Universität Osnabrück, Graduiertenkolleg Mikrostruktur oxidischer
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50 UNIVERSITÄT OSNABRÜCK, FACHBEREICH PHYSIK<br />
In Abb. 3 ist eine ODMR-Winkelabhängigkeit bei Drehung des Al2O3:Ti-Kristalls um die [ 101<br />
0]<br />
-Achse dargestellt.<br />
Der Winkel, bei dem gemessen wurde, ist auf der vertikalen Achse dargestellt und das Magnetfeld auf<br />
der Abszisse. Dabei sind die eingezeichneten Resonanzlagen durch Fits mit ersten Ableitungen von Gaußkurven<br />
an die einzelnen ODMR-Spektren (Abb. 2) gewonnen worden. Durch die Winkelabhängigkeit kann der Verlauf<br />
der einzelnen Resonanzen (Zweig) verfolgt werden. Die Zweige werden durch kontinuierliche Linien begleitet,<br />
welche das Ergebnis eines Fits mit einem Spin-Hamiltonian darstellen. Die Form der Zweige in<br />
Abb. 3 („Schmetterlingsstruktur“) und die Existenz von „verbotenen“ Übergängen bei halber Feldstärke<br />
(620 mT) sind charakteristisch für ein Triplett-System. Die hier leichte Asymmetrie der Bäuche der zusammengehörenden<br />
Zweige (diese tragen die gleiche Nummer) wird durch ein orthorhombisches Kristallfeld verursacht.<br />
Ein solches System kann mit dem folgenden Spin-Hamiltonian beschrieben werden (z.B. [17]):<br />
2 1 1 2 2<br />
H SO = µ B ( BX<br />
g X S X + BY<br />
gY<br />
SY<br />
+ BZ<br />
g Z SZ<br />
) + D(<br />
SZ<br />
− S(<br />
S + 1))<br />
+ E(<br />
S X − SY<br />
) ,<br />
3 2<br />
wobei µ B — das Bohrsche Magneton, S X , SY<br />
, — die Komponenten des Spin-Operators, , ,<br />
— die Komponenten des Magnetfeldes, g X , , — die Komponenten des<br />
g<br />
SZ<br />
Y g<br />
BX Y B<br />
BZ Z g t -Tensors und D (axial)<br />
und E (orthorhombisch) — die Komponenten des Kristallfeldtensors im Hauptachsensystem des Zentrums<br />
darstellen.<br />
Von den in der Literatur für die „blau-grüne“ Lumineszenz vorgeschlagenen Modellen ist das Ti 4+ -O 2- -Charge-<br />
Transfer-Modell das einzige, das ein Spin-Triplett als angeregten Zustand haben kann, wodurch alle anderen<br />
Modelle wie F + oder isoliertes Ti 3+ nicht mehr in Frage kommen.<br />
Mit Anregungslicht wird ein Elektron vom Sauerstoff auf ein Ti 4+ -Ion übertragen. Das Loch ist bei einem dem<br />
Ti benachbarten Sauerstoffion eingefangen, d.h. es ist stark lokalisiert. Das Loch koppelt stark mit dem Elektron<br />
auf dem Titan und bildet einen Triplett-Zustand als tiefsten angeregten Zustand. Bei Rekombination des Loches<br />
mit dem Elektron kehrt das Titan in den Ti 4+ -Zustand und der Sauerstoff in den O 2- -Zustand zurück, das System<br />
wird wieder diamagnetisch. Dabei wird Licht im blau-grünen Bereich emittiert.<br />
In Tab. 1 sind als Ergebnisse des Fits mit dem orthorhombischen Spin-Hamiltonian die Parameter für zwei<br />
Triplett-Zentren T1 und T2 aufgeführt. Die Orientierung der Hauptachsensysteme der Zentren wird durch Eulerwinkel<br />
relativ zum Kristallsystem angegeben. Es sind jeweils die Eulerwinkel für das Zentrum angegeben,<br />
dessen Resonanzen den Zweig Nummer 1 bilden (Abb. 3). Die Orientierungen der Zentren, die die restlichen<br />
Zweige erzeugen, können durch die Symmetrieoperationen des Kristalls gewonnen werden.<br />
Zentrum<br />
Emission<br />
Relaxationszeit<br />
& Lebensdauer<br />
Eulerwinkel, ˚<br />
α<br />
β<br />
γ<br />
g X<br />
g -Tensor<br />
g Y<br />
g Z<br />
Kristallfeld-<br />
Aufspaltung<br />
D<br />
cm -1<br />
E<br />
cm -1<br />
T1 „blau“ T1>τ 99,3 50,4 -55 1,999 1,958 1,941 0,306 0,034<br />
T2 „grün“ T1>τ 87,3 62,7 -44 1,985 1,987 1,985 0,342 0,054<br />
Tabelle 1 Zusammenfassung der Ergebnisse der Triplett-Zentren T1 und T2, die entsprechend der „blauen“<br />
und der „grünen“ Lumineszenzbande zugeordnet wurden. Die von T1 kommenden Zweige sind in Abb. 3 mit<br />
Kurven dargestellt.