Leiter<br />
Gestaltung Philatelie sowie Remi<br />
Nescher, Direktor und Max<br />
Meinherz, Marketingleiter, Guten-<br />
berg AG (v.l.n.r.).
etwas mehr als ein halbes Jahrtausend danach eine<br />
kleine Revolution im Briefmarkendruck der Öffentlichkeit<br />
zu präsentieren. Die neue Dienstleistung,<br />
die nicht auf den Druck von Postwertzeichen<br />
begrenzt bleiben muss, bietet die Gutenberg AG unter<br />
dem Label «Gutenberg security printing» an.<br />
Wünsche der Sammler<br />
und Anwender erfüllen<br />
Die Handhabung der neuen<br />
Selbstklebebriefmarken ist äusserst unkompliziert.<br />
Die Briefmarken können einzeln vom Bogen gelöst<br />
und auf Briefe geklebt werden, ohne dass sie gerissen<br />
oder befeuchtet werden müssen. Das Trägerpapier<br />
des Bogens ist ebenfalls lochperforiert, bleibt<br />
aber – je nach Belieben oder Gebrauch – ganz. <strong>Der</strong><br />
Philatelie Liechtenstein bietet diese Neuheit die<br />
Möglichkeit, die Marken den Sammlern nach deren<br />
Wünschen auszuliefern – als ganze Bögen, in<br />
Blocks, in Streifen oder als Einzelmarken. Die liechtensteinischen<br />
Selbstklebebriefmarken unterscheiden<br />
sich optisch in keiner Weise von den gewohnten<br />
Briefmarken. Dank des speziell für Briefmarken<br />
produzierten Papiers lassen sich die auf Briefe<br />
oder Pakete geklebten Marken problemlos im Wasser<br />
ablösen. Für Philatelisten bleibt damit ein wichtiger<br />
Zweig ihrer Sammelleidenschaft erhalten.<br />
Innovation und<br />
Fälschungssicherheit<br />
Wirtschaftsminister Martin<br />
Meyer hat bei der Präsentation der ersten Briefmarken<br />
im Selbstklebeverfahren seiner Freude Ausdruck<br />
gegeben, dass die Philatelie Liechtenstein in<br />
Foto: Philatelie Liechtenstein<br />
Foto: Philatelie Liechtenstein<br />
Die liechtensteinischen Selbstklebebriefmarken<br />
unterscheiden<br />
sich optisch in keiner Weise von<br />
den bisherigen Markendrucken.<br />
Zusammenarbeit mit der Gutenberg<br />
AG nach fast hundertjähriger<br />
BriefmarkenTradition einen neuen Schritt<br />
wage. Um erfolgreich zu bleiben, müsse sich ein<br />
Unternehmen an Innovationen wagen. <strong>Der</strong> Wirtschaftsminister<br />
bewertete als sehr positiv, dass erstmals<br />
eine Sonderserie von Briefmarken erscheine,<br />
die vollständig in Liechtenstein hergestellt werde.<br />
Dies sei nicht selbstverständlich, betonte der Wirtschaftsminister,<br />
da es gerade bei der Produktion<br />
von selbstklebenden Briefmarken besonders schwierig<br />
sei, die von der Post gewünschte Fälschungssicherheit<br />
zu gewährleisten. <strong>Der</strong> Sicherheit kommt<br />
bei der Produktion von Postwertzeichen eine besondere<br />
Rolle zu. Neben einwandfreier Qualität hat<br />
die Erfüllung von Sicherheitsaspekten oberste Priorität.<br />
Die Gutenberg AG war sich dieser Herausforderung<br />
bewusst und schloss mit allen an der<br />
Herstellung der Briefmarken beteiligten Mitarbeiter<br />
besondere Sicherheitsverträge ab. Die Produktion<br />
erfolgt in eigens dazu eingerichteten Räumlichkeiten,<br />
welche strengen Sicherheitsvorschriften<br />
entsprechen. |<br />
AUGUST <strong>2009</strong>
28<br />
rätSel-SpaSS<br />
kreuzworträtsel august <strong>2009</strong><br />
AUGUST <strong>2009</strong><br />
Landstrasse 85, Schaan<br />
www.demmel.li<br />
DER<br />
MOMENT FÜR<br />
MICH<br />
Senden Sie das Lösungswort mit dem Betreff «Kreuzwort-<br />
rätsel <strong>August</strong> 09» an folgende Mail-Adresse und gewinnen Sie<br />
einen Preis: wettbewerb@dermonat.li oder benutzen Sie eine<br />
Post karte und senden diese an Alpenland Verlag AG, Postfach,<br />
9494 Schaan.<br />
<strong>Der</strong> Gewinner/die Gewinnerin wird durch den Alpenland<br />
Verlag schriftlich benachrichtigt. <strong>Der</strong> Name des Gewinners/der<br />
Gewinnerin wird unter www.dermonat.li sowie in der nächsten<br />
Ausgabe von «der <strong>Monat</strong>» auf der Rätselseite veröffentlicht.<br />
Einsendeschluss ist der 14. <strong>August</strong> <strong>2009</strong><br />
kreuzworträtsel Juni 09<br />
lösungswort: orchideen<br />
Gewinner eines Einkaufs-<br />
gutscheins über CHF 100.– von<br />
VIPs Mens Fashion, Vaduz:<br />
Frau Inge Risch, Pädergross 15<br />
9496 Balzers<br />
Gewinnen Sie im <strong>August</strong> einen<br />
Einkaufs gutschein über<br />
CHF 100.– von DEMMEL Kaffee,<br />
Landstrasse 85, 9494 Schaan
Wenn sich eine Tür schließt,<br />
öffnet sich eine andere.<br />
Aber wir schauen so lange<br />
mit so viel Bedauern<br />
auf die geschlossene Tür,<br />
dass wir die, die sich für uns geöffnet hat,<br />
nicht sehen.<br />
(Alexander Graham Bell)
30<br />
ScHluSSpunkt<br />
Arthur Brunhart<br />
<strong>Der</strong> Tag Liechtensteins<br />
Am 15. <strong>August</strong> feiert das Fürstentum Liechtenstein zum 70. Mal den<br />
Staatsfeiertag. Seine Einführung 1940 geschah auf dem Hintergrund<br />
der Zeitereignisse, als es galt, ein Zeichen zu setzen. Er war ein Symbol<br />
der Geschlossenheit des Volkes, die Bestätigung der Verbindung<br />
von Volk und Fürst, sowie eine<br />
Willenserklärung zur Erhaltung der Staatsfeiertag vermag der Bevölkerung<br />
der Selbstständigkeit des Landes.<br />
Die Regierung bestimmte das ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu geben<br />
Fest Maria Himmelfahrt zur<br />
Feier des Geburtstages von Fürst Franz Josef II. zum Staatsfeiertag.<br />
Monarchie und Staatsoberhaupt standen im Zentrum.<br />
Am 15. <strong>August</strong> feierten die Gemeinden Hochämter, an denen Behörden,<br />
Vereine, Beamte und Schulen teilnahmen. Am 16. <strong>August</strong><br />
besuchten Landtag, Regierung und Beamte die<br />
Messe in Vaduz und überbrachten dem Fürsten die<br />
Geburtstagswünsche. Die mit dem Tag verknüpften<br />
Zeremonien und Rituale bilden auch heute den<br />
Rahmen: Beflaggung, Ansprachen, Volkshymne,<br />
Feuerwerk, das Bekenntnis «Für Gott, Fürst und<br />
Vaterland» und Höhenfeuer. 1990, ein Jahr nach<br />
dem Tod Franz Josef II., beschloss der Landtag<br />
die Beibehaltung des 15. <strong>August</strong> als Staatsfeiertag,<br />
losgelöst vom Geburtstag des Fürsten und gedacht<br />
als Tag der Besinnung auf die staatlichen<br />
Arthur Brunhart<br />
Grundwerte und der Stärkung der Zusammenge<br />
Landtagspräsident des<br />
hörigkeit. Jedoch, der politische Gedanke des<br />
Fürstentums Liechtenstein Staatsfeiertages verlor, wie beklagt wird, nach<br />
und nach Konturen, sein Sinn verblasste. Nicht<br />
mehr alle wissen, was an diesem Tag eigentlich gefeiert wird, nicht<br />
wenige nehmen ihn als folkloristisch wahr, viele seien desinteressiert.<br />
Unser Land hat wenig identitätsstiftende historische Ereignisse,<br />
welche über gesellschaftliche und weltanschauliche Unterschiede<br />
hinweg Anlass für eine landesweite Feier sein können. Diesen identitätsstiftenden<br />
Charakter trägt der Staatsfeiertag in sich. Seine ursprünglichen<br />
Komponenten und Absichten sind so aktuell wie je.<br />
Um dies bewusst zu machen, kann der Staatsfeiertag eine bedeutende<br />
staatspolitische Funktion einnehmen. Zwar hat sich der Staatsfeiertag<br />
verändert, aber in seiner Funktion blieb er grundsätzlich<br />
gleich. Er vermag der Bevölkerung ein Gefühl der Zusammengehörigkeit<br />
zu geben, der Verbundenheit, des Zusammengehens, ein Bewusstsein<br />
der gleichen Geschichte und einer dynamischen Identität,<br />
die einschliesst und nicht ausgrenzt, die Individualität fördert<br />
und solidarisch Verantwortung für das Gemeinwesen wahrnimmt. |<br />
AUGUST <strong>2009</strong><br />
Foto: Sven Beham
ÜBER 350 WERKE<br />
FINDEN SIE<br />
IM ONLINE-SHOP<br />
Alpenland Verlag AG Telefon +423 239 50 30<br />
Feldkircher Strasse 13 Fax +423 239 50 31<br />
FL-9494 Schaan www.buchzentrum.li<br />
Ein Produkt der Gutenberg AG<br />
T +423 239 50 50 • www.gutenberg.li
PHILATELIE L IECHTENSTEIN<br />
P HILATÉ LIE L IEC HTENSTEIN<br />
P HILATELY L IEC HTENSTEIN<br />
Liechtensteinische Post AG<br />
Briefmarken aus dem<br />
Fürstentum Liechtenstein<br />
Möchten Sie mehr über Liechtensteinische Briefmarken erfahren?<br />
Dann senden Sie uns diesen Talon per Brief oder Fax, telefonieren oder mailen Sie uns.<br />
Frau Herr<br />
Name Vorname<br />
Adresse PLZ /Ort<br />
Land Telefon<br />
E-Mail<br />
Senden Sie mir Informationen zum Briefmarken-Abonnement der Philatelie Liechtenstein<br />
Senden Sie mir viermal im Jahr ��������� die Neuheiten-Broschüre der Philatelie Liechtenstein<br />
Ich abonniere den ����������� E-Mail Newsletter<br />
Garantie: Ihre Daten bleiben in unserer Datei. Wir betreiben keinen Adresshandel und vermieten unsere Adressen<br />
auch nicht an interne oder externe Stellen.<br />
Liechtensteinische Post AG<br />
Philatelie Liechtenstein<br />
Postfach 1000<br />
9490 Vaduz, Liechtenstein<br />
Telefon +423 399 44 66<br />
Fax +423 399 44 94<br />
E-Mail briefmarken@post.li<br />
Online-Shop ➜ www.philatelie.li